Warum hämmert der Specht? - Manuel Larbig - E-Book

Warum hämmert der Specht? E-Book

Manuel Larbig

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Beschreibung

Mit Kinderaugen die Natur entdecken und dabei viel über die Geheimnisse der Pflanzen- und Tierwelt erfahren – ein Buch für die ganze Familie

Warum sind Pflanzen grün? Was machen Schmetterlinge im Winter? Warum haben manche Ameisen Flügel? Kinder hinterfragen vieles, was wir als gegeben hinnehmen. Mit Kinderaugen lässt sich die Welt ganz neu entdecken! Manuel Larbig hat viel Erfahrung darin, Kindern die Wunder der Natur zu vermitteln. In seinem neuen Buch will er Eltern, Großeltern und Erziehenden sein Wissen weitergeben und sie so anregen, sich von Neuem faszinieren zu lassen. Fragen mit Überraschungseffekt werden anschaulich und leicht zugänglich beantwortet, dazu gibt es Ideen für Experimente, kleine Forschungsreisen in der näheren Umgebung und Spiele, um das Gelernte direkt erlebbar zu machen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Arten und Naturphänomenen, die nur einen Schritt weit von der Haustür entfernt sind. – Mit zahlreichen Abbildungen.

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Seitenzahl: 215

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MANUEL LARBIG, Jahrgang 1987, ist Biologe, Wildkräuternarr und Outdoorexperte. Im Raum Berlin führt er Wildkräuterworkshops, Survivalkurse und Naturführungen für Kinder durch. Sein Hang zu Naturerlebnissen mit Minimalausrüstung brachte ihn dazu, ohne Zelt und Schlafsack einmal quer durch Deutschland zu wandern, worüber er in seinem ersten Buch, Waldwandern, berichtete. Manuel Larbigs erklärtes Ziel ist es, noch mehr Menschen für die Natur zu begeistern. Zuletzt erschien von ihm Mein Wildkräuter-Guide. Von Rauke, Rapunzel und anderen schmackhaften Entdeckungen am Wegesrand.

Mit Kinderaugen die Natur entdecken und dabei viel über die Geheimnisse der Pflanzen- und Tierwelt erfahren – ein Buch für die ganze Familie

Warum haben manche Pflanzen Blüten und andere nicht? Warum wird das Laub im Herbst bunt? Was machen Pflanzen und Tiere im Winter? Warum haben manche Ameisen Flügel? Kinder hinterfragen vieles, was wir als gegeben hinnehmen. Mit Kinderaugen lässt sich die Welt ganz neu entdecken! Manuel Larbig hat viel Erfahrung darin, Kindern die Wunder der Natur zu vermitteln. In seinem neuen Buch will er Eltern, Großeltern und Erziehenden sein Wissen weitergeben und sie so anregen, sich von Neuem faszinieren zu lassen. Fragen mit Überraschungseffekt werden anschaulich und leicht zugänglich beantwortet, dazu gibt es Ideen für Experimente, kleine Forschungsreisen in der näheren Umgebung und Spiele, um das Gelernte direkt erlebbar zu machen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Arten und Naturphänomenen, die nur einen Schritt weit von der Haustür entfernt sind. – Mit zahlreichen Abbildungen.

Manuel Larbig, Waldwandern, in der Presse:

»Manuel Larbig geht es darum, die Leute zu inspirieren, mehr Zeit in der Natur zu verbringen. Ein Buch voller Anregungen.« hr 2 Kultur

Außerdem von Manuel Larbig lieferbar:

Waldwandern. Von der Sehnsucht nach Wildnis und Nächten unter freiem Himmel. Mit Ideen für dein eigenes Abenteuer

Mein Wildkräuter-Guide. Von Rauke, Rapunzel und anderen schmackhaften Entdeckungen am Wegesrand. Mit vielen Sammel-Tipps für Wald, Wiese und Großstadt

www.penguin-verlag.de

MANUEL LARBIG

WARUM HÄMMERT DER SPECHT?

Ein Naturführer für die ganze Familie

Mit Illustrationen von Matthias Holz

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Copyright © 2024 by Penguin Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Lektorat: Ulrike Gallwitz

Bildbearbeitung: Lorenz+Zeller, Inning a. Ammersee

Umschlaggestaltung: Hafen Werbeagentur gsk GmbH

Umschlagabbildungen: Matthias Holz/Kombinatrotweiss (Illustrationen) und Benjamin Zibner

Bildredaktion: Bele Engels

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-30120-0V001

www.penguin-verlag.de

Für Fjell, Neyla und Lovis

Inhalt

Vorwort

Woher kommen die dicken Beulen an manchen Bäumen?

Warum sind Pflanzen grün?

Was sind das für komische Hörner auf den Buchenblättern?

Schaden Efeu und Misteln den Bäumen?

Welche Giftpflanzen gibt es bei uns?

Haben Tiere und Pflanzen Gefühle?

Frieren Enten, wenn sie im kalten Wasser schwimmen?

Warum sind manche Seen so grün?

Warum hämmert der Specht?

Welches sind die gefährlichsten Tiere in unserem Land?

Was machen Eichhörnchen nachts?

Sind Rehe junge Rothirsche?

Was tropft so klebrig von manchen Bäumen?

Warum haben manche Ameisen Flügel?

Warum ist es so schwer, eine Fliege zu fangen?

Was machen die Schmetterlinge im Winter?

Warum fliegen manche Vögel im Winter in den Süden und andere nicht?

Sind Elstern fies, weil sie die Küken anderer Vögel fressen?

Kann man im Moor versinken?

Wie leben eigentlich Pilze?

Sind Pilze Pflanzen?

Praktische Tipps fürs Draußensein mit Kindern

Ideen für Entdeckungstouren in der Natur

Quellen und weiterführende Links

Bildnachweis

Vorwort

Kinder sind von Natur aus neugierig, wissensdurstig und lernen unglaublich schnell. Das bringt erwachsene Menschen, die regelmäßig mit Kindern zu tun haben – ob beruflich oder privat –, nicht selten in die Verlegenheit, keine Antwort auf scheinbar einfache und banal klingende Fragen in Bezug auf die uns umgebende Natur parat zu haben. Zumal es möglicherweise schon länger her ist, dass man sich mit diesen Themen beschäftigt hat. Ob es nun darum geht, was Schmetterlinge im Winter machen, ob Enten im kalten Wasser frieren oder warum Pflanzen eigentlich grün sind – nicht jeder und jede kann diese und ähnliche Fragen wahrscheinlich gleich beantworten, auch nicht unbedingt nach kurzem Kramen in Erinnerungen an den Biologieunterricht in der Schule.

Dieses Buch möchte Erwachsenen daher eine Art »Nachhilfe« in Naturkunde geben und ihnen dabei helfen, Kinder mit Spaß an das Entdecken unserer Natur heranzuführen. Da der Verlag und ich ein Buch für die ganze Familie kreieren wollten, stand ich hier und da vor der Schwierigkeit, Wissen kindgerecht zu vermitteln und es gleichzeitig als angenehm lesbar für Erwachsene zu gestalten. Beim Schreiben fiel mir dann immer mehr auf, dass sich das überhaupt nicht ausschließen muss, auch Erwachsene können durchaus von klaren und bildlichen Erläuterungen profitieren.

Ich hoffe, mit diesem Buch Familien, Eltern, Großeltern, Lehrer, Lehrerinnen, Betreuerinnen, Betreuer und alle anderen motivieren zu können, mit Kindern rauszugehen in die Natur und teilzuhaben am kindlichen Forschergeist.

Woher kommen die dicken Beulen an manchen Bäumen?

 KURZANTWORT: Solche Wucherungen werden auch Baumkrebs genannt, wobei sie nicht wirklich etwas mit der Krebserkrankung zu tun haben, die Menschen und Tiere bekommen können. Vielmehr handelt es sich bei den Beulen um die Reaktion des Baumes auf eine Infektion der Rinde oder des Holzes mit Pilzen, Viren oder Bakterien.

Im Herbst dieses Jahres habe ich eine Baumführung für Familien gegeben. Die Gruppe bestand aus fünf Familien mit jeweils ein bis drei Kindern. Meine wichtigste Regel ist hier, dass die Eltern sich zurückhalten und der Fokus auf den Fragen der Kinder liegt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kinder eher mit ihren Fragen herausrücken, wenn die Eltern sich im Hintergrund halten. Nach anfänglicher Unsicherheit kamen während des Spaziergangs viele Fragen auf. Als wir dann aber vor einer mächtigen alten Stieleiche standen, war alles andere auf einmal uninteressant. Die Eiche war eine wirklich auffällige Erscheinung: Während sie kurz über dem Erdboden einen erstaunlichen Durchmesser hatte, wurde sie einen Meter weiter in Richtung Krone plötzlich viel schmaler. Es sah so aus, als hätte sie eine riesige Beule am Stamm. Natürlich wollten die Kinder wissen, was solch eine Beule bedeutet, ob der Baum krank war.

Nach Pilz- oder Bakterienbefall bilden manche Bäume Wucherungen, um das infizierte Gewebe zu »überwallen«.

Wenn wir an Krankheiten denken, haben wir ja zunächst meist das Bild eines kranken Menschen oder eines kranken Tieres im Kopf. Doch nicht nur Tiere können von Krankheiten gezeichnet sein, sondern auch Pflanzen und Pilze. An dieser Stelle unternehmen wir daher kurz einen Abstecher (die Wissenschaftler sagen »Exkurs«) in die Welt der Krankheiten von Pflanzen und deren Mittel dagegen.

Das Immunsystem der Pflanzen

Um sich vor Krankheiten zu schützen und diese zu bekämpfen, haben Pflanzen wie wir Menschen ein Immunsystem. Doch das pflanzliche Immunsystem unterscheidet sich von dem unsrigen.

Unser Immunsystem hat zwei verschiedene Bausteine. Einmal gibt es das sogenannte angeborene Immunsystem. Diese Art der Abwehr steckt von Anfang an in uns und gehört zur körpereigenen »Grundausstattung«, entwickelt sich im Laufe unseres Lebens aber auch nicht weiter. Man könnte es mit der steinernen Mauer einer Burg vergleichen. Die Mauer schützt ziemlich gut vor Angriffen, kann aber während einer Belagerung nicht verändert und angepasst werden. Unsere Verteidigungsmauer besteht aus den sogenannten Fresszellen, die sich dauerhaft und überall in unserem Körper befinden, immer auf der Suche nach Krankheitserregern. Finden sie welche, werden diese sofort umschlossen und verdaut.

Die zweite Art von Immunsystem wird im Lauf des Lebens »erworben« und adaptiv genannt, was anpassungsfähig bedeutet. Das adaptive Immunsystem stellt sich auf Krankheitserreger ein, die unser Körper bis dahin noch nicht kennengelernt hat. Wenn wir uns die Ritterburg anschauen und die festen Mauern das angeborene Immunsystem sind, könnten wir uns die Soldaten, die die Burg verteidigen, als adaptives Immunsystem vorstellen. Die Verteidiger können flexibel reagieren: Rollen die Angreifer einen Rammbock in Richtung Tor, könnten sie zum Beispiel große Steine von den Torzinnen herunterwerfen oder die Angreifer mit Pfeilen beschießen. Erweist sich diese neue Verteidigungsmethode als wirkungsvoll, können die Soldaten auch bei späteren Attacken wieder darauf zurückgreifen.

Dass beide Anteile unseres Immunsystems gut zusammenarbeiten, sehen wir in dem folgenden Beispiel: Eine Fresszelle hat einen Krankheitserreger, ein sogenanntes Virus, umschlungen und verdaut. Nun schiebt sie kleine Teile des verdauten Virus an die eigene Oberfläche, sodass diese ein Stückchen herausschauen. Hier kommt das adaptive Immunsystem ins Spiel: Helferzellen nähern sich den Fresszellen mit den nach außen schauenden Virusteilchen und feilen wie Schlüsselmacher so lange an ihren Schlüsseln herum, bis einer gut in das Schloss des Virus passt. Ist die richtige Form gefunden, werden Tausende dieser Schlüssel (sogenannte Antikörper) produziert. Diese Schlüssel treiben nun umher und stecken sich in die Schlösser der Viren, die bis jetzt noch nicht gefressen wurden. Da die Schlüssel untereinander klebend sind, kleben sie die Viren zu richtigen Haufen zusammen. Die Fresszellen wiederum sehen die mit Schlüsseln markierten Viren und Virenhaufen und können sie viel schneller finden und fressen.

Die gewonnenen Informationen über die Erreger können im adaptiven Immunsystem von den sogenannten Gedächtniszellen teilweise jahrzehntelang gespeichert werden. Kommen sie Jahre später in Kontakt mit den alten Erregern, schlagen sie sofort Alarm und haben direkt die richtigen Antikörper parat.

Wie wehren sich aber nun Pflanzen gegen Krankheitserreger? Pflanzen haben zunächst einmal eine äußere Schutzschicht, die sie vor dem Eindringen von Erregern schützt (wir haben so etwas in Form unserer Haut). Gäbe es diese Schutzschicht nicht, würde zudem sofort alles Wasser verdunsten, und die Pflanze wäre schnell vertrocknet. Die Laubblätter sind hierbei besonders gefährdet, also schützen sich Pflanzen mit einer Wachsschicht, Cuticula in der Fachsprache. Ihr kennt das vielleicht vom Schuhwachs: Auch hier führt eine Schutzschicht dazu, dass Schuhe innen trocken bleiben. Nun sind Pflanzen aber darauf angewiesen, Sauerstoff und Kohlendioxid mit der umgebenden Luft auszutauschen. Die Lösung: Kleine Spaltöffnungen können nach Bedarf geöffnet und wieder verschlossen werden. Durch diese Öffnungen können sich allerdings auch Keime hineinschleichen.

Ein anderer Weg für Krankheitserreger sind offene Wunden, die durch Verletzungen entstehen. Hat beispielsweise ein Reh das Laubblatt einer jungen Hainbuche angeknabbert und ist dann davongelaufen, weil es aufgeschreckt wurde, so hat das Blatt nun eine große offene Stelle. Wenn das Reh zuvor an einem anderen Baum geknabbert hat, der von einem Bakterium befallen war, so gelangt dieses Bakterium über den Speichel des Tieres in die Wunde der Hainbuche. Die erste Barriere, die Cuticula, hat das Bakterium auf diese Weise überwunden. Nun kommt jedoch die zweite zum Einsatz: sekundäre Pflanzenstoffe. Diese Stoffe werden von Pflanzen häufig zur Abwehr eingesetzt, wobei einige davon von Anfang an in der Pflanze vorhanden sind. So können zum Beispiel natürliche Seifenstoffe (Saponine) eine schnelle Ausbreitung von Bakterien und Pilzen im Pflanzenkörper verhindern.

Doch das Verteidigungssystem der Pflanzen hat noch mehr zu bieten!

Außen an den Pflanzenzellen, aus denen eine Pflanze aufgebaut ist, befinden sich kleine »Antennen« (Rezeptoren), die Krankheitserreger erkennen können. Wenn die Alarm schlagen, werden weitere Stoffe produziert, die die Eindringlinge angreifen. Hat dies immer noch nicht ausgereicht und die Erreger sind in die Zellen eingedrungen, können sich die betroffenen Zellen selbst zerstören, um den Eindringlingen zu schaden und ihnen Nahrung und Wasser zu entziehen. Auch können zum Beispiel einzelne Blätter abgeworfen werden, damit die gesunden Pflanzenteile nicht angesteckt werden.

Gleichzeitig werden Warnsignale an benachbarte und noch nicht betroffene Zellen geschickt, die sofort damit beginnen, ihre Zellwände zu verstärken und Abwehrstoffe zu produzieren. Wenn wir wieder den Vergleich mit der Burg heranziehen, ist es in etwa so, als würde ein Reiter einer angegriffenen Burg schnell wie der Wind zur benachbarten und befreundeten Burg eilen, um diese ebenfalls zu warnen. Die Bewohner der Nachbarburg können dann sofort mit dem Verstärken der Burgmauern und dem Vorbereiten einer Verteidigung beginnen.

Manche Pflanzen gehen sogar noch einen Schritt weiter und warnen ihre Artgenossen. Die Schirmakazien zum Beispiel, Bäume, die in der afrikanischen Savanne wachsen, geben einen Duftstoff in die Luft ab, sobald sie angefressen werden. Nehmen andere Akazien diesen wahr, beginnen sie selbst sofort mit der Produktion von Stoffen, die sie für die Pflanzenfresser ungenießbar machen.

Auch wenn das Immunsystem der Pflanzen gut funktioniert und es viele Wege kennt, sich gegen Eindringlinge zu behaupten, haben Pflanzen nicht wie wir ein »lernendes«, also adaptives Immunsystem.

Vielleicht ist euch schon aufgefallen, dass es vielen Rosskastanienbäumen bei uns nicht gut geht. Ihre Blätter werden oft schon im Sommer braun und fallen ab, zudem kann sich die Rinde verfärben und Risse bilden. Das Hauptproblem für die Kastanien ist der Klimawandel samt Trockenheit, der schwächt die Bäume so sehr, dass sie anfälliger für Krankheiten werden – das betrifft übrigens nicht nur diese Art, sondern auch viele andere Bäume. So geschwächt kann sich die Kastanie dann weder gegen die Miniermotte wehren, die sich Jahr für Jahr durch die Blätter frisst und damit ihr vorzeitiges Welken verursacht, noch gegen ein schädliches Bakterium, das die Rinde befällt und schädigt.

Damit kehren wir jetzt zurück zu unserer eigentlichen Frage: Was hat es mit den Beulen an der Eiche auf sich? Diese auffällige Krankheit wird auch Baumkrebs genannt, wobei das eigentlich kein passender Name ist. Einen Krebs hat man aus medizinischer Sicht nämlich dann, wenn sich Körperzellen ungehindert und in großer Zahl vermehren und danach auch gesunde Teile eines Körpers »anstecken«. Wenn man hingegen von »Baumkrebs« spricht, meint man eine Reihe unterschiedlicher Erkrankungen, die gemeinsam haben, dass sie die von außen sichtbaren Beulen und Wucherungen verursachen. Solcher Baumkrebs kann zum Beispiel von Pilzen oder Bakterien ausgelöst werden.

Der äußere Teil der Rinde schützt den Baum, so wie unsere Haut uns schützt. Wenn die Rinde nun Verletzungen aufweist, können Krankheitserreger eindringen, die das Holz darunter befallen. Ganz ähnlich geschieht das ja auch bei uns, wenn sich Wunden entzünden. Der Baum kann dann eine Art Wundgewebe entstehen lassen, das relativ schnell über die Wunde wächst, um sie zu verschließen. Da die Infektion aber dadurch nicht unbedingt gestoppt wird, wächst dieses Gewebe immer weiter, bis schließlich enorme Beulen entstehen. Passiert das an einem Ast, kann es auch dazu führen, dass der vordere Teil abstirbt und sogar abbricht. Nicht alle Bäume, die von Baumkrebs befallen sind und solche Wucherungen ausbilden, sterben auch. Viele können trotzdem sehr alt werden. Die äußere Rinde des Baumes ist also seine wichtige Schutzschicht – wer sie einfach so aus Spaß verletzt, zum Beispiel durch Anritzen mit dem Messer, kann dem Baum damit ernsthaft schaden.

Warum sind Pflanzen grün?

 KURZANTWORT: Pflanzen sind grün, weil sie Chlorophyll enthalten, das eine grüne Farbe hat und für die Fotosynthese benötigt wird. Ein Lichtstrahl besteht – ganz einfach gesagt – aus einem ganzen Bündel von Farben. Mit der Farbe Grün kann die Pflanze nichts anfangen, weshalb diese einfach wieder reflektiert wird. Trifft der reflektierte Strahl unser Auge, nehmen wir dies als »grün« wahr.

Es war ein schöner, milder Sommertag, als ich mit einer Handvoll Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren im Berliner Grunewald unterwegs war. Unter der Woche ist dieser als Ausflugsziel sehr beliebte Wald am westlichen Rand der Stadt ziemlich leer, und man kann sich in aller Ruhe die vielen kleinen und großen Pflanzen anschauen. Ich wollte gerade etwas über den Schwarzen Holunder erzählen, da erreichte mich von einem Mädchen aus zweiter Reihe recht leise, aber bestimmt eine Frage: »Warum sind Pflanzen überhaupt grün?«

Ich begann irgendetwas mit Fotosynthese zu stottern, sammelte mich dann aber recht schnell wieder. Wo soll man da anfangen? Im Grunde müsste man erst einmal über unsere Sinne, über Farben, Licht und Wahrnehmung im Allgemeinen sprechen, was aber hier den Rahmen komplett sprengen würde (und wofür ich zudem alles andere als ein Experte bin!).

Laubblatt mit deutlich erkennbaren Blattadern

Bevor ich diese besonders gute Frage beantworten will, noch etwas vorweg: Es sind gar nicht alle Pflanzen grün. Selbst wenn wir die Welt der vielfältig gefärbten Blüten einmal außer Acht lassen und uns nur die Laubblätter ansehen, so gibt es einige Pflanzen, die alles andere als grün sind.

Die riesige Gruppe der Rotalgen ist beispielsweise oft stark rot gefärbt, auch gibt es eher bräunliche Algengruppen. Andere Pflanzen bekommen rote Blätter und Stängel, wenn sie an besonders sonnigen Orten stehen – hier können rote Farbstoffe nämlich wie »Sonnencreme« schützen. Manche Zierpflanzen wurden außerdem absichtlich so gezüchtet, dass sie rote Blätter bilden, weil viele Menschen das schön finden. Und dann gibt es in unseren Breiten mit dem Herbst ja eine ganze Jahreszeit, in der bei vielen Pflanzen das eigentlich grüne Laub bunt wird. Vielleicht habt ihr auch schon einmal eine sogenannte Blutbuche gesehen – sie hat sehr auffällige rote Blätter, die sich nicht erst im Herbst so färben. Hier kam es zu einer sogenannten Mutation. Um zu erklären, was das ist, machen wir wieder einen Exkurs.

Was ist eine Mutation?

Nicht immer läuft in der Natur alles nach einem bestimmten Plan, und manche Lebewesen entwickeln sich einfach anders als die anderen. Mutationen sind spontane Veränderungen von Merkmalen, die zum Beispiel dazu führen können, dass eine Maus im Gegensatz zu den anderen Mäusen nackt ist, eine Pflanze gelbe statt roter Blütenblätter bildet oder ein Pilz einer bestimmten Art anders geformt ist als die übrigen Pilze dieser Art.

Ganz oft haben solche Mutationen keine besonderen Auswirkungen (vor allem keine, die man von außen sehen kann). Eine Mutation kann aber auch von Nachteil oder von Vorteil sein! Hier mal ein witziges Beispiel einer vorteilhaften Mutation: Es gibt einen nachtaktiven Schmetterling namens Birkenspanner, der gerne in der Nähe von Birken lebt. Er hat weiß-schwarze Flügel, damit er, wenn er auf der weiß-schwarzen Birkenrinde sitzt, von Vögeln nicht so schnell gesehen wird. Bei einem kleinen Teil der Nachkommen gibt es nun Mutationen, und diese Birkenspanner haben völlig schwarze Flügel.

Der Birkenspanner in seiner hellen und seiner dunklen Form

Normalerweise ist das ein Nachteil, da sie dann ja leicht auf der hellen Rinde erspäht werden können. Als jedoch im 19. Jahrhundert der schmutzige Rauch aus den Schornsteinen der Industrie die Rinde vieler Birken schwarz färbte, war es auf einmal sehr vorteilhaft, schwarze Flügel zu haben, denn nun fielen Birkenspanner mit den normalen weiß-schwarzen Flügeln auf! Es ist also grundsätzlich von Vorteil, wenn es innerhalb einer Art verschiedene »Typen« und Ausprägungen gibt, weil das die Chance erhöht, dass die Art als Ganzes genügend Nachkommen hat. Das heißt umgekehrt, es ist nachteilig, wenn alle genau gleich sind.

Zurück zur Ausgangsfrage: Wir haben also festgestellt, dass gar nicht alle Pflanzen grün sind – manche sind nie grün, andere nur zeitweise. Trotzdem kann man sagen, dass der größte Teil aller Pflanzen, vor allem jene, die an Land leben, grüne Blätter bildet. Aber warum grün? Warum nicht blau, türkis, pink oder beige?

Das hat mit ihrer Ernährung zu tun. Pflanzen »essen« nicht andere Lebewesen, so wie wir Tiere und zum Teil die Pilze es tun, um lebensnotwendige Energie aufzunehmen, sondern sie betreiben die sogenannte Fotosynthese. Dabei werden Sonnenstrahlen, Kohlendioxid (das »Treibhausgas«) aus der Luft und Wasser in den Blättern in Kohlenhydrate umgewandelt, das heißt in Nahrung für die Pflanze. Das gilt im Übrigen auch für die besondere Gruppe der fleischfressenden Pflanzen, die ihren Speiseplan lediglich mit ein paar zusätzlichen Stoffen anreichern, indem sie kleines Getier verdauen.

Die Blätter funktionieren bei der Fotosynthese also wie »Solarzellen«. Eigentlich müsste man eher sagen, Solarzellen sind ein bisschen wie Blätter, denn natürlich guckt sich der Mensch immer nur etwas von den Pflanzen ab, nie umgekehrt. Um diese »Solarzellen« betreiben zu können, lagern die Pflanzen unter anderem einen Stoff in die Blätter ein, den man Chlorophyll nennt, was so viel wie »Blattgrün« bedeutet. Und damit kommen wir der Antwort ein Stückchen näher.

Eigentlich besteht Tageslicht aus mehreren Farben. Das sehen wir zum Beispiel beim Regenbogen, wenn Regentropfen das Licht »brechen«, oder bei manchen Kristallen, wenn Licht durch sie fällt und ebenfalls gebrochen wird. Bei der Fotosynthese kann die Pflanze nur manche Farben des Lichts wirklich gebrauchen, vor allem die rote und die blaue. Das grüne Licht wird zurückgeworfen (und nicht »verarbeitet« wie das rote und blaue), und das ist die Farbe, die wir dann sehen können. Aus diesem Grund sind Blätter für uns grün. Das Chlorophyll, das dafür verantwortlich ist, dass die Blätter grün erscheinen, ist außerdem der Stoff, der aus dem Kohlendioxid in der Luft, aus Wasser und Sonnenstrahlung Nahrung für die Pflanze schafft.

»Aber warum wird das Laub vieler Bäume im Herbst dann so bunt? Brauchen die Pflanzen dann ein anderes Licht für die Fotosynthese?«, will Mila wissen, nachdem ich gerade ihre erste Frage beantwortet habe.

Wenn wir über den Herbst und das bunte Laub sprechen, müssen wir immer im Hinterkopf behalten, dass der Herbst nur in manchen Regionen der Welt so ist wie bei uns. In vielen Gegenden der Welt bleiben die Blätter das ganze Jahr über an den Bäumen, und andere Dinge ändern sich, wie zum Beispiel die Häufigkeit von Regengüssen. Wir sprechen also hier gerade über den Herbst in unseren Breiten.

Um zu verstehen, warum die Blätter der Bäume bei uns im Herbst bunt werden, müssen wir zunächst einmal auf den Winter schauen.

Der Winter ist für viele Tiere eine Herausforderung. Nicht nur, dass es kalt werden kann und die Gefahr besteht zu erfrieren, es ist in dieser Jahreszeit auch gar nicht so einfach, an flüssiges Wasser zu kommen. Und trinken müssen nun einmal alle Tiere und Pflanzen. Letztere sogar ziemlich viel. So braucht eine Rotbuche an heißen Sommertagen bis zu 400 Liter Wasser, das sind mehr als zwei volle Badewannen. Also gehen viele Bäume in der kalten Jahreszeit in eine Art Winterruhe und nehmen nur noch ganz wenig Wasser oder sogar gar keines mehr auf.

Um das regulieren zu können, werfen Bäume vor dem Winter ihre Blätter ab. Das »Trinken« bei Pflanzen funktioniert nämlich unter anderem mithilfe der Blätter: Diese verdunsten Wasser und ziehen, wie mit einem Strohhalm, das Wasser von den Wurzeln bis ganz nach oben durch. Wenn die Bäume also ihre Blätter abwerfen, so hören sie auch auf, viel Wasser zu sich zu nehmen. Der Abwurf der Blätter hat aber auch noch einige andere positive Effekte: Unerwünschte oder sogar giftige Stoffe werden in die Blätter verlagert und durch den Abwurf dann »entsorgt«.

Manchmal werfen Pflanzen schon vor dem Herbst ihre Blätter ab, unter Umständen passiert es sogar mitten im Sommer. Aufgrund des Klimawandels gibt es in den Sommermonaten viel heißere Tage und längere Perioden ohne Regen als noch vor einigen Jahrzehnten. Für viele Bäume ist das ein Problem – sie dürsten! Im Extremfall greift ein Baum zu einem letzten Mittel, um nicht an Wassermangel einzugehen: Er wirft seine Blätter ab. Dann kann er zwar keine Energie mehr mithilfe der Blätter gewinnen, aber wenigstens verliert er auch kaum noch Wasser. Der Baum reagiert auf den sogenannten Trockenstress also mit einer Art »Notfallprogramm«.

Aber nun zu der Frage, warum die Blätter bunt werden, bevor die Bäume sie abwerfen.

Ganz einfach: Ein Teil der in den Blättern enthaltenen Stoffe (vor allem Stickstoff) ist zu wichtig, um ihn einfach mit abzuwerfen. Damit der Baum diese Stoffe wiederverwenden kann, werden sie aus den Blättern gezogen und in den Stamm oder die Wurzeln geleitet. Auch das wertvolle Chlorophyll baut der Baum dabei ab. Da das Chlorophyll ja für die grüne Farbe der Blätter verantwortlich ist und es die ganze Zeit über Farben wie Gelb oder Orange überdeckt hat, kann man die anderen Farben nun plötzlich deutlicher sehen. Gleichzeitig werden rote Farbstoffe produziert, die als Sonnenschutz dienen. Denn vor starker Herbstsonne müssen sich die Blätter, in denen ja gerade sehr viel abgebaut wird, schützen. Und die roten Farbstoffe schützen nicht nur vor der Sonne, sie sind auch eine Art Frostschutz. Wie praktisch!

Pflanzen sind also wirklich erstaunliche Lebewesen, da sie von der Sonne, von Luft und Wasser und außerdem von im Boden gelösten Stoffen leben können. Was nicht heißt, dass sie nicht auf andere Lebewesen angewiesen wären – denn das sind sie auf jeden Fall. Viele Pflanzen zum Beispiel müssen von Insekten bestäubt werden, damit sie sich fortpflanzen können, und sie kommen nur an für sie zum Leben nötige Stoffe aus dem Boden, indem sie andere Lebewesen wie Pilze, Bakterien und Tiere »zerkleinern« und in die chemischen Grundbestandteile zerlegen. Viele Bäume gehen auch Partnerschaften mit Pilzen ein und helfen sich auf diese Weise gegenseitig mit Nährstoffen.

Experiment mit Blättern

Um das Wunderwerk Fotosynthese einmal »live« beobachten zu können, machen wir folgendes einfache Experiment.

Was wir brauchen

Ein frisch gepflücktes grünes BlattEine Schale mit WasserEtwas zum Beschweren, zum Beispiel einen Stein

Anleitung

Zuerst stellst du eine kleine, flache Schale in die Sonne.Lege dir etwas Kleines zum Beschweren bereit, einen Stein etwa.Nun pflücke ein grünes Blatt von einem Baum oder Strauch und lege es so schnell wie möglich verkehrt herum, das heißt mit der Unterseite nach oben, in die Schale. Es muss vollständig mit Wasser bedeckt sein. Beschwere es mit dem Stein, damit es nicht nach oben schwimmt.Warte zwanzig Minuten bis eine halbe Stunde.Staune: Am Blatt haben sich winzige Luftbläschen gebildet.

Warum ist das so?

Die kleinen Luftblasen bilden sich, da das Blatt, bevor du es gepflückt hast, Fotosynthese betrieben hat und der dabei entstandene Sauerstoff nun durch die Spaltöffnungen des Blattes abgegeben wird.

Was sind das für komische Hörner auf den Buchenblättern?

 KURZANTWORT: Bei den auffälligen Gebilden auf den Blättern handelt es sich um sogenannte Pflanzengallen, die durch Insekten, Milben, Pilze, Viren oder Bakterien ausgelöst werden. Die spitzen Hörner auf den Buchenblättern werden von Buchengallmücken hervorgerufen und sollen den Nachwuchs der Mücken schützen. Jeder Parasit löst eine ganz eigene »Wuchsform« der Gallen aus, so sehen Rosengallen wie haarige Püschel aus, während Eichengallen kugelig sind.

»Was sind denn das für komische Hörner auf den Blättern?«, fragt Tom, als wir an einer Buche vorbeikommen, und zeigt auf ein Blatt. Die anderen Kinder der Gruppe umringen ihn neugierig. Als sie alle versuchen, es anzufassen, zieht Tom den Zweig mit dem Blatt nah an sich heran, damit seine Entdeckung nicht kaputtgeht.