Was Frauen denken, aber nicht sagen - Negah Amiri - E-Book

Was Frauen denken, aber nicht sagen E-Book

Negah Amiri

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Beschreibung

Eine Frauenversteherin packt aus! Männer glauben, dass wir Frauen wahnsinnig viel reden. Aber wenn sie wüssten, wie viel wir tatsächlich denken … Was wir sagen, ist ja nur ein kleiner Bruchteil davon! Comedienne Negah Amiri erzählt lustige und wahre Geschichten aus ihrem Leben und dem ihrer Freundinnen (deren Namen sie selbstverständlich geändert hat, damit sie weiter mit ihr befreundet bleiben) und gibt tiefe Einblicke in die verborgenen Denk- und Verhaltensmuster von Frauen. Sie schreibt darüber, wie es ist, Dauersingle zu sein und als Einzige auf einem Mädelsabend nicht über ihren Freund lästern zu können, aber auch über die Qual, an extremer Eifersucht zu leiden, und über die entsprechenden Ermittlungstechniken, die sich das FBI von uns Frauen abgeguckt hat. Es geht um die Widersprüche in unserem Kopf und den Druck, das perfekte Instagram-Profil zu haben, den perfekten Partner zu finden und die perfekte Beziehung zu führen – bevor unsere biologische Uhr zu Ende tickt. Dieses Buch ist das erste, das hält, was es verspricht: Du liest es und dein Leben ist danach genau so wie vorher. Nur als Frau denkst du dir: Zum Glück bin ich nicht allein! Und als Mann: Gut, dass sie nicht alles ausspricht, was sie denkt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 340

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NEGAH AMIRI

WAS FRAUEN DENKEN,ABER NICHTSAGEN

NEGAH AMIRI

WAS FRAUEN DENKEN,ABER NICHTSAGEN

WARNHINWEIS

Achtung: Dieses Buch wurde von einer Frau verfasst, die es seit Jahren nicht schafft, einen Mann an sich zu binden. Liebe Leserinnen und Leser, bitte betrachtet die Ratschläge und Inhalte lediglich als ein Werk der Unterhaltung, sonst endet ihr wie die Autorin – als Dauersingle mit viel Zeit, um die eigene Umgebung zu beobachten und diese Beobachtungen in einem Buch niederzuschreiben. Die Autorin ist keine ausgebildete Therapeutin, auch wenn ihre Freunde ständig zu ihr sagen: »Hör auf mich zu therapieren und such dir selbst mal einen Kerl!«

Originalausgabe

1. Auflage 2021

© 2021 by Yes Publishing – Pascale Breitenstein & Oliver Kuhn GbR

Türkenstraße 89, 80799 München

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Lektorat und redaktionelle Textbegleitung: Isabella Kortz,

Pageturner Production GmbH, www.pageturnerproduction.com

Umschlaggestaltung: Ivan Kurylenko (hortasar covers)

Umschlagabbildung: Harry Schnitger

Illustrationen und Layout: Sania Haschemi für Pageturner Production GmbH

Satz: Müjde Puzziferri, MP Medien, München, www.mp-medien-muenchen.de

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-96905-070-5

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96905-031-6

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96905-032-3

FÜR MEINEN ZUKÜNFTIGEN EX

INHALT

VORWORT

KAPITEL 1

Frauen sind verrückt

KAPITEL 2

Beziehungsstatus: Es ist kompliziert

KAPITEL 3

Lass es uns langsam angehen!

KAPITEL 4

So geht Texten richtig!

KAPITEL 5

Mädelsabend: Vorstellung vs. Realität

KAPITEL 6

Was ziehe ich eigentlich an?

KAPITEL 7

Pre-Date-Battle

KAPITEL 8

Date oder Vorstellungsgespräch?

KAPITEL 9

Stalking statt Talking

KAPITEL 10

Beziehungen sind Vollzeitjobs

KAPITEL 11

Channing-Tatum-Syndrom

KAPITEL 12

Stop Overthinking!

KAPITEL 13

Lippenstift statt Therapeut

KAPITEL 14

Freundschaft Plus oder: der Beginn einer möglichen Katastrophe

KAPITEL 15

On/off

KAPITEL 16

Frauen nach der Trennung

KAPITEL 17

Warum meldet er sich nicht mehr?

KAPITEL 18

So wirst du garantiert jeden Mann los

KAPITEL 19

Was Singles nicht hören wollen

KAPITEL 20

Die perfekte Beziehung

DANKE

VORWORT

Hey du!

Während du beginnst, dieses Buch zu lesen, will ich dir als Erstes sagen: Ich werde dir hier nicht die perfekte Frau vorspielen, die ihr Leben voll im Griff und alles unter Kontrolle hat, sodass sie dir und anderen jetzt schlaue Tipps geben kann. Eigentlich bin ich eher die Frau, die dieses Buch als Eigentherapie schreibt, um ihr eigenes Leben ENDLICH selbst in den Griff zu bekommen, weil sie das aktuell nicht mal ansatzweise hinkriegt. Ich will auch nicht so tun, als hätte ich die weibliche Natur und unsere ganzen Frauen-Spielchen (verführen, dramatisieren, durch die Blume sprechen etc.) zu 100 Prozent durchschaut. Wer auf dieser Welt hat das schon? Aber:

Ich bin die Frau, die über ihre Fehler spricht.

Ich bin die, die ihre komischen Gedanken und Muster nicht mehr ums Verrecken verschweigen will, um bloß das perfekte Bild nach außen NICHT zu zerstören.

Ich bin die Frau, die buchstäblich auf die Schnauze fällt – und es zugibt.

Ich schreibe darüber, wie ich Männer verscheuche, noch bevor überhaupt eine Beziehung zustande kommt. Und darüber, dass ich oft überfordert bin mit mir selbst und mit meinen Freundinnen. Noch dazu bin ich die, die jeden Tag mindestens dreimal ihren Instagram-Account löschen will, weil ihr alles zu oberflächlich vorkommt. Aber ich bin eben auch die, die noch am selben Tag alles wieder hochladen würde, um die Oberflächlichkeit doch nicht zu verpassen.

Ich bin die, die nach außen sagt: »Ja, ich bin Single. Glücklicher Single. Ja, genau!« – Und die, die abends allein im Bett liegt und Depris schiebt, weil sie sich einsam fühlt.

Ich bin die, die behauptet, sie hätte sich von ihrem Ex getrennt, obwohl er eines Tages einfach nicht mehr drangegangen ist.

Ich bin die, die dir gerne den Tipp gibt, dass es dir egal sein soll, was andere von dir denken, die aber selbst nach jedem Gespräch alles zehnmal im Kopf durchgeht aus lauter Angst, etwas Falsches gesagt zu haben.

Ich bin die, die Stimmungsschwankungen hat und explodiert.

Ich bin die, die mal einen Korb kriegt.

Ich bin die, die gerade jetzt, während sie die Einleitung ihres Buchs schreibt, auf eine Nachricht von einem Typen wartet, der ihr nicht mehr antwortet, und parallel seinen Instagram-Account stalkt.

Ich bin die, die meditiert, um entspannt zu wirken, die aber 30 Minuten später in die Luft fliegt.

Dieses Buch wird nicht deine Probleme lösen, sondern dich erleichtern. Weil du merken wirst, dass deine Fehler und Macken von vielen anderen geteilt werden. Weil du dich an manchen Stellen wiedererkennen und sagen wirst: »Gott sei Dank bin ich nicht allein!«

Deine NEGAH

KAPITEL 1

FRAUEN SIND VERRÜCKT

DIE GROSSE FRAGE, DIE ICH TROTZ MEINES DREISSIG-JÄHRIGEN STUDIUMS DER WEIBLICHEN SEELE NICHT ZU BEANTWORTEN VERMAG, LAUTET: WAS WILL EINE FRAU EIGENTLICH?

SIGMUND FREUD

Auf viele Männer wirken Frauen wie Tornados – sie sind unberechenbar, Furcht einflößend und haben eine enorme Zerstörungskraft, wenn man ihnen zu nahe kommt. Nur dass man sie – im Gegensatz zu echten Tornados – nicht kommen sieht. Das Gute ist, dass viele Männer es mittlerweile hinnehmen, dass Frauen so sind. Es ist fast so, wie wenn man im Bundesstaat Florida lebt und akzeptiert hat, dass Naturkatastrophen zum täglichen Leben gehören. Der Unterschied zwischen Frauen und Florida ist allerdings, dass dort öfter die Sonne scheint. Genauso wie in Florida muss man sich bei Frauen immer darauf einstellen, dass nach einem Tornado mit Sicherheit der nächste kommen wird. Die Frage ist nur: Wann?

Mein Ich-glaube-DAS-ist-ER-Moment

Frauen sind nicht verrückt, sie ticken einfach nur anders. Ich selbst habe die folgende Story mit einer Urlaubsbekanntschaft erlebt. Als wir uns kennenlernten, war es einer dieser romantischen Ich-glaube-DAS-ist-ER-Momente. Das Wetter war geil, die Sehenswürdigkeiten waren gigantisch, über uns ein wunderschöner Sternenhimmel und die leuchtende Milchstraße … und mein Frauenhirn schaltete sich trotzdem ein, um wieder mal alles zu zerstören.

In jeder Frau schlummert er, dieser fiese Zerstörungsmodus. Sogar in Momenten, die zu schön sind, um wahr zu sein, mischt sich die innere Selbstzerstörerin ein. Ja, sie mischt sich ausgerechnet dann ein, wenn gerade alles perfekt läuft. Bis vor zwei Minuten hat dein aktueller Traummann dir noch deine Tasche getragen, dir einen schönen Tag beschert und jeden Wunsch von den Lippen abgelesen. Und du dachtest: Wow, es ist perfekt! Wäre da nicht das ABER. Denn gerade in solchen Momenten des allergrößten Glücks kann eine Kleinigkeit die innere Selbstzerstörerin auf den Plan rufen und alles zerstören. Sie sucht und findet immer irgendeinen Fehler! Es ist fast wie eine Sucht … Obwohl du deinen Traummann vor zwei Minuten noch heiraten wolltest, siehst du ihn jetzt durch den gnadenlosen und kritischen Filter deiner inneren Selbstzerstörerin.

Ich habe genau das auf der wunderschönen spanischen Insel La Gomera erlebt … Ich bin allein dahin gereist, um einfach mal ein bisschen abzuschalten und den Alltagsstress loszulassen. Eigentlich wollte ich einfach meine Ruhe haben, aber so ist es mit den Männern, die kommen immer dann, wenn man nicht nach ihnen sucht.

Ich sitze also total in mich versunken auf den warmen Steinen am Wasser und versuche, meine Gedanken zu sortieren, indem ich meditiere.

Was ich sage:

Was ich denke:

Fuck, was, wenn mir jemand die Tasche klaut, während ich hier so abschalte?

Was ich sage (etwas lauter):

Was ich denke:

Hoffentlich beobachtet mich gerade niemand, während ich hier im Schneidersitz vor mich hin meditiere, und denkt sich: Was ist das denn für eine Verrückte?

Währenddessen merke ich, dass tatsächlich jemand hinter mir steht und mich beobachtet.

Was ich denke:

Also entweder ist es jemand, der meine Tasche klauen will, oder jemand, der denkt: Was macht die alte Verrückte hier? Ich reagiere lieber mal nicht und meditiere weiter.

Was ich sage (jetzt deutlich leiser):

Dann höre ich, wie mich jemand in gutem Englisch anspricht und höflich fragt, ob er mich kurz stören darf.

Was ich denke:

Einmal im Leben will ich abschalten, und selbst das ist mir nicht gegönnt.

Ich drehe mich um …

Was ich denke:

Shit, der sieht gar nicht mal so schlecht aus. Er sieht sogar sehr gut aus.

Was ich sage:

Was ich denke:

Meine Beine sind nicht richtig rasiert, meine Fingernägel rausgewachsen und über meine Füße will ich gar nicht nachdenken. Ich habe kein Make-up drauf, aber Gott sei Dank eine riesige Sonnenbrille an. Ich muss jetzt so tun, als würde ich super Englisch sprechen.

So lernte ich also Paolo kennen … Danach verbrachten wir sechs Tage zusammen.

Er mietete ein Auto, fuhr mit mir über die Insel, erzählte mir morgens schon, welche wunderschönen Plätze wir im Laufe des Tages besuchen würden. Nach ein paar Tagen voller (überwiegend) schöner Erlebnisse wollte er mir den höchsten Berg der Insel zeigen. Alles war super organisiert und geplant. Das Auto hatte er extra vollgetankt und die beste Playlist auf Spotify zusammengestellt (während ich diese Zeilen gerade schreibe, will ich ihn auf einmal wieder heiraten!). Die Route war genauestens festgelegt und er bot mir an, in dieser Naturkulisse ein paar Fotos von mir zu machen (und wir alle wissen, dass mit »ein paar Fotos« bei uns Ladys etwa 789 934 Bilder gemeint sind). Spätestens bei diesem Angebot mit dem »Fotoshooting« hatte er mich. Nach einer perfekten Fahrt über die Insel mit geiler Musik und richtig guter Laune wanderten wir also diesen Berg hoch, hatten einen echt guten Tag zusammen und machten unzählige Fotos von mir … Hier ein kleiner Eindruck davon für dich – ein Screenshot direkt von meinem Handy (fast alle Frauen haben eine solche Ansammlung von Fotos auf ihrem Handy oder sind so gut strukturiert, dass sie die schlechten sofort rauslöschen):

Auf dem Rückweg hielt er an einem wunderschönen Aussichtspunkt an und schlug mir vor, ein spontanes Nachtpicknick zu machen und dabei den Sternenhimmel anzuschauen. Wir stiegen also aus und setzten uns auf diesen Hügel. Von dort aus konnte man den Sternenhimmel so klar sehen, als wären die Sterne nur 100 Meter entfernt. Eine beruhigende, magische Stille. Ich war so präsent in diesem schönen Moment und fühlte mich sehr angezogen von ihm. Die Weite der Landschaft, die Berge, die mit purer Energie gefüllt waren, all das ließ meine Alltagsprobleme in Deutschland klitzeklein aussehen. Ich gab mir in diesem Moment selbst ein Versprechen. Nie wieder wollte ich mich über Kleinigkeiten aufregen und davon aus der Fassung bringen lassen.

Es war zu schön, um wahr zu sein. Bis Folgendes passierte …

Er packte das mitgebrachte Essen aus. Ein Stück trockenes Baguette und eine halbe Salami am Stück. Ich wusste nicht, welches diese beiden Produkte trockener war. Die Salami und das Brot haben sich um den ersten Platz gebattelt:

Baguette: »Ey Bruder, ich stand schon länger draußen!«

Salami: »Nein, Bruder! Ich! Ich topp dich locker in Trockenheit.«

Baguette: »Ey, einen der beiden werde ich heute sicher vergiften!«

Salami: »Du bist Brot, du kannst die nicht vergiften. Ich bin abgestandenes Fleisch. Ich übernehme das!«

Paolo schaute mich megahappy an und fragte siegessicher: »Willst du ein Stück?«

Und ich dachte mir währenddessen: Das ist nicht sein Ernst! Er weiß ganz genau, dass ich Vegetarierin bin, und nimmt ernsthaft Salami mit? Was soll ich damit?

Ich: »Neee, ich habe nicht so Hunger.« Magengrummel.

Er antwortete mit nur einem einzigen Wort, das für mich alles zerstörte. Ich konnte es nicht fassen und war sprachlos.

Er: »Okay.« Und stopfte sich hungrig den Mund voll.

Ab diesem Moment war es für mich vorbei.

Was in meinem Kopf vorging: Er nimmt es jetzt also einfach so hin, dass ich den ganzen Tag nichts gegessen habe und ihm jetzt zusehen muss, wie er genüsslich sein furztrockenes Salamibrot isst? Okay, ich meine, wir sind zwar hier mitten in der Pampa auf einer mehr oder weniger einsamen Insel und weit und breit gibt es keine Möglichkeiten, mir etwas zu holen … Aber wäre er ein richtiger Mann, würde er dafür sorgen, dass ich sofort etwas zu essen bekomme! Egal, wie weit er fahren muss. Vegetarisches Essen meiner Wahl. Und selbst wenn er irgendwo Algen für mich suchen oder Getreide für mich ernten muss. Es ist seine verdammte Aufgabe, für mich zu sorgen.

Ich so zu ihm (passiv-aggressiv): »Lass es dir schmecken! Guten Appooooooo!« (Extra laaaaang gezogen, um meine Megawut zu überspielen.)

Er: »Ich liebe Salami und Brot!« Mampf, schmatz.

Was ich in dem Moment gedacht habe: Hoffentlich bleibt es dir im Hals stecken!

Was ich zu ihm gesagt habe: »Salami ist nicht so meins, weil ich ungern Tiere esse.«

Was er mir geantwortet hat: gar nichts.

Schmatzen. Pause. Schlucken.

Ich: »Du, ich bin Vegetarierin, das weißt du doch. Ich esse ja kein Fleisch – und das übrigens schon seit über vier Jahren.«

Er: keine Reaktion. Weiteressen.

Was in meinem Kopf vorging: Du unaufmerksames Monster gehst nicht mal darauf ein und denkst darüber nach, wie du deinen Fehler wiedergutmachst oder wie die armen Tiere für deine Salami gequält wurden, und frisst einfach weiter. Du bietest mir nicht mal etwas von deinem Brot an, obwohl das Brot vegetarisch ist.

Mit jedem Bissen, den er nahm, wurde ich wütender auf ihn. Dass er davor den ganzen Tag dafür gesorgt hatte, dass es mir supergut ging, war plötzlich so was von egal und unbedeutend.

Im Nachhinein sitze ich jetzt hier und checke beim Schreiben wieder mal, dass der arme Kerl einfach nicht so kompliziert dachte wie ich als Frau. Er ging ja davon aus, dass, wenn ich »Neee, ich habe nicht so Hunger« sage, das auch wirklich bedeutet, ich bin nicht hungrig. Ich habe ihm keine klare Ansage gemacht wie:

Oder:

Wie dem auch sei, danach habe ich ganze zwei Tage gebraucht, um mich von seiner Brot-Aktion zu erholen, und ihn von meiner Erkönnte-der-Richtige-sein-Liste gestrichen. Wir sind Freunde geworden. Die Idee mit dem Picknick war ja wirklich total süß, der Sternenhimmel dazu wunderschön und auch das Fotoshooting superspaßig.

So geht es mir leider viel zu oft als Frau: Tausende Dinge können passen und dann ist da eine einzige Kleinigkeit, die mir den Moment versaut, weil meine Gedanken nur noch um diesen einen Fehler kreisen. Danke, innere Selbstzerstörerin!

Frauen sagen nicht, was sie wollen

Wir Frauen sagen nicht, was wir wollen. Wir deuten es höchstens an und erwarten dann vom Gegenüber, dass es unsere Wünsche errät. Damit können wir es Männern so was von schwer mit uns machen!

Müssen wir, wenn wir etwas wollen, es auf eine derart verschlüsselte Art und Weise codieren, dass nicht mal die Geheimdienstmitarbeiter der CIA dahinterkämen? Warum können wir es den Männern nicht einfacher mit uns machen?

Ein klassisches Beispiel, das jede Frau (und vermutlich inzwischen auch jeder zweite Mann) kennt, ist: Wenn es draußen kalt ist, sagen wir Frauen nicht: »Kannst du mir bitte deine Jacke geben? Ich friere!« Wir wollen, dass er es selbst spürt! Wenn er das nicht schafft, frieren wir lieber und nehmen eine Blasenentzündung in Kauf. Wir sagen nicht, was wir brauchen. Wir deuten es oft noch nicht mal an! Aber dann sind wir stinksauer, weil der Mann nicht checkt, was mit uns los ist. Wieso kann eine Frau nicht einfach sagen, dass ihr kalt ist und sie seine Jacke haben möchte?

Wir sagen eher so was wie: »Krass, es wird ja immer frischer!«

Was wir dabei denken: Der soll mir seine Jacke anbieten.

Was der Typ denkt: Ja, ist echt kälter geworden.

Was der Typ sagt: »Ja, ist echt kälter geworden.«

Was wir denken: Wenn er ein richtiger Mann wäre, würde er mir seine Jacke anbieten. Er würde für mich frieren. Wenn er nicht einmal für mich frieren kann, wie kann er dann nachts einen Einbrecher in die Flucht schlagen?

Ich weiß, das ergibt keinen Sinn, aber so sind wir Frauen eben.

Wenn wir eines Tages mit dem Mann zusammengezogen sind, ein Einbrecher uns gefesselt und alles geklaut hat, platzt es aus uns heraus: »Ich hätte es wissen müssen, als du mich damals hast frieren lassen!«

Die Männer sind überfordert mit uns Frauen

DER VERSUCH, EINE FRAU ZU VERSTEHEN, IST SO, WIE EINE SPRACHE ZU LERNEN, BEI DER SICH ALLE ZWEI MINUTEN DIE GRAMMATIK VERÄNDERT.

Wir Frauen vergessen nichts. Wir sammeln Erinnerungen und stauen Emotionen an. Bis wir irgendwann komplett explodieren und alles an den Männern auslassen. Und die denken sich dann: Die Alte ist verrückt!

Doch sind wir das? Sind wir wirklich »verrückt«? Ich behaupte: Nein, sind wir nicht, wir ticken einfach völlig anders. Ich habe tatsächlich mal irgendwo gelesen, dass der Grund für unsere Verschiedenheit in unserer unterschiedlichen Gehirnstruktur liegt. Dieselben Bereiche des Gehirns sind bei Männern und Frauen unterschiedlich ausgeprägt. Bei uns Frauen sind einige etwas größer als beim anderen Geschlecht. Zum Beispiel ist bei Frauen der Teil im Gehirn stärker ausgeprägt, der dafür zuständig ist, dass wir uns an bestimmte Dinge bis ins Detail zurückerinnern können (Hippocampus). Anscheinend hat die Natur uns damit vor bestimmten Dingen bewahren wollen. Zum Beispiel, dass der Mann uns mit fehlerhaften Informationen über die Vergangenheit bescheißen kann. Wir erinnern uns an alles!

Wenn eine Frau in der Umkleidekabine eines Ladens aus heiterem Himmel sauer wird, während sie ein Kleid anprobiert, das ihr super steht, denkt der Mann, sie muss verrückt geworden sein. Ist sie aber nicht! Ganz im Gegenteil: Sie erinnert sich bloß dank ihrer brillanten Gehirnstruktur auf einmal daran zurück, dass er bei einer Shoppingtour vor drei Jahren und vier Monaten einer wildfremden Schönheit in der Fußgängerzone viel zu lange hinterhergeguckt hat. Warum ihr das ausgerechnet jetzt wieder einfällt? Ist doch klar, weil die Haarspange dieser fremden Schönen eine ähnliche Farbe hatte wie das Kleid, das sie gerade anprobiert. Sie zieht das Kleid aus, verlässt fluchtartig mit ihm den Laden und redet stundenlang kein Wort mehr mit ihm. Und wir alle wissen, dass das nichts Gutes bedeutet, wenn eine Frau länger als fünf Minuten schweigt. Denn das heißt immer, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung ist.

Vielleicht sind wir doch ein kleines bisschen verrückt. So ein bisschen verrückt ist doch ganz süß. Das mögen ja viele Männer sogar. Es kommt halt auch hier auf das Maß an.

Ob eine Frau nur ein bisschen verrückt ist oder ihre Verrücktheit jegliche Grenzen sprengt, können Männer mithilfe dieser praktischen Tabelle rechts erkennen.

KAPITEL 2

BEZIEHUNGS-STATUS: ES IST KOMPLIZIERT

I LIKE BEING SINGLE, I’M ALWAYS THERE WHEN I NEED ME.

ART LEO

Ich hasse sie mittlerweile, diese Frage! Und erst recht die nach meinem Beziehungsstatus. Vielleicht liegt es daran, dass es mir schwerfällt, meinen Beziehungsstatus zu definieren. Wie nennt man denn eine Frau, die seit über 3,5 Jahren Single ist? In meinem Freundes- und Bekanntenkreis nennen mich sehr viele »Negah, Ms. Dauersingle«. Na gut, um ehrlich zu sein, auch meine Eltern und Verwandten sagen das zu mir. Letztens habe ich, und das ist kein Scherz, als ich mit meiner besten Freundin Alina unterwegs war, meinen Onkel auf der Straße getroffen. Wir hatten uns länger nicht gesehen. Gleich zur Begrüßung schrie er mit seinem persischen Akzent:

»Negah, bist du immer noch asexuell?«

Ich wusste echt nicht, was ich am schlimmsten finden sollte:

dass dies der erste Satz war, der ihm zu mir einfiel,

dass dieser Satz laut durch das gut besuchte Frankfurter Viertel Sachsenhausen hallte (und ich von ganz schön vielen fremden Menschen angestarrt wurde) oder aber

dass sich mein Onkel ganz offensichtlich für meine Sexualität interessierte.

Ach, was soll ich sagen. In meinem Leben läuft einfach NICHTS normal! Nach meiner letzten Beziehung habe ich tatsächlich über drei Jahre lang auf jeglichen engeren Kontakt mit Männern verzichtet. Ich wollte einfach zu mir selbst finden. Ich habe viele spirituelle Ratgeberbücher verschlungen, mir Videos über Selbstliebe reingezogen, bin allein gereist. Ich muss dazu sagen, dass all diese Dinge für mich früher unvorstellbar gewesen wären. Mit 17 bis etwa 24 war ich eher die Partymaus, die auf fünf Hochzeiten gleichzeitig getanzt hat und sich am liebsten stundenlang über Männer und Beziehungen unterhalten wollte. Ich war diese Frau, die man anruft, um sie nach Beziehungstipps zu fragen. Um genauer zu sein, hat sich mein Leben eigentlich nur um Beziehungen und Partys gedreht. Nebenbei natürlich auch ein bisschen um Studium und Arbeit. Dann plötzlich hatte ich das Bedürfnis, die Beziehung zu mir selbst zu stärken und mich besser kennenzulernen. Ich habe mich zurückgezogen und nach stolzen 3,5 Jahren Singlesein kann ich sagen:

Ich habe mich noch lange nicht gefunden.

Ich glaube, niemand kann jemals zu 100 Prozent zu sich selbst finden. Was ich aber in mir selbst entdecken konnte, sind jede Menge wiederkehrende Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen, die mir immer wieder Stolperfallen stellen und mich scheinbar völlig irrsinnige Dinge tun lassen. Vom Männervergraulen bis hin zu perfekte Beziehungstipps geben, aber selbst keine Beziehung hinbekommen, mich für einen Tag in einen Mann verlieben und nach 24 Stunden wieder vollkommen entlieben, extreme Eifersucht, obwohl ich beim Kennenlernen sage, dass ich überhaupt nicht eifersüchtig bin, und so weiter und so fort … Ich habe begonnen, in Videos darüber zu sprechen und sie hochzuladen. Tausende andere Frauen haben meine Videos kommentiert und geteilt, weil sie anscheinend dieselben Ängste, Muster und Emotionen von sich selbst kennen.

Ich habe meine Probleme zwar nicht gelöst, aber ich kenne sie jetzt ganz genau! Und meine vielen Erkundungen und Nachforschungen haben mich darin bestätigt, dass ich damit ganz und gar nicht allein bin. Im Gegenteil!

Ich bin nicht die Einzige, die …

… Konflikte in sich trägt und damit vor allem viele Männer verscheucht.

… nachts am Handy sitzt und durchdreht, weil ihr Typ sich nicht meldet.

… jeden Tag daran feilt, das Leben ihrer Träume zu leben.

… damit herausgefordert ist, alles (Liebe, Beruf, Gesundheit

und

Partnerschaft) vollständig unter einen Hut zu bekommen.

Egal, wie unabhängig, erfolgreich und selbstbewusst eine Frau nach außen ist (oder tut), der Beziehungsstatus spielt in der Gesellschaft immer noch eine große Rolle. Das merkst du, weil jedes Aufeinandertreffen dieses Thema beinhaltet.

Die meisten Begegnungen starten mit einem Small Talk. Menschen, die sich zum ersten Mal treffen, stellen sich doch fast immer dieselben Fragen. Und das sind meistens diese:

1. »Wie heißt du?«

2. »Was machst du beruflich?«

Wenn das Gegenüber Interesse zeigt, folgt bei privaten Begegnungen auf diese beiden ersten Fragen oft als dritte:

3. »Bist du vergeben oder Single?«

Der Unterschied zwischen einem Small Talk unter zwei Frauen und einem Gespräch zwischen Frau und Mann ist:

♂ Männer stellen diese dritte Frage, weil sie wissen wollen, ob sie die Frau daten können.

♀ Frauen stellen diese dritte Frage, weil sie dich in eine der folgenden Kategorien einordnen wollen:

Kategorie 1: noch Single

Wenn du antwortest, dass du Single bist, denken sich die Single-Mädels:

Ah, die ist auch Single. → Mit ihr kann ich Pferde stehlen und Männer jagen.

Die vergebenen Mädels denken sich aber:

Ah, die ist Single. → Mit wem kann ich sie verkuppeln? Nicht, dass sie mir noch meinen Freund ausspannt.

Kategorie 2: vergeben

Wenn du antwortest, dass du vergeben bist, denken sich die Single-Mädels:

Ah, die ist vergeben. → Ich will wissen, wie lange schon und wie sie es geschafft hat, einen Typen zu finden, der sich im 21. Jahrhundert noch ernsthaft und monogam binden will.

Die vergebenen Mädels denken sich aber:

Ah, die ist vergeben. → Vielleicht mal Doppeldates?

oder

An wen? Nicht dass wir noch denselben Freund haben. Heutzutage weiß man ja nie.

Es läuft meistens gleich ab … Irgendwann kommen sie immer, diese vorhersehbaren Fragen (und ich hasse vorhersehbare Dinge).

Was ich denke:

OKAY. Unangenehm. Jetzt geht DAS schon wieder looooos. Negah, stell um auf Modus »Ich bin ein glücklicher Single!« und versuch, dabei so wenig verbittert wie möglich zu klingen.

Was ich sage:

(Ich nicke immer mehrfach dabei, füge das Wort »genau« hinzu und lache hysterisch, manchmal auch einfach nur künstlich ...)

Was die andere Person sagt:

Was ich denke:

»Der Richtige«. Bla, bla, bla. Ich kenne sehr viele Freundinnen, die in einer Beziehung sind. Ganz weit weg vom »Richtigen«. Wahrscheinlich weiter weg als ich.

»Der Richtige«oder wie es im 21. Jahrhundert heißt:Scheidung nach vier Jahren

Was ich sage:

Was ich denke:

Ob »der Richtige« überhaupt Bock auf mich und meine Launen hat, sei mal dahingestellt. Selbst wenn es »den Richtigen« gäbe, würde er spätestens dann abhauen, wenn ich meine Tage bekomme.

Dann kommt mein Lieblingspart in dieser Art von Unterhaltung!

Die Person sagt:

Was ich jedes Mal denke:

ERROR. $§%&#+*§$%&!!!!!

WIESO TICKEN SO VIELE MENSCHEN GLEICH UND STELLEN DIESELBE FRAGE??? ERROR. ERROR. Explosion.

Ich muss jetzt einen auswendig gelernten Satz sagen, mit dem ich so schnell wie möglich aus dieser Situation herauskomme.

Was ich sage:

Was ich währenddessen denke:

BLA, BLA, BLA, du laberst wieder mal nur Mist.

Was sich die andere Person denkt:

BLA, BLA, BLA, die labert doch nur Mist. Sie ist bestimmt ein Psycho.

Und die Person hat recht. Denn wenn ich die WAHRHEIT sagen würde, wäre das:

»Ich bin eine bindungsunfähige, mit Vaterkomplexen behaftete, in einer Beziehung unerträgliche Person, die ganz weit davon entfernt ist, zu sich selbst zu finden. Und noch weiter davon, den Richtigen zu finden. Ich meditiere dreimal am Tag, habe etwa 700 Bücher zum Thema Selbstliebe und Spiritualität gelesen und habe meine vier unglücklichen Beziehungen noch lange nicht verarbeitet. Wenn es so weitergeht, bin ich mit dem Verarbeiten meiner Kindheit fertig, wenn ich 90 Jahre alt bin, und kann erst dann eine gesunde Beziehung führen. Sobald ich mit einem Mann zusammenkomme, werde ich zu einem unerträglichen und irren Biest, das nichts mehr mit der Person zu tun hat, die er kennengelernt hat.«

Ich sabotiere alles. Wie genau, werde ich dir später noch erzählen …

Meine Einstellung zum Thema Beziehung

Meine Einstellung zum Thema Beziehung ist zwiespältig. Einerseits sage ich mir: Ich brauche keinen Mann. Ich verdiene mein eigenes Geld. Ich schlafe allein ein und wache allein auf, ohne mir dabei Sorgen machen zu müssen, wie ich für meinen Partner aussehe. Das ist doch total entspannt. Ich bin frei und muss nicht jedes Mal ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich mich mit männlichen Freunden treffe oder mit ihnen abhänge. Kein Rechtfertigen nach dem Motto: »Schatz, ich arbeite halt in einer männerdominierten Branche.« Ich bin unabhängig und kann mein Leben so führen, wie ich es möchte. (Okay, das hört sich jetzt so an, als würde ich ein wildes Leben führen wollen. Dabei sind die wildesten Zeiten in meinem Leben, wenn ich mich in einer Bäckerei spontan mit einem Opa unterhalte. Wofürgenau ich Freiheit brauche, sei jetzt mal dahingestellt. Trotzdem möchte ich diese Freiheit nicht aufgeben.)

Andererseits merke ich im Alltag manchmal, wie sich meine Probleme und Konditionierungen überhäufen und ich einfach eine starke Schulter zum Anlehnen brauche. Jemanden, der sagt: »Alles wird gut.«

Ich sehne mich abends manchmal danach, mit einem Menschen die schönen Erlebnisse des Tages zu teilen. In diesen Momenten wünsche ich mir doch insgeheim einen tollen Partner. Ein Gedanke, der dann meistens auch auftaucht, ist:

Meine biologische Uhr TICKT!

Warum werden Frauen eigentlich so viel öfter gefragt, ob sie in festen Händen sind? Ich glaube, es liegt daran: Wir haben noch immer den gesellschaftlichen Druck, solange es bei uns noch geht, Kinder bekommen zu müssen.

Kein Mann verspürt diesen Druck oder sagt solche Sätze wie:

Uns Frauen wird in dieser Hinsicht oft von außen Druck gemacht:

Und darum gehen wir manchmal nur deshalb zu Dates, weil wir Angst haben, als einsame Frauen zu enden. Allein mit unseren Katzen. Und am Ende von der Katze gefressen.

Außerdem nerven uns oft genug unsere Freunde damit:

Und ich denke mir:

Ach, früher war alles so romantisch und so viel schöner. Man hat sich in einer Bar gesehen. Erster vorsichtiger Blickkontakt, aber beide waren zu schüchtern zum Ansprechen. Am nächsten Tag kam der Typ dann wieder in die Bar, weil er die Frau nicht vergessen konnte, und fragte dort nach ihr. Dann bekam er mit Glück eine geheime Information vom Barkeeper, dass sie im Büro nebenan arbeitet. Der Mann hat also noch richtig darum gekämpft, die Frau kennenlernen zu dürfen.

Und heute? Da lädt man eine App runter, der Typ macht sich einen Bumble-Account, die Frau macht sich einen Bumble-Account und der Rest ist Geschichte …

Früher ging man nicht zu Dates, sondern zum Rendezvous (wie elegant!).

Heute gehe ich zu Dates, der Typ fängt an zu reden und ich denke mir:

GOTT segne den Menschen, der das Einfrieren von reifen Eizellen erfunden hat.

Ich fühle mich außerdem nicht nur einsam, weil ich keinen Freund habe, sondern bald auch keine Freunde mehr, mit denen ich ausgehen kann. Alle reden nur noch über ihre Männer und über ihre Kinder. Wenn das so weitergeht, muss ich warten, bis deren Kinder volljährig sind, um mit denen feiern zu gehen.

Manchmal bekomme ich auch Sätze zu hören wie:

Manche behaupten, dass Frauen wie ich (= Dauersingles) nicht an Liebe interessiert wären.

DOCH,DAS SIND WIR!!!

Nur wurden wir bereits sehr verletzt oder haben so schlechte Erfahrungen gemacht, dass wir jetzt lieber Single sind und bleiben, als so etwas noch mal zu erleben.

Es ist wie beim Sport. Stell dir vor, du hast früher Teamsport gemacht. Dann wurdest du gefoult, im Stich gelassen, auf die Ersatzbank geschickt … bis du den Teamsport deswegen aufgegeben und eine Solokarriere als Boxerin eingeschlagen hast. So bleibst du fit und sportlich, bist aber unabhängig von anderen und brauchst nur dich, Boxhandschuhe und einen Boxsack. Aber bis heute gibt es da diese stillen Momente, in denen du verschwitzt in der Umkleide sitzt und das Lachen der anderen nach dem Match vermisst oder das Jubeln, wenn deine Mannschaft gewonnen hat.

Die Wahrheit ist: Natürlich wäre ein Teamsport schöner … und natürlich möchte ICH insgeheim genauso eine Beziehung führen!

Ich merke doch in meiner Umgebung, dass fast JEDE Hetero-Frau ohne Partner, egal ob glücklich oder unglücklich Single, indirekt oder direkt einen neuen Typen kennenlernen möchte.

Bei mir scheitert die potenzielle Beziehung ziemlich am Anfang. Eigentlich schon vor dem Kennenlernen. Ich komme einfach nicht WEITER! Ich schaffe es nicht mal, mich mit einem Typen, den ich auf den ersten Blick gut finde, zu unterhalten. Ich haue bereits dann ab, wenn der kleinste Schritt getan werden muss. Es ist, als würdest du gerne eine schöne Pflanze haben, aber du schaffst es noch nicht mal, den Samen dafür zu säen, geschweige denn ihn zu gießen.

Wenn ich einen guten Kerl sehe, merke ich innerhalb von Millisekunden, dass er mir gefällt. Gehen wir mal davon aus, rein optisch bekommt er von mir 50 von 50 Punkten. Also gebe ich ihm mit einem leicht verunsicherten, aber interessierten Blick aus der Distanz ein Signal, dass ich ihn GUT finde. Gehen wir außerdem mal davon aus, dass dieser Typ ausnahmsweise nicht – wie in den meisten Fällen – verheiratet, vergeben oder homosexuell ist. Und wir gehen noch dazu davon aus, dass er auch auf mich steht. Meistens treffe ich Typen, die mir gut gefallen, nämlich dann, wenn ich gerade ungestylt im Freizeitlook unterwegs bin.

Okay, sagen wir mal, ich hole mir gerade in Jogginghose und Schlabber-Shirt bei einem Coffeeshop um die Ecke meinen morgendlichen Kaffee. Er steht dort schon an der Kasse zum Bezahlen, und als der Barista ihm sein Heißgetränk über die Theke reicht, sieht er mich draußen durch die Fensterscheibe. Und zwar in diesem privaten Look und findet genau das total sweet. Jagdmodus. Also überlegt er kurz, wie er es angehen und mich ansprechen könnte.

Ich schätze Männer so ein, dass sie, wenn sie eine Frau kennenlernen möchten, nicht allzu viele Selbstzweifel haben. Männer machen sich doch eher Gedanken um die Technik, wie sie die Frau ansprechen könnten. Funktioniert bei ihr eine der folgenden »Pick-up-Techniken« (die sie auf Youtube von »Pick-up-Artisten« gelernt haben)?

Er schreibt schnell seine Nummer auf den Kassenzettel und übergibt diesen dem Barista für mich.

Er bestellt mir beim Barista ein Heißgetränk auf seine Kosten und lässt mir »Liebe Grüße vom anderen Kaffee-Junkie da drüben« ausrichten. Zwinker, zwinker.

Er kommt direkt auf mich zu und fängt eine Konversation an.

Egal ob a, b oder c – es geht da eher um Taktik und Strategie. Die einzige Sorge der Männer ist: Klappt es oder klappt es nicht?

Bei mir als Frau geht im Kopf eine ganz andere Story ab. Noch bevor der Typ irgendeinen der Versuche oben gestartet hat (und bevor ich überhaupt weiß, wie er heißt), fange ich schon an, Filme zu schieben. Ja, wir Frauen verfügen über eine Gedanken-Zeitmaschine, mit der wir mit einem potenziellen Mann (den wir noch gar nicht wirklich kennengelernt haben) in die Zukunft reisen. Wir wollen ja schließlich voraussehen, was so passieren und wie es mit ihm sein wird.

Folgende Gedanken gehen uns dann innerhalb weniger Sekunden durch den Kopf:

Wie wäre wohl ein Date mit ihm?

Hat er Ehemann-Potenzial?

Was, wenn er ein Perversling ist, der nur das eine möchte?

Apropos pervers: Wie wird der Sex mit ihm sein?

Mmh, ich stelle mir mal vor, wie es wäre, mit ihm zu schlafen.

Oh nein, was, wenn er voll schlecht im Bett ist?

Er ist voll schlecht im Bett, das sieht man schon an seiner linken Hand.

Welches Sternzeichen hat er?

Wie sind seine Familienverhältnisse? Ich brauche einen Mann

aus gesunden familiären Verhältnissen. Ich möchte endlich eine normale Familie haben.

Die Mutter ist bestimmt eine Furie. Das sehe ich doch schon.

Dann kann ich ja auch Single bleiben.

Der hat kleine Hände und eine kleine Nase, also wird er wahrscheinlich einen unterdurchschnittlichen, kleinen Dödel haben.

Dödel ist ein unattraktives Wort, mir fällt aber gerade nichts Besseres ein.

Und dann kommt der Mann an meinem Tisch an, weil er sich für die normale, klassische Ansprechtaktik entschieden hat, und spricht mich megacharmant an. Nur aufgrund meines Kopfkinos, in das ich mich gnadenlos reingesteigert habe und das rein GAR NICHTS mit der Realität zu tun hat, an das ich aber leider trotzdem glaube, gebe ich meinem potenziellen Super-Kandidaten einen Korb und versaue mir die Chancen auf einen guten Flirt. Ich sage dann, wie immer, einen dieser Sätze:

»Vielen Dank für das Kompliment, aber … Nein danke.«

»Ich habe einen Freund.«

»Ich bin verheiratet, sorry.« (Ich zeige auf meinen Ringfinger, obwohl da gar kein Ring ist.)

»Sorry, aber ich habe gerade ganz wenig Zeit.«

(Obwohl ich seit drei Stunden am selben Platz sitze und an dem Tag auch gar nichts mehr vorhabe.)

Und das ist dann der Moment, in dem der Typ sich denkt: Eben hat sie noch mit mir geflirtet und jetzt lässt sie mich eiskalt abblitzen. Was stimmt mit der nicht?

Frauen sind manchmal echt verrückt. (Deshalb habe ich dazu ein ganzes Kapitel geschrieben!)

Die innere Pusherin und die innere Selbstzerstörerin

In mir reden zwei verschiedene Stimmen, die sich miteinander batteln und meine gedanklichen Konflikte dominieren: die innere Pusherin und die innere Selbstzerstörerin. Ich möchte dir die beiden gerne näher vorstellen:

Der inneren Pusherin geht es immer darum, gut auszusehen, beliebt zu sein, viele Likes zu bekommen. Sie ist sehr selbstbewusst und ehrgeizig und möchte die Beste und Größte sein. Vor allem redet sie sich jede Situation schön und verliert dabei auch gerne mal den Bezug zur Realität.

Jede Frau hat eine innere Pusherin, die hoch motiviert ist, immer gut drauf und total positiv. Sie sieht ausnahmslos gut aus (auch ungeschminkt direkt nach dem Aufstehen) und ist immer offen für ein Selfie. Es ist ihr voll wichtig, dass alle sie wunderschön finden. Sie legt sehr viel Wert darauf, wer ihre Bilder likt. Die innere Pusherin ist auch die, die sich zwei Stunden lang grundlos zu Hause aufstylt, nur um ein einziges neues Bild auf Insta zu posten und damit ihrem Typen zu zeigen, was er an ihr hat.

Innere Pusherin

Die innere Selbstzerstörerin sieht immer das Schlechte. Selbst in der besten Situation. Sie sucht Fehler, kritisiert rum und zettelt Konflikte an.

Die innere Selbstzerstörerin ist die Spaßverderberin. Dabei hat sie im Grunde genommen einfach nur panische Angst davor, abgelehnt oder verletzt zu werden. Sie sieht Probleme und Unzulänglichkeiten, wo gar keine sind. Eigentlich ist sie wie das innere Kind, das noch nicht erwachsen ist und auch nicht erwachsen werden will. Ihr Verschließen vor Neuem ist reiner Selbstschutz. Und wehe, jemand »entfolgt« ihr auf Insta! Dann läuft sie zu Hochform auf …

Innere Selbst- zerstörerin

Ein Beispiel aus meinem Leben: Ich gehe zu einem Date und der Typ ist noch nicht da

Die innere Selbstzerstörerin taucht auf und sagt:

Parallel taucht die innere Pusherin auf und sagt:

Mein Kopfkino verursacht noch viel zu viele Probleme! Wie du an den Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, bevor ich einen Mann date, siehst, sollte ich vielleicht erst mal an mir arbeiten, bevor ich eine reale Beziehung zu einem echten anderen Menschen führen kann …

Was die innere Selbstzerstörerin denkt

Was die innere Pusherin denkt

Was, wenn er mich nicht mag, sobald ich mein wahres Gesicht zeige?

Ob ich mit ihm andere Frauen eifersüchtig machen kann?

Ob er mich am Ende verlassen wird?

Kann er meinem Exfreund das Wasser reichen? (Einmal auf das neue iOS upgedatet, kann man ja auch nicht mehr zum alten iOS zurück. Damn it.)

Was, wenn er noch an seiner Ex hängt?

Wie geil würden unsere Kinder wohl aussehen? Ein hässliches Kind kann ich echt nicht gebrauchen. Was sollen denn die Leute denken?

Was, wenn der ein Fremdgeher ist und mehrere Frauen hat?

Wie schön wird unsere Hochzeit wohl werden? Wenn unsere Familien sich miteinander vereinen … Seufz …

So, wie Philosophen fragen: »Gibt es überhaupt einen Gott?«, habe ich irgendwann angefangen, mich zu fragen: Gibt es die perfekte Beziehung überhaupt?

Unmengen von Serien und Filmen drehen sich nur um das Thema Liebe. Frauenzeitschriften sind voll davon. Doch in meinem Umfeld wurde und wird betrogen und gelogen ohne Ende. Also bin ich erst mal lieber …

... in einer komplizierten Beziehung

mit mir selbst …

(Meiner inneren Selbstzerstörerin gefällt das!)

KAPITEL 3

LASS ES UNS LANGSAM ANGEHEN!

Wenn unser Interesse am männlichen Gegenüber erst mal geweckt ist, gibt es keinen schlimmeren Satz für uns Frauen als diesen. Besonders, weil dieser Satz meistens dann fällt, wenn der Mann uns gerade große Versprechungen gemacht und damit seine Jagdkünste präsentiert hat. Wir wollen es mit einem Mann nicht langsam angehen. NEIN. Wir wollen nicht »mal sehen, wo es hinführt«.

Merk dir eins: Du kannst die Natur vergessen, aber die Natur vergisst dich nicht. Ich bin keine 20 mehr, meine biologische Uhr tickt. Ich muss nicht unbedingt Kinder haben, trotzdem verlaufe ich mich manchmal im ZARA, sehe kleine Babyschühchen, bekomme sofort Muttergefühle und kaufe sie meiner kleinen Nichte, um sie wenigstens ihr anziehen zu dürfen, obwohl ich gar keine Nichte habe. In meinem Alter muss ich mir bei einem Mann sicher sein, meine Zeit richtig zu investieren. Er kann doch auch nicht, wenn er ein Unternehmen gründen will, zur Bank gehen, um einen Kredit zu bekommen, und auf die Frage »Und wo ist Ihr Businessplan?« antworten: »Ich will es erst mal langsam angehen. Mal sehen, wo es hinführt.«

Bevor eine Frau sich auf einen Typen einlässt, hat sie bereits so viel Recherche gemacht, dass sie meistens schon ganz genau weiß, wo es hinführen wird. Männer denken, dass sie da die Entscheidung treffen. Aber nein, Frauen lassen sich NIE näher auf einen Kerl ein, ohne zu wissen, wo es hinführen wird. Diese Entscheidung treffen Männer und Frauen nicht gemeinsam. Der Mann lernt eine Frau kennen und denkt sich: Gefällt mir optisch. Was daraus entsteht? Mal gucken.

Eine Frau lernt einen Mann kennen und denkt sich: Ich schreibe erst mal eine Doktorarbeit über sein Leben, um genau zu wissen, auf was ich mich da einlasse.

Nur die »Optik« ist noch lange kein Grund für Frauen, sich mit dem Typen zu treffen. Das Aussehen ist uns schon irgendwie wichtig, aber eben auch, was er beruflich macht, welchen Charakter er hat, ob er eher der treue Typ ist oder doch ein Fremdgeher, ob er kinder- und tierlieb ist, welche Sozialversicherungsnummer er hat, wie viele Follower (vor allem wie viele weibliche) er auf Instagram hat, wo er genau wohnt und wie viele Stockwerke das Treppenhaus hat …

Na ja, auf jeden Fall verstehe ich es mittlerweile manchmal, aber nur manchmal, wenn die Männer es da mit uns »langsam angehen« wollen.

Jede Frau, und vor allem ich, braucht einen inneren Wecker, der in Dating-Situationen klingelt und sie daran erinnert: »Hey, steigere dich nicht wieder zu sehr rein. Lass es doch erst mal langsam angehen.« (So, wie ich mich kenne, würde ich auf »Schlummern« drücken.)

Königinnen des Reinsteigerns

Wenn ich einen neuen Typen kennenlerne, neige ich zur totalen Übertreibung. Natürlich bin ich als gefühlsverkrüppelte Person erst mal schwer zu beeindrucken und lasse den Kerl durch mehrere Filter laufen, bevor ich überhaupt entscheide, ihn näher kennenlernen zu wollen. Wenn er die Prüfung jedoch bestanden hat und wir uns ganz gut verstehen, bin ich schnell dabei, den Typen als den einen Mann zu sehen, auf den ich schon mein Leben lang gewartet habe. Ich fange plötzlich an, Gründe zu suchen, warum wir füreinander geschaffen sind. Jedes Autokennzeichen, das zufälligerweise unsere Initialen beinhaltet, ist »ein Zeichen von oben«. Dieses Zeichen sagt,