Währungskrieg - James Rickards - E-Book

Währungskrieg E-Book

James Rickards

4,7
21,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

An einem regnerischen Tag im Winter 2009 treffen 60 Experten aus Militär und Finanzwelt an einem geheimen Ort zusammen, um ein gewagtes Experiment durchzuführen: die Simulation einen Krieges! Mit einer Besonderheit: ohne Truppen, ohne Kriegsschiffe und ohne Armeen oder Kampfjets. Stattdessen: mit Währungen, Aktien, Bonds und Derivaten. Schlachtfeld sind die internationalen Finanzmärkte, und das Ziel des unblutig kriegerischen Experiments ist nichts Geringeres als die Vernichtung eines Staates durch die Macht des Geldes. So fern dieses Szenario im ersten Augenblick klingt, so nah ist der Kollaps des Dollars oder Euros, wie die täglichen Schlagzeilen vermelden. James Rickards, Experte in Sachen Währungskrisen mit mehr als 35 Jahren Erfahrung an der Wall Street, legt dar, warum Währungskriege keine ausschließlich ökonomische oder monetäre Gefahr bedeuten, sondern die Existenz eine ganzes Landes oder gar Kontinents bedrohen können. Und er beweist am Beispiel der USA, dass der Versuch milliardenfach Geld zu drucken, um die Wirtschaft zu stimulieren, nichts anderes ist als das mit Abstand größte Glückspiel aller Zeiten.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 502

Bewertungen
4,7 (18 Bewertungen)
13
5
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



WÄHRUNGS

KRIEG

DER KAMPF UM DIE

MONETÄRE WELTHERRSCHAFT

JAMES

RICKARDS

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://d-nb.deabrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

2. Auflage 2015

© 2012 FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Original edition copyright © by James Rickards. All rights reserved.

All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form.

This edition published by arrangement with Portfolio, a member of Penguin Group (USA) Inc.

Die Originalausgabe erschien 2011 unter dem Titel »CURRENCY WARS« bei Portfolio, einem Verlag der Penguin Group (USA) Inc.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Thomas Pfeiffer, Sigrid Schmid, Heike Schmidt

Lektorat: Moritz Malsch, Buch-Concept

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN Print 978-3-89879-686-6

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-262-7

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-263-4

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter

www.muenchner-verlagsgruppe.de

Für Ann, Scott, Ali, Will und Sally – mit Liebe und Dankbarkeit. Und zum Gedenken an meinen Vater, Richard H. Rickards, der im Zweiten Weltkrieg als Soldat im Pazifik eingesetzt wurde.

»Da nun das Geld gebrach im Lande Ägypten und Kanaan, kamen alle Ägypter zu Joseph und sprachen: Schaffe uns Brot! Warum lässt du uns sterben, darum daß wir ohne Geld sind?«

1. Buch Mose, 47.15

Geleitwort zur deutschen Ausgabe von Daniel Eckert

Als ich mich Ende 2009 daran machte, mein Buch »Weltkrieg der Währungen« zu schreiben, war die Vorstellung, dass Dollar, Euro und Yuan von den Regierungen als Kampfmittel genutzt werden, den meisten Bürgern noch fremd. US-Militärstrategen waren gedanklich schon einen guten Schritt weiter als die Öffentlichkeit: Zu der Zeit fragten die Verteidigungsexperten den Wall-Street-Berater James Rickards, ob er für sie eine geheime Simulation mitgestalten könne. In diesem Kriegsspiel waren die Vereinigten Staaten und vor allem der Dollar das Ziel eines großangelegten finanziellen Angriffs. Der alte Gegner Russland und vor allem China hatten es, so wurde darin simuliert, darauf abgesehen, die Leitwährung zu zerstören. Seine Erfahrungen in dem Planspiel Währungskrieg haben Rickards zu einem eigenen Buch inspiriert. Seiner Beschreibung der virtuellen Attacke auf den Dollar – er nennt es finanzielles Pearl Harbor – liest sich spannend wie ein Krimi und sei jedem Leser ans Herz gelegt. Der Ausgang des Kriegsspiels soll an dieser Stelle nicht verraten werden, nur so viel: Jeder von uns ist betroffen, jeder von uns wird dafür bezahlen – eine Diagnose, zu der auch ich in »Weltkrieg der Währungen« (FinanzBuch Verlag) komme, das jetzt in überarbeiteter und erweiterter Neuauflage vorliegt.

Heute ist der Währungskrieg eine anerkannte Realität, so geschickt ihn die offiziellen Stellen auch zu verbergen suchen. Die Machtzentralen der führenden Wirtschaftsblöcke USA, Europa und China manipulieren ihre Zahlungsmittel, um sich ökonomische Vorteile zu verschaffen. Ebenso wie die wichtigen Nebenakteure Japan, Großbritannien, Russland und die Schweiz nehmen sie in Kauf, dass der Wert des Geldes zerrüttet wird. In diesem riskanten Spiel ums Welt-Geld scheinen die USA die Nase vorn zu haben. Washington ist es gelungen, seine Währung abzuwerten, den anderen »Wachstum zu stehlen« (wie Rickards es nennt), ohne Verwerfungen an den heimischen Kapitalmärkten zu provozieren. Europa hingegen hat sich unbedarft ins finanzielle Chaos stoßen lassen. Wegen der Schuldenkrise fällt der Euro als ernstzunehmende Alternative zum Dollar für geraume Zeit aus. Am geschicktesten nutzt China die Möglichkeiten des Finanzkriegs: Mit konfuzianischer Ausdauer baut es seinen Renminbi zur Weltwährung auf, obwohl der eigentlich keine starke Währung ist.

Konflikte, die mit Zahlungsmitteln ausgetragen werden, sind in der Geschichte keine Seltenheit. Allein das 20. Jahrhundert brachte zwei davon hervor. Den ersten Weltkrieg der Währungen terminiert Rickards auf die Jahre 1921 bis 1936, den nächsten auf den Zwanzigjahreszeitraum von 1967 bis 1987. Der zweite brachte eine große Inflation und die Zerstörung von Millionen privater Vermögen. Der erste war in seiner Wirkung noch verheerender: Er zog die Große Depression nach sich und vergiftete das internationale Klima auf so extreme Weise, dass er dem Zweiten Weltkrieg den Boden bereitete.

Heute liegt ein dritter Weltkrieg der Währungen in der Luft. Der Wohlstand der Welt steht auf dem Spiel. Daher kann es gar nicht genug intelligente Bücher über den Währungskrieg geben. Der Schlagabtausch, der sich im Verborgenen abspielt, muss an die Öffentlichkeit. Der US-Bürger Rickards beschreibt diesen Konflikt aus amerikanischer Perspektive. Ihn beschäftigt vor allem die Frage, wie dem Dollar angesichts der Mammutverschuldung der USA eine Hyperinflation erspart bleiben kann. Uns Europäern bietet dieses Buch gleichwohl viel Aufschlussreiches. Denn je mehr der Weltkrieg der Währungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln ausgeleuchtet wird, je mehr Menschen die Formationen der monetären Schlachtordnung kennen, desto besser. Auf diese Weise wird es den kriegstreibenden Parteien auch in Europa schwerer fallen, unser Geld für ihre Zwecke zu manipulieren und die Weltordnung ins Wanken zu bringen.

Daniel Eckert, Autor von »Weltkrieg der Währungen« und Gewinner des Deutschen Finanzbuch Preises 2014, Berlin im März 2012

Vorwort

Am 15. August 1971, einem ruhigen Sonntagabend, trat Präsident Nixon in der beliebtesten Fernsehshow des Landes vor die Kameras, um den Amerikanern seine New Economic Policy vorzustellen. Die Regierung verhängte nationale Lohn- und Preiskontrollen, setzte einen Aufschlag auf Importe fest und hob die Dollarkonvertibilität zum Gold auf. Durch einen seit längerem schwelenden Währungskrieg, der das Vertrauen in den US-Dollar erschüttert hatte, war das Land in eine Krise gestürzt und der Präsident zu dem Schluss gekommen, dass die Lage extreme Maßnahmen erforderte.

Heute sind wir in einen neuen Währungskrieg verstrickt und bahnt sich eine neuerliche Krise des Vertrauens in den Dollar an. Dieses Mal werden die Konsequenzen weitaus schlimmer sein als jene, mit denen Nixon sich seinerzeit konfrontiert sah. Die voranschreitende Globalisierung und das explosive Wachstum der Derivate und der Kreditfinanzierung in den vergangenen 40 Jahren haben dafür gesorgt, dass finanzielle Panikreaktionen und Epidemien praktisch nicht mehr begrenzt werden können.

Die neue Krise wird aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Devisenmärkten beginnen und rasch auf die Aktien-, Anleihen- und Rohstoffmärkte übergreifen. Wenn der Dollar kollabiert, werden auch die in Dollar geführten Märkte kollabieren und die Panik sich rasch auf die gesamte Welt ausweiten.

Folglich wird wieder einmal ein US-Präsident – vermutlich Barack Obama – im Fernsehen (und im Cyberspace) vor das amerikanische Volk treten und radikale Maßnahmen ankündigen, um den Dollar vor dem völligen Kollaps zu retten, und sich dabei auf eine ihm kraft seines Amtes zustehende Autorität berufen, die schon einmal von einem amerikanischen Präsidenten in Anspruch genommen worden war. Dieser neue Plan könnte sogar eine Rückkehr zum Goldstandard beinhalten. Falls Gold als Sicherheit verwendet wird, wird sein Preis gegenüber heute um ein Vielfaches höher festgesetzt werden, um die aufgeblähte Geldmenge mit der verfügbaren Quantität an Gold absichern zu können. Amerikaner, die in Gold investiert haben, werden eine »Spekulationssteuer« in Höhe von 90 Prozent auf ihren unverhofften Neureichtum entrichten müssen, verhängt im Namen der Gerechtigkeit. Das Gold, das die Europäer und Japaner derzeit in New York deponiert haben, wird konfisziert und in den Dienst der New Dollar Policy gestellt werden. Natürlich werden die Europäer und Japaner für ihr abhandengekommenes Gold entsprechende Zertifikate erhalten, die sie dann zu neuen, höheren Kursen in »New Dollar« konvertieren können.

Alternativ könnte der Präsident sich gegen eine Rückkehr zum Gold entscheiden und stattdessen mit einer Mischung aus Kapitalverkehrskontrollen sowie einer globalen Geldschöpfung durch den Internationalen Währungsfonds (IWF) für frische Liquidität sorgen und die Situation stabilisieren. Diese weltweite Rettungsaktion durch den IWF wird nicht mit alten, nicht konvertierbaren US-Dollar geschehen, sondern in einer neu gedruckten globalen Währung namens SZR. Das Leben wird weitergehen, aber das internationale Währungssystem wird nicht mehr dasselbe sein.

Das sind keine weit hergeholten Spekulationen. Das alles hat es schon einmal gegeben. Immer wieder sind Papierwährungen kollabiert, wurden Vermögenswerte eingefroren, Goldvorräte konfisziert und Kapitalverkehrskontrollen verhängt. Auch die Vereinigten Staaten waren davor nicht gefeit, im Gegenteil, sie haben von den 1770er- bis in die 1970er-Jahre durch Unabhängigkeitskrieg, Bürgerkrieg, Weltwirtschaftskrise und Hyperinflation in der Carter-Ära hindurch immer wieder aktiv die Abwertung des Dollars betrieben. Die Tatsache, dass die Währung nun schon seit einer Generation nicht mehr kollabiert ist, ist nur ein Indiz dafür, dass der nächste Crash überfällig ist. Das hat nichts mit Vermutungen zu tun – die Voraussetzungen dafür sind bereits erfüllt.

Unter ihrem Vorsitzenden Ben Bernanke hat sich die US-Notenbank Federal Reserve auf die größte Wette in der Finanzgeschichte eingelassen. Ab 2007 kämpfte die Fed mithilfe einer Senkung der kurzfristigen Zinssätze und großzügiger Kreditvergabe gegen den drohenden ökonomischen Kollaps an. Irgendwann war der Zinssatz auf null gefallen, und es sah aus, als hätte die Fed keine Kugeln mehr im Magazin.

Doch dann, 2008, fand die Fed eine neue Kugel: die quantitative Lockerung. Die Fed beschreibt das Programm zwar als eine Lockerung der finanziellen Rahmenbedingungen durch die Reduzierung der langfristigen Zinssätze, tatsächlich aber handelt es sich um nichts anderes als das Drucken von frischem Geld mit dem Ziel, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.

Die US-Notenbank versucht, die Preise für Anlage- und Verbrauchsgüter sowie Rohstoffe aufzublähen, um so die auf einen Kollaps folgende natürliche Deflation auszugleichen. Im Prinzip kämpft sie in einem Tauziehen gegen die Deflation, die normalerweise mit einer Depression einhergeht. Wie üblich beim Tauziehen passiert zunächst nicht viel. Die Teams sind ähnlich stark besetzt, und eine ganze Weile bewegt sich nichts, nimmt nur die Spannung im Seil zu. Irgendwann aber lässt die Kraft auf der einen Seite nach, und sie wird vom Team auf der anderen Seite über die Mittellinie gezogen. Das ist das Spiel, das die Fed betreibt. Sie muss die Inflation anheizen, bevor es zur Deflation kommt. Sie muss das Tauziehen gewinnen.

Beim Tauziehen ist das Seil das Medium, über das die Zugkräfte zwischen beiden Seiten übertragen werden. Um eben dieses Seil geht es in diesem Buch. In dem Wettstreit zwischen Inflation und Deflation ist der Dollar das Seil. Der Dollar trägt die ganze Belastung der einander entgegengesetzt wirkenden Kräfte und überträgt diese Belastung auf die gesamte Welt. Am Wert des Dollar lässt sich ablesen, wer bei diesem Kräftemessen den Sieg davonträgt. Bei diesem Tauziehen handelt es sich allerdings keineswegs um einen sportlichen Wettkampf, sondern um einen ausgewachsenen Währungskrieg und einen Angriff auf den Wert aller Aktien, Anleihen und Wirtschaftsgüter auf der Welt.

In der für die Fed besten allen möglichen Welten steigen die Vermögenswerte, werden die Banken gesünder, schmilzt die Staatsverschuldung, und keiner scheint etwas davon zu merken. Doch indem er in einem beispiellosen Maß frisches Geld drucken lässt, ist Bernanke zu einem Pangloss des 21. Jahrhunderts geworden, der auf das Beste hofft, ohne jedoch auf das Schlimmste vorbereitet zu sein.

Es besteht die sehr reale Gefahr, dass die Gelddruckerei der US-Notenbank unvermittelt in eine Hyperinflation umschlägt. Selbst wenn die Inflation die Verbraucherpreise unberührt lässt, kann sie sich in den Vermögenspreisen niederschlagen und zu Blasen bei Aktien, Rohstoffen, Immobilien und anderen »harten« Vermögenswerten führen – Blasen, die wie die Internetblase 2000 oder die Immobilienblase 2007 früher oder später platzen werden. Die Fed behauptet zwar, über die Instrumente zu verfügen, um eben das zu verhindern, aber diese Instrumente sind bislang weder unter solchen Umständen noch in einem derart großen Maßstab angewendet worden. Die Heilmittel der Fed – höhere Zinssätze und knappes Geld – können auf direktem Wege in genau die Art von Abschwung führen, die zu vermeiden sich die Fed eigentlich auf die Fahne geschrieben hat. Die US-Wirtschaft balanciert auf Messers Schneide zwischen Rezession und Hyperinflation. Millionen von Investoren, Unternehmen und Arbeitnehmern in den USA fragen sich, wie lange die Fed die Balance noch halten kann.

Schlimmer noch, nichts davon ereignet sich in einem Vakuum. Würden sich die geldpolitischen Manipulationen der Fed auf die US-Wirtschaft beschränken, wäre das eine Sache, aber das tun sie nicht. Wenn Dollar gedruckt werden, hat das globale Auswirkungen; mit ihrer Strategie der quantitativen Lockerung hat die amerikanische Notenbank im Prinzip dem Rest der Welt den Währungskrieg erklärt. Viele der befürchteten Auswirkungen des von der Fed gefahrenen Kurses auf die Vereinigten Staaten zeigen sich bereits heute im Ausland. Wenn die USA Dollar drucken, führt das zu einem Anstieg der Inflation in China, zu steigenden Nahrungsmittelpreisen in Ägypten und zu Aktienblasen in Brasilien. Mit dem Rückgriff auf die Notenpresse werten die USA ihre Schulden ab und werden ausländische Schuldner mit billigeren Dollar bedient. Die Abwertung der US-Währung verschärft in Entwicklungsländern die Arbeitslosigkeit, da ihre Exporte für Amerikaner teurer werden. Die daraus resultierende Inflation bewirkt zudem ein Anziehen der Preise für Rohstoffe wie Kupfer, Erdöl, Mais und Weizen, auf die die Volkswirtschaften der Entwicklungsländer angewiesen sind. Kein Wunder, dass die ersten Länder schon dabei sind, sich mit Instrumenten wie Subventionen, Einfuhrzöllen und Kapitalverkehrsbeschränkungen gegen die von den USA exportierte Inflation zur Wehr zu setzen. Der Währungskrieg breitet sich rasch aus.

Dass die Fed im Billionen-Maßstab Dollar drucken lässt, mag ein neues Phänomen sein, Währungskriege sind es nicht. Währungskriege gab es schon zuvor – allein im 20. Jahrhundert zwei –, und noch jedes Mal sind sie schlecht ausgegangen. Im besten Fall zeigen Währungskriege das traurige Spektakel von Ländern, die von ihren Handelspartnern Wachstum stehlen. Im schlimmsten Fall arten sie zu einem Wechselspiel aus Inflation, Rezession, Vergeltung und tatsächlicher Gewalt aus, wenn der Wettlauf um Ressourcen mit Invasionen und Kriegen endet. Die historischen Präzedenzfälle sind schon ernüchternd genug, aber die Risiken heute sind noch größer, exponentiell gesteigert durch das Ausmaß und die Komplexität der weltweiten finanziellen Vernetzung und Verflechtung.

Rätselhaft für viele Beobachter ist das krasse Unvermögen der Ökonomen, die wirtschaftlichen Katastrophen der letzten Jahre vorherzusagen, geschweige denn zu verhindern. Ihre Theorien haben nicht nur das Unglück nicht abgewendet, sondern sie verschlimmern die Währungskriege sogar noch. Die neuesten Lösungsvorschläge der Ökonomen, wie die Einführung einer neuer globalen Währung namens SZR, bergen versteckte neue Gefahren, ohne dabei auch nur ein einziges der aktuellen Dilemmata zu lösen.

Zu den neuen Gefahren zählen nicht nur Bedrohungen des wirtschaftlichen Wohlergehens der Vereinigten Staaten, sondern auch ihrer nationalen Sicherheit. Seit die nationalen Sicherheitsexperten traditionell dem Finanzministerium überlassene Währungsfragen unter die Lupe nehmen, rücken kontinuierlich neue Bedrohungen ins Visier, von heimlichen Goldkäufen der Chinesen bis hin zu den heimlichen Agenden großer Staatsfonds. Größer als irgendeine einzelne Bedrohung aber ist die Gefahr, dass am Ende ein Zusammenbruch der amerikanischen Währung steht. Wie hochrangige Militärs und Geheimdienstler inzwischen erkannt haben, können die Vereinigten Staaten ihre einzigartige militärische Vorherrschaft nur mithilfe einer ebenso dominanten Rolle des US-Dollar aufrechterhalten. Das Ende des Dollar würde auch das Ende der nationalen Sicherheit der USA bedeuten.

Auch wenn der Ausgang des gegenwärtigen Währungskriegs noch offen ist: Falls die amerikanischen und globalen Wirtschaftsführer es versäumen, aus den Fehlern ihrer Vorgänger zu lernen, droht uns aller Wahrscheinlichkeit nach in der einen oder anderen Form das Worst-Case-Szenario. Dieses Buch untersucht den aktuellen Währungskrieg aus dem Blickwinkel der Wirtschaftspolitik, der nationalen Sicherheit und historischer Präzedenzfälle. Es entwirrt das Geflecht aus fehlerhaften Paradigmen, naiven Wunschvorstellungen und schlichter Arroganz, das die derzeitige Politik anleitet, und weist den Weg hin zu einem besser informierten und effektiveren Handeln. Am Ende wird der Leser verstehen, warum der neue Währungskrieg der heute weltweit wichtigste Konflikt ist – der Konflikt, dessen Ausgang über den Ausgang aller anderen Konflikte entscheiden wird.

Teil 1 Kriegsspiele

Kapitel 1 –

Kriegsvorbereitungen

»Das gegenwärtige internationale Währungssystem ist ein Produkt der Vergangenheit.«1

Hu Jintao,

Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas, 16. Januar 2011

Das Applied Physics Laboratory, auf gut 160 Hektar ehemaligem Ackerland halbwegs zwischen Baltimore und Washington D.C. gelegen, gehört zu den Kronjuwelen in dem von den USA unterhaltenen System streng geheimer Hightech-Laboratorien für angewandte Physik und Waffenforschung. Die Einrichtung arbeitet eng mit dem Verteidigungsministerium zusammen, und zu ihren Spezialgebieten gehören fortschrittliche Waffensysteme und Weltraumerkundung. Mitarbeiter des Labors erzählen Besuchern gerne mit Stolz, dass sich entweder auf der Oberfläche oder doch zumindest in unmittelbarer Nähe des Mondes und jedes einzelnen Planeten im Sonnensystem ein vom APL entwickeltes Gerät befindet.

Das Applied Physics Laboratory wurde 1942 kurz nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour in aller Eile aufgebaut, um mithilfe angewandter Wissenschaft die Entwicklung neuer Waffen voranzutreiben. Ein Großteil der Waffen, die das US-Militär in der Anfangszeit des Zweiten Weltkriegs benutzte, war entweder veraltet oder wirkungslos. Das Labor war ursprünglich in einer ehemaligen Gebrauchtwagenhandlung an der Georgia Avenue in Silver Spring, Maryland, untergebracht, die das Kriegsministerium requiriert hatte. Von Anfang an unterlag das Labor der Geheimhaltung, auch wenn sich die Sicherheitsmaßnahmen im Gegensatz zu den hochempfindlichen Sensoren und mehrstufigen Sicherheitsbereichen, die das Labor heute schützen, damals noch auf ein paar bewaffnete Wachposten beschränkten. Die erste Mission des APL bestand in der Entwicklung eines Annäherungszünders für die Flugabwehr, mit dem sich Kriegsschiffe wirksamer gegen Luftangriffe verteidigen konnten und der später neben der Atombombe und dem Radar als eine der drei für den Sieg der USA im Zweiten Weltkrieg wichtigsten technologischen Neuentwicklungen betrachtet werden sollte. Nicht zuletzt wegen dieser frühen Erfolge sind die Programme, das Budget und die Einrichtungen des Labors seitdem kontinuierlich ausgebaut worden. Zu den in den letzten Jahrzehnten am APL für das Verteidigungsministerium und die NASA entwickelten Waffen- und Weltraumsystemen zählen der Tomahawk-Marschflugkörper, das Aegis-Raketenabwehrsystem und als Unikate hergestellte Raumflugkörper.

Über die Waffen- und Weltraumforschung hinaus hat die Tätigkeit des Applied Physics Laboratory für das amerikanische Militär immer schon auch eine ausgeprägte intellektuelle und strategische Komponente aufgewiesen. Eine herausragende Stellung unter diesen abstrakteren Funktionen des APL nimmt das Warfare Analysis Laboratory ein, eine der US-weit führenden Einrichtungen für Planspiele und strategische Planung. Dank seiner Nähe zu Washington D.C. wird das Labor gerne für Kriegführungssimulationen verwendet. Im Laufe der Jahrzehnte sind dort zahlreiche Kriegsplanspiele durchgeführt wurden. Eben aus diesem Grund, zur Durchführung eines vom Pentagon in Auftrag gegebenen Planspiels, kamen an einem regnerischen Morgen im März 2009 rund 60 Experten aus Militär-, Nachrichtendienst- und Wissenschaftskreisen im APL zusammen. Dieses Planspiel jedoch sollte anders sein als jedes andere vom US-Militär bis dahin durchgeführte. Laut Einsatzregeln war die Verwendung von, wie das Militär dazu sagt, »kinetischen Mitteln« – sprich Dingen, die schießen oder explodieren – verboten. Keine amphibischen Invasionen, keine Special Forces, keine Zangenbewegungen von Panzerverbänden. Das Pentagon wollte einen globalen Finanzkrieg durchspielen, bei dem nicht Schiffe und Flugzeuge, sondern Währungen und Kapitalkonten zum Einsatz kommen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!