Verlockende Küsse im Schloss am Meer - Brenda Harlen - E-Book
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Verlockende Küsse im Schloss am Meer E-Book

Brenda Harlen

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Beschreibung

Prinz Michael bewundert, wie Hannah das Herz seiner trotzigen Tochter gewinnt. Damit, dass die Nanny auch sein Herz erobert, hat er nicht gerechnet. Aber die gemeinsamen Tage am Meer und ein inniger Kuss wecken die Sehnsucht in dem Witwer. Ist er bereit für ein neues Glück?

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Seitenzahl: 172

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IMPRESSUM

Verlockende Küsse im Schloss am Meer erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2011 by Brenda Harlen Originaltitel: „Prince Daddy & The Nanny“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA EXTRABand 6 - 2013 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Gisela Blum

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 9/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733737962

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Die schmiedeeisernen Tore öffneten sich wie von Geisterhand, und Hannah Castillo bog mit ihrem alten Auto in die Auffahrt zur Villa Verde Colinas im elegantesten Stadtteil von Port Augustine ein. Staunend sah sie sich um. So also leben die Reichen, dachte sie und fragte sich unwillkürlich, wie es wohl war, in so einer Umgebung aufzuwachsen.

Die ersten acht Jahre ihres Lebens hatte sie mit ihren Eltern, beide Missionare, in Dörfern fernab der Zivilisation verbracht. Dass es eine andere Art zu leben gab, hatte sie nicht geahnt, bis sie zu ihrem Onkel Phillip nach Tesoro del Mar gekommen war, einem kleinen Inselkönigreich im Mittelmeer.

Das luxuriöse Ambiente überwältigte sie, obwohl ihr bewusst war, dass es sich bei den Bewohnern dieses Anwesens um keine gewöhnlichen Menschen handelte, sondern um Angehörige des Königshauses. Der Besitzer, der achtunddreißigjährige Prinz Michael Leandres, war Präsident und Geschäftsführer einer Multimedia-Werbefirma, ein Cousin des Prinzregenten, verwitweter Vater der jüngsten Prinzessin von Tesoro del Mar – und ihr Kindheitsschwarm.

Bei der Erinnerung an ihre erste und bislang einzige Begegnung mit ihm musste sie schmunzeln. Vor vierzehn Jahren, sie war gerade zwölf gewesen, hatte ihr Onkel sie zur Einweihung der Port-Augustine-Kunstgalerie mitgenommen, einer exklusiven Veranstaltung nur für geladene Gäste.

Die Fragen, was sie zu dem Anlass anziehen sollte und ob ihr Onkel ihr die Verwendung von Make-up gestatten würde, hatten sie zu sehr beschäftigt, als dass sie Gedanken an die übrigen Gäste verschwendet hätte. Umso größer war Hannahs Überraschung gewesen, als sie die Galerie am Arm ihres Onkels betrat – in einem neuen Kleid und mit einem Hauch von Wimperntusche – und ihr erster Blick auf Prinz Michael fiel.

Mit seinen gut einen Meter fünfundachtzig war ihr der attraktive Prinz wie die Verkörperung ihrer Mädchenträume erschienen. Dass er zwölf Jahre älter war, hatte sie ebenso wenig gestört wie die Gerüchte über seine baldige Verlobung mit seiner langjährigen Freundin Samantha Chandelle. Hannah hatte es genügt, ihn aus der Ferne anzuhimmeln. Allein sich im selben Raum mit ihm aufzuhalten, hatte ihr Freudenschauer über den Rücken gejagt.

In den letzten Jahren hatte sie einige Männer kennengelernt und sich mit dem einen oder anderen auf eine Beziehung eingelassen. Keiner von ihnen hatte in ihr jedoch so heftige Emotionen ausgelöst wie Prinz Michael durch seine bloße Anwesenheit – nicht einmal ihr Exverlobter Harrison Parker, ein englischer Earl.

In wenigen Minuten würde sie dem Prinzen erneut gegenüberstehen und sogar mit ihm sprechen – vorausgesetzt, die Stimme versagte ihr nicht. Sie musste ihn davon überzeugen, dass sie fähig war, sich um seine Tochter zu kümmern – was ihr bedeutend leichter fallen würde, wäre sie sich ihrer Sache sicher. Anfangs hatte sie den Vorschlag ihres Onkels, während der Sommerferien als Kindermädchen auf die kleine Prinzessin aufzupassen, für eine Schnapsidee gehalten – vom Gegenteil überzeugt war sie immer noch nicht.

Andererseits brauchte sie das Einkommen, und ihr Onkel hatte ihr das Versprechen abgerungen, sich wenigstens beim Prinzen vorzustellen.

Es sollte kein Problem sein, sich um ein fast vierjähriges Mädchen zu kümmern, sprach sich Hannah Mut zu. Eine Horde pubertierender Jugendlicher für englische Literatur zu begeistern, wie sie es während des Schuljahrs tat, war bestimmt um einiges schwieriger. Dennoch war sie angespannt.

An das Leben in einfachen Zelten und Lehmhütten gewöhnt, hatte sie bei ihrer Ankunft in Port Augustine schon das Haus ihres Onkels als ausgesprochen luxuriös empfunden. Dort gab es nicht nur ein Bett für sie allein, sondern ein ganzes Zimmer, außerdem einen Kleiderschrank, ein Bücherregal und jeden Abend eine warme Mahlzeit.

Doch das war nichts im Vergleich zu der Pracht von Verde Colinas. Ein Butler öffnete ihr die zweiflüglige Eingangstür und führte sie durch eine weitläufige, mit Marmor ausgelegte Eingangshalle, von deren hoher Decke ein riesiger Kristalllüster hing. Auf dem weiteren Weg durch einen langen Korridor, dessen Wände mit Werken zahlreicher europäischer Künstler geschmückt waren, dämpften dicke Perserteppiche ihre Schritte.

Schließlich erreichten sie das Büro des Prinzen. Die Tür stand offen, und Hannah sah Prinz Michael an einem großen Schreibtisch sitzen. Die Wand hinter ihm wurde von Bücherregalen eingenommen, eine andere von einem raumhohen, von schweren Samtvorhängen gesäumten Fenster.

„Miss Castillo, Königliche Hoheit“, stellte der Butler sie vor, ehe er sich verneigte und zurückzog.

Soll ich mich auch verneigen oder lieber knicksen? überlegte Hannah fieberhaft. Sie hatte leider versäumt, ihren Onkel über das höfische Protokoll auszufragen.

Ihre Sorge erwies sich als unbegründet. Der Prinz hielt den Blick noch eine Weile auf den Computerbildschirm geheftet, was Hannah genügend Zeit gab, durchzuatmen und sich zu fassen. Er ist auch nur ein Mann wie jeder andere, sprach sie sich Mut zu, doch als er aufstand, erkannte sie ihren Irrtum.

Von einem Durchschnittsmann konnte keine Rede sein. Er war deutlich größer und breitschultriger als in ihrer Erinnerung und viel attraktiver als auf allen Fotos in den Zeitschriften und Magazinen.

„Nehmen Sie Platz“, forderte er sie auf und wies auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch.

„Danke.“ Schauer rieselten ihr über den Rücken – ob als Reaktion auf die Begegnung mit einem Angehörigen des Königshauses oder als die einer Frau auf einen gut aussehenden Mann, wusste Hannah nicht. Reiß dich zusammen, das ist kein Rendezvous, sondern ein Vorstellungsgespräch.

„Sie möchten also das neue Kindermädchen meiner Tochter werden“, kam der Prinz ohne Umschweife zur Sache.

„So ist es. Allerdings verfüge ich über keinerlei Erfahrung als Erzieherin.“

„Ihr Onkel hat mir erzählt, dass Sie Lehrerin sind. Seit wann unterrichten Sie?“

„Seit sechs Jahren.“

„Macht Ihnen die Arbeit Spaß?“

„Oh ja.“

Als er die Stirn runzelte, fragte sie sich, ob sie etwas Falsches gesagt hatte. Dann erst bemerkte sie das Smartphone, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Der Prinz drückte einige Tasten, bevor er sie wieder anblickte.

„Sie haben Riley bereits kennengelernt?“

„Ja, vor einigen Wochen in einer Kunstgalerie, die sie in Begleitung ihres Kindermädchens besucht hat.“

Von ihrem Onkel wusste sie, dass sich Brigitte Francoeur, die demnächst heiraten würde, von Geburt an um die Prinzessin gekümmert hatte. Es fiel Prinz Michael schwer, geeigneten Ersatz für sie zu finden.

„Brigitte hat mir von dem Vorfall berichtet. Riley ist fortgelaufen, mit Ihnen zusammengestoßen und hat Sie mit ihrem Eis bekleckert. Es wundert mich, dass nichts darüber in der Zeitung zu lesen war.“

Hannah lächelte. „Dieses kleine Malheur war keine Pressemeldung wert, selbst wenn Reporter vor Ort gewesen wären.“

„Heutzutage wird jede noch so unbedeutende Story an die Boulevardblätter verkauft. Sie dagegen sind nicht an die Presse herangetreten, sondern haben meiner Tochter sogar ein neues Eis spendiert. Das lässt mich hoffen, in Ihnen endlich einen würdigen Ersatz für Brigitte gefunden zu haben.“

„Sie wissen, dass ich nur den Sommer über für Sie arbeiten kann?“

„Das ist mir bekannt. Zwar würde ich eine dauerhafte Lösung bevorzugen, aber Brigitte verlässt uns bereits Ende der Woche, wenn meine Tochter und ich in den Sommerurlaub nach Cielo del Norte fahren. Ihr Onkel meinte, Sie könnten vorübergehend einspringen. Andere geeignete Bewerberinnen sind vor dem Herbst nicht abkömmlich. Entschuldigen Sie …“ Erneut richtete er seine Aufmerksamkeit auf sein Handy. „Wie Sie sehen, bin ich sehr beschäftigt – mit meiner Firma, aber auch mit gewissen Pflichten am Hof. Den Sommer verbringen wir immer in Cielo del Norte, es ist eine Tradition aus meiner Ehe mit Samantha …“

Sein wehmütiger Blick bestätigte, was ihr Onkel angedeutet hatte. Der Prinz trauerte immer noch um seine Frau, die kurz nach der Geburt der gemeinsamen Tochter verstorben war.

Er räusperte sich kurz und schob einige Papiere auf dem Schreibtisch zusammen. „Von dort aus kann ich mich ebenso gut um meine Firma kümmern wie hier – sofern ich Riley in guten Händen weiß.“

„Sei ein braves Kind und lass Dad in Ruhe arbeiten“, hörte Hannah eine Stimme aus der Vergangenheit, und das Herz wurde ihr schwer. Anscheinend habe ich mehr mit Prinzessin Riley gemeinsam, als unsere unterschiedliche Herkunft ahnen lässt, dachte sie traurig.

Auch ihr Vater war stets mit Wichtigerem beschäftigt gewesen und hatte kaum Zeit für sie gehabt. Dann war ihre Mutter gestorben, als sie gerade acht Jahre alt war. Sie fehlte ihr noch heute.

„Heißt das, Sie bieten mir die Stelle an, Königliche Hoheit?“

„So ist es.“

„Und ich nehme sie an.“

Wieso bin ich eigentlich nicht erleichtert? wunderte sich Michael. In Hannah Castillo hatte er endlich ein kompetentes Kindermädchen gefunden. Dennoch hatte sie etwas an sich, das ihn unruhig machte. Oder tat ihm einfach Riley leid, die sich von ihrer langjährigen Bezugsperson verabschieden musste? Zu Brigitte hatte sie eine viel engere Bindung als zu ihm, sosehr er das auch bedauerte. Der Aufenthalt in Cielo del Norte wird ihr die Trennung erleichtern, tröstete er sich.

Noch vor der Geburt seiner Tochter hatte er Samantha versprochen, eine aktive Rolle bei der Erziehung zu übernehmen. „Unser Kind soll nicht nur von Kindermädchen aufgezogen werden“, hatten seine Frau und er beschlossen. Doch dann war sie gestorben, und er hatte sich gleichzeitig um das Baby und seine Firma kümmern müssen, während die Trauer um seine geliebte Frau ihn beinahe umbrachte. Also war er auf Hilfe angewiesen gewesen.

Kurzerhand hatte er Brigitte engagiert, eine Pädagogikstudentin, die Samantha ursprünglich stundenweise hatte unterstützen sollen. Sie hatte sich tagsüber um Riley gekümmert und nachts ihr Studium fortgesetzt, wenn sich seine Schwester Marissa der Kleinen annahm. Seit ihrem Abschluss arbeitete Brigitte ganztags als Kindermädchen für ihn.

Die Umstände hatten ihm keine Wahl gelassen, und eine engagierte, liebevolle Betreuerin wie Brigitte ließ sich nicht mit den strengen Zuchtmeistern seiner Kindheit vergleichen. Nein, sie oder Hannah Castillo einzustellen, war kein Fehler. In gewisser Weise habe ich mich dennoch meinen Vaterpflichten entzogen, gestand Michael sich selbstkritisch ein.

Entgegen allen guten Vorsätzen hatte er es in den ersten Monaten nach Samanthas Tod morgens kaum aus dem Bett geschafft. Es war Brigitte und Marissa überlassen geblieben, sich um Riley zu kümmern.

Doch schließlich gelang es seiner Tochter, den Schleier der Trauer zu durchdringen, der ihn umgab. Sie war gerade sechs Monate alt, als Marissa sie eines Morgens in die Küche brachte, wo er Kaffee trank und die Schlagzeilen in der Zeitung überflog. Sobald er aufsah, riss das kleine Mädchen die großen braunen Augen auf, klatschte in die Hände und sagte deutlich: „Papa!“

Dass sie ihren Altersgenossen in der Sprachentwicklung weit voraus war, war ihm zu dem Zeitpunkt nicht bewusst. Doch das eine Wort und ihr Lächeln genügten, um den Panzer aus Eis, der sich um sein Herz gebildet hatte, zum Schmelzen zu bringen.

In diesem Moment wurde ihm klar, dass er die ersten sechs Monate ihres Lebens verpasst hatte. Er schwor sich, künftig mehr Zeit mit ihr zu verbringen und ihr seine Liebe immer wieder aufs Neue zu beweisen. Sie war so winzig und zart, und wenn er sie im Arm hielt, kam er sich vor wie ein tollpatschiger Riese. Aber da sie ihm jede Aufmerksamkeit mit einem Lächeln dankte, wuchs sein Selbstvertrauen im Umgang mit ihr rasch.

Kurz nach Rileys zweitem Geburtstag stellte Brigitte überrascht fest, dass die Kleine schon lesen konnte, und wenig später klimperte die Prinzessin erste Melodien auf dem Klavier. Untersuchungen ergaben, dass sie hochbegabt war.

Natürlich war Michael stolz – und gleichzeitig besorgt. Zum Glück zeigte sich Brigitte der Situation gewachsen. Sie beriet sich mit Spezialisten und veranlasste alles Nötige, um Rileys Talente zu fördern.

Zur selben Zeit war die Werbefirma, die er mit Samantha gegründet hatte, in Schwierigkeiten geraten. Er hatte sich ganz aufs Geschäft konzentriert und seine Tochter dankbar dem kompetenten Kindermädchen überlassen.

Mittlerweile stand seine Firma wieder gut da, Riley machte einen gesunden und zufriedenen Eindruck, Brigitte würde bald heiraten und nach Island auswandern, und er hatte ein Kindermädchen für den Sommer gefunden.

Er sollte also rundum zufrieden sein, doch unerklärlicherweise quälte ihn die Vorstellung, dass Hannah Castillo sein Leben auf den Kopf stellen könnte. Lediglich in seinem Herzen herrschte seit Samanthas Tod eine große Leere. Dass sich daran jemals etwas ändern würde, glaubte er nicht – er wünschte es nicht einmal. Nie würde er eine andere lieben wie sie, keine Frau konnte ihren Platz einnehmen.

Einladende Blicke zu ignorieren, fiel ihm nicht schwer. Auch eindeutige Angebote reizten ihn nicht. Aber als Hannah Castillo in sein Büro kam, hatte sich etwas in ihm geregt … etwas, das er nicht ergründen konnte.

Vielleicht war es keine gute Idee gewesen, eine hübsche junge Frau als Kindermädchen einzustellen. Er hatte sich in dem Vorstellungsgespräch um einen professionellen Ton bemüht, dennoch war ihm nicht verborgen geblieben, wie schön die Nichte seines Arztes war.

Die schlanke Frau von etwa einem Meter fünfundsechzig hatte ihre Vorzüge in keiner Weise betont, doch selbst in dem dezenten Hosenanzug kam ihre tolle Figur zur Geltung. Das zu einem straffen Knoten hochgesteckte blonde Haar hätte ihr einen Hauch von Strenge verliehen, wären da nicht die warmen blauen Augen, die vollen Lippen und ihr faszinierendes Lächeln gewesen.

Noch während er ihr den Job anbot, hatte er sich gefragt, ob er einen Fehler beging, sich dann aber mit dem Gedanken beruhigt, dass es ohnehin nur für zwei Monate war.

Nun, da sie fort war und er allmählich wieder klar denken konnte, beschlich ihn das Gefühl, dass der Sommer sich unerwartet in die Länge ziehen könnte.

2. KAPITEL

Hannah leerte ihren Kleiderschrank und verteilte den Inhalt auf zwei Haufen: einen zum Einlagern, einen zum Mitnehmen nach Cielo del Norte.

Ursprünglich hatte sie geplant, in den Ferien in China Englisch zu unterrichten, und ihr Apartment für den Sommer untervermietet. Ein Bekannter hatte ihr die Stelle vermittelt, zusammen mit einer Unterkunft, die er mit ihr teilen wollte. Als sich herausstellte, dass er mehr von ihr erwartete, als sie zu geben bereit war, hatte sie kurzfristig abgesagt.

Mit Männern habe ich einfach kein Glück, dachte sie kopfschüttelnd. Vor drei Jahren war ihre Verlobung geplatzt, und der einzige, der sie derzeit interessierte, war nicht nur ein Mitglied des Hochadels, sondern trauerte obendrein um seine verstorbene Ehefrau.

Nach dem Schlafzimmer kam das Bad an die Reihe und schließlich die Küche. Vom vielen Beugen und Heben schmerzten ihre Beine und Schultern. Es half nichts, noch hatte sie viel zu tun.

Als es an der Haustür klingelte, hielt sie nur kurz inne, um auf den Türöffner zu drücken. Wie jeden Freitag, seit sie aus seinem Haus ausgezogen war, traf sie sich mit ihrem Onkel zum gemeinsamen Abendessen – eine Tradition, die ihr in den nächsten zwei Monaten fehlen würde.

„Es ist offen“, rief Hannah, als es kurz darauf an der Wohnungstür klopfte.

„Habe ich dir nicht beigebracht, die Tür abzuschließen, wenn du allein in der Stadt bist?“, schimpfte Phillip im Hereinkommen. Auf einer Hand balancierte er eine riesige flache Schachtel, aus der es verlockend nach Pizza duftete.

„Du hast mich so viel gelehrt, dass ich mich unmöglich an alles erinnern kann“, scherzte sie. „Ich dachte, ich kann heute keine Schachteln mehr sehen, aber jetzt habe ich es mir anders überlegt.“

„Packen ist harte Arbeit.“ Er stellte den Karton auf dem Küchentisch ab und umarmte sie liebevoll.

„Ich bin fast fertig – endlich.“ Rasch zog sie zwei Teller und Besteck aus einer Kiste. Sie setzten sich an den Tisch, und Hannah nahm sich ein Stück Pizza. Beim Packen hatte sie gar nicht gemerkt, wie hungrig sie war. Das Mittagessen hatte sie ausgelassen, denn vor dem Vorstellungsgespräch bei Prinz Michael hatte sie keinen Appetit gehabt.

Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte ihr Onkel in diesem Moment: „Wie ich höre, fährst du am Montag nach Cielo del Norte.“

Als angesehener Arzt verfügte Phillip über zahlreiche Kontakte, dennoch wunderte es sie, dass er bereits Bescheid wusste. „Wer hat dir das erzählt?“

„Prinz Michael hat mich angerufen, um mir für meine Empfehlung zu danken.“

„Hoffentlich war das nicht verfrüht.“

„Ich bin sicher, dass du seiner Tochter guttun wirst.“

Zweifelnd schüttelte sie den Kopf. Sie war eine engagierte Lehrerin, fühlte sich dadurch jedoch nicht automatisch zum Kindermädchen berufen.

Weitaus größere Sorgen bereitete ihr allerdings die Tatsache, dass sie ihre Jungmädchenschwärmerei für Prinz Michael nicht wie erwartet längst überwunden hatte. In den kommenden Monaten würde sie sich sehr bemühen müssen, ihm nicht allzu viel Beachtung zu schenken.

„Ich wünschte, ich wäre auch so zuversichtlich“, sagte sie deshalb.

„Was macht dir denn Sorgen?“

„Die Prinzessin verliert ihre langjährige Bezugsperson. Es kann nicht gut für sie sein, stattdessen ein Kindermädchen auf Zeit zu bekommen“, äußerte sie nur einige ihrer Bedenken.

„Riley wird dich überraschen. Sie ist ihrem Alter weit voraus und ein sehr ausgeglichenes Kind.“

„Wozu braucht der Prinz überhaupt ein Kindermädchen? Warum genießt er nicht zusammen mit seiner Tochter einen Sommer am Strand, ohne die Verantwortung für sie auf andere abzuwälzen?“

„Er tut, was er kann, aber er hat es seit dem Tod seiner Frau nicht leicht.“

Unwillkürlich erinnerte Hannah sich an ihren Vater, der sie nach dem Tod ihrer Mutter an seinen Schwager abgeschoben hatte. Wie der Prinz war auch er froh gewesen, sich nicht länger um die Erziehung seiner Tochter kümmern zu müssen.

Urteile ich vorschnell? fragte sie sich. Zahllose berufstätige Eltern ließen sich bei der Betreuung ihrer Kinder von bezahlten Helfern unterstützen. Prinz Michael kam zwar nur selten repräsentativen Pflichten am Hof nach, leitete aber eine eigene Firma. Vielleicht hat Onkel Phillip recht, und er tut sein Bestes, dachte sie. In einigen Tagen würde sie die Situation besser beurteilen können.

„Was wirst du den Sommer über freitagabends anfangen, ganz ohne mich?“, erkundigte sie sich bei ihrem Onkel, in der Hoffnung, dass ein Themenwechsel sie auf andere Gedanken bringen würde.

„Ich kümmere mich um medizinische Notfälle.“

„Kommst du mich mal besuchen?“

„Wenn ich es einrichten kann. Mach dir bloß keine Sorgen um mich. Du weißt, dass ich im Krankenhaus ein neues Projekt begonnen habe, das mich monatelang auf Trab halten wird.“

„Ich werde dich vermissen.“

„Dazu wirst du kaum Gelegenheit haben.“

Michael fuhr bereits am Samstagnachmittag mit seiner Tochter nach Cielo del Norte.

Die Fahrt verlief ereignislos. Estavan Fuentes, der Hausmeister des Schlosses, erwartete sie bereits und brachte ihr Gepäck auf die Zimmer, während seine Frau Caridad, die Haushälterin, ein leckeres Abendessen servierte, das Michael bei einem Glas Rotwein genoss. Es war die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm.

Stunden später, es war kurz nach Mitternacht, trat er erschöpft auf die Terrasse hinaus und seufzte tief – das einzige Geräusch außer dem der Wellen, die an den Strand schlugen. Einen Moment lang genoss er die Stille, dann setzte er sich auf das Fußende einer Liege, legte den Kopf in den Nacken und bewunderte die Sterne, die wie winzige Diamanten am nachtschwarzen Himmel funkelten.

Als die Terrassentür erneut geöffnet wurde, zuckte er zusammen.

„Keine Angst, sie schläft jetzt“, beruhigte ihn seine Schwester.

„Solltest du nicht auch ins Bett gehen? Du willst doch morgen zeitig in die Stadt zurück.“

„Gleich. Die Sterne haben nach mir gerufen“, erklärte Marissa.

Das hatte sein Vater auch immer behauptet, wenn Michael ihn spätabends auf der Terrasse angetroffen hatte. Noch heute erinnerte er sich gern an die alljährlichen Familienferien in Cielo del Norte – bis zum Tod seines Vaters. Anschließend hatte seine Mutter die Tradition noch eine Weile aufrechterhalten, aber es war nie wieder so wie zuvor.

Sein Vater Gaetan Leandres war ein leidenschaftlicher Hobbyastronom gewesen und hatte seine Kinder an seinem umfangreichen Wissen teilhaben lassen. Drohten Sorgen ihn zu überwältigen, hatte er zum Himmel emporgeblickt und Trost in dem Gedanken gefunden, wie unbedeutend seine Probleme angesichts der Unendlichkeit des Weltalls waren.

Marissa setzte sich Michael gegenüber auf eine Liege und blickte ebenfalls in den Himmel. „Von hier aus wirken die Sterne viel heller als von der Stadt aus.“

„Wieso bleibst du nicht für ein paar Tage bei uns?“

„Ich habe diese Woche wichtige Termine.“