Unser Baby, das erste Jahr - Dagmar von Cramm - E-Book

Unser Baby, das erste Jahr E-Book

Dagmar von Cramm

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Beschreibung

Nichts ist so bewegend, aufregend, anstrengend wie die Geburt eines Kindes und sein Weg ins Leben. Viele Fragen tauchen auf, hervorgerufen vom Wunsch, alles richtig zu machen. Dieser Klassiker möchte Ihnen Sicherheit und Gelassenheit im Umgang mit Ihrem Baby vermitteln. Schon während der Schwangerschaft und wenn das Baby da ist, können Sie bei Fragen einfach nachschlagen: Was Sie wirklich brauchen, wie die ersten Tage nach der Geburt verlaufen werden, was beim Stillen zu beachten ist, was im Krankheitsfall zu tun ist, was finanziell zu beachten ist u.v.m. Das Autorenteam, eine Ernährungswissenschaftlerin, ein Kinderarzt und eine Juristin, informieren fachspezifisch und praxisnah über alle relevanten Themen im ersten Jahr. Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Wickeln, Tragen, etc. illustrieren das Gelesene anschaulich. Väter finden Wichtiges in eigenen Väter-Kästen zusammengefasst. Ein bewährter, kompetenter Ratgeber, mit dessen Hilfe Sie das erste Babyjahr ganz beruhigt meistern werden.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 457

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Impressum

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2012

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2012

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

Projektleitung: Simone Kohl

Lektorat: Margarethe Brunner

Bildredaktion: Nadia Gasmi

Covergestaltung: independent Medien-Design, Horst Moser, München

eBook-Herstellung: Bianca Isack

ISBN 978-3-8338-2788-4

3. Auflage 2019

Bildnachweis

Fotos: Stefanie Aumiller, Barbara Bonisolli, Colourbox, DDP Images, Deutsches Grünes Kreuz, Petra Ender, Fotolia, Getty Images, iStock, Mauritius Images, Picture Alliance, plainpicture, Shutterstock, Stocksy

Grafiken: Nadia Gasmi

Ilustrationen: Tatiana Davidova

Syndication: www.seasons.agency

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Das vorliegende E-Book basiert auf der 3. Auflage der Printausgabe.

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LIEBE LESERINNEN UND LESER,

 

wir wollen Ihnen mit diesem E-Book Informationen und Anregungen geben, um Ihnen das Leben zu erleichtern oder Sie zu inspirieren, Neues auszuprobieren. Wir achten bei der Erstellung unserer E-Books auf Aktualität und stellen höchste Ansprüche an Inhalt und Gestaltung. Alle Anleitungen und Rezepte werden von unseren Autoren, jeweils Experten auf ihren Gebieten, gewissenhaft erstellt und von unseren Redakteuren/innen mit größter Sorgfalt ausgewählt und geprüft.Haben wir Ihre Erwartungen erfüllt? Sind Sie mit diesem E-Book und seinen Inhalten zufrieden? Haben Sie weitere Fragen zu diesem Thema? Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung, auf Lob, Kritik und Anregungen, damit wir für Sie immer besser werden können. Und wir freuen uns, wenn Sie diesen Titel weiterempfehlen, in ihrem Freundeskreis oder bei Ihrem online-Kauf.

 

KONTAKT

GRÄFE UND UNZER VERLAG LeserservicePostfach 86 03 1381630 MünchenE-Mail: [email protected]

 

Telefon: 00800 / 72 37 33 33*Telefax: 00800 / 50 12 05 44*Mo-Do: 9.00 – 17.00 UhrFr: 9.00 bis 16.00 Uhr (*gebührenfrei in D,A,CH)

Wichtiger Hinweis

Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung der Verfasserin dar. Sie wurden von der Autorin nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Ein Wort zuvor

Nichts ist so wunderbar, bewegend und erfüllend wie die Geburt eines Kindes und seine ersten Schritte ins Leben. Sie werden staunen, Sie werden lachen und vielleicht auch manchmal weinen: Ihr gewohntes Leben wird sich grundlegend verändern – und das ist gut so. In dieser intensiven Zeit lernen Sie täglich dazu und werden vor neue Herausforderungen gestellt. Gut, wenn Sie ihnen gelassen begegnen können und das Richtige tun. Mit diesem umfassenden Ratgeber möchten wir Sie dabei unterstützen, Ihnen sowohl topaktuelle Informationen bieten als auch Bewährtes in Erinnerung rufen. Sie als Mutter sind für das Neugeborene die wichtigste Person in seinem Leben – am besten gemeinsam mit Ihnen, dem Vater. So liegt der Fokus in unserem Buch darauf, die Mutter zu stärken, sie fit zu machen fürs Stillen und für den Alltag mit dem Baby. Auch der Vater findet wichtige Informationen und Unterstützung – Sie als Eltern müssen ja erst Ihren gemeinsamen Familienstil finden. Die Hauptrolle aber spielt Ihr Baby!

FINDEN SIE IHREN PERSÖNLICHEN WEG!

Zu seiner Entwicklung, Gesundheit, Pflege und Ernährung finden Sie umfassende Informationen, die Ihnen helfen, Ihren eigenen Weg zu finden – frei von Ideologien und Vorurteilen. Das war die Idee von Prof. Schmidt, Kinderarzt und Vater von vier Kindern, und mir, Ernährungswissenschaftlerin und Mutter von drei Söhnen, als wir dieses Buch verfassten. Und dieses Ziel ist wichtiger denn je. So hat in dieser überarbeiteten Auflage die Kinderärztin Dr. Celina Steinbeis-v. Stülpnagel, ebenfalls Mutter von drei Kindern, den medizinischen Part grundlegend erneuert, nachdem Prof. Schmidt gestorben ist. Durch ihren beruflichen Schwerpunkt im Bereich Entwicklung konnte diesem Thema mehr Raum gegeben werden. Auch in der Babyernährung oder in der Pflege des Babys, dem Umgang mit Schlafen und Weinen hat sich einiges verändert. Erst recht in den gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Elisabeth Schmidt, die Tochter von Prof. Schmidt, aktualisiert hat.

VERLASSEN SIE SICH AUCH IHR GEFÜHL!

Sich wieder so intensiv mit dem Thema Baby zu beschäftigen, hat uns glücklich gemacht. Vieles ändert sich über die Jahre. Es ist aber beruhigend, dass die Kernbotschaften dieselben bleiben: Verlassen Sie sich auf Ihr Gefühl, entwickeln Sie eigene Rituale und bleiben Sie sich selbst treu. So geben Sie Ihrem Kind Liebe, Halt und Orientierung.Wir wünschen Ihnen bereichernde, beglückende Erfahrungen und ein wundervolles erstes Jahr mit Ihrem Baby!

GUTER START INS ABENTEUER BABY

Nichts wird Ihr Leben so von Grund auf ändern wie die Geburt Ihres ersten Kindes. Gut, wenn Sie darauf vorbereitet sind. In diesem Kapitel erfahren Sie, was in den ersten Lebenstagen wichtig ist, wie Sie das Wochenbett gut beginnen und was zu Hause zu tun ist.

DIE ERSTEN TAGE MIT DEM BABY

Jede Geburt ist einzigartig. Und jede Frau erlebt sie anders. Genau wie jedes Kind, auch wenn es später nichts mehr davon weiß. Die erste gemeinsame Zeit des Berührens und Fühlens, das Bonding, schafft eine wichtige Grundlage für die spätere tiefe Eltern-Kind-Bindung. Genießen Sie die Stunden unmittelbar nach der Geburt. Denn selbst wenn es anstrengend war, werden Sie unabhängig von der Tageszeit wahrscheinlich hellwach sein. Ihr Kind wird suchend sein Köpfchen hin und her bewegen. Ein Zeichen für Sie, dass Ihr Baby trinken will. Diese Minuten sind kostbar! Erst wenn Sie und Ihr Baby müde werden, ist es Zeit zum Ausruhen. Manchmal braucht das große Glücksgefühl länger, vielleicht auch, weil die Geburt nicht wie erträumt verlaufen ist. Lassen Sie sich davon nicht verunsichern. Es gibt keine Norm für eine gelungene Geburt.

Beim ersten Anlegen fließen nur wenige Tröpfchen Vormilch. Der Milcheinschuss erfolgt erst ein bis zwei Tage später. Wenn Sie Ihr Baby häufig anlegen und nach Bedarf stillen, verläuft dieser Übergang harmonisch. Sie und Ihr Kind lernen voneinander, haben Sie Geduld und lassen Sie sich von Ihrer Hebamme unterstützen.

Anfangs schläft Ihr Baby noch viel. Nutzen Sie diese Zeit ebenfalls für Ihre Erholung, machen Sie sich frei von Alltagspflichten: Während des sechswöchigen Wochenbettes können Sie sich erholen und Ihr Kind kennenlernen. Eine gute Vorbereitung, die Hilfe Ihres Partners und möglichst der ganzen Familie machen es Ihnen leichter, wieder in den Alltag zurückzufinden. Aber bleiben Sie gelassen: Ihr Baby hat neun Monate in Ihrem Bauch gelebt. Nun braucht es Zeit, sich in der Außenwelt einzufinden.

Nichts ist bewegender, als in den ersten Tagen gemeinsam das Neugeborene wahrzunehmen, zu beobachten, zu riechen und zu berühren.

Nach der Entbindung

Da ist Ihr Baby und mit ihm der erste Schrei, zaghaft oder kräftig: Ihr Baby holt Luft und meldet damit seine Ankunft an. Mit diesem Augenblick beginnt eine gemeinsame Reise, die das ganze Leben dauert. Aus einem Paar ist eine kleine Familie geworden. Sie beide sind nun Eltern! Es bleibt wenig Zeit, sich diese Tatsache klarzumachen, aber ein tiefer Blick in die unergründlichen Augen des Neugeborenen genügt, um eine erste zaghafte Bindung herzustellen.

Sobald die Nabelschnur durchtrennt ist, können Sie sich Ihr Baby auf den Bauch legen, um es zu begrüßen. Direkter Hautkontakt tut Ihrem Baby gut – das Ankommen auf dieser Welt fällt ihm so leichter. Damit der kleine Körper keine Wärme verliert, hüllt die Hebamme Sie beide in eine wärmende Decke. Diese ersten Augenblicke sind kostbar. Lassen Sie Ihren Partner von Anfang an daran teilhaben und genießen Sie den engen Körperkontakt gemeinsam: das ist Bonding.

Wie lange Ihr Kind auf Ihrem Bauch ausruhen kann, hängt davon ab, wie kräftig es ist und ob seine Apgar-Werte (siehe >) in Ordnung sind. Manchmal kann es bleiben, bis Sie versorgt sind, manchmal muss der Ernst des Lebens schon vorher beginnen. Anschließend folgt mit der Früherkennungsuntersuchung U1 (siehe >) die erste »Inspektion«, danach wird Ihr Baby angezogen und darf noch einmal in Ruhe zu Ihnen. Jetzt ist der geeignete Zeitpunkt, um Ihr Kind zum ersten Mal anzulegen (siehe >). Genießen Sie diese erste Stunde trotz der Geschäftigkeit eines Kreißsaals mit Ruhe und Muße für die neue Familie.

BONDING: DER ERSTE INNIGE KONTAKT

Meistens sind Mutter und Kind in der ersten Stunde nach der Geburt hellwach. Sie sind dazu bereit, sich kennenzulernen und einander anzunehmen. Ideal ist es, wenn auch der Vater bei diesem ersten Kennenlernen von Anfang an dabei ist. Weil diese Augenblicke so kostbar sind, ist es wichtig, Mutter und Kind möglichst nicht durch Krankenhausroutine zu trennen oder durch unnötige Hektik in ihrer Intimität zu stören. Das Baby zeigt in seinen ersten Lebensstunden eine große Bereitschaft zu saugen. Wenn Sie es jetzt anlegen, ist ein wichtiger Grundstein für eine glückliche Stillzeit gelegt. Ihr Baby trinkt nicht nur Ihre Milch: Es hört auch Ihre Stimme, sieht – wenn auch zunächst noch unscharf – Ihr Gesicht und prägt sich Ihren ganz spezifischen Körpergeruch ein. Umgekehrt ist es genauso. Je intensiver der Kontakt dieser ersten Stunden ist, desto enger ist die Verbindung von Mutter und Kind auch danach – und zwar so eng, dass sie sich unter Umständen sogar mit verbundenen Augen wiedererkennen können.

Die wichtige Rolle des Vaters

Der Vater hat Schwangerschaft und Geburt meist als aktive Stütze miterlebt. Das erste Mal sein Baby in die Arme zu schließen, erweckt seine Vatergefühle und hilft, eine starke Beziehung zu seinem Kind zu knüpfen. Sie entfaltet sich am besten, wenn er die Geburt miterlebt, wenn er in den ersten Stunden sein Baby berühren, in die Arme nehmen und ihm in die Augen sehen kann. Auch wenn Sie durch Schwangerschaft und Stillen in den ersten Monaten die wichtigste Bezugsperson sind, stärkt seine Hilfe nicht nur Ihnen den Rücken und entlastet Sie, sondern spielt von Anfang an auch für Ihr Kind eine ganz besondere Rolle.

Das gemeinsame Erleben erfüllt nicht nur die ersten Stunden, sondern die ersten Tage mit dem Baby. Es ist eine Grundlage für das Verstehen und Verstandenwerden von Eltern und Kind. Beide haben ein intuitives Wissen um die richtigen Verhaltensweisen, sie brauchen sie nicht zu lernen. Was sie brauchen, ist Zeit, Ruhe und Ermutigung.

WICHTIG!

Auch wenn die ersten Stunden und Tage nicht so verlaufen, wie Sie es sich vielleicht erhofft und erträumt haben, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen: Über die Qualität der Eltern-Kind-Bindung entscheidet nicht allein die erste Stunde nach der Geburt. Sie haben in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren täglich die Gelegenheit, liebevoll, fürsorglich und feinfühlig auf Ihr Kind einzugehen. Und das ist es, worauf es ankommt.

Ihr Kind bekommt schon mit ein paar Schlückchen »Vormilch« viel Schutz vor Infektionen.

ERSTES ANLEGEN: DIE STILLZEIT BEGINNT

Das erste Anlegen ist ein aufregender Moment. Lassen Sie sich Zeit dafür und beobachten Sie Ihr Kind erst einmal in Ruhe. Viele Babys finden den Weg zur Brustwarze von ganz allein, saugen an und bekommen so die ersten kostbaren Tropfen Kolostrum. Wenn Sie merken, dass Ihr Kleines Unterstützung braucht, können Sie vorsichtig helfen.

Übrigens: Auch wenn Sie meinen, dass noch keine Milch aus Ihren Brüsten kommt, erhält Ihr Kind bei jedem Anlegen doch kleine Mengen der wertvollen Vormilch. Sie enthält zwar nicht viele Kalorien, dafür aber reichlich Abwehrstoffe zum Schutz gegen Infektionen. Außerdem sorgt sie dafür, dass das Baby in den nächsten Tagen rascher seinen ersten, schwärzlichen Stuhlgang loswird, das Mekonium oder »Kindspech«.

Das erste Anlegen ist der Beginn einer gelingenden Stillbeziehung. Sie und Ihr Kind lernen voneinander: Das macht es Ihnen beiden leichter, die richtige »Stilltechnik« zu finden. Hier die Grundregeln:

» Stillen Sie im Liegen oder Sitzen, wie es Ihnen am angenehmsten ist. Wahrscheinlich werden Sie beides tun – je nach Situation.» Das Anlegen selbst ist gar nicht so schwer, denn Ihr Kind kommt Ihnen dabei entgegen: Es bewegt den Kopf suchend hin und her. Wenn Sie nun die Brustwarze mit Daumen und Zeigefinger umfassen, können Sie sie sanft in Richtung Babymund führen. Ganz wichtig: Ihr Baby sollte immer die Warze mitsamt dem Vorhof umfassen, nicht nur an der Warze saugen, denn das ist für Sie sehr schmerzhaft und kann schnell zu wunden Brustwarzen führen.» Führen Sie das Kind zur Brust und nicht die Brust zum Kind, so vermeiden Sie Verspannungen und Rückenschmerzen. Lagern Sie Ihr Baby dazu auf Stillkissen und zusammengerollten Decken, damit es die Brustwarze bequem erreichen kann.» Saugt Ihr Baby nun stetig, können Sie die Brust loslassen und es in Ruhe trinken lassen, bis es die Brustwarze von alleine loslässt.» Sollten Sie die Mahlzeit unterbrechen wollen, ziehen Sie Ihr Kind nicht einfach von der Brust ab. Schieben Sie stattdessen den kleinen Finger in seinen Mundwinkel, so löst sich der Saugdruck.» Mehr über Stilltechnik, Stilldauer und -rhythmus sowie schnelle Hilfen finden Sie ab >.

KAISERSCHNITTGEBURTEN

Jedes dritte Kind kommt per Kaiserschnitt zur Welt. Häufig ist die Operation geplant. Wenn möglich, wird eine Periduralanästhesie (PDA) gelegt, also eine lokale Betäubung im Wirbelsäulenbereich. Dadurch können Sie die Geburt bei vollem Bewusstsein miterleben. Die »PDA« ermöglicht, dass Sie schon wenige Stunden nach der Geburt aufstehen dürfen, »normal« essen und trinken und vor allem Ihr Baby bei sich behalten können. Ihr Mann darf Ihnen beim Kaiserschnitt ebenso zur Seite stehen wie bei einer »normalen« Geburt. Auch Rooming-in ist möglich. In seltenen Fällen, wenn unter der Geburt Komplikationen auftreten, kommt es zum ungeplanten Kaiserschnitt.

Dann ist die Enttäuschung vielleicht groß. Gut, wenn Sie diese notwendige Operation akzeptieren können – am Ende hat sie ja Ihnen beiden geholfen! Der junge Vater ist jetzt besonders wichtig und kann Ihnen helfen, indem er sich intensiv um das Baby kümmert. Trotzdem ist der Kaiserschnitt eine Operation, die Ihr Körper verkraften muss: Nach Hause dürfen Sie erst, wenn alles geheilt ist, nach etwa vier bis sechs Tagen. Eine gute Versorgung zu Hause ist dann besonders wichtig. Und noch etwas: Kaiserschnittbabys haben eine andere Darmmikrobiota als vaginal geborene Babys, die mit den Bakterien der Mutter bei der Geburt quasi »geimpft« werden. Das kann möglicherweise das Risiko von späteren Allergien erhöhen. Erwiesen ist das bisher noch nicht.

Checkliste für ein stillfreundliches Krankenhaus

WHO und UNICEF zertifizieren stillfreundliche Krankenhäuser nach strengen Kriterien, die auch die regelmäßige Schulung der Mitarbeiter einschließt. Entscheidend für eine Empfehlung sind vor allem folgende Aspekte:

◆ Infos und Tipps zum Stillen schon für Schwangere ◆ Möglichkeit, das Kind in den ersten 30 Minuten nach der Geburt anzulegen◆ Kompetente Hilfe beim Anlegen nach der Entbindung◆ Kein Zufüttern (gilt auch für Tee und Wasser) bei gesunden Neugeborenen◆ 24 Stunden Rooming-in◆ Förderung von Stillen nach Bedarf◆ Keine Gummisauger oder Schnuller für gestillte Babys◆ Guter Kontakt zu Stillgruppen
Stillen nach dem Kaiserschnitt

Auch nach einem Kaiserschnitt können Sie stillen! Die Milchbildung setzt eventuell etwas verzögert ein und in den ersten Tagen kann die Stillposition für Sie etwas unbequem sein. Meist ist das Anlegen unmittelbar nach der Geburt möglich. Je häufiger Sie Ihr Baby anlegen, desto besser kommt die Milchbildung in Gang. Die Hebamme wird Sie dabei unterstützen.

VORSORGE IM KREISSSAAL

Alle Ärzte wissen, dass die Geburt eines Kindes einerseits ein medizinisches, aber vor allem ein familiäres Ereignis ist, und versuchen dem Rechnung zu tragen, indem sie das Bonding von Mutter und Kind möglichst unterstützen. Um gesundheitliche Risiken für Mutter und Kind auszuschließen, gehört eine Reihe von medizinischen Maßnahmen in den ersten Lebensstunden des Babys trotzdem dazu.

» Noch im Kreißsaal wird Ihr Baby einer ersten medizinischen Untersuchung unterzogen, der sogenannten ersten Früherkennungsuntersuchung (U1, ausführliche Informationen finden Sie auf >). Die Ergebnisse werden in das gelbe Vorsorgeheft eingetragen, das Sie bei der Entlassung ausgehändigt bekommen. Meistens wird Ihr Baby dazu kurz unter eine Wärmelampe gelegt und dort untersucht. Verlief die Geburt normal, übernimmt diese Untersuchung die Hebamme oder der Kreißsaalarzt. Die Untersuchung Ihres Babys sollte so erfolgen, dass Sie möglichst alles mitverfolgen können. Es ist wichtig, dass Sie die Ergebnisse der Untersuchung erfahren. Fragen Sie auf jeden Fall nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben.» Aus der Nabelschnur ist bereits bei der Geburt zur Bestimmung des sogenannten Nabelschnur-pH-Werts ein wenig Blut abgenommen worden. Dieser Wert ist ein Maß für die Normalität der Stoffwechsellage (unbedenkliche Werte nach der Geburt liegen zwischen 7,20 und 7,38). Auch dieser Wert kommt ins Vorsorgeheft.» Sollte das Neugeborene während der Geburt Schleim aufgenommen haben, wird dieser abgesaugt. Ist es anfänglich etwas atemfaul, kann mit der Gabe von etwas Sauerstoff nachgeholfen werden.» Silbernitrat gegen Augeninfektionen wird Neugeborenen heute nicht mehr generell gegeben. Denn eine mögliche Infektion der mütterlichen Geburtswege wird schon bei der Schwangerschaftsvorsorge behandelt.» Außerdem erhält das Neugeborene vorsorglich 2 Tropfen Vitamin K gegen Blutgerinnungsstörungen (siehe >).

Hausgeburt und ambulante Geburt

Wenn Sie eine Hausgeburt ins Auge fassen, besteht die wichtigste Voraussetzung darin, dass Sie von einer auf Hausgeburten spezialisierten Hebamme und einem Gynäkologen mit Rufbereitschaft betreut werden. Außerdem sollte es sich nicht um eine Risikoschwangerschaft handeln.

Entwickeln Sie einen Notfallplan, für den Fall, dass unter der Geburt unerwartet Komplikationen auftreten und das Kind nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird: Ist ein Kinderarzt immer greifbar? In welcher Entfernung ist die nächste Kinderklinik mit Intensivversorgung? Oft entscheiden wenige Minuten über die Schwere von Schäden beim Neugeborenen.

Überlegen Sie, ob eine ambulante Geburt eine Alternative sein kann: Sie bringen Ihr Baby in einer Klinik oder einem Geburtshaus zur Welt und dürfen, wenn alles in Ordnung ist, einige Stunden später wieder nach Hause. Dort werden Sie von einer Hebamme betreut (siehe >).

Bedenken Sie auch Ihre Situation zu Hause: Nur wenn alles vorbereitet ist, können Sie die ersten Tage genießen.

ANPASSUNGSSTÖRUNGEN

Im Nachhinein erscheint uns eine gut verlaufende Geburt selbstverständlich. Doch manchmal gibt es Probleme. Geübte Geburtshelfer und Hebammen verfügen über ein großes Repertoire, um auftretende Komplikationen schnell zu erkennen und ihnen gezielt und effektiv zu begegnen. In jedem modernen Kreißsaal stehen medizinische Geräte bereit, um wirksam helfen zu können. Gelegentlich kann es zu kurzen Anpassungsstörungen kommen, die mit etwas Sauerstoff und vielleicht einer Flüssigkeitslösung zu beheben sind.

Schwerer verlaufende Störungen kündigen sich meist schon im Verlauf der Schwangerschaft an und können anhand eines Risikokatalogs rechtzeitig erkannt werden (siehe >). Dann hat die Kreißsaalbesetzung längst reagiert und ein Spezialistenteam aus der Intensivstation der nächsten großen Kinderklinik gerufen, das bereitsteht, um Ihrem Baby umfassend zu helfen. Außerdem kann Ihr Kind in die Kinderklinik übernommen werden, wo alle Heilmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Wenn Ihr Baby in eine Kinderklinik verlegt werden muss
» Versuchen Sie so bald wie möglich bei Ihrem Kind zu sein. Solange das nicht geht, können Sie wenigstens telefonisch Kontakt zu seiner Station halten.» Ihr Partner kann das Baby von Anfang an täglich mehrmals besuchen, es streicheln und wenn möglich auf den Arm nehmen, zu ihm sprechen und Sie über die sozialen Medien daran teilhaben lassen. Außerdem sollte er sich bei Ärzten und Krankenschwestern täglich nach dem gesundheitlichen Zustand des Babys erkundigen.» Sobald es nur irgend geht, lassen Sie sich zu Ihrem Baby bringen. Sie müssen es sehen, berühren und halten – das gibt Ihnen beiden Kraft und hilft bei der Heilung.» Wenn Sie Ihr Baby anfänglich nicht stillen sollen, weil es sich vielleicht noch nicht so anstrengen darf, ist Ihre Muttermilch besonders wichtig für seine Genesung. Pumpen Sie Ihre Milch ab (siehe >) – sie kann Ihrem Kind in den meisten Fällen über eine Sonde gegeben werden. Befindet sich Ihr Baby getrennt von Ihnen in einer Kinderklinik, muss die Milch sofort gut gekühlt dorthin transportiert werden. Die Milchflasche muss mit dem Abpumpdatum, der Uhrzeit und dem Namen Ihres Kindes versehen sein. Wenn Ihr Baby sich erholt hat, können Sie beginnen, es anzulegen. Fangen Sie behutsam an und lassen Sie es erst nur kurz saugen. Haben Sie Geduld, wenn das Stillen nicht sofort klappt. Noch nach Wochen lernen Kinder, an der Brust zu trinken.» Erfahren Sie, dass Ihr Baby länger in der Kinderklinik bleiben muss, und müssen auch Sie vielleicht noch länger im Krankenhaus gepflegt werden, versuchen Sie, in die der Kinderklinik angeschlossene Frauenklinik verlegt zu werden, um Ihrem Baby nahe zu sein.

Ihr Baby kommt nicht fertig auf die Welt – aber es hat schon erstaunlich große Augen und Ohren. Auf dem Bauch sollte es nur liegen, wenn Sie dabei sind.

Das Neugeborene

Ein gerade geborenes Kind erinnert in keiner Weise an das Bild eines rosig-prallen Babys, das unsere Vorstellungen beherrscht. Von der Käseschmiere (siehe >) bedeckt, wahrscheinlich etwas blutig, bläulich-rötlich verfärbt und noch durch die lange Nabelschnur mit der Plazenta verbunden, liegt es da. Ihr Baby ist aus der beschützten Welt in Ihrem Bauch in unsere gemeinsame Welt eingetreten. Dies war auch für Ihr Baby anstrengend. Wenn Sie es abgenabelt haben und trocken in Ihre Arme nehmen und wenn es getrunken hat, werden Sie Ihrem Baby in die Augen sehen. Und fasziniert sein: In den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt haben Babys einen ganz besonderen, fast weisen Blick und Gesichtsausdruck und man hat unwillkürlich das Gefühl, dass sie einen weiten Weg hinter sich haben.

Die Biologen sehen das ganz sachlich. Sie bezeichnen ein Baby auch als physiologische Frühgeburt, die etwa ein Jahr braucht, um ein lebenstüchtiges Kind zu werden.

Andererseits: Neugeborene sind aufmerksam, interessiert und wollen die Welt entdecken, zuallererst ihre Mutter und ihren Vater. Wir wissen aus der Neugeborenenforschung heute eine ganze Menge über ihre erstaunlichen Fähigkeiten. Allerdings ist über ihr Seelenleben und ihre Psyche noch wenig bekannt – darüber können wir nur Mutmaßungen anstellen.

Der französische Frauenarzt und Geburtshelfer Frédérick Leboyer (Buchtipps siehe >) lehrte uns, die Geburt aus der Perspektive des Geborenwerdens zu betrachten und das Neugeborene entsprechend sanft und respektvoll zu empfangen. Diese Haltung der Achtung, Liebe und Ehrfurcht vor dem Wunder der Geburt, das Wissen um die Bedeutung der ersten Stunden und Tage haben zu einem anderen Umgang mit Neugeborenen geführt.

DIE GROSSE UMSTELLUNG

Das Geburtsgeschehen wird meist aus dem Blickwinkel der Mutter betrachtet. Doch was bedeutet eigentlich der mühevolle Weg aus der Höhle der Gebärmutter ans Tageslicht für das Kind?

» Nach der gleichmäßigen Wärme im Mutterleib ist es einer deutlich kühleren Umgebung ausgesetzt. Deshalb ist es wichtig, das Neugeborene gleich abzutrocknen – ohne die Käseschmiere zu entfernen – und am besten mit einem Tuch bedeckt auf den Bauch seiner Mutter zu legen. Von nun an muss sein Körper selbstständig für Temperaturausgleich sorgen. Anfangs hilft ihm dabei ein Polster von braunem Fettgewebe um den Hals, die Schultern, die Nieren und die Aorta im Körper (großes Blutgefäß). Dieses Gewebe, das das Baby nach einiger Zeit größtenteils verliert, hat die Fähigkeit, automatisch Wärme zu entwickeln, wenn das Kind zu stark abkühlt.» Während das Fruchtwasser das Baby im Mutterleib fast schweben ließ, wirkt jetzt die Schwerkraft auf seinen kleinen Körper. Das macht jede Bewegung – vor allem die des großen Kopfes – zu einer unerhörten Anstrengung. Wenn es auf dem Rücken liegt, kann es höchstens den Kopf zur Seite rollen lassen, Arme und Beine bewegen. Seine Lage kann es noch nicht verändern.» Die Haut, die vorher nur mit dem weichen Fruchtwasser in Kontakt kam, wird jetzt mit Trockenheit, mit für das Baby rauen und kratzenden Berührungen konfrontiert. Deshalb tut dem Neugeborenen Hautkontakt vor dem ersten Ankleiden oft gut; die fetthaltige Käseschmiere sollte als Schutz für die ersten Tage erhalten bleiben und möglichst nicht abgewaschen werden. Wenn überhaupt, kommt nur ein kurzes Bad in klarem Wasser infrage.» Erst mit dem Moment der Entbindung braucht der Säugling Sauerstoff, in Form von Luft! Während der Passage durch den Geburtskanal wird das Fruchtwasser aus den Atemwegen gepresst. Wenn nötig, saugt der Arzt die Restflüssigkeit aus den oberen Atemwegen nach der Geburt ab. Beim ersten Atemzug füllen sich die Lungenbläschen mit Luft, die die Flüssigkeit verdrängt und den Lungenkreislauf in Gang setzt.» Durch die veränderten Druckverhältnisse nach dem ersten Atemzug schließen sich drei Ventile, eines davon zwischen den beiden Herzkammern. Dadurch nimmt der Blutfluss einen anderen Weg: Das Baby bekommt einen von der Mutter unabhängigen Kreislauf. Das geschieht im Laufe von Minuten, also nicht urplötzlich. Deshalb wird heute die Nabelschnur erst durchtrennt, wenn sie nicht mehr pulsiert. Das scheint die Blutmenge zu erhöhen, die das Baby mit auf seinen Weg bekommt.» Im Mutterleib kennt das Baby keinen Hunger. Erst nach der Trennung der Blutversorgung muss es selbst für Energienachschub sorgen. Anfangs hilft dabei der Zucker im Fruchtwasser, das es noch im Magen hat. Doch nach der Geburtsarbeit braucht das Baby dringend Nahrung, denn es hat wenig Energiereserven. Deshalb sind die kleinen Schlückchen Vormilch beim ersten Anlegen besonders wichtig.» Das Baby erblickt buchstäblich das Licht der Welt. Im Mutterleib hielt es die Augen geschlossen und durch seine Lider drang nur schummriges Dunkel. Ist es geboren, öffnet es die Augen. Deshalb sollte es nicht gleich von Licht überflutet und geblendet werden, sondern sich langsam an die Helligkeit gewöhnen dürfen.» Während es im Mutterleib die Töne, auch die Stimme der Mutter, nur gedämpft wahrgenommen hat, dringt nun jeder Laut ungehemmt an sein Ohr. Mütter wissen das unbewusst und reden mit ihrem Neugeborenen in gedämpftem Tonfall. Gut, wenn alle anderen im Raum sich auch so verhalten.» Insgesamt ist das Neugeborene also einer ungeheuren Veränderung unterworfen. Wir können ihm den Eintritt in die Welt erleichtern. Eine ruhige Atmosphäre, Nähe und ein enger Körperkontakt helfen dabei. Aber so zerbrechlich und hilflos es erscheint, es ist den Anforderungen des Lebens gewachsen!

Angeborene Reflexe

Reflexe sind Reaktionen, die nicht bewusst gesteuert, sondern nur automatisch ausgelöst werden können. Sie werden vom ältesten Teil unseres Gehirns, dem Stammhirn, reguliert. Das Neugeborene hat viele Reflexe, die es im Laufe der ersten Monate verliert. Man nimmt heute an, dass sie Hinweise auf unsere Entstehungsgeschichte sind, Relikte unserer primitiven Vorfahren. Erst das Verschwinden dieser Reflexe erlaubt die Entwicklung bewusster Handlungen und Bewegungen. Einige Reflexe können Sie leicht selbst auslösen:

◆ Wenn Sie Ihren Zeigefinger in die Handfläche oder gegen die Fußsohle Ihres Kindes drücken, schließen sich seine kleinen Finger um Ihre Hand und die Füßchen machen ebenfalls eine, wenn auch vergebliche, Greifbewegung.◆ Hat das Baby das Gefühl, dass sich sein Gleichgewicht verändert, öffnet es Arme und Beine breit nach allen Seiten, streckt also buchstäblich alle viere von sich und schließt dann wieder die Arme (Moro-Reflex).◆ Halten Sie ein Neugeborenes so, dass seine Füße eine Unterlage berühren, macht es Schrittbewegungen, als ob es losmarschieren wollte.◆ Das erste Lächeln, das sogenannte Engelslächeln (siehe >), gehört ebenfalls zu den unbewussten Reflexen und wird als Überraschungsreaktion gedeutet. Sie können es häufig schon durch leichtes Pusten auf die Wange Ihres Babys auslösen, allerdings frühestens am Ende der ersten Woche.◆ Ein lebenswichtiger Reflex ist der Suchreflex, der Ihnen beim Anlegen hilft: Wenn Sie Ihr Baby mit Ihrer Brust oder einem Finger an der Wange berühren, spitzt es seinen Mund und dreht so lange sein Köpfchen hin und her, bis es die Brustwarze gefunden hat. Erst danach ist es bereit zu trinken.

WAS DER NEUANKÖMMLING JETZT SCHON KANN

» Das Allerwichtigste zu Beginn: Das Neugeborene kann schon saugen. Durch Ultraschallaufnahmen weiß man, dass Föten schon im Uterus am Finger lutschen – eine gute Übung. In der ersten Stunde nach der Geburt ist die Bereitschaft zu trinken besonders ausgeprägt. Deshalb sollte die Mutter ihr neugeborenes Baby so bald wie möglich anlegen (siehe >). Der sogenannte Suchreflex hilft ihm, die Brustwarze zu finden und zu fassen. Es lernt zu trinken, bekommt die wertvolle Vormilch. Zu einem späteren Zeitpunkt fällt es dem Baby nicht mehr so leicht, das Trinken zu erlernen.» Babys sind nicht blind. Doch im Uterus können sie nur hell und dunkel unterscheiden. Nach der Geburt sehen sie Gegenstände in 20 cm Entfernung am besten – das entspricht dem Abstand des mütterlichen Gesichts beim Stillen.» Babys hören schon drei Monate vor der Geburt. Ihr Mittelohr ist in den ersten Tagen noch von Fruchtwasser gefüllt. Das dämpft den Geräuschsturm, der mit der Geburt aufs Baby eindringt. Es reagiert am positivsten auf menschliche Stimmen, und zwar auf sanfte, hohe Töne. Es hat sogar einen größeren Tonbereich als Erwachsene in den oberen Tonlagen. Und es kann von Geburt an Geräuschquellen lokalisieren.» Der Geruchssinn hilft dem Neugeborenen, den Busen seiner Mutter zu finden. So kann es auch bei Dunkelheit die Nahrungsquelle finden.» Schon Neugeborene haben beim Schmecken eine Vorliebe für Süßes. Der Geschmackssinn ist einseitig auf die süßliche Muttermilch programmiert. Alles andere schmeckt dem Baby einfach nicht und das wird noch lange so bleiben.» Schließlich kann sogar schon ein Neugeborenes schreien, wenn auch nur sehr dünn. Damit besitzt es eine überlebenswichtige Fähigkeit: Es kann seine Eltern zu Hilfe rufen.» Alles in allem kann Ihr Kind greifen, saugen, schlucken und Muttermilch verdauen. Doch vor allem wächst es!

Wie in einem kleinen Aquarium liegt Ihr Kind in der Klinik neben Ihnen. Scheuen Sie sich nicht, es immer wieder zu sich ins Bett zu nehmen – das tut Ihnen beiden so gut!

Die erste Woche

Wenn Sie nicht ambulant oder zu Hause entbunden haben, dann sind Sie nun ein paar Tage im Krankenhaus untergebracht. Das ist nicht ideal, aber Sie können etwas wirklich Positives daraus machen: Lernen Sie Ihr Baby kennen, machen Sie Ihre ersten Erfahrungen beim Wickeln und Stillen beziehungsweise Flaschegeben und bitten Sie um Unterstützung, wenn manches noch nicht so recht klappt. Versuchen Sie, sich so gut wie möglich in dieser Zeit zu erholen und ganz auf Ihr Baby zu konzentrieren, denn zu Hause warten sicher bald wieder eine Menge Alltagspflichten auf Sie.

SIE UND IHR BABY

In den ersten Tagen stellen Sie vielleicht erstaunt fest, dass Ihr Baby meistens schläft und sich nur mit ganz zartem Stimmchen meldet. Völlig unerwartet haben Sie eine Menge Zeit für sich selbst. Nanu? Vergessen Sie nicht: Ihr Baby muss sich von einer großen Strapaze erholen und sich erst einmal auf seine neue Existenz einstellen – das kostet Kraft. Aber das wird nicht lange so bleiben. Nutzen Sie deshalb die Ruhezeit Ihres Kindes zur eigenen Regeneration, dann werden Ihnen später die nächtlichen Störungen auch nicht so viel ausmachen.

Rooming-in: Ideal fürs Stillen und Schlafen
» Heute ist die gemeinsame Unterbringung von Mutter und Kind – das Rooming-in – in Kliniken Standard. Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass Mutter und Kind gerade nach der Geburt zusammenbleiben sollten. Auf diese Weise erfährt Ihr Kind von Anbeginn, dass Sie da sind, wenn es Sie braucht.» Aber auch für eine befriedigende und erfolgreiche Stillzeit ist das Rooming-in eine wichtige Vorbedingung. Eine große Hilfe kann es sein, wenn Ihr Mann ebenfalls mit Ihnen im Zimmer übernachtet und so von Anfang an dabei ist.» In der Regel wird Ihr Baby in einem Säuglingsbettchen neben Ihrem Bett liegen. Sie können es aber zum Stillen und Halten zu sich in Ihr Bett nehmen: Während Ihr Baby an der Brust saugt, können Sie ein wenig dösen. Das hilft Ihnen bei der Erholung und unterstützt die Rückbildung. Auch Ihrem Baby tut die vertraute Nähe und Körperwärme in der ungewohnten Umwelt gut. Besprechen Sie mit Ihrer Hebamme, welche Sicherheitsaspekte Sie dabei beachten müssen.» Nur bei Rooming-in lässt sich das »Füttern nach Bedarf« (siehe >) wirklich realisieren. Das häufige Anlegen schützt bei allmählich steigender Milchproduktion vor einem schmerzhaften Einschuss (siehe >). Auch wenn Sie nicht stillen, tut es Ihrem Baby gut, von Ihnen selbst die Flasche zu bekommen, wenn es hungrig ist. Rooming-in ist für alle Mütter das Beste.» Schwierig wird es, wenn mehr als zwei Mütter sich ein Zimmer teilen: Der Wunsch Ihrer Zimmergenossin nach Ruhe kann zu einem ausschließlichen Tages-Rooming-in führen. Versuchen Sie, gleich gesinnte Mütter auf dem Flur zu finden, ein neues Zimmer gemeinsam zu belegen und die Babys auch nachts bei sich zu behalten.

Anstrengend in dieser Anfangsphase ist die häufig gestörte Nachtruhe, wenn Ihr Baby etwas trinken möchte (siehe >) – es ist noch viel zu klein, um lange durchzuhalten. Deshalb sollten Sie unbedingt auch nachts nach Bedarf stillen – immer wenn es hungrig ist. Umso schneller wird das Stillen in Gang kommen und Ihr Kind gedeihen. So bekommen Sie schon in der Klinik ein Gefühl für das Leben mit dem Baby. Wenn Sie nach Hause kommen, werden Sie, der Vater und das Baby diese Erfahrung zu schätzen wissen und darauf eingestellt sein. Die Tage in der Klinik sind Ihre »Flitterwochen« mit dem Baby: Sie werden entlastet, um sich in dieser Zeit wirklich ganz auf den Neuankömmling einzustellen. Außerdem: Sie wissen, dass Ihr Baby auch im Nebenzimmer in der Nähe ist, Ihr Baby »weiß« das jedoch nur, wenn es Ihre Nähe wirklich spürt.

WICHTIG!

Manche Entbindungskliniken bieten an, Ihr Kind über Nacht ins Kinderzimmer zu nehmen, damit Sie besser schlafen können. Die Schwestern bringen Ihnen Ihr Baby zum Stillen, wenn es während der Nacht Hunger hat. Das ist sicher gut gemeint, aber vergessen Sie nicht, dass bei der vor allem nachts so knappen personellen Besetzung in den Kliniken lange Wartezeiten entstehen können, bis Ihnen Ihr Baby tatsächlich zum Stillen gebracht wird. Behalten Sie es daher lieber die ganze Zeit bei sich!

DAS WOCHENBETT

Wenn sich bei der Geburt die Plazenta (Mutterkuchen) von der Gebärmutter löst und als Nachgeburt geboren wird, hinterlässt sie dort, wo sie an der Gebärmutterwand haftete, eine großflächige Wunde. Das hört sich schlimmer an, als es ist, denn die Blutgefäße schließen sich schnell und die Nachwehen (siehe >) sorgen dafür, dass die Fläche kleiner wird. Doch noch nach sechs bis acht Wochen sondert diese Wunde Sekrete ab, ähnlich wie bei einer Menstruation. Zunächst sind sie eher blutig, dann braun, dann werden sie zunehmend wässrig und schwächer. Dieser Zeitraum wird als das sogenannte Wochenbett bezeichnet. Die junge Mutter nannte man früher Wöchnerin. Heute ist das kaum noch üblich und die besondere Schonung, auf die eine Mutter in dieser Zeit Anspruch hatte, schwindet. Dabei ist sie gerade im stressigen Alltag so wichtig wie nie.

Das geschieht in Ihrem Körper

Auch wenn Sie sich zunächst fit fühlen: Schonung ist schon deshalb wichtig, weil Nachblutungen auftreten können. Außerdem ist die körperliche Umstellung in dieser Zeit dramatisch:

» Ihre Gebärmutter verkleinert sich von 1 kg auf 70 g!» Der Schwangerschaftshormonspiegel fällt bei der Geburt steil ab.» Die Oxytocin- und Prolaktinbildung steigt an und wird bei jedem Anlegen des Babys weiter angeregt. Ihre Brüste werden noch einmal größer.» Dadurch wird die Bildung des Gelbkörperhormons gestoppt: Die Menstruation bleibt aus.» Der Körper scheidet die während der Schwangerschaft eingelagerte Flüssigkeit nun wieder aus. Das äußert sich auch durch starkes nächtliches Schwitzen.» Mit anderen Worten: Ihre Kräfte werden im höchsten Maße strapaziert. Zusätzlich zu den kaum verarbeiteten Anstrengungen der Geburt. Die schlafarmen Nächte mit dem Baby belasten zusätzlich. Wenn dann zu Hause noch eine verständnislose, fordernde Umgebung dazukommt, ist die erste Krise vorprogrammiert.
Der Wochenfluss

Er ist ein Wundsekret, weiter nichts. Früher galt er als unrein und Kindbettfieber und Brustdrüsenentzündung wurden mit ihm in Verbindung gebracht. Trotzdem wichtig: nach der Toilette die Hände gründlich mit Seife waschen.

» Der Wochenfluss dauert sechs bis acht Wochen und muss – wie der Name schon sagt – wirklich fließen. Solange er noch stark ist, verwenden Sie Vorlagen, die wie Flockenwindeln aussehen. Sie bekommen sie in der Klinik. Später können Sie zu normalen Binden übergehen. Tampons sollten Sie, bei regelmäßigem Auswechseln, frühestens nach vier bis fünf Wochen verwenden, wenn der Fluss nur noch spärlich und flüssig ist.» Ohne es zu übertreiben, ist ein wenig Vorsicht sicher nicht falsch. So ist Duschen in der Wochenbettzeit garantiert unbedenklich, wenn Sie sich von oben nach unten abseifen. Nach dem nächtlichen Schwitzen tut der tägliche Wasserguss einfach gut. Wenn Sie trotzdem baden wollen, sollten Sie mindestens eine Woche warten.
Der Milcheinschuss

Während in den ersten Tagen nur sehr kleine Mengen Vormilch gebildet werden, die Ihrem Baby aber sehr guttut, schießt zwischen dem zweiten und dritten Tag nach der Entbindung die Milch ein. Ihre Brüste schwellen nochmals durch den Zustrom von Lymphflüssigkeit und Blut stark an. Am besten, Sie legen Ihr Kind jetzt in kurzen Abständen an: Das mildert den Druck. Denn ist die Brust erst hart und prall, hat das Baby Mühe, die Brustwarze zum Saugen zu umfassen. Selbst Pumpen bringt in dieser Situation oft nichts: Die Brust gibt ohne den Oxytocinreiz, der erst durch das Ansaugen des Babys ausgelöst wird, die Milch nicht her. Hält diese Situation länger an, kann es zum Milchstau kommen.

» Die beste Vorbeugung ist häufiges Anlegen. Da trifft es sich gut, dass Ihr Baby in der Zeit des Milcheinschusses wieder munterer und ebenso trinkfreudig wird wie in den Stunden nach der Geburt.» Rufen Sie eine Hebamme oder Krankenschwester, wenn Sie unsicher sind. Sie kann Ihnen nach dem Anlegen eventuell ein kühlendes Gel oder Umschläge zur Linderung der Spannungsgefühle geben.» Massieren Sie die Brust während des Stillens mit Ihrer freien Hand sanft vom Brustansatz hin zur Brustwarze.» Versuchen Sie die Brust zwischendurch weicher zu machen, indem Sie mit der Hand etwas Milch ausstreichen.» Wenn der Milcheinschuss sehr heftig verläuft, können Sie vorübergehend täglich ein bis zwei Tassen Salbeitee trinken, um ihn etwas zu bremsen.» Nach spätestens einem Tag wird Ihre Brust wieder weich und kleiner sein und Ihre Milchbildung mit dem Appetit Ihres Babys Schritt halten.
Die Nachwehen

Die Geburt ist glücklich überstanden, Sie sind ganz entspannt und legen Ihr Baby an. Zum ersten Mal trinkt es herzhaft, da zieht sich Ihr Unterleib zusammen. Denn manche Frauen haben schon beim ersten, eher noch beim zweiten oder dritten Kind kräftige Nachwehen. Der Grund: Das Saugen löst einen Oxytocinstoß aus, der die Gebärmutter zur Kontraktion bringt. Und die kann so heftig ausfallen, dass die Empfindung der einer leichten Wehe entspricht.

» Versuchen Sie positiv zu sehen, dass sich Ihre Gebärmutter bei jeder Nachwehe weiter verkleinert und so Ihre körperliche Regeneration kräftig unterstützt. Atmen Sie in die Wehe hinein, wie Sie es gelernt haben.» Zur zusätzlichen Unterstützung der Rückbildung wird Ihnen vielleicht ein kleiner Sandsack auf den Bauch gelegt.» Durch Massieren kann Ihre Hebamme die Rückbildung unterstützen.» Rückbildungstee (Apotheke) trinken.» Bei der Gymnastik (siehe >) erst den Beckenboden trainieren.» Notfalls können Sie sich vom Arzt ein Mittel zur Entkrampfung geben lassen, aber nur, wenn es ganz sicher nicht das Baby über die Milch beeinträchtigt.
Wenn Sie nicht stillen möchten

Wenn Sie von Anfang an ganz sicher sind, dass Sie nicht stillen wollen oder können, sollten Sie das möglichst vor der Entbindung mit Ihrem Arzt besprechen. Vielleicht findet sich doch eine Möglichkeit, wenigstens zwei bis drei Wochen zu stillen. Das erleichtert Ihrem Baby den Start.

» Wenn Sie schon während der Schwangerschaft wissen, dass Sie sicher nicht stillen möchten, können Sie sich direkt nach der Geburt von Ihrem Arzt Tabletten geben lassen, um die Milchbildung von vornherein zu unterbinden.» Trinken Sie in dieser Zeit etwas weniger als normal.» Versuchen Sie aber gleichzeitig, Ihrem Kind selbst die Flasche zu geben. Denn wenn Sie es den Schwestern überlassen, kann sich die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind nur schlecht entfalten. Mehr über die Ernährung mit Säuglingsmilchnahrung finden Sie auf den > bis >.
Schwitzen ist normal

Nach der Geburt befreit sich der Körper nach und nach von der eingelagerten Gewebeflüssigkeit – knapp zwei Liter sind es. Gleichzeitig sollten Sie in der Stillzeit für die Milchbildung viel trinken. Aus diesen beiden Gründen müssen Sie wahrscheinlich nachts öfter auf die Toilette. Das Gewebewasser wird jedoch vorwiegend ausgeschwitzt, das ist ungewohnt, aber normal.

» Wenn Sie nassgeschwitzt nachts stillen: lieber etwas Frisches, Trockenes anziehen oder zumindest mit einem breiten Schal den Rücken warm halten.
Wenn der Dammschnitt schmerzt

Bei vielen spontanen Geburten kommt es zu Verletzungen im Dammbereich, die nach der Entbindung mit einer Naht versorgt werden. In manchen Kliniken ist es zum Beispiel üblich, mit einem Schnitt nachzuhelfen, wenn die Geburt während der Austreibungsphase stagniert. Die Geburt des Babys kann so beschleunigt werden. In anderen Fällen ist die Dehnung einfach zu stark und das Gewebe rund um den Damm reißt.

Zwei Drittel der Frauen mit Dammverletzungen haben anfangs Probleme mit der Wunde. Sie ist beim Sitzen druckempfindlich und verursacht beim Stuhlgang und Wasserlassen Schmerzen. Mit folgenden Maßnahmen lassen sich die Beschwerden lindern:

» Versuchen Sie möglichst jeden Druck auf die Wundnaht zu vermeiden, zum Beispiel indem Sie so viel wie möglich liegen. Von Sitzringen oder Ähnlichem wird heute abgeraten: Sie erhöhen eher den Druck auf die Naht.» Die beste Heilkur sind Sitzbäder mit den Gerbstoffen der Eichenrinde (Tannolact aus der Apotheke). Fangen Sie schon kurz nach der Entbindung mit den Bädern an, eventuell kann eine Krankenschwester Ihnen dabei helfen. Wenn Sie ganz sichergehen wollen, können Sie den Eichenrindenextrakt gleich in Ihren Klinikkoffer packen. Zu Hause hilft Ihnen ein Bideteinsatz fürs WC (Sanitätsfachhandel), denn ein Vollbad ist in den ersten Wochen nicht empfehlenswert. Danach hinlegen und trocken föhnen: So dringt die Substanz besser in die Haut.» Verwenden Sie zum Waschen und Duschen am besten nur klares lauwarmes Wasser. Verzichten Sie auf Duschgel und Seife – sie brennen, wenn sie mit der Wunde in Kontakt kommen. Wichtig: Die Vorlagen häufig wechseln und immer wieder Luft an die Wunde lassen.» Wenn das Wasserlassen wehtut, können Sie mit lauwarmem Wasser nachspülen.» Zur besseren Wundheilung können Sie die Naht sanft mit Johanniskrautöl massieren.» Nach ein bis zwei Wochen sollte der Dammschnitt völlig geheilt sein. Bei Problemen die Hebamme oder den Frauenarzt zu Rate ziehen.

EXTRA-TIPP

Freunde und Verwandte: Alle wollen Sie im Krankenhaus besuchen, jeder Ihr Neugeborenes bewundern. Das kann anstrengend werden. Igeln Sie sich in den ersten Tagen lieber mit Ihrem Partner ein und vertrösten Sie Besucher auf später. Nur bei der engsten Familie können Sie für eine Stippvisite eine Ausnahme machen. Zu wichtig sind diese ersten Tage für Sie und Ihr Baby, als dass Sie auf Konventionen Rücksicht nehmen sollten. Bitten Sie Ihren Mann um Unterstützung und genießen Sie die ersten Tage ganz egoistisch zu dritt.

So kommt die Verdauung in Schwung

Die plötzliche Veränderung im Bauchraum und die Hormonumstellung nach der Geburt sind verantwortlich für häufig auftretende Verstopfung im Wochenbett. Das Problem erledigt sich nicht von allein, es wird eher schlimmer. Denn der Körper zieht aus dem Enddarm immer mehr Flüssigkeit. Und solange Sie stillen, sind Abführmittel tabu.

» Nehmen Sie zwei- bis dreimal täglich einen Esslöffel gelben Leinsamen mit etwas Joghurt und trinken Sie danach einen Viertelliter Flüssigkeit – am besten kalorienfreie Tees oder einfach Wasser oder Saftschorle.» Viel trinken fördert nicht nur die Verdauung, sondern ist zusätzlich gut für die Milchbildung.» Rückbildungsgymnastik bringt nicht nur die Muskeln, sondern auch den Darm in Bewegung (siehe >).» Meiden Sie Lebensmittel wie schwarzen Tee, Schokolade, Kakao, Süßigkeiten, bevorzugen Sie Sauermilch und Vollkornprodukte, viel frisches Gemüse und Nüsse.» Milchzucker, zum Beispiel im Joghurt, macht den Stuhl weicher.» Wenn gar nichts hilft, fragen Sie die Schwester nach einem Zäpfchen oder Miniklistier.

Für das Neugeborenen-Screening nimmt der Arzt durch einen Piks in die Ferse ein wenig Blut ab.

DAS NEUGEBORENEN-SCREENING

Während des Aufenthalts in der Klinik wird Ihr Baby automatisch zwischen dem dritten und fünften Lebenstag einem sogenannten Screeningtest unterzogen. Dabei geht es darum, angeborene Stoffwechselerkrankungen auszuschließen, die unbehandelt zu schweren geistigen Schäden führen können. Zu diesem Zweck werden Ihrem Baby mit einem kleinen Piks ein paar Tropfen Blut aus der Ferse abgenommen.

Das Neugeborenen-Screening ist sehr wichtig. Denn viele Stoffwechselerkrankungen lassen sich schon wenige Tage nach der Geburt an erhöhten Blutwerten erkennen. Dann ist rasches Handeln wichtig: Betroffene Babys brauchen eine speziell auf ihren Stoffwechsel abgestimmte Diät, damit es zu keinen Schädigungen kommt.

Weitere Untersuchungen

Bevor Sie die Klinik nach drei bis fünf Tagen zusammen mit Ihrem Baby verlassen, ist die zweite Vorsorgeuntersuchung U2 (siehe >) fällig. Der an Ihrer Entbindungsklinik tätige Kinderarzt wird sie durchführen. Bei der Untersuchung werden unter anderem die Reflexe überprüft und eventuell ein Ultraschall der Hüftgelenke vorgenommen. Die Ergebnisse werden ins gelbe Untersuchungsheft eingetragen. So können Sie sicher sein, dass Ihr Baby ganz fit und gesund ist, wenn Sie beide danach nach Hause gehen. Während der Untersuchung ist Gelegenheit, auf spezielle Fragen zur Ernährung und Pflege einzugehen. Und wenn Sie schon vor dem dritten Tag nach Hause gehen, kann Ihr Kinderarzt die U2 auch in seiner Praxis durchführen.

BEHÖRDENGÄNGE

» Sobald Ihr Baby geboren ist, haben Sie sieben Tage Zeit, um es beim Standesamt des Geburtsortes anzumelden.» Oft übernimmt das Krankenhaus automatisch die Meldung, deshalb gehört das Familienstammbuch schon in Ihren Klinikkoffer.» Das Standesamt braucht die Geburtsbescheinigung von Hebamme oder Klinik, die Heiratsurkunde, das Familienstammbuch und den Personalausweis des Vaters.» Am einfachsten ist es, wenn der Vater sein Kind anmeldet. Es kann aber auch die Mutter oder jede andere Person sein (Hebamme, Arzt), die bei der Geburt zugegen war.

Übrigens: Auf den Familiennamen für das Kind müssen sich die Eltern bei der Anmeldung festlegen, den oder die Vornamen können Sie nachreichen, wann Sie wollen. Das Standesamt leitet die Meldung an das Amt weiter, das Ihr Familienbuch führt, oder bei Alleinerziehenden zu dem, das die Geburt der Mutter beurkundet hat.

WICHTIG!

Das Neugeborenen-Screening ist eine besonders wichtige Untersuchung zum Ausschluss schwerer Stoffwechselerkrankungen. Sollten Sie mit Ihrem Baby vor dem dritten Lebenstag die Klinik verlassen beziehungsweise ambulant oder zu Hause entbinden, sprechen Sie sich bitte mit Ihren medizinischen Helfern ab, wer den Test abnimmt und einschickt. Nicht vergessen!

Für alleinerziehende Mütter

Das Krankenhaus oder eine Person Ihres Vertrauens kann, ausgestattet mit Ihrer Vollmacht und Ihrem Personalausweis, die Meldung beim Standesamt machen. Statt Heiratsurkunde braucht das Amt die Geburtsurkunde der Mutter. Es leitet die Meldung an dasjenige Standesamt weiter, das die Geburtsurkunde der Mutter ausgestellt hat. Die ledige Mutter muss den Namen des Vaters nicht nennen. Sie verzichtet damit aber auf Unterhaltsansprüche gegenüber dem Vater und riskiert zugleich, dass eventuell die Sozialhilfe gekürzt wird (siehe >).

Manchmal weiß man den Namen des Kindes erst, wenn man es fest in die Arme schließt.

Wer braucht die Geburtsurkunde?

Nach der Anmeldung beim Standesamt bekommen Sie die Geburtsurkunde Ihres Kindes mit mehreren Abschriften. Diese brauchen Sie, um Ihr Kind bei weiteren Stellen anzumelden:

» Beim Arbeitgeber. Manchmal gibt es zusätzliche Urlaubstage für den Vater. Außerdem wird der Mutterschutz wirksam.» Beim Finanzamt. Wenn Sie Ihr Kind anmelden, zahlen Sie von seinem Geburtsmonat an weniger Steuern.» Beim Arbeitsamt. Sind Sie arbeitslos, sollten Sie die Geburt hier melden.» Bei der Elterngeldstelle. Hier können Sie Eltern- oder Erziehungsgeld beziehungsweise Familienbeihilfe beantragen.» Bei der Wohngeldstelle und dem Sozialamt, damit Sie bei Bedarf zusätzliche Unterstützung bekommen.» Mehr über Ihre Rechte ab >.

Mit dem Baby daheim

Sie dürfen mit Ihrem Baby endlich nach Hause und gemeinsam mit Ihrem Partner ungestört Ihr Glück genießen. Wenn daheim alles gut vorbereitet ist und Sie beide tatsächlich die nächsten Wochen keine weiteren Pflichten haben, ist das wunderbar: Genießen Sie diesen kleinen Babymoon in vollen Zügen. Denn der Alltag mit einem Neugeborenen ist nicht nur aufregend, sondern auch anstrengend. Die Rollen in der Familie werden neu definiert. Wenn zusätzliche Pflichten auf Sie zukommen, kann das schnell zu einer Überlastung führen. Sie sind keine Rabenmutter, wenn Ihnen anfangs immer wieder alles zu viel wird. Stehen Sie zu Ihrem »Babyblues« und lassen Sie sich helfen. Versuchen Sie nicht perfekt zu sein: Das erwartet keiner von Ihnen.

Checkliste für Väter

Am besten machen Sie diese Checkliste gemeinsam mit Ihrer Partnerin: Dann wissen Sie, was Ihrer Frau wichtig ist, und Sie können dafür sorgen, dass alles klappt.

◆ Ist der Boden gesaugt? Die Fenster geputzt? Die Wäsche gewaschen und gebügelt? Ist die Küche aufgeräumt und sind die Betten gemacht?◆ Sind die Blumen gegossen und haben Sie an einen schönen Willkommensstrauß gedacht?◆ Ist der Kühlschrank aufgefüllt mit genügend tollen Lebensmitteln, die Ihrer Frau jetzt guttun, mit Frischwaren wie Milch, Butter, Eiern, Käse und Joghurt? Haben Sie für die nächsten zwei Tage vorgekochte oder fertige Mahlzeiten im Haus? Notfalls tut es auch der Bringdienst.◆ Sind milde Obstsorten (Banane, Trauben, Apfel, Birne, Mango) und Salat, Möhren und Gurke oder ähnlich mildes Gemüse vorrätig? Haben Sie Milchbildungstee und alkoholfreies Weizenbier, Instant-Malzkaffee oder koffeinfreien Kaffee besorgt?◆ Ist alles fürs Baby bereit? Ist der Wickeltisch eingerichtet, sind ausreichend Windeln da? Ist das Bettchen bezogen? Ist für den Notfall Pre-Nahrung im Haus?◆ Hat Ihre Frau weitere Wünsche? Braucht sie Artikel aus dem Drogeriemarkt oder der Apotheke? Fragen Sie direkt nach.

Nehmen Sie das »Wochenbett« wörtlich und legen Sie sich mit Ihrem Baby hin, wann immer es geht.

DIE ERSTEN WOCHEN

Wie aus einer anderen Welt kommt man sich vor, wenn man nach der Geburt zum ersten Mal wieder sein Zuhause betritt. Natürlich ist es hilfreich, wenn die Wohnung oder das Kinderzimmer für das Neugeborene bereits vorbereitet wurden. Vielleicht von Ihnen selbst, Ihrem Partner oder den Großeltern: Die Wickelkommode ist mit allem Nötigen bestückt, das Babyöl griffbereit, frische Windeln und Wechselwäsche sind an ihrem Platz. Auch ein selbst gemachtes Willkommensplakat löst Freude aus.

Mit anderen Worten: Eine mitfühlende Familie erleichtert die Landung im Alltag, und ein wenig schmückendes Beiwerk wie ein Blumenstrauß, ein wohlgefüllter Kühlschrank, ein selbst gebackener Kuchen und einige Musestunden im vertrauten Kreise wirken unglaublich aufmunternd. Gäste sollten Sie in diesen ersten Tagen besser noch nicht empfangen.

Bauen Sie vor!

In den ersten Wochen ist Ihr Mann beziehungsweise Ihre Familie für den laufenden Betrieb zuständig: Es sollte keine zusätzliche Arbeit auf Sie warten.

» Es ist wichtig, dass Sie am ersten Tag zu Hause ausführlich Zeit füreinander und für Ihr Baby haben.» Versuchen Sie die ersten Tage daheim zu bleiben: Jeder Ausflug ist anfangs mit ziemlichem Aufwand verbunden und strengt an – auch Ihr Kind.
Ideal und Wirklichkeit

Selten klaffen Ideal und Wirklichkeit so auseinander wie in der Vorstellung über das Leben mit einem Neugeborenen, über Muttergefühle und Mutter- und Vaterglück. Natürlich gibt es viele junge Eltern, denen es so geht. Aber eben nicht allen. Das macht es jungen Eltern so schwer, den auftretenden Schwierigkeiten ins Auge zu sehen und sich dazu zu bekennen. Sie erwarten ja von sich selbst, überglücklich, zufrieden und strahlend zu sein. Der »Babyblues« nach der Entbindung ist den meisten mittlerweile ein Begriff. Neugeborene lösen ein neues Realitätsgefühl bei werdenden Familien aus. Diese Gefühle können sehr unterschiedlich bei Mutter und Vater sein. Darüber schon im Vorfeld des Nachhausekommens zu sprechen lohnt sich sehr.

Was Ihnen hilft
» Eine vollwertige Ernährung und täglich drei regelmäßige Mahlzeiten tun Körper und Seele gut. Ein bisschen Planung hilft dabei. Vielleicht abonnieren Sie eine grüne Kiste für Gemüse und Obst: Dann müssen Sie nicht so häufig aus dem Haus. Morgens ein Müsli, mittags Gemüsepfanne mit Reis oder Vollkornpasta, Fisch oder Geflügel oder Tofu und abends eine Gemüsesuppe mit Vollkornbrot samt Belag helfen, die Nährwertspeicher wieder aufzufüllen. Das tut auch der Psyche gut.» Gönnen Sie sich Schonung und viel Ruhe: Dammschnitt- oder Kaiserschnittnarben können dann besser verheilen.» Versuchen Sie unbedingt dann zu schlafen, wenn auch Ihr Baby schläft. Es hält sich noch nicht an die Nachtruhe. Wenn Sie in Ihrem gewohnten Rhythmus bleiben, haben Sie schnell ein Schlafdefizit.» Bei anfänglichen Stillproblemen nicht gleich aufgeben. Ihre Hebamme kann Ihnen raten und Sie unterstützen. Nehmen Sie Kontakt zu einer Stillgruppe in Ihrer Nähe auf: Dort finden Sie praktische Unterstützung und Verständnis. Wenn sich das Stillen eingespielt hat, ist nicht nur Ihr Alltag einfacher – auch Ihre Figur wird sich wieder leichter regenerieren.» Bewegung ist wichtig. Besonders die Rückbildungsgymnastik wirkt in den ersten Wochen Wunder. Am besten besorgen Sie sich eine Übungs-CD, die Sie einmal täglich nachturnen – nach dem Stillen.» Last not least: Sie haben in den ersten zehn Lebenstagen Ihres Kindes Anspruch auf den Hausbesuch Ihrer Hebamme. Sie ist dafür ausgebildet, Sie im Alltag zu unterstützen. Fragen Sie sie also auch nach praktischen Dingen rund um Kochen, Hygiene und Organisation. Auch wenn es Probleme mit Dammnaht, Rückbildung oder Stillen gibt, ist sie die erste Ansprechpartnerin. Wenn Sie weiter Unterstützung brauchen, kann der Hausarzt Ihnen weitere Hebammenbesuche verschreiben.

DIE NEUE FAMILIENSITUATION

Früher waren Kinder oft Schicksal, das hingenommen wurde. Heute sind sie meist ein Herzenswunsch, der mit großen Glückserwartungen verknüpft ist, die oft an der Realität der ersten Monate vorbeigehen. Muttergefühle entstehen meist nicht schlagartig mit dem Moment der Geburt, sondern wachsen langsam – ebenso wie die Routine im Umgang mit dem Baby in den ersten Wochen und Monaten. Auch Männer entwickeln sich erst allmählich zu »richtigen« Vätern. Sie beide müssen erst in Ihre neue Rolle hineinwachsen.

» Die junge Mutter ist mit ihrem Baby anfangs oft alleine. Auch wenn der Partner zunächst Urlaub hat oder Elternzeit (siehe >) nimmt, bleibt er überwiegend in seinem Beruf, arbeitet statistisch gesehen oft sogar mehr. Während er also in seinem gewohnten Arbeitsumfeld bleibt, ist sie aus ihrem – wenn auch meist nur vorübergehend – herausgerissen. Manche Mütter genießen das – andere haben damit durchaus Schwierigkeiten. Stellen Sie sich diesem Problem und versuchen Sie, eine partnerschaftliche Lösung zu finden.» Je nach Verfassung kann das Gefühl der Verantwortung erdrückend sein. Die junge Mutter erlebt nicht nur das beglückende Gefühl, gebraucht zu werden, sondern sieht sich mit einer lebenslangen Aufgabe konfrontiert, der sie nicht ausweichen kann. » Junge Eltern leben heute mit ihren Neugeborenen zumeist ganz anders als früher. Die jungen Väter übernehmen im besten Fall früher Verantwortung für das gemeinsame Kind, sie sind bereit, auch ihre Lebensentwürfe neu zu organisieren. Am besten ist es für das Neugeborene und damit die junge Familie, wenn gemeinsam geplant wird, wie das Familienglück gesichert werden kann.

Elterntipp

Machen Sie sich klar, dass aller Anfang schwer ist: Die Geburt eines Kindes ist ein radikaler Einschnitt im Leben jedes Paares. Das Baby muss rund um die Uhr versorgt werden und es bleibt viel weniger Zeit zu zweit. Besonders die Mutter reagiert jetzt oft ganz anders als gewohnt, ist angespannt und erschöpft. Die Hormonumstellung beeinflusst zusätzlich die Psyche. Da ist es gut, wenn die Väter gelassen und souverän reagieren und ihren Partnerinnen Zeit geben, um wieder ins Lot zu kommen, auch wenn ihnen die neue Familienkonstellation selbst einiges abverlangt.

SUCHEN SIE SICH HILFE

In den ersten Tagen ist es am schönsten, wenn Sie und Ihr Mann mit dem Baby allein sind. Dann können Sie sich ganz aufeinander konzentrieren und sich ungestört erst einmal mit der neuen Situation auseinandersetzen. Doch professionelle Unterstützung ist vom ersten Tag an entlastend.

WICHTIG!

Wenn Sie merken, dass Sie nicht die Kraft haben, aus dem dunklen Loch allein wieder herauszukommen, sollten Sie dringend mit einem Arzt über Ihre Niedergeschlagenheit sprechen. Eine postnatale Depression, die Traurigkeit nach der Entbindung, ist eine ernste Erkrankung und sollte von einem Psychiater behandelt werden.

Eine wichtige Hilfe: die Hebamme

In den ersten zehn Tagen nach der Entbindung haben Sie Anspruch auf die Betreuung durch eine Hebamme. Dieser Anspruch bezieht sich nicht nur auf die Zeit im Krankenhaus, sondern gilt auch anschließend für die ersten Tage zu Hause. Die Hebamme besucht Sie einmal täglich, bei Bedarf auch häufiger, und steht Ihnen auch telefonisch für Fragen zur Verfügung. Bis zum Ende der Mutterschutzfrist (acht Wochen nach der Geburt) erstattet die Krankenkasse 16 Hausbesuche, bis zum Ende der Stillzeit weitere acht Beratungen. Mit einer ärztlichen Bescheinigung können darüber hinaus noch weitere Hausbesuche »verschrieben« werden.

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