Verlangen, leiden, hoffen, lieben - Susanna Abse - E-Book

Verlangen, leiden, hoffen, lieben E-Book

Susanna Abse

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Beschreibung

Das Leben schreibt die schönsten Geschichten – aber auch die traurigsten. Susanna Abse praktiziert seit mehr als 30 Jahren als psychoanalytische Therapeutin und hat bereits unzählige Menschen durch die tiefsten Täler ihres Lebens, aber eben auch zu den Höhepunkten begleitet. In den allermeisten Fällen geht es um Liebe und Beziehungen und in Verlangen, leiden, hoffen, lieben berichtet sie in 13 Fallgeschichten von allen Facetten der Liebe.

Die Fälle sind so vielseitig wie die Liebe selbst - von der Rückkehr der erwachsenen Kinder ins Paarleben der Eltern, über eine Singlefrau, die sich nach einer Partnerschaft sehnt, aber so gefangen ist in ihren Ängsten vor Abhängigkeit und wahrer Nähe, dass sie eben diese nicht zulassen kann, bis hin zu einem Paar, das seine Beziehung öffnet und sich neuen Freiheiten und Gefühlen stellen muss.

Susanna Abse leitet mit diesen mitreißenden und bewegenden Fällen durch die Therapie und durch die Liebe in jeder Beziehung. Von der Frage ob es „sich noch lohnt“ bis hin zu neuen Rollen innerhalb einer alten Beziehung – sie zeigt, dass das Herz verschlungene Pfade einschlägt, um sich des größten Mysteriums unseres Lebens anzunehmen und sich vor Schmerz zu schützen.

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Seitenzahl: 360

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Buch

Das Leben schreibt die schönsten Geschichten – aber auch die traurigsten. Susanna Abse praktiziert seit mehr als 30 Jahren als psychoanalytische Therapeutin und hat bereits unzählige Menschen durch die tiefsten Täler ihres Lebens, aber eben auch zu den Höhepunkten begleitet. In den allermeisten Fällen geht es um Liebe und Beziehungen, und in Verlangen, leiden, hoffen, lieben berichtet sie in 13 Fallgeschichten von allen Facetten der Liebe.

Die Fälle sind so vielseitig wie die Liebe selbst – von der Rückkehr der erwachsenen Kinder ins Paarleben der Eltern, über eine Singlefrau, die sich nach einer Partnerschaft sehnt, aber so gefangen ist in ihren Ängsten vor Abhängigkeit und wahrer Nähe, dass sie eben diese nicht zulassen kann, bis hin zu einem Paar, das seine Beziehung öffnet und sich neuen Freiheiten und Gefühlen stellen muss.

Susanna Abse leitet mit diesen mitreißenden und bewegenden Fällen durch die Therapie und durch die Liebe in jeder Beziehung. Von der Frage, ob es »sich noch lohnt«, bis hin zu neuen Rollen innerhalb einer alten Beziehung – sie zeigt, dass das Herz verschlungene Pfade einschlägt, um sich des größten Mysteriums unseres Lebens anzunehmen und sich vor Schmerz zu schützen.

Autorin

Susanna Abse ist praktizierende psychoanalytische Therapeutin und hat sich auf Paartherapie spezialisiert. Zehn Jahre war sie CEO der gemeinnützigen Organisation »Tavistock Relationships«, die unter anderem kostenlose Therapien anbietet. 2019 hat sie als Gastgeberin für das britische Fernsehen die Reihe »Britain on the Couch« begleitet.

SUSANNA ABSE

verlangen, leiden, hoffen, lieben

13 Geschichten aus der Praxis einer Paartherapeutin

Aus dem Englischen

von Angelica Bahlke

Die englische Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel »Tell Me The Truth About Love« bei Ebury Press, London.

Alle Ratschläge in diesem Buch wurden vom Autor und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.

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Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Deutsche Erstausgabe März 2023

Copyright © 2022 der Originalausgabe: Susanna Abse

Copyright © 2023 der deutschsprachigen Ausgabe: Mosaik Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag: Sabine Kwauka

Umschlagmotiv: © mauritius images / MAKISTUDIO / Alamy / Alamy Stock Photos

Redaktion: Ariane Novel

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

GS ∙ IH

ISBN 978-3-641-30199-6V001

www.mosaik-verlag.de

Für Paul, meinen Begleiter auf der Suche nach der Wahrheit.

Wir tun, wie uns getan wurde.

John Bowlby

INHALT

Vorwort

Teil eins – Zerbrechliche Bande

Als …

Victoria und Rupert sich weigerten, das Puppenhaus zu verlassen

Jack und Jill einen Hügel hinunterpurzelten

Kristof immer wieder den Frosch küsste

sich Schicksale verschworen, und Rapunzel ihr Haar herunterließ

der Bär von der Schönen und dem Biest erfuhr

Teil zwei – Verrat

Als …

Kamal entdeckte, wer in seinem Bettchen geschlafen hatte

Rhoda vom vergifteten Apfel naschte

Don Juan erwachsen wurde und eine Familie gründete

Rotkäppchen den Wolf im Schafspelz beschützte

Teil drei – Fleisch und Blut

Als …

Bina und Shapiro ein Baby aus dem Hut zauberten

Gabrielle und Johannes das Strohhaus abrissen, um etwas Neues zu errichten

Kelly Anne zur bösen Stiefmutter wurde

Reggie und Lawrence »Schweinchen in der Mitte« spielten

Nachwort

Danksagung

VORWORT

Die Paarbeziehung steht im Mittelpunkt dieses Buches, so wie sie auch im Mittelpunkt unseres Lebens steht. Wir werden mit dem Wunsch geboren, auf andere zuzugehen und mit ihnen in Beziehung zu treten, und jeder von uns, auch wenn er nicht mit beiden Elternteilen aufgewachsen ist, trägt eine tiefe innere Struktur in sich, die in der Vorstellung von einer intimen Bindung verankert ist. Allen technologischen Fortschritten zum Trotz wird es immer ein Spermium und ein Ei geben, eine Brustwarze und einen Mund – zwei Körper und zwei Seelen, die aufeinandertreffen. Wir Menschen können keine Kinder im Alleingang zeugen, und selbst wenn wir es könnten, bliebe der Drang nach »Geschlechtsverkehr« und zwischenmenschlichem Kontakt bestehen. Wir sind auf Liebe programmiert.

Dieses Bedürfnis nach Verbundenheit bildet den Kern vieler unserer Träume und Fantasien und ist ein Leitmotiv von Märchen, von denen Carl Gustav Jung glaubte, sie verrieten uns etwas über das grundlegende Wesen des Menschen. Aus diesem Grund habe ich das vorliegende Buch in der Form von psychoanalytischen Allegorien geschrieben, deren Titel sich an Märchen anlehnen. Auf diese Weise möchte ich die universellen Probleme und ewigen Dilemmata beleuchten, mit denen wir in Beziehungen zu kämpfen haben und die Paare einander näher- und, leider allzu oft, auseinanderbringen.

Wenn ein Paar in meine Praxis kommt, liegt dem oft eine Sehnsucht nach Verwandlung zugrunde – genauso wie den Märchen, in denen ein glückliches Ende erst möglich wird, wenn der Protagonist oder die Protagonistin große Hürden meistern und allen Widrigkeiten trotzen konnten. Natürlich kann eine Psychotherapie keinen Frosch in einen Prinzen verwandeln. Doch der Versuch liegt darin, die Patient*innen auf eine Reise mitzunehmen, auf der sie lernen zu verstehen, dass der Frosch und der Prinz zwei Seiten ein und derselben Person sind. Eine »Verwandlung« tritt womöglich dann ein, wenn Patient*innen diese Tatsache akzeptieren. Manche Patient*innen sind jedoch auf der Suche nach schnellen Lösungen – einem Zaubertrank – und erleben eine herbe Enttäuschung, wenn sie herausfinden, dass es sie nicht gibt.

Die Fallgeschichten in diesem Buch sind von über 35 Jahren Praxiserfahrung und Tausenden von Sitzungen mit Hunderten von Patient*innen, die leben und atmen, inspiriert und geprägt. Damit sich alle Patient*innen sicher sein können, dass das, was sie mir erzählen, vertraulich behandelt wird, habe ich nicht über bestimmte Personen geschrieben. Manche Leser*innen werden sich jetzt vielleicht fragen, wie diese Geschichten dann wahr sein können. Die Antwort lautet: Sie sind genauso »wahr«, wie Märchen »wahr« sind, die eine tiefere Wahrheit über die Natur des Menschseins erzählen wollen. Jedes Kapitel erzählt eine Geschichte, die exemplarisch für Probleme und Verhaltensmuster steht, die ich in verschiedenen Ausprägungen immer wieder beobachten konnte. Obwohl sie nicht von bestimmten Patient*innen handeln, offenbaren sie Wahrheiten über das menschliche Bedürfnis nach anderen, die Realität unserer Verletzlichkeit, die Unvermeidbarkeit von Abhängigkeit und unsere Angst davor.

Nimmt man Liebesbeziehungen unter die Lupe, ist es essenziell, sich zu fragen, was Wahrheit ist. Philosoph*innen beschreiben Wahrheit als etwas, das mit der Wirklichkeit übereinstimmt, doch die Wirklichkeit ist subjektiv: Meine Wirklichkeit wird eine andere sein als Ihre, und Ihre eine andere als meine. Ich betone das, weil diese Frage im Mittelpunkt jeder Paartherapie steht. Während der Therapie erkennen viele, dass sie nicht nur anderen gegenüber die Wahrheit verschwiegen, sondern auch sich selbst belogen haben – denn zu sich selbst ehrlich zu sein, bedeutet in der Regel, sich schmerzhaften Wahrheiten zu stellen, denen wir meist aus dem Weg gehen. Daher gibt es bei einem Paar zwei Aspekte der »Wahrheit«: Der erste beinhaltet, sich mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen und eigene Erfahrungen reflektiert zu haben. Der zweite, sich den Gefühlen der Partner*innen zu stellen und ihre Erfahrungen zu verstehen. Die Herausforderung besteht darin herauszufinden, ob diese beiden Wahrheiten nebeneinander existieren können, ohne dass die eine die andere zu vernichten droht.

Die meisten Paare brauchen etwas Zeit, um neugierig zu werden und sich dafür zu interessieren, dass ihre innere Wahrheit womöglich keine objektive Wirklichkeit darstellt, sondern – zumindest in Teilen – eine Spiegelung ihrer eigenen familiären Erfahrungen ist. Werden die Partner*innen dann doch neugierig, weniger defensiv und offener gegenüber ihren Gefühlen, können sie einander neu entdecken, und es entsteht eine andere Art der Wahrheit – eine Wahrheit, die geteilt wird und ein neues Narrativ entstehen lässt. Dabei handelt es sich nicht nur um ein intellektuelles oder kognitives Wissen, sondern vielmehr um einen emotionalen Prozess. Wie Jung schon sagte, könnten wir nicht so tun, als würden wir die Welt nur intellektuell verstehen. Genauso nähmen wir sie durch unsere Gefühle wahr. Das Urteil des Intellekts sei nur ein Teil der Wahrheit. Jung war ein weiser Mann. Als Psychotherapeutin habe ich erkannt, dass alle unsere Erfahrungen von unseren vorherigen Erfahrungen durchdrungen sind und geformt werden. Wir begegnen jedem neuen Ereignis oder jeder neuen Beziehung voller Vorurteile – und sind niemals frei von diesen Einflüssen. Obwohl wir uns vielleicht für unparteiisch halten, objektive Zeug*innen unserer Leben sind wir nicht. Die Vergangenheit lebt in der Gegenwart weiter.

In der Paartherapie geht es also darum, nach der Wahrheit zu suchen – aber nicht, sie zu besitzen! Es ist vielmehr ein Prozess, bei dem sich zwischen einem Paar etwas entfaltet, der zu Entdeckungen führt, die ihrerseits wiederum zum Verständnis und – manchmal – zur Verwandlung führen. Ich habe dieses Buch in der Hoffnung geschrieben, dass es den Leser*innen zu tieferen und ergiebigen Erkenntnissen über sich selbst und die eigenen Beziehungen verhilft. Bei der Paartherapie geht es vorrangig darum, etwas über sich und den Partner zu erfahren, das bisher von unseren Annahmen verdeckt geblieben war. Es geht darum, eine Reihe von »Wahrheiten« loszulassen und sich für ein gemeinschaftlicheres Verständnis voneinander zu öffnen – das ist die Wahrheit über die Liebe.

TEIL EINSZERBRECHLICHE BANDE

Niemals sind wir ungeschützter gegen das Leiden, als wenn wir lieben.

Sigmund Freud, Das Unbehagen in der Kultur

Jeder Mensch ist zerbrechlich, auch wenn wir womöglich ein Leben lang vorgeben, es nicht zu sein. Wir kommen hilflos zur Welt, und diese Erfahrung bleibt in unserer Erinnerung. Sie hallt in unserem Leben nach und stört uns mitten in der Nacht, wenn unser erwachsenes Ich schläft.

Den einzig wahren Schutz vor unserer menschlichen Zerbrechlichkeit bieten uns andere Menschen. Menschen mit Händen, die uns hochheben. Menschen mit Armen, die uns halten. Menschen mit einem Verstand, der uns versteht. Ohne sie sind wir allein – und dafür ist kein Mensch gemacht. Andere Menschen sind für uns jedoch auch eine Bedrohung: Sie erinnern uns an eine Zeit, in der wir fallen gelassen wurden, in der die Arme uns nicht sanft hielten, sondern uns grob einengten, und sie versetzen uns in eine Zeit zurück, in der wir missverstanden wurden. Wenn es also um die Liebe geht, wappnen wir uns gegen diese Zerbrechlichkeit, weil wir Angst haben.

Als Victoria und Rupert sich weigerten, das Puppenhaus zu verlassen

Manche Paare sind schockierend kindisch. Es wird geschimpft, gestritten und geheult – und sie hätten nichts lieber als ein Publikum, das sie auf die jeweils eigene Seite ziehen können. Ist der Freundeskreis diesbezüglich erschöpft, kommt ein Paartherapeut häufig gerade recht!

Ich kenne Kolleg*innen, die nur noch Einzelpatient*innen aufnehmen, sogar darauf bestehen, nie wieder mit Paaren zusammenzuarbeiten, weil diese Streitereien für sie zu aufreibend sind. Ich erinnere mich, wie ich vor vielen Jahren ein Seminar gab und ein angehender Therapeut sich sehr über den Fall aufregte, den ich zu Demonstrationszwecken in einem Video zeigte. Entnervt fragte er: »Warum um Himmels willen lassen Sie es nicht einfach gut sein, wenn sie nicht weiterkommen?« Das brachte ihm seitens der Studierenden eine kurze Runde Applaus und zustimmendes Nicken ein.

Wir mögen es zwar missbilligen, wenn sich Paare streiten oder sich kindisch benehmen, doch mir scheint, Paare werden auch deswegen zu Paaren, weil die intime Beziehung eine der wenigen Gelegenheiten bietet, bei denen es für Erwachsene vertretbar ist, in kindliche Verhaltensmuster zurückzufallen. Wann sonst können wir mit alberner Stimme sprechen? Jemanden »Käsekrümelchen« nennen oder so genannt werden? Wann sonst können wir jemanden im spielerischen Gerangel mit Wasser oder sogar mit Ketchup bewerfen? Wer würde uns etwas vorlesen? Oder etwas vorsingen? Uns im Arm halten und uns streicheln? Es ist vielleicht einer der großen Widersprüche des Lebens, dass es für Eltern normal ist, sich die Wärme eines Bettes zu teilen, wohingegen Kinder, der frühen Kindheit einmal entwachsen, darauf trainiert werden, allein zu schlafen. Als Paar können wir in die Welt des Spiels und des Berührens zurückkehren, die uns sonst im Erwachsenenleben verwehrt bleibt.

Nahezu alle intimen Liebesbeziehungen weisen kindliche Eigenschaften auf: Wir sprechen in Babysprache miteinander, wir kuscheln, streicheln und spielen. Auch der Sex selbst bietet Paaren die Möglichkeit, auf eine Weise zu streicheln, zu liebkosen, zu saugen, zu kitzeln und zu erkunden, wie es sonst im Leben eines Erwachsenen meist nicht möglich ist. Vor Kurzem beobachtete ich an einem Strand in Griechenland ein Paar, das sich gegenseitig Grashalme in die Nase steckte, um herauszufinden, wie lange sie das aushalten würden. Sie krümmten sich vor Lachen, und ich konnte sehen, wie verliebt sie ineinander waren und wie sehr sie durch dieses kindische Verhalten miteinander verbunden waren.

Nichtsdestotrotz muss ich gestehen: Es gibt Paare, deren infantiles Verhalten so regressiv und destruktiv ist, dass es selbst für einen alten Hasen wie mich kaum zu ertragen ist.

Victoria und Rupert waren eine solche Herausforderung. Beide waren Ende 30, schön, reich und intelligent, doch – ich wiederhole – eine echte Herausforderung. Jeder für sich konnte auf eine entwaffnende Art sehr charmant sein, doch zusammen waren sie ein Albtraum. Die vielen ruinierten Dinnerpartys, verpatzten Urlaube und tränenreichen Telefonate zu später Stunde hatten dazu geführt, dass die Freund*innen sie aus dem Adressbuch gestrichen hatten. Und so tauchten sie in meiner Praxis auf, bereit dafür, mich Ähnliches durchmachen zu lassen.

Da ich jedoch schon viele Stunden Paaren zugehört hatte, die sich ähnlich bekriegten, wusste ich, dass hier ein anderer Ansatz vonnöten war. Während unserer Sitzungen kam es zu Wutausbrüchen und vielen Tränen, und zwischen den Terminen erhielt ich hysterische Anrufe und E-Mails, in denen sie mir jeweils Textnachrichten und E-Mails weiterleiteten, die sie einander geschrieben hatten. Manchmal wurde ich bei diesem schriftlichen Wortwechsel auch in cc gesetzt und um ein Urteil gebeten, als wäre ich die rechtsprechende Instanz. Beide waren stets davon überzeugt, im Recht zu sein, und wandten sich mit tränenerfüllten Augen an mich, damit ich ihre Sicht der Dinge bestätigte. Jedes Mal, wenn sie zu mir kamen, sprachen sie bereits seit mehreren Tagen nicht mehr miteinander. Und dann, jeden Donnerstag in meinem Büro, vertrugen sie sich schließlich wieder und verließen kichernd und grinsend den Raum – wie zwei Kinder, die etwas aushecken.

Es gibt Paare, die in einem Streit ihre Empörung zum Ausdruck bringen, wenn sie aus ihrer Sicht unfairen Beschuldigungen und Verzerrungen der Wahrheit seitens des Partners ausgesetzt sind. »Wenn ich das doch nur gefilmt hätte, dann würde es beweisen, dass ich recht habe. So ist es einfach nicht gewesen!«, schreien sie dann. Beide sehen das Geschehene durch die eigene Brille – eine Brille, die durch vergangene Erfahrungen geformt und verzerrt ist, zu denen oft auch Traumata, Vernachlässigung und Missbrauch gehören. Und das stiftet Verwirrung und macht es schwer, Gefühle von Fakten zu unterscheiden. Je wütender und aufgebrachter die Partner*innen werden, desto mehr Mutmaßungen über die Motive und Absichten des anderen stellen sie an.

Ich hoffte, mit Victoria und Rupert behutsam daran arbeiten zu können, aus diesem Teufelskreis auszubrechen und neugierig zu werden. Neugierig auf sich selbst und neugierig auf den anderen. Die Annahmen, die sie über ihren Partner trafen, in Kombination mit der Erregung, die sie erzeugten, um sich nicht traurig fühlen zu müssen, sorgten dafür, dass sie in dieser ewigen Spirale aus Wut, Verrat und leidenschaftlicher Versöhnung feststeckten. Und obwohl es manchmal so schien, als würden sie Freude darüber empfinden, konnte ich hinter all dem Lärm ihre Verzweiflung sehen, sich niemals verstanden oder beschützt zu fühlen. Eines war mir klar: Wenn sich etwas ändern sollte, mussten sie traurig werden. Sie mussten erkennen, dass ihre Beziehung kein Puppenhaus war, in dem man ohne Konsequenzen oder Schäden mit Möbeln um sich werfen und Puppen auf den Kopf stellen konnte. Ich wollte, dass sie fühlten, wie ernst und traurig die Situation ist. Ich wollte, dass sie über ihre Ängste sprachen. Kurz gesagt: Ich wollte, dass sie sich veränderten.

Ob es richtig von mir war, all dies zu wollen, ist höchst fragwürdig. Sollte eine Psychotherapeutin solch klare Ziele für ihre Patient*innen haben? Ist es nicht unsere Aufgabe, das zu ermöglichen, was unsere Patient*innen wollen, und nicht das, was wir uns für sie wünschen? Natürlich war mir das damals bewusst. Doch wie sollte ich mit diesem Frust umgehen, den die Arbeit mit Victoria und Rupert in mir auslöste? Wie sollte ich die endlos langen Sitzungen mit diesen kleinlichen Streitereien und stürmischen Versöhnungen ertragen? Und wann, wie mein entnervter Student so treffend gefragt hatte, war die Zeit gekommen, um es gut sein zu lassen?

Ich dachte an ein anderes Paar zurück, das ich viele Jahre zuvor bei mir in der Therapie hatte. Roly und Clive waren noch sehr jung, als sie zu mir kamen, gerade mal 23 und 24 Jahre alt. Auch ihre Beziehung war von leidenschaftlichen Höhen und Tiefen geprägt. Wiederholt machten sie Schluss und versöhnten sich dann wieder. Die kleinste Kleinigkeit führte zur gegenseitigen Drohung, die Beziehung zu beenden, und ich wusste nie, was ich in der darauffolgenden Woche zu erwarten hatte. Ich riet ihnen eindringlich, die Arbeit mit mir ernst zu nehmen, doch das schien ihnen unmöglich zu sein. Nach mehreren Wochen mit verpassten Sitzungen, unbezahlten Rechnungen und chaotischen Nachrichten schrieb ich in einer E-Mail, dass sie für eine Therapie noch nicht bereit seien und mich doch kontaktieren sollten, wenn sie das Gefühl hätten, sich darauf einlassen zu können.

Welch Ironie! Verbindlichkeit war natürlich genau das, womit Roly und Clive zu kämpfen hatten. Beide hatten zu viel Angst, um sich wirklich an den anderen zu binden, und beiden war es unmöglich, sich zu einer Therapie zu verpflichten.

War das vielleicht, so fragte ich mich, auch Victorias und Ruperts Problem? Sie waren um einiges älter als Roly und Clive, daher stand viel mehr auf dem Spiel. Allerdings verfügten sie auch über die finanziellen Mittel, um diese Spiele miteinander spielen zu können, und zwar auf immer dramatischere Weise.

Eines grauen Morgens im Februar schleppte ich mich mit einem fiesen Schnupfen zur Arbeit. Victoria und Rupert waren an jenem Tag meine letzten Patient*innen und ich, so erschöpft wie ich war, hoffte insgeheim, sie würden absagen, damit ich zu Hause in meinen Schlafanzug schlüpfen konnte. Ich war schon im Begriff, meinen Mantel zu holen, als es 15 Minuten zu spät an der Tür klingelte. Aufgeregt und hektisch kamen sie herein, zogen ihre zueinander passenden, sehr teuren Daunenjacken aus und warfen sich, ohne auch nur einmal Luft zu holen, in ihr neuestes Drama.

Offenbar hatten sie ein langes Skiwochenende in Zermatt verbracht. Am zweiten Tag hatte sich Victoria über Ruperts provokativen Kommentar geärgert, dass ihr Hintern in der Skihose wirklich groß aussehe, woraufhin sie sich sofort ein Auto gemietet hatte und fünf Stunden nach St. Moritz gefahren war, um dort mit Freund*innen Ski zu fahren. Normalsterbliche hätten an Ort und Stelle bleiben müssen, um die Sache zu klären, doch sie war impulsgesteuert und reich, daher musste sie das nicht. Sie konnte auf dramatischste Art ihren Standpunkt klarmachen, indem sie Rupert am Hang des Berges stehen ließ.

Diese Art des »Auslebens« von Gefühlen ist äußerst kontraproduktiv. Bei einer Therapie geht es darum, Dinge auf sich wirken zu lassen, Gefühle auszuhalten, Unbehagen zu akzeptieren und sich seinen Ängsten zu stellen. Victoria und Rupert schienen allerdings fest entschlossen, sich nicht auf diesen Prozess einzulassen.

Es gab jedoch eine Sache, die sie beide mehr wollten als alles andere. Wenn ich in den Sitzungen darüber sprach, wurden sie immer sehr still, während meine Worte in ihnen nachklangen und ihre unendliche Sehnsucht zum Ausdruck brachten, eine Familie zu gründen. Eine Familie zu sein. Etwas, das keiner von beiden in seiner Kindheit und Jugend gehabt hatte. Ich werde nicht im Detail auf ihre jeweiligen Leidensgeschichten eingehen, denn Sie, liebe Leser*innen, können sich sicherlich ungefähr vorstellen, wie sie als Kinder vernachlässigt wurden. Sehr viel Geld und sehr wenig Fürsorge. Sie wurden früh auf Internate geschickt und erhielten viele Geschenke, die den Mangel an echter Aufmerksamkeit und Liebe nicht wettmachen konnten. Jede Menge Urlaube und große Gesten, aber wenig Stabilität. Eine sehr schmerzhafte Vorstellung, wenn man sich das einen Moment lang vor Augen hält. Genau das taten oder konnten sie nicht tun.

In ihren Sitzungen kam es im Laufe der darauffolgenden Wochen wiederholt zu destruktiven Trennungen und Versöhnungen. Ich blieb standhaft, unterband ihre Streitereien und versuchte, ihnen dann zu vermitteln, wie traurig das alles doch war. Wie traurig, dass sie einander drei Tage lange vermisst hatten, anstatt wie geplant ins Theater zu gehen oder nach Paris, Rom oder Zermatt zu fahren. All die abgesagten Veranstaltungen und verpatzten Gelegenheiten. Ich sprach sie darauf an, wie sehr sie Zeit und Energie damit vergeudeten, und wie sehr sie ihre tiefsten Hoffnungen vereitelten. Und mit der Zeit – mit sehr viel Zeit – begannen sie aufzutauen und aufrichtig traurig zu sein. Nach einem Streit fanden sie nun auch früher wieder zueinander als zuvor.

Kinder lieben Puppenhäuser: Es ist der Ort, an dem die Fantasie regiert und das Kind alle Macht und Kontrolle haben kann. Victoria und Rupert, die innerlich so verletzlich waren, taten gern so, als wären sie unverwüstlich, doch das waren sie natürlich nicht.

Es ist unvermeidbar, dass Paare sich streiten. Genauso unvermeidbar und gleichzeitig wichtig sind Meinungsverschiedenheiten. Und dass wir uns mit diesen Meinungsverschiedenheiten auseinandersetzen, ist, um wirklich zueinander finden zu können, vielleicht sogar wichtiger als gegenseitiges Einvernehmen. Du bist nicht ich. Ich bin nicht du. Und ja, das ist schwer und enttäuschend, aber auch interessant und manchmal aufregend. Und wenn wir nur »wir« sind, wer bin dann ich?

Will man als Paar glücklich genug sein, besteht der Trick nicht darin, nicht zu streiten, sondern darin zu lernen, sich gut zu versöhnen und die Beziehung zu kitten. Rupert und Victoria haben sich zu Beginn der Therapie zwar immer schnell wieder vertragen, doch sie haben dabei nie etwas repariert oder gelernt. Fieberhaft flickten sie, was geflickt werden musste, um ihren Schmerz nicht fühlen, nicht über ihn nachdenken und ihn sich bewusst machen zu müssen.

Als Jack und Jill einen Hügel hinunterpurzelten

Jack Sprat mochte kein Fett,seine Frau dagegen sehr.

Und teilten sie ihr Essen,wurde der Teller immer leer.

Englischer Kinderreim

Durch Ehen und langfristige Partnerschaften können wir uns weiterentwickeln und als Menschen wachsen. Die Fürsorge und – ja, auch – die Frustration, die wir in unseren Beziehungen erleben, lassen uns reifen. Wenn sich ein Paar in Therapie begibt, liegt das häufig daran, dass dieser Reifeprozess stockt oder erstarrt ist. Anstatt zu erkennen, dass die Beziehung dem Paar dabei helfen könnte, sich zu entfalten, steckt es in destruktiven Gefühls- und Verhaltensmustern fest. Eine Paartherapie kann diese Blockade lösen und das Paar auf einen kreativeren Weg durch den Zyklus des Lebens führen: Kinder bekommen, sie aufziehen und dann flügge werden lassen, sich beruflich weiterentwickeln, Freundschaften pflegen, im Ruhestand klarkommen und, natürlich, gemeinsam dem hohen Alter und dem Tod entgegenblicken. Bei einigen Paaren, deren Beziehung nicht gereift ist, entsteht dieser festgefahrene Zustand dadurch, dass jeder Konflikt vermieden wurde.

Ich erinnere mich an einen frühen Fall, vor etwa 30 Jahren, bei dem ich zum ersten Mal auf diese Problematik stieß. Es handelte sich um ein Künstlerpaar, das auf dem Land lebte – an einem ruhigen, abgelegenen Ort, allerdings nicht weit von London entfernt. Ich werde sie hier Jack und Jill nennen. Sie waren ein älteres Paar ohne Kinder und ohne Kinderwunsch. Als ich sie näher kennenlernte, meinte ich den Grund dafür zu kennen: Sie fühlten sich selbst noch wie Kinder, und zwar verloren – wie Hänsel und Gretel im Wald.

Zu dieser Zeit arbeitete ich als Therapeutin in Ausbildung in einem großen, öffentlichen Krankenhaus. Es war kein sonderlich freundlicher Ort, doch ich war sehr darauf bedacht, die vielen Regeln bezüglich der Therapiesitzungen einzuhalten. Und in dieser Klinik hieß das unter anderem, dass ich, wenn Patient*innen kamen, bei einer gleichgültigen Rezeptionistin anrufen musste, die das Paar dann in mein Behandlungszimmer im dritten Stock schickte.

Es war Dienstagnachmittag, und ich hatte den Morgen in Seminaren und später mit meinem Supervisor verbracht, der mir bei meinen Vorbereitungen auf ein neues Patientenpaar half. Ich schloss das Bürofenster, blickte auf meine Armbanduhr und sah, dass es 14 Uhr war, also rief ich beim Empfang an und fragte nach, ob sie schon da seien. Die Rezeptionistin teilte mir mit, dass das Paar angekommen sei und sich gerade auf dem Weg nach oben befände. Ich wusste nicht viel über Jack und Jill, doch ich wartete gespannt beim Aufzug, um sie zu empfangen und zu meinem Zimmer zu bringen. Eine Minute nach der anderen verging, und, während ich beobachtete, wie die Zeiger der Uhr sich allmählich auf 14:10 Uhr zubewegten, begann ich mich zu fragen, wo sie wohl geblieben waren.

Dann sah ich, wie sich ein älteres Pärchen langsam die Treppen hochschleppte und auf mich zukam. Ich war mir nicht sicher, ob es sich um Jack und Jill handelte, also standen wir uns leicht verlegen im Gang gegenüber, bis ich schließlich sagte: »Hallo, ich bin Susanna Abse. Sind Sie hier, um mich zu sehen?« Sie nickten und folgten mir in mein spärlich eingerichtetes Behandlungszimmer mit seinem klinischen Linoleumboden und seinen Metallfenstern.

Als ich an der Tür angekommen war, lagen die beiden einige Meter hinter mir. Ich war zugegebenermaßen zügig gegangen, doch sie waren langsam wie eine Schnecke. In meinem Büro dauerte es wieder eine Ewigkeit, bis sie ihre Taschen und Mäntel abgelegt und Platz genommen hatten.

Nachdem ich mich noch einmal richtig vorgestellt hatte, erklärte ich ihnen, dass wir bis 15:15 Uhr Zeit hätten und es sich um eine Beratung handle, um herauszufinden, ob eine Paartherapie das Richtige für sie sei. Und dann fragte ich sie, ob sie mir ein bisschen davon erzählen könnten, warum sie gekommen seien.

Es folgte ein langes Schweigen, und ich nutzte diese Gelegenheit, um sie genau zu betrachten. Jack war groß und sehr dünn, und mir kam der Gedanke, dass er vielleicht einmal sehr attraktiv gewesen war. Sein Haar war grau meliert und wirkte so, als hätte er seit Monaten keinen Kamm mehr benutzt.

Jill sah in ihrem ausgebeulten Tweedrock und der dicken dunklen Strumpfhose, die schon bessere Tage gesehen hatte, ebenfalls etwas ungepflegt aus. Sie trug eine auffällige orangefarbene Glasperlenkette, und ihr Haar, das zu einem losen Dutt hochgesteckt war, war scharlachrot gefärbt. Ich konnte den weißen Ansatz sehen, als sie sich vorbeugte, um ihre Tasche neben sich auf den blauen Linoleumboden zu stellen. Als sie sich wieder aufrichtete, blickte sie mich an und schenkte mir ein kleines, warmes Lächeln.

Beide blieben stumm, doch schließlich brach Jack, der Jill besorgt ansah, das Schweigen.

»Wir haben Probleme mit unseren Nachbarn.« Er stockte, und ich nickte ihm aufmunternd zu. 

Wieder blickte er erst zu Jill, bevor er langsam zu erklären begann, dass ihre Nachbarn Einwände gegen ein neues Atelier hätten, das sie auf ihrem Grundstück gebaut hatten. Ich war überrascht, aber auch neugierig – das war definitiv ein ungewöhnliches Thema für den Beginn einer Therapie. Jack beschrieb das Atelier, das – obwohl weit entfernt von der nächstgelegenen Nachbarschaft – auf dem Hang eines Hügels gelegen sei und daher sehr sichtbar. Ihre Nachbarn beklagten sich darüber, der Bau habe ihnen die Aussicht ruiniert, und hätten sich sogar an die lokale Baubehörde gewandt. Diese informierte Jack und Jill darüber, dass sie vor Baubeginn eine Baugenehmigung hätten einholen müssen. Sie seien sehr besorgt, erzählte Jack weiter, da sie befürchteten, das Studio abreißen zu müssen. Ich konnte die Angst, die er ausstrahlte, spüren.

Jill runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Also hakte ich etwas nach und fragte, ob diese Angelegenheit zwischen ihnen für Probleme sorge. Erneut folgte ein langes Schweigen, bevor wieder Jack die Gesprächsführung übernahm. »Möglich«, sagte er.

Ich drehte mich zu Jill. »Ich frage mich, ob Sie noch etwas dazu sagen wollen, Jill? Vielleicht sehen Sie die Dinge anders?« Damals ahnte ich noch nicht, dass ich mit dieser Frage den Kern ihres Problems traf. Konnte sie die Dinge anders sehen? Offenbar nicht.

Obwohl Jack und Jill noch zu zögern schienen, mit mir über ihre Probleme zu sprechen, erzählten sie mir doch etwas mehr von ihrem Leben. Sie hatten sich an ihrem ersten Tag an der Kunstschule kennengelernt, beide waren neu in London und ziemlich überwältigt von allem gewesen. Jack erzählte, dass ihn Jills ruhige Art angezogen habe. Sie habe so gelassen und aufgeräumt gewirkt – so »zen-mäßig«. Jill war sehr von seiner Größe beeindruckt. Er habe auf sie wie ein starker und stummer Typ gewirkt, diese Art habe sie an ihren Bruder erinnert. Angeregt berichteten sie mir davon, wie sie damals eine gemeinsame Arbeitsweise entwickelt hätten, die für ihre Kunst von zentraler Bedeutung geworden sei. Unzertrennlich seit dem 18. Lebensjahr, waren sie nun beide Ende 50. Sie erinnerten mich an das Künstlerpaar Gilbert und George – sie wirkten wie die heterosexuelle Version dieses Paares, sie glichen einander wie ein künstlerisches Ei dem anderen. Ihre Arbeit war offensichtlich die treibende Kraft im Leben der beiden, und Jill sprach sehr ausführlich davon, was für ein wunderbarer Bildhauer Jack sei und wie sehr sie versuche, seiner Arbeitsmoral nachzueifern, obwohl ihr das manchmal sehr schwerfiel. Sie grinste und lachte, als sie das sagte, und auch er lachte laut. Allerdings verstand ich nicht genau, was daran lustig war. Im weiteren Verlauf der Sitzung fiel mir auf, dass beide sehr viel schmunzelten und lachten. War dies ihre Strategie, unangenehme Gefühle zu verschleiern?

Nachdem sie gegangen waren, schrieb ich in meinen Notizblock »Hänsel und Gretel im Wald?« – meine Kurzfassung für eine bestimmte Art von Paaren, die sich mit Konflikten und Meinungsverschiedenheiten besonders schwertun und alles daransetzen, die Harmonie in der Beziehung nicht zu gefährden. Eine Folge davon ist, dass alle Probleme und Konflikte mit den Menschen außerhalb dieser kleinen Paarwelt ausgetragen werden – mit Schwiegereltern, Geschwistern oder, wer weiß, der Nachbarschaft. Ich hatte das Gefühl, dass Jack und Jill versuchten, in einer Art kindlichen Zuflucht zu leben, versteckt auf dem Land und weit weg von den Einmischungen und Anforderungen der Außenwelt. Einzig ihre Nachbarn, die es – so ihre Befürchtung – auf sie abgesehen hatten, schienen ein Schandfleck zu sein.

»Hänsel-und-Gretel-im-Wald«-Paare versuchen, sich eine Beziehung zu schaffen, in der die Partner*innen – wie gute Mütter – die Bedürfnisse des anderen auf eine umfassende und fast schon unausgesprochene Weise erkennen und erfüllen. Dabei passen sich die Partner*innen einander so sehr an, dass die Illusion von einer Einheit entsteht, die sich wiederum wie eine glückselige Erfahrung anfühlen kann, im Arm gehalten und beschützt zu werden.

Du und ich

empfinden so viel Liebe,

dass es

brennt wie ein Feuer,

in dem wir einen Lehmklumpen in den Ofen schieben,

der zu deiner

und zu meiner Figur geformt ist.

Dann nehmen wir sie beide

und brechen sie in Stücke.

Wir mischen sie mit Wasser

und formen wieder eine Figur von dir

und eine Figur von mir.

Ich bin in deinem Ton,

du bist in meinem Ton.

Im Leben teilen wir eine einzige Decke,

im Tod einen einzigen Sarg.

– Guan Daosheng, Verheiratete Liebe (chinesischer Maler, Kalligraf und Dichter aus dem 13. Jahrhundert)

Dieses Gedicht beschreibt das wunderbare Gefühl des Einsseins, mit dem die meisten Liebesgeschichten beginnen. Wenn wir uns verlieben und unser Herz in die Hände des anderen legen – was schließlich bei einer fremden Person sehr riskant ist –, vermittelt es uns das Gefühl, vollkommen miteinander verschmolzen zu sein, die Illusion von Sicherheit. Unterbewusst glauben wir: »Wenn wir eins sind, kannst du mich nicht verletzen. Wenn wir dasselbe sind, für immer in liebevoller Umarmung umschlossen, wirst du mich nie verlassen.«

In den meisten Beziehungen durchlaufen erwachsene Partner*innen einen langsamen Prozess der Desillusionierung und Trennung. Das Leben nimmt seinen weiteren Lauf, und die Flitterwochen enden. Plötzlich lebt man nicht mehr mit diesem idealen Menschen zusammen, sondern mit jemandem, der realer ist, mit eigenen Ansichten und anderen Bedürfnissen. Diese Desillusionierung kann das Ende einer Beziehung oder den Beginn einer neuen Phase einläuten. Meist fühlt sich das wie ein schmerzhafter Verlust an, und Paare können viele Jahre damit zubringen, sich durch diese Enttäuschung zu arbeiten – hin zu einer realistischeren Sicht auf das, was ihre Beziehung ihnen tatsächlich geben kann. Das Ergebnis ist sicherlich weniger romantisch, doch für viele Paare führt dies auch zu mehr Intimität, da ihre Beziehung ehrlicher ist, und Intimität oder Nähe werden immer dann gestärkt, wenn man sich verstanden fühlt.

Ich war mir nicht sicher, ob Jack und Jill das Angebot einer Paartherapie annehmen würden. Vielleicht wäre es zu viel für sie – es schien, als hätten sie sich ihr Leben bewusst so eingerichtet, ein Leben, das sie vor Unstimmigkeiten und den Widrigkeiten einer Beziehung schützte. Doch zu meiner Überraschung schrieben sie mir nach ein paar Tagen Bedenkzeit, sie würden gern einmal pro Woche zu mir kommen. Sie machten deutlich, dass dies für sie keine Kleinigkeit sein würde, denn die Anreise kostete sie fast zwei Stunden. Da ich mich noch in Ausbildung befand, empfand ich eine gewisse Beklemmung, ich war mir nicht sicher, ob ich schon ausreichend befähigt war, um ihnen überhaupt helfen zu können. Auch die Vorstellung, mit zwei Menschen zu arbeiten, die vom Alter her meine Eltern hätten sein können, machte mich etwas nervös.

Die darauffolgende Sitzung brachte bezüglich ihrer Beziehungsprobleme kein Licht ins Dunkel, stattdessen berichteten sie obsessiv von ihren Nachbarn und dem Gemeinderat. Sie sprachen ausführlich von ihrer Sorge, vielleicht das Atelier abreißen zu müssen, und was das für Jacks Vorbereitung einer prestigereichen Einzelausstellung bedeuten würde, die für das folgende Jahr geplant war. Ich hörte ständig nur, wie wichtig seine erste Einzelausstellung sei – und welch große Ehre. Nie zuvor habe ihm eine Galerie eine solche Möglichkeit angeboten.

»Und wie ist das für Sie, Jill?«, fragte ich. »Ist diese Ausstellung vielleicht eine echte Herausforderung für Jack, so ganz ohne Sie?«

»Das Problem ist der Brennofen«, sagte sie und überging meine Frage. »Er kostete mehrere tausend Pfund, und es hat Wochen gedauert, bis er eingebaut war. Wir können es uns einfach nicht leisten, das noch mal machen zu lassen. Dafür ist unser ganzes Geld draufgegangen. Wenn die sagen, dass wir das Atelier abreißen müssen, dann wird das …« Sie verstummte und legte ihre Stirn in Falten, wie das zerknitterte Papiertaschentuch in ihrer Hand. Ich bekam langsam das Gefühl, dass beide schreckliche Angst davor hatten, über intime Dinge zu sprechen. Stand diese Angst vor einem Abriss des Ateliers womöglich metaphorisch für ihre Angst vor dem, was die Therapie mit ihrer Beziehung machen könnte? Es war jedoch noch viel zu früh, um diese Gedanken mit ihnen zu teilen. Sie würden das weder hören wollen noch verstehen.

Als sie endlich gegangen waren, ging ich zu meinem Schreibtisch und nahm ein Päckchen Zigaretten aus meiner Schublade. Ich hievte mich auf das Fensterbrett, kippte das Fenster, hockte mich auf die steinerne Fensterbank und zündete mir eine Zigarette an. Das wird ein langer Zug, sagte ich zu mir selbst.

Jeder von uns besitzt ein inneres Muster, das bestimmt, wie wir auf andere reagieren. Als Babys und Kinder beobachten wir die Beziehungen um uns herum und nehmen sie in uns auf. Aus diesen Beobachtungen entstehen innere Bilder, die wiederum unsere Erwartungen und Ängste bezüglich Intimität prägen. Diese Eindrücke sind nicht starr – ich stelle sie mir eher wie einen Schleier vor, der sich sanft über unsere Augen legt, die Wirklichkeit verzerrt, Ecken und Kanten abrundet und uns Einblicke gewährt, auf das, was sich dahinter befindet. So ist das meiner Meinung nach bei uns allen. Wenn wir allerdings das Familienleben in unserer Kindheit als fragil, destruktiv und beängstigend erfahren haben, können die inneren Bilder, die wir von zwischenmenschlichen Beziehungen in uns tragen, sehr verstörend sein und uns ängstlich und misstrauisch werden lassen. Menschen sind empfindlich und fragil, sie sind schnell gekränkt und schnell verletzt. Wir sind verletzlicher als die Tiere, die uns am nächsten stehen – Hunde –, denn sie scheinen sehr viel schneller zu heilen als Menschen.

Daran wurde ich erinnert, als Mazy während des Lockdowns zu uns kam. Eine etwa einjährige, stämmige Mischlingshündin, die geduldig in einem Tierheim in Bosnien ausgeharrt hatte, eine Straßenhündin, die ein neues Zuhause suchte. Nach einer dreitägigen Lastwagenfahrt, die sie eingesperrt in einer Kiste verbracht hatte, war sie zutraulich, aber roch sehr intensiv, als sie uns kennenlernte. Mazy nahm alles so, wie es kam, und wedelte stets fröhlich mit dem Schwanz. Doch sie sah uns nicht in die Augen und wäre genauso fröhlich mit dem nächstbesten Fremden mitgegangen, wenn dieser mit den besseren Leckerli gelockt hätte. Ließen wir aus Versehen die Leine los, würdigte sie uns keines Blickes und rannte davon, um nach der nächsten Fressmöglichkeit zu suchen. Es folgte eine Phase der Rebellion und der Verweigerung – es wirkte wie eine Form von egoistischer Anspruchshaltung, die sich dadurch äußerte, dass Leckerli geschnappt und Spielzeuge bewacht wurden. Dann, Anfang August, drei Monate nach ihrer Ankunft, schien Mazy sich zu entspannen und wurde gehorsamer. Und dann verliebten wir uns ineinander. Sie guckte mir tief in die Augen, ich guckte zurück, und plötzlich war da dieses intensive Gefühl der Verbundenheit. Ich vertraute ihr, und sie vertraute mir. Das faszinierte mich. Mazy faszinierte mich! Ich dachte an all die Jahre, die ich mit manchen Patient*innen verbringe, und wie langwierig und mühsam es manchmal ist, ihr Vertrauen zu gewinnen. Hunde, so scheint es mir, sind weniger verletzlich als Menschen. Ihre Verletzungen können heilen, und das sogar schneller.

Jacks und Jills Verletzungen waren nicht geheilt. Welche Probleme es in ihrer Kindheit auch gegeben hatte, sie saßen nun mit ihnen am Steuer ihrer Beziehung. Etwas hatte ihnen Angst gemacht, als sie klein gewesen waren, und ihre Strategie, mit der Angst umzugehen, womöglich wieder verletzt zu werden, bestand darin, sich einen gemeinsamen, idealisierten Rückzugsort zu erschaffen, weitab von der Welt und den Gespenstern, die in ihren Kinderzimmern lebten.

In der darauffolgenden Woche wartete ich erneut auf die beiden in meinem Behandlungszimmer. Zehn Minuten zuvor hatte ich am Empfang angerufen und erfahren, dass sie sich auf dem Weg zu mir befanden. Doch wo blieben sie? Ich musste an unsere erste Sitzung zurückdenken und wie sie auch »verschwunden« waren. Ich nahm den Hörer in die Hand und fragte noch mal unten beim Empfang nach um zu überprüfen, ob sie nicht doch noch darauf warteten, nach oben gebeten zu werden. Aber nein, versicherte man mir, sie seien bereits nach oben gegangen.

Schließlich hörte ich ein leises Rascheln vor meiner Tür. Ich machte sie weit auf und sah Jack und Jill, die wie in einer Warteschlange an der Wand des Korridors standen. Ich bat sie herein, und sie gingen langsam zu den beiden Stühlen, auf deren Kante sie sich zögerlich niederließen.

»Anscheinend sind Sie sich heute nicht so sicher, ob Sie wirklich hier sein wollen«, bemerkte ich mit einem warmen Lächeln.

Jill starrte mich an, und ich spürte eine große Sehnsucht in ihrem Blick. Allerdings sagte sie nichts, genauso wenig wie Jack.

»Ich glaube, Sie beide fänden es gut, wenn ich Sie und Ihre Probleme verstehen könnte, ohne dass Sie irgendetwas erklären müssten.«

Jack nickte lächelnd.

»Ist das vielleicht auch zwischen Ihnen beiden so? Haben Sie das Bedürfnis, verstanden zu werden, ohne etwas aussprechen zu müssen?«

Jack nickte wieder, und Jill sagte stockend: »Ja, aber … Jack scheint mich im Moment nicht zu verstehen.«

In der Hoffnung, sie würde noch mehr sagen, wartete ich etwas, doch das tat sie nicht.

»Was ist es denn, Jill, was er nicht versteht?«, hakte ich nach. Ich wusste, dass ich damit eine riskante Strategie verfolgte – eine Frage führt schnell zur nächsten, und ehe man es sich versieht, wird die Sitzung zu einem Kreuzverhör. Doch ich hatte das Gefühl, ihr etwas auf die Sprünge helfen zu müssen, um Fortschritte zu erzielen.

»Ich habe kein Einkommen mehr. Wir haben kein Geld mehr.«

Ich blickte zu Jack, doch sein Gesicht blieb ausdruckslos.

»Das muss wirklich sehr beängstigend für Sie sein.«

Daraufhin begann Jill zu erzählen, dass sie vor langer Zeit Geld geerbt habe, sehr viel Geld. Von diesem Erbe lebten sie, seitdem sie die Kunstschule verlassen hätten, doch der letzte Rest davon sei nun in den Bau des Ateliers geflossen. Jack brauche es, also hätten sie es gebaut, doch nun sei nichts mehr übrig. Sie zuckte hilflos mit den Schultern, und ich sah erneut zu Jack, der aus dem Fenster starrte.

Ich muss gestehen, dass mich eine Welle der Wut überkam. »Um Gottes willen, Jack, reiß dich zusammen!«, dachte ich. Dann überlegte ich, ob dieses Gefühl in mir womöglich auch etwas mit Jills unterdrückter Wut zu tun haben könnte.

»Jill, wünschen Sie sich von Jack, dass er sich mehr damit beschäftigt? Oder haben Sie manchmal das Gefühl, mit diesen Geldsorgen allein zu sein?«

Sie schien darüber nachzudenken und sagte schließlich entschlossen: »Ich will Jack nicht beunruhigen.«

Mich überkam ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Dann riss ich mich zusammen und fragte: »Sind Sie besorgt, Jack? Über Ihre finanzielle Situation?«

Er schüttelte den Kopf und schürzte die Lippen, sagte jedoch nichts. Ich beschloss, etwas direkter zu werden.

»Was würde es für Sie bedeuten, Jack, wenn Ihnen das Geld ausginge?«

Er wirkte verblüfft, so als sei dies eine Frage, die er sich noch nie gestellt hätte. Ich konnte sehen, wie Jill ihn aufmerksam musterte. »Ich weiß nicht so recht. Ich denke, wir kämen klar.«

Für eine gewisse Zeit saßen wir schweigend da. Allmählich verlor ich die Hoffnung und befürchtete, sie würden nicht wiederkommen und mein Supervisor, dem ich den Fall darstellen musste, würde mich als Versagerin betrachten. Ich musste etwas tun! Aber was?

Ihr Schweigen schien nicht enden zu wollen. Irgendwann sagte ich: »Ich denke, Sie beide sagen mir auf Ihre jeweils eigene Art, wie schwer es für Sie ist, hier zu sein, und wie viel Angst es Ihnen macht, über Ihre Probleme als Paar zu reden. Mir ist heute aufgefallen, dass Sie sehr lange gebraucht haben, um hochzukommen. So als würden Sie sich beide auf gewisse Weise dagegen sträuben, diesen Prozess in Gang zu setzen. Und mir fällt auf, dass Sie beide sehr darauf bedacht sind, die Dinge zwischen Ihnen harmonisch zu halten.«

Mich erfasste eine Welle der Erleichterung, als Jack zu sprechen begann. »Jill scheint mir nicht … nahe sein zu wollen. Ich weiß nicht, warum, aber es ist etwas schade …«

»Ihnen nahe sein?«, wiederholte ich.

»Ja. So ist es. Mir nahe sein«, sagte Jack und blickte zu seinen Füßen hinunter.

»Meinen Sie vielleicht, dass Sie sich sexuell nicht mehr nahe sind?«

Beide nickten.

»Können Sie mir etwas mehr dazu sagen, wie dieser Teil Ihres Lebens im Laufe der Jahre ausgesehen hat?«, regte ich an.

Daraufhin erzählte Jack recht ausführlich, dass sie früher ein gutes Sexleben gehabt hätten. Beide waren noch unerfahren gewesen, als sie sich kennengelernt hatten, und dass man vor der Ehe noch keinen Sex gehabt hatte. Doch sie hatten miteinander geschlafen, und sich so auch von ihren Familien losgelöst. Doch dann hatte es aufgehört.

Sie schienen nicht zu wissen, warum es anders geworden war, und als ich fragte, wann sie das letzte Mal Sex gehabt hätten, war ich schockiert, als er sagte: »Vor 25 Jahren.«

»Ich denke, es ist weniger, Jack. Viel weniger«, warf Jill ein. Doch Jack sah sie weder an, noch erwiderte er etwas darauf. Er sah mich nur mit versteinerter Miene an.

Ich fühlte mich zu schlecht ausgerüstet, um gut zu reagieren. Was könnte ich diesem Paar, das fast 30 Jahre älter war als ich, schon Sinnvolles sagen?

Unsere Sitzungen verliefen viele Wochen lang auf genau diese Weise. Keiner der beiden sagte etwas, ohne von mir dazu aufgefordert zu werden, und meine Versuche, einen Dialog zwischen ihnen herbeizuführen, wurde mit Schweigen, Gelächter oder einem Themenwechsel quittiert. Es war meine erste heilsame Lektion darin, wie unnachgiebig und umfassend die Verteidigungsmechanismen eines Paares sein können. Sie arbeiteten perfekt zusammen, um mich nicht an sie heranzulassen. Und trotzdem kamen sie immer wieder, und ich hatte das Gefühl, dass irgendein Teil von ihnen auf eine Veränderung hoffte.