Von Pinguinen und Weihnachtsträumen - Karo Stein - E-Book

Von Pinguinen und Weihnachtsträumen E-Book

Karo Stein

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Beschreibung

Nachdem sein bester Freund Theo aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen ist, braucht Johannes dringend einen neuen Mitbewohner. Grundsätzlich könnte er sich die Miete allein leisten, aber er arbeitet hart für einen besonderen Traum und möchte seinen festen Finanzplan nicht gefährden. Nach einer langen Reihe von Bewerbern ist Nino der Erste, den Johannes auf Anhieb sympathisch findet. Er ist sich sicher, endlich einen neuen Mitbewohner gefunden zu haben - trotz Theos Vorbehalte wegen Ninos Homosexualität und dem irritierenden Kribbeln in seinem Bauch, jedes Mal, wenn er in Ninos dunkle Augen schaut. Die Weihnachtszeit hält nicht nur eine aufwändig dekorierte Wohnung mit einer Pinguinkolonie bereit, sondern auch die Erkenntnis, dass Liebe sich nicht für Label interessiert und Johannes seinem Traum viel näher ist, als er dachte.

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19. Epilog
Danksagung

 

 

Von Pinguinen und Weihnachtsträumen

 

Von Karo Stein

 

 

 

 

 

Buchbeschreibung:

Nachdem sein bester Freund Theo Anfang Oktober aus der gemeinsamen Wohnung auszieht, braucht Johannes dringend einen neuen Mitbewohner. Grundsätzlich könnte er sich die Miete allein leisten, aber er arbeitet hart für einen besonderen Traum und möchte seinen festen Finanzplan nicht gefährden.

Nach einer langen Reihe von Bewerbern ist Nino der Erste, den Johannes auf Anhieb sympathisch findet. Er ist sich sicher, endlich einen neuen Mitbewohner gefunden zu haben - trotz Theos Vorbehalte wegen Ninos Homosexualität und dem irritierenden Kribbeln in seinem Bauch, jedes Mal, wenn er in Ninos dunkle Augen schaut.

Die Weihnachtszeit hält nicht nur eine aufwändig dekorierte Wohnung mit einer Pinguinkolonie bereit, sondern auch die Erkenntnis, dass Liebe sich nicht für Label interessiert und Johannes seinem Traum viel näher ist, als er dachte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Pinguinen und Weihnachtsträumen

 

 

 

Von Karo Stein

 

Karo Stein

Johann Sebastian Bach Straße 38

06484 Quedlinburg

 

Korrektur: Sissi Kaipurgay

Cover: Nele Betra

 

Telefon: 01728779111

[email protected]

www.karostein.de

 

Sämtliche Personen dieser Geschichten sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.

Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodells aus.

Im wahren Leben gilt: Safer Sex.

E-Books sind nicht übertragbar und dürfen nicht kopiert oder weiterverkauft werden.

In jedem Buch steckt eine Menge Arbeit, bitte respektieren Sie diese Arbeit und erwerben Sie eine legale Kopie.

Ich freue mich über Rückmeldungen, z.B. auf Facebook, per E-Mail oder als Rezension.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Auflage, 2022

© Karo Stein – alle Rechte vorbehalten.

Karo Stein

Johann Sebastian Bach Straße 38

06484 Quedlinburg

 

[email protected]

www.karostein.de

Es ist praktisch unmöglich,

einen Pinguin anzusehen und wütend zu sein.

Joe Moore

 

1.

«Der zieht ganz bestimmt nicht bei dir ein!»

«Was? Wieso nicht?» Verständnislos schaue ich Theo an, der mir bei der Auswahl eines neuen Mitbewohners hilft. Immerhin ist es seine Schuld, denn er ist vor drei Wochen mit Emma zusammengezogen. Ich freue mich für ihn, aber nun stehe ich da und brauche jemanden, mit dem ich mir die Miete teile.

Zum ersten Mal finde ich einen Bewerber ernsthaft sympathisch. Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl bei Nino.

«Was hast du denn an ihm auszusetzen?», frage ich genervt.

Seit zwei Tagen spazieren ständig fremde Menschen durch die Wohnung, begutachten jeden Winkel und haben zum Teil echt skurrile Vorstellungen vom WG – Leben. Eigentlich wollte ich schon aufgeben und lieber allein bleiben, eventuell nach einem kleineren und günstigeren Apartment Ausschau halten. Der Wohnungsmarkt ist nicht übersät mit Angeboten, denn hier leben nicht nur viele Studenten, es zieht auch jede Menge Künstler, Musiker und Schauspieler in die Stadt.

Ich bin nichts davon. Grinsend über diesen Gedanken schüttle ich den Kopf. Das freie und unkonventionelle Leben habe ich bisher nicht ausprobiert. Ich arbeite stattdessen sechzig Stunden pro Woche als Assistent des Geschäftsführers eines großen Automobilzulieferers. Mein Job ist okay, obwohl ich mit meinem Wirtschaftsabschluss überqualifiziert bin und mich manchmal schon nach etwas mehr Freizeit sehne. Aber es gibt diesen Traum ... ich muss nur ein bisschen mutiger und finanziell sicherer gestellt sein.

Ohne geeigneten Mitbewohner dauert es ein paar Jahre länger. Seufzend stütze ich die Ellenbogen auf den Küchentisch und den Kopf in die Hände. Ich starre lustlos aus dem Fenster. Am großen Ahornbaum baumeln nur noch eine Handvoll leuchtend gelber Blätter. Der Himmel ist grau und wolkenverhangen. Ich will, dass mein Traum endlich in Erfüllung geht, obwohl ich keine genaue Vorstellung davon habe, wie mein zukünftiges Leben aussehen soll.

«Der Typ ist schwul», erklärt Theo und reißt mich damit aus meinen Gedanken. «Du kannst keinen schwulen Mitbewohner haben.»

«Er ist schwul?», frage ich erstaunt. «Woher weißt du das?»

Ich runzle die Stirn und versuche mich daran zu erinnern, ob wir in dem kurzen Vorstellungsgespräch vorhin über seine Sexualität gesprochen haben. Es ging doch nur um seinen Job und Einkommensverhältnisse ...

«Das ist offensichtlich», behauptet Theo und lässt den Kugelschreiber, den er in der Hand hält, rhythmisch klicken. «Lackierte Fingernägel und dieser perfekte Look. Ich wette, der hat mehr Klamotten und Schminkzeug als Emma.»

«Hm, mag sein, aber warum ist das ein Ausschlusskriterium? Ich finde ihn ganz nett. Auf jeden Fall der beste Kandidat der letzten Tage. Er hat einen festen Job, kann seinen Anteil an der Miete zahlen, will keine Ratten frei in der Wohnung herumlaufen lassen und scheint auf den ersten Blick recht ordentlich zu sein.»

«Aber er ist schwul», beharrt Theo.

Ich schaue ihn verständnislos an.

«Willst du, dass ständig halbnackte Kerle durch die Wohnung laufen? Willst du Männersexgeräusche hören?»

«Na ja ...» Nachdenklich wiege ich meinen Kopf hin und her. «Wir werden vielleicht ein paar Regeln aufstellen müssen, sollte sich da etwas anbahnen, was für uns unangenehm ist. Aber wenn ich Lust auf Sex habe, wird er auch mit einer Frau zurechtkommen müssen. Immerhin könnte sie in Unterwäsche am Frühstückstisch sitzen, ohne vom Mitbewohner vernascht zu werden.» Ich zwinkere Theo schmunzelnd zu.

«Ich dachte, du hättest mir den kleinen Ausrutscher längst verziehen», grummelt er und seine Wangen färben sich rot.

«Habe ich doch auch», erwidere ich versöhnlich. «Wirklich.»

«Wenn du jetzt noch ehrlich sagst ...», schimpft Theo, obwohl er eigentlich kein Recht hat, beleidigt zu sein. Schließlich war ich nicht derjenige, der seinem besten Freund die Sexpartnerin ausgespannt hat.

«Es war Liebe auf den ersten Blick», murmelt Theo und streicht sich verlegen durch die Haare. Er sieht mich entschuldigend an.

«Ich freue mich für dich und Emma. Das weißt du doch. Du machst es mir nur gerade nicht besonders leicht, einen neuen Mitbewohner zu finden. Okay, es waren ein paar schräge Leute dabei, aber du hattest auch an denen etwas auszusetzen, die ich in Ordnung fand. Und Nino ist geradezu perfekt.»

Theo schnaubt und wirft den Kuli auf den Tisch. In diesem Moment betritt Nino die Küche, der ein paar Minuten allein in dem Zimmer sein wollte, das ich vermiete. Wegen der Energien. Er lächelt schüchtern, aber echt, ich habe noch nie so große dunkelbraune Augen gesehen. Sie sind wie zwei kugelrunde Zartbitterpralinen mit einem samtigen Schmelz. Für gewöhnlich fallen mir bei Männern solche Attribute nicht auf, aber Ninos Augen haben mich beim Öffnen der Wohnungstür total geflasht.

«Komm rein und setz dich.» Ich deute auf den freien Stuhl uns gegenüber.

«Die Wohnung ist echt großartig und das Zimmer wäre fantastisch für mich. Es gibt da nur ein Problem ...»

«Du bist schwul», sagt Theo sofort, lehnt sich zurück und verschränkt mit selbstgefälliger Miene die Arme vor der Brust.

«Ja, also, das stimmt. Ist das etwa ein Problem für dich?» Nino schaut mich prüfend an und seufzt dann sorgenvoll. «Okay, das ist echt blöd und verdammt diskriminierend. Du musst dir keine Sorgen machen, dass deine machohafte Männlichkeit irgendeinen Schaden nimmt. Ich falle nachts nicht über dich her oder betatsche im Vorbeigehen deinen Hintern. Ich brauche einfach nur ein Zuhause und das so schnell wie möglich und ... also ...»

«Schon gut», unterbreche ich ihn, beeindruckt von seinem Kampfgeist. «Mir ist deine Sexualität egal.» Ich bin mir verdammt sicher, den passenden Mitbewohner gefunden zu haben. «Wirklich, es interessiert mich nicht, mit wem du ins Bett gehst, solange wir uns nicht ständig gegenseitig mit Sexgeräuschen auf die Nerven fallen.»

«Sexgeräusche?», fragt er, zunehmend verwirrter. «Worüber reden wir hier gerade? Glaubst du, ich drehe Pornos für onlyfans?»

«Ähm ...» Sprachlos starre ich ihn an.

Nino erwidert den Blick. Seine dunklen Augen funkeln mich wütend an. Immerhin ist er noch nicht abgehauen, obwohl ich ihm so einen hochdramatischen Abgang durchaus zutraue. Ich stoße Theo in die Seite. Er grummelt unverständliche Worte.

«Können wir noch mal zurückspulen und von vorn anfangen?», bitte ich und lächle Nino gewinnend an.

Er mustert mich kühl.

«Du hast gesagt, dass es ein Problem gibt. Worum handelt es sich dabei, denn ehrlich, deine Sexualität spielt für mich keine Rolle und über den Dreh von Pornos müssten wir uns vielleicht zuerst unterhalten, aber was du in deinem Zimmer machst, interessiert mich grundsätzlich nicht.»

Theo schnaubt erneut, aber er hat nichts zu sagen.

«Okay, gut. Sorry, dass ich gerade ein bisschen ...» Nino fuchtelt wild mit den Armen, dann wird ihm sein Gebaren bewusst, denn er verschränkt die Arme äußerst männlich vor der Brust.

«Das Problem ist Weihnachten», sagt Nino schließlich.

«Weihnachten?», frage ich perplex. «Magst du die Weihnachtszeit nicht? Das ist kein Problem. Ich bin nicht gerade ein Dekofan, auch kein Grinch, aber ....»

«Nein, nein», unterbricht er mich eilig und seine Wangen färben sich dunkelrot. «Ich liebe Weihnachten und Deko und ich habe ... habe so viel davon, dass ich es gar nicht unterbringen kann. Bisher durfte ich einen Teil bei meinen Eltern lassen, aber sie finden, dass ich endlich erwachsen werden soll und ...»

Erwachsen werden ... Die Worte begleiten mich, seitdem ich hierher gezogen bin. Sie sind mein Motor und beständiger Antrieb. Dabei kenne ich die Metadaten immer noch nicht. Woran misst sich der Grad des Erreichten? Ein volles Konto, schicke Reisen, ein großes Auto, eine Villa? Eine perfekte Familie?

In Ninos Fall scheint offenbar die Weihnachtsdeko ein Indikator zu sein.

«Zur Wohnung gehört ein Kellerabteil. Es ist nahezu leer. Du kannst da bestimmt eine Menge Deko unterstellen. Willst du es dir anschauen?»

«Und das würde dich nicht stören?», fragt er hoffnungsvoll.

«Nein, glaub nicht. Allerdings müssen wir darüber reden, wieviel Weihnachten diese Wohnung verträgt.» Ich grinse ihn breit an.

Nino lächelt verschämt, was erstaunlich rührend ist. Theo tritt mir unter dem Tisch auf den Fuß. Ich schaue zu ihm rüber, aber er presst nur die Lippen fest aufeinander. Offensichtlich versucht er, mir wortlos irgendwelche Signale zu senden. Das funktioniert nicht, denn ich bin entschlossen, Nino zu meinem Mitbewohner zu machen.

«Und ich mag Pinguine.» Unsicher knabbert Nino an seiner Unterlippe.

«Pinguine?», wiederholt Theo und sieht mich verstört an. «Lebende Tiere, so wie in diesem verrückten Film? Muss ich mit einem Anruf der Polizei rechnen, weil du meinen besten Freund überredet hast, nachts in den Zoo einzubrechen, um einen Pinguin zu klauen?»

«Was? Nein, natürlich nicht!» Nino schaut abwechselnd Theo und mich an. «Ich liebe Pinguindeko, also Figuren, Kissen und Decken und ... und Figuren.»

«Er hat gleich zweimal Figuren gesagt», stellt Theo fest. «Vermutlich kannst du die Wohnung nach einer Woche nicht mehr betreten, weil überall Pinguine herumstehen. Glaubst du mir nun?»

«Nein», erwidere ich. «Wie gesagt, wir müssen sicherlich darüber verhandeln, wie viel Deko angemessen ist, aber gegen ein paar Pinguine ist nichts einzuwenden.»

«Mann, Jo. Wir waren uns einig, dass diese Männerwohnung clean bleibt. Wir verabscheuen beide diesen ganzen Dekomist und jetzt willst du da mitmachen? Wenn du mit einer Freundin zusammenziehen würdest, würde ich es verstehen. Da muss man Kompromisse eingehen, aber du suchst nach einem Mitbewohner. Er sollte doch eher ähnliche Interessen haben und nicht die Wohnung in ein plüschiges Weihnachtsinferno mit Pinguinen verwandeln.»

Nino lässt die Schultern hängen und steht auf.

Es ist verrückt. Ich will nicht, dass er geht, auch wenn Theo recht hat. Wir haben die Wohnung clean gehalten, weil wir beide keinen Bock auf eingestaubte Vasen, Kerzen oder Figürchen hatten. Wir wollten es praktisch.

«Bitte bleib!», rufe ich.

«Braucht ihr noch einen Moment, um euch zu beraten?», erkundigt sich Nino.

«Nein», antworte ich. «Hör zu, ich glaube, dass du gut passt. Natürlich kennen wir uns nicht. Das ist ein Risiko, das wir beide eingehen, aber ich bin bereit, es auszuprobieren.»

«Ich bin ein schwuler Weihnachtself, der obendrein gern Videos für Tik-Tok und Instagram dreht und Disneyfilme liebt.»

Theo wirft beide Arme in die Luft und stöhnt genervt. Ich dagegen fange an zu lachen.

«Nach dieser Zusammenfassung bin ich überzeugte denn je, dass wir zusammenpassen. Also ... wohn- und filmtechnisch ...»

«Wirklich?»

«Klar. Ich liebe die alten Disneyklassiker, aber auch die meisten neuen Filme und die Musicals.»

«Deshalb hat er auch die PS3 noch, damit er sich beim SingStar wie ein Disneyprinz fühlen kann», verrät mein bester Freund und verzieht angeekelt das Gesicht.

Ich lächle verschämt und zucke mit den Schultern. Eigentlich gehört diese kleine Schwäche nicht zu den Dingen, die ich freimütig erzähle, aber früher oder später hätte es Nino ohnehin mitbekommen. Hin und wieder eine Runde Singstar ist mein Ausgleich, der zugegebenermaßen ein bisschen peinlich ist.

«Er hat auch ein echtes Disneyprinzlächeln», meint Nino und strahlt mich an.

Verlegen senke ich den Blick.

«Jo ist nicht schwul», poltert Theo los.

Verwirrt mustere ich meinen besten Freund und frage mich, weshalb er dermaßen aggressiv ist. Die Künstlerin mit den Vulva–Gipsabdrücken, die auch noch Workshops in der Wohnung halten wollte, hat er weniger ätzend behandelt. Er fand die Vorstellung sogar lustig, dass überall Vulvaskulpturen herumstehen. Da ist mir Ninos Weihnachtsdeko eindeutig lieber.

«Das war auch nur ein Kompliment und keine Anmache», erwidert Nino ebenso bissig.

«Männer machen sich keine Komplimente», schießt Theo zurück.

«Was für ein bescheuerter Machogedanke. Aus welchem Jahrhundert bist du denn gekrochen?»

«Ich habe Augen im Kopf und bemerke, wie du Johannes anschaust. Ist ja auch logisch: Als schwuler Mann checkst du Kerle ab, aber ...»

«Glaubst du, ich versuche ihn umzupolen? Es mag ja Kerle geben, die darauf stehen, einen Hetero ins Bett zu kriegen, aber ich gehöre definitiv nicht dazu. Ich möchte hier einfach nur wohnen und wenn wir uns noch einigermaßen gut verstehen, wäre das ein Superbonus.»

Für mich ist damit alles gesagt, aber Theo ist nicht zu bremsen.

Eine Weile höre ich dem Schlagabtausch zu und bewundere Nino, der sich von Theo nicht einschüchtern lässt. Auch wenn ich weiß, dass Theo nicht gewalttätig ist, so ist seine massige Statur doch imposant. Vermutlich wiegt er mindestens 20 Kilo mehr als Nino, ist deutlich breiter und muskulöser. Er spielt Eishockey und verbringt den Großteil seiner Freizeit auf der Eisfläche oder beim Krafttraining.

Ich bin froh, wenn ich es schaffe, vor der Arbeit eine Runde zu joggen.

Meistens begleite ich Theo zu seinen Spielen. Ich finde, das zählt als sportliche Betätigung. Schlittschuhlaufen kann ich ganz passabel.

«Ihr benehmt euch ziemlich beschissen», unterbreche ich die Diskussion, die immer heftiger wird.

Beide verstummen augenblicklich und starren mich an.

«Theo, du bist ausgezogen und hast damit auch kein offizielles Mitspracherecht mehr, also halte dich zurück. Nino, wenn du das Zimmer haben willst, dann unterzeichne den Vertrag. Die Konditionen haben wir bereits besprochen. Wenn das für dich okay ist, dann freue ich mich, die Miete nicht länger allein stemmen zu müssen.»

«Wie oft wird er denn hier sein und begutachten, ob ich dich nicht verschwult habe?», fragt Nino und deutet auf Theo.

Wenn Blicke töten könnten ... Keine Ahnung, wie ich unauffällig zwei Leichen entsorgen soll. Vermutlich wäre es dann doch besser für mich, auszuziehen.

«Nicht sehr oft», antworte ich schmunzelnd und verdränge die abstrusen Bilder aus meinem Kopf. «Ich arbeite verdammt viel und habe nur wenig Freizeit. Abgesehen davon verbringt Theo seine Zeit mit Emma. Seinen besten Freund hat er in den vergangenen Monaten ziemlich vernachlässigt.»

«Gar nicht wahr», brummelt Theo und schiebt schmollend die Unterlippe vor. Treffer versenkt! «Du bist doch mit deinem Job verheiratet.»

«Ja, das stimmt», gebe ich zu und klopfe ihm begütigend auf die Schulter.

«Er hat also keinen Schlüssel und kann hier hereinspazieren, wie es ihm gefällt?»

«Theo hat einen Notfallschlüssel.»

«Ich werde nicht herumschnüffeln», sagt er kleinlaut. «So ein Arsch bin ich nicht.»

«Okay, also dann ...» Nino scheint immer noch nicht überzeugt davon zu sein, dass er den Zuschlag bekommen hat.

«Wann willst du einziehen?», frage ich, denn für mich steht die Sache fest. Ich habe einen neuen Mitbewohner. Kribblige Aufregung macht sich in mir breit, was mich ein bisschen verwirrt.

«Ab wann würde es dir denn passen?», erkundigt sich Nino und schaut auf sein Handy.

«Ab Freitagmittag könnte ich dir mit dem Umzug helfen. Ich darf ausnahmsweise mal früher ins Wochenende starten.»

«Dann könnten wir was unternehmen», ruft Theo dazwischen. «Ich habe Freitag ein Spiel. Du warst schon ewig nicht mehr dabei.»

«Ein Spiel?» Interessiert schaut Nino ihn an.

«Eishockey.»

«Ah ja, echter Männersport», stichelt Nino.

«Manchmal drehen sie auch ganz grazil Pirouetten», enthülle ich lachend.

«Idiot», brummelt Theo.

«Das würde ich zu gern sehen», sagt Nino mit einem breiten Grinsen.

«Vielleicht dürfen wir beide zuschauen. Hast du VIP-Karten für uns? Wir bilden dann zusammen mit Emma deinen Fanclub.»

«Ich habe auch noch solche Pompons, die kann ich für dich schwingen.»

«Offenbar passt ihr wirklich zusammen», findet Theo und schüttelt resigniert den Kopf «Ich wette, ihr werdet nach einer Weile unausstehlich sein. Hiermit seid ihr wieder ausgeladen.»

Nino und ich schauen uns an und prusten gleichzeitig los. Das Kribbeln setzt wieder ein. Irritiert reibe ich über meinen Bauch. Vielleicht habe ich nur Hunger. Diese ganzen Vorstellungsgespräche waren echt nervenaufreibend und anstrengend.

«Du kannst, sobald du den Vertrag unterschrieben hast, einen Schlüssel mitnehmen und loslegen. Wie sieht es denn mit Geschirr aus? Grundsätzlich ist die Küche komplett eingerichtet, aber wir können sicherlich Platz für dein Zeug machen.»

«Ich habe nicht wirklich viel», erwidert er verlegen. «Nur mein Pinguinservice.»

«Na toll, dann bekomme ich also bei meinem nächsten Besuch Kaffee aus einer Pinguintasse?», grummelt Theo.

Er kann es echt nicht lassen.

«Nein, du kannst weiterhin deine Star Wars Tasse benutzen. Die darfst du ja nicht mit zu Emma nehmen, weil sie so was albern und kindisch findet.»

Nino lacht, ich grinse zufrieden und Theo flucht leise.

«Du meinst das wirklich ernst mit dem Einzug, oder?»

«Wenn du so nachfragst, mache ich mir Sorgen, ob du vielleicht doch ein heimlicher Axtmörder bist.»

«Nein, nur schwul», entgegnet er, und diesmal reagiert Theo nicht darauf. Offenbar hat er aufgegeben, wofür ich echt dankbar bin.

«Also, dann ...» Ich schiebe Nino den Vertrag über den Tisch, nehme Theo den Stift weg, um ihn ebenfalls in Ninos Richtung zu rollen.

Nino atmet tief durch und unterschreibt.

«Du hast einen neuen Mitbewohner», sagt er und lächelt mich freudig an.

 

 

 

 

 

2.

Die Leute behaupten immer, dass der Montag der schlimmste Tag der Woche ist. Danach würde die Zeit bis zum Wochenende viel schneller vergehen. Was für ein Bullshit. Dienstage sind Horrortage ...

Ich steige aus dem Auto, hänge meine Tasche über die Schulter und kann ein Gähnen kaum unterdrücken. Heute habe ich drei Meetings vorbereitet. Gefühlt Hunderte Kopien gedruckt, sortiert und verteilt und ebenso viele Liter Kaffee gekocht. Außerdem musste mit so vielen Menschen am Telefon sprechen, dass ich für den Rest des Abends nur noch schweigen möchte. Absolute Stille. Vermutlich sind meine Stimmbänder nicht mehr bereit, Laute zu produzieren.

Erschöpft schließe ich die Haustür auf. Ein köstlicher Duft von Bratkartoffeln dringt in meine Nase. Verdammt, ich verhungere gleich. Leider kommt der Geruch aus der ersten Etage, aber vielleicht hat Nino schon gekocht. Ein kribbliges Gefühl der Vorfreude macht sich in mir breit und beflügelt mich, die Stufen schneller zu überwinden.

Wir wohnen jetzt seit zwei Wochen zusammen. Nino ist großartig, ein nahezu perfekter Mitbewohner. Alles fühlt sich vertraut und selbstverständlich an. Wenn ich daran denke, wie oft Theo und ich uns anfangs über Kleinigkeiten gestritten haben ...

Am meisten gefällt es mir, dass wir gemeinsam in der Küche am Tisch essen. Das fühlt sich so häuslich an, wie früher bei meinen Eltern. Wir unterhalten uns über den Tag, lernen uns kennen und albern rum.

Am Anfang schien Nino sich mehr zurückzuhalten, aber inzwischen muss ich aufpassen, was ich sage, denn schwule Männer können aus jedem Wort eine Anzüglichkeit machen. Oder, na ja, vielleicht auch nur Nino ...

Manchmal überfordert es mich. Ich bin nicht sonderlich schlagfertig und offenbar in einigen Bereichen verklemmt oder schüchtern. Auf jeden Fall bringt Nino mich dazu, mehr über Sex nachzudenken. Auch über schwulen Sex, was mich ein bisschen verstört. Ich habe viele Fragen, die ich Nino keinesfalls stellen möchte.

Ich stecke den Schlüssel ins Schloss, öffne die Wohnungstür, atme hoffnungsvoll ein, aber mich erwartet leider kein Essensduft. Es riecht nicht mal nach frischem Kaffee, dabei scheint das Ninos Lebenselixier zu sein. Obendrein ist es verdammt still.

«Nino, bist du zu Hause?», rufe ich und streife meine Schuhe von den Füßen.

Eine Antwort bekomme ich nicht, was mir ein weiteres Seufzen entlockt. Ich hänge meinen Mantel auf einen Kleiderbügel und verstaue ihn im Schrank, nehme den dicken Schal ab und werfe ihn über einen Haken an der Garderobe.

Ich hatte mich auf einen Abend mit meinem Mitbewohner gefreut. Auf der anderen Seite wollte ich absolute Stille und die habe ich jetzt ... gefällt mir irgendwie nicht.

Die Zeit mit Nino ist immer entspannend und lustig. Eine wunderbare Ablenkung vom Arbeitsstress. Manchmal bin ich total erstaunt darüber, wie vertraut wir miteinander umgehen. Ich hatte nicht eine Sekunde das Bedürfnis, Mauern hochzuziehen, eine Seite von mir zu verstecken. Das verunsichert mich ebenso wie das Kribbeln, das einsetzt, sobald ich an ihn denke. Wahrscheinlich hatte ich schon zu lange kein Date mehr und sollte meine App mal wieder aktivieren.

Auf dem Weg in mein Schlafzimmer bemerke ich, dass Ninos Tür offensteht. Außerdem höre ich ein leises Stöhnen.

Ist das hier die erste Sexsituation, vor der Theo mich gewarnt hat? Mein Herz schlägt gleich ein paar Takte schneller, als ich näher herankomme. Wieso lässt er die Tür bei solchen Aktivitäten offen? Er weiß doch, wann ich von der Arbeit komme.

Ich lausche, aber das Stöhnen klingt nicht nach Erregung, sondern gequält. Alarmiert überwinde ich die letzte Distanz und klopfe an die offene Tür.

«Nino, ist alles in Ordnung?», frage ich besorgt.

«Nein», kommt seine klägliche Antwort.

«Kann ich reinkommen?»

«Nur, wenn du mich nicht auslachst.»

«Warum sollte ich ...» Ich betrete den Raum.

Der heftige Geruch von Schweiß schlägt mir entgegen. Angewidert rümpfe ich die Nase und möchte sofort zum Fenster rennen, um es zu öffnen. Ich halte jedoch mitten in der Bewegung inne und brauche einen Moment, um das Bild zu verarbeiten und meine Gesichtszüge so weit unter Kontrolle zu bekommen, um ein Grinsen zu unterdrücken.

«Du lachst», beschwert er sich, ohne mich anzugucken.

«Das kannst du gar nicht sehen», erwidere ich und trete näher an sein Bett heran.

Nino liegt auf seiner hellblauen, kuscheligen Bettwäsche, auf der Pinguine durch den Schnee tanzen. Er trägt seine superdicke, dunkelrote Winterjacke, in der er wie eine Weihnachtskugel aussieht und Stiefel. Sogar seine Mütze hat er auf dem Kopf. Das Gesicht ist rotverschwitzt. In kurzen Abständen stöhnt er kläglich.

«Ist das wieder so ein neuer Trend?», frage ich spöttisch. «Irgendeine Saunaerfahrung, die negative Energien vertreibt? Filmst du dich gerade dabei?» Suchend schaue ich mich nach seinem Handy um.

«Nein, Arschloch», knurrt er und dreht den Kopf langsam in meine Richtung.

«Nicht sehr nett», kommentiere ich seine Aussage und gehe noch einen Schritt näher ans Bett.

«Ich sterbe und du machst dich lustig.»

«Ich versuche nur zu verstehen, was du hier treibst. Du kochst vermutlich gleich in den Klamotten. Jedenfalls riecht es hier so.»

«Das weiß ich, aber ich kann sie nicht ausziehen», jammert er.

«Weil?»

«Ich kann mich nicht bewegen», flüstert er und schließt die Augen.

«Nino!», rufe ich beunruhigt. «Du machst mir Angst. Was zur Hölle ist hier los? Wieso kannst du dich nicht bewegen? Bist du verletzt? Soll ich einen Krankenwagen rufen?»

«Oh Gott, nein. Bitte nicht. Ich ...» Er atmet tief ein und hebt die Lider.

Fasziniert versinke ich in diesen dunkelbraunen Augen. Normalerweise glänzen sie samtig, aber jetzt sind sie einfach nur dunkel und riesig.

«Komm schon, erzähl mir, was passiert ist», bitte ich leise und setze mich vorsichtig an den Rand seines Bettes. Ich lockere meine Krawatte und öffne die Knöpfe meines Jacketts.

«Du siehst so verdammt heiß im Anzug aus», raunt er.

«Idiot», knurre ich.

«Nein, das stimmt wirklich. Hat dir das bisher noch keine Frau gesagt? Also, das ist ein universeller Fakt: Du bist absolut heiß in diesem dunklen Anzug. Ich habe den Eindruck, dass Mister Grey auf meiner Bettkante sitzt.»

«Es könnte sein, dass ich dich gleich über meinen Schoß lege und dir den Hintern versohle, wenn du weiterhin ablenkst.» Ich habe die Worte kaum ausgesprochen, da erkenne ich den Fehler, denn Nino grinst breit, dann schluckt er schwer und sein Gesicht verfärbt sich noch eine Spur dunkler.

«Hör auf, dir das vorstellen», brummele ich.

Es ist in Ordnung, dass Menschen auf solche Praktiken stehen, aber für mich ist das absolut nichts. Schon gar nicht mit einem Mann.

«Du würdest mich spanken?», fragt Nino prompt.

«Nein, natürlich nicht», antworte ich. «Bitte, Nino, rede mit mir oder ich lasse dich hier liegen und gehe raus.»

«Ich hatte heute eine Begegnung, die mich schrecklich wütend gemacht hat. So wütend, dass ich nicht wusste, wohin mit all den Emotionen. Also bin ich ins Fitnessstudio und habe wie verrückt trainiert.» Nino presst die Lippen zusammen. Erneut entkommt ihm ein gequälter Laut.

«Okay, und?» Ich bin mir nicht sicher, wo der Zusammenhang zwischen dem Training und seinem seltsamen Zustand liegt.

«Ich konnte nicht aufhören, habe mich komplett überfordert und selbst als ich gespürt habe, dass ich nicht mehr kann, habe ich weitergemacht. Ich habe den einen Trainer angeschnauzt, als er mir gesagt hat, dass ich langsamer machen soll und eine Pause brauche. Verstehst du, ich habe mich mit so einem Muskelmann angelegt ...»

«Und dann hat er dich verprügelt?», rate ich und suche in seinem Gesicht nach Wunden.

«Nein. Er hat mich in Ruhe gelassen. Leider hat er recht behalten. Ich hätte aufhören sollen.»

«Nino, ich verstehe es immer noch nicht», gebe ich, allmählich genervt, zu.

«Muskelkater», murmelt er verschämt. «Mann, ich habe solchen Muskelkater, dass ich mich überhaupt nicht mehr bewegen kann. Ich bin auf allen vieren die Stufen hochgekrabbelt und habe es irgendwie in mein Bett geschafft. Seitdem liege ich hier und weiß nicht, ob ich mir den Tod wünsche oder ...»

«Hier wird nicht gestorben», unterbreche ich ihn und atme erleichtert durch. «Du hast also Muskelkater?»

«Direkt aus der Hölle», jammert Nino. «Ich kann mich nicht bewegen und dabei muss ich dringend aufs Klo. Inzwischen habe ich mich sogar damit abgefunden, ins Bett zu pinkeln.»

«Auf gar keinen Fall!», rufe ich. «Steh auf. Ich helfe dir.»

«Du hilfst mir beim Pinkeln?», fragt er mit diesem herausfordernden Unterton. Er kann es echt nicht lassen.

«Offenbar tut es nicht halb so weh, wenn du immer noch Kraft für anzügliche Kommentare hast.»

«Doch, es ist schlimm. Richtig schlimm.»

«Soll ich eine leere Flasche holen?», biete ich an, obwohl mir die Alternative nicht besonders gefällt.

«Wäre besser als die andere Option», überlegt er, verzieht aber angewidert das Gesicht.

«Die beste Option ist jedoch, aufzustehen und dich auszuziehen. Geh aufs Klo und danach heiß duschen. Das lockert die Muskeln. Ich glaube, ich habe auch noch eine Salbe mit Arnika, die die Beschwerden lindert.»

«Das Problem beginnt schon mit dem Aufstehen», grummelt Nino und versucht, sich auf die Seite zu rollen. Seine Augen schimmern feucht. «Ich bin so ein Idiot.»

«Warum warst du überhaupt so wütend?», frage ich.

«Das kann ich dir gerade nicht erzählen», flüstert er und klingt, als würde er gleich anfangen zu weinen. «Bitte, ich will ... kann ...» Er schluchzt leise.

Das Geräusch sorgt dafür, dass sich mein Herz zusammenzieht. Ich kann es kaum ertragen, ihn dermaßen unglücklich zu sehen. Bisher war mein Beschützerinstinkt nicht besonders ausgeprägt, aber gerade möchte ihn in den Arm nehmen und versprechen, dass alles in Ordnung kommt. Ganz egal, was es ist. Verwirrt horche ich in mich rein, fühle mich plötzlich absolut überfordert und stehe auf.

«Ich, also ... ich ziehe mich um und du ... du versuchst aufzustehen.» Ohne eine Reaktion abzuwarten, flüchte ich.

In meinem Schlafzimmer lehne ich mich von innen gegen die Tür und atme kräftig ein und aus. Verdammt, woher kommt dieses merkwürdige Gefühl nur? Nino ist nett. Ich mag ihn als Freund und freue mich, dass wir so schnell zusammengewachsen sind. Es ist nicht wie mit Theo ... Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Gedanken bei Theo schon jemals in eine Richtung abgeschweift sind, die ... Ich schüttle energisch den Kopf und verbiete mir, den Satz zu beenden.

«Das ist verrückt», knurre ich, ziehe mein Smartphone aus der Hosentasche, lasse mich auf das Bett fallen und aktiviere die Datingapp.

Ein aufregender Abend mit einer Frau wird meine verwirrenden Gefühle wieder in die richtige Richtung lenken. Ich lege das Handy zur Seite und ziehe den Anzug aus, bevor ich ihn komplett zerknittere. Es dauert nicht lange, bis das bekannte Geräusch für ein Match erklingt.

«Perfekt», murmle ich und schlüpfe in meine Lieblingsjogginghose. Im Rausgehen ziehe ich ein Shirt über den Kopf und fühle mich wieder bereit, Nino zu begegnen. Er steht inzwischen vor dem Bett, hat die Jacke ausgezogen und fummelt an seiner Jeans herum.

«Allmählich wird es wirklich dringend», jammert er, als er mich bemerkt.

«Immerhin hast du dich in eine aufrechte Position begeben», lobe ich. «Vielleicht solltest du ausnahmsweise im Stehen pinkeln.»

«Gute Idee», erwidert er kichernd und schleicht langsamer als ein 90-jähriger Opa an mir vorbei in Richtung Bad.

«Aber wehe, du triffst nicht», rufe ich ihm hinterher.

«Ich treffe immer», entgegnet er, bevor die Tür ins Schloss fällt.

Mein Magen beginnt lautstark zu knurren. Es wird Zeit, dass ich endlich etwas esse.

«Hast du auch Hunger?», rufe ich laut.

«Die Lasagne steht im Herd. Du musst ihn nur anschalten.»

«Lasagne? Du bist ein Held.»

«Gerade nicht», höre ich gedämpft und gehe in die Küche.

---ENDE DER LESEPROBE---