Verschollen im Taurus-Strom (Verfemung der Sterne 3) - Jens Fitscher - E-Book

Verschollen im Taurus-Strom (Verfemung der Sterne 3) E-Book

Jens Fitscher

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Beschreibung

Commander Tarik Connars Freund Sahl’and vom Volk der Talik ist verschollen. Zusammen mit Scarlett vanDyke, seiner neuen Lebensgefährtin und Telios, dem Homunkulus-Hybriden, einer Schöpfung des Robot-Herrschers Tart-prio, begibt er sich auf die Suche nach ihm. Ein kleines Sonnensystem am Rande des Taurus- Stroms, einem offenen Sternenhaufen im Sternbild des Stiers, ist sein ursprüngliches Ziel. Dort ist die Hemisphäre der Sitz der Götter.

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Seitenzahl: 332

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JENS FITSCHER

VERSCHOLLEN

IM TAURUS-STROM

VERFEMUNG DER STERNE

BUCH 3

© 2021 Jens Fitscher

Illustration: S. Verlag JG

Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid

Alle Rechte vorbehalten

Neuauflage von „Commander Connar“ im Sammelband

2. Auflage

ISBN: 978-3-96674-242-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt:

Veränderungen

General Zarla’cka

Die Rückkehr des KORRELATS

Die Zeitreise

Das Zeitparadoxon

Zenos Entscheidung

Getrennte Wege

Der Homunkulus-Hybride

Eine neue Aufgabe

Im Taurus-Strom

Gestrandet

Die Fremden

Im Banne der Goldpurpurnen

Der verschlossene Himmel

Die Macht der Götter

Kontakt

Die Erstürmung

Die Flucht

Zielort unbekannt

Die UGIch

Die Priesterkaste

Die Suche

Die Verschwörung

In den Händen der Göttlichen

Alles oder Nichts

Sturm der Hemisphäre

Die Maschinenwesen

Das Experiment

Zeit-Säkularisation

Kampf um die Weltraumstation

Die SORROW greift ein

Gefahr unbekannt

Das Asteroidenschiff

Die Naturkonstanten sind Gesetzmäßigkeiten, die ihre Daseinsberechtigung erst offenbaren, wenn es sie nicht mehr gäbe. Die Zeit ist eine davon. Die Zeit fließt nicht nach einer Richtung und sie ist auch keine Konstante. Aber sie ist eine Gesetzmäßigkeit, deren Vorhandensein außer Zweifel steht. Wird diese Gesetzmäßigkeit nun durch eine beliebige äußere Einwirkung massiv gestört, so kann die Kausalität des Lebens, so, wie wir sie kennen, ad absurdum geführt werden. Alles, was du glaubtest, erlebt zu haben, wird in Zweifel gestellt und ein neues Kapitel in der Wechselbeziehung zwischen dir und dem Universum wird entstehen.

Veränderungen

Unruhig wälzte er sich in seinem Bett. Immer wieder kamen Fieberschübe und marterten seinen geschundenen Körper.

Noch schlief Connar und bemerkte davon nicht viel. Sein Geist aber fiel von einem Albtraum in den nächsten. Sein Körper war in Aufruhr.

Das lymphatische System als Teil des Immunsystems, das Krankheitserreger, Fremdpartikel und krankhaft veränderte Körperbestandteile wie entartete Zellen abwehrt, war in Aufruhr.

Unter den Achseln, in der Leistengegend, in der Kniekehle, am Hals und entlang der Wirbelsäule bildeten sich bereits in Minutentakt Tumore und Abszesse.

Die körperlichen Schmerzen nahmen rasant zu und ließen Connar mit einem lauten Aufstöhnen zu sich kommen.

In seiner Kabine herrschte gedämpftes Licht. Er blinzelte und seine Augen begannen zu tränen. Connars Geist war immer noch gefangen von den Geschehnissen, die sich bereits vor fünf Tagen zugetragen hatten.

Das KORRELAT hatte angegriffen. Das KORRELAT hatte eine Waffe benutzt, die sämtliche lebenden Zellen zu einem spontanen und explosionsartigen Wachstum anregten.

Sie war direkt auf ihn und Zeno abgefeuert worden.

> Selbst die Luft wurde zunehmend schwarz. Connars Geist versank in dunkler, nebelartiger Substanz und bekam Kontakt zur Dunklen Energie, den Grundbausteinen der Schöpfung. Instinktiv oder gerade so, wie es die Erhöhungsmaschine in ihm eingepflanzt hatte, griff sein Geist zu. Er spürte, wie sich diese Energie ihm willig hingab. Schon hatte sein Geist Kontakt zu der sich auflösenden Materie in unmittelbarer Umgebung. Es zischte, waberte und gab blubbernde Geräusche von sich. < 

Connar stemmte sich mit aller Macht gegen die Zellexplosionen in seiner unmittelbaren Umgebung, schleuderte seinerseits gewaltige mentale Energien in Richtung des Angreifers.

>Der von Connars Geist generierte Energieschwall schoss auf das KORRELAT zu. Seine Vernichtungskraft hielt zumindest der des Weichstrahlemittors stand und war damit eine wirkliche Gefahr. Das KORRELAT floh. < 

Tarik Connar blieb zurück und mit ihm ein kleiner Teil der Restenergie.

In der darauffolgenden Nacht, als sein überanstrengter Geist ruhte, schlug diese Restenergie in ihn selbst ein.

Connar hatte mittlerweile bereits zum vierten Mal dagegen angekämpft, hatte sich immer wieder selbst geheilt und die chaotischen Zellwucherungen an seinem Körper jedes Mal von Neuem eingedämmt und mit der Kraft seines Geistes seinen Körper regeneriert.

Aber in jeder weiteren Nacht brachen die Symptome wieder aus, malträtierten seinen geschundenen Körper von Neuem.

Die SORROW befand sich auf dem Rückweg nach Tartmos. Zeno und Dr. Weidenreich hofften, dass Tart-prio über mehr Möglichkeiten verfügte als die Medi- Station auf dem Schiff.

Sie hatte die Zellwucherungen nicht behandeln noch unter Kontrolle bringen können.

Wieder und wieder stemmte sich Connars Geist gegen die entartete Zellwucherung, die seinen Körper aufzufressen drohte.

Schweißgebadet und mit hohem Fieber, versuchte er sich zum zehnten Mal zu konzentrieren.

Die heilige Kraft von UTHA, wie Jet’ha, sein neuer Freund und Kampfgefährte, seine parapsychische Begabung nannte, wurde in seinem mechanisch veränderten Gehirn aktiv.

Die Erhöhungsmaschine der Ellio’sh hatte bei Connar zusätzlich zu seinen telekinetischen Fähigkeiten eine weitere Veränderung seiner Hirnstruktur bewirkt, die bis tief hinein in die Sequenz der Körper-Geist Einheit reichte.

> „Mit deinen neuen, geistigen Sinnesorganen wirst du auf die Grundstruktur der Lebensmatrix des Universums bedingt Zugriff haben. Du wirst fortan eine sehr starke Affinität zu hochentwickelten, selbstständig agierenden positronischen Hightech Geräten haben. Sobald du in Interaktion mit einem solchen Hightech Produkt kommst, wird sich dir, unabhängig von seinen Erbauern, die Funktionsweise sofort offenbaren. Aber sei immer auf der Hut. Mit der Dunklen Energie spielt man nicht. Sei vorsichtig, wenn du Eingriffe im atomaren und subatomaren Bereich vornimmst. Tue es niemals unbewusst, sondern nur bewusst und gesteuert durch deinen Willen.“<

Diese letzten Sätze der Erhöhungsmaschine gingen ihm immer wieder durch den Kopf, während er gegen die unkontrollierten Zellwucherungen seines Körpers anging.

Sie hatte ihn als „Bevollmächtigten des Lebens“ bezeichnet, bevor sie von den animalischen Kriegern vom Volk der Zisslies zerstört worden war.

Tarik Connar setzte alles auf eine Karte. Entweder gelang es ihm hier und jetzt seinen Körper ein für alle Mal von den extremen Zellwucherungen zu befreien oder aber er würde sterben.

Tief in seinem Inneren machte sich ein gewisser Gleichmut breit, aber auch eine neue, nie gekannte Aufsässigkeit.

In seinem Kopf formten sich ganze Zellstrukturen um, ohne dass er es zunächst bemerkte, aber von seinem Unterbewusstsein ausgelöst.

Ausgelöst durch die letztmögliche Anstrengung, die er aufbieten wollte. Seine metaphysische, geistige Potenz wurde an den Verbindungsstellen zu der organischen Komponente defragmentiert und neu geordnet, sodass ein Optimum an Effektivität entstand.

Seine Fähigkeiten, die von der Erhöhungsmaschine bereits voreingestellt worden waren, bekamen sozusagen nunmehr den letzten Schliff.

Tarik tauchte mit seinem Geist tief in die Zellkerne und das Makrouniversum seines Körpers ein.

Er spürte mit einer neuen Leichtigkeit all die Regionen auf, die von einem kleinen Teil der entarteten Energie des Weichstrahlemittors erreicht worden waren.

Mit Vehemenz und Akribie zerlegte er Zelle auf Zelle und erreichte die DNA-Polymerase, das Enzym, das sich in jeder Körperzelle befindet und bei jeder Zellteilung die DNA liest und kopiert.

Lediglich eine kleine Änderung in der organischen Befehlskette war nötig und die Krebswucherungen und Abszessbildung wurden von Grund auf verhindert.

Tariks geistige Reise durch einen Körper brachte ihn an genau dreizehn Stellen, die er so behandelte.

Währenddessen hatte sein Unterbewusstsein weitere Veränderungen seines Geistes bis hinein in sein Ego veranlasst. Er fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Wayne-Zeno Uelisch stand mit Tarja im Arm zusammen mit Doktor Markus Weidenreich und dem Zisslies Jet’ha am Krankenbett von Connar.

Es war schon ein merkwürdiger Anblick, den Zeno und Tarja lieferten.

Ihre Körper glänzten in einem tiefen Silber, dessen Schattierungen einen metallischen Grundton hatten. Ihre umgeformten Körper hatten zwar noch immer menschliche Formen und mit etwas Fantasie konnte man auch ihre früheren Merkmale erkennen, besonders im Gesicht, aber trotzdem bekam man eine Gänsehaut, wenn man sie so beobachtete.

Doktor Weidenreich wandte den Blick von ihnen ab und zu Connar hin. Tariks Gesicht zeigte einen entspannten Ausdruck.

Dies war das erste Mal, seitdem sie den Planeten ESTRAL im System Ecol verlassen hatten, dass Weidenreich wieder Hoffnung schöpfte. Hoffnung, dass Connar trotz aller Widrigkeiten bald wieder genesen würde.

„Er wird wieder gesunden, daran habe ich keine Zweifel. Tarik ist stark und verfügt über die heilige Kraft von UTHA, der Urzeit allen Seins.“

Jet’ha hatte absolutes Vertrauen in Connars Kraft, schließlich hatte er sie mit eigenen Augen miterlebt.

„Er wird auch sich heilen können.“

Weidenreich nickte Jet’ha zu.

„Ich hoffe du hast recht!“

Zeno verzog keine Miene. Er fixierte mit seinen künstlichen Augen Connars Gesicht, als könnte er ihm allein dadurch helfen.

Connar hatte ihm das Leben gerettet, als er sich gegen den Weichstrahlemittor stellte. Er würde alles dafür geben, damit er überlebte. Aber selbst die hochentwickelte Technik der SORROW war hier mit ihrem Latein am Ende.

Was sollte oder konnte er dann noch tun?

Zeno hatte sich schon überlegt, mit dem Raumschiff die Chron-Bastion im Ecol-System anzufliegen.

Als letzte Chance hätte er versucht, die Station dazu zu bewegen, auch Connars Körper umzuformen, so wie man es mit Tarja und ihm getan hatte. Das würde höchstwahrscheinlich sein Leben retten.

Er atmete erleichtert auf, als die Medi-Station meldete, dass sich Connars Zustand nicht nur stabilisiert hatte, sondern überhaupt keine Wucherungen mehr festzustellen waren. Connar war lediglich noch stark erschöpft und benötigte Ruhe.

„So, wie es aussieht, ist er außer Lebensgefahr. Lassen wir ihn schlafen.“

Weidenreich gab den anderen ein Handzeichen und ging zum Ausgang.

„Wir werden den Planeten Tartmos in etwa einem Tag erreichen. Dann können wir weitere Pläne schmieden, wie es mit uns weitergehen soll.“

Sie verließen schweigend das Krankenzimmer.

Tarja hatte die ganze Zeit geschwiegen. Ihr war Tarik Connar unheimlich. All das, was sie bisher von den Besatzungsmitgliedern über ihn gehört hatte, vermochte ihr Unbehagen nicht zu schlichten, obwohl es durchgehend nur Gutes gewesen war.

Tarja war vor sehr langer Zeit auf einem archaischen Planeten geboren worden. Seitdem hatte sie viel erlebt, war sogar einmal gestorben.

Es gab nur noch wenig, was sie hätte wirklich in Erstaunen versetzen können. Bei Tarik Connar jedoch fühlte sie eine Gänsehaut auf dem Rücken, obwohl dieser aus Metall bestand.

Sie und Zeno waren an Bord der SORROW zunächst selbst wie Aussätzige behandelt worden, zumindest hatten sie sich so gefühlt.

Natürlich hatte sie niemand direkt diskriminiert, aber im Verhalten eines jeden konnte man klar die Ablehnung erkennen.

Ihr und Zenos Körper waren in Maschinen umgewandelt worden, von einer Maschinerie, die so unmenschlich war, dass sie es bis heute noch nicht wirklich verstanden hatte, warum sie es getan hatte.

Die Körper waren zwar Hightech-Produkte, man konnte damit sogar fühlen und in gewisser Weise auch riechen. Außerdem waren sie viel leistungsfähiger als vorher die menschlichen Körper.

Trotzdem hätte man sie vor die Wahl gestellte, würde sie sich immer wieder für ihren menschlichen Körper entscheiden.

Aber das war vorbei. Es gab kein Zurück mehr. Zeno und sie versuchten sich immer noch, damit abzufinden.

Besonders dann, wenn sie allein waren, kamen die alten Sehnsüchte immer wieder ans Tageslicht.

Als Zeno und Tarja jetzt die Brücke der SORROW betraten, bemerkten sie wieder die heimlichen Blicke der Besatzung.

Die Zentrale war voll besetzt. Da war Samuel Rastall, Wissenschaftsingenieur und begeisterter Gärtner; Albert Scheuning, Waffensteuerung und Kanonier; Abigot Temmson, Kommunikation und Raumüberwachung sowie Svenja Möhring, Melani Klein und das jüngste Besatzungsmitglied Marvin G. Nimmrat.

Markus Weidenreich hatte mit Jet’ha vor ihnen die Zentrale betreten und setzte sich gerade in den Commander Sessel, während Jet’ha sich danebenstellte. Es war zunächst sehr still im Raum.

„Ich darf Ihnen allen mitteilen, dass sich unser Commander auf dem Weg der Besserung befindet.“

„Das ist die erste gute Nachricht heute.“ Marvin konnte seinen Blick nicht von Zeno und Tarja nehmen.

Sie sahen auch zu exotisch aus, in ihren metallisch glänzenden Körpern. Er hatte ihre Geschichte ebenso wie alle anderen Crewmitglieder mitbekommen. Immer wieder hatte er sich die Frage gestellte, wie die Umwandlung, die Zeno erwähnt hatte, eigentlich wirklich vonstattengegangen war.

Zeno hatte keine Details erwähnt, vielmehr schien ihm selbst die Angelegenheit mehr als unangenehm zu sein. Es war aber tatsächlich ihr Wayne-Zeno Uelisch, der sich in dem Robotkörper befand.

Das hatte die Hirnstrommessung durch die SORROW eindeutig ergeben.

Die gemessenen Daten waren eindeutig identisch mit den hinterlegten Daten, die von jedem Crewmitglied in dem Robot Herrscher Tart-prio abgespeichert worden waren.

„Hallo Marvin, alles in Ordnung mit dir, du siehst so nachdenklich aus.“

Erschrocken drehte sich Marvin G. Nimmrat um, als er die leise Stimme hinter sich hörte.

Dort stand Marah, das Mädchen von der Raumstation LIGHTNING STAR II aus dem Solaren System. Sie war in etwa in seinem Alter.

Er erinnerte sich daran, als sie mit Wayne-Zeno Uelisch von LIGHTNING STAR II geflohen war, und die Invasion des Erdsystems begann.

Sie war danach Zenos Freundin geworden. Verdutzt schaute er zuerst sie an dann wanderte sein Blick hinüber zu Zeno und Tarja.

Wie hatte sie es nur verkraftet, dass er jetzt kein richtiger Mensch mehr war? Dann blickt er Tarja an, deren Körper ebenfalls umgewandelt worden war.

Die beiden schienen unzertrennbar geworden zu sein. Natürlich, das gleiche Schicksal verband sie jetzt ein Leben lang. 

„Ich langweile mich. Begleitest du mich zum Holodeck?“

Marvin lächelte Marah an und nickte.

„Warum nicht. Hier ist sowieso nicht viel los.“

Svenja Möhring beobachtete beide, wie sie zusammen die Zentrale verließen. Sie machte dabei ein verkniffenes Gesicht.

„Diesen kleinen Hügel mag ich am liebsten. Von hier kann man den gesamten See überblicken!“ Marah und Marvin standen vor ihrem Zelt im Holodeck.

Für Marvin war das Ganze lediglich eine programmierte Illusion. Er verstand nicht so recht, dass sie sich dafür so begeistern konnte.

„Und du übernachtest tatsächlich hier in diesem Zelt?“

Er konnte es nicht fassen. Marah hatte sich seit der Trennung von Zeno hierher zurückgezogen. Ihre Wohnkabine stand leer und sie lebte mehr oder weniger ausschließlich auf diesem Deck.

„Der See ist echt, du kannst in ihm baden. Wollen wir?“ Sie begann bereits, ohne auf Marvins Antwort zu warten, ihre Kleidung auszuziehen. Er wurde durch ihre Natürlichkeit total überrumpelt.

Zeno und Tarja hatten sich wieder in ihre Kabine zurückgezogen. „Die SORROW fliegt den Planeten Tartmos an. Warum? Wenn Connar wieder auf dem Weg der Besserung ist, wird das medizinische Know-how der Ellio’sh Technologie dort doch nicht mehr benötigt?“

Tarja hatte sich eigentlich darauf gefreut, dass das Schiff mit ihnen zurück zur Erde fliegen würde. Sie wolle unbedingt wissen, wie es dort aussah.

Die Erde war der Planet, auf dem Zeno geboren war. Sie interessierte sich besonders für die verschiedenen Kulturen und Rassen, von denen er erzählt hatte.

„Nur keine Angst. Ich werde dir meine Welt noch früh genug zeigen können. Obwohl, so ganz meine Welt ist die heutige Erde auch nicht mehr.“

Zeno war, wie die gesamte Besatzung, aus dem 21. Jahrhundert in das 23. Jahrhundert verschlagen worden. Das war auch der Grund gewesen, weswegen sie damals nach URSA MAJOR aufgebrochen waren. Es hatte sie im heimatlichen Sonnensystem, in der relativen Zukunft, nichts gehalten.

Nicht einmal Albert Scheuning hätte zurückbleiben wollen, obwohl er sich so auf das Wiedersehen mit seiner Tochter gefreut hatte, damals, als sie auf dem alten Marsfrachter MERLIN geflogen waren und durch einen technischen Defekt in ein Schwarzes Loch gestürzt sind, das sie über 250 Jahre in die Zukunft geschleudert hatte.

Damals, als er noch ein normaler Mensch gewesen war.

Zeno hatte es immer noch nicht ganz verkraftet, dass er jetzt nur noch aus einer außerirdischen Technologie bestand.

Er und Tarja hatten das Aussehen von Robotern, natürlich von weit fortgeschrittenen Robotern, die aus einer fließenden Metalllegierung bestanden. Lediglich sein Gehirn war noch das Alte geblieben, mit ihm, dem Intellekt Zeno. Tarja war auf ihn zugegangen und nahm ihn in den Arm.

„Schau nicht so traurig. Ich weiß, was du jetzt denkst, glaube mir, mir geht es ähnlich.“

Er blickte in ihre künstlichen Augen und meinte tatsächlich, dahinter ihr wahres Ich zu erkennen.

So war es immer, wenn er sie anschaute.

Connar erwachte. Er wusste zunächst nicht, wo er sich befand. Immer noch war er zu sehr in seinem Traum gefangen.

Er hatte von der Vergangenheit geträumt, von der Zeit vor seinem Strahlungsunfall. Benommen richtete er sich auf. Dann setzte auch schon die Erinnerung ein.

Wie ein eiskalter Wasserfall, der von einer hohen Klippe auf ihn herabschoss, kamen all die Erinnerungen der letzten Wochen und Monate zurück.

Das Schlimmste dabei war, dass er sich eben noch in den Armen seiner Frau befunden hatte und nun Tausende von Lichtjahren entfernt war in einer ebenfalls anderen Zeitepoche.

Seine Gefühle befanden sich aber immer noch dort, weit weg von heute. Er vermisste sie.

Mit einem wütenden Aufschrei sprang Connar aus dem Bett und auf die Beine. Er stand, ohne zu schwanken.

Sein Körper schien wieder der alte zu sein. Prüfend blickte er an sich herunter. Es gab keine Ausbeulungen mehr, keine eitrigen und blutenden Abszesse oder Ähnliches.

Connar atmete zweimal lautstark ein und aus und ging dann in die Hygienezelle.

Dr. Markus Weidenreich, normalerweise Astronom von Beruf, saß auf dem Commander Sessel in der Schiffszentrale. Er vertrat Connar.

Obwohl der Flug nach Tartmos reine Routine war, hatte er es sich angewöhnt, immer in der Zentrale anwesend zu sein, schließlich trug er die Verantwortung.

Auch Albert Scheuning befand sich an dem Steuerpult der Waffenkontrolle und Abigot Temmson hatte seinen Platz pflichtbewusst eingenommen. Er zeichnete verantwortlich für Kommunikation und Raumüberwachung.

Die SORROW befand sich zurzeit in Überlicht. Die Bildschirme waren deaktiviert.

Weidenreich hatte genügend Zeit, um seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Eigentlich wäre er jetzt viel lieber auf der guten alten Erde gewesen.

Obwohl er 250 Jahre an Entwicklung übersprungen und sich vieles dort verändert hatte, zog ihn eine gewisse Sehnsucht zu dem Planeten, auf dem er geboren war.

Er hatte mit Scheuning und Temmson in der Kantine darüber gesprochen und er war nicht erstaunt, als er ähnliche Töne auch von ihnen vernahm.

Sie alle hatten ihre Familien verloren, als sie damals in das Schwarze Loch gestürzt waren und einen ungewollten Zeitsprung von 250 Jahren erlebten.

Nach dem ersten Schock hatten sie sich von der neuen Erde abgekehrt, wollten sich den neuen Gegebenheiten nicht anpassen.

Aber die Alternative, wie sie sich durch Connars und Zenos Abenteuerlust eingestellt hatte, behagte vielen an Bord nicht wirklich.

Er sehnte sich nach einem normalen Leben zurück. Vielleicht sogar nochmals eine Beziehung eingehen. Nachdem seine tödliche Krankheit durch die Technologie der Ellio’sh vollkommen geheilt worden war, konnte er sich gut vorstellen, sogar eine Familie zu gründen.

General Zarla’cka

Die Zeitburg war teilweise durch die STAhl-Bällen, faustgroße Bomben, die Connar und Jet’ha während ihrer Flucht von dem unwirklichen Planeten Koro, der Biosphäre und Lebensraum des wilden, animalischen Volkes der Zisslies, abgeworfen hatten, schwer beschädigt worden.

Zarla’cka, General und Feldherr der Zisslies, war außer sich vor Wut gewesen.

So etwas hätte niemals passieren dürfen. Die Sendefunktion der Zeitburg war außer Funktion, lediglich der Empfangsmodus aus den bereits geworfenen Zeitnetzen war noch intakt.

General Zarla’cka blieb in diesem Moment nichts anderes übrig, als die Zweimann-Vernichter von ihrem Einsatz im Ecol System zurück zu ordern.

Ohne weitere Verstärkung hatten die bereits dort eingetroffenen Kampfboote keine Chance mehr auf Erfolg.

Dabei war die ganze Aktion so perfekt angelaufen. Die Computersimulation des Hergangs wies ohne Einschränkung auf einen Sabotageanschlag hin.

Mehrere Zisslies Krieger wurden bereits verhört. Es kristallisierte sich immer mehr heraus, dass zumindest ein animalischer Krieger daran beteiligt war. Ein unvorstellbares Ereignis war damit eingetreten.

General Zarla’cka musste ein Exempel statuieren, damit so etwas nie wieder vorkam.

Er hatte bereits die Unterführer aller Gruppen zu einer Zusammenkunft bestellt.

Das Volk bestand aus normalerweise aus 15777 Krieger und Kämpferinnen, welche in 333 Gruppen eingeteilt waren. 47 Gruppenführer hatten sich in der Siegerhalle zu versammeln.

Er würde eine Ansprache halten. Als er den Abflughangar betrat, schallte ihm bereits die Geschäftigkeit der Techniker entgegen, die versuchten, den Netzwerfer und die Abstrahlanlage wieder betriebsbereit zu machen.

Der General der Zisslies erinnerte sich noch genau daran, als sie aus reinem Zufall auf einem Mond die Maschinerie der Zeitburg gefunden hatten.

Dieser Fund war ein weiterer Meilenstein des glorreichen Siegeszuges gewesen, den das animalische Volk der Zisslies in den letzten 500 Jahren eingeschlagen hatte.

Er hatte damals sofort erkannt, um was es sich bei dieser zunächst fremdartigen Technologie handelte. Zarla’cka ließ die Zeitburg, wie er sie nannte, mitsamt dem Teil des Mondes, auf dem sie sich befand, herausschälen und abtransportieren.

Hier auf Koro wurde die Zeitburg auf den höchsten Berg der Biosphäre neu implementiert.

Sie passte sich hervorragend schnell in die bestehenden Strukturen und Prozesse ein.

Durch die Technik der Zeitburg entstand das Netz und damit erweiterten sich das Einzugsgebiet und der Bewegungsrahmen der Zisslies Krieger um ein Beträchtliches.

General Zarla’cka begab sich zunächst in das provisorisch eingerichtete Arbeitscamp, um dort mit den anwesenden Wissenschaftlern und Technikern seines Volkes die schwere der Zerstörung und deren Beseitigung zu besprechen.

Er hatte zwar bereits auf die Dringlichkeit hingewiesen, mit der an der Wiederherstellung der Funktionalität der Zeitburg gearbeitet werden sollte.

Jedoch bedurfte es seiner Meinung nach, eines gewissen Drucks, um die Techniker zu Höchstleistungen anzuspornen.

Dies ging am besten durch ein persönliches Gespräch. Zarla’cka betrat das Camp, das mitten im Hangar stand. Hier starteten normalerweise die Zweimann-Vernichter und wurden, sobald sie eine gewisse Höhe erreicht hatten, durch den Netztransmitter abgestrahlt.

Nunmehr ruhte der Betrieb.

Das Camp bestand aus losen zusammengestellten Zeltplanen mit Überdachung.

Zisslies hatten generell ein Problem mit Räumen, die sehr hoch waren. Sie litten unter einer bestimmten Art der Agoraphobie. Besonders im Freien brachte diese psychische Störung immer wieder Problem auf, da die Krieger es generell mieden, sich dort aufzuhalten.

Man hatte bereits begonnen, Ausbildung und Training fast nur noch innerhalb geschlossener Räume durchzuführen.

Ein duzend Wissenschaftler und Techniker warteten bereits auf General Zarla’cka.

„Jack’le, wie weit ist die Reparatur gediehen? Wann ist die Zeitburg wieder voll funktionsfähig?“ Zarla’cka war direkt auf den verantwortlichen Wissenschaftler zugegangen.

Jack’le war von ihm beauftragt worden, alle zur Verfügung stehenden Ressourcen zu mobilisieren.

General Zarla’cka hatte ihm einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt und er erwartete nichts anderes als einen schnellen Erfolg.

Leider hatte Jack’le sich seit über zwölf Zeiteinheiten nicht mehr bei ihm gemeldet, obwohl er Zarla’cka in regelmäßigen Zeitabständen Rapport hätte erstatten sollen.

„Die Arbeiten laufen zufriedenstellend. Das einzige Problem liegt an den Mitarbeitern. Sie müssen in schwindelnder Höhe an den Abstrahlprojektoren arbeiten, die sich an den Außenwänden der Zeitburg befinden. Ich muss die Techniker immer wieder austauschen, da die der psychischen Belastung nicht gewachsen sind.“

General Zarla’cka wurde langsam zornig.

Wieso ging man diese Arbeiten nicht von Innen an? Man hatte ihm berichtet, dass die Zeitburg mit Wartungsschächten nur so durchlöchert war.

Immer wieder mussten irgendwelche Steuerkristalle ausgetauscht werden, mussten Energieführende Leitungen erneuert werden.

Ständig waren mehr als 100 Techniker und Ingenieure in der Zeitburg unterwegs, um sie am Laufen zu halten.

„Du hast meine Fragen nicht beantwortet. Wann ist die Zeitburg wieder einsatzbereit?“

Jack’le blickte seine Kollegen Hilfe suchend an.

„Das kann ich jetzt noch nicht mit Bestimmtheit sagen, General. Die Energieeinwirkung hat die Verbindungen zu dem Steuergehirn stark beschädigt und teilweise sogar zerstört. Die Abstrahlröhren sind teilweise geschmolzen und wir haben nicht das richtige Werkzeug, um die fremdartige Legierung der Zeitburg zu bearbeiten. Es gibt tausend Dinge, die zu berücksichtigen sind.“

Jack’le wollte noch weitersprechen, aber General Zarla’cka unterbrach in barsch mit einer herrischen Handbewegung.

„Genug der Ausreden. Ich verlange einen schnellen Erfolg. Wenn du es nicht schaffst, wird ein anderer es übernehmen. Ich gebe dir noch ein letztes Mal einen Zeitaufschub. In genau fünf Zeiteinheiten will ich von dir erfahren, wann die Zeitburg wieder ihre Tätigkeit aufnehmen kann. Alles andere ist Nebensache!“

Er blickte über die Gruppe der versammelten Techniker.

„Es ist unbedingt erforderlich, dass unsere Zweimann-Vernichter erneut das Ecol System angreifen und die vereinten ecolanischen Raumstreitkräfte vernichtend schlagen.“

Mit einer ruckartigen Kehrtwende verließ General Zarla’cka die immer noch schweigsamen Techniker und den eingeschüchterten Wissenschaftler.

Als er den Vorraum erreichte, kam ihm sein Adjutant entgegen.

„General, die Krieger des animalischen Volks der Zisslies haben sich alle wie befohlen in der Siegerhalle versammelt.“

Er blickte Zarla’cka furchtsam an. In der letzten Sekunde hatte er gerade noch den Zusatz „und warten auf Ihre Ankunft“ unterdrücken können.

Der General schien in einer angespannten und aggressiven Verfassung zu sein, er würde jedwede Äußerung, die seine Person betraf, entsprechend bestrafen, auch wenn es sachlich der Tatsache entsprach. So machte er nur die Geste der Zustimmung und marschierte in Richtung Siegerhalle.

Die Halle, ein riesiges überdachtes Areal, war ursprünglich dazu gedacht, die Zweimann-Vernichter mit ihrer Mannschaft aufzunehmen.

Sie sollten den Technikern und dem sonstigen Bodenpersonal die Möglichkeit geben, die Maschinen nochmals durchzuchecken, ohne dass sie der Agoraphobie anheimfielen.

General Zarla’cka bestieg ein schmales Podest, dass ihn lediglich eineinhalb Meter höher positionierte und über die versammelten Mannschaften blicken ließ. Das ständige Raunen unter den Kriegern verstummte. 15777 Krieger standen in Reih und Glied, ohne sich zu Rühren und warteten darauf, dass ihr Anführer zu ihnen sprach.

Die Ansprache fiel knapp und deutlich aus. Insbesondere betonte General Zarla’cka mehrmals, dass der Angriff auf die Planetenallianz von HUrur unverzüglich anlaufen müsse und dass es nur an den Ingenieuren und Wissenschaftsarbeitern hing, dass die Zeitburg wieder einsetzfähig gemacht wurde.

Er beabsichtige alle zu Verfügung stehenden Zweimann-Vernichter einzusetzen, was gleichzeitig einen schnellen Sieg bedeutete. Ein Zurück würde es in jedem Fall diesmal nicht mehr geben.

Die Zeitspanne, die General Zarla’cka dem wissenschaftlichen Leiter Jack’le gegeben hatte, war noch nicht ganz abgelaufen, da meldete sein Adjutant, dass Jack’le ihn sprechen wolle.

„General Zarla’cka, wir haben das Hauptproblem in den Griff bekommen. Es ist uns gelungen, eine Chemikalie zu entwickeln, die der Agoraphobie unserer Techniker entgegenwirkt. Die Tests laufen schon seit langem, aber nunmehr zeigt das neue Präparat endlich seine Wirkung.“

„Was soll das? Sie haben sich ausschließlich um die Reparatur der Zeitburg zu kümmern!“

Jack’le zuckte auf Zarla’ckas Einwand hin nur kurz zusammen. Er konnte nicht widersprechen.

„Wie ich bereits sagte, das Hauptproblem waren die Außenarbeiten in schwindelnder Höhe an den Abstrahlprojektoren. Diese gehen nunmehr rasch voran. Ich kann Ihnen mitteilen, dass die Zeitburg in drei Zeiteinheiten wieder voll einsatzfähig ist!“

Den letzten Satz hatte er voller Stolz und Genugtuung von sich gegeben. Die erwartete Belobigung unterblieb jedoch.

„Wie Sie es hinbekommen, ist allein Ihre Sache. Ich nehme Sie jetzt beim Wort, Jack’le, drei Zeiteinheiten und wagen Sie es nicht, wieder irgendwelche Ausflüchte vorzuschieben.“

Damit war er zunächst entlassen. Als die drei Zeiteinheiten vergangen waren und sein Adjutant ihm meldete, dass die ersten hundert Zweimann-Vernichter bereits ihre Position für den Transfer eingenommen hatten, begab sich General Zarla’cka hoch hinauf auf die Zinnen der Zeitburg.

Von hier aus hatte er einen vollständigen Überblick über die Biosphäre, den Lebensraum des wilden, animalischen Volks der Zisslies, dem kleinsten Kontinent auf dem sonst so unwirklichen Planeten Koro.

Überall sah er Bewegung. 15777 Krieger, das heißt es waren natürlich weniger, wenn er die Gefallenen der letzten Schlacht abzog, begaben sich in Bereitschaft.

Tausende von Zweimann-Vernichter wurden von dem Bodenpersonal eingewiesen und warteten darauf, in die Zeitburg einzufahren, um dann in das Kampfgebiet abgestrahlt zu werden.

Als sich die energetischen Lichtbögen über der Zeitburg hinein in das Dunkel des Alls spannten, wusste er, dass die ersten Kampfboote über den Netztransmitter Koro verlassen hatten.

Tausende sollten ihnen noch folgen. Diesmal setzte er alles auf eine Karte. Die Planetenallianz von HUrur hatte absolut keine Chance, den Kampf zu gewinnen.

In der Kommandozentrale von MOU’NT, dem einzigen Trabanten von ESTRAL, dem Heimatplaneten der Ecolaniern, dröhnte der Alarm durch die Räume. Oberst Kah’ll bekam soeben die Meldung, dass sich wieder an der gleichen Stelle über dem Mond, wie vor 20 Zeiteinheiten, das Netz manifestiert hatte.

Inzwischen wussten sie, dass es sich dabei um einen gewaltigen Transmitter handelte, durch den die Zisslies mit ihren Zweimann-Vernichtern große Entfernungen im Weltall problemlos und ohne Zeitverlust überbrücken konnten.

Das Netz hatte sich bei einer Ausdehnung von 200 Kilometern Durchmesser stabilisiert. Zuerst duzende, dann Hunderte von Kampfboot der Zisslies materialisierte und stürzte sich sofort auf die Mondoberfläche zu, auf der sie die ecolanische Schiffe ausmachen konnten.

Oberst Kah’ll beorderte sofort alle verfügbaren Raumboliden und Abfangjäger zu dem Transmittenetz. Die ersten Strahlenschusseinschläge auf der Mondoberfläche erschütterten die Kommandozentrale, obwohl sie tief im Mondinnern verborgen lag.

Es musste sich um Hunderte von Zweimann-Vernichtern handeln, die gleichzeitig das Feuer eröffnet hatten.

Die Festung MOU’NT erbebte nun ebenfalls unter den im Salbentakt feuernden eigenen Abwehrgeschützen.

Oberst Kah’ll wusste aus Erfahrung, dass sie den kleinen und wendigen Kampfbooten des Angreifers nicht wirklich viel entgegenzusetzen hatten. Ihre schlagkräftigsten Kampfmaschinen, die Raumboliden, hatten zwar eine starke Durchschlagskraft aber wegen ihrer Größe konnten sie sich nur sehr träge im Raum bewegen.

Er hatte sie deswegen zu dem Transmitternetz befohlen, um mit ihrer gewaltigen Feuerkraft zu versuchen, die Verbindung wieder zu kappen.

Mittlerweile zählten die Ortungsgeräte weit über 2000 Zweimann-Vernichter und der Strom der immer weiter eintreffenden Maschinen schien nicht abzureisen.

Oberst Kah’ll wechselte von der Kommandozentrale auf sein Flaggschiff SCHERAK über, als sich das Kampfgebiet bereits immer weiter Richtung Heimatplanet verschob.

Mittlerweile hatten die ecolanischen Streitkräfte über zwanzig Prozent ihrer Schiffe verloren, darunter auch einen Raumboliden.

Die SCHERAK sah sich unvermittelt den Angriffen von über 50 Kampfbooten der Zisslies ausgesetzt. Sie feuerte was die Schiffgeschütze hergaben und konnte zunächst einen gewissen Erfolg verzeichnen; sie erzielte über 20 Abschüsse.

Dann wendete sich das Glück. Anscheinend wurde aufgrund von abgehörten Funksprüchen ihr Status als Flaggschiff der ecolanischen Flotte dem Feind bekannt. Mehr als 200 Zweimann-Vernichter stürzten sich auf das Schiff.

„Unsere Kommandozentrale auf dem Mond ist bereits gefallen. Wir haben keine Chance mehr, den Feind abzuwehren!“ 

Oberst Kah’ll wurde durch ein Zeichen des zuständigen Unteroffiziers für Kommunikation unterbrochen.

„Herr Oberst, die Hype Antennen zur lichtschnellen Funkübertragung wurden durch Punktbeschuss zerstört. Es kann sie niemand mehr hören!“

Wieder erbebte das Schiff in seinen Grundfesten und Oberst Kah’ll musste sich diesmal sogar festhalten.

Er hatte versucht Commander Connar vom Wächtervolk der Ellio’sh zu erreichen.

Wenn überhaupt noch Hilfe möglich war, dann von dort. Connar hatte ihm die spezielle Richtfrequenz vor seinem Abflug mitgeteilt.

„Oberst Kah’ll, wir haben die Kontrolle über das Schiff verloren. Die SCHERAK ist schwer angeschlagen und erreicht soeben die obersten Schichten der Atmosphäre von ESTRAL. Wir müssen schnellstmöglich das Schiff verlassen. Die beiden letzten Schutzfelder stehen kurz vor dem Zusammenbruch. Das Schiff wird verglühen, wenn es nicht vorher doch noch durch feindliches Feuer zerstört wird.“

Fähnrich Pfi’lk starrte voller Entsetzen auf den implodierten Hauptschirm. Dann wurde es dunkel in der Schiffszentrale.

Die Rückkehr des KORRELATS

Der Planet Tartmos war eine unwirtliche Welt, wüstenartig mit abgetragenem Felsmassiv und ohne jegliches Leben auf seiner Oberfläche. Selbst die dünne Atmosphäre war für Menschen hochgiftig.

Es war wohl reiner Zufall gewesen, gemischt mit viel Glück, dass Connar und seine Mannschaft ihn damals, nach dem Fall durch das Schwarze Loch, überhaupt gefunden hatten.

Mit noch mehr Glück hatten sie den Absturz überlebt und die verlassene und uralte Stadt der Ellio’sh mit ihrem Robotherrscher Tart-prio gefunden.

Sie gelangten in die unterirdische Befehlszentrale TARKAT und von da an stolperte die ehemalige Mannschaft der MERLIN von einem Wunder in das nächste, von einem Abenteuer in ein weiteres.

Jetzt waren sie endlich wieder zurückgekehrt, obwohl ihre wirkliche Sehnsucht der Erde galt. Die SORROW sank langsam der Planetenoberfläche entgegen.

Connar wusste, dass sich in den unterirdischen Hallen der ehemaligen Ellio’sh Stadt Nyx und dem Techno Park SARK noch viele Geheimnisse einer uralten, einst hochtechnisierten Rasse lagen, die es galt zu erforschen. Er hatte sich fest vorgenommen dies zu tun.

Connar war immer noch etwas schwach auf den Beinen. Seit zwei Tagen verspürte er eine gewisse Leichtigkeit der Gedanken, die ihn beschwingte aber gleichzeitig auch argwöhnisch machte.

Die Mannschaft bezog wieder ihre alten Quartiere. Connar war auf dem Weg in die Befehlszentrale TARKAT. Tart-prio hatte ihn gerufen.

Auf dem Weg zur Gravoröhre, die ihn tief hinunter in das eigentliche Reich des Robot Herrscher bringen sollte, gingen seine Gedanken zurück zu dem Zeitpunkt, als er dem Angriff des KORRELAT entgegensah; als er, um Zeno und seine neue Freundin, Partnerin oder wie man sie sonst nennen sollte, zu retten, die entartete Energie zu spüren bekommen hatte.

Seitdem bemerkte er an sich gewisse Veränderungen. Wenn er etwas besonders intensiv anblickte, dann veränderte sich ein Blickfeld.

Die Augenränder zogen sich zusammen, wie bei einem Tunnelblick, die Ränder des Sichtfeldes wurden unscharf und die Materie des Objektes, auf das er blickte, begann sich optisch zu zerlegen, als würde er durch ein Elektronenmikroskop schauen. Es nahm ganze Molekülketten war, sah Atomgruppen. 

Jet’ha der Zisslies Krieger hatte diese Fähigkeit ‚die heilige Kraft von UTHA, der Urzeit allen Seins‘, genannt.

Connar konnte mit der Kraft seines Geistes jede Materie umgruppieren, verändern oder teilweise sogar etwas Neues erschaffen.

Mehrere Hundert Meter unter dickem Felsengestein verließ er die Gravoröhre. Hier verbarg sich die Befehlszentrale TARKAT.

„Willkommen zurück, Commander Tarik Connar, Hochrangbevollmächtigter Träger der Alten Kraft“, meldete sich bereits der Robot Herrscher Tart-prio, bevor er noch die Steuerzentrale betreten hatte.

Connar wurde aus seinen Gedanken aufgeschreckt.

„Was gibt es Wichtiges, das nicht warten konnte und du mich so dringend sprechen willst?“

„Meine Überwachungsdrohnen haben am Rande unseres Planetensystems eine Energiesignatur geortet, die ich keiner mir bekannten Ursache zuordnen kann.“

Connar hatte hinter dem halbkreisförmig angeordneten Steuerpult, das in der Mitte des Raumes stand, Platz genommen.

„Stelle eine Verbindung mit der SORROW her und fordere alle gespeicherten Daten über unsere letzte Mission an. Danach vergleiche die Signatur nochmals.“

Er hatte wieder so ein komisches Bauchgefühl, das ein kommendes Unheil ankündigte. Auf dem Datendisplay kamen weitere Informationen von der Überwachungsdrohne herein.

Bei der georteten Energiesignatur handelte es sich sehr wahrscheinlich um ein Flugobjekt.

Es bewegte sich mit einer konstanten Geschwindigkeit von 150.000 Kilometern pro Sekunde am Rande des Sonnensystems.

„Commander, die übermittelten Daten der SORROW weißen darauf hin, dass es sich bei der angemessenen Energiesignatur um ein Objekt handelt, das Sie unter der Bezeichnung KORRELAT kennen.“

Connar war erschrocken zusammengefahren, als er diesen Namen hörte.

„Bist du dir da ganz sicher?“

„Die Auswertung ergibt eine Genauigkeit von 96 Prozent.“

Connars Gedanken überschlugen sich. War es denkbar, dass dieses Ding sie bis hierher verfolgt hatte. Er hatte sich nur kurz die Analyse und Auswertung angesehen, die das Bordgehirns der SORROW während der Kämpfe im Ecol System und auf dem Planeten ESTRAL vom Verhaltensmuster des KORRELATs gemacht hatte.

Soviel er sich noch erinnerte, ergaben die Daten, dass das KORRELAT die Person Wayne-Zeno Uelisch verfolgte.

Außerdem gab es hierzu eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Zeno von ihm irgendwie geortete werden konnte. Er musste sich zunächst den Bericht nochmals ansehen, um Gewissheit zu erhalten.

„Tart-prio, setze eine Konferenz für folgende Personen in einer Stunde an: Wayne-Zeno Uelisch, Tarja, Dr. Weidenreich, Samuel Rastall und Jet’ha.“ Connar hatte es mit einem Mal sehr eilig.

Das KORRELAT war immer noch angeschlagen, als die Internautokratie nun vollständig die Kontrolle übernahm.

Neue Ortungsdaten lagen vor. Die Anwesenheit von zwei Printträger in diesem Universum wurde damit bestätigt. Die Koordinaten ihres Aufenthaltsortes liefen ein. Sie mussten vernichtet werden.

Der Auftrag wurde zum absoluten Befehl. Ein neuerliches Versagen wurde nicht mehr toleriert.

Dementsprechend wurde jedwede Handlungsbefugnis dem KORRELAT entzogen und die Internautokratie übernahm. Sie besaß als künstliche Intelligenz keine Skrupel noch Hemmungen um eine wertungsfreie Entscheidung herbeizuführen.

Es gab nur noch einen einzigen Existenzgrund für das KORRELAT und dieser war die Vernichtung, die Ausradierung zweier Gefährdungsquellen, die allein durch ihre Existenz an den Grundbausteinen des Universums rüttelten, sie nannten sich Zeno und Tarja. Das KORRELAT aktivierte das Antiortungssystem und nahm Kurs auf ein fremdes Sonnensystem.

Connar kam als Letzter in den Besprechungsraum.

Tart-prio hatte den Anwesenden bereits den Grund ihrer Zusammenkunft genannt.

Entsprechend angespannt war die Atmosphäre. Besonders Zeno schien sehr nervös zu sein. Er strahlte eine Unruhe aus, die nicht zu seinem Äußeren passte.

Tarja legte ihm zum wiederholten Mal die Hand auf die Schulter und drückte ihn zurück auf den Stuhl, als er beim Eintreten von Connar aufspringen wollte.

„Tarik, sag dass es nicht wahr ist. Wie konnte dieses Monstrum schon wieder meine Anwesenheit hier auf Tartmos herausfinden?“

„Ganz ruhig, Zeno. Noch wissen wir nicht mit einhundertprozentiger Sicherheit, dass es sich überhaupt um das KORRELAT handelt.“

„Die Wahrscheinlichkeit beträgt 96 Prozent“, kam die akustische Mitteilung von Tart-prio.

Weidenreich hüstelte gezwungen und Rastall gab ein abgehacktes Lachen von sich.

„Noch ist keine klare Aussage über die mögliche Anwesenheit des KORRELATs möglich. Aber sollte es sich wirklich um das KORRELAT handeln, müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, ein für alle Mal eine endgültige Entscheidung zu erzwingen.“

Connar setzte sich auf einen der freien Stühle und blickte schweigend in die Runde der Anwesenden.

„Ich habe euch hierhergebeten, um zu beraten, wie wir weiter vorgehen sollen und um uns hier und jetzt abzustimmen.“

Tarja und Zeno schauten sich verstohlen an.

„Vielleicht sollten wir Tartmos sofort verlassen. Ich nehme an, das KORRELAT kann unsere Körper irgendwie orten. Es wird uns folgen und Ihr seid zumindest eine Sorge los.“ Zeno meinte es bitterernst.

„Das kommt überhaupt nicht in Frage! Es ist zumindest keine Option für mich. Ihr könnt nicht euer ganzes Leben lang auf der Flucht sein.“

„Tarik hat Recht. Wir sollten ein für alle Mal hier und jetzt eine Entscheidung herbeiführen. Schließlich können wir uns zumindest hier auf Tartmos die gesamte Technologie der Ellio’sh zu Nutze machen.“

Markus Weidenreich traf den Nagel auf den Kopf.

Connar hatte sich bereits ähnliche Gedanken gemacht.

„Last uns doch einfach mit der SORROW hinfliegen und die Sache bereinigen!“

Jet’ha hatte als Zisslies klare Vorstellungen.

„So einfach geht das leider nicht. Sollte es sich wirklich um das KORRELAT handeln, so hat unser erster Zusammenstoß im Ecol System gezeigt, dass das KORRELAT der SORROW mehr als gewachsen ist.“

Auch Connar schien dieser Meinung zu sein. „Wir sollten uns nicht einer Gefahr aussetzen, deren Ausmaße wir noch nicht wirklich kennen. Das KORRELAT hat vielleicht seine technischen Möglichkeiten noch nicht voll ausgespielt.“

„Ich kann nur nochmals vor diesem Ding warnen. Seine Kräfte scheinen nahezu unbegrenzt zu sein.“

Aus Tarjas Mund klang das, als hätte sie bereits resigniert.

„Es müssten sich eigentlich noch Robotschiffe in den unterirdischen Hangar befinden. Wäre das nicht eine Alternative?“ Samuel Rastall blickte Connar an.

„Tart-prio, welche Option besteht in Bezug auf die Verfügbarkeit von Robotschiffen?“ Connar sprach laut und deutlich für alle in sein Logcom.

Tart-prio meldete sich sofort: „Es sind neun Schiffe verfügbar. Wenn Ihnen damit gedient ist?“

„Wir nehmen die Schiffe und fliegen ihm entgegen. Was soll da schon schiefgehen?“ Rastall war aufgestanden und blickte auf Connar.

Dieser erwiderte bestimmend: „Nein, die SORROW bleibt im Hangar. Ich werde die Robotschiffe über die Alpha Haube steuern!“

„Auch gut!“ Rastall blickte von einem zum anderen.

„Ich bekomme soeben einen Dringlichkeitsanruf vom TOHIKUM Ec. Oberst Kah’l meldet einen erneuten und diesmal massiven Angriff der Zisslies. Tausende von Zweimann-Vernichtern verlassen das Transmitternetz und greifen die Vereinten Streitkräfte an. Er bittet um Verstärkung. Die ecolanische Raumstreitkräfte werden mehr und mehr aufgerieben.“ 

Tart-prio legte die Direktübertragung auf Lautsprecher.

Eine verzerrte Stimme rief: „Das Kampfgebiet verschiebt sich immer weiter vom Mond weg und auf ESTRAL zu. Die Flotte der Allianz ist dem ständig wachsenden Strom an Kampfbooten der Zisslies nicht mehr gewachsen. Erbitte dringend um Hilfe. Unsere Kommandozentrale auf dem Mond ist bereits gefallen. Wir…“

„Die Verbindung zum TOHIKUM Ec steht noch, aber die Weiterleitung zu dem ecolanischen Flottenschiff wurde unterbrochen.“

Tart-prio deaktivierte die Verbindung, als die akustische Warnmeldung des Raumalarms zu hören war.

„Das geortete Objekt ist in Überlicht gegangen und in einer Entfernung von 1,2 Millionen Kilometer von Tartmos entfernt wiederaufgetaucht. Die Scans ergeben, dass es sich bei dem bisher unbekannten Objekt nunmehr eindeutig um das KORRELAT handelt“, gab der Robot Herrscher nunmehr bekannt.

Alle Anwesende waren aufgesprungen, als der Alarm durch die unterirdischen Räume tobte. Sie erfassten nur zum Teil, was Tart-prio ihnen gerade mitgeteilt hatte. Wieder einmal überstürzten sich die Ereignisse gnadenlos.

„Folgt mir in die SORROW!“

Connar rannte bereits zur Tür, als Tart-prio sich nochmals akustisch meldete: „Das KORRELAT hat seine Geschwindigkeit nur minimal verlangsamt. Es nimmt direkten Kurs auf Tartmos. Die Ortung ergibt, dass sämtliche Energieerzeuger auf Maximalleistung hochgefahren wurden.“

„Was hat das Teufelsding nur vor?“ Zeno hielt sich direkt hinter Connar, der bereits den Röhrenlift erreicht hatte.

Die neun Robotschiffen durchstießen im Alarmstart die äußeren Schichten der dünnen Atmosphäre.

Connar lag unter der Alpha Haube und sah über die Sensoren der Schiffe den herannahenden Feind. Dieser hatte die Tarnung nunmehr fallen lassen.

Es hatte keinen Sinn mehr, sich eine Kampftaktik zu überlegen, dafür war das KORRELAT schon viel zu nahe am Planeten. Er teilte die neun Schiffe in zwei Gruppen und griff von zwei Seiten an.

Die Kanonen im Bug und an den gegenüberliegenden Enden der Schiffe spien das fast lichtschnelle Fusionsplasma in rasendem Stakkato aus. Durch die hohe Geschwindigkeit des KORRELATs war jedoch die Treffergenauigkeit sehr gering und die wenigen Einschläge wurden von dem Abwehrschirm des Gegners mühelos verarbeitet.

Das KORRELAT hingegen legte eine Sperrmauer von Energie vor die beiden Pulks von Robotschiffen, in die sie hineinflogen. Lichtschnelle Strahlen trafen die Schiffe, Überschlagsblitze loderten über die Schutzschirme, die sich weiter verästelten und kurz darauf die gesamte Oberfläche der Schirme einnahmen. 

Lautlos platzten die schützenden Blasen um die Schiffe.

Connar konnte es nicht fassen, obwohl er es mit eigenen Augen sah. Was waren das für Waffensystem, mit dem das KORRELAT schoss?

Ein Robotraumer nach dem anderen explodierte und sie selbst konnten dem herannahenden Teufel nichts anhaben.

Als nach wenigen Minuten bereits fünf Schiffe zerstört worden waren und das KOORELAT nur noch wenige Hunderttausend Kilometern von Tartmos entfernt war, beschloss er alles auf eine Karte zu setzen.

Er befahl für die restlichen vier Schiffe Kollisionskurs. Das KORRELAT schoss weiter auf den Planeten zu und beschleunigte, als die Robotraumer ihm zu nahekamen.

In der Befehlszentrale TARKAT wurde Alpha-Planetenalarm ausgelöst.

Das KORRELAT durchdrang die Planetenatmosphäre mit einer sehr hohen Geschwindigkeit von weit über 500 Kilometer/Sekunde. Connar war leichenblass, als er seinen Kopf unter der Haube zurückzog.

Die Besatzung der SORROW starte auf den Zentralbildschirm, der gestochen und dreidimensional das herannahende Unglück zeigte.

Die Oberflächenforts der Raumabwehr schossen im Sekundentakt, doch die Kanonen trafen immer noch auf starke Schutzfelder und die Energiestrahlen verpuffen im Inferno, das bereits angefangen hatte, um die Welt zu verschlingen.

Connar konnte es nicht fassen. Das KORRELAT hatte tatsächlich die Absicht, sich zu opfern. Es wusste, dass sich Zeno hier befand und um ihn zu töten, stürzte er sich selbst in den Tod, und nahm dabei noch in Kauf, dass ein ganzer Planet untergehen würde.

Kurz bevor das KORRELAT auf den Planetenboden auftraf, verdampfen bereits die Oberflächenbauten, Fels, Sand und Geröll.

Das aufgeschmolzene Oberflächenmaterial wurde mit einem sehr hohen Tempo bis zu 1000 Kilometer weit geschleudert. Innerhalb von Sekundenbruchteilen nach der Kollision verdampften das KORRELAT und das ihn umgebende Gestein bei Temperaturen von 55.000 Grad Celsius und einem Druck von 10 Millionen Bar.

Eine Stoßwelle breitete sich mit mehrfacher Überschallgeschwindigkeit aus. Drei Sekunden nach dem Aufschlag federte das Gestein zurück: Trümmer aus dem Inneren des Kraters wurden herausgeschleudert.

Sie begruben 5000 Quadratkilometer Fläche unter sich – meterhoch. Es entstand ein schnell wachsender Krater von zunächst achtzehn Kilometern Durchmesser und neun Kilometern Tiefe.

Hundert Kilometer vom Einschlagsort entfernt erschien der aus dem Krater aufsteigende Feuerball etwa 70-mal so groß und 120-mal so hell wie die Sonne.

In diesen hundert Kilometern Entfernung traf die atmosphärische Stoßwelle nach sieben Minuten mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 1400 Kilometern je Stunde ein.

Der Impakt zerstörte innerhalb von ein paar Minuten den halben Planeten.

Das flüssige Magma des Planeteninneren expandierte durch den vom Aufprall entstandenen Krater und diente der einsetzenden neutroneninduzierten Kernspaltung als Energiezufuhr.

Die damit ausgelöste Kettenreaktion war nicht mehr aufzuhalten.

Das Positronengehirn der SORROE hatte das Schiff in Alarmbereitschaft versetzt. Immer stärker wurden die unterirdischen Beben.

„Connar, um Gottes Willen, tun Sie doch etwas!“ Melani Klein stand weiß wie Kalk neben Dr. Weidenreich und konnte ihre Blicke nicht vom Bildschirm nehmen.

„Nach den eingehenden Daten ist der Planet nicht mehr zu retten. Wir sollten schnellstmöglich von hier verschwinden!“ Zeno blickte Connar ernst an.

„Nein, es muss noch eine Möglichkeit geben, die ungeheuer wertvolle Hinterlassenschaft der Ellio’sh zu bewahren. Denkt nur an den Techno Park SARK. Dort lagert noch so viel an überragender Technologie, die nicht einfach untergehen darf!“

Connar war vom Pilotensessel aufgestanden und schien in eine weite Ferne zu blicken. So jedenfalls konnte man seinem Gesichtsausdruck interpretieren.

„Mach keinen Blödsinn. Der Planet ist nicht mehr zu retten. Wir müssen starten!“

Zeno hatte kein Verständnis für Connars Zaudern. Als Connar ihn dann unmittelbar mit hartem Blick fixierte, wusste er, dass nun etwas Spektakuläres erfolgen würde.

So gut kannte er seinen alten Freund immerhin, um diesen Blick richtig zu deuten.

„Die Zeitröhre. Ich habe sie schon einmal benutzt, du erinnerst dich. Es war auf der Erde. Wir gehen einfach zwei Jahrzehnte zurück in die Vergangenheit und machen unsere Fehler rückgängig.“

Zeno schaute ihn jetzt mit großen Augen an, als wäre er verrückt geworden. Auch die anderen Crewmitglieder, die sich in der Zentrale aufhielten, stellten ihre unnützen Diskussionen ein und blickten verwundert auf Connar.

„Wir müssen sofort wieder zurück, nach unten in die Befehlszentrale TARKAT. Dort gibt es einen Raum, in dem sich die Zeitröhren befinden. Zeno, du kommst mit mir. Ich erkläre dir unterwegs alles. Markus, Sie übernehmen das Kommando über die SORROW. Starten Sie und halten Sie genügend Abstand zu Tartmos.“

„Ich komme ebenfalls mit!“

Tarja war einen Schritt auf Connar und Zeno zugegangen.

Zeno erschrak sichtlich. „Du spinnst wohl. Natürlich bleibst du hier an Bord.“

„Das hast du nicht zu entscheiden. Ich komme mit.“

„Nein und nochmals nein. Tarja, bitte sei vernünftig. Es reicht, dass Tarik und ich den Zeittransfer machen.“