Waldviertelspur - Maria Publig - E-Book

Waldviertelspur E-Book

Maria Publig

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  • Herausgeber: GMEINER
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Die Auftragsbücher der PR-Agentin Walli Winzer sind randvoll. Dennoch findet sie Zeit für ein neues Hobby: die Malerei. Aufgrund der Massen an geschlägertem Holz fehlen ihr zunehmend geeignete Motive. Im Wald klaffen überall Lücken. Der örtliche Sägewerkbetreiber ist währenddessen nicht bereit, die Forstbesitzer angemessen zu bezahlen. Kurz darauf findet Walli mit einem Trüffelsucher die Leiche des Unternehmers. Als die Ermittlungen des Dorfpolizisten Grubinger ins Stocken geraten, bittet er die findige PR-Lady um Hilfe.

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Seitenzahl: 239

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Maria Publig

Waldviertelspur

Kriminalroman

Zum Buch

Waldsterben Die Auftragsbücher der PR-Agentin Walli Winzer sind randvoll. Dennoch findet sie genug Zeit für ihr neues Hobby: das Malen. Wäre da nicht der schnuckelige Trüffelhund mit dem noch schnuckeligeren Trüffelsucher, würde sie an den aktuellen Motiven verzweifeln: Berge von Baumstämmen liegen an den Waldrändern und warten auf Abnehmer. Der örtliche Sägewerkbetreiber Reuther will kaum etwas für das Holz bezahlen. Vielmehr setzt er für dessen Abholung auf Förderungen. Belegschaft und Forstbesitzer sind wegen seines Preisdumpings verzweifelt. Auch weil er fordert, den Rotwildbestand deutlich zu reduzieren, um eine bessere Holzqualität zu erzielen. Andernfalls würde er auf billiges südamerikanisches Holz umsteigen. Ein von ihm entwickeltes Nachverfolgungs-Tool ließe das zu. Als Walli kurz darauf im Wald über die Leiche des Unternehmers stolpert, setzt Dorfpolizist Grubinger die findige PR-Lady auf den Fall an.

Maria Publig wurde in Wien geboren und verbrachte mit ihrer Familie viele Sommer im südlichen Waldviertel. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Journalistin für Tages- und Wochenzeitungen. Später wechselte sie für 15 Jahre als Moderatorin und als Redakteurin, in zum Teil leitender Funktion, in den ORF und schrieb Kultursachbücher, die international ausgezeichnet wurden, bevor sie sich dem Krimischreiben zuwandte. Wovon sie überzeugt ist: Für gute Gedanken und Kreativität muss man sich Zeit nehmen. Die gönnt sie sich zwischendurch, genauso wie viele anregende Gespräche mit ihren wunderbaren Nichten und das gemeinsam ziemlich oft im Waldviertel. Mehr Informationen zur Autorin unter: www.maria-publig.at

Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

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[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Herstellung: Julia Franze

E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © grafxart / shutterstock.com

ISBN 978-3-8392-7632-7

Prolog

Man hatte ihn an den Waldrand bestellt. Es war eben dunkel geworden. An der Waldeinfahrt standen ein paar Schilder. Die halfen, den Treffpunkt genauer auszumachen. Sogar um diese Zeit. Wo kaum mehr etwas erkennbar war.

Er sah sich um. Doch niemand war da.

Es waren nur noch wenige Minuten bis zur vereinbarten Zeit. Die Anspannung stieg. Freudige Erwartung. Unruhig ging er mit gesenktem Kopf jeweils ein paar Schritte in die eine, dann wieder in die andere Richtung. Als würde sich dadurch die Zeit schneller vorwärts drehen. Er würde sie beeinflussen können. Wie er das regelmäßig erfolgreich bei seinen Geschäften tat. Oder die Liebe voranzutreiben versuchte.

Auf die er nun wartete.

Hier.

Sie einander treffen würden.

Flüchtig.

Zum Zeitvertreib. Zwischendurch.

Er spürte, wie ihn bereits der Gedanke daran erregte. Atmete tief durch. Doch es würde noch dauern. Kurz.

Im Dorf war das sonst nicht so einfach. Sich zu verabreden. Mit jemandem, den man mochte. Wollte man mit diesem beisammen sein. Wenn auch nur auf Zeit.

Denn mehr wollte auch er nicht. Als einander hier im Wald zu treffen. Nächtens. Wenn niemand mehr unterwegs war.

Die kleine Botschaft hielt er noch in der Hand. Die hatte man ihm zugesteckt. Vorhin. Mitten im Tumult. Wer es gewesen war, das hatte er nicht gesehen. Zu viele Menschen waren um ihn herum gestanden.

Doch er hatte so eine Ahnung. Wer es sein könnte. Möglicherweise. Hoffte es zumindest. Hatte ja heftig mit ihr geflirtet. Sie ermuntert. Wie er das öfter tat. Auch mit anderen.

Er wünschte sich, dass sie es verstanden hatte. Nochmals vorbeigekommen war, um ihm die Nachricht zuzustecken. Im Geheimen.

Er sah auf die Uhr. Es war bereits einige Minuten nach der angesetzten Zeit. Er lehnte sich an einen der Schildermasten und wartete geduldig. Ein Rascheln war im Wald zu hören. Bevor er sich umdrehen konnte, spürte er einen gewaltigen Hieb auf seine Schulter. Er stöhnte auf.

Noch einer folgte.

Jetzt lief er weg. Panisch. Nahm wahllos eine Richtung. Nur fort von hier, wo ihn diese Wucht erwischt hatte. Schnell in den Wald hinein. Da würde man ihm nicht folgen. Nicht folgen können. Zu dieser Zeit. Er kannte ihn gut. War hier aufgewachsen. War ihm auch als Jäger vertraut.

Doch es lief ihm jemand nach. Das fühlte er. Das hörte er. Jetzt. Obwohl er rannte. Und das, so schnell er konnte.

Die Äste klatschten ihm ins Gesicht. Ließen seine Haut aufplatzen.

Wieder folgte ein Schlag.

Der brutale Schmerz marterte ihn. Ließ ihn alles vergessen.

Er lief weiter.

Immer tiefer in den Wald hinein.

Doch sein Peiniger folgte ihm. War ihm dicht auf den Fersen. Wie einem Tier. Das erlegt werden sollte. Auf einer Treibjagd.

Er glaubte, ein Schnalzen gehört zu haben. Ah! Womöglich trieb man ihn mit einer Peitsche an. In eine Richtung. In die er instinktiv laufen würde. Auf der Flucht. Seiner Flucht.

Der Verfolger gab ihm die Route vor. Durchs Dickicht. Lenkte ihn durch den Knall der Peitschenschnur. Wie dieser das konnte, verstand er nicht. Er selbst wusste nicht, wohin er lief. Wie konnte ihm daher sein Peiniger punktgenau folgen? Wissen, für welche Richtung er sich entscheiden würde? Dazu in diesem raschen Tempo?

Plötzlich glaubte er, es zu wissen. Weshalb dieser jeden seiner Schritte vor Augen hatte: Er musste eine Wärmebildbrille tragen. Wie die Wildhüter bei Nacht. Konnte daher jede seiner Bewegungen erkennen. Deutlich. War daher selbst immer auf der sicheren Seite. Ohne gegen ein Hindernis zu stoßen.

Er hastete weiter. Durchs Dickicht. Durchs Unterholz. Wollte sich hinter einem Baumstamm verstecken. Seinen Häscher täuschen. Dann ging ein Peitschenhieb auf ihn nieder.

Er nahm es hin. Hinterfragte nichts mehr. Wollte nur weg. Zum anderen Ende des Walds. Hinaus. Ins Freie. Egal, was noch kommen würde. Er würde es schaffen. Das nahm er sich fest vor. Musste es schaffen!

Der Verfolger rückte dichter an ihn heran. Er hörte sein Keuchen. Furcht überkam ihn. Er drehte sich um. Stolperte. Lag wehrlos auf dem Boden.

Der Unbekannte stellte sich jetzt über ihn und sprühte ihm irgendetwas ins Gesicht. Dann hielt er ihm etwas unter die Nase. Wenig später konnte er sich nicht mehr bewegen. Fühlte, wie sich dieser erneut über ihn beugte. War wehrlos. Spürte nur dessen heißen Atem.

In der Dunkelheit konnte er keine Konturen erkennen. Er merkte nur, wie sich dieser an die Hüfte fasste. Etwas vom Gürtel zog.

Dann fühlte er Druck an seiner Kehle. Kurz und fest. Brennender Schmerz und Atemnot überkamen ihn. Man hatte sie ihm aufgeschnitten! Wehrlos. Wie einem angeschossenen Tier. Das man von seinem Leiden erlöste.

Das Blut pulsierte. Er spürte, wie es sich seitlich am Nacken ausbreitete.

Kurz darauf – völlige Finsternis.

1. Kapitel

Es war einer dieser lauschigen Sommertage, an denen sich Walli Winzer rundum wohlfühlte. Ein Tag, an dem sich ihre einzelnen Programmpunkte gut aneinanderreihten und genügend Zeit zwischendurch für die angenehmen Dinge im Leben blieb. Dazu zählte für die Wiener PR-Agentin auch ein gediegener Vormittagskaffee in einem der gemütlichen kleinen Cafés in der Kremser Fußgängerzone. Dort saß sie gerne, wenn sie Erledigungen in die heimliche Hauptstadt des Waldviertels führten.

Der Chef des Landeskriminalamts Außenstelle Krems hatte sie zuvor zu sich ins Büro gebeten. Im Vertrauen hatte er sie um ihre Meinung bezüglich eines Falls gefragt. Der hatte zwar rein gar nichts mit Öffentlichkeitsarbeit zu tun. Aber Oberst Dr. Ludwig Weichselbaumer hatte einst ihre gute Kombinationsgabe kennen und schätzen gelernt. Auch der ungewöhnliche Zugang, den sie zu bestimmten Themen hatte, gefiel ihm. Nicht zuletzt wohl auch sie selbst, schmunzelte sie bei dem Gedanken daran.

Doch im aktuellen Fall hatte er sie nach ihren Eindrücken und Ansichten bezüglich des Kunstmarkts gefragt. Da Walli Winzer sich seit einiger Zeit für Malerei interessierte und sich als versierte Galeriebesucherin erwiesen hatte, erzählte sie ihm Interna, was die Beschaffung von Kunstgegenständen aus Übersee anging. Denn Walli hatte vor Kurzem damit begonnen, eine kleine Kunstsammlung aufzubauen. Dabei lasse sie sich hin und wieder sogar besondere Kunstwerke aus New York nach Wien holen, hatte sie ihm beim letzten Treffen erzählt, was er sich offenbar gemerkt hatte.

Jetzt saß Walli an einem kleinen Kaffeehaustisch unter einem Sonnenschirm mit einem Caffè Latte und einem Glas Wasser vor sich. Anregungen zur Lösung des Falls konnte sie Weichselbaumer allerdings keine bieten. Aber vielleicht war doch manches dabei gewesen, was ihn und seinen Mitarbeiterstab in der Sache weiterbringen konnte. Jedenfalls hatte er sich sehr gefreut, sie nach Längerem wiederzusehen. Beide stellten fest, dass sie einander das letzte Mal vor etwa einem halben Jahr getroffen hatten.

Walli nahm einen Schluck. Der Caffè Latte förderte sofort ihr weiteres Wohlbehagen. Denn diese Art der Kaffeezubereitung mochte sie besonders. Dieses Elixier weckte zu jeder Tageszeit ihre Lebensgeister.

Entspannt blickte sie während des nächsten Schlucks zur Fußgängerzone. Viele Menschen waren unterwegs. Am Vormittag wollten sie noch schnell alles erledigen, bevor die große Mittagshitze beginnen würde. Auch war heute Markttag. Ihre Jugendfreundin Lena Breitenecker samt Familie verkaufte hier regelmäßig ihre Bauernprodukte. Sie dort zu besuchen, war ihr nächstes Ziel.

In dem Menschengewimmel blieb nun ein etwa Vierjähriger nahe ihrem Cafétisch stehen. Da sich die angehende Mittagshitze inzwischen langsam bemerkbar machte, waren seine Eltern damit beschäftigt, dem Geschwisterchen das Jäckchen auszuziehen. Sichtlich genervt vom plötzlichen Aufmerksamkeitsentzug streckte der Bub Walli aus Langeweile die Zunge heraus und zog dabei eine Grimasse.

Okay. Das war auch eine Möglichkeit, Kontakt mit ihr aufzunehmen, reagierte Walli Winzer verblüfft. Sie glaubte, nicht richtig zu sehen. Es war allerdings nicht die giftgrüne Farbe seiner Zunge, die sie irritierte. Offenbar hatte er kurz zuvor eine dieser gefärbten Wassereissorten geschleckt. Nein. Sondern dass er gar nicht aufhören wollte, ihr sein grünes Ding zeigen zu wollen.

Walli schlürfte daraufhin vom Milchhäubchen und präsentierte dann ebenfalls ihre weiß gewordene Zunge. Da er davon unbeeindruckt blieb, pustete sie ihm schließlich einen Teil des Schaums entgegen.

Jetzt quietschte er erschrocken, was zur Folge hatte, dass er seine Zunge ganz schnell wieder versteckte. Seine Eltern schauten nun in Wallis Richtung.

Da Walli vom Aufziehen des Caffè Latte immer noch einen breiten Milchrand um ihre Lippen hatte, der auf ein Kleinkind durchaus furchterregend wirken konnte, zog die Mutter ihren Sohn fort. Im Weggehen drehte sie sich nochmals um und warf Walli einen bösen Blick zu.

Ihre Umgebung allerdings hatte von alldem nichts mitbekommen. In ihrer Nähe saß nur ein älterer Mann, der in seine Zeitung vertieft war. Während eine jüngere Frau ihrem kleinen Hund eine Schinkenscheibe in den leeren Aschenbecher legte und ihn auf den Boden stellte.

In einer Kleinstadt ließ sich niemand so leicht aus der Ruhe bringen. Das war auch das Charmante daran.

Walli Winzer sah noch einmal nach dem Zwergmalteser. Der machte sich inzwischen begierig über die unerwartete Morgengabe seines Frauchens her. Das erinnerte Walli daran, dass sie nicht vergessen durfte, Futter und Leckerlis für ihren Kater Filou einzukaufen. Letztens war er nämlich enttäuscht abgerauscht, als sie ihm außer Streicheleinheiten nichts außerhalb der regulären Futterzeit anbieten konnte. Filous Rituale zu umgehen, konnte mitunter fürchterlich enden. Sein Fantasiereichtum schien, was Streiche betraf, nahezu unerschöpflich zu sein. Zumindest war Walli Winzer regelmäßig überrascht, was ihm alles einfiel.

Sie sah erneut zum Malteser, der nun fertig gefressen hatte. Entspannt wechselte er seine Körperhaltung und markierte genüsslich die Fassade des kleinen Cafés. Da die junge Frau im Taschenspiegel ihre Lippen mit einem Stift nachzog, hatte sie nichts davon bemerkt. Die Kellnerin hingegen entrüstete sich lauthals, weshalb der Kleine sich nun ängstlich hinter Frauchen versteckte. Über die lautstarke Maßregelung war die Dame nun aber gar nicht erfreut, legte ihr Schminkzeug in die Handtasche zurück und einen Zehneuroschein forsch auf den Tisch. Dann nahm sie ihren Hund an die Leine und verließ ohne Gruß das Café.

Walli Winzer wollte ursprünglich nochmals die Liste der zur Vernissage in ihr Haus geladenen Gäste durchgehen. Sie wollte sichergehen, auch niemanden vergessen zu haben. Was auch kein Unglück gewesen wäre, da sie sowieso immer mehr für das Catering einplante. Denn es fanden sich oft noch einige, die sich spontan für ihre Kunstneuerwerbungen interessierten und denen sie auch gleich Produkte, die sie mit ihrer Agentur vertrat, vorstellen konnte.

Sie las eben die ersten zehn Namen, als sich Hektik auf der Fußgängerzone breitmachte. Im letzten Moment sah sie einen Jugendlichen, der sich eilig durch die Menschenmenge schlängelte und in eine der Seitengassen einbog. Ihm lief, weit abgeschlagen, ein schlanker, grau melierter Mann nach.

Erschöpft blieb er in der Mitte der Straße stehen, stützte die Hände auf seine Oberschenkel und atmete erst einmal in Ruhe durch. Danach erhob er sich wieder.

Einige der Passanten deuteten zur Gasse hin, in die der Junge gelaufen war. Doch der Mann winkte resigniert ab: »Danke, aber den erwische ich nicht mehr.« Er atmete immer noch schwer. Einige der Männer drohten mit ihrer Hand in die Richtung des Burschen, als wollten sie ihm eine Tracht Prügel ankündigen, für den Fall, dass er wiederkäme.

Als sich der Verfolger umdrehte, erkannte Walli Winzer ihn. »Hans, Hans!«, winkte sie ihn zu sich und sprang dabei auf, damit er sie nicht übersah.

Langsam kam er zu ihr, um sich in den Stuhl neben ihr fallen zu lassen.

»Was ist denn passiert?«, fragte sie Hans Breitenecker, den Ehemann ihrer besten Freundin Lena.

Er stöhnte wütend und warf dabei den Kopf zur Seite. »Ein Dieb hat unsere Tageskassa mitgenommen. Wir standen zu viert am Stand und waren alle beschäftigt. Das hat er ausgenützt. Ist zwischen uns durch und hat sich die Box mit dem Geld geschnappt.«

»Wieso das? War die denn nicht in die Kassa integriert?«

»Frag mich nicht danach. Wir haben zwar unseren Betrieb aufs Modernste umgestellt. Aber da immer wieder Aushilfskräfte im Verkauf mitarbeiten, wollte unsere Mizzi Troger, dass die Registrierung und die Kasse getrennt voneinander geführt werden. Tja. Man wird halt doch nur aus Schaden klug.«

Walli verzog mitleidig ihr Gesicht: »Ja, sicher ärgerlich. Hast du den Dieb gekannt? Also, hat er bei euch einmal mitgearbeitet?«

»Nein, offensichtlich hat er hinter all den parkenden Autos am Platz gelauert und dann im passenden Moment zugeschlagen.«

»So ein Pech. Was machst du jetzt?«

»Ja, nix. Den krieg ma nimma. Die Umsätze für einen Tag Arbeit sind einfach weg.«

»Komm, ich lade dich auf den Schrecken hin zu einem Drink ein.«

»Echt nett von dir. Aber die anderen warten auf mich. Die wollen wissen, was los ist. Auch wenn mein Sprint umsonst war. Das muss ich ihnen sagen.«

»Warte, ich bin sowieso fast fertig mit meinem Caffè Latte. Ich komm gleich mit.«

Walli Winzer winkte die Kellnerin herbei, bezahlte und machte sich gemeinsam mit Hans auf den Weg.

»Na, ihr macht ja Gesichter!«

Lena Breitenecker sah ihnen die Enttäuschung offenbar schon von Weitem an. Sie fragte erst gar nicht nach. Hans begann wortlos, wohl um sich abzureagieren, die aufgereihten Käselaibe aus der eigenen Handproduktion zu sortieren. Danach beugte er sich zu den Gemüsesteigen, denen er einen Tritt versetzte, um sie näher an den Verkaufstisch rücken.

Seine Frau strich ihm beruhigend über den Rücken, bevor er wieder hochkam. Dafür blickte er sie dankbar an, blieb aber dennoch auf Distanz zu ihr. Die erfolglose Verfolgungsjagd dürfte ihn noch ein wenig beschäftigen.

Hans Breitenecker war nämlich ein sportlicher Typ. Dennoch schien ihm bewusst geworden zu sein, dass nicht mehr alles in seinem Leben so ablief, wie er es bisher gewohnt war. Obwohl er immer noch fit war, hatte ihm ein junger Mann eben vor Augen gehalten, dass mit fünfzig seine besten Jahre hinter ihm lagen. Dabei war er einst Leistungssportler und österreichischer Jugendmeister im Bogenschießen gewesen. Dafür musste er damals hart trainieren. Sein Körpergefühl hatte er sich bis heute bewahren können. Doch: Es war mittlerweile anders geworden.

Als er jetzt unschlüssig vor einer Steige an der geöffneten Heckklappe des Autos stand, nahm ihm Sohn Lukas, der sich nach ihm umgedreht hatte, die Entscheidung ab. »Warte, ich mach das schon und bring sie zum Stand.«

Hans lachte und ließ ihm den Vortritt.

»Is zwar alles ärgerlich, aber es soll trotzdem nix Schlimmeres passieren«, murmelte er vor sich hin.

Walli Winzer ging auf die Freundin zu, die eben dabei war, einer Frau ein Kilo Zwiebeln in die Tasche zu stecken.

Hans stand neben ihr. »Der Polizei sollten wir das schon melden. Auch wenn’s eh nix nutzt, da der Bengel längst über alle Berge ist.« Er griff nach seiner Trinkflasche.

»Zumindest für die Statistik. Aber manchmal kommt so einer zurück und versucht es noch einmal, weil er glaubt, dass sein Coup gelungen ist. Vielleicht kann man gegenüber eine Überwachungskamera an einem der Geschäftsportale anbringen. Dann erkennt man ihn«, ermutigte ihn eine sportlich-elegante Frau mittleren Alters, die zum Stand gekommen war.

Lena schien sie zu kennen, begrüßte sie freundlich und wechselte einige Worte mit ihr.

Walli stellte sich näher zu Hans, der inzwischen von einer Traube Neugieriger umringt war. Er schilderte seine Wahrnehmung des Vorfalls, der alle interessierte und dessen Erzählung sie betroffen lauschten. War es doch gerade die Familie Breitenecker, die stets ein Herz für soziale Anliegen hatte. Von deren Selbstlosigkeit hatten sich schon viele auf dem Markt überzeugen können. Oft gaben sie Einkommensschwächeren noch etwas auf den Einkauf drauf. Die Bauern der anderen Stände wollten daher alles genau wissen, um mögliche Diebstähle bei sich zu vermeiden.

»Aber i glaub, der kummt eh nimma.«

»Jo, i glaub’s, ehrlich g’sogt, a net«, bestätigte ein anderer.

Hans sah zwischendurch aus dem Gespräch hoch und beobachtete die ihm Unbekannte, die nun einen Marktstand weiter gegangen war.

Lukas Breitenecker hatte jetzt den Verkauf am Stand übernommen. Das gab seinen Eltern die Möglichkeit, sich ein wenig länger mit den anderen auszutauschen.

Da Walli Winzer noch neue Aquarellfarben und Zeichenpapier kaufen wollte und den Eindruck hatte, derzeit ohnehin nicht gebraucht zu werden, nickte sie Hans zum Abschied zu und meinte zu ihrer Freundin: »Lena, wir reden noch wegen übermorgen!«

2. Kapitel

Sie liebte es, mit ihrer Street Bob durch die sanften Hügel des Waldviertels zu gleiten. Das Schnurren der schweren Harley Davidson beruhigte sie nicht nur, sondern fügte sich friedlich in die malerische Landschaft mit ihrem schachbrettartigen Raster bunter Felder ein.

Walli Winzer kannte nach den Jahren, die sie nun schon hier verbrachte, jede Kurve ihres Heimwegs von Krems nach Großlichten. Deshalb erlaubte sie sich, auf den geraden Straßenabschnitten auch ein wenig nach links und rechts in die dunklen Wälder hineinzuschauen, die etappenweise ihren Weg säumten.

Na ja, so schnell fuhr sie auch nicht. Selbst wenn ihr wie heute, in der Wochenmitte, kein Auto entgegenkam. Leichtsinn war nicht ihr Ding. Einen Kick verursachte so etwas ebenso nicht bei ihr. Auch jetzt nicht. Für Walli Winzer war es vielmehr das Herunterkommen von all den Gedanken, die sie den Tag über begleitet hatten und denen sie zumindest etappenweise entfliehen wollte.

Wie jetzt.

Auf dieser entspannten Fahrt quer durch die Natur. Denn sie hatte nicht die Bundesstraße genommen, sondern fuhr über Nebenstraßen durch Senftenberg und an Lichtenau vorbei, auf einer landschaftlich besonders schönen Route. Nicht nur die sanfte Gleichförmigkeit beruhigte sie. Auch ihre Augen entspannten sich bei dem, was sie sahen. Das war vor Kurzem noch anders gewesen.

Denn Walli war schließlich ebenso gerne in der Stadt, genoss es, in Wien zu sein. Obwohl viele meinten, dass Wien im Vergleich zu anderen Städten eine verschlafene Großstadt sei, war das nicht ihr Eindruck. Wollte man in der PR-Branche erfolgreich sein, musste man an jedem wichtigen Ort, bei jedem schicken Event auftauchen. Noch besser wäre es, an zwei Orten gleichzeitig zu sein. Nicht nur zwecks Marktbeobachtung und daher im ureigensten Interesse, sondern auch aus purer Lebensfreude. Und die hatte die PR-Agentin immer noch zur Genüge.

Plötzlich läutete ihr Mobiltelefon in der Seitentasche ihrer Motorradjacke. Da Walli Winzer einen Rückruf von Silvia Manner, ihrer Co-Geschäftsführerin der Agentur »Firebird«, erwartete, ließ sie die Street Bob in den Hohlweg des Waldes rollen und blieb stehen. Sie kippte die Maschine auf den Abstellständer und stieg ab. Während sie das Handy aus der Jackentasche zog, ging sie den Hohlweg einige Schritte entlang und sah dabei aufs Display.

Ja, es war Silvia gewesen.

Schnell rief sie zurück und freute sich, sogleich die Stimme ihrer einstigen Mentee und Ziehtochter zu hören. Ihre Firma führte Walli familiär. Sie suchte sich ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genau aus. Silvia und der verlässliche Tobias Stieglitz waren auch in die Entscheidungsprozesse eingebunden. So fühlten sich alle mitverantwortlich und waren in belastenden Zeiten motivierter. Das machte ihren Betrieb schließlich erfolgreich, war Walli Winzer überzeugt. Eine Truppe von Individualistinnen und Individualisten mit dermaßen unterschiedlichen Vorstellungen und Charakteren, wie sie bei ihr tätig waren, konnte sie nur auf diese Weise unter einen Hut bringen und zusammenhalten. Sich selbst eingeschlossen. Was ihr wichtig war: Sie alle schätzten einander, jede und jeden auf seine Art.

»Walli, gut, dass ich dich erwische. Stelle dir vor: Wir haben tatsächlich die Nina Wenger für die Präsentation gewonnen. Was sagt du dazu? So lange bin ich schon hinter ihr her, und endlich hat es geklappt!«

Walli Winzer musste erst ihre Gedanken ordnen. Denn die Fahrt über hatte sie sich nicht mit dem bevorstehenden Ereignis in ihrem Haus beschäftigt.

»Ach ja, ist das nicht die Worldmusic-Künstlerin mit Musikern aus Italien, Indien und Südamerika?«, fiel ihr schließlich ein.

»Ja genau, ich hab dir von ihr erzählt. Besser gesagt: Letztens, als du bei uns warst, hat dir ihr Musikstil so gut gefallen. Wir haben gemeinsam überlegt, sie für eine unserer Veranstaltungen zu engagieren. Und jetzt will sie mit ihrer Formation übermorgen nach Großlichten kommen, weil kurzfristig ein Konzerttermin ausgefallen ist.«

»Na, das trifft sich hervorragend!«, zeigte sich Walli Winzer hellauf begeistert. »Da kannst du ja auch ein paar unserer neuen jungen Vertragspartnerinnen und Vertragspartner ad hoc dazu einladen. Ich werde noch für etwa sechs Personen mehr Catering bestellen.«

»Gute Idee. Wir konnten unsere Visualisierungskünstlerinnen noch in keinem Rahmen bekannt machen. Das wäre jetzt eine gute Gelegenheit, sie mit einem Teil unserer Kundinnen und Kunden zusammenzuführen. In persönlichen Gesprächen kommt man einander näher. Ideen können sich dadurch besser entwickeln.«

»Ja, obwohl wir mit unserer PR-Agentur, was Ideenreichtum betrifft, weit über unsere Aufgabe in der Öffentlichkeitsarbeit hinausgehen. Aber das ist unser Plus: anderen ein Stück voraus zu sein.«

Walli Winzer ging den Waldweg während des Telefonats ein Stück entlang und sah dabei dem malerischen Schattenspiel der Sonne auf dem Moos eines der Wackelsteine zu. Die Zweige der Buchen waren es, die die Hell-Dunkel-Kontraste lebendig werden ließen.

»Immer am Drücker, meine Liebe?«, lachte Silvia Manner laut am Telefon. Walli hatte den Eindruck, dass sich der helle Schlusston kurz darauf als Echo im Wald ausbreitete.

»So-wie-so«, sprach Walli ihre Antwort lang gezogen, aber gedämpft ins Handy.

»Frag nicht so«, setzte die Freundin amüsiert nach. »Um dich herum ist ja immer etwas los. Anders wird dir doch langweilig. Vor allem, wenn wir nicht bei dir sind!«, kicherte Silvia abermals.

Walli Winzer drehte sich zur Seite und lehnte sich jetzt an einen der riesigen Wackelsteine. Einige gab es auch hier im südlichen Waldviertel und nicht nur im Norden. Ihren Blick ließ sie schweifen. Anhand ihrer entspannten Mimik hätte Silvia gleich erkannt, dass ihr das Plätzchen gefiel.

»Etwas anderes würde ich mich ja gar nicht getrauen zu behaupten. Aber ganz so ist es auch nicht. Du weißt doch: Ich male seit einiger Zeit. Bei schönem Wetter bin ich gerne unterwegs und suche mir ein geeignetes Landschaftsmotiv, das mich inspiriert. Ich glaube, ich habe eben wieder ein neues entdeckt.«

Abermals war Lachen hören. »Sonja wird dich noch unter Vertrag nehmen, wenn du so weitermachst.«

Walli wusste natürlich, dass Silvia Spaß machte. Die renommierte Galeristin Sonja Frey beriet sie seit einiger Zeit bei der Erweiterung ihrer Kunstsammlung. Daher antwortete sie entsprechend: »Ich würde mit Sicherheit eine Lücke in Sonjas Kunstportfolio füllen. Denn niemand führt den Pinselstrich so wie ich. Man muss tatsächlich zweimal hinschauen, um zu erkennen, was es sein soll.« Beide amüsierten sich weiterhin köstlich.

»Nein, Silvia, ich mache das bewusst: Die Landschaft inspiriert mich zu einer Idee. Ich sitze mit meiner Staffelei und dem Malkasten davor, höre in mein Innerstes und führe den Gedanken intuitiv aus.«

»Das hört sich tatsächlich kunstbeflissen an. Ich erinnere mich noch gut an Nadjas Worte. Du weißt ja, meine Ex-Freundin, die Malerin, die bei Sonja unter Vertrag war und die sie mir dann ausspannte.«

Da Silvia einst sehr darunter gelitten hatte, zog Walli es vor, bloß kein Wort darüber zu verlieren, und antwortete mit einem nebulosen: »Hm.«

»Denn Nadja schöpfte ihre Ideen auch aus dem Sachbereich. Zum Beispiel aus einer Aluminiumdose, deren Abschnitte sie von verschiedenen Perspektiven aus fotografierte und später am Computer mit einem Spezialprogramm verzerrte oder anders veränderte. Der Bearbeitungsprozess erwies sich bereits als sehr kreativ. Und du weißt, ihre Kunstwerke waren ungewöhnlich. Wie Nadja. Abstrakt. Entstanden ganz ohne Drogen.«

Walli Winzer erinnerte sich genau an Nadja. Daran, wie sehr sie Silvia durch die Trennung verletzt hatte. Weil Sonja sie mehr zu verstehen schien und auch entsprechend unterstützte. Silvia hingegen half Walli damals bei der Etablierung der Agentur. Leistete sehr viel persönlichen Einsatz. Bis sie plötzlich eines Tages in der leeren Wohnung saß. Ohne Nadja, die alles mitgenommen hatte und faktisch über Nacht ausgezogen war.

Ihre Trauer über den Verlust hatte Silvia lange nicht überwinden können. Sie hatte sich nahezu in Arbeit vergraben. Walli hatte das nur recht sein können. Denn wer würde eine Mitarbeiterin schon daran hindern, ihr Bestes zu geben? Also hatte sie eine Zeit lang zugesehen, um Silvia irgendwann doch auch ein wenig vor sich selbst zu schützen.

Hier im Waldviertel war sie schließlich Anna begegnet, der Nichte ihrer Nachbarin Sybille Karner, mit der sie Freundschaft geschlossen hatte. Nach gemeinsamen Recherchen zu einem von Wallis Fällen und anschließend einem Jahr Vertrautheit war schließlich mehr daraus geworden. Denn Anna Karner war ebenso Wienerin, und sie verstand es geschickt, Silvia aus ihrem verbohrten Alltagstrott herauszulotsen.

Walli Winzer freute sich über die Beziehung und hatte Anna von Anfang an ins Herz geschlossen. Und das, obwohl ihre mitunter anstrengende Tante Wallis Nachbarin war. Anstrengend nur in dem Sinn, dass sie eben anders als sie selbst war. Gott sei Dank, hob sie unbewusst ihre Augen gen Himmel. Denn wenn sie, Walli, nur halb so aufdringlich und neugierig wäre wie sie, die das nicht im Geringsten zu verbergen suchte, dann würde sie an sich selbst verzweifeln.

Gut, manch böse Zunge in Wallis Umgebung würde jetzt nicht sofort darauf antworten, woraus sie wohl auch wieder Schlüsse ableiten könnte.

Nein, doch so wie die Karner? Auf keinen Fall! So war sie sicher nicht. Empören würde sie sich über solch einen anmaßenden Vergleich. Andere Leute zu belauern oder zu belauschen. Dabei alle nur erdenklichen Vorschriften einzumahnen, doch sich selbst an nichts zu halten. Solche Pharisäer waren Walli schließlich die liebsten: Erwürgen wollte sie diese! Doch davon nahm sie Abstand. Vielmehr fand sie jedes Mal ein paar treffende Worte, wandte sich ab und zeigte ihrem Gegenüber letztlich elegant den Rücken, um nicht zu sagen: ihr Hinterteil. Dieses Verhalten kannte Sybille Karner mittlerweile recht gut und begab sich oft erbost zurück in ihr Haus.

»Sag, Walli, ist es dir recht, wenn Anna und ich ab morgen für die Präsentationsvorbereitung bei ihrer Tante wohnen?«

Das durfte jetzt nicht wahr sein! Dieser Vorschlag traf Walli wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Nein. Vielmehr empfand sie diesen als gewaltigen Schlag mitten ins Gesicht. Sie fühlte ihr Vertrauen in Silvia beeinträchtigt. War sie doch über die Zeit wie eine Tochter für sie geworden. Mit der sie schwierige Situationen meisterte. Auch eigene. Das verband.

»Warum das plötzlich?«, konnte sie sich nicht verkneifen zu fragen.

»Walli, du kennst ja die Sybille. Manchmal hat sie so Anwandlungen. Da verspürt sie so etwas wie den großen Weltschmerz. Dass alle gegen sie sind und das Schicksal es bisher nicht gnädig mit ihr gemeint hat. Vielleicht sind das auch nur die Auswirkungen der Menopause auf ihre seelische Beschaffenheit.« Sie lachte. »Auch dir wird das einmal passieren. Oder ist es das schon?«

Rums. Das auch noch. Der nächste Schlag unter die Gürtellinie.

»Also bei mir gibt es das noch lang nicht«, flunkerte Walli Winzer. Ihr seelisches Gleichgewicht drohte eben, obwohl ihre Menopause bereits hinter ihr lag, ins Wanken zu geraten. »Und wenn, dann führe ich mich nicht so hysterisch wie die auf.«

»Walli, meine Liebe, bitte erspare mir jetzt den kleinen Untergriff: Aber manchmal könnte man meinen, dass auch du dich mittendrin befindest.«

»Also hör mal zu: Falls du damit besondere Momente meiner kreativen Phasen meinst, kann ich dir nur so viel sagen, dass sie uns allen auftragsmäßig nützen. Falls du aber auch sagen möchtest, dass die Karner mit ihrem biederen Modegeschmack nur annähernd an meinen Look herankommt, dann bin ich ernsthaft beleidigt.«