Was Sie dachten, NIEMALS über die USA wissen zu wollen - Cornelia Lohs - E-Book

Was Sie dachten, NIEMALS über die USA wissen zu wollen E-Book

Cornelia Lohs

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Beschreibung

Verstehen Sie Baseball? Nein? Dann werden Sie die USA niemals verstehen! Fast genauso kompliziert wie die Regeln des amerikanischen Nationalsports ist das Wahlsystem, bei dem die eigentlichen Gewinner am Ende leer ausgehen. Wussten Sie, dass Politik und Religion miteinander verknüpft sind, im Grunde nur protestantische Präsidentschaftskandidaten eine reelle Chance haben und dass in einigen Staaten Atheisten kein öffentliches Amt übernehmen dürfen? Dass ein Schwabe Hollywood erfunden hat, es in Montana für die Kuh 3:1 steht und eine Universität in Michigan die Lizenz zur Einhornjagd vergibt? Im Land der nicht ganz so unbegrenzten Möglichkeiten droht bei einem Spaziergang Verhaftung, ist Biertrinken auf der Straße ein No-Go und Alkohol unter 21 Jahren erst gar nicht erlaubt. Dafür können Dreijährige Bürgermeister werden, der Russe steht vor der Tür und täglich grüßt der Fahneneid. In 55 humorvollen Kapiteln klärt Cornelia Lohs über Dinge auf, die man als Nichtkenner der USA oder Reisender oft gar nicht über die USA weiß.

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Die freie Journalistin und Buchautorin Cornelia Lohs ist an über 100 Tagen im Jahr in der Welt unterwegs, verfasst Reiseführer und schreibt Reportagen und Features für diverse Medien. Fünf Jahre lang lebte sie »teilzeit« in Michigan und lernte die USA bei vielen Reisen quer durchs Land kennen - von der Bürokratie über politische Fund-Raising-Partys bis hin zu Treffen mit Baseball-Legenden. 2014 heiratete sie ihren amerikanischen Lebensgefährten in Dänemark, der es in Deutschland viel spannender fand als in seiner Heimat und fortan lieber hier lebte. Zumal die Heimat seiner Vorfahren, Irland, weniger als zwei Flugstunden entfernt liegt.

CORNELIA LOHS

Was Sie dachten

NIEMALS

über

DIE USA

wissen zu wollen

55 Einblicke ins Land der nicht ganzso unbegrenzten Möglichkeiten

© Conbook Medien GmbH, Neuss, 2022

Alle Rechte vorbehalten.

www.conbook-verlag.de

Einbandgestaltung: Weiß-Freiburg GmbH, Grafik und Buchgestaltung

unter Verwendung der Motive von Glen Jones/Shutterstock.com und

Jim Parkin/Shutterstock.com

Satz: Röser MEDIA, Karlsruhe

Druck und Verarbeitung: Multiprint, Bulgarien

Die in diesem Buch dargestellten Zusammenhänge, Erlebnisse und Thesen entstammen den Erfahrungen und/oder der Fantasie der Autorin und/oder geben ihre Sicht der Ereignisse wieder. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen, Unternehmen oder Institutionen sowie deren Handlungen und Ansichten sind rein zufällig. Die genannten Fakten wurden mit größtmöglicher Sorgfalt recherchiert, eine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit können aber weder der Verlag noch die Autorin übernehmen. Lesermeinungen gerne an [email protected].

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Für meinen Mann, Patrick Mears

INHALT

Vorwort

1. Für manche bieten die USA unbegrenzte Möglichkeiten, für andere nur unmögliche Begrenztheit

2. Die Amerikaner haben den kompliziertesten Nationalsport

3. Englisch ist nicht die offizielle Landessprache der USA

4. Amerika hatte mal einen Kaiser

5. In den USA sind Politik und Religion miteinander verquickt

6. In den USA können Kinder Bürgermeister werden

7. Beim amerikanischen Wahlsystem blickt keiner durch

8. In einigen US-Staaten dürfen Atheisten kein öffentliches Amt übernehmen

9. Der Russe steht vor den Toren der USA

10. Super Bowl – die amerikanische Nation steht still

11. »Fluchen und Spucken gegen den Wind verboten« und andere seltsame US-Gesetze

12. Beim Spaziergang in den USA droht Verhaftung

13. Schlaglöcher kurbeln die amerikanische Autoindustrie an

14. Mitunter wird auch ein Vizepräsident zum Mörder

15. Mieterschutz? Nicht in den USA!

16. Wer in den USA einen Zehn-Dollar-Schein in der Tasche und keine Schulden hat, ist reicher als der Durchschnittsamerikaner

17. Die Amerikaner haben eine Flaggenmacke

18. Die amerikanische Flagge ist das Design eines Teenagers

19. In den USA grüßt täglich der Fahneneid

20. In den USA kann der Gang zum Briefkasten gefährlich werden

21. Ben & Jerry’s haben in den USA ihren eigenen Friedhof

22. Wer in den USA hat, der gibt

23. Kein Amerikaner, ein Schwabe hat Hollywood erfunden

24. Die Library of Congress archiviert alle Tweets, die in den USA abgesetzt werden

25. Uncle Sam war mal ein Etikett der U.S. Army

26. Die amerikanische Mafia lebt in New Jersey

27. Ein Mann aus Angola wurde zum ersten schwarzen Sklavenbesitzer der USA

– Warum Sie immer wieder in die USA reisen sollten

28. Bis 1924 waren die Indianer keine Bürger der USA

29. Buffalo Bill war der erste Reality-Show-Star der USA

30. Antichrist und Apokalypse stehen in den USA hoch im Kurs

31. In den USA gibt es eine Lizenz zur Einhornjagd

32. Deutsche Einwanderer waren Mitbegründer der amerikanischen Arbeiterbewegung in Chicago

33. Der Deutsche, der Amerika erobern wollte

34. Die unbegrenzt vielen Möglichkeiten, in den USA zu klagen und verklagt zu werden

35. Aliens schweben vorzugsweise über den USA

36. Ein US-Präsident erfand den Drehstuhl und andere nützliche Dinge

37. Spring Break – amerikanische Studenten lassen die Sau raus

38. 4 : 1 für die Kuh im US-Staat South Dakota

39. Der amerikanische Präsident Theodore Roosevelt war mal Cowboy

40. Die Amerikaner verleihen Pferden militärische Ränge

41. Im US-Staat Kentucky ersaufen die Menschen in Bourbon

42. Die Melodie der amerikanischen Nationalhymne stammt von einem britischen Trinklied

43. Der Champion der kuriosesten Weltrekorde ist ein Amerikaner

44. Die USA wurden einmal klammheimlich von einer Frau regiert

45. Die Heiligen in den USA stehen politisch links

46. In den USA werden für die schrägsten Ideen Patente vergeben

47. Die Waschmaschinen in den USA haben nur eine begrenzte Waschkraft

48. Die Amerikaner spielen gerne Bürgerkrieg

49. In den USA gehen auch Metropolen insolvent

50. Ein amerikanischer Präsident schaffte es in die National Wrestling Hall of Fame

51. Fast, aber nur fast, hätten die USA mal eine gesetzliche Krankenversicherung bekommen

52. Die Obsession der Amerikaner mit Baseballkappen

53. Die Amerikaner tun sich schwer mit Fremdsprachen

54. Die Russen lieben die Grüne Partei Amerikas

55. In den USA wurden Orte auch schon mal von Kommunisten und Sozialisten regiert

VORWORT

Als ich zwölf Jahre alt war, war ich Fan amerikanischer Fernsehserien, was dazu führte, dass ich unbedingt in den USA leben wollte. Ich war fasziniert vom American Way of Life – zumindest von dem Lifestyle, den ich auf dem Bildschirm sah. Und sowieso schien mir dort alles so viel schöner, größer und weiter als im heimatlichen Neckartal! Ich lernte wie eine Besessene Englisch, war bald die Klassenbeste in diesem Fach und hörte im Radio den (heute legendären) US-Militärsender AFN (American Forces Network). Mit zehn Jahren wollte ich Schriftstellerin werden – mit zwölf stand mein Berufswunsch fest: Reporterin in den USA! Das änderte sich, als ich 15 war und Italienisch lernte – AFN war out, italienische Radiosender in.

Gut, amerikanische Romane verschlang ich weiterhin im Original, und mein Newsweek-Abo gab ich auch nicht auf, aber bis zu meiner ersten USA-Reise sollten noch ein paar Jahre vergehen. Zunächst waren Studium, Beruf und Familienplanung angesagt. Meine jüngere Schwester war inzwischen in die USA ausgewandert. Als ich sie endlich zusammen mit meinem Sohn Francesco in Long Beach besuchte, waren sieben Jahre vergangen. Ich war begeistert von Kalifornien, der Weite, den endlosen Stränden und der ansteckend guten Laune der Menschen. Im Jahr darauf flogen wir nach New York City und wären am liebsten geblieben.

Als ich ein paar Jahre später meinen heutigen Ehemann kennenlernte, fing ich an, zwischen Frankfurt und Detroit zu pendeln. Pat lebte und arbeitete als Anwalt in Grand Rapids, Michigan. Ich blieb drei Monate im Sommer, zwei im Winter und hatte plötzlich zwei »Zuhause«. Wenn ich dort war, reisten wir viel – ich schloss Bekanntschaft mit Land und Leuten von Ost nach West und Nord nach Süd und habe die USA als Reiseland lieben gelernt.

Als zeitweise »Einwohnerin« bin ich jedoch oft verzweifelt. Die Freundlichkeit, die mir überall entgegenschlug, empfand ich bald als oberflächlich. Floskeln wie »Come over for a coffee« (Komm auf einen Kaffee vorbei) nahm ich anfangs ernst und wunderte mich über die Verwunderung der Gastgeberin, wenn ich tatsächlich vor der Tür stand. »Es ist eine nur eine Floskel, die nicht mehr bedeutet als ›Bis dann‹«, erklärte mir Pat. Ich hatte manchmal keine Lust, zigmal am Tag auf »How are you?« mit dem erwarteten »Great, thank you. How are you?« zu antworten. Ganz besonders nicht dann, wenn ich mal nicht so gut gelaunt war. Weil ich vielleicht gerade mal wieder mit dem Fahrrad in ein Schlagloch geraten war (siehe Kapitel 15), ich von einem Baseball getroffen wurde (siehe Kapitel 2), die Waschmaschine ein Lieblingsshirt ruiniert hatte (siehe Kapitel 47) oder ich beim Gang zum Briefkasten auf dem Glatteis ausgerutscht war (siehe Kapitel 20). Und manchmal war ich einfach nur genervt, weil mich mal wieder die Polizei bei einem Spaziergang angehalten hatte und ich erklären musste, warum ich zu Fuß ging (siehe Kapitel 12).

Ich liebe Geschichten. In den USA hatte ich das Glück, großartige Geschichtenerzähler zu treffen: auf Dinner- und Fundraising-Partys, im Coffeeshop in Chicago, im Taxi, beim Frühstück in B&Bs und an anderen Orten. Ich kam ins Gespräch mit Ufo-Gläubigen (siehe Kapitel 35), einem Arzt und seiner Frau aus South Dakota, die mir von der Übermacht der Kühe erzählten (siehe Kapitel 38), einer Kommunistin, die von Dorothy Day schwärmte (siehe Kapitel 45), und als ich mal vor einem Gerichtssaal in Detroit auf Pat wartete, der gerade einen Klienten verteidigte, erzählte mir die Frau, die neben mir saß, von abstrusen Gesetzen, die immer noch in Kraft sind (siehe Kapitel 11). Geschichten wie diese recherchierte ich später – sie sind Teil dieses Buches.

Dass ich ganz in die USA ziehen würde, stand nie zur Debatte. Schon gar nicht, weil Pat lieber in Europa leben wollte – er hat irische Vorfahren und Irland war eigentlich als Lebensmittelpunkt gedacht. Aber das ist eine andere Geschichte.

PS: Nehmen Sie den Titel des Buches nicht zu ernst und reisen Sie trotzdem in die USA!

1Einwanderung

FÜR MANCHE BIETENDIE USA UNBEGRENZTEMÖGLICHKEITEN, FÜRANDERE NUR UNMÖGLICHEBEGRENZTHEIT

»Die USA sind das Land der unbegrenzten Möglichkeiten«, schwärmte der Berliner Bankier Ludwig Max Goldberger, der 1901/02 durch die USA reiste, um das Wirtschaftsleben der Vereinigten Staaten zu studieren. Seine Eindrücke hielt er in dem 1903 erschienenen Buch Land der unbegrenzten Möglichkeiten fest und prägte mit dem Titel den Beinamen der USA. »Die wirtschaftliche Entwicklung Amerikas (…) macht von Tag zu Tag neue und ungeahnte Fortschritte. Die Schätze, die der Boden erzeugt, und die Schätze, die unter der Erde gehoben werden, sind märchenhaft. Die maschinell-technische Ausrüstung scheint unübertrefflich«, so Goldberger, warnte aber auch: »Europa muss wach bleiben.«

Es war die Zeit von John D. Rockefeller (1839–1937), der es vom Hilfsbuchhalter zum Gründer der Standard Oil Company schaffte, dem damals größten Erdölraffinerie-Unternehmen der Welt, und von Andrew Carnegie (1835–1919), der es vom Spuler in einer Baumwollspinnerei zum Stahlmagnaten und zu einem der reichsten Männer seiner Zeit brachte. Rockefeller wurde zum ersten Milliardär der Welt. Auch bettelarme deutsche Immigranten brachten es zu Reichtum. So Johann Jakob Astor (1763–1848) aus der Kurpfalz, der mit Pelzhandel und Immobilien als John Astor zum ersten Multimillionär der USA wurde – Jahrzehnte vor Carnegie und Rockefeller.

Zwischen 1860 und 1900 stieg die Zahl der Industriebetriebe von 140.000 auf über 500.000. Golden Age nannte man die Jahre von 1866 bis 1890. Golden waren sie allerdings nur für die Wohlhabenden. Average Joe (Otto Normalverbraucher) bekam vom Reichtum nichts ab und fand auch bald den Sündenbock: die Einwanderer. Die kamen zwischen 1860 und 1900 in Massen, sodass sich die Bevölkerung in nur 40 Jahren von 31 auf 76 Millionen verdoppelte. Joe Average sah in den Neuankömmlingen vor allem eines: Lohndrücker.

Bereits Mitte des 19. Jh. war die Native American Party entstanden, die sich bald »Know Nothing« nannte, denn wer Mitglied werden wollte, musste einen Eid schwören, nichts zu wissen, sollte ihn jemand über die Partei ausfragen. Mitglied werden durften weiße protestantische Männer englischer Herkunft. Allerdings nicht nur, denn erster Parteiführer 1844 war der jüdische Politiker Lewis Charles Levin, bekennender Anti-Katholik. Einerseits befürchteten Anhänger der Partei, dass »moralisch und rassisch minderwertige deutsche und irisch-katholische Einwanderer« den Lebensunterhalt und die Freiheit der in den USA geborenen Protestanten bedrohten, andererseits dass die katholische Einwanderung Teil einer Verschwörung des Vatikans sei.

Neben Polen, Russen und Südeuropäern waren vor allem die irischen Katholiken die größten Sündenböcke. Man nannte sie Negroes turned inside-out, white niggers und Irish monkeys – in vielen Cartoons und Illustrationen wurden sie als Affen dargestellt. »No Irish, no blacks, no dogs« las man an Häusern, die Zimmer vermieteten, und Familien, die Haushaltshilfen suchten, wiesen auf »No Irish need apply« hin. Viele sprachen Irisch (níor labhair siad ach Gaeilge) und kein oder nur wenig Englisch. Zwischen 1820 und 1860 verließen 4,5 Millionen Iren ihr von Armut und Hungersnot geschütteltes Land Richtung Amerika, darunter auch die Vorfahren meines Mannes. Die Hoffnung auf Wohlstand erfüllte sich für die wenigsten. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten bot ihnen nur begrenzte Möglichkeiten. Vom Tellerwäscher zum Millionär schaffte es kaum einer der vielen Millionen europäischen Einwanderer. Im Englischen heißt diese Redewendung übrigens from rags to riches (von Lumpen zum Reichtum). Self-made-Millionäre wie Johann Jakob Astor blieben die Ausnahme unter den Immigranten.

Die »unbegrenzten Möglichkeiten«, die Ludwig Max Goldberger sah, gab es damals für Investoren, Unternehmer und alle, die das Geld hatten, etwas auf die Beine zu stellen, in Hülle und Fülle.

Die USA selbst nannten sich nie Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sondern Land of Opportunity. Nach wie vor hat jeder die Möglichkeit, es ganz nach oben zu schaffen – entsprechende Bildung und eine Idee, die Investoren oder Kreditgeber aufhorchen lässt, vorausgesetzt. Prominente Beispiele sind die Harvard-Studenten Mark Zuckerberg und Bill Gates – der eine hatte mit 20 die Idee zu Facebook, der andere war drei Jahrzehnte vor ihm mit 21 Jahren Mitbegründer von Microsoft; Steve Jobs an der Westküste, der die Uni verließ und mit Anfang 20 Apple mitbegründete, und Amazon-Gründer Jeff Bezos, Absolvent der Princeton University. Opportunities gibt es vor allem im Silicon Valley, wo die Türen für Talente aus aller Welt offen stehen. Zu Silicon-Valley-Milliardären brachten es Pierre Omidyar, in Paris geborener Sohn iranischer Einwanderer, der die Idee zu Ebay hatte, der Ukrainer Jan Koum, Mitbegründer von WhatsApp, und der Russe Sergey Brin, der mit seinen Eltern aus Russland einwanderte und als Student Google mitbegründete. Die opportunities im Silicon Valley sind für IT-Nerds tatsächlich noch unbegrenzt – gute Ideen vorausgesetzt!

Harte Fakten

Um legal in die USA einzuwandern, brauchen Sie eine Greencard. Diese können Sie beantragen, wenn Sie einen Arbeitsvertrag von einem Unternehmen in den USA in der Tasche haben, einen Amerikaner oder eine Amerikanerin heiraten und dauerhaft in den USA leben möchten, wenn Sie in ein Unternehmen in den USA, das nach dem 29.11.1990 gegründet wurde, mindestens 1,8 Millionen Dollar investieren (in ländlichen Gegenden reichen 900.000 Dollar) oder wenn Sie in den Bereichen Kunst/Musik, Management, Sport oder Wissenschaft außerordentlich talentiert und deshalb von Nutzen für die USA sind.

Wenn Sie das alles nicht haben, wollen oder sind, bleibt Ihnen die Möglichkeit, an der Greencard-Lotterie teilzunehmen. Die US-Regierung verlost jährlich 55.000 Greencards. Die Teilnahme an der Verlosung ist kostenlos.

2Baseball

DIE AMERIKANER HABENDEN KOMPLIZIERTESTENNATIONALSPORT

»Wer den Geist und die Seele Amerikas verstehen will, der muss Baseball verstehen«, sagte der in Frankreich geborene amerikanische Historiker Jacques Barzun. »Baseball gehört zur DNA der Amerikaner«, sagt mein Mann Pat, Amerikaner aus Michigan und wandelndes Baseball-Lexikon. Ich könnte ihn nachts um 2.30 Uhr aufwecken, fragen, welcher pitcher (Werfer) am 18. Juli 1921 einen home run erzielte, und die Antwort käme wie aus einer Rakete geschossen: »Babe Ruth für die New York Yankees in Detroit.« Dazu würde ich erfahren, dass es Babes 36. home run der Saison war. Nicht, dass ich solche Fragen jemals stellen würde. Babe Ruth Großeltern kamen übrigens aus Deutschland.

Im Mittelpunkt des Spiels steht das Duell zwischen pitcher und batter (Schlagmann). Der batter, der dem gegnerischen Team angehört, steht zwischen pitcher und catcher und versucht mit einem Schläger den Wurf abzuwehren. Zum Team gehören außerdem vier infielders und drei outfielders. Steht das Spiel nach dem 9. inning (Spielabschnitt) unentschieden, wird so lange weitergespielt, bis ein Ergebnis erzielt wird. Das längste Spiel der Geschichte dauerte 26 innings und zog sich über zwei Tage hin. Baseball hat 94 offizielle Regeln, wovon einige über 20 Unterabschnitte haben.

Nachdem es Pat nicht gelungen war, mir den amerikanischen Nationalsport verständlich zu machen, fuhren wir vor ein paar Jahren nach Cooperstown im Staat New York, wo seit 1939 die National Baseball Hall of Fame steht. Jeder Amerikaner, der Baseball liebt, war schon einmal dort oder wird im Laufe seines Lebens garantiert einmal dorthin pilgern. Mit Cooperstown verbinden die Amerikaner Baseball. Für Literatur-Fans ist es der Ort, in dem Lederstrumpf-Autor James Fenimore Cooper geboren wurde.

Cooperstown ist eine Kleinstadt mit nicht einmal 2.000 Einwohnern. Warum die Baseball Hall of Fame gerade hier gebaut wurde? Na, weil irgendjemand fälschlicherweise annahm, der Baseball wäre 1838/39 von Abner Doubleday, einem General der Unionsarmee, auf einer Kuhweide außerhalb der Stadt erfunden worden. Mittlerweile weiß man, dass dem eben nicht so war. Sportarten, die dem Baseball ähnelten, wurden in den USA schon im Jahrhundert zuvor gespielt. Baseball, wie man ihn heute spielt, entstand mit der Gründung des Knickerbocker Baseball Clubs 1845 in New York, der im Jahr darauf sein erstes Spiel gegen ein Team von Cricket-Spielern absolvierte.

Tausende und Abertausende Fotos berühmter und weniger berühmter Baseball-Legenden zieren die Wände. Pat kennt sie alle und ist voller Ehrfurcht. Ich kenne dem Namen nach nur Babe Ruth, weil er in amerikanischen Filmen oft erwähnt wird, und Joe DiMaggio, aber auch nur, weil er mal mit Marilyn Monroe verheiratet war und Simon & Garfunkel im Song Mrs. Robinson trällerten: »Where have you gone, Joe DiMaggio …«

In einem der Räume lief ein Film über Baseball. Ich verstand und verstehe die Regeln des Spiels noch immer nicht. Auf dem Bildschirm warf ein Spieler den Ball und rannte los. Aber warum rannte er? Dem Ball rannte er jedenfalls nicht nach.

»Why is he running?«, fragte ich immer wieder. Ich bekam es zum tausendsten Mal erklärt, und als ich endlich dachte zu verstehen, warum der Spieler rannte, rannten plötzlich alle los, und ich verlor den Überblick.

Deshalb beschloss Pat, das Baseballstadion zu besuchen, wo gerade trainiert wurde.

Dorthin wollte ich auf keinen Fall. Was, wenn mich ein Ball am Kopf traf? Ich zitierte eine Stelle aus John Irvings Roman A Prayer for Owen Meany, wo Owen die Mutter des Ich-Erzählers mit einem scharf gespielten Ball beim Baseball an die Schläfe trifft, woraufhin diese tot umfällt.

»That happens once in a million!«, sagte Pat und dirigierte mich in die erste Reihe der Tribüne.

Außer uns waren nur eine Handvoll Leute da. Erste Reihe! Ich war mir sicher, dass mich ein Baseball treffen würde. Wir saßen gerade mal zwei Minuten, als ein Ball geschlagen wurde und auf die Zuschauertribüne zuflog. Entsetzt schaute ich nach oben, um den Flugverlauf zu beobachten, damit ich mich rechtzeitig ducken konnte. Ich sah den Ball nicht, spürte aber wenige Sekunden später einen furchtbaren Schmerz am Schienbein und sah den Baseball zu meinen Füßen liegen.

»Stupid game«, schimpfte ich und verließ humpelnd das Stadion. Ich wollte dieses Spiel gar nicht mehr kapieren. Plötzlich war mir klar, warum in dem winzigen Cooperstown ein riesiges Trauma-Center steht – für Kopfverletzungen durch einen scharf geschossenen und sein Ziel verfehlten Baseball!

Gut zu wissen

Baseball wird auf einem quadratischen Innenfeld, dem diamond gespielt, in dessen Ecken sich je eine base befindet. Die Stelle, die den Ausgangspunkt für jeden Spielzug bildet und gleichzeitig die end base darstellt, wird home plate genannt. Links und rechts davon befindet sich jeweils die Zone, in welcher der batter steht, wenn er mit dem Schlagen des Balles an der Reihe ist. Die Spieldauer wird nicht nach Stunden, sondern nach innings (Spielabschnitten) bemessen. Die Spielzeit beträgt neun innings. Gewinner ist das Team, das innerhalb der neun innings die meisten runs erzielt. Ein Unentschieden gibt es nicht, weshalb sich ein Spiel über Stunden hinziehen kann und manchmal am nächsten Tag weitergespielt wird.

Zu Beginn jedes innings stehen auf dem Spielfeld ein pitcher (Werfer) der verteidigenden Mannschaft, ein batter des gegnerischen Teams, der den Ball mit dem Schläger treffen muss, und ein catcher (Ballfänger) sowie an den drei Bases jeweils verteidigende Spieler.

Der pitcher schleudert den Ball von einem low mound (Wurfmal) im Zentrum des Innenfelds zum batter, der versucht, den Ball mit seinem Baseballschläger zu treffen. Gelingt das, lässt er den Schläger fallen und rennt zur ersten base (und heißt nun runner). Bekommt allerdings das Team im Feld (die fielders) den Ball zuerst, ist der runner aus dem Spiel. Ist er aber schneller an der ersten base, so heißt es »safe on first«, und der nächste batter steht dem nächsten pitcher gegenüber.

Sofern es ein sehr guter Treffer des batters war oder die fielders den Ball nicht fangen können, versucht der runner, zur nächsten base oder sogar weiter zu gelangen. Schafft er es, nach seinem Schlag alle drei bases zu passieren und zur home plate zurückzukehren, spricht man von einem home run. Fangen allerdings die fielders den Ball, während der runner zur base oder home plate rennt, ist der runner raus und aus dem Spiel.

Wenn vom Angriffsteam drei Spieler out sind, wechseln beide Mannschaften.

3Sprache

ENGLISCH IST NICHTDIE OFFIZIELLELANDESSPRACHEDER USA

»This is a country where we speak English, not Spanish«, verkündete Präsident Trump 2018 in einer Rede. Im selben Jahr echauffierte sich ein New Yorker Anwalt in einem Restaurant in Manhattan darüber, dass sich Bedienungen mit Gästen auf Spanisch unterhielten. Er attackierte sie verbal, schrie »This is America« und drohte mit einem Anruf bei der Einwanderungsbehörde. Eine Angestellte hielt die hitzige Szene mit ihrer iPhone-Kamera fest. Das Video machte innerhalb von zwei Tagen bei CNN Furore, die Kanzlei entließ ihren rüpelhaften Kollegen. Dass ein Anwalt aus einer Stadt, in der über 200 Sprachen gesprochen werden, sich so aufführt, ist unverständlich, aber dass der Präsident der USA keine Ahnung hat, dass es laut Verfassung keine offizielle Landessprache gibt, ist peinlich. De facto ist es Englisch, de jure keine. Laut einem Bericht des „US Census Bureau“ aus dem Jahr 2017 werden im Land über 350 Sprachen gesprochen, wobei von den knapp 332 Millionen Einwohnern nur 75 Prozent Englisch sprechen. Mit über 41 Millionen Menschen aus lateinamerikanischen Ländern steht Spanisch an zweiter Stelle, gefolgt von Chinesisch, Tagalog und Vietnamesisch.

In der Tat war Spanisch die erste europäische Sprache im Land, denn die Spanier siedelten schon 1565 in St. Augustine im heutigen Florida, 42 Jahre bevor die ersten Engländer kamen. Als die Unabhängigkeitserklärung 1776 verfasst wurde, war keine offizielle Landessprache vorgesehen. Der Politiker und spätere Präsident John Adams schlug zwar 1780 im Kongress Englisch als offizielle Sprache der USA vor, dieser Vorschlag wurde jedoch als »undemokratisch und als Bedrohung der individuellen Freiheit« abgelehnt. Zu jener Zeit hatten die Kolonisten nicht nur verschiedene Muttersprachen, sondern sprachen im Allgemeinen auch mehrere Sprachen. Daher war die Auswahl einer der vielen gesprochenen Sprachen weder eine beliebte Idee noch besonders notwendig.

Die Anträge zahlreicher Politiker nach John Adams, Englisch per Verfassungszusatz zur offiziellen Landessprache zu deklarieren, hat der Kongress immer wieder abgeschmettert. Auch Präsident Theodore Roosevelt blieb ungehört, der 1907 sagte: »Wir haben in diesem Land nur Platz für eine Sprache, und das ist die englische Sprache.« Der republikanische Abgeordnete Washington J. McCormick legte 1923 sogar einen Gesetzentwurf vor, der Amerikanisch zur offiziellen Landessprache machen sollte, um die Sprache der USA von der in England gesprochenen zu differenzieren. Auch dieser Entwurf wurde vom Kongress abgelehnt.

Das Nein des Kongresses liegt vor allem daran, dass die USA seit jeher eine mehrsprachige Nation sind, obwohl dies viele Bundesstaaten nicht davon abgehalten hat, in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Englisch zur Amtssprache zu erklären. Zu den 20 Staaten, die weiterhin auf eine Amtssprache verzichten, gehören New York, Louisiana, Michigan und Texas.