Was bist du? - Imelda Octavia Shanklin - E-Book

Was bist du? E-Book

Imelda Octavia Shanklin

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Beschreibung

Mittels praktischer metaphysischer Einsichten weist Shanklin auf die Bedeutung des Lebens, die Göttlichkeit der Menschheit und unsere wahre Beziehung zu Gott hin. Die Autorin zeigt auf wie unser Bewusstsein, unsere Ziele und unsere Hilfsmittel unsere Identität bestimmen.

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Seitenzahl: 224

Veröffentlichungsjahr: 2020

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UNITY ist ein Glied in der großen Erziehungsbewegung, die von Jesus Christus eingeleitet wurde. Es ist unser Ziel, die Wahrheit im Christentum herauszustellen und zu beweisen. Die Wahrheit, die wir lehren, ist nicht neu, auch nehmen wir keine besonderen Offenbarungen oder die Entdeckung neuer religiöser Prinzipien für uns in Anspruch. Wir sehen unsere Aufgabe darin, den Menschen dabei zu helfen, die ewige Wahrheit, die uns Jesus Christus gelehrt hat, zu erkennen und für sich nutzbar zu machen.

– Charles Fillmore, Mitbegründer von UNITY

Inhaltsverzeichnis

Deine Identität

Du bist, was du denkst

Dein Bewusstsein

Wirklichkeit und Fiktion

Das Leben lohnt sich

Deine Aufgabe

Deine Ausrüstung

Deine Hilfsquelle

Widerstandslosigkeit

Deine Identität

Was bist du?

Solange wir diese Frage nicht jederzeit schnell und richtig beantworten können, kennen wir uns nicht gut genug, um Zutrauen zu uns selbst zu haben, um glücklich zu sein in dem beruhigenden Gefühl beständiger Sicherheit und immerwährenden Wohlergehens.

Ich treffe einen intelligent wirkenden, selbstbewussten jungen Mann und frage ihn: „Was bist du?“ Er schaut mich verwirrt an. Ich wiederhole meine Frage: „Was bist du?“ Daraufhin lächelt er freundlich in der Annahme, ich hätte meine Frage nicht richtig formuliert. Er gibt mir Auskunft: „Ich bin Johnny Doe.“ Und im Stillen fügt er hinzu: „Zweiundzwanzig Jahre alt, allgemein beliebt, Jurastudent, ein Mann, von dem man noch hören wird, – später einmal.“

Die Antwort, die ich von Johnny Doe erhalte und alles, was er noch für sich selbst hinzufügt, beantwortet jedoch nicht meine Frage. Er hat die Frage nämlich nicht verstanden. Er hat sie aus der unpersönlichen Form in die persönliche umgewandelt, und so reflektiert seine Antwort sein Missverständnis. Er hat auf die Frage: „Wer bist du?“ geantwortet.

Solange wir uns ganz als eine personale Einheit betrachten, werden auch wir diese Frage falsch beantworten. Der Denkfehler, durch den wir ein Wer annehmen, wo wir das Was erkennen sollten, ist die Wurzel aller Missverständnisse, die uns das Leben schwer machen.

Der größte Irrtum der Welt bezüglich Jesus Christus war der, ihn mit den Augen unseres personalen Selbst zu sehen. Diejenigen seiner Zeitgenossen, die seine wahre Natur nicht erkannten, nannten ihn „den Sohn des Zimmermanns“ oder sagten: „Er ist ein Moses oder Elias.“ Petrus jedoch, von der Person unbeirrt, sagte zu ihm: „Du bist der Christus, Sohn des lebendigen Gottes.“ Jesus akzeptierte diese Antwort mit den Worten: „Gesegnet seist du ... denn das hat dir nicht das Fleisch und Blut offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“

Die Person ist das, was wir sehen: Körper, Verhalten, Situation. Das Unpersönliche ist das Unsichtbare: Geist, Bewusstsein, Offenbarung. Wir übersetzen das Unsichtbare ins Sichtbare und machen das Was des Lebens zum Wer.

Das Persönliche, das Wer ist veränderlich. Wir haben es schon oft verändert und werden es weiter verändern. Wobei hier nicht von Reinkarnation die Rede ist. Die Rede ist von den Veränderungen, die in jedem Leben den Körper, das Verhalten und die Situation betreffen. Durch diese Veränderungen wurde aus dem Baby Doe der heutige Johnny Doe. Sie werden Johnny Doe allmählich in den Anwalt Doe verwandeln, in den Richter Doe, den Gouverneur Doe. Bei all diesen Veränderungen Johnny Does in seinem Verhältnis zur Welt ist jeweils lediglich das Wer betroffen. Das Was wird davon nicht berührt. Das ist unveränderlich. Es wird in Ewigkeit das sein, was es von Ewigkeit her gewesen ist. Es ist die Göttlichkeit, von der Petrus in einem Moment der Erleuchtung sagte: „Du bist der ... Sohn des lebendigen Gottes.“

In der Tatsache, dass das Persönliche sich verändert, liegt unsere Hoffnung auf Erfolg. In der Tatsache, dass das Unpersönliche unveränderlich ist, liegt für uns die Versicherung der erreichbaren Vollkommenheit im Bereich des bewussten Seins.

Das persönliche Ich schreitet von Erfolg zu Erfolg in seinem Streben nach dem friedengewährenden, unpersönlichen Ich, das im Herzen Gottes wohnt.

Wenn Mutlosigkeit uns befällt aufgrund der äußeren Gegebenheiten, der Vorurteile und Überlieferungen, wenden wir unser Denken ab vom Persönlichen und hin zum Unpersönlichen. Ich bin kein charakterloses Fleisch und Blut mit unglücklichen Erbanlagen, ein rückgratloses Nichts. „Du bist ... der Sohn des lebendigen Gottes.“

In unserem unendlichen Wesen sind wir unpersönlich und unberührbar. Stärken wir uns bei unserer Lebensbetrachtung durch dieses Wissen, und wir werden für jede Anforderung gewappnet sein. Die Identifizierung mit unserem persönlichen Ich allein befriedigt uns nicht. Wir empfinden einen Mangel, für den wir keine Erklärung haben, der uns aber trotzdem deutlich bewusst ist. Wenn wir ihn in Worte fassen wollten, würden wir vielleicht sagen: „Ich möchte etwas. Ich weiß nicht, was es ist, aber wenn ich es bekäme, wäre ich am Ziel meiner Wünsche.“ Solange wir nur unser persönliches Ich kennen, verfügen wir über ein sehr oberflächliches Wissen über uns selbst. Unter der Oberfläche jedoch, aus unermesslichen Tiefen des Lebens, kommt der Ruf zu uns mit unwiderstehlicher Gewalt. Da wir den Ruf nicht verstehen, reagieren wir mit Verwirrung und Unruhe.

Die Trennwand zwischen dem persönlichen und dem unpersönlichen Ich ist dünn, der Boden durchsichtig, der die Oberfläche von den Tiefen trennt, und so erreichen uns manchmal Blitze der Erkenntnis unserer göttlichen Natur, die uns für den Moment in einen Zustand des inneren Friedens versetzen. Aber es sind jeweils nur Blitze, und gleich nach ihrem Verlöschen umhüllt uns wieder das Dunkel des Nichtwissens.

All die beunruhigenden Fragen nach dem Warum und Wie des Lebens werden bedeutungslos für uns, sobald wir uns als das unpersönliche Wesen betrachten können, das sich in uns als individuelle Persönlichkeit manifestiert. Wir werden immun gegen Zweifel, wenn wir von der Überzeugung durchdrungen sind, in unserem unpersönlichen Wesen unzerstörbar zu sein. Gelassenheit wird unser Leben bestimmen, sobald wir erkannt haben, dass alle Veränderungen in unserem persönlichen Leben nicht von irgendeiner Instanz außerhalb von uns selbst bewirkt werden, sondern dass sie ihren Ursprung jeweils in unserem Bewusstsein haben.

Am Anfang einer Wendung zum Besseren steht die Erkenntnis der Dreifaltigkeit unserer menschlichen Natur. Den Aspekt der Dreiseitigkeit unserer Persönlichkeit können wir feststellen, wenn wir einmal darauf achten, in welcher Weise wir über uns selbst nachdenken. Die folgenden Punkte sollen illustrieren, was für Gedanken wir uns über unsere eigene Person machen.

Erstens: Wir sagen: „Ich fühle die beruhigende Gegenwart eines unermesslich Guten als etwas Unerklärliches, aber nichtsdestoweniger unendlich Erstrebenswertes. Es zieht mich zu sich hin mit unwiderstehlicher, sanfter Gewalt.“ Bei diesem Gefühl bekommen wir eine Ahnung von der ewigen, unveränderlichen Natur unseres Wesens, was man in der Sprache der Religion unser geistiges Selbst nennt. Als geistiges Wesen sind wir identisch mit Gott, und aufgrund dieser Identität empfinden wir die Gegenwart Gottes als ein unermesslich Gutes.

Zweitens: Wir sagen: „Ich weiß. Ich denke. Ich verstehe.“ Diese Aussagen beweisen, dass wir ein Bewusstsein haben.

Drittens: Wir sagen: „Mein Körper. Meine Lebensumstände. Mein Leben.“ Mit diesen Worten zeigen wir, dass wir uns noch einer dritten Dimension unseres Selbst bewusst sind. Dieser dritte Aspekt ist unser körperlicher Zustand.

Mit diesen drei Aspekten unserer Persönlichkeit müssen wir uns vertraut machen. Wir müssen in der Lage sein, diese drei deutlich zu unterscheiden, um Unklarheiten in der Beziehung zwischen Ursache und Wirkung zu vermeiden. Denken wir immer daran, dass diese drei Seiten unsere Persönlichkeit bilden und dass wir alle drei in uns vereinigen. Wenn wir uns einmal über diese Grundtatsache im Klaren sind, können wir damit beginnen, uns Klarheit über uns selbst zu verschaffen.

Was bist du – in geistiger Hinsicht?

Wenn wir gewisse theologische Lehren akzeptieren, werden wir womöglich antworten, dass wir Sünder sind, verlorene Seelen. Damit sprechen wir aus dem Bewusstsein unseres persönlichen, veränderlichen Ichs. Denn von dem Unpersönlichen, dem Unveränderlichen in unserem Wesen können wir nicht sagen, dass es sündigt oder verloren ist. Das Unpersönliche ist das Geistige; es ist göttlich, ist identisch mit Gott. Wenn Gott sündigen kann, dann kann es unser geistiges Ich auch, sonst nicht.

Um verloren zu gehen, müsste es noch einen Ort außerhalb Gottes geben. Doch Gott bewohnt das gesamte Universum. Ganz gleich, in welcher Form wir es uns vorstellen wollen, es gibt keinen Ort, wohin wir uns verlaufen, uns aus der Gegenwart Gottes entfernen und damit verloren gehen könnten. Wenn Gott verloren gehen kann, können wir es auch, anderenfalls niemals. Was die Kirchenlehre eine verlorene Seele nennt, ist eine Seele, die das Wissen um Gottes Allgegenwart verloren hat. Aus unserem persönlichen Ich heraus handeln wir in Unwissenheit. Dieses Handeln aus Unwissenheit ist unsere Sünde. Aus dem unpersönlichen Ich heraus handeln wir nie unwissentlich, also sündigen wir da auch nicht. Mit dem persönlichen Ich können wir Gott aus den Augen verlieren, aber Gott verliert uns nie aus den Augen. Und was Gott sieht, ist nicht verloren.

Wer einigermaßen mit metaphysischem Denken vertraut ist, wird auf die obige Frage antworten, wir seien göttliche Vollkommenheit. Diese Behauptung bedarf einer weiteren Ausführung, denn sie gilt nur für unser unpersönliches Ich. Diese Unterscheidung muss immer deutlich bleiben. Das persönliche Ich hat die Vollkommenheit nicht erreicht. Wenn das der Fall wäre, bestünde keine Veranlassung, hier irgendetwas zu verbessern. Wir bräuchten diese Vollkommenheit nicht einmal zu bestätigen, denn alles, unser Körper, unser Verhalten und unsere Lebensumstände, wäre in vollkommener Übereinstimmung mit den Gesetzen des Absoluten. Wenn wir von unserem persönlichen Ich ausgehen, hat der Kirchenmann vielleicht recht. Nehmen wir hingegen unser unpersönliches Ich als Grundlage, dann ist zweifellos unsere metaphysische Antwort die richtige.

Es ist also notwendig, in diesen Fragen immer zu unterscheiden: beziehe ich mich auf diese oder auf jene Seite meiner Natur. Das persönliche Ich kann – und häufig tut es das – aus Unwissenheit handeln, also sündigen. Das unpersönliche Ich dagegen ist nie unwissend, kann demnach auch nicht sündigen.

Ein Mensch im Zustand der Amnesie erinnert sich nicht an seinen Namen, seinen Wohnort oder den Zweck seines Tuns. Vorübergehend ist er sich seiner eigenen Identität nicht bewusst. In verzweifeltem Herumtasten in einem Nebel des Vergessens zermartert er sich das Hirn. In einem bestimmten Stadium seiner geistigen Gestörtheit hilft ihm kein Hinweis, kein Erinnerungsversuch von außen. Das Bewusstsein ist sozusagen in einen Tiefschlaf verfallen und damit undurchdringlich verschlossen. Der Mensch versucht, durch eigene Erinnerungsfetzen und die Hilfestellung eifrig bemühter Freunde einen Zugang zu finden. – Dann, eines Tages, erscheint ein erstes Flackern, bald danach ein heller Strahl, und schließlich kehrt das Licht der Erinnerung in vollem Glanz zurück. Er hat das Bewusstsein von seiner Identität wiedergewonnen.

Was also bist du – in geistiger Hinsicht?

Eine Seele, die ihre göttliche Identität vergessen hat; eine Seele, die danach strebt, sich durch den Nebel der Zeiten und in den Verwirrungen der Erfahrungen daran zu erinnern, dass sie der lebendige Sohn des lebendigen Gottes ist.

Geistig gesehen sind wir eine Idee im Geist Gottes. Diese Idee kommt in uns zum Ausdruck. Ich bin der Sohn Gottes, aber in meinem Handeln entspreche ich nicht immer dieser Tatsache. Wenn wir in dem Maße in Übereinstimmung mit unserer göttlichen Natur leben, wie es uns in unserem gegenwärtigen Entwicklungsstadium möglich ist, wird unsere wahre Identität in unser Bewusstsein gelangen. Wie der von Amnesie Befallene beharrlich versucht, seine persönliche Identität wiederzufinden, so müssen wir uns beharrlich darum bemühen, unsere geistige Identität wiederzufinden. Wenn wir nicht nachlassen mit Beten, Meditieren, Lesen und nach der Wahrheit leben, werden auch wir bald ein erstes Flackern, dann einen Strahl und schließlich das volle Licht des wiedergewonnenen Bewusstseins erleben, und dann werden wir uns selbst kennen. In diesem Erkennen wird das menschliche Wissen mit all seinen Kenntnissen und Wertungen von der göttlichen Klarheit ersetzt:

„Du bist mein Sohn;

An diesem Tag bin ich in dich eingegangen.“

Was bist du – in intellektueller Hinsicht?

Wenn wir keine ausgiebige Schulbildung genossen haben, möchten wir hier vielleicht antworten: „Unwissenheit. Alle, die ich kenne, sind intelligenter als ich, hatten bessere Chancen als ich, wurden besser auf die Anforderungen der Welt vorbereitet als ich.“

Wie immer unsere Schulbildung ausgesehen hat, in dem obigen Sinne können wir nur aus unserem persönlichen Selbst heraus antworten. Wir können intelligent sein, ganz gleich wie begrenzt unsere schulische Ausbildung gewesen ist. Intelligenz bedeutet, seine Verstandesmöglichkeiten soweit es geht auszuschöpfen. Schulbildung kann eine Hilfe dabei sein, aber ihr Mangel heißt nicht, dass ein Mensch zur Unwissenheit verdammt ist. Es gibt so viele Bücher und Lernhilfen aller Art, dass jeder, der wirklich will, seine geistige Schulung selbst in die Hand nehmen kann. Unwissenheit gibt es nur im Bereich des persönlichen Ich, und das kann man ändern.

Wenn wir also unsere intellektuelle Persönlichkeit beschreiben wollten, würden wir dann darauf hinweisen, dass wir an einer bestimmten Universität mit Auszeichnung abgeschlossen haben? Sehen wir uns selbst als Denker, als Dichter, als „Verstandesmensch“? Sagen wir von uns, wir seien Weisheit?

Wenn wir unser persönliches Ich als „Unwissenheit“ charakterisieren, könnte das für einen bestehenden Zustand zutreffen. Aber selbst wenn es im Moment zutrifft, muss es nicht so bleiben. Vom unpersönlichen Ich gilt diese Charakterisierung nicht, im Gegenteil, hier können wir mit Recht sagen: „Ich bin Weisheit.“ Wenn wir aus der Weisheit heraus sprechen, wird es nicht oft vorkommen, dass wir den Ausspruch „Ich bin Weisheit“ benutzen. Wir werden gut aufpassen, dass nicht unser persönliches Ich sich vordrängt und hier Verwirrung schafft. In der Erkenntnis der inneren Weisheit bedarf es keiner Äußerung dieser Tatsache. Die Erkenntnis allein genügt; Worte sind bedeutungslose Wiederholungen. Wir wissen in unserem tiefsten Innern: „Ich bin Weisheit.“ Unsere intellektuelle Identität ist in ihrem wahren Kern der Geist Gottes. Diesem Geist müssen wir erlauben, in uns zu wirken. Er weiß alles; er macht keine Fehler. In uns erkennt er sich selbst als Schönheit; in uns existiert er in reiner Form. Wir werden uns seiner Wirksamkeit in uns bewusst, sobald wir davon ablassen, ihn beiseite zu drängen in der Anmaßung unseres persönlichen Ich.

Woher kommt die Erleuchtung, die uns erreicht? Wieso können wir irgendetwas wissen? Erleuchtung und Wissen kommen aus dem Geist Gottes. Die Tatsache, dass es uns schon einmal erreicht hat, gibt uns die Sicherheit, dass es uns wieder erreichen wird und dass wir in Verbindung stehen mit dem Absoluten.

Immer wenn wir Gottes Geist zu Handlungen missbrauchen, die seiner Natur nicht entsprechen, verzögern wir unser geistiges Wachstum. Sobald wir dagegen den Geist Gottes ungehindert walten lassen, blühen wir auf und entfalten unsere wahre geistige Identität. Wir geben die Gewohnheit auf, Gottes Geist unserem persönlichen Ich zu unterwerfen. Wir betreten den Weg der Weisheit.

Was bist du – in körperlicher Hinsicht?

Wenn wir uns ganz mit unserem persönlichen Ich identifizieren, könnte unsere Antwort lauten: „Ich bin ein elender Krüppel; solange ich lebe, leide ich an dieser Körperbehinderung.“ Diese Aussagen können sich nur auf unser persönliches Ich beziehen, das in ständiger Veränderung begriffen ist. Alle Verletzungen und Begrenzungen im Bereich des Persönlichen haben ihren Ursprung im Bewusstsein des Menschen. Gedanken der Unzulänglichkeit diffamieren den Charakter; sie veranlassen unseren Körper, unsere geistige Natur in verfälschter Form zu repräsentieren. Diejenigen Gedanken hingegen, die aus unserer wahren Identität hervorgehen, beeinflussen unseren Körper in einer Weise, dass Fehlleistungen zum Verschwinden kommen. Unser persönliches Ich passt sich automatisch unserem Denken an.

Mit der folgenden Erklärung könnten wir ausdrücken, wie wir uns in unserer Körperlichkeit sehen: „Ich bin als ein menschliches Wesen vollkommen in meiner Art und kann mich jederzeit auf die Funktionen meines Körpers verlassen.“ Alle Vollkommenheiten, die wir hier aufzählen, sind möglich; sicher sind sie es dann, wenn wir das veränderliche Persönliche dem unveränderlichen Unpersönlichen unterordnen.

Um körperliche Unversehrtheit anstelle von Unzulänglichkeit herzustellen, bedarf es mehr als nur des Wunsches danach. Dazu ist Übung erforderlich, ein geregeltes Gedankentraining, das die geistigen Muskeln stärkt und sie wachsam macht und zuverlässig.

Wir müssen uns bewusst mit dem Geist Gottes verbinden und diese Verbindung aufrecht erhalten, so dass unser Körper Nahrung bekommt aus dieser Quelle des vollkommenen Lebens. Eine bestimmte geistige Haltung ist bei diesem Bemühen hilfreicher als das Denken selbst. Es ist die Haltung der Offenheit für den Geist Gottes, das heißt, wir müssen Platz schaffen in unserem Bewusstsein, um das Wunder einzulassen, das uns der Geist Gottes beschert.

Ich kenne eine Frau, die, ohne sich die Folgen bewusst auszumalen, diese geistige Bereitschaft für das Wunder Gottes praktiziert hat, und ich weiß von den Veränderungen, die diese Haltung in ihrem Körper bewirkt hat. Hier ist ihre Geschichte.

„Ich studierte die Bergpredigt. Besonders beschäftigte mich die von Jesus gestellte Frage: „Wer unter euch kann durch sein Denken diesem Körper eine Elle hinzufügen?“ Wochenlang ist mir die Frage nicht aus dem Sinn gegangen. Ich überlegte mir, dass Jesus wohl nicht meinte, eine Veränderung an sich sei nicht möglich. Er fragte seine Zuhörer, ob einer unter ihnen die Macht besäße, bei einem ausgewachsenen Menschen ein weiteres körperliches Wachstum zu bewirken. Ich sagte mir, dass wohl nur wenige Menschen um eine ganze Elle weiterwachsen möchten, aber wer wäre dazu überhaupt in der Lage? Ich hatte auch nicht die Absicht, an meinem Körper etwas in der Art zu verändern; mich interessierte einfach die Bedeutung der Frage.

Nach ein paar Wochen hatte ich diese Frage zugunsten einer anderen beiseite gelegt, und plötzlich stellte ich fest, dass ich um fünf Zentimeter gewachsen war. Sowohl meine Schneiderin als auch das Maßband bestätigten dieses Wachstum. Wohlmeinende Freunde stellten es anerkennend fest, und auch die weniger wohlmeinenden mussten es zugeben. Ich war zu der Zeit schon seit zehn Jahren aus dem Wachstumsalter heraus.“

Bei unserer Unterscheidung zwischen dem persönlichen und dem unpersönlichen Ich dürfen wir den Tatbestand der Personalität nicht außer acht lassen. Unsere Personalität legt Rechenschaft darüber ab, welchen Fortschritt wir in der Entwicklung unseres unpersönlichen Ich gemacht haben. Diese setzt sich zusammen aus allem, was wir je gedacht haben, und kann als eine Art Monitor gedacht werden, den wir ständig vor Augen haben und von dem wir ablesen können, wo etwa Verbesserungen angebracht sind. Es ist die Außenseite des Inneren. Hier bekommen wir die notwendigen Informationen, die uns ermutigen oder warnen, je nachdem. Ablehnung entmutigt unseren Körper und schwächt ihn bis hin zu seiner schließlichen Auflösung. Mit dem Glauben an die Notwendigkeit des körperlichen Todes verneinen wir die Bedeutung der Personalität. Eine solche Haltung entkrampft unser Verhältnis zu den äußeren Formen des Seins. Betrachten wir nie die Personalität als Quelle oder als Träger des Lebens. Glauben wir nie, sie verkörpere Macht und Einfluss oder sie stelle ein Ideal dar. Denken wir daran, dass es sich dabei lediglich um die sichtbare Form unseres geistigen Wachstumsprozesses handelt.

Körperlich gesehen sind wir die Substanz Gottes, geformt nach dem Muster unseres Bewusstseins. Wenn wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind, sollten wir es umformen. Dafür haben wir unser Bewusstsein.

Unser bewusstes Selbst ist entstanden aus unserem geistigen Selbst, und unser körperliches Selbst ist die Form, die unser Bewusstsein der göttlichen Idee von uns gibt. „Nun sind wir doch Kinder Gottes, und es ist noch nicht sichtbar, was wir einst sein werden. Wir wissen, wir werden wie Gott selbst sein, sobald er in Erscheinung tritt, denn dann werden wir ihn sehen, wie er ist.“ – Lassen wir Gott in Erscheinung treten, und wir werden sehen, dass wir nicht nur sind wie er, sondern dass wir eine Form von ihm sind. Unser Körper, unsere Umgebung und sogar unser Umgang sind deutliche Hinweise auf unsere Identität als geistig tätige Wesen.

Unser Körper ist die Blüte unserer Seele. Kummer zeichnet Linien ins Gesicht, die von seelischem Leid erzählen. Durch die Taufe einer großen Freude werden diese Linien ausgelöscht, und auf dem Gesicht erscheint das sanfte Leuchten des Glücks. Denkgewohnheiten graben sich tiefer ins Bewusstsein ein, als man dem Gesicht ansieht. Sie wirken sich auf den Körper aus und beeinflussen seine organischen Funktionen. Unser Körper hat sein eigenes Bewusstsein; es enthält alles das, was wir unseren Körper zu glauben und zu verlangen gelehrt haben.

Menschen von gleicher Denkungsart ähneln sich manchmal auf eine Weise, für die es gar keine körperlichen Voraussetzungen zu geben scheint. Ich kenne zwei Frauen, von denen ihre jeweiligen Angehörigen behaupten, sie wären eine das Abbild der anderen. Diese beiden Frauen unterscheiden sich entschieden nach Figur, Farbtyp und Gesichtszügen. Aber sie stimmen in allen wesentlichen Belangen überein, vor allem in religiöser oder moralischer Hinsicht. Auch Familienähnlichkeiten beruhen auf den gleichgerichteten Interessen und Vorlieben, wie man es gewöhnlich bei Mitgliedern der gleichen Hausgemeinschaft findet. Man kann auch beobachten, dass Ehepaare nach langen Jahren des Zusammenlebens eine Ähnlichkeit annehmen, die an ihrem Hochzeitstag noch nicht vorhanden war. Geistige Übereinstimmung zieht Seelen zueinander hin. Und so bewirkt auch eine gleiche Denkungsart Ähnlichkeiten in Gesichtern und Körpern. Mir sagte einmal ein Chiropraktiker, man könne eine Familienähnlichkeit genauso gut am Rücken ablesen wie am Gesicht. Die Wirkung entspricht der Ursache. Was die Augen erblicken, wird dem Körper eingeprägt; beim Anblick des Gesichts seiner Mutter gleicht sich das Baby den liebevollen Linien an, die es sieht, und allmählich formt sich eine äußerlich sichtbare Ähnlichkeit mit der Mutter. Ich hörte einmal von einem Missionar, er habe zwei Mädchen gesehen, die in einer Wolfshöhle irgendwo in Asien entdeckt und gerettet wurden. Sie waren als Babys verlassen und, wie die legendären Brüder Romulus und Remus, von einer Wölfin aufgezogen worden. Die Kinder rannten sehr geschwind auf allen Vieren umher, sie knurrten und bissen ihre Retter. Beide hatten fliehende Stirnen und stark entwickelte Kieferpartien, womit sie eine unverkennbare Ähnlichkeit mit ihrer Ziehmutter, einem wilden Tier, aufwiesen, von dem sie mehr Mutterliebe erfahren hatten als von ihrer leiblichen menschlichen Mutter.

Das, worauf wir unser Augenmerk richten, sei es im Geiste oder leibhaftig, findet seinen Ausdruck in unserem Äußeren. Was immer also unser Körper an Unvollkommenheiten aufweist, es kann geändert werden durch Besinnung und vertiefte Betrachtung des Vollkommenen. Unwahrhaftes Denken, törichte Vorstellungen über das Leben, – all das kann dem vollkommenen Leben in uns nichts anhaben, aber es kann einen Schleier bilden, durch den unsere Augen das Vollkommene nicht erkennen können. Und so drückt sich das unvollkommen Wahrgenommene bei uns körperlich als Unvollkommenheit aus. Der Mann im Zustand der Amnesie erkennt sich selbst nicht, und doch ist er er selbst. Wir sind die Idee Gottes und grundsätzlich in der Lage, sie durch uns zu verwirklichen. Eines Tages werden wir zur vollen Erkenntnis dieser Tatsache, nämlich unserer göttlichen Identität, erwachen, und dann werden wir damit beginnen, uns dem Bilde des Vollkommenen anzugleichen.

Wir werden unsere wahre Identität jedoch nie erkennen, wenn wir nicht auf den Geist Gottes hören, der es uns mitteilen will. Erst wenn wir uns unserer unsterblichen Natur bewusst geworden sind, verlässt uns die Angst vor dem Tod – und damit verlieren wir auch sogleich jegliche Angst überhaupt. Denn alle Angst beruht auf der Angst vor dem Tod. Wenn wir zum Beispiel den Niedergang unseres Geschäftes fürchten, sagen wir womöglich: „Die Sache ist gestorben.“ Wenn wir fürchten, eine persönliche Beziehung könnte zu Ende gehen, kommt uns vielleicht die Formulierung in den Sinn: „Das wird wohl der Tod unserer Freundschaft sein.“ Das Bewusstsein unserer wahren Identität ist das innere Wissen um unsere Unvergänglichkeit, die gleich ist der Unvergänglichkeit Gottes. Wir können uns nicht vor etwas fürchten, das gar nicht stattfinden kann. Wir wissen, dass Gottes Unsterblichkeit zugleich unsere Unsterblichkeit ist, und so kann es einen Tod nicht geben.

Die Identität mit Gott bedeutet nicht, dass es keine Individualität gibt; sie erweitert die Individualität und gibt unserem Charakter eine zusätzliche Qualität. Von der Personalität geht nichts verloren; sie gewinnt an Schönheit und Reinheit. Auch die Freude verschwindet keineswegs aus unserem Leben; wir werden eine tiefere Freude kennen lernen und sie intensiver erleben.

Vielleicht beklagen wir unsere gegenwärtigen Lebensumstände als hemmend für unsere persönliche Entwicklung. Wir sind der Meinung, dass bestimmte Verhältnisse oder auch eine Person in unserem Leben unserer Selbstverwirklichung im Wege stehen. Mit anderen Worten, wir glauben, dass äußere Einflüsse auf unser Leben stärker sind als der Einfluss aus uns selbst; dass diese äußeren Einflüsse bösartiger Natur sind und wir deshalb in unserem geistigen und körperlichen Zustand nicht auf der Höhe sind, auf der wir sein könnten.

Was ist es, das wir zum Ausdruck bringen möchten? Was es auch sei, wir werden feststellen, dass unser Wunsch nach Ausdruck sehr stark davon profitiert, dass wir wissen, was es ist, das wir wünschen, und wie wir es ausdrücken wollen.

Das Wort „ausdrücken“ bedeutet „hinausstellen ... der Betrachtung und dem Verständnis zugänglich machen“. Bevor jedoch etwas zum Ausdruck gebracht werden kann, ist ein anderer Vorgang notwendig. Es ist der Eindruck. In diesem Zusammenhang bedeutet das Wort „Eindruck“ „durch Druck abzeichnen ... festhalten, zum Beispiel im Bewusstsein“.

Unser Bewusstsein ist beeindruckt, der Druck eines Gedankens hat seine Spur hinterlassen, denn sonst gäbe es keinen Impuls in uns, etwas auszudrücken. Sind wir uns darüber klar geworden, was es ist, das wir ausdrücken möchten? Diese Klarheit müssen wir uns verschaffen, um zu vernünftigem Handeln in der Lage zu sein. Wenn wir sagen, wir möchten uns selbst zum Ausdruck bringen, müssen wir zuerst entscheiden, welchem Selbst wir die Vorherrschaft geben wollen – dem persönlichen oder dem unpersönlichen Selbst. Einen echten Erfolg können wir erst dann erwarten, wenn wir unser persönliches Selbst dem unpersönlichen unterordnen und von dort aus fortschreiten in unserem Bemühen um Selbstausdruck.

Wir können nicht von einem Augenblick zum andern all das rückgängig machen, was den Verlauf unseres Lebens durch unsere Zielvorstellungen seit Äonen bestimmt hat. Sobald wir damit beginnen, uns dem befreienden Geist Gottes zu öffnen, erleben wir, wie Träume, Phantasien und Impulse uns zuströmen, die, eingebettet in unseren Geist, nur darauf warten, von uns wahrgenommen und zum Ausdruck gebracht zu werden. Beraten wir uns also mit Gott, doch reden wir wenig; und prahlen wir nicht. Prüfen wir unsere Motivation unter dem Aspekt des Einsseins: Wenn das, was wir wollen, nicht gegen die Gesetze des Universums verstößt, sind wir auf dem richtigen Weg. Wenn es jedoch nicht in Übereinstimmung mit der „Goldenen Regel“ zu sein scheint, wollen wir es aufgeben. Dann nämlich versuchen wir, etwas zum Ausdruck zu bringen, das dem allgemeinen Heil widerstrebt. Und gerade damit verursachen wir unser Unglück. Um unsere Lebensumstände zu verbessern, müssen wir zuerst unsere Motive überprüfen und gegebenenfalls neu ausrichten.

Immer, zu jedem Zeitpunkt, drücken wir uns aus. Auch wenn ich mich in einen Zustand der totalen Passivität versetze, indem ich mir fest einbilde, andere, außerhalb meines eigenen Bewusstseins vorhandene Gegebenheiten bestimmten den Verlauf meines Lebens, so drücke ich damit diese meine eigene Schlussfolgerung aus. Und das ist ein Ausdruck meiner selbst.

Etwas unterdrücken bedeutet, es gewaltsam niederzuhalten oder zu beenden; etwas verdrängen bedeutet, es zurückzuhalten. Wenn wir meinen, dass wir unterdrückt oder zurückgedrängt werden können, wird diese Meinung bei uns das Gefühl auslösen, dass jemand uns tatsächlich niederhält oder verdrängt. Und wir haben recht. Jemand unterdrückt unser unpersönliches Selbst bzw. verdrängt es. Und dieser Jemand ist unser persönliches Selbst. Ich bin es, der das Beste in mir niederhält und zurückdrängt, und zwar dadurch, dass ich das Wissen in mir nicht zulasse, selbst der Verursacher all meiner Lebensumstände zu sein.

Wenn wir verdrängt und unterdrückt werden, sind wir selbst unser Verdränger unser Unterdrücker. Die Menschen und die Umwelt nehmen gern all das Gute an, das wir geben können. Versuchen wir, uns selbst zum Ausdruck zu bringen, frei, ohne Widerstreben, ohne Misstrauen gegenüber den Absichten und Beweggründen der anderen. Wir werden feststellen, dass wir Freiheit und Heil ausdrücken können, wo wir uns vorher gefesselt fühlten von unseren uns selbst auferlegten Hemmungen und von all dem Groll, der uns umkreiste wie Raubvögel, die in unserem Geist genistet hatten. Gedanke und Tun sind Ausdruck, ganz gleich welcher Art der Gedanke, welcher Art das Tun ist.