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Der zweite, unabhängig lesbare Teil von EIN HERZ AUS ASCHE UND STAUB. "Wahre Liebe war etwas für Idioten, denn sie fraß einen von innen auf und ließ am Ende nur Zerstörung zurück. Denn ich wollte nicht für jemanden brennen, nur um am Ende zu verbrennen."- Francesco Als Schwager eines Mafia-Bosses sollte Francesco ein Leben voller Luxus führen – doch für ihn ist es ein nicht enden wollender Albtraum. Täglich erträgt er den Hass von Marcello Mancini und kämpft mit Schuld, Misstrauen und um sein Ansehen. Unterdessen rücken die Royal-Ascot-Pferderennen näher und Marcello wittert seine Chance, endlich ins Wettgeschäft einzusteigen. Doch dieser Schritt ist an eine folgenschwere Bedingung geknüpft: Der italienische Geschäftspartner Giovanni De Rosa verlangt, dass Francesco seine älteste Tochter Alvara heiratet. Francesco verliebt sich – doch nicht in Alvara, sondern in ihre jüngere Schwester Siena! Ein verbotenes Spiel aus Leidenschaft und Verlangen beginnt und droht Francesco und Siena schon bald über den Kopf zu wachsen, denn was als Verlobung zwischen zwei Familien begann, entwickelt sich schnell zu einem undurchsichtigen Netz aus Verlangen, Verrat, Intrigen und Geheimnissen. Wem kann man trauen? Wer sagt die Wahrheit? Was verbirgt De Rosa? Und kann Sienas und Francescos Liebe zwischen all dem bestehen? *****(Die Autorin empfiehlt das Buch ab 17 Jahren)*****
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Veröffentlichungsjahr: 2025
DENN UNSERE HERZEN SIND DER EINSATZ
Wichtiger Hinweis
Kapitel1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Danksagung
Unsere Liebe zwischen Verrat und Verlangen
Denn unsere Herzen sind der Einsatz
©Tonya Gold, 2025, Deutschland
Lektorat und Korrektorat: Aurora Flemming
Covergestaltung und Vorsatz: Schattmaier Design
Illustrationen: Tonya Gold,Shutterstock.com, Picsart
Charakterzeichnung: Miroslava Hrebeňárová
Bildmaterial: Shutterstock.com, Pexel.com, Picsart, Fotografien von Tonya Gold
Buchsatz und Innendesign: Tonya Gold
ISBN: 978-381-941-453-4
Alle Rechte vorbehalten
Antonia Gebhardt
Heegermühler Weg 5
13156 Berlin
Instagram: @tonya_gold_autorin
Email: [email protected]
~
Für alle, die nicht wissen, wer sie sind.
Die Angst haben, sich mit ihren Dämonen auseinanderzusetzen und glauben,
dass sie wegen ihrer Fehler weniger wert sind.
Die in ihrer Vergangenheit gefangen sind und sie nicht loslassen können, weil ihnen der Schritt in die Zukunft zu ungewiss ist. Und für alle, die noch herausfinden,
wer sie sein können:
Folgt eurem Herzen und seid so viel wie ihr wollt.
Denn die Einzigartigkeit eines jeden besteht darin
so vielfältig zu sein, wie er möchte. Fürchtet euch nicht, die Vergangenheit ruhen zu lassen, denn die Zukunft könnt ihr neugestalten. Und nehmt jeden Fehler, wie eine Aufgabe an, die ihr zu bewältigen habt, um aus ihr zu lernen.
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Liebe Lesende,
dieses Buch ist nichts für schwache Nerven. Neben Themen wie dem organisierten Verbrechen (Mafia), Prostitution, derber Sprache, Beleidigungen, Erniedrigung, ausführlich beschriebenen sexuellen Inhalten, Hass und Rache, Pferderennsport, Sportverletzungen und ihre Folgen, Depression, Manipulation, Suizidgedanken, Tod von Elternteilen und traumatischen Erlebnissen, wird dir dein Herz in diesem Buch mehrfach gebrochen werden – was eine absolut ernstgemeinte Warnung ist.
Bitte lies diese Geschichte nur, wenn du dir wirklich sicher bist, dass du mit den oben genannten Themen umgehen kannst.
Gegebenenfalls ist diese Liste nicht vollständig.
Die Geschichte von Siena und Francesco entführt dich in die Tiefen der menschlichen Psyche und Trauer und wird dir Verhaltensweisen der Protagonisten aufzeigen, die manchmal nicht der Norm entsprechen. Manchmal werden die Charaktere Dinge tun, bei denen du am liebsten laut schreien würdest. Glaube mir, wenn ich dir sage, dass dir dieses Buch unter die Haut gehen wird. Lies sie also nur, wenn du dir absolut sicher bist, dass du kein Problem mit Herzschmerz und Drama hast.
Wenn dich diese Warnung nicht abgeschreckt hat, dann wünsche ich dir ein schönes Leseerlebnis.
Dunkle Grüße,
Tonya
Vergeben und vergessen war etwas für weichgekochte Schwachköpfe und Idioten.
Weder vergaß ich noch hatte ich vor, irgendjemandem etwas zu verzeihen. Nicht diesem Vollpfosten, und auch nicht meiner Schwester.
Meiner großen, ach so perfekten Schwester. Ich könnte kotzen, wenn ich an sie dachte - oder an den Luxus, in dem sie schwelgte, während ich immer noch in einer versifften Bude hausen musste, die ich mir gerade so leisten konnte.
Verdammte Bastarde!
Ich biss die Zähne fest aufeinander und ballte meine Hände zu Fäusten. Auch wenn ich nicht an sie denken wollte, ließ es sich in diesem Moment kaum vermeiden. Nicht, wenn mir ihr Göttergatte - diese Kackbratze - vor wenigen Sekunden geschrieben hat, dass er mich heute noch mal sehen wollte. In drei Stunden, um genau zu sein.
Weil ich auch sonst nichts zu tun habe!
Ich dachte an das große Haus, mit der fucking funktionierenden Heizung, in dem beide lebten. Meine Schwester, die mir immer gepredigt hatte, dass ich mich von den großen, bösen Jungs fernhalten sollte. Und was hatte sie am Ende getan? Selbst einen von diesen Kerlen geheiratet! Sie hatte mich verraten und verkauft – eiskalt! Und das nicht erst vor wenigen Jahren. Schon damals, als sie zugelassen hatte, dass mich das Jugendamt in diese Familie steckte. Und das letzte Mal vor fünf Jahren, als sie mich an Marcello verriet und zuließ, dass der Typ mich folterte. Seitdem riss ich mir den Arsch für sie und ihren scheiß Ehemann auf und wurde nicht einmal ordentlich bezahlt.
Ha! Bezahlt! Diesen Luxus habe ich mir ja erst verdienen müssen.
Fünfhundert mickrige Pfund überließ mir dieser dämliche Itaker, obwohl ich tagtäglich meinen Kopf für ihn und seine kriminellen Machenschaften hinhielt! Dieser Idiot ließ mich selbst die niedrigsten Arbeiten verrichten, obwohl ich diesem Arschloch schon mehr als einmal bewiesen hatte, dass ich aus meinen Fehlern gelernt habe. Trotzdem musste ich zu jeder Tages- und Nachtzeit seine Drecksarbeit erledigen, immer erreichbar sein, und das alles neben den Clubgeschäften des Black Diamond, die ich natürlich tadellos und ohne Verluste abwickeln musste.
Ich knallte frustriert das Schrotthandy auf den Tresen der Bar und trank den Wodka, den ich mir selbst eingegossen hatte, in einem Schluck aus. Ich war heute so gar nicht in der Stimmung, Marcello Mancini noch mal gegenüberzutreten, weil ich schon die ganze verdammte Nacht damit beschäftigt gewesen war, diesem Spaghettifresser in den Arsch zu kriechen.
Dann fiel mein Blick zur Seite, auf den ehemaligen Chef des Clubs, der immer noch wie angewurzelt neben mir stand. „Was willst du von mir, Wallace? Geh mir nicht auf die Eier!“, blaffte ich, doch Wallace stand weiterhin stumm neben mir und starrte mich an, als wäre ich eine Kinoleinwand. Was wollte der Sack? Mich stressen?
Ich knirschte mit den Zähnen und wischte mir einmal übers Gesicht, während Wallace ein grunzendes Geräusch von sich gab. „Schlecht gelaunt, Chef?“ Seinen spöttischen Unterton konnte er sich in den Arsch schieben.
Chef … von wegen.
Diese Bezeichnung versprach mehr als sie beinhaltete. Er, ich - wir waren nur Lückenbüßer. Typen, die den Laden für Marcello schmissen und unsere Köpfe hinhielten, wenn mal eine spontane Razzia durchgeführt wurde. Dabei durfte Wallace früher, und ich jetzt, jedes Mal wie ein geprügeltes Hündchen bei dem großen Mafiaboss antanzen, wenn auch nur das klitzekleinste Problemchen auftrat. Um uns auf die Finger schauen zu lassen, während Marcello seine Eier schaukelte. Wegen dieses Arschs hatte ich allein in diesem Jahr bereits dreimal im Knast gesessen. Weil ich als Chef des Clubs für Koks und andere Ware geradestand, wenn die Bullen hier aufkreuzten. Dass wir neuerdings ausgerechnet wegen Catalano immer noch aufpassen mussten, kotzte mich schon wahnsinnig an. Doch dass seinetwegen kaum mehr ein Polizist in diesem Hafenkaff nicht geschmiert war, verkomplizierte alles noch mehr. Da half es nur wenig, dass er momentan so geschwächt war, dass er eigentlich keinen Finger krumm machen konnte, ohne Verluste einzufahren. Denn seine Hintermänner hatte er in Cardiffs Umgebung immer noch.
Catalano …
Noch so eine Ratte. Vielleicht hatte der Kerl nicht wie meine Schwester mein Leben versaut, dafür aber mein Vertrauen missbraucht. Er hatte mich benutzt, mich als Waffe gegen die Mancinis einsetzen wollen – und mich dann fallen gelassen. Fuck, Mann! Ich hatte dem Typen vertraut! Nur um dann zu erfahren, dass er mich in den sicheren Tod geschickt hatte, um seine Feinde zu erledigen.
„Alpino!“, riss mich Wallace aus meinen Gedanken.
„Dein Ton. Denk daran, ich kann auch kurz Marcello anrufen. Mal sehen, ob du dann immer noch so frech bist!“ Wütend ließ ich die Knöchel knacken. Wenn der Typ Probleme haben wollte, sollte er ruhig so weitermachen.
„Weißt du was, du Flachzange? Anstatt dich hinter dem großen, bösen Marcello zu verstecken, rück endlich mit der Sprache raus! Warum ist die verdammte Ware nicht da? Ich hab noch andere Dinge zu tun.“
„Ja, hab gehört, dass du neuerdings Marcellos Räume säubern darfst.“
Dieser …! Ganz ruhig, er will nur der Erklärung ausweichen.
„Und du bist nicht fertig geworden vorhin, oder?“, faselte er weiter. „Muss ganz schön frustrierend sein, jetzt den Schuppen hier zu leiten, nichts von dem Profit behalten zu können und dann trotzdem immer noch das Mädchen für alles zu sein!“ Wallace lachte dreckig.
Oh, wie ich diesen Kerl verabscheue!
Ich knackte wieder mit den Fingerknöcheln, diesmal lauter. Langsam erhob ich mich und richtete mich zu meiner vollen Größe auf und überragte das Arschgesicht um einen Kopf. Ich hätte große Lust, meinen Frust an diesem Spinner auszulassen. Er nutzte es voll aus, dass ich immer noch wie der letzte Dreck innerhalb der Organisation behandelt wurde – obwohl ich die Leitung von Marcellos scheiß Club hatte und damit sein Vorgesetzter war. Dass mir die Bezeichnung Mädchen für alles immer noch anheftete, wie eine Fliege an einem Scheißhaufen, ließ den Vulkan in meinem Inneren gefährlich brodeln. Aber so einfach ging das nicht, mit dem Frustablassen – denn Marcello kontrollierte alles, was ich tat. Und wenn ich keine plausible Erklärung dafür hatte, wieso ich Wallace windelweich geprügelt hatte, außer dass mir der Kerl auf die Nerven gegangen war und mich provoziert hatte, landete ich selbst wieder in dem Kellerloch, das ich gerade geschrubbt hatte. Und darauf hatte ich überhaupt keinen Bock, zumal ich meine weiteren Finger behalten wollte. Ich warf einen verächtlichen Blick auf meine linke Hand, an der nicht nur der kleine Finger fehlte, sondern auch die obere Kuppe meines Ringfingers. Die Wunde am vierten Finger war immer noch verbunden, doch der Phantomschmerz war oftmals kaum auszuhalten. Der Stumpen, der einmal mein kleiner Finger gewesen war, schmerzte zwar nicht mehr, aber allein sein Anblick katapultierte mich fünf Jahre zurück nach London, als mir Marcello diesen bei einer Befragung abgetrennt hatte - und meine Schwester schweigend danebengestanden hatte.
Als ich daran dachte, blähten sich meine Nasenflügel, weil ich krampfhaft die Luft einsog und versuchte, mich zu beruhigen. Zudem wusste ich, dass Wallaces Reizung nur Taktik war. Der Typ hatte mal wieder irgendwas verkackt, was auch der Grund für die Verspätung der Ware war. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, was es war und voila – da war er! Mein Anlass, ihn ins Krankenhaus einweisen zu lassen.
„Sag mir endlich, warum die Frauen für den Club noch nicht hier sind!“, bellte ich und genoss es, zu beobachten, wie Wallace zusammenzuckte.
„Weil sie noch nicht da sind, Alter! Sie haben sich verfahren.“ Er war angepisst, doch offensichtlich hatte er sich verplappert, denn er schaute sogleich erschrocken drein.
Aha! Hat der Spinner doch Schiss vor mir.
„Aber wenn ich daran denke …“, quasselte er weiter, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass mir damit nicht klar geworden war, was er da gerade gesagt hatte. Aber scheiße, Mann! Ich war nicht dämlich! Und ich kannte Wallace noch besser als mich selbst. Also ja, ich hatte verstanden, warum sie sich verfahren hatten.
Wunderbar! So einfach liefert er mir einen Grund. Er hat also mal wieder zu viel gekokst und die falschen Pläne an den Fahrer rausgegeben. Perfekt.
Noch ehe Wallace zu Ende reden konnte, landete meine Faust in seiner Fresse. Ein befriedigendes Knacken durchfuhr die Luft, während der scharfe Schmerz durch meine Fingerknöchel und meinen Arm hinaufschoss. Wallace strauchelte nach hinten, schrie; doch noch bevor er überhaupt realisieren konnte, was geschah, schlug ich ihm ein weiteres Mal gegen seinen Wangenknochen. Ein dritter Schlag landete in seinem Magen und der vierte wieder in seinem Gesicht. Wie einen Boxsack demolierte ich den Wichser, trat auf ihn ein, als er bereits zu meinen Füßen lag - und keinen Ton mehr von sich gab.
Schwer atmend stand ich über ihm, jeder Muskel in meinem Körper ächzte und in meinen Ohren piepte es vor Anstrengung. Sein Blut tropfte von meinen Ellenbogen auf das Linoleum des Bodens und mein Herz pumpte heftig in meiner Brust. Langsam spürte ich, wie die Aggression in mir verebbte. Dann schulterte ich die verkrüppelte Gestalt und lief zum Hintereingang. Ich stieß die schwere Metalltür auf, trat hinaus auf den vermüllten Hinterhof und ließ Wallace neben die Mülleimer fallen. Sollten die anderen sich doch darum kümmern, dass der Wichser nicht krepierte. Verdient hätte er es.
Es hat eine Stunde gedauert, bis Enrico endlich mit der Ware aufgetaucht war. Allerdings musste ich ihm zugutehalten, dass er mit der falschen Karte sehr schnell den richtigen Weg gefunden hatte – obwohl er sonst nie die Strecke zwischen Cardiff und Newport befuhr, das war Ferdinands Job. Marcello hatte darauf bestanden, Landkarten für die Wege zu nutzen, damit Catalano keine Möglichkeit hätte, sich in das Navi zu hacken und unsere Wege herauszufinden.
Doch Ferdinand war von Marcello wegen anderer Dinge abgezogen worden. Und da Handys auf diesen Touren seit neuestem auch verboten waren, hatte Enrico sich auf die Karte verlassen müssen. Und auch wenn es mir nicht gefiel und ich es nie laut zugeben würde, musste ich dem lieben Don dieser Kackorganisation bei dieser einen Sache ausnahmsweise mal recht geben. Schließlich hatte ich selbst erfahren, zu welchen Mitteln der Erzfeind der Mancinis in der Lage war.
Ich hatte die Zeit zwischen Wallaces Tracht Prügel und Enricos Auftauchen dafür genutzt, mich um die mentalen und emotionalen Verfassung unserer Nuttenzu kümmern, die ich seit meinem Amtsantritt in dieser Bruchbude vor einem Jahr im Hinterstübchen des Clubs arbeiten ließ. Meinen Schwanz in die Mädels zu stecken, um mit einer schnellen Nummer auch meinen restlichen Dampf abzulassen, war wunderbar.
Dabei war mir scheißegal, ob Marcello davon erfuhr oder nicht. Außerdem war er es gewesen, der mir aufgetragen hatte, mich um den Club zu kümmern, darauf zu achten, dass die Mädchen anständig die Kunden befriedigten und sauber blieben. Und auch, dass nichts von dem Koks, das vorn im Club vertickt wurde, nach hinten wanderte, damit die Besucher nichts von dem Bordell im hinteren Bereich erfuhren.
Ich tat dementsprechend nichts anderes, als er mir befohlen hatte. Wie ich seinen Anweisungen Folge leistete, war ganz allein meine Sache! Also sollte er seinen dämlichen Rand halten.
Dass ich die Huren hier im Club nur eingeführt hatte, damit ich zwischen den organisatorischen Angelegenheiten auch mal in Ruhe ficken konnte, ahnte Marcello vielleicht. Er hatte mein Argument akzeptiert, dass eingeweihte Besucher mehr Kohle dalassen würden, wenn sie zusätzlich zu ihrem Drogenrausch ihre sexuellen Gelüste befriedigen könnten.
Nur deswegen hatte er mir ausnahmsweise diesen kleinen Luxus zugestanden – wie die Arschgeige es nannte. Und weil die Kunden genauso begeistert von meiner Idee waren, wie ich selbst, durfte ich mir – Verzeihung, uns – noch mehr Nutten besorgen. Und die hatte Enrico vorhin in den Club gebracht.
Es war mir ein Genuss gewesen, mich mit ihnen zu beschäftigen und ich hätte mich sehr gern weiterhin um die drei Frauen gekümmert, wenn mich Mister Kotzbrocken, aka Marcello fucking Mancini, mit seiner Nachricht nicht rausgerissen und mich an unser Treffen erinnert hätte.
Darum saß ich jetzt nicht mehr im Black Diamond, sondern in meinem Wagen vor der Mancini-Villa, diesem Protzklotz, und erlaubte mir für ein paar Sekunden vorzustellen, diesem Saftsack eine reinzuhauen.
Ich ließ die Tür meines klapprigen Peugeots 308 laut zuschlagen.
Scheiß Schrottkarre! Ja, der Schwager des Mafiabosses kann sich nichts anderes leisten, wenn man diesem nur lächerliche fünfhundert Pfund im Monat zur Verfügung stellt, obwohl ihnen sonst jeder Cent aus dem Arsch quillt! Dämliche …
Ich malte gereizt mit dem Kiefer. Ich hasste es hier – dieses Grundstück … das Haus!
Ich starrte den Palazzo vor mir mürrisch an, ehe ich auf die Haustür zuging. Der Kies knirschte laut unter meinen Füßen und ich stellte mir vor, es wäre Marcellos Fresse, nachdem mein Stiefel zufällig auf seine Schnauze treffen würde und ihm den Kiefer zermalmte.
In meinen Hosentaschen die Hände zu Fäusten geballt, stapfte ich die letzten Meter zum Haus, wo mir wie durch Zauberhand die Tür geöffnet wurde, und ich eintrat. Die warme Junisonne versteckte sich heute hinter einer dicken Wolkenwand und passte sich damit meiner Stimmung an. Trist und grau – und trotzdem brütend heiß! In diesem Scheißhaus lief natürlich die Klimaanlage, sodass man von der Hitze hier drinnen nichts spürte. Ich ließ meinen Blick fast schon automatisch durch den Flur gleiten und hätte Francesca erwartet, doch ich war froh, dass ich heute von ihren langweiligen Monologen über Kontrolle, Aggressivität und anderem Blödsinn verschont blieb. Marcellos Gequatsche ging mir schon genügend auf den Senkel.
Die Bedienstete, die mir die Tür geöffnet hatte, beachtete ich nicht weiter und lief mit langen Schritten zu der großen Treppe, die mich hoch in den ersten Stock zu Marcellos Büro führen würde. Innerlich versuchte ich mich darauf einzustellen, was vermutlich gleich kommen würde: ein neuer Putzauftrag – oder Ähnliches.
Aus dem Wohnzimmer, das am Ende dieses dekadenten Flures aus weißem Marmor und goldenen Ornamenten lag, drangen laute Stimmen und Kindergeschrei. Wahrscheinlich Giadana und Santiano, die sich stritten. Die voluminöse Stimme von Vito Mancini, dem Ex-Boss dieses Schrotthaufens hier, drang zu mir hinaus auf den Flur. Dieser Mann war grausam – aber nicht ganz so mörderisch wie sein Sohn.
Der Ehemann meiner verfluchten Schwester.
Unwillkürlich ballte ich erneut die Hände und spürte dabei wieder nur allzu deutlich meinen fehlenden kleinen Finger und den Verband um den Ringfinger meiner linken Hand. Bei der Erinnerung an diese Bestrafung von vor wenigen Wochen, sehnte ich mich mit jeder Faser meines Körpers danach, ihm das heimzuzahlen.
Wütend lief ich die Treppe hoch, als ich meinen Namen hörte. „Francesco!“ Abrupt blieb ich stehen. Ich erkannte die Stimme – und hätte am liebsten laut geschrien. Doch ich unterdrückte es. Weil ich nicht noch mehr Probleme mit diesem Saftsack von Oberhaupt haben wollte. Also drehte ich mich gereizt zu meiner Schwester um, die mich überrascht anstarrte. Ihre bernsteinfarbenen Augen, die genau die gleiche Farbe wie meine Iriden hatten, glitten einmal über mein ovales Gesicht und ihr sonst so verkniffener Mund war zu einem erstaunten O geformt. Sie wiederzusehen, ließ einiges an widerwilligen Gefühlen in meiner Brust anschwellen. Zwar waren es vorrangig Wut und Hass, aber den Stich in meiner Magengrube, durchzogen mit Trauer und Sehnsucht, konnte ich nur mit Mühe in die hintersten Ecken meines Kopfes drängen. Ich wollte nicht traurig sein, dass sich unsere Beziehung so entwickelt hatte. Und schon gar nicht wollte ich so etwas wie Sehnsucht empfinden. Wonach auch bitte? Nach unserer Kindheit? Die war nicht gerade sorgenlos gewesen!
Aber wir hatten uns.
Vor allen Dingen wollte ich diesen Kummer aber nicht fühlen, weil mein Blick hinunter zu ihrem Bauch glitt, der sich mehr als deutlich unter ihrem hellen Sommerkleid abzeichnete. Dabei zog sich alles in mir schmerzhaft zusammen und ich musste die aufkeimenden, vollkommen unpassenden Tränen niederkämpfen, die sich in meinen Augen bildeten.
Schwanger? Betreibt sie nun auch noch Fortpflanzung mit dieser Ratte? Und warum flenne ich jetzt wie ein Weichei? Sie hat mich doch schon verraten. Da gibt es keinen Grund, dass ich mich von ihr ausgestoßen oder ersetzt fühle. Sie hat doch schon alles dafür getan, mich aus ihrem Leben zu schmeißen!
Ich ballte meine Fäuste noch ein wenig fester und sperrte die Erinnerungen an damals in eine imaginäre Kiste in den hintersten Windungen meines Gehirns. „Was?“, blaffte ich gereizt, zwischen zusammengebissenen Zähnen. Wir hatten uns lange nicht mehr gesehen. Ein halbes Jahr, aber wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es ruhig noch länger sein können. Als sich in das Bernstein ihrer Augen ein warnendes Blitzen gesellte und ihre Miene sich verhärtet, ermahnte ich mich innerlich, ihr gegenüber höfflicher zu sein. Sie war schließlich die Frau des Bosses.
Verräterin!
„Was ist denn?“, setzte ich etwas freundlicher nach.
„Ein einfaches ‚Guten Tag‘ hätte gereicht“, erklärte sie jetzt genauso schroff und jegliches Erstaunen war aus ihrer Mimik verschwunden. Stattdessen machte sich nun ein wütender Ausdruck auf ihren ebenfalls ovalen Zügen breit und der helle Bernstein ihrer Augen funkelte warnend. Ihre angespannte Haltung hatte etwas Verkrampftes – und da war er wieder: der verkniffene Zug um ihre vollen Lippen. Ihr neuer Lieblingsausdruck, wenn sie mich sah. Ich hatte keine Lust auf eine Konversation mit ihr. Generell hatten wir in den letzten fünf Jahren kaum bis gar nicht miteinander gesprochen – und wenn, dann sehr kühl und distanziert, was auch daran lag, dass sie gewissenlos zuließ, dass mich ihr Mann wie Scheiße behandelte.
„Was machst du hier?“, wollte sie wissen, obwohl ich mich gerade abwenden wollte. Stattdessen biss ich meine Zähne fest zusammen, um nicht etwas Unbedachtes zu sagen. Am liebsten hätte ich ihr gesagt, dass sie das einen Scheiß anginge. Aber nachdem ich ihr genau das vor sechs Monaten ins Gesicht gesagt hatte, war ich von ihrem Göttergatten gemaßregelt worden. Und darauf konnte ich getrost verzichten.Das letzte Mal hatte ich eine fucking Woche nicht eine Bewegung machen können, ohne dabei Schmerz oder Schwindel zu empfinden.
„Ich wurde vom Don hierher zitiert.“ Ich konnte nichts dafür, aber das Wort Don klang etwas zu spöttisch.
„Dann geh hoch“, erklärte sie.
Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, lief ich eilig die restlichen Stufen hoch und eilte den Flur entlang. An Marcellos Bürotür hielt ich, atmete tief durch und versuchte, locker zu werden. Ich wusste, dass ich der Verlierer sein würde, wenn ich ihm geladen gegenüberstand, doch ich hatte gerade keine Ahnung, ob ich meine aufgewühlten Gefühle verbergen konnte.
Schwanger … Francesca ist … schwanger.
Immer wieder kreisten diese drei Worte durch meinen Kopf und weckten Emotionen in mir, die ich weder wahrhaben noch denken wollte. Marcello würde keine Sekunde zögern und mich windelweich prügeln – einfach, weil ich ihm nicht den Respekt entgegenbrachte, den er verdiente, wenn ich mich nicht zusammenriss. Verdammtes Arschloch! Und nur weil er älter als ich war und dementsprechend mehr Erfahrung im Kampf hatte, konnte ich leider nicht so einfach zurückschlagen. Also atmete ich tief durch und klopfte dann.
„Herein“, drang es gedämpft zu mir. Ich drückte die Klinke hinunter und trat ins Zimmer. Das Erste, was mir auffiel, war der große Blumenstrauß auf dem Sofatisch, der in der rechten Zimmerecke, vor dem Sofa stand. Die bunten Blüten gaben dem Raum etwas Sommerliches und unterstrichen die Grün- und Gelbtöne, die das Zimmer dominierten.
Marcello saß hinter seinem Schreibtisch, direkt gegenüber der Tür. Die Position des Tisches war das Einzige, was er aus dem Büro seines Vaters übernommen hatte. Durch die Fenster hinter ihm konnte ich einen Teil des westlichen Grundstücks sehen – Zypressen und eine eintönige Rasenfläche, dazu Garagen und zwei kleine Häuser.
„Warum hast du Wallace zu Brei geschlagen?“, kam er gleich zur Sache. Ich blieb vor seinem Schreibtisch stehen und sah gespielt ruhig auf ihn hinunter. Dennoch wurde deutlich, dass ich hier der Unterlegene war. Marcello fucking Mancini lehnte sich gerade in seinem protzigen Lederstuhl zurück und faltete die beringten und tätowierten Hände vor seinem Bauch locker zusammen. Mit seinen stechenden, eisblauen Augen musterte er mich kalkulierend und versuchte scheinbar, mich zu lesen. Doch ich hatte gelernt, ihm meine Emotionen nicht zur Schau zu stellen. Alles an seiner Haltung schrie nach Macht und Dominanz. Alles an meiner Haltung sollte vielleicht locker wirken, doch die Wut kochte in mir und ließ mich innerlich nur verkrampfen.
„Weil er Enrico die falsche Karte gegeben hat. Er war zugedröhnt und hat schlampig gearbeitet.“
„Und deswegen schlägst du ihn krankenhausreif?“ Marcellos Stimme klang ruhig. Gelassen. Ein bisschen interessiert und neugierig, während er seinen wachsamen Blick über mein Gesicht huschen ließ. Wollte er mich provozieren, der Arsch?
„Was ist mit den Frauen? Kamen sie an?“, fragte er nach einem Moment der Stille.
„Ja, kamen sie. Enrico kam zwei Stunden zu spät, wegen Wallaces Fehler.“
„Außerdem … dir ist ja bekannt, dass Catalano immer noch von unserem letzten Angriff auf ihn geschwächt ist und sich zurückgezogen hat. Wir hingegen haben uns wieder vollkommen von seinem Vergeltungsschlag erholt.“
„Ja, Marcello, ich weiß. Catalanos Hintermänner sind immer noch in Sully, Lavernode und Rhosse versteckt. Wegen diesen Säcken saß ich vor nicht einmal einem halben Jahr im Kittchen. Falls du das vergessen haben solltest“, erwiderte ich etwas angepisst. Was wollte der Sack von mir? Dachte er, ich litt an Gedächtnisschwund?
„Nein, ich habe das nicht vergessen“, knurrte dieser gefährlich ruhig, weshalb ich unvermittelt Haltung annahm. Fuck! So sehr ich dem Kerl auch die kalte Schulter zeigen wollte, genauso intensiv fürchtete ich mich manchmal auch vor ihm.
„Ab sofort werden nicht nur alle Familienmitglieder Personenschutz bekommen, sondern auch unsere Männer, falls Catalano doch einen Angriff planen sollte und auf die Idee kommt, einen von euch anzugreifen.“
In Marcellos Ton und Blick lag etwas, was mir wie eine Drohung vorkam. Als würde er mir sagen wollen, dass ich ab sofort einen Wachhund an meiner Seite hatte, der darauf achtete, dass ich aus Frust nicht doch wieder zu Catalano überlaufen würde.
Ganz kurz gefror alles in meinem Inneren, bevor ich das Gefühl hatte, dass mir mein ganzes Blut explosionsartig in den Kopf schießen würde. Ungläubig starrte ich Marcello sprachlos an und wusste als erstes gar nicht, wie ich auf diese Information reagieren sollte. Dann sorgte mein neuaufkeimender Zorn dafür, dass ich nur mit größter Mühe ein Zähneknirschen unterdrücken konnte. Glaubte er das wirklich immer noch von mir? Dass ich ihn bei der nächsten Gelegenheit verriet?
„Warum knallst du mich nicht einfach ab, wenn du denkst, ich würde die erstbeste Sekunde nutzen, um wieder mit Catalano zusammenzuarbeiten?“
Anstatt jedoch seine Waffe zu zücken und mir ein Loch zwischen die Augenbrauen zu schießen, überraschte mich das machtgeile Stück Scheiße, indem Marcello sagte: „Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich dich immer noch für ein verräterisches Stück Dreck halte. Du lebst nur wegen Francesca. In diesen unsicheren Zeiten lasse ich dich jedoch lieber doppelt und dreifach überwachen. Und jetzt komme ich zur eigentlichen Sache, die ich mit dir besprechen wollte, damit wir das hier nicht ewig in die Länge ziehen müssen.“
Sehr gern Arschloch. Dann kann ich wieder verschwinden.
Ich starrte Marcello immer noch verächtlich an und versuchte seine Aussage nicht weiter an mich heranzulassen. Andernfalls würde ich sonst über den Tisch greifen und seine hässliche Visage auf die Tischplatte zu schmettern. Abwartend schwieg ich und hoffte, dass seine dämliche Show bald vorbei sein würde. „Du wirst heiraten“, kam er dann ohne Umschweife zum Punkt. „Die Tochter eines Oberbosses und Geschäftspartners aus Neapel. Die Kleine soll sich in dich verknallt haben.“ Er wechselte das Thema so gleichgültig, als würde er mir von dem fucking Wetter erzählen.
Was zum Teufel sollte das heißen, ich soll heiraten? Hat der Kerl sie noch alle? Oder hat er wieder mit dem Koksen begonnen, dass er neuerdings nur noch Müll von sich gibt?
„Signore De Rosa wird zusammen mit seinen beiden Töchtern für ein paar Wochen zu Besuch kommen, eine von ihnen ist deine zukünftige Frau Alvara. Die De Rosa Familie betreibt Wettbüros in Neapel, die sich auf internationale Pferderennen spezialisiert haben. Sie kommen zum diesjährigen royalen Ascot-Rennen nicht nur als Besucher oder Wetteintreiber, sondern als moralische Unterstützung für ihren eigenen Jockey. Du wirst dich benehmen, dich von deiner besten Seite zeigen und mir dieses Geschäft nicht versauen. Damit bekomme ich endlich den Zugang nach Ascot, den ich seit Jahren gesucht habe. Hast du mich verstanden?“
Ich blinzelte und brauchte einen Moment, um mich daran zu gewöhnen, dass Marcello mir bereitwillig so viele Informationen gab, ohne dass ich sie ihm aus der Nase ziehen musste. Erst dann kapierte ich, was er da gesagt hatte. Ich riss halb schockiert, halb belustigt meine Augen auf und sah ihn ungläubig an. „Ich soll was? Eine aufgeblasene, blasierte Itakerin heiraten, die ich nicht einmal kenne? Damit du dir noch mehr Kohle in den Arsch schieben kannst? Wie soll sie sich überhaupt in mich verknallt haben?“
Gut. Schlechte Wortwahl, aber nicht minder wahr.
Marcello hingegen beugte sich langsam vor, entfaltete seine Hände und stützte seine Unterarme auf seinem protzigen Holztisch ab. „Du wirst Alvara De Rosa heiraten, den braven Schwiegersohn mimen und mir den Weg nach Ascot und den englischen Wettbüros frei machen. Solltest du auch nur falsch gucken, Alpino, schwöre ich dir, dass ich deinem mickrigen, erbärmlichen Leben ein jähes Ende bereite. Hast du mich verstanden? Und glaube mir, dass es nicht schnell gehen wird, sondern langsam und qualvoll!“ Marcellos Worte waren so drohend, dass sie mir eine Gänsehaut über den Rücken jagten - doch ich schiss darauf!
„Du kannst mich nicht zwangsverheiraten!“, rief ich. Wut breitete sich in mir aus.
„Doch, kann und werde ich!“
Ich öffnete den Mund, wollte etwas Unflätiges erwidern, dem Pisser am liebsten die Fresse polieren und ihm einen Vogel zeigen, doch ich schloss meinen Mund unverrichteter Dinge und starrte den Kerl nur fassungslos an. Fuck! Was?
„Das ist nicht dein Ernst?“ Wollte er mich verarschen? Hatte er mein Leben nicht schon genug versaut? Musste er mir jetzt auch noch eine mit einem Stock im Arsch herumstaksende Schnepfe als Frau aufs Auge drücken? Fassungslosigkeit machte sich in mir breit – etwas, das ich das letzte Mal mit fünfzehn empfunden hatte. Dass ich eigentlich schreien und brüllen wollte, war das eine, dass ich es nicht konnte, weil ich zur Abwechslung sprachlos war, war etwas anderes.
„Was … was soll das heißen?“, stotterte ich und versuchte, meine Gedanken und Gefühle zu sortieren.
„Bist du begriffsstutzig oder …?“
„Nein, bin ich nicht!“, blaffte ich dazwischen. Was dachte sich dieses selbstgefällige Mafia-Arschloch eigentlich? „Aber ich verlange eine Erklärung dafür, warum du mich verheiraten willst, ohne mich vorher zu fragen! Ich werde überhaupt niemanden …“, brüllte ich. Bevor ich diesem Wichtigtuer jedoch erklären konnte, dass er sich seine Pläne in den Arsch schieben konnte, war Marcello aufgestanden, hatte den Schreibtisch umrundet und war vor mich getreten. Mir mit einem kräftigen Schlag seine verdammte Faust in meinen Magen rammend, ging ich ächzend in die Knie und stöhnte gequält auf.
Dieser verfluchte Hurensohn!
„Hör mal zu, du Flachpfeife!“, knurrte Marcello und zerrte meinen Kopf an den Haaren zu sich, sodass ich gezwungen war, ihn anzuschauen. „Du wirst heiraten. Ganz einfach, weil ich es sage und weil du ohne meine Gnade gar nicht mehr am Leben sein würdest! De Rosa will es so und wenn es mir zugutekommt, kannst du dich endlich für meine Nettigkeit revanchieren, dass ich dich Kakerlake am Leben gelassen habe!“
„Weiß Francesca …“, setzte ich an, unterbrach mich dann aber selbst. Was für eine dumme Frage. Natürlich wusste mein herzallerliebstes Schwesterlein, dass mich ihr Saftsack von Ehemann zwangsverheiratete, um neue Geschäfte zu knüpfen. Was für eine bescheuerte Frage!
„Ja“, sagte Marcello und etwas von der drohenden, dominanten Aggressivität in seiner Stimme und seiner Haltung war verschwunden. Dafür musterte er mich jetzt fragend.
Ich schluckte das Gefühl von Verrat hinunter und verbarg meine Emotionen wieder hinter einer Maske, was nicht einfach war, weil der Pisser immer noch an meinen Haaren zerrte. Der Arsch sollte nicht sehen, wie sehr mich diese Tatsache traf. Scheiße, Mann! Warum nur? Weil es mir noch mehr als alles andere vor Augen führte, dass ich in diesem Schuppen nichts wert war? Nicht einmal der Dreck unter Marcello fucking Mancinis teuren Lederschuhen?
Wahrscheinlich …
Das Arschloch ließ mich abrupt los und lief wieder um seinen protzigen Schreibtisch. „Sonst noch was?“, fragte ich, wobei ich versuchte, ruhig zu bleiben. Doch am Klang meiner Stimme wusste ich, dass in jeder Silbe meiner Worte Zorn mitschwang. Ich verkniff mir das Ächzen, das ich unwillkürlich von mir geben wollte, als ich aufstand, und presste meinen Kiefer zusammen.
Keine Schwäche zeigen.
„Nein“, erklärte er dann gleichgültig und nahm sein Handy zur Hand, um darauf zu tippen. Kurz schloss ich die Augen und atmete tief durch. Oh, ich hasste diesen Bastard. Und ich würde ihm nur zu gern die Fresse polieren – aber ich musste ruhig bleiben. „Oder vielleicht doch“, setzte Marcello nach. “In zwei Tagen trifft Giovanni mit seinen beiden Töchtern ein. Ich will, dass du dich am Nachmittag blicken lässt, um deine zukünftige Braut kennenzulernen.“ Bestimmt legte er sein Handy wieder auf den Tisch. Er sah mich durchdringend an, während ich meine Hände in meiner Hosentasche fest verkrampfte. „Du wirst von allem in Kenntnis gesetzt, wenn es so weit ist. Du kannst gehen.“
Dieser … selbstverliebte …
„Sehr wohl“, erklärte ich so scheißfreundlich wie möglich, bevor ich aus seinem Büro stürmte und das Haus verließ. Ich war so sauer, dass ich am liebsten jemanden kalt machen wollte.
Siena
Ich betrachtete Alvara dabei, wie sie konzentriert ihre Sachen aus ihrem Kleiderschrank holte, während ich auf ihrem Bett lag.
Ich verstand sie nicht. Seit Anfang des Jahres musste ich so tun, als wüsste ich von nichts. Weder dass wir im Juni nach Cardiff fliegen würden, noch dass sie Francesco Alpino heiraten sollte. Aber das war nicht einmal das Schlimmste, sondern die Tatsache, dass sie es mir in all die Zeit nicht anvertraut hatte. Dabei begriff ich nicht, wieso mein Vater und meine Schwester daraus so ein Geheimnis machten, schließlich waren sich die Mancinis und die De Rosas nicht vollkommen fremd. Unser Vater hatte mit Marcello Mancini vor ein paar Jahren mal Geschäfte gemacht, noch bevor dieser Oberhaupt seiner Familie wurde.
„Kannst du mir noch mal erklären, warum du deine rote Unterwäsche einpackst? Hast du nicht mal zu mir gesagt, dass deine Dessous nur dein Ehemann sehen wird? Außerdem …“
„Siena!“ Alvara betrachtete mich gereizt, ehe sich wieder das Lächeln auf ihre Lippen legte, das sie schon seit Monaten aufsetzte, wenn ich begann, zu diesem Thema Fragen zu stellen: Warum interessierst du dich auf einmal für Wales? Oder England? Oder Pferde? Warum denkst du seit dem Moment, als der Name Alpino offiziell erwähnt wurde, darüber nach, wer genau Francesco Alpino ist? Und warum habe ich erst vor drei Wochen von unseren Eltern erfahren, dass wir nach Cardiff fliegen?
Natürlich hatte sie mir nie eine dieser Fragen beantwortet. Dafür wusste ich mittlerweile, wer Alpino war. Francesco Alpino, Schwager von Marcello Mancini. Clubbesitzer des Black Diamond und inoffiziell Mädchen für alles – was auch immer ich mir darunter vorzustellen hatte.
Nur warum sie Francesco in England treffen und heiraten wollte, war geheim. Jedenfalls vor mir.
Selbstverständlich hatte ich all diese Informationen nicht auf Google nachschlagen können, dazu gab es schließlich Nonna. Mit den richtigen Fragen hatte ich von ihr die richtigen Antworten bekommen - was allerdings einige Zeit gedauert hatte, ich wollte mich schließlich nicht verdächtig machen.
Es war mir schwergefallen, die vergangenen Monate meine Klappe zu halten und abzuwarten, denn ich war nicht sonderlich gut darin, mich in Geduld zu üben. Ich war eher der Typ Mensch, der mit dem Kopf durch die Wand prescht und alles immer sofort wissen und klären möchte. Mamma würde dazu unkontrollierbar und sprunghaft sagen. Papà beschrieb mich gern als sein impulsives Küken.
Während meine tadellose, große Schwester weiter ordentlich ihren halben Kleiderschrank auf dem Bett verteilte, lag ich auf der anderen Seite des Bettes und stützte meinen Kopf auf den Handballen. Ungerührt stapelte Alvara penibel ihre Sachen, damit Valentina, eines der Hausmädchen, später wusste, was sie in den Koffer legen sollte.
Ihre dreizehn Zentimeter hohen Absätze, von denen ich allein vom Zusehen Schmerzen in den Füßen bekam, klackerten bei jedem Schritt auf dem Parkett vom Kleiderschrank zum Bett und zurück. Der enge Bleistiftrock ihres Chanel-Kostüms rundete ihr Outfit ab und umschmeichelte ihre Beine.
Sie trug in letzter Zeit oft dunkle Sachen: schwarze Kleider und Röcke, anthrazitgraue Blusen, graue Anzugshosen. Normalerweise war sie eher ein farbenfroher Typ und ich die Gothik-Tante. Alvara so zu sehen, war wie ein ständiger Vorbote einer Trauerfeier, die nie stattfinden würde. Empfand sie denn, dass ihre Verlobung ein Zeichen der Trauer war? Wieso machte sie es dann? Außerdem wollte sie doch unbedingt heiraten. Die letzten Jahre hatte sie von nichts anderem gesprochen. Als gäbe es im Leben einer Tochter eines Oberhauptes nichts anderes als zu heiraten und Kinder zu kriegen.
Ich bezweifelte, dass unser Vater so von seinen Geschäften getrieben war und seine älteste Tochter zwangsverheiraten würde. Schließlich liebte er uns alle und war in unseren Kreisen als der Mann bekannt, der ausnahmsweise mal kein Arschloch zu seinen Kindern war. Dieser Donatello und andere Oberhäupter der Cosa Nostra mit Sicherheit – aber Papà? Niemals!
„Alvara. Ich verstehe dich nicht“, sprach ich endlich aus, was mir seit Monaten auf der Zunge lag und ich nicht getraut hatte, laut zu sagen. Abrupt hielt sie inne und betrachtete mich irritiert. Erst jetzt registrierte ich, dass sie scheinbar in Gedanken gewesen war und mich schon wieder vollkommen vergessen hatte. Sie sah mich für eine Sekunde verwirrt an, als wüsste sie nicht, woher ich kam, dann glättete sich ihr Miene wieder.
„Was meinst du damit, Siena?“ Sie hatte wieder diesen geschäftlichen Ton aufgesetzt, den sie immer dann anschlug, wenn sie auf mich sauer war oder sich emotional von mir distanzierte - und das tat weh. Auch wenn wir unterschiedlich waren, hielten wir als Kinder unzertrennlich zusammen und hatten uns gegen unsere anderen Geschwister verschworen. Alvara hatte als der Moralapostel von uns beiden dafür gesorgt, dass unsere Streiche nie zu weit gingen. Einmal hatte sie mich zurechtgewiesen, dass es nicht in Ordnung sei, Olivenöl auf die Türkannte zu stellen, damit unser Bruder Draco beim Durchgehen mit einer Öldusche überschüttet würde. Dabei hatte ich mir den Streich schon detailliert vorgestellt. Denn anschließend hätte ein Ventilator Federn auf Draco gepustet und die Vorstellung von der Sauerei hatte mir Lachkrämpfe beschert. Also war es statt Öl mit Feder Wasser geworden und Draco hatte trotzdem lauthals geflucht. Alvara und ich hatten uns scheckiggelacht und den Streich per Video aufgenommen, das es immer noch gab. Auf den anschließenden Ärger von Mamma hätte ich jedoch gut verzichten können. Ich wurde für mein unverantwortliches Verhalten bestraft, das meine ältere Schwester zu solch einem Blödsinn angestiftet hatte.
Seit Monaten jedoch war nichts mehr von dieser schwesterlichen Verbundenheit zu spüren gewesen. Stattdessen hatte sich Alvara immer mehr von mir distanziert und erklärt, dass es an der Zeit war, endlich erwachsen zu werden. Wütend kniff ich jetzt die Lippen zusammen und setzte mich auf. Dabei warf ich meine langen, bis zur Taille reichenden, blond gefärbten Haare nach hinten und durchbohrte sie finster mit meinem Blick. „Ist das dein Ernst? Du räumst deinen halben Kleiderschrank aus, tust seit Wochen so, als würdest du nach dem Urlaub, wie Papàes nennt, nicht mehr zurückkommen und hast Geheimnisse vor mir. Ich dachte, wir halten zusammen und erzählen uns alles! Jedenfalls war das früher so gewesen. Was ist los mit dir? Und erzähl mir nicht, dass alles gut ist. Denn das ist es nicht!“
Ich sprang auf und warf dabei die Hälfte der fein säuberlich aufeinandergestapelten Klamotten auf den Boden, was meiner peniblen Schwester gar nicht passte. Mein linkes Knie hatte bei meinem Aufsprung ein leises, schmerzhaftes Knacken von sich gegeben, was ich allerdings ignorierte. Trotzdem verzog ich schmerzhaft das Gesicht. Ich wusste, dass ich mich wie ein kleines, eingeschnapptes Kind anhörte, aber mir reichte es langsam. Warum vertraute mir Alvara nicht einfach an, dass sie diesen verdammten Alpino heiraten sollte? Wieso wurde daraus überhaupt so ein Geheimnis gemacht? Hatte sie wirklich all die Monate geglaubt, dass ich damals nichts von dem Gespräch zwischen unserem Vater mitbekommen hatte? Bewahrten sie dieses Geheimnis, weil sie Angst hatten, ich würde ihre Pläne zerstören? Oder Alvara daran hindern, Francesco zu heiraten?
„Siena! Was … was sollte das?“ Alvara sah mich gereizt an und schien mit sich zu hadern, die auf dem Boden liegenden Klamotten wieder zu ordnen oder mich weiterhin anzufunkeln. Schnaubend schüttelte ich den Kopf und warf meine Arme in die Luft. Dann eben nicht. Wie sehr es mich jedoch verletzte, dass meine Schwester nicht mit der Sprache zu diesem mysteriösen Besuch und ihrer geheimen Heirat in Cardiff rausrückte, machte mich fertig.
Maledetto1! Und Papà? Von dem wollte ich erst gar nicht anfangen. Neuerdings war er so streng mit mir, was das Thema betraf, dass es einem Selbstmordkommando glich, wenn ich von davon anfing. Er nörgelte an mir herum, sprach von einem schlechten Charakter und beobachtete mich in Habachtstellung, als würde er erwarten, dass ich jeden Moment mit einer Handgranate um die Ecke käme und es lustig fände, das Haus in die Luft zu jagen.
Es machte mich nicht nur traurig, sondern auch wütend, meine Schwester so vor mir zu sehen, während sie mit unserem Vater anscheinend etwas Gefährliches plante und mich dabei außen vorließ, obwohl ich sie nach Cardiff begleiten sollte. Ich ballte meine Fäuste und presste wütend meine Lippen zusammen. „Weißt du was? Dann macht doch, was ihr wollt!“
„Hey! Siena! Jetzt warte mal“, rief Alvara, doch ich ignorierte sie. Ich schnappte mir meine Tasche und stürmte aus dem Zimmer – kam jedoch nicht weit. Denn obwohl meine Schwester mörderisch hohe Absätze trug, war sie dennoch verdammt schnell. Sie packte mich an meinem weißen Shirt - Größe L, das ich in den Augen meiner Mutter und meiner Schwester höchstens zum Schlafen anziehen sollte – und zerrte mich zurück. Da sie beim Zupacken auch noch einige Haarsträhnen erwischt hatte, schrie ich schrill auf. Zornig drehte ich mich zu ihr um und befreite beides aus ihrem gelockerten Griff. Sie sah mich erschrocken und entschuldigend gleichzeitig an, was mich dennoch nicht hinderte, sie böse anzufunkeln.
„Siena, tut mir leid. Das war nicht mit Absicht, wirklich …“
„Ach, halt doch die Klappe!“, unterbrach ich sie schroff. Es war mir egal, dass meine erregte Stimme wahrscheinlich bis nach unten ins Wohnzimmer drang. Ich hatte keine Lust auf Alvaras wohlerzogenen Entschuldigungen. Mir war nach Fluchen und Brüllen, denn gerade ging mir meine feine Schwester dermaßen auf den Senkel. Nein, als Kind eines einflussreichen Familienoberhauptes der Cosa Nostra hatte man es nie einfach, vor allen Dingen nicht als Tochter, aber gerade hatte Alvara einfach nur einen Stock im Arsch.
„Genau deswegen, Siena!“, erklärte sie brüsk und mit für sie untypischer Lautstärke, dazu einem zornigen Blick. „Weil du dich nicht beherrschen kannst und jedes Mal mit dem Kopf durch die Wand willst!“
Ah! Jetzt kommen wir also zum Thema. Fein, dann halt so.
„Es tut mir leid, dass ich keine dieser feinen Damen bin, die sich in schicke Chanel-Kostüme zwängen und maßgeschneiderte Kleidchen beim Champagnersaufen tragen, während sie hinter vorgehaltener Hand lästern und sich über andere lustig machen.“
„Darum geht es nicht, Siena! Du würdest das nicht verstehen!“
„Ach, darum geht’s, ja? Dass ich als schwarzes Schaf der Familie nicht der Philosophie irgendeiner familiären Scheiße zustimme, ohne vorher nachzufragen?“, brüllte ich jetzt. Wollte sie mich verarschen? Deswegen rückten sie nicht mit der Sprache raus? Weil ich ihre Entscheidung nicht verstehen würde?
„Um Himmels willen! Nein! Du siehst das große Ganze nicht.“
„Das große Ganze?“, wiederholte ich spöttisch. „Weil ich der Meinung bin, dass es wichtig ist, auf eigenen Beinen zu stehen und unabhängig zu sein? Und nicht darauf zu warten, dass irgendein dahergelaufenes Söhnchen mir mein Leben finanziert?“ Gott! Diese Diskussion war schon so alt wie wir beide: Zwanzig verfluchte Jahre! Früher hatten wir uns nur darüber gestritten, warum die verdammte Barbie auf ihren Ken warten musste. Heute stritt ich mich mit ihr passiv darum, dass Alvara einer Heirat zustimmte und mir nichts davon erzählen wollte.
„Du verstehst die Werte unsere Familie nicht!“, hielt Alvara dagegen und reckte das Kinn höher. Sie tadelte mich mit belehrendem Blick, der mich wütend die Zähne knirschen ließ, während ich mich versteifte und sie ihre Arme vor der Brust verschränkte. Ich schüttelte den Kopf und rollte die Augen.
„Die Werte?“ Ich spuckte ihr die Worte vor die Füße. „Weil ich mir die Haare manchmal färbe? Mich tätowiere und nicht wie ein Püppchen aus einem Modemagazine herumlaufe? Weil man in meinem Zimmer nicht vom Boden essen kann oder ich gern mal etwas lauter bin? Wirklich, Alvara?“ Ich sah sie verständnislos an. „Du hältst mir vor, dass ich das große Ganze nicht verstehe, aber wie soll ich das, wenn ich nicht einmal weiß, worum es überhaupt geht? Ich will doch einfach nur wissen, was die letzten Monate mit dir los ist! Warum du deinen verfluchten halben Kleiderschrank auf deinem Bett stapelst, als würdest du ausziehen und wieso alle so ein Geheimnis daraus machen, warum wir wirklich nach Cardiff reisen.“
„Wir besuchen die Pferderennen von Ascot“, erwiderte Alvara stoisch und ich verdrehte abermals genervt die Augen. Ja … wer’s glaubt! Hielt sie mich für so dämlich? Mein Gesichtsausdruck sagte alles – sie presste wütend die Lippen zusammen. Entweder würde sie zur größten Petze mutieren und zu unserem Vater rennen, der jede meiner Fragen im Keim ersticken würde, oder sie würde sich einfach umdrehen und die Diskussion beenden. Beides war etwas, das sie früher nie getan hätte.
„Siena!“, sagte sie jetzt scharf und klang ein wenig zu sehr nach unserer Mutter. Für einen Moment musterte ich sie nur, ehe ich kapitulierte. Ich war müde. Müde vom Streiten und Kämpfen. Müde um die ganze Sache.
„Ach, vergiss es!“, sagte ich nur und drehte mich zum Gehen. Ich lief den Flur entlang zu meinem Zimmer, wo ich frustriert meine Tasche auf das Bett warf und damit prompt einige der bunten Kissen auf den Boden beförderte, was mich aber nicht scherte. Mit gerunzelter Stirn betrachtete ich mich in dem bodentiefen Standspiegel, der rechts in der Zimmerecke bei der Tür stand. Meine nackten Beine wirkten zum Hautton meiner übrigen Familienmitglieder wie Porzellan. Einer der vielen Unterschiede, weshalb ich schon früh infrage gestellt hatte, wirklich die Tochter von Giovanni und Jana De Rosa zu sein. Hätte mich auch nicht gewundert, wenn ich adoptiert worden wäre, bei meinem Temperament. Doch ich hatte selbst vor einigen Jahren die Akten und Urkunden dazu kontrolliert und keine Unstimmigkeiten gefunden. Trotzdem sah ich europäischer aus als der Rest der Familie. Ich war auch die Einzige, die gletscherblaue Augen statt schokoladenbrauner Iriden hatte. Dazu hatte ich großflächige Tattoos. Mein gesamter linker Arm war mit schwarzweißen Blüten und Schmetterlingen bedeckt, die sich bis über den Handrücken erstreckten. Auf meinem rechten Unterarm befand sich ebenfalls ein Tattoo, deutlich kleiner – ein Stier, mein Sternzeichen. Und auf dem rechten Oberschenkel prangte ein von Kirschblüten umringter Drache, der sich über meine Hüfte, weiter zur Taille zog und am Ansatz meiner Brüste endete. Wenn ich dazu noch den bevorzugten matten, dunkelbraunen Lippenstift sowie meine lockere Kleidung trug, stach ich zwischen all diesen feinen Damen hervor.
Ich schaute an mir hinab. In dem weiten Shirt, der lässigen Hose und der kuscheligen Strickjacke fühlte ich mich wohl. Allerdings fiel mir auf, dass ich meine Ballerina-Schuhe bei Alvara im Zimmer vergessen hatte. Ich verzichtete jedoch darauf, noch mal zurückzugehen und sie mir zu holen.
Ich war von der Arbeit müde. Noch etwas, was mich von den anderen unterschied: Ich verdiente mir in einem kleinen Buchladen etwas Geld dazu. Nicht, dass ich es nötig hätte, aber ich wollte nicht ausschließlich von PapàsBlutgeld leben – anders als Alvara und meine andere Schwester Oriella. Draco zählte ich nicht mit dazu, der wurde als PapàsErbe bereits zum nächsten Oberhaupt ausgebildet – wenn man das überhaupt so nennen konnte.
Obwohl wir uns alle liebten und füreinander da waren, hatten meine Familie, und vor allem Alvara und ich, vollkommen unterschiedliche Ansichten, was Erwartungen und Verantwortung gegenüber dieser Familie anging.
Während sie fast schon hörig darauf vertraute, dass unser Vater alles für ihre Zukunft richtete, nahm ich mein Schicksal lieber selbst in die Hand. Dass ich in Alvaras Augen damit die Familientradition nicht wahren würde, hatte bis heute nicht zwischen uns gestanden. Doch jetzt?
Ich wandte mich frustriert von meinem Spiegelbild ab, ließ mich aufs Bett fallen und beförderte damit weitere Kissen zu Boden. Alvara hätte diese Unordnung gar nicht gepasst.
Ich wusste, dass sie sich mit 27 Jahren - unverheiratet und ohne Kinder - alt fühlte und glaubte, das Leben ziehe an ihr vorbei. Wahrscheinlich war sie froh, vermittelt worden zu sein – oder wie auch immer man das nennen konnte. Sah Alvara vielleicht diesen Weg als ihre letzte Möglichkeit, glücklich zu werden? In einer Zwangsehe? Nach dem Motto: Hauptsache verheiratet, egal wie? Glücklich oder unglücklich spielte keine Rolle? Redete sie deswegen darüber nicht?
Noch bevor ich weiter darüber nachgrübeln konnte, klopfte es und mein Vater trat ins Zimmer. Sein strenger Blick ruhte für einige Sekunden auf mir, ehe sich ein besorgtes Lächeln auf seine Lippen legte. Er winkte mich zu sich. „Los. Zieh dich um, wir fahren zum Flughafen.“
Ich musterte meinen Vater für einen Moment. Er hatte ovale Züge, braune Augen, volle Lippen und dunkelbraune Haare zu olivfarbener Haut. Auf seinen Fingerknöcheln befand sich sein einziges Tattoo, und er trug zwei Ringe an der rechten Hand: Seinen Ehering, der das Sonnenlicht reflektierte, und einen Siegelring. Außerdem war er schlank und groß. Alvara sah ihm sehr ähnlich, wobei ich bemerkte, dass sich erste Falten an seinen Augenwinkeln bemerkbar machten. Ich hingegen hatte weniger von ihm. Mein Gesicht war runder, mit einer vollen Unterlippe. Sommersprossen sprenkelten meine Wangenknochen und zogen sich über mein gesamtes Gesicht. Dazu war meine Nase wesentlich kleiner und schiefer als die meiner restlichen Familienmitglieder.
„Ich dachte, wir fliegen erst morgen“, bemerkte ich etwas spät.
„Es gab eine Planänderung.“
„Mh … und warum?“
„Man hat euren Streit bis unten gehört“, lenkte mein Vater das Gespräch auf das eigentliche Thema und klang ungewohnt sanft. Die letzten Male hatte es ihm gar nicht gefallen, dass ich versucht hatte, Alvara auszuquetschen. Doch die Wände des alten Palazzo waren dünn – selbst eine Mücke könnte man im Erdgeschoss surren hören.
Unbehaglich rutschte ich auf dem Bett hin und her, vermied es aber meinen Papà direkt anzusehen oder ihm zu antworten.
„Dein Temperament ist der Grund, warum ich es für besser hielt, dich am liebsten hierzubehalten.“
Ach … wirklich?
„Soweit ich weiß, habe ich zwei Dinge von dir vererbt bekommen: meine Nase und mein Temperament. Was soll das, Papà? Ich bin 21 Jahre und kein kleines Kind mehr. Wozu diese Geheimniskrämerei? Und warum soll ich mit, wenn das zuerst gar nicht euer Plan gewesen war?“ Gereizt funkelte ich ihn an. Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange, weil ich lauter als sonst ihm gegenüber geworden war. Etwas, worüber ich mir sonst nie Gedanken gemacht hatte, aber seit Anfang des Jahres war er mir gegenüber so viel strenger geworden. Manchmal wusste ich gar nicht mehr, wie und was ich überhaupt sagen sollte – und durfte. Alles, was vorher in Ordnung gewesen war, glich jetzt beinahe einem Drahtseilakt. Und ohne Cristiano, meinen Sicherheitsmann, durfte ich auch nirgendwo mehr hin. Offenbar sollte er fremde Männer von mir fernhalten, denn Papà mochte es gar nicht, wenn ich angeschaut wurde.
Doch anstatt wütend darüber zu werden, legte sich plötzlich ein müdes Lächeln auf seine Lippen und er nickte langsam. „Ja, ich weiß, Bambolotta2. Du hast einiges von mir, besonders meine burschikose Art. Aber weißt du, mio cara3, nicht immer ist es passend, dass auch zu zeigen.“
Was soll denn das heißen?
„Warum wolltest du, dass ich hierbleibe?“, wiederholte ich meine Frage. Hatte Mamma ihn bestärkt, dass ich doch mitfliegen sollte? Das würde zu ihr passen, denn sie bestand seit Wochen darauf, dass ich mein Training wieder aufnahm und meine Karriere als Jockette weiterführte - trotz der Knieverletzung.
„Wegen …“, er stockte erneut und an seinem Gesichtsausdruck erkannte ich, dass die Wahrheit ganz kurz davor gewesen war, seine Lippen zu verlassen. Dafür stand sie ihm jetzt auf die Stirn geschrieben, wenn auch nur für ein paar Sekunden, bis er wieder eine Maske aus liebenswürdiger Distanziertheit aufsetzte. Aber ich wusste seine in Falten gelegte Stirn und den verkniffenen Zug um seine Lippen zu deuten. Weil er glaubte, dass ich den Plan mit meiner Anwesenheit zerstören könnte. Oder etwas Ähnliches. Vielleicht auch, weil er dachte, mich vor den Männern dort nicht verstecken zu können. Ein weiterer Hinweis darauf, dass mehr hinter dieser Hochzeit und dem Besuch in Cardiff steckte, als man mir weismachen wollte.
„Wegen deines Knies“, sagte Papà jetzt und riss mich aus meinen Gedanken. Er kam langsam auf mich zu und setzte sich auf die Bettkante neben mich. Er fuhr zärtlich mit einem seiner Finger durch mein helles Haar.
„Mein Knie?“, fragte ich verständnislos. Grandioser Themenwechsel. Nicht. Über mein kaputtes Gelenk zu reden, war das Letzte, was ich jetzt wollte.
„Ich dachte, dass es für dich vielleicht frustrierend sein könnte, die Pferderennen zu sehen, weil du nicht reiten kannst.“ Er betrachtete mich mit einem wehmütigen Ausdruck, den ich nicht von ihm kannte und der etwas in meiner Brust weckte, was ich schnell wegschob. „Papà! Ich kann noch nicht reiten. Aber bald! Der Doktor meinte, dass sich die Schmerzen beim Reiten wieder geben werden! Ich mache gute Fortschritte.“ Ich winkte abfällig ab und versuchte den Kloß in meinem Hals runterzuschlucken, der sich bei meinen Worten gebildet hatte. „Und deswegen wolltest du nicht, dass ich mitkomme? Was für ein Quatsch!“ Ich betrachtete meinen Vater und zog dann eine Braue hoch. „Was hat dich umgestimmt?“
„Deine Mutter – wie immer. Sie dachte, es wäre vielleicht gut, wenn du wieder mehr bei den Pferden wärst und siehst, dass auch andere Sportler sich von ihren Verletzungen erholt haben.“
„Papà! Du klingst, als hätte ich wegen dem Meniskusriss eine Depression bekommen!“ Ich lachte und schüttelte den Kopf. Doch sein Blick sagte mir, dass er durch meine harte Schale sehen konnte. Eigentlich ein Wunder, wenn man bedenkt, dass auch er letzten Herbst begonnen hatte, an meinen Schmerzen zu zweifeln. Und das nur, weil die Ärzte zu dämlich gewesen waren, auf den MRT-Bildern etwas zu erkennen.
„Siena, du vergisst, dass ich sehr genau weiß, dass dein Lachen und deine Heiterkeit bei diesem Thema nur gespielt sind. Du bist meine Tochter. Ich weiß sehr genau, dass die drei Monate vor der OP dir … zugesetzt haben und dass du gehofft hast, nach der Physiotherapie endlich wieder ohne Schmerzen reiten zu können. Aber ich weiß auch, dass du gestern Abend weinend und mit Beschwerden nach Hause gekommen bist.“
„Was? Ich bin …“ Das jetzt erst zu hören und nicht damals, als es mir schlecht ging, war niederschmetternd. Zumal ich es in der Zeit vor der Operation wesentlich dringender gebraucht hätte.
„Ja. Du bist weit nach Mitternacht vom Reitplatz heimgekommen, damit dich niemand sieht, stimmt’s?“
Ich schielte zu Papà, der das erste Mal seit Monaten wieder so gesprächig war wie lange nicht mehr. Und er wirkte dabei so locker, wie ich es aus meiner Kindheit kannte. In der letzten Zeit hatte er sich eher wie einer der Männer verhalten, mit denen er sonst Geschäfte machte: herrisch, cholerisch und dominant.
Deswegen traute ich mich jetzt auch, ein missbilligendes, brummendes Geräusch von mir zu geben.
„Siena …“
„Bitte, Papà. Es geht mir gut. Und dass ich gestern Schmerzen nach dem Reiten hatte, ist normal. Kein Grund für ein Drama.“ Ich wollte nicht mit ihm weiter darüber sprechen. Weder, dass ich letztes Jahr im Herbst drei MRT hinter mir hatte, auf denen die Ärzte alles, nur nicht den Meniskusriss und die Schleimhautfalte richtig erkannt hatten, noch über die OP, die dann endlich kurz vor Weihnachten stattgefunden hatte. Oder über die Tatsache, dass nicht nur die Ärzte irgendwann gedacht hatten, ich simuliere, sondern auch meine Familie.
Dass ich in der ganzen Zeit mit höllischen Schmerzen herumgelaufen war, bis ich endlich unter Tränen darauf bestanden hatte, dass man eine Gelenksspiegelung durchführte, hatte mir zugesetzt. Ich habe Doktor Moretti angesehen, dass er nach der Diagnose am liebsten im Boden versunken wäre, doch für mich war es eine Genugtuung gewesen, gegenüber dem promovierten Doktor recht gehabt zu haben. Viel schlimmer waren die Schmerzen bei der Physiotherapie gewesen, oder die Tatsache, dass ich es nicht schaffte, länger als anderthalb Stunden im Sattel zu sitzen. Der bohrende Schmerz brachte mich jedes Mal dazu, mir zu wünschen, das Unterbein samt Knie zu amputieren. Es war frustrierend, beschämend und brachte mich an den Rand der Verzweiflung. Doch ich wollte nicht aufgeben. Ich würde lernen müssen, mit den Schmerzen beim Reiten zu leben, wenn sie nicht weggehen sollten. Punkt. Eine Alternative gab es nicht.
Siena
Der Druck auf meinen Ohren war immer noch nicht ganz verschwunden, obwohl wir bereits vor zehn Minuten gelandet waren. Die Luft in Cardiff war definitiv nicht so trocken wie in Neapel, was zur Abwechslung mal sehr angenehm war. Dafür war es aber mit 11 Grad Celsius deutlich kälter. Ich fror in meinem luftigen T-Shirt und den kurzen Hosen und begann mit den Zähnen zu klappern, obwohl ich immer noch stinkwütend war, während wir in einer der privaten Hallen des Fluggeländes warteten.
Ungehalten schnaubte ich erneut durch die Nase und versuchte ruhig zu bleiben. Papà und Alvara hatten mir im Flugzeug nun offiziell den wahren Grund für unsere Reise nach Cardiff genannt: Alvaras und Francescos Verlobung.
Natürlich war ich darüber wütend und enttäuscht gewesen, dass sie es so lange vor mir geheim gehalten hatten. Und auch Alvara war sauer geworden, weil sie begriff, dass ich von ihrem Vorhaben gewusst und sie trotzdem jeden Tag danach ausfragte. Ihre fadenscheinige Begründung, um eine Verbindung zwischen zwei Familien zu schaffen, hatte ich nur kopfschüttelnd abgewehrt. Bei jedem anderen, als meinem Vater, hätte diese Aussage schlüssig geklungen – aber Papà bot seine Tochter nicht wie Ware auf dem Markt an, um diese für sich und seine Geschäfte zu nutzen. Und Alvara war nicht der Typ für eine Zwecksehe.
Selbstredend hatte ich ihnen genau das gesagt, wobei Alvara, wie Papà immer gereizter wegen meiner Empörung und meines Wissens über allem geworden waren. Dazu beantwortete keine der Beiden meine Nachfragen nach dem Warum oder Wieso, weshalb der Flug nach Cardiff ein einziger Spaß gewesen war. Nicht.
„Ich hab dir gleich gesagt, dass du dich noch umziehen sollst.“ Alvara schenkte mir einen tadelnden Blick, als sie mich jetzt frieren sah, was die einzigen Worte seit dem Streitgespräch im Flugzeug waren und mich mit den Augen rollen ließ. Seit wir unsere Mutter und die beiden Geschwister in Neapel gelassen hatten, führte sie sich dazu noch auf wie meine Ersatzmami.
„Was auch immer“, murmelte ich und schaute zu Cristiano und Salvatore, unseren Sicherheitsmännern, die in unserer Nähe standen, während Papàs Bodyguards sich hinter ihm positioniert hatten.
„Hier. Ich hab dir eine Jacke eingepackt“, sagte Alvara und reichte sie mir. Ich nahm ihrdas flauschige, gelbweiße Strickteil mit den großen Puffärmeln und den riesigen, dunkelbraunen Knöpfen ab und musterte sie skeptisch. Dann huschte mein Blick zu Papà, der abseits stand und telefonierte. Kurz schaute ich zwischen den beiden hin und her, ehe Papà das Telefonat beendete.
„Mancini kommt gleich“, sagte er undtrat zu uns heran. Prompt warf er mir einen mahnenden Blick zu, was mich irritiert die Stirn runzeln ließ. Ich hatte doch gar nichts gemacht!
„Und wann?“, fragte ich und schlang meine Arme enger um mich. Papà wirkte gereizt. Nein – mehr als das. Geladen! Bereits im Flugzeug hatte ich gemerkt, dass er noch garstiger als sonst war; selbst vor dem Gespräch. Er hatte mich angeschnauzt, weil ich geniest hatte, wobei sein Aggressivitätslevel seit dem Aufbruch aus Neapel eine neue Stufe erreicht hatte. Denn seit wir das Flugzeug in Neapel betreten hatten, schaute Papàdrein, als hätte er gerade saure Milch geschluckt.
„Gleich.“
Und das ist schlecht, weil …?
Ich kannte meinen Vater gut genug, um zu wissen, dass ihm das gar nicht passte. Er kniff die Lippen zusammen und sah aus wie ein aus dem Schlaf gerissener Grizzly mit mittelmäßiger Laune.
„Was ist?“, fragte er jetzt und musterte mich ebenfalls mit einer hochgezogenen Braue.
„Nichts“, sagte ich achselzuckend, was ihn nur noch mehr die Lippen zusammenpressen ließ.
„Warum hast du etwas dagegen, dass Marcello Mancini uns abholt? Das zeugt doch von Respekt und Anstand“, sagte ich jetzt doch. Schließlich holten alle Männer in unserer Welt ihre Geschäftspartner vom Flughafen ab, wenn sie ihnen wichtig waren. Mein Vater brummte nur etwas Unverständliches, während mir das zunehmend angespannte Gesicht meiner Schwester nicht entging.
Schauen sie erst so drein, seit sie wissen, dass wir abgeholt werden?
In dem Moment näherte sich ein schwarzer SUV, der neben dem anderen Wagen hielt. Ein junger Mann stieg aus, wahrscheinlich Marcello Mancini, und kam mit einem warmen Lächeln auf uns zu. Das schwarze Hemd spannte sich straff über seinen muskulösen Körper. Schwarztätowierte Linien zogen sich vom Hals hinunter zum Hemdkragen, verschwanden darunter und tauchten unter den Manschetten wieder auf, wo die Tattoos die Hände bedeckten. Er war groß und trug sein dunkles, an den Seiten kürzeres und oben längeres Haar zurückgekämmt, wobei sich an einigen Stellen bereits zarte, graue Strähnen zeigten. Seine unzähligen Ringe und Ketten glitzerten im Sonnenlicht.
Mit langen, geschmeidigen Schritten kam Marcello Mancini auf uns zu und ich kam nicht umhin festzustellen, wie heiß der Kerl aussah. Diese kontrastreichen, eisblauen Augen, seine markanten Züge, der trainierte Körper und dazu diese dominante und einnehmende Aura.
Natürlich hatte ich mich vorher über die Familie Mancini bei Nonna und Nonno
