Was unsere Mütter uns verschwiegen haben - Désirée Nick - E-Book

Was unsere Mütter uns verschwiegen haben E-Book

Désirée Nick

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Beschreibung

Désirée Nicks Bestseller werden nicht nur gelesen, geliebt und weiterempfohlen, sondern haben das Leben der Frauen verwandelt: in ein besseres – ihr eigenes! Tausende von Lesern aller Kulturen, Sexualitäten, Haarfarben und Größen haben der Autorin geschrieben, schickten Danksagungen oder Hilferufe, vor allem aber Fragen, Fragen, Fragen. Und drastische Probleme erfordern nun einmal drastische Maßnahmen. Deshalb ist »Was unsere Mütter uns verschwiegen haben« ein Begleiter durch das Chaos zwischen Faltencreme und Kinderwunsch, ein Heimtrainier für Frauen in Nöten – und billiger als jede Therapie.

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Désirée Nick

Was unsere Mütter uns verschwiegen haben

Der Heimtrainer für Frauen in Nöten

FISCHER E-Books

Inhalt

[Motto]The Man I LoveDer Mann, den ich liebeStatt eines Vorworts: Drastische Probleme erfordern drastische Maßnahmen1. Kapitel Warum Männer zu wenig lieben2. Kapitel Warum Cinderella uns belogen hat1. Märchenstunde Allein stehenden Frauen geht es schlecht!2. Märchenstunde Wenn der Richtige kommt, spürt man das sofort!3. Märchenstunde Karrierefrauen sind Männerhasser oder Lesben!4. Märchenstunde Was sich liebt, das neckt sich!5. Märchenstunde »Käse stinkt«. Oder: Wer will schon eine Übriggebliebene sein?6. Märchenstunde Junge, schöne Frauen haben mehr Chancen!7. Märchenstunde Heten haben’s leichter!8. Märchenstunde Starke Frauen kommen alleine klar!9. Märchenstunde Am Valentinstag muss man Blumen kriegen!10. Märchenstunde Liebe ist der 7. Himmel!3. Kapitel Das Märchen vom schönsten Tag im Leben einer Frau4. Kapitel Männer stehen auf Arsch, Frauen auch5. Kapitel Der Nick-Code6. Kapitel Doppel-Ich7. Kapitel 100 Gründe, warum Frauen sich flachlegen lassen8. Kapitel Miteinander leben9. Kapitel Was ist dran am Skilehrer?10. Kapitel Ich shoppe, also bin ich11. Kapitel Warum Frauen gut einparken und dabei noch zuhören können12. Kapitel Töpfchentraining für den Mann oder Wie man Männer stubenrein kriegt13. Kapitel Der Mutti-Report14. Kapitel Das Ende vom LiedDank

Böse Mädchen kommen überall!

Désirée Nick

The Man I Love

Someday he’ll come along

The man I love

And he’ll be big and strong

The man I love

And when he comes my way

I’ll do my best to make him stay

 

He’ll look at me and smile

I’ll understand

And in a little while

He’ll take my hand

And though it seems absurd

I know we both won’t say a word

 

Maybe I shall meet him sunday

Maybe monday

Maybe not

 

Still I’m sure to meet him one day

Maybe tuesday

Will be my good news day

 

He’ll build a little home

Just meant for two

From which I’ll never roam

Who would?

Would you?

 

And so all else above

I’m waiting for …

The man I love

 

Written by George Gershwin and Ira Gershwin ©1924

Der Mann, den ich liebe

Eines Tages wird er kommen,

der Mann, den ich liebe,

und er wird groß und stark sein,

der Mann, den ich liebe,

und obwohl ich nicht weiß, wann er kommt,

hoffe ich zu machen, dass er bleibt.

 

Er wird mich ansehen und lächeln,

ich werde verstehen,

und nach einer kleinen Weile

wird er meine Hand nehmen.

Und bis das geschieht, ist die Hauptsache,

dass ich auf den Mann, den ich liebe, warte.

 

Vielleicht kommt er schon Sonntag,

vielleicht Montag,

vielleicht nie.

 

Aber ich bin mir sicher, ihm eines Tages zu begegnen.

Vielleicht wird Dienstag

mein Tag der frohen Botschaft sein.

 

Er wird ein kleines Haus bauen nur für zwei,

aus dem ich nie wieder ausziehen werde.

Wer würde das tun – etwa Du?

Und solange sitze ich hier und warte,

auf den Mann, den ich liebe!

 

Na dann Prost Mahlzeit!

(Übersetzt von Désirée Nick 2006)

Statt eines Vorworts: Drastische Probleme erfordern drastische Maßnahmen

»Naaaa, schreibst du wieder an einem neuen Buch?« Das war die Frage, die jedes persönliche Gespräch, das ich seit dem Erfolg meines ersten Buches geführt habe, eröffnen sollte. Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, dass gewisse Gesprächsverläufe dem immer gleichen Muster folgen, quasi wie Konversationsschablonen, die man kaufen kann.

Auf mein »ja« folgte stets nahezu zwanghaft die Frage: »Und, was wird’s diesmal?«

Nun, sehen Sie selbst:

Wenn Sie auf der Suche nach Geschichten mit Happy End sind, dann lesen Sie was anderes! Diesem Buch fehlt nicht nur ein Happy End, Sie werden auch vergeblich nach einem glücklichen Anfang suchen. Und sollten Sie auf einen Happy Mittelteil hoffen, dann muss ich Sie erst recht enttäuschen. Dies hat damit zu tun, dass die Heldinnen meines Werkes keinesfalls Romanfiguren sind, sondern dem wirklichen Leben entstammen. Und die Herzensangelegenheiten der meisten Frauen, die mir geschrieben haben, geben nun mal wenig Anlass zur Freude!

Und dennoch gibt es mehr Gründe, dieses Buch zu lesen, als das Kamasutra Positionen hat. Denn die Lektüre könnte zur Folge haben, dass die Frau in der Mitte des Lebens den Rotstift ansetzt und ihre Biographie letzten Korrekturen unterzieht.

Die Saat, aus der dieses Buch gewachsen ist, wurde schon mit dem ersten Brief gesät, den ich auf meinen Bestseller »Gibt es ein Leben nach Vierzig?« erhielt. Nachdem ich inzwischen Tausende individueller Einzelschicksale als Kummerkastentante für Sex, Liebe und Partnerschaft seziert habe, kristallisierten sich gewisse Muster heraus, die einander zu ähneln schienen.

Ob eine Frau seit 30 Jahren ihren G-Punkt sucht, nach zwei Jahren Trennung immer noch den Tisch fürs Abendessen zu zweit deckt und darauf wartet, dass es Punkt acht klingelt, seit 125 Jahren einen Orgasmus vorspielt, als 50-Jährige ein Verhältnis mit ihrem minderjährigen Stiefsohn hat oder erfahren muss, dass ihr Mann eine glückliche Zweitfamilie in São Paulo betreibt –, das wahre Leben ist zynischer, als die Satire je sein durfte.

Rosamunde Pilcher und Danielle Steel liefern uns Heldinnen, deren Sehnsüchte prinzipiell jene Erfüllung finden, die in unserem eigenen Leben garantiert ausbleibt.

Nachdem wir mit den perfekten Romanfiguren geschmachtet haben, erwartet uns leider die eigene Realität, die sich von unseren Phantasien eklatant unterscheidet.

Wir müssen aus dem etwas machen, was wir im Alltag vorfinden, denn wir haben nur dieses eine, unperfekte Leben.

Nun gut, wir Frauen haben seit der Knechtung durch den Mann in der Steinzeit gelernt, uns anzupassen. Partnerschaftliches Glück kommt im Leben vieler Frauen spät. Und wenn wir einen Zipfel fragilen Glücks erheischt haben, heißt es, dieses Kleinod zu schützen.

Serien wie »Sex and the City« haben die Erwartungshaltung an ein spannendes Liebesleben in absonderliche Höhen getrieben und bauen Frust auf, weil ein TV-Format nun mal ein TV-Format bleibt und nicht realisierbar ist. Von der modernen Frau wird heutzutage verlangt, so zuverlässig Turbo-Orgasmen zu produzieren wie einst unsere Mütter den gelungenen Sonntagsbraten. Was Sie als Leser in den Händen halten, ist die Wirklichkeit der Frauen von heute. Und drastische Probleme erfordern nun mal drastische Maßnahmen.

 

Dieses Buch haben all jene mitgeschrieben, die mir ihre Herzensnöte zwischen Faltencreme und Kinderwunsch anvertraut haben. Und ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn ich hier Teile unseres kollektiven Sexlebens veröffentliche? Je älter ich werde, desto indiskreter werde ich nämlich. Wie soll man im Leben auch weiterkommen, wenn einem immer alles peinlich ist? Die Anstrengungen, die wir unternehmen, um nirgendwo anzuecken und unseren Ruf zu retten, werden von den meisten Menschen nicht einmal bemerkt.

Genau wie guter Sex sind Dokumentationen und Problemlösungen Gemeinschaftsprojekte. Ich weiß nur zu gut, wie das ist, auf dem Fußboden zu hocken und zu weinen – vor Schmerz, Erlösung und Dankbarkeit darüber, dass man den ersten Schritt getan hat, um sich aus falschen Abhängigkeiten und festgefahrenen Lebensmustern zu befreien. Meine Leser haben unendlich viel zu dem, was an diesem Buch wertvoll ist, beigetragen.

Nachdem ich meine wöchentliche Ratgeberkolumne in der »Bild am Sonntag« gestartet hatte, folgte sehr schnell eine Lawine von Zuschriften. Brieflich und per E-Mail wollten Frauen und auch Männer mir ihr Herz ausschütten, von eigenen Erfahrungen erzählen und um meinen Rat bitten. Viele Menschen suchten nach Antworten auf spezielle Fragen oder hatten ganz konkrete Probleme, auf die das vorherige Buch nicht gründlich genug eingegangen war.

Als mein Postbote sich weigerte, die Unmengen von Briefen auszuliefern und es zum Problem für mich wurde, die Schreiben alle zu beantworten, musste ich mir Gedanken machen, wie ich effizient und doch individuell helfen könnte.

Ich verspürte den Wunsch, kein Schreiben unbeantwortet zu lassen, denn die Menschen, die mir ihre Erlebnisse schilderten, brauchen mehr als nur einen Antwortbrief. Sie brauchen den Mut zum ersten Schritt, die Dinge anders zu sehen. Den Mut zum Neuanfang. Den Mut, mit alten Gewohnheiten zu brechen.

Ich bin überzeugt, dass die Kummerbriefkästen der Presse nicht nur wegen der Antworten gelesen werden, sondern wegen der Fragen. Wir möchten wissen, dass wir nicht alleine sind. Wir wollen die Details hören. Wir wollen alles über das verzweifelte Manöver im Leben unseres Nachbarn erfahren, welches total nach hinten losgegangen ist, als er mit aller Macht versucht hat, seinem Leben eine neue Wendung zu geben. Wir brauchen die Bestätigung durch andere, dass es möglich ist, Einsichten in die Tat umzusetzen und dabei zu überleben.

Die Fallgeschichten in diesem Buch werden bei Ihnen vielleicht den Eindruck erwecken, ich hätte besonders extreme Beispiele ausgewählt. Aber das stimmt nicht. Die Einzelschicksale sind keineswegs übertrieben dargestellt. Im Gegenteil! In Wirklichkeit sind die Lebensumstände der Betroffenen noch viel komplizierter und leidvoller. Wenn wir uns sagen: »Das Maß ist voll! Womit habe ausgerechnet ich all das verdient?«, dann brauchen wir einen anonymen Mitwisser, der uns beweist: Das Leben ist nie hoffnungslos, es gibt nur Situationen, die hoffnungslos geworden sind. Und Situationen kann man ändern. Mein Buch soll dazu die Anstöße geben. Und wenn es nur der Anstoß ist, sich für den Weg der Veränderung zu entscheiden!

Ich war überwältigt von der Tatsache, dass so viele Leser unterschiedlichster Religionen, Sexualitäten, Haarfarben und Größen mein erstes Buch gekauft, gelesen, verschenkt und empfohlen haben! Und ich wüsste keinen anderen Weg des Dankes, als darauf mit einem zweiten Buch zu reagieren. Es ist meine Art zu sagen: »Ihr seid mir wichtig!«

Statt eines Happy End liefere ich einfache Lösungen für komplexe Probleme. Für mich hätte sich die Arbeit gelohnt, wenn das Happy End im Leben meiner Leserschaft stattfindet.

Deshalb ist mein Buch all jenen gewidmet, die sich mir anvertraut haben!

Und im stillen Kämmerlein natürlich allen Männern, die mich enttäuscht, belogen, betrogen, verletzt, missbraucht und verlassen haben. Möge der Herrgott dafür Sorge tragen, dass sie sich auf der nächsten Rolltreppe das Genick brechen!

Liebe Desi!

 

Meine Frage ist kurz und knapp: Sind alle Männer Schweine?

 

Dorit P., 46

Schweinsberg

 

Liebe Dorit!

 

Keiner in der Welt wird dich besser behandeln, als du es dir selber zugestehst. Wenn man sich zum Opfer macht, ja, dann gibt man den Männern Gelegenheit, einen zu missbrauchen. Trotzdem rate ich dir, die Ansicht, dass Männer unter Umständen Schweine sind, aus deinem Denken zu verbannen. Selbst wenn sie es wären, würde dir das für deine Zukunft kein bisschen weiterhelfen.

Ich würde eher sagen, Männer sind bedürftig! Sieh es doch mal so, Dorit. Wenn du am Anfang bei einem Date darauf herumhackst, was für ein Schwein dein Ex war und wie mies die Kerle dich abserviert haben, dann wird sich jeder Mann fragen, ob mit dir was nicht stimmt. »Warum hat die das mit sich machen lassen? Die muss ein ganz schönes Biest sein, wenn der Typ sich so wehren musste.« So ticken Männer nun mal.

Das Beste ist, wenn man Männern gar nicht erst die Chance gibt, einen wie ein Schwein zu behandeln. Das wirklich Deprimierende an den Typen ist, dass wir sie uns selbst ausgesucht haben. Oft greift man eben daneben, weil man geblendet ist. Fragt sich bloß von was? Überlege dir genau, worauf du hereingefallen bist. Sah der Typ einfach nur aus wie aus der Reklame? Und hat er für dich das repräsentiert, was alle haben wollen?

Oder hast du von ihm mehr verlangt, als sein bescheidenes Hirn und Herz dir geben konnten? Eins steht fest: Man kann als Frau gar nicht vorsichtig genug sein! Denn Männer sind manchmal wirklich Schweine. Gott sei Dank nicht immer. Die Kunst des Liebens besteht darin, ihr positives Verhalten zu verstärken und die miesen Charaktereigenschaften verkümmern zu lassen. Dorit, denk einfach an Hundedressur: theoretisch könnte uns das Biest nachts die Kehle zerfleischen, aber wir haben es so dressiert, das es kuschelt und uns liebt. So muss man es mit Männern machen!

1. KapitelWarum Männer zu wenig lieben

Es war im Juni 2006. Ich lag auf dem Bett des Bellagio Hotels in Las Vegas, als er mich fragte, ob ich ihn heiraten will. Wenn ja, würde er sich scheiden lassen. Wenn nein, auch. Für ein zwar mit viel Schmuddelwetter, dafür aber wenig Romantik verwöhntes, kompliziertes Großstadtkind der 60er Jahre ein überraschendes Angebot, in einer komplizierten Affäre, in einem grandiosen Hotel mit einer kompliziert zu bedienenden Telefonanlage.

»Wie bitte? Frag das nochmal!«, sagte ich und lutschte neckisch an meiner galaktisch garnierten Pina Colada. Welcome to Romance! Na, wurde ja auch Zeit! Schließlich findet doch jedes Töpfchen mal sein Deckelchen, wie meine Großmutter immer sagte!

»Willst du mich heiraten?«, wiederholte er. 37, Sportschwimmer, polyglott, und Doktor der Gynäkologie. Da, wo jeder Drehbuchautor den Rotstift ansetzt, da packt das wahre Leben eben immer noch eins drauf! Ich meine, Gynäkologen haben ja auch Beziehungen. Und da muss man nicht gleich sagen, es sei unter der Gürtellinie. Die können ja nicht plötzlich ihren Beruf ändern, wenn sie liiert sind, nur um einen guten Eindruck bei der Schwiegermutter zu machen!

Seinen Beruf hatte ich ihm natürlich längst verziehen. Ich antwortete nicht ohne Zögern. O.k., mein zuckergusstortenartiges bombastisches Polyesterbrautkleid aus dem Türkenladen hing schon im Schrank. Mit apricotfarbenen Teerosen am Dekolleté. Ich musste es nehmen, denn es war 70% reduziert. Ein Schnäppchen. Für alle Fälle. Man weiß ja nie, wer einem noch über den Weg läuft.

Das Kleid also gab’s schon. Nun musste nur noch ein Mann her. Ich habe ihn tatsächlich in seiner Praxis kennen gelernt. Ich wollte mir meine Spirale entfernen lassen, weil ich seit drei Jahren keinen Sex hatte. Promis sind der Presse ja schon mit Schlagzeilen wie: »Hilfe, ich hatte 100 Tage keinen Sex!« eine Titelstory wert. Da konnte nach drei Jahren mit mir was nicht stimmen.

Nach der Konsultation schaute er hoch und sagte: »Alles in bester Ordnung, wie lange soll ich Sie krankschreiben?«

»Wozu das denn, ich hab doch nichts«, sagte ich und guckte runter.

»Wenn ich Sie krankschreibe, dann können Sie den Sommer genießen und abends zu mir Schwimmen kommen!«

»Ach so ist das. Haben Sie einen Pool? In dem Fall kann ich die Spirale ja doch drin lassen«, entgegnete ich.

»Überlegen Sie es sich. Wenn nicht, dann verschreibe ich Ihnen, einmal wöchentlich mit mir essen zu gehen. Bis es Ihnen wieder gut geht.«

Leider waren seine Augen zu blau. Der Blick zu klar. Die Zähne zu strahlend weiß. Das Kinn zu männlich. Die Haut zu rein. Sein Lächeln zu sympathisch. Sogar den Hauch von Tränensäcken entschuldigte ich als charaktervoll!

»Man lebt nur einmal«, sagte ich mir.

Ich hievte mich vom Stuhl und hörte mich sagen: »Herr Doktor, ich bin mir sicher, dass Sie als Arzt genau wissen, was das Beste für mich ist. Ist der Pool indoor oder outdoor?«

Von da an ging ich nie wieder arbeiten. Wollte nur für ihn da sein. Es gab sie also doch: die große Liebe auf den ersten Blick. Eine Liebe, die vertraut, nicht infrage stellt und niemals zweifelt!

Von seiner Frau lebte er längst getrennt. Die Scheidung abzuwickeln war nur noch eine Formalität. Mit der schmutzigen Wäsche dieser zerrütteten Verbindung hatte ich nichts zu tun. Das war alles vor meiner Zeit. Das haben Gott sei Dank andere Frauen für mich erledigt, indem sie sich ihm als Geliebte an den Hals geschmissen und damit für mich die Vorarbeit geleistet haben.

Dass ER es war, der mir, der 39-Jährigen, den ersten und einzigen Heiratsantrag meines Lebens machte, wertete ich als die Frucht meines reifen Charmes, der mich in die Lage versetzte, Liebschaften routiniert und souverän zu arrangieren. Während meine jugendlichen Konkurrentinnen kein Fettnäpfchen ausließen, in das ein Normalbürger nur treten kann, feilte ich gelassen meine Fingernägel und setzte auf die Reize einer erfahrenen Frau. Und nun endlich der Lohn für all meine Irrungen und Wirrungen auf dem Pfad des Herzens.

O.k., ich hätte es auch ahnen können. Es gab Hinweise, Zeichen, kleine Wunder im Alltag, die das große Ereignis ankündigten. Da waren die vierstündigen Telefonate. Die galanten SMS, die mich durch den Tag begleiteten. Dieser zwanghafte Drang, ihn während einer Familienfeier anzurufen, nur um zu sagen: »Stell dir vor, meine Schwester heiratet einen Typen, der ausländerfeindlich ist!« Der Blumenstrauß mit frischen Brötchen, der eines Morgens vor meiner Wohnungstür lag. Seine kleinen Eifersüchteleien, wenn ich zum Single-Monatstreff meines Fitnesscenters ging. Das Herzklopfen, das ich jedes Mal bekam, wenn ich seinen Namen auf dem Display meines Handys las.

Es hat so lange gedauert, bis ich ihn fand! 20 Jahre lang habe ich auf die Uhr geschaut, mit dem Fuß gewippt und mit den Fingern auf der Tischplatte getrommelt, bis ER die letzten vier katastrophalen Liebhaber, die sich die Klinke in die Hand gegeben hatten, mit einem einzigen Blick in meine Augen vergessen machte. Ein gemeinsamer Abend und ich war erledigt. Es traf mich mitten ins Herz. Ich wusste es, aber es war mir egal. Ich hatte ja bereits aufgegeben. All die Richtigen, mit denen ich mich aus lauter Angst, dass sie sich am Ende als die Falschen entpuppten, niemals einließ. Innerlich war ich auf ihn schon vorbereitet, bevor wir uns überhaupt trafen.

Am Ende unseres ersten Dates haben wir gegenseitig unsere Sätze vervollständigt. Und als er einen viertel Liter geeisten Latte Macchiato über mein kleines Schwarzes kippte, wusste ich, dass dies nur ein Vorwand war, um vor mir auf die Knie zu gehen und meine Oberschenkel mit Taschentüchern trockenzureiben.

Ich hatte mir für den Abend vorgenommen, mich nicht ad hoc erobern zu lassen und die »Ich bin keine Frau für eine Nacht«-Nummer zu geben. Für den Fall, dass der Abend seinerseits mit der Frage »Zu mir oder zu dir?« enden würde, hatte ich den Satz: »Beides! Du gehst zu dir und ich gehe zu mir!« einstudiert.

Vor der Haustür angekommen, schlich er sich mit dem Argument über die Schwelle, dringend mal »für kleine Jungs« zu müssen – und auf halber Treppe schon ging ich vor ihm auf die Knie und öffnete mit den Zähnen den Reißverschluss seiner Hose.

Mit Müh und Not haben wir für den endgültigen Showdown gerade noch meinen Flur erreicht. Wenige Wochen später saß die Liebe meines Lebens neben mir, als der 99-Euro-Flug mit der Condor nach Las Vegas abhob. Mein kleiner Maltesermischling in einer Hundetasche auf meinen Knien, 4,5 kg geballtes Hundeliebekonzentrat auf meinem Schoß und die Hand meines Traummannes unter meiner Bluse: kann das Leben mehr bieten?

Die Stretchlimousine unseres Kitschhotels glitt endlos durch Suburbia Los Angeles, und was ich für das Flimmern von Glühwürmchen in perfekt manikürten Vorgärten hielt, war das Funkeln im Auge der Coyoten.

Was würde meine Mutter von all dem halten? Wie würde ich diese unvorhergesehene Wendung in meiner tristen Biographie meinem Therapeuten erklären? War das etwa sein Behandlungserfolg?

Zu allem Überfluss musste ich mal. Ich bat unseren Fahrer, mal eben bei einer verlorenen »Petrol Station« rechts ranzufahren, stieg aus und hockte mich in die Steppe. Ich pullerte auf einen schwarzen, flachen Felsen. Während sich kleine Wolken von Rauch und Staub erhoben, starrte mich ein eichhörnchenartiges Showmetropolen-Murmeltier wie hypnotisiert an. Ich habe »Hi, how you’re doing?« gesagt.

Bei der Ankunft in unserem gigantischen Marmorpalast wurden wir mit Metalldetektoren nach Waffen durchsucht. Ich nutzte die Angabe der Personalien im Hotel, um meinem Namen gleich eine neue mittlere Initiale – J. – beizufügen. Das gigantisch aufgetuffte Toupet des turbobraunen Elvis-Doppelgängers am Check-in verführte mich automatisch dazu, aus allem mehr zu machen. Ohne Brustvergrößerung gilt man in Las Vegas ja als unzivilisiert – wie ein Eingeborener, der noch nie Schuhe an den Füßen hatte. Primitiv eben.

Meine Gedanken verloren sich in Erinnerungen an all die Momente, die ich an zahllosen Feierabenden in unzähligen Gesprächen mit enttäuschten Freundinnen vor endlosen Cappuccinos mit unendlichen Diskussionen über das Thema verbracht hatte, was Männer denn nun wirklich meinen, wenn sie sagen: »Ich rufe dich in den nächsten Tagen an«. Nun war es vorbei, dass wir uns gegenseitig versichern mussten, dass nicht wir es sind, die zu wenig lieben, sondern die Männer. Dass es sie gibt, die Liebe auf den ersten Blick! Jedes Töpfchen sein Deckelchen findet.

Mir würden, wenn ich alleine in der Wanne lag, niemals wieder Gedanken durch den Kopf gehen, wie: »Du bist wieder viel zu fett geworden, und dein Arsch geht in die Breite und diese hässlichen Füße, denen sieht man auch dein wahres Alter an, und diese verdammten Haare an Körperstellen, die in keinem Biologiebuch der Welt verzeichnet sind … Welcher Mann will jemanden mit so neurotischen Selbstzweifeln und deiner ganzen verdammten Bedürftigkeit und Verzweiflung und überhaupt … Meine Beine sind gar nicht braun, dabei hab ich doch die Clubkarte fürs Solarium, hach, das nützt doch alles bei mir nichts … Ist ja auch egal, sei doch froh, dass du alleine bist, da kannst du wenigstens laut pupsen, wenn dir danach ist … Vielleicht sollte ich mal schwarzen Nagellack probieren?«

Vorbei.

»Willst du mich heiraten?«, fragte er nochmals. Dieser Satz wusch all das Misstrauen von meiner Seele, das ich im Laufe der Jahre als Selbstschutz gegen Männer entwickelt hatte.

Ich hatte aus den vielen Fehlern der Vergangenheit gelernt zuzugreifen, wenn das Schicksal gnädig ist. »Nutze deine Chance, wenn die Situation sich bietet«, ist doch so ein Standardmantra aus den unzähligen Selbsthilfebüchern, unter deren Last mein Billy-Regal fast kollabiert.

»Ich will! Und zwar sehr, sehr schnell. Am besten heute noch! Wozu sind wir in Las Vegas?«, sagte ich endlich.

»Siehst du«, entgegnete ER, »das ist genau das Missverständnis zwischen uns, das ich vermeiden will!«

Mit diesen Worten ging er zum Fenster und starrte hinaus.

»Wenn ich jemals aus dieser Ehe rauskomme, dann werde ich froh sein, wieder meine Freiheit genießen zu können! Mach dir bloß keine falschen Hoffnungen!

Ich habe echt die Schnauze voll davon, dass ihr Weiber immer klammern müsst!«

Als er sich mir zuwandte, versuchte ich kurz seinen Blick zu erhaschen, aber ER sah weg. Er ging an mir vorbei, nahm seinen Bademantel und verschwand für den Rest des Tages im Fitnesscenter. Damit war für mich das Maß voll. Das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Schmerzen in meiner Brust machten mir das Atmen fast unmöglich.

Irgendwie schaffte ich es, in den Lift zu taumeln, fremde Blicke zu meiden und mir an der Rezeption einen Mietwagen zu bestellen.

Schluchzend und nach Luft schnappend blieb ich im Wagen sitzen, bis die Lichter der Nacht das wahre Las Vegas zum Leben erweckten. Diese Stadt ist der einzige Ort der Welt, an dem es heller wird, wenn die Sonne untergeht.

Ich sah eng umschlungene glückliche Paare, die kurz entschlossen zu einer der vielen Drive-in-Hochzeitskapellen fuhren! Paare, die sich mit einer Marilyn Monroe-Doppelgängerin als gemieteter Trauzeugin vorm Hotel ablichten ließen! Hochzeitsgesellschaften aus Lateinamerika, deren Großfamilien der lebende Beweis dafür waren, dass diese Welt auf ewig in Machos und Schicksen unterteilt bleiben wird! So war es schon immer und so wird es immer bleiben. Denn die Jahrtausende überdauern kann nur ein Muster, welches funktioniert. Da war eine Welt vor mir, in der Männer noch Männer sind und Frauen die Frauen.

Coole Hip-Hop-Bräutigame in weiß, mit Hosen auf halbarsch, die ihre perfekt gestylte Latinopuppe auf den Arm nahmen, um sie im Cinderella-Brautkleid zum rhythmischen Klicken der Fotografen in die Kutsche zu heben.

Zuletzt gedachte ich all der Friseurinnen, welche von dem Fabrizieren komplizierter Brauthochsteckfrisuren an glücklichen Haaren ihre rosafarbenen Reihenhäuser in den Vororten von Las Vegas abbezahlen konnten.

Drive-in-Kapellen in Las Vegas sind der Wahnsinn. Sie messen einer Eheschließung ungefähr dieselbe Bedeutung bei wie einem Abstecher ins Fast-Food-Restaurant. Ich finde, dem schönsten Tag des Lebens sollte doch ein bisschen mehr Sorgfalt geschenkt werden als einem Happy-Meal bei McDonald’s!

Oder klinge ich vielleicht altmodisch? Das Mindeste, was man beim Heiraten tun kann, ist ja wohl, seinen Arsch aus dem Auto zu bewegen! Vor mir tat sich der Beweis auf, dass ich die Dinge falsch sehe.

Ich saß da, bis die Sonne untergegangen war. Mit großer Mühe fuhr ich langsam auf die ersten Anhöhen der Wüste Nevada, wo mein »Traummann« bei unserer Ankunft seinen Arm um mich gelegt und mich inniglich geküsst hatte. Ich folgte der Straße, welche sich durch die gigantischen Ausläufer der Felsen schlängelte und sich gen Westen mit dem Santa Monica Boulevard kreuzen sollte. Unter mir funkelte verlockend diese glitzernde Maschinerie konservierten Glücks: Glück in Dosen sozusagen!

Las Vegas wurde auf dem Rücken von Verlierern erbaut und wäre niemals möglich, wenn alle die Gewinner wären. In einer Welt bestehend aus Gewinnern würde der Traum vom Glück zugrunde gehen. Das machte das Maß für mich nochmal so richtig voll. Denn ich stand auf der falschen Seite: was Liebe angeht, ein Leben lang immer nur die Arschkarte gezogen!

Der Boulevard of Spanish Hills fiel auf einer Seite steil ab. Dort, wo die nächste Kurve kam, fuhr ich einfach weiter geradeaus. Hätte ich Fenster geputzt, hätte ich mich an diesem Punkt einfach von der Leiter fallen lassen. Man muss nur das Gaspedal durchtreten und den Lenker festhalten. Dann geht alles ganz schnell. Es dauert keine Sekunde! Viel schneller als Schlaftabletten und sauberer als die Schweinerei mit den aufgeschnittenen Pulsadern.

Für mich war es eine große Enttäuschung, dass ich den Aufprall überlebt hatte!

Liebe Frau Nick, ich habe Ihnen geschrieben, denn Ihr Buch hat mich zum ersten Mal nach dieser schweren Krise wieder zum Lachen gebracht. Ich habe so schallend gelacht, dass ich um Luft ringen musste. Die Tränen liefen mir übers Gesicht, als Spuren der Erlösung von all meinen aberwitzigen falschen Erwartungen ans Leben und an Beziehungen. Ja, ich dachte, mich ereilt ein nachträglicher Tod dadurch, dass ich vor lauter Lachen ersticke! Es war die reinste Lachtherapie, was Sie mir damit angetan haben! Sie haben mich wieder zum Atmen gebracht!

Ich habe mich inzwischen von meinem Schock erholt. Und ich habe seit dieser Tragödie Ihre Ratschläge in die Praxis umgesetzt. Das sieht so aus: Wenn es mal gar nicht mehr geht, dann esse ich noch ein zweites Stück Torte und spüle es mit einem Gin Tonic herunter!

Lache und die Welt lacht mit dir. Weine und du heulst mit deinen Freundinnen gemeinsam! Ich meine, wer hat behauptet, dass wir immer glücklich sein sollen? Irgendwas ist doch immer, und da sind all jene gestraft, die über sich, die Liebe und das Leben nicht lachen können! Unterm Strich ist das Leben verdammt gerecht! Das habe ich gedacht, als ich erfuhr, dass mein Herzensbrecher, als er Trauzeuge war, an der hufeisenförmigen Glücksdekoration der Hochzeitstorte seines Schwippschwagers erstickt ist!

Ich dachte, das muss ich Ihnen einfach alles schreiben! Wer macht uns eigentlich glauben, dass unser Glück von einem Kerl abhängt? Ich meine, nur weil man ab und zu mal ein Glas Milch trinken will, kauft man sich ja noch lange keine Kuh.

 

Als ich diesen Brief von Bellinda S., 39, Radevormwald, bekam, wusste ich, dass ich nicht alleine bin. Und dass kein Mann der Welt es jemals wert sein kann, dass man sein Leben für ihn wegwirft. Oder gar in dem Glauben lebt, ein Leben ohne ihn sei sinnlos.

Unsere Mütter haben unsere Zukunft mit all den Märchen vom Traumprinzen verpfuscht. Was Disneyworld heute an falschen Hoffnungen in kleinen Mädchen konditioniert, das wird morgen in Therapiesitzungen kostspieliger Psychoanalytiker zu barer Münze gemacht. Von dem Moment an, wo wir alt genug sind, um in einem Hochstuhl zu sitzen, werden uns zur Unterhaltung als Beilage zum Bananenbrei sadistische Liebesgeschichten verabreicht! Bevor wir überhaupt laufen lernen, haben wir zum Thema Romantik nichts als abnormen Liebeshorror mit Löffeln gefressen!

Es sollte ein Betty-Ford-Center geben, wo man sich reprogrammieren lassen kann, indem man auf einem elektrischen Stuhl sitzt, sämtliche Liebeslieder von Celine Dion vorgespielt bekommt und dabei geohrfeigt wird, während jemand unentwegt sagt: »Den Richtigen gibt es nicht, den Richtigen gibt es nicht!«

Es gibt viele Richtige und viele Falsche. Spaß am Leben bedeutet, sie alle durchzuprobieren.

2. KapitelWarum Cinderella uns belogen hat

Wir alle haben mit Grimms Märchenbuch auf dem Schoß Geschichten über hilflose Frauen konsumiert, die komatös vor sich hin vegetierten, bis der Mann des Lebens, besser: der Prinz, kam, um sie zu retten. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann vögeln sie noch heute …

Wie sollen wir jemals verdauen, dass unsere Identifikationscharaktere in Lumpen gehüllte, grau gewandete Jungfrauen sind, dazu verdammt, in der Asche zu hocken, Erbsen zu zählen, von bösen Stiefmüttern drangsaliert zu werden und als beste Freunde über kackende Tauben nie hinauskamen? Auch das ist ein Teil von Cinderella, doch geködert hat man uns als Kinder mit der Kutsche, dem Ballkleid und dem gläsernen Schuh! Reingefallen!!!

Wir identifizierten uns mit weiblichen Charakteren, die in Turmstuben eingesperrt wurden, bis ihr Haar so abartig lang wuchs, dass ein Mann wie ein Wilder an der Palme daran hochklettern konnte, um uns zu befreien. Schließlich musste uns ja einer vor uns selber schützen. Weil wir nicht selber auf uns aufpassen können. Denn dann stechen wir uns an langen Nadeln und fallen 100 Jahre in ein Wachkoma, bis ein perverser Prinz sich durch eine Dornenhecke kämpft, weil ihn offensichtlich die blutleeren Lippen einer Scheintoten anmachen.

Die Rollenmodelle unserer Kindheit waren abnorme Charaktere, deren Schönheit so konzipiert war, dass sie aus vier Zentimetern Taillenumfang und 20 Kilo Brüsten bestehen und, würden sie tatsächlich leben, nach den Gesetzen der Statik nicht mal aufrecht gehen könnten: Welcome to Barbie!

Ein paar Jahre im Script-departement zwischen Walt Disney und den Gebrüdern Grimm dürften genügen, um aus jedem normalen Mädel einen Seelenkrüppel zu machen. Auf diese Weise ist man dann die perfekte Zielgruppe für jede Seifenoper, die sich des kollektiven Bewusstseins von uns Frauen bedient, um Quote zu machen und Werbung zu konsumieren. Unsere Emotionen sind ein kleines Zahnrädchen im wirtschaftlichen Kosmos. Statt Bouquets zum Valentinstag kriegen wir eine Herzneurose. Wir atmen nicht – wir hyperventilieren.

Aus Panik.

Denn 99 Prozent von dem, was uns als Kind zum Thema Liebe aufgetischt wird, ist schlichtweg falsch. Unsinn. Rubbish. Merde. Bullshit. Humbug. Nennen Sie es, wie Sie wollen, es ist unter dem Strich einfach Scheiße!

Und während wir älter werden, geht die Märchenstunde weiter. Zwischen Talk-Shows, Liebesschnulzen, Hollywood-Filmen und »Cosmopolitan« kommen mehr irreführende Informationen zum Thema Liebe in Umlauf als in der Zigarettenreklame.

Immer wieder wird uns infiltriert, dass starke Frauen cool sind und so was wie zärtliche Zuwendung gar nicht nötig haben. Wir berufstätigen, selbständigen Karrierefrauen müssen nicht beschützt werden. Einen Beschützer braucht man nur als dummes Hascherl, das als Hausfrau auf dem Lande lebt. Und die Wahrscheinlichkeit, als Single-Frau über 40 noch unter die Haube zu kommen, sei kleiner, als von einem Terroristen erschossen zu werden!

Liebe und Emotionen sind eh schon kaum kalkulierbar. Und ausgerechnet über diese fragilen Elemente unseres Daseins kursieren die fatalsten Fehlinformationen! Welch aussichtslosen Job hat da die süße Göttin Venus, wenn sie all diesen Müll, der über sie verbreitet wird, sortieren soll?

Denn wir leiden unter dem diffusen Gefühl, dass unsere Träume und Erwartungen angesichts der Wirklichkeit zwei völlig gegensätzliche Universen sind. Ich sage mal grob zu all uns Anfängerinnen in Sachen Liebe: Gebt der Göttin eine Chance und nehmt Amor nicht die Pfeile weg! Unsere Welt wurde von Männern erschaffen. Da ist es doch wirklich an der Zeit, dass wir sie verbessern!

1. MärchenstundeAllein stehenden Frauen geht es schlecht!

Ich entdeckte kürzlich in einer Frauenzeitschrift einen Artikel über eine kleine Gruppe 40-jähriger Freundinnen mit der Schlagzeile: Glücklich allein! Wir sind Single und das ist gut so!

Offenbar gilt die Tatsache, dass eine Frau in der Mitte des Lebens, die alleine lebt und nicht verzweifelt ist, als eine Neuigkeit! Hätte der Journalist seine Hausaufgaben gemacht, wäre es ihm sicherlich gelungen, noch die ein oder andere Dame aufzutreiben, die ebenso zufrieden mit ihrem Status ist. Nicht auszudenken, wie er mit der Entdeckung umgegangen wäre, dass es nicht nur sechs, sondern sogar acht, vielleicht auch zehn Mädels gibt, die ein zufriedenes Dasein führen, ohne auf einen Partner verweisen zu können, der ihnen am kleinen Schwarzen den Reißverschluss hochzieht. Ich nehme an, der Fakt, dass es Millionen glücklicher Single-Frauen gibt, die an ihrem Status gar nichts ändern wollen, wäre für diesen Redakteur kaum zu verkraften gewesen.

Meine Freundin Alexa, die als überzeugter Single lebt, erklärte mir Folgendes: »Immer wenn ich eine Beziehung habe, komme ich mir vor wie ein Auto, bei dem die ganze Zeit die Air-Condition eingeschaltet ist. Natürlich kann ich fahren, aber mein Motor läuft nicht mit voller Kraft.«

Studien haben ergeben, dass es mehr Haushalte überzeugter Singles gibt, als je zuvor. Wir sind im Kommen! Denn wer alleine reist, kommt ins Gespräch mit Leuten! Keinen Partner zu haben bedeutet längst nicht alleine zu sein. Oder gar einsam!

Wie soll man wissen, welcher Mann der Richtige fürs Leben ist, wenn wir vor unserem Kleiderschrank nicht mal wissen, was wir anziehen sollen? Ich meine, wir haben doch Standards, oder? Ein Leben übrigens auch. Und das gehört uns!

2. MärchenstundeWenn der Richtige kommt, spürt man das sofort!

Achtung, hier soll Liebe uns als Instant-Produkt verkauft werden. Quasi tiefgefroren!

Wenn wir der wahren Liebe begegnen, wissen wir das auf den ersten Blick! Also bitte, schlechter Kaffee kann instant sein, Liebe braucht Zeit und Intimität. Das mag eine bittere Pille sein für all jene, die mit großen Kinderaugen zu Weihnachten die Wiederholung von Titanic sehen und ihre Freizeit im Internet-Chatroom am Computer verbringen. Aber eine gesunde Beziehung erfordert nun mal mehr als ein paar gemeinsam geschlürfte Cosmopolitans auf dem Club-Schiff Aida oder sich permanent gegenseitig, na ja, nennen wir es »schmutzige« Hotmails zu senden. Vertrauen, Intimität, Nähe brauchen nun mal Zeit, um sich zu entfalten und zu wachsen.

Als ich noch an die Liebe auf den ersten Blick glaubte, war ich 16. Der Typ sah aus wie Mick Jagger, wir haben zusammen gekifft, »I Can’t Get No Satisfaction« gehört und waren uns einig darüber, dass alle anderen in der Schule Spinner sind. Dem Papst nach hätte ich diesen Mann ehelichen und die Mutter seiner reichen Kinderschar werden müssen. So 12 oder 13 wären es doch inzwischen geworden. Denn Verhütung ist ja bei den Katholiken verboten! Da wär ich jetzt Oma von 34 Enkeln!

Ach, hörn se doch auf!

3. MärchenstundeKarrierefrauen sind Männerhasser oder Lesben!

Also bitte, das ist ja wirklich ein Konzept aus den frühen 80ern!

Als wenn Madonna, Oprah Winfrey, Whoopi Goldberg, Cher, Margaret Thatcher, Angela Merkel, Katharina Witt, Verona Feldbusch-Pooth, Sabine Christiansen, Barbra Streisand, Sharon Stone oder Sarah Jessica Parker niemals geliebt worden wären!

Im Übrigen sind es auch nicht die Lesben, die Männer am meisten hassen. Wieso auch? Lesben sind die Einzigen, die mit Männern nicht in die Kiste wollen, wieso sollten ausgerechnet diese Frauen also Männer hassen? Das meiste Gift, welches gegen Menschen mit XY