Vineta - Ilse Helbich - E-Book

Vineta E-Book

Ilse Helbich

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Beschreibung

Ilse Helbichs Bilder und Geschichten aus einer versunkenen Welt: das seltene Glück der in der Erinnerung aufgehobenen Vergangenheit. Bartbinden, Spucknäpfe in den Wartezimmern, Beethoven-Büsten aus Gips, der wöchentlich ins Haus liefernde Eismann, der Laternenanzünder: Ilse Helbich, 1923 in Wien geboren, erinnert sich an Gegenstände, Berufe und gesellschaftliche Verkehrsformen, die längst untergegangen sind. Nicht nur die verhassten Sonntagsspaziergänge im Kreis der ganzen Familie, auch die heimlichen Ausflüge in die unheimlichen Terrains der Barackensiedlungen und anderer sozial fremder Umgebungen nehmen in diesem Panorama Gestalt an. Ohne Nostalgie, ohne Verharmlosung formen diese Erinnerungen nach und nach ein umfassendes Bild einer Wiener Kindheit, einer Mädchen-Kindheit, wachsen sich zu einem großbürgerlichen Familienbild aus und öffnen sich, mit den 30er Jahren, allmählich den politischen Schrecken des Nationalsozialismus. So wie man die Häuser des versunkenen Vineta nur bei ganz ruhiger, klarer See erblicken kann, so ist auch große Ruhe und Klarheit des Geistes Voraussetzung für derart präzise, plastische und intensive Bilder. Ilse Helbichs Empathie, ihr distanziert anteilnehmender Blick auf das Mädchen, das sie einmal war, bedeuten einen großen Gewinn für jeden Leser – und ihre Kunstfertigkeit im Umgang mit den hellen und dunklen Farben ihrer Geschichten ist ungetrübtes Leseglück.

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Seitenzahl: 184

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Ilse Helbich

Vineta

Literaturverlag Droschl

für Lina

»Es ist eine Stelle im Meer, da ist eine große, reiche und schöne Stadt versunken, die hieß Vineta. Sie war in ihrer Zeit eine der größten Städte Europas. Überaus großer Reichtum herrschte allda. Endlich aber zerstörte bürgerliche Uneinigkeit … die Stadt, welche an Pracht und Glanz und der Lage nach das Venedig des Nordens war. Das Meer erhob sich und die Stadt versank. Bei Meeresstille sehen die Schiffer tief unten im Grunde noch die Gassen und Häuser der Stadt in schönster Ordnung.

Bei recht stiller See hört man noch über Vineta die Glocken aus der Meerestiefe heraufklingen mit einem trauervoll summenden Ton.«

(Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853)

Die Bartbinde meines Großvaters

Man weiß ja nie, was ohne Wann und Warum und schon gar nicht Wozu jäh aus Erinnerungsfluten hochtaucht.

Jedenfalls fährt der alten Frau plötzlich die schwarze Bartbinde ihres Großvaters ein.

Sie war damals ein sehr kleines Mädchen, wahrscheinlich noch nicht einmal ein Schulkind, als sie bei den Großeltern übernachten durfte und so die Morgenrituale des Hauses miterlebte, die so ganz anders waren als bei ihnen daheim.

Der Großvater war noch in Bademantel und Pantoffeln, da war der Frisör gekommen, wie an jedem Tag, sagte die Großmutter.

Im Badezimmer durfte sie zusehen.

Den Herrn Quintus kannte sie gut, er hatte ja sein Geschäft auf der anderen Straßenseite, und er war mit seinem zurückgekämmten glänzend schwarzen Haar, dem kleinen Bärtchen, das die Mutter »Menjou« nannte, und seinem aalglatten Redefluss genau so, wie ein Frisör zu sein hatte – aber das begreift sie erst später. Jetzt beim Großvater durfte der Herr Quintus aber nichts reden, er durfte nur die mageren weißen Haare waschen, trocknen, kämmen und pomadisieren. Dann kam der Bart an die Reihe: Der Schnurrbart wurde gebürstet und frisiert mit einem feinen Kämmchen und Bürstchen, die überstehenden Barthaare mit einem Scherchen gestutzt. Aufmerksam beobachtete der Großvater alle diese Vorgänge.

Und jetzt kam der Augenblick, auf den das Kind gewartet und den es gefürchtet hatte: der Herr Quintus, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte, griff nach einer schwarzen Stoffbinde und befestigte sie unter der Knubbelnase des Großvaters. Der sah jetzt ganz fremd aus. Jetzt hatte der Großvater etwas von einem bedrohlichen Riesen, der sich das Maul hatte verbinden lassen, um seine Menschenfresser-Gelüste im Zaum zu halten.

Sie saß in ihrem rosa Bademantel, schweigend wie die beiden anderen, auf dem weißen Hocker im weiten, weiß verkachelten Badezimmer zwischen weiß gestrichenen hohen Schränken und Spiegelwänden und sah dem allen zu.

Wie jeden Morgen war es auch diesmal ein feierlicher Augenblick.

Der Herr Quintus wurde bezahlt und verabschiedet, und dann machte sich der Großvater auf zu seinen morgendlichen Hausgängen: vom Schlafzimmer ins Speisezimmer und weiter in den Salon und in die stockhohe Halle, auch das Zimmer der gerade ausgeheirateten Tochter, in deren Bett das Kind geschlafen hatte, wurde inspiziert, nur die Küche nicht, weil das der Bereich der Großmutter war, nichts für Männer.

Dabei trug der Großvater einige verirrte Gegenstände – Bücher, eine Zigarrenkiste, einen Aschenbecher – wieder an ihren angestammten Platz zurück, ehe er sich endlich – es war noch immer vor 7 Uhr – mit Milchkaffee und Buttersemmel in seinen Lehnstuhl niederließ. Und jetzt war auch die faszinierende und ein bisschen grauenerregende Bartbinde gefallen, die ihrem freundlichen Großvater einen so menschenfresserischen Anschein gegeben hatte.

Über Vineta

Über Vineta wölbt sich ein Meer von Stille, das auch das Anschlagen einzelner Töne nicht unterbricht, nicht das Rollen der schweren Wagenräder auf dem Kopfsteinpflaster, nicht das Bremsenquietschen der Tramway, wie sie an der Station anhält, schon gar nicht die Satzfetzen, die aus einem offenen Parterrefenster fallen, nicht der Schall des Teppichklopfers von dort und von da, das Geleier des Werkelmannes auch nicht, »Rosen aus dem Süden«, jeden Donnerstag um vier Uhr nachmittags vorm Eisgeschäft, vielleicht noch die Glocken, deren Geläute gegenwärtig scheint, auch wenn sie schweigen, Glockengeläute zu mancher Stunde von überallher, langsame Glocken und drängende, feierlich mahnende auch.

Muttermuschel

Irgendwo hoch oben, unerreichbar hoch liegt die perlfarbige Muschel. Wenn ihr einer der sehr Großen diesen Schneckentrichter hinhält, schimmert es heimlich dunkel aus dem engen Gehäuse, da drinnen sieht sie sich zur Winzigkeit verzaubert, geborgen im rund gezirkelten Raum, im Widerhall eines fernen Rauschens. Das sei von weither das immer bewegte Meer, sagt die Stimme des Vaters, das Rufen des Meeres erregt sie noch nicht; es ist jetzt für sie ihr Wiegenlied.

So ist das Dasein des sehr kleinen Kindes im Elternschlafzimmer, zwischen dem Braunschimmer von Ehebett und Kästen; durch die Schleiervorhänge abgesichert kommen hie und da Straßengeräusche, manchmal auch Essensgerüche oder Stimmen durch die verschlossene Schlafzimmertür.

Später, als sie gewachsen ist und ihr Gitterbett verlassen muss, weil das jetzt dem kleinen Bruder gehört, hat sie dieses Schlafzimmer schon auswendig gelernt: den teppichbespannten Diwan vorm Ehebett, der jetzt zu ihrem Schlafplatz geworden ist und an jedem Abend für sie mit Kopfpolster und Plumeau neu hergerichtet werden muss (aber auf dem Diwan kann man wenigstens springen und die ersten Purzelbäume versuchen, wenn die Mutter aus dem Zimmer gegangen ist; so vergisst man das Gitterbettchen mit den messinggetriebenen Röslein am Kopfende, in dem jetzt der kleine Bruder wohnen darf; es ist angenehm klein, sodass ein kleines Kind darin nicht verloren gehen kann), die beiden braunschimmernden Kästen, sie bewachen von beiden Seiten den Toilettetisch der Mutter mit seinem hohen Silberspiegel und den dort ausgebreiteten Sachen. Wie es schon ein bisschen größer geworden ist, darf das kleine Mädchen all dieses Wunderbare aus der Nähe ansehen und leise berühren: Da sind Parfümflakons mit roten Gummiballons, dort sind die Haarnadeln und Zierspangen, eine Deckeldose voll seidigem Gesichtspuder, das Houbigant heißt, ein Name, den schon das kleine Mädchen bald auswendig kann und später als eines der ersten Worte schreiben lernt. Und es gibt die eiserne Brennschere auf dem kleinen Dreifuß.

Die Brennschere ist tatsächlich eine Art Schere, auf den zwei Holzgriffen sitzen die beiden länglichen Rundteile. Die Schere klappt die Mutter auf und wickelt eine Strähne ihres braunen Haares herum, klappt die Schere zu und wartet ein bisschen, und wenn sie dann das Instrument wieder löst, prangt auf ihrem kleinen Kopf eine neue enggerollte Locke.

Das Wichtigste dabei ist freilich, dass man diesen Ondulierstab zuerst erhitzen muss: deswegen befindet sich unter seinem Haltegestell ja der kleine Glasbehälter voll Spiritus und der Docht, der mit einem Zündholz zum Brennen gebracht werden muss.

Das ist gefährlich, warnt die Mutter, sie erzählt von schrecklichen Wohnungsbränden, die unachtsame Frauen oder ihre spielenden Kinder damit verursacht hätten, und sie ist so überzeugend, dass es dem Kind nie in den Sinn kommt, herumzuzündeln, sie muss dazu nicht einmal an das Paulinchen aus dem Struwwelpeter denken.

Und zur Brennschere gibt es noch das Ondulierpapier – das ist ein Block hauchdünner Seidenpapierblättchen, an denen man den Hitzegrad der einsatzbereiten Brennschere prüft; wenn das Papierchen sich bräunt oder gar zischend verkohlt, ist es besser, die Zange noch eine Weile in der Luft zu schwenken, bevor man sie an die eigenen Haare lässt.

Das Ondulierpapier ist ein Zauberpapier: wenn man darüber leckt und so ein wenig anfeuchtet, und es dann über die Zähne des Haarkamms spannt, hat man ein herrliches Musikinstrument gewonnen, das die eigenen Singtöne und das Brummen in ein nasales Tönen übersetzt und aus den selbsterzeugten Klängen eine fremde, wie von weither kommende Musik macht, die dem kleinen Kind die ersten Ahnungen einer schön tönenden, ganz anderen Welt vermitteln.

Es scheint ihr, sie sei immer allein in diesem Zimmer, das doch erfüllt ist von der Anwesenheit der Mutter, die nur manchmal hereintritt, um etwas zu holen oder nach ihr und dem Baby-Bruder zu sehen.

Er, der jetzt ihr Gitterbettchen bewohnen darf, liegt immer still und geht sie nichts an.

Und auch das riesige dunkelbraune Ehebett geht sie nichts an, es ist für das kleine Kind tabu – sie muss ja nicht hinüberschauen. Es bleibt noch genug in diesem Zimmer, das ihr gehört: der Teppich, dessen verschlungene Linienmuster sie auf allen Vieren von ganz nahe erkundet, der Diwan, auf dem man springen und turnen kann, wenn keiner hinschaut.

Räume

Wer wächst, breitet sich aus. So gewinnt sie Raum um Raum, manche Räume gehören ihr, andere sind Gastland.

Sobald sie die Türklinken erreichen kann, durchstreift sie die Wohnung, die ihren Eltern und vielleicht nun auch ihr gehört.

Das dämmrige Vorzimmer, das sein Licht durch die Eisblumen-Scheiben der immer geschlossenen Zimmertüren erhält, liegt lang im kühlen Schimmer der weißlackierten Kästen und der noch weißer scheinenden Garderobenwand an seiner Stirnseite. Einmal, da war sie noch sehr klein, stand dort auf der Handschuhablage eine hohe Silbervase vor dem silbernen Spiegel und daraus erhoben sich zwei schneeweiße Chrysanthemen und spiegelten sich in einem Silberglanz, sodass es war, als blicke man in eine andere reine Welt.

Das große Badezimmer neben dem Schlafzimmer ist vertrauter und doch auch ein bisschen unheimlich mit seinem Gasofen, der Warmwasser liefert und manchmal explodiert. Dann gibt es einen Krach und Blechteile fliegen durch den Raum und nachher ist alles schwarz von fettem Ruß. Und während man sich die Zähne putzt, muss man immer auf den Gasofen schielen, ob er sich noch ruhig verhält.

Die große Küche ist bloßer Arbeitsraum und der Eintritt nur braven Kindern gestattet. Ein großer Holzherd mit dem Wasserschaff fürs heiße Wasser, ein Gasrechaud, auf dessen beiden Kochstellen man in der Früh rasch das Wasser für den Filterkaffee kocht oder abends den Kindergrießbrei, und über dem Herd der hölzerne Wäschetrockner mit seinem Gestänge, der an einer Schnur hochgezogen wird, was für ein schönes Spielzeug wäre das! Dort oben trocknen in der Herdhitze die Stoffwindeln des kleinen Bruders, die vorher im Windeltopf lange ausgekocht wurden. Darum riecht die Wohnung immer ein wenig sauer nach Kleinkind – die Mutter hasst diesen Geruch, aber was soll man machen?

Sonst gibt es einen Arbeitstisch mit einer Ahornplatte und zwei Holzsesseln, da können die Kinder ruhig sitzen und der Mutter und der Mizzi zuschauen, wie sie den Nudelteig kneten und auswalken und ihn dann in hauchdünne Fäden schneiden für die Suppennudeln, und wenn die Mutter gut aufgelegt ist, wirft sie ein so ausgewalktes Teigstück auf die heiße Herdplatte, wo es sich in Blasen hebt und bäumt, und dann halten Mutter und Kinder einvernehmlich eine herrliche Zwischenmahlzeit. Diese Teigfladen, zu denen die Mutter »Mazzes« sagt, hat sie als Kind schon von ihrer eigenen Mutter bekommen.

Es gibt natürlich auch die Mädchenkammer, in der die Mizzi wohnt, wo die Kinder hinein dürfen, wenn sie anklopfen, die jedoch die Mutter nie betritt, und es gibt die anderen Zimmer, das große Speisezimmer, das nie benutzt wird, aber wohl da sein muss, das Herrenzimmer und natürlich die Bauernstube.

Später begreift das Kind, dass im Parterre unter ihnen Onkel, Tante und der Walter in einer spiegelgleichen Wohnung leben. Der Walter ist nur ein Jahr jünger als sie selbst und daher der richtige Kumpan für alle Kinderspiele.

Und noch später erfährt sie, dass der Großvater dieses Haus mit seiner Zimmereinteilung, so wie es da steht, für seine beiden ältesten Söhne vor deren Heirat geplant und gebaut hat – warum haben die Großen eigentlich auf die Kinderzimmer vergessen?

Wenn das Kind die polierte Eichenstiege zum Dachboden hochklettert, ist der Treppenabsatz dort oben ein guter Ort, um lange müßig zu sitzen und vor sich hin zu schauen, ungestört von allen anderen.

Der Dachboden selbst ist weiter nicht interessant, kein Taubengurren, nur kaltes Licht unter den Dachsparren. Man könnte sich höchstens über die Leintücher und Hemden wundern, die im eiskalten Winter bretterhart gefrieren, vielleicht könnte man von ihnen Stück um Stück abbrechen wie von einer Waffel.

Da ist der Hauskeller schon viel aufregender: Zwar sind die Waschküche und der Vorratskeller ohne großes Geheimnis, aber dann gibt es auch den Erdäpfelkeller unter der Stiege, der ist nieder und dunkel und hat einen noch schwärzeren, einen unheimlichen Winkel.

Manchmal wird eines der Kinder in den Kartoffelkeller geschickt, um eine Flasche Bier zu holen, die dort lagert.

Einmal, da sah sie sich gerade im Holzkeller um, hörte sie den kleinen Bruder herunter tappen. Er brauchte sehr lange über die Kellerstiege, weil er immer wieder Halt machte. Sie schlich näher; wenn er den Kellergang betreten würde, würde sie laut »hu« rufen und ihn erschrecken. Da hörte sie, dass er vor sich hinsprach, und jetzt verstand sie auch, was er sagte: »Räuber, bitte tu mir nichts, da kommt nur ein ganz kleines Kind«, und das sagte er wieder und wieder.

Sie blieb in ihrem Versteck, bis er endlich die Bierflasche gefunden hatte und rasch die Stiege hinauflief.

Aber beim Nachtmahl musste sie es doch verkünden, das Erlauschte. Die Eltern lachten laut und sie ein bisschen. Und der kleine Bruder schämte sich.

Die Bauernstube

Die Bauernstube ist der Raum, in dem sich die Familie trifft, Eltern und Kinder bei den Mahlzeiten und Vater und Mutter in den Stunden nach dem Abendessen. Wo sich die Mutter untertags aufhält, wenn sie gerade nicht in der Küche mit dem Herrichten der besonderen Speisen, etwa der Torten und Kuchen, zugange ist, weiß das Kind nicht und es interessiert es auch nicht.

Die Stube ist erdbraun und klebrig. Kastentüren, Kommoden sind mit einer Lasur überzogen, unter der grelle Bauernblumen lauern, und wenn man diese Flächen berührt, bleiben die Finger daran picken und müssen mit einem kleinen Ruck befreit werden, das macht, dass man lieber nicht hingreifen möchte.

Darum hat dieses Zimmer für das Kind etwas buchstäblich Abstoßendes: Wenn sie ihre Schullade oder ihre Wäschelade aufzieht, ist ihr, als wäre sie gerade ins Märchen vom Schwan-kleb-an gefallen.

Dagegen hilft es auch nicht, dass sie später erfährt, es sei eine Idee des Großvaters gewesen, diese Möbel von einem Museumsraum zu kopieren, es klingt, als könne man sich darauf etwas einbilden – wer hat schon echte Museumskopien in seiner Wohnstube?

Da kann man nur froh sein über den schweren Bauerntisch in der Sitzecke, der ist unverziert, und seine dicke Nussholzplatte ist schön glatt unter den Händen.

Jedoch über dem Tisch hängt fast drohend ein aus Eisenranken geflochtener Leuchter, der mit roten Porzellankerzen besteckt ist, deren Lämpchen ein hartes Licht verbreiten, und an den Wänden Krickerl an Krickerl, in vielen vielen Jagden geschossene Geweihe: die Trophäen des Vaters, all die armen Rehe, die armen Sechser und Gabler, die er erlegt hat.

Und das Haupt des Bettkolosses in der anderen Ecke ist auch so bemalt und auch so klebrig, und dort schläft sie jetzt, seit der kleine Bruder in ihr liebes Gitterbett aus blinkendem Messing eingezogen ist und seit sie auch den provisorischen Diwan verlassen hat.

Und nach dem Nachtmahl gehören Bett und Bauernstube ja auch nicht ihr, weil dort der Vater mit der Mutter sitzt.

Sie selbst liegt im Schlafzimmer auf dem Diwan vorm Elternbett lange wach, horcht auf die Atemzüge des kleinen Bruders aus dem entfremdeten Gitterbett und wartet. Sie wartet auf den Vater, der drüben in der Stube mit der Mutter sitzt, von seinem schwierigen Geschäftstag spricht und seine Abendzigarre raucht, dann schläft sie endlich doch ein und wird nur halbwach, wenn der Vater sie holen kommt und auf seinen Armen hinüberträgt in die Bauernstube, wo die Mutter das braune Bett im Winkel neben dem Kachelofen aufgeschlagen hat, die Bauernstube riecht noch nach Zigarrenrauch. Jetzt ist sie wieder hellwach, sie liegt da und horcht auf die Geräusche aus dem Badezimmer und beobachtet die spitzen Geweihe, die von den Rehen geblieben sind, die alle der Vater totgeschossen hat. Sie schielt hinauf zum ausgestopften Auerhahn mit seinen zornrot umrandeten Glasaugen und den zum Angriff gespreizten Flügeln, aber seine Drohgebärde geht nicht in einen Angriff über, und sie darf einschlafen.

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