Was nun, Kirche? - Ulrich Parzany - E-Book

Was nun, Kirche? E-Book

Ulrich Parzany

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Beschreibung

Ulrich Parzany ist alarmiert: Was ist los in der EKD? Gottesdienste werden immer weniger besucht, viele Menschen treten ganz aus der Kirche aus. Doch Chancen werden nur selten genutzt. Stattdessen wird die Grundlage des Wortes Gottes immer weiter verlassen, der stellvertretende Sühnetod Jesu wird als überholte Vorstellung abgetan, eine falsch verstandene Toleranz als Gebot über alles gesetzt. Schonungslos und pointiert legt der bekannte Pfarrer wunde Punkte offen. Wer das Fundament der Heiligen Schrift verlässt, braucht sich nicht wundern, wenn bald alles dem Zeitgeist preisgegeben ist. Gleichzeitig zeigt er, warum er der Kirche dennoch treu bleibt. Es gibt Hoffnung - ergreifen wir sie.

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Der SCM Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-7751-7382-7 (E-Book)ISBN 978-3-7751-5792-6 (lieferbare Buchausgabe)

Daten-Konvertierung E-Book: Beate Simson, Pfaffenhofen a. d. Roth

© der deutschen Ausgabe 2017 SCM-Verlag GmbH & Co. KG · Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen Internet: www.scm-haenssler.de; E-Mail: [email protected]

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Weiter wurden verwendet: Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Umschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im Schönbuch Titelbild Illustration: freepik.comSatz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach

Inhalt

Über den Autor

Wozu schreibe ich dieses Buch?

Kapitel 1     Ich glaube an die heilige christliche Kirche

Mit Abraham fing es an

Kennzeichen der Kirche

Bekehrung und Taufe

Die Lehre der Apostel

Die Gemeinschaft mit Gott und miteinander

In Gottes Mission – Dienst in Wort und Tat

Gehasst und verfolgt

Kapitel 2     Woran die evangelischen Kirchen kranken

Was ist los in den evangelischen Kirchen?

Kirchenmitgliedschaft und Gottesdienstbesuch

Warum werden die Chancen nicht genutzt?

Das Tabu in den evangelischen Kirchen

Schäden und Ursachen

Bibelkritik – der Krebsschaden der Kirche

Grundlagen werden demontiert

Das Evangelium von Jesus Christus im interreligiösen Dialog

Die Kontroverse um den stellvertretenden Sühnetod Jesu

Segnung und Trauung gleichgeschlechtlicher Paare – ein Randproblem?

Höchst fragwürdige Taufpraxis

Kirchen können sterben

Kapitel 3     Brauchbare Baugerüste

Warum ich trotzdem in der evangelischen Kirche bin

Jesus baut seine Kirche

Gottesdienste

Steine statt Brot?

Personalgemeinden und Profilgemeinden

Luthers drei Formen des Gottesdienstes

Hausbibelkreise sind nötig

Von Pfarrern und Presbyterien

Wir brauchen Hirten, keine Mietlinge

Geistliche Gemeindeleitung

Gute Beispiele nachmachen

Streit – es menschelt überall

Landeskirchliche Gemeinschaften sind eine Chance

Freie Werke in den Landeskirchen

Die Ausbildung der Mitarbeiter

Kapitel 4     Kirche voller Hoffnung

Öffentlich oder persönlich?

Wort oder Tat?

Evangelisten oder Gemeinden?

Evangelisation oder Bekenntnis?

»Herr, gib uns Freimut!«

Anmerkungen

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Über den Autor

ULRICH PARZANY, 1941 in Essen geboren, ist seit 1967 mit Regine verheiratet. Die beiden haben drei Kinder und fünf Enkelkinder. 1955 kam er durch die Jugendarbeit des Weigle-Hauses in Essen zum Glauben an Jesus Christus. Daraufhin studierte er Theologie. Seit seiner Bekehrung liegt ihm Evangelisation am Herzen – in vielen Funktionen hat er dazu beigetragen, Menschen mit dem Evangelium in Berührung zu bringen.

Er war Jugendpfarrer des Weigle-Hauses in Essen und von 1984 bis 2005 Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbandes in Deutschland e.V. mit Sitz in Kassel. Darüber hinaus war er Leiter der evangelistischen Projektarbeit »ProChrist« und Vorsitzender der Koalition für Evangelisation in Deutschland – Lausanner Bewegung Deutscher Zweig. 2016 begründete er das Netzwerk »Bibel und Bekenntnis« mit.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Wozu schreibe ich dieses Buch?

Ich möchte Mut in schwierigen Zeiten machen. Was können Christen tun, die ihren Platz trotz aller Enttäuschungen in den evangelischen Landeskirchen sehen? Ich will Fehlentwicklungen und Konflikte beschreiben. Ich will nicht um den heißen Brei reden. Ich kann verstehen, dass engagierte Christen die evangelischen Kirchen verlassen. Ich will begründen, warum ich es nicht getan habe. Ich will zeigen, wie in den Landeskirchen die Gemeinde des Jesus Christus gebaut und gesammelt wird und werden kann.

Ich schreibe gegen Resignation. Auch gegen meine eigene. Ich weiß, wir sind uns unter den Evangelikalen – Angela Merkel hat sie »intensiv evangelisch« genannt – nicht einig darüber, ob und wie wir öffentlich Kritik an Kirchenleitungen und Synodenbeschlüssen üben sollen. Ich weiß aber: Wer schweigt, fördert, was im Gange ist.

Am Anfang des Jahres 2016 gründeten wir das »Netzwerk Bibel und Bekenntnis«. Nichts Derartiges war geplant. Der Gedanke dazu entstand innerhalb von vier Wochen – im Grunde ein Akt der Hilflosigkeit. Wir wollten sehen, ob da noch einige sind, die sich mit den Entwicklungen nicht abfinden wollen.

Ausgelöst durch eine öffentliche Stellungnahme von mir, kam es zu einer Beratung am 23. Januar 2016 in Kassel. Die 65 Teilnehmer gründeten das »Netzwerk Bibel und Bekenntnis« und verabschiedeten ein Kommuniqué, in dem sie Anlass und Ziele formulierten. Darin hieß es:

»In den evangelischen Kirchen werden die Grundlagen des Glaubens zunehmend demontiert. […] In vielen Gemeinden und Gemeinschaften herrscht Verwirrung und besteht Besorgnis darüber, welchen Kurs führende Repräsentanten der evangelikalen Bewegung steuern. Es fehlt an deutlichem Widerstand gegen Entscheidungen von Kirchenleitungen und Synoden, die eindeutig Bibel und Bekenntnis widersprechen. Das betrifft aktuell die Beschlüsse zur Segnung und kirchlichen Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren, die kirchliche Förderung der Gender-Ideologie und Verlautbarungen zum interreligiösen Dialog.«

Weiter formulierten die Gründer des »Netzwerks Bibel und Bekenntnis«:

»In den gegenwärtigen Auseinandersetzungen halten wir folgende Konkretion für nötig:

• ›Wir bekennen uns zur göttlichen Inspiration der Heiligen Schrift, ihrer völligen Zuverlässigkeit und höchsten Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung.‹ (Glaubensbasis der Evangelischen Allianz)

• Wir stehen dafür ein, dass die rettende Botschaft von Jesus Christus allen Menschen gilt, den Juden zuerst. (Römer 1,16)

• Wir widersprechen der falschen Lehre, es gäbe auch andere Wege zum Heil.

• Wir widersprechen der falschen Lehre, dass Menschen durch die Taufe ohne den Glauben an Jesus Christus gerettet werden. (Markus 16,16)

• Wir stehen dazu, dass gemäß der Offenbarung Gottes der Mensch zum Ebenbild Gottes geschaffen wurde und dass die Polarität und Gemeinschaft von Mann und Frau zu dieser Ebenbildlichkeit gehört, wie Jesus Christus es ausdrücklich bestätigt hat. (1. Mose 1,26-28; Matthäus 19,4-6)

• Wir widersprechen der falschen Lehre, gleichgeschlechtliche Beziehungen entsprächen dem Willen Gottes und dürften von den Kirchen gesegnet werden.

Wir sind uns einig, dass im Gegensatz zum postmodernen Denken das Bekenntnis zu Jesus Christus und der Lehre der Apostel mit logischer und theologischer Notwendigkeit die Verwerfung falscher Lehren einschließt.«

Es waren nicht wenige, die sich mit uns vernetzten.1 Wir sind uns einig, dass wir unseren Widerspruch solide begründen wollen. Natürlich wollen wir in den Kirchen etwas verändern. Wir sind allerdings ziemlich skeptisch, ob Kirchenleitungen und Synoden sich für Veränderungen nach Maßgabe der Bibel gewinnen lassen. Sie haben die Mehrheiten und sie haben das Geld der Kirchensteuerzahler. Sie nutzen diese Macht ziemlich rücksichtslos.

Viele Gemeindeglieder, Pfarrer und andere Hauptamtliche halten an der Gültigkeit der Bibel als dem Wort Gottes fest. Sie engagieren sich in ihren Kirchen. Aber sie können und wollen nicht zustimmen, wenn Synoden und Kirchenleitungen gottesdienstliche Segnungen und Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare beschließen. Sie beobachten traurig, wie die Grundlagen des Glaubens infrage gestellt werden: Die leibliche Auferweckung von Jesus wird bezweifelt und bildhaft umgedeutet. Der stellvertretende Sühnetod Jesu am Kreuz wird als überholter Mythos kritisiert. Mission und Evangelisation sind nahezu Schimpfworte geworden oder werden zu sozialen und politischen Aktionen umgedeutet. Das Angebot und der Anspruch, dass Jesus Christus allein der Retter und Erlöser für alle Menschen ist, wird auf dem Altar der Religionsvermischung geopfert.

Konfliktstoff gibt es genug. Scheuen wir die öffentliche Auseinandersetzung? Leider ja. Wir möchten Streit in den Gemeinden vermeiden. Wir sehnen uns nach Harmonie. In der Öffentlichkeit soll Positives über die Kirche berichtet werden. Wir wollen als freundlich, hilfreich und nützlich angesehen werden.

500 Jahre nach der Reformation erinnern wir uns daran, dass harte Auseinandersetzungen nötig waren, um in den Kirchen Schritte in Richtung Erneuerung zu gehen. Wir haben heute eine völlig andere Situation. Wir ringen darum zu verstehen, was die damalige Reformation für uns heute bedeutet. Ich bin überzeugt, dass es richtig ist, das Hauptanliegen der Reformation mit den vier Exklusivpartikeln zusammenzufassen: allein durch Jesus Christus, allein durch die Gnade, allein durch den Glauben, allein durch die Bibel. Die Bedeutung dieser zentralen Themen ist heute höchst umstritten. Ich habe die Hoffnung, dass uns das Reformationsjubiläum zu einer Neubesinnung auf die Kernanliegen veranlasst. Nein, nicht ab ins Museum! Hinein in die Auseinandersetzungen, die uns heute herausfordern! Nur das Evangelium von Jesus Christus, wie es uns in der Bibel bezeugt wird, kann das Leben der Menschen und die Kirchen erneuern.

Um verständlich zu machen, wie es zu der kritischen Lage der Kirchen heute gekommen ist, greife ich auf eine Beschreibung zurück, die Wolfram Kopfermann bereits 1990 in seinem Buch Abschied von einer Illusion, Volkskirche ohne Zukunft vorgelegt hat. Er war Pastor an der Hauptkirche St. Petri in Hamburg und seit 1978 Leiter der »Geistlichen Gemeinde-Erneuerung in der Evangelischen Kirche« (GGE). 1988 verließ er die evangelische Kirche und gründete eine evangelische Freikirche in Hamburg, die Anskar-Kirche, zu der heute sechs Gemeinden in Deutschland zählen.

In seinem Buch unterzieht Wolfram Kopfermann die »Ideologie der Volkskirche« einer radikalen Kritik, der ich in fast keinem Punkt widerspreche. Allerdings gibt es angesichts der geschrumpften und weiter schrumpfenden Größe der evangelischen Kirche keinen wirklichen Grund mehr, von einer Volkskirche zu sprechen. Kopfermann beschreibt die Entwicklung des Pluralismus in den evangelischen Kirchen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es ist nützlich, sich das in Erinnerung zu rufen.

»Vielleicht darf man ohne Romantik behaupten, dass die evangelische Kirche der ersten Nachkriegszeit so etwas wie einen theologischen Grundkonsens besaß. Gewiss, zu einer Erneuerung an Haupt und Gliedern hatte der Zusammenbruch des Dritten Reiches nicht geführt. Die Kirche profitierte von den restaurativen gesellschaftlichen Tendenzen. Aber viele aus der Generation akademischer Lehrer, die damals kommende Pfarrer ausbildeten, ebenso auch zahlreiche Kirchenführer waren Männer mit biblischer Substanz.

In den 50er-Jahren wuchs der Einfluss Rudolf Bultmanns und seiner Schule. […] Bereits Anfang der 50er-Jahre warnte Walter Künneth vor dem theologischen Programm Bultmanns als einer kirchlichen Gefahr; man beachtete Derartiges nicht. […] Die Kirche besaß nicht die geistliche Urteilskraft, die totale Auflösung aller tragenden Aussagen des Evangeliums zu erkennen (der Fetisch Wissenschaft machte dabei seinen unrühmlichen Einfluss geltend), noch weniger, diesem Destruktionsprozess entgegenzutreten.

Spätestens seit den frühen 60er-Jahren begannen sich Sorge und Abwehr besonders im Bereich des Pietismus breitzumachen. Es kam zur Bildung der Bekenntnisbewegung ›Kein anderes Evangelium‹ (Galater 1,6), später zu ähnlich strukturierten Gruppierungen. Geistlich instinktlose Leute brachten den damit aufgebrochenen Gegensatz auf die Formel: hier Universitätstheologie, hier Gemeindetheologie. […] Die evangelische Kirche wurde in den 60er-Jahren sukzessive pluralistisch.

Zwischen dem, was etwa Pfarrer wie Wilhelm Busch, Deitenbeck, Bergmann oder Universitätslehrer wie Künneth, Köberle, Engelland, Michel und übrigens auch Thielicke auf der einen Seite, Rudolf Bultmann und seine einflussreichsten Schüler, besonders der Exeget Ernst Käsemann und der Systematiker Gerhard Ebeling, schulmäßig schwer einzuordnende Leute wie Willi Marxsen, der kreative Heinz Zahrnt und die sprachlich brillante Germanistin Dorothee Sölle vertraten, begab es keine bekenntnismäßige Kongruenz mehr. In dieser Phase, das ist festzuhalten, stritt man um das Verständnis der Bibel unter Berufung auf die Bibel.

Die modischen Theologien, die ab der zweiten Hälfte der 60er-Jahre Beachtung und Einfluss gewannen (politische Theologie, Theologie der Revolution, jene nicht immer leicht greifbare Theologie, die hinter der sogenannten neuen Seelsorgebewegung stand, ökologische Theologie, feministische Theologie u. a.) ließen die noch irgendwie an der Bibel orientierten theologischen Linken der 60er-Jahre geradezu konservativ erscheinen. […]

Im Laufe der 80er-Jahre erweiterte sich das pluralistische Spektrum noch einmal, als z. T. über die ökumenische Bewegung, das Interesse am interreligiösen Dialog wuchs. Die uralte Frage, ob allein Jesus Christus der Weg zu Gott und damit das Christentum wirklich die wahre Religion sei, wurde zunehmend neu gestellt und immer häufiger auch in der Landeskirche verneint. Dies geschah nicht frontal, sondern auf dem Wege der Relativierung (für uns als Christen ist Jesus natürlich der einzige Weg, aber ob er es auch für alle anderen Menschen ist, können wir getrost Gott überlassen) oder mittels der Einladung zu einem wechselseitigen Lernprozess der Weltreligionen. Heute steuert die evangelische Kirche in Deutschland auf einen synkretistischen Pluralismus zu.«2

Bitte beachten: Geschrieben vor einem Vierteljahrhundert! Heute sind wir in diesem Pluralismusprozess schon weiter. Kopfermann bedauert, dass die Kirchenleitungen nicht so viel Realitätssinn gehabt und Richtungsgemeinden zugestanden haben. »Dies hätte allerdings eine ehrliche Anerkennung des faktischen Sieges des Pluralismus und damit das Nicht-mehr-Vorhandensein eines tragenden Konsensus vorausgesetzt.«3

Vergegenwärtigen wir uns: Pluralität ist Vielfalt auf der Grundlage tragender Gemeinsamkeit. Die Kirche muss in diesem Sinne plural sein. Der Pfarrer Wilhelm Busch hat für die Verbindung von Einheit und Vielfalt in der Kirche das Bild der bunten Blütenwiese gebraucht. Pluralismus hingegen bezeichnet »das Nebeneinander sich ausschließender Positionen in der gleichen Sachfrage«4. Eine demokratische Gesellschaft ist pluralistisch. Es ist das erklärte Ziel eines demokratischen Staates, dass in ihm Menschen gegensätzlicher Weltanschauungen – also Atheisten und Christen und Gläubige aller Art – friedlich miteinander leben. Die christliche Kirche aber hat als Fundament das Bekenntnis zum dreieinigen Gott. Ohne dieses Bekenntnis kann man weder Christ noch eine christliche Kirche sein.

Auf diesem Hintergrund wird das ganze Problem deutlich. Kopfermann beschreibt es so:

»Wir haben es in der evangelischen Kirche nicht mit einem relativen, sondern schon mit einem absoluten Pluralismus zu tun. Allerdings hat er bisher nirgends dazu geführt, dass die offiziellen Lehrgrundlagen der evangelischen Landeskirchen geändert wurden. Pfarrer werden weiter bei ihrer Ordination auf die reformatorischen Bekenntnisse verpflichtet. […] Ebenso wird die liturgische Grundstruktur der Gottesdienste im Allgemeinen beibehalten. […] Doch beide Fakten ändern an dem beschriebenen allgegenwärtigen Pluralismus nahezu nichts, weil die Technik der ›Neuinterpretation‹, die Haltung des Außerachtlassens und, wenn auch nicht überall, die Praktizierung offener Kritik der alten Lehrgrundlagen und Glaubenstraditionen diese als beliebig erscheinen lassen.«5

Wolfram Kopfermanns Konsequenz war klar. Er sah keine Möglichkeit, im falschen kirchlichen Rahmen richtige Gemeinde zu bauen. Das entspricht der grundsätzlichen Überzeugung, wie sie der Philosoph Theodor W. Adorno mit dem zum Sprichwort gewordenen Satz »Es gibt kein richtiges Leben im falschen« ausgedrückt hat.6

Kopfermann verließ die evangelische Kirche und gründete eine Freikirche. Ich habe daran nichts zu kritisieren. Überhaupt finde ich den freikirchlichen Weg völlig legitim. Ich war immer wieder in der schwierigen Lage, außerhalb Europas Menschen zu erklären, was eine evangelische Landeskirche ist, wie wir sie in Deutschland kennen.

Dass ein ganzes Land quadratmeterweise in Pfarrbezirke – evangelische und römisch-katholische – eingeteilt ist und dass auch Menschen zur Kirche gehören, die nie einen Gottesdienst besuchen und auch gar nicht an Gott glauben wollen, das verstehe, wer will. Die Menschen verstehen überall in der Welt unter einer christlichen Kirche eben eine Gemeinschaft von Menschen, die an Jesus Christus glauben. Also, von mir kommt keine Kritik am freikirchlichen Weg.

Aber ich muss mich natürlich fragen lassen und frage mich auch selbst, wieso ich in der evangelischen Kirche bin und bleiben will, obwohl ich die Kritik an ihrem praktizierten Pluralismus teile. Hat Adorno doch recht? Gibt es kein richtiges Leben im falschen? Das richtige Leben in der Gemeinde des Jesus Christus hier und jetzt ist immer noch von der Sünde gezeichnet. Das richtige Leben ohne Fehler und Sünde, ohne »Flecken und Runzeln« wird es erst in Gottes neuer Welt geben. Weil das Reich Gottes mit Jesus zu uns gekommen ist, gibt es auch jetzt schon in aller Vorläufigkeit das richtige Leben.

Wolfram Kopfermann war bekannt, dass es in den evangelischen Kirchen die Gemeinschaftsbewegung und ihre vielen freien Werke gibt. Sie arbeiten nach dem Grundsatz, den der Bonner Theologieprofessor Theodor Christlieb (1833–1889) geprägt hat: »Wir stehen in der Kirche, arbeiten wenn möglich mit der Kirche, stehen aber nicht unter der Kirche.« Kopfermann bezichtigte die Gemeinschaften der »ekklesiologischen Halbherzigkeiten« und schreibt: »An dieses Konzept sind nicht von pragmatischen Überlegungen her, sondern aufgrund des neutestamentlichen Kirchenverständnisses Fragen zu richten«7, was er dann auch tat.

In diesem Buch wird es um diese »ekklesiologischen Halbherzigkeiten« gehen. Das will ich von vorneherein klar sagen. Ich werde gar nicht versuchen, eine theologische Rechtfertigung der evangelischen Landeskirchen mitsamt ihrem Parochial- und Kirchensteuersystem zu geben. Dass das alles historisch so geworden ist, rechtfertigt theologisch nichts.

Was habe ich zu bieten? Eine naive biblische Sicht der Christusnachfolge und der Gemeinschaft der Jesusnachfolger? Ja, ich stimme dem berühmten Satz des Grafen Zinzendorf zu: »Ich statuiere kein Christentum ohne Gemeinschaft.« Habe ich im Folgenden nur Halbherzigkeit zu bieten? Sicherlich nur Bruchstückhaftes. Aber die Hoffnung, die der auferstandene Jesus uns schenkt, bewirkt auch, dass ich halbe Sachen mit ganzem Herzen tue. Ich halte mich gern an den Schlusssatz des Apostels Paulus in seinem großen Auferstehungskapitel: »Darum, meine lieben Brüder und Schwestern, seid fest und unerschütterlich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, denn ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn« (1. Korinther 15,58).

So habe ich ein durchaus positives Verhältnis zu den Bruchstücken. Ich kann nur Puzzleteile suchen und zusammensetzen. Ich tue das in der Hoffnung, dass der Herr das ganze Bild vollenden wird. So lebe ich fröhlich und getrost mit dem Vorläufigen, manchmal auch seufzend. Wenn ich einigen auf diese Weise Mut machen kann, hat dieses Buch seinen Zweck erfüllt.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

KAPITEL 1Ich glaube an die heilige christliche Kirche

Ich habe eine starke Überzeugung, dass die christliche Kirche ein Wunder und ein Geschenk Gottes an die Welt ist. In diesem ersten Kapitel will ich dieses Wunder beschreiben.

In fast jedem evangelischen Gottesdienst spricht die Gemeinde das Apostolische Glaubensbekenntnis. Man spricht es gemeinsam, aber jeder sagt »ich glaube«: »Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn. […] Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen […].«

Glaube ich an die heilige christliche Kirche wie an Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist? Ja. Genauso wie »an die Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben«.

Wieso aber ist die Kirche heilig? Trotz der konfessionellen Spaltungen? Trotz der Streitereien in Gemeinden? Trotz aller Missbrauchs- und Finanzskandale? Und welche Kirche ist denn gemeint? Die römisch-katholische Kirche, die evangelischen Landeskirchen, die Freikirchen, die orthodoxen Kirchen – koptisch, griechisch, russisch …?Ich glaube daran, dass alle, die durch Jesus Christus mit Gott versöhnt sind, zum Leib des Jesus Christus gehören. Egal in welchem Land sie leben, welche Sprache sie sprechen, von welcher Kultur sie geprägt wurden. Sie versammeln sich in kleinen und großen Gruppen. Sie organisieren sich auf unterschiedliche Weise. Sie feiern Gottesdienste in unterschiedlichen Formen. Millionen loben und dienen Gott in dieser Zeit auf dieser Erde. Millionen, die bereits gestorben sind, loben und dienen Gott jetzt in der unseren Augen unsichtbaren Welt Gottes.

Diese Kirche ist heilig, weil sie zu dem dreieinigen Gott gehört. Heilige sind keine moralisch besseren Menschen, sondern sie gehören ganz und gar zu Gott. Die Gemeinschaft der Heiligen bezeichnet also alle, die durch Jesus Vergebung der Sünden empfangen haben und sich zu ihm als Herrn bekennen. Sie sind in einer Lebensgemeinschaft noch enger verbunden als die Mitglieder einer Familie. Die Bibel nennt diese Gemeinschaft den Leib des Jesus Christus. Jedes Organ und jeder Körperteil ist lebensnotwendig dauernd mit dem ganzen Körper verbunden. Wer Jesus vertraut, gehört zu dieser Gemeinschaft.

Ich freue mich an großen und kleinen lebendigen Gemeinden in Landes- und Freikirchen. Ich habe mit Freude Gottesdienste in Gemeinden in vielen europäischen Ländern, in Asien, Afrika, Nord- und Südamerika gefeiert. Mich begeistert die Tatsache, dass heute Gemeinden in Ländern entstehen, in denen die Christen noch vor Kurzem ausgerottet werden sollten wie in China. Ich staune darüber, dass christliche Gemeinden gerade in Ländern entstehen, in denen sie verfolgt werden.

Die weltweite Kirche – der Leib des Jesus Christus – ist sichtbar. Menschen aus Fleisch und Blut bekennen sich zu Jesus, versammeln sich, feiern Gottesdienste, helfen einander und anderen Menschen, auch wenn die nicht an Gott glauben. Die weltweite Kirche ist keine theologische Idee, sie ist eine Gemeinschaft, die wirklich lebt.

Es ist nicht meine Aufgabe, über einzelne Personen zu urteilen, ob sie wirklich dazugehören oder nicht, ob ihr Glaube echt ist oder nicht. Ich glaube denen, die sich zu Jesus Christus bekennen, ihren Glauben. Wir Menschen sehen nur, was vor Augen ist. Gott sieht das Herz an.

Jesus hat gesagt, dass auf dem Erntefeld Gottes Weizen und Unkraut miteinander wachsen. Gott wird im Gericht das Unkraut vom Weizen trennen (vgl. Matthäus 13,24-30.36-43). Das ist also nicht unsere Sache. Es gab und gibt immer wieder Versuche, sogenannte »reine« Gemeinden herzustellen. Das endet immer in Heuchelei, Hochmut und Anmaßung.

Jesus sagt in der Bergpredigt, dass uns am Ende der Geschichte noch Überraschungen bevorstehen:

»Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Machttaten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, die ihr das Gesetz übertretet!« (Matthäus 7,21-23)

Jesus sagt uns zugleich sehr klar, wie Menschen gerettet werden: »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen« (Johannes 5,24). Jesus sagt, dass es ein Gericht, einen neuen Himmel und eine neue Erde, aber auch eine ewige Verdammnis geben wird. Also sind wir verpflichtet, diese Botschaft den Menschen in gleicher Klarheit weiterzusagen. Jesus allein ist der Retter. Allein durch ihn werden wir mit Gott versöhnt. Er sagt: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich« (Johannes 14,6).

Mit Abraham fing es an

Wir sagen »Kirche« und meinen ein Gebäude oder eine Großorganisation. In der Bibel geht es aber zuerst und vor allem um die Versammlung des Volkes Gottes. Das Volk Gottes entstand mit der Berufung Abrahams:

»Und der Herr sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.« (1. Mose 12,1-3)

Gott beginnt mit Abraham, Isaak und Jakob. Die zwölf Söhne Jakobs werden die Stammväter der zwölf Stämme, die zum Volk Israel gehören. Gott führt Israel durch die Jahrhunderte. Er gebraucht dabei Mose und Josua, die Richter, die Könige und Propheten. Gott bleibt seinem Bundesvolk Israel treu, obwohl das oft untreu wurde. Gott verheißt seinem Volk den Messias. Dieses Versprechen erfüllt er mit Jesus.

Durch den Messias (griechisch: Christus) Jesus macht Gott wahr, was er Abraham versprochen hat: »In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden« (1. Mose 12,3). Der Bund Gottes mit Israel wird nicht gekündigt, sondern für die Völker geöffnet. Dieses Wunder ist durch den Messias Jesus geschehen.

Paulus erinnert die Gemeinde in Ephesus daran, dass sie von Natur aus nicht zum Volk Gottes Israel gehörten (vgl. Epheser 2,11-14).

Der Bund wurde für die Völkerwelt geöffnet. Die Berufung Abrahams hatte von Anfang an ein internationales, globales Ziel. Wenn Luther in seiner Bibelübersetzung »Heiden« schreibt, steht im hebräischen und griechischen Urtext »Völker«. Gemeint sind die Völker außerhalb des Bundesvolkes Israel.

Im Neuen Testament, das ursprünglich in Griechisch geschrieben ist, gibt es nur ein Wort für Kirche und Gemeinde: ekklesía. Das ist die Versammlung. Die Volksversammlung des Volkes Gottes. Kirche ist also in der Bibel nicht ein Gebäude, auch keine Großorganisation. Überhaupt ist die Organisationsform zweitrangig. Wichtig aber ist, dass wir begreifen: Das Volk Israel und die Menschen, die aus den Völkern durch Jesus in den Bund aufgenommen wurden, bilden eine Einheit.

Zuerst bestand die Gemeinde der Jesusnachfolger in Jerusalem nur aus Juden und Sympathisanten der jüdischen Synagogen-Gemeinden, die zu einem der großen jüdischen Feste nach Jerusalem gepilgert waren. Bald aber kamen auch Nichtjuden dazu. Die Apostel rangen einige Zeit um die Beantwortung der Frage: Können Nichtjuden Jesus nachfolgen und zum Volk Gottes gehören, ohne beschnitten zu werden und alle Vorschriften der Tora – auch die Speisegebote und Reinheitsgebote – zu befolgen? Die Antwort war: Ja.

Bald aber verstanden manche Christen nicht mehr, dass Israel Gottes Bundesvolk bleibt, dem Gott weiterhin die Treue hält. Sie hatten erlebt, wie ein Teil der Juden Jesus ablehnte. In der Kirche entwickelte sich sogar Judenfeindschaft. Juden wurden als Gottesmörder beschuldigt und beschimpft. Die schrecklichen Folgen bis zur Judenvernichtung durch die Nazis sind bekannt.

Paulus musste schon im Brief an die römische Gemeinde erklären, wie das Verhältnis der christlichen Gemeinde zum jüdischen Volk ist. Er gebraucht dazu den Vergleich mit dem Ölbaum, in dessen Stamm einige Zweige ausgebrochen und andere Zweige eingepfropft werden (vgl. Römer 11,17-24).

Wir Christen aus den Völkern lieben Israel, weil sich an diesem Volk die voraussetzungslose Liebe und Treue Gottes bewiesen hat und in Zukunft beweisen wird. Paulus berichtet das Geheimnis, das ihm von Gott offenbart wurde: »Ich will euch, Brüder und Schwestern, dieses Geheimnis nicht verhehlen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, bis die volle Zahl der Heiden hinzugekommen ist. Und so wird ganz Israel gerettet werden« (Römer 11,25-26).

Wir leben von derselben Liebe und Treue Gottes. Sie hat uns gerettet und bringt uns zum Ziel. Wenn wir die bleibende Verbundenheit mit dem jüdischen Volk nicht wahrnehmen, verstehen wir nicht wirklich, was die heilige christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen ist.

Eine besondere Freude ist es zu sehen, dass in unserer Zeit die Zahl der Juden wächst, die Jesus als ihren Messias anerkennen und ihm folgen – innerhalb und außerhalb des Landes Israel. Sie nennen sich heute messianische Juden, nicht Christen. Sie wollen damit deutlich machen, dass sie nicht vom Judentum zum Christentum, von einer Religion zu einer anderen, übergetreten sind. Sie sind durch Jesus zur Erfüllung der Verheißung Abrahams gekommen. Sie entfremden sich durch ihre Jesusnachfolge nicht vom Bundesvolk Israel, sondern finden in Jesus ihre Bestimmung als Juden. Eine besondere Gnade Gottes sehen wir darin, dass heute auch in Deutschland die messianischen Gemeinden wachsen.

Kennzeichen der Kirche

Wie viele Menschen sind nötig, damit man von der Kirche oder von einer Gemeinde des Jesus Christus sprechen kann? Jesus hat gesagt: »Wahrlich, ich sage euch auch: Wenn zwei unter euch einig werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen« (Matthäus 18,19-20). Das ist klar. Wo Menschen sich im Namen von Jesus versammeln, ist Jesus bei ihnen. Zwei reichen aus. Und wo Jesus ist, da ist Kirche.

Bekehrung und Taufe

Fünfzig Tage nach der Auferweckung von Jesus entstand in Jerusalem am Pfingstfest, dem jüdischen Fest Schawuoth, die erste Gemeinde aus Juden und Leuten, die mit dem Judentum sympathisierten. Wir lesen den Bericht darüber im 2. Kapitel der Apostelgeschichte. Dort sind auch die wichtigsten Kennzeichen der Kirche beschrieben: Die Apostel verkündigten das Evangelium von Jesus Christus. Die Menschen, die dem Evangelium antworteten und umkehrten, bekannten ihre Sünden und wurden zum Zeichen dafür, dass sie Vergebung der Sünden und den Heiligen Geist empfangen haben, getauft. Durch die Taufe wurden sie ganz unter die Herrschaft von Jesus Christus gestellt. Mit diesen Schritten beginnt die Kirche.

Dann lesen wir, was das Leben dieser Gemeinde ausmachte:

»Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen. Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. […] Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.« (Apostelgeschichte 2,41-42.44-47)

Die Lehre der Apostel

Die Lehre der Apostel besteht aus den Berichten der Augen- und Ohrenzeugen der Offenbarung Gottes in Jesus. Die Lehre der Apostel ist die Grundlage der Kirche. Die neuen Gläubigen wollten Jesus, dem sie ihr Leben anvertraut hatten, besser kennenlernen. Die Apostel berichteten, was Jesus gesagt und getan hatte. Sie berichteten von seinem Sterben und seiner Auferweckung. Sie berichteten, was Jesus sie in den drei Jahren vor seiner Kreuzigung und in den vierzig Tagen nach seiner Auferstehung gelehrt hatte. Jesus hatte ihnen anhand der Schriften des Alten Testamentes erklärt, dass die ganze Geschichte Gottes mit der Welt und besonders mit Israel auf ihn, den Messias, zulief (vgl. Lukas 24,25-27).