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Die schöne Erbin Faye und den sexy CEO Primo Holt verbindet nur eine Zweckehe. Er braucht endlich einen seriösen Ruf, sie muss die Firma ihres Vaters retten! Aber woher kommt dann plötzlich das sinnliche Prickeln, sobald Faye in Primos Nähe ist? Beim gemeinsamen Besuch eines Maskenballs in Venedig kann sie nicht länger widerstehen. Im Rausch der Nacht gibt Faye sich Primo rückhaltlos hin – und riskiert so mehr als nur ihr Herz. Denn was geschieht, wenn er erfährt, dass sie ihm niemals geben kann, was er sich so heiß ersehnt?
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Seitenzahl: 208
Veröffentlichungsjahr: 2025
Abby Green
Verführung in Venedig
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© Deutsche Erstausgabe 2025 in der Reihe JULIA, Band 2707 by Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg Übersetzung: Pia Pfänder
© 2025 by Abby Green Originaltitel: „On His Bride’s Terms“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Abbildungen: Harlequin Books S. A., August0802 / Getty Images, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2025 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751534901
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Jegliche nicht autorisierte Verwendung dieser Publikation zum Training generativer Technologien der künstlichen Intelligenz (KI) ist ausdrücklich verboten. Die Rechte des Autors und des Verlags bleiben davon unberührt. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Sie war nicht die auffälligste Frau im Raum, aber das lag vor allem daran, dass sie im Gegensatz zu den meisten anderen Frauen hier schlicht und elegant gekleidet war. Als wollte sie absichtlich nicht auffallen. Trotzdem hatte sie etwas sehr Anziehendes an sich. Primo Holt sah, dass sie viele Blicke auf sich zog.
Sie war zweifellos eine Schönheit, aber das konnte er bisher nur aus der Ferne beurteilen. Er war Faye MacKenzie nie begegnet. Obwohl sie in denselben Kreisen verkehrten, hatte Primo sie noch nicht kennengelernt.
Aber schon bald würden sie aufeinandertreffen, denn er wollte sie fragen, ob sie ihn heiraten wollte.
Dass er früher oder später heiraten musste, war ihm immer klar gewesen. Als Sohn einer der angesehensten Familien Amerikas konnte er sich dieser Pflicht nicht entziehen. Er hatte es lange aufgeschoben, aber in letzter Zeit spürte er den öffentlichen Druck immer mehr.
Dass er nicht heiratete, sorgte für Schlagzeilen, und Spekulationen über sein Privatleben konnte er nicht gebrauchen. Es lenkte von seinem Geschäft ab. Es war an der Zeit, der Realität ins Auge zu sehen, denn inzwischen wirkte sich sein Privatleben bereits auf den Gewinn aus.
Faye MacKenzie war die perfekte Kandidatin. Primo hatte sie aus einer von seinen Beratern sorgfältig zusammengestellten Liste ausgewählt. Genau wie er stammte sie aus einer tadellosen Familie. Man munkelte, ihre Verwandten seien damals mit der Mayflower nach Amerika gekommen. Er wusste, dass das nur ein Gerücht war, aber auch nicht weit von der Wahrheit entfernt.
Ihre schottisch-englische Abstammung zeigte sich nicht nur in ihrem Namen, sondern auch in ihrem blassen Teint. Schwarzes Haar floss in seidigen Wellen über ihre nackten Schultern. Sie trug ein klassisches trägerloses schwarzes Kleid, das sich ihren schlanken Kurven mit einer trügerischen Schlichtheit anpasste, die nur von einem der besten Designer der Welt stammen konnte. Ihr Schmuck war dezent, aber dennoch beeindruckend und stammte zweifellos aus dem Familienbesitz.
Sie war geschieden, aber das war Primo egal. Sie hatte jung geheiratet und sich jung scheiden lassen. Keine Kinder. Sie war dreißig, er fünfunddreißig. Sie war erfahren. Reif. Außerdem war sie unabhängig, was ihn faszinierte. Sie hatte einen Abschluss in Kunstgeschichte und einen Master mit Spezialisierung auf Kunsthandel und arbeitete als angesehene private Kunsthändlerin.
Er hatte keine Zeit für eine Frau, die von ihm eingeschüchtert oder mit seiner Welt nicht vertraut war – und vor allem wusste er, wie er Faye MacKenzie einen Heiratsantrag machen würde, den sie nicht ablehnen konnte.
„Wie geht es Ihrem Vater? Wir haben ihn schon lange nicht mehr gesehen, und man hört so einiges …“
Faye MacKenzie zwang sich zu einem strahlenden Lächeln. Dieser Mann und seine Freunde hatten sie umzingelt, bevor sie entkommen konnte. Sie wusste sehr gut, dass die freundlichen Fragen und die vorgetäuschte Besorgnis nur Fassade waren. Dahinter steckte Neugier, die Hoffnung nach dem geringsten Hinweis darauf, dass ihr Vater den Vorstandsposten von MacKenzie Enterprises niederlegen würde, den er seit dem Tod seines eigenen Vaters vor vierzig Jahren innehatte.
„Vielen Dank, ich richte Ihre Grüße aus. Meinem Vater geht es sehr gut, es ging ihm noch nie besser. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen.“
Fayes Lächeln verblasste. Sie schnappte sich ein Glas Champagner vom Tablett eines vorbeigehenden Kellners und versteckte sich hinter einer üppigen Pflanze am Rande des Ballsaals, um durchzuatmen. Tatsächlich war nicht alles in Ordnung. Und diese Veranstaltung hatte ihren Verdacht bestätigt. Die Leute redeten.
In der Hoffnung, dass der Champagner ihre angespannten Nerven beruhigen würde, nahm sie einen Schluck. Als eine Brise über ihre Haut strich, blickte Faye sich um. Offene Türen führten auf eine Terrasse. Luft … Luft würde ihr guttun.
Sie ging hinaus, lehnte den Kopf an den kühlen Stein der Wand und schloss die Augen. Die Geräusche aus dem überfüllten Ballsaal hinter ihr wurden leiser – Menschen, die sich unterhielten, lachten, tratschten, untermalt von klassischer Musik. Sie konzentrierte sich auf die Geräusche der Stadt weit unter ihr. Eine Sirene, eine Autohupe.
Wenn sie nicht beruflich unterwegs war, verbrachte sie die meiste Zeit bei ihrem Vater in seinem Haus in Westchester. Normalerweise genoss sie es, zur Abwechslung in die Stadt zu kommen. Aber an diesem Abend wirkten die Geräusche der Metropole nicht beruhigend. Wenn sie heute nach Hause ging, würde sie die schlimmsten Befürchtungen ihres Vaters bestätigen müssen.
Sie öffnete die Augen und blickte mit leerem Blick auf die glitzernde Skyline von Manhattan. Frustration gemischt mit Angst pochte in ihrem Bauch. Warum war er so dumm gewesen, so etwas zu tun?
„Gefällt Ihnen die Party nicht? Nicht überraschend.“
Faye wurde ganz still. Ein absurder Gedanke ging ihr durch den Kopf … Sie wusste genau, wer sie angesprochen hatte, obwohl sie noch nie persönlich mit ihm zu tun gehabt hatte. Vorhin war er ihr auf der anderen Seite des Raums aufgefallen – ein Mann, den man nur schwer übersehen konnte.
Wie er die anderen Gäste mit seiner Größe und den breiten Schultern überragte, hatte ihren Puls beschleunigt. Wie albern, dass einer der reichsten und attraktivsten Männer der Welt sie so leicht beeindrucken konnte. Als wäre sie ein unschuldiges kleines Mädchen.
Sie war kein unschuldiges Mädchen.
Sie holte tief Luft und wandte sich zu dem Mann um. Um in sein Gesicht zu schauen, musste sie den Kopf zurücklegen. Und sie war nicht gerade klein. Aus der Nähe wirkte er noch größer und breitschultriger, und das ließ ihre Haut prickeln. Er war massiv. Atemberaubend muskulös.
Er streckte eine Hand aus. „Primo Holt. Ich glaube, wir sind uns noch nicht begegnet?“
Fast hatte Faye laut gelacht. Wer nicht wusste, wer dieser Mann war, lebte wahrscheinlich hinter dem Mond. Als sie ihre Hand hob, hatte Faye das seltsame Gefühl, dass sich ihr Leben für immer verändern würde.
Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, umfasste er ihre Hand mit seiner, und ein Stromstoß zuckte durch Fayes Adern.
Sie merkte, dass sie den Atem anhielt. Seine Augen weiteten sich ein wenig, als ob auch er es gespürt hätte. Es waren wunderschöne Augen. Blau. Durchdringend und direkt. Sie hoben sich von seiner gebräunten Haut und den atemberaubenden Linien seines Gesichts ab.
Das dichte dunkelgoldene Haar fiel von einer breiten Stirn nach hinten. Er sah wirklich lächerlich gut aus – als hätten die Götter beschlossen, diesem Mann noch mehr zu geben als unglaublichen Reichtum und Talent.
Ihn umgab ein fast greifbares Kraftfeld, das noch auffälliger war als sein Aussehen. Er war fast verstörend männlich.
Irgendwie schaffte sie es, zu sagen: „Ich bin Faye MacKenzie.“
Er drückte ihre Hand kurz, bevor er sie wieder losließ. „Ich weiß, wer Sie sind.“
Instinktiv legte Faye ihre Hand auf die Brust, als wollte sie das Gefühl seiner Berührung so lange wie möglich bewahren. Was war mit ihr los? Sie benahm sich wie ein Groupie, das seinen Lieblingsstar kennenlernte.
Sie blinzelte und ließ die Hand sinken. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
Er runzelte ein wenig die Stirn, und seine Mundwinkel hoben sich, was Fayes Aufmerksamkeit auf seine Lippen lenkte. Ihr Magen schlug einen Purzelbaum. Der Mund dieses Mannes war die reine Sünde. Wohlgeformt, voll und fest. Und er lachte über sie.
Er sah aus wie ein Engel in Menschengestalt. Aber er war kein harmloser Engel … Sie spürte, dass er durchaus Unheil anrichten konnte.
Faye ärgerte sich über die Art und Weise, wie er sie dazu brachte, keinen klaren Gedanken mehr fassen zu können. Darum beschloss sie, zum Angriff überzugehen. „Finden Sie meine Frage lustig?“
Er wurde ernst, doch seine Augen funkelten immer noch. „Nein, ganz und gar nicht, aber es gibt tatsächlich etwas, wobei Sie mir helfen können.“
„Das kann ich mir schwer vorstellen.“
Primo lehnte sich neben Faye an die Wand. Er wirkte völlig unbekümmert, während sie sich fühlte, als würde sie unter seinem Blick verglühen. Sie war sich der Tatsache bewusst, dass sie nicht halb so glamourös aussah wie die anderen Frauen auf der Party. Sie wünschte, sie hätte mehr Make-up aufgelegt.
„Sind Sie nicht eine der besten Kunstexpertinnen der Welt?“
Sie zuckte zusammen. Er kannte ihren Beruf? „Das ist mein Job.“
„Ich habe mich über Sie informiert. Sie haben im letzten Jahrzehnt einige der größten Kunstgeschäfte vermittelt.“
Faye senkte leicht den Kopf. „Mein Beruf ist meine Leidenschaft.“
„Leidenschaft macht die Dinge sicherlich interessanter, oder?“
Faye sah ihn an. Flirtet er etwa … mit mir? Sein Gesichtsausdruck war unergründlich, aber in seinen Augen lag nach wie vor ein Funkeln. Ein Bild von ihr und diesem Mann zwischen zerwühlten Laken schoss ihr durch den Kopf. Der Gedanke ließ sie noch verunsicherter und atemloser zurück. Noch nie hatte ein Mann diese Art von körperlicher Wirkung auf sie gehabt.
Primo bemerkte offensichtlich nichts von ihren Fantasien. „Was würden Sie sagen, wenn ich Sie fragen würde, ob Sie mit mir etwas trinken gehen möchten?“
Fayes Herz klopfte, für einen Moment wurde ihr schwindlig. Hatte Primo Holt, einer der begehrtesten Junggesellen der Welt, sie wirklich auf einen Drink eingeladen?
„Nicht hier“, fügte er hinzu. „Irgendwo in der Nähe. Ich würde gern Ihre professionelle Meinung zu einer Sache hören.“
Ihr Schwindel ließ nach. Es war kein Date. Es ging um die Arbeit. Er konnte nichts dafür, dass jede seiner Äußerungen wie etwas Unerlaubtes klang. Aber warum wollte er sie für ein rein berufliches Gespräch nicht in seinem Büro oder während der Arbeitszeit treffen? Anstatt spät in der Nacht? Auf einen Drink?
Doch vielleicht war das seine Art, Geschäfte zu machen. Woher sollte sie das wissen? Der Mann war für seine Diskretion in seinem Geschäfts- und Privatleben bekannt. Er war nie lange genug mit einer Frau zusammen, um Anlass für Spekulationen zu geben, und die Frauen, mit denen er in Verbindung gebracht wurde, schienen alle genauso diskret zu sein wie er.
Er sah sie an und wartete offensichtlich auf eine Antwort. Obwohl er gesagt hatte, dass es um Arbeit ging, klopfte ihr Herz schneller. Das machte ihr Angst. Faye ging ab und zu auf Dates. Manchmal verbrachte sie sogar die Nacht mit einem Mann. Aber selten – und schon lange nicht mehr.
„Es sei denn, Sie möchten hierbleiben“, ergänzte er. „Wir könnten einen anderen Termin vereinbaren?“
Faye wollte nicht bleiben. Diese Geier warteten nur darauf, sie über ihren Vater auszufragen. Außerdem wollte sie diesen Moment nutzen. Primos Interesse an ihr faszinierte sie. Selbst wenn es rein beruflich war.
Sie zerbrach sich den Kopf darüber, wer aus der Kunstwelt sie ihm empfohlen haben könnte. Seine Familie besaß eine private Kunstsammlung, die nur wenige je zu Gesicht bekommen hatten. Wenn sie ihn dazu überreden könnte, sie zu öffnen und einige Werke an Galerien zu verleihen, wäre das ein großer Erfolg für sie.
Darum sagte sie: „Nein, ich bin froh, wenn ich einen Grund habe, zu gehen.“ Nur aus Neugierde und wegen der möglichen beruflichen Chancen. Nicht, weil er der schönste Mann war, den sie je aus der Nähe gesehen hatte.
Primo holte bereits ein Handy aus seiner Tasche: „Gut, ich sage meinem Fahrer Bescheid. Treffen wir uns in zehn Minuten am Eingang? Ich muss mich nur noch von dem Gastgeber verabschieden.“
Natürlich musste er das. Denn er war Primo Holt und damit automatisch ein Ehrengast. Im Gegensatz zu Faye.
Sie musste zustimmend genickt haben, denn im nächsten Moment ging er mit langen Schritten zurück zur Party. Der Smoking schmiegte sich an seinen Körper wie eine zweite Haut. Lange Beine. Schmale Hüften. Breite Schultern.
Die Menge teilte sich, um ihn durchzulassen. Faye bemerkte, wie die Leute sie ansahen und tuschelten, und plötzlich wollte sie nur noch weg.
An der Garderobe holte sie ihren langen Mantel mit den weiten Ärmeln. Als sie in der Halle ankam, wartete Primo Holt bereits auf sie.
Sein durchdringender Blick schüchterte sie ein, und Faye schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie nicht vor seinen Augen über ihre eigenen Füße stolperte. Irgendwie schaffte sie es, mit hocherhobenem Kopf auf ihn zuzugehen. Primo reichte ihr die Hand, dann führte er sie hinaus und die Treppe hinunter zu seinem luxuriösen Geländewagen mit getönten Scheiben.
Die Frühlingsluft war noch etwas frisch, aber das war nicht der Grund für das Kribbeln auf Fayes Haut. Es war der Mann, der jetzt neben ihr auf den Rücksitz glitt und dem Fahrer Anweisungen gab. Dann fuhren sie in den nächtlichen Verkehr Manhattans hinaus.
Faye war immer noch zu fassungslos, um etwas zu sagen. Nach wie vor konnte sie nicht wirklich glauben, dass sie auf dem Rücksitz von Primo Holts Auto saß und durch die Stadt gefahren wurde.
„Es gibt einen Club, wo wir ungestört etwas trinken können. Ist das in Ordnung?“
Faye nickte. „Das hört sich gut an.“
Es dauerte nicht lange, bis sie vor einem unauffälligen Gebäude zum Stehen kamen. Es gefiel ihr, dass er nicht versucht hatte, die Zeit mit oberflächlichem Small Talk zu überbrücken. Nur wenige Menschen konnten mit solcher Leichtigkeit schweigend nebeneinandersitzen.
Der Fahrer öffnete ihr die Tür, und sie stieg aus. Wieder streckte Primo eine Hand aus, und sie folgte ihm zu einer Tür unter einer Markise, die sich wie von Geisterhand öffnete, als sie sich näherten.
Er sprach den Mann im Anzug in der Tür in fließendem Französisch an. „Marcel, ich möchte dir Faye MacKenzie vorstellen. Ich denke, wir werden nur etwas trinken – es sei denn, Sie haben Hunger?“
Faye schüttelte den Kopf. Bei dem Gedanken, in der Gesellschaft dieses Mannes zu essen, drehte sich ihr der Magen um. „Nein, ich möchte nur etwas trinken.“
Faye vermutete, dass es sich um einen privaten Club handelte. Das Innere war luxuriös eingerichtet mit weichen Teppichen, gedeckten Farben, handbemalten Tapeten und schweren Vorhängen. An einer Handvoll Tischen saßen Gäste, von denen Faye einige Prominente erkannte.
Man wies ihnen einen Platz ganz am Ende der Bar zu, versteckt, aber mit Blick über den Raum. Faye setzte sich, und Primo rutschte von der anderen Seite neben sie.
Leise Musik begleitete das Raunen von Gesprächen und Gelächter.
Diskreter Glamour, ultraluxuriös. Kein Wunder, dass die Affären von Primo Holt ein gut gehütetes Geheimnis waren.
In dem sanften Licht stieg Wärme in Fayes Gesicht. Wer sagte, dass dies eine Affäre war? Und seit wann war sie so hungrig nach männlicher Aufmerksamkeit? In ihrer ersten – und einzigen – Ehe war sie vor langer Zeit verletzt worden. Seitdem hatte sie sich ein Leben aufgebaut, in dem ihre Unabhängigkeit das höchste Gut war.
Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie lange sie schon keine Anziehung mehr zu einem Mann gespürt hatte. Seit Primo sie angesprochen hatte, war ihr, als hätte ihr Verstand ausgesetzt und ihrem Körper die Führung übergeben. Auch wenn sie versuchte sich einzureden, dass sie rein aus beruflicher Neugier handelte, wusste sie, dass das nicht stimmte.
Ein Kellner kam an den Tisch. Primo sah Faye an. „Was möchten Sie?“
„Gin Martini – und Wasser, bitte.“ Sie brauchte einen Drink, wollte aber gleichzeitig einen klaren Kopf behalten.
Er bestellte einen Whisky.
Als der Kellner gegangen war, griff Primo nach seiner Fliege und verzog das Gesicht. „Stört es Sie, wenn ich sie ablege? Mit diesen Dingern fühle ich mich immer, als würde man mich erwürgen.“
Faye schüttelte den Kopf. Wortlos sah sie zu, wie er mit langen Fingern die Bänder löste und den obersten Hemdknopf öffnete, der den Blick auf seinen kräftigen, gebräunten Hals freigab. Sie erinnerte sich an einen Artikel über ihn. War seine Mutter nicht ein brasilianisches Supermodel gewesen?
Er hob sein Glas. „Prost.“
Ihr Getränk stand vor ihr auf dem Tisch auf einem verzierten Untersetzer. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass der Kellner zurückgekommen war. Sie war zu sehr damit beschäftigt gewesen, Primo Holt zu bewundern.
Sie hob ihr Glas und berührte seins. Dann nahm sie einen Schluck und genoss das leichte Brennen des Alkohols in ihrer Kehle. Das verlieh ihr den Mut, zu sagen: „Ich bin überrascht, dass Sie kein Date mit zur Party mitgebracht haben.“
Er stellte sein Glas ab und schüttelte den Kopf. „Ich habe im Moment keine Beziehung. Und Sie?“
Die unverblümte Frage überraschte sie. Aber seine Direktheit gefiel ihr. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin im Moment mit niemandem zusammen.“
Schon seit Ewigkeiten nicht mehr, um genau zu sein. Aber das brauchte er nicht zu wissen. Sie versuchte, sich an die letzte Frau zu erinnern, mit der er zusammen gewesen war. Alle seine Freundinnen waren einschüchternd schön und erfolgreich gewesen.
„Seltsam, dass wir uns noch nie persönlich kennengelernt haben“, bemerkte er.
Faye zuckte mit den Schultern. „Im Vergleich zu Holt Industries ist MacKenzie Enterprises nur ein kleiner Fisch.“
„Kleiner vielleicht, aber nicht weniger erfolgreich. Wie geht es übrigens Ihrem Vater?“
„Er lässt es langsamer angehen, aber es geht ihm gut.“
Vor einigen Jahren war ihr Vater in einen Autounfall verwickelt gewesen und seitdem an einen Rollstuhl oder eine Gehhilfe gebunden.
„Sie wohnen bei ihm?“
Faye nickte und fragte sich, worauf er hinauswollte. „Ja. Ich bin ein Einzelkind, und meine Mutter ist gestorben, als ich noch ein Teenager war.“
„Das tut mir leid … Sie waren jung, als Sie sie verloren haben.“
Faye zuckte kurz mit den Schultern. „Mein Vater und ich hatten uns gegenseitig.“
„Er hat nie wieder geheiratet?“
Faye schüttelte den Kopf. „Nein, er hat meine Mutter angebetet. Ihre Ehe war eine absolute Ausnahme … eine Liebesheirat.“
„Sie hatten Glück. Meine Eltern waren definitiv kein Liebespaar, und mein Vater war nie der väterliche Typ.“
„Ihre Eltern haben sich scheiden lassen, nicht wahr?“
Primo nickte. „Als ich noch sehr jung war. Eines Tages ging unsere Mutter aus der Tür und kam nicht mehr zurück. Seitdem habe ich sie nur noch ab und zu gesehen.“
Bei seinem leichten Tonfall holte Faye tief Luft. „Das ist hart.“
Primo zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Es ist lange her. Ich denke nicht gern über die Vergangenheit nach. Sie hält uns zurück.“
Faye verstand den Wink.
Wechseln Sie das Thema.
„Ich habe gelesen, dass Sie jetzt das Familienunternehmen leiten.“
Primo verzog den Mund. „Mein Vater hat sich nie wirklich um sein Erbe gekümmert. Er hat einfach nur seine Pflicht erfüllt und ist in den Ruhestand gegangen, sobald er konnte.“
Faye runzelte die Stirn. „Haben Sie nicht einen Bruder?“
„Ja, Quinto. Aber er hat sich nie für das Unternehmen interessiert – und noch weniger, seit er herausgefunden hat, dass unser Vater nicht sein biologischer Vater ist. Er lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Brasilien. Vor ein paar Monaten haben sie Zwillingsmädchen bekommen.“
Faye spürte einen vertrauten Schmerz in ihrem Unterleib … eine Erinnerung an das, was sie erlitten hatte. „Sehen Sie sie oft?“
Ein Schatten zog über Primos Gesicht. „Nein.“
Faye spürte ein nervöses Flattern in der Brust. Für ein erstes Gespräch zwischen Fremden waren die Themen sehr persönlich. „Sie sagten, Sie möchten meine professionelle Meinung zu etwas hören?“
Zu ihrer Überraschung wirkte Primo plötzlich beschämt – falls ein solcher Mann beschämt aussehen konnte.
„Ich muss zugeben, dass ich zwar an Ihrer beruflichen Meinung interessiert bin, aber das ist nicht der Hauptgrund, warum ich Sie hergebeten habe. Es geht um etwas Persönliches.“
Fayes Herz klopfte schneller.
Primo sah sie an. „Sie sind eine sehr schöne Frau.“
Faye gefiel nicht, wie diese Worte ein Feuer in ihrem Inneren auflodern ließen, als wäre sie ein junges Mädchen. Sie war zu alt für Spielchen, und Primo wirkte auf sie nicht wie ein Playboy. „Danke für das Kompliment, aber Sie könnten hier mit einer weitaus schöneren Frau sitzen.“
Primo spürte, wie ihn ein Adrenalinstoß durchfuhr. Das war der Grund, warum er Faye MacKenzie heiraten wollte – weil sie kein naives junges Mädchen war. Und sie war außerordentlich schön. Weit schöner, als er erwartet hatte. Kein Wunder, dass sie auf der Party alle Blicke auf sich gezogen hatte.
Ihre Augen waren riesig und besaßen das ungewöhnlichste Haselnussbraun, das je nach Licht von Gold über Braun zu Grün wechselte. Geschwungene dunkle Brauen. Feine Gesichtszüge. Aber es war ihr Mund, der ihn sofort in seinen Bann gezogen hatte. Voll. Üppig. Ein Widerspruch zu einem so zarten Gesicht. Ihre Lippen deuteten auf natürliche Sinnlichkeit hin, die er bei Frauen aus diesem Milieu normalerweise nicht antraf.
Er schüttelte langsam den Kopf. „Im Gegenteil, ich wusste, dass ich Sie auf einen Drink einladen wollte, bevor ich Sie angesprochen habe.“
Er sah, wie sie die Schultern anspannte und zurückwich. „Was soll das heißen?“
„Es heißt, dass ich geplant habe, mit Ihnen zu sprechen, Sie kennenzulernen.“
Primo wusste instinktiv, dass die einzige Möglichkeit, mit ihr zu reden, darin bestand, die Karten auf den Tisch zu legen. Diese Frau mochte keine Spielchen.
„Es ist ganz einfach. Ich möchte, dass Sie darüber nachdenken, mich zu heiraten.“
Ihre atemberaubenden Augen weiteten sich, und Primo bemerkte, wie lang ihre Wimpern waren. Jegliche Farbe wich aus ihren Wangen. „Haben Sie gerade gesagt …?“ Sie brach ab.
„Dass ich möchte, dass Sie über eine Heirat mit mir nachdenken? Ja, das habe ich.“
Sie wirkte jetzt sichtlich angespannt. Primo musste den seltsamen Drang unterdrücken, sie zu beruhigen. Ihr Sicherheit zu vermitteln.
Sie schüttelte langsam den Kopf, als wollte sie ihre Gedanken ordnen. „Das ist das Absurdeste, was ich je gehört habe. Wir kennen uns doch gar nicht.“
„Genau deshalb wollte ich Sie kennenlernen. Um mich zu vergewissern, dass meine Vermutung stimmt: dass Sie und ich das Potenzial haben, gut zusammenzupassen.“
Die Tatsache, dass sein Blut wild durch seine Adern strömte, bestärkte nur noch das Gefühl der Richtigkeit. Er wollte sie. So wie er schon lange keine Frau mehr gewollt hatte. Das sanfte goldene Licht ließ ihr dunkles Haar und ihre blasse Haut schimmern. Aus der Entfernung hatte das elegante, schlichte Kleid den Körper darunter nur angedeutet, aber aus der Nähe war sie ganz Frau, mit verlockenden Kurven.
Nach einigen Sekunden der Stille verblasste der Schock in ihrer Miene, und ihr Mund wurde schmal. „Danke für den Drink, Mr. Holt, aber wenn Sie Ihren Spaß gehabt haben, gehe ich jetzt.“
Sie stand auf und verließ den Raum. Es dauerte einen Moment, bis Primo begriffen hatte, dass sie wirklich verschwand. Er war es nicht gewohnt, dass jemand ihn stehen ließ.
Er spürte ein unbekanntes Gefühl in seinem Bauch. Ist es … Panik? Er verfluchte sich selbst. Er hatte die Situation völlig falsch eingeschätzt. Normalerweise war er viel geschmeidiger.
Bevor er wusste, was er tat, lief er ihr hinterher und legte eine Hand auf ihren Arm. „Bitte, warten Sie … ich mache mich nicht über Sie lustig. Das ist kein Scherz.“
Am nächsten Tag ging Faye im Wohnzimmer auf und ab. Sie hatte keine einzige Minute geschlafen. In ihrem Kopf wirbelten Fragen, Gefühle und … Fassungslosigkeit durcheinander.
Primo Holt hatte sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen auf einen Drink eingeladen.
Zorn und Demütigung stiegen in ihr auf.
Er will mich heiraten.
„Vielleicht war es ein Fehler, die Sache so direkt anzusprechen, aber nachdem ich Sie kennengelernt hatte, dachte ich, Sie wissen eine offene und ehrliche Vorgehensweise zu schätzen“, hatte er versucht sie umzustimmen, doch sie war dabei geblieben, den Abend zu beenden.
Er hatte darauf bestanden, dass sein Fahrer sie zurück zum Haus ihres Vaters in Westchester brachte, und sie hatte das Angebot angenommen. Nachdem er sie eingeladen hatte, um einen üblen Scherz auf ihre Kosten zu machen, war es das Mindeste.
Aber es war kein Scherz gewesen.
Er hatte es todernst gemeint. Während sie ihm lüstern auf den Mund gestarrt hatte, hatte er die ganze Zeit einen Plan verfolgt. Bei der Erinnerung brannten ihre Wangen vor Scham. Bis er heute Morgen zum Haus gekommen war, um sich mit ihrem Vater zu treffen, hatte sie nicht einmal das ganze Ausmaß seiner Absichten geahnt.
Ein bereits vor Tagen vereinbartes Treffen.