Vom angestellten Ingenieur zum freien Einzelunternehmer - Markus Richter - E-Book

Vom angestellten Ingenieur zum freien Einzelunternehmer E-Book

Markus Richter

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Beschreibung

Sie sind angestellter Ingenieur? Dann ist es an der Zeit, die Fesseln hierarchischer Strukturen, streng regulierter Arbeitszeiten und langweiliger Routineaufgaben zu durchbrechen. Die weltweite Nachfrage nach Projektingenieuren und Ingenieurdienstleistungen ist hoch, und Sie können dank neuer Möglichkeiten wie Remote Work, Internationalisierung und künstlicher Intelligenz als freiberuflicher Ingenieur davon profitieren. In diesem praktischen Leitfaden erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie den aufregenden Weg vom angestellten Ingenieur zum Einzelunternehmer beschreiten. Erfahren Sie, wie Sie in kürzester Zeit einen funktionierenden Businessplan erstellen, künstliche Intelligenz zu Ihrem Vorteil einsetzen, weltweit Kunden gewinnen und Ihr Einkommen deutlich steigern. Markus Richter ist ein erfahrener Projektingenieur und erfolgreicher Einzelunternehmer. Neben vielen wertvollen Tipps teilt er auch seine authentische Gründungsgeschichte mit all ihren Höhen und Tiefen.

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Seitenzahl: 145

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Der Leitfaden mit dem Titel "Vom angestellten Ingenieur zum freien Einzelunternehmer" dient ausschließlich zu Informationszwecken und bietet lediglich allgemeine Orientierungshilfen. Bitte beachten Sie, dass dieser Leitfaden in keiner Weise als rechtliche, steuerliche oder finanzielle Beratung angesehen werden sollte, und ich empfehle ausdrücklich, ihn nicht als solche zu interpretieren.

Die Nutzung der in diesem Leitfaden enthaltenen Informationen erfolgt stets auf eigenes Risiko. Die Informationen in diesem Leitfaden sind allgemeiner Natur und möglicherweise nicht auf Ihre individuelle Situation zugeschnitten. Ich empfehle dringend, Ihre persönlichen Umstände von Fachleuten überprüfen zu lassen.

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Ich weise darauf hin, dass in meinem Buch aus Gründen der Lesbarkeit in den meisten Fällen auf eine genderneutrale Sprache und Gendersternchen verzichtet wurde. Falls Sie dies persönlich als störend empfinden, bitte ich dies inständig zu entschuldigen. Selbstverständlich sind mit meinen gewählten Bezeichnungen immer alle Geschlechter (Frauen, Männer und Diverse) gemeint.

Inhaltsverzeichnis

1. Du musst verrückt sein, mein Junge

1.1 Faszination „freiberuflich“

1.2 Die Lage ist rosig

1.3 Was vorher geschah...

1.4 Mein Geschäftsmodell

1.5 Checkliste - Einführung

2. Der Masterplan

2.1 Freiberuflich oder gewerblich tätig?

2.2 Vorteile der freiberuflichen Selbstständigkeit

2.3 Nachteile der freiberuflichen Selbstständigkeit

2.4. Die Geschäftsidee

2.5 Spezialisierung schlägt Bauchladen

2.6 Was ist mit dem Risiko der Beschränkung?

2.7 Zielgruppenanalyse

2.8 Marktanalyse

2.9 Marktanalyse ist wichtig, aber...

2.10 Die Höhe des Honorars bestimmen

2.11 Eigene Eckpfeiler setzen - Meine sechs Leitlinien

2.12 Feinplanung - Business Model Canvas

2.13 Rentabilitätsplanung

2.14 Die Schritte zum Erfolg - Ihr Meilensteinplan

2.15 Abschluss Planungsphase

2.16 Checkliste - Planungsphase

2.17 IT-Infrastruktur

2.17.1 Hardware

2.17.2 Software und Cloud-Lösung

2.17.3 IT-Sicherheit und Backups

2.18 Home Office

2.19 Checkliste - Home Office und IT-Infrastruktur

2.20 Steuern, Recht, Versicherungen

2.20.1 Steuerberatung

2.21 Versicherungen

2.21.1 Private Versicherungen

2.21.2 Berufliche Versicherungen

2.21.3 Versicherungen abschließen

2.22 Checkliste - Steuern, Recht und Versicherungen

2.23 Die Unternehmensgründung

2.23.1 Die Wahl Ihres Firmennamens

2.26 Checkliste - Unternehmensgründung

3 Das Gesicht Ihres Unternehmens

3.1 Corporate Design

3.2 Ihr Logo

3.2 Ihre Website

3.2.1 Gesetzlichen Mindestanforderungen an Ihre Website

3.2.2 Testen Sie Ihre Website

3.2.3 Do-it-Yourself - eine Website kann jeder bauen!

3.3 Social Media Plattformen

3.4 Ihre Visitenkarten

3.5 Ihr Briefpapier

3.6 Zusammenfassung - Das Gesicht Ihres Unternehmens

3.7 Checkliste - das Gesicht Ihres Unternehmens

4. Kunden Gewinnen

4.2 Der Elevator Pitch - die professionelle Kurzvorstellung

4.2.1 Den Kundennutzen herausstellen

4.3 Gute Verkäufer sind gute Zuhörer

4.4 Kundengespräche sorgfältig vorbereiten

4.5 Nicht nur Fakten zählen - auch Emotionen

4.6 Der Joker im Ärmel

4.7 Wie finde ich potenzielle Kunden?

4.8 Meine drei Schritte zur Kundengewinnung

4.8.1 Erster Schritt - Networking

4.8.2 Zweiter Schritt - Branchenmessen

4.8.3 Dritter Schritt – Soziale Netzwerke

4.8.4 Fazit Kundengewinnung

4.9 Kundenkontakte organisieren durch CRM-Tools

4.9.1 Einfaches CRM-Tool mit MS Excel

4.9.2 Organisation der E-Mail-Korrespondenz

4.10 Ihr berufliches Netzwerk

4.10.1 So bauen Sie Ihr berufliches Netzwerk auf

4.10.2 Die Kunst der Netzwerkpflege

4.11 Checkliste - Kundengewinnung

5. Verträge verhandeln

5.1 Der erste Auftrag

5.2 Verträge machen – für Nichtjuristen

5.2.1 Dienstleistungsvertrag versus Arbeitsvertrag

5.3 Vertragsverhandlungen clever angehen

5.4 Zu viele Angebote? Die Entscheidungsmatrix hilft

5.5 Checkliste - der erste Auftrag

5.5 Vorsicht - die Scheinselbstständigkeitsfalle

6 Risiken managen

6.1 Risiko 1 - Scheinselbstständigkeit

6.2 Risiko 2 - Arbeitnehmerähnlichkeit

6.2.1 Befreiung von der 80% Regel

6.3 Risiko 3 - Auftragsflaute

6.3.1 Die Flaute dauert länger - alternative Ideen

6.4 Risiko 4 - Zahlungsausfälle des Kunden

6.5 Risiko 5 - Krankheit des Unternehmers

6.6 Risiko 6 - Altersarmut

6.7 Risiko 7 - Psychische Belastung

6.8 Checkliste - Risiken managen

7 Das Geschäft pflegen und ausbauen

7.1 Ihre Ziele verfolgen

7.2 Priorisierung - das Wichtige zuerst tun

7.3 Bullet Journal - große und kleine Ziele im Blick

7.4 Mentale Stärke

7.4.1 Regenerieren

7.5 Checkliste - Ihre Ziele erreichen

7.6 Das Geschäft skalieren

7.6.1 Steigerung der Effizienz

7.6.2 Erhöhung des Honorars

7.6.3 Effizientes Zeitmanagement

7.6.4 Neue Chancen erkennen - Nebengeschäfte

7.7 Ideen produzieren - erst spinnen, dann bewerten

8 Nachwort

9 Anhang

9.1 Literaturempfehlungen

9.2 Websiteempfehlungen

9.3 Feedback und Kontakt

Der Autor

1. DU MUSST VERRÜCKT SEIN, MEIN JUNGE

Ich stehe auf einer gewaltigen Sanddüne, die ich gerade mühsam erklommen habe. Hier, auf der Rückseite, fällt sie steil ab. Vor mir liegt das Meer. Es glitzert und funkelt. In einem flachen Winkel fallen die ersten Sonnenstrahlen ein. Niemand ist weit und breit zu sehen. Nur ein paar Möwen sind hier. Noch ganz träge sitzen sie am Strand. Der Sand unter meinen Füßen ist schon warm. Dann ertönt eine zarte Stimme, es ist kein Sirenengesang, es ist eher ein Rufen. Erst klingt es von weit her, dann scheint die Stimme ganz nah. Plötzlich zieht etwas an meiner Schulter. Es ist vier Uhr morgens und mein Sohn steht vor mir. Er ist fünf Jahre alt und Frühaufsteher. Er wirkt quicklebendig, ganz im Gegensatz zu mir. Aber zum Glück will er nicht wirklich aufstehen. Er will nur eine Runde kuscheln. Ein paar Minuten liegt er neben mir und dann atmet er schon wieder tiefer. Wie friedlich er jetzt schläft.

Leider bin ich, sein Papa, jetzt hellwach. Ich gehe in die Küche, knipse die Kaffeemaschine an und höre zu, wie sie röchelt und aufheizt. Während der erste Kaffee in die Tasse läuft, öffne ich den Laptop und checke die E-Mails, die seit gestern Abend aufgelaufen sind. Ich sehe mir die Aufgaben für diese Woche an. Ein Online-Meeting am Mittwoch. Ein Vor-Ort-Termin am Donnerstag und heute ein Videocall mit einem potenziellen neuen Auftraggeber. Der Call ist um 10:30 Uhr. Bis dahin habe ich noch mehrere Stunden Zeit, mich in die Bearbeitung eines herausfordernden Auftrags für meinen Auftraggeber zu vertiefen. Später wecke ich meine Frau und den Kleinen. Wir frühstücken gemeinsam und dann brechen wir um die gleiche Zeit auf. Meine Frau fährt zur Arbeit und ich spaziere mit meinem Sohn zur Kita, wo er längst von seinen Freunden erwartet wird. Zuhause angekommen, arbeite ich zwei Stunden weiter an einem wichtigen Großprojekt, das sich dem Ende nähert. Dann der Call. Das Gespräch mit dem Manager einer Offshore-Wind Projektgesellschaft verläuft vielversprechend.

Während ich mir einen kleinen Mittagssnack zubereite, ändert sich das Wetter. Es wird sonnig und ich beschließe, mein Sportprogramm zu streichen. Anstatt mittags ins Fitnessstudio zu gehen, verabrede ich mich spontan mit einem Freund zu einem Spaziergang und Kaffee an der Hamburger Alster. Später werden meine Frau, mein Sohn und ich gemeinsam zuhause zu Abend essen und danach werde ich vielleicht noch ein bis zwei Stunden damit verbringen, ein Angebot für meine Mitarbeit am Offshore-Projekt auszuarbeiten. Jetzt kennen Sie einen meiner typischen Arbeitsalltage. Ich heiße Markus Richter und ich bin freiberuflicher Ingenieur im Bereich Offshore-Windenergie.

1.1 Faszination „freiberuflich“

Freiberuflich? Das Wort hat einen wunderbaren Klang. Zumindest für mich. Ich gebe zu, es ist das Adjektiv „frei“, das die große Anziehungskraft für mich auslöst. Wer träumt nicht davon, frei zu sein. Für mich bedeutet diese Freiheit: frei vom Zwang zu sein, mich in einen Arbeitsrhythmus einfügen zu müssen, den ich nicht selbst bestimmen kann. Als angestellter Ingenieur muss man sich immer in den Rhythmus einfügen, den der Arbeitgeber und die Kollegen vorgeben und erwarten. Mal um 4 Uhr morgens aufstehen und bis 8 Uhr arbeiten und dann mehrere Stunden spazieren gehen und vielleicht abends um 21 Uhr noch 2 Stunden weiter arbeiten, das ist in den wenigsten Firmen möglich. Die Freiheit, meinen Rhythmus selbst bestimmen zu können – und das bei doppeltem Gehalt –, ist der attraktivste Teil meines selbst gewählten neuen Lebensmodells: Ich bin jetzt freiberuflicher Ingenieur statt Angestellter.

„Du musst verrückt sein, mein Junge!“ Das war der Satz meiner Mutter. Nahezu alle meine Freunde und Bekannten haben mich für verrückt erklärt, als ich ihnen meinen Entschluss mitgeteilt habe: Ich werde ohne Plan-B kündigen und mich stattdessen als Freiberufler selbstständig machen „Warum willst du dich denn überhaupt selbstständig machen? Du hast doch einen sicheren Job, der dir gefällt und du verdienst als Ingenieur doch auch gutes Geld...”

Auch wenn ich in meinem bisherigen Berufsleben nie wirklich unglücklich war und meinen Job als Ingenieur immer mit Überzeugung und Herzblut ausgeübt habe, hatte ich als Angestellter eines großen Konzerns oft das Gefühl, in einem engen Korsett von Vorschriften und Hierarchien gefangen zu sein. Meine Ideen zu verwirklichen war in einem Unternehmen mit einer großen Anzahl an Mitarbeitenden oft nur mit viel Ausdauer und politischen Vorüberlegungen möglich.

Ich malte mir meine Zukunft in der Selbstständigkeit in den schönsten Farben aus. Ich würde in der Lage sein, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich könnte meine Ideen umsetzen, ohne auf die Zustimmung von Vorgesetzten oder einer Unternehmenshierarchie angewiesen zu sein. Ich könnte auch mal öfter über den Tellerrand gucken und neue Projekte in verschiedenen Ländern wählen, bei denen ich neue Erfahrungen machen könnte und mich neuen Herausforderungen stellen müsste. Ich könnte auch mal die angrenzenden Bereiche meines Fachgebietes erkunden. Ich könnte mehr lernen und sehen. Ich könnte meine Kreativität und Unabhängigkeit voll ausschöpfen.

Ein weiterer Grund, der mich dazu motivierte, mein eigenes Unternehmen zu gründen, war natürlich auch die Aussicht auf ein deutlich höheres Einkommen und finanzielle Unabhängigkeit. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass ich als freiberuflicher Ingenieur in der Lage sein würde, meine Arbeit effizienter zu gestalten und meine Leistungen zu einem höheren Preis anzubieten.

Auch der Gedanke, die Verantwortung für mein Einkommen mit allen Vor- und Nachteilen zu übernehmen, hat mich angespornt.

Der wichtigste Grund für mich war aber rückblickend, dass ich den tiefen inneren Wunsch verspürte, etwas Neues und Aufregendes zu tun und mich nicht von zu viel Nachdenken oder Planen zurückhalten zu lassen. Ich wollte ausprobieren, ob ich als freiberuflicher Ingenieur erfolgreich sein kann und ob ich meine Fähigkeiten und Erfahrungen nutzen kann, um etwas zu schaffen, das mir gehört und das ich selbst aufbauen kann. Es war für mich ein Schritt ins Unbekannte, aber ich war bereit, das Risiko einzugehen und die Herausforderung anzunehmen.

Zum Glück gab es niemand, der sagte: „Das wirst du noch bereuen“. Aber Leute, die sagten, „Du siehst das mit der Selbstständigkeit zu blauäugig“, die gab es. Doch keiner hatte Recht. Denn mein selbst gewähltes Unternehmertum gab mir all das, was ich erwartet hatte. Und noch einiges mehr.

1.2 Die Lage ist rosig

Ja, es stimmt wirklich. Die Nachfrage nach Ingenieurinnen und Ingenieuren erreicht 2023 und voraussichtlich auch in den Folgejahren ein beispielloses Hoch. Insbesondere in aufstrebenden und sich wandelnden Branchen stehen in den kommenden Jahren zahlreiche Großprojekte an. Bereiche wie Energie, Umwelt, Mobilität, Medizintechnik, Infrastrukturprojekte und Informationstechnologie erleben einen bemerkenswerten Boom und bieten weltweit unzählige Chancen für innovative Ideen und mutige Unternehmer. Angesichts der globalen Herausforderungen und des industriellen Wandels ist heute der perfekte Zeitpunkt, um den Schritt in die Gründung eines Einzelunternehmens zu wagen.

1.3 Was vorher geschah...

Meine vorige Berufserfahrung umfasste eine Berufsausbildung zum Schiffsmechaniker, ein Ingenieurstudium der Gebäude- und Energietechnik, erste Projekterfahrungen in Planungsbüros für technische Gebäudeausrüstung, ein Traineeprogramm bei einem großen Energiekonzern sowie sieben Jahre im Offshore-Wind-Bereich und anschließend mehr als zwei Jahre bei einem Übertragungsnetzbetreiber im Bereich Offshore-Wind-Netzanschlusssysteme. In diesen verschiedenen Funktionen konnte ich vor meiner Gründung an zwölf Offshore-Großprojekten mitwirken und entdeckte meine Leidenschaft für die Offshore-Windenergie. Ich kann sagen: auf diesem Fachgebiet habe ich ein umfangreiches Projekt- und Fachwissen erworben. Das müsste mich doch ausreichend qualifizieren, um mich mit meinem eigenen kleinen Unternehmen am Markt erfolgreich zu platzieren. Im Jahr 2023, im Alter von 35 Jahren und mit 15 Jahren Berufserfahrung, gründete ich mein Einzelunternehmen mit dem Namen „Markus Richter freiberuflicher Ingenieur“.

1.4 Mein Geschäftsmodell

Mein Geschäftsmodell als Einzelunternehmer ist schnell erklärt: Wenn ein großer Projektentwickler viele Offshore-Windprojekte gleichzeitig bedienen muss und nicht genügend eigene Projektingenieure und Experten unter Vertrag hat, komme ich ins Spiel. Ich helfe meinen Kunden kurzfristig und unkompliziert, ihre temporären Ressourcenengpässe zu überwinden. Diese Flexibilität hat ihren Preis. Sie wird mit einem Tagessatz vergütet, der höher ist als das äquivalente Gehalt einer festangestellten Person.

Eine weitere Chance bietet die allgemein hohe Nachfrage nach Offshore-Wind-Ingenieuren. Für viele spezielle Bereiche sind momentan nicht genug projekterfahrene Fachleute auf dem Arbeitsmarkt verfügbar. Hier kann ich als freiberuflicher Ingenieur meine spezifische Expertise für einen längeren Zeitraum, z. B. für ein halbes Jahr, als Dienstleistung für den Projektentwickler zur Verfügung stellen.

Hinzu kommen kleinere Aufträge, die für einen begrenzten Zeitraum ausgeführt werden, wie beispielsweise die Erstellung von Studien, Berichten oder technischen Dokumenten. Natürlich gibt es noch viele weitere mögliche Dienstleistungen, aber die oben genannten bilden meinen Schwerpunkt ab.

Ich bin also vor allem als Projektingenieur in Offshore-Wind-Großprojekten tätig mit der Spezialisierung im technischen Schnittstellenmanagement. Und wie Sie sehen, ich betätige mich nebenher auch als Autor.

Um ein Fazit aus meinem Weg zur Selbstständigkeit zu ziehen: Es ist von Vorteil, wenn Sie vor der Gründung Ihres Einzelunternehmens mehrere Jahre Berufserfahrung gesammelt haben und sich in Ihrer Branche gut auskennen. Alternativ kann auch ein sehr spezialisiertes Nischenwissen von Nutzen sein und eine große Nachfrage mit sich bringen. Es ist jedoch entscheidend, Leidenschaft und unbändige Neugier für seinen Bereich mitzubringen und sich mit Freude immer weiter darin zu vertiefen. Wenn das Fachthema für Sie zum „Heimspiel“ wird, können Sie immer wieder einen Mehrwert für Ihre zukünftigen Kunden und Auftraggeber schaffen. Und wenn Sie dabei dann auch noch Spaß haben, dann würde ein Unternehmenscoach sagen: Es liegt eine Win-Win-Situation vor. Sie haben Freude an der Arbeit und Ihr Kunde auch.

1.5 Checkliste - Einführung
Einschlägige Branchenerfahrung oder Nischenwissen vorhandenLeidenschaft und Neugier für Ihr Fachgebiet vorhandenSie haben Lust und genug Ausdauer Ihre eigenen Ideen umzusetzenSie möchten eigene Entscheidungen treffenSie sind bereit, sich auf ein Abenteuer außerhalb Ihrer Komfortzone einzulassen
2. DER MASTERPLAN

Erfolgreiche Unternehmen entstehen im Kopf. Sage nicht ich, sondern schreibt der inzwischen im Ruhestand befindliche Berliner Professor Dr. Günter Faltin in seinem Bestseller „Kopf schlägt Kapital“. Professor Faltin lehrte Entrepreneurship an der Freien Universität Berlin. Er hat nicht nur die Konzepte erfolgreicher Unternehmen untersucht, sondern auch zum Beweis seiner Theorien eigene Unternehmen in Zusammenarbeit mit seinen Studenten gegründet. Zum Gründen eines Unternehmens braucht es Mut, sagen die meisten. Meist sind es dieselben, die sagen: Du musst verrückt sein. Professor Faltin beweist aber anhand zahlreicher Beispiele, dass Mut gar nicht erforderlich ist. Man braucht keinen Mut, wenn man ein gutes Konzept hat. Im Gegenteil: ein gutes Konzept soll alle möglichen Risiken minimieren. Ein gutes Konzept muss daher gründlich durchdacht und sorgfältig abgewogen werden. Das kostet Zeit, die man sich unbedingt zugestehen sollte. Das ist auch meine Erfahrung.

Nehmen Sie sich genügend Zeit, über das Geschäftsmodell oder das Businesskonzept Ihres künftigen Unternehmens nachzudenken. Und lesen Sie! Informieren Sie sich anhand von Büchern, was Sie bei einem Unternehmenskonzept beachten sollten.

Während meiner Anfangsphase auf dem Weg in die Selbstständigkeit bestand mein erster Schritt auch darin, mich in das Thema der Existenzgründung und Freiberuflichkeit einzuarbeiten. Die wirklich lehrreichen Quellen waren rar gesät, weshalb ich eine umfassende Online-Recherche startete, um möglichst viel nützliche Literatur, Websites, Online-Kurse und Videos zu finden, die mir bei meinem Vorhaben helfen konnten. Dabei bin ich auf drei Bücher gestoßen, die ich Ihnen wärmstens empfehlen kann.

Zum einen das „Praxisbuch für Freiberufler“ von Svenja Hofert, welches einen guten generellen Überblick über wichtige Themen für Freiberufler gibt, jedoch nicht sehr spezifisch ist, da es auch den Künstler und Fitnesscoach anspricht. Zum anderen las ich das Buch „Leitfaden für Existenzgründer – Wie man sich als Ingenieur selbstständig macht“ von Erhard Sanft, welches speziell auf die Gründung eines großen Ingenieurbüros mit vielen Mitarbeitenden eingeht. Auch wenn es nicht direkt auf meine spezielle Situation vom Ingenieur zum Einzelunternehmer anwendbar war, fand ich es dennoch sehr lehrreich und empfehlenswert. Als drittes Buch empfehle ich Ihnen den „Freiberufler-Atlas“ von Martin Massow. Lesen Sie dieses Buch aus Motivationsgründen am besten nicht gleich als erstes, da in diesem Werk sehr intensiv auf die eher trockenen, aber wichtigen steuerlichen und gesetzlichen Aspekte eingegangen wird. Nach intensivem Lesen, Markieren und Notizen machen, hatte ich durch diese drei Bücher einen ersten hinreichenden Überblick über die relevanten Themen erhalten und konnte mich besser auf meine Gründung vorbereiten.