Varroamilbe - Friedrich Pohl - E-Book

Varroamilbe E-Book

Friedrich Pohl

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Beschreibung

Seit die östliche Honigbiene Anfang der 1970er-Jahre von Ostasien nach Europa kam, stellen die mit ihr eingeschleppten Varroamilben eine der größten Bedrohungen unserer Bienenvölker dar. Der ehemalige Bienenseuchensachverständige und Imker Dr. Friedrich Pohl erklärt, was es mit den Milben auf sich hat, weshalb sie so gefährlich sind und was Imker beim Befall und zur Vorbeugung tun müssen, um den Verlust ganzer Völker zu verhindern und die Ausbreitung zu minimieren.

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Seitenzahl: 172

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Dieses Buch bietet Ihnen weitere Inhalte in Form von 14 Diagnosetabellen für die eigene Imkerei, die im Buch durch dieses Symbol gekennzeichnet sind.

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ZEITSCHEMA FÜR DIE EIGENE IMKEREI – TABELLE ZUM DOWNLOAD

Die Diagnosetabellen helfen Ihnen, die Bekämpfungsmaßnahmen in Ihrer Imkerei durchzuführen und bieten Ihnen Platz für eigene Anmerkungen.

001

#01 Drohnenbrut schneiden (siehe hier)

002

#02 Brutableger bilden (siehe hier)

003

#03.1 Ameisensäure-Langzeitbehandlung (siehe hier)

004

#03.2 Thymol-Langzeitbehandlung (siehe hier)

005

#04 Brutpause durch Entweiselung (siehe hier)

006

#04 Brutpause durch 2x9-Tage-Methode (siehe hier)

007

#05 Brutpause mit gekäfigter Königin (siehe hier)

008

#06 Brutpause und Fangwabe (siehe hier)

009

#07 Bannwabenverfahren Grundversion (siehe hier)

010

#07 Bannwabenverfahren 2x11-Tage-Rhythmus (siehe hier)

011

#08 Teilen und Behandeln (siehe hier)

012

#09 Totale Brutentnahme (siehe hier)

013

#10 Natur- und Kunstschwärme (siehe hier)

014

#11 Hyperthermie (siehe hier)

SYMBOL-ERKLÄRUNG ZU DEN GRAFIKEN

Im Buch sind zahlreiche Grafiken dargestellt, die die Behandlungsmethoden im Überblick vereinfacht zeigen. Sie helfen dabei, die einzelnen Schritte in der vorgegebenen Reihenfolge und Jahreszeit auszuführen. Die Bedeutung der einzelnen Symbole ist hier im Überblick aufgeführt.

© Dr. Friedrich Pohl

© Dr. Friedrich Pohl

© Dr. Friedrich Pohl

© Dr. Friedrich Pohl

ZU DIESEM BUCH

Die Varroamilbe ist und bleibt eine Herausforderung und Bedrohung für unsere Bienen und für uns Imkerinnen und Imker!

Während Anfänger einen Weg zwischen verschiedenen Bekämpfungsmethoden und -mitteln suchen, haben viele „Altimker“ fest eingefahrene Wege nach dem Motto: „So habe ich das immer gemacht …“.

Beides ist schwierig – das Ändern von Gewohnheiten und den richtigen Weg zu finden. Besonders, weil wir flexibel bleiben und die Situation in den Bienenvölkern immer wachsam beobachten müssen, um dann geeignete Maßnahmen treffen zu können.

© Annet Kunnekte

Die Herausforderungen sind vielfältig:

Keine Dauerbehandlung, um Bienen zu schonen.

Möglichst biotechnische, „chemiefreie“ Methoden anwenden.

„Bienenschonende“ Medikamente (organische Säuren und ätherische Öle) verwenden.

Keine „Blindbehandlungen“, ohne Messung der Varroasituation, durchführen.

Bei wechselhaften oder extremen Witterungsbedingungen (Klimaveränderung) sind manche Medikamente nicht einsetzbar, wegen Kühle oder hoher Luftfeuchtigkeit weniger wirksam oder bei Hitze viel zu stark wirkend.

GANZJÄHRIGER TEIL DER BETRIEBSWEISE

Wer in der Vergangenheit mit einer Sommerbehandlung mit Ameisensäure ausgekommen ist, der wird durch Bienenverluste schmerzlich bemerkt haben, dass diese feste Vorgehensweise nicht erfolgreich war. Vielleicht dann doch noch eine weitere oder spätere Behandlung durchführen? Warum nicht anstelle der ersten Sommerbehandlung eine Brutpause einlegen und diese mit einer „bienenfreundlichen“ Sprühbehandlung oder einer Fangwabe effektiv nutzen? Dies ist auch ein optimaler Zeitpunkt für die Wabenerneuerung im Brutraum. Bei Bedarf kann die Brutpause auch zum Nachziehen oder Einweiseln einer neuen Königin genutzt werden.

Dieses Buch zeigt, dass die Varroabekämpfung nicht ein einmaliger Teil der Betriebsweise ist, sondern sie ist ganzjährig mit den anderen Zielen der Betriebsweise „verwoben“. Und mit einigen Maßnahmen lassen sich auch andere Krankheitserreger, z.B. Bienenviren, bekämpfen!

Bleiben wir flexibel und wachsam und erfreuen wir uns weiter an und mit unseren Bienenvölkern.

Dr. Friedrich Pohl

Fehler passieren! Aber man sollte immer versuchen, daraus zu lernen.

VARROAMILBE

— Biologie und Diagnose

© Dr. Friedrich Pohl

DIE VARROAMILBE

Sprechen wir von der Varroamilbe oder Varroa, meinen wir die Milbe Varroa destructor, die zu den Spinnentieren zählt. Dieser wissenschaftliche Name setzt sich aus der Gattung (Varroa) und der Art (destructor) zusammen. Zuweilen lässt sich noch die veraltete Bezeichnung V. jacobsoni in der Literatur finden.

Die Gattung ist nach einem altrömischen Agrarwissenschaftler, Marcus Terrentus Varro, benannt. Der Artname ist direkt aus dem Lateinischen entnommen und bedeutet „derZerstörer“.

Durch die Fortschritte innerhalb der DNA-Forschung war es erst im Jahr 2000 möglich, die Arten V. jacobsoni und V. destructor genetisch voneinander zu unterscheiden. Morphologisch, also anhand ihrer Körpermerkmale, lassen sich diese beiden Arten nicht voneinander unterscheiden. Im Gegensatz zu V. destructor hat V. jacobsoni ihren natürlichen Lebensraum nicht verlassen und kommt bis heute nur endemisch im asiatischen Raum vor.

Der Lebenszyklus dieser Milben setzt voraus, dass sie ihren Lebensrhythmus an den ihres Wirtes anpassen müssen. Ein Parasit-Wirt-Verhältnis setzt in der Natur voraus, dass Wirt und Parasit sich aufeinander einstellen müssen. Diese Anpassung geschieht im Laufe der Evolution über einen sehr langen Zeitraum, der mehrere zehntausend Jahre des Zusammenlebens benötigt und sich fortwährend weiterentwickelt. Der Wirt, in diesem Fall die Biene, ist darauf aus, den Parasiten, der ihr schadet und zu keinem Vorteil verhilft, loszuwerden. Der Parasit hingegen ist auf seinen Wirt angewiesen. Ohne die Biene ist die Varroamilbe nicht in der Lage, zu überleben. Die Milbe ernährt sich von ihrem Wirt und schadet ihm dadurch. Weiterhin schädigt sie ihren Wirt im Rahmen ihrer Vermehrung. Wenn der Wirt durch den Parasiten zu sehr geschädigt wird, hat dies auch Nachteile für den Parasiten. Im schlimmsten Fall wird der Wirt zugrunde gerichtet, was zur Folge hat, dass der Parasit seinen Lebensraum verliert. In einer gut angepassten Parasit-Wirt-Beziehung kann der Parasit seinen Wirt also nachhaltig über einen langen Zeitraum nutzen.

Varroamilben kommen ausschließlich parasitär vor. Sie können ohne ihren Wirt nicht überleben.

LEBENSWEISE DER VARROAMILBE

Die Lebensweise der Varroamilbe lässt sich grob in zwei Lebensphasen gliedern. Man unterscheidet hierbei die phoretische Lebensphase von der reproduktiven Lebensphase. Außerhalb der Brutzellen sind nur adulte (erwachsene) weibliche Varroamilben überlebensfähig.

Für die reproduktive Phase nutzen die Varroamilben die Brut der Honigbienen. Hierzu erkennen die weiblichen Milben Larven der Biene, die sich im L5-Stadium befinden, also kurz vor der Verdeckelung der Zelle. Die weibliche Milbe erkennt diese L5-Stadien anhand bestimmter Gerüche. Sobald also die weibliche Milbe auf einer Ammenbiene sitzend in die Nähe einer L5-Larve gelangt, kriecht sie unter die Rundmade. Das ist der Grund, warum wir Imker bei der Kontrolle von Brutwaben nur selten Milben in der noch geöffneten Brut sehen können. Außerdem sind die Milben erst ab einer kritischen Population überhaupt erkennbar.

STECKBRIEF: ADULTE VARROAMILBE

Geschlecht: weiblich

Körperform: queroval

Farbe: hellbraun (junge Milbe) bis dunkelbraun

Körpergröße: 1,6 mm breit und 1,1 mm lang

Anzahl Beine: 8

Beine mit Haftorganen

1. Beinpaar: Verwendung zum Riechen und Tasten

Augen: keine

Mundwerkzeuge: stechend-saugend

Verbreitung: nahezu weltweit

ursprünglicher Wirt: Apis cerana (Östliche Honigbiene)

Lebenserwartung: 2 bis ca. 4 Monate (Winter)

Anzahl Brutzyklen: 2 – 3

Ernährung: Gewebe des Fettkörpers über die Hämolymphe („Bienenblut“)

Vermehrung: auf Bienenbrut (8 – 10 × lieber in Drohnenbrut als auf Arbeiterinnenbrut)

Nachkommen in Drohnen-Brutzellen: 2 – 4 Tochtermilben und eine männliche Milbe (stirbt),

Nachkommen in Arbeiterinnen-Brutzellen: 1 – 2 Tochtermilben und eine männliche Milbe (stirbt nach der Begattung der Schwester-Milben)

REPRODUKTIVE PHASE

Sobald die Zelle verdeckelt ist und die Rundmade ihren Futtervorrat aufgebraucht hat und sich in der Zelle aufrichtet, beginnt die Reproduktion der Milben.

Etwa 50 Stunden nach der Verdeckelung der Zelle legt die weibliche Milbe ihr erstes Ei ab. Dabei handelt es sich um ein unbefruchtetes Ei, aus dem, wie bei den Bienen, ein männliches Tier hervorgeht. Im Abstand von jeweils ca. 30 Stunden legt die Muttermilbe weitere befruchtete Eier ab, aus denen weibliche Tiere schlüpfen. Nach 7 Tagen ist die Entwicklung der männlichen Milbe abgeschlossen und ein geschlechtsreifes Männchen ist in der Reproduktionszelle vorhanden. Etwa 12 Stunden nach dem Männchen hat die erste Tochtermilbe ihre Entwicklung abgeschlossen und ist geschlechtsreif. Das Männchen paart sich mit den geschlechtsreifen Weibchen innerhalb der Reproduktionszelle. Vorrangig werden dabei die zuletzt adult gewordenen Tochtermilben begattet. Die Larvenstadien und die männliche Milbe sind außerhalb der Reproduktionszelle nicht überlebensfähig. Weiterhin sind sie nicht in der Lage, eigenständig den Chitinpanzer der Brut oder gar adulter Bienen zu durchdringen. Sie müssen also an Stellen fressen, an denen die Muttermilbe die Brut bereits geöffnet hat. Aus einer befallenen Reproduktionszelle in der Arbeiterinnenbrut gehen zwei adulte Tochtermilben hervor, bei Drohnenbrut sind es bereits vier Tochtermilben. Jede weibliche Varroamilbe kann etwa zwei bis drei Reproduktionszyklen durchleben.

PHORETISCHE PHASE

In der phoretischen Lebensphase sitzen die ausgewachsenen (adulten) weiblichen Milben auf ihren adulten Wirt auf. Dabei sitzen sie zumeist auf dem Brustteil (Thorax) oder dem Hinterleib (Abdomen). Die Milben nutzen diese Phase zu unterschiedlichen Zeitpunkten in ihrem Leben: Zwischen den reproduktiven Phasen benötigen die weiblichen Milben eine phoretische Phase, in der sie sich auf den nächsten Vermehrungszyklus vorbereiten, dabei ernähren sie sich von den adulten Bienen. Diese Bienen werden dann durch die Milben als eine Art Taxi genutzt.

© Prof. Dr. Werner von der Ohe

Blick auf die Unterseite (li.) und Rückenansicht (re.) der Milbe

VERBREITUNG DER MILBE

Verbringen die Milben die phoretische Phase auf Bienen, die bereits das Bienenvolk zu Sammelflügen verlassen, können sie auf diese Weise bei Blütenbesuchen mit anderen Bienen in Kontakt kommen und auf diese „umsteigen“. So können die Milben von einem Bienenvolk zu einem anderen transportiert werden und teils große Entfernungen zurücklegen. Auf ähnliche Weise können die Milben durch den Verflug von Arbeiterinnen, auf denen sie die phoretische Phase verbringen, das Wirtsvolk wechseln.

Gelangen die Varroamilben auf diese Art in ein Bienenvolk, spricht man von einer Invasion, bzw. nach einer bereits durchgeführten Behandlung gegen die Varroose von einer Re-Invasion.

© Herr Schütte

RasterEM-Aufnahme der Varroamilbe mit beschädigtem Vorderbein.

Brutfreie Phasen

In brutfreien Phasen des Bienenvolkes können die Varroen ausschließlich in der phoretischen Phase vorkommen. Brutfreie Phasen werden im natürlichen Zyklus des Bienenvolkes in der Winterruhe erreicht. Aber auch nach der natürlichen Art der Vermehrung durch einen Bienenschwarm: Der ausgezogene Schwarm besteht ausschließlich aus erwachsenen Bienen. Diese müssen zunächst in ihrer neuen Behausung Wabenwerk errichten, bevor neue Brut angesetzt werden kann. Bis die Brut das entsprechende Alter erreicht hat, fehlen den Varroamilben die Brutzellen für die reproduktive Phase.

Im Altvolk befindet sich in der Regel eine verdeckelte Schwarmzelle im Alter von neun Tagen. Bis zum Schlupf der neuen Königin vergehen weitere sieben Tage. Diese neue Königin fliegt nach einiger Zeit zum Begattungsflug aus und beginnt mit der Eilage. Bis diese neue Brut das Alter erreicht hat, in dem die Varroen die Brut für die Vermehrung nutzen können, ist die letzte Brut der abgeschwärmten Königin bereits geschlüpft, sodass auch im Altvolk eine kurze Phase entsteht, in der alle vorhandenen Varroen in die phoretische Phase übergehen müssen.

In der phoretischen Phase sind die Varroamilben am anfälligsten.Zum einen können sie sich nicht vermehren und müssen sich von ihrem adulten Wirt ernähren. Der Chitinpanzer der adulten Bienen ist dabei schwieriger zu durchdringen als der der Brut. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass die phoretischen Varroen durch das Putzverhalten der Bienen abgebissen werden. Dieses Verhalten wird inzwischen in der Zucht der Honigbiene zunehmend selektiert.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass mit Ausnahme der Ameisensäure alle aktuell vorhandenen und zugelassenen Varroazide nur auf phoretische Milben wirken. Daher beinhalten alle gängigen und seriösen Behandlungskonzepte eine brutfreie Phase im Spätsommer, bzw. eine brutfreie Phase zur Restentmilbung im Spätherbst.

© Annet Kunnekte

Bienen sind nur langlebig und vital, wenn die Varroamilben bekämpft werden.

WIRTSWECHSEL UND WELTREISE

Der ursprüngliche Wirt der Varroamilben ist die Östliche Honigbiene (Apis cerana). Zwischen der Östlichen Honigbiene und den Varroamilben hat sich über die Jahrtausende ein Parasit-Wirt-Verhältnis entwickelt, in dem die Östliche Honigbiene mit dem Befall durch Varroamilben zurechtkommt. Somit entstehen im natürlichen Verbreitungsgebiet der Varroamilben keine Schäden an den Völkern der Östlichen Honigbiene. Für die reproduktive Phase ist die Varroamilbe an das Puppenstadium der Biene gebunden. Aus der Entwicklung der Milbe ist erkennbar, dass dieses Puppenstadium mindestens 12 Tage dauern muss, sodass man von einer erfolgreichen Reproduktion der Milbe sprechen kann. Nur in einer erfolgreichen Reproduktion gehen aus einer befallenen Zelle neben der Muttermilbe weitere geschlechtsreife weibliche Milben hervor.

Vergleicht man die Östliche Honigbiene mit der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera), lassen sich in den Puppenstadien der einzelnen Bienenwesen Unterschiede erkennen: Die Königinnen liegen mit ihren Puppenstadien unterhalb der Mindestzeit für eine erfolgreiche Milbenreproduktion. Die Drohnenbrut beider Bienenarten hat ein Puppenstadium von 14 Tagen. Die Arbeiterinnen der Östlichen Honigbiene benötigen für ihr Puppenstadium 11 Tage, die der Westlichen Honigbiene hingegen 12 Tage. Daraus ergibt sich, dass in der Östlichen Honigbiene nur die Drohnenbrut zur erfolgreichen Vermehrung der Varroamilbe genutzt werden kann.

© Dr. Friedrich Pohl

Entwicklung der Varroa-Population im Bienenvolk ohne Behandlung mit tödlichem Ende.

Bei der Westlichen Honigbiene kann die erfolgreiche Reproduktion sowohl in den Zellen der Drohnenbrut als auch in den Zellen der Arbeiterinnen stattfinden. Die Vermehrung in den Arbeiterinnen hat für die Westliche Honigbiene erhebliche Auswirkungen und stellt den wesentlichen Unterschied zur Östlichen Honigbiene in Bezug auf die Varroose dar.

Der natürliche Verbreitungsraum der Varroamilben liegt innerhalb des Lebensraumes von Apis cerana. Im Laufe der Evolution haben sich zwei unterschiedliche Bienenarten, A. mellifera und A. cerana, entwickelt. Durch die großen Fortschritte innerhalb der Zucht und der Selektion der A. mellifera, wurde diese weltweit in neue Lebensräume eingebracht. So auch in das natürliche Verbreitungsgebiet der A. cerana. Bereits 1952 konnte das erste Mal beobachtet werden, dass die Varroamilbe Völker der A. mellifera im östlichen Russland befallen hatte. Ein weiterer Wirtswechsel dieser Art wurde 1958 in Japan beschrieben. Erstmalig wurde in Osteuropa 1967 der Befall von Bienenvölkern mit Varroose beschrieben. Im Jahr 1977 wurde dann an einem deutschen Bieneninstitut erstmalig die Varroose festgestellt. Sowohl Funde in Osteuropa 1967 sowie die vorherigen Wirtswechsel und genetische Studien zeigen jedoch eindrücklich, dass dieser Nachweis an einem deutschen Bieneninstitut nicht der Ausgangspunkt für den weltweiten Siegeszug der Varroose war. Vielmehr hat sich die Varroose durch (Re-)Invasion, aber in erster Linie durch imkerliche Tätigkeiten verbreiten können. Hierzu zählen zum einen der Austausch von Bienen und Brut zwischen Völkern und Bienenständen und das Verbringen von Bienenvölkern (z.B. durch das Wandern).

© Karsten Elze

Varroa-Zyklus: (1) Milbenweibchen steigt von Stockbiene in eine Brutzelle. (2) Eiablage nach Zellverdeckelung, (3) und (4) Schlupf der Milben-Nymphen. (5) Begattung der jungen Weibchen. (6) Altmilbe (Muttermilbe) und Jungmilben in der Zelle. (7) Mit der Biene können die Milben aus der Zelle gelangen. (8) Trägerphase auf einer Stockbiene, von dort begeben sich die Milben zur Vermehrung in die Brutzelle (1) oder überdauern die brutlose Winterphase auf der Biene.

VARROOSE – SCHÄDIGUNG DURCH VIRUSINFEKTION

Beitrag von Dr. Hannes Beims

Als eine -ose bezeichnet man in der Medizin üblicherweise eine Erkrankung mit einem Erreger. Eine Bakteriose ist also eine Erkrankung aufgrund von Bakterien. Die Varroose ist somit der Befall eines Bienenvolkes mit der Varroamilbe. In älterer Literatur findet man z. T. die veraltete Form Varroatose.

RECHTLICHE LAGE

In Deutschland existiert seit 1972 die Bienenseuchenverordnung (BienSeuchV). In ihr sind anzeigepflichtige Erkrankungen der Honigbiene aufgeführt, sowie die gesetzlichen Vorgehensweisen auf Bundesebene zusammengefasst. In den Bundesländern werden die Ausführungen der BienSeuchV genauer spezifiziert, was zu Unterschieden in den Vorgehensweisen der einzelnen Bundesländer führen kann.

Zur Umsetzung der Europäischen Rechtsprechung bedarf es einer Novellierung der BienSeuchV. Seit April 2021 hat sie daher nur noch einen Übergangscharakter, wird aber bis zur abschließenden Novellierung weiter angewendet werden. In der BienSeuchV ist der Befall mit der Varroamilbe in § 15 geregelt. Über die Zeit wurde dieser Paragraph der Situation in Deutschland angepasst. Somit ist heute geregelt, dass Bienen jährlich gegen die Varroose behandelt werden müssen. Man geht also davon aus, dass alle (!) Bienenvölker mit Varroamilben befallen sind, bzw. im Laufe des Jahres durch (Re-)Invasion infiziert werden. Die Behandlung ist aktuell nicht weiter spezifiziert. Somit zählen sowohl medikamentöse Behandlungen als auch biotechnologische Verfahren zur Behandlung.

Bei der medikamentösen Behandlung setzt man Mittel gegen die Milben ein, sogenannte Akarizide. Da diese Mittel im speziellen gegen die Varroamilbe wirken sollen, spricht man hier von Varroaziden. Bei den Varroaziden lassen sich aktuell drei große Wirkstoffgruppen unterscheiden:

organischen Säuren (Milchsäure, Ameisensäure und Oxalsäure)

ätherische Öle (z.B. Thymol)

synthetische Wirkstoffe (z.B. Flumethrin)

Die biotechnologischen Verfahren umfassen alle imkerlichen Tätigkeiten, die den Varroadruck im Bienenvolk reduzieren; beispielsweise das Verwenden von Bannwaben, das Schneiden der Drohnenbrut oder die komplette Brutentnahme.

Weiterhin kann gemäß BienSeuchV die zuständige Behörde (Veterinärbehörde) die Behandlung aller Bienenvölker in einem bestimmten Gebiet innerhalb eines bestimmten Zeitraumes mit einem festgelegten Mittel anordnen. Die Varroose ist auf europäischer Ebene weiterhin als Bienenseuche gelistet. Es ist also davon auszugehen, dass auch nach der Novellierung der BienSeuchV die beiden genannten Punkte Gültigkeit behalten werden.

PRIMÄRE SCHÄDEN

Die Biene durchläuft eine holometabole Entwicklung, es findet also eine vollständige Metamorphose innerhalb der Entwicklung statt, in der verschiedene Entwicklungsstadien durchlaufen werden. Bei der Biene handelt es sich hierbei um Ei, Larve, Puppe und Imago. Betrachten wir die Arbeiterin, so benötigt sie für diese Entwicklung 21 Tage, in denen die drei Entwicklungsstadien durchlaufen werden, ehe am 21. Tag die fertig entwickelte Arbeiterin aus der Zelle schlüpft. Die ersten drei Tage in der Entwicklung durchläuft die Arbeiterin das Ei-Stadium, dabei ernährt sich der Embryo vom Vorrat im Ei. Anschließend schlüpft die L1-Larve aus dem Ei und wird bis zum L5-Stadium von Ammen gepflegt und gefüttert. Am neunten Tag wird die Brutzelle verdeckelt. Damit endet die Fütterungsphase, in der die Brut Nahrung aufnehmen kann. Bevor die Larve in das Puppenstadium übergeht, verbinden sich Mittel- und Enddarm, sodass es erstmalig zum Abkoten in der Brutzelle kommen kann. Während der Puppenphase findet die Metamorphose statt. Stark vereinfacht ausgedrückt, werden dabei die inneren und äußeren Strukturen komplett umgebildet, sodass am Ende der Metamorphose eine vollentwickelte Honigbiene aus der Zelle schlüpft.

Die Aufnahme von Nährstoffen kann also nur über einen sehr kurzen Zeitraum während der Entwicklung im Larvenstadium stattfinden. Alle Nährstoffe, die nach der Larvenphase aus dem Körper der Brut entfernt werden, fehlen in der Weiterentwicklung zur fertigen Biene. Wenn also eine Varroamilbe die Brutzelle für die Reproduktion nutzt, frisst die Milbe mitsamt ihren Nachkommen vom Körper der Puppe. Diese Nährstoffe fehlen für die Entwicklung vitaler Bienen. Setzt man die Biene in Relation zur Milbe, so erscheint das Verhältnis ähnlich wie zwischen Menschen und einem Parasiten in der Größe eines Kaninchens. Je höher also der Befall mit Varroamilben innerhalb der Brutzelle ist, umso mehr Nährstoffe und Bausteine fehlen der Brut in der Entwicklung zur fertigen Biene. Neueste Forschungen lassen darauf schließen, dass die Milben sich eher von Gewebe des Fettkörpers als von der Hämolymphe (Bienenblut) ernähren, wie lange vermutet wurde. Hierdurch sind besonders die „Leber“ und das Immunsystem der Biene betroffen. Darüber hinaus ist diese Parasitierung mit erheblichem Stress für die Brut verbunden, der sie anfälliger für weitere Schädigungen macht.

© Annet Kunnekte

Varroamilbe sucht eine Brutzelle mit Rundmade, die kurz vor der Verdeckelung steht.

© Annet Kunnekte

Drohnenbrut: Varroamilben in unterschiedlicher Färbung und weißer Milbenkot.

SEKUNDÄRE SCHÄDEN

In früheren Zeiten waren die Befallszahlen mit Varroamilben zumeist deutlich höher als heute, ohne dass es zu verheerenden Schäden an den Bienenvölkern kam. Die Schädigungen an Bienenvölkern erfolgten zumeist durch primäre Schäden. Eine Behandlung gegen die Varroamilbe im Spätherbst oder Winter reichte zumeist aus, um schwerwiegende Schäden im Folgejahr abzuwenden.

Seit jeher gibt es Viren, die sich auf Bienen spezialisiert haben. Bis heute sind über 30 verschiedene Viren bekannt, die im Bienenvolk vorkommen können. Das prominenteste Bienenvirus ist das Flügeldeformations-Virus (kurz: DWV, aus dem englischen deformed wing virus). Bei den bekannten Bienenviren handelt es sich um Viren, deren Erbmasse aus RNA besteht. Die RNA ist wesentlich anfälliger gegenüber Veränderungen (Mutationen) als DNA. Somit konnte sich eine sehr hohe Anzahl an Virusvarianten entwickeln. Bei DWV kann zwischen verschiedenen Unterarten differenziert werden. Dabei kommt DWV-B eine besondere Rolle zu.

Bereits vor dem Auftreten der Varroamilbe gab es Viren in den Völkern der Honigbiene. Auch das DWV konnte nachgewiesen werden. Die Bienen infizierten sich in der Regel durch den Kontakt untereinander und über die orale Aufnahme der Viruspartikel. Somit konnten die Viruspartikel bis in den Darm der Bienen gelangen. Die Innenseite des Darms ist mit einer Schutzschicht, der Peritrophischen Matrix ausgekleidet, die eine Barriere zwischen Darminneren und dem Gewebe der Bienen darstellt.