Unser Glück reicht locker für Drei - Valerie le Fiery - E-Book

Unser Glück reicht locker für Drei E-Book

Valerie le Fiery

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Beschreibung

Milan und Ramon sind seit fünf Jahren ein Paar und äußerst glücklich miteinander. Umso mehr freuen sich beide auf die bevorstehende Party zu Milans dreißigstem Geburtstag. Als Milans Kollegin Jana jedoch unangekündigt einen jungen Mann namens Jerry auf die Feier mitbringt, scheint plötzlich alles anders zu sein. Sowohl Milan als auch Ramon sind von eben diesem Menschen nämlich ziemlich fasziniert. Wird Jerry jetzt etwa zum Auslöser für eine Krise in der Beziehung zweier Menschen, zwischen die eigentlich kein Blatt passt, oder reicht ihr Glück auch locker für drei?

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Unser Glück reicht locker für Drei
Frank Böhm
Valerie le Fiery
Impressum
Frank Böhm
Plinkstr. 137
25337 Elmshorn
Valerie le Fiery   c/o Schulze
Salzbrückerstr. 27
21335 Lüneburg
Das Autorenduo ist zusätzlich zu erreichen unter
Autoren: Frank Böhm, Valerie le Fiery
Coverfotos © 1714558384 und 2205371061 shutterstock.com
© 2024 Frank Böhm, Valerie le Fiery
Der Inhalt des Buches sagt nichts über die sexuelle Ausrichtung der Covermodels aus.
Die Handlung, die Namen der handelnden Personen sowie alles Weitere sind rein fiktiv und frei erfunden, Orte, Veranstaltungen und eventuelle Sehenswürdigkeiten allerdings echt. Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Geschehnissen sind unbeabsichtigt und zufällig. Diese Aussage betrifft sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart, sowohl lebende als auch bereits verstorbene Personen.
Alle Rechte sind vorbehalten.
Dieses Buch, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Zustimmung der Autoren nicht vervielfältigt oder weiterverbreitet werden.
Geburtstagsparty
Katerfrühstück
Bürochaos
Alltagsausgleich
Spiel — Satz — Sieg
Beziehungspflege
Immer wieder mittwochs
Wo ist Jerry?
Gefühlsbeichten
Höhen und Tiefen
Das Leben geht weiter
Dicke Luft und dünnes Eis
Geständnisse
Ende gut — alles gut?
Was sonst noch so geschah
Über das Autorenduo
Geburtstagsparty
„Ramon, wir müssen fertig werden. Die ersten Gäste trudeln gleich ein.“
Meine Güte. Ich muss wirklich mal etwas ruhiger werden. Warum bin ich eigentlich immer so hektisch, wenn wir was organisieren? Ich meine, Ramon gibt stets sein Bestes, er hat den ganzen Nachmittag damit verbracht, das Vereinshaus zu schmücken und Stühle und Tische richtig zu platzieren. Den riesigen Grill hat er nebenbei auch schon aufgebaut und einsatzbereit gemacht. Weshalb hetze ich ihn dann noch? Vielleicht sollte ich ihm mal dafür danken, dass er mir immer zur Seite steht und selbst das Unmögliche möglich macht. Und das bereits seit mehr als fünf Jahren.
„Ich kontrolliere jetzt schnell noch mal die Toiletten. Ansonsten sollte alles fertig sein.“
Ramon will sich soeben in die Richtung der sanitären Anlagen begeben, doch ich stelle mich ihm in den Weg, packe ihn am Arm und ziehe ihn fest an mich.
„Danke, Schatz, dass du das alles für mich tust. Ich meine, das ist nicht unbedingt selbstverständlich. Du hast mir so viel abgenommen, ich musste mich quasi um gar nix kümmern.“
Während ich diesen Satz ausspreche, rücken meine Lippen immer näher an die seinen, bis sich unsere Münder schließlich berühren und wir einen winzigen Moment ganz für uns genießen. Ramon küsst so wunderbar, diese Augenblicke der Zweisamkeit sind das wahre Paradies für mich und ich glaube, nein, ich weiß, dass er das genauso fühlt. Nicht umsonst ist er stets darauf bedacht, dafür zu sorgen, dass es mir gut geht und ich glücklich bin.
„Mach ich doch gern, Milan. Das solltest du eigentlich wissen“, haucht er an mein Ohr, nachdem sich unsere Lippen wieder voneinander gelöst haben. „Außerdem wird man nur einmal im Leben dreißig. Und nun lass mich schnell gucken, ob die Klos sauber sind. Ich will nicht, dass deine Geburtstagsgäste einen schlechten Eindruck von deinem Sportverein bekommen, nur weil vielleicht irgendein Typ zufälligerweise daneben gepinkelt hat.“
Ramon hebt seine rechte Augenbraue und zuckt dabei mit dem Schultern. Ich muss lachen, weil er dann immer aussieht wie ein Dackel, der nach einem Leckerchen giert. Ich weiß, dass das ein blöder Vergleich ist, doch sein Blick gleicht halt ab und zu dem eines Hundes, und zwar ganz besonders dann, wenn er so guckt, wie er es gerade tut.
„Okay, wenn du dich dann besser fühlst, tu, was du nicht lassen kannst“, gebe ich zurück und schaue ihm hinterher, während er die Stufen ins Untergeschoss hinabeilt, bis ich ihn nicht mehr sehen kann.
Er ist schon ein heißer Kerl, mein Ramon. Ein Stückchen größer als ich, schlank, dunkelhaarig und braune Augen, die so wahnsinnig toll glänzen können. So wie die eines … Nein! Nicht schon wieder dieser Hundevergleich. Obwohl es manchmal auch ganz niedlich sein kann, wenn mir solche Sachen durch den Kopf fliegen.
Während ich noch immer gedankenversunken an derselben Stelle verweile und Löcher in die Luft starre, klopft es an der Tür. Ich schaue auf meine Armbanduhr und stelle fest, dass es tatsächlich bereits sechs ist. Auf die Minute genau zur vereinbarten Zeit finden sich erste Gäste ein. Wer es wohl sein mag?
„Ist offen“, rufe ich und registriere im selben Moment, dass das eigentlich unhöflich war. Normalerweise hätte ich hingehen müssen, aber manchmal schieße ich ziemlich übers Ziel hinaus, bereue es allerdings sofort wieder. Zum Glück ist es nur meine Arbeitskollegin Jana, die wenige Sekunden mit einem Geschenk in der Hand die Räumlichkeit betritt. Die weiß genau, wie ich ticke und dass ich über solche Dinge wie das Türöffnen für Gäste manchmal einfach nicht nachdenke.
„Pünktlich wie ein Maurer!“, fahre ich fort, entscheide mich unterdessen dafür, ihr, mit einem Grinsen auf den Lippen, doch ein paar Schritte entgegenzugehen und sie mit einer Umarmung und einem Küsschen auf die Wange zu begrüßen.
„Ja, war heute Abend endlich mal kein Stau. Wenn es an jedem Tag so ruhig auf den Straßen wäre, hätten wir nie ein Problem und könnten morgens locker eine halbe Stunde länger schlafen. Bitte schön und natürlich meinen allerherzlichsten Glückwunsch! Hier, für dich, Milan. Wo ist denn Ramon?“
„Der ist unten und kontrolliert das WC. Sollte gleich wieder da sein. Und danke für das Geschenk. Bin echt gespannt, was drin ist. Aber ich werde es jetzt bloß abstellen und später öffnen, also, sobald alle Gäste da sind.“
„Ist okay!“, entgegnet Jana und schaut mich lächelnd an. „Habe da aber noch ein kleines Anliegen.“
O Gott! Ich habe ihr nichts zu trinken angeboten. Bestimmt hat sie Durst oder muss mal irgendwohin, und das, wo Ramon noch unten ist. Wie peinlich!
„Möchtest du eine Cola, einen Sekt oder ein Bier?“, entgegne ich unsicher, weil ich echt nicht weiß, ob diese Frage überhaupt angebracht ist oder nicht. Ich bin echt ein verdammt schlechter Gastgeber. Muss ich unbedingt dran arbeiten.
„Jetzt noch nicht. Später! Muss eigentlich nur dringend was mit euch besprechen. Aber erst, wenn Ramon wieder oben ist.“
Nun bin ich neugierig. Bestimmt wird Jana uns gleich davon erzählen, dass sie schwanger ist und wir Patenonkel werden sollen. Oder dass sie eine Weltreise macht und ich ihre Arbeit ein Jahr lang mit erledigen muss, doch dafür müsste Ramon nicht anwesend sein. Eventuell hat sie ja auch ein schnurriges Kätzchen aus dem Tierheim adoptiert und wir sollen darauf aufpassen, wenn sie mal in den Urlaub fahren möchte.
„Ramon, brauchst du noch lange?“, rufe ich in Richtung der Treppe, die ins Untergeschoss führt.
„Nö!“, höre ich daraufhin und kann meinen Schatz erkennen, der in diesem Moment die Stufen hochkommt. „Ach, hey Jana! Schön, dass du da bist. Hat Milan dir schon was zu trinken angeboten?“
„Hat er!“, antwortet sie und sieht dabei zwischen uns hin und her, was mir eine leichte Verlegenheitsröte ins Gesicht treibt, eine Tatsache, die ich im Spiegel, der linksseitig von mir an der Wand angebracht ist, bestens erkennen kann.
„Aber er hat vergessen, dir was zu holen. Stimmts?“
„Nein, Ramon! Alles gut. Ich wollte euch nur rasch eine Frage stellen. Ist mir ein bisschen unangenehm, aber …“
„Du darfst alles fragen, was du willst. Einfach raus mit der Sprache!“, unterbreche ich sie und warte, gespannt wie ein Erstklässler auf seine Schultüte, was sie von uns möchte. Gleich wird sie es sagen. Schwanger? Weltreise? Katzen? Was wird es sein?
„Ich habe heute Nachmittag völlig unverhofft Besuch bekommen. Von einem ganz lieben Freund. Ich wollte ihn nicht wieder wegschicken, obwohl er auch in der Stadt wohnt, und habe ihn deshalb hierher mitgenommen. Aber ihn einfach so, ohne Rücksprache, mit reinzubringen, das ist für mich ein No-Go! Daher wollte ich vorher abklären, ob noch ein Plätzchen für ihn frei ist. Ist immerhin dein dreißigster Geburtstag, Milan!“
„Also ich habe gar kein Problem damit. Du Ramon?“
„Quatsch! Wo ist er denn?“
„Im Auto. Ich habe gesagt, dass er dortbleiben soll, bis ich ihn hole.“
„Und worauf wartest du noch?“, hake ich nach und dieses Mal bin ich es, der die rechte Augenbraue hebt und offensichtlich einen Dackelblick aufsetzt.
Laut lachend bufft mich Jana gegen die Schulter.
„Du und deine Grimassen, Milan, echt unmöglich. Ich gehe mal eben und hole den Jerry rein.“
„Jerry?“, kommt es unisono aus meinem und Ramons Mund und ich ahne, dass auch meinem Schatz in diesem Augenblick einer unserer Lieblingscartoons in den Kopf fliegt. Wer denkt da nicht an Tom und Jerry, den gemeinen Kater und die pfiffige Maus?
„Eigentlich Jeremy, aber er wird zeitlebens nur Jerry genannt. Ich glaube, dass er gar nicht mehr reagiert, wenn man ihn aus Versehen mit seinem richtigen Namen anspricht.“
Kaum hat Jana die letzten Worte ausgesprochen, ist sie auch schon aus der Tür raus und steht bereits eine Minute später erneut vor uns, neben ihr ein junger Mann, der mich und Ramon zaghaft anlächelt.
„Das ist Jerry“, meint Jana und schiebt ihren Gast auf uns zu, als wäre er eine Puppe, was der sich allerdings ohne jeden Widerstand oder Anzeichen von Ärger gern gefallen lässt.
„Hi, ich bin Jerry und Jana meinte, dass ich eventuell mit auf eure Party dürfte. Freut mich, dass ihr nichts dagegen habt. Wer von euch ist denn das Geburtstagskind?“
„Das bin dann wohl ich“, antworte ich rasch, woraufhin Jerry meine Hand ergreift, sie schüttelt und ein „Herzlichen Glückwunsch zum Purzeltag!“ murmelt. Freundlich, allerdings eher leise, genauso wie seine vorherige Frage.
„Danke schön. Jana, zeigst du Jerry alles? Kennst dich ja aus, ist für dich schließlich nicht die erste Feier in diesem Laden.“
„Mach ich“, gibt die Angesprochene zurück und zieht Jerry mit sich, während Ramon und ich den beiden einen Moment lang nachsehen, bis es zum zweiten Mal klopft und die nächsten Gäste eintrudeln.
Nach und nach füllt sich der große Raum, alle, die wir eingeladen haben, sind tatsächlich erschienen und die Laune, die sie im Gepäck haben, ist denkbar gut, sodass es ein schöner Abend zu werden verspricht. Und hoffentlich eine ebenso tolle und angenehme Sommernacht — mit Leckereien vom Grill, diversen Salaten, etlichen Naschereien, einer großen Auswahl an Getränken sowohl alkoholischer als auch lediglich erfrischender Natur und natürlich guter Musik, bei der man sich dennoch in einigermaßen normaler Lautstärke unterhalten kann. Immerhin soll das eine gemütliche Feier sein, und dazu gehört für Ramon und mich logischerweise auch Kommunikation.
Nachdem alle Gäste mit Getränken versorgt sind und wir in großer Runde angestoßen haben, bilden sich erste kleine Gruppen, doch das ist bei solchen Anlässen ja absolut nicht ungewöhnlich. Das Geschenkeauspacken habe ich für ungefähr zwanzig Uhr angekündigt, weil zu der Zeit mit ziemlicher Sicherheit sämtliche Gäste bereits eine Kleinigkeit gegessen haben und somit satt und zufrieden sind. Heimlich geflüchtet ist bis dahin hoffentlich auch noch niemand, also alles in allem der beste Zeitpunkt.
Mit einem Teller, auf dem sich wunderbar duftende kleine Grillwürstchen und Kartoffelsalat befinden, in der Hand stehe ich ungefähr eine halbe Stunde später an einer Ecke der großen Terrasse und sehe meinem Schatz zu, wie er im Schweiße seines Angesichts den Grill mit immer neuen Sachen bestückt und jeden hungrigen Gast mit seinen frisch zubereiteten Leckereien verwöhnt. Jeden Tag aufs Neue wird mir bewusst, dass er das Beste ist, was mir überhaupt passieren konnte. Klingt zwar ziemlich kitschig, bloß … es stimmt nun mal. An die Zeit vor Ramon kann ich mich sogar kaum noch erinnern, dermaßen belanglos kommt mir im Nachhinein alles vor, was ich nicht mit ihm geteilt habe. Irgendwie ist er damals wie ein Tornado in mein Leben eingebrochen, hat es kräftig durcheinandergewirbelt und — ist einfach geblieben. Wie gesagt, er ist alles für mich und ich wünsche mir nichts mehr, als dass sich das niemals ändern wird.
Meine Blicke gleiten über unsere Gäste. Kollegen, allerdings nicht ganz so enge wie Jana, und Freunde, mit denen wir schon lange eine ganze Menge unternehmen. Zum Beispiel Badminton spielen, nicht umsonst feiern wir hier im Vereinshaus des Badmintonclubs „Schnelle Feder“. Normalerweise treffen wir uns einmal die Woche zum Training, tragen in der angrenzenden Halle regelmäßig kleine Turniere aus und genießen es, Spaß mit anderen Menschen zu haben und dabei gleichzeitig ein bisschen was für den Erhalt der Figur zu tun.
Als ich mich weiter umschaue, taucht Jerry in meinem Blickfeld auf. Unauffällig mustere ich ihn ein wenig genauer, vorhin war die Zeit dafür zu knapp. Er mag ein paar Jahre jünger sein als ich, es ist allerdings nicht ganz einfach, ihn einzuschätzen, denn sein Gesicht ist bartlos, wirkt unglaublich jung und fast schon weich, in seinen Augen hingegen ist eine leichte Unsicherheit zu erkennen, die ganz und gar nicht zu einem Menschen in seinem Alter zu passen scheint. Das kann natürlich täuschen, ich denke jedoch nicht, dass ich mich da irre. Vielleicht liegt es allerdings auch daran, dass er außer Jana niemanden auf dieser Party kennt. Seine Statur ist zierlich, fast schon androgyn, sein Lächeln wirkt ehrlich, aber ein bisschen schwermütig. Dennoch ist er ein sehr interessanter Typ. Mal sehen, ob ich Jana nächste Woche auf der Arbeit gezielt auf ihn ansprechen werde, heute ist definitiv der falsche Zeitpunkt dafür.
Beim Auspacken der Geschenke wird es später echt lustig, manche der Gäste haben sich eine Menge Gedanken gemacht und etliche sind dabei auf ziemlich ulkige Ideen gekommen. Unter viel Gelächter schäle ich Präsent um Präsent aus der jeweiligen Verpackung und zeige, was ich bekommen habe. Nachdem das erledigt ist, eröffnen Ramon und ich den Tanz, indem wir auf die Terrasse gehen und einen Klammerblues zu unserem Lieblingssong zum Besten geben. Dabei fällt mir nicht zum ersten Mal auf, dass wir bereits sehr oft darüber gesprochen haben, endlich mal einen Tanzkurs zu absolvieren, doch das konnten wir bislang aus mir unerfindlichen Gründen noch nicht in die Tat umsetzen. Eventuell sollte ich mir das auf meine imaginäre Liste der Dinge setzen, die wir unbedingt machen wollen. Möglicherweise wäre ein solcher Kurs sogar ein tolles Geschenk für Ramon, immerhin feiert er bereits in knapp vier Wochen seinen Schnapszahlgeburtstag.
Bis weit nach Mitternacht, also eigentlich ist es schon früher Morgen, als sich die letzten Gäste verabschieden, feiern wir fröhlich und lassen es uns gut gehen. Beim Abschließen des Vereinsheims merke ich, dass ich nun doch todmüde bin. Zum Glück hatten wir vorher besprochen, die Reinigung des Saals am Sonntag vorzunehmen. Das hätte ich nämlich jetzt nicht mehr geschafft.
„Komm Schatz, lass uns schnell nach Hause und ins Bett gehen, bevor ich hier einfach umfalle und auf der Stelle einschlafe.“
„Kaum dreißig und schon hält er nicht mehr lange durch“, kommt es neckend von Ramon, wobei er mich dermaßen liebevoll anlächelt, dass ich nicht anders kann, als ihn zärtlich zu küssen, um ihm anschließend ins Ohr zu flüstern: „Für einen Quickie würde es aber schon noch reichen.“
Katerfrühstück
Gegen zehn Uhr morgens schlage ich meine Augen auf und merke, dass mein Kopf ziemlich schwer ist, obwohl ich eigentlich gar nicht so viel getrunken habe. Mist! Kenne ich normalerweise nicht von mir, aber gut, werde ich wohl einfach hinnehmen müssen, immerhin bin ich gestern in den Club der Dreißigjährigen eingetreten.
Mein Blick streift Ramons Gesicht, dabei stelle ich fest, dass er nach wie vor friedlich schläft. Da ich ihn nicht wecken will, schleiche mich leise aus dem Bett und tapse auf Zehenspitzen in die Küche, um mir eine Tablette gegen meinen Kater zu holen und frischen Kaffee aufzusetzen.
Irgendwie habe ich Appetit auf etwas Salziges. Eine Gewürzgurke zum Beispiel. Haben wir so was überhaupt im Kühlschrank? War schließlich schon lange nicht mehr selbst einkaufen, gerade in den letzten Wochen hat Ramon das immer erledigt, weil er in den meisten Fällen eher zu Hause ist als ich.
Nachdem ich eine Pille gegen die Baustelle in meinem Kopf eingeschmissen habe, begebe ich mich auf die Suche, um meinen Salzhunger zu stillen, und werde sogar fündig. Gurkensticks geviertelt! Lecker!
Ich öffne das Glas, nehme mir eine Gabel aus der Schublade, klaube mir eins der schmackhaften Stückchen heraus und beiße herzhaft hinein. Hmmmmm! Dabei bemerke ich nicht, dass Ramon bereits geraume Zeit hinter mir gestanden haben muss, erst als er sich räuspert, drehe ich mich um und sehe anschließend, dass er lächelnd den Kopf schüttelt.
„War ich zu laut? Du hast doch eben noch so schön geschlummert“, antworte ich nach seinem Guten-Morgen-Kuss, den er mir zuvor liebevoll auf die Wange gedrückt hat.
„Nein. Aber sobald du das Schlafzimmer verlässt, werde ich automatisch wach. Und da habe ich natürlich gehört, dass du in der Küche irgendwas anstellst. Und bevor du hier alles in Brand steckst, weil du vielleicht Aufbackbrötchen in den Ofen legst und sie vergisst, dachte ich mir, dass ich dir möglicherweise etwas Gesellschaft leisten sollte. Also, um Schaden in der Küche abzuwenden.“
„Blödmann!“, murmele ich und kann mir dabei aber ein Grinsen nicht verkneifen, denn er hat mit seinen nicht ernst gemeinten Floskeln sogar teilweise recht. Bin halt manchmal ein Paddel, und es hätte mir durchaus passieren können, dass ich Brötchen im Ofen vergesse oder mir das Gurkenglas auf die Fliesen fällt, ich anschließend in die Scherben trete und zur Krönung das Einlegewasser nebst meinem Blut großflächig in der Wohnung verteile. Außerdem freue ich mich, dass er sich um mich sorgt und mich eventuell mit einem Frühstück verwöhnt.
„Stimmt! Manchmal bin ich ein Blödmann. Aber ich hoffe doch, zumindest ein liebenswertes Exemplar. Was hast du eigentlich mit den Gurken angestellt?“
„Eine davon gegessen. Wieso?“
„Weil es ungewöhnlich für dich ist, dass du so was anrührst. Ah, Moment! Hast du etwa einen Kater und wolltest dem damit entgegenwirken? Du hast doch fast nix getrunken.“
„Offensichtlich kann ich nichts mehr vertragen. In meinem Kopf tobt ein Orkan. Deshalb habe ich ne Tablette eingeworfen und mir so ein Ding aus dem Glas gegönnt. Und wie du siehst, habe ich alles heilgelassen, nix verschüttet und die Küche ist sogar noch begehbar. Außerdem läuft der Kaffee schon durch. Jetzt brauchen wir nur noch etwas Essbares wie Brötchen oder auch Toast und das Frühstück kann beginnen. Kümmerst du dich oder soll ich das übernehmen?“
„Ich mach das schon“, gibt Ramon mir mit einem Augenzwinkern zu verstehen. „Nicht, dass du dir doch noch irgendwas abschneidest und ich hinterher einen Notarzt verständigen muss.“
„Haha!“, reagiere ich, setze mich auf einen unserer Stühle und beobachte Ramon dabei, wie er den Tisch deckt, Toastbrot aus dem Schrank holt, ein paar Scheiben davon röstet und anschließend beginnt, Spiegeleier zu braten.
„Wenn du schon Gurken isst, sollte es zumindest auch Eier dazu geben. Falls du dann noch nicht genug Herzhaftes gegessen hast, es stehen sogar Rollmöpse im Kühlschrank rum. Tu dir keinen Zwang an.“
„Die Idee mit den Eiern ist schon cool!“, wispere ich und nicke dazu. „Aber ich glaube, dass es dann reicht. Danke, dass du das Frühstückmachen übernommen hast und das alles so toll machst. Hätte ich, glaub ich, jetzt nicht fertig gekriegt. Muss wirklich erst mal klarkommen. Was stellen wir eigentlich heute an?“
Da ist er wieder — der Dackelblick! Den ich so an ihm liebe und den er auch auflegt, wenn er nachdenkt.
---ENDE DER LESEPROBE---