Warum hast du das getan, Söhnchen? - Ralf Steinfeldt - E-Book

Warum hast du das getan, Söhnchen? E-Book

Ralf Steinfeldt

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Beschreibung

Was schenkt man einer Obdachlosen zum 90. Geburtstag ? Der Journalist Dorian Frooe, von seiner Flugangst geplagt, eingeklemmt zwischen zwei stark parfümierten Russinnen auf dem Flug nach St. Petersburg, beschäftigt sich mit eben dieser Frage . Ein Interview zu führen mit einer merkwürdigen Alten, die niemals am selben Ort zur selben Zeit auftaucht, ist nicht besonders verlockend … Freilich hatte der Chef recht. Er, Frooe, hätte viel lieber recherchiert zu diesem seltsamen Mord, ohne Spuren, ohne Motiv. Statt dessen sollte er in einer Sechsmillionenstadt nach einer Vagabundin suchen, die wahrscheinlich nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Würde er sie hören, die Stimme Mütterchen Russlands ? Dorian Frooe ahnt mit keiner Silbe, dass dies sein geringstes Problem sein würde.

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EPUB
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Seitenzahl: 37

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Ralf Steinfeldt

Warum hast du das getan, Söhnchen?

Krimi

Warum hast du das getan, Söhnchen?

Ralf Steinfeldt

Copyright: © 2019 Ralf Steinfeldt

[email protected]

Lektorat: Erik Kinting / www.buchlektorat.net

Umschlaggestaltung: Erik Kinting

Titelbild: Acryl von Susanne Steinfeldt

Druck: epubli

www.epubli.de

Ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung, die über den Rahmen des Zitatrechtes bei korrekter vollständiger Quellenangabe hinausgeht, ist honorarpflichtig und bedarf der schriftlichen Genehmigung des Autors.

»Was für eine Scheißkälte … und das schon Ende Oktober«, fluchte der Lange und sprang vor seinen beiden Kumpanen in die Metro.

Es roch heute wieder sehr muffig im Waggon, wie nach kaltem verbrannten Gummi. Aber es war warm hier. Der Berufsverkehr war durch und es gab Sitzplätze genug. Ein paar Rentner lasen die Zeitung. Ein zusammengerutschter Hutzel-Opa brabbelte etwas vor sich hin.

Die drei kurz geschorenen jungen Männer in den schwarzen Bomberjacken fläzten sich auf eine Längsbank und nahmen sie in Besitz.

»Ich krieg’ langsam Hunger«, nörgelte der Dicke und schniefte. »Am Newski runter zur Mojka ist doch ’ne Plinzbude«.

»Denkst auch nur immer ans Fressen, Mensch«, zischte El Flaco, der Dürre. »Ist erst elf. Unsere Geschäfte warten noch. Am Heumarkt«, fügte er noch hinzu, für den Fall, dass der Dicke es vergessen hatte. »Es scheint, der Armenier und der Chinese wollen nicht zahlen. Aber russische Katzen wegfangen und braten und teuer verkaufen. Und das alles ohne unseren Schutz. Müssen dort wohl etwas Nachhilfeunterricht geben.« Er grinste und griff in die Anoraktasche, spielte dort mit einem Gegenstand, den er hin- und herschnappen ließ.

Seine beiden Kumpels kannten das Messer. Sie arbeiteten lieber mit Schlagringen.

»Endlich fährt der Scheißzug. Wenn er steht, erstickt man ja. Entweder erfroren oder erstickt, du hast die Wahl«, maulte der Lange und seine Froschaugen glotzten den Hutzel-Opa an, als wäre der schuld an dem Gestank.

Der merkte das aber scheinbar nicht, starrte aus dem Fenster auf die vorübersausenden Werbeplakate und unterhielt sich links und rechts mit nicht vorhandenen Leuten.

Gorkowskaja, kündigte die sonore Frauenstimme die nächste Station an.

Hier stiegen eine Menge Leute ein und der Waggon füllte sich. Zu El Flaco und seinen Begleitern setzte sich aber niemand, lieber standen die Leute.

Kaum fuhr der Zug an, schlurfte eine Bettlerin durch den Waggon und murmelte etwas von Nächstenliebe. Mit beiden Händen schob sie eine Tschapka vor sich her. Halb auffordernd, halb verschämt hielt sie den Leuten dann und wann die Tschapka unter die Nase. Die meisten schauten angestrengt zur Seite, betrachteten intensiv ihre Schuhspitzen oder die vorüberhuschende Schwärze draußen. Die Bettlerin trug ein paar Abzeichen an ihrem abgerissenen Mantel.

»Guckt mal, was die Alte da hat«, schniefte der Dicke. »Das is’n Rotbannerorden. Den hab ich schon mal gesehen. Wo ’se den wohl geklaut hat?«

Die Bettlerin sah ihn böse an, für einen Moment.

Als sie an ihnen vorüberkam, grinste der Lange. »Soll ich dir meinen Orden spendieren?«, höhnte er und zeigte auf das schwarz-weiß-gelbe Abzeichen an seiner Jacke.

Der Dicke lachte schief dazu.

»Ich habe ’ne bessere Idee, Langer. Spende doch den hier.« Mit einem Ruck riss er der Bettlerin den Rotbannerorden vom Mantelkragen und warf ihn ihr in die Tschapka.

»Wie zerronnen, so gewonnen«, reimte der Lange der Alten in das verdatterte Gesicht.

»Großzügig, Langer«, kommentierte El Flaco und alle drei brachen in grölendes Gelächter aus.

Viele Leute bissen sich auf die Lippen, schauten aber weiter angestrengt weg.

Die Bettlerin ging ungerührt weiter. Sie wollte gerade die Tür zum nächsten Waggon öffnen, da erhob sich ein altes Mütterchen. Sie holte ihre Brieftasche aus dem Mantel, schaute der Bettlerin gerade ins Gesicht, nickte, warf einen Schein in die Tschapka, nahm den Orden heraus und steckte ihn der Bettlerin wieder an den Kragen. Dann setzte sie sich wieder. Das alles ging blitzschnell, ein paar Sekunden nur. Als die Bettlerin sich bedanken wollte, hatte das Mütterchen die Augen wieder geschlossen und schien zu schlafen, als wäre nichts gewesen.

»Habt ihr das gesehen?«, raunte der Lange. »Was für eine Frechheit. Nimmt die Alte doch meine Spende aus der Mütze?«

»Ja, das war ziemlich dreist«, entrüstete sich auch der Dicke und zog den Rotz nach oben.

El Flaco stieß dem Dicken den Ellbogen in die Seite.

Der zuckte erschrocken zusammen. »Was«?

»Dicker, wie oft soll ich’s noch sagen: Es is’ eklig, dein Gerotze.«

Der Dicke maulte etwas von gesünder als schnauben, er hätte das in einer Zeitschrift beim Arzt gelesen.

El Flaco winkte unwirsch ab. Der Lange schaute immer noch entrüstet zu der schlafenden Alten hinüber. Gerade verließ die Bettlerin den Waggon.