Verdauungsorgane – der Weg zur Mitte - Rosina Sonnenschmidt - E-Book

Verdauungsorgane – der Weg zur Mitte E-Book

Rosina Sonnenschmidt

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Beschreibung

Magen-Darm-Probleme sind oft der Anfang einer langen Reise in die chronische Krankheit, weil wir aus der Mitte geraten sind. Wollen wir unseren Zeitgeistkrankheiten gewachsen sein, müssen wir wieder einfach werden und schlicht dort anfangen, wo diese Krankheiten ihren Anfang nehmen: im Mund, beim Essen und beim Verdauen und Loslassen von Eindrücken aller Art. Im dritten Band erläutert Rosina Sonnenschmidt ausführlich die einzelnen Stationen des Verdauungstraktes mit ihren Konflikten und Heilungsmöglichkeiten – vom Mundraum, Speiseröhre, Magen bis zum Dünndarm, Dickdarm und Mastdarm. Das Werk ist wieder eine Fundgrube an praktischen Tipps aus der gesamten Naturheilkunde. Neben der Bedeutung in der chinesischen Entsprechungslehre werden die Keimblattzugehörigkeit, die Zungendiagnose und praktische Übungen zur Solarplexusenergie und einfache Anweisungen zur Darmsanierung beschrieben. Besonders wertvoll sind die übersichtlich dargestellten Biokonflikte der Verdauungsorgane mit den jeweils passenden homöopathischen Mitteln und der naturheilkundlichen Therapie. Dabei werden so interessante Mittel wie Cortisonum, Nuphar luteum, Cynodon dactylon, Paeonia und die Darmnosoden eingesetzt. Die besprochenen Erkrankungen reichen von Karies und Gastritis über Colitis ulcerosa bis zum Speiseröhrenkrebs. Ein weiteres Werk dieser beliebten Serie, das Therapeuten und Laien gleichermaßen anspricht und „leicht verdaulich“ und praxisnah die Kernprobleme dieser zentralen Organe und ihre Lösungen bespricht.

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Schriftenreihe Organ – Konflikt – Heilung

Rosina Sonnenschmidt

Verdauungsorgane – der Weg zur Mitte

Mundraum, Speiseröhre, Magen,

Dünndarm, Dickdarm, Mastdarm

Nr. 3

Rosina Sonnenschmidt

Nr. 3 • Verdauungsorgane – der Weg zur Mitte

978-3-95582-183-8

1. Auflage 2009

2. Auflage 2010

3. Auflage 2013

4. Auflage 2016

© 2009 Narayana Verlag GmbH

Blumenplatz 2, 79400 Kandern, Tel.: +49 7626 974970-0 E-Mail: [email protected], Homepage: www.narayana-verlag.de

Coverabbildung Magendarmtrakt © Harvinder Singh

Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form – mechanisch, elektronisch, fotografisch – reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden, mit Ausnahme kurzer Passagen für Buchbesprechungen.

Sofern eingetragene Warenzeichen, Handelsnamen und Gebrauchsnamen verwendet werden, gelten die entsprechenden Schutzbestimmungen (auch wenn diese nicht als solche gekennzeichnet sind).

Die Empfehlungen dieses Buches wurden von Autor und Verlag nach bestem Wissen erarbeitet und überprüft. Dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

INHALTSVERZEICHNIS

Zur Schriftenreihe allgemein

Vorwort zu diesem Band

1. Die Verdauung aus ganzheitlicher Sicht

1.1 Der Solarplexus – die energetische Mitte

1.1.1 Das Wesen der Solarplexus-Energie

1.2 Erde und Mitte in der chinesischen Entsprechungslehre

1.3 Die Elemente des Verdauungskanals

2. Die Verdauungsräume

2.1 Die Organ-Konfliktbeziehung

2.2 Grundlagen zum Verständnis biologischer Konflikte

2.3 Die Verdauungsorgane und ihre Biokonflikte

3. Die ganzheitliche Lösung der Verdauungskonflikte

3.1 Mundraum-Konflikte und ihre Lösung

3.1.1 Naturheilkundliche Behandlung des Mundraums

3.1.2 Naturheilkundliche Behandlung der Zahn-Themen

3.1.3 Zungendiagnose und homöopathische Arzneien

3.1.4 Homöopathische Behandlung des Mundraums

3.2 Speiseröhre-Konflikte und ihre Lösung

3.3 Magen-Konflikte und ihre Lösung

3.3.1 Naturheilkundliche Behandlung des Magens

3.3.2 Homöopathische Behandlung der Magen-Themen

3.4 Dünndarm-Konflikte und ihre Lösung

3.4.1 Naturheilkundliche Behandlung des Dünndarms

3.4.2 Homöopathische Behandlung der Dünndarm-Themen

3.5 Blinddarm-Konflikt und seine Lösung

3.5.1 Homöopathische Behandlung der Coecum- und Appendix-Themen

3.6 Dickdarm-Konflikte und ihre Lösung

3.6.1 Naturheilkundliche Behandlung des Dickdarms

3.6.2 Homöopathische Behandlung der Dickdarm-Themen

4. Schlussgedanken

Anhang

ZUR SCHRIFTENREIHE ALLGEMEIN

Seit einigen Jahren gebe ich Seminare zu dem Thema „Organ-Konflikt-Heilung“, die wider Erwarten großen Zuspruch fanden und finden. „Wider Erwarten“ deshalb, weil die Klientel hauptsächlich Homöopathen sind und ich erkannte, dass ich mit dieser Thematik eine Lücke fülle, die sich in der Praxis immer mehr bemerkbar macht. Trotz langjähriger Ausbildungen in Homöopathie hat sich weder eine Entsprechungslehre noch eine wirklich ganzheitliche Heilkunde entwickelt. Es ist eher so, dass man sich beinahe schamhaft noch mit Akupunktur, Osteopathie oder Psychotherapie befasst, um die Komplexität chronischer Krankheiten behandeln zu können. Es gibt keine integrative Geisteshaltung. Es besteht der Anspruch, NUR die Klassische Homöopathie sei in der Lage, Heilung zu bewirken. Die Folge davon ist der dogmatische „Mauerbau“ zwischen den verschiedenen Homöopathierichtungen. Nicht die Ähnlichkeit (simile) und das Mitgefühl (pathos) unter Homöopathen wird vorrangig gelebt, sondern weitaus häufiger die Anti-Haltung, weshalb die Schulhomöopathie der Schulmedizin ähnlicher geworden ist. Was mir in den letzten 20 Jahren auffiel, ist die wachsende Diskrepanz zwischen dem Anspruch von Ganzheitlichkeit in homöopathischen Behandlungen und der Haltung, naturheilkundliche Therapien zu vernachlässigen und sogar als Störfaktoren auszugrenzen. Psychisch-mentale Konflikte werden zu wenig mit ihren physischen Krankheitsmanifestationen verbunden. Ich höre allenthalben die Botschaft: „Das eine Mittel muss es richten.“ Darin schwingt, mit Verlaub, nach meiner Wahrnehmung Bequemlichkeit und Ignoranz mit. Mehr noch: Es ist ein Affront gegen jene Ärzte und Heilpraktiker, die sich um Ernährungskunde, Darmsanierung, Ausleitungsverfahren, Cranio-Sakraltherapie, Osteopathie oder Kinesiologie usw. bemühen, weil sie begriffen haben, dass ein verseuchter Organismus nicht regulationsfähig ist, auch nicht mit konstitutioneller Homöopathie. Dann die unzähligen Verbote und Warnungen, was alles die Wirkung von Homöopathie behindere, verfälsche, antidotiere! Fließen in solche Behauptungen nicht oft Angst und Unsicherheit ein?

Oberste Priorität hat für mich die Haltung: Kompetenz begegnet Kompetenz, Freiheit und Kreativität des Geistes, Ehrung der eigenen Erfahrung. Dann kann man auch die Erfahrung anderer ehren.

In der Behandlung chronisch kranker Menschen lege ich Wert auf eine ganzheitliche Sichtweise von Krankwerdung und Heilung. Zweifellos steht hierbei die Homöopathie im Zentrum, denn sie erreicht jede Seinsebene des Kranken und bietet unerschöpfliche Möglichkeiten, ihre Arzneien nach individuellen Kriterien auszuwählen. Man muss nur wissen, warum man ein Mittel verordnet, sei es nun miasmatisch, konstitutionell oder organotrop, dann wirkt es auch entsprechend.

Heilung ist für mich ein Weg aus der gebundenen Energie vieler Verbote, Ängste, Zwänge und Unterdrückungen heraus in die Freiheit des Geistes. Ein Freigeist hat Vertrauen in sich und in die Naturgesetze, deren Spiegel der menschliche Organismus ist. Bei der Natur in die Lehre zu gehen, heißt, täglich zu staunen und bescheiden zu werden. Denn so wie der Körper im Verbund mit dem Geist heilt, stellt er alle Mittel und Maßnahmen, die wir in der Heilkunde gefunden haben, in den Schatten. Das ist ein unbequemer Gedanke, denn wir meinen es besser als die Natur zu wissen – und zahlen dafür einen sich jährlich potenzierenden Preis immer komplizierter und destruktiver werdender Krankheiten.

Einige Erkenntnisse wurden mir durch Beobachtung von Krankheits- und Heilungsverläufen zuteil:

• Es liegt ein tiefer Sinn darin, wo sich im Organsystem eine Krankheit manifestiert.

• Die Bewusstseinsebene mit dem Aspekt der Bildung von Gedankenmustern ist eng verbunden mit emotionalen und zellulären Schwingungen. Daher manifestiert sich eine Krankheit physisch genau dort, wo eine optimale Resonanz von Energie und Materie besteht.

• Alle Organsysteme schwingen im gesunden Zustand wie in einem Musikstück harmonisch zusammen, weil sie Synergien bilden.

• Wie in einem mehrstimmigen Musikstück haben die zu einem Organ gehörigen Zellverbände auch eine eigene „Stimme“, das heißt eine Eigenschwingung.

• Die Zusammengehörigkeit von zellulärer Eigenschwingung (Organ), Emotion und Gedankenmustern bildet ein menschliches Thema oder Potenzial. Dieses kann sich zu einem Konflikt wandeln oder zu einer Lösung, kann krank machen oder heilen.

• Genau dort, wo der Konflikt ist, ist auch die Lösung vorhanden. Sie zu verwirklichen ist der eigentliche Heilungsprozess. Somit reicht es nicht, eine Lösung zu kennen, sie muss erlebt und durchlebt werden.

• Der Organismus verfügt über höchst intelligente Selbstregulationen. Daraus entstehen Heilungsversuche, die ich als biologische Lösungen betrachte. Eine biologische Lösung bringt jedoch noch keine Heilung. Nur eine intelligente, vom ganzen Bewusstsein vollzogene Lösung bewirkt Heilung auf der mentalen, emotionalen und körperlichen Ebene.

• Jede chronische Krankheit beginnt mit einem harmlosen menschlichen Thema – meistens hat es im realen und übertragenen Sinne mit der Haut zu tun – , das jedoch weder mental noch emotional gelöst wurde, sich dadurch immer mehr vergrößert und verfestigt und allmählich in die entsprechende zelluläre Manifestation sinkt. Hierbei bedient sich das menschliche Energiesystem sinnvoller Kompensationsstrategien, um zu überleben.

• Meine Aufgabe als Therapeutin sehe ich darin, für die Reise der Heilung von der schwerwiegendsten Krankheitsmanifestation aus schrittweise physisch, emotional und mental Impulse zu setzen, damit sich das gesamte Energiesystem auf eine immer leichtere Ebene zu bewegt, bis die Krankheit es über die Haut verlässt.

Diese Erkenntnisse führten mich zu Beginn meiner therapeutischen Laufbahn zu den Quellen der Chinesischen Medizin mit ihrer Entsprechungslehre. Im Laufe von 4500 Jahren entwickelte sich diese geniale Entsprechungslehre durch die immer feiner differenzierte Sicht, dass ein Organsystem/Meridian und ein emotional-mentales Thema eine unlösbare Einheit bilden. Alles Lebendige geschieht rhythmisch und in Kreisläufen. Dabei wird es von polaren Kräften (Yin – Yang) gesteuert. Diese Erkenntnisse gewann man ohne Mikroskop, Ultraschall, Gehirntomografie und Sezieren von Leichen. Allein durch die Meisterschaft der Beobachtung nach dem hermetischen Grundsatz „Wie innen so außen, wie oben so unten“ und die Vernetzung von Erkenntnissen schufen die Chinesen diese Naturlehre, die bis heute ihre Aktualität behalten hat. Sie bildet die Basis meiner homöopathischen Denk- und Arbeitsweise, da in ihr die Zuordnung Organ – Konflikt – Lösung/Heilung sozusagen „auf einen Blick“ vorliegt. Das zirkuläre Bewusstsein der Entsprechungslehre hilft mir, nicht in das lineare Denken „Symptom – Mittel – Symptom – Mittel“ abzugleiten, wie es leider in der Homöopathie weit verbreitet ist, sondern die verschiedenen Seinsebenen des Menschen als Ganzes und seine einzelnen Organe wahrzunehmen und zu behandeln.

Abgesehen von der chinesischen Zuordnung von Organ – Konflikt – Lösung integriere ich in meine Arbeit selbstverständlich auch die neuen Erkenntnisse der Neurophysiologie und Gehirnforschung, durch die vor allem die Beziehung von Organ und Konflikt intensiv untersucht wurde und immer noch wird.

Aufbau und Inhalt der einzelnen Schriften sind so angelegt, dass sowohl Therapeuten als auch Laien davon profitieren. Inhaltlich werden immer folgende Themen abgesprochen:

• Das Organsystem aus physiologischer und spiritueller Sicht

• Die mit einem Organsystem verbundenen Krankheiten

• Die emotional-mentale Thematik eines Organsystems

• Organbezogene Konflikte und ihre Lösung

• Miasmatische, organotrope und konstitutionelle Homöopathie

• Ernährungsratschläge

• Naturheilkundliche Therapien

Die Gewichtung der einzelnen Themen kann ganz verschieden sein, aber sie bilden immer einen beweglichen, dogmafreien, flexiblen geistigen „Organismus“, der, so hoffe ich, Kollegen und Kolleginnen weiterhin zu eigenen Ideen und Taten inspiriert. Denn das ist der tiefere Sinn meiner Lehrtätigkeit. Außerdem gehe ich in jedem Band zusätzlich auf eine der Grundlagen ganzheitlicher Behandlung ausführlicher ein wie zum Beispiel auf das Wesen des Quintenklangs im Blut (Band 1), auf die spirituelle Symbolik der Leber (Band 2) oder wie im vorliegenden Band auf die allgemeine Bedeutung biologischer Konflikte und die Keimblattzugehörigkeit der Organe. Es kann auch immer ein bestimmtes Thema besonders ins Rampenlicht treten, wie die Zungendiagnose in diesem Band.

So geht es also nicht um eine der üblichen Darstellungen der Physiologie des Organismus, denn das kann jeder in Fachbüchern nachlesen. Mein Bemühen liegt darin, die Organsysteme als lebendige Wesen mit Charakterzügen, Konflikt- und Lösungspotenzialen aus der Verdinglichung zu lösen und sie in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Dabei erlaube ich mir alle Freiheit kreativer Betrachtungsweisen und Assoziationen, weil es mir das Staunen über das Wunderwerk der Natur bewahrt und den spirituellen Zugang zum Körper verschafft.

„Der menschliche Körper ist von allen existierenden, sich durch Verhaltensweisen ausdrückenden Körpern der am weitesten entwickelte Organismus. Er ist in der Lage, sich selbst auszudrücken und eine Wahrheit zu erkennen, die weit über dem Bereich der bloßen Sinneswahrnehmung liegt.

Durch Erinnerung, Vorstellungskraft und Intuition kann der menschliche Organismus die der Natur innewohnenden Gesetze begreifen und verstehen und damit diejenigen Kräfte, die im allgemeinen als geheimnisvoll gelten, zu seinem Nutzen, seinem Wachstum und zu seiner spirituellen Weiterentwicklung arbeiten lassen …

Der menschliche Körper ist, präzise ausgedrückt, das vollkommenste Instrument für die Selbstverwirklichung des Bewußtseins.“

Harish Johari, Das große Chakrabuch

VORWORT ZU DIESEM BAND

Nahrung soll Energie erzeugen und nicht Energie verbrauchen!

Es lohnt sich, über diese Erkenntnis zu reflektieren. Begreift das ein moderner Therapeut, kann er/sie das Buch zuklappen und weiß, was zu tun und zu lassen ist. Wem das noch nicht so klar ist, der kann gerne weiterlesen und sich inspirieren lassen von der Mehrdeutigkeit des Themas „Verdauen“. Mehr noch: Beim Thema der Verdauungsorgane geht es physisch und im übertragenen Sinne um das Kernthema:

Was nehme ich in den Mund?

Was lasse ich zu mir in meinen Tempel herein?

Verdauungsprobleme sind heute selbstverständlich geworden. Kaum jemand, der sich Zeit nimmt zu verdauen, denn dazu muss man kauen, durchkauen, zerkauen und – LOSLASSEN. Dadurch liegt vieles schwer im Magen. Es geht darum, Eindrücke zu verarbeiten, zu verdauen, umzuwandeln in Energie, in Lebensenergie. Je wertloser das ist, was an Eindrücken hereingelassen wird – Fastfood, Werbung, Lärm, Mikroben, Meinungen, Urteile – desto hungriger wird man, desto mehr breitet sich das Gefühl innerer Leere aus. In unserer Zeit der Reiz- und Informationsüberflutung gibt es fast nur noch Inputs, kaum noch Outputs, von Loslassen gar nicht zu reden – und dies, obwohl wir durchs Leben hastend dauernd Termine und Ereignisse abhaken. Aber sie sind nicht verdaut. Wer innen hohl und hungrig ist, hält alles fest, was irgendwie die Leere füllt, und schaut nicht auf die Qualität. Das Gefühl ist schal und macht einen unzufrieden. Deshalb greift man zum Äußersten, man schaltet das Gefühl ab. Dabei geht das Kostbarste verloren: die Mitte, das Zentrum, in dessen Tempel das höhere Selbst regiert und gelassen auf das herumwuselnde, immer nach Nahrung geifernde Ego schaut. Warum gelassen? Das höhere Selbst oder die innere Stimme oder der göttliche Funke – wie immer wir es benennen mögen – ist jene heilende Instanz in uns, die beizeiten eine Krankheit als Lösung „ruft“. Eine passende Krankheit für das passende Problem: Verlust der Mitte, Verlust der Vernunft, Verlust des Zugangs zum höheren Selbst. Durch Krankheit gelangen wir wieder in die Ruhe. Manchmal dauert es eine Weile, bis Ruhe einkehrt, bis man sich einfach nicht mehr bewegen kann. Aber dann setzt das sinnvolle Nachdenken ein. Heilung hat begonnen, wenn die anklagende Frage schwächer wird: Warum ich, warum jetzt? Krankheitssymptome sind nichts anderes als die Lösung, ja, die Erlösung vom Abirren des Wahns, es gebe keine Naturgesetze, aus denen wir als Mensch gemacht sind, es gebe keine Zyklen und Rhythmen. Je kränker wir sind, umso triftiger gibt es in unserem Bewusstsein einen Grund, krank zu werden, damit der Wahn-Sinn aufhört. Krankheit ist ein Heilungsversuch, ein Versuch, einen aufzurütteln, dass etwas ganz und gar aus dem Rhythmus, aus der Mitte gedriftet ist. Wir stellen uns taub, blind, gefühllos. Aber die Natur in uns ist darauf ausgerichtet, Leben zu erhalten. Darum haben wir immer noch einen Rest Götterfunken in uns, der uns anregt: Lass dir helfen, hol dir Anregung, wie du dich aus dem Schlamassel rausholen, wie du dich selber heilen kannst!

Der Verlust der Mitte und die Wiedergewinnung der Mitte, der Heimat, der Erdanbindung ist nicht mehr als ein Erinnern, denn wirklich verlieren wir unseren Sitz des höheren Selbst nie! Es ist älter und weiser als das Ego. Es ist durch unser Verhalten nur eine Weile aus dem Vorderhirn-Bewusstsein geraten. Die Erinnerung an seine Mitte ist das Thema dieses Bandes. Der Heilungsweg bedeutet, Eindrücke verdauen zu lernen und Altes, Verdautes loszulassen. Das ist physiologisch die Reise vom Mund über die Speiseröhre in den Magen. Unter Zuhilfenahme des Pankreas- und Gallensaftes geht es weiter in Dünndarm und Dickdarm, bis über den unteren Mund, den Anus, das nicht mehr Brauchbare den Körper verlässt. Eine lange Reise wie eine gute Geschichte, die immer aus Anfang, Drama und Ende besteht. Eine literarisch gute Geschichte endet anders als sie angefangen hat. Das entspricht ganz der Physiologie, denn der Apfel, den wir oben im Mund zerkauen, kommt unten als Stuhl wieder heraus, bis zur Unkenntlichkeit verwandelt. In der Mitte, der Verdauung, findet der durchaus dramatische Wandlungsprozess der Verdauung statt. Dazu braucht der Körper Säfte, also Flüssiges. Das entspricht in der Geschichte den Emotionen, den Affekten.

Die Verdauungsorgane sind als Thema bestens geeignet, den Höhenflug in kosmische Gefilde der Heilkunst wieder ganz habhaft auf die Erde zu bringen, denn es geht um Nahrung und Ernährung. Mögen auch vor großem Auditorium selbsternannte „Meister“ Lichtnahrung, Prana-Nahrung, himmlisches Manna propagieren, so halte ich es mit Gautama Śakyamuni, der vollkommene Erleuchtung erlebte, nachdem er die Speise nahm, die man ihm reichte. Als verlotterter Wanderasket, als ausgehungerter Fastenkünstler wurde ihm das nicht zuteil (siehe auch weiter unten). Fasten hat seinen Platz – ohne Zweifel ein dringender Urlaub für Magen und Darm –, aber der Körper ist der Tempel, in dem Bewusstseinserweiterung und Erleuchtung stattfinden. Wir werden in diesem Band sehen, wie wichtig es ist, sich gut zu nähren, physisch, emotional, mental und spirituell.

Mit dieser Ausgabe der Schriftenreihe wünsche ich mir, das Bewusstsein der Homöopathen für dieses Thema zu sensibilisieren und über die Globuli hinaus bei Patienten eine gute Erdung und gute Ernährung im realen wie übertragenen Sinne anzustreben. Wollen wir unseren Zeitgeistkrankheiten gewachsen sein, die an negativer Kreativität und Destruktivität nichts zu wünschen übrig lassen, müssen wir wieder ganz einfach werden und ganz schlicht dort anfangen, wo diese Krankheiten ihren Anfang nehmen: im Mund, beim Essen und beim Verdauen und Loslassen von Eindrücken aller Art.

Ich hoffe, auch die Vertreter der Naturheilkunde mit diesem Band zu inspirieren, Patienten ganzheitlich zu behandeln und sich mit den homöopathischen Mitteln zu befassen. Da ich mich bemühe, immer wieder von verschiedenen Betrachtungspunkten aus das Detail im Ganzen und das Ganze im Detail zu erkennen, wünsche ich mir, dass auch diese Schrift Leser wie Kursteilnehmer für die Heilkunst begeistert.

1. Die Verdauung aus ganzheitlicher Sicht

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den langen Weg der Verdauung vom Mund bis zum After ganzheitlich zu sehen. Die naheliegende Möglichkeit ist, in ihr ein Abbild der Natur zu erkennen, in der alles in ständigem Wandel begriffen ist. Es ist ein gigantischer alchemistischer Prozess, das Grobe ins Feine, das Materielle in Energie zu verwandeln, den wir Jahr für Jahr in der grünen Natur und Tag für Tag in unserem Körper erleben. Wir nennen diesen Prozess des Werdens und Vergehens „Jahreszeiten“. Sie gehen mit Farben und Formen, mit sichtbaren und unsichtbaren Prozessen einher. Dennoch sind es keine linearen Vorgänge, sondern zyklische und rhythmische, bei denen trotz allen Wandels das Lebensprinzip immer erhalten bleibt. Es gibt somit eine schöpferische Kraft, die das Ewige, Unveränderliche, Unzerstörbare darstellt, aus der das Veränderbare, das Werden und Vergehen hervorgeht und in die alles wieder einfließt.

Abb. 1: Jahreszeiten mit Buddha – Frühling