Was ist es, nach dem du suchst? - Jiddu Krishnamurti - E-Book

Was ist es, nach dem du suchst? E-Book

Jiddu Krishnamurti

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Beschreibung

J. Krishnamurti ist einer der einflussreichsten spirituellen Lehrer der Welt und bekannt für seine als tiefgründig empfundene Weisheiten. In diesem Buch widmet er sich einem der zentralsten Punkte unseres Lebens: Beziehungen. Ob zu unseren Eltern, Partnern oder Freunden – Beziehungen spielen in unserem Leben, in unserer Gesellschaft ausnahmslos eine essenzielle Rolle. Krishnamurti zeigt, wie wir uns selbst, andere und die Welt um uns herum wirklich lieben können. Denn unser Leben ist ein schier unendliches Netzwerk an sich untereinander beeinflussenden Beziehungen und so ist es wichtig, dass wir verstehen, was Beziehungen bedeuten und was jede Bewegung in unseren Beziehungen zu uns selbst und zu anderen für uns und alle anderen bedeuten kann.

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Seitenzahl: 182

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J. Krishnamurti

Was ist es, nach dem du suchst?

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J. Krishnamurti

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Wichtiger Hinweis

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

1. Auflage 2023

© 2023 by Finanzbuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Copyright © 2007, 2021 Krishnamurti Foundation of America, P.O. Box 1560, Ojaj, California 93024, United States of America, E-Mail: [email protected]; Website: www.kfa.org

Die englische Originalausgabe erschien 2021 in Großbritannien bei Rider unter dem Titel What are you looking for? und 2007 in den USA bei Krishnamurti Foundation of America unter dem Titel Relationships: To Oneself, To Others, To the World.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Übersetzung: Elisabeth Liebl

Redaktion: Matthias Höhne

Korrektorat: Silvia Kinkel

Umschlaggestaltung: in Anlehnung an das Cover der Originalausgabe Marc-Torben Fischer, München

Satz: Carsten Klein, Torgau

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-95972-716-7

ISBN E-Book (PDF) 978-3-98609-377-8

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-98609-378-5

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Vorwort

Einführung

Teil I Leute: von Mensch zu Mensch

Kapitel 1: Was sind Beziehungen?

Kapitel 2: Liebe, Sex und Beziehungen

Kapitel 3: Partner und Partnerinnen

Kapitel 4: Abstinenz und Keuschheit

Kapitel 5: Ehe und Freundschaft

Kapitel 6: Lehrer, Schule, Erziehung und Sie

Kapitel 7: Eltern, Gesellschaft und Sie

Kapitel 8: Die Beziehung zu uns selbst

Teil II Die Gesellschaft und Ihre Beziehungen

Kapitel 9: Die Gesellschaft und Sie

Kapitel 10: Was ist wahre Religion?

Kapitel 11: Regierung, Armee und Gesetz

Kapitel 12: Ethnie, Kultur und Nation

Kapitel 13: Sie und die Welt

Teil III Was ist der Sinn des Lebens?

Kapitel 14: Was ist das Leben?

Kapitel 15: Ihre Beziehung zur Natur, zu den Tieren und der ganzen Erde

Kapitel 16: Gott, das Universum und das Unbekannte

Quellenangaben

Anmerkungen

Über Krishnamurti

Anhang

Vorwort

Jiddu Krishnamurti (1895–1986) gilt international als einer der großen Denker und Lehrer unserer Zeit. Er kam im Süden Indiens zur Welt, wurde in England erzogen und hielt in aller Welt öffentliche Vorträge. Er schrieb, führte intensive Dialoge und gründete Schulen, bis er im Alter von 90 Jahren starb. Er nahm für sich in Anspruch, keiner Kaste, Nationalität oder Religion anzugehören, und fühlte sich zu keiner Tradition im Besonderen hingezogen.

Das Time Magazine rechnete ihn – zusammen mit Mutter Teresa – zu »den fünf Heiligen des 20. Jahrhunderts«. Der Dalai-Lama bezeichnete ihn als »einen der größten Denker unseres Zeitalters«.

Seine Lehren wurden in 75 Büchern veröffentlicht, von denen sich mehr als 5 Millionen Exemplare in 30 Sprachen verkauften.

Die Ablehnung jedweder spirituellen oder psychologischen Autorität, einschließlich seiner eigenen, ist eines seiner zentralen Themen. Krishnamurti vertrat die Auffassung, dass der Mensch sich durch Selbsterkenntnis von Ängsten, Konditionierungen, Autoritätsglauben und Dogmen befreien müsse. Dies würde seiner Ansicht nach Ordnung in die Welt bringen und einen echten innerseelischen Wandel bewirken. Unsere gewaltgeneigte, von Konflikten zerrissene Welt kann nicht durch politische, soziale oder wirtschaftliche Maßnahmen in eine Welt der Güte, der Liebe und des Mitgefühls verwandelt werden. Sie wird sich nur dann verändern, wenn jeder Einzelne sich wandelt, und zwar durch Selbstbeobachtung, ohne sich auf Gurus oder traditionelle Religionen zu stützen.

Krishnamurti zog als zutiefst originärer Denker Menschen aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen an: Staatsoberhäupter, berühmte Wissenschaftler, führende Köpfe der Vereinten Nationen und vieler religiöser Organisationen wie auch Psychiater und Psychologen oder Universitätsprofessoren. Sie alle suchten den Dialog mit Krishnamurti. Studenten, Lehrer und Millionen von Menschen in verschiedensten Lebenslagen lasen seine Bücher und hörten seine Vorträge. Er schlug eine Brücke zwischen Wissenschaft und Religion, ohne einen eigenen Jargon zu kultivieren, damit Wissenschaftler wie Nicht-Wissenschaftler gleichermaßen seine Sicht auf die Zeit, das Denken, die Erkenntnis und den Tod nachvollziehen konnten.

Zu seinen Lebzeiten gründete Krishnamurti Stiftungen in den Vereinigten Staaten, in Indien, England, Kanada und Spanien. Zu ihren Aufgaben gehört es, seine Lehren zu bewahren und zu verbreiten – ohne Autoritäten zu installieren und ohne die Lehren beziehungsweise die Person Krishnamurti zu interpretieren oder zu glorifizieren.

Darüber hinaus gründete Krishnamurti Schulen in Indien, England und den Vereinigten Staaten. Seiner Ansicht nach sollte Erziehung das ganzheitliche Verständnis des Menschen fördern, also Geist und Herz schulen und sich nicht auf den reinen Wissenserwerb beschränken. Erziehung hieß in seinen Augen, die Kunst des Lebens zu erlernen, statt sich auf die bloße Sicherung des Lebensunterhalts zu konzentrieren.

Krishnamurti sagte: »Eine Schule ist der Ort, an dem man die Gesamtheit des Lebens kennenlernt. Natürlich sind gute schulische Resultate wichtig, aber in einer Schule geht es um so viel mehr. Sie ist ein Ort, an dem Lehrer und Lernende nicht nur die äußere Welt erforschen, die Welt des Wissens, sondern auch ihr eigenes Denken und Verhalten erkunden.«

Von seiner Arbeit sagte er: »Sie setzt keinen Glauben voraus und fordert ihn auch nicht. Es gibt hier keine Anhänger, keinen Kult, keine Überzeugungen, egal welcher Richtung. Nur dann können wir uns auf Augenhöhe begegnen, auf derselben Ebene, demselben Terrain. Um zusammen das außergewöhnliche Phänomen des menschlichen Daseins zu beobachten.«

R. E. Mark Lee

Direktor der Krishnamurti Foundation of America

Einführung

Wir alle leben in Beziehungen. In der Beziehung zu uns selbst, zu unseren Familien, zur Welt, zur Erde und zum Universum.

Da alles Leben in Beziehungen stattfindet, ist es von zentraler Bedeutung, zu begreifen, was Beziehung eigentlich ist und was jede Veränderung in einer Beziehung – zu geliebten Menschen, Eltern, Freunden, Lehrern und der Gesellschaft – für uns und andere Menschen bedeutet.

Alles in allem bilden unsere individuellen Beziehungen nämlich die Gesellschaft. Die Gesellschaft, das sind wir. Was wir in Beziehung zu anderen sind, daraus wird in der Summe die Gesellschaft. Sind wir also wütend, eifersüchtig, auf aggressive Weise ehrgeizig, einsam und voller Selbstmitleid, deprimiert, vorurteilsbehaftet oder auf eine exklusive Beziehung bedacht, dann schaffen wir damit eine Gesellschaft ohne Sinn und Verstand. Multiplizieren Sie jedes selbstbezogene oder anhängliche, jedes gierige oder großzügige Ich mit 8 Milliarden – dann haben Sie unsere Welt. Alles, was wir sind, wirkt sich auf alles andere aus: Menschen, Tiere, die Erde, die Biosphäre. Wie Sie sehen, gilt das in beide Richtungen: Alles Böse betrifft uns alle, aber das Gute auch.

Den meisten von uns ist klar, dass wir sehr einsame Menschen sind, zumindest wenn wir den Mut haben, uns das einzugestehen. Wir wissen nicht, warum oder wie das geschieht, aber wir fühlen uns isoliert und einsam, selbst wenn wir mit der Familie, mit unseren Freunden oder mit einem Partner beziehungsweise einer Partnerin zusammen sind. Selbst in den allerengsten Beziehungen mit anderen Menschen denken wir ständig an uns selbst, an unsere Verlustängste, unsere Unsicherheiten. Was zu noch mehr Einsamkeit führt, zu noch mehr Abhängigkeit von anderen Menschen und Dingen. Unser Leiden kommt aus all dem. Wir haben uns Ängste und Leiden zur Gewohnheit gemacht. Wir vergessen – oder haben nie gelernt –, dass diese Gewohnheiten, ob nun biologischer, kultureller oder persönlicher Natur, sich verändern lassen. Es stimmt, dass wir von unseren Vorfahren, von den Tieren, die wir einst waren, aggressive Überlebensstrategien und territoriale Instinkte ererbt haben. Doch unser Gehirn verfügt auch über die Intelligenz, zu entscheiden, wann diese angemessen sind und wann wir unser Verhalten besser ändern sollten.

Es wirkt merkwürdig, dass wir nicht schon in der Schule lernen, was es mit Beziehungen auf sich hat – der Beziehung zu uns selbst, zu anderen Menschen, zur Arbeit, zum Geld, zur Gesellschaft, zur Erde und zum Universum. Da unser persönliches und kollektives Überleben von Beziehungen abhängt, möchte man doch annehmen, Eltern und Lehrer hätten ein Interesse daran, dass wir neben Lesen, Schreiben, Rechnen und dem Bedienen von Computern auch lernen, wie Beziehungen funktionieren. Man bringt uns bei, wie wir unseren Lebensunterhalt verdienen, aber nicht, wie wir leben können. Wir sind also ganz auf uns gestellt, was die Kunst der Beziehung, ja des Lebens angeht.

Wir müssen lernen, was Beziehungen sind oder nicht sind und was dabei falsch laufen kann. Obwohl wir äußerlich klug und kultiviert erscheinen, sind wir Menschen im Inneren immer noch gewaltbereit. Wahre Erziehung aber verändert dieses innere Wesen. Der Schlüssel zu echten Beziehungen ist das Verständnis unseres eigenen Denkens, also die Selbsterkenntnis – die Fähigkeit, zu begreifen, wie wir in Denken und Verhalten konditioniert wurden, durch persönliche Erfahrungen, Familie, Kultur, Nation, Religion, Geschlecht und Biologie.

Wenn Sie Ihr eigenes Denken nicht verstehen, dann hat es keine Bedeutung, was Sie denken. Ohne das Wissen um Ihre Voreingenommenheit, um die Hindernisse biologischer oder persönlicher Vorurteile, ohne Verständnis für Ihre Ängste, Ihre Verletzungen, Ihre Wut, ohne die Fähigkeit, all dies zu durchschauen, wird Ihr ganzes Denken und damit all Ihre Beziehungen stets verdreht oder vernebelt bleiben. Schließlich ist Selbsterkenntnis die Grundlage aller Beziehungen.

Dabei können Sie die Wahrheit über sich selbst im besten aller Spiegel erkennen, der uns zur Verfügung steht – dem Spiegel der Beziehung. Sie können sehen, wie Sie fühlen, was Sie denken, wie Sie sich verhalten, indem Sie einfach sorgsam beobachten, wie Sie sich in Beziehung zu den Menschen in Ihrem Alltag verhalten. Ihre Reaktion auf andere zeigt Ihnen, was Sie wütend macht, was Sie verletzt, wann Sie großzügig sind, Freude empfinden und sich durch und durch lebendig fühlen. Und vergessen Sie nicht, dass nichts davon in Stein gemeißelt ist: Das Leben wandelt sich in jeder Minute, das gilt auch für Sie. Achten Sie nur darauf, was Sie empfinden. Sie müssen darauf nicht reagieren. Sie müssen es auch nicht zurückbehalten, um sich später damit zu befassen. Auf Wut oder Gier nicht zu reagieren ist sehr schwierig. Aber auch wenn es schwer ist, so heißt das doch nicht, dass mit Ihnen etwas nicht stimmt. Es ist nur einfach harte Arbeit, die Konditionierung von Jahrmillionen des Stammeslebens als aggressiver Jäger neu zu verschalten. Aber wenn Sie nur aus einem einzigen zornigen Augenblick lernen, dann ist das schon entscheidend. Jedes Mal, wenn Sie das tun, schwirrt ein Tropfen Gift weniger durch die Luft, die wir alle atmen.

Diese Art Selbsterkenntnis und Wachheit im Verhalten schenkt unserem Leben und unseren Beziehungen Freiheit. Die wilden Pferde im Inneren schleifen Sie nicht mehr mit an Orte, an denen Sie nicht sein wollen. Außerdem ist Selbsterkenntnis ein entscheidendes Moment des Überlebens: Die Gehirne von uns Menschen sind sich eher ähnlich als nicht ähnlich. Wenn Sie sich daher selbst verstehen, verstehen Sie auch andere Menschen.

Tausende von Generationen haben diese selbstbezogene Welt hervorgebracht, in der Vorstellung, dass das Selbst, die eigene Familie und das eigene Land zuerst kommen. Das ist das Gift spalterischer Organisationen. Wir müssen das ändern, sonst wird sich unser Leiden ewig und unverändert fortsetzen. Das Leben ist gewaltig. Wenn wir nichts weiter tun, als uns ein Loch zu graben, in das wir uns verkriechen können, dann werden wir, so bequem es in unserem Loch auch sein mag, die ganze außerordentliche Erfahrung des Lebens verpassen. Wenn wir uns dafür entscheiden, uns weiterhin auf die gleiche schmerzhafte Weise zu begegnen, weil wir Angst vor der Unsicherheit haben, dann sind wir alle bereits tot. Wir müssen uns entscheiden: Entweder wir machen weiter wie gehabt und leiden fortwährend am Schmerz der Spaltung und der Einsamkeit. Oder wir erheben uns gegen die alten selbstbezogenen Denkweisen und leben in Liebe, nicht nur zu einer bestimmten Person, sondern zu allem Leben.

Die Auszüge aus Vorträgen und Schriften, die Sie hier finden, stammen von einem Mann, der lebte wie alle großen Außenseiter der Gesellschaft: als Rebell, Wanderpoet, religiöser Philosoph, genialer Wissenschaftler, außergewöhnlicher Psychologe. Wie die großen umherziehenden Menschheitslehrer der Jahrtausende. 65 Jahre lang erklärte Krishnamurti jedem, der es hören wollte, was seelische Freiheit ist. Er gründete Schulen, in denen junge Menschen alle üblichen Fächer lernen konnten – aber auch, sich selbst zu erforschen. Und er wies in allen Schulen, in allen Vorträgen und Büchern immer wieder auf das Folgende hin: Es sind nicht unsere inneren und äußeren Kämpfe, die uns frei machen, sondern nur die Wahrheit über uns selbst.

Es gibt keinen Pfad, keine Autorität, keinen Guru, dem Sie folgen könnten: Sie tragen die Fähigkeit in sich, herauszufinden, was Sie sind und was Sie mit Ihrem Leben, Ihren Beziehungen und Ihrer Arbeit anfangen wollen. Es liegt ganz bei Ihnen, wie Sie ausprobieren wollen, was in diesem Buch gesagt wird. Sich nach der Meinung anderer über Sie und die Art, wie Sie Ihr Leben führen sollten, zu richten, ist genauso nahrhaft, als würden Sie jemand anderem Ihr Abendessen überlassen.

Alle Texte in diesem Buch stammen aus Krishnamurtis Büchern, seinen aufgezeichneten Dialogen und seinen öffentlichen Vorträgen. Lassen Sie sich auf das Abenteuer ein: Lesen Sie das Buch. Studieren Sie im Anhang, aus welchen Quellen es sich speist. Und sehen Sie selbst, welche inneren Veränderungen das mit sich bringt.

Dale Carlson

Herausgeber

Teil I

Leute: von Mensch zu Mensch

Kapitel 1

Was sind Beziehungen?

1

Alles Leben ist Beziehung

Alles Leben ist Bewegung innerhalb von Beziehungen. Es gibt kein lebendes Wesen auf dieser Erde, das nicht zu etwas oder jemandem in Beziehung stünde. Selbst der Einsiedler, der sich an einen einsamen Ort zurückzieht, hat eine Beziehung zur Vergangenheit und zu den Geschöpfen, die um ihn herum leben. Beziehungen sind also unvermeidlich. In dieser Beziehung, dem Spiegel, in dem wir uns selbst sehen können, können wir herausfinden, was wir sind, können unsere Reaktionen sehen, unsere Vorurteile, unsere Ängste, Niedergeschlagenheit und Anspannungen, unsere Einsamkeit, unser Leid, unseren Schmerz und unsere Trauer. Wir können auch sehen, ob wir lieben oder ob es in unserem Leben keine Liebe gibt. Wir werden also der Frage nach unseren Beziehungen nachgehen, denn das ist die Grundlage der Liebe.

2

Beziehungen sind ein Weg, sich selbst zu entdecken

Beziehungen sind ein Spiegel, in dem ich mich selbst sehe. Dieser Spiegel zeigt entweder ein Zerrbild, oder er kann das sein beziehungsweise das wiedergeben »was ist«. Die meisten von uns sehen allerdings in Beziehungen, in diesem Spiegel, die Dinge, die wir gern sehen würden. Wir sehen nicht, was ist. Wir idealisieren lieber …

Wenn wir unser Leben unter die Lupe nehmen, unsere Beziehungen zueinander, dann werden wir erkennen, dass dies ein Prozess der Isolation ist. Wir kümmern uns nicht wirklich umeinander. Wir reden zwar viel darüber, aber im Grunde interessieren wir uns nicht wirklich füreinander. Wir bleiben anderen nur so lange verbunden, wie die Beziehung uns etwas gibt, solange sie uns als Zuflucht dient oder zur Befriedigung. Aber in dem Augenblick, in dem es in der Beziehung zu Irritationen kommt, die uns ein unangenehmes Gefühl verursachen, verabschieden wir uns aus dieser Beziehung. Mit anderen Worten: Beziehungen bestehen nur so lange, wie wir etwas davon haben. Das klingt vielleicht zynisch, aber wenn Sie Ihr Leben gründlich untersuchen, werden Sie sehen, dass es stimmt …

Wenn wir unser Leben und unsere Beziehungen betrachten, sehen wir, dass es sich im Grunde um einen Prozess handelt, in dem wir dem jeweils anderen einen Widerstand entgegensetzen, eine Mauer errichten, über die hinweg wir ihn oder sie ansehen und beobachten. Diese Mauer, hinter der wir uns postieren, ist immer da, ob es sich nun um eine psychische, eine materielle, eine wirtschaftliche oder die Mauer eines Staates handelt. Solange wir in der Isolation leben, hinter einer Mauer, gibt es keine Beziehungen zueinander … Die Welt ist so zerstörerisch, es gibt so viel Leid, so viel Schmerz, Krieg, Verfall, Elend, dass wir ihr entkommen und innerhalb der sicheren Wände unseres psychischen Seins bleiben wollen. Daher sind Beziehungen bei den meisten Menschen ein Prozess der Isolation, und offensichtlich entsteht aus solchen Beziehungen auch eine vereinsamende Gesellschaft. Eben das geschieht in der Welt: Sie bleiben in Ihrer Isolation und strecken nur die Hand über die Mauer …

3

Echte Beziehungen oder nur Bilder?

Was meinen wir überhaupt mit diesem Wort? Sind wir je mit einem anderen Wesen verbunden oder besteht die Beziehung nur zwischen zwei Bildern, die wir uns vom jeweils anderen gemacht haben? Ich habe ein Bild von Ihnen, und Sie haben ein Bild von mir. Ich habe ein Bild von Ihnen als meiner Frau oder meinem Mann oder was auch immer. Und Sie haben ein solches Bild von mir. Die Beziehung besteht zwischen diesen beiden Bildern und nichts sonst. Aber eine Beziehung zueinander ist nur möglich, wenn es keine Bilder gibt. Wenn ich Sie ansehen kann und Sie mich, ohne dass die Erinnerung Bilder liefert oder Kränkungen oder was da sonst noch sein mag, dann besteht eine echte Beziehung. Aber die Natur des Beobachters ist ja das Bild, nicht wahr? Mein Bild beobachtet Ihr Bild, wenn es beobachtbar ist. Das nennt man Beziehung, aber sie besteht zwischen zwei Bildern – eine Beziehung, die letztlich nicht existent ist, weil es sich um zwei Bilder handelt. In Beziehung stehen heißt: in Kontakt sein. Und der Kontakt muss ein direkter sein, keiner zwischen zwei Bildern. Er erfordert eine Menge Aufmerksamkeit, ein Gewahrsein, ein Sich-gegenseitig-ansehen ohne das Bild, das ich von dieser Person habe und das aus meinen Erinnerungen an diese Person besteht – wie sie mich beleidigt hat, mir gefallen hat, mir Freude gemacht hat oder was auch immer. Nur wenn keine Bilder zwischen den Beteiligten stehen, besteht eine Beziehung.

4

Die Beziehung ist ein Spiegel meiner selbst

Sicherlich kann sich der Prozess, der ich bin, nur in Beziehungen entfalten, oder?

Beziehung ist ein Spiegel, in dem ich mich sehe, wie ich bin. Aber da die meisten Menschen nicht mögen, was sie sind, fangen sie an, entweder positiv oder negativ zurechtzustutzen, was sie im Spiegel sehen. Nehmen wir an, ich entdecke in der Beziehung, in ihrem Ablauf etwas, was mir nicht gefällt. Also fange ich an, abzuwandeln, was mir nicht gefällt, was ich als unangenehm wahrnehme. Ich will es verändern – was heißt, ich habe schon ein Muster davon, wie es sein sollte. In dem Moment, in dem ich ein Muster davon habe, wie ich sein sollte, verstehe ich nicht, was ich bin. Sobald ich ein Bild davon habe, wie ich sein möchte, wie ich sein sollte oder wie ich nicht sein darf – einen Maßstab, nach dessen Vorgabe ich mich ändern möchte –, ist da kein Raum mehr, um zu verstehen, was ich im Augenblick in dieser Beziehung bin.

Ich halte es für wirklich wichtig, dass wir das verstehen, denn nach meiner Ansicht ist dies der Punkt, an dem die meisten von uns fehlgehen. Wir wollen nicht wissen, was wir in einem bestimmten Augenblick in einer Beziehung sind. Wenn wir nur darauf aus sind, uns selbst zu verbessern, dann ist das kein Verständnis unser selbst.

5

Selbsterkenntnis ist die Grundlage von Beziehungen: Das Problem in Beziehungen sind wir selbst

Da unsere Probleme das Resultat des gesamten Prozesses sind, der uns ausmacht – unseres Handelns in Beziehungen, ob nun in Bezug auf Dinge, Ideen oder Menschen –, ist es doch wesentlich, dass wir uns selbst verstehen. Ohne mich selbst zu kennen, habe ich keine Grundlage für das Denken.

6

Sicherheit, Abhängigkeit oder Beziehung

Beziehung ist zwangsläufig schmerzhaft, was sich in unserer alltäglichen Existenz zeigt. Wenn es in einer Beziehung keine Spannungen gibt, dann hört sie auf, Beziehung zu sein, und wird zu einem bequemen Schlafzustand, einem Opiat – was die meisten Menschen vorziehen und wünschen. Der Konflikt entsteht zwischen dieser Sehnsucht nach Bequemlichkeit und dem Faktischen, zwischen Illusion und realem Geschehen. Wenn Sie die Illusion erkennen und beiseiteschieben, können Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das Verständnis der Beziehung richten. Streben Sie jedoch in einer Beziehung nach Sicherheit, dann investieren Sie in die Bequemlichkeit, in die Illusion – denn das Großartige an Beziehungen ist ja gerade ihre Ungewissheit. Wenn Sie in einer Beziehung Sicherheit suchen, dann behindern Sie deren Funktion, was wiederum bestimmte Verhaltensweisen und Problemsituationen zur Folge hat.

Denn die Funktion von Beziehungen ist es, den Zustand des gesamten eigenen Seins zu offenbaren. Beziehung ist ein Prozess der Selbstoffenbarung, der Selbsterkenntnis. Diese Selbstoffenbarung ist schmerzlich. Sie erfordert ständige Anpassung und Flexibilität im Denken und Fühlen. Das ist ein schmerzhaftes Ringen, in dem es Augenblicke erleuchteten Friedens gibt …

Die meisten von uns aber gehen der Spannung in Beziehungen lieber aus dem Weg. Sie ziehen die Leichtigkeit und Bequemlichkeit einer behaglichen Abhängigkeit vor, einer Gewissheit, die nie infrage gestellt wird, einen sicheren Anker eben. Dann werden familiäre und andere Beziehungen zum Zufluchtsort, zur Zuflucht der Gedankenlosen.

Wenn aus Unsicherheit Abhängigkeit wird, was regelmäßig der Fall ist, dann wird diese spezielle Beziehung ad acta gelegt, und man geht eine neue ein in der Hoffnung, endlich dauerhafte Sicherheit zu finden. Aber in Beziehungen gibt es keine Gewissheit, und Abhängigkeit bringt nur Angst hervor. Ohne Verständnis des Prozesses von Sicherheit und Angst wird Beziehung ein uns bindendes Hindernis, eine Art der Unwissenheit. Dann ist das ganze Dasein nur Kampf und Schmerz, und es gibt keinen Ausweg, außer durch das rechte Denken, das nur durch Selbsterkenntnis entsteht.

7

Die Art, wie Sie und ich miteinander in Beziehung treten, schafft die Gesellschaft

Wir wissen, was unsere Beziehung im Moment ist – eine Auseinandersetzung, ein Ringen, ein Schmerz oder einfach nur Gewohnheit. Wenn wir die Beziehung zu einem