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Ein verbotene Nähe, eine unerwartete Liebe und die Frage, wie weit man für das eigene Glück gehen darf. Michael, ein erfolgreicher Unternehmer, lebt nach der Scheidung von seiner Frau ein zurückgezogenes Leben. Als seine Tochter Lena ihre beste Freundin Nina mit nach Hause bringt, spürt Michael eine unerklärliche Anziehung zu der jungen Frau. Es ist eine Anziehung, die er sofort als falsch verurteilt – doch je mehr er Nina sieht, desto stärker werden seine Gefühle. Nina, die selbst mit ihren eigenen Emotionen ringt, erkennt bald, dass auch sie sich zu Michael hingezogen fühlt. Was als eine stille, unausgesprochene Verbindung beginnt, entwickelt sich zu einer leidenschaftlichen Liebe, die alles, was sie zu wissen glaubten, infrage stellt. Doch in einer Welt, in der moralische Grenzen und familiäre Bindungen auf dem Spiel stehen, müssen sie sich der Frage stellen: Kann Liebe wirklich alle Hindernisse überwinden, oder wird sie alles zerstören, was sie je für wichtig gehalten haben? "Verborgene Gefühle" ist eine fesselnde Geschichte über den Kampf zwischen Sehnsucht und Moral, über Vergebung und die Komplexität von Beziehungen, die uns zu der Frage führt: Wie viel sind wir bereit zu riskieren, um wirklich glücklich zu sein?
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Seitenzahl: 137
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Titel: Verbotene Nähe
Kapitel 1: Der Schatten der Vergangenheit
Michael, ein erfolgreicher Unternehmer, lebt nach seiner Scheidung alleine. Seine Tochter Lena besucht ihn regelmäßig. Die Beziehung zwischen den beiden ist stark, doch Michael fühlt sich oft einsam. Er hat wenig Kontakt zu anderen Menschen.
Kapitel 2: Die beste Freundin
Lena bringt ihre beste Freundin Nina mit zu einem Familienessen. Michael bemerkt sofort, dass Nina sich verändert hat. Sie ist nun eine junge, selbstbewusste Frau und nicht mehr das unschuldige Mädchen, das er früher kannte.
Kapitel 3: Ein Blick, der alles verändert
Michael und Nina tauschen Blicke aus, die tiefere Emotionen wecken. Michael merkt, dass er sich zu ihr hingezogen fühlt, doch er schiebt den Gedanken beiseite, weil er weiß, dass diese Anziehung verboten ist.
Kapitel 4: Die erste Versuchung
Bei einem weiteren Treffen fühlt Michael die Spannung zwischen ihnen noch stärker. Nina ist sich ebenfalls der Anziehung bewusst, doch sie versteckt ihre Gefühle, um keine Konflikte zu verursachen.
Kapitel 5: Der innere Konflikt
Michael beginnt, Nina immer häufiger zu beobachten. Die Gedanken an sie quälen ihn, und er versucht, sich abzulenken, doch der Gedanke an ihre Nähe lässt ihn nicht los.
Kapitel 6: Zärtlichkeiten im Verborgenen
Ein unbedachter Moment der Nähe entsteht, als Nina Michael bei einer Berührung versehentlich näher kommt. Es bleibt bei einer flüchtigen Geste, doch beide spüren, dass sie sich nicht mehr vor ihren Gefühlen verstecken können.
Kapitel 7: Die Frage der Moral
Michael fühlt sich schuldig. Kann er seine Tochter in diese Situation hineinziehen? Ist es falsch, sich in eine Frau zu verlieben, die so viel jünger ist und gleichzeitig die beste Freundin seiner Tochter?
Kapitel 8: Der Kuss
Es kommt zu einem ersten, leidenschaftlichen Kuss zwischen Michael und Nina. Der Kuss verändert alles, und beide wissen, dass sie einen Punkt erreicht haben, an dem es kein Zurück mehr gibt.
Kapitel 9: Das Geheimnis
Michael und Nina halten ihre Beziehung geheim, aus Angst vor den Konsequenzen. Doch das ständige Verstecken belastet sie immer mehr. Beide wissen, dass sie irgendwann der Wahrheit ins Auge sehen müssen.
Kapitel 10: Die Konfrontation
Lena ahnt, dass zwischen ihrem Vater und ihrer besten Freundin etwas nicht stimmt. Sie stellt Nina zur Rede, doch Nina leugnet zunächst alles. Doch die Spannung zwischen den beiden wächst weiter.
Kapitel 11: Offene Wunden
Die Beziehung zwischen Michael und Nina wird zunehmend von Schuldgefühlen und der Angst vor Entdeckung geprägt. Michael beginnt, sich mehr Gedanken über seine Tochter und ihre Gefühle zu machen.
Kapitel 12: Die erste Entdeckung
Lena entdeckt zufällig die Gefühle von Nina und Michael füreinander, als sie einen gemeinsamen Moment der Zärtlichkeit beobachtet. Sie ist verletzt und fühlt sich verraten.
Kapitel 13: Der Zerfall der Freundschaft
Lena bricht den Kontakt zu Nina ab. Die Freundschaft scheint zerbrochen zu sein, und die Beziehung zwischen Vater und Tochter leidet ebenfalls unter den Spannungen. Michael steht zwischen den beiden, fühlt sich aber zunehmend isoliert.
Kapitel 14: Das Gespräch
Michael und Lena haben ein offenes Gespräch. Lena konfrontiert ihren Vater und fragt ihn, wie er sich in eine solche Situation bringen konnte. Michael versucht, seine Gefühle zu erklären, doch es bleibt ein schmerzhafter Streit.
Kapitel 15: Die Entscheidung
Nina und Michael stehen vor einer Entscheidung: Wollen sie ihre Liebe weiterleben, obwohl sie die Menschen, die sie am meisten lieben, verletzen? Oder sollten sie ihre Gefühle aufgeben, um die Harmonie in der Familie zu bewahren?
Kapitel 16: Die Suche nach Vergebung
Michael sucht nach Wegen, sich bei Lena zu entschuldigen. Doch die Tochter ist verletzt und braucht Zeit. Gleichzeitig müssen Michael und Nina lernen, mit den Konsequenzen ihrer Beziehung umzugehen.
Kapitel 17: Ein Neuanfang
Nach einer langen Zeit der Trennung beginnt Lena, langsam zu akzeptieren, was zwischen ihrem Vater und ihrer Freundin passiert ist. Es gibt noch viel zu verarbeiten, aber sie erkennt, dass auch sie ihren eigenen Weg finden muss.
Kapitel 18: Die Rückkehr der Hoffnung
Lena kommt zu dem Schluss, dass sie ihre besten Freunde und die Familie nicht verlieren will. Sie beginnt, wieder eine Beziehung zu Nina aufzubauen und ihre Beziehung zu ihrem Vater zu heilen.
Kapitel 19: Das Gespräch mit der Wahrheit
Lena, Michael und Nina haben ein endgültiges Gespräch, in dem sie ihre Ängste, Sorgen und Wünsche ausdrücken. Es ist der Moment, in dem alle ihre Emotionen offenbaren und einen Weg finden, die Situation zu akzeptieren.
Kapitel 20: Der neue Weg
Am Ende des Buches beginnen alle, ein neues Kapitel in ihrem Leben aufzuschlagen. Die Liebe zwischen Michael und Nina ist nach wie vor stark, aber sie haben gelernt, ihre Familie und ihre Werte zu respektieren. Lena akzeptiert die Beziehung, wenn auch mit Vorbehalten, und sie alle finden langsam wieder zueinander.
Kapitel 1: Der Schatten der Vergangenheit
Michael saß am Schreibtisch in seinem geräumigen Büro und starrte auf den Bildschirm seines Computers. Die Zahlen vor ihm verschwammen, die E-Mails hatten keine Bedeutung mehr. Die Arbeit, die einst seine Leidenschaft war, hatte sich zu einer leeren Pflicht entwickelt. Er hatte alles erreicht, was er sich je erträumt hatte: ein erfolgreiches Unternehmen, einen luxuriösen Lebensstil und einen guten Ruf. Doch all das konnte das Gefühl der Leere in ihm nicht füllen.
Er war ein Mann mittleren Alters, der sich in seinem Leben verirrt hatte. Die Scheidung von seiner Frau war vor Jahren gewesen, doch die Einsamkeit, die er seitdem fühlte, war nicht weniger geworden. Die Schatten der Vergangenheit hingen noch immer wie ein dunkles Tuch über seinem Leben. Es war nicht nur das Fehlen seiner Frau, sondern auch das Fehlen von etwas, das ihm damals selbstverständlich erschien: Liebe.
Lena, seine Tochter, war das Einzige, was ihm noch Halt gab. Sie war inzwischen erwachsen und studierte an der Universität, aber sie war immer noch regelmäßig bei ihm zu Besuch. An diesen Tagen schien das Haus wieder Leben zu atmen. Lena war ein fröhlicher, aufgeschlossener Mensch, der sein Leben mit einer Energie füllte, die er schon lange verloren hatte. Sie versuchte immer, ihn aufzumuntern, aber er konnte ihr das nie richtig zurückgeben. In ihren Augen war er ein Mann, der sich verloren hatte, der nicht wusste, wie er zurück ins Leben finden sollte.
„Papa?“
Lena betrat das Büro mit einem Lächeln, das nicht ganz so strahlend war wie sonst. „Ich habe mir gedacht, wir könnten heute Abend mal wieder gemeinsam essen gehen“, schlug sie vor.
Michael sah sie an und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Ihre Präsenz, ihr Lächeln, diese kleine Geste, die er so oft übersehen hatte, half ihm, für einen Moment den Schmerz zu vergessen. Doch er konnte das Gefühl nicht ablegen, dass er etwas versäumte. Etwas, das nicht nur mit der Arbeit oder dem Verlust seiner Frau zu tun hatte, sondern etwas Tieferes.
„Das klingt gut“, sagte er schließlich, ohne viel darüber nachzudenken.
Lena setzte sich auf den Stuhl gegenüber, ihre Augen fixierten ihn. Sie war die einzige Person, die er nicht hinter einer Mauer versteckte. In ihren Augen sah er die Wahrheit, das, was er selbst nie auszusprechen wagte: Sie hatte ihn verändert. Früher hatte er alles mit seiner Frau geteilt, aber seit der Trennung war da diese Lücke in ihm. Lena war die Brücke zu seiner früheren Welt, aber auch sie konnte diese Lücke nicht wirklich füllen.
„Ich wollte dir auch jemanden vorstellen“, sagte Lena, als ob sie das Thema gewechselt hätte, doch Michael spürte sofort, dass sie etwas anderes im Sinn hatte.
„Jemanden vorstellen?“, fragte er und sah sie fragend an.
„Ja“, sagte sie mit einem schelmischen Lächeln. „Meine beste Freundin Nina. Ich habe sie dir schon ein paar Mal von ihr erzählt. Sie ist wie eine Schwester für mich. Sie wird in den nächsten Tagen öfter bei uns sein, weil sie eine neue Wohnung sucht.“
Michael nickte, obwohl er nicht wusste, was er darüber denken sollte. Es war schon seltsam genug, dass seine Tochter so schnell erwachsen wurde, aber der Gedanke, dass ihre Freunde auch immer mehr Teil seines Lebens wurden, hinterließ ein unangenehmes Gefühl. Es war, als ob er an den Rand seines eigenen Lebens gedrängt wurde, und nun traten Menschen in dieses Leben, die er nicht wirklich kannte.
„Natürlich“, sagte er schließlich. „Das ist schön. Ich freue mich, sie kennenzulernen.“
An diesem Abend, als die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwand und die ersten Sterne am Himmel sichtbar wurden, gingen Michael und Lena in ein kleines Restaurant in der Nähe ihres Hauses. Es war eines dieser Orte, die eine gewisse Wärme ausstrahlten – alte Holzregale, gedämpftes Licht und ein ruhiges Ambiente, das eine wohlige Atmosphäre schuf. Die Art von Ort, an dem man sich wohlfühlen konnte, ohne sich beobachtet zu fühlen.
Während des Abendessens sprach Lena lebhaft über ihre Uni und was sie in letzter Zeit alles erlebt hatte. Michael hörte zu, aber seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Er fragte sich, wie lange er diese Fassade noch aufrechterhalten konnte.
Es dauerte nicht lange, bis Nina das Restaurant betrat. Sie war eine junge Frau, etwa zwanzig Jahre alt, mit langen braunen Haaren, die locker über ihre Schultern fielen. Ihre Bewegungen waren elegant und unbeschwert, und als sie das Restaurant betrat, war es, als ob der Raum für einen Moment stillstand.
Michael war überrascht, wie schnell er sie registrierte. Es war nicht nur ihre Schönheit, sondern etwas anderes, das ihn in diesem Moment ansprach. Es war die Art, wie sie sich bewegte, wie sie in den Raum trat, ohne sich ihrer Präsenz bewusst zu sein, aber dennoch alle Blicke auf sich zog. Er konnte nicht genau sagen, was es war – vielleicht war es ihre natürliche Ausstrahlung, ihre unaufdringliche Eleganz oder einfach nur das Gefühl, dass sie nicht in diese Welt passte.
„Da bist du ja“, sagte Lena und sprang auf, um Nina zu begrüßen. Sie umarmten sich kurz, und Nina setzte sich dann mit einem Lächeln zu ihnen. Michael konnte ihren Blick spüren, der sich kurz auf ihn richtete, und dann wieder zu Lena wandte.
Die Gespräche flossen leicht, und Michael begann sich langsam zu entspannen. Doch er bemerkte auch, dass Nina mehr war als nur die beste Freundin seiner Tochter. Sie hatte eine Intelligenz und einen Charme, der Michael unweigerlich anzog. Ihre Antworten waren präzise und gleichzeitig nachdenklich, ihre Stimme warm, aber auch selbstbewusst. Es war der Mix aus Stärke und Verletzlichkeit, der etwas in ihm weckte.
Und genau in diesem Moment, als sie lachten und sich gegenseitig Geschichten erzählten, wurde Michael plötzlich klar, dass er nicht nur mit Lena am Tisch saß, sondern auch mit einer jungen Frau, die eine viel größere Rolle in seinem Leben spielen würde, als er sich je hätte vorstellen können. Ein unbestimmtes Gefühl regte sich in ihm – ein Gefühl, das er als unangemessen abtat, aber das er nicht länger ignorieren konnte.
Die Nacht verging schnell, und als sie das Restaurant verließen, spürte Michael, wie sich etwas in ihm veränderte. Eine Leichtigkeit, die er lange nicht mehr gefühlt hatte. Vielleicht lag es an der Gesellschaft seiner Tochter oder vielleicht war es etwas anderes – ein Gedanke, der ihm im Hinterkopf herumschwirrte, aber den er sofort wieder verwarf. Ein Gedanke, der genauso schnell verschwand, wie er gekommen war.
Doch eines war sicher: Der Schatten der Vergangenheit war noch immer da, aber vielleicht, so dachte er, konnte er sich für einen Moment von ihm befreien. Vielleicht gab es noch Hoffnung, auch wenn er sie sich nicht eingestehen wollte.
Kapitel 2: Die beste Freundin
Michael saß an seinem gewohnten Platz am Esstisch, der Blick nach draußen auf den Garten gerichtet. Der Winter war fast vorbei, und das Sonnenlicht begann, die kühle, graue Atmosphäre des Hauses zu durchbrechen. Es war einer dieser Nachmittage, an denen die Zeit stillzustehen schien. Die Geräusche der Stadt drangen nur gedämpft durch die dicken Wände, und Michael genoss die Stille.
Er hatte den Nachmittag damit verbracht, einige E-Mails zu beantworten und die letzten Geschäftsangelegenheiten abzuwickeln. Doch nun, da er wusste, dass Lena bald zu Besuch kommen würde, fühlte er sich wie in eine andere Welt versetzt. Die Vorfreude auf ihre Gesellschaft war immer noch etwas, das ihn in seinem ansonsten leeren Alltag hielt. Und heute würde sie ihre beste Freundin Nina mitbringen.
Lena hatte ihm von Nina erzählt, ihre Geschichten über die gemeinsamen Erlebnisse und die tiefen Geheimnisse, die sie miteinander teilten. Es war, als ob Nina ein Teil seiner Familie war, auch wenn er sie nur aus der Ferne kannte. Sie war oft bei ihnen zu Hause, doch sie war immer die beste Freundin seiner Tochter. Eine unschuldige, junge Frau, die er niemals wirklich beachtet hatte – zumindest nicht auf eine Weise, die über die Freundschaft hinausging.
Als der Abend näher rückte, hörte Michael endlich das vertraute Geräusch des Autos, das auf dem Gehweg vor dem Haus hielt. Lena betrat das Haus mit einem Lächeln, das so strahlend war, dass es den Raum zu erleuchten schien. „Hallo, Papa!“ Sie umarmte ihn herzlich und küsste ihm auf die Wange.
„Hi, Lena“, antwortete er mit einem Lächeln, das sich ihm fast automatisch auf die Lippen schlich. Es war immer eine Freude, sie zu sehen, und doch war da etwas in ihm, das sich nie ganz entspannte. Vielleicht war es der ständige Druck, ihr ein guter Vater zu sein – jemand, der sie nie enttäuschen durfte.
„Nina ist da“, sagte Lena und trat zur Seite, um die junge Frau, die sie begleitete, vorzustellen.
Und dann sah Michael sie.
Nina stand in der Tür, eine elegante Erscheinung in einem schlichten, aber schicken Kleid. Ihre langen braunen Haare fielen in sanften Wellen über ihre Schultern und hoben ihre zarten Gesichtszüge hervor. Aber es war nicht nur ihr Aussehen, das Michael auf einmal so stark ins Auge fiel – es war die Art, wie sie sich bewegte. Sie trat in den Raum mit einer natürlichen Anmut, die Michael fast den Atem raubte.
Es war, als ob sie sich in diesem Moment selbst gefunden hatte – nicht mehr das unschuldige Mädchen von früher, sondern eine junge Frau, die sich ihrer eigenen Präsenz bewusst war. Ihr Lächeln war selbstbewusst, fast schon ein wenig geheimnisvoll. Sie wirkte auf einmal viel reifer und unerreichbar, wie jemand, der nicht mehr das gleiche Bild in Michaels Augen trug.
„Guten Abend, Michael“, sagte Nina mit einer Stimme, die weich und gleichzeitig bestimmt war. Ihre Augen suchten seinen Blick, und für einen Moment fühlte Michael sich, als ob sie ihn durchschauen könnte. Diese Augen – tiefbraun und so lebendig – schienen mehr zu wissen, als er sich zutrauen würde, ihr zu erzählen.
„Hallo, Nina“, sagte Michael schließlich und erwiderte ihren Blick, der sich viel länger anfühlte, als es angemessen gewesen wäre. Es war ein Moment, den er nicht erwartet hatte – die plötzliche Erkenntnis, dass Nina nicht mehr das Mädchen war, das er einmal als die beste Freundin seiner Tochter gekannt hatte. Sie war zu einer jungen Frau geworden, die ihn in einer Weise ansprach, die er sich nicht erklären konnte.
Nina setzte sich mit Lena auf die Couch, und während Michael in die Küche ging, um das Abendessen vorzubereiten, konnte er nicht umhin, immer wieder zu ihnen hinüberzusehen. Es war, als ob er versuchte, ihre Veränderungen zu begreifen, sie zu verstehen, um wieder einen Platz für sie in der Welt zu finden, die er kannte.
Lena und Nina plauderten miteinander, und Michael hörte mit einem halben Ohr zu, während er das Essen auf den Tisch stellte. Es war ein lockeres Gespräch, in dem Lena über ihre Uni und ihre Freunde sprach, aber auch über die neuesten Ereignisse in ihrem Leben. Nina fügte gelegentlich etwas hinzu, mit einem ruhigen Lächeln und einer Art Selbstverständlichkeit, die Michael ein Gefühl der Unsicherheit gab.
Wäre das vor einem Jahr gewesen, hätte Nina vielleicht eine bemühte, schüchterne Bemerkung gemacht, doch heute war sie anders. Ihre Aussagen waren präzise, bedacht, als ob sie die Gespräche lenkte, ohne es wirklich zu merken. Sie strahlte eine Selbstsicherheit aus, die Michael zu beeindrucken begann, und gleichzeitig verwirrte es ihn.
Als sie schließlich am Tisch saßen, war die Atmosphäre locker und angenehm. Doch immer wieder merkte Michael, wie seine Gedanken abschweiften und er sich dabei ertappte, Nina intensiver zu beobachten, als es vielleicht angebracht gewesen wäre. Sie hatte sich verändert, das war sicher. Doch es war nicht nur das äußere Bild, das sich verändert hatte – es war etwas in ihrer Ausstrahlung, das ihn unwillkürlich anzog.
Der Moment, als sie schließlich zu lachen begannen, war für Michael wie ein Wendepunkt. Es war ein freudiges, unbeschwertes Lachen, das die ganze Atmosphäre auflockerte. Michael fühlte sich plötzlich wie ein Außenstehender, als ob er nicht wirklich zu diesem Moment gehörte, sondern nur ein Beobachter war, der zwischen den Welten stand.