Vertrauen in uns - Jannika Lehmann - E-Book

Vertrauen in uns E-Book

Jannika Lehmann

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Beschreibung

Als Candy von ihrem Ehemann verlassen wird, bricht für sie eine Welt zusammen. Mit ihren zwei Kindern baut sie sich ein neues Leben auf und erkämpft sich einen normalen Alltag zurück. Doch dann lernt sie Lenny kennen, der sich aus einem anfänglichen Spießer als das Gegenteil entpuppt. Die beiden unternehmen viel zusammen und schließen waghalsige Deals im Casino ab. Doch je mehr Stunden sie verbringen, desto mehr machen ihre Gefühle und Emotionen einen Strich durch die Rechnung und stellen sie vor viele Herausforderungen.

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JANNIKA LEHMANN

Vertrauen in uns

Zusammen in Silverstain

JANNIKA LEHMANN

Vertrauen in uns

Zusammen in Silverstain

ROMAN

© 2022 Jannika Lehmann

ISBN Softcover: 978-3-347-70973-7

ISBN E-Book: 978-3-347-70977-5

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin: tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Für alle, die zu sehr in ihren schlechten

Momenten gefangen sind…

… weitergehen, nicht auf Scherben

stehenbleiben!

P l a y l i s t

Snow (Hey Oh) – Red Hot Chili Peppers

Rockabye – Clean Bandit

Memories – David Guetta, Kid Cudi

Sick and Tired – Anastacia

Goosebumps – HVME

All Too Well – Taylor Swift

You’re Somebody Else – flora cash

Ghost Town – Adam Lambert

Go Solo – Tom Rosenthal

Youth – Shawn Mendes, Khalid

Blood//Water – gradson

Hey – Andreas Bourani

Without Me – Halsey

In The End – Stefanie Heinzmann

S&M – Rihanna

Paradis – Coldplay

Wonderful Life – Hurts

Prolog Candy

Scham, Schuldgefühle und Wut prallen in mir aufeinander und lösen dort ein einziges Chaos aus. Mein Magen rebelliert und meine Kehle ist trocken.

Brian ist gegangen. Aus dem Wohnzimmer. Und aus meinem Leben. Er hat sich verdammt nochmal von mir getrennt! Gerade eben.

Ich stehe wie eingefroren neben dem gläsernen Couchtisch, starre auf einen Punkt, auf dem Brian gerade noch gesessen ist. Der anthrazitgraue Stoff der Couch liegt an dieser Stelle in Falten und der Abdruck seines Gesäßes ist noch erkennbar.

Heiße Tränen laufen mir über die Wangen. Mein Blick verschwimmt, und gleichzeitig wird mir schwindelig. Entkräftet löst sich mein Körper aus der Schockstarre und ich lasse mich rücklinks auf das Sofa fallen, wo ich mich ausweine. Weine, weil die Wahrheit, die mir Brian knallhart ins Gesicht gesagt hat, mein Herz zusammenziehen lässt. Eine kalte Hand namens Wahrheit legt sich um mein Herz. Sie drückt zu. Ganz fest.

Irgendwann, nachdem ich lange geweint und mein Zeitgefühl völlig verloren habe, nehme ich ein Taubheitsgefühl in meinen Gliedern wahr.

Das Gefühl ist unerträglich. So sehr, dass immer mehr Tränen meine Augen verlassen und auf der Haut meiner Wangen eine Salzkruste hinterlassen.

Mein Atem geht schnell. Immer schneller. Traurigkeit hat Besitz von mir ergriffen. Ich weine. Weine, weil mir mein Ehemann das Herz gebrochen hat.

Und mein Herz zerspringt in tausende Teile. Zerspringt, weil es weh tut. So. Unglaublich. Wehtut.

1. Candy

Ein Spiegel. Ein Spiegelbild. Von mir. Na ja, nicht ganz. Man sieht nur Haare. Rote Haare. Meine beste Freundin wuschelt mir von hinten durch meine Mähne. Dadurch fallen einige Strähnen vor mein Gesicht. Ich puste sie wieder weg. »Könntest du endlich mal anfangen meine Haare zu färben, Lucy? Ich kann mich mit diesem schrecklichen Ansatz nicht länger im Spiegel betrachten.«

»Wie oft muss ich dir noch erklären, dass es ganz sinnvoll wäre, wenn du dazu deine großen Creolen ablegen würdest«, lacht Lucy, die ihre schwarzen Haare mit einem braunen Haargummi zu einem Zopf bindet. »Ich weiß, Candy, du fühlst dich ohne deine Ohrringe so nackt, aber beim Frisör muss es eben sein.«

Ich verdrehe die Augen und nehme die beiden silbernen Ringe schnell von meinen Ohren. Ich lege sie auf das Brett, das unter dem Spiegel vor mir angebracht ist. Lucy zieht währenddessen zwei schwarze Gummihandschuhe an.

»Fangen wir jetzt an?«, frage ich genervt.

Daraufhin greift Lucy nach Alufolie und dem Haarfärbemittel. »Warum heute so gereizt?«, fragt sie.

Ich seufze. »Willst du das wirklich wissen?«

»Aber sicher doch, meine Süße. Du erzählst mir dein Leben lang schon immer alles, also warum nicht auch heute. Du kannst mich mit nichts mehr umhauen.«

Da hatte sie allerdings recht. Sie war meine allerbeste Freundin, und das schon seit dem Kindergarten. Wir lernten uns am ersten Kindergartentag im Sandkasten kennen und sind seither Sandkastenfreunde durch und durch. Wir hatten beide keine Lust auf den Kindergarten und wollten es nicht eingesehen, dort jeden Tag hinzugehen. Und da wir damit die einzigen Kinder zu sein schienen, freundeten wir uns an. Wir sind seit diesem Tag unzertrennlich. Wir haben uns in der Vergangenheit nie länger als eine Woche nicht gesehen. Und alle vier Wochen sehen wir uns sowieso in ihrem eigenen Haarsalon, der ihr Ein und Alles ist. Und sie hat recht, ich kann sie mit nichts mehr schocken, denn wir haben schon so einiges zusammen durchgemacht – und damit meine ich nicht die Nächte, in denen wir uns mit einem ungesunden Alkoholspiegel im Blut die Füße wundgetanzt haben.

»Also erzähl schon«, drängelt Lucy, während sie mir die Haare durchkämmt und dabei ein Spray in die Haare mischt.

Ich schlucke. »Also gut…« Wieder schlucke ich. Dann fasse ich meinen Mut zusammen und sage es. Ganz schnell, damit es raus ist. »Brian und ich haben uns getrennt.«

Brian ist mein Mann, der Vater meiner Zwillinge, die ich mit achtzehn Jahren bekommen habe.

Ich sehe zwar nichts, da Lucy mir mal wieder die Haare vor mein Gesicht gekämmt hat, aber ich höre, wie sie scharf die Luft einzieht, als würde sie eine Zigarette rauchen.

Ich warte kurz. Warte auf eine Reaktion von ihr. Doch – nichts. Sie sagt nichts.

»Lucy?«, frage ich.

»Du verarscht mich doch, oder?«, sagt sie und lacht unsicher.

»Natürlich nicht. Mit sowas würde ich nicht scherzen.« Meine Miene verfinstert sich. Das hier ist kein Witz. Das ist knallharte Realität, die jedes Mal, wenn ich sie mir ins Gedächtnis rufe, so stark im Herzen schmerzt, dass es auf alle Knochen übergeht.

»Okay, wow.«

Endlich kann ich wieder etwas sehen, weil meine Haare nun vollständig mit Haarfärbemittel eingekleistert sind und fest auf meinem Kopf sitzen, als hätte sie einen Eimer Haarspray über meinen Kopf gekippt.

Lucy kratzt sich an ihrem Kopf – nur mit dem kleinen rechten Finger. An allen anderen Fingern klebt Haarfärbemittel.

»Und ähm…seit wann? Und wie? Und wieso? Verdammt, wieso? Ihr wart das beste Paar auf der ganzen Welt!« Sie streift sich die Gummihandschuhe von den Händen und ihr Gesichtsausdruck ist mit einem großen Fragezeichen vergleichbar.

Das Mittel in meinen Haaren darf nun eine halbe Stunde einwirken und ich bin ihr eine große Erklärung schuldig.

»Candy, du weinst ja auch überhaut gar nicht. Ihr habt euch getrennt! Ist dir das bewusst?« Sie sieht ganz verzweifelt aus.

»Du weißt doch, ich bin gut im Verdrängen von Gefühlen. Außerdem habe ich das Weinen schon hinter mir.« Tränen fließen nicht mehr nach. Die meiste Zeit des Tages bleiben meine Wangen trocken, dafür meldet sich der Schmerz in meinem gebrochenen Herzen immer wieder. Ich lege meine Hände auf ihre Knie. Wir sitzen uns gegenüber. Ich schaue ihr in die Augen und sehe Unverständnis. Oh Gott, ich dachte sie nimmt die Nachricht etwas cooler auf.

»Schon hinter dir? Wie lange seid ihr schon getrennt?« Ihre Augenbrauen wandern nach oben.

»Seit vorgestern.«

»Aber wir haben uns doch gestern gesehen. Im Park für einen Spaziergang mit Ava und Mia. Wieso hast du es mir da noch nicht erzählt?«

Ich seufze, dann fange ich an zu erklären. »Ich brauchte erst einmal selbst ein bisschen Zeit, um das alles zu realisieren. Ich werde in Zukunft in der Gesellschaft ganz anders wahrgenommen. Nicht mehr die junge Frau, verheiratet, Mama von Zwillingen und Geschäftsführerin eines bekannten Blumenladens. Nun werde ich die verrückte Frau sein, die mit achtzehn schwanger war und nicht abgetrieben hat, trotzdem eine Arbeit hat, aber mit roten Haaren in einer Sozialhilfe-Wohnung wohnt. Ich entspreche ja fast schon dem Klischee einer alleinerziehenden - und sozialhilfebeziehenden Frau. Außerdem waren gestern Ava und Mia dabei. Die beiden Süßen wissen es noch nicht. Sie haben keinen blassen Schimmer davon, dass ihr Vater ihr ganzes Leben zerstört hat.« Meine Stimme klingt zunehmend verzweifelt.

»Hey Süße, an der Tatsache wie du in der Gesellschaft wahrgenommen wirst, wird sich nicht viel ändern, außer, dass du nicht mehr verheiratet bist. Außerdem…“

Sie legt eine kurze Pause ein, in der sie ihre geschwungenen Lippen aufeinanderpresst. Sie scheint zu überlegen, wie sie ihren Satz weiter formulieren soll. „…wer sagt denn, dass du in einer Sozialhilfe-Wohnung wohnen wirst. Du hast n‘ Arsch voll Geld, eine Familie und eine Freundin oben drauf, die hinter dir stehen. Scarlett, deine liebe Angestellte wird sicher ein paar Schichten im Blumenladen übernehmen können, wenn du umziehst oder für deine Kinder da sein musst. Du schaffst das – glaub mir.«

Wie recht sie hat. Ich sollte echt lernen die Kirche im Dorf zu lassen und rational zu denken.

»Okay, danke«, murmelte ich etwas verlegen. Ich mag es nicht, wenn sie immer recht hatte. Aber in den meisten Fällen ist das nun mal so.

»Und du sagst, Brian hat das Leben von den Zwillingen zerstört? Hat er Schluss gemacht oder was ist passiert?« Nun hält sie meine Hände in meinem Schoß fest, was mir Halt gibt und die Tränen in meinen Augenwinkeln zurückhält. Zurückhält, dass sie nicht über meine Wangen laufen und mich verletzlich aussehen lassen, was ich so unglaublich hasse. Ich bin eine starke Frau, schon immer gewesen und ich gebe immer alles und wenn etwas mein Leben zu Scherben zerbrechen lässt, bleibe ich niemals auf den Scherben stehen. Stattdessen stehe ich auf und gehe weiter, ohne mit der Wimper zu zucken.

»Ich habe dir doch vor zwei Wochen erzählt, dass Brian sich verändert hat, oder?«

Sie nickt. »Ja, du hast gemeint, dass er immer mehr abends weggehen wollte.«

»Genau, und du hast mich beruhigt und gemeint, er brauche nur seine freie Zeit zum Entspannen. Tja, bei seinen abendlichen Ausgängen hat er wohl eine Neue kennengelernt.«

Lucy klappt die Kinnlade herunter.

»Ja genau, so habe ich auch geschaut, als er mir vorgestern Abend verkündet hat, dass in zwei Wochen seine Freundin hier einziehen wird.«

Es bildet sich auf meinem gesamten Körper Gänsehaut. Sie lässt mich frieren und jagt mehrere Schauer hintereinander durch mich hindurch. Ich versuche es allerdings zu unterdrücken. Ich muss jetzt stark bleiben – besonders für Ava und Mia.

»Was zur Hölle…«, entfährt es Lucy. »Ich kannte Brian ja auch ganz gut, aber so hätte ich ihn nie eingeschätzt. Auf diese Art und Weise seine Frau mit seinen beiden Kindern abzuservieren, ist echt das Letzte.«

Ich seufze wieder und ziehe meine Brauen angestrengt zusammen. »Sehe ich auch so.«

»Aber du scheinst das ganze ja ganz gut wegzustecken oder täusche ich mich?« Sie schaut mir verständnisvoll in die Augen und lächelt sanft.

»Na ja, es war für mich schon ein großer Schlag in die Magengrube. Besonders nach dem Streit vorgestern. Aber du kennst mich ja. Mein Motto lautet: Weitergehen, nicht auf Scherben stehenbleiben.«

»Du und dein Motto.« Sie lacht. »Aber es ist gut. Es hat dir schon oft in deinem Leben geholfen. So wird es dir auch dieses Mal auf die Beine helfen.«

Ich lächele träge. Ja, mein Motto und ich. Ich habe es mir sogar vor etwa einem halben Jahr in schöner Schnörkelschrift auf mein inneres Handgelenk tätowieren lassen: Weitergehen, nicht auf Scherben stehenbleiben!

Ich schaue es mir gerne an und jeder Blick auf die hübschen Buchstaben erinnert mich daran, immer weiter zu machen.

»Hast du vielleicht einen Kaffee für mich, Lucy?«

Sie nickt. »Aber klar. Latte Macchiato – dein Lieblingskaffee?«

Ich nicke dankbar. »Eine große Tasse bitte.«

»Kommt sofort.«

Ein paar Minuten später sitze ich mit meinem Latte Macchiato da und sie wäscht mir vorsichtig das Haarfärbemittel aus den Haaren. Danach föhnt sie meine Haare.

»Auch noch eine schicke Frisur gefällig? Vielleicht überlegt es sich Brian ja noch mal anders, wenn du so hübsch nach Hause kommst.«

Ich lache kurz auf. »Nein, der überlegt es sich sicher nicht mehr anders. Außerdem könnte ich ihm das niemals verzeihen.«

»War ja auch nur ein Scherz, Candy - Liebes. Aber trotzdem eine hübsche Frisur mit deinen roten Haaren ohne Ansatz?«

Ich nicke und nippe an meiner Tasse. »Da sage ich nicht nein.« Ich meine, wer hat schon was gegen eine kostenlose Frisur – ich definitiv nicht.

»Hochsteckfrisur oder lieber Flechtzöpfe?«, fragt Lucy.

»Eine Hochsteckfrisur fände ich ganz gut.«

»Wird gemacht.« Geschickt dreht sie meine Haare ein und flechtet und zaubert aus meinen sonst wilden offenen Haaren eine Frisur, die auch in Märchenbüchern von Prinzessinnen getragen werden könnte.

»Und wie geht es jetzt weiter bei dir?«, erkundigt sie sich.

»Gute Frage. So genau weiß ich es ehrlich gesagt auch noch nicht. Als Nächstes bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als Ava und Mia davon zu erzählen. Wie ich das mache, weiß ich noch nicht. Dann muss ich innerhalb von zwei Wochen einen Umzug organisieren. Dazu gehört natürlich auch eine Wohnung zu finden.«

»Da hast du ja jetzt eine Menge vor dir. Wenn ich dir bei was auch immer helfen kann, bitte zögere keine Sekunde und ruf mich sofort an. Ich bin immer an deiner Seite.«

»Danke, Lucy. Das weiß ich zu schätzen.«

»Nichts zu danken, Süße. Das ist doch selbstverständlich.«

Ich lächele dankbar und sehe in den Spiegel. Ich sehe mich. Die Frau, die gerade von ihrem Mann verlassen wurde. Er hat mich betrogen. Mit einer verdammten anderen Frau. Aber ich sehe auch mein Feuer in den Augen, das mir sagt, dass ich alles schaffen werde, was ich mir vornehme. Außerdem sehe ich meine Haare, die in einer wunderbaren Hochsteckfrisur mit einem Kunstwerk vergleichbar ist.

Ich stehe von dem Frisörstuhl auf, nachdem mir Lucy den schwarzen Umhang abgenommen hat.

Dann nehme ich mir meine Tasche, die auf dem Boden neben mir steht, um den Geldbeutel herauszuholen. Ich zücke einen Fünfziger-Schein aus dem roten Lederportemonnaie, doch Lucy schüttelt den Kopf. »Candy, heute bitte nicht. Lass stecken. Kauf lieber Ava und Mia etwas Schönes von dem Geld, okay?«

Bestimmt zum hundertsten Mal an diesem Tag nicke dankbar. »Danke, Lucy.«

Beim Verabschieden umarmen wir uns, dann verlasse ich den kleinen Frisörsalon, über dem Lucy und ihr Freund David eine Wohnung haben.

Schon stehe ich in der Altstadt von Silverstain, von wo ich nach Hause gehe.

Es schmerzt in meiner Brust, wenn ich das Haus, in dem Brian und ich so viele schöne Momente unserer Ehe mit unseren beiden Kindern verbracht haben, Zuhause nenne.

Nach zwanzig Minuten Gehzeit stehe ich vor der großen Fassade des Hauses. Es ist ein modernes, futuristisches Gebäude. Viel Glas, viele Fenster, viel helles Licht. Moderne Einrichtung in den schlichten Farben Schwarz, Grau und Weiß, was eigentlich nie ganz mein Geschmack gewesen ist, aber das Haus hat Brian nun mal von seinem Vater zum einundzwanzigsten Geburtstag bekommen. Und so ein protziges Geschenk lehnt man natürlich nicht ab.

Ab sofort kann ich meinen Kram so gestalten wie es mir gefällt, das betrifft auch meine zukünftige Wohnung – vorausgesetzt ich finde eine. Ich bin ein Mensch, der immer das Positive an der Situation sucht, so auch jetzt.

So beschissen die Situation mit Brian und mir auch ist, es lassen sich immer ein paar positive Dinge finden, die mich motivieren, weiterzumachen.

Ava und Mia, meine fünfjährigen Töchter tanzten sofort um mich herum, sobald ich die Haustür aufgeschlossen habe und im Flur stehe.

»Hallo meine Süßen!«, rufe ich fröhlich.

Für Brian muss es sich so anhören, als würde ich mir aus unserer gescheiterten Ehe nichts machen – was definitiv nicht der Fall ist – aber ich möchte ein möglichst fröhliches Umfeld für Ava und Mia erschaffen. Außerdem sollen sie ihre Mama nicht traurig erleben. Die meisten Leute kennen mich fröhlich, immer gut gelaunt und positiv denkend. So sollen mich auch Ava und Mia einmal später, wenn ich alt und schrumpelig bin, in Erinnerung behalten.

»Hey, Brian«, sage ich. Meine Miene verfinstert sich automatisch. Ich drehe meinen Kopf so, dass Ava und Mia nicht vor meinem Blick erschrecken, wenn sie mir ins Gesicht schauen.

»Hey«, sagt er knapp.

Ich streife mir meine Jacke von den Schultern. Es ist Herbst, meine Lieblingsjahreszeit. Die meisten Menschen mögen Sommer und sind im Winter traurig und niedergeschlagen. Aber ich schaffe es, meine Laune unabhängig vom Wetter immer auf fröhlicher Ebene zu halten.

»Ava, Mia, wollt ihr nicht ein bisschen in eurem Spielzimmer spielen gehen?«, frage ich sie mit der Intention, ein ruhiges Gespräch mit Brian führen zu können. Das ist nicht ganz leicht, wenn die Nähe dieses Menschen mein Fass voller Wut zum Überlaufen bringt.

»Nö, Mama wir wollen mit dir spielen«, meint Ava ganz traurig.

Ich stelle meine schwarze Clutch, die ich immer noch in der Hand halte, auf den Boden und gehe in die Knie, um mich auf Augenhöhe mit den beiden zu befinden. »Wisst ihr was, ihr geht schon mal vor und baut eine tolle Murmelbahn, mit der wir dann hinterher gemeinsam spielen. Was haltet ihr davon?«

Ich sehe vier süße Kinderaugen, die plötzlich wieder strahlen. Dann nickt Ava. Blitzschnell zieht sie an Mias Ärmel und beide verschwinden nach oben in ihr Spielzimmer.

Ich stehe wieder auf. »Ich muss mit dir reden, Brian«, sage ich mit harter Stimme.

Ich bin wirklich wütend auf ihn. Aber so richtig. Und das soll er auch zu spüren bekommen.

Er geht hinter mir ins Wohnzimmer, wo ich stehen bleibe. Er setzt sich breitbeinig auf das Sofa und sieht mir ohne ein Fünkchen Schuld in die Augen.

»Wie hast du dir das mit Ava und Mia vorgestellt?«, frage ich und versuche die Verzweiflung in meiner Stimme zu unterdrücken.

»Ist doch klar, Candy. Du bist die Mutter. Du bleibst bei den Kindern. Alle zwei Wochen am Wochenende bin ich dran. Ich zahle brav alles für die Kinder. Das ist der Deal.«

Ach, zahlen! Denkt er wirklich durch das Zahlen wäre alles getan? Was für ein Arsch! Aber okay, ich will mich nicht beschweren. Wenigstens muss ich mich dann nicht um Geld Sorgen machen.

Da ist man jahrelang mit einem Mann zusammen, vertraut ihm alles an, und innerhalb von wenigen Tagen entpuppt er sich als Vollidiot. Ich hatte ja keine Ahnung, wie sehr man sich in einem Menschen täuschen kann.

»Und? Wie willst du es deinen Töchtern beibringen, dass du ihr Leben mit einem Seitensprung zerstört hast?«, frage ich und verschränke meine Arme vor der Brust. Mein Blick ist nach unten gerichtet, auf Brian, der dort immer noch so sitzt, als wäre nichts passiert. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr mich das ankotzt! Meine Güte!

»Wie hast du es dir denn vorgestellt?«, fragt er und zuckt mit den Schultern.

Ich schüttle fassungslos meinen Kopf. »Ich weiß ja nicht, wer deine Neue ist, aber sie muss auch ein ganz schönes Arschloch sein. Sie hat meinen liebevollen Ehemann, dem seine Familie sehr wichtig war, zu einem egoistischen Idioten gemacht. Ich erkenne dich nicht wieder, Brian. Und wie ich mir das vorgestellt habe? Mir graust es bei dem Gedanken wirklich, dass du durch dein egozentrisches Denken das Leben unserer beiden Töchter zerstört hast. Also mach dir gefälligst selbst Gedanken darüber, wie du es den Kindern beibringst. Nicht ich habe einen Neuen – sondern du!«

Ich spüre die Wut in jeder verfluchten Faser meines Körpers.

Gestern und vorgestern hat die Traurigkeit überwogen, nun macht die Wut allen anderen Gefühlen ihren Platz in meiner Seele streitig.

»Ach, Candy! Du begehst gerade einen großen Fehler. Außerdem mag ich es nicht, wenn du übertreibst und…«

Ich lasse ihn nicht ausreden. »Ich übertreibe? Ich sage dir die Wahrheit, die du noch nicht zu realisieren scheinst. Die Wahrheit zu sagen ist nie ein Fehler, Brian«, gifte ich ihn erbittert an.

»Candy, fahre mir nicht so über den Mund. Lass mich ausreden, verdammt!«

»Ach fick dich doch!«, entfährt es mir und ich glühe vor Wut.

»Also schön. Ich werde deinen Töchtern die Wahrheit so ins Gesicht sagen, wie es ihre Mutter sieht.« Sobald ich das Fluchen anfange, lenkt Brian ein. Anscheinend hat sich daran nichts geändert, obwohl er nicht mehr mich, sondern eine andere Frau liebt. Gut zu wissen. Sobald er sich nochmals so falsch verhält, habe ich noch eine ganze Menge an Flüchen im Petto. Ich mache das zwar nicht gerne, aber in der Not bin ich zu vielem fähig.

Mein Blut kocht vor Erbitterung. »Brian, was hast du vor?«

»Ich sagte es bereits.«

Ich halte ihn von hinten an seiner rechten Schulter fest, damit er nicht weiter geht.

»Lass mich das mit Ava und Mia machen. Ich will nicht, dass ihr eigener Vater auch noch ihre Herzen mit uneinfühlsamen Worten zerstört.«

»Jetzt sagst du selbst, dass du mit deiner Aussage vorhin übertrieben hast.« Er dreht sich zu mir um, sodass wir uns gegenüberstehen.

Ich spüre seinen heißen Atem an meiner Nasenspitze. Mir läuft kalter Schweiß über meinen Rücken. Ich könnte vermuten, meine Zehennägel würden sich kräuseln, so sehr entwickele ich gerade einen Hass gegenüber dieser Person.

»Nein. Das sage ich nicht. Das was ich gesagt habe, ist immer noch die Wahrheit, Brian. Daran hat sich nichts geändert. Aber verdammt, das ist zu hart für zwei feinen Seelen wie die von Ava und Mia.«

Er rollt genervt mit den Augen.

»Also lass mich es machen. Bleib du hier unten. Kannst dir ja schon mal überlegen, wo du überall mit deiner Neuen in diesem Haus als erstes herumvögeln möchtest. Die Kinderzimmer sind tabu«, sage ich mit beißendem Sarkasmus. Aber vermutlich überlegt er es sich wirklich. Das ist mir jetzt aber auch egal. Jetzt sind meine Gedanken und Gefühle ganz bei meinen beiden Prinzessinnen.

Ich gehe die Treppe nach oben. Ganz hinten, nachdem ich durch den langen Flur gegangen bin, klopfe ich an die weiße Tür des Spielzimmers. Es ist das Zimmer über der Garage, das sich perfekt für ein Zimmer voller Spielsachen eignet. Die beiden lieben es, dort ihrer Fantasie in Form eines Spiels freien Lauf zu lassen.

Ich klopfe an die Tür.

»Hallo«, eine piepsige Stimme ist zu hören.

»Hier ist Mama«, sage ich sanft. »Darf ich reinkommen?«

»Jaaaa!«, schreien beide wie aus einem Mund.

Ich öffne die Tür einen Spalt und spähe hinein. Eine wundervolle Murmelbahn ist zu sehen. Drum herum tanzten meine beiden Powermädchen voller Stolz.

»Komm rein, Mama«, meint Mia lächelnd.

Ich komme rein und schließe die Tür wieder hinter mir. Ich möchte nicht, dass Brian etwas hört. Denn der Gedanke, von ihm belauscht zu werden, lässt mich am gesamten Körper erschaudern. Außerdem wäre ich ziemlich sauer, wenn er mich belauschen würde, immerhin war er zu feige, die schlechte Nachricht selber zu überbringen.

»Ist das eure Murmelbahn?«, frage ich interessiert.

»Ja, Mama, das habe ich gebaut.« Mia hüpft fröhlich auf und ab und zeigt auf den linken Teil der Murmelbahn.

»Und das ist von mir«, sagt Ava auch ganz stolz. Sie zeigt auf den rechten Teil der Murmelbahn.

»Wollt ihr Mama mal eure Murmelbahn vorführen?«

»Klar«, ruft Mia.

Stolz lassen beide die bunten Glasmurmeln die selbstgebauten Bahnen herunterrollen.

»Ist das nicht toll?«, lacht Ava.

»Ja, das ist wirklich toll, meine Hübschen.« Mein Herz zieht sich zusammen, wenn ich daran denke, dass ich diesen glücklichen Moment mit meinen beiden Kindern zerstören werde. Aber ich kann es nicht länger herauszögern, weil sie sonst spüren, dass etwas nicht wie gewöhnlich zwischen Brian und mir läuft.

»Was haltet ihr denn davon, wenn wir umziehen?«, frage ich vorsichtig und beobachte die Reaktionen von Ava und Mia ganz genau.

»Aber warum?«, fragt Mia und ihr Lächeln schwindet aus ihrem zarten Gesicht.

»Wisst ihr, manchmal wollen Erwachsene etwas in ihrem Leben anders machen. So ist es auch bei eurem Papa. Er hat sich in eine andere Frau verliebt und deshalb müssen wir ausziehen.« Es fällt mir so verdammt schwer das so auszusprechen. Die Wahrheit ist hart und ich kann sie einfach nicht zarter verpacken, weil sonst müsste ich lügen. Und nur weil meine Kinder noch klein sind, gibt mir das nicht das Recht, sie anzulügen. Sie haben die Wahrheit verdient, auch wenn es schwer für sie sein muss, sie zu verstehen.

»Mag Papa dich nicht mehr?«, frag Mia ganz verdattert.

»Doch, bestimmt.« Ich versuche etwas aufmunternd zu lächeln. »Aber Papa tut Mama nicht mehr so gerne küssen.«

»Aha«, meint Ava. An ihren Gesichtern kann ich erkennen, wie sie gerade versuchen, das zu verarbeiten, was ich ihnen gesagt habe.

»Und, und was jetzt?«, fragt Mia und setzt sich vor mich hin. Ava macht es ihr nach. Ich setze mich auch zu ihnen.

»Mama wird jetzt alle Sachen in große Kartons packen. Ganz bald ziehen wir dann um. In eine schöne Wohnung. Papa dürft ihr dann ganz oft besuchen.« Ich versuche zu Lächeln, um ihnen Stärke und Halt zu vermitteln.

»Okay. Mama bist du traurig?«, fragt Mia.

Daraufhin meint Ava: »Klar ist Mama traurig.«

Aus ihrer eigenen Erkenntnis heraus schauen beide nun ganz niedergeschlagen.

Verdammt, wie können so kleine Mädchen ein schon so gutes Gespür für Gefühle haben.

»Macht euch um mich keine Sorgen. Freut euch lieber auf ein neues Kinderzimmer in unserer Wohnung, okay?«

Beide nicken.

»Wisst ihr was?«, frage ich.

»Was?«, kommt es im Chor zurück.

»Ihr könnt ja schon mal überlegen welche Kuscheltiere und welche Spielsachen mit in die neue Wohnung dürfen, einverstanden?«

»Oh, jaaaa!« Und schon hüpfen meine beiden Mädchen weg.

Ich bin froh, dass sie die Nachricht so gut aufgenommen haben. Ich hoffe, dass sie alles weitere auch so stark meistern werden. Aber was das betrifft, bin ich sehr zuversichtlich, denn ich weiß, dass ich zwei Powermädchen habe, die das rocken werden.

2. Landon

Home is where my whiskey is.

Ich blicke auf die schwarzen Buchstaben auf dem eingerahmten weißen Papier.

Darunter befindet sich eine kleine Bar und drei Barhockern.

»Das sieht ziemlich cool aus«, sage ich zu meinem besten Freund Henry, der stolz danebensteht.

»Wie gefällt dir mein Whiskeyzimmer?«, fragt Henry.

»Du hättest es nicht besser planen können.« Ich nicke anerkennend. Seit Henry mit Coco zusammen ist, ist er ein anderer Mensch. Aber seine Liebe zu Alkohol, insbesondere Whiskey hat er nie aufgegeben. Aber Alkohol behandelt er nun mehr wie ein Genussmittel, was ich ihm hoch anrechne.

Vor drei Monaten sind Coco und er in die Villa gezogen. Im Keller dieser Villa hat er nun seinen Traum verwirklicht: Eine Bar mit ganz viel Whiskey.

»Der Spruch über der Bar passt wie Arsch auf Eimer. Besser geht echt nicht, Henry!« Auch mir gefällt das Whiskeyzimmer.

»Willst du 'n Glas?«, fragt Henry und befüllt sich ein Glas mit einer teuren Whiskeysorte aus dem Norden von Irland.

»Klar.« Ich nicke. »Woher du immer diese unterschiedlichen Sorten Whiskey hast, ist mir echt ein Rätsel.« Ich lache und nehme dankend das Glas an.

Ich nehme einen ersten Schluck. Henry sieht mir erwartungsvoll dabei zu. »Und, wie ist er?«, fragt er voller Hoffnung.

Der Alkohol brennt in meiner Kehle. »Oh, lecker«, entfährt es mir. »Der beste Whiskey ever!«

»Schon, gel?«, meint Henry und fischt sich einen hohlen Eiswürfel aus dem mit bunten LEDs beleuchteten Eiswürfelfach.

Ich halte das Glas mit dem besten Whiskey der Welt in der Hand, sitze auf einem Barhocker, verbringe Zeit mir meinem besten Freund Henry. Einen besseren Sonntag könnte es nicht geben.

»Und?«, fragt Henry, als er sich mit seinem Whiskeyglas ebenfalls zu mir an die Bar setzt. »Wie läuft deine Arbeit?«

»Ähm, welche denn genau?« Ich lache. Ich habe irgendwie viele Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Alle sind meine Leidenschaften. Ich habe das, was ich gerne mache, was mich erfüllt, zu meinem Beruf gemacht.

»Pokern. Wie läuft es im Casino?«, fragt Henry nun etwas präziser.

»Perfekt«, antworte ich knapp. So viel kann ich darüber nicht erzählen, denn er weiß, dass es bei mir immer dasselbe ist: Gewinnen, gewinnen und nochmals gewinnen. Und meine Geschichte, wie ich zu meiner Liebe zum Pokern kam, die kennt er sowieso schon.

Das Pokern habe ich mit meinem Vater begonnen, als ich fünfzehn Jahre alt war.

Ich war sofort gut darin und ich wollte damals nach der Schule am Nachmittag nichts anderes machen außer zu pokern. Sogar meine Mutter hatte ich irgendwann mit meinem Pokerfieber angesteckt. Auch heute noch an Thanksgiving besuche ich meine Eltern in ihrem Haus in Beyform. Dort pokern wir als Familie alle zusammen – so wie früher. Mein achtzehnter Geburtstag lag an einem Freitag. Ich war mit meinem Vater das erste Mal im Casino. Ich gewann alle Pokerspiele, kassierte Unmengen an Geld. Seit diesem Tag gehe ich jeden Freitag ins Casino und es gibt kaum einen Freitag, an dem ich nicht ein Spiel gewinne.

»Das freut mich, Landon. Und wie läuft es mit dem Tätowieren?«, will Henry nun wissen.

Ich nippe an meinem Glas und genieße das angenehme Brennen im Hals des Alkohols.

»Damit läuft es auch perfekt. Viele Aufträge, schöne Motive, alles bestens.« Ich nippe wieder an meinem Glas. Verdammt. Von diesem Whiskey kann ich nicht genug bekommen. »Apropos Tätowieren, dein letztes Tattoo ist schon ein Weilchen her. Weiß du noch, damals hast du dir diesen Flamingo auf deinen Oberarm tätowieren lassen, bevor du Coco in dem Blinddate-Urlaub kennengelernt hast?«

Die Geschichte, wie sich die beiden kennengelernt haben, ist so verrückt, dass ich sie immer noch nicht ganz glauben kann. Fast wie in einer schlechten Reality-TV-Show.

Henry lacht. »Ja, das waren wirklich verrückte Zeiten.«

Ich muss mitlachen. »Also falls du wieder ein neues Tattoo brauchst, melde dich. Meine Tattoo-Equipment steht immer für dich bereit.«

Henry nimmt mein leeres Glas und füllt es mit zwei Eiswürfeln nochmals auf. »Danke, aber es ist schwer, noch eine freie Stelle auf meinem Körper zu finden.«

»Ach, nicht so pessimistisch«, sage ich und nehme das aufgefüllte Glas dankend an. »Dein bester Freund und Tätowierer findet immer eine freie Stelle.«

»Ich weiß, ich weiß«, brummt Henry zwischen zwei Schlücken Whiskey. Dann ist sein Glas auch leer, sodass er es sofort wieder auffüllt. »Du weißt, ich werde mich melden, sobald ich Tattoo-Bedarf habe.«

In dem Moment erscheint auch Coco an der kleinen Bar und strahlt uns an, als hätte sie gerade im Lotto gewonnen.

»Hey, Landon.« Sie schmeißt ihre langen blonden Haare über die Schulter.

»Hey«, sagt sie und grinst immer noch.

»Was gibt es, mein Liebling?«, fragt Henry sanft und beide sehen sich verliebt in die Augen.

»Ich wollte einfach nur schauen, was ihr so treibt. Kann ich vielleicht auch ein Glas haben?«

Henry sieht mich kurz an. An seinem Blick kann ich erkennen, dass er hofft, es sei für mich in Ordnung, wenn Coco sich zu uns gesellt.

Ich nicke natürlich, schließlich finde ich Coco nett und gönne Henry das Glück mit ihr.

»Du möchtest auch Whiskey, Coco?«, fragt Henry voller Erstaunen.