Unter Jägern und Schamanen - Knud Rasmussen - E-Book

Unter Jägern und Schamanen E-Book

Knud Rasmussen

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Beschreibung

1921: Knud Rasmussen will zusammen mit einer Gruppe von Wissenschaftlern die bislang unerforschten Regionen Nordkanadas kartografieren – vor allem aber will er den Menschen begegnen und ihre Mythen und Geschichten aufzeichnen. Über ein Jahr lang besucht er verschiedene Inuit-Gemeinschaften und macht die Bekanntschaft mit dem großen Schamanen Awwa und dessen Familie. Awwa ist der letzte der Schamanen, denn auch die christlichen Missionare sind bis hoch in den Norden vorgedrungen. Das Leben der Inuit steht vor dem großen Umbruch. Ab 1923 führt Knud Rasmussens große Forschungsreise entlang der legendären, fast 6000 Kilometer langen Nordwestpassage bis zur Beringstraße. Mit nur einem Hundeschlitten unterwegs, ist die dreiköpfige Expeditionsgemeinschaft ganz auf sich gestellt.

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Seitenzahl: 371

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Über dieses Buch

1921: Knud Rasmussen will die bislang unerforschten Regionen Nordkanadas kartografieren – vor allem aber will er den Menschen begegnen und ihre Mythen und Geschichten aufzeichnen. Er besucht verschiedene Inuit-Gemeinschaften und macht die Bekanntschaft mit dem großen Schamanen Awwa und dessen Familie. Das Leben der Inuit steht vor dem Umbruch.

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Knud Rasmussen (1879–1933) gilt bis heute als einer der großen Pioniere in der Erforschung der Arktis. Im Zentrum seines Interesses stand die Kultur der Inuit, auf seinen Reisen sammelte er ihre Mythen und Sagen und hat uns dadurch einzigartige Zeugnisse aus dem Leben der Inuit überliefert.

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Friedrich Sieburg (1893–1964) war Schriftsteller und Publizist. Nach Jahren als Auslandskorrespondent in Paris kehrte er nach Deutschland zurück. 1956 wurde er Leiter der Literaturbeilage der FAZ.

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Dieses Buch gibt es in folgenden Ausgaben: Taschenbuch, E-Book (EPUB) – Ihre Ausgabe, E-Book (Apple-Geräte), E-Book (Kindle)

Mehr Informationen, Pressestimmen und Dokumente finden Sie auch im Anhang.

Knud Rasmussen

Unter Jägern und Schamanen

Tagebuch der Thule-Fahrt

Reisebericht

Aus dem Dänischen von Friedrich Sieburg

Mit zahlreichen Fotografien

E-Book-Ausgabe

Unionsverlag

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Impressum

Die Originalausgabe erschien 1925–1926 in zwei Bänden unter dem Titel Fra Grønland til Stillehaver: rejser og mennesker fra 5. Thule-Ekspedition 1921–24 beim Verlag Gyldendal, Kopenhagen.

Die deutsche Erstausgabe in der Übersetzung von Friedrich Sieburg ist leicht gekürzt und erschien 1926 in einem Band unter dem Titel Rasmussens Thulefahrt. 2 Jahre im Schlitten durch unerforschtes Eskimoland bei der Frankfurter Societäts-Druckerei G.m.b.H., Frankfurt am Main.

Die vorliegende Neuausgabe in zwei Bänden folgt der deutschen Erstausgabe. Die Schreibweise wurde den Regeln der neuen Rechtschreibung angepasst.

Originaltitel: Fra Grønland til Stillehavet: rejser og mennesker fra 5. Thule-Ekspedition 1921-24

Übernahme der Übersetzung von Friedrich Sieburg mit freundlicher Genehmigung.

© by Unionsverlag, Zürich 2020

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag: aus der Verfilmung The Journals of Knud Rasmussen, © 2006 Igloolik Isuma Productions Inc.

Umschlaggestaltung: Martina Heuer

ISBN 978-3-293-30473-4

Diese E-Book-Ausgabe ist optimiert für EPUB-Lesegeräte

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Version vom 30.04.2020, 14:59h

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Inhaltsverzeichnis

Cover

Über dieses Buch

Titelseite

Impressum

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Inhaltsverzeichnis

UNTER JÄGERN UND SCHAMANEN

Einleitung

I – Grönland – Hudsonbai 1921

II – Erste Begegnung mit Menschen — 26. November bis 12. Dezember 1921

III – Takornaoq, die Menschenscheue — Dezember 1921

IV – Bei dem Geisterbeschwörer Aua — 23. Januar bis 16. Februar 1922

V – Neue Freunde — Ende Februar / Anfang März 1922

VI – Auf Langfahrt — 24. März bis 16. September 1922

VII – Die Siedlung der weißen Männer — 23. April bis 15. Mai 1922

VIII – Das Leben unter den Rentiereskimos — 16. Mai bis 22. Juni 1922

Die Einöden

Die Ankunft

Lagerstimmung

Das tägliche Leben

Glaube und Aberglaube

Die Ureskimos

Mythen und Sagen

Todfeinde

Rückreise

Uanguaq – Geschichte von einem Mörder

IX – Zurück zur Küste — 26. Juni bis 30. Juli

X – Sommerreise nach dem »Blasebalg« — 31. Juli bis 15. September 1922

XI – Die Begegnung mit den Kameraden — 17. September bis 4. Oktober 1922

Die zweite Überwinterung

XII – Der Prophet von Baffinland — Februar 1923

XIII – Gespräche mit Schamanen — Februar 1923

Wir fürchten

Der Kampf gegen die Seelen toter Menschen und Tiere

Amulette, Geister- und Zauberworte

Orulos Selbstbiografie

XIV – Vor dem Aufbruch — März 1923

Abbildungsverzeichnis

Mehr über dieses Buch

Über Knud Rasmussen

Über Friedrich Sieburg

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Einleitung

Ostkap von der Behringstraße aus gesehen.

Es ist ein früher Morgen auf dem Gipfel des steilen Ostkaps, welches Sibiriens äußerstes Vorgebirge nach Osten bildet.

Der erste Neuschnee ist bereits über den Gipfeln gefallen und streift die Gedanken mit dem ersten kühlen Hauch des Herbstes. Die Luft ist scharf und klar, nicht eine Brise kräuselt die Beringstraße, wo das Packeis langsam nordwärts mit dem Strome gleitet.

Die Landschaft hat eine ruhige Gewalt über sich; weit draußen schimmert im Sonnenrauch des Horizontes die Insel Groß-Diomedes auf, welche hier in der Straße als Grenzscheide zwischen Amerika und Asien steht. Von der Stelle, wo ich stehe, sehe ich von Weltteil zu Weltteil, denn hinter Groß-Diomedes dämmert eine andere Insel hervor wie eine blaue Nebelbank; es ist Klein-Diomedes, sie gehört zu Amerika.

Alles vor mir steht im starken Licht der Sonne und des Meeres gebadet und wirkt wie ein blendender Gegensatz zum Lande hinter mir. Hier liegt die flache, sumpfige Tundra, scheinbar ein Land in toter Einförmigkeit, in Wirklichkeit aber ein Steppenreich voll Leben und Lauten und Wild, ein Flachland, das, von keinem Höhenzug unterbrochen, durch eine Welt von Flüssen und Seen geht zu Breiten von fremdem Klange, zum Lena-Delta und weiter, weiter am Kap Tscheljuskin vorbei zu Gegenden, die nicht weit von meinem eigenen Lande liegen.

Am Fuße des Felsens, den ich bestiegen habe, sehe ich eine Schar von Tschuktschen-Weibern, gekleidet in Tierfelle von sonderbarem Schnitt; auf dem Rücken tragen sie Beutel von Rentierhaut, welche sie mit Kräutern und Beeren füllen. Sie fügen sich als Einzelheiten so malerisch in diese große Weite ein, dass ich nicht aufhören kann, ihnen nachzuschauen, bis sie zwischen den grünen Halden des Tales verschwinden.

Auf einer schmalen Landzunge mit Packeis zur einen Seite und dem blanken Wasser der Lagune zur anderen liegt das Dorf Whalen. Es beginnt erst jetzt zu erwachen, und nach und nach werden die Kochfeuer in den kuppelförmigen Zelten aus Walrosshaut angezündet.

Nicht weit vom Küstendorf, in scharfer Silhouette über die Rundung eines Hügelkammes hin zieht eine Herde zahmer Rentiere und knabbert an dem Moos, während rufende Hirten sie umringen und zu neuen Futterplätzen treiben.

Für all die Menschen ist dies heute ein gewöhnlicher Werktag, ein Glied in ihrem täglichen Leben – für mich ein Erlebnis, an das ich kaum zu glauben wage. Denn diese Landschaft und diese Geschöpfe bedeuten für mich, dass ich in Sibirien bin, westlich vom letzten Eskimostamm, und dass die Expedition durchgeführt ist.

Die hohe Klippe, auf der ich stehe, und die reine Luft, die mich umgibt, schafft mir eine weite Schau, und ich sehe unsere Schlittenspur im weißen Schnee, hin über den Rand des Erdkreises, durch die äußersten Länder der Menschen im Norden.

Ich sehe die tausend kleinen Wohnplätze, welche der Reise ihren Inhalt gegeben haben, und eine große Freude erfüllt mich; wir sind dem Abenteuer begegnet, das immer auf den wartet, der es zu ergreifen versteht, und Abenteuer waren alle unsere bunten Erlebnisse unter dem sonderbarsten Volk der Welt.

Langsam haben wir uns auf ungebahnten Wegen vorwärts gearbeitet, und überall haben wir unser Wissen vermehrt.

Wie lange hat unsere Schlittenreise wohl gedauert – unser Weg vorwärts, unsere Fahrten über das Land und hinaus über eisbedeckte Meere, die Jagd auf Wild, die Suche nach Menschen! 20000 Meilen, den halben Umkreis der Erde? Wie gleichgültig, denn es waren nicht die Entfernungen, auf die es uns ankam.

In meiner Freude über das Schicksal der Schlittenreise schweifen meine Gedanken unwillkürlich zu dem Tage in Alaska hin, wo im Frühling alle auf den Besuch kühner Flieger von der anderen Seite des Erdballes warteten.

Und ich segne von Herzen das Schicksal, das mich zu einer Zeit auf die Welt kommen ließ, wo die Polarforschung mit Hundeschlitten noch nicht veraltet ist.

Denn alle unsere Erlebnisse liegen ja gerade in der Süße und Abwechslung vieler Lager und in der Aufenthalte Vielzahl mit ihrem Anlass zu lernen; und zum zweiten Male sehe ich deutlich vor mir die schmale Linie der Schlittenspur durch den weißen Schnee.

Doch bei einer ruhigeren, abwägenderen Rückschau auf die lange Reise mischt sich Bedauern in die Freude. Denn indem ich den Bericht meiner Erlebnisse auf den Umfang eines Buches beschränke, muss so vieles wegfallen, oft Dinge von größtem Interesse.

Vor allem aber muss ich die Berichte meiner Expeditionsgefährten auslassen, denn zu Anfang war ich lediglich Leiter einer Gruppe, der einige der besten dänischen Wissenschaftler angehörten. Während des ersten Jahres hatten wir ein Standquartier an der Ostküste Kanadas; in kleinen Gruppen reisten wir in verschiedene Gegenden und kehrten jeweils zurück, um unsere Ergebnisse zusammenzutragen. Vor allem beschäftigten wir uns mit der Ethnografie, meine Gefährten zudem mit Archäologie, Geologie, Botanik und Kartografie. Sie leisteten grundlegende Arbeit beim Kartografieren unerforschter Regionen, und sie führten Grabungen durch in den Überresten früherer Eskimokulturen; ihre Arbeit trug wesentlich bei zu unseren Kenntnissen der Vergangenheit. Ausführliche Darstellungen ihrer Forschungsergebnisse sind unter ihrem jeweils eigenen Namen veröffentlicht worden. Mein Hinweis muss deshalb eine allgemeine Anerkennung bleiben, denn im vorliegenden Buch beschränke ich mich auf das Material, das ich selbst gesammelt habe, sowohl gemeinsam mit meinen Gefährten als auch später alleine auf meiner Reise zu den Eskimos im arktischen Norden Amerikas.

Ich genoss das Privileg einer grönländischen Kindheit, denn mein Vater, Prediger bei den Eskimos, hatte eine Frau geheiratet, die stolz auf ihre eskimoischen Vorfahren war. Die Bahn meines Lebens führte mich unwillkürlich zur Erforschung der Arktis: Ich wurde mit der eskimoischen Sprache geboren, die andere arktische Forscher sich erst mühsam haben aneignen müssen, meine Spielkameraden waren Eskimos, und ich lebte mit grönländischen Jägern zusammen, sodass Reisen, selbst unter den schwierigsten Verhältnissen, für mich eine natürliche Form der Arbeit wurde. Mit acht Jahren erhielt ich mein eigenes Hundegespann und mit zehn Jahren ein Gewehr. Meine späteren Forschungsreisen waren also nichts anderes als die glückliche Fortsetzung meiner Kindheit und Jugend.

Später, als mir – u. a. durch die Studien des berühmten Forschers Dr. H.J.Rink über die Eskimos und ihre Länder – bewusst wurde, von welchem Interesse die Kultur und die Geschichte der Eskimos für die Wissenschaft sind, verbrachte ich achtzehn Jahre in Grönland und erarbeitete durch die Erforschung eines einzelnen Stammes die Grundlage für eine umfassende Studie über alle Völker der Arktis.

Mit der Teilnahme an der dänischen literarischen Grönland-Expedition 1902 bis 1904 unter Leitung von Ludvig Mylius-Erichsen nahm meine ethnografische und geografische Arbeit ihren Anfang. Bereits im Jahre 1909 wurden in verschiedenen geografischen Zeitschriften zum ersten Male die Hauptumrisse jener Reise veröffentlicht, welche später die fünfte Thule-Expedition hieß. Der Plan dazu wurde zusammen mit Professor H.P.Steensby ausgearbeitet, einem Manne, dessen große Tüchtigkeit und geduldige Hilfsbereitschaft für mich von außerordentlich großer Bedeutung war. Aber erst 1910, als ich den Ingenieur M.I. Nyeboe kennenlernte, kam feste Form in meine Pläne. Ich kann nicht dankbar genug dafür sein, dass mein Schicksal mich einem Manne begegnen ließ, dessen Fantasie und dessen Weitblick augenblicklich zur Verständigung und zur Zusammenarbeit führten. Durch seine Hilfe wurde eine arktische Station Wirklichkeit; sie erhielt den Namen »Thule«, denn es war die nördlichste Station der Welt, im eigentlichen Sinne das Ultima Thule. Von dort aus führte ich in zehn Jahren vier Expeditionen in Grönland durch, die ich alle »Thule-Expeditionen« nannte.

1920 hatte ich meine Vorhaben in Grönland erfüllt, und es war der Zeitpunkt gekommen, sich der großen, grundlegenden Frage, der Frage nach dem Ursprung der Eskimos, zuzuwenden.

Die Mittel für die Expedition wurden durch eine Staatsunterstützung von hunderttausend Kronen, wozu später dreißigtausend Kronen als Deckung für Verluste durch den Schiffbruch der Bele kamen, und durch private Beiträge bereitgestellt. Natürlich konnte eine so umfassende Reise nicht mit diesem Betrag allein durchgeführt werden, Erträge aus der Handelsstation Thule mussten deshalb für die übrigen Summen eintreten.

Im Sommer 1921 nahm das Unternehmen, das mich von Grönland bis zum Pazifik führen sollte, konkrete Gestalt an. Zu Beginn arbeiteten wir von einem Standquartier aus, das auf der Däneninsel westlich von Baffinland lag, führten Grabungen durch in Ruinen ehemaliger Eskimozivilisationen und besuchten die Inland- oder Ureskimos in der Gegend von Barren Grounds. Später reiste ich mit zwei Eskimobegleitern und dem Hundeschlitten weiter über den ganzen Kontinent bis zur Beringstraße. Unterwegs besuchte ich alle Stämme, lebte von dem, was das Land an Nahrung bot, und teilte das Leben der Menschen. Was ich auf meiner Reise erlebte, ist der Inhalt dieses Buches.

Die eigentlichen Helden sind die Eskimos. Ihre Geschichte, ihre heutige Kultur, die Härten ihres Alltags, ihr geistiges Leben stehen im Zentrum, und nicht die lange Hundeschlittenreise. Alles lediglich Persönliche muss weggelassen werden, ebenso wie die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse meiner Gefährten. Und selbst von den Eskimos gäbe es noch weit mehr zu erzählen, als hier Platz finden kann, doch war ich gezwungen, aus dreißig Tagebüchern und zwanzigtausend Illustrationen eine Auswahl zu treffen.

Und auch auf der Tüchtigkeit meiner Gefährten und ihrem Gefühl für Zusammenhalt hat die Expedition beruht. Indem ich sie im Folgenden nenne, nenne ich gewissermaßen meine Mitautoren: Peter Freuchen, Kartograf und Naturwissenschafter, Therkel Mathiassen, Archäologe und Kartograf, Kaj Birket-Smith, Ethnograf und Geograf, Helge Bangsted, wissenschaftlicher Assistent, Jakob Olsen, Assistent und Übersetzer, und außerdem Peder M. Pedersen, Kapitän des Seekönigs, des Motorschoners der Expedition.

Nicht weniger wichtig für die Annehmlichkeiten und den Erfolg der Expedition war der Beitrag, den die Eskimo-Gefährten aus Grönland leisteten sowie Menschen, die unterwegs für kürzere Zeit zu uns stießen. Mit uns kamen Iggianguaq und seine Frau Arnarulunguaq, Arquioq und seine Frau Anaranguaq, Nasaitordluarsuk (im Folgenden »Bootsmann« genannt) mit seiner Frau Aqatsaq und nicht zuletzt ein junger Mann namens Miteq oder »Eidervogel«, ein Cousin von Arnarulunguaq.

Iggianguaq starb weit weg von zu Hause an der Grippe. Seine Frau Arnarulunguaq zusammen mit ihrem Cousin »Eidervogel« begleiteten mich bis zum Ende der langen Reise. Ihre Aufgabe war es, die Pelzkleider instand zu halten, zu kochen und die Hunde zu treiben. Die Männer fuhren die Schlitten, jagten und bauten Schneehütten an unseren Rastplätzen.

Arnarulunguaq ist die erste Eskimofrau, die so weit gereist ist; zusammen mit »Eidervogel« ist sie die Einzige, die alle Stämme ihres Volkes besucht hat. Die beiden hatten einen größeren Anteil am glücklichen Ausgang der Reise, als ich hier darlegen kann.

Kaj Birket-Smith, Therkel Mathiassen, Helge Bangsted, Peter M. Petersen, Knud Rasmussen, Peter Freuchen, Jakob Olsen - Die dänischen Mitglieder der Expedition, fotografiert bei Godthaab.

Es ist ein sicheres Frühlingszeichen, wenn die Jungen mit Bogen und Pfeilen zu spielen beginnen.

IGrönland – Hudsonbai 1921

Die im Jahre 1910 begründete Handelsstation Thule am Fuß des Umanaq-Berges in Grönland.

Am 7. September 1921 reisten wir mit unseren eskimoischen Begleitern auf dem kleinen Motorschoner Seekönig von Upernivik an der Ostküste Grönlands ab, kämpften uns elf Tage lang mit schadhaftem Motor durch das frühe Herbsteis, das sich fester und fester um uns schloss, ließen die Baffinbucht hinter uns, überquerten die Hudsonbai und landeten schließlich am 18. September an einem unbekannten Gestade.

Wir warfen Anker vor einem freundlichen Tal mit offenem Strand nach der See zu, sonst aber von Klippen umgeben. Sobald das Schiff vertaut ist, eilen wir an Land. Wir finden frische Bärenspuren im Sand unmittelbar an der Stelle, wo wir das Haus hinbauen wollen, und als wir die Klippen ersteigen, treffen wir einen Hasen, der so zahm ist, dass wir wirklich den Versuch machen, ihn mit den Händen zu fassen.

Die höchste Klippe wird bestiegen, und von hier sehen wir unten auf einer kleinen Ebene ein einsames Rentier. Auch dies kommt auf uns zugelaufen und scheint durchaus nicht bange zu sein. Niemals habe ich auf einem neuen Wohnplatze eine solche Gastfreiheit bei den Tieren getroffen. Und als wir endlich an der anderen Seite der Insel Ausblick über das offene Wasser bekommen, sehen wir die schwarzen blanken Köpfe von Walrossen, welche auftauchen, um zu blasen.

Es war, als sollte der Widerstand all der langen Monate ausklingen in reichen Versprechen für die kommende Zeit, aber wo wir waren, das wussten wir nicht, denn die Karten gingen nicht so ins Einzelne, dass wir die Insel hätten bestimmen können, auf der wir uns niederlassen wollten.

Wir gaben ihr den Namen »Däneninsel«, und sie wurde der Ausgangspunkt für die fünfte Thule-Expedition.

Nach unserer Landung gingen wir augenblicklich daran, die Ladung des Seekönigs zu löschen. Gleichzeitig machten wir uns an den Bau des Hauses. Am 23. September war alles Stückgut an Land und das Gerüst zum Haus errichtet, sodass der Seekönig mit gutem Gewissen am 24. ganz früh morgens seine Anker lichten konnte.

Die Expedition war nun allein und ganz sich selbst und den Arbeiten der kommenden Tage überlassen. Es war verlockend, augenblicklich mit der Erkundung zu beginnen, denn wir wussten weiter nichts, als dass wir uns auf der einen oder anderen Stelle in der Nähe von Lyonförde befanden. Wir liegen auf einer kleinen Insel und sind durch einen schmalen Sund von einem offenbar großen Land getrennt. Aber ob dies Land eine Insel oder ein Festland ist, wissen wir nicht.

Wir hatten sofort nach der Ankunft ein Zeltlager errichtet und wohnten darin, solange die Arbeit mit dem Hause im Gange war. Schon am 26. haben wir ein Dach über dem Kopf, und die Inneneinrichtung des Hauses ist so weit gediehen, dass wir des Königs Geburtstag unter Dach feiern können. Es war ein gemütliches kleines Haus, welches sogleich den Namen »Blasebalg« erhielt. Es zeigte sich nämlich schnell, dass es an der Stelle unseres Hauses sehr stark blies, und da das Material trotz aller Umsicht, welche auf Dichtungen verwandt wird, niemals zureichend sein kann, so deutet der Name darauf hin, dass es uns kaum möglich sein würde, den Durchzug draußen zu halten, solange die Schneewehen sich nicht in solchem Umfange angesammelt hatten, dass wir unser Haus in sie einbauen konnten.

Der Schnee ist indessen früh im Jahr gefallen, und die Erkundung kann bereits am 1. Oktober in Gang gesetzt werden. Wir fahren mit drei Hundeschlitten quer über die Däneninsel, passieren den kleinen Sund hinter uns, der aus dicht zusammengepresstem Polareis besteht, und kommen danach auf ein neues Land hinüber, welches ganz und gar von großen Flächen, nur unterbrochen von einzelnen Höhenzügen, erfüllt zu sein scheint. Es dauert nicht lange, bis wir die Spuren von früheren Eskimobauten finden, besonders die charakteristischen Rentiersperren mit gewaltigen Systemen von Steinwarten und Verstecken für Jäger. Sie sind von Bogenschützen benutzt worden, deren Jagdweise darin bestand, dass man die Rentierherden in den verschiedenen Tälern gegen die schmalen Pässe trieb; dort saßen dann die Jäger und schossen aus den steinernen Verstecken heraus die Tiere mit Pfeilen nieder.

Überall finden wir Bärenspuren, und keiner von uns erinnert sich, sie jemals so zahlreich auf Land gesehen zu haben, denn in unseren altgewohnten Jagdgründen treiben sich die Bären am liebsten auf Neueis herum. Oben auf einer Hochebene bekommen wir das erste Rentier zu Gesicht, aber da wir gern einen Punkt finden wollen, von dem aus wir mehr Überblick haben, folgen wir einem Höhenzug die größte Berggruppe hinauf, welche vor uns liegt. Das Meereis rund um die Däneninsel hatte sich noch nicht geschlossen, und wir hofften deshalb, dass das große Land, auf welches wir nun gekommen waren, zum Festland gehören möchte, sodass wir möglichst schnell mit der Suche nach Menschen beginnen konnten. Leider sollte es nicht so sein. Sobald wir oben ankamen, fiel unser Auge auf einen breiten, noch nicht zugefrorenen Sund und dahinter wieder auf ein schneebedecktes Land, welches zu erreichen vorläufig kaum in unserer Macht stand. Die Aussicht war großartig und wild, aber wir waren mehr davon benommen, dass wir nur offenes Wasser nach allen Seiten gewahren konnten und deshalb bis auf weiteres damit rechnen mussten, abgesperrt zu sein.

Wir errichten das Lager an einem kleinen See, und während das frisch geschossene Rentier zerlegt und gekocht wird, genießen wir die Stimmung, die immer über Neuschnee und mildem Herbstfrost liegt.

Wir bleiben auf der vermuteten Vansittart-Insel eine gute Woche und benutzen die Zeit zur Jagd. In den letzten Tagen ist ziemlich viel Schnee gefallen, und da die Schneebahn nicht die beste ist, teilen wir uns in verschiedene Trupps und starten von unserem Zelt aus, welches wir weiter ins Land hinein verlegt haben. Hier gibt es viele Rentiere, aber sie scheinen unglaublich scheu zu sein und sind deswegen sehr schwer jagdbar auf diesen Flächen, die dem Jäger überhaupt keine Deckung bieten.

Im Anfang des Novembers unternahmen wir eine neue wohlorganisierte Jagd- und Exkursionsreise ins Innere der Vansittart-Insel; diese Reise brachte eine endgültige Orientierung. Wir liegen auf einer kleinen Insel östlich von der Vansittart-Insel genau 65˚54′ nördlicher Breite und 83˚50′ westlicher Länge. Das Eis um uns ist immer noch nicht befahrbar, und es ist uns bis jetzt unmöglich gewesen, bis zum Abschluss der Gorebai zu gelangen: Im Übrigen fliegt uns die Zeit schnell dahin. Das Reisen in unbekannten Gebieten bringt immer die Spannung mit sich, dass man auf alles vorbereitet sein kann; unsere bisherigen Erlebnisse widersprechen in jeder Weise dem, was wir von Grönland her gewöhnt sind. Wir jagen Eisbären im Innern des Landes, Berge hinauf und Schluchten hinab, und als wir eines Abends alle im Blasebalg versammelt sind, entdecken wir plötzlich zwei große Rentiere draußen im Presseis vor unserem Hause. Die Hunde sehen sie, und ein ohrenbetäubendes Gebell verhindert, sie zu beruhigen. Sie müssen ihren Willen haben, und bald sehen wir das gewaltige Geweih der Böcke zwischen den Eisblöcken verschwinden, nur hin und wieder einige Sekunden sichtbar, wenn sie über die großen Presseisblöcke im Sprung hinwegsetzen.

Gerade ist Neuschnee über die Insel gefallen, und als wir am nächsten Tage erwachen, ist der Schnee oben bei dem Wassersee hinter dem Haus und auf den Bergen vollständig von Rentierspuren zertrampelt.

So ist alles um uns gefüllt mit reichen Jagdversprechen. Die Natur lächelt uns zu, und sobald sich das Eis geschlossen hat, werden wir wohl unsere Fleischgruben mit Speck und Hundefutter füllen können.

Übrig bleibt nur, die Menschen zu finden, um derentwillen wir hierhergekommen sind und mit denen wir zusammenleben wollen.

Der Seekönig bei der Däneninsel; im Vordergrund das Gerüst für das Überwinterungshaus der Expedition.

IIErste Begegnung mit Menschen

26. November bis 12. Dezember 1921

Vor mir sah ich einen großen, wohlgebauten Mann, das Gesicht und das lange Haar mit Reif bedeckt – den ersten Mann, den ich traf im neuen Land.

Ende November sind die Reiseverhältnisse endlich so gut, dass wir uns auf die erste größere Reise machen können. Zwei Schlitten mit Peter Freuchen und dem Bootsmann und zwei Hilfsschlitten mit Arqioq und »Eidervogel«, welche nur das erste Stück des Weges mitfahren sollten, gehen voraus, um das Eis bei einer der Nunariarssuaq-Inseln zu untersuchen. Am folgenden Tage starte ich.

Am 26. November ist Nebel und Schneetreiben. Wir schlagen uns mit dem Presseis herum und können das neu gebildete glatte Wintereis nicht finden, auf dem wir sonst durch die Gorebai fahren. Wir plagen uns den lieben langen Tag.

Am folgenden Tage verfolgen wir den gleichen Weg auf den Hurdkanal zu, ohne Land zu sehen, aber doch im Klaren über die Richtung; bis zur Dunkelheit glückt es, uns bis nach der Georgina-Insel vorzuarbeiten.

Der Hurdkanal ist der schmale Sund, welcher die Vansittart-Insel vom Festland trennt. Festes Wintereis liegt nur in den Buchten an jedem Ende des Kanals, wo der Strom mit einer solchen Kraft durchschießt, dass schwere Eisschollen von dem noch offenen Roeʼs Welcome mit fünf bis sechs Meilen Fahrt angesegelt kommen.

Die hohen Berge, welche auf unserem Wege liegen, sind unpassierbar, und am nächsten Morgen müssen Arqioq und ich mit ein paar Schlitten hinaus, um einen Pass zu finden. Es ist eigentlich für Landfahrt zu früh im Jahre, der Schnee ist noch weich, noch haben sich keine festen Wehen über die steinigen Vorsprünge gelegt; manche Stellen, wo man im Winter eine gute Bahn findet, sind jetzt noch unwegsam; aber mit leeren Schlitten hat es keine Not. Die Hunde glauben sich draußen auf einem Jagdausflug und wittern mit den Nasenlöchern, wie wenn sie Hunderte von Gerüchen mit jeder kleinen Brise auffingen, die über uns dahinstreicht. Sie spitzen die Ohren, und sobald die Schlittenkufen gegen festen Schnee knirschen, fährt ein Zittern durch ihre jagdgestählten Körper.

Wir kommen über eine lange, schroffe Kluft und arbeiten uns zwischen großen Steinen vorwärts, bis wir ein flaches Hochplateau erreichen, wo ein See sich hinter dem anderen ausbreitet, nur abgetrennt durch schmale, höckerige Grate, welche unter den schlingernden Sätzen der Schlitten unsere Eingeweide unbarmherzig durcheinanderschütteln. Winde scheinen in diesen Pässen nicht selten zu sein. Deshalb sind die Seen noch blank und ohne Schnee; die Hunde, welche unaufhörlich in starken Galopp fallen wollen – toll und ausgelassen, weil die Schlitten so leicht sind –, breiten sich zu einem großen Fächer aus und nehmen im Laufen so gewaltsamen Abstoß mit den Pfoten, dass ihre Krallen sich durchs harte Eis wie Messer hindurchstoßen.

Die heutige Fahrt ist das, was wir eine Situationsfahrt nennen – sie geht durch neues Land, und niemals wissen wir, wann wir plötzlich am Rande eines Abgrundes halten müssen. Unaufhörlich wechselt das Terrain – hin über Seen, hinauf über Schluchten und wieder hinab mit der gleichen Fahrt und mit der gleichen zündenden Stimmung.

Aber plötzlich verstehen wir, ein jeder auf seinem Schlitten, dass etwas die Nasen der Hunde gestreift haben muss. Sie senken die Schwänze, ihre Hälse werden lang, und die Schnauzen fahren dicht über dem Schnee hin, um sich mit der neuen Entdeckung vollzusaugen. Bisher fuhren die Schlitten nebeneinander, sodass wir miteinander sprechen konnten, jetzt aber ist bald der eine vorne, bald der andere, die Fahrt wird ungleichmäßig. Wir poltern über einen Hügel, zu einem kleinen Sund hinunter, und da stehen die Hunde plötzlich und blicken sich verwirrt um. Sie haben die Geruchspur durchquert; jetzt können sie nichts mehr wittern und haben keine Hoffnung mehr, das Wild oder das Futter aufspüren zu können, gegen das sie vorher ihre Schnauzen richteten. Aber wir müssen das Rätsel lösen. Wir springen vom Schlitten und laufen zu einem Steinhaufen hin, wo das Geheimnis der Hunde sich wohl verbergen muss. Wir springen von Stein zu Stein, und nun können selbst unsere schwachen Nasen einen süßen Duft auffangen. Es ist verwesendes Fleisch, und richtig: Wir finden einen ganzen Seehund vom letzten Frühjahr fein säuberlich in einem Fleischdepot von mächtigen Dimensionen niedergelegt.

Ich glaube, der größte Reiz beim Reisen ist der, dass wir in den Begebenheiten des Tages eine unverdorbene Kindlichkeit bewahren, eine Fähigkeit, frisch und ursprünglich zu erleben, und deshalb sehen Arqioq und ich uns jetzt an und rufen bloß die selbstverständlichen Worte: »Endlich, endlich Menschen!«

Und wir wiederholen dies immer wieder lachend und ausgelassen, denn jeden Tag, der vergangen ist, seit wir im September hierhergekommen sind, während der Jagden im Oktober und November, sind Menschen unser einziger Gedanke gewesen. Wir waren nicht hierhergekommen, um das grönländische Leben fortzusetzen und dieselben Jagdabenteuer zu erleben, unter denen wir in unserem alten Lande aufgewachsen sind. Menschen waren es, die wir finden wollten, und zusammen mit neuen Menschen wünschten wir neue Schicksale dem täglichen Leben hinzuzufügen.

Eine wohlgefüllte Fleischgrube ist aber noch lange kein Wohnplatz; doch sind wir auf dem richtigen Wege, und als die Freude abgekühlt war und die roten Rachen der Hunde sich im kalten Schnee gekühlt hatten, setzten wir unsere Reise weiter über Land fort, um den Pass zu finden, von dem aus wir die Strecke für den nächsten Tag übersehen konnten.

Als die Sonne am höchsten stand, waren wir endlich so weit gekommen, dass wir Übersicht über die offene Frozenstraße nach der Southamptoninsel hatten; wir konnten sehen, dass ein schmaler Streifen neu gebildeten Wintereises sich wie eine weiße Kante die ganze Küste entlang nach Westen zog. Die Fahrt zum Eis hinab würde leicht sein, und wir würden in weniger als einem Tage die Halbinsel durchqueren können.

Dann wandten wir uns mit der fröhlichen Botschaft zu den Kameraden zurück. Wir nahmen das letzte Presseis draußen vor der kleinen Bucht, wo wir die Schneehütte gebaut hatten, mit der gleichen Geschwindigkeit, mit der wir abgefahren waren, und als die Kameraden herauskrabbelten, um uns in Empfang zu nehmen, sahen wir an ihren Armbewegungen, dass auch sie eine große Neuigkeit für uns hatten: Freuchen hatte einen Schlitten von dem berühmten Hudsonbaityp gefunden, und zwar auf Land bei einer kleinen Bucht gleich gegenüber unserer Schneehütte. Ein fantastischer Schlitten, sechs Meter lang, drei viertel Meter breit und so schwer, dass man sich überhaupt nicht vorstellen konnte, wie gewöhnliche Hunde ihn ziehen sollten. Außerdem war die ganze Gegend um das Lager voll von Steinwällen, Warten und Zeltringen, und selbst wenn diese auch einige hundert Jahre alt sein konnten, so zeigte doch der Schlitten, welcher noch frische Bindungen hatte, und ein Depot von Rentierhaut und Kleidern, welches sich daneben fand, dass wir uns jetzt bei den Verkehrswegen der neuen Eskimos befinden mussten.

In diesem gewichtigen Stoff von Neuigkeiten ertrank die Mitteilung vollständig, dass der Hurdkanal voll von Seehunden war und dass sowohl »Eidervogel« als auch der Bootsmann jeder mit einem specktriefenden Fang heimgekommen war. In dieser Nacht nahmen wir in unserer Fantasie einen großen Vorschuss auf die Freuden der kommenden Expeditionsjahre, und keiner von uns ging zur Ruhe, bevor es Morgen war und ein fegender Schneesturm vorläufig jeden Gedanken an Aufbruch unmöglich gemacht hatte.

Der Schneesturm, welcher uns zu einem Zeitpunkt aufhielt, wo Untätigkeit ein wirklicher Schmerz war, währte vierundzwanzig Stunden. Als wir dann endlich unsere Last auf die andere Seite der großen, hügeligen Halbinsel transportiert hatten, hatte der Wind sich derart in die Eiskante gefressen, welche am Tage der Erkundung so vielversprechend vor uns gelegen war, dass wir mit Enttäuschung alle Landzipfel in dunkle, aus dem offenen Wasser steigende Frostnebel eingehüllt sahen. An manchen Stellen hatte massenhaft neu geborstenes Wintereis sich quer vor unseren Weg gelegt; da es mit all seinen nackten Zacken schneefrei war, mussten wir oft einander helfen, um unsere Schlitten nicht in tausend Stücke zu fahren. Und doch geschah es einmal während einer solchen schwierigen Passage, dass die Hunde wegen einer Herde Rentiere auf dem Eis wild wurden: Freuchen wurde zu einem unfreiwilligen Hindernislauf gezwungen, welcher damit sein Ende fand, dass sein Schlitten von einer hohen Eisscholle aus einen Luftsprung machte. Der Schlitten fiel wie ein Schiff, welches gegen die Klippen geschleudert wird, und zerschmetterte. Nach einer vorläufigen Reparatur mussten wir daher vor einer großen Bucht, wie wir später entdeckten, der Havilandbai, Lager suchen; hier wurde eine Schneehütte gebaut und der Schlitten repariert.

Währenddessen ging ich bergauf, um einen Überblick über die Strecke zu erhalten. Die Bucht war so breit, dass man knapp das flache Land auf der anderen Seite gewahren konnte. Ihr Abschluss war von hohen, vorspringenden Vorgebirgen verdeckt. Bis aufs offene Wasser hinaus war es nicht weit, das Fördeneis, welchem wir folgen sollten, um nach der Repulsebai zu kommen, war flach und leicht befahrbar. Nicht mehr als fünfzehn Kilometer vor uns stand gegen Nordwest eine lotrechte weiße Mauer, die ich erst für Nebel hielt. Ich verstand die Erscheinung nicht und richtete meinen scharfen Feldstecher dahin, und nun entdeckte ich jagende, wirbelnde Schneesäulen, welche sich wie weiße Haare auf den umliegenden Berggipfeln sträubten. Es musste ein Schneesturm sein, welcher ein kleines Stück vor uns raste, und damit war mein Ärger über den abgebrochenen Reisetag aus meinen Gedanken verscheucht.

Wir lagen in einer milden Bucht, wohlbeschützt nach allen Seiten. Es begann zu dämmern, ein vollständig klarer, blauer Himmel wölbte sich über uns. Der Neumond stieg über einer der Landzungen hervor und goss sein Licht über die frische Weiße des Tales. Das offene Meer vor uns begann sich im Neueis nahe der Mündung der breiten Förde zu stauen. Nur weiter draußen, wo der Wind noch zufassen konnte, leuchtete der schmächtige Mond über Wogen hin, die noch nichts vom Winter wissen wollten.

Ich saß auf einem großen Stein und schaute zu, wie Schneeblock auf Schneeblock sich zusammenfügte, um ein Obdach für die Nacht zu bilden. Sobald ich mir vollständig klar über den Kurs war, welchem wir am nächsten Tage folgen sollten, ging ich zu meinen Kameraden zurück, um die Hunde zu füttern und alles für die Nacht fertig zu machen.

Es war kalt geworden. Während der vorhergehenden Tage hatte Grauwetter die Temperatur unten gehalten, sodass das Thermometer ständig zwischen –10 und 15 Grad Celsius geschwankt hatte. Nun kam die Kälte mit dem tiefen, blauen, sternenklaren Himmel; bevor wir zur Ruhe gingen, hatten wir über 30 Grad Kälte.

Den nächsten Morgen ganz früh erwachten wir im Sternenschein und nahmen bereits um fünf Uhr eine Tasse starken Kaffee zu uns. Wir schnitten ein Loch in die Hausmauer und entdeckten, dass der Schneesturm sich gelegt hatte; ausnahmsweise schien es hauchstill zu sein. Das Thermometer zeigte –40 Grad, was uns überraschte, weil es erst Anfang Dezember war. Eine merkwürdige Unruhe beherrschte uns; keiner von uns verbarg, dass wir heute Menschen zu treffen erwarteten. Das wurde zwar im Scherz gesagt, aber trotzdem wollten wir alle, ausgenommen der Bootsmann, der ein geborener Phlegmatiker ist, unsere neuen Pelze anlegen. Selbst während arktischer Reisen entgeht man seiner Eitelkeit nicht; Schmutz und Unreinlichkeit sind Überbleibsel von einer Zeit, da wir nicht zu reisen verstanden.

Um sieben Uhr konnten wir nicht länger warten. Der weiße Schein des Tages stieg langsam den Himmel hinauf, dessen Dunkelblau lichter und lichter wurde. Die Sterne sahen nicht länger wie erleuchtete Fensterscheiben aus, sie erblassten nach und nach und verschwanden; in jenem Licht, welches eine lange Tagesreise verkündet, beluden wir die Schlitten und spannten die Hunde vor.

Das kälteste Wetter ist Hauchstille mit niedriger Temperatur, denn dann schafft jede Vorwärtsbewegung eine winzige kleine Brise, welche wie ein Messer in die Nase schneidet; es gibt keinen Ausweg, wenn weder Kutscher noch Hunde ortskundig sind. Front nach vorwärts! Und während das Angesicht gespießt wird und die Haut trotz allem Auftauen mit klammen Fingern jeden Augenblick wieder weiß und hart wird, muss man seine Hunde den Kurs lenken, dem man folgen will.

In ebener Fahrt ging es über Havilandbai Stunde auf Stunde dahin. Freuchens entzweigefahrener Schlitten hatte wieder verstärkt werden müssen, aber da sie zu zweien waren, hatte ich nicht gewartet; sie blieben schnell zurück. Wir sollten weit vorwärts heute, und es ist der vordere Schlitten, welcher die Länge der Tagesreise bestimmt.

Quer gegen die Brise gewandt, schaute ich über das offene Meer draußen am Horizont, wo die Frostnebel langsam zu roten Flammen wurden, die in dünnen, leichten Wolken wie Rauch von einem Brand verdämmerten. Ich setzte mich auf meine Fausthandschuhe und deckte das Gesicht mit den Händen, damit es aufgetaut würde. So saß ich eine Weile, bis wieder Wohlbehagen in mir war.

Eine Pfeife Tabak half mit – die Eskimos behaupten ja, dass der warme Rauch die Lippen auftaut, und das konnte heute wohl nötig sein.

So genoss ich die süße Sünde, welche immer in der Unaufmerksamkeit liegt, als die Hunde plötzlich einen Satz machten, sodass ich in die Höhe fuhr.

Es konnte nicht der geringste Zweifel über das sein, was wir gehört hatten – ein Schuss hatte die Stille um uns zerrissen. Ich blickte sofort nach meinen Kameraden zurück im Glauben, dass sie mich veranlassen wollten, zu warten, weil ihr Schlitten Scherereien machte, und ich gewahrte sie schnell als zwei kleine, dunkle Punkte weit hinter mir, beide in guter Fahrt. Sie konnten also nicht geschossen haben. Dann sah ich nach vorwärts, und ganz wie ein nervöser Mensch, der unter dem Einfluss einer brutalen Sinnesbewegung plötzlich ruhig wird, blieb ich unangefochten sitzen, ohne irgendetwas von all dem Unüberlegten vorzunehmen, das, wie ich geglaubt hatte, über mich kommen würde, wenn ich meiner ersten Begegnung mit kanadischen Eskimos gegenüberstand. Drei bis vier Kilometer voraus gewahrte ich eine schwarze Linie, welche sich über das Eis draußen in der Förde hinzog. Ich hielt augenblicklich inne, denn es konnte keine schneefreie Schäre sein. Den Feldstecher heraus! Und nun begann ich zu unterscheiden: eine ganze Reihe Schlitten mit vielen Hunden, welche haltgemacht hatten und nun den einzelnen Schlitten beobachteten, welcher südlich von ihrem eignen Kurs angefahren kam. Ein Mann hatte sich von der Schlittenreihe losgelöst und kam über das Eis gelaufen, rechtwinklig auf meine Richtungslinie zu. Ich sollte also aufgehalten werden, selbst wenn ich das nicht freiwillig wollte. Ab und zu wurde aus dem Menschenhaufen bei den Schlitten ein Schuss abgefeuert.

Ich wusste, dass ich vor einem der großen Augenblicke der Expedition stand. Diese Menschen waren es, denen meine Reise galt, und ob nun die Schüsse oder der Mann, der mit einer Harpune in der Hand auf mich zugelaufen kam, um mich aufzuhalten, Freundschaft oder Feindschaft bedeuteten – meine Ungeduld war größer als das Versprechen, welches wir Kameraden uns gegeben hatten, aufeinander zu warten und die Begegnung gemeinsam zu erleben. Ohne mich einen Augenblick zu bedenken, sprang ich auf den Schlitten und gab den Hunden das Fahrtsignal, indem ich ihnen den Mann zeigte, der über das Eis gelaufen kam. Sie fassten ihn augenblicklich als flüchtendes Wild auf und sprengten mit einer Fahrt dahin, welche meinem Herzklopfen entsprach.

Als sie ihn endlich erreichten, wurden sie ganz wild. Alles an ihm war fremd für sie, sein Geruch und seine Kleidertracht, und sein sonderbarer Tanz, um ihren zwölf offenen Rachen zu entgehen, schien sie auch nicht gerade zu beruhigen.

»Steh still!«, rief ich, und gleichzeitig warf ich mich in einem mächtigen Satz vom Schlitten zwischen die Hunde, um ihn zu umarmen. Die Hunde hielten augenblicklich still, und da sie diesen Ausdruck von Freundschaft sahen, schlichen sie mit hängenden Ohren hinter den Schlitten, wo sie sich in einem Haufen zusammenlegten.

Wie ein Blitz war es durch mein Gehirn gegangen, dass der Mann jedes einzelne Wort verstanden hatte, das ich ihm zugerufen hatte.

Als ich endlich Zeit bekam, ihn näher in Augenschein zu nehmen, sah ich vor mir einen großen, wohlgebauten Mann, das Angesicht und die langen Haare mit Reif bedeckt, mit großen, weißen Zähnen im Munde, strahlend, lachend, atemlos, nach Luft schnappend vor lauter Gemütsbewegung.

So Hals über Kopf machte sich meine erste Begegnung mit den neuen Menschen.

Sobald meine Kameraden dichter herangekommen waren, fuhr ich näher auf den Menschenhaufen zu, welcher die Umarmung aufmerksam beobachtet hatte.

Der Mann hieß Papik (Steuerfeder) und hatte seinen Wohnplatz im Hinterlande bei Lyonförde. Viel mehr bekam ich nicht zu wissen, denn belehrt von Erfahrungen, wünschte ich die Hunde festzuhalten, bevor wir allzu nahe bei den Fremden waren. Nun kamen alle Männer auf uns zu, nur Weiber und Kinder blieben neben den Schlitten behaglich in den Schnee gestreckt, ganz als ob sie sich auf einem Grasplan am Sommertag befänden. Flüchtig sah ich, dass mehrere von den Frauen mit ihren halb nackten Säuglingen im Schoße dasaßen und ihnen die Brust reichten. Die Sonne fiel über ihre braunen, lächelnden Gesichter; ich konnte plötzlich nicht verstehen, dass es das gleiche Wetter war, welches mich noch vor einer halben Stunde gezwungen hatte, meine Nase zu liebkosen.

Dies also waren die Akilinermiut, die Menschen von der anderen Seite des großen Meeres, von denen ich gehört hatte, seit ich mich als halberwachsener Junge für die eskimoischen Sagen zu interessieren begonnen hatte. Ich hätte sie unter keinen malerischeren Formen treffen können – eine ganze Karawane hier mitten auf dem Eis. Männer, Weiber und Kinder, gekleidet in fantastische Trachten, lebendige Illustrationen zu den grönländischen Erzählungen von den berühmten Inlandbewohnern. Jede Faser an ihnen war aus Rentierfell gemacht, aus feinen kurzhaarigen Fellen, welche während der ersten Herbstzeit erbeutet wurden. Die Frauen trugen große Pelzhauben und flatternde Schöße, welche sowohl vorne wie hinten über die Beinkleider fielen. Die sonderbaren Pelze der Männer waren wie zum Laufen geschaffen, vornezu kurz und hinten mit einem langen Schwanz. Das alles war so verschieden von den Trachten, die ich bis jetzt erlebt hatte, dass ich mich mit einem Schlage in eine ganz andere Zeit versetzt fühlte, in eine Sagenzeit voll von Erinnerungen, und zudem wieder in eine Neuzeit voll von Versprechungen auf Menschen und Verhältnisse, die für mich ganz fremd waren.

Mitten in diesem Überschwang von Eindrücken gab es jedoch ein Ding, welches uns augenblicklich altbekannt machte und uns aneinander knüpfte: die Sprache. Wohl hatten wir immer gewusst, dass es dieselbe Sprache war, aber niemals hatte ich geahnt, dass der Unterschied so gering war, dass wir uns sofort miteinander verständigen konnten. Sie hielten uns denn auch für ferne Stammesgenossen oben aus dem Baffinland.

Obwohl sie gerade mit Sack und Pack aufgebrochen waren und sich auf dem Wege zu den Herbstplätzen im Hinterlande von Lyonförde befanden, waren sie dennoch genau wie alle anderen Eskimos in einem solchen Grade Augenblicksmenschen, dass jeder Gedanke an Reise vorläufig aufgegeben wurde; unser Aufbruch galt deswegen nur einigen größeren Schneewehen in der Nähe, wo wir ein Schneehüttendorf errichten wollten, um die erste Begegnung zu feiern.

Man hat, wenn man einem unbekannten Volk begegnet, das gleiche Gefühl, wie wenn man durch ein ganz neues Land reist: Man erwartet unausgesetzt, dass irgendetwas geschehen soll, was über das Gewohnte hinausgeht. So sollte es auch hier geschehen. Etwas so ganz Alltägliches wie der Bau von Schneehütten, etwas, was wir selbst auf Hunderten von Reisen unternommen hatten, wurde hier zu einer Art von Überrumpelung. Niemals hatten wir ein Haus so schnell aus dem Schnee aufschießen sehen wie hier. Unter den Kap Yorkern rechnet man es als eine Arbeit, welche zwei Männer beansprucht; der eine schneidet die Blöcke und reicht sie dem anderen zu, welcher das Haus baut. Hier dagegen vollzog es sich so, dass ein einzelner Mann nur einige Ausschnitte an der Stelle der Schneewehe machte, die ihm für die Wohnung geeignet schien, und dann schnitt er die Blöcke aus, legte sie gleichzeitig zurecht und baute auf; das alles erfolgte in einem Tempo, das uns sprachlos machte. Unterdessen nahm die Frau eine große und merkwürdige Schneeschaufel, die nicht nur einen Handgriff, sondern auch einen Henkel auf dem Schaufelblatt selbst besaß, und schaufelte losen Schnee über die Mauer in demselben Maße, wie diese in die Höhe wuchs. Die lose Schneelage deckte alle Undichtheiten zu und machte das Haus bei jedem Wetter behaglich.

Zwei rein technische Dinge imponierten unseren Kap Yorkern, die selbst große Sachverständige im Bauen von Schneehäusern waren. Das eine war der weiche Schnee, den man zu verwenden wagte, das andere das stark flachgedrückte Dach, dem man doch Tragfähigkeit zu geben vermochte; denn je steiler man im Allgemeinen die Kuppel einer Schneehütte aufbaut, umso leichter können die Schneeblöcke sich selbst tragen. In weniger als drei viertel Stunde waren drei große Schneehütten errichtet, und fast zur selben Zeit waren die Schneebänke zugeschnitten, die Specklampe angezündet und das Haus angewärmt.

Wir drei Kameraden zogen nun jeder in seine Schneehütte, um uns der Gastfreundschaft nach Möglichkeit zu erfreuen; sobald all unser Kram in Ordnung gebracht war, nahmen wir unseren Bankplatz in Besitz. Dann wurde Rentierfleisch über das Kochfeuer der großen Tranlampe gesetzt; sie besaßen sogar Tee und Mehl, die sie sich bei einem weißen Mann irgendwo in Repulsebai, nicht weit vom Lagerplatz, erhandelt hatten.

Diese Neuigkeit war von großer Bedeutung für uns, weil sie eine Möglichkeit eröffnete, Post im Frühjahr nach Hause zu senden.

Mein Wirt war ein freundlicher und sympathischer Mann mit Namen Pilakavsak; sein Weib Hanna war häuslich damit beschäftigt, alles so schön wie möglich zu machen; binnen kurzer Zeit war das Rentierfleisch gekocht, und ein kochheißer Teetopf stand dampfend vor uns.