Fatale Intrige (Retribution Reihe, Band 2) - Katie Reus - E-Book

Fatale Intrige (Retribution Reihe, Band 2) E-Book

Katie Reus

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Beschreibung

Sie waren Feinde.

Alena Brennans Beziehung zu Andre Makarov ist … kompliziert. Der Casino-Magnat war nur Mittel zum Zweck. Mehr nicht. Zumindest hatte sie versucht, sich das einzureden – bis sie sich irgendwann eingestehen musste, dass sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Doch da war er schon hinter ihre Lügen gekommen und hatte sie vor die Tür gesetzt.

Jetzt ist sie schwanger mit seinem Kind.

Andre versteht, warum Alena Rache wollte. Sein Vater hatte ihr alles genommen und sie schon als kleines Mädchen zur Vollwaise gemacht. Dennoch hatte Andre sie aus seinem Leben verbannen müssen. Immerhin war sie nach dem Tod seines Vaters in Sicherheit. Er sollte sie einfach vergessen. Doch als er erfährt, dass sie sein Kind in sich trägt, kann er sich nicht länger etwas vormachen und setzt alles daran, Alena zurückzuerobern und zu beschützen. Er weiß, dass ihr die Art und Weise nicht gefallen wird, doch Andre weiß auch, dass das umwerfende Model mit dem Ruf als Partygirl Aufmerksamkeit auf sich zieht … auch solche von der gefährlichen Art.

Alle Teile der Retribution Reihe:

Vergeltung

Fatale Intrige

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Fatale Intrige

KATIE REUS

Impressum

Fatale Intrige

Copyright © 2017, 2024 Katie Reus

* * *

Coverdesign von: Sweet ‘N Spicy Designs

Übersetzer und Herausgeber: Michael Drecker

Die Geschichte in diesem Buch ist frei erfunden. Die Namen, Charaktere, Orte und Begebenheiten entstammen der Fantasie der Autorin und existieren nicht wirklich. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen, geschilderten Ereignissen, Örtlichkeiten oder Einrichtungen sind rein zufällig. Alle Rechte vorbehalten. Mit Ausnahme von Zitaten, die in Rezensionen verwendet werden, darf dieses Buch ohne schriftliche Genehmigung der Autorin weder reproduziert noch in jeglicher Art und Form verwendet werden.

Bitte geben Sie auch keine Kopie dieses Buches weiter. Mit dem Kauf sind Sie berechtigt, eine legale Kopie für Ihr eigenes, persönliches Lesevergnügen auf Ihrem persönlichen Computer oder Lesegerät anzufertigen. Sie sind nicht berechtigt, dieses Buch in jeglicher Art und Form mit derzeit bekannten oder noch nicht erfundenen Methoden an irgendjemanden weiterzuverkaufen, zu vertreiben, zu drucken, weiterzugeben oder dieses Buch in einem Datenaustauschprogramm hochzuladen. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, so kaufen Sie bitte ein weiteres Exemplar für jede Person, mit der sie es teilen wollen. Bitte respektieren Sie das Werk und die Arbeit der Autorin.

Herausgeber:

Michael Drecker

Stühmeyerstraße 54

44787 Bochum

Deutschland

Inhalt

Über dieses Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Epilog

Liebe LeserInnen

Weitere Bücher von Katie auf Deutsch

Danksagungen

Über die Autorin

Über dieses Buch

Sie waren Feinde.

Alena Brennans Beziehung zu Andre Makarov ist … kompliziert. Der Casino-Magnat war nur Mittel zum Zweck. Mehr nicht. Zumindest hatte sie versucht, sich das einzureden – bis sie sich irgendwann eingestehen musste, dass sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Doch da war er schon hinter ihre Lügen gekommen und hatte sie vor die Tür gesetzt.

Jetzt ist sie schwanger mit seinem Kind.

Andre versteht, warum Alena Rache wollte. Sein Vater hatte ihr alles genommen und sie schon als kleines Mädchen zur Vollwaise gemacht. Dennoch hatte Andre sie aus seinem Leben verbannen müssen. Immerhin war sie nach dem Tod seines Vaters in Sicherheit. Er sollte sie einfach vergessen. Doch als er erfährt, dass sie sein Kind in sich trägt, kann er sich nicht länger etwas vormachen und setzt alles daran, Alena zurückzuerobern und zu beschützen. Er weiß, dass ihr die Art und Weise nicht gefallen wird, doch Andre weiß auch, dass das umwerfende Model mit dem Ruf als Partygirl Aufmerksamkeit auf sich zieht … auch solche von der gefährlichen Art.

Für all die LeserInnen, die „Vergeltung“ gelesen und darauf bestanden haben, dass Andre und Alena ihr eigenes Happy End bekommen. Dieses Buch ist für euch.

Prolog

Alena drückte den Oberschenkel ihrer Schwester Nika, während sie auf den Stuhl neben sie glitt. Sie befanden sich im luxuriösen Esszimmer von Andre Makarov – dem Sohn ihres Todfeindes – und Alena konnte die nervöse Energie, die in ihr summte, kaum im Zaum halten. Endlich war es soweit. Der Mann, der ihre Eltern umgebracht hatte, würde heute Abend sterben. Nach all den Jahren, in denen sie auf Rache aus gewesen war, würde es endlich passieren. Ihre Schwester war spürbar nervös und Alena konnte ihr da keine Vorwürfe machen.

Sie hasste es, dass sie Nika überhaupt in das hier hineingezogen hatte. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr.

Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Nika einen Schluck von ihrem Wein nahm und ihre Hand dabei leicht zitterte.

Neben Alena nahm Andre, der Mann, mit dem sie ausging – und als Mittel zum Zweck nutzte – ihre Hand in seine. Für einen kurzen Moment genoss sie seine Berührung und drückte seine Hand leicht zurück. Fast wünschte sie sich, dass er mehr wie sein Vater wäre. Das hätte es erheblich einfacher gemacht, ihn zu benutzen. Doch allem Anschein nach war er ein guter, anständiger Mann. Was das hier so viel schwerer machte. Aber nicht schwer genug, um es abzubrechen.

Am Tisch in Andres schickem Esszimmer, umgeben von Sicherheitspersonal – inklusive Declan, dem Mann, mit dem ihre Schwester etwas angefangen hatte – saß sie direkt gegenüber von Yasha.

Einem Monster.

Es war ihr unbegreiflich, wie Andre so anders sein konnte als dieser Mann, angesichts dessen, dass Yasha sein Vater war. Andre mochte ein skrupelloser Geschäftsmann sein, aber er hatte keine Menschen gefoltert oder getötet, um dahin zu kommen, wo er war. Nein, er hatte lediglich hart gearbeitet.

Groß und blond, sah Yasha seinem Sohn sehr ähnlich, aber seine Augen waren dunkler. Und leer.

„Wie geht es deiner Schwester?“, fragte Yasha Andre plötzlich, seine Worte leicht akzentuiert.

Die Veränderung in Andres Körpersprache geschah umgehend. Er wurde still und seine Kiefermuskeln spannten sich an, während er seinen Vater anstarrte. Seine Finger schlossen sich so fest um sein Glas, dass sie schon glaubte, es würde zersplittern. Doch bei ihrer Hand drückte er nicht zu, weil er ihr nicht wehtun wollte. „Ihr geht’s gut.“

„Bitte richte ihr aus, dass ich mich nach ihrem Wohlergehen erkundigt habe.“

„Verdammt, Vater“, murmelte Andre.

Yasha wandte sich ihr zu und richtete seine gesamte Aufmerksamkeit auf Alena. Es war aufwühlend, ihm so von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu sein. Dem Mann, der ihre Mutter vergewaltigt und getötet hatte. Ihren Vater getötet hatte. Und sie und Nika zu Waisen gemacht. „Er zieht seine Halbschwester seinem eigenen Vater vor. Dabei ist sie nicht mehr als die Tochter einer Hure.“

Alena versteifte sich. Unter allen anderen Umständen hätte sie ihm ihren Drink ins Gesicht geschüttet, wäre aufgestanden und gegangen. Aber sie musste sichergehen, dass er tot war. Sie hatte Gift auf seine Gabel gesprüht. Nicht lange nach seinem ersten Bissen würde er einen Herzinfarkt erleiden. Sie konnte nicht zulassen, dass Andre ihn rauswarf oder jemand anderes mit dieser Gabel in Kontakt kam. Nicht jetzt, wo sie ihrem Ziel so nahe war.

Andre schlug so wuchtig mit der Faust auf den Tisch, dass Gläser und Geschirr klirrten. „Verdammt! Kannst du dich nicht wenigstens für ein paar Stunden wie ein normaler Mensch benehmen? Wieso bist du überhaupt hier⁠—“

Obwohl es ihr schwerfiel, zügelte sie ihr Temperament. „Andre.“ Alena legte ihm eine beschwichtigende Hand auf den Unterarm und hoffte, dass er sich beruhigen würde. Umgehend fasste er sich wieder und sie nickte zu einem der Kellner. Ein Mann, der komplett in Schwarz gekleidet war, kam mit zwei Salattellern auf der Hand aus der Küche.

Oh Gott, gleich war es soweit. Endlich würden ihre Eltern Gerechtigkeit bekommen.

Neben ihr gab Nika eine Art gedämpftes Würgen von sich, doch Alena hörte es kaum. Ihr gesamter Fokus lag auf dem Monster, das ihr gegenübersaß.

Bald wirst du tot sein. Und ich werde es genießen, dich deinen letzten Atemzug japsen zu sehen.

Yasha nahm seine Gabel auf und sah mit berechnender Miene zwischen ihr und Andre hin und her. „Vielleicht bist du ja auch nur eine gewöhnliche Hure, Alena.“

Andre stand so abrupt auf, dass er seinen Stuhl zurückstieß und dieser laut klappernd auf den wunderschönen Hartholzboden kippte. „Das reicht! Mach, dass du hier verschwindest. Sofort.“

Alena schüttelte den Kopf und hielt eine beschwichtigende Hand hoch. „Ist schon okay. Er will bloß seinen Sohn beschützen. Lasst uns einfach essen und dann werden sich alle wieder beruhigen.“ Uff, kamen diese Worte wirklich aus ihrem Mund? Geduld, rief sie sich ins Gedächtnis. Geduld.

Während Andre seinen umgefallenen Stuhl aufhob, spießte Yasha mit seiner Gabel ein Salatblatt auf.

Adrenalin schoss durch sie und beschleunigte ihren Herzschlag. Iss es, du Stück Scheiße. Iss es!, schrie sie stumm. Es würde aussehen, als wäre er eines natürlichen Todes gestorben. Und wenn er tot war, konnte sie endlich ihr Leben weiterleben. Vielleicht etwas Frieden finden. Die anderen drei Männer, die am Mord ihrer Eltern – und der Vergewaltigung ihrer Mutter – beteiligt gewesen waren, hatte sie bereits umgebracht.

„Stopp“, schrie Declan hinter Nika und seine Stimme ließ den ganzen Raum verstummen.

Alle drehten sich zu ihm um und Alenas Herz setzte einen Schlag aus, als sie seine düstere, wütende Miene sah.

„Lass die Gabel fallen, Yasha.“ Declans Stimme war rasiermesserscharf.

Oh nein. Der Sicherheitschef. Der Mann, mit dem ihre Schwester schlief. Irgendwoher wusste er es. Oh Gott, hatte Nika es ihm verraten?

„Du hast es ihm gesagt?“ Entsetzt wandte Alena sich ihrer Schwester zu. Von Nika hätte sie als Allerletztes erwartet, dass sie sie hintergehen würde.

Nika schüttelte den Kopf und versuchte offensichtlich, sie zum Schweigen zu bringen. Oh, Mist. Nika hatte es nicht verraten, doch jetzt hatte Alena sie auffliegen lassen. Jetzt würde er das Gift auf keinen Fall einnehmen.

„Ihm was gesagt?“, fragte Yasha, während er seine Gabel weglegte und sie beide misstrauisch musterte.

Ein Ausbruch von Raserei und Schmerz, wie sie es noch nie verspürt hatte, rauschte wie ein Tsunami durch sie. Nein! Sie würde ihn nicht davonkommen lassen. Ohne sich mit einer Antwort aufzuhalten, schnappte sie sich ihr Steakmesser und stürzte sich wie eine Besessene über den Tisch auf ihn.

Am Rande nahm sie wahr, dass Gläser und Teller zerbrachen und sie mit Wein überschüttet wurde, aber nichts davon spielte eine Rolle, ihr ging es nur darum, dieses Messer direkt in Yashas schwarzes Herz zu rammen. Doch als sie durch die Luft flog, schlang sich ein Arm um ihre Taille und hielt sie ruckartig auf.

Andre.

Sie wehrte sich gegen seinen Griff und trat um sich, wobei einer ihrer Schuhe davonflog und nur knapp Yashas Kopf verfehlte. „Lass mich los!“, schrie sie, als⁠—

Alenas Augen sprangen auf, als der Weckton ihres Handys sie aus dem Schlaf riss. Mit rasendem Herzen setzte sie sich in ihrem Bett auf und schlug die Bettdecke von ihrem schweißnassen Körper. Ihr Schwitzen hatte nichts mit der nächtlichen Augusthitze von New Orleans zu tun. Sie hatte die Klimaanlage eingeschaltet, also herrschten in ihrem Haus kühle zweiundzwanzig Grad.

Aber nach diesem Albtraum – der genau genommen eine Erinnerung war – wachte sie stets aufgewühlt auf. Denn er endete immer auf dieselbe Weise. Damit, dass Yasha lebendig und bei bester Gesundheit aus dem Raum ging. Wenigstens war er kurz darauf tatsächlich gestorben. Er hatte sie damals auf der Stelle töten wollen, aber Andre hatte ihn aufgehalten. Und Alena hatte keinen Zweifel daran, dass Yasha sie früher oder später erwischt und getötet hätte, wäre er nicht vorher selbst erschossen worden.

Aber Alena hatte Andre trotzdem verloren, einen Mann, den sie ursprünglich nur ausnutzen und dann abservieren wollte.

Stattdessen hatte sie sich in ihn verliebt. Doch er wollte sie nicht einmal mehr sehen, geschweige denn mit ihr reden. Nicht, dass sie ihm das übelnehmen konnte.

Nur war sie jetzt im dritten Monat schwanger mit seinem Kind. Und er hatte keine Ahnung. Sie wusste nicht einmal, wie sie ihm das beibringen sollte. Bestimmt würde er sie danach noch mehr hassen als sowieso schon. Doch ob Alena wollte oder nicht, sie würde sich schon bald mit ihm auseinandersetzen müssen.

Doch das würde nicht heute sein.

Kapitel1

Ein Monat später

Alena schrieb ihrer Schwester eine Textnachricht, als der Fahrer ihres Taxis in die Auffahrt von Nikas und Declans Haus bog. Das zweistöckige Haus lag in einer ruhigen Wohngegend namens Coconut Grove und war von Bäumen und dichten Büschen umgeben. Sie war schon einmal hier zu Besuch gewesen, vor eineinhalb Monaten, direkt nach der Verlobung ihrer kleinen Schwester. Alles sah noch genauso aus wie damals.

Als sie von der Rückbank rutschte und ausstieg, kam ihre Schwester aus der Haustür geflogen und stürmte über den Gehweg auf sie zu. Nika hatte die natürlichen Locken ihrer dunklen Haare wachsen lassen, die ihr jetzt über die Schultern fielen. Es stand ihr. Sie und Nika hatten dieselbe karamellfarbene Haut, ein Merkmal ihrer gemischten Abstammung. Mit diesen markanten Wangenknochen und strahlend grünen Augen sah ihre kleine Schwester absolut umwerfend aus. Darüber hinaus war sie schlau und gutherzig. Declan konnte sich glücklich schätzen.

„Wehe, dein Mann behandelt dich nicht gut“, flüsterte sie, als Nika sie mit ihrer Umarmung fast umgeworfen hätte.

Mit einem schnaubenden Lachen drückte Nika sie, dann hielt sie eine Sekunde inne, bevor sie wieder zurückwich. Ihre Augen weiteten sich leicht, als ihr Blick auf Alenas Bauch herabsank. Ach, Mist. Sie trug ein locker sitzendes, buntes Top mit Fledermausärmeln, das ihren kleinen Babybauch ausgezeichnet verbarg. Aber offenbar nicht gut genug, um Nika zu täuschen. Doch ihre Schwester würde nichts vor irgendeinem fremden Taxifahrer sagen. Nicht, wenn alles über Alena der Klatschpresse zugespielt werden könnte. Der Typ hatte wahrscheinlich keine Ahnung, wer sie war, aber trotzdem, sie waren immer darauf bedacht, ihr Privatleben privat zu halten.

Als Alenas Fahrer den Kofferraum schloss und ihr Gepäck neben ihr abstellte, zog sie ihre Kreditkarte über seinen Magnetstreifenleser und fügte ein nettes Trinkgeld hinzu. „Vielen Dank.“

„Wieso hast du denn nicht Bescheid gesagt, dass du früher kommst? Declan und ich hatten geplant, dich abzuholen“, sagte Nika, während sie Alenas Koffer hochhob.

Da sie allein vom Schwanger sein erschöpft war, versuchte sie gar nicht erst, den großen Koffer zu tragen. Stattdessen nahm sie ihre wesentlich kleinere Reisetasche und folgte ihrer Schwester über den Gehweg. Leuchtend gelbe Rosen wuchsen wild in den Büschen, die sich entlang der Front des Hauses erstreckten. Es waren die Lieblingsblumen ihrer Schwester.

„Ich konnte einen früheren Flug bekommen und wollte euch keine Umstände machen“, sagte sie, als Nika die Haustür hinter ihnen schloss. „Deine Haare sehen großartig aus“, fügte sie hinzu.

„Zum Glück gibt’s Haarprodukte für Mädels mit gemischter Herkunft“, sagte Nika lachend. Mit einem zustimmenden Schnauben wollte Alena gerade etwas erwidern, als Nika sich zu ihr umdrehte und die Augenbrauen hochzog, während sie den Koffer auf dem Holzboden des Eingangsbereichs abstellte. „Du bist schwanger.“

Japp. Sie konnte es nicht mehr verbergen. „Im vierten Monat.“

Nika blinzelte einmal, während sie nach Worten zu suchen schien. „Oh mein … oh, Mist … Oh⁠—“

„Nika. Ist schon okay.“

Die Augen ihrer Schwester weiteten sich zu fast schon zeichentrickartigen Proportionen, als es bei ihr klickte. „Es ist Andres!“

„Äh, ja. Und nein, er weiß es noch nicht. Aber ich werde es ihm auf jeden Fall noch sagen. Nur wird er wahrscheinlich – oder eher definitiv – einen Vaterschaftstest machen wollen. Also warte ich noch.“ Denn sie brauchte weiß Gott keinen zusätzlichen Stress in ihrem Leben. Ihre Ärztin zu Hause war in diesem Punkt sehr deutlich gewesen.

„Aber er ist der einzige Mann, mit dem du seit Ewigkeiten geschlafen hast.“

„Das weiß ich. Und du weißt das. Aber er wird mir das nicht einfach glauben.“ Und sie machte dem sexy Milliardär da keinen Vorwurf. Kein Stück. Er mochte nichts für seinen Vater übriggehabt haben, doch Alena hatte versucht, den Mann zu erstechen … und sie hatte Andre benutzt, um an Yasha heranzukommen. Was für ein Schlamassel.

„Hm, hast recht. Naja, komm rein, ich glaube, du solltest besser sitzen. Die räum ich einfach später weg.“ Sie gestikulierte mit einer Hand zu Alenas Koffer und der Reisetasche, bevor sie sich bei Alena unterhakte.

„Ach, du wartest doch bloß, bis Declan nach Hause kommt, damit du ihn die Sachen hochtragen lassen kannst.“

Nika lachte, ein Klang so leicht und erfrischend, dass es Alenas Seele wärmte. So lange waren sie durch die Welt gereist und hatten Rache an den Männern genommen, die ihnen ihre Familie entrissen hatten. Ihre Eltern waren CIA-Agenten gewesen, zwei der besten. Eines Nachts waren vier Männer in ihr Zuhause eingebrochen und hatten ihre Mutter und ihren Vater getötet. Alena hatte es geschafft, sich und Nika zu verstecken – obwohl sie damals selbst erst zehn Jahre alt gewesen war – und als sie sich schließlich wieder herausgetraut hatten, hatte sich ihnen ein blutiges Massaker geboten. Alena hatte verhindert, dass ihre Schwester das Blutbad sah, doch der Anblick hatte sich für immer in ihr Hirn gebrannt.

Und sie war nie darüber hinweggekommen. Hatte es nie hinter sich lassen können. Doch seit Yashas Tod wurde es langsam besser.

„Du kennst mich zu gut.“

Als sie die Küche betraten, wurde Alena von einer Welle plötzlicher Übelkeit erfasst. Manchmal passierte das. Kein Auslöser, keine Vorwarnung, einfach nur diese blöde Übelkeit. „Badezimmer?“, war alles, was sie hervorbringen konnte.

Nika musste ihren Gesichtsausdruck gelesen haben, denn sie zeigte direkt den Flur entlang. „Die erste Tür links.“

Das wusste Alena eigentlich, sie war ja schon einmal in diesem Haus gewesen, doch gerade konnte sie nicht klar denken. Weniger als zwei Minuten später hatte sie den dürftigen Inhalt ihres Magens entleert. Sie hatte sowieso nur Kekse runterbekommen. Nachdem sie die Toilettenspülung betätigt hatte, spülte sie sich den Mund mit einem Schluck Mundwasser aus, das auf dem Waschtisch gestanden hatte, und spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht.

„Geht’s dir gut da drin?“

Alena öffnete die Tür und sah ihre Schwester mit besorgter Miene davorstehen. „Ja. Ist nur ein wenig Morgenübelkeit und ganz normal. Ich bekomme sie allerdings immer nachmittags, nicht morgens. Hast du zufällig etwas Ginger Ale oder ein paar Cracker? Oder beides?“

„Japp. Komm mit.“ Eine Minute später reichte Nika ihr eine Dose Ginger Ale über die Kücheninsel. „Also, du bist wirklich schwanger. Dieses Oberteil leistet ganz gute Arbeit, das zu verbergen, doch bei deiner schlanken Figur wirst du das nicht mehr lange verheimlichen können. Tatsächlich überrascht es mich, dass noch niemand etwas dazu auf Social Media gepostet hat. Oder eines dieser Klatschmagazine darüber spekuliert.“

Dankbar nahm sie das Getränk entgegen und nahm einen kurzen Schluck, bevor sie antwortete. Als Model wurde alles an ihr unablässig unter die Lupe genommen. Doch in letzter Zeit hatte sie sich weitgehend zurückgezogen und wenn ihr Leben langweilig war, schenkte niemand ihr Aufmerksamkeit. „Das liegt wohl daran, dass ich mich den letzten Monat bei mir zu Hause verkrochen habe. Vor etwa vier Wochen habe ich einen Bauch bekommen und konnte ihn ohne lockere Kleidung nicht mehr verbergen. Also habe ich alle ausstehenden Aufträge abgesagt – meine Agentin weiß wieso und behält es für sich.“ Sie nahm einen weiteren Schluck und war froh, dass es half, ihren Magen zu beruhigen. „Aber ich muss es Andre erzählen, bevor es in den Medien auftaucht. Ich mache mir nur Sorgen, wie er darauf reagieren wird.“

Der Mund ihrer Schwester wurde zu einer schmalen Linie, als sie nickte. Nika hatte eine Menge Schuldgefühle wegen der Art und Weise, wie sie Andre behandelt hatten. Der Mann war so gut und anständig und Alena hatte auf seinem Herzen herumgetrampelt. Ja, sie hatte es getan, damit ihren Eltern Gerechtigkeit widerfuhr, und ja, sie war von ihrem Verlangen nach Rache geblendet worden, doch deswegen fühlte sie sich keinen Deut besser.

Sie fühlte sich nicht schuldig wegen dem, was sie den anderen drei Männern angetan hatte, die beteiligt gewesen waren, und es war ihr auch egal, was das über sie aussagte. Sie konnte mit ihren Taten leben. Doch sie hasste es, dass sie die kleine Blüte von etwas Echtem ruiniert hatte, das zwischen ihr und Andre gewesen war, und er sie jetzt nicht mehr ausstehen konnte. Gott, was er nur denken musste.

„Seine Reaktion könnte dich überraschen“, sagte ihre Schwester schließlich.

Sie zuckte verhalten die Schultern. „Vielleicht.“ Aber sie kannte Andre gut genug, um zu wissen, dass er nicht glücklich sein würde. Und sie wusste, dass sie dieses Baby auf jeden Fall behalten würde. Sie hoffte nur, dass sie einen Weg finden konnten, zivilisiert miteinander umzugehen und eine Art gemeinsame Elternschaft möglich zu machen. Falls er das nicht wollte, war es auch okay für sie, das Kind alleine großzuziehen. Seit sie in ihren Dreißigern war, plante sie, ihre Karriere innerhalb der nächsten fünf Jahre etwas langsamer anzugehen. Und der jetzige Zeitpunkt war so gut wie jeder andere. Sie hatte genug Geld gespart und verdiente ausreichend Tantiemen, dass sie es sich leisten konnte, eine Weile Vollzeitmutter zu sein, ohne einer Arbeit nachzugehen. „Ich habe darüber nachgedacht, mir ein Haus in Miami zu suchen. Ich würde sowieso gerne näher bei dir sein.“

Nikas Augen weiteten sich überrascht, während unmittelbare Freude über ihr Gesicht flackerte. „Das wäre fantastisch. Versteh mich nicht falsch, ich liebe Declan, und seine Familie ist wunderbar, aber du fehlst mir so.“

Bei den Worten ihrer Schwester zog sich Alenas Kehle vor Emotionen zusammen. „Du fehlst mir auch“, sagte sie und wischte sich ein paar vereinzelte Tränen von den Wangen. „Und nur damit du’s weißt, ich weine jetzt ständig. Es ist, als wäre ich ein undichter Wasserhahn. Neulich hab ich bei einer Pringles-Werbung geweint.“

Ihre Schwester kam um die Kücheninsel herum und zog sie in eine Umarmung. „Naja, diese Werbespots können ziemlich traurig sein“, sagte Nika mit einem leichten Lachen. „Und jetzt, da du eh schon mit dem Gedanken spielst, wirst du definitiv hierherziehen. Ich werde sofort anfangen, nach Immobilien zu suchen!“

Alena schüttelte bloß den Kopf und lachte über den Enthusiasmus ihrer Schwester. Zwar hätte sie gerne mehr darüber geredet, doch mehr als alles andere wollte sie, dass der Fokus ganz auf Nika lag. „Das können wir später noch besprechen. Jetzt lass uns erstmal über deine Hochzeitsplanungen reden“, sagte sie, als ihre Schwester zurückwich. „Du wirst so eine umwerfende Braut sein.“

Nika verdrehte gutmütig die Augen. „Ehrlich gesagt könnte ich auch einfach nur im Standesamt heiraten, aber Declan will unbedingt noch eine kirchliche Hochzeit, bei der all seine Brüder Trauzeugen sind.“

„Gut. Das hast du nämlich auch verdient. Ich bin froh, dass er dich nicht mit einer Quickie-Hochzeit durchkommen lässt.“ Sie hielt kurz inne, um an ihrem Cracker zu knabbern. „Wie lange ist er gewillt, dich dieses Ding planen zu lassen? Zwei Monate?“

---ENDE DER LESEPROBE---