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In den Schatten des Gerichtssaals entzündet sich eine verbotene Leidenschaft zwischen der charismatischen, 40-jährigen rothaarigen Anwältin Elena Voss und ihrem jungen Klienten, dem 28-jährigen Alex Kane. Elena, verheiratet mit einem einflussreichen Richter, vertritt Alex in einem erbitterten Sorgerechtsstreit um sein Kind. Was als professionelle Beziehung beginnt, eskaliert in eine obsessive Affäre voller Machtspiele, Geheimnisse und dunkler Begierden. Sie schlafen regelmäßig bei Terminen miteinander, riskieren alles – Karriere, Ehe, Freiheit. Doch dunkle Geheimnisse aus der Vergangenheit drohen, ihre Welt zu zerstören. Ein Dark Romance Roman über verbotene Liebe, Verrat und die Grenzen der Obsession.
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Seitenzahl: 254
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Verbotene Flammen
Kapitel 1: Der Erste Blick
Kapitel 2: Die Akte
Kapitel 3: Die Verheiratete
Kapitel 4: Das Geständnis
Kapitel 5: Erste Nacht
Kapitel 6: Das Verfahren Beginnt
Kapitel 7: Eifersucht
Kapitel 8: Heimliche Treffen
Kapitel 9: Die Ex-Frau
Kapitel 10: Verbotene Berührungen
Kapitel 11: Dunkle Geheimnisse
Kapitel 12: Die Party
Kapitel 13: Der Streit
Kapitel 14: Obsession Wächst
Kapitel 15: Das Kind
Kapitel 16: Verrat?
Kapitel 17: Intensive Nacht
Kapitel 18: Der Prozess Eskaliert
Kapitel 19: Eifersuchtsausbruch
Kapitel 20: Die Enthüllung
Kapitel 21: Gefährliche Spiele
Kapitel 22: Drohungen
Kapitel 23: Heimliche Flucht
Kapitel 24: Der Twist
Kapitel 25: Konfrontation
Kapitel 26: Der Richter
Kapitel 27: Risiko Steigt
Kapitel 28: Liebe vs. Pflicht
Kapitel 29: Der Verrat
Kapitel 30: Trennung?
Kapitel 31: Wiedervereinigung
Kapitel 32: Der Höhepunkt des Prozesses
Kapitel 33: Enthüllungen
Kapitel 34: Rache
Kapitel 35: Die Krise
Kapitel 36: Ultimative Hingabe
Kapitel 37: Der Urteilsspruch
Kapitel 38: Konsequenzen
Kapitel 39: Flucht in die Dunkelheit
Kapitel 40: Ewige Flammen
Kapitel 1: Der Erste Blick
Die Türen des Gerichtssaals schwangen mit einem dumpfen Knarren auf, und Elena Voss trat ein. Ihre roten Locken, ein flammendes Meer, das in der Morgensonne glühte, fielen in weichen Wellen über ihre Schultern und zogen die Blicke der Anwesenden auf sich wie Motten das Licht. Sie war vierzig, doch ihre Präsenz war zeitlos – eine Mischung aus Eleganz und Autorität, die den Raum dominierte. Ihr maßgeschneiderter dunkelgrauer Hosenanzug betonte ihre schlanke, aber kurvenreiche Figur, und die scharfen Absätze ihrer Louboutins klackerten rhythmisch auf dem polierten Marmorfußboden. In ihrer Hand hielt sie eine Aktenmappe, die so akkurat war wie ihr Auftreten, und ihre smaragdgrünen Augen scannten den Saal mit der Präzision einer Jägerin.
Es war ein gewöhnlicher Montagmorgen im Münchner Landgericht, doch für Elena war dieser Tag anders. Sie hatte den Fall von Alexander Kane übernommen, einem Mann, dessen Akte sie in den letzten Wochen studiert hatte, bis sie jede Zeile kannte. Ein Sorgerechtsstreit. Ein Vater, der verzweifelt um seinen fünfjährigen Sohn kämpfte. Eine Ex-Frau, die ihn der Gewalt bezichtigte. Die Details waren chaotisch, die Beweise dünn, aber Elena hatte schon schlimmere Fälle gewonnen. Sie war die Beste in ihrer Kanzlei, bekannt dafür, selbst die aussichtslosesten Kämpfe zu gewinnen. Doch etwas an diesem Fall nagte an ihr – vielleicht war es die Rohheit in den Berichten, die Verzweiflung zwischen den Zeilen, oder vielleicht war es etwas anderes, etwas, das sie nicht benennen konnte.
Sie setzte sich an den Tisch der Verteidigung, ihre Bewegungen geschmeidig und kontrolliert, und begann, ihre Notizen zu ordnen. Der Saal füllte sich langsam: der Richter, ein älterer Mann mit buschigen Augenbrauen, die Gerichtsdienerin, die mit einem Stapel Dokumente kämpfte, und die gegnerische Anwältin, eine Frau mit einem strengen Dutt und einem Lächeln, das eher wie ein Zähnefletschen wirkte. Elena ignorierte die Geräusche um sich herum, ihr Fokus war messerscharf. Bis er den Raum betrat.
Alex Kane.
Er war nicht, was sie erwartet hatte. Die Akten hatten ihn als achtundzwanzigjährigen Ex-Soldaten beschrieben, der nach seiner Rückkehr aus Afghanistan mit posttraumatischer Belastungsstörung kämpfte. Sie hatte sich einen Mann vorgestellt, der gezeichnet war, vielleicht ungepflegt, mit hängenden Schultern und einem müden Blick. Doch Alex Kane war ... anders. Groß, fast eins neunzig, mit breiten Schultern, die seine schlichte, aber gut sitzende Lederjacke ausfüllten. Sein dunkelblondes Haar war kurz geschnitten, doch ein paar widerspenstige Strähnen fielen ihm in die Stirn. Sein Gesicht war markant – hohe Wangenknochen, ein kantiger Kiefer, und Augen, die so tiefblau waren, dass sie wie ein Sturm über dem Ozean wirkten. Doch da war etwas in seinem Blick, etwas Rohes, Gebrochenes, das die Härte seiner Züge durchbrach.
Er ging auf ihren Tisch zu, seine Bewegungen geschmeidig, aber angespannt, wie ein Raubtier, das sich in einer unbekannten Umgebung bewegte. Als er sich setzte, trafen sich ihre Blicke. Es war kein flüchtiger Moment, kein höfliches Nicken. Es war, als hätte jemand die Luft aus dem Raum gesaugt. Seine Augen hielten ihre fest, und für einen Sekundenbruchteil fühlte sich Elena, als würde sie in einen Abgrund blicken – einen Abgrund, der sie gleichzeitig anzog und erschreckte. Sie spürte, wie ihr Herz einen Takt schneller schlug, und zwang sich, den Blick abzuwenden. Reiß dich zusammen, Elena, dachte sie. Sie war Anwältin, verdammt nochmal. Sie hatte in ihrer Karriere mit Mördern, Betrügern und Politikern verhandelt. Ein Klient, egal wie attraktiv, würde sie nicht aus der Fassung bringen.
„Herr Kane“, begann sie, ihre Stimme ruhig, aber bestimmt, „ich bin Elena Voss, Ihre Anwältin. Wir haben heute Nachmittag unsere erste ausführliche Besprechung, aber ich wollte Sie vor der Verhandlung kurz sehen.“ Sie schob ihm ihre Visitenkarte über den Tisch, ihre Finger zitterten kaum merklich. „Sind Sie bereit?“
Alex lehnte sich leicht zurück, seine Hände ruhten auf seinen Oberschenkeln. Seine Finger waren lang, stark, und sie konnte Narben an seinen Knöcheln erkennen – Spuren eines Lebens, das nicht sanft zu ihm gewesen war. „Bereit wie man’s halt ist“, sagte er, seine Stimme tief, mit einem leichten rauen Unterton, der wie Sandpapier über ihre Haut strich. „Ich will meinen Sohn zurück. Das ist alles, was zählt.“
Elena nickte, ihre Lippen zu einer professionellen Linie gepresst. „Das verstehe ich. Wir werden alles tun, um das zu erreichen. Lassen Sie uns die Strategie nach der Anhörung besprechen.“
Die Verhandlung selbst war kurz, eine vorläufige Anhörung, um den Zeitplan festzulegen. Die gegnerische Anwältin, Frau Dr. Berger, präsentierte ihre Argumente mit kalter Präzision, malte Alex als unberechenbaren Mann, der für ein Kind ungeeignet sei. Elena konterte mit einer kühlen, aber messerscharfen Erwiderung, die die Schwächen in den Anschuldigungen aufdeckte. Doch während sie sprach, spürte sie Alex’ Blick auf sich. Er beobachtete sie nicht nur, er studierte sie. Es war, als würde er jede ihrer Bewegungen analysieren, jedes Wort, jede Geste. Es war beunruhigend – und auf eine Weise, die sie nicht zugeben wollte, erregend.
Nach der Verhandlung trafen sie sich in einem kleinen Besprechungsraum im Gerichtsgebäude. Die Luft war stickig, der Raum karg, mit einem wackeligen Tisch und zwei Stühlen. Elena setzte sich, schlug die Beine übereinander und öffnete ihre Aktenmappe. „Herr Kane, lassen Sie uns die Details durchgehen. Die Anschuldigungen Ihrer Ex-Frau sind schwerwiegend, aber nicht unüberwindbar. Wir müssen Ihre Vergangenheit angehen – die PTSD, den Vorfall in der Bar, alles.“
Alex saß ihr gegenüber, seine Haltung entspannt, aber seine Augen wachsam. „Nennen Sie mich Alex“, sagte er, und ein winziges Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Es war kein charmantes Lächeln, sondern eines, das Geheimnisse verbarg. „Und ja, ich weiß, dass meine Vergangenheit nicht gerade ein Märchen ist. Aber ich bin kein Monster. Ich liebe meinen Sohn.“
„Das glaube ich Ihnen“, sagte Elena, und sie meinte es. Etwas an seiner Stimme, an der Art, wie er „meinen Sohn“ sagte, berührte sie. Sie räusperte sich, um ihre Gedanken zu ordnen. „Lassen Sie uns mit den Fakten beginnen. Erzählen Sie mir von dem Vorfall in der Bar.“
Alex lehnte sich vor, seine Ellbogen auf den Tisch gestützt. Die Bewegung brachte ihn näher an sie, und sie konnte den schwachen Duft von Leder und etwas Herbem, vielleicht Aftershave, riechen. „Es war dumm“, begann er. „Ich war zwei Monate zurück aus Afghanistan. Hatte zu viel getrunken. Ein Typ hat mich provoziert, hat was über Soldaten gesagt, die nur gut darin sind, zu töten. Ich hab rot gesehen. Hab ihn geschlagen. Einmal. Er ist umgefallen, und ich bin abgehauen, bevor die Polizei kam.“
Elena machte sich Notizen, ihre Hand ruhig, obwohl ihr Puls schneller ging. „Und die PTSD? Wie wirkt sich das auf Sie aus?“
Er zögerte, seine Augen wanderten kurz zur Seite, bevor sie wieder ihre trafen. „Albträume. Manchmal Flashbacks. Es ist, als würde ich immer noch da drüben sein. Aber ich arbeite daran. Therapie, Medikamente. Ich bin nicht mehr der Typ, der in Bars zuschlägt.“
Sie nickte, ihre Lippen leicht geöffnet, während sie ihn betrachtete. Da war eine Ehrlichkeit in seinen Worten, eine Verletzlichkeit, die sie nicht erwartet hatte. Und doch war da auch eine Härte, eine Dunkelheit, die in seinen Augen lauerte. Es war diese Dualität, die sie faszinierte – und das war gefährlich.
„Gut“, sagte sie schließlich, ihre Stimme ein wenig heiserer, als sie beabsichtigt hatte. „Wir werden eine Strategie entwickeln, um Ihre Stabilität zu untermauern. Zeugen, Therapie-Berichte, vielleicht sogar ein psychologisches Gutachten.“ Sie klappte ihre Mappe zu und stand auf, um Distanz zwischen ihnen zu schaffen. Doch als sie sich umdrehte, um ihre Tasche zu nehmen, war Alex schneller. Er stand auf, seine Bewegungen geschmeidig, und trat näher.
„Danke, Frau Voss“, sagte er, seine Stimme leise, fast ein Flüstern. „Ich weiß, dass ich nicht der einfachste Klient bin.“
Sie drehte sich zu ihm um, und plötzlich war er zu nah. Seine Präsenz füllte den Raum, und ihre Blicke trafen sich wieder. Diesmal war es kein flüchtiger Moment. Es war, als würde die Zeit stillstehen, als würde die Welt außerhalb dieses Raumes aufhören zu existieren. Seine Augen wanderten über ihr Gesicht, verharrten einen Moment zu lang auf ihren Lippen. Elena spürte, wie ihre Wangen heiß wurden, wie ihr Atem flacher ging. Das ist Wahnsinn, dachte sie. Sie war verheiratet. Er war ihr Klient. Und doch konnte sie den Strom zwischen ihnen spüren, eine elektrische Spannung, die sie nicht ignorieren konnte.
„Elena“, sagte sie schließlich, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch. „Nennen Sie mich Elena.“
Sein Lächeln kehrte zurück, dieses Mal etwas dunkler, etwas wissender. „Elena“, wiederholte er, und die Art, wie er ihren Namen sagte, fühlte sich an wie eine Liebkosung. „Ich denke, wir werden gut zusammenarbeiten.“
Sie trat einen Schritt zurück, ihre Hand griff nach der Türklinke, um sich zu erden. „Das werden wir“, sagte sie, ihre Stimme wieder fester. „Ich melde mich mit den nächsten Schritten.“
Als sie den Raum verließ, spürte sie seinen Blick in ihrem Rücken, heiß und schwer wie eine Berührung. Sie wusste, dass sie gerade eine Linie überschritten hatte – nicht mit Taten, sondern mit einem Gefühl, das sie nicht benennen wollte. Noch nicht.
Kapitel 2: Die Akte
Die Luft in Elenas Büro war schwer von dem Duft nach altem Holz und teurem Kaffee, der in einer silbernen Kanne auf dem Sideboard stand. Das Büro selbst war ein Spiegelbild ihrer Persönlichkeit – elegant, präzise, mit einem Hauch von Understatement. Die Wände waren mit dunklen Eichenpaneelen verkleidet, und ein großes Panoramafenster bot einen Blick auf die Lichter Münchens, die in der Dämmerung zu glühen begannen. Ihr Schreibtisch, ein massives Stück Mahagoni, war übersät mit Akten, doch die von Alex Kane lag direkt vor ihr, offen, die Seiten zerknittert von ihren wiederholten Durchgängen. Es war spät, weit nach Feierabend, und die Kanzlei war still, bis auf das leise Summen der Neonröhren und das gelegentliche Knarren des alten Gebäudes.
Elena lehnte sich in ihrem Ledersessel zurück, die roten Locken zu einem lockeren Dutt gebunden, eine Haarsträhne fiel rebellisch über ihre Stirn. Ihre Finger glitten über die Seiten der Akte, als könnten sie die Wahrheit aus dem Papier herausstreichen. Alexander Kane, 28 Jahre alt, Ex-Soldat. Zwei Einsätze in Afghanistan. Diagnosed with PTSD nach seiner Rückkehr. Ein Vorfall in einer Bar, bei dem er einen Mann niedergeschlagen hatte. Seine Ex-Frau, Clara Bergmann, behauptete, er sei gewalttätig, unberechenbar, unfit als Vater für ihren fünfjährigen Sohn, Noah. Die Anschuldigungen waren schwerwiegend, aber die Beweise lückenhaft – vieles basierte auf Claras Aussagen, unterstützt von ein paar vagen Zeugenberichten. Elena wusste, dass sie die Schwächen in Claras Geschichte ausnutzen konnte, aber etwas an Alex’ Vergangenheit nagte an ihr.
Sie schloss die Augen und rief sich sein Bild ins Gedächtnis. Die Art, wie er im Gerichtssaal gesessen hatte, die breiten Schultern, die angespannten Muskeln unter der Lederjacke, die tiefblauen Augen, die sie zu durchbohren schienen. Da war eine Intensität in ihm, eine Mischung aus Stärke und Verletzlichkeit, die sie nicht ignorieren konnte. Sie fühlte Mitleid – für den Mann, der durch die Hölle gegangen war und nun um das Wichtigste in seinem Leben kämpfte. Aber da war auch etwas anderes, etwas, das sie nicht zugeben wollte: Faszination. Er war nicht wie die anderen Klienten, nicht wie die wohlhabenden Geschäftsmänner oder die verzweifelten Familienväter, die sie sonst vertrat. Alex war roh, ungeschliffen, wie ein Sturm, der sich zusammenbraute.
Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. „Herein“, rief sie, ihre Stimme klar, obwohl ihr Herz einen Moment schneller schlug. Sie wusste, wer es war. Alex hatte angerufen und um einen späten Termin gebeten, um die Strategie für die nächste Verhandlung zu besprechen. Sie hatte zugestimmt, obwohl sie wusste, dass es unklug war, ihn allein zu treffen, nach dem, was im Gerichtssaal passiert war. Dieser Blick. Diese Spannung.
Die Tür öffnete sich, und da stand er. Alex Kane. Er trug Jeans und ein schwarzes Hemd, dessen oberster Knopf offen war, und die Ärmel waren bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, sodass die Narben an seinen Unterarmen sichtbar wurden – feine, verblasste Linien, die von Kämpfen erzählten, die sie sich nicht vorstellen konnte. Sein Haar war leicht zerzaust, als hätte er es auf dem Weg hierher mit den Fingern durchgefahren. Er sah müde aus, aber seine Augen hatten immer noch diesen durchdringenden Glanz, der sie heute Morgen schon aus dem Konzept gebracht hatte.
„Elena“, sagte er, und die Art, wie er ihren Namen aussprach, mit diesem leichten, rauen Unterton, ließ ihre Haut prickeln. „Danke, dass Sie so spät noch Zeit haben.“
„Kein Problem“, erwiderte sie, stand auf und deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. „Setzen Sie sich. Wir haben viel zu besprechen.“
Alex ließ sich in den Stuhl sinken, seine Bewegungen geschmeidig, aber kontrolliert. Er lehnte sich leicht nach vorne, die Ellbogen auf die Knie gestützt, und sah sie an. Wieder dieser Blick, der sie festzuhalten schien, als würde er direkt in ihre Seele schauen. Elena zwang sich, sich auf die Akte zu konzentrieren, und öffnete sie erneut, obwohl sie die Seiten fast auswendig kannte.
„Lassen Sie uns mit den Anschuldigungen anfangen“, begann sie, ihre Stimme professionell, aber ein Hauch heiserer, als sie beabsichtigt hatte. „Ihre Ex-Frau, Clara, behauptet, Sie seien gewalttätig. Der Vorfall in der Bar ist das Hauptargument. Aber es gibt auch andere Behauptungen – angebliche Wutausbrüche, Drohungen. Können Sie mir mehr dazu sagen?“
Alex’ Kiefer spannte sich an, und für einen Moment dachte sie, er würde sich verschließen. Doch dann lehnte er sich zurück, seine Finger verschränkten sich, und er begann zu sprechen. „Clara und ich ... es war von Anfang an kompliziert. Wir haben uns kennengelernt, als ich noch in der Armee war. Sie mochte den Gedanken an einen Soldaten, aber nicht die Realität. Als ich zurückkam, war ich nicht mehr derselbe. Die Albträume, die Flashbacks – sie hat das nicht verstanden. Sie hat mich provoziert, immer wieder, hat mir vorgeworfen, ich sei kaputt. Irgendwann hab ich’s nicht mehr ausgehalten.“
Elena machte sich Notizen, ihre Hand ruhig, obwohl seine Worte sie berührten. „Und die Drohungen? Hat sie Beweise?“
Er schüttelte den Kopf, ein bitteres Lächeln auf den Lippen. „Nichts Konkretes. Sie sagt, ich hätte sie angeschrien, sie bedroht. Aber das ist ihre Version. Ich hab sie nie angefasst, Elena. Nie. Alles, was ich wollte, war, Noah zu schützen.“
Sein Ton, die Art, wie er „Noah“ sagte, ließ etwas in ihr schwingen. Sie sah auf, und ihre Blicke trafen sich wieder. Diesmal war es nicht nur Intensität, sondern etwas Tieferes, etwas, das sie nicht benennen konnte. Mitleid, ja, aber auch diese verdammte Faszination, die sie wie ein Magnet anzog. Sie legte ihren Stift ab, ihre Finger zitterten leicht, und sie schob die Akte ein Stück zur Seite.
„Okay“, sagte sie leise. „Wir werden das angehen. Wir brauchen Zeugen, vielleicht Leute aus Ihrer Therapiegruppe, die Ihre Fortschritte bestätigen können. Und wir müssen die Bar-Szene entkräften. Ein einmaliger Vorfall macht Sie nicht zu einem schlechten Vater.“
Alex nickte, aber seine Augen wanderten über ihr Gesicht, verweilten auf ihren Lippen, bevor sie wieder ihre Augen trafen. „Sie glauben mir“, sagte er, und es war keine Frage, sondern eine Feststellung. „Das bedeutet mir was.“
Elena schluckte, ihre Kehle plötzlich trocken. „Das ist mein Job“, sagte sie, aber ihre Stimme klang nicht so überzeugend, wie sie gehofft hatte. Sie stand auf, um Abstand zu schaffen, und ging zum Sideboard, um zwei Gläser Wasser einzugießen. Ihre Hände waren ruhig, aber ihr Herz schlug schneller, als sie zurück zum Schreibtisch ging. Sie stellte ein Glas vor Alex ab, und als er es nahm, streiften seine Finger ihre.
Es war ein flüchtiger Moment, ein Unfall, aber es fühlte sich an, als hätte jemand einen Stromschlag durch ihren Körper geschickt. Seine Finger waren warm, rau, und die Berührung verweilte einen Moment zu lang, bevor er das Glas nahm. Elena zog ihre Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt, und setzte sich schnell wieder. Ihre Wangen waren heiß, und sie wusste, dass sie leicht errötet war. Reiß dich zusammen, dachte sie, aber die Funken, die bei der Berührung geflogen waren, ließen sich nicht ignorieren.
„Entschuldigung“, murmelte Alex, aber das leichte Lächeln auf seinen Lippen sagte etwas anderes. Er wusste genau, was er tat. Und verdammt, ein Teil von ihr genoss es.
„Kein Problem“, sagte sie, ihre Stimme fester, als sie sich fühlte. „Lassen Sie uns weitermachen. Wir brauchen eine Liste von Zeugen. Freunde, Familie, Kollegen – irgendjemand, der für Sie bürgen kann.“
Alex lehnte sich vor, das Glas in seiner Hand, und begann, Namen aufzuzählen. Seine Stimme war ruhig, aber da war eine Intensität in seinem Ton, die sie nicht losließ. Während er sprach, beobachtete sie ihn – die Art, wie seine Lippen sich bewegten, die kleinen Narben an seinen Händen, die Art, wie seine Augen immer wieder zu ihr zurückkehrten, als könnte er nicht anders. Es war unprofessionell, gefährlich, aber sie konnte nicht leugnen, dass sie es spürte – diese Anziehung, die wie ein unsichtbares Band zwischen ihnen wuchs.
Die Besprechung zog sich bis weit nach Mitternacht. Sie gingen die Details durch, planten die nächsten Schritte, aber die ganze Zeit über war da diese Spannung, die den Raum erfüllte. Als sie schließlich die Akte schloss und aufstand, fühlte sich der Raum kleiner an, als wäre die Luft dicker geworden. Alex stand ebenfalls auf, seine Bewegungen langsam, fast bedacht.
„Danke, Elena“, sagte er, und wieder war da dieser Ton, der ihren Namen wie eine Liebkosung klingen ließ. „Ich weiß, dass ich Ihnen das Leben nicht leicht mache.“
Sie lächelte, ein professionelles Lächeln, aber ihre Augen verrieten sie. „Das ist mein Job“, wiederholte sie, aber diesmal klang es wie eine Lüge. „Wir sehen uns morgen.“
Er nickte, seine Augen hielten ihre einen Moment zu lang fest, bevor er sich umdrehte und zur Tür ging. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, lehnte sich Elena gegen den Schreibtisch, ihre Hände zitterten leicht. Sie wusste, dass sie gerade eine Grenze überschritten hatte – nicht mit Taten, sondern mit einem Gefühl, das sie nicht kontrollieren konnte. Und das war das Gefährlichste von allem.
Kapitel 3: Die Verheiratete
Die Uhr im Auto zeigte kurz nach Mitternacht, als Elena Voss die Auffahrt zu ihrem Haus in den vornehmen Vororten Münchens hinauffuhr. Das Anwesen war ein Relikt aus Richards Familienerbe – ein großes, modernes Haus mit scharfen Linien, Glasfronten und einem Garten, der von einem Landschaftsarchitekten gepflegt wurde, den sie nie getroffen hatte. Die Lichter im Erdgeschoss brannten noch, ein schwaches Glühen hinter den Vorhängen, das andeutete, dass Richard wach war. Elena seufzte leise, als sie den Motor abstellte. Sie war erschöpft, doch ihr Geist war hellwach, kreisend um die Ereignisse des Abends, um Alex Kane.
Sie stieg aus, ihre Absätze klackerten auf dem Kiesweg, und schloss die Haustür auf. Der Flur war still, der Duft nach Richards Lieblingssigaren hing in der Luft, gemischt mit dem sterilen Geruch von Reinigungsmitteln. Elena hängte ihren Mantel auf und ging in die Küche, wo sie ein Glas Wasser einschenkte. Ihre Gedanken wanderten zurück zu ihrem Büro, zu der Berührung von Alex’ Hand. Es war nur ein Zufall gewesen, eine flüchtige Berührung, doch sie hatte Funken durch ihren Körper gejagt, wie ein Stromstoß, der lange nachhallte. Sie schüttelte den Kopf, versuchte, das Gefühl abzuschütteln, aber es klammerte sich fest, wie eine Sucht, die gerade erst begann.
„Elena? Bist du das?“ Richards Stimme drang aus dem Wohnzimmer, tief und emotionslos, wie immer. Er war Richter am Oberlandesgericht, ein Mann in den Fünfzigern, mit grauen Schläfen und einem Gesicht, das von Jahren der Urteile gezeichnet war – harte Linien, die nie zu lächeln schienen. Ihre Ehe war vor fünfzehn Jahren geschlossen worden, in einer Zeit, als Elena noch jung und ehrgeizig gewesen war, und Richard der Mentor, der sie in die Welt der Justiz eingeführt hatte. Damals hatte es Leidenschaft gegeben, oder zumindest etwas, das sie dafür gehalten hatte. Nun war es eine Routine, eine Partnerschaft aus Gewohnheit und Status, ohne Funke, ohne Wärme.
Sie ging ins Wohnzimmer, wo Richard in seinem Ledersessel saß, eine Akte auf dem Schoß, eine Brille auf der Nase. Das Fernsehen lief im Hintergrund, ein Nachrichtenkanal, der über den neuesten Skandal in der Politik berichtete. Er blickte auf, musterte sie kurz, dann wandte er sich wieder seiner Lektüre zu. „Du kommst spät. Wieder ein neuer Fall?“
Elena nickte, setzte sich auf die Couch gegenüber von ihm. „Ja, ein Sorgerechtsstreit. Kompliziert.“ Sie wollte mehr sagen, von Alex erzählen, von der Intensität in seinen Augen, aber sie schwieg. Richard würde es nicht verstehen. Er verstand Gefühle nicht, nicht mehr. Ihre Ehe war leidenschaftslos geworden, ein Konstrukt aus Terminen und gesellschaftlichen Verpflichtungen. Sie schliefen in getrennten Zimmern, seit Jahren, unter dem Vorwand von Richards Schnarchen, aber in Wahrheit, weil die Berührung des anderen kalt geworden war.
„Nun, pass auf, dass es dich nicht überfordert“, murmelte er, ohne aufzublicken. „Du weißt, wie wichtig es ist, den Kopf klar zu halten.“ Seine Worte waren sachlich, wie ein Urteil in einem Fall, den er schon hundertmal gehört hatte. Elena starrte auf seine Hände, die die Akte umklammerten – starke Hände, aber ohne Zärtlichkeit. Sie erinnerte sich an früher, an Nächte, in denen diese Hände sie gehalten hatten, doch nun fühlte es sich an wie eine ferne Erinnerung, verblasst und unwirklich.
Während Richard weiterlas, wanderten Elenas Gedanken zu Alex. Sie sah ihn vor sich, in ihrem Büro, die Art, wie er sich bewegt hatte, geschmeidig und stark, wie ein Wolf in einem Käfig. Seine Augen, so blau und tief, hatten sie gefangen genommen, und die Berührung ihrer Hände ... Sie schloss die Augen, und plötzlich war sie wieder dort, spürte die Wärme seiner Haut, den leichten Druck seiner Finger. In ihrer Fantasie ging es weiter: Er stand auf, kam um den Schreibtisch herum, zog sie an sich. Seine Lippen auf ihren, hart und fordernd, seine Hände in ihren Haaren, lösenden den Dutt, lassend die roten Locken fallen wie ein Wasserfall aus Feuer.
Sie öffnete die Augen, ihr Atem ging schneller. Richard bemerkte es nicht, vertieft in seine Akte. Die Anziehung zu Alex wurde stärker, mit jedem Moment, den sie an ihn dachte. Es war verboten, unprofessionell, doch das machte es nur umso intensiver. Sie stand auf, murmelte etwas von Müdigkeit, und ging nach oben ins Schlafzimmer. Richard grunzte nur eine Gute-Nacht-Antwort, ohne aufzublicken.
Im Schlafzimmer schaltete Elena das Licht ein, ein weiches, warmes Glühen von der Nachttischlampe. Das Zimmer war elegant eingerichtet, mit einem großen Bett, das zu leer wirkte, und einem Spiegel, der die gesamte Wand einnahm. Sie zog sich aus, langsam, ihre Finger glitten über ihre Haut, als wäre es Alex’ Berührung. Der BH fiel zu Boden, und sie betrachtete sich im Spiegel: Ihre Kurven, die immer noch anziehend waren, ihre roten Locken, die wild über ihre Schultern fielen. Sie dachte an Alex’ Blick, wie er sie angeschaut hatte, mit Hunger in den Augen. In ihrer Fantasie war er hier, hinter ihr, seine Hände auf ihren Hüften, sein Atem an ihrem Hals.
Sie legte sich ins Bett, die Laken kühl gegen ihre Haut. Richard würde nicht kommen; er schlief in seinem Arbeitszimmer, wenn er spät arbeitete. Allein mit ihren Gedanken, ließ sie die Fantasie zu. Sie stellte sich vor, wie Alex sie küsste, seine Lippen hart, seine Zunge forschend. Seine Hände erkundeten ihren Körper, stark und besitzergreifend, weckend Gefühle, die sie seit Jahren nicht gespürt hatte. Die Anziehung war wie ein Feuer, das in ihr brannte, stärker werdend mit jedem Herzschlag. Sie berührte sich selbst, ihre Finger nachahmend, was sie sich von ihm wünschte, und ein leises Stöhnen entwich ihren Lippen.
Am nächsten Morgen wachte Elena mit einem Schuldgefühl auf, gemischt mit Erregung. Richard war schon weg, sein Platz in der Küche leer bis auf eine Notiz: „Bin im Gericht. Abendessen bei den Müllers.“ Kein Kuss, kein Liebesgruß. Sie trank ihren Kaffee, starrte aus dem Fenster, und dachte an Alex. Die Anziehung wurde stärker, zog sie in einen Strudel, aus dem sie nicht entkommen wollte.
Den Tag verbrachte sie in der Kanzlei, aber ihre Gedanken waren bei ihm. Bei jedem Meeting, jeder Akte, sah sie sein Gesicht. Abends, als sie nach Hause kam, war Richard da, kochend – eine seltene Geste. Doch das Essen war schweigend, unterbrochen nur von Gesprächen über Fälle und Politik. Elena nickte, lächelte, aber innerlich brannte sie. Später, im Bett, fantasierten sie wieder von Alex, die Bilder intensiver, dunkler. Sie sah ihn dominant, sie unterwerfend, und die Leidenschaftslosigkeit ihrer Ehe machte es nur schlimmer.
Die Tage vergingen so, die Anziehung wuchs, bis sie wusste, dass sie etwas tun musste – oder es würde sie verzehren.
Elena saß am Esstisch, das Silberbesteck klirrte leise, als sie ihr Steak schnitt. Richard gegenüber, in seinem maßgeschneiderten Anzug, der ihm immer ein wenig zu eng saß, seit er die Fünfzig überschritten hatte. Seine Augen waren auf den Teller gerichtet, seine Bewegungen methodisch, wie bei einer Verhandlung. „Der Fall mit dem Korruptionsverdacht – ich denke, der Angeklagte wird freigesprochen“, sagte er plötzlich, seine Stimme trocken wie altes Papier.
Elena nickte, kaute langsam. „Vielleicht. Aber die Beweise sind schwach.“ Ihre Gedanken drifteten ab, zu Alex’ Akten, zu seiner Geschichte. Sie fragte sich, wie es wäre, mit ihm zu essen, seine Stimme zu hören, die rau und lebendig war, nicht wie Richards Monotonie. In ihrer Fantasie saß Alex ihr gegenüber, seine Augen auf sie gerichtet, ein schiefes Lächeln auf den Lippen. Er würde sie necken, sie zum Lachen bringen, und dann, unter dem Tisch, seine Hand auf ihrem Knie, aufsteigend, versprechend mehr.
Sie verschluckte sich fast an ihrem Bissen, hustete leicht. Richard blickte auf. „Alles in Ordnung?“
„Ja, nur ... der Wein“, log sie, trank einen Schluck. Die Anziehung zu Alex war wie ein Gift, das sich ausbreitete, stärker werdend mit jeder Stunde. Sie fühlte sich lebendig, wenn sie an ihn dachte, im Kontrast zu der Kälte ihrer Ehe. Richard ignorierte sie nicht absichtlich; es war einfach so, wie es war. Keine Berührungen, keine Zärtlichkeiten. Sie schliefen selten miteinander, und wenn, war es mechanisch, ohne Feuer.
Nach dem Essen räumte Elena ab, während Richard ins Arbeitszimmer ging. Sie hörte die Tür schließen, das Zeichen, dass er allein sein wollte. Sie ging nach oben, duschte, das heiße Wasser prasselte auf ihre Haut. Unter dem Strahl schloss sie die Augen, und Alex war da, in ihrer Fantasie. Er drückte sie gegen die Wand, seine Körper hart gegen ihren, seine Lippen auf ihrem Hals, beißend leicht, markierend. Sie stöhnte leise, ihre Hände glitten über ihren Körper, nachahmend, was sie sich wünschte.
Die Nacht war unruhig, Träume von Alex durchzogen ihren Schlaf. Am Morgen fühlte sie die Anziehung stärker denn je, ein Ziehen in ihrer Brust, das sie zu ihm hinzog. Sie wusste, dass der nächste Termin kommen würde, und die Vorfreude mischte sich mit Angst. Doch sie konnte nicht aufhören.
Die Woche verging in einem Nebel aus Arbeit und Fantasien. Jeder Abend zu Hause verstärkte das Gefühl: Richards Ignoranz, seine Kälte, machte Alex’ Wärme umso verlockender. Die Anziehung wurde zu einer Obsession, die sie nicht kontrollieren konnte.
Kapitel 4: Das Geständnis
Der Regen prasselte gegen die Fenster von Elenas Büro, ein unaufhörliches Trommeln, das die Stille der späten Stunde unterstrich. Es war kurz vor neun Uhr abends, und die Kanzlei war längst verlassen, bis auf das schwache Licht, das aus ihrem Eckbüro sickerte. Elena saß an ihrem Schreibtisch, die Akte von Alex Kane vor sich, obwohl sie die Details längst auswendig kannte. Ihre roten Locken waren aus dem üblichen strengen Dutt gelöst, fielen in weichen Wellen über ihre Schultern, und ihre Bluse war leicht aufgeknöpft, ein Zugeständnis an die drückende Wärme des Abends. Sie hatte Alex für einen späten Termin eingeladen, angeblich, um die Zeugenaussagen für die nächste Verhandlung zu besprechen. Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass es mehr war. Die Anziehung, die seit ihrer ersten Begegnung gewachsen war, hatte sich in eine fiebrige Spannung verwandelt, die sie nicht ignorieren konnte.
Die Tür öffnete sich leise, und Alex trat ein, seine Lederjacke glänzend vom Regen. Sein Haar war feucht, Strähnen klebten an seiner Stirn, und seine blauen Augen schienen in dem gedämpften Licht noch intensiver. Er trug ein enges, schwarzes T-Shirt, das seine muskulösen Arme betonte, und Jeans, die an den richtigen Stellen saßen. Elena spürte, wie ihr Puls schneller wurde, als er sich auf den Stuhl gegenüber setzte, seine Bewegungen geschmeidig, aber mit einer unterschwelligen Anspannung, die sie faszinierte.
„Entschuldigung, dass ich so spät bin“, sagte er, seine Stimme tief und rau, mit einem Hauch von Erschöpfung. „Der Verkehr war ein Albtraum.“
„Kein Problem“, erwiderte Elena, ihre Stimme ruhiger, als sie sich fühlte. Sie schob die Akte zur Seite und lehnte sich leicht nach vorne, ihre Hände gefaltet. „Wir haben viel zu besprechen. Die Zeugenliste ist fast fertig, aber ich möchte Ihre Sicht auf einige der Aussagen hören. Vor allem, was Ihre Ex-Frau behauptet.“
Alex’ Kiefer spannte sich an, und für einen Moment wandte er den Blick ab, starrte auf den Regen, der in Streifen über die Fenster lief. „Clara“, murmelte er, als wäre ihr Name ein Fluch. „Sie weiß, wie sie mich aussehen lässt. Wie einen Verrückten. Einen, der seinem Sohn schadet.“ Seine Hände ballten sich zu Fäusten, die Narben an seinen Knöcheln traten weiß hervor. „Aber ich würde Noah nie wehtun. Nie.“
Elena beobachtete ihn, ihre smaragdgrünen Augen weich, aber wachsam. Da war etwas in seiner Stimme, eine Verletzlichkeit, die sie berührte, tiefer, als sie zugeben wollte. „Ich weiß“, sagte sie leise. „Ich sehe, wie sehr Sie ihn lieben. Das ist, warum wir kämpfen. Aber ich muss alles verstehen, Alex. Auch die dunklen Teile.“
Er sah sie an, und für einen Moment war da nur Stille, durchbrochen vom Trommeln des Regens. Seine Augen suchten ihre, und sie spürte diese elektrische Spannung wieder, die jedes Mal zwischen ihnen aufloderte, wenn sie sich zu nahe kamen. „Die dunklen Teile“, wiederholte er, ein bitteres Lächeln auf den Lippen. „Sie wollen die Wahrheit, Elena? Ich hab Angst. Jeden verdammten Tag. Angst, dass ich Noah verliere. Angst, dass ich nicht gut genug bin. Dass die Dämonen in meinem Kopf ...“ Er brach ab, seine Stimme zitterte leicht, und er rieb sich über das Gesicht, als wollte er die Worte zurückdrängen.