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Via Lattea - im Echo. Curly, dein Weg ist der - den ich nehme. Was, wenn du an deinem Hochzeitstag den verrücktesten Plan deines Lebens durchziehst, dir der Tod mehr Leben bedeutet als dein Leben? Du lieber vom Feind umgebracht werden würdest, als durch Fesseln gebunden zu sein. Du fliehst und doch in seine Fänge gerätst? Denn diese graue Welt bedeutet genau das. Die Seine zu werden. Ihr Körper und ihre Seele gehören ihm. Selbst wenn sie Straßen der Verzweiflung auf ihren Seelen hinterlässt. Das Mutigste, das du vorzuweisen hast? - Ich habe weitergemacht und gehofft, dass es so etwas wie Schicksal gibt. Niemand hat mit diesem einen Don gerechnet, der mit den grünen Augen, dem Körper, der mehr Sünde als Fleisch ist. Seine Hände hinterlassen eine Straße der Erotik und der Begierde auf ihrer Haut, die sie nicht ignorieren kann. Ihre Hölle ist sein Kriegsgebiet. Ihre Narben, sein Elixier. Ihre Gefühle, sein Trank. Ich habe mir diese Curly gestohlen und genommen. Ich weiß, der Mob verzeiht nie, er findet dich immer. Aber bis dahin - komm, wir machen es uns in meiner Hölle gemütlich, auch wenn es das Letzte ist, was ich tue. Mein Kampf ist der Deine... Stella & Maximo Fortsetzung von Tarantella im Echo
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Seitenzahl: 863
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Dieses Buch beinhaltet explizite Sprache, explizite Szenen, eine Welt voller Dunkelheit und einer Menge gewaltvoller Darstellungen. Verschiedenste Triggerpunkte in allen Bereichen, die man sich nicht wünschen würde, ihnen zu begegnen.
Darum überlege dir, ob du in die Welt der Dunkelheit abtauchen möchtest.
Du wirst einen Ort besuchen, der deinen Verstand und deine Moral zweifeln lässt, eine Welt, in der das Licht scheint, obwohl es das auf den ersten Blick nicht sollte.
Alle Inhalte, die auf diesen weißen Seiten zu finden sind, sind frei erfunden!
Leseempfehlung ab 18+!
Ich wusste nicht, dass mich mein Weg einmal in diese Richtung lenkt. Wurde mir das Schicksal zum Verhängnis - oder war es ein Weg, der mir vorherbestimmt war? Meine Narben, sie hinterlassen eine silberne Landkarte auf meinem Rücken. Seine Narben? Sie geben den Weg zum Menschsein frei. Straßen der Verzweiflung - und der Richtung. Denn wenn es etwas gibt, das uns verbindet, dann ist es das Überleben. Nur dazu müssen wir uns erst einmal finden. Wissen, wer wir sind!
Via Lattea – ohne die Dunkelheit wüssten wir das Licht nicht zu schätzen
1 Stella
2 Maximo
3 Stella
4 Maximo
5 Stella
6 Maximo
7 Stella
8 Maximo
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30 Stella
31 Maximo
32 Stella
Danke
Es ist so unaussprechlich kalt. Ich habe so lange gekämpft. Die Kälte des Wassers lässt mich erstarren. An dem Punkt, an dem es schmerzt, bin ich schon seit einiger Zeit vorbei.
Ich fühle mich wie gelähmt und kann mich kaum mehr bewegen. Es mag armselig sein, doch ich kann einfach nicht mehr. An einem normalen Tag würde ich Feuerwerke lieben, heute jedoch hasse ich sie. Es lässt mich die Orientierung verlieren. Funken, Rauch und das laute Knallen, dies alles bombardiert mich regelrecht. Die Wellen schwappen in meine Nase, meinen Mund und in meine Augen. Überall ist Salz - und der Sog zieht mich hinab ins dunkle Unten. Meine Atmung wird immer schneller. Es brennt vor Anstrengung hier draußen im Meer.
Ich weiß, ich sollte mich ruhig verhalten. Einfach treiben lassen. Ich versuche es wirklich, aber es ist so sagenhaft schwer. Meine Gedanken kreisen, sie raten, wie oder wo ich hinschwimmen sollte. Gabriellas Ablenkungsmanöver war Weltklasse, im Moment hilft es mir leider ganz und gar nicht.
Ich bin mit mir allein, es ist kalt und einfach nur stockfinster. Mein beschissenes Kleid habe ich soweit hochgerollt, wie es das Wasser zulässt. Es zieht mich noch mehr herunter. Die Knöpfe und die Bänder dieses weißen Teufelskleides, kann ich niemals lösen. Ebenso das Problem mit meiner mangelnden Ausdauer. Ich spüre, wenn es nicht das ist, was mich in den Tod zwingt, dann wird es die Kälte sein.
Nach Minuten des Kampfes liege ich nun still, bin im schwarzen Nichts unter den Sternen, und lasse meinen Tränen freien Lauf. Tränen der Erleichterung. Endlich weg von ihm zu sein. Tränen der Angst vielleicht. Tränen der Wut. Ja, diese sind sicher. Die Stimmen, die Schüsse und alles andere um mich herum verblassen und klingen langsam ab. Ich rieche die frische Luft der Freiheit zusammen mit dem Gestank der Feuerwerkskörper und dem lauernden Tod.
Es dauert nicht lange und ich bin in einer seltsamen Trance zwischen Erleichterung, Sieg und dem Wissen, bald die Welt zu verlassen. So, wie ich es schon vor Monaten hätte machen wollen. Von Gabriella ist nichts mehr zu hören, sie ist hoffentlich in Sicherheit. Maurizio, er muss sie doch gefunden haben. Sie war auf jeden Fall vor der Kälte geschützt und sicher im Boot. Hoffnung, Speranza, ein bedeutendes Wort. Ja, ich war entschlossen, und doch ging sie mir irgendwann im letzten Jahr verloren und veränderte sich zur Erkenntnis. Diese darüber, dass ich nun meinen Platz in dieser widerlichen Organisation einnehmen soll. Die Frau des ekeligen und brutalen Tarek Kaminzki, dem angehenden Don der Albaner, werden sollte. Der verfluchte Apfel des Clans ziert seine Brust. So wie genau dieser, auch die Stelle an meinem Hintern auslacht - eingebrannt für die Ewigkeit.
Ich betrachte den Sternenhimmel und die Skyline hier im Marina-Hafen von New York. Mittlerweile ist das Wasser friedlicher und die sanften Wellen berühren mein Gesicht. Sie und der Schraubstock um meine Arme bewegen mich auf und ab. Eine raue Stimme spricht zu mir, nimmt langsam meinen Verstand ein, während ich meine Augen schließe. Dem Gefühl der Ruhe nachgebend. Das Kleid der Verdammnis tragend, ohne Schuhe und entkräftet. Wenn sie mich nicht doch noch erschießen, werde ich in ein paar Minuten so und so untergehen. »Ich schwöre dir Prinzessin, in meiner Hölle ist der Tod nicht so leicht, wie das hier!«, dringt es zusammen mit dem Plätschern des Wassers an mein Ohr.
Stunden zuvor …
Ich sitze wieder einmal auf diesem harten Stuhl, wie so oft und ständig, seitdem ich hier bei diesem stinkenden Bastard bin. Seit ungefähr 180 Tagen bin ich bei ihm. In seinem Haus. Dessen Hölle, dessen Schauplatz der Gottlosigkeit.
Woher ich das weiß? So oft ging die Tür für das Hereinbringen der Tagesration an Essen auf. Plus minus ein paar Mal mehr oder weniger, irgendwann habe ich den Faden dabei verloren oder mich vertan. Egal, was zählt ist, dass er nicht hereinkommt.
Dieser kranke Bastard. Ich wurde, seitdem er mich von meinem Vater abgeholt hat, hier eingesperrt. Und mein Vater, er hat mich ihm einfach so mitgegeben. Er schien wütend und zugleich stolz. Ich konnte mich nicht einmal dazu entscheiden, selbst zu gehen, ich wurde hinaus eskortiert. Nein, ich wurde gezogen und angeschrien. Ich sollte das Bündnis zwischen ihm und den Albanern stärken und Frieden zwischen den Clans bringen. Wofür das Ganze? Das ich nicht lache. Meinen Zukünftigen habe ich seitdem vielleicht sechsmal gesehen. Manchmal monatelang gar nicht. Er hat mich nur besucht, um seine Fortschritte zu sehen.
Er will und wollte mich brechen. Eingesperrt und abgeschirmt, wollte er mich gefügig werden lassen. Er ist jung, ekelhaft und lächerlich. Sein einziges Ziel ist, Don zu werden. Genau da komme ich ins Spiel. Er kommt hier herein, gelegentlich angetrunken, manchmal einfach nur stinkend. Heute rückt er an, nur um zu reden. Eine Art von Gehirnwäsche. Ich höre nicht zu, ich bin mit mir selbst beschäftigt. Ich versuche, dem Wahnsinn hier nicht zu verfallen. Tanze im Geiste, Ballett.
Hier bei den Albanern gilt, Don wird man nur, wenn man verheiratet ist. Eine entsprechende Menge an Menschen getötet und die Initialisierung stattgefunden hat. Das ist sein Ziel.
Anfangs war ich in einer Art von Keller. Es war mir fast lieber als hier oben in dem Gefängnis. Ich habe hier ein Zimmer, kläglich eingerichtet, kalt und mit dünnen Türen. Die Kamera an der Decke erinnert mich daran, dass er mich unaufhörlich sehen kann. Und ich weiß genau, wenn nicht er, dann wird irgendjemand anderes von seinen Lakaiinnen darauf starren.
Wo sollte ich hin? Wie sollte ich fliehen? Wenn man aus dem Fenster sieht, sieht man rundum, einzig Mauern oder Wald. Also könnte ich hier ohnehin nicht weg.
Himmel, ich war so lange nicht mehr draußen, so richtig an der frischen Luft, allein und dann, wann ich es wollte. Mit Tränen in den Augen lese ich die Antwortkarte meiner Freundin. Er hat sie mir mit einem teuflischen Grinsen auf das Bett geworfen. Ich darf heute tatsächlich mit ihr telefonieren. Ich weiß nicht warum, aber ich denke, dass er einen Hinterhalt plant. Ich sollte sie zu unserer Hochzeit einladen. Übermorgen. Bei diesem Gedanken könnte ich sofort kotzen. Wer noch kommt, weiß ich nicht. Vielleicht meine Eltern? Wird mein Vater kommen, wie geht es meiner Familie überhaupt? Die nächste Frage, die mich monatelang beschäftigt hat, ist, ob sie noch meine Familie sind? Eine Antwort darauf habe ich nicht. Wie so oft flüchte ich mich dann in meinen Tanz. Mein Ballett. Geistig gehe ich die Schritte durch, führe verschiedene Variationen auf. Das hält mich hier wahrscheinlich am Leben und bewahrt mich vor dem Durchdrehen.
Meine Freundin Gabriella hat das Ja der Antwortkarte angekreuzt. Sie werden kommen. Tarek spuckte mir die Antwort direkt ins Gesicht. Und heute sollte ich mich persönlich bei ihr für ihr Kommen bedanken. Obwohl die Hochzeit noch nicht einmal stattgefunden hat. Sie wird meine Trauzeugin sein. Was er sich dabei erhofft - ich weiß es nicht!
Der Aufpasser vor meiner Tür, hatte mir schon Bescheid gegeben, dass sie in einer Stunde anrufen wird. Sie haben die Uhrzeit vereinbart. Ich freue mich sehr. Sie ist meine Familie, ein zauberhaftes Wesen, meine beste Freundin. Ich meine, ich wusste immer, dass mir so ein Schicksal einmal überkommen wird. Was ich aber nicht wusste, dass es mit ihm sein wird. Ich dachte immer, mein Vater sucht mir einen normalen Mann. Keinen solchen Bastard. Er hat mich vor zwei Monaten gebrandmarkt, bei einem der wenigen Male, als er hier war. Der Apfel als Zeichen dafür, dass Stella Danzo sein Eigentum ist. Ich bin dabei ohnmächtig geworden. Hätten sie mir nicht die Antibiotika gespritzt, wäre ich sicherlich an einer Blutvergiftung gestorben. Wenn ich dazu imstande gewesen wäre, hätte ich ihm am liebsten dieses Brandeisen über den Schädel gezogen.
Er lachte dabei so hinterhältig und pervers. Es hat ihn erregt, denn sein Penis stand hinter seiner Hose hervor. Was stimmt mit diesem sadistischen Arsch nicht? Ich erinnere mich nicht mehr besonders an diesen Abend, aber ich erinnere mich an eines für immer.
An diese Furcht und den Schmerz! Das Licht des Kamins flackerte in seinem Gesicht. Seine Augen- wie der Tod. Im nächsten Augenblick -wie besessen. Er genoss es. Man konnte es genau sehen. Er ist kaum älter als ich, und doch schon so kaputt. Innerlich wie äußerlich. Sein Helfer hielt mich fest. Die dreckigen Finger, sie drückten in meinen Oberarm. Der Geruch nach Essen, aus seinem Mund drang in meine Nase, während er mich anlächelte. Die Goldzähne und das Essen dazwischen brannten ebenso, wie meine Tränen in meinen Augen.
Ich habe gebettelt. Geweint und geschrien, es hat nichts geholfen. Ich kam mir vor, wie in der Hölle. Ich weiß nicht, wie ich das alles überstanden habe. Ich habe ihn gebissen und zur Strafe hat er mir mehrere Hiebe mit einem Kabel auf meinen blanken Rücken gegeben, auch das weiß ich nicht mehr genau. Mein Verstand hat sich in diesem Moment von mir gelöst, ja so kann man das durchaus beschreiben. Es fühlte sich an, als würde tausend Messer meinen Rücken entlang kratzen und dabei eine Spur aus warmem Wasser hinterlassen. Der Geruch meines verbrannten Fleisches füllte den Raum.
So etwas sollte niemand riechen müssen. Schwindel und Grauen überkamen mich. Der Schmerz war zu viel für mich. Tarek, er fühlte sich gekränkt, deshalb musste er einen drauflegen, dieser kranke Bastard. Ich glaube, er musste weiter machen, sonst hätte sein Handlanger keinen Respekt mehr vor ihm gehabt. Sein Blick, das Grauen pur!
Nach dieser Nacht bin ich in einem schauderhaften Krankenhaus und einem noch schmutzigeren Bett irgendwo im Nirgendwo aufgewacht. Vermutlich in einem normalen Haus, vielleicht ein Unterschlupf von Tarek. Schätzungsweise da, wo sie die Soldaten zusammenflicken. In unserer Welt geht man dafür in kein Standard-Krankenhaus, es wäre zu auffällig. Es war nur ein Arzt, von dem ich glaube, er ist eher ein Dealer, und die Arzthelferinnen hier.
Meine Atmung, meine Schmerzen und die Angst waren meine Ansprechpartner, sonst gab es außer Maschinen nichts zu hören. Sie waren nicht unbedingt unfreundlich, aber eben auch nicht wirklich nett. Ich wurde behandelt wie ein Gegenstand. Einer, der ich wohl in ein paar Stunden endgültig werden soll.
Tareks Gegenstand, der Gegenstand der Albaner!
Ich habe, seit ich wusste, dass ich mit ihm mitgehen werde, nicht erwartet, ein normales Leben zu führen. Doch das, das entzieht sich jeglicher Vorstellungskraft. Eigentlich möchte ich meine Freundin heute am Telefon bitten, zur Hochzeit übermorgen ein Messer mitzunehmen. Ich weiß, ich sollte sie da nicht hineinziehen, es ist zu gefährlich. So wie ich sie kenne, hat sie aber so und so ihr Messer dabei. Sie verlässt das Haus schon lange nicht mehr ohne. Sie lässt sich da von Maurizio auch nichts sagen. Ich habe immer ein Grinsen im Gesicht, wenn ich an dieses Paar denke. Dafür, dass sie damals, wie ein Lämmchen schien, ist sie jetzt die Königin der Torrez-Mafia, und ich bin stolz auf sie. So richtig.
Ich hingegen war einmal die Prinzessin bei uns zu Hause, fühlte mich stark und nicht allein. Dümmlich und naiv, wie ich heute weiß. Ich dachte, ich bekomme das Leben, das sie hat. Einen liebenden Ehemann. Kinder. Liebe und Geborgenheit. Das Privileg, glücklich zu sein. Heute weiß ich, ich habe das falsche Los gezogen. Wie konnte ich nur so dumm sein? Wie konnte ich ihm die Versprechungen abnehmen?
Ich habe diese Welt so gedreht, dass sie für mich passte. Habe nicht zwischen den Zeilen gelesen. Ich werde so wie die letzten Monate, ja wie diese unendlichen Monate, weiter und bis an mein Ende allein sein. Vielleicht noch in einem anderen Haus, doch sicher nicht mit meinem Ehemann. Der einzige Trost für mich! Ich weiß aber auch genauso gut, dass übermorgen die Hochzeitsnacht bevorstehen wird.
Sie ist unumgänglich. Kaum etwas ist wichtiger als sie. Dieses Spektakel. Möglicherweise ist an einer Hochzeit nur das wichtig, sinniere ich. Ich traue ihm sogar zu, dass er es filmen wird, nur um im Anschluss in einer Wolke aus Rum zu baden. Und meine Entwürdigung und Demütigung mit seinen Männern und seiner Familie zu feiern. Wenn ich daran denke, steigt Übelkeit in mir auf, sie fängt in der Magengrube an und zieht sich bis in jede einzelne Haarspitze. Seit Monaten denke ich kaum an etwas anderes.
Und genau diese Nacht hat mich bis jetzt davor bewahrt, genommen zu werden. Er ist immer so betrunken und nimmt dieses weiße Zeug. Er kennt sich oft selbst nicht, wenn er kommt. Ich habe so große Angst. Darum brauche ich unbedingt dieses Messer. Ich möchte mich verteidigen können, wenn ich es muss. Ob ich es benutzen kann, kann ich nicht sagen. Ob ich mit den Konsequenzen leben kann -keine Ahnung! Ich weiß nur, ich brauche etwas, gegen ihn. Und später, ja vielleicht kann ich mich dann irgendwann so davon stehlen? Dieses Leben kann ich so nicht aushalten, niemals. Festgehalten habe ich an meinem Ballett, es ist etwas, das nur mir gehört. Etwas, das nur ich spüre. Ich habe hier schon so viele Zeitungen, Bücher und Magazine gelesen, sie sind meine Freunde geworden. Auch wenn es in diesem Zimmer kaum etwas anderes gibt, die Bücher, die bestimmt an die Hundert sind, begleiten mich. Die Auswahl ist egal! Die Worte, die darin stehen, sind das Ausschlaggebende. Sie lenken ab.
Ich werde diese Hochzeit erhobenen Hauptes durchziehen und mich danach abseilen, wenn ich ihn in Sicherheit gewogen habe. Womöglich dauert es ein paar Monate, ich werde es durchhalten müssen, was bleibt mir sonst übrig?
Das Telefonat mit Gabriella rückt immer näher, ich bin schon so aufgeregt und freue mich. Ich hoffe nur, Gabriella hört mir meinen Schmerz nicht an. Ich habe schon lange mit niemandem mehr vernünftig gesprochen oder eine Unterhaltung geführt. Ich bin mir sicher, sie würde sofort kommen. Mein Arm war bis vor ein paar Wochen noch geschient. Er hat ihn mir beim letzten Besuch gebrochen. Ich hatte ihn angespuckt, doch seine Schläge hörten nicht auf. Erst dann, als mein Arm so zur Seite stand. An diesem Tag hatten sie mir erlaubt, zu duschen. Deshalb hatte ich mein Haar offen und feucht, als er plötzlich herein trampelte. Stunden später. Er war so drauf, auf Drogen, dass er nur Demütigung im Sinn hatte und davon überzeugt war, ich wollte ausgehen und hätte mich schick gemacht. Das ist so etwas von lächerlich.
Er wackelte zur Tür herein und schrie zum X-Mal! Ich konnte kein Wort davon verstehen. Das war ziemlich genau vor drei Monaten. Um keine Schäden davon zu tragen, habe ich ihn schon vor ein paar Wochen regelmäßig bewegt. Hoch und runter, und nachdem der Gips entfernt wurde, mehrmals täglich. Sonst wäre es wieder etwas, das er mir genommen hätte! Etwas von mir!
Nein, ich muss am Telefon sachlich bleiben und stark sein. Ihr sagen, was ich brauche, und ihr sagen, dass sie nur kurz kommen braucht. Weil ich keine große Party plane. Sie soll an ihre Kinder denken und nicht so lange ausgehen. Irgendwie werde ich es verpacken. Einzig aus diesem Grund, weil Gjon zu hundert Prozent mithören wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er es bei einer normalen Hochzeitsfeier belassen möchte. Maurizio und er sind keine Freunde. Haben die Albaner überhaupt Freunde? Nein, ich denke nicht. Er muss sie beide nur herholen, um zu zeigen, wie großzügig er ist. Da bin ich mir sicher. Sicher bin ich mir aber ebenfalls, dass Maurizio das schon durchschaut hat, bevor Tarek überhaupt daran dachte.
Es klingelt, ich höre es von vor der Tür. Es ist mein Handy! Also haben sie meine Handynummer auf der Einladung für sie angegeben. Ich erkenne meinen Ton. Das deutet aber auch darauf hin, dass sie mein Handy pausenlos aufgeladen haben. Diese Schweine. Nach kurzer Stille wird die Tür wird aufgeschlossen. Ich freue mich so sehr, mit ihr sprechen zu können. Auch wenn ich Gjons Gesicht wieder ertragen muss. Obwohl ich ihnen nicht einmal dankbar sein bräuchte, bin ich es zu einem kleinen Teil. Ich bin hier nur das Mittel zum Zweck. Gjon, mein Türsteher, kommt herein. Er scheint wenigstens etwas Mitleid zu haben. Seine Augen sind auch nicht so dunkel wie die von den anderen. Oder meinem zukünftigen Ehemann, Tarek.
»Hier, du hast zehn Minuten, ich warte!«, kommt es von der viel zu lauten Stimme, in albanischem Akzent. Meine Augen müssen riesig groß sein. Ich kann das kaum glauben und nehme es schnell und nicke. Ich denke nicht, dass er das Zimmer verlassen wird. Eilig, und nach einem tiefen Atemzug gehe ich an das Handy. Versuche, gut gelaunt zu wirken. Ich weiß, sie erwarten das. Wenn ich nicht spure, werden sie mich das auf jeden Fall wieder spüren lassen. Und das so, dass man es übermorgen nicht sehen kann.
»Gab. Hi, ich bin’s, Stella.«, sage ich, und traue meiner Stimme kaum. Es tut so unsagbar gut, sie zu hören. »Stella, Himmel, ich dachte, ich würde dich nicht mehr hören. Es hieß immer, es geht dir gut. Auch dein Vater bestätigte das. Gott, ich habe dich so vermisst.« Ihre Stimme bricht ab. Scheiße.
»Nein, es ist alles gut. Ich meine, mir geht’s gut. Ich werde doch übermorgen heiraten. Du weißt doch, der schönste Tag im Leben einer Frau. Wir machen uns übertrieben chic und werden tanzen«, sage ich ihr, schnell, und ohne Punkt und ohne Komma. Mist, eigentlich wollte ich es nicht sagen. Ich wünschte, ich würde sie gerade nicht mit hineinziehen. Vor allem, da sie ja jetzt ihre Kinder hat. Aber ich halte es einfach nicht aus. Es sprudelte unkontrolliert heraus. Meiner Lüge bewusst, sehe ich einfach die Bücherwand an. Während ich mit meinen Fingern in meinen Haaren herumdrehe. Eine kleine Ablenkung, eine Angewohnheit. Wirkungsvoll ist sie schon lange nichts mehr. Mit einem sekundenschnellen Blick schiele ich zu dem Gorilla neben mir, aber Gjon merkt davon natürlich nichts. Wie könnte er auch, denn das ist genau der Satz, welchen sie mir damals schickte, als sie selbst abgehauen war! Ich höre, dass die Stille am anderen Ende weiter zunimmt. Lediglich ihre Atemzüge sind zu vernehmen, ein kleines Schluchzen von meiner Seite und das war es.
»Gabi, wie geht’s deinen Jungs, du musst mir übermorgen unbedingt Fotos von ihnen zeigen. Du nimmst doch Maurizio mit, oder? Ist Lia auch hier?« Ich höre sie überlegt. Ich weiß, Tarek wird mithören. Ich weiß es einfach. Auch wenn er wieder bei der Tür steht. Gabriella, baue jetzt keinen Mist, läuft es in meinem Gehirn weiter ab. Ich erzähle ihr schon mal von meinem Kleid, vielleicht auch, dass ich in der Koje sein kann. Diese, welche am anderen Ende zum Eingang ist. Ich plappere einfach weiter. Ich hoffe, sie ist jetzt gerade auch die Königin, die Queen De Torrez, die ich brauche. Sie muss es verstehen. „Lia“, ich habe es ihr damals immer wieder gesagt. - Unser Notfall-Mädchen. Sie wird wissen, dass es ein richtig übler Notfall ist, dass ich hier raus muss.
»Gab. Mein Kleid ist ein Traum, du würdest es lieben. Es sieht aus, als hätte es Adlerflügel!«
» Stella, bist du dir sicher, hast du lange Ärmel? Ich meine, es ist Spätsommer. Du weißt, dass ich auch damals den Adler hatte, wie Maurizio.», fragt sie mich, ihre Stimme hört sich bereits nach einem Plan an. Sie versichert sich zurück. Sie denkt an den Tag, als sie ihren Vater umbrachte, mit dem Messer von Maurizios Vater. Sie sagte ihm damals das Wort: -Adler! So wie ich heute.
Ich gebe zu, eigentlich sollte das Gespräch nicht so verlaufen.
Doch jetzt kann ich armseligerweise nicht mehr anders. Sie muss ein Messer mitnehmen, und ich bin mir sicher, sie wird nicht durchsucht werden. Als Frau ist sie wertlos und keine Gefahr. Es soll ja die positive Gesinnung zwischen den Albanern und den Italienern sichtbar werden. »Ich habe auch tolle Schuhe, mein Gott, du würdest sie lieben. Ich freue mich so auf das Fest. Die Feier am Abend, eine Klasse Idee und der Sonnenuntergang erst!
Lia würde ihn auch lieben. Ach, weißt du noch so wie damals, als sie selbst mit dem Jetski in den Sonnenuntergang ritt. Ach, himmlisch. Ich hoffe, es werden tolle Fotos von ganz hinten der Yacht. Weißt du, dort ist eine kleine Plattform, wir sollten dort die Fotos machen!« Ich schwärme ihr regelrecht vor. Bemüht verpacke ich alle Infos für sie in eine gelogene Traumwelt.
Gjon räuspert sich und zeigt auf die Uhr an seinem Handgelenk.
Ich nicke energisch und lache ihn an, am liebsten würde ich ihn gleich abstechen und alle, die hier wohnen. Mich eingeschlossen.
»Gab. Sorry, ich muss jetzt auflegen, vielleicht kannst du schon ein paar Minuten eher kommen und mir bei meinem Kleid helfen?
Tarek hat sicher nichts dagegen!«, frage ich und lächle Gjon an.
»OK, meine Liebe, ich werde Lia berichten, vielleicht sehen wir Möwen statt Adler. Ich habe dich lieb, und ja, ich mache mich übertrieben chic. Ciao, Süße«, ist über den Lautsprecher des Telefons zu hören. »Danke, ich dich auch!« Gabriella, sie ist von der naiven Maus, selbst zur Anführerin geworden. Sie weiß, dass ich sie brauche und ich hoffe, Tarek hat wirklich mitgehört. So kann ich Vertrauen schaffen und er denkt, dass ich gebrochen bin.
Bei ihm bleiben werde und mache, was er sagt. Das habe ich ihm nach dem Einbrennen des Apfels geschworen.
Ich hatte gar keine andere Möglichkeit.
Es dauerte nicht lange, nachdem ich aufgewacht war, dass ich ihn von nebenan mit einer anderen Frau im Bett hörte. Er schrie ständig in Albanisch. Dieses Grunzen verfolgt mich Tag und Nacht. Genauso wie das Brennen des Eisens. Die Frau bettelte um mehr und doch weinte sie. Ich kann das nicht verstehen. Er ist die letzten Wochen so oft zu hören. Von außen kommen so viele Klänge durch diese Zimmertür, meine Schreie interessierten niemanden. Deshalb habe ich sie eingestellt. Tarek, er war ständig auf Geschäftsreisen, dies habe ich von seinen Angestellten und der Haushälterin erfahren. Er hat seit dieser Nacht, mindestens einmal die Woche eine andere Frau hier, neben meinem Zimmer! Man kann ihn selbst so laut stöhnen hören. Manchmal auch mehrere Frauen oder mehrere Männer. Ich kann meine Ohren gar nicht so zuhalten, dass ich es nicht hören könnte.
Ich weiß, mein Schicksal wird mich das auch durchmachen lassen.
Ich bin noch Jungfrau. Das alles macht einem eine höllische Angst. Aus Überzeugung wollte ich mich wirklich für den Richtigen aufsparen. Sex und Liebe gehören für mich zusammen!
Immer noch!
Erstarrt sitze ich auf dem Bett und starre wie immer die Wand an, ich überlege. Wenn er an unserer Hochzeit genauso drauf ist, und seine Drogen einwirft, kann das dann die ganze Nacht dauern. Er schläft dann nie. Ist sauer. Er ist wie ein aufgezogenes Männchen.
Alles geht so schnell. Er kann auch nicht wirklich richtig denken, das merkt man daran, dass er auch nicht richtig sprechen kann. Er verschluckt Worte und versteht alles falsch. Mir wird kotzübel, wenn ich daran denke, dass er seinen Penis in mich steckt. Sofort schmerzt es vor Furcht zwischen meinen Beinen. Die Angst nimmt sofort wieder überhand und ich muss mich übergeben. Der Satz, Asche zu Asche, klingt wesentlich verlockender als der, bis der Tod euch scheidet. Denn das dauert zu lange.
Gjon ist samt meinem Handy verschwunden. Nichts als Stille, und meinem viel zu lauten Puls bleibt übrig. Er geht so schnell, das Adrenalin steigt mir in die Nase. Ich bin so viel Stress nicht mehr gewohnt. Hier in meinem Zimmer ist es tagein, tagaus ruhig und leise. Zumindest solange, bis er die Frauen hat. Ich hingegen, habe nur mich auf die es sich zu konzentrieren gilt. Kahle Wände. Leere Schränke. Ein paar Kleidungsstücke sind da. Ein paar Handtücher, Socken und Unterwäsche. Badeutensilien wie Zahnbürste, Seife und Shampoo und die Toilettenartikel. Hin und wieder gibt es neue Zeitschriften zum Radio und dem trüben Blick aus dem Fenster, gegenüber dieser Bücherwand. So wie es in einem Gefängnis eben ist. Ich darf auch erst seit zwei Monaten aus diesem Zimmer, Hofgang würde ich es nennen. Zweimal täglich, zwei Stunden in den trostlosen Garten.
Wieder versinke ich im Geiste im Ballett, das Tanzen habe ich hier schon lange eingestellt. Zu Hause habe ich täglich mehrere Stunden dafür trainiert. Es war mein Lebensinhalt. Ballett, meine Rüstung. Und jetzt bin ich froh, wenn ich von einem zum anderen Tag komme. Es existiert nur noch in meinen Gedanken. Vor allem jetzt mit meinem Arm. Mein Vater sagte immer, ich kann das werden, was ich möchte. Aber das war, als ich noch klein war.
Doch dann fing es an. Ich werde eine Frau von Welt sein. Ich meine, welches Mädchen mit fünfzehn würde das nicht werden wollen? Schmuck, teure Kleidung, Ansehen. Ja, ich war auf Benimmkursen, Wellness, und durfte eine ausgezeichnete Schulbildung genießen. Sogar modernen Tanz anfangen zu studieren. Ich wollte gerne kleine Ballerinas zum Tanzen bringen.
Er ließ es mich einfach machen. Verlogen meinte er stets „Ich könne es tun“. Leider weiß ich mittlerweile, dass ich nie eine Schule für kleine Ballerinas haben werde. Es gehört sich einfach nicht. Meiner Mutter denke ich, war es egal. Sie macht das, was mein Vater uns sagt. Möglicherweise hat er mich das alles nur machen lassen, weil ich ihm ohnehin egal bin. Egal, es ist, wie es ist.
Meine Gedanken gehen die letzten Tage nur noch im Kreis, ich kenne keinen Halt mehr. Alle möglichen Szenarien spielen sich ab.
Das ist ebenso kaum auszuhalten.
Irgendwann schlafe ich wieder ein, Albträume von dem Kleid, welches ich anprobierte, schleichen sich wieder in meine Träume.
Dieses lange Kleid, viele Rüschen und obszöne Knöpfe, zieren den Stoff. Es soll meinen Rücken verdecken. Jedes Mal, wenn ich meine Unterwäsche wechsle, oder dusche, spüre ich genau, dass ich jetzt zu ihnen gehöre. Zu ihm. Das Brandzeichen gehört zu mir, wie dieses Leben. Er benutzt mich als Ausstellungsstück.
Deshalb hat Tarek auch meine Zeugnisse und etwas Schmuck aus meiner Umkleide zu Hause mitgenommen. Davon wird es wohl nichts mehr geben. Mein Vater achtete darauf, dass die Familie standesgemäß gekleidet ist. Immer. Präsentation des Standes. Ja, diese Dinge waren der Familie wichtig. Bekommen habe ich davon nichts.
Das Einzige, das mir die letzten zwölf Monate geblieben ist, sind meine Erinnerungen. Meine schwarze Katze Madonna mit ihren leuchtend gelben Augen und ihrem langen Fell. Sie war so anhänglich. Sie durfte sogar bei mir im Bett schlafen. Ich habe sie geliebt. Sie war für mich Familie. Obwohl sie nur ein Tier war. Ich hatte sie schon fast zehn Jahre. Meine Mutter wird bestimmt gut auf sie aufpassen. Ob sie überhaupt wusste, dass Vater mich abgegeben hat? Mein Zimmer. Ich vermisse es. Meine Madonna, mein Tanzen. Und die tollen Mädels der Tanzgruppe. Die Mädchen und ich sind zusammen fantastisch. Wir lieben das, wofür der Tanz einer Ballerina steht. Diese Konzentration, diese Stärke. Diese Überwindung der Schmerzen und die Möglichkeit, ohne Worte seine Gefühle auszudrücken. Zusammen mit der Musik.
Das ist das, dass mich hier jeden Tag überleben lässt. Meine Erinnerungen und die Hoffnung auf eine Zukunft. Das Leben mit meinem Vater, seiner Gefolgschaft und sein Haus, das ist es nicht.
Nein. Diese Erinnerungen sind die an ein falsches Leben. Es muss so sein. Wieso sollte ich so normal aufwachsen, wenn ich dann plötzlich hier, wie Vieh in einem Keller gehalten werde?
Vor ein paar Wochen war es außerhalb des Zimmers noch relativ still, das hat sich nun geändert. Immer mehr Bewegung ist vor der Tür zu vernehmen. Und diese Schreie von Menschen, die ich hin und wieder höre. Ich versuchte das Radio so laut wie möglich aufzudrehen und doch so leise, dass mich keiner hört. Denn, wenn sie mich hören, werden sie auf mich aufmerksam, oder? Ich weiß nicht, wie ich die letzten Monate überstanden habe.
Irgendwann schlafe ich trotz allem wieder ein. Angst ist ein vertrauter Begleiter, wenn du ihn so oft zur Hand hast. So ist es nicht seltsam, dass ich gut schlafen kann. Die Ruhe genießen und nicht nachdenke, bis mein Geist wieder fit ist.
Plötzlich wache ich wieder auf. Es ist fast Abend. Gestern habe ich noch mit Gabriella telefoniert, ich weiß es, weil neues Essen hier steht. Ich habe letzte Nacht, so oft an das alles gedacht, versucht, einen Plan auszuarbeiten, und bin im Großen und Ganzen nur zum Weinen gekommen.
Ängstlich stehe ich vor der Tür und soll warten. Tarek ist da. Ich habe es an seiner Stimme gehört. Er öffnet die Tür. Gjon ist nicht hier. Ich weiche automatisch ein paar Schritte zurück. Die schwarze schwere Tür schlägt an der Wand an, er sieht betrunken aus. Schon wieder. Er kommt näher, zieht mich zu sich. »Meine Frau, mein Eigentum, meine Eintrittskarte in das Königreich. Na, wie hast du den letzten Tag als Jungfrau verbracht?«, möchte er lallend wissen.
Er zieht an meinem Haar und schnuppert wieder daran. Er stinkt unglaublich nach Knoblauch. Seine schwieligen Finger streichen über mein Gesicht. Viel zu fest!
»Hör zu, du Schlampe. Du bist bald Mein. Du machst, was ich sage. Du bist, was ich sage. Du fühlst, was ich sage, und benimmst dich. Du wirst bei der Hochzeit lächeln und allen zeigen, dass du, minderwertiges Wesen, dich verdammt nochmal freust, mich als deinen Mann zu nehmen. Du bereit bist, dich mir zu unterwerfen und das auch noch mit Freude tun wirst. Haben wir uns verstanden?« Er sieht so ekelhaft, wie ein Monster aus, so wie er hier vor mir steht. Seine Atmung geht schnell, er hat heute irgendetwas, das anders ist als sonst. Sein Akzent ist auch um ein Wesentliches stärker.
»Und ich will, dass du weniger isst. Mein Gott, du bist immer noch zu dick. Sie sollen sehen, dass du bereit bist, mit wenig auszukommen. Meine zukünftigen Untertanen wollen sehen, dass sie wichtiger sind. Mehr bekommen als du dummes Ding.
Verstanden? Du wirst dich vor mir und allen heute verbeugen. Den Ring annehmen und dich dafür bedanken.
Das ist das, was ich sehen will. Das ist das, was meine Männer sehen wollen. Verstanden?« Seine Stimme wird immer lauter. Er schüttelt meine Oberarme. Er scheint zu allem Übel auch noch zu wanken. Ich werde gleich erbrechen, vor lauter Ekel und Angst.
Ich nicke. Ich weiß nicht, was ich sonst tun sollte.
Ich muss ihn im Glauben lassen, dass ich es will. Er darf keinen Verdacht schöpfen. Ich hoffe so sehr, dass Gabi das regelt. Dass ich da rauskomme. Ich werde abhauen, sterben. Alles, nur nicht seine Frau werden. Ich bete zu Gott. Und wie ich bete. Er schubst mich zurück, ich falle fast wieder einmal gegen diese dumme Wand. Selbstverliebt steht er weiter da und lacht. »Oh, sie werden dich lieben, Kleines. Und sie werden mich lieben. Sie sind schon alle in Feierlaune, wie ich. Na, wie dem auch sei. Deine Kleidung und deine Friseurin sind hier!« Wie bitte? Es ist schon so weit, Gedanken strömen auf mich ein, hat er mir wieder Schlafmittel gegeben? Ist es doch schon so weit? Noch während er das sagt, tritt eine Frau ein. Sie sieht aus wie eine Schlampe. High Heels, dicke Lippen. Aber was mir als Erstes, noch vor ihrem neonfarbenen Minikleid und ihren langen Fingernägeln, auffällt, ist: diese Fußfessel!
Ich atme durch und versuche, mir nichts anmerken zu lassen. Auch diese Frau vor mir, mit ihrem Beautykoffer. Sie wird mir nicht helfen können. Sie wirkt, um ehrlich zu sein, etwas neben der Spur. Unterwürfig. Er schiebt sie hinein und schon ist er wieder weg. Dreht sich nicht um, -nichts!
Ich nicke ihr zu, beobachte wie Gjon, angewidert das Kleid auf mein Bett wirft. Sie hingegen, geht schon ihrer Arbeit nach.
Unfassbar.
Ein Standspiegel wird hereingefahren, Schuhe daneben platziert.
Weiße und mit Riemchen. Lächerlich. Sie sehen aus wie Kommunionsschuhe. War ja klar. Er will sichergehen, dass ich kleiner bin, als er es ist. Ich stehe hier völlig neben mir und beobachte das Geschehen. Ich muss fast lachen, als Gjon auch noch eine richtige große Stehlampe hereinbringt. Sogar ein Körbchen mit Wasser und Snacks. Was zum Teufel soll das?
Die Dame, welche mich herrichten soll, baut alles auf. Sogar die dumme Steckdose neben der Tür funktioniert plötzlich. Diese Arschlöcher. Einen Teufel werde ich tun und seine Snacks essen.
Ich kann nicht einmal sagen, wann ich das letzte Mal Snacks wie diese hatte. Doch mein Wille, klar zu bleiben und nicht unter Drogen gesetzt zu werden, ist größer. Ich traue ihm kein bisschen.
Sie deutet mir an, mich auf den Stuhl zu setzen, ihre langen Fingernägel wirken wie Krallen.
»Stella, oder?«, fragt sie, »Du hast einen tollen Namen.» Ein kleines Lächeln zuckt in ihrem Mundwinkel, soweit das bei dem Lippenvolumen noch geht, während sie ihren Kaugummi kaut.
Ich versuche, nicht allzu unhöflich zu sein. Denn augenscheinlich arbeitet sie für diese Leute. Diese Leute, zu denen ich in ein paar Stunden ebenso gehören soll.
Meine einzige Unterhaltung in den letzten Monaten und dann soll sie es sein.
»Danke, und wie ist dein Name, bist du schon lange hier?«, frage ich sie, um nett zu wirken. Ich weiß, ich darf sie nicht zu viel auf einmal fragen. Nicht, dass sie gar nicht mit mir spricht. Sie wird ihrem Chef über loyal sein, das sind sie alle. Egal, ob er ein Mann, wie er ist, oder nicht. Außerdem vermute ich, die Kameras in den Ecken werden mit Ton aufzeichnen. »Ich bin Loreen«, meint sie.
Ihre Stimme klingt nett. Trotz der Umstände.
»Weißt du, was du für ein Glück hast, heute den zukünftigen Don zu heiraten?«, lächelt sie mich an. Sie wirkt fast etwas ehrfürchtig.
Die hat sie doch nicht alle! Gut, ich spiele mit. Vorerst.
Lieblich antworte ich: »Ja, das weiß ich. Dankeschön. Wie bist du dazu gekommen, hier sein zu dürfen?«, sehe aber absichtlich nicht auf ihre Fußfessel. Vielleicht ist sie ja schon daran gewöhnt. Sie kaut auf ihrem Kaugummi und überlegt. Sie überlegt wirklich.
Gott, diese dumme Kuh.
»Fast drei Jahre. Ich bin mit dem Vollstrecker verheiratet«, zwinkert sie mir zu.« Es scheint ihr nichts zu machen, sie wedelt auch mit der Haarbürste.
»Ok, verstehe,« Ich nicke, auch wenn ich es nicht verstehe.
»Bist du dann auch oft einsam?«, will ich wissen, und bin dabei, Verbindung zu ihr aufzubauen. Möglicherweise wird sie unvorsichtig und verrät etwas, das ich zu meinem Vorteil nutzen kann.
»Ja, woher weißt du das? Ich bin sehr oft allein, er muss viel arbeiten.« Ihre Mundwinkel verziehen sich nach unten, das Licht hier drin lässt sie älter wirken, als es ihre Stimme vermuten lässt.
»Ich verstehe«, nicke ich ihr zu. Währenddessen hat sie mir das Haar im Waschbecken gewaschen, es geglättet und zu einem lächerlichen Brautzopf hochgesteckt.
Typisch albanisch denke ich, nur das dunkle Haar fehlt mir. Ich weiß nicht, wieso er mich will. Ich bin all das, was sie in ihrer Kultur doch nicht haben wollen, oder? Ich bin dünn, klein, blond, Sommersprossen.
Alle anderen Frauen sind dunkel, braun, groß, hübsch. Dunkle Augen und nicht so wie meine, mit diesen hellen Punkten.
Was hat mein Vater ihm gegeben, oder was bekommt mein Vater?
Dieses Zimmer hier, diese Kälte und alles das, was sich in meinen Gedanken abspielt, macht mich verrückt.
Mit Grauen sehe ich das erste Mal seit Monaten mein Spiegelbild.
Meine Lippen sind dunkelrot. Meine Augen wirken riesig. Das Wesen hinter der Pampe wirkt kaputt. Der einzige Glanz an mir sind meine Ohrringe, ich hatte sie an Weihnachten von meinen Eltern bekommen.
Würde ich wirklich heiraten, dann hätte ich ein sanftes, hübsches Vintage-Kleid an. Einen Blumenkranz im Haar, einen sexy Ausschnitt. Ein Lächeln im Gesicht und würde auf den Mann zugehen, den ich liebe. Mit dem ich mein Leben teilen möchte.
Meine Freundin wäre an meiner Seite und würde mir helfen, mich für den schönsten Tag in meinem Leben herzurichten. Sodass mein Bräutigam mich sehen würde, wenn ich auf ihn zuschreite. Und im Hintergrund würde mein liebstes Instrument spielen. Die Klänge der Gitarre würden uns zum Schritt in ein gemeinsames Leben bringen. Er würde Tränen in den Augen haben, so wie ich sie hätte. Tränen der Freude. Tränen der Liebe. Nicht Tränen des Zorns, der Angst und er Scham.
Aber das mit ihm? Ich schäme mich, wenn ich daran denke, mit ihm das Bett zu teilen. Und habe einen Zorn, so groß, dass ich ihn nicht einmal beschreiben kann.
Aus ihrer Tasche holt sie noch ein stinkendes Parfüm, Deodorant und Kaltwachsstreifen. Sie führt ihre Prozedur durch, egal denke ich, mir ist es einfach nur egal.
Als wir fertig sind, klatscht sie in die Hände. Diese Hände, welche mich in dieses ekelhafte Kleid einschnürten. Die mir das Haar und mein Gesicht, in das einer anderen Frau verwandelten. Ähnlich einer Hure. In weniger als einer Stunde geht es los, wie ich durch mein kleines Fenster sehe, beginnt es bereits dunkel zu werden.
Ich stehe neben ihr hier. In dem Kleid, das so schwer ist und so eng, dass ich kaum atmen kann. Soll das schon der Vorgeschmack auf die Ehe sein? Neben dem neuen Don der albanischen Mafia.
Das Ekel, das mir sein Emblem eingebrannt hat und mich gekennzeichnet hat. Das kann doch nicht deren aller Ernst sein.
»So, du bist fertig, wir sehen uns dann auf deiner Hochzeit. Du siehst wunderschön aus, perfekt für ihn!« Ihr Haar wippt, während sie mir zunickt und klopft an die Tür. Sie lächelt wirklich. Gjon öffnet ihr und die Tür fällt wieder wie gewohnt zu. Laut, stechend, und zurück bleibe ich, mitten im Raum, nahe einer Panikattacke.
Ich stehe vor dem Wichser und lasse ihn langsam ausbluten. Der Drecksack dachte, er könne meine Waren stehlen. Mitten am Nachmittag, in meinem Lager. Sein verschissenes Blut, es befleckt mein Hemd. Dabei habe ich mich zuvor erst für die Hochzeit umgezogen.
Fabrizio, mein Kumpel, hatte hier auch noch etwas zu besprechen, deshalb bin ich überhaupt erst zum Lager am Hafen gekommen.
Gott, er hat den Blick wie ein verliebter Trottel. Ja gut, er ist ein loyaler verliebter Trottel. Auch das würde er natürlich nie zugeben. Er hat ebenfalls einen Greul auf die Albaner, vor allem auch auf Tarek. Er weiß, dass er die Füße stillhalten muss. Es ist nicht unsere Intention, heute für Aufsehen zu sorgen. Wir beobachten. Nutzen die Gelegenheit, um Wissen gegen die Wichser zu sammeln. Fuck, ich habe heute keinen Bock auf eine beschissene Hochzeit. Keinen Bock auf eine Party und keinen Bock, Aufpasser und was weiß ich, noch alles zu sein. Am liebsten, hätte ich auf die Einladung gepisst. Doch jetzt kann ich zusehen, wie der jämmerliche Dieb, verschwindet. Umziehen, da muss ein neues Hemd reichen, mehr Zeit ist nicht mehr drin.
Ich will eigentlich nur meinen Whiskey und eine Zigarre rauchend, ein paar Messer werfend im Garten sitzen. Das ehemalige Haus meiner Frau und mir von hinten ansehen. Gut, meiner Ex und mir.
Sie ist letztes Jahr, kurz nachdem ich der zweite Don des Torrez Clans wurde, welcher De Torrez und De Santis heißt, abgehauen.
Maurizio und ich sind langsam wie Brüder. Jeder so wie er noch nie einen eigenen hatte. Aber ich denke, dass was wir sind, kommt dem gleich. Familie durch Loyalität, nicht durch Blut, so wie es auch Maurizio hält.
Fuck, er hat seine Gabriella geheiratet und mir die Hälfte seiner Mafia abgegeben. Der verfickte Schweinehund. Ich, ich habe die Ehre angenommen. Ich habe ihn und alles, was ihm wichtig ist, mit meinem Leben beschützt und würde und werde es auch immer weiter so halten.
Meine Frau, sie war damit nicht einverstanden. Sicherheit und so.
Naja, so konnte ich uns nur noch mehr beschützen. Ich habe Männer, die mir helfen, ich habe das Geld, das mir das ermöglicht und mich. Ich bin der beste Scharfschütze weit und breit und dazu noch einer der besten Messerwerfer. Ja, ich bin Maximo de Santo und sie hat mich verlassen. Ich dachte anfangs zumindest noch, dass es deshalb war. Wie sich aber herausstellte, ist sie mit einem anderen davon. Soll sie doch mit dem Wichser glücklich werden.
Merda! Scheiße!
Ich sollte sie zurückholen und sie einsperren. Doch was würde es bringen? Sie weiß von der Arbeit in der Mafia nichts, ich habe sie immer im Dunklen gelassen. So, wie es sich gehört. Wir haben uns im Nachhinein betrachtet, sowieso schon lange auseinandergelebt.
Jeder hat von Anfang an sein eigenes Ding durchgezogen. Die Verbindung, also unser Sohn hat uns zum Schluss zusammengehalten. Oder wahrscheinlich auch schon von Anfang an.
Wie sagte mein Vater schon immer, halte Reisende nicht auf, stoppe sie oder vergiss sie.
Das ist einer von seinen Leitsprüchen, wenn man so will. Er hat mich einige davon gelehrt. Auch wurde ich bereits mit 14 zu einem Mademan. Dank ihm. Oder wegen ihm. Wer weiß. Er lehrte mich den Umgang mit dem Messer. Das, während meine Mutter mich versuchte, normal zu machen. Gitarrenstunden. Essen am Familientisch, wenn mein Vater mich verprügelte, weil ich zu schwach war, kam sie und verband meine Wunden und gab mir Eis zu essen. Doch mit vierzehn Jahren ließ ich auch das nicht mehr zu. Ich nahm den Schmerz an. Lernte ihn zu lenken und mich, auf mich zu konzentrieren. Vielleicht hat meine Mutter das auch für sich so durchgezogen. Nur auf eine andere Art.
Also, so lebe ich bis heute. Ich lebe jetzt allein, bin nicht mehr oft hier in meinem alten Haus. Die Situation erzwingt es sowieso, dass ich in Maurizios alter Villa lebe. Die Überwachungen gestalten sich so bedeutend einfacher. Auch sind die Unterbringungen der Soldaten dort, um einiges leichter zu gestalten. Der Trainingsraum ist größer. Das Equipment besser. Wir können schneller und effizienter agieren.
Er hat sich mit Gabriella nicht weit weg, ein fast normales Haus gekauft. Weißer Lattenzaun und den Scheiß, auf den die Weiber stehen. Er ist dort ganz zufrieden mit seinen Kids.
Keine Folterräume mehr unter der Garage. Nur noch einzelne Wachen für die Vier.
Wenn jemand seiner Familie zu nahekommt, bezahlt er so oder so.
Egal, wie viele Wachen es sind, er ist die größte Waffe im Kampf gegen seine Familie.
Ich würde es genauso halten, deshalb mache ich ihm keinen Vorwurf. Fabrizio ebenso wenig.
Nur habe ich jetzt noch mehr zu tun. Es stellt sich heraus, dass es eine gute Ablenkung war, als ich realisierte, dass meine Frau für immer weg ist. Auch mein Sohn. Ich kann ihn sicherlich auffinden, doch ich glaube, er lebt ein besseres Leben ohne mich. Sie spielen jetzt Vater, Mutter, Kind in einem Vorort oder so. Mehr habe ich mir nicht sagen lassen.
Anfangs habe ich mich fast in Selbstmitleid verstrickt, doch mir wurde schnell klar, das ist nichts für mich.
Zu mir kommen die Frauen jetzt und ich nehme sie alle. Ein Fick hier, ein Fick da. Mit einer oder zwei. Scheiß drauf, Hauptsache sie haben Löcher.
Und bei Gott, sie haben geile Löcher. Sie machen, was ich möchte, ohne dass ich darum bitte. Sie nehmen meinen Schwanz bis zum Anschlag und betteln dabei, dass ich ihnen den Schwanz gleich noch in ihren Arsch stecke. Die Titten von einer größer als der Anderen.
Und sie kommen zu mir, wieso sollte ich da Nein sagen?
Geheimnisse, Menschen und Besitztümer egal welcher Art, sie kommen von selbst zu mir, diese Schätze sind mein Einsatz in meinem täglichen Handeln. Mein Spielbrett – Daily Life.
Mein Vater hat es während der Ehe mit meiner Mutter auch schon so gelebt. Er sagte, ein Mann soll sich nehmen, was er bekommt.
Die Frauen sind alles Schlampen. Löcher, die man ficken kann - zum Schluss sind sie sowieso alle weg.
Ja, meine Mutter ist weg.
Meine Frau ist weg.
Die Schlampen sind nach dem Fick weg.
Er hatte recht. Und ja, es ist so. Ich habe es erlebt. Meinen Besitz habe ich, Geheimnisse bleiben.
Ich bin mittlerweile über 40 Jahre alt, ich brauche das alles nicht mehr. Ich habe eine Mafia und das macht mich aus. Die Quertreiber erledigen, sobald ich sie in die Finger bekomme. Ein Schuss und sie sind -alle! Das lässt mich nachts schlafen. Das Wissen, dass ich sie früher oder später alle bekomme. Auch bevor sie es überhaupt in Erwägung ziehen, mich anzugreifen.
Mittlerweile erledige ich Maurizios Job schon fast mit. Er zieht sich immer mehr zurück.
Fuck, der Wichser, er ist mein bester Freund und ich kann immer auf ihn zählen. Aber die Arbeit wird langsam viel. Ich werde einen zweiten Stellvertreter brauchen, wir sind langsam einfach auch zu viele. Die Bratwa- Leute, die uns gehören und die Italienischen, es sind mehr als tausend Mann. Es gilt sie alle zu koordinieren und bei der Stange zu halten. Geld macht süchtig. Die Soldaten sind süchtig. Und wenn der Falsche, diese in die Finger bekommt, vergessen sie oft, wo ihre Loyalität liegt. So ist es und wird es immer bleiben.
Die Falschen. Ja wer ist das eigentlich? Männer die Frauen als Fickspielzeug betrachten und bei denen diese sonst nichts wert sind. Oder diese, die die Frauen lieben und sie vor sich stellen.
Maurizio ist der Einzige, den ich kenne, den es nicht schwächte.
Gelegentlich dumm ja, aber nicht schwach. Bei Fabrizio, nun ja es wird sich noch herausstellen. Diese Gabi, sie ist die stärkste Frau, die ich kenne. Auch denke ich, es wird niemals eine geben wie sie.
Für mich ist sie nichts, ich bevorzuge die, die leicht zu ficken sind.
Eine Ehe hatte ich ja schon. Das brauche ich nicht mehr. Keine Familie, um die ich mich kümmern muss, und dadurch den Fokus aus den Augen verliere. Ich habe Verantwortung, verdammt. Eine absolut überwältigend große, diese gilt es aufrechtzuerhalten. Die scheiß Leute aus dem Untergrund, werden auch immer mehr.
Unsere Waffen und Diamanten leben ein gefährliches Leben, ständig sind sie in Gefahr, gestohlen zu werden.
Auch die fucking Albaner mit ihrem Frauenhandel sind mir ein Dorn im Auge. Sie bringen das ganze Gleichgewicht hier in New York durcheinander. Am liebsten würde ich sie alle in einem Atemzug auslöschen. Ja, verdammt, Maurizio hat recht. Die Hochzeit heute bietet die beste Gelegenheit, unseren nicht vorhandenen guten Willen zu zeigen. Und sie dabei etwas auszuspähen. Halte deine Freunde nah, aber deine Feinde näher.
Mein Motto. Es ist wichtig. Wichtig, um unser Überleben zu sichern. Wichtig, um die Feinde auszuschalten.
Stella, Gabriellas beste Freundin, heiratet heute Tarek Kaminzki.
Den fucking Sohn von dem Kaminzki. Ja, er hat einen Namen.
Einen, welcher jeder Wichser in unserer Stadt kennt, genauso wie meinen. Der Alte ist mittlerweile schon fast unter der Erde, sein klapperndes Gebiss ist an der Ampel noch im Stillstand, wenn er losfährt. Er ist ein absolut verrückter Wichser.
Sein Geschäft blüht. Frauenhandel, Mädchenhandel. Weltweit.
Ich will ihm schon lange den Gar ausmachen. Und sein Sohn, er ist ein Dummkopf- ein Scemo. Er ist noch kranker, aber dümmer. Er macht mir weniger Sorgen als der wirklich alte Kerl, der jetzt seinen Sohn zum Don machen will. Er wird, mit ihm zusammen, noch größer werden.
Nicht seines Sohnes wegen, sondern wegen der Bündnisse mit dem Wichser von Danzo. Stellas Vater. Er steigt mit dem Bündnis ebenso auf, und zusammen werden sie eine Einheit, die man so lieber nicht haben möchte.
Die ganzen Clans werden verrücktspielen. Die Italiener mit den Albanern, das kann einfach nicht gut gehen.
Danzo ist reich, mehr als der dumme Kaminzki. Es werden sich für sie einige neue Gelegenheiten auftun. Fuck.
Mir macht das nur noch mehr Kopfschmerzen. Und ausgerechnet hier soll ich heute auf Gabriella aufpassen. Maurizio wird erstens nicht reichen und wir sind nur zu dritt eingeladen. Alle anderen wichtigen Männer sind sowieso für seine Kinder aufgestellt. Pietro wäre jetzt der richtige Mann. Es hängt Maurizio immer noch nach, aber Mann, er hat jetzt seinen verdammten Frieden. Er ist irgendwie am Ziel angekommen, sinniere ich für mich dahin.
Keine Kämpfe, keine Jagd, kein was wäre, wenn. Es ist der pure Frieden. Und er ist für uns alle ein Held.
Ich trinke einen weiteren Schluck Whiskey. Ich weiß, auf dem Schiff, auf dem die Hochzeit stattfindet, wird es heute zu keinem Krieg kommen. Jeder wartet die Gelegenheit ab, vor allem der freie Sitz der Familien in der Omerta, wird an denjenigen vergeben, der ihn verdient, und das ist nicht jemand, der wahllos auf Leute ballert.
Alles mit System. Alles mit System - Kaminzki. Du Wichser.
Ich habe die halbe Flasche ausgetrunken, als ich im Schrank bei meinem Smoking ankomme. Meine Sniper-Uniform wäre mir jetzt lieber. Distanzen auf 2500 Meter überwinden und die Ziele abknallen. Meine Spezialität, zusammen mit meinen Messern. Am liebsten würde ich irgendwo am Strand auf seinen scheiß Schädel warten, solange bis er den Ring anstecken möchte, und dann:
Bum! Ich nehme den Anzug und streife ihn schnell über, doch in Gedanken bin ich schon wieder bei einem Fick. Hart; schnell ein paar Seile und einen Mund, welcher schluckt. Diesen Anzug hält keiner aus.
Scheiße, vielleicht hätte ich heute am Hafen mit Maurizio und Fabrizio nicht so viel saufen sollen, ich hab nämlich Bock auf rollende Köpfe.
Mein kleiner Pfeil kommt mit. Wie immer. Da führt kein Weg daran vorbei. Sie werden diesen sowieso nicht finden. Niemand fasst mich an. Und wenn doch, derjenige, darf seine Hände dann am Grund des Meeres suchen!
Während ich diese scheiß Garderobe anziehe, rufe ich meinen damaligen Gärtner an, er soll eine Haushälterin in mein altes Haus schicken. Am besten eine, von meinen in der Villa, ich brauche jemanden, zu dem ich Vertrauen habe. Und Mia ist eine, der man vertrauen kann. Mein Vater lehrte mich, kein Vertrauen zu haben, da hat er recht, doch ihr kann man vertrauen. Sie ist eine gute Seele, auch wenn sie manchmal zu viel von allem ist. Sie war in der Zeit, als ich meine Frau verabschiedet habe, für mich da, sie hat mir zum Whiskey das Essen gereicht und mir geholfen, ab und an aufrecht zu stehen. Sie soll aufräumen und alles bereit für Fabrizio machen, er braucht ein paar Tage was zum Schlafen. Im Anschluss, bereit zum Verkauf machen. Ich will das Haus nicht mehr. Ich muss diesen Ballast loswerden. Im Kopf freier werden.
Ich brauche diese Erinnerungen nicht mehr. Heute ist der Tag, an dem ich neu loslegen werde. Ich habe es im Urin. Meine Geschäfte laufen, Zeit, etwas Neues zu machen. Mehr Koordination, mehr Leute auslöschen. Die Stadt ist verpestet genug. Und vor allem muss ich wissen, was die Albaner vorhaben.
Zwei weitere Schlucke und ich bin bereit, mir dieses fucking Spektakel heute zu geben.
Nicken hier, Händeschütteln da, alles Aasgeier. Jeder bereit, den Anderen, wenn‘s sein muss, sofort zu killen. Reporter, alles an Werbung für Kaminziki, werden hier sein. Er hält es immer schon so, dass er transparent wirkt. Lächerlich. Er protzt mit seinem Luxus. Mann, entweder man hat ihn oder nicht.
Sogar der dumme Staatsanwalt Mc Millen wird heute hier sein.
Meine Späher haben es mir zugetragen. Ich würde einen Besen fressen, wenn er nicht von seinen Machenschaften weiß. Der Wichser scheint genauso zu sein, doch bis jetzt konnte ich mit dem ganzen Stress drumherum noch nichts über ihn herausfinden.
Maurizio und ich fahren dann getrennt. Zum einen, dass Gabriella im Falle des Falles schnell wegkommt. Sie werden von ihrer eigenen Jacht zum Hochzeitsschiff geschippert. Mann, der Penner sieht überall Gefahren, ich könnte mich totlachen.
Sie werden von ihr nichts wollen, sie wollen, wenn dann, -uns!
Und wir präsentieren uns sowieso auf dem Silbertablett. Die Hochzeit heute überwiegt alles. Sie ist das, was er braucht. Sie ist das Wichtigste. Danach kommen wir. Wir sollten also wenn, dann zusehen, dass wir nach der Trauung Land gewinnen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Jacht, sie ankert nicht weit vom Strand entfernt, ja, mit den Booten möchte er angeben. Titanic-Flair, würde ich sagen, wenn wir es nicht abbrennen und kentern lassen. Na, wer wird dann den letzten Platz am Boot bekommen. Ich lache. Scheiß Whiskey, ich habe echt genug. Für ein Lächeln bin ich wirklich nicht mehr bekannt, mein Leben ist grau, keine Effekte, keine Lichtstrahlen.
Nur die Dunkelheit und mein Schatten. Ich habe dafür keine Zeit.
Unsere Welt hat dafür keine Zeit. Wenn ich lache, dann schalte ich jemandem das Licht aus. Peng.
Ich werde mit meinem eigenen Motorboot zur Jacht fahren, wir brauchen eine Rückfahrmöglichkeit, wenn wir sie wollen, und nicht, wenn er denkt, wir benötigen eine. Ich reihe mich langsam zwischen den anderen, nicht gerade wenigen Ersatzbooten hinten am Heck ein. Am Bug werden die geladenen Gäste empfangen, hinten wohl eher die Dienstboten. Mir egal. Ich komme so, wie ich es will. Hier und im Bett.
Eine kurze Durchsuchung durch seine Leibwächter, die mich tatsächlich eher ängstlich, als alles andere ansehen später, -kann ich bereits bei den anderen sein. Gabriella kann gleich zu ihrer Freundin. Mann, sie ist die Trauzeugin, in dieser scheiß Aufführung. Ein Puppenspiel durch und durch. Doch ich bin dafür nicht hier. Ich muss mir den Mc Millen genauer ansehen und die Hampelmänner neben ihm. Ich will wissen, was mit meinen Waffen los ist, und er ist, so wie ich vermute, einer der Drahtzieher. Mein Gefühl sagt es mir.
Gabriella wirkt wie eine Puppe neben allen diesen Weibern und dem Fickspielzeug. Nett, freundlich und trotzdem eine Königin.
Maurizios Sinne sind wieder geschärft. Ich sehe es. Er ist hoch konzentriert. Angespannt. Für einen Außenstehenden kaum zu sehen, doch ich weiß es.
Gabriella brauchte Tage, bis er ihr erlaubte, die Trauzeugin zu sein. Sogar beim Telefonat mit ihr war er dabei. Er ist richtig paranoid. Sicherlich hat ihn die Liebe dazu getrieben. Eine schwächende Konstellation. Lächerlich. Ich muss oft für uns beide arbeiten, er ist zu nahe an der Sache dran. Emotional und körperlich sowieso.
Der verdammte Mc Millan ist so mit Händeschütteln und Fotografieren beschäftigt, dass ich kaum hinkomme. Ich sehe mich währenddessen etwas hier um. Unauffällig. Zwei Wachen am Haupteingang, drei ganz oben. Ich vermute versteckt zwischen den ganzen stehenden Abendroben. Ihre Blicke verraten es, sie sind auf Absprung. Genau wie ich. Wie vereinbart, werde ich gleich hinten bei meinem Boot patrouillieren, sodass ich neben dem Brautzimmer bin. Damit ich Gabriella hören kann, wenn etwas nicht stimmen sollte. Maurizio bleibt vorne, es wird erwartet, dass er, wenn die Braut mit der Trauzeugin kommt, diese sich dann zu ihm setzen wird.
Von mir wird nichts erwartet. So soll es sein und ist es auch besser, ich werde mich nicht auf ihr Spiel einlassen. Und ich will verdammt nochmal nicht ständig von den Reportern interviewt werden, und zum Fotomodell gemacht werden. Ich habe die Schnauze voll. Vielleicht lasse ich mir wieder einen Vollbart wachsen, überlege ich hinten im Dunklen, während ich die jämmerlichen Gestalten beobachte. So habe ich mehr Ruhe und warte auf das, was kommen wird.
Die Wachen sind allesamt auf der Jacht. Wer macht sowas? Keine im Wasser, nichts. Wieso passt dieser Wichser nicht richtig auf?
Ich lache schon fast. Ein Idiota eben.
Leise beginnt die Musik zu spielen. Gott, kotzt mich das alles an.
Wie sie alle dastehen, lächeln und protzen in ihren billigen Anzügen.
Wum, fuck! Plötzlich höre ich einen Knall, scheiße, ich bin genau so aufgeregt wie die Stimmen hier oben. Bin sofort in Deckung.
Doch dann regnet es Feuerwerke. Ich sollte wahrscheinlich etwas mehr als ein normaler Mensch denken. Diese normalen Menschen, man kann sie deutlich staunen hören. Sie blicken in den dunklen bunten Himmel, ich hingegen suche meine Umgebung ab. Die Deckung nicht verlieren, ein wichtiger Bestandteil meines Daseins.
Überlebenswichtig! Es klingelt, ich sehe auf mein Smartphone, Maurizio ruft mich an. Noch im selben Moment, als ich den Namen lese, weiß ich, etwas stimmt nicht. Schnellen Schrittes komme ich zu ihnen nach vorn, denn die Feuerwerkszeremonie hört nicht auf, allerdings die Musik des Brauteinzuges schon. Die Gäste tuscheln. Die Geier spähen. Ich spüre bei jedem Schritt mehr, es wird hier gleich abgehen.
Es stimmt etwas nicht, nach kurzer Absprache mit Maurizio steht fest, die Blicke der anderen zeigen Verwunderung. Sie werden ebenso unruhig. Irgendetwas läuft nicht nach Plan, also werde ich Gabriella, koste es, was es wolle, von hier herunterholen. Maurizio weiß, auf mich ist Verlass und da er immer noch das Oberhaupt unserer Mafia ist, bleibt er so lange wie nötig und so wenig wie möglich hier. Für mich gilt es, sie wegzubringen, wenn dann sind sie die Zielscheibe und nicht ich.
Wenn es ist, legt er den Wichser mit einem Schnitt um. So wie immer.
Ich laufe nach hinten, an den Damen und dem Geschrei vorbei, langsam ist auch den Letzten klar, dass es hier, heute keine Hochzeit gibt.
Weiter nach hinten zum Heck, es ist dunkel und doch schimmert das Licht. Ich denke, ich traue meinen Augen nicht, das muss Gabriella sein, sie ist auf dem Weg zu meinem Boot. Dieses, dass ich extra dort parkte. Für den Fall der Fälle, ja dieser ist jetzt wohl eingetreten.
Perfekt, sie ist am Weg. Ich wusste, sie ist nicht dumm.
Ich komme gar nicht so schnell dort an und muss feststellen, sie steht nicht hier. Fuck, nein, das kann doch jetzt nicht wahr sein.
Ich bin fast ganz hinten. Es blitzt nur noch eine Gestalt mit dunklem Sakko und weißem Kleid in der Dunkelheit auf. Einem verfickten, langen, weißen Kleid. Blondes Haar, welches sich in der Dunkelheit hervortut. Sie schreien sich etwas zu, ich bin fast dort, verstehe aber nichts. Es ist überall zu viel los. Als Gabriella bereit zum Losfahren ist, höre ich den Motor zwischen den anderen. Befürchte aber, dass sie gar nicht auf mich wartet. Sie scheint auf das Blondchen zu warten. Nein, Merda, sie ist verrückt.
Das würde mir keiner glauben.
Die dumme Braut klettert ebenfalls über die Reling und möchte, so wie es aussieht, springen. Ich schreie noch „Nein!“ Und laufe weiter. Sie muss lebensmüde sein, will sie in die Schraube springen, das dumme Stück?
Das kann sie doch nicht machen. Fast schlimmer ist noch, dass sie jetzt mit uns in Verbindung gebracht wird. Wir werden dafür zur Verantwortung gezogen. Maurizio killt mich und wenn nicht er, dann haben wir ein ganz anderes immens großes Problem. Fuck.
Das muss man erst mal in den Kopf bekommen. Diese dumme kleine Schlampe.
Gabriella ruft noch etwas, das klingt wie, schneller, los. Es ist ein einziges Wirrwarr. Die Blonde ruft fahr, und schimpft irgendetwas zu. Sie winkt mit den Armen. -Genau wink noch schön, dass dich auch alle sehen. Dummes Mädchen!
Ich bin fast dort, sie werden mit ihrem Geschrei alle herbeirufen.
Merda- Scheiße gerade als ich ankomme, ist es zu spät. Ich konnte nicht einmal einen Fetzen ihres Kleides erwischen. Ich beuge mich außer Atem, über die Reling und das Bild, welches ich da sehe, lässt mich nur noch den Kopf schütteln. Das kann es doch wirklich nicht sein. Nichts mehr von ihr zu sehen.
Das Boot ist weg.
Gabriella ist weg, nichts als Dunkelheit mehr hier.