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Eins möchte ich vorausschicken:
Wer jetzt Rezepte mit Gramm und Teelöffelangaben erwartet, der ist hier falsch. Diese Rezepte gibt es zuhauf. Fast jedes Kochbuch hat eine Rubrik mit Einkochrezepten und Tipps zum Einfrieren und das Internet ist voll davon.
Was ich hier aufschreiben möchte, sind Faustregeln, die in keinem Kochbuch stehen, Erfahrungen, die ich im Laufe der Jahre gemacht habe, und ein paar ganz besondere Rezepte, die man nicht überall findet.
Woher ich diese Tipps habe?
Da war zunächst einmal meine ostpreußische Großmutter, die alles, aber auch wirklich alles über die Vorratshaltung wusste und ihr Wissen gerne an ihre eigenen Kinder, später auch an die Enkelkinder weitergab.
Dann war da meine Mama, die diese Erfahrungen in die (damals) moderne Zeit übernahm, entsprechend abwandelte und auch wieder eigene Erfahrungen dazusteuerte.
Inzwischen kommen auch von mir mehr als 40 Jahre Küchenerfahrung dazu, denn wie meine Mama und meine Oma werkele ich für mein Leben gern in der Küche herum und probiere alles aus.
Irgendjemand hat mich mal gebeten, ein paar Tipps zusammenzufassen und aufzuschreiben.
Was dabei herauskam, ist eine ziemlich witzige Mischung aus alten und neuen Möglichkeiten der Vorratshaltung, die ich jetzt an meine Tochter und meine Enkeltochter weitergebe.
Viel Spaß beim Lesen – und vielleicht auch beim Nachkochen.
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Veröffentlichungsjahr: 2015
Allgemeines
Die Frage, ob sich einmachen noch lohnt, möchte ich hier mit einem klaren: „Kommt ganz drauf an!“ beantworten.
Wer einen Gemüsegarten bewirtschaftet, für den lohnt es sich in jedem Fall, zumal Gemüse heutzutage nicht mehr in Gläsern eingemacht, sondern meist eingefroren wird. Das Gemüse allerdings frisch zu kaufen, um es dann einzufrieren ist meiner Meinung nach überflüssig. Es gibt so viele, zum Teil wirklich günstige und trotzdem absolut hochwertige Tiefkühlgemüsesorten, die Arbeit lohnt sich wirklich nur dann, wenn Saisongemüse zu einem Spottpreis angeboten wird.
Bei Marmelade ist das anders. Da schmeckt die selbst gemachte einfach um Welten besser (es sei denn, man kauft die überteuerten Edelprodukte). Außerdem ist es mit Hilfe der Gelierzuckersorten möglich, auch mal kleine Mengen zu Marmelade zu verarbeiten, z.B. wenn man mal ein paar Pfund günstiges Saisonobst erwischt oder von einem netten Nachbarn einen Eimer Pflaumen oder Äpfel geschenkt bekommt.
Einmachen kostet Geld.
Man benötigt schon entsprechende Utensilien, da sind die Gläser, Gummiringe (oder Schraubgläser), Folien und ein Folienschweißgerät, Gewürze, Essig, Zucker – und auch der vermehrte Stromverbrauch ist nicht zu vergessen.
Meine Omi hatte eine schöne Möglichkeit gefunden, wie man die Kosten, die zur Einmachzeit zusätzlich anfallen, prima bewältigen kann.
Für alles, was im Vorratskeller gelagert war, entstanden ja keine Kosten mehr. Immer dann, wenn ein Einmachglas leer gegessen und gespült war, hat sie in jedes Glas zwei Groschen (später war es dann ein Fünfzigpfennigstück) gelegt, bevor es wieder in den Keller wanderte. So belastete der Kauf von Zucker und anderen Utensilien die Haushaltskasse nicht übermäßig, wenn wieder mal ganz plötzlich die Einmachzeit über uns hereinbrach.
Einmachen macht Arbeit.
Gemüse muss geputzt, gewaschen und blanchiert werden.
Obst wird gewaschen, entkernt, geschnippelt oder mit der Küchenmaschine püriert, zu Marmelade verkocht, in Gläser eingekocht oder zu Saft verarbeitet. Verfärbte Finger und massakrierte Fingernägel bleiben nicht aus. Der Arm tut weh vom vielen Rühren und die Beine schmerzen vom Stehen am Herd. Aber es macht einen Riesenspaß (vor allen Dingen, wenn man das nicht alleine machen muss). Es klönt sich niemals besser als beim Pflaumenentkernen......................
Einmachzeit ist nicht planbar.
Obst und Gemüse müssen dann verarbeitet werden, wenn sie reif sind. Mit schöner Regelmäßigkeit wirft ein Wäschekorb voll Äpfel, von einem netten Menschen zur freien Verfügung gestellt, selbst den bestens organisierten Haushalt komplett über den Haufen. Wenn man nicht will, dass das Obst innerhalb kürzester Zeit verdirbt, sollte man alle zur Verfügung stehenden Kräfte mobilisieren, Zentrifuge, Dampfentsafter, Gläser usw. aus dem Keller holen und loslegen. Das Kaffeetrinken mit Frau Nachbarin oder der geplante Schwimmbadbesuch rücken ein paar Tage nach hinten – Einmachen geht immer vor.
Einmachen macht Dreck.
Sollte man zufällig grade einen Hausputz geplant haben, wenn einen die Einmachzeit überfällt - das ist günstig, denn der ist nach der Orgie sowieso fällig.
Wenn ich einmache, klebt bei mir die ganze Küche. Man braucht einen Aufwand an Geschirr, das ist abenteuerlich. So schnell, wie man die Plastikschüsseln schmutzig macht, kommt die Spülmaschine mit dem Spülen gar nicht nach. Und da beim Einmachen Sauberkeit oberstes Gebot ist, spült man sich bei so einer Aktion um Kopf und Kragen.
Aber glaubt mir eins, die im Vorratskeller aufgereihten Saftflaschen und Marmeladengläser, der Stapel tiefgekühlter Blechkuchen und eine Truhe voll Gemüse macht einen schon stolz.
Ein Blech frischer Pflaumen- oder Apfelkuchen (zum Auftauen kurz in den Backofen geschoben) mitten im tiefsten Winter ist einfach nur ein Genuss.
Für mich hat sich Einmachen immer gelohnt. Ob es jetzt wirklich billiger ist, kann ich nicht beantworten, ich hab das nie ausgerechnet. Gelohnt hat es sich, weil alles so schmeckt, wie wir es mögen – und weil wir wissen, was drin ist.
Gelohnt hat es sich, weil man zwar in der Einmachzeit einen Haufen Arbeit hat, aber hinterher nur noch zugreifen muss.
Wir (das geht meiner Tochter Steffi genau wie mir) haben ein diebisches Vergnügen, wenn wir mal wieder eine Fuhre Selbstgemachtes in den Keller schleppen.Irgendwann sind die verfärbten Finger wieder normal und auch die Fingernägel wachsen ganz von selber nach.
So, und jetzt schreib ich einfach mal auf, was mir zu Marmelade, Saft und anderem Eingelegtem so einfällt.