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Sie ist bezaubernd schön, reich – und leider auch ein wenig dickköpfig, die blonde Andrea Sartorius. Jedenfalls lehnte sie es rundweg ab, Frederik Murau aus reinem Geschäftsinteresse heraus zu heiraten, da mag ihr Vater toben, so laut er will. Andrea will ihr eigenes Leben leben, und sie beginnt damit, sich vom Elternhaus abzunabeln, indem sie kurz vor Weihnachten in die Schweiz fährt. In St. Moritz, davon ist sie überzeugt, kann sie den Streit mit ihrem Vater – und auch Frederik vergessen...
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Seitenzahl: 74
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Versöhnung unterm Weihnachtsbaum
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956172595
Cover
Titel
Impressum
Versöhnung unterm Weihnachtsbaum
Sie ist bezaubernd schön, reich – und leider auch ein wenig dickköpfig, die blonde Andrea Sartorius. Jedenfalls lehnte sie es rundweg ab, Frederik Murau aus reinem Geschäftsinteresse heraus zu heiraten, da mag ihr Vater toben, so laut er will. Andrea will ihr eigenes Leben leben, und sie beginnt damit, sich vom Elternhaus abzunabeln, indem sie kurz vor Weihnachten in die Schweiz fährt. In St. Moritz, davon ist sie überzeugt, kann sie den Streit mit ihrem Vater – und auch Frederik vergessen …
*
„Er ist arrogant und selbstgefällig, und ich weiß wirklich nicht, was du an Frederik findest, Paps.“ Wütend drehte sich Andrea Sartorius um und schaute aus dem Fenster. Draußen war es schon dunkel, es regnete sacht.
Genau das richtige Wetter für meine miese Stimmung, dachte das junge Mädchen und unterdrückte einen Seufzer. Drüben, auf dem Dach der Fabrik, stand ein Weihnachtsbaum, die elektrischen Kerzen leuchteten weithin sichtbar und vermittelten einen Hauch von Frieden und Harmonie. Schade nur, dass sich diese Empfindungen hier, in der Villa des Fabrikanten Mathias Sartorius, nicht auch einstellen wollten.
Der Konzernchef saß in seinem Lieblingssessel und presste wütend die Lippen aufeinander. Der massige Kopf mit dem grauen Stoppelhaar war ein wenig gesenkt, doch im nächsten Moment ruckte er wieder hoch.
„Du weißt, wie sehr mir an einer Fusion mit den Murau-Werken gelegen ist“, sagte er. „Und Frederik ist doch …“
„… was immer er ist“, fauchte Andrea und drehte sich wieder zu ihrem Vater um, „er ist auf keinen Fall der Mann, den ich heiraten werde. Schlag dir das endgültig aus dem Kopf, Paps. Wir haben das Thema jetzt mindestens ein halbes Jahr lang diskutiert, und ich sag es dir zum letzten Mal: Es wird keine Verlobung unterm Weihnachtsbaum geben!“
„Dann … dann enterbe ich dich!“
Das blonde Mädchen lachte nur. „Von mir aus. Mir bleibt noch das Geld von Großmama. Also wirklich, Paps, mit so mittelalterlichen Drohungen brauchst du mir gar nicht erst zu kommen.“ Sie trat dicht an den Sessel heran. „Aber damit du es weißt: Ich lass mich nicht erpressen. Und ich lass mich weder von dir noch von Frederik bevormunden. Morgen fahr ich weg, und ich komme erst zurück, wenn du mir zugestehst, dass ich so leben kann, wie ich will.“
„Als Physiotherapeutin, die sich Tag für Tag um Kranke kümmert, statt sich ihrer gesellschaftlichen Stellung bewusst zu sein!“
„Du bist ein arroganter Snob“, konterte Andrea, aber ihr Lächeln strafte die Worte Lügen. Sie liebte ihren Vater sehr, und sie wusste auch, dass er die Verbindung mit Frederik nur so zielstrebig verfolgte, weil er sein Lebenswerk in guten Händen wissen wollte. Aber Frederik … nein, der kam einfach für Andrea als Mann nicht in Frage!
„Du bist dickköpfig wie deine Mutter!“ Das klang immer noch wütend, aber ein Hauch von Melancholie schwang in dem kleinen Satz mit. Und das Lächeln, mit dem Mathias Sartorius seiner schönen Tochter nachsah, als sie erregt den Raum verließ, verriet viel von seiner Liebe zu ihr.
Aber er hatte sich diese Hochzeit mit dem Sohn seines schärfsten Konkurrenten nun mal in den Kopf gesetzt. Und er war sicher, dass Andrea nachgeben würde. Er musste nur noch ein bisschen bohren!
Am nächsten Morgen jedoch war seine Tochter nicht mehr da. Heimlich hatte sie in der Nacht ihre Sachen gepackt und war verreist.
„Nach St. Moritz ist sie“, erklärte Frau Patter, die langjährige Haushälterin. „Sie hat mir gesagt, dass sie einfach ein bisschen Abstand braucht.“
„Hoffentlich kommt sie in der Kälte zur Vernunft“, knurrte Mathias und widmete sich ohne allzu großem Appetit seinem Frühstücksei.
Andrea saß unterdessen schon im Flugzeug nach St. Moritz. Sie hatte sich spontan entschlossen, in die Schweiz zu reisen und einfach mal Abstand von allem zu gewinnen. Ein bisschen Skilaufen, mit netten Leuten zusammentreffen, Spaß haben und entspannen – das würde sowohl ihrem Vater als auch ihr selbst gut tun. Ihre Freundin Lydia, in deren Praxis sie arbeitete, musste notgedrungen auf sie verzichten. Andrea hatte sie ganz früh am Morgen angerufen und erklärt: „Ich weiß, dass ich unsere Freundschaft strapaziere – aber es muss sein. Ich muss weg von Paps und seinen Forderungen nach einer baldigen Hochzeit mit Frederik. Ich fliege zu Moni Steingass nach St. Moritz.“
„Ich lass dich zwar nur ungern gehen, aber ich versteh dich. Grüß mir Moni – und viel Spaß.“
Die drei jungen Frauen waren gemeinsam zur Schule gegangen. Moni arbeitete jetzt als Empfangschefin in einem großen Hotel in der Schweiz, Lydia war selbstständig, und Andrea war bei ihr angestellt. In erster Linie aber war sie, so sagte sie zumindest selbst, Tochter.
„Das wird sich ändern“, murmelte die junge Frau, als sie im Taxi saß und in Richtung St. Moritz fuhr. „Von jetzt an werde ich erwachsen!“
Im feudalen Palace-Hotel bekam sie zum Glück noch ein Zimmer, denn eine alte Engländerin war erkrankt und hatte abgesagt.
Nachdem sie ihre Koffer mit Hilfe eines Stubenmädchens ausgepackt hatte, machte Andrea einen Spaziergang durch den Ort, den sie schon seit vielen Jahren kannte. Als erstes trank sie im Café Hanselmann eine heiße Schokolade und aß ein Stück der exzellenten Torte dazu, dann schlenderte sie ein wenig durch die Straßen, kaufte sich einen neuen Skidress und erstand Sonnencreme, denn in dieser Höhe war der Lichteinfall gefährlich.
Skier mussten auch noch besorgt werden, die ließ sie sich, zusammen mit allem anderen, ins Hotel schicken, denn gegen Abend traf sie sich mit Evi, und beim gemeinsamen Abendessen, so war’s am Telefon besprochen, würden die Freundinnen einen Plan entwickeln, wie Andrea sich am besten erholen und ablenken konnte.
Evi war eine kleine Brünette mit lustigen Grübchen in den Wangen und fast schwarzen Augen, die ihr ganzes Gesicht beherrschten. Als das Essen aufgetragen war, sagte sie: „Ich hab schon ein paar Ideen. Am wichtigsten aber ist, dass du dich sinnvoll beschäftigst. Buch dir im Hotel einen Skikurs, das bringt Spaß und lenkt dich ab.“
„Ich überleg’s mir noch“, erwiderte Andrea, doch als sie am nächsten Morgen erwachte und bemerkte, dass Neuschnee gefallen war, beeilte sie sich, um sich noch für einen Kurs beim hoteleigenen Skilehrer anmelden zu können.
Jetzt, Anfang Dezember, waren noch nicht allzu viele Gäste in St. Moritz. Der Schnee auf den Bergen war zwar schon fast einen Meter hoch, doch die meisten der Winterurlauber ließen noch auf sich warten.
So hatte Stefan Degenhardt, der Skilehrer, der sich an diesem Morgen um eine kleine Dreiergruppe kümmern sollte, viel Zeit für seine Schützlinge. Er war ein gut aussehender junger Mann von sechsundzwanzig Jahren. Groß, sportlich durchtrainiert, mit einem sympathischen Lächeln und klugen dunklen Augen.
Sie fielen Andrea als erstes auf, als sie sich in der Hotelhalle trafen. Ein etwa vierzigjähriger Mann aus London, regelmäßiger Gast in St. Moritz, gab sich lässig und begrüßte alle sehr freundlich. Eine etwa zwanzigjährige Amerikanerin himmelte den Skilehrer sofort an, so dass sich Andrea ein ironisches Grinsen nicht verkneifen konnte.
„Ihr könnt alle schon ein bisschen laufen, ja?“, erkundigte sich Stefan, der einen roten Skianzug trug.
Daisy Jeffersen hatte sich für einen silberfarbenen Dress entschieden, Bob Henderson trug einen schwarzen Anzug und wirkte ein bisschen wie ein Londoner Banker.
Auf der Piste jedoch zeigte sich bald, dass er ausgesprochen sportlich war.
„Mit ein bisschen Training kannst du fast schon die schwarze Abfahrt nehmen“, lobte Stefan.
„Lieber nicht. Ich muss in zwei Wochen heil und gesund zurück sein und will nichts riskieren“, wehrte Bob ab und sah amüsiert zu, wie Daisy mit gekonntem Schwung dicht vor Stefan ankam.
Andrea, die an und für sich recht sportlich und durchtrainiert war, hielt sich bewusst zurück. Dabei musste sie sich eingestehen, dass Stefan Degenhardt ein ausgesprochen netter Typ war.
„Na, was ist?“, fragte er am Nachmittag, als hinter den Bergen die ersten Schatten aufstiegen und die Sonne schnell hinter den weißen Kuppen verschwand. „Geht ihr alle mit auf einen Drink an die Bar?“
„Ich muss mich erst noch umziehen“, erklärte Daisy.
„Wir warten auf dich“, nickte Stefan, dann wandte er sich an Andrea. „Und du?“
„Ich blieb so, wie ich bin. Den Drink stört’s bestimmt nicht“, lachte die junge Frau.
Sie hatten viel Spaß, die drei, und als Daisy wenig später zu ihnen stieß, in einem hautengen Pulli und mit einer silbrig glitzernden Hose, zu denen hochhackige Stiefeletten trug, meinte Bob leise: „Edelmetall ist in dieses Jahr.“ Dann lachte er Andrea an. „Möchtest du tanzen?“
Sie nickte, und wenig später genoss sie es, in Bobs Arm einen rasanten Jive aufs Parkett zu legen.
„Tanzt du nicht?“, fragte Daisy und himmelte Stefan an.
„Ich kann’s leider nicht“, erwiderte er und seufzte bedauernd.
„Ich könnte es dir beibringen.“