Von der Innovation zum Geschäftsmodell - Wilhelm Schmeisser - E-Book

Von der Innovation zum Geschäftsmodell E-Book

Wilhelm Schmeisser

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Beschreibung

Innovation bedeutet Veränderung und Erneuerung. Innovation ist die Triebfeder für den Erfolg von Unternehmen und die Basis für den ökonomischen Wohlstand einer Gesellschaft. In diesem Buch werden die theoretischen Grundlagen der Innovation, die verschiedenen Perspektiven der wichtigsten wissenschaftlichen Vertreter ihrer jeweiligen Zeit sowie der Übergang zur Implementierung von tragfähigen und innovativen Geschäftsmodellen dargestellt. Dabei werden immer wieder anschauliche Beispiele angeführt, um die Umsetzbarkeit der Konzepte zu unterstreichen.

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Seitenzahl: 120

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Wilhelm Schmeisser / Margarita Spiger

Von der Innovation zum Geschäftsmodell

In der Lehre immer am Zahn der Zeit zu sein, wird in unserer schnelllebigen Zeit immer mehr zur Herausforderung. Mit unserer neuen fachübergreifenden Reihe nuggets präsentieren wir Ihnen die aktuellen Trends, die Forschung, Lehre und Gesellschaft beschäftigen – wissenschaftlich fundiert und kompakt dargestellt. Ein besonderes Augenmerk legt die Reihe auf den didaktischen Anspruch, denn die Bände sind vor allem konzipiert als kleine Bausteine, die Sie für Ihre Lehrveranstaltung ganz unkompliziert einsetzen können. Mit unseren nuggets bekommen Sie prägnante und kompakt dargestellte Themen im handlichen Buchformat, verfasst von Expert:innen, die gezielte Information mit fundierter Analyse verbinden und damit aktuelles Wissen vermitteln, ohne den Fokus auf das Wesentliche zu verlieren. Damit sind sie für Lehre und Studium vor allem eines: Gold wert! So gezielt die Themen in den Bänden bearbeitet werden, so breit ist auch das Fachspektrum, das die nuggets abdecken: von den Wirtschaftswissenschaften über die Geisteswissenschaften und die Naturwissenschaften bis hin zur Sozialwissenschaft – Leser:innen aller Fachbereiche können in dieser Reihe fündig werden.

 

Prof. Dr. habil. Wilhelm Schmeisser war Professor für Finanzierung und Investition, Unternehmensführung, insbesondere für Finanzorientierte und Internationale Personalwirtschaft sowie Technologiemanagement und Innovationserfolgsrechnung, Controlling und den Berliner Balanced Scorecard Ansatz.

Margarita Spiger hat Ihr Diplomstudium für „Weltwirtschaft: Außenwirtschaftliche Tätigkeit von Unternehmen und Firmen“ sowie Ihr Masterstudium „Industrial Sales and Innovation Management“ erfolgreich abgeschlossen und forscht weiter zu den Themen Innovation und Digitalisierung.

 

Umschlagabbildung: © Jeremy Edwards iStockphoto

 

Die Inhalte dieses Buches wurden bereits als Kapitel im Werk „Die neue Seidenstraße“ von Wilhelm Schmeisser et al. im Jahr 2018 veröffentlicht.

 

DOI: https://doi.org/10.24053/9783381113620

 

© UVK Verlag 2024— ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KGDischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

 

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.

 

Internet: www.narr.deeMail: [email protected]

 

ISBN 978-3-381-11361-3 (Print)

ISBN 978-3-381-11363-7 (ePub)

Inhalt

Vorwort1 Was ist Innovation?1.1 Arten und Dimensionen des Innovationsbegriffs1.2 Wirtschaftliche Bedeutung von Innovationen1.3 Innovationsmanagement2 Das Fundament: Innovationstheorien2.1 Strategie eines Innovationsmanagements: Märkte von morgen mittels „gesetzmäßiger Strategieansätze“3 Im Fokus: Geschäftsmodelle3.1 Ursprünge3.2 Definitionen und Abgrenzungen3.3 Geschäftsmodell und Strategie3.4 Ansätze zu Geschäftsmodellen4 Geschäftsmodellinnovation4.1 Definitionen, Konzepte und Ursachen4.2 Gestaltungsprozess5 Innovative GeschäftsmodelleLiteraturWeitere InformationenRegister

Vorwort

Seit über 5.000 Jahren ist die Betriebswirtschaft in der „theoretischen“ Praxis durch Innovationen gekennzeichnet: Zuerst einmal durch den Handel, den Handelsschiffen auf den Strömen, Flüssen und Meeren, der Domestizierung von Tieren und Landwirtschaft, Rohstofftausch von Zinn und Kupfer, Gold, Sklaven, Wein und Weizen. Hinzu kommt die Entwicklung von Handwerkskunst bis zu ersten industriellen Fertigungen von Streitwagenbau und den Amphoren.

Später folgte die Einführung der Buchhaltung in Babylon, die Einführung der Schrift zur Buchhaltung und der Arithmetik und erst viel später die Einführung des Geldes und der Wechselkurse

Erst im 17. Jahrhundert wird die Börse in Amsterdam von Handelskaufleuten etabliert. Und erst jetzt entwickelt sich aus der praktischen Betriebswirtschaft eine rudimentäre Volkswirtschaft. Mit der naturwissenschaftlich orientierten Volkswirtschaft in Anlehnung an Newton, die sich selbst zur Wissenschaft erhebt und verbal über die Betriebswirtschaft als „Tochter“ von ihr resümiert.

1Was ist Innovation?

Der Begriff der Innovation ist ein Schlagwort1 und wird auch als Marketingformel2 verwendet. Die einzige Gemeinsamkeit von Marketing und Innovation ist, dass sie „als konstituierendes Element die ‚Neuartigkeit‘ herausstellen“3. Doch ohne eine exakte, allgemeingültige Definition wird der Begriff Innovation in der Literatur und im alltäglichen Leben vielseitig verwendet. Er wird umgangssprachlich mit gesellschaftlichen oder technischen Neuerungen gleichgesetzt, wobei eine beworbene Innovation nicht unbedingt eine Innovation per Definition ist.4 Unabhängig davon, ob der Innovationsbegriff in Wissenschaft oder Praxis verwendet wird, ist er „positiv konnotiert“5 und „geradezu zu einem Hochglanz-Begriff mutiert: Das Neue ist erfolgreicher, technisch überlegen und oft auch rationaler.“6

Die etymologische Herkunft des Begriffs der Innovation ist das Latein und leitet sich aus „novus“ für „neu“ bzw. dem Wort „innovatio“7 ab, was „Veränderung oder Erneuerung“ bedeutet.8

In den Wirtschaftswissenschaften stieß der Themenbereich der Innovation erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf Interesse. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen stellten Ökonomen Konzepte auf, um die Frage der Innovation in die Volkswirtschaftslehre und Betriebswirtschaft mit einzubeziehen.9 Die Definition von SchumpeterSchumpeter 1911 und 1939 wird als die „im wirtschaftswissenschaftlichen Kontext […] wohl klassischste und meist zitierste“10 beschrieben und Schumpeter selbst als einer der einflussreichsten Begründer der Volkswirtschaftsströmung „contemporary evolutionary economics“11 bezeichnet, der mit seinen Veröffentlichungen einen Grundstein in diesem Forschungsgebiet legte.12

Nach Schumpeter ist eine der wichtigsten Determinanten der industriellen Transformation der technologische Wandel. Dieser besteht aus der Einführung neuer Produkte (Produktinnovation), neuer Produktionsprozesse (Prozessinnovation) und neuer Managementmethoden (Organisatorische Innovation).13 Der Unternehmer gilt als zentrale Quelle des technologischen Fortschritts, ohne jedoch eine bestimmte hierarchische Position im Unternehmen innezuhaben. Er wird mit Charakterzügen beschrieben, die ihn als couragiert, risikofreudig, aber auch vorsichtig und bedacht auszeichnen.14 Die Schaffung eines technologischen Fortschritts ist jedoch nicht allein auf den Unternehmer zurückzuführen, diese Denkweise basiert vielmehr auf der damaligen Zeit: „Schumpeter followed the historical and romantic imagination of that time, namely that technological inventions are randomly developed by some kind of an ivory-towered genius inventor outside the economic system, who does not intend economic goals or profit maximizing and efficiency.”15 Der Unternehmer ist derjenige, der die Erfindungen („inventions“) adaptiert und der deren ökonomische Anwendbarkeit („market diffusion“) und wirtschaftlichen Erfolg implementiert,16 womit Unternehmer und Innovator gleichgesetzt werden.17 Später wird der Prozess der „Invention“ nicht länger einem einzelnen Akteur zugeschrieben, sondern einer internen und zielgerichteten Strategie.18

Schumpeter grenzte als einer der ersten Wissenschaftler die Begriffe Innovation und Invention voneinander ab:19 „Innovation is possible without anything we should identify as invention, and invention does not necessarily induce innovation, but produces of itself … no economically relevant effect at all.”20 Nach Schumpeter ist die Innovation von der Invention unabhängig und der soziale Prozess, der Innovationen hervorbringt, unterscheidet sich wiederum sowohl wirtschaftlich als auch soziologisch von dem sozialen Prozess, der Inventionen hervorbringt.21

Für Schumpeter stellt die Innovation eine essentielle Funktion des Unternehmers dar, sie beschreibt das Arrangieren einer neuen Produktionsfunktion22.

Im Unterschied zur Innovation hat die Invention keinen ökonomischen Einfluss. Eine Innovation ist eine Invention, die ein Produktionsverfahren und einen Markt gefunden hat, wobei Innovationen nicht notwendigerweise auch Inventionen sein müssen.23 An diesem Punkt widersprechen sich jedoch einige Quellen, da „eine Invention eine notwendige Vorstufe [und Voraussetzung] für die darauf folgende Innovation ist.“

Spulber 2014 löst dieses Gewirr auf, indem er beschreibt, dass Schumpter keinen ökonomischen Unterschied zwischen Innovation und Invention feststellte, da die ökonomischen Effekte einer Innovation nicht von deren wissenschaftlichen Neuheit abhängen müssen. Der Marktwert einer Innovation ist nach Schumpeter davon abhängig, wie viel die Kunden für Produkte oder Dienstleistungen zu zahlen bereit sind.24

DruckerDrucker 1993 erweitert mit seiner Definition den Begriff der Innovation: Ihm zufolge bemächtigt sich der Unternehmer des Werkzeugs der Innovation, was notwendig ist, um zukünftige Chancen nutzen zu können. Außerdem beschreibt er Innovation als erlernbar.25

Ein allgemein anerkanntes Verständnis des Begriffs der Innovation geht auf Pfeiffer 1971 und Hauschildt 2005 zurück, dass viel zitiert und verwendet wird: „Innovationen sind unstrittig qualitativ neuartige Produkte oder Prozesse, die sich gegenüber dem vorangehenden Zustand merklich – wie auch immer das im Einzelnen zu bestimmen ist – unterscheiden.“26 Hierbei bezieht sich der Autor auf das betriebswirtschaftliche Theorem der Zweck-Mittel-Beziehung: „Neue Mittel werden durch neue Technologien offeriert, die Erfüllung neuer Zwecke wird durch die Nachfrage gewünscht bzw. gefordert. Innovation liegt bei einer neuartigen Zweck-Mittel-Kombination vor. Die reine Idee für eine neue Zweck-Mittel-Kombination reicht jedoch nicht aus; Innovationen beinhalten neben der Idee/Erfindung (Invention) auch deren Umsetzung.“27

Hauschildt/Salomo 2011 fügen hinzu, dass „neuartig mehr als neu ist, es bedeutet eine Veränderung der Art, nicht nur dem Grade nach. […] Es geht um neuartige Produkte, Verfahren, Vertragsformen, Vertriebswege, Werbeaussagen, Corporate Identity. Innovation ist wesentlich mehr als eine graduelle Verbesserung und mehr als ein technisches Problem.“28 In einer Übersicht ausgewählter Definitionen zum Innovationsbegriff zeigen Hauschildt/Salomo, dass sich schon seit einigen Jahrzehnten bemüht wird, eine klare Definition zu finden und, „dass in dieser semantischen Vielfalt die Gefahr für Missverständnisse liegt.“29

In der Literatur werden häufig zwei weitere Begriffe im Zusammenhang mit Invention und Innovation genannt, die „Kognition“ und die „Diffusion“.

Die vier Begriffe gemeinsam werden von Schmeisser auch als „die vier Phasen der Ontogenese eines technischen Systems“30 bezeichnet, wobei es sich um vier spezielle Entwicklungsphasen handelt.

Den Anfang der Ontogenese bildet dabei die Kognition, welche anhand des Beispiels beschrieben werden kann, dass ein Wissenschaftler ein erfasstes, naturwissenschaftliches Phänomen zu replizieren versucht, um den Vorgang messbar zu machen. Dazu werden Hypothesen aufgestellt, die experimentell widerlegt werden sollen,31 wodurch wiederum Erkenntnis entwickelt werden soll. Gefolgt wird die Kognitionsphase von Invention und Innovation, auch wenn die Invention keine notwendige Vorbedingung für eine Innovation ist.

Den Abschluss der Ontogenese bildet die Diffusion, die anhand der beiden folgenden Beispiele beschrieben werden kann: „Führt die Invention z. B. beim Auto zur Imitation von Automobilen in verschiedenen Varianten und eventuell sogar zur Massenproduktion, wie das Model T bei FordFord 1911, markieren diese Formen der Imitation die Diffusion als letzte Phase der Ontogenese.“32 Und: „Der Diffusionsprozess setzt dann ein, wenn die Innovation in der Gesellschaft Verwendung findet. Angestrebt wird die Akzeptanz bei den Zielgruppen, die Marktdurchdringung (Diffusionsmodell).“33.

1.1Arten und Dimensionen des Innovationsbegriffs

Im Folgenden werden mögliche Arten und Dimensionen von Innovationen beschrieben. Eine dieser Unterscheidung ist die der drei grundsätzlichen Dimensionen der Innovation, die objektbezogene, die subjektbezogene und die prozessbezogene Dimension, die wie folgt differenziert werden:1

Objektbezogene Dimension

Die objektbezogene Dimension befasst sich mit der Frage, was neu ist,2 also dem „Ergebnis des Innovationsprozesses […], das sich in Produkten, Verfahrensweisen, Ideen oder auch Verhaltensweisen niederschlagen kann.“3 Je nachdem, was neu ist, wird zwischen Produkt- und Prozessinnovationen differenziert:4 „Bedeutsam ist dabei, dass diese Unterscheidung sowohl den Zielaspekt als auch den Durchsetzungsaspekt umgreift.“5 Mit Zielaspekt in Bezug auf Prozessinnovationen ist gemeint, dass durch veränderte Prozessabläufe eine gesteigerte Effizienz erreicht wird, was sich auf den Preis, die Qualität oder eine schnellere Produktion auswirken kann.

In Bezug auf Produktinnovationen wird jedoch nicht nur der „Kombinationsprozess, sondern auch der Verwertungsprozess am Markt berührt.“6 Gemeint ist damit, dass Kunden durch ein völlig neues Produkt in die Lage versetzt werden, neue Dinge zu tun, die vorher nicht möglich waren oder diese Dinge auf eine neue, leistungsfähigere, also effektivere Weise und ggf. auch effizientere Weise zu tun.7 Produkt- und Prozessinnovation sind oft nicht voneinander loszulösen, denn „eine Produktinnovation herzustellen, setzt vielleicht in der Fabrik des Herstellers eine Prozessinnovation voraus. Andererseits stellt sich ein neues Produkt wie eine innovative Kommunikationsanlage nicht nur als Produkt-Innovation dar, sondern – beim Kunden – auch als Prozessinnovation.“8 Der Durchsetzungsaspekt zeigt, dass sich Prozessinnovationen oft nur innerhalb des jeweiligen Unternehmens durchsetzen, welches diese neuen Faktorkombinationen im Produktionsprozess entwickelt hat, wohingegen sich Produktinnovationen auf einem ganzen Markt durchsetzen.9 Dies ist auch dadurch zu erklären, dass Unternehmen versuchen, eine wettbewerbsvorteilbildende Prozessinnovation, die ihnen ermöglicht schneller, qualitativ hochwertiger und/oder zu günstigeren Kosten zu produzieren, für sich zu behalten und kein Patent für diese anzumelden.

Außerdem wird in der objektbezogenen Dimension „die Frage nach der Induzierung der Innovation“10 behandelt. Hierbei geht es darum, aus welcher Richtung die Innovation kommt, bzw. wer sie initiiert oder nach ihr verlangt. „Bei sogenannten ’Marktsog-Innovationen‘ (market pull) bilden Nachfragbedürfnisse den Ausgangspunkt der Innovationstätigkeit des Anbieters, während ’Technologiedruck-Innovationen’ (technology push) von technischen Neuerungen initiiert werden, für die dann Anwendungspotenzial gesucht wird.“11

Subjektbezogene Dimension

In der subjektbezogenen Dimension wird sich der Frage angenommen, für wen etwas neu ist12 bzw. „auf welche Zielgruppe Innovationen gerichtet sind“13. Diese Frage ist eine Frage der Perspektive, so kann die Innovation für den Anbieter, aber auch für den Nachfrager mehr oder weniger neu sein.14 Witte sagt, dass „für die Unternehmung […] eine Innovation dann zu konstatieren [ist], wenn sie eine technische Neuerung erstmalig nutzt, unabhängig davon, ob andere Unternehmen den Schritt vor ihr getan haben oder nicht.“15 Steinhoff/Trommsdorff beschreiben diesen Ansatz als eine „Objektivierung des Neuigkeitsbegriffs“16.

Die Frage, ob es sich um eine Weltneuheit handelt, kann zwar so erfolgen, ist aber aus Sicht des Managements nicht zweckdienlich.17 Steinhoff/Trommsdorff führen dazu das Beispiel vom Einstieg Mannesmanns in den Mobilfunkmarkt an, allerdings nicht als Pionier, sondern als Folger,18 da es Funktelefone bereits gab.

„Für Mannesmann bestand die Innovation darin, mit einer für das Unternehmen neuen Technologie bisher nicht bediente Kundengruppen zu gewinnen. Aus Sicht des innovierenden Unternehmens ist es also unerheblich, ob die Innovation auch von anderen innovierenden Unternehmen als neuartig empfunden wird.“19

Ähnlich verhält es sich beim Blick zur Nachfrage- bzw. Konsumentenseite, wo das Produkt vom Kunden ggf. eher angenommen wird, wenn es für ihn neuartig ist und er einen Vorteil darin sieht.20

Aus Konsumentensicht kann eine Unterscheidung der subjektiven Dimension in Produktinnovation und Neuprodukt vorgenommen werden. Die Produktinnovation wird in der subjektiven Wahrnehmung des Nachfragers als neuartig empfunden und weicht in der Wahrnehmung erheblich von den am Markt angebotenen Leistungen ab. Das Neuprodukt ist eine Leistung, „die von den bisherigen Angeboten des Unternehmens abweicht und damit aus Anbietersicht neuartig ist. Dies können sowohl Innovationen als auch Imitationen der bereits am Markt befindlichen Produkte sein.“21

Je nach involvierter Gruppe kann die subjektive Dimension für die Feststellung der Neuigkeitseigenschaft in eine unternehmensorientierte, eine kundenorientierte und eine wettbewerbsorientierte Perspektive differenziert werden.22

Es wird deutlich, dass sich Innovationen nur schlecht objektiv bestimmen lassen, da die schlussendliche Wahrnehmung über die Neuartigkeit subjektiv ist.

„Entscheidend für die ‚Neuartigkeit‘ ist somit nicht die Veränderung z. B. gegenüber einem existierenden Status quo, sondern die Veränderung im Bewusstsein des Individuums, auf die die Innovation gerichtet ist.“23

Steinhoff/Trommsdorff fügen hinzu, dass in der Innovationsforschung der subjektive Innovationsbegriff vorrangig ist.24