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Sie erhascht kurze Blicke in die Zukunft …
Nika und Alena Brennan setzen alles daran, einen grausamen russischen Mafioso umzubringen, und benutzen seinen einzigen Sohn, um an ihn heranzukommen. Doch als die Zeit kommt, ihren Plan in die Tat umzusetzen, lässt eine unerwartete Verwicklung mit dem sexy Sicherheitsexperten Declan Gallagher die Hellseherin Nika zögern. Und als ihre Schwester entführt wird und sich all ihre sorgsam geschmiedeten Pläne in Luft auflösen, muss Nika sich auf Declan und den Sohn ihres Todfeindes verlassen, um ihre Schwester zurückzubekommen.
Er dringt in ihre Träume ein und verwöhnt sie mit sinnlichen Fantasien …
Als Traumwanderer ist Declan in der Lage, die intimsten Gedanken eines jeden Menschen zu sehen, während sie schlafen. Doch bei Nika spielt er ein verführerisches, potentiell tödliches Spiel. Er weiß, dass sie nicht das ist, was sie vorgibt zu sein, und er ist fest entschlossen, den wahren Grund für ihren Aufenthalt in Miami herauszufinden, bevor noch jemand wegen ihr ermordet wird.
Ihr läuft die Zeit davon …
Irgendwie muss es Nika gelingen, ihre Schwester zu retten und ihr Geheimnis zu bewahren, ohne dass sie beide im Gefängnis landen. Doch als plötzlich viele weitere unschuldige Leben in Gefahr sind, muss sie sich entscheiden, ob die Vergeltung, die sie schon ihr Leben lang sucht, es wert ist, den Mann zu verlieren, der ihr Herz gewonnen hat.
Länge: ca. 90.000 Worte
Kann als eigenständiger Roman gelesen werden
Alle Teile der Retribution Reihe:
Vergeltung
Fatale Intrige
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Vergeltung
Copyright © 2015, 2024 Katie Reus
* * *
Coverdesign von: Sweet ‘N Spicy Designs
Übersetzer und Herausgeber: Michael Drecker
Die Geschichte in diesem Buch ist frei erfunden. Die Namen, Charaktere, Orte und Begebenheiten entstammen der Fantasie der Autorin und existieren nicht wirklich. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen, geschilderten Ereignissen, Örtlichkeiten oder Einrichtungen sind rein zufällig. Alle Rechte vorbehalten. Mit Ausnahme von Zitaten, die in Rezensionen verwendet werden, darf dieses Buch ohne schriftliche Genehmigung der Autorin weder reproduziert noch in jeglicher Art und Form verwendet werden.
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Herausgeber:
Michael Drecker
Stühmeyerstraße 54
44787 Bochum
Deutschland
Über dieses Buch
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Epilog
Liebe LeserInnen
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Danksagungen
Über die Autorin
Sie erhascht kurze Blicke in die Zukunft …
Nika und Alena Brennan setzen alles daran, einen grausamen russischen Mafioso umzubringen, und benutzen seinen einzigen Sohn, um an ihn heranzukommen. Doch als die Zeit kommt, ihren Plan in die Tat umzusetzen, lässt eine unerwartete Verwicklung mit dem sexy Sicherheitsexperten Declan Gallagher die Hellseherin Nika zögern. Und als ihre Schwester entführt wird und sich all ihre sorgsam geschmiedeten Pläne in Luft auflösen, muss Nika sich auf Declan und den Sohn ihres Todfeindes verlassen, um ihre Schwester zurückzubekommen.
Er dringt in ihre Träume ein und verwöhnt sie mit sinnlichen Fantasien …
Als Traumwanderer ist Declan in der Lage, die intimsten Gedanken eines jeden Menschen zu sehen, während sie schlafen. Doch bei Nika spielt er ein verführerisches, potentiell tödliches Spiel. Er weiß, dass sie nicht das ist, was sie vorgibt zu sein, und er ist fest entschlossen, den wahren Grund für ihren Aufenthalt in Miami herauszufinden, bevor noch jemand wegen ihr ermordet wird.
Ihr läuft die Zeit davon …
Irgendwie muss es Nika gelingen, ihre Schwester zu retten und ihr Geheimnis zu bewahren, ohne dass sie beide im Gefängnis landen. Doch als plötzlich viele weitere unschuldige Leben in Gefahr sind, muss sie sich entscheiden, ob die Vergeltung, die sie schon ihr Leben lang sucht, es wert ist, den Mann zu verlieren, der ihr Herz gewonnen hat.
Für Carolyn Crane.
Danke, dass du mir den extra Schubs gegeben hast, den ich für dieses Buch brauchte.
Declan Gallagher sah von dem Stapel Papierkram auf seinem Schreibtisch auf, als seine Gegensprechanlage summte. Es war kurz vor sieben und er sollte eigentlich schon zu Hause sein und ein Feierabendbierchen trinken. An manchen Tagen vermisste er es tatsächlich, für die CIA zu arbeiten. Der Gedanke daran, irgendwo in einem Drecksloch in der dritten Welt zu stecken, wirkte manchmal verlockender, als hinter einem Schreibtisch festzusitzen.
„Mr. Gallagher, hier ist ein Vernon Nash, der Sie gerne sehen würde. Ich weiß, dass Sie gesagt haben, dass ich Sie nach sechs Uhr nicht mehr stören soll, aber—“
Lebhafte Erinnerungen an Kairo tauchten vor seinem inneren Auge auf. „Schick ihn rein, Blair. Und dann kannst du für heute Feierabend machen.“
„Wenn Sie sicher sind …“, sagte sie zögerlich.
„Ich bin sicher. Und es ist auch nicht nötig, dass du morgen früh reinkommst. Du hast in letzter Zeit viel zu viel gearbeitet, also sehe ich dich dann später.“
„Danke, Mr. Gallagher. Einen schönen Abend noch.“
Als die Gegensprechanlage verstummte, ging seine Bürotür auf. Das letzte Mal, als er Vernon gesehen hatte, hatten zwei bewaffnete Terroristen Declan eine Pistole an den Kopf gehalten und waren drauf und dran gewesen, ihn wegzupusten. Damals war Vernon noch nicht der stellvertretende Direktor der Anti-Terror-Abteilung des FBI gewesen, sondern lediglich ein normaler Agent, der in den Büros des ägyptischen Auslandsstandortes stationiert war. Und Declan war ein arroganter CIA-Agent gewesen, so selbstsicher in seine paranormalen Fähigkeiten, dass er sich für unantastbar gehalten hatte. Wenn Vernon nicht gewesen wäre, wäre er jetzt tot.
Declan stand auf und streckte die Hand aus. „Vernon, schön, dich zu sehen. Ist schon ’ne Weile her.“
„Dürften fast zehn Jahre sein.“ Vernon schüttelte ihm kurz die Hand, dann ließ er sich in den Ledersessel vor Declans Schreibtisch sacken.
„Was bringt dich nach Miami?“ Er schob seinen Papierstapel beiseite.
„Du. Ich bin vor etwa einer Stunde angekommen.“
Also war das hier kein Höflichkeitsbesuch. „Brauchst du eine Bleibe, während du hier bist?“
Sein Freund schüttelte den Kopf und Declan fiel auf, dass da ein paar neue graue Strähnen in Vernons braunem Haar waren, seit er den Mann das letzte Mal gesehen hatte. „Nein, aber ich brauche einen Gefallen. Und es darf nicht in deinen Büchern auftauchen.“
Interessiert lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. „Dann schieß mal los.“
„Nun, erst einmal, die Lazarev-Brüder sind tot. Angeblich aufgrund natürlicher Ursachen, aber wie hoch stehen die Chancen, dass sie alle drei an einem Herzinfarkt sterben.“ Es war keine Frage.
„Sollte das nicht ein Problem der CIA sein?“ Gosha, Kirril und Sergei Lazarev waren alle drei dreckiger Abschaum. Sie betrieben Drogen-, Frauen- und Waffenhandel, größtenteils in Europa, aber gelegentlich versorgten sie die USA mit Informationen. Oder zumindest hatten sie das.
„Ja und nein. Was ich dir jetzt erzähle, steht unter strenger Geheimhaltung.“
Declan nickte und sein Interesse stieg weiter an. Er hatte noch immer eine Top-Secret-Freigabe und selbst wenn nicht, hatte er so ein Gefühl, dass Vernon es ihm trotzdem erzählt hätte. „Verstanden.“
„Ich habe Goshas Tod kaum registriert, aber als seine Brüder innerhalb weniger Monate ebenfalls starben, habe ich mir von einem Kumpel bei der CIA die Akten zuschicken lassen.“
„Wieso?“ Die Lazarev-Brüder waren in bestimmten Geheimdienstkreisen bekannt, aber sie hatten größtenteils in Europa und dem Horn von Afrika operiert. Und hatten nichts mit Inlandsterrorismus zu tun gehabt. Dem FBI sollte es egal sein, was ihnen zugestoßen war.
Vernon räusperte sich, doch sein mit Bartstoppeln bedecktes Gesicht war ausdruckslos. „Ich habe sie die letzten zwanzig Jahre beobachtet. Ist was Persönliches.“
Na gut. Declan nickte nur.
„Vor zwanzig Jahren haben die Lazarev-Brüder viel mit Yasha Makarov zusammengearbeitet, damals noch als niederrangige Mafiosi. Und meistens als Auftragskiller.“
Bei der Erwähnung von Yasha Makarov musste Declan mit den Zähnen knirschen. Der ältere Russe lebte seit ein paar Jahren in Miami und hinterließ wo er auch auftauchte nichts als Chaos. Er handelte an der gesamten Ostküste mit Drogen und wahrscheinlich ging sein Einfluss sogar noch weit darüber hinaus. Viele von Declans Klienten besuchten dieselben Etablissements wie Yasha und einfach nur im selben Raum wie der Mafioso zu sein erhöhte bereits das Sicherheitsrisiko.
Vernon fuhr fort. „Ich weiß, was die Berichte sagen, aber ich glaube, dass die Lazarev-Brüder ermordet wurden und dass die Leute, die sie umgebracht haben, auch hinter Yasha her sind. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie innerhalb der nächsten Wochen in Miami auftauchen werden.“
Declan lehnte sich vor und stützte sich mit den Ellbogen auf seinem Schreibtisch ab. „Und wo ist da das Problem? Yasha ist … bösartig.“ Ihm fiel kein besseres Wort ein, um den Mann zu beschreiben. Und er hatte im Laufe der Jahre mehr als genug menschliche Gräueltaten gesehen. Declan war sich nicht sicher, was das über ihn selbst aussagte, doch er würde problemlos damit leben können, wenn irgendwer Yasha um die Ecke brachte.
„Es ist etwas komplizierter als das. Auf der Straße erzählt man sich, dass er neben Drogen jetzt auch mit Mädchen handelt.“
Das mit den Drogen war nicht neu, aber Menschenhandel? „Mädchen? Bist du sicher?“
Mit einem kurzen Nicken und grimmiger Miene sagte Vernon: „Sicher genug. Er hatte Kontakt zu mehreren osteuropäischen Schleusern, die im Sklavenhandel tätig sind. Wir müssen ihn aufhalten, bevor er darüber nachdenken kann, da im großen Stil einzusteigen.“
„Dann lass ihn doch einfach von diesen vermeintlichen Auftragskillern erledigen.“ Was Declan betraf war das eine eindeutige Win-Win-Situation.
„Das kann ich nicht.“
Da steckte noch mehr dahinter, das konnte Declan in der Miene seines Freundes lesen. „Kannst nicht oder willst nicht?“
Vernon seufzte und rieb sich mit einer Hand den Nacken. „Gerüchten zufolge bekommt er bald eine neue Lieferung. Wir wissen nicht genau, wann oder wo, aber es wird schon bald sein und zwar hier in Miami. Offenbar hat er vor, Jungfrauen an den Höchstbietenden zu verkaufen. Wir brauchen mehr Informationen, damit wir diese Mädchen retten und Yashas gesamte Organisation auseinandernehmen können. Wenn er stirbt, bevor wir die bekommen …“ Vernon schüttelte den Kopf. „Er hält sich ziemlich bedeckt, was seine Geschäfte betrifft. Wir können es nicht riskieren, dass er getötet wird, bevor wir weitere Einzelheiten haben.“
„Dann schaltet doch seine Attentäter aus. Oder bezahlt sie, damit sie sich noch eine Weile zurückhalten.“ Declan war noch nicht so lange aus dem Spiel, dass er nicht mehr wusste, wie die Dinge liefen. Vor zwei Jahren hatte er seinen Job als verdeckter CIA-Agent aufgegeben, um seine eigene Sicherheitsfirma zu gründen, aber manche Dinge änderten sich nicht. Eine Kugel im Kopf oder Schmiergelder waren normale Vorgehensweisen.
„Leider ist es ein bisschen komplizierter. Offiziell glaubt die CIA nicht, dass irgendwer die Lazarev-Brüder umgebracht hat, und bis jetzt haben sie auch noch nicht die Verbindung zwischen ihnen und Yasha hergestellt. Ihre Tode sind nicht gerade monumental, also glaube ich, dass sie einfach als unglücklicher Zufall abgeschrieben werden. Karma und so’n Scheiß.“
„Wie hast du denn diese Verbindung hergestellt, wenn ein Team von ausgebildeten Analysten das nicht konnte?“ Declan sah seinen Freund stirnrunzelnd an.
Vernon öffnete seinen Aktenkoffer und holte eine dicke Mappe heraus. Aus dieser Mappe zog er die Fotos von zwei attraktiven Frauen und schob sie Declan über den Schreibtisch zu.
Declan tippte mit dem Finger auf eines der Fotos. Die Frauen waren eindeutig miteinander verwandt, aber er wusste, dass er eine von ihnen schon einmal gesehen hatte. „Die sieht mir irgendwie bekannt aus.“
Vernon nickte. „Das ist Alena Brennan. Sie arbeitet als Model. Vielleicht hast du ihre Campari-Werbung gesehen. Und falls dir die entgangen sein sollte, sie war vor ein paar Jahren mal in den Nachrichten. Irgendein Skandal, der mit dem Prinzen von Marokko zu tun hatte.“
„Was ist mit der anderen?“
„Das ist Nika, ihre Schwester. Von dem, was man so hört, sind die beiden so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Nika hat einen Masterabschluss in Technischer Kommunikation von der Columbia University. Sie arbeitet viel als Freelance-Webdesignerin und hat im Gegensatz zu Alena nicht viel für die Partyszene übrig.“
„Nika.“ Der Name der Frau lag ihm angenehm auf der Zunge. Ihre Schwester war wunderschön, aber Nika war … atemberaubend. Das war die einzige Art, wie er sie beschreiben konnte. Makellose, karamellfarbene Haut, scharfe Wangenknochen, dunkelbraunes, natürlich gelocktes Haar, und beeindruckende grüne Augen, die durch ihre dunkle Haut sogar noch strahlender wirkten. Die Sommersprossen, die ihre Nase und Wangen sprenkelten, verliehen ihr ein beinahe unschuldiges Aussehen. Declan schnaubte fast bei dem Wort. Unschuldig. Niemand war unschuldig. Als er realisierte, dass er auf das Foto starrte, sah er wieder auf und begegnete Vernons Blick. „Du glaubst also, die beiden hier sind deine Attentäterinnen? Wieso zum Teufel sollten die die Lazarev-Brüder umbringen wollen?“
Der Kiefer des älteren Mannes spannte sich leicht an, während er eine weitere Mappe hervorholte und über den Schreibtisch schob. Vernon rückte seine Krawatte zurecht und nickte zur Mappe. „Öffne die Akte und sieh dir die Datumsstempel auf diesen Bildern an.“
Declan schlug die Akte auf und sah sich die verschiedenen Fotos der Lazarev-Brüder an. Manche waren in Nachtclubs geschossen worden, andere in Restaurants. Auf einem der Fotos waren Alena und Nika Brennan deutlich zu erkennen. Er sah auf. „Wo wurden die gemacht?“
„Deutschland, Ägypten, und das letzte – das mit den Frauen – ist von den Bahamas. Direkt vor dem letzten Mord.“
„Und?“
Vernon schob ihm eine weitere Akte zu. „Sieh dir die Flugdaten der Frauen an. Sie waren immer zum jeweiligen Zeitpunkt des Mordes in der Stadt. Das kann kein Zufall sein.“
„Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wenn das, was du sagst, stimmt“, Declan tippte auf Alena Brennans Akte, „dann ist sie wenig mehr als eine kleine Prominente, die eine Menge Geld mit Modeln verdient hat. Sie könnte auch zufällig dagewesen sein. Diese Leute scheinen immer im Rudel zu reisen und sich in denselben Kreisen zu bewegen. Und du hast mir noch immer nicht meine Frage beantwortet. Warum hätten sie diese Männer umbringen wollen?“
Etwas, das wie Schmerz aussah, blitzte in Vernons Augen auf, aber es war so schnell wieder verschwunden, dass Declan sich fragte, ob er es sich vielleicht nur eingebildet hatte. „Ich hab da nur so ein Bauchgefühl, dass die beiden irgendwie darin verwickelt sind.“
Er log. Da war Declan sich sicher. Ein Direktor des FBI hatte keinen Grund, sich damit zu befassen, außer es war irgendwie persönlich. Aber er wusste, wann er nicht weiter nachhaken sollte. Also würde er das auch nicht tun, zumindest vorerst nicht. „Okay, gut. Ich spiele mal bei diesem hypothetischen Spiel mit. Sagen wir, diese beiden Frauen sind Auftragsmörderinnen. Was ist die Verbindung zwischen den Lazarev-Brüdern und Yasha Makarov?“
„Wie gesagt, früher haben sie eine Menge Aufträge zusammen erledigt, besonders für die Belov-Familie.“
Declan sah erneut in die Akte. „Wenn das, was hier steht, korrekt ist, war das bevor diese beiden Mädchen überhaupt alt genug waren, um laufen zu können, also gibt es keine eindeutige persönliche Verbindung. Und um Geld kann es auch nicht gehen, wenn man bedenkt, wie viel die hier verdient.“ Er tippte auf Alenas Bild. „Also selbst wenn die Brüder und Yasha vor Jahren mal miteinander zu tun hatten, wie steht das im Zusammenhang mit diesen Frauen?“
Vernon räusperte sich. „Andre Makarov wird bald nach Miami kommen. Ich weiß, dass du mal mit seinem Sicherheitsteam zusammengearbeitet hast, wenn er in der Stadt war, und ich hätte gerne, dass du Augen und Ohren für mich offenhältst.“
Okay, offenbar würde Vernon seine Frage einfach weiter ignorieren – was Declans Neugier nur weiter steigerte. Vielleicht war es das, worauf sein Freund baute. Er seufzte. „Ist das alles, was du von mir brauchst?“ Andre Makarov mochte Yashas Sohn sein, aber die beiden hatten wenig gemeinsam. Wenn überhaupt tolerierte Andre seinen Gangstervater gerade so.
Vernon schüttelte den Kopf. „Ich weiß aus glaubwürdiger Quelle, dass die Brennan-Schwestern in diesem Moment nach Biloxi unterwegs sind.“
Andre besaß mehrere Casinos in Biloxi. Dazu noch ein paar in Las Vegas. Auch das könnte ein Zufall sein. Declan sah auf die Akte herab. „Hier steht, ihnen gehört ein Haus in New Orleans. Das ist nicht so weit von Biloxi entfernt.“
„Sie haben sich ein Zimmer im Ivy gebucht.“
„Scheiße.“ Das war das Casino, in dem Andre den Großteil seiner Zeit verbrachte. Ach, von dem, was Declan über den Mann wusste, lebte er praktisch dort. Er zog die Golfküste der Wüste von Nevada vor. Wenn die Frauen Yasha umbringen wollten, wäre das der Weg, um an ihn heranzukommen.
„Ja, das hab ich auch gedacht.“
„Du denkst, dass sie versuchen werden, über Andre an Yasha zu kommen.“
Vernon zuckte die Schultern und begann, seine Akten wieder einzusammeln. „Zumindest wäre es das, was ich an ihrer Stelle tun würde. Bei seinem Personenschutz ist es fast unmöglich, direkt an Yasha heranzukommen. Irgendetwas ist vor einem Jahr passiert, das ihn hat vorsichtig werden lassen – und bevor du fragst, nein, ich weiß nicht, was es war, ich kenne nur Gerüchte. Auf jeden Fall hat er seine Sicherheitsmaßnahmen seitdem noch verschärft. Eine hübsche Frau würde ihn nicht aus der Reserve locken. Andre als Bindeglied zu benutzen ist die perfekte Herangehensweise.“
„Du willst nicht, dass ich Augen und Ohren offenhalte, du willst, dass ich diese beiden Frauen ausspioniere“, sagte Declan ruhig, weil er genau verstand, was Vernon wollte. Vernon wusste von Declans Fähigkeiten und deswegen brauchte er ihn. Das hier war kein gewöhnlicher Gefallen.
„Ja. Du musst für mich so nah wie möglich an eine der beiden heran. An welche ist mir egal, und mir ist auch egal, was du tun musst, um deine Informationen zu bekommen. Aber das muss alles inoffiziell laufen. Wir hatten in letzter Zeit ein Problem mit Leaks und ich kann es nicht riskieren, dass etwas durchsickert und wir diese Frauen verlieren. Diese Mädchen. Ich werde dein einziger Kontakt in dieser Angelegenheit sein.“
„Das sind nicht viele Infos, die du da hast.“ Das war einer der Gründe, warum er die CIA damals verlassen hatte – er hatte keinen Bock mehr auf diese scheiß Geheimniskrämerei gehabt. Der andere Grund war etwas, an das er nicht gerne dachte. Doch jetzt hatte er wohl keine Wahl mehr.
Vernon klappte seinen Aktenkoffer zu. „Du weißt, dass ich dich nicht bitten würde, wenn ich mich an jemand anderen wenden könnte. Du hast eine persönliche Beziehung zu Andre. Er weiß, dass du mal für die CIA gearbeitet hast und er weiß auch, dass du mehr bist als ein gut ausgebildeter Sicherheitsexperte. Deine Firma ist die beste. Außerdem schuldest du mir noch was.“
Die letzten Worte schnitten mit der Subtilität eines Kaliber fünfzig Gewehrs durch die Luft. Sein Freund musste regelrecht verzweifelt sein, dass er diesen Gefallen einlöste. Als Declan kaum zweiundzwanzig gewesen war, hatte ihn seine Arroganz fast das Leben gekostet. Und wenn Vernon nicht gewesen wäre, würde er jetzt in irgendeinem namenlosen Grab unter der Erde liegen. Der Mann hatte recht, Declan schuldete ihm was. „Na gut. Ich werde Andre diese Woche anrufen. Ein bisschen die Fühler ausstrecken und nachfragen, ob er etwas zusätzlichen Schutz braucht, wenn er in der Stadt ist. Ich kann nicht versprechen, dass er mich anheuern wird, aber ich werde versuchen, möglichst überzeugend zu sein.“ Ohne es wirken zu lassen, als würde er sich zu sehr bemühen. Alles Teil des Spiels.
Ein müdes Lächeln huschte über Vernons Lippen, als er aufstand. „Mach dir keine Sorgen um seinen Personenschutz. Er wird dich anrufen. Vertrau mir.“
Declan war schlau genug, Vernon nicht zu fragen, woher er das wusste. Und in Wahrheit wollte er es auch gar nicht wissen. Weniger Wissen gab ihm mehr glaubhafte Abstreitbarkeit. Er stand auf und schüttelte Vernons Hand, bevor er sich wieder in seinen maßgefertigten Lederstuhl sinken ließ. Während er sich die Schläfen massierte, schlug er die Akte auf, die Vernon auf dem Schreibtisch hatte liegen lassen, und vertiefte sich in dem Dossier über die Brennan-Schwestern.
Wenn er mehr über sie herausfinden wollte, musste er in ihre Köpfe kommen. Und um das zu tun, musste er all seine Regeln brechen. Während er auf die Bilder der beiden Frauen starrte, versuchte er zu entscheiden, welche von ihnen die bessere Zielperson sein würde. Der Gedanke, in Nikas Kopf einzudringen, machte ihn an, und das wiederum überraschte ihn.
Sich vorzustellen, wie er durch ihre Träume wanderte und ihre intimsten Gedanken wahrnahm, war auf seltsame Art aphrodisierend. Etwas, das er nicht für möglich gehalten hätte. Er war mit der Fähigkeit geboren worden, die Gedanken anderer Menschen anzuzapfen, aber nur während diese im Traumzustand waren. Seit er bei der CIA ausgestiegen war, hatte er seine Traumwandererfähigkeit nicht mehr benutzt.
Denn das letzte Mal, dass er durch die Träume einer Frau gewandert war, hätte sie ihn fast umgebracht.
Declan drückte die Glastür des schäbigen Diners auf und sah sich um. Beinahe augenblicklich entdeckte er seinen Bruder in einer der Sitzecken. Allerdings war sein Bruder auch schwer zu übersehen. Er war nur etwas über eins achtzig, hatte aber die breiten Schultern eines Football-Linebackers. Im Sitzen sah er gewaltig aus. Als Declan sich dem Tisch näherte, breitete sich ein Grinsen auf Rileys müdem Gesicht aus.
Wortlos stand Riley auf und begrüßte ihn mit einer Umarmung. Er hatte beide Arme komplett zutätowiert. Die Tattoos hatte er alle selbst entworfen und manche sogar selbst gestochen. Da ihm drei Tattoostudios gehörten, zwei in Miami und eines in Orlando, war er die perfekte wandelnde Werbung.
„Gut siehst du aus.“
„Du bist so ein Lügner.“ Riley schmunzelte, während er sich wieder setzte. „Ich bin fix und fertig. Ich habe die letzten achtzehn Tage durchgearbeitet. Ich weiß nicht einmal, welchen Tag wir heute haben“, murmelte er und warf einen Blick auf sein Smartphonedisplay.
Mit mindestens drei Tage alten Bartstoppeln und einem verblassten T-Shirt, das mehrere Jahrzehnte alt zu sein schien, ähnelte sein Bruder fast schon einem Obdachlosen. „Also, was gibt’s? Du klangst irgendwie angespannt am Telefon.“
Declan wartete, bis die Bedienung ihre Bestellung aufgenommen hatte und wieder gegangen war, bevor er antwortete. „Ich kann dir keine Details verraten, aber es sieht so aus, als würde ich in naher Zukunft einen Auftrag von Andre Makarov annehmen.“ Möglicherweise.
Riley zuckte mit den Schultern. „Wäre ja nicht das erste Mal, dass du für ihn arbeitest.“
„Da ist jemand, der bald mit ihm reisen wird, und in dessen Kopf ich muss.“
„Seinen oder ihren? Geht es darum? Um eine Frau?“ Sein Bruder presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen.
Declan knirschte mit den Zähnen. Er war nie in der Lage gewesen, viel vor Riley zu verheimlichen. „Ja.“
„Wie lange willst du dich noch vom Geist dieser Schlampe verfolgen lassen, Mann? Du leugnest schon viel zu lange, wer du bist.“
Declan ignorierte seinen Bruder und nahm einen Schluck von dem Kaffee, den die Kellnerin vor ihm abstellte. Das Diner mochte von außen wie eine Absteige aussehen, aber sie hatten den besten Kaffee und Kuchen der Stadt.
Riley sah ihn bloß eindringlich an und in seinen dunklen Augen blitzte Ungeduld auf. „Also, wer ist diese Frau?“
„Das kann ich nicht sagen.“
„Warum musst du in ihre Träume eindringen?“
„Das kann ich nicht sagen.“
„Du scheinst ’ne Menge nicht sagen zu können“, brummte Riley. „Ich dachte, du hättest diese verdammte Geheimniskrämerei hinter dir gelassen.“
Declan unterdrückte ein Lächeln. „Tut mir leid, Mann.“
„Pass auf, ich weiß, dass es eine Weile her ist, dass du traumgewandert bist, aber—“
„Zwei Jahre.“ Weswegen er seinen Bruder angerufen hatte.
„Na gut, zwei Jahre. Wie groß ist die Gefahr, dass du in den Kopf eines anderen Mediums gerätst? Und selbst wenn die Frau übernatürlich veranlagt sein sollte, wie stehen die Chancen, dass sie so mächtig wie Madelyn ist?“
„Ja, ich weiß.“ Doch die Wahrheit war, dass er nicht wusste, wie groß die Gefahr war. In seinem vorherigen Beruf schienen sich Gleich und Gleich gerne zu gesellen, oder zumindest einander zugezogen zu fühlen. Er war sich nicht sicher, was das über ihn aussagte.
„Kannst du diesen … Auftrag oder was auch immer das ist, nicht einfach ablehnen?“
„Ich schulde jemandem einen Gefallen. Einen großen.“
Riley nickte kurz, als würde das alles erklären. Die Gallagher-Männer nahmen ihre Versprechen ernst. „Dann reiß dich zusammen und mach’s.“
„Na, das war ja herrlich ermutigend“, murmelte Declan.
Riley lehnte sich zurück, als die Kellnerin zurückkam und ihre Burger brachte, und ein Grinsen zupfte an seinen Lippen. „Was soll ich sagen? Ich bin gut. Hab schon drüber nachgedacht, Motivationscoach zu werden.“
Declan lehnte das Angebot der Kellnerin ab, weitere Soßen zu bringen. Als sie wieder gegangen war, bemerkte er, wie der Serviettenspender über den Tisch zwischen ihre Teller glitt. Mit verengten Augen sah er seinen Bruder an. „Warum machst du das hier?“
Riley grinste auf diese unausstehliche Art, die nur ein jüngerer Bruder draufhatte. „Manche von uns trainieren ihre Gabe halt. Ich will nicht einrosten.“
Declan antwortete nicht, aber Riley hatte recht. Sein Bruder hatte seine telekinetischen Fähigkeiten schon vor Jahren perfektioniert. Verdammt, all seine Brüder hatten ihre Fähigkeiten unter Kontrolle. Declan war der einzige, der seine Gabe seit Längerem nicht mehr genutzt hatte.
Intellektuell wusste er, dass er seine Angst überwinden und diesen Auftrag annehmen musste. Doch der Gedanke, wieder in die Traumwelt einzusinken, ließ bei ihm mehr kalten Schweiß ausbrechen als es selbst ein auf ihn gerichteter Pistolenlauf je getan hatte.
* * *
Declan legte den Kopf auf sein Kissen und starrte an die Decke. Dann befahl er sich, nicht so ein Weichei zu sein und zu tun, was getan werden musste. Er hielt sich das Foto von Nika Brennan vor die Augen und bekämpfte das aufkommende Verlangen, das tief in seiner Magengegend rumorte, während er es ansah. Er hatte einen Job zu erledigen und er konnte es sich nicht leisten, das zu versauen. Schon gar nicht wegen einer Frau. Einer sehr hübschen Frau mit strahlend grünen Augen. Er legte das Foto weg, schloss die Augen und fokussierte seine komplette mentale Aufmerksamkeit auf ihr Gesicht und auf das, was er von dem Dossier über sie gelernt hatte.
Dunkles, lockiges Haar, hellgrüne Augen, cremige, karamellfarbene Haut. Schlank, fast schon zierlich gebaut …
Laute, karibische Musik dröhnte aus den Lautsprechern. Überall wirbelten grelle Farben und er war umgeben von lächelnden, sonnengebräunten Menschen. Eine asiatische Frau, die Kokain schniefte, eine schwarze Frau, die tanzte …
Die Szene löste sich so schnell auf, dass er sich fühlte, als würde er durchs leere Weltall fallen. Dann stand er plötzlich vor einem Doppelbett mit vier Bettpfosten. Ein Hotelzimmer. Er sah sich um. Als er aus dem Fenster spähte, entdeckte er das Chrysler Building. Er war in New York.
Einen Sekundenbruchteil später bemerkte er, dass er beobachtet wurde. Sämtliche seiner Sinne verschärften sich alarmiert, als sein Blick auf den der Frau traf, die sich mitten im Bett aufgesetzt hatte. Es war sie. Nika Brennan.
„Wer bist du?“, fragte sie.
Ihm gefror das Blut in den Adern. Er war in ihren Träumen, aber sie war sich seiner Anwesenheit tatsächlich bewusst. Das war ihm erst einmal zuvor passiert und es war nicht besonders gut für ihn ausgegangen. Normalerweise spielten sich Träume in Bruchstücken und kleinen Szenen vor ihm ab und er bekam seine Informationen, indem er tiefer grub. Jetzt musste er besonders vorsichtig vorgehen. „Wer soll ich denn für dich sein?“, fragte er mit tiefer, verführerischer Stimme.
Ihre dunklen Augenbrauen gingen hoch und etwas, das wie Belustigung aussah, huschte über ihr Gesicht. „Ich muss wirklich den Verstand verlieren, wenn ich schon anfange, von sexy Typen zu träumen“, murmelte sie.
„Du findest mich sexy?“, fragte er.
Sie gab ein unfeines Schnauben von sich. „Selbst meine Fantasiemänner müssen ihr Ego geschmeichelt bekommen. Verfluchte Männer“, brummte sie.
„Wenn du nicht meinem Ego schmeicheln willst, dann vielleicht etwas anderem an mir.“ Er spielte mit dem Feuer, aber es war unmöglich, sich aus der Präsenz dieser Frau zurückzuziehen. Alles an ihr war hell und lebendig. Nicht nur körperlich, sondern psychisch, als wäre sie von einem außerweltlichen Licht umgeben. So etwas hatte er noch nie gesehen.
Sie stieß ein lautes Lachen aus. Der Klang war unerwartet kehlig und höllisch sexy. Und verursachte ihm einen Ständer. „Und ein Charmebolzen ist er auch noch.“
„Warum bist du in einem Hotelzimmer?“ Er hatte eine Menge Fragen, vermutete aber, dass es besser war, klein anzufangen. Er wusste nicht, wieso oder überhaupt wie sie seine Anwesenheit wahrnahm, und er wollte sie nicht verschrecken, für den Fall, dass sie ihn aus ihrem Kopf werfen konnte. Oder schlimmer.
„Du bist mein Traummann. Sag du es mir.“ Sie glitt aus dem Bett und kam auf ihn zu. Als hätte er ein Eigenleben, pulsierte sein Schwanz einmal kurz, als Declan realisierte, dass sie eine blaue, kurze Pyjamahose und ein dazu passendes, knappes Tanktop trug, das gerade genug Haut zeigte, um ihn in den Wahnsinn zu treiben. Sie blieb vor ihm stehen, streckte die Hand aus und legte sie ihm auf die Brust.
Als sie das tat, fiel ihm auf, dass er kein T-Shirt mehr trug. Sie musste projiziert haben, dass sie es wegwollte. Das Gefühl ihrer Hand auf seiner Brust war unglaublich real. Seine Haut erwärmte sich unter ihrer Berührung und erhitzte sich bis zu einem schwachen Brennen. Ihre Augenbrauen gingen überrascht hoch, als sie den Hautkontakt herstellte. Falls sie nicht zufällig eine grandiose Schauspielerin war, war sie genauso verblüfft wie er. Okay, das war ein gutes Zeichen.
Fast schon betrunken mit dem Verlangen, sie zu berühren, streckte er die Hand aus und legte sie ihr auf die Wange. Sie stieß sachte den Atem aus und ihm entging nicht, wie sich ihre Brustwarzen unter ihrem Oberteil verhärteten.
Oder wie sich ihre vollen Lippen leicht öffneten. Als sie sie mit ihrer Zunge befeuchtete, stöhnte er auf. Allerdings fiel ihm erst auf, dass er diesen Laut von sich gegeben hatte, als sie lächelte.
„Das ist der beste Traum, den ich seit Langem hatte“, flüsterte sie und schob sich näher zu ihm. Langsam und sinnlich ließ sie ihre Hände an seiner Brust hoch und in seinen Nacken gleiten. „Was machst du in meinen Träumen, du mysteriöser Mann?“, hauchte sie, ihre Frage kaum mehr als ein Flüstern.
Er war sich ziemlich sicher, dass sie nicht wirklich eine Antwort suchte. Ihre Augenlider senkten sich verführerisch, als sie auf seinen Mund sah. Wie unter Drogen begann er, sich vorzubeugen, drauf und dran, ihren Mund mit seinem zu erobern. Nur eine Kostprobe, das war alles, was er wollte. Nein, einmal kosten würde nicht genügen. Er war noch rational genug, um das zu wissen. Sein Herz raste wie wild. Er musste aus ihrem Kopf verschwinden, bevor er etwas Dummes tat.
Wach auf, wach auf, wach auf.
Er riss die Augen auf und sein Herz pochte mit wildem, ungleichmäßigem Takt in seiner Brust. Aber er lag in seinem Bett. Allein. Er schlug die Bettdecke beiseite und stöhnte, als sie über seine Erektion glitt. Es mochte nur ein Traum gewesen sein, aber seine Reaktion auf sie war zweifellos real. Viel zu real.
Wenigstens wusste er jetzt, worauf er sich einstellen musste. Wenn er das nächste Mal in ihrem Kopf war, würde sie ihn nicht überraschen. Sie hatte offensichtlich geglaubt, dass sie ihn heraufbeschworen hatte, also plante er, das zu seinem Vorteil zu nutzen.
Nika öffnete die Badezimmertür und trat in das luxuriöse Hotelzimmer hinaus, wo sie ihre Schwester vorfand, die am Spiegel stand und sich kirschroten Lippenstift auftrug. Lippenstift, der Sieh mich an schrie. Was genau der Sinn dahinter war. „Du siehst umwerfend aus“, sagte sie.
„Danke.“ Alena drehte sich zu ihr um, ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Natürlich erreichte das Lächeln nicht ihre Augen.
Und das deprimierte Nika zutiefst. Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto distanzierter schienen sie beide davon zu sein. Als würden sie verleugnen, was sie zu tun hatten. Vielleicht war es auch nur Nika, die es leugnen wollte. Nach Jahren der Planung fügte sich nun endlich alles zusammen. Also warum verspürte Nika dann kein Gefühl von bevorstehender Erleichterung? Stattdessen fühlte sie sich, als würden sie auf ein schlimmes Ende zusteuern. Dunkel und deprimierend. Und ihre verdammten Träume – oder Albträume, sie war sich nicht ganz sicher – halfen auch nicht gerade.
„Bist du sicher, dass du dazu bereit bist, Alena? Manchmal denke ich …“ Sie setzte sich aufs Doppelbett und biss die Zähne aufeinander, um sich davon abzuhalten, die Worte laut auszusprechen. Sie hatte sie ja nur das ganze letzte Jahr über gesagt. Es würde nichts bringen, sie zu wiederholen. Ihre Schwester würde ihre Meinung niemals ändern und Nika war es leid, ihr damit in den Ohren zu liegen.
„Du denkst was?“ Der Lippenstift fiel mit einem Klappern auf die Kommode.
Im Spiegel begegnete sie dem verschlossenen Blick ihrer Schwester. „Vielleicht sollten wir einfach abhauen“, flüsterte sie.
Alenas volle Lippen pressten sich für einen Sekundenbruchteil zu einer schmalen Linie zusammen und in ihren dunkelbraunen Augen loderte Wut auf. „Denkst du etwa, dieser Wichser hätte es verdient, zu leben?“
Gott, diese Wut war ein ständiger Begleiter von Alena, ein lebendes, atmendes Ding, bei dem Nika schwören konnte, dass sie es um ihre Schwester herumwirbeln sah. Nika schluckte und schüttelte den Kopf. „Nein. Aber ich will dich nicht auch noch verlieren.“ So lange Zeit hatte es nur sie beide gegeben. Sie konnte sich ein Leben ohne ihre Schwester gar nicht vorstellen. Weigerte sich, das zu tun.
Mit weicher werdender Miene kam Alena durch die Suite zu ihr und setzte sich neben sie. Das Bett bewegte sich kaum, als sie sich niederließ und Nikas Hand nahm. „Du wirst mich nicht verlieren. Ich versprech’s.“
Seit Nika fünf war, hatte Alena kein Versprechen mehr an sie gebrochen. Und Nikas Bauchgefühl sagte ihr, dass ihre Schwester durch nichts von dem hier abzubringen war. Sie könnte schreien und androhen, zu gehen, doch insgeheim wusste Nika, dass ihre Schwester ihr diese Drohungen nicht abkaufen würde. Denn Nika würde sie nie verlassen. Verdammt, sie konnte Alena gar nicht verlassen.
Seufzend stand sie auf und stemmte die Hände in die Hüften. Um das hier bis zum Ende durchzustehen, würde sie alles, was in ihrem Innern los war, verbergen müssen. Was etwas war, das sie schon in jungen Jahren gelernt hatte. „Bringen wir es hinter uns. Was werde ich tragen?“
Ihre Schwester stand auf und öffnete die verspiegelte Schranktür. Sie griff hinein und zog ein trägerloses, smaragdgrünes Kleid heraus, das etwa fünf Zentimeter über Nikas Arsch reichen würde. „Das passt zu deinen Augen.“
Nika nahm das Kleid aus Alenas ausgestreckter Hand und unterdrückte ein Grinsen, als sie das glänzende Stückchen Stoff hochhielt. „Mit dem Ding wird mir niemand in die Augen sehen.“
„Ganz genau. Und ich garantiere dir, dass wir Yashas Sohn heute Abend auffallen werden.“ Wieder ließ Alena dieses strahlende Werbelächeln aufblitzen.
Nika fiel auf, dass ihre Schwester ihn nie beim Vornamen nannte. Er war einfach nur Yashas Sohn. Als würde das Alena irgendwie mehr Distanz geben. „Und wenn nicht?“
„Das werden wir.“ Ihre Schwester winkte die Frage mit einem Abknicken ihres Handgelenks ab, wandte sich wieder dem Kleiderschrank zu und kramte darin nach etwas, das sie selbst tragen konnte.
Insgeheim hoffte sie, dass er Alena nicht bemerken würde, doch der realistische Teil ihres Hirns wusste, dass das praktisch unmöglich war. Nika war hübsch. Das konnte sie zugeben. Männer sahen ihr gelegentlich nach. Aber hübsche Mädchen gab es überall. Besonders für einen Mann wie Yashas Sohn, Andre Makarov. Er mochte ihr kurz nachsehen, und sie dann genauso schnell wieder abhaken.
Alena hingegen war die Anmut und Schönheit in Person. Dank ihrer gemischten Abstammung waren sie beide mit glatter Haut und hohen Wangenknochen gesegnet, aber bei ihrer Schwester war das alles nochmal intensiviert. Ihre Mutter war eine wunderschöne, zierliche Russin gewesen, und ihr Vater ein großer, kräftiger Brite mit tiefschwarzer Haut. Sie kamen beide nach ihren Eltern, aber Alena hatte diese großen, exotischen Augen, natürlich volle Lippen ohne Injektionen, und dank täglichem Pilatestraining einen Wahnsinnskörper. All das würde dafür sorgen, dass sie zumindest die Aufmerksamkeit des Mannes erregten.
Ganz zu schweigen davon, dass sie noch eine Geheimwaffe hatten. Nika. Selbst wenn er ihre umwerfende Schwester ignorieren könnte, würde es ihm bestimmt auffallen, wenn sie anfingen, in seinem Casino hunderttausende Dollar zu gewinnen. Sie hoffte nur, dass es nicht so weit kam.
Nika begann, sich die Mascara aufzutragen, und kicherte, als sie sah, was ihre Schwester sich ausgesucht hatte. Dieser Hauch von rotem Stoff, der angeblich ein Kleid darstellte, war reiner Sex und Sünde. „Versuchst du etwa, dem Mann einen Herzinfarkt zu verpassen, bevor wir …“ Ihr Lachen starb ab, als sie realisierte, was sie fast gesagt hätte. Sie räusperte sich und nahm ihr dunkles, unbändiges Haar im Nacken zusammen. Ihre Locken waren rebellisch wie immer. Normalerweise band sie sie einfach zu einem Pferdeschwanz zusammen. „Soll ich meine Haare hoch oder offen tragen?“
Glücklicherweise ignorierte Alena ihren ersten Kommentar. „Definitiv offen. Mach den Lockenstab und das Glätteisen an und ich style es für dich. Dann können wir ein paar dieser wilden Locken glätten und ihnen an den Enden etwas Schwung geben.“
Als ihre Schwester fertig war, waren Nikas Locken weicher und rahmten ihr Gesicht ein. Ihr eigenes Haar hatte Alena geglättet, sodass es ihr glatt und glänzend den Rücken herabfiel. Wie ein tintenschwarzer Wasserfall.
„Und denk dran, nach dem heutigen Abend sind alle Gespräche hier“, ihre Schwester gestikulierte mit der Hand durch den Raum, „nur noch nach Drehbuch.“
„Ich weiß, ich weiß. Wir müssen dafür sorgen, dass er uns – oder eher dich – auf seinen nächsten Trip nach Miami einlädt.“ Sie hatten es ja nur einhundert Mal durchgesprochen, aber offenbar hatte ihre Schwester das Bedürfnis, es nochmal zu wiederholen.
Wenn Andre ihre Schwester heute Abend bemerken sollte, dann mussten sie davon ausgehen, dass er einen Hintergrundcheck bei ihnen machen und sie beobachten lassen würde. Wenn er auch nur ein wenig nach seinem Vater kam, mussten sie unter der Annahme agieren, dass er ihr Hotelzimmer verwanzen würde. Was bedeutete, dass sie nur langweiligen Smalltalk halten durften, solange sie nicht absolut sicher waren, dass sie nicht belauscht wurden.
Als sie beide nach ihren Clutch-Handtaschen griffen, begann Alenas Handy zu vibrieren.
„Das ist deine Agentin“, sagte Nika ohne nachzudenken. Da sie mit ihrer Gabe nicht geboren worden war, musste sie sich bei vielen Dingen noch zurechtfinden – und das täglich – aber das war etwas, das sie immer irgendwie wusste.
„Angeberin.“ Grinsend holte Alena ihr Handy hervor und stellte es auf lautlos. „Das wird wohl nie aufhören, mich zu verblüffen“, sagte sie, während sie das Handy zurück in ihre Handtasche steckte.
Alena hakte sich bei ihr unter, als sie zur Tür hinausgingen. Auf ihrem Weg zu den Aufzügen konnte Nika die angestaute Energie spüren, die in ihrer Schwester brodelte.
Die an der Golfküste gelegene Stadt Biloxi war kleiner als Las Vegas, wo Makarov seine anderen Casinos hatte, aber Nika mochte die Gegend hier lieber. Es hatte weniger von dieser protzigen, grell leuchtenden Atmosphäre. Und sie hatten den perfekten Vorwand, um hier zu sein. Ihnen gehörte ein Haus in New Orleans, das nur eineinhalb Stunden entfernt war. Und dieses Hotel hier war nach einer längeren Reise einer ihrer Zwischenstopps auf dem Weg nach Hause. Zumindest war das ihre Geschichte.
„Wir stehen so verdammt kurz davor, das zu beenden, ich kann es fühlen“, flüsterte Alena.
Nika nickte bloß, ihre Gedanken aufgeteilt zwischen dem mysteriösen Mann in ihren Träumen und der ganzen Situation, in der Alena und sie sich gerade befanden. Verflucht sei dieser sexy Typ, den sie sich herbeigeträumt hatte. Und ja, ihr war bewusst, dass sie da ihr eigenes Fantasiegebilde verfluchte. Sie musste wirklich mal wieder flachgelegt werden oder sowas.
Nika gab sich einen mentalen Ruck. Sie hoffte, dass ihre Schwester nach dieser Sache endlich etwas inneren Frieden finden würde. Sie hatten schon einmal versucht, Yasha umzubringen. Hoffentlich würden sie diesmal mehr Erfolg haben.
Bei all ihren Vorahnungen und Visionen sah Nika nie etwas über ihre und Alenas Zukunft. Nicht einmal einen kurzen Blick. Und das war eine äußerst angsteinflößende Tatsache. Sie mochten einen Vorteil gegenüber der Makarov-Familie haben, doch egal wie viel Planung sie in ihr Vorhaben gesteckt hatten, es machte ihr nach wie vor eine Heidenangst, dass Yasha Makarov auf eine Art und Weise skrupellos war, wie sie und ihre Schwester es nie sein würden. Egal was Alena zu denken schien, es gab gewisse Grenzen, bei denen Nika wusste, dass ihre Schwester sie nie überschreiten würde. Und es wäre nicht allzu abwegig, wenn Yashas Sohn da eher nach seinem Vater kam. Schließlich errichtete man kein Casinoimperium, ohne sich ein paar Feinde zu machen.
Während sie den Flur entlangschlenderten, ging die Tür einer der anderen Luxussuiten auf. Zwei protzig gekleidete Männer, die ungefähr in ihrem Alter waren, kamen heraus. Aus dem Augenwinkel sah Nika, wie der eine den anderen mit dem Ellbogen anstieß.
Einer der beiden stieß ein leises Pfeifen aus, aber weder sie noch Alena machten sich die Mühe, in ihre Richtung zu sehen. Der Fahrstuhl klingelte fast genau in der Sekunde, in der sie davor ankamen. Trotz der Versprechen ihrer Schwester, trotz des Vorteils, den sie hatten, lief ein Schweißtropfen Nikas Wirbelsäule herab.
„Lächeln“, befahl ihre Schwester, als sie die verspiegelte Aufzugkabine betraten.
„Moment noch!“, rief einer der Männer aus dem Flur.
Nika lächelte und winkte, während sie den Knopf drückte, um die Tür zu schließen. Ihre Schwester kicherte über die genervten Proteste, die abgewürgt wurden, als die Türen mit einem Zischen zuglitten.
Wenige Sekunden später gingen die Türen im Erdgeschoss wieder auf. Augenblicklich schlugen ihnen Musik, Zigarettenqualm und laute Stimmen entgegen. Ein scharfer Kontrast zu der sanften Fahrstuhlmusik.
„Zu den Blackjack-Tischen“, sagte Nika, da sie bereits wusste, was ihre Schwester fragen würde. Dort würden sie definitiv Glück haben. Das spürte sie in den Knochen.
Ihre Absätze klackerten über den Marmorboden der Lobby, während sie zum Casinobereich gingen. Als sie an einer Reihe von Glücksspielautomaten vorbeikamen, wurde Nikas Blick von einem schäbig gekleideten Mann angezogen, der vor einem der Automaten saß.
Seine Verzweiflung war so intensiv, dass sie ihn wie eine dunkle Wolke umgab. Nikas Nacken kribbelte, als sie ihn betrachtete. Unerwartete Tränen traten ihr in die Augen, als eine Vision von ihm in ihr aufblitzte, wie er sich eine Pistole in den Mund schob.
„Ach, Mist“, murmelte sie leise.
„Nika.“ Der warnende Ton ihrer Schwester und der feste Griff um ihren Arm hielten sie nicht davon ab, an seinem Stuhl stehenzubleiben.
Sie beugte sich über die Schulter des Mannes und versuchte, den erstickenden Gestank von Körpergeruch und altem Zigarettenrauch zu ignorieren. Überrascht sah er zu ihr hoch und in seinen trüben Augen blitzte kurzzeitiges Interesse auf. Nika klopfte gegen den unbesetzten Automaten neben ihm. „Spielen Sie dreimal hier, dann gehen Sie nach Hause zu Ihrer Frau. Und um Himmels Willen, halten Sie sich von den Roulette-Tischen fern.“
„Was?“ Er drehte sich in seinem Stuhl zu ihr herum.
Doch sie hatte sich schon wieder abgewandt und ging mit ihrer Schwester weiter.
„Wie stehen die Chancen, dass dieser Loser auf dich hören wird?“ Alena verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.
„Das kann ich dir nicht sagen.“ Aber Nika hatte wenigstens versuchen müssen, dem armen Kerl zu helfen.
Während sie weitergingen, brachte ein aufgeregtes Rufen hinter ihnen mehrere Leute an den Glücksspielautomaten dazu, sich in Richtung des Lärms umzudrehen.
Ihre Schwester warf einen Blick nach hinten, aber Nika sparte sich die Mühe. Sie wusste, was sie sehen würde.
„Zehntausend. Nicht schlecht. Wie wär’s, wenn wir das vervierfachen?“ Ein silberhelles Lachen rollte aus Alena heraus und Nika unterdrückte ein Grinsen.
Wenn es nach ihrer Schwester gegangen wäre, hätten sie schon längst angefangen, in Casinos zu spielen. Sie gingen zum nahegelegensten Blackjack-Tisch und mehrere Männer drehten sich zu ihnen um und machten Platz, als sie Alena sahen.
Als sie sich setzten, drückte Nika eine flache Hand auf ihren nervösen Magen. Sie hoffte nur, dass ihr Plan aufgehen würde. Wenn nicht, und wenn Andre Makarov dachte, dass sie Karten zählten, würde man sie im hohen Bogen rausschmeißen. Es sei denn, er war wie sein Vater. Dann … ja, daran wollte sie nicht einmal denken.
* * *
Andre Makarov starrte auf die Übertragung der Überwachungskameras, die auf dem Flachbildfernseher an seiner Bürowand lief. Mit der Fernbedienung zoomte er näher an die dunkelhaarige Frau auf dem Bildschirm heran. Trotz ihrer Zierlichkeit war sie aufreizend kurvig. Alles an ihr war so lebhaft, von ihren großen Augen bis hin zu ihrem strahlenden Lächeln.
Seine Kehle zog sich zusammen, als sie sich vorbeugte und etwas zu einem der Gäste am Blackjack-Tisch sagte. Was auch immer es war, es brachte den Mann zum Lachen. Andre konnte sich nicht daran erinnern, wann ihm das letzte Mal eine Frau den Kopf verdreht hatte. Ach, er konnte sich nicht einmal an das Gesicht der letzten Frau erinnern, die mit ihm das Bett geteilt hatte. Was mehr über ihn aussagte, als er zugeben wollte.
Instinktiv sah er zu dem Foto seiner verstorbenen Ehefrau. Groß und schlank, mit einem kurzen, platinblonden Bob. Und natürlich lächelte sie in dem Bild nicht. Sein Blick wanderte zurück zum Fernseher und ein tiefsitzender – und unerwarteter – Hunger schoss durch seine Adern. Meins. Er war sich nicht sicher, wo dieses Wort herkam, aber verdammt, er fühlte es.
Andre drückte auf den Knopf seiner Gegensprechanlage. „Barry? Bist du noch da draußen?“
„Natürlich, Boss.“
„Kann ich dich kurz sprechen?“
Als sein Assistent ins Büro kam, nickte Andre zum Fernseher. „Ich will, dass einer der Sicherheitsleute diese Frau da bittet, mir im Tsukis Gesellschaft zu leisten.“
Barry sah stirnrunzelnd zum Fernseher und dann zu ihm. „Gibt es ein Problem, Sir? Denken Sie, dass sie betrügt?“
„Nein. Ich möchte mich einfach mit ihr unterhalten.“ Womöglich war seine Herangehensweise etwas arrogant, aber das war ihm egal. Er wollte jetzt sofort mit ihr reden.
„Natürlich … Sie wissen, wer sie ist, oder?“
Als Andre den Kopf schüttelte, nahm Barry ein Zigarren-Magazin von dem Beistelltisch an der Tür und zeigte ihm das Cover. „Ihr Name ist Alena Brennan.“
Deswegen kam sie ihm so bekannt vor. Ihr Haar war geglättet und ihr Gesicht nicht so dünn und hohl wirkend wie auf dem Cover – das Bild war zweifellos nachbearbeitet. Ihm gefiel die Version aus dem echten Leben besser. „Danke dir, Barry. Nachdem du dich darum gekümmert hast, kannst du verschwinden. Es ist eh schon viel zu spät, als dass du dich hier noch rumtreiben müsstest.“
„Sind Sie sicher?“
Andre nickte und unterdrückte ein Lächeln. „Nur weil ich hier bin, heißt das nicht, dass du auch die ganze Zeit hier sein musst.“
Der jüngere Mann lächelte. „Danke, ich sehe Sie dann morgen.“
Nachdem Andre die Videoübertragung ausgeschaltet hatte, rief er im Tsukis an. Die Empfangsdame nahm beim dritten Klingeln ab, was vermutlich bedeutete, dass viel los war. „Chiyo?“
„Ja, Mr. Makarov.“
„Ist mein Tisch verfügbar?“ Er wusste, dass er das sein würde, doch er fragte nach, weil Chiyo sonst nervös wurde, wenn er unangekündigt auftauchte.
„Natürlich, Sir.“
„Ich hätte gerne eine Flasche Dom Pérignon und zwei Gläser bereitstehen. Ich werde in ein paar Minuten da sein.“
„Selbstverständlich, ich kümmere mich sofort darum, Sir.“
Andre sah noch einmal auf den silbernen Bilderrahmen auf seinem Schreibtisch, dann legte er ihn in die oberste Schreibtischschublade. Zwei Jahre waren vergangen, seit sie gestorben war und er war kein verdammter Masochist. Es wurde höchste Zeit, dass er über seine untreue Ehefrau hinwegkam.
Nika warf einen Blick nach hinten. Eine kleine Gruppe von Männern und Frauen hatte sich hinter ihr und Alena versammelt. Größtenteils Betrunkene. Manche schlimmer als andere. Der Geruch von Alkohol und das penetrante, moschusartige Parfüm einer Frau ließen ihr übel werden. Und die Wolken des Elends, die manche von ihnen umgaben, waren genug, dass sie sich in ihrem Zimmer einsperren und nie wieder herauskommen wollte.
„Alena, es wird Zeit, einen anderen Tisch zu finden. Wir sind hier schon über eine Stunde“, murmelte Nika leise genug, dass nur ihre Schwester sie hören konnte.
„Was? Wir haben schon über Zweihunderttausend gewonnen.“ Alena sah sie nicht einmal an, sondern behielt ihren Blick auf den Tisch geheftet.
Das Gebaren ihrer Schwester ließ Nika mit den Zähnen knirschen. Ihre Spinnensinne – Alena liebte es, es so zu nennen – standen unter Hochspannung. Ihre Nackenhaare richteten sich auf. Sie waren irgendwem aufgefallen, der für das Casino arbeitete. Das spürte sie ohne jeden Zweifel. Nachdem ihre Schwester eine weitere Hand gewonnen hatte, jubelte der Tisch und der Dealer warf ihnen einen verstohlenen Blick zu.
Nika drückte Alenas Bein und diesmal würde sie ein Nein als Antwort nicht akzeptieren. „Wir sollten eine Pause machen. Jetzt.“
Ihre Schwester begann zu protestieren, hielt aber inne, als sie Augenkontakt machten. „Okay, okay.“
Sie schob ihre Chips zusammen und stand auf. Nika half ihr beim Einsammeln, aber bevor sie mit den Chips weggehen konnten, tauchten zwei Männer mit goldenen Namensschildern, auf denen einfach nur Security stand, neben ihnen auf. Sie benahmen sich nicht unhöflich oder nach außen hin bedrohlich, aber der dunkle Ausdruck in ihren Augen ließ Nika ein Frösteln die Wirbelsäule herablaufen.
Und Nika hasste das. Normalerweise bekam sie direkt ein Gespür für Menschen, aber diese beiden waren wie griechische Statuen. Als wären ihre Köpfe vollkommen leer. Nicht besonders beruhigend.
„Wenn die beiden Damen bitte mit uns kommen würden“, sprach der größere, dunkelhaarige Security sie an. Obwohl die Worte durchaus höflich klangen, lag da ein fast schon drohender Unterton in seiner Stimme, der deutlich machte, dass es eine Aufforderung war, keine Bitte.
„Wieso?“ Alena stemmte ihre perfekt manikürte Hand in die Hüfte und runzelte die Stirn.
Nika bemerkte, dass der Dealer den Tisch schloss. Die anderen Gäste entfernten sich rasch, während er dies tat.
„Andre Makarov, der Besitzer dieses Casinos, würde Sie gerne kennenlernen.“
„Was ist mit meinem Geld?“, fragte ihre Schwester und zog eine Schnute, jetzt im vollen Schauspielmodus.
Der Große nickte zu etwas hinter ihnen. „Unser Vorgesetzter wird die Chips für Sie zu den Kassen bringen. Keine Sorge, Ihr Geld wird auf Sie warten, wenn Sie zurückkommen.“
Alena schielte zu Nika, die nonchalant die Schultern zuckte, genau wie sie es geübt hatten. Ein Treffen mit Andre Makarov war genau das, was sie wollten. Sie hatte nur nicht damit gerechnet, dass es so schnell passieren würde. Entweder war das Schicksal heute Abend auf ihrer Seite oder es war kurz davor, ihnen in den Arsch zu treten.
Plötzlich fühlte Nika sich, als würden schartige Rasierklingen an den festen Knoten in ihrem Magen heften. Fast schmerzte es sie, zu atmen, doch sie zwang sich dazu, einen Fuß vor den anderen zu setzen und den beiden Männern in dunklen Anzügen über den edlen roten Teppichboden zu folgen.
Einer der Lieblingssprüche ihrer Mutter – eines der wenigen Dinge von ihrer Mutter, an die sie sich noch erinnerte – ging ihr durch den Kopf. Sei vorsichtig, was du dir wünscht.
Ein Schweißtropfen perlte an der Seite ihres Gesichts herab, doch sie traute sich nicht, ihn wegzuwischen. Obwohl die Security-Typen vor ihnen waren, wollte sie keinerlei Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Besonders, da sie davon ausging, dass sie über die Überwachungskameras des Casinos beobachtet wurden.
Ihre Begleiter hielten in der Lobby eines vornehmen japanischen Restaurants innerhalb des Casinos an. „Wenn Sie hier kurz warten würden?“
„Haben wir eine Wahl?“, schnaubte Alena, während die beiden Männer hinter einem karmesinroten Vorhang neben dem Podium der Empfangsdame verschwanden.
Nika seufzte innerlich über das Gehabe ihrer Schwester. Es mochte nötig sein, dass sie die naive Promitussi spielte, aber es war trotzdem nervig. In diesem Moment wollte Nika einfach nur wegrennen und ein normales Leben mit normalen Freunden führen. Leider bezweifelte sie, dass das möglich sein würde. Sie wusste nicht einmal mehr, was normal war. Sie hatte es nie gehabt.
„Miss Brennan.“ Nika und Alena drehten sich bei dem Klang einer tiefen, kiesigen Stimme um. Einer der Securities hielt den Vorhang beiseite, als Andre Makarov – der Sohn ihres Todfeindes – aus dem Inneren des Restaurants kam.
Er sah genauso aus wie auf den Fotos. Dunkelblonde Haare, unglaublich helle, blaue Augen, slawische Gesichtszüge, ein gutes Stück über eins achtzig und sehr gut gebaut. Er mochte einen dunkelblauen Zweireiher tragen – zweifellos maßgeschneidert – aber in diesem teuren Anzug steckte ein skrupelloser Mann. Zumindest war es das, was sie gehört hatten. An Selbstbewusstsein schien es ihm jedenfalls nicht zu mangeln.
„Wen von uns meinen Sie?“, fragte Alena.
„Oh.“ Für einen Sekundenbruchteil wankte der Schritt des Mannes, während er auf sie zukam. „Sie sind Alena Brennan, richtig?“
„Ja, und das ist meine Schwester, Nika.“ Alena deutete mit einer Hand zu ihr.
Er warf einen kurzen Blick in Nikas Richtung, bevor er sich mit einem Stirnrunzeln seinen Sicherheitsleuten zuwandte. Doch genauso schnell sah er zurück zu Alena. „Ich entschuldige mich. Mir war nicht aufgefallen, dass Sie jemanden bei sich haben. Ich wollte Sie lediglich einladen, heute mit mir zu Abend zu essen.“
„Das ist ziemlich anmaßend von einem Mann, dem ich noch nie zuvor begegnet bin.“
„Sie müssen meine Manieren entschuldigen—“
Nika räusperte sich, bereit, einen schnellen Abgang zu machen. Das hier war besser, als sie zu hoffen gewagt hatten. Und sie konnte fühlen, dass Andre keine dunklen Absichten hatte. Sie hatte nach wie vor keine Ahnung, wie sie das wissen konnte, doch sie verspürte dieses vertraute, kribbelnde Gefühl, das ihr dies sagte. „Alena, mir geht es nicht so gut, also wenn ihr mich entschuldigen mögt …“
Andre wandte sich ihr umgehend zu und ein überraschend besorgter Ausdruck tauchte in seinen attraktiven Gesichtszügen auf. Die Schwingungen, die von ihm ausgingen, waren ebenfalls authentisch, als täte es ihm tatsächlich leid. Das war interessant. Und unerwartet. „Miss, äh, Nika. Ich wollte Sie nicht beleidigen. Es wäre mir ein Vergnügen, wenn Sie beide mir beim Abendessen Gesellschaft leisten würden.“
„Danke, aber wir hatten einen langen Tag und ich bin erschöpft.“ Nika lehnte sich vor und küsste ihre Schwester auf die Wange, bevor sie sich erneut Andre zuwandte. „Sorgen Sie dafür, dass meine Schwester zu einer angebrachten Uhrzeit zurück in unserem Hotelzimmer ist.“
Ohne ihm eine Möglichkeit zur Antwort zu geben, drehte sie sich um und verließ das Restaurant. Alena würde kein Problem damit haben, mit Andre Makarov klarzukommen. Wenn überhaupt würde sie noch besser schauspielern können, wenn Nika nicht dabei war.
Menschen rauschten in einem Schleier an ihr vorbei, während sie zu den Fahrstühlen ging. Ihre Entschuldigung, dass sie müde sei, war keine Lüge gewesen. Dieses ganze Herumreisen war anstrengend und sie hatte kein Verlangen danach, stundenlangen Smalltalk zu halten. Ganz zu schweigen davon, dass in einem Casino zu sein ihre Sensibilität gegenüber anderen Menschen erhöhte. Sie nahm alle möglichen Arten von deprimierenden Emotionen auf und das war wirklich erschöpfend. Als sich die Fahrstuhltüren auf ihrer Etage öffneten, hatte ihre Anspannung bereits die Muskeln in ihrem Nacken und unterem Rücken verknotet.
In der letzten Woche war sie von sehr lebendigen, unglaublich erotischen Träumen heimgesucht worden, durch die sie in einem fast schon permanent geschwächten Zustand war. Was ihre Hypersensibilität gegenüber den Leuten um sie herum erklärte. Ein mysteriöser, äußerst heißer Mann war in ihrem Tiefschlaf aufgetaucht. Es war, als wäre dieser Traummann wie aus dem Nichts gekommen und hätte sich in ihrem Verstand festgesetzt. Alles an ihm wirkte real, von seinem würzigen, maskulinen Duft bis hin zu seinen rauen, starken Händen.
Und er besuchte sie jede einzelne Nacht in ihren Träumen. Von denen sie müde, keuchend, und oft unerfüllt von seinen Küssen und Liebkosungen, erwachte. Es war, als würde er sie absichtlich zappeln lassen, doch noch während sie diesen Gedanken hatte, wusste sie, wie verrückt das klang. Der Mann war verdammt nochmal nicht real.
Sie ließ ihre Keycard ins Türschloss gleiten und wartete, bis die Tür sich wieder hinter ihr geschlossen hatte. Da sie davon ausging, dass ihre Schwester in ein paar Stunden zurück sein würde, verzichtete sie darauf, den zusätzlichen Türriegel vorzuschieben. Nachdem sie sich das Gesicht gewaschen hatte, legte sie ihr Kleid ab und zog sich ein T-Shirt über, bevor sie unter die weiche Bettdecke schlüpfte.
Nur Schlaf. Keine Träume. Sie wiederholte die Worte immer wieder, während ihr Kopf tiefer in ihrem Kissen einsank.
Keine Träume …
Nika setzte sich in ihrem Bett auf und schlug die Bettdecke zurück. Die Decke fiel bis auf ihre Hüfte herab und entblößte ihre Brüste, aber das störte sie nicht. Ihr mysteriöser Traummann hatte sie schon mehr als einmal nackt gesehen. An diesem Punkt war ihr ein wenig Nacktheit völlig egal.
„Ich weiß, dass du hier bist.“ Wie immer war da ein leichtes Echo in ihrer Stimme, wenn sie im Traumzustand war. Eine Erinnerung daran, dass in ihren Träumen alles passieren konnte, sie aber trotzdem in Sicherheit war und die Kontrolle hatte.
Sie war in ihrem Hotelzimmer, und obwohl die Einrichtung identisch wirkte, war die Atmosphäre anders. Wie ein Foto, das noch nicht voll entwickelt war. Die Luft an den Rändern ihres Blickfelds war dick und verschwommen und gab ihr einen weiteren Hinweis darauf, in welchem Zustand sie sich befand.
Aus dem Schatten trat ein Mann, der ihr in letzter Zeit sowohl Wonne als auch Frust gebracht hatte. Er war fast einen Kopf größer als sie und sein tiefschwarzes Haar spiegelte die Farbe seiner dunklen, hintergründigen Augen wider.
Augen, in die sie in der letzten Woche viel zu oft geblickt hatte. Diese seltsame Sucht, die sie für diesen Fantasiemann zu haben schien, war wirklich bescheuert. Wobei sich ein Teil von ihr fragte, wie fiktiv dieser Mann tatsächlich war.
Als sie vor Jahren angefangen hatte, über das Paranormale nachzuforschen, war sie auf eine ganze Welt von Menschen mit den verschiedensten Gaben und Fähigkeiten gestoßen. Empathen, Heiler, Leute mit telekinetischen Kräften – Letzteres konnte sie noch immer kaum glauben. Aber sie hatte noch nie jemanden getroffen, der in Träume eindringen konnte, obwohl sie Gerüchte über Nachtwandler gehört hatte. Angeblich waren diese in der Lage, Albträume zu kreieren, doch bis jetzt hatte ihr mysteriöser Traummann das noch nicht getan. Eher das Gegenteil.
Sie rollte sich auf die Seite und drehte ihm den Rücken zu. „Ich will heute Nacht nicht spielen.“ Okay, das war eine dicke, fette Lüge. Sie wollte seine Hände und seinen Mund auf ihrem Körper spüren und ihn überall streicheln, aber nach heute Abend war sie mental zu erschöpft.
Das Bett gab nicht nach, das schien es in ihren Träumen nie zu tun, doch sie spürte, wie er hinter sie glitt. Nun, sie erahnte es eher, als dass sie es spürte, bis sich sein großer Körper der Länge nach an ihren drückte, seine Brust an ihrem Rücken. „Anstrengender Tag?“ Die Frage klang aufrichtig.
Was es bloß noch verrückter für sie machte, dass sie ihn herbeifantasiert hatte. Trotzdem antwortete sie. „Ja.“
„Willst du darüber reden?“
Ja. „Nein.“ Wenn sie laut aussprach, was sie und ihre Schwester tun würden, würde sie sich nur noch mieser fühlen.
„Willst du, dass ich gehe?“ Seine große, raue Hand legte sich auf ihren Bauch und glitt dann nach unten, bis seine Finger über ihren Venushügel strichen.
Anstatt zu antworten, rollte sie sich herum, sodass sie ihn jetzt ansah. Sofort passte er seinen Griff an, bis er seine Hand wieder zwischen ihren Beinen hatte, so verdammt besitzergreifend, dass es sie schaudern ließ.
Langsam glitt er mit dem Mittelfinger über ihre Spalte. Sie hatten sich heute Abend noch nicht einmal geküsst, doch er berührte ihren Körper mit einer sündhaften Vertrautheit, an die sie sich viel zu sehr gewöhnte.
Sie griff nach ihm und war drauf und dran, ihm seine schwarze Cargohose die Beine herabzustreifen. Wieso war er überhaupt so angezogen? Doch bevor sie so weit kommen konnte, hielt er sie auf, indem sich seine Hand blitzschnell um ihr Handgelenk schloss.
„Kein Anfassen“, murmelte er, bevor er ihren Mund mit seinem eroberte.
Ihre Zunge tanzte mit seiner, während sie ihre Finger in sein dunkles Haar gleiten ließ. Kein Anfassen. Pah. Sie würde diesen großen, dunklen und sexy Mann überall berühren. Das war ihr Traum.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen – und soweit sie wusste, war das durchaus möglich – grinste er an ihren Lippen, bevor er zurückwich.
„Du zerstörst noch den letzten Rest meiner Selbstbeherrschung.“ Ein sachtes Knurren stieg in ihm hoch und sie konnte nicht anders, als das unglaublich heiß zu finden.
„Vergiss Selbstbeherrschung.“ Sie begann, mit einer Hand seine Brust herabzugleiten, doch wieder bewegte er sich schneller, und sie fand sich unter ihm wieder.
Genau, wo sie sein wollte. Sie drückte ihre Hüfte zu ihm hoch. Das waren ihr Traum und ihre Regeln. Sie konnte tun, was sie wollte, ohne Konsequenzen.
„Wirst du mich heute Nacht weiter aufgeilen?“
„Aufgeilen?“
„Immer machst du mich scharf, ohne dass ich zum Ende komme.“ Sie spürte, wie ihre Wangen bei diesem Satz heiß wurden, was lächerlich war.
Er betrachtete sie einen Moment lang, als würde er etwas überlegen. Da war eine Unentschlossenheit in seinen dunklen Augen, und dann etwas, das sie nicht ganz deuten konnte. „Halt dich am Kopfteil fest.“
„Wieso sollte ich?“, fragte sie fordernd.
Er sah sie bloß an, während Lust und Hitze in seinem Blick aufloderten.
Sie kam seiner Aufforderung nach und war nicht gerade überrascht, als seidene Bänder um ihre Handgelenke auftauchten und ihre Hände ans Kopfteil fesselten. Im selben Augenblick verschwand ihre Kleidung, als hätte sie nie existiert. Oh ja, die Dinge waren dabei, interessant zu werden.
Sie hatten noch nie zuvor mit Fesseln gespielt, und im echten Leben hatte Nika das erst recht nicht, doch bei ihm fühlte sie sich sicher. Das war ihr Traum, rief sie sich ins Gedächtnis.
„Wenn sie dir nicht gefallen, denk sie einfach weg“, murmelte er, während er den Mund auf eine ihrer Brüste senkte.