Vertrau mir - Irene Kunze - E-Book

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Irene Kunze

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Beschreibung

Dieses Buch ist der perfekte Begleiter für Alltagsfragen im Umgang mit Tierschutzhunden von der Adoption bis zur gelungenen Integration ins Familienleben. Es sensibilisiert die Halter für die Vergangenheit der Tierschutzhunde und seriösen Tierschutz. Eine sanfte Eingewöhnung im neuen Zuhause durch Verständnis und liebevolle Konsequenz stehen im Fokus. Dazu gibt es hilfreiches Training für viele Gelegenheiten, sowie Therapieansätze zur Korrektur von unerwünschtem Verhalten, alles auf die speziellen Bedürfnisse des Tierschutzhundes angepasst. Mit werfvollen Grundlagen zu Persönlichkeitstypen und Körpersprache bei Hunden und Tipps zur Linderung verschiedener Beschwerden und Unwohlsein.

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Seitenzahl: 249

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Irene Kunze

Vertrau mir

Vom Tierschutzhund zum glücklichen Partner

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Einen Tierschutzhund adoptieren

Aller Anfang muss nicht immer schwer sein

Welche Vergangenheit hatte Ihr Tierschutzhund?

Ihr Hund und sein Steckbrief

Tierschutz hat viele Facetten

Die Not vieler Hunde

Tierschutz im In- und Ausland

Der Tierschutz und seine schwarzen Schafe

Start im neuen Zuhause

Die ersten Stunden im neuen Zuhause

Die Eingewöhnung Ihres Hundes

Der Familienalltag, nur jetzt mit Hund

Ihr erster Besuch beim Tierarzt

Ihr Hund braucht einen neuen Job

Warum ist ein Job so wichtig?

Beschäftigung mit und ohne Spielzeug

Und mit ein bisschen mehr Bewegung …

Spaziergänge interessant machen

Leckereien suchen oder fangen

Apportieren ist so schön

Hundepersönlichkeiten und wie sie ticken

Wie wird das Verhalten Ihres Hundes geprägt?

Persönlichkeitstypen

Ein Hund macht das, was sich für ihn lohnt

Hunde lernen durch Verknüpfung

Hunde verknüpfen auch Unerwünschtes

Hunde verstehen Ihre Körpersprache

Hunde sind sensibel

Was Hunde nicht mögen

Hilfreiches Training für viele Gelegenheiten

Wie Ihr Hund zum Familienhund wird

Maulkorbtraining – muss das sein?

Gewöhnung an eine Hundebox

Den Hund auf einem Liegeplatz parken

Ein Unterlassungskommando trainieren

Aufmerksamkeit trainieren

Unterschiedlich verursachte Probleme und ihre Therapie

Bevor Sie Ihren Hund korrigieren

Ihr Hund geht über Tisch und Bänke?

Oh je, Probleme mit der Stubenreinheit!

Fiepen, Winseln und Bellen!

Gelegenheit macht Diebe!

Wieder mal beim Freilauf abgehauen?

Typische Angstprobleme der Tierschutzhunde

Angst hat viele Formen

Angst vor Geräuschen

Autofahren und Straßenverkehr sind nicht seins

Alleine bleiben klappt gar nicht

Aggressivem Verhalten begegnen

Mögliche Ursachen im Überblick

Unerfahren, ungeduldig, überfordert?

Gefrustet oder triebgesteuert

Angstaggression bei Tierschutzhunden

Aggression im Rangordnungsverhalten

Besitzanspruch auf Ihren Ruheplatz

Besucherfeindlich gestimmt?

Zwei- und vierbeinige Passanten werden angemotzt

Wenn es nicht klappt

Zur Gesundheit Ihres Tierschutzhundes

Sogenannte Reisekrankheiten

Magen- und Darmwürmer

Ist der Hund ein Müllschlucker?

Probleme mit der Verdauung?

Warum ist der Hund so müde und lustlos?

Zum Schluss

Die Hoffnung der Tierschutzhunde

Service

Zum Weiterlesen, Hören und Anschauen

Bildnachweis

Impressum

Vorwort

Dieses Buch möchte Ihr Begleiter für Alltagsfragen im Umgang mit Ihrem Tierschutzhund werden. Es soll Ihnen helfen zu verstehen, warum er eigentlich so ist wie er ist. Die Persönlichkeit Ihres Schützlings ist einzig, ebenso wie die Erfahrungen in seinem Vorleben. Seine schlechten Erfahrungen haben ihn mehr oder weniger tief geprägt, was sein Verhalten negativ beeinflussen kann.

Oft verläuft die Integration eines Tierschutzhundes in sein neues Zuhause völlig unproblematisch. Manchmal müssen jedoch auch einige Herausforderungen gemeistert werden, die bei positiver Bewältigung den reinsten Teambildungscharakter haben.

Alles, was in unserer zivilisierten Welt alltäglich ist, Ihr Hund aber in seinem Vorleben nicht lernen konnte, hat Defizite bzw. mangelnde Sozialisierung verursacht. Das erklärt seine mitgebrachten Ängste, die er im neuen Zuhause überwinden muss.

Alternativ könnte er früher aber auch dreiste Beschaffungskriminalität betrieben haben, die ihm sein Überleben als Streuner ermöglicht hat. Im neuen Zuhause wird er eine Hausordnung lernen müssen, die ihm nicht mehr gestattet, straffällig zu werden. Dafür werden ihm aber Geborgenheit und Sicherheit garantiert.

Wie dem auch sei, wenn Ihre Fellnase Ihr ansonsten so harmonisches Familienleben etwas in die Schieflage gebracht haben sollte, und Sie deshalb Hilfe suchen, kann Ihnen dieses Buch helfen. Es erhebt keinen Anspruch darauf, alle befremdlichen und unerwünschten Verhaltensweisen jedes Tierschutzhundes therapieren zu können. Dazu sind die einzelnen Hundepersönlichkeiten selbst, ihr individuelles Vorleben und auch ihr neues Umfeld bei Ihnen zu Hause viel zu verschieden. Sie erhalten jedoch viele Informationen darüber, wie dieses oder jenes Verhalten Ihres Hundes zustande kommt. Das wird Ihnen wertvolle Einsichten und Aha-Erlebnisse liefern, die wiederum helfen, unerwünschtes Verhalten Ihres Hundes nicht nur zu verstehen, sondern auch angemessen und artgerecht zu korrigieren.

Ihr Umgang bzw. die Haltungsbedingungen im neuen Zuhause haben großen Einfluss auf das Verhalten Ihres Hundes. Manch unerwünschtes Verhalten entwickelt sich erst im neuen Zuhause durch unbewusste Fehlerziehung. Das kann übrigens mit jedem Hund passieren. Hier werden Sie auf Stolperfallen aufmerksam gemacht, und Sie können erfahren, wie Sie durch eigene Verhaltensänderung Ihren Hund ruck zuck wieder in die gewünschte Bahn lenken können.

Dabei hilft es sehr, wenn Sie Ihren Hund genau beobachten. So bekommen Sie einen Einblick in die Gefühlswelt Ihres Hundes und können die Ursachen für eventuelle Missetaten besser analysieren. Sobald Sie seine Motivation für dieses oder jenes Verhalten kennengelernt haben, können Sie Ihren Umgang mit ihm zielführend gestalten.

Einem Hund aus dem Tierschutz ein neues und gutes Zuhause zu geben, ist eine großartige Sache. Ein einzelnes Tier zu retten würde nicht die Welt verändern, so las ich, aber die ganze Welt würde sich für dieses eine Tier verändern (Verfasser unbekannt). Sie werden sehen, es ist toll, wenn Sie die ganze Welt verbessern können − selbst, wenn es „nur“ für einen Hund ist.

Einen Tierschutzhund adoptieren

Schau, jetzt kommt deine neue Familie.

Aller Anfang muss nicht immer schwer sein

Die Erwartung an Ihren neuen Hund und die Realität mit ihm sind meistens nicht deckungsgleich. Na und? Manchmal ist die Realität sogar noch besser.

Die Adoption eines Hundes als zusätzliches Familienmitglied ist etwas ganz Besonderes. Die gesamte Familie fiebert dem Tag entgegen, wenn der Vierbeiner endlich ins Haus kommt. Seine Ankunft haben Sie bestimmt gut vorbereitet. Dabei geht es nicht nur darum, das Bettchen und einen Napf zu kaufen. Sie haben gewiss auch jede Menge Erwartungen und auch Vorsätze für Ihr gemeinsames Miteinander. Wenn Sie vor der Zeit des Einzugs Ihres Vierbeiners ein Interview mit allen Familienmitgliedern über die Erwartungen an Ihren Hund geführt hätten, was meinen Sie, wie wäre das wohl ausgefallen? Die Kinder wollten vielleicht einen Spielkameraden oder einen Beschützer und einen vierbeinigen Kumpel, mit dem sie durch Dick und Dünn gehen können. Ein anderer wünschte sich vielleicht einen Begleiter beim Joggen und für andere sportliche Aktivitäten und schließlich sollte der Vierbeiner auch ein familiärer Kuschelpartner sein.

Eingezogen und lieb gewonnen

Und plötzlich ist Ihr Hund bei Ihnen. Eine individuelle Hundepersönlichkeit ist bei Ihnen eingezogen, mit Charakter und Temperament und mit einem unbekannten Vorleben, das ihn je nach Länge und Erlebtem mehr oder weniger stark geprägt hat. Verschiedene Welten sind nun zusammengekommen, nämlich die Ihres Hundes und die Ihre mit all Ihren Erwartungen.

Hunde sind zum Glück sehr anpassungsfähig, und Sie und Ihre Familie sind tolerant. Deshalb entwickelt sich die Integration des Vierbeiners in seine neue Familie unproblematisch. Die Erwartungen der einzelnen Familienmitglieder werden zwar nicht immer so erfüllt wie erträumt, aber alle arrangieren sich und lernen sich lieben. Ihr Hund krempelt vielleicht sogar Ihren Familienalltag ins Positive um, und nun haben Sie gemeinsam mit ihm (hoffentlich) sehr viel Spaß und Freude.

Ins Familienleben integrieren

Das kennen Sie bestimmt: Nichts ist umsonst. Doch je besser Sie auf alle möglichen Eventualitäten vorbereitet sind, umso einfacher fallen Ihnen die ersten Wochen mit Ihrem Tierschutzhund.

Da ist zunächst die Verantwortung Ihrem Tier gegenüber. Ihr Schützling braucht nicht nur gutes Futter, Wasser, ärztliche Versorgung und eine Haftpflichtversicherung. Ihr Hund braucht auch eine Führung durch sein gesamtes restliches Leben! Führung bedeutet erzieherische Begleitung bzw. Lenken und Halten innerhalb von akzeptablen Grenzen. Diese Art der Führung soll stets von einem harmonischen Miteinander gekennzeichnet sein. Ihr Hund soll sich wohlfühlen in Ihrer Familie und Sie und Ihre Familie sollen sich genauso wohlfühlen mit ihm. Da kommen Sie um Feedback Ihrem Hund gegenüber nicht herum: Das hast du gut gemacht, aber das geht auf keinen Fall usw. Wie Sie diese Dinge Ihrem Hund durch liebevolle Konsequenz beibringen können, ist eines der Anliegen dieses Buches.

Lernen Sie die Sprache Ihres Hundes

Kommunikation mit Ihrem Hund setzt voraus, dass Sie seine Sprache verstehen, und dass Sie sich auch eindeutig ihm gegenüber äußern können. Die Sprache Ihres Hundes lernen Sie, wenn Sie ihn beobachten. Das dient auch Ihrer Sicherheit, denn Hunde sind und bleiben (Raub-)Tiere und damit auch ein Stück weit unberechenbar, zumindest für ungeübte Beobachter. Hunde lassen sich oftmals sehr viel von uns Menschen bieten, aber nicht alle Hunde dulden alles! Auch wenn ein Abwehren durch Schnappen und Beißen in bestimmten Situationen aus Hundesicht nachvollziehbar und verständlich ist, sind die Konsequenzen für den Hund dramatisch. Abgesehen davon müssen Verletzungen von Menschen vermieden werden. Das gilt nicht nur für die Mitglieder Ihrer Familie. Weder Zwei- noch Vierbeiner im sozialen Umfeld Ihres Hundes dürfen belästigt oder gar verletzt werden. Das zweite Anliegen dieses Buches besteht darin, Sie, liebe Leser, auf Sicherheitsaspekte aufmerksam zu machen.

Ihr Einfühlungsvermögen ist gefragt

Ein Hund aus dem Tierschutz ist anders als ein Hund, den Sie von einem Züchter erworben haben und doch sind sie beide so ähnlich: Die Unterschiede liegen in den prägenden Erfahrungen der Vergangenheit, die im Falle der Tierschutzhunde mehr Verständnis und Geduld zum Bindungsaufbau erfordern. Ihr Einfühlungsvermögen ist gefragt, allerdings ohne Ihren Schützling in Watte zu packen. Das mag manchmal wie ein Spagat anmuten: Erziehung−Ja, Erziehungsstress−Nein, Verständnis−Ja, Sonderrechte (die nichts weiter sind als Inkonsequenz)−Nein usw.

Führen Sie klar und bewusst

Hunde – egal welcher Herkunft – ähneln sich in ihrer Kommunikation und in ihrem Verstehen unserer Führung. Lassen wir diese hier und da schleifen, versäumen es, klare Grenzen zu setzen oder verstärken falsches Verhalten versehentlich durch Lob, verursachen wir selbst Verhaltensweisen unseres Hundes, die wir nicht mögen. Oft genug sind unschöne Verhaltensweisen nur Symptome, weil an anderer Stelle der Kommunikation etwas missverstanden wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Hund aus dem Tierschutz stammt oder direkt vom Züchter. Ihnen als Hundehalter zu vermitteln, dass Sie erziehungstechnisch unheimlich viel bei Ihrem Hund bewirken – bewusst und unbewusst − ist ein weiteres Anliegen dieses Buches.

Überwundene Hindernisse schweißen zusammen

Manchmal schweißt die gemeinsame Überwindung von Anfangsproblemen mehr zusammen als Sie denken. Sie schaffen das!

So soll Sie dieses Buch auch als Hunde-Adoptiveltern sensibilisieren, wie komplex das eventuelle Fehlverhalten Ihres Schützlings und die möglichen Ursachen sind. Therapieren Sie nicht gleich los, wenn Ihnen ein bestimmtes Verhalten Ihres Hundes nicht gefällt. Versuchen Sie stets die eigentliche Ursache des unerwünschten Fehlverhaltens zu ergründen. Bedenken Sie auch die spezifische Gesamtsituation. Nicht jeder allgemeine Tipp aus Büchern, Internetforen oder Online-Hundeschulen kann für Ihre spezielle Situation angewendet werden und den Durchbruch bringen. Dieses Buch ist da mit eingeschlossen.

Dennoch können Sie selbst viel bewirken. Beachten Sie stets einen ruhigen und sensiblen Umgang mit Ihrem Hund, dann wird er auch sensibel reagieren. Bei schwerwiegenden Problemen empfiehlt sich ein wirklich guter Trainer vor Ort, der Ihren Hund und Ihre Familie sowie Häuslichkeit und Gewohnheiten berücksichtigt.

Straßenhunde im europäischen Ausland fristen ein gefährliches Leben.

Welche Vergangenheit hatte Ihr Tierschutzhund?

Für einen verständnisvollen Umgang mit Ihrem Hund ist es hilfreich, seine Herkunft und damit sein Vorleben zu berücksichtigen, denn seine Erfahrungen prägen maßgeblich sein Verhalten.

Die Abbildung auf der nächsten Seite fast zusammen, warum welche Hunde im deutschen und europäischen Tierschutz landen können und auch über welche verantwortungslosen Quellen Hunde zum Kauf oder zur Vermittlung angeboten werden. Sie können bestimmt einordnen, zu welcher Gruppe von Hunden Ihr Schützling gehört. Ausgehend von der jeweiligen Herkunft können Sie nun Annahmen über das Vorleben Ihres Hundes treffen.

Auf Menschen sozialisiert?

Wenn Sie einen erwachsenen Hund aus einem deutschen Tierheim adoptiert haben und dieser auch aus Deutschland stammt, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er auf Menschen sozialisiert worden ist. Trotzdem können z. B. bei Abgabetieren und auch bei den ausgesetzten Hunden die Erfahrungen mit Menschen ganz unterschiedlich gewesen sein. Das ist vom jeweiligen Abgabegrund abhängig. Wenn Hunde aufgrund von Notsituationen abgegeben wurden, hatten sie bis zur Abgabe vermutlich ein gutes Leben.

Wenn Ihr Hund ursprünglich aus einer Beschlagnahmung stammt, so wurde er aufgrund von Anzeigen oder Beschwerden über schlechte Haltungsbedingungen dem ursprünglichen Besitzer weggenommen. Aus Beschlagnahmungen können vernachlässigte Einzelhunde oder auch ganze Tiergruppen kommen, die einer falsch verstandenen Tierliebe, dem Animal Hoarding, zum Opfer gefallen sind. Dabei kann es sich um Hunde aller Altersgruppen handeln. Auch diese Hunde sind mit großer Wahrscheinlichkeit einen menschlichen Haushalt und Umgang gewöhnt. Ihnen mangelte es vor allem an Fürsorge, d. h. im wesentlichen Pflege und womöglich auch Futter. Sie hatten vermutlich auch nur wenig Zuwendung. Solche Defizite lassen sich im neuen Zuhause in der Regel gut ausgleichen. Einzelhunde aus schlimmer Haltung können allerdings auch schlechte Erfahrungen mit ihrem Halter gemacht haben. Dadurch könnte Ihr Hund Angstverhalten entwickelt haben.

Tierschutzhunde und ihre Herkunft (oben) sowie Hunde aus tierschutzwidriger Aufzucht und dubioser Vermittlung (unten).

Ein Welpe aus schlechter Aufzucht?

Möglicherweise haben Sie einen Welpen aus einer unbekannten Aufzucht bei sich aufgenommen, weil man ihn als Tierschutzhund ausgegeben hat. Auch dieser bringt seine kurze Geschichte mit. Sie mag von unzureichender Sozialisierung auf Menschen und Umweltreize geprägt sein.

Hunde, die aus illegaler Produktion hervorgehen oder durch illegalen Welpenhandel veräußert werden sollen, werden ebenfalls beschlagnahmt, sofern die Behörden und der Tierschutz Kenntnis davon bekommen.

Wenn Sie einen Welpen aus miserabler Aufzucht adoptiert haben, kann es zu schwerwiegenden Problemen kommen. Die Zeit von der 4. bis zur 12. oder sogar 16. Lebenswoche ist prägend. Welpen in diesem Alter sind besonders aufnahmefähig und werden stark durch die Vorgänge in ihrer Umgebung beeinflusst. In dieser Phase werden die Kleinen mit anderen Hunden (Tieren) und Menschen sozialisiert oder eben auch nicht, wenn sie isoliert in einem düsteren Verschlag gehalten werden. Letzteren Hunden fehlt auch jede Sozialisierung mit Umweltreizen und sie werden vor allem und jedem zurückschrecken. Diese Defizite können sie selbst in einem neuen und guten Zuhause kaum 100%ig ausgleichen.

Ein Hund aus dem europäischen Ausland?

Deutsche Tierheime vermitteln sowohl Hunde aus dem Inland als auch teilweise aus dem europäischen Ausland, wenn es ihre Unterbringungskapazität zulässt. Es kann also auch sein, dass Sie Ihren Hund aus einem deutschen Tierheim adoptiert haben, er aber ursprünglich aus einem europäischen Problemland stammt. Diese Information werden Sie bei der Adoption gewiss erhalten haben.

Ansonsten werden ausländische Hunde oft über kleinere Tierschutzorganisationen ins Land geholt und entweder zuerst von Pflegestellen aufgenommen oder sogar direkt nach deren Ankunft in Deutschland ins neue Zuhause übergeben.

Wenn Sie einen Hund aus dem europäischen Ausland bei sich aufgenommen haben, so kann seine Geschichte ebenfalls ganz vielschichtig sein. Abgabegründe wie bei uns in Deutschland gibt es dort auch. Allerdings ist das Aussetzen von Hunden dort die gängige Praxis der Entsorgung. Ausgesetzte Hunde haben noch ein menschliches Umfeld kennengelernt, doch ihre in Freiheit geborenen Nachkommen kennen keine familientypische Sozialisierung. Solche Hunde sind beispielsweise auch keine Alltagsgeräusche gewohnt und müssen im neuen Zuhause viel nachholen.

Straßenhunde

Insgesamt lernen Straßenhunde, dass Menschen unberechenbar und nicht verlässlich sind. Das bedeutet für Sie, dass Ihr Hund zum Zeitpunkt der Adoption unter Umständen sehr scheu und misstrauisch ist.

Das Vorleben prägt die Straßenhunde

Das Leben auf der Straße bzw. in freier Wildbahn bedeutet für die entsprechenden Hunde eine raue Freiheit und aufgrund von Hunger, Durst, Parasiten, Krankheiten, Revierkämpfen und Bedrohung durch Menschen oft einen Kampf ums Überleben. Die Hunde schließen sich in Rudeln zusammen. Rudelanschluss ist für sie wichtig, vielleicht sogar lebensnotwendig, denn im Rudel genießt jeder Hund einen gewissen Schutz (vor anderen Rudeln und auch vor Menschen), und er bekommt dadurch wichtige Sozialkontakte zu anderen Hunden. Innerhalb des Rudels gelten hierarchische Prinzipien. Je höher der Rang im Rudel, umso mehr Vorrechte genießt der Inhaber dieser Position. Der Rudelführer kann zuerst fressen, sich den besten Liegeplatz aussuchen und wählt zuerst seinen Sexualpartner aus. Von daher ist es nicht überraschend, wenn die einzelnen Rudelmitglieder streng darauf bedacht sind, eine möglichst hohe Position im Rudel einzunehmen. Schwäche zu zeigen oder schwach zu sein, wird von anderen Rudelmitgliedern ausgenutzt, um selbst im Rang nach oben zu klettern.

Das Erfahrungspotenzial von Straßenhunden aus dem europäischen Ausland mit Menschen ist vielschichtig und oft gegensätzlich. Überwiegend werden die Hunde ignoriert, gemieden oder vertrieben. Viele Hunde werden auch gefangen, geschlagen, teilweise gequält und getötet. In Urlauberregionen werden streunende Hunde von tierlieben Urlaubern manchmal gefüttert, was für die Hunde die positive Kehrseite der Menschenerfahrung bedeutet.

Verständnis und Geduld sind gefragt

Die Erfahrungen aller Tierschutzhunde mit Menschen sind sehr unterschiedlich in Qualität und Quantität. Das Vorleben, in dem Ihr Schützling altersbedingt kürzere oder längere Erfahrungen gesammelt hat, hat ihn geprägt, was von Ihnen als Adoptiveltern Verständnis und Geduld im Umgang mit ihm erfordert. Der Aufbau einer neuen vertrauensvollen Bindung braucht Zeit.

Die altersbedingten Vorteile und Herausforderungen von Tierschutzhunden.

Ihr Hund und sein Steckbrief

Wahrscheinlich haben Sie Ihren Hund nach Aussehen, Alter und Geschlecht, vielleicht auch nach Rassezugehörigkeit ausgesucht. Welche dieser Kriterien beeinflussen nun wie sein Verhalten?

Im Tierschutz sind Hunde jeden Alters anzutreffen. Egal wie alt Ihr Hund zum Zeitpunkt der Adoption war, jedes Alter hat Vorteile und kann auch Herausforderungen mit sich bringen.

Welpen − zuckersüße Überraschung

Welpen öffnen das Herz jedes Hundeliebhabers. Der Grund liegt in ihrem sogenannten „Kindchenschema“. Der Kopf ist relativ groß, die Augen sind groß und rund und stehen relativ weit auseinander, Nase und Maul sind klein, und die Stirn ist etwas vorgewölbt. Die Körperform erscheint insgesamt plump und die kurzen dicken Extremitäten lassen die Kleinen tapsig erscheinen. Durch diese äußeren Merkmale sehen die kleinen Hunde besonders niedlich aus und das spricht unseren menschlichen Fürsorgeinstinkt an.

Das spätere Erscheinungsbild ist bei Mischlingswelpen unklar. Je nachdem welche Paarungspartner sich zusammengefunden haben und wie auch deren Vorfahren aussahen, kann die Entwicklung des adoptierten Welpen zum unerwartet großen oder kräftigen Hund erfolgen oder das zunächst glatte und kurzhaarige Fell wird plötzlich lang und wuschelig. Das alles tut der Schönheit Ihres Hundes natürlich keinen Abbruch, denn er ist ein Unikat und immer liebenswert.

Ebenso ungewiss verhält es sich mit rassetypischen Eigenschaften, deren Ausprägung Sie erst mit dem Erwachsenwerden erkennen können.

Welpen sind wie Kinder, die keine Gefahren kennen. Da wird drauf los geknabbert, egal ob es Herrchens Schuh oder ein Stromkabel ist. Ebenso gefährlich wie ein angeknabbertes Stromkabel können Treppen im Haus sein, wenn gespielt und herum geklettert wird. Da kann man auch schon mal an Stellen runterpurzeln, wo es weh tut. Des Weiteren müssen Frauchen und Herrchen berücksichtigen, dass der Welpe wahrscheinlich alles auf Fressbarkeit prüft. Da sollte nichts dabei sein, was ihm schaden kann. Kurz und gut, bei dem kleinen Racker ist Schadensbegrenzung im Haus nötig und stets ein wachsames Auge zur Beobachtung bereit zu halten. Das kann ganz schön anstrengend sein.

Bei Welpen – egal ob reinrassig oder Mischling – kann man natürlich auch keine Stubenreinheit erwarten. Hier bleibt den Adoptiveltern nichts anderes übrig, als häufiger als bei erwachsenen Hunden auf Gassi-Runden zu achten und auch nachts dem Vierbeiner die Möglichkeit zum Lösen anzubieten, manchmal mehrfach.

Obwohl Welpen auch sehr viel Ruhe benötigen, wollen sie in den Zwischenzeiten ihre intensive Beschäftigung haben. Das braucht Zeit. Auf der anderen Seite ist der Bindungsaufbau bei Welpen leichter. Sie sind neugierig, verspielt, weniger ängstlich und haben aufgrund ihres geringen Alters rein rechnerisch weniger negative Erfahrungen gesammelt. Das ermöglicht theoretisch viel schneller einen intensiven Kontakt zu ihnen und damit wird die Integration ins Familienleben vermutlich einfacher als mit einem erwachsenen Hund.

Junge und erwachsene Hunde − klareres Bild

Bei jungen und erwachsenen Hunden ist das spätere Aussehen schon klarer erkennbar und auch rassetypische Charakterzüge treten bereits deutlicher hervor. Das ist ein Vorteil gegenüber einem Welpen, sofern Sie nicht unbedingt auf Überraschungseffekte aus sind. Alle welpenbedingten Risikoaktionen haben sich bereits reduziert. Schuhe und Elektrokabel sind für Knabberaktionen eventuell schon tabu. Der erwachsene Hund ist um Etliches ruhiger geworden. Das spart Zeit und Nerven.

Die welpenbedingte Unreinheit ist bei erwachsenen Hunden kein Thema mehr. Das bedeutet jedoch nicht, dass ein erwachsener Hund aus dem Tierschutz von Anfang an stubenrein ist. Unmittelbar vor der Adoption hat ihr Hund vermutlich im Tierheim gelebt, wo er sich Tag und Nacht je nach Bedarf lösen konnte. Deshalb kann niemand erwarten, dass der Hund sofort begreift, was von ihm im neuen Zuhause erwartet wird. Im Allgemeinen lernen Hunde jedoch sehr schnell, wo sie ihr Geschäft erledigen können und sollen.

Mit zunehmendem Alter des Hundes kann die Verpflanzung in ein neues Umfeld schwieriger sein im Vergleich zu Welpen oder sehr jungen Hunden. Hier wäre eine Kennenlernphase vor der eigentlichen Adoption für beide Seiten hilfreich.

Welpen brauchen viel Beschäftigung und müssen ihre Zähne ausprobieren. Um das Mobiliar zu schonen, ist es besser, ein geeignetes Spielzeug oder einen Kauartikel zur Verfügung zu stellen.

Senioren − weise und „dankbar“

Ein besonderer Akt der Tierliebe ist die Adoption eines Senioren. Hunde, die ihre Lebensmitte deutlich überschritten haben, sind überwiegend ruhig und „dankbar“ im menschlichen Sinne, was nichts anderes bedeuten soll, als dass diese Hunde mit wenig sehr zufrieden sind. Ihr Anspruch an körperlicher Bewegung ist reduziert und die Freude über ein gemütliches Plätzchen in der Nähe ihrer Familie ist die schönste Belohnung überhaupt. Einen Senior zu adoptieren bedeutet aber nicht, dass dieser mit einem schönen Plätzchen, Futter und Wasser ausreichend versorgt ist. Auch alte Hunde haben den Anspruch nicht nur auf Zuwendung, sondern auch auf Beschäftigung, sodass sie sowohl körperlich als auch mental solange wie möglich fit bleiben können. Der nötige Zeitaufwand für diese Aktivitäten ist im Vergleich zu jungen Hunden deutlich reduziert, weil Hunde mit zunehmendem Alter mehr Ruhe brauchen. Der Nachteil bei der Adoption alter Hunde ist die höhere Wahrscheinlichkeit der steigenden Tierarztkosten im Vergleich zu jüngeren Hunden und die emotionale Belastung für die Familie beim baldigen Ableben des Tieres. Wenn jedoch ein altes Tier durch Ihre Adoption die Chance erhält, in einem behüteten Zuhause zu sterben anstatt allein in irgendeinem Zwinger oder auf der Straße, so haben Sie sehr viel Gutes getan!

Das Thema Fruchtbarkeit

Sofern Sie keinen Welpen aus dem Tierschutz übernommen haben, ist mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass Ihr Schützling kastriert oder sterilisiert ist.

Bei einer Sterilisation werden beim Rüden die Samenleiter und bei Hündinnen die Eileiter durchtrennt. Sie sind damit nicht mehr vermehrungsfähig. Ihr Hormonhaushalt bleibt jedoch unverändert, d. h. Hündinnen werden nach wie vor läufig und Rüden sind weiterhin sexuell an Hundedamen interessiert.

Bei kastrierten Tieren verändert sich durch den Eingriff der Hormonhaushalt, denn bei diesem Eingriff werden bei Rüden die Hoden und bei Hündinnen die Eierstöcke entfernt. Hündinnen werden nicht mehr läufig und Rüden interessieren sich nicht mehr für läufige Hündinnen.

Kastration

Kastrationen gelten als Amputationen, weil Organe entnommen werden. Ohne medizinischen Grund sind Kastrationen nach § 6 Abs. 1 des deutschen Tierschutzgesetzes verboten. Allerdings sind folgende Ausnahmen dieses Verbots berücksichtigt: wenn es eine gebotene tierärztliche Indikation gibt und um unkontrollierte Fortpflanzung zu verhindern. Um die Kastration von Hunden sind bereits viele Diskussionen auf juristischer, medizinischer sowie ethischer Ebene entfacht. Im Zusammenhang mit der Tierschutzsituation für Hunde und der unbedingt notwendigen Kontrolle und Reduzierung der Vermehrungsquoten sind Methoden der Unfruchtbarmachung unumgänglich. Weiterführende Informationen zu diesem Thema finden sich auf der Internetseite des Deutschen Tierschutzbundes.

Im Tierschutz ist die Kastration von Hunden die gängige Methode, um Unfruchtbarkeit zu erreichen. Erkundigen Sie sich besser vorher, wie es um Ihren Schützling steht, um eventuellen Überraschungen vorzubeugen.

Korrelieren Geschlecht und Verhalten miteinander?

Um es vorweg zu nehmen, sie können sich sowohl mit einer Hündin als auch mit einem Rüden zu einem „Dream-Team“ entwickeln und mit beiden Geschlechtern kann es zu erzieherischen Herausforderungen kommen.

In der Hauptsache prägen Erbanlagen (beteiligte Rassen) und erlernte Erfahrungen das Wesen der Hunde, nicht aber das Geschlecht. Das bedeutet, dass Charaktereigenschaften wie starke Anhänglichkeit, gute Verträglichkeit, hohes Schmusebedürfnis, guter Gehorsam oder Erziehbarkeit glücklicherweise beide Geschlechter aufweisen können.

Eine vorsichtige Korrelation der Geschlechter zum Rangordnungsbestreben ist jedoch möglich. Unter den Rüden sind anteilmäßig mehr „Führungspersönlichkeiten“ (Seite 64 f.) zu erwarten als unter Hündinnen, die zu mehreren auf gleichem Rangniveau im Rudel agieren und demnach tendenziell mehr „Teamplayer“-Eigenschaften aufweisen müssten. Es ist aber klar, dass es zu allen Regeln und Tendenzen immer wieder Ausnahmen gibt.

In der Regel sind Hündinnen etwas zierlicher als ihre Geschwister-Rüden innerhalb einer Rasse. Daraus können Sie jedoch bei der Adoption eines Mischlings nichts ableiten, denn selbst wenn Sie die Geschwisterrüden ihrer adoptierten Hündin kennen würden, so können aufgrund der Neukombination der Erbanlagen in einem gemischten Genpool durchaus auch die Hündinnen größer ausfallen als ihre Brüder im gleichen Wurf.

Aufgabenteilung im Rudel

In wild lebenden Hunderudeln wurde beobachtet, dass es zwischen den beiden Geschlechtern eine Aufgabenverteilung gibt. Die externe Sicherung des Territoriums und die Verantwortung für das Rudel kommen meist den Rüden zu, während die Hundedamen für die „internen“ Aufgaben zuständig sind. Genpool durchaus auch die Hündinnen größer ausfallen als ihre Brüder im gleichen Wurf.

Reinrassig oder Mischling?

Auch für dieses Thema gilt: Alles hat seine Vor- und Nachteile. Durch den Tierschutz werden sowohl reinrassige als auch Mischlingshunde vermittelt, wobei der Anteil der Mischlingshunde sehr wahrscheinlich höher ist.

Rassehunde werden sich sowohl äußerlich als auch vom Wesen her den Rassestandards anlehnen. Wenn Sie beispielsweise einen jungen spanischen Galgo adoptiert haben, so können Sie davon ausgehen, dass dieser Hund einmal max. 30 kg wiegen wird, dass die Widerristhöhe bei Rüden 62 bis 70 cm und bei Hündinnen 60 bis 68 cm betragen wird. Außerdem können Sie einen intelligenten, neugierigen und relativ leicht erziehbaren Windhund erwarten. Rassebedingt wird er im Haus sehr ruhig sein. Im Freien „mutiert“ er dann zum Jäger auf Sicht, der stundenlang den Horizont mit seinen Augen absucht, ob sich eine Gelegenheit zur Jagd bietet. Er ist ein schneller Läufer und braucht viel Bewegung.

Der Nachteil von reinrassigen Hunden besteht darin, dass die Gefahr der Ausprägung von Erbkrankheiten im Vergleich zu Mischlingen höher ist.

Was für ein anmutiges und schönes Tier. Ob es tatsächlich reinrassig ist, kann nur eine Herkunftsanalyse klären.

Herkunft analysieren

Falls Sie eine Herkunftsanalyse planen, so stehen dafür verschiedene VeterinärdiagnostikLabors zur Verfügung, denen Sie lediglich einen Speichelabstrich zusenden müssen. Im Ergebnis der Analyse erfahren Sie die Art der beteiligten Rassen in %. Im Vorfeld zur Analyse ist es sicher hilfreich, wenn Sie sich mit dem entsprechenden Labor in Verbindung setzen, um die Aussagekraft der Tests bei Mischlingen über mehrere Generationen zu erfragen.

Bei Mischlingen ist oft verborgen, wer in den Vorgängergenerationen „seinen Senf mit dazu gegeben hat“. Das macht diese Hunde auch optisch so einzigartig. Bei der Verpaarung kommen Genpools verschiedener Rassen oder Rassegemische zusammen. Die hohe genetische Vielfalt reduziert die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Erbkrankheiten. Dadurch ist anzunehmen, dass Mischlingshunde gesundheitlich weniger anfällig sind und dass ihre Lebenserwartung höher ist als die von ihren reinrassigen Artgenossen.

Wenn Sie einen Mischlingshund aus dem Tierschutz haben, so kann es sein, dass Sie die an der Kreuzung beteiligten Rassen optisch nicht mehr erkennen können. Tierschützer haben hier mehr Erfahrung und können ein paar Anhaltspunkte zu den Rassen der vermeintlichen Paarungspartner mitliefern. Auf den Dokumenten zur Vermittlung des Hundes wird meist vermerkt, um welche Kreuzung es sich bei Ihrem Schützling handeln könnte. Diese Einschätzung ist vage, und sie liefert auch nur grobe Anhaltspunkte über das zu erwartende Verhalten, denn die Ausprägung rassebedingter Erbanlagen und die aufgrund des Aussehens Ihres Hundes vermuteten Paarungspartner müssen nicht zwangsläufig miteinander korrelieren. Ein Dackelmischling, der einem reinrassigen Dackel sehr ähnlich sieht, muss noch lange nicht die berüchtigte Dackelsturheit an den Tag legen, auch seine Jagdleidenschaft kann reduziert sein.

Rasse und Kooperationsbereitschaft

Wenn Sie die eingekreuzten Rassen identifizieren können, so sind vorsichtige Schlüsse über die genetisch fixierte Kooperationsbereitschaft Ihres Hundes mit dem Menschen möglich. Je nach Bedarf wurden von jeher Rassen gezüchtet, die entweder eng mit ihrem Halter zusammenarbeiten, wie Schäferhunde, oder solche, die selbstständig agieren sollen, wie viele Hütehunde und Herdenschutzhunde. Letztere werden nicht sooft den Input des Halters „erfragen“, sondern selbst Entscheidungen treffen.

Tierschutz hat viele Facetten

Streunende Hunde einzufangen und qualvoll zu töten, ist in mehr als 50 % der europäischen Staaten gängige Praxis.

Die Not vieler Hunde

Als Hundeliebhaber werden Sie schockiert sein über das immense Leid unzähliger Hunde in Europa. Leider werden viele Menschen ihrer Verantwortung für ein Tier nicht gerecht.

Einer Schätzung zufolge leben ca. 900 Millionen Hunde auf der Welt (Lawson 2022). 200 Millionen davon gelten laut einer WHO-Schätzung als sogenannte Streunerhunde. Streunerhunde waren ursprünglich mit Menschen sozialisiert. Die Nachkommen der Streunerhunde bezeichnet Lawson als wilde Hunde. Diese wachsen ohne menschliche Sozialisation auf. Allein in Westeuropa rechnet man mit ca. 34 Millionen freilaufenden Hunden (Streuner, wilde Hunde, Straßen- und Dorfhunde). Streunerhunde und wilde Hunde sind herrenlos. Bei den Straßen- und Dorfhunden ist die Familienzugehörigkeit undurchschaubar.

Das Image des Hundes ist unterschiedlich

In vielen süd- und osteuropäischen Ländern ist das Leid der Hunde grenzenlos. Das Image der Hunde ist um ein Vielfaches schlechter als hier bei uns. Die Hunde leben dort unter schlechten Bedingungen, oft an einer kurzen Kette und sind Hitze oder Kälte ungeschützt ausgesetzt. Ihre alltägliche Versorgung ist unzureichend, von medizinischer Versorgung ganz zu schweigen. Kastrationen werden in der Regel nicht durchgeführt, weil sie als unnatürlich verpönt sind. Wenn die Hunde nicht mehr gebraucht werden oder nicht mehr gewollt sind, so werden sie ausgesetzt (oder gleich erschlagen oder erhängt). Ausgesetzte Tiere in den Problemländern vermehren sich unkontrolliert, was das Hundeleid potenziert. Viele Kommunen versuchen die „Hundeflut“ durch grausame Tötungsaktionen in den Griff zu bekommen. Häufig werden sogar Kopfgeldpauschalen pro gefangenem Hund als Anreiz gezahlt.

Von den insgesamt 51 europäischen Staaten werden in mindestens 32, also in mehr als der Hälfte der Staaten, Hunde in gängiger Praxis ausgesetzt. Die Tötung von gesunden Tieren ist offiziell angeordnet oder geduldet, auch wenn teilweise vorhandene Tierschutzgesetze etwas anderes vorgaukeln.

Es wurde längst nachgewiesen, dass Tötungsaktionen die Anzahl der herrenlosen Hunde nicht dauerhaft reduzieren können. Sobald in einem bestimmten Areal freilebende Hunde dezimiert werden, werden Nahrungsressourcen frei, was wiederum die Vermehrung der überlebenden Hunde ankurbelt.

Wie ist die Situation bei uns?

Die Situation bei uns in Deutschland ist im Vergleich zu den Hundenöten im europäischen Ausland noch relativ komfortabel. Bei uns gibt es auf den Straßen der Dörfer und Städte zumindest keine freilebenden und sich wild vermehrenden Hundepopulationen. Wenn ausgesetzte Hunde bei uns aufgefunden werden, so werden sie in ein Tierheim gebracht und gelangen damit in die Obhut des Tierschutzes.

Obwohl das Image der Hunde bei uns in Deutschland im Großen und Ganzen deutlich besser ist als in vielen süd- und osteuropäischen Ländern, so sind wir doch leider nicht von etlichen verantwortungslosen Zeitgenossen verschont: Manche Menschen nehmen enthusiastisch einen Hund bei sich auf, verlieren aber in kurzer Zeit die Lust an ihm und wollen ihn wieder loswerden. Wenn sie dann ihren Hund dem Tierschutz übergeben würden, so wäre das noch relativ verantwortungsvoll. Doch einige Zweibeiner sind tatsächlich der Meinung, dass Autobahnparkplätze die geeigneten Orte sind, um die inzwischen lästig gewordenen Hunde loszuwerden.

Ob abgegeben oder ausgesetzt, für die entsprechenden Hunde beginnt ein Alptraum. Sie können die Welt nicht mehr verstehen. Ihr Zuhause ist weg und damit auch die (unverdient) geliebten Menschen.