Von der Dunkelheit verführt - Naya Mouze - E-Book
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Von der Dunkelheit verführt E-Book

Naya Mouze

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Beschreibung

Wagst du den nächsten Schritt? Finya Ich habe eine andere Welt betreten – deine Welt. Du hast sie mir gezeigt. Die Schönheit und Magie, von der du sprichst, die für dich viel mehr zu sein scheint als für all die anderen hier. Vielleicht war es keine Absicht, doch du hast mir dabei einen Teil von dir offenbart, den du vor jedem versuchst zu verbergen. Du versteckst ihn hinter den Geheimnissen, die dich umgeben. Den Warnungen, die du aussprichst. Doch diese Warnungen verschrecken mich nicht. Ich würde lügen, würde ich sagen, ich verspüre keine Angst. Ich spüre sie deutlich. Nicht vor dir und auch nicht vor der Gefahr, die du ausstrahlst. Sondern vor dem Schmerz, den nur du verursachen kannst. Ich habe Angst davor, dass mein Herz bricht, Zayn. Denn ich habe es an dich verloren … Und das, obwohl ich nicht weiß, ob du überhaupt fähig bist zu lieben. Zayn Kleine süße Fey … Warum nur hörst du nicht auf mich? So oft habe ich versucht dir klarzumachen, du sollst dich nicht auf mich einlassen. Nur ist dir das völlig egal. Trotz der Gefahr, die du spürst, und meinen Warnungen wolltest du unbedingt bei mir bleiben. Du hast mir keine Wahl gelassen und nun lasse ich dir keine mehr. Ich werde dich in den Abgrund ziehen. Wir werden fallen, Kätzchen … Und das vielleicht tiefer, als wir beide geglaubt haben …

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Seitenzahl: 393

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Von der

Dunkelheit verführt

∞ fallen für dich ∞

written by

Naya Mouze

Band 2 der Dunkellicht-Reihe

Table of Contents

Impressum

Triggerwarnung

Widmung

Playlist

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Fortsetzung

Danksagung

Über die Autorin

Impressum

3. Auflage 2025

Alle Rechte vorbehalten

Cover: Sternfeder Verlag

Bildmaterial lizensiert über Adobe Stock und OpenAi

Korrektorat/Lektorat: Sternfeder Verlag

Herausgegeben von: Sternfeder Verlag, Bogenstr.8, 58802 Balve

www.sternfederverlag.de

[email protected]

Verlagslabel: Sternfeder Verlag

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors oder Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Davon ausgenommen sind kurze Auszüge, die zum Zwecke der Rezension entnommen werden.

Personen und Handlungen im Roman sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden oder verstorbenen Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek:

https://portal.dnb.de/opac.htm

Triggerwarnung

Du bekommst also nicht genug. Ich wusste es …

Hast du mir das letzte Mal auch wirklich zugehört?

Hast du meine Worte ernst genommen?

Zur Sicherheit werde ich sie dir nochmal ins Gedächtnis rufen.

Diese Geschichte ist kein Märchen.

Psychische und körperliche Gewalt, harter Sex, Rauschmittel, Missbrauch, beleidigende und verletzende Worte, Kämpfe, Schmerzen, das Leben und den Tod … All das und noch mehr beinhaltet meine Welt. Es verbirgt sich in meiner Dunkelheit.

Beginne nicht mit dem Lesen, wenn du es nicht ertragen kannst, es dich triggert.

Hör auf zu lesen, wenn es dir zu viel wird.

Ich lasse dir die Wahl, schließlich hast du eine …

Es ist also deine Entscheidung, ob du dich tiefer in meine Abgründe begeben willst.

Lass dir nur eines gesagt sein:

Mit jedem Schritt, den du machst, wird es dunkler.

Wenn dich das nicht stört, darfst du umblättern, dich in meine Geschichte stürzen und für mich fallen.

Nur erinnere dich an meine Worte …

Schließlich hatte ich dich bei unserer ersten Begegnung schon gewarnt …

Widmung

Für alle,

die Grenzen überschreiten wollen.

Für alle,

die sich nicht im Dunkeln fürchten.

Für alle,

die mehr als nur ein Leben leben wollen.

Playlist

Ghost Nation – Unforgiven

Sam Tinnesz – Play with fire

Zayn Malik ft. Sia – Dusk till dawn

Cyan Kicks - Let me down slowly

Zella Day - High

George Taylor – Come and follow me down

Willyecho – Welcome to the Fire

Prolog

Die Dämmerung.

Nicht dunkel, nicht hell.

Sie taucht die Welt in ein schwummriges Licht.

So schön.

So schaurig.

So verfänglich.

Du begibst dich hinein.

Du lässt dich auf sie ein.

Du wirst süchtig.

Du willst mehr.

Du wirst geblendet von ihrer Schönheit und bedenkst die Schatten nicht, die in der Nacht mit der Dunkelheit verschmelzen.

Erst mit dem Anbruch des Tages wirst du erkennen, dass auch das Licht die Monster nicht vertreibt.

Doch dann ist es zu spät, denn in diesem Moment verlierst du bereits den Halt und fällst …

Kapitel 1

Zayn – Abhängigkeit

»Ich hasse dich.«

Diese Worte von Fey zu hören, war zu viel. Zu hart. Zu schmerzhaft. Ich wollte einfach nur noch weg und alles vergessen. Wollte sie vergessen und alles, was ich für sie fühle. Mit ihren Worten hat sie eine Grenze überschritten. Eine, die sie nicht übertreten darf. Die Grenze zu meiner dunkelsten Seite. Innerhalb von Sekunden hat meine ganze Dunkelheit gedroht, mich zu verschlucken.

Hass ist etwas mit dem ich nicht umgehen kann. Er ist viel zu zerstörerisch. Nicht kontrollierbar. Es ist dieses eine Gefühl, das ich nicht fühlen darf … denn Hass ist, was mich mein ganzes Leben lang angetrieben hat. Er hat mich zu dem Monster werden lassen, das ich heute bin. Das ich versuche zu verstecken, damit es nicht mehr ausbrechen kann. Diese Abscheulichkeit will ich nicht mehr sein. Viel zu lange habe ich gebraucht, um die Kontrolle über mich und meine Handlungen zu bekommen. Ich kann sie nicht mehr hergeben und darf sie auch niemals verlieren.

Verfluchte Scheiße. Ich wollte wirklich gehen. Finya ist alles andere als sicher bei mir. Sie wiegt sich zwar in Sicherheit, doch sie irrt sich. Ich bin eine tickende Zeitbombe. Jederzeit bereit in die Luft zu fliegen. Was übrig bleibt sind Trümmer. Ich hinterlasse nur Scherben und Unheil. Es war schon immer so und es war in Ordnung für mich. Ich will nichts besitzen, dass mir genommen werden kann … Fuck. Ich hätte nicht zurückgehen sollen. Nicht nur, weil ich ein Monster bin und mich in ihrer Nähe kaum unter Kontrolle habe, sondern vor allem, weil mir das alles um die Ohren fliegen wird. Es ist vorprogrammiert. Hätte sie nur nicht geweint … Gott, ihre Tränen, ich ertrage sie nicht. Es zerreißt mich, wenn sie weint. Es ist grässlich. Und wenn sie wegen mir weint, ist es noch viel schlimmer.

Warum hat sie überhaupt schon wieder meine Aussage in Frage gestellt? Wieso hat sie noch nicht kapiert, dass sie mir nicht gleichgültig ist? Was muss ich denn machen, damit es in ihren Kopf geht? Ich hatte ihr schon einmal gesagt, dass sie mir etwas bedeutet, auch wenn ich nicht weiß was. Irgendetwas hat sie an sich. Was war eigentlich ihr beschissenes Problem? Wieso ist das Ganze überhaupt so eskaliert? Schließlich hat sie mich abserviert und mich weggestoßen. Ihr war Tanzen doch wichtiger, als mit mir zu verschwinden. Wie ist sie denn plötzlich darauf gekommen, sie würde mir nichts bedeuten? Weil ich was mit anderen Frauen habe? Was stimmt denn nicht? Was ich mit ihnen habe, hat nichts mit ihr zu tun. Was ist daran so schlimm? Sonst hat das noch nie jemanden interessiert. Ich kapiere es nicht. Finyas Verhalten ergibt keinen Sinn … Hat sie mir echt an den Kopf geknallt, dass wir nicht zusammen sind? Hat sie das gedacht? Dieser seltsame Beziehungskram … Kann man dabei überhaupt etwas richtig machen? Wir haben das nie beschlossen oder hatte ich das verpasst. Ich kenne mich damit überhaupt nicht aus. Was muss man dafür machen? Will ich das? Ich kann das nicht … Das funktioniert einfach nicht. Dafür ist kein Platz in meinem Leben. Sie kann nicht bei mir bleiben. Scheiße, ich will sie trotzdem. Ich kann sie nicht hergeben und riskieren, dass sie jemand anderen hat. Sie jemand anderen berührt … wie diesen elenden Wichser! Er hat sie geküsst … Meine Fey! Er hat sie angefasst, als wäre sie sein Eigentum! Dieser Scheißkerl. Ihre Küsse sind nur für mich bestimmt. Ihre Berührungen gehören mir. Ihr Lächeln gehört mir. Sie gehört mir!

Was wollte Finya überhaupt von ihm?! Sie hat mich. Erst macht sie mit mir rum, lässt mich abblitzen und rennt dann zu dem Penner?! Scheiße. Wie er sie angesehen hat … Seine Hände auf ihrem Körper … Allein darüber nachzudenken, erweckt in mir den Drang zurückzugehen und ihm jeden einzelnen Finger zu brechen. Mehrmals und dann jeden weiteren Knochen. Bis nichts mehr übrig ist. Es wäre so befriedigend ihn leiden zu lassen. Ich hätte ihn schlafen legen sollen, damit ich mich später um ihn kümmern kann. Dieser Drecksack hat Finya nicht mal anzusehen. Niemand hat das. Dass er es überhaupt gewagt hat sie anzusprechen. Er will sicher sterben. Er bettelt förmlich darum. Gott, verdammt … Was ist denn los mit mir? Wo kommt diese ganze Wut her und dieses widerliche Gefühl, das mich durchdrehen lassen will, jedes Mal, wenn es um sie geht. Was ist Finya überhaupt für mich? Warum kann ich ständig nur an sie denken und raste wegen eines dahergelaufenen Wichsers, der mir sowieso nicht das Wasser reichen kann, so aus? Mich hat das sonst auch nicht interessiert. Warum interessiert es mich jetzt? Es ist krank und nicht normal. Es kann nicht normal sein, was dieses Mädchen mit mir anstellt. Sowas habe ich noch nie erlebt. Sie spukt immerzu in meinem Kopf herum, völlig egal, was ich mache. Ob ich trainiere, schlafe, irgendeine andere flachlege, da ist immer nur Finya in meinem Kopf. Ihr süßes, zurückhaltendes Lächeln. Das Leuchten in ihren karamellbraunen Augen, wenn sie mich ansieht. Die Blitzschläge, die ihre Berührungen auslösen … Das ist absolut verkorkst, selbst für meine Verhältnisse.

Meine Gedanken wirbeln wild umher und sind unmöglich zu stoppen. Tausende Fragen, auf die ich keine Antwort weiß. Gefühle, die ich nicht zuordnen, und Dränge, die ich kaum kontrollieren kann, bringen beinahe meinen Kopf zum Platzen. Ich bin vollkommen überreizt.

Fuck, ich hätte mich von Finya fernhalten sollen und sollte es auch jetzt tun. Was habe ich nur getan? Das ist vollkommen beschissen. Würde es wenigstens nur um diese seltsamen Gefühle gehen, die sie in mir auslöst und unseren Streit gerade, wäre das ja schon genug, aber da ist auch noch mein Vater ... Ich bin so bescheuert. Er hat schon genug Interesse an ihr. Wenn er auch noch mitbekommt, dass sie mir – auf welche Art auch immer – wichtig sein könnte, wird er sie nur noch mehr wollen. Verdammt. Ich hätte das gerade wirklich mit ihr beenden sollen. Ich war schon fast weg. Warum bin ich umgekehrt? Es wäre so leicht gewesen. Sie wäre sicherer gewesen ... Sicher vor ihm und sicher vor mir. Es wäre das Beste gewesen, aber ich konnte nicht weitergehen. Ich konnte nicht, weil ich gefühlt habe, wie ihr Herz bricht, als sie dort auf dem Boden saß. Ihre Einsamkeit in der anderen Welt und die Angst, als Co sie eine ganze Nacht lang in diesen dunklen Keller gesperrt hat, war ein Scheißdreck dagegen. Das Gefühl, das sie gerade wegen mir erleiden musste, war so viel schlimmer … Ich bin zu weit gegangen.

Warum habe ich nicht meine Finger von ihr gelassen? Warum konnte ich nicht widerstehen und bin schwach geworden? Warum habe ich mich von ihr herausfordern lassen? Warum ist sie so unglaublich schön …? Oh man. Wieso denke ich überhaupt darüber nach, warum ich sie nicht in Ruhe gelassen habe? Es ist doch eigentlich ganz einfach und es bleibt immer dieselbe Antwort. Ich konnte nicht und jetzt kann ich es auch nicht. Es hat mich schon eine scheiß Überwindung gekostet, sie so fertig wie sie war, stehen zu lassen. Mein dunkles Gen und meine Sucht, haben mich gleichermaßen zu ihrem Schmerz hingezogen, wie sie mich fortgehen lassen wollten. Wie hätte ich Finya da denn gar nicht erst anfassen sollen? Sie ist so hell und ihr Schmerz ist so anziehend … anders anziehend als sonst.

Ich wollte ihn vorhin nicht verstärken. Ich wollte ihn ihr nehmen. So ging es mir noch nie … Meine kleine Fey soll wegen mir nicht leiden, wie sie es gerade getan hat. Nein. Sie soll, wenn sie leidet, auf meine Art leiden. Ich könnte es ihr zeigen. Ihr zeigen, wie gut sich Leid anfühlen kann … Sie muss mir die Kontrolle überlassen und meinen Schmerz spüren. Den Schmerz, den nur ich ihr geben kann - meinen verführerischen, quälenden, allumfassenden Schmerz, den ich von ihr brauche. Sie soll sich danach verzehren und mich anflehen ihn bekommen zu dürfen. Ich will, dass sie sich in ihn stürzt. Sie will es doch auch. Warum hätte sie mich sonst zurückgewollt? Shit, Stopp. Ist es das? Bin ich deswegen wieder hier? Bin ich deshalb zurück zu diesem Mädchen? Weil ich sie quälen will? Wollte ich ihr nicht vorhin noch die Qualen ersparen, die sie immer wegen mir haben wird, wenn ich sie nicht gehen lasse? Ich kann ihr das nicht antun. Sie ist viel zu unschuldig und rein und ich bin viel zu abgefuckt für sie. Ihr gebrochenes Herz würde wieder heilen … Irgendwann. Der grässliche Schmerz, den sie deshalb haben wird, würde vergehen. Er vergeht immer. Wird weniger, bis er verblasst und in Vergessenheit gerät. Schmerz ist nur eine Zeitlang ein Gefühl. Ich sollte es am besten wissen und vernünftig sein. Mich nicht von meinen Dämonen leiten lassen. Ich muss weg von ihr. Ich will sie nicht verderben, aber genau das werde ich tun, wenn ich bleibe. Ich weiß es … Ich kann es nicht lassen. Ich muss sie haben. Es geht gar nicht anders. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es passiert. Ich bin erbärmlich. So ein willensschwaches Wesen. Denn obwohl ich weiß, es ist nicht richtig hier zu sein, bin ich trotzdem wieder zurück zu ihr und habe sie gezwungen, mir zu sagen, was sie tun würde, damit ich bleibe. Natürlich hat sie genau das Falsche gesagt. Genau das, was ich hören wollte. Somit liegt es doch schon auf der Hand. Mein Plan, sie in Ruhe zu lassen, ist kläglich gescheitert. Ich bin schon viel zu tief in diesen Strudel geschlittert. Es geht nicht mehr nur um Finyas Körper. Ich will schon viel zu lange nicht mehr nur ihren Körper besitzen. Gerade in diesem Moment wird es mir klar. Ich will alles – ihre Seele, ihren Geist und vor allem, ihr viel zu gutes, zerbrechliches Herz.

∞∞∞∞

Am Horizont wird Finya gleich ihre alte Welt erblicken. Ich habe sie zum Meer der Erinnerungen gebracht. Wir haben kein Wort mehr miteinander geredet und ich halte sie seitdem einfach nur im Arm. Sie sitzt mit dem Rücken an meine Brust gelehnt vor mir. Ihre zarten Hände liegen auf meinen, warm und weich.

Wärst du nur ein wenig cleverer und hättest mich einfach gehen lassen. Du hättest mich nicht wieder zu dir holen sollen, Kätzchen. Jetzt gibt es keinen Ausweg mehr … Es ist zu spät, denn ich werde nicht mehr gehen. Es war deine einzige Chance. Deine letzte Entscheidung.

Das Beben ihres Körpers ist verebbt und sie atmet wieder gleichmäßig. Ich könnte sie darauf ansprechen, dass das zwischen uns noch viel mehr eskalieren kann. Ich sollte ihr sicher auch alles sagen, was in mir los ist, aber ich tue es nicht. Es ist egoistisch von mir, doch es würde nichts ändern. Außerdem … wenn ich sie so ansehe, kann ich mir nicht vorstellen, dass ich ihr auch nur in irgendeiner Form Schmerz zufügen könnte, obwohl ich gleichzeitig genau danach einen kaum kontrollierbaren Drang verspüre. Sie fühlt sich so gut an, sogar wenn ich sie einfach nur festhalte. Ihre Wärme beruhigt mich.

Schon wieder bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich sie tatsächlich behalten will oder ob mich einfach nur meine Dunkelheit in ihre Arme treibt. Scheiße, ich muss mich ablenken.

»An was denkst du?«, will ich wissen.

»Ich frage mich, was diese Lichter sind«, offenbart sie mir ihre Gedanken und zeigt auf das in allen Farben leuchtende Meer vor uns. Wie Glühwürmchen bewegen sich die kleinen, bunten Bälle unter der von leichtem Nebel überzogenen Wasseroberfläche.

»Es sind Erinnerungen. Jede Erinnerung aller Wesen, auch die der Menschen wird hier aufbewahrt. Dieses Meer verbindet unsere Welt mit ihrer«, kläre ich sie auf.

»Jede Einzelne? Also auch deine?« Finyas Stimme klingt noch immer kratzig von ihrem Zusammenbruch. Sie geht mir unter die Haut und löst ein prickelndes Gefühl in mir aus, das ich bei keiner anderen bekomme. So angenehm und berauschend.

»Ja, auch meine.«

»Warum haben sie verschiedene Farben?«, fragt sie weiter nach.

Ich muss schmunzeln. Viel zu oft vergesse ich, dass sie kaum etwas über unsere Welt weiß. Deshalb fasziniert es mich auch so, dass sie alles und sei es nur das kleinste Detail, hinterfragen muss. Es ist, als würde ihr Kopf ständig arbeiten und nie zur Ruhe kommen. Leider bestätigt es mir aber auch erneut, wie sehr sie mich braucht, um unsere Welt zu verstehen.

Unter größter Anstrengung schaffe ich es, mich auf meine Antwort zu konzentrieren, bevor ich nochmal anfange über alles nachzudenken. Es wäre sinnlos, weil ich auf keine zufriedenstellenden Lösungen komme.

»Sie haben verschiedene Farben, damit sie unterschieden werden können. Ich hatte dir doch erzählt, dass die Naturgeister und Feen das Gleichgewicht der Magie bewachen. Weißt du noch?«

»Ja, ich erinnere mich. Du hast es an der Feengrotte gesagt.«

»Richtig. Das hier ist im Prinzip nichts anderes. Die roten Lichter sind schlechte Erinnerungen und die grünen sind schöne. All die anderen sind neutral und wenn eine der beiden Seiten überwiegt, dann ändern die Neutralen ihre Farbe und werden zu schönen oder schlechten Erinnerungen. Sie müssen sich am Ende ausgleichen. Tun sie das nicht, wird die Waage nicht gehalten.«

Fey nickt leicht. »Verstehe. Passiert das mit dem Ausgleichen oft?«

Wie schön ihre Stimme klingt …

»Der Farbwechsel schon. Das Ausgleichen nur heute Nacht.« Ich weise sie auf die Lichter hin, die gerade ihre Farbe ändern.

Sofort richtet sie sich auf und sucht das Meer ab. Um ihr zu helfen, zeige ich auf eine Stelle unweit von uns.

Mit ihrem faszinierten »Oh« weiß ich, dass sie den Farbwechsel erkennt. Gespannt sieht sie dabei zu, wie die orangenen Lichter sich in ein sattes Grün verwandeln und zu den anderen ihrer Farbe gleiten.

»Schau in den Himmel. Das ist die Feuerwendte«, flüstere ich ihr daraufhin ins Ohr und sehe selbst dabei zu, wie ein heller Streifen am Horizont erscheint. Das verschwommene Grün und Blau des Erdballs, auf dem die Menschen leben, wird kräftiger und formt sich langsam zu einem Bild. Tausende leuchtende Kugeln durchbrechen die Wasseroberfläche und fliegen dem Streifen entgegen, der jetzt einen richtigen Einblick in die Menschenwelt gibt, als würde jedes Leben im Schnelldurchlauf angeschnitten werden.

Wassertropfen fallen von den Leuchtkugeln auf das Meer nieder und lassen einen Chor aus plätschernden Geräuschen entstehen. Sobald sie den Streif erreichen, zeigt dieser die verborgene Erinnerung des Wesens und ein Bild, wem sie gehört. Gesichter. Momente. Schöne und traurige Augenblicke. Familien. Kinder. Erlebnisse.

»Was passiert hier?«, fragt Finya kaum hörbar und greift fester nach meiner Hand.

»Die Erinnerungen der Toten verschwinden. Sie sind überflüssig und zerschellen, wenn sie den Streifen erreichen.«

Es ist ein trauriger und magischer Moment. Ein grausam schöner, der die überschüssige Magie ausgleicht, indem er sie zerstört. Auch ich bin davon fasziniert, jedes Jahr aufs Neue, obwohl es sich anfühlt, als würde etwas in mir sterben. Ein Moment, in dem ich mich fühle, als würde ich innerlich verbrennen. Mir stockt der Atem. Mit geschlossenen Augen verkneife ich mir, auch nur einen einzigen Ton von mir zu geben oder einen meiner Muskeln anzuspannen.

Das Portal schließt sich langsam. Das Brennen in meinem Körper lässt nach und verschwindet, als wäre es nie da gewesen. Froh darüber, dass Fey nichts mitbekommen hat, lehne ich mich auf die Hände gestützt zurück und sehe meinem hübschen Mädchen einfach nur dabei zu, wie sie das Schauspiel beobachtet.

Ihre langen, braunen Haare wehen leicht im Wind und blasen ihren süchtig machenden Duft in meine Richtung. Alles ist vergessen. Stundenlang könnte ich sie einfach nur ansehen. Sie ist unheimlich schön in dem schwummrigen Licht. Strahlt wie ein Engel in der Dunkelheit.

Ich muss ihr mehr zeigen. Mir mehr nehmen. Sie muss mir mehr geben. Ich könnte ihr …

»Bedeute ich dir irgendetwas, Zayn?«, durchbricht sie plötzlich ganz leise die Stille. Ihr Ton klingt irgendwie distanziert. In ihrer Aura schwingt eine Traurigkeit mit, die gleich wieder unangenehm meine Brust ziehen lässt.

Die Frage trifft mich unerwartet, sodass ich völlig aus meinen Gedanken gerissen werde und kurz überlegen muss, was ich überhaupt sage.

Lass dir etwas einfallen, Zayn. Denke dir was aus. Shit, ich kenne die Antwort ja selbst nicht wirklich, aber so wie es aussieht, weiß sie wohl, was sie für mich empfindet. Allerdings hat sie nur gefragt, ob sie mir etwas bedeutet, und nicht nach dem ›Was‹ sie für mich ist. Somit kann ich auch ganz unverfänglich antworten.

»Tust du, sonst wäre ich wohl kaum hier.«

»Und warum gehst du dann auch zu anderen? Bedeuten sie dir auch etwas?«, fängt sie wieder an. Ihre Stimme zittert.

Du wirst nicht wieder weinen!

Bestimmt umgreife ich ihre Schulter, damit sie sich zu mir umdreht, dann ziehe ich sie auf meinen Schoß. Sofort senkt sie ihren Blick und sieht verunsichert auf meine Ketten. Dabei zupft sie an ihren Fingern. Ich lege meine Hände auf ihren Oberschenkeln ab. Wenn sie so nah bei mir ist, kann ich mich fast nicht mehr konzentrieren, allerdings muss ich das bei solchen Fragen.

»Fey, schau mich an«, befehle ich ihr und schon blickt sie mir eingeschüchtert in die Augen. »Was ich mit anderen Frauen mache oder nicht, ist kompliziert. Und nein, sie bedeuten mir nichts. Hör auf, dich mit diesen Gedanken zu quälen. Was ich mir von ihnen nehme, hat nicht im Geringsten etwas mit dem zwischen uns zu tun.« So gern würde ich dir mehr sagen, Kätzchen. Nur kann ich nicht ... Du würdest schreiend weglaufen, wenn ich es dir erzähle und ich will nicht, dass du wegläufst. Nicht mehr. Frag einfach nicht weiter nach. Du willst es nicht wissen.Es würde dich vielleicht zerstören und ich will dich nicht zerstören … Man, was stellt sie nur mit meinen Gefühlen an? Wieso verstehe ich selbst nicht, was dieses Mädchen auf meinem Schoß mit mir macht?

Mein Blick wandert über ihr hübsches Gesicht.

Verflucht …Ich bin süchtig. Nach ihr. Nach dem, was ich bin, wenn ich bei ihr bin. Leider ist das aber auch schon alles, was ich weiß. Nur diese eine Sache gestehe ich mir ein und, dass ich mich in ihrer Nähe auf eine seltsame Weise gut fühle und alles andere unwichtig erscheint.

Finya sieht erneut nach unten, während ich mich auf weitere Fragen gefasst mache, doch sie sagt nichts mehr. Stattdessen sieht sie auf einmal entschlossen zu mir und legt ihre Hände in meinen Nacken. Mit einem flammenden Leuchten in ihren Karamellaugen blickt sie direkt in meine und küsst mich so plötzlich, dass ich gar nicht realisiere, was gerade passiert. Mein Gehirn hat sich in Sekundenschnelle von meinem Verlangen nach ihr ersetzen lassen. Ihre Lippen und ihre Aura sind wie eine Droge, die blitzschnell in meinen Blutkreislauf gelangt und alles außer Kraft setzt, damit sie mich voll einnehmen kann. Sie ist gefährlich berauschend.

Meine Zunge trifft ihre. Finya entweicht ein Seufzen. Ich küsse sie fordernder. Die Süße ihrer Lippen macht mich so an, dass ich mich gerade noch bremsen kann, bevor ich komplett abschalte und die Kontrolle verliere. Langsam nehme ich meine Hand von ihrem Hinterkopf. Atemlos geht sie ein Stück zurück und zieht sich auf einmal ihr Oberteil über den Kopf.

Was um alles in der Welt?! Ist sie wahnsinnig? Fuuuck … ruhig bleiben …

»Was tust du da?« Meine Stimme ist heiser. Es kostet mich unendlich viel Selbstbeherrschung, mich zusammenzureißen.

»Zeigst du mir ein bisschen mehr?«, fragt sie schüchtern und kaut verlegen auf ihrer Unterlippe.

Ein bisschen mehr …?!Vergiss es! »Ich zeig dir so viel mehr, Kätzchen.«Sofort liegen meine Hände auf ihr und meine Lippen wieder auf ihrem Mund. Mit einer schnellen Bewegung platziere ich sie unter mir und verteile eine Spur Küsse auf ihrer makellosen Haut. Sie ist alles, was ich will und alles, was ich brauche. Allein das elektrisierende Kribbeln in mir, das nur sie auslöst, lässt mich fast durchdrehen.

Ungeduldig zieht sie an meinem Shirt, das kurz darauf irgendwo auf dem Boden landet, wie ihre Shorts und meine Jeans. Ich küsse sie wieder und lasse auch den Rest ihrer Kleidung verschwinden. Sie stützt sich auf die Ellenbogen. Ich knie mich vor sie und lasse meinen Blick über sie gleiten.

Kätzchen, du bist definitiv das Schönste, was ich je gesehen habe … und ab jetzt wirst du nie wieder jemanden anderen wollen als mich, weil dir keiner auch nur ansatzweise geben kann, was ich dir geben werde …

Mit einem bestimmten Griff packe ich ihre Fußknöchel und ziehe sie zu mir. Ihr entweicht ein leises Quieken, bevor sie mich ansieht. Mit einem Schleier aus Verlangen in ihren hellbraunen Augen, bittet sie mich stumm nach mehr. Sie will alles. Ich will mich auf sie legen und ihr geben, wonach sie sich sehnt, doch zum ersten Mal blockiert mich etwas innerlich und hindert mich daran, ihr alles zu geben. Mein Verstand hat sich eigentlich schon verabschiedet und ich schaffe es kaum mehr, etwas anderes zu spüren als Begierde, Leidenschaft und dieses unstillbare, dunkle Verlangen. Nach ihr, nach ihrer Unschuld, nach ihrem Schmerz. Doch es geht nicht. Ich kann es nicht. Kann ihr nicht so wehtun, wie ich es eigentlich gern tun würde. Meine Hand fährt über ihre festen Beine, über die weiche Haut ihrer Innenschenkel. Nur ganz leicht streife ich ihre glühende Mitte.

Gott … sie wäre so bereit für mich. Scheiße, ich könnte sie einfach ficken. Ich will sie nicht nur ficken. Ich will sie behalten. Diese Gefühle. Sie ist zu zerbrechlich. Ich muss mich gedulden. Ihr sachte alles zeigen. Sie Stück für Stück einnehmen und zu dem machen, was ich brauche.

Langsam beuge ich mich zur ihr, an ihren Hals und koste zärtlich jeden Zentimeter ihres Körpers. Genieße jede Reaktion, die ihr meine Berührungen entlocken und sauge alles, wie Lebenselixier in mir auf. Meine Zunge spielt mit ihrem harten Nippel. Sie streckt sich mir entgegen. Ich beiße zu. Fey schreit und krallt sich in meine Schulter, während ich erregt knurre. Ihr Herz klopft so heftig, dass es an meinen Lippen pulsiert. Mit meiner freien Hand umschließe ich ihre andere Brust, zwicke sie und beiße nochmal zu. Fey schreit wieder und versucht, irgendwie wegzukommen. Ihre Bemühungen sind sinnlos, denn ich werde sie nicht gehen lassen. Ich will ihre Grenzen austesten und in kleinen Schritten überschreiten, bis sie danach verlangt, dass ich es tue. Langsam wandere ich weiter nach unten, bis zu ihrer feuchten Mitte. Bestimmt drücke ich ihre Schenkel auseinander und warte.

»Zayn …«

Ich blicke auf, halte aber weiterhin inne.

»Mehr«, haucht sie fast tonlos.

Braves Mädchen.

Meine Lippen berühren ihre Hitze, meine Zungenspitze ihre Perle. Mich erfasst augenblicklich ein Rausch. Dunkel. Begierig. Unersättlich. Ihr Becken bewegt sich im Takt meines neckenden Spiels, dabei krallen sich ihre Hände fest in meine Haare. Sie wimmert und stöhnt. Meine Fingerspitzen umkreisen ihre feuchte Öffnung. Verzweifelte Lustlaute dringen zu mir durch, die mich noch mehr anturnen. Leichte Schleier durchziehen mein Sichtfeld. Das Einzige, was ich noch wahrnehme, ist sie und ihre Aura, die nicht ansatzweise ängstlich genug ist und dennoch anziehender, als ich es für möglich halten könnte.

Ein paar Sekunden lasse ich von ihr ab und konzentriere mich auf jede ihrer Reaktionen. Ihren beschleunigten Atem. Ihre Muskeln, die sich lockern und ihre Hände, die sich aus meinen Haaren lösen. Sie blinzelt, ich senke meine Lippen wieder auf ihre Mitte. Sauge fester an ihr und schiebe meine Finger in sie. Mein gestöhnter Name ist zu wenig. Zu Sanft. Ich werde schroffer. Sie lauter. Ihre Muskeln verkrampfen sich erneut, während ich sie noch härter massiere.

»Bitte«, wimmert sie atemlos und versucht mich zu sich hochzuziehen, schafft es aber nicht. Verzweifelt will sie sich aufsetzen.

Ich richte mich auf. Süß, aber du bist machtlos, Kätzchen.

Bestimmt drücke ich sie zurück auf den Boden und halte sie dort. Ihre Nägel krallen sich hilflos in meinen Arm, als ich meine Finger nochmal in sie gleiten lasse. Ihr Körper zuckt. Jedes Mal, wenn sie kurz davor ist zu kommen, höre ich auf und warte, nur, damit ich wieder von vorn beginnen kann. Ich brauche Kontrolle über sie und will mich an ihr ergötzen. Ich will, dass sie abhängig von mir ist … so abhängig, wie ich mir gerade eingestehe, von ihr zu sein.

»Gib mir mehr, Fey«, fordere ich sie auf, obwohl sie überhaupt nicht mehr fähig ist zu erfassen, was ich gleich mit ihr anstelle.

Sie kämpft mit sich selbst. Kraftlos stemmt sie sich gegen mich und will mich wimmernd wegdrücken. Der Druck meines Daumens erhöht sich von selbst, bis sie ihre Lippen schmerzlich erregt aufeinanderpresst. Erst dann lasse ich ein Stück meiner Dunkelheit frei, tauche in ihren Kopf und verstärke ihren Schmerz. Abgehackte Töne dringen aus ihrer Kehle. Sie lässt sich fallen. Ich kann ein erregtes Seufzen nicht unterdrücken und lasse sie endlich kommen. Fey ist völlig überreizt, doch ich bin noch nicht fertig mit ihr. Auch wenn ich noch nicht bereit bin, sie vollkommen zu verderben. Ich brauche mehr und werde mir mehr nehmen. Darf nur die Kontrolle nicht verlieren … Denn spätestens, wenn das passiert, zerstöre ich das Gute in diesem unschuldigen Mädchen. Doch soweit ist meine kleine Fey noch nicht.

Kapitel 2

Finya – Eine Frage

Ich will ihn so sehr, dass es fast schon wehtut, doch er gibt mir nicht alles. Zayn triezt mich so lange, bis ich nichts mehr weiter fühle als die dunkle Lust, die er mich spüren lässt. Es ist zu viel. Jede seiner Berührungen ist zu viel.

Nochmals stemme ich meine Arme gegen seine Brust, aber er hört nicht auf. Ich kralle meine Fingernägel tiefer in seinen Unterarm, er wird schroffer. Auf meiner Handfläche spüre ich, wie seine Muskeln und Sehnen arbeiten, während seine Finger sich in mir bewegen. Erst sanft, dann grob. Mein Körper zuckt. Meine Lungen arbeiten nicht mehr richtig. Seine Lippen. Sein Atem. Schmerz. Ich werde in einen dunklen Strudel aus widersprüchlichen Gefühlen gerissen, die so mächtig sind, dass ich sie nicht kontrollieren kann. Seine Finger sind auf mir und in mir, genauso wie seine Zunge. Seine Hand drückt mich nach unten und lässt mir keine Chance auf eine Flucht. Ich bin gefangen in seinem wirren, erotischen, verwegenen Spiel, aus dem ich erst herauskomme, wenn er es will.

In mir baut sich wieder dieses prickelnde Gefühl auf, nach dem ich mich sehne, doch er lässt von mir ab, streicht quälend langsam meine Leiste entlang, hoch zu meinem Hüftknochen. Das Gefühl legt sich langsam. Es frustriert mich. Ich blinzle, atme tief ein und versuche zurück ins Hier und Jetzt zu kommen. Gerade will ich etwas sagen, da fährt er wieder mit seinen Fingern zwischen meine Beine und beginnt sein Spiel von vorn. Mit einem fast brutalen Druck massiert er mich, beißt so stark in meinen Hals, dass ich schreien will, es aber nicht kann. Unverständliche Töne entweichen mir, während ich mich erneut machtlos in seine Haut kralle.

»Gott … bitte«, höre ich mich selbst flehen.

»Bitte was?«, haucht er dunkel an meinen Hals und streift mit seinem Mund die überempfindliche, pochende Stelle, in die er zuvor gebissen hat.

Ich zittere und weiß gar nicht, was ich von ihm will. Er stößt einen unterdrückten Laut aus, der sich anhört wie ein erregtes Knurren und zieht mit seiner Zunge und seinen Lippen Kreise abwärts über mein Dekolleté. Weitere Blitze jagen durch meinen Körper.

»Ich will mehr hören«, fordert er ruhig.

Sofort stöhne ich irgendwas, das keinen Sinn ergibt.

»Kätzchen, ich kann dich nicht verstehen«, flüstert er an meine Brust.

Heißer Atem. Neue Schmerzwellen. Ich verliere völlig die Kontrolle, glaube, er legt sich neben mich. Irgendwie versuche ich ihn zu erfassen, und sehe sein Gesicht über meinem. Seine Hand ruht auf meinem Bauch. Bewegungslos und still. Mein Bein wird von seinem eingekeilt. Quälend langsam lässt er seine Hand nochmal zu meiner überempfindlichen Stelle gleiten und genauso still liegen, wie zuvor auf meinem Bauch.

Ich zwinge mich ihn anzusehen. Erkenne seine eisblauen Augen, nur wenige Millimeter vor meinem Gesicht. Seinen flammenden Blick, mit dem er mich bedeckt und spüre seine Lippen, die meine streifen, als er redet. »Willst du nochmal für mich kommen, kleine Fey?«

Gierig nickend bejahe ich. Sprechen funktioniert nicht mehr.

»Tu es«, raunt er verlangend, schiebt erbarmungslos zwei Finger in mich und schon bäume ich mich keuchend unter ihm auf. Ich zerberste wie ein Feuerwerk, dessen einzelne Funken wieder explodieren. Was er macht, erfasse ich nicht, doch es zerfetzt mich in tausend Teile. Bunte Lichter beginnen vor meinen Augen zu tanzen. Sie vermischen sich mit einem Schmerz, der mich vollkommen ausfüllt und mir sämtliche Macht über mich selbst nimmt. Gefangen in einer Dunkelheit, die erotischer nicht sein könnte, die nur aus ihm besteht und was er mir bereit ist zu geben. Minuten- oder Stundenlang.

Ich kann es nicht greifen, bis es heller wird und ich langsam wieder zurückfinde. Meine Sicht klart auf. Ich nehme ein Rauschen wahr und spüre etwas Warmes an mir. Meine Lungen füllen sich mit Sauerstoff. Ich liege auf Zayns Brust. Sein Herz klopft in einem gleichmäßigen Rhythmus. Ich lausche ihm, bis sich mein eigener Herzschlag anpasst.

Zayns Körper ist wie meiner von einer leichten Feuchte überzogen. Seine tätowierte Haut schimmert in dem schwachen Licht des Mondes verboten verführerisch. In gleichmäßigen Bewegungen streichelt er meine Seite. Ohne ihn anzusehen, spüre ich seine Blicke auf mir.

»Du beobachtest mich«, stelle ich noch immer etwas atemlos fest.

»Mach ich immer.«

»Immer?!«

»Schon. Du siehst süß aus, wenn du schläfst, dich auf etwas konzentrierst oder wenn du völlig fertig wegen mir auf meiner Brust liegst.« Meine Wange vibriert, wenn er redet.

»Warum habe ich das Gefühl, du tust das tatsächlich?«

»Weil ich es tatsächlich tue. Du bekommst es nur nicht mit, weil du, wie ich bereits gesagt habe, schläfst, vertieft oder in einem völlig anderen Universum bist.«

Unglaublich.

»Du bist unmöglich. Weißt du das eigentlich?« Ich richte mich ein Stück auf.

Lachend stützt sich Zayn auf seine Ellenbogen und beugt sich zu mir.

»Natürlich weiß ich das. Genauso wie ich weiß, dass ich unwiderstehlich bin. Und wenn du dir nicht gleich etwas anziehst, zeige ich dir gern, wie sehr ich beides bin«, warnt er mich mit rauchiger Stimme, die meinen Magen sofort wieder flattern lässt.

Kurz überlege ich, ob ich es darauf anlege, doch auch wenn die Versuchung groß ist, übersteht mein Körper das heute nicht nochmal. Also greife ich neben ihn, nehme meine Sachen und ziehe mich wieder an. Dabei grinse ich scheinheilig.

Nachdem ich meine Kleidung wieder trage und so die erste Gefahr beseitigt habe, dass Zayn seine Worte in die Tat umsetzt, nehme ich im Schneidersitz neben ihm Platz.

»Kleine Fey, dass du süß bist, wird dich nicht retten. Das ist dir doch bewusst.« Mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen richtet er sich ebenfalls ganz auf, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und greift nach seinem Hoodie neben mir. Er lässt mich dabei nicht aus den Augen.

Vermutlich bin ich sowieso schon verloren … und zu helfen ist mir wohl auch nicht mehr …

Ich zucke mit den Schultern. »Vielleicht will ich gar nicht gerettet werden.«

∞∞∞∞

Der Sonntag ist schneller vergangen als mir lieb war, aber das ist meistens so, wenn sich etwas schön anfühlt. Zayn und ich waren den ganzen Tag zusammen, davon habe ich allerdings die halbe Zeit geschlafen. Wir sind erst, als es schon hell war zurück zur Schule. Ich wollte noch die bunten Lichter im Meer der Erinnerungen auf mich wirken lassen und die Zeit mit ihm allein genießen. Außerdem hatte ich Angst er überlegt es sich anders, wenn wir wieder an der Simerty ankommen, doch er ist geblieben. Was er während ich geschlafen habe, gemacht hat, weiß ich allerdings nicht. Dennoch bin ich mir sicher, er ist nicht von meiner Seite gewichen. Denn, wenn ich kurz aufgewacht bin, lag ich immer noch auf ihm. Ich schätze, er hat mich beobachtet, wie er es bereits zugegeben hat.

Nach unserem Streit, seiner Forderung, der Feuerwendte und dem, was danach passiert ist, habe ich beschlossen, ihm zu verzeihen und zu verdrängen, was auf der Party passiert ist. Auch, dass es neben mir noch andere Frauen geben könnte. Zayn hat gesagt, die Mädchen bedeuten ihm nichts, ich allerdings schon und aus irgendeinem Grund, den ich selbst nicht wirklich verstehe, glaube ich ihm. Keine Ahnung, ob das so eine gute Idee ist, aber ich fühle mich gut bei Zayn, auch wenn er das wohl komplizierteste Wesen im ganzen Universum ist. Ich werde seine ganzen Handlungen vermutlich niemals, auch nur im Ansatz, nachvollziehen können, genauso wenig wie seine Denkweise oder seine Beweggründe, aber das ist in Ordnung für mich. Jedes Wesen würde mich ganz sicher für komplett bescheuert halten, wenn ich jemandem erzählen würde, wie er ab und zu mit mir umgeht, und hätte Zayn schon lange zum Teufel gejagt. Warum ich alles, was er macht hinnehme, beruht allerdings auf einer ganz einfachen Tatsache. Ich kann nicht ohne ihn und lieber habe ich irgendetwas von Zayn als gar nichts. Vielleicht werde ich diese Entscheidung irgendwann bereuen, im Moment will ich mir jedoch keine Gedanken darüber machen. Mein Herz kann ihn nicht loslassen und ich will nie wieder dieses Gefühl spüren, von ihm verlassen zu werden. Wenn ich dafür Opfer bringen muss, dann ist es eben so. Irgendwann wird mein Kopf auch damit zurechtkommen … hoffe ich.

»Bist du wach?«, erklingt gedämpft Zayns melodische Stimme, irgendwo in meinen Träumen.

»Hm«, brumme ich leise und ziehe mir die Bettdecke weiter ins Gesicht. Ein Zug an dem warmen Stoff, der auf mir liegt. Ich umklammere ihn fester. Keiner nimmt mir meine Decke weg!

»Ich werte das mal als ein ›Ja‹. Ich muss dich noch etwas fragen, bevor ich gehe. Mach die Augen auf«, flüstert Zayn weiter.

Schlaftrunken und ergeben zwinge ich mich dazu, mich aufzurichten. Es ist dunkel. Nur der Mond erhellt den Raum ein wenig.

»Stimmt was nicht?«, murmle ich und reibe mir meine Augen. Es dauert einen Augenblick bis sich dunkle, unscharfe Umrisse bilden. Mein Blick huscht zur Uhr an der Wand, die ich kaum erkenne, dann rechts neben mich. Zayn kniet auf Augenhöhe an meinem Bett.

»Alles stimmt. Mach dir keine Sorgen. Ich will nur etwas wissen.«

Mit einem Schlag bin ich hellwach. Mein Magen beginnt nervös zu flattern. Was kann denn so wichtig sein, dass er mich Mitten in der Nacht aufweckt? Abwartend und alarmiert sehe ich ihn an.

»Eigentlich wollte ich dich schon eher fragen, aber nach allem, was passiert ist und weil du nach den heißen Dingen nicht mehr ganz aufnahmefähig warst … Und weil du immer wieder eingeschlafen bist, nachdem wir hier angekommen sind, bin ich nicht mehr dazugekommen.« Er grinst verschmitzt.

Ich will einen Spruch loslassen, aber denke lieber nicht darüber nach, sonst wird das sehnsuchtsvolle Gefühl in mir gleich wieder stärker und er fragt mich nicht, was er fragen will. Also sage ich erneut nichts und sehe ihn nur an.

»Die Kristallfunkennacht ist bald. Der Ball findet an diesem Tag statt. Davon hast du wahrscheinlich gehört, oder?«

Ich schlucke. »Ja, habe ich.«

»Perfekt … Gehst du mit mir hin?« Er klingt fast schüchtern, als hätte er das noch nie jemanden gefragt.

Mein Magen macht Purzelbäume vor Freude und sofort schlägt mein Herz schneller. »Ja. Auf jeden Fall«, stimme ich viel zu euphorisch zu, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.

Erleichterung huscht über sein Gesicht. Sie verschwindet aber schnell und weicht seinem typischen, schiefen Lächeln.

»Gut, kleine Fey. Dann erkundige dich mal bei meiner Schwester, was dich erwartet«, raunt er mir zu und küsst mich, bevor ich überhaupt darüber nachdenken kann, was er damit meint. »Jetzt schlaf weiter. Ich habe später große Pläne mit dir«, flüstert er noch und löst sich auf.

Ich fange an zu realisieren. Er hat mich tatsächlich gefragt, ob ich mit ihm zum Ball gehe … Ich. Er mit mir!

Mein Herz klopft noch schneller, als mein Gehirn alles richtig verarbeitet. Gleich werden meine Hormone einen Discofox durchs Zimmer tanzen. Oh Gott …Wir gehen zum Ball. Was muss ich denn tun? Muss ich irgendetwas Besonderes machen? Was hat er gemeint? Warum macht er immer alles so unerwartet? Mitten in der Nacht? Ich kann jetzt schlecht zu Mimi … Egal. Bis morgen halte ich durch. Ich muss ganz schnell schlafen.

Vor Freude und Aufregung wälze ich mich eine Zeitlang in meinem Bett hin und her, weil ich mir irgendwelche Szenen ausmale, die teilweise völlig absurd sind und weil mein Gehirn, die ganzen widersprüchlichen Geschehnisse der letzten Tage nicht wirklich verarbeiten kann.

Ich zwinge mich dazu, nicht weiter darüber nachzudenken und meine ganzen Gefühle, soweit das möglich ist, zu kontrollieren. Es dauert. Minutenlang. Dann beruhigt sich mein Innenleben langsam. Als es wieder halbwegs geht kuschle ich mich nochmal in meine Decke ein. Zayns unverkennbarer Sandelholz-Duft steigt mir in die Nase, der noch immer an meiner Bettwäsche haftet, genauso wie die Restwärme seines Körpers. Eine innere Ruhe macht sich in mir breit, als würde mich jemand beeinflussen. Meine Augenlider werden schwer und nur kurze Zeit später drifte ich in einen traumlosen, ruhigen Schlaf.

Kapitel 3

Zayn – Überwältigt

Alles liegt im Dunkeln. Keine Seele irrt auf dem Vorplatz oder dem Weg, den ich entlanggehe, herum. Die Stille der Nacht wird nur vom knirschenden Geräusch des Schotters unter meinen Schuhen durchbrochen. Die Taritranken, die sich zwischen Büschen und Blumen reihen, spenden sanftes, gedämmtes Licht. Sie schwingen in gleichmäßigen Bewegungen hin und her wie Wasserpflanzen.

Ich nehme einen Zug meiner Zigarette. Die Glut leuchtet orangerot auf. Der Rauch, den ich ausatme, nimmt denselben grünlichen Farbton an wie die Pflanzen. Mein Kopf ist endlich leer, leicht benebelt. Eine angenehme Ruhe. Keine Gedanken. Keine Entscheidungen, die ich treffen muss. Keine Gefühle. Nichts. Es ist himmlisch.

Ich komme am Eingang der Höhle an. Die Feuer brennen nicht. Man könnte meinen, keiner ist hier, doch das ist ein Trugschluss, denn ich weiß es besser. In der Höhle ist immer irgendwer.

Nach dem letzten Zug an meiner Kippe werfe ich sie weg, löse mich auf und setze mich im Inneren des Clubs wieder zusammen. Sofort spüre ich Auren. Vierzehn. Eine davon ist Kirans. Um zu wissen, was er gerade macht, muss ich mich nicht mal auf ihn konzentrieren. Es ist jeden Montagmorgen dasselbe, allerdings wird er nicht mehr lange bleiben. Dafür ist es schon viel zu spät, und er muss schließlich aufstehen, wobei ihn das herzlich wenig interessieren dürfte. Wenn er keinen Bock aufs Training hat, kommt er eben nicht. Normalerweise hinterfragt es keiner, nicht mal der Rektor. Es wäre auch Zeitverschwendung, denn eine Antwort würde keiner bekommen.

Die Tür zum hinteren Teil ist geschlossen. Ich stoße sie auf und trete ein. Sofort werde ich von Qualm, dem Geruch nach Sex und »Unforgiven« von »Ghost Nation« begrüßt. Kurz sehe ich mich um. Alle, die sich hier befinden, sind fertig mit ihrer Welt.

Unbeeindruckt steuere ich auf die Bar zu. Vorbei an den besoffenen Typen und den halbnackten, schlafenden Frauen. Sicherlich haben sie schon seit mehreren Stunden überhaupt nichts mehr mitbekommen. Genauso wenig wie Kiran, der sich mit seiner Beute auf einem der Tische vergnügt. Wortwörtlich, denn das Mädchen ist absolut am Arsch. Sie erfasst gar nichts mehr, außer dass er sie in andere Welten vögelt und vermutlich nicht mal mehr das. Dennoch macht sie mit, weil er es will und noch lange nicht mit ihr fertig ist. Das wird wohl eine weitere seiner Glanzleistungen.

Schmunzelnd greife ich nach einer Flasche auf dem Tresen und lehne mich mit dem Rücken an das Holz. Dann beobachte ich amüsiert die letzten Minuten der verdorbenen Show, die mir mein bester Kumpel bietet. Wimmern und heiseres Stöhnen.

Zehn Minuten gebe ich den beiden noch. Dann wette ich, Kiran hat keinen Bock mehr. Schade um das Feuermädchen. Sie ist echt heiß. Das wird ihn, wenn er aufwacht, ganz bestimmt tierisch abfucken.Seine schlechte Laune spüre ich jetzt schon, obwohl er gerade ganz andere Dinge im Kopf hat.

Mit meinem Getränk setze ich mich auf das einzige Sofa, auf dem keiner pennt. Mein bester Kumpel lässt von seiner Prinzessin, wie er sie so gern nennt, ab und wirft mir einen kurzen Blick zu. Er analysiert, ob ich eine Bedrohung bin. Auch das ist nichts Ungewöhnliches.

Um ihm keinen Anlass zu geben, auf mich loszugehen, hebe ich die Flasche in meiner Hand, proste ihm zu und trinke danach auf ihn. Er checkt es vermutlich nicht, greift mich aber auch nicht an. Stattdessen wendet er sich, ohne eine einzige Emotion zu zeigen, ab und zieht sich bis auf sein Oberteil an. Daraufhin hebt er die Blondine hoch, trägt sie über die leere Tanzfläche und verschwindet mit ihr.

Gelassen lehne ich mich zurück, lege den Kopf auf der Rückenlehne ab und schließe die Augen. Ich würde gern einfach schlafen, leider bin ich aber überhaupt nicht müde. Ganz im Gegenteil. Ich bin hellwach und mir ist langweilig. Mir ist tatsächlich um drei Uhr morgens langweilig. Wann war das bitte das letzte Mal der Fall?

Meine Gedanken driften ab zu all dem, was in den letzten Tagen passiert ist. Zu Finya, ihrer noch nicht aktivierten Gabe und dem Problem mit meinem Vater. Meine Gelassenheit ist genauso schnell zerronnen, wie ich sie gewonnen hatte.

Was kann ich noch tun? Ich habe sie meine Magie fühlen lassen und alle möglichen Gefühle in ihr geweckt, doch es ist nichts passiert. Sie kann keine Gedanken lesen, kein Element beherrschen, nicht in die Zukunft sehen. Im Kampf stellt sie sich nicht dumm an, doch ein Chander ist sie auch nicht. Meine Fresse … sie kann doch nicht die erste Aufgabe sein, die ich gegen die Wand fahre. Das geht einfach nicht. Selbst die Gefühle, die sie für mich entwickelt, bringen nichts. Was blockiert sie? Blockiert sie überhaupt etwas? Ich könnte Collin um Rat fragen, nur war sein erster auch nicht wirklich hilfreich. Ganz im Gegenteil. Eigentlich hat er mir nur einen Haufen Mist aufgehalst. Irgendwelche beziehungstechnischen Probleme, die mich noch mehr in die Scheiße reiten, wenn ich Pech habe. Liebe … Darüber denke ich jetzt gar nicht erst nach. Das macht mich nur wieder aggressiv, und Aggressionen sind genauso beschissen.

Erneut setze ich die Flasche Camulentrank an und mache mehrere Schlucke hintereinander. Bitter brennt sich die Flüssigkeit meine Speiseröhre nach unten.

Vielleicht habe ich sie schon so weit, dass ich tief genug in ihren Geist eindringen kann, um ihre Gabe herauszukitzeln. Bisher konnte ich das nur, wenn sie sich fallen lassen hat. Wenn sie nichts mehr greifen konnte … durch Überreizen ihrer Sinne. Gibt es eventuell die Möglichkeit, das auch beim Training zu schaffen? Ohne irgendwelche sexuellen Fantasien? Dafür müsste ich mich allerdings selbst richtig zusammenreißen und an nichts dergleichen denken. Sogut wie unmöglich. Meine Beherrschung verabschiedet sich ja schon fast, wenn sie auch nur in meiner Nähe auftaucht oder ich an sie denke … Wie süß und unschuldig sie aussieht, wenn sie schläft … wie gut sie schmeckt und wie berauschend sich ihre Hände auf mir anfühlen. Wenn sie noch ein wenig schroffer wird und ich sie noch ein bisschen härter packen kann. Sie noch weiter in meine dunklen Gelüste …

Lachen. Ich öffne die Augen und schaue zum Durchgang. Ein paar Leute kommen herein. Vier Frauen und vier Typen. Es sind definitiv Zweitsemestler. Mein Blick bleibt an einem der Kerle hängen. Sein Kiefer und sein halbes Gesicht sind blau verfärbt. Sofort rast mein Puls. Heiße Wut kocht in mir auf, ohne eine Chance, sie zu kontrollieren. Der Zorn überkommt mich so stark, dass ich aufstehe. Bilder blitzen auf. Fey und dieser Wichser. Tanzend. Seine Hände auf ihrer Taille. Ihre Lippen auf seinen. Meine Hände glühen und kribbeln, und meine Augen brennen, während meine Atmung sich beschleunigt.

Wie lebensmüde ist dieser Wichser eigentlich?! Er schreit mich geradezu an, ihm seine hässliche Fresse einzuschlagen. Dass er hier auftaucht!

Der Raum und die Leute um mich herum verblassen. Schwarze Schlieren spinnen sich vor mein Sichtfeld. Als würde mich eine höhere Macht zu ihm hinziehen, gehe ich auf ihn zu. Sein Blick trifft mich. Er bleibt stehen und verengt die Augen. Seine Lippen bewegen sich. Geräusche dringen zu mir durch. Ich kann nur erahnen, dass mehrere Leute auf mich einreden, doch nehme nur Rauschen wahr. Sie sind mir alle egal, nur dieses eine Wesen nicht. Der Mistkerl, der meine Fey haben will.

Ergeben hebt er die Hände, sagt wieder irgendwas, aber ich verstehe es nicht. Meine Finger umgreifen den Kragen seiner Jacke, dann stoße ich ihn zurück und lasse ihn los. Sein Rücken und Hinterkopf knallen gegen die Wand hinter ihm. Schmerzerfüllt stöhnt er auf.