Wedding Date - Julie Soto - E-Book

Wedding Date E-Book

Julie Soto

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Beschreibung

Mit wunderschön farbig gestaltetem Buchschnitt

Ama Torres ist Hochzeitsplanerin. Sie ist sogar eine großartige Hochzeitsplanerin – ihre Mutter war schließlich sechzehnmal verheiratet. Und als ein glamouröser Instagram-Star sie engagiert ist das Amas Chance, endlich richtig durchzustarten. Einziges Problem: Den Blumenschmuck soll Elliot Blum gestalten, so will es die Braut. Elliot ist der Bad-Boy-Rockstar unter den Floristen, und seine Kreationen sind wahre Kunstwerke. Außerdem ist er Amas Ex, dessen Heiratsantrag sie vor zwei Jahren abgelehnt und dessen Herz sie gebrochen hat. Wie sollen die beiden die Hochzeit der Saison ausrichten, wenn sie sich weder ausstehen noch voneinander lassen können?

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Buch

Ama Torres ist Hochzeitsplanerin. Sie ist sogar eine großartige Hochzeitsplanerin – ihre Mutter war schließlich sechzehnmal verheiratet. Und als ein glamouröser Instagram-Star sie engagiert ist das Amas Chance, endlich richtig durchzustarten. Einziges Problem: Den Blumenschmuck soll Elliot Bloom gestalten, so will es die Braut. Elliot ist der Bad-Boy-Rockstar unter den Floristen, und seine Kreationen sind wahre Kunstwerke. Außerdem ist er Amas Ex, dessen Heiratsantrag sie vor zwei Jahren abgelehnt und dessen Herz sie gebrochen hat. Wie sollen die beiden die Hochzeit der Saison ausrichten, wenn sie sich weder ausstehen noch voneinander lassen können?

Weitere Informationen zu Julie Soto

finden Sie am Ende des Buches.

Julie Soto

Wedding Date

Roman

Aus dem Amerikanischen

von Anna Julia Strüh

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Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Deutsche Erstveröffentlichung Juni 2023

Copyright © 2022 by Julie Soto

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2023

by Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Umschlagmotive: FinePic®, München

Redaktion: Michelle Stöger

tk · Herstellung: ik

Satz: KCFG – Medienagentur, Neuss

ISBN: 978-3-641-30491-1V001

www.goldmann-verlag.de

Für Mar und Cat.

Danke, dass ihr all die Jahre unter dem Tisch meine Hand gehalten habt.

1

Ama

März

Ich habe fünf Regeln für erfolgreiche Hochzeitsplanung.

(Okay, das ist gelogen. Ich bin sicher, dass es noch mehr gibt, aber wenn ich gesagt hätte: »Hier sind meine sechsundsiebzig Regeln – macht es euch bequem«, hättet ihr bestimmt gleich abgeschaltet.)

Regel #1: keine Tiere. Die fressen Ringe, beißen Blumenmädchen und kacken überall hin.

Regel #2: Do it yourself heißt nicht, dass die Hochzeitsgesellschaft alles selbst machen wird. Es heißt, das Paar hat sich auf Pinterest rumgetrieben, und jetzt muss die Hochzeitsplanerin irgendwie damit fertigwerden.

Regel #3: Ein Nachtclub-DJ und ein Hochzeitsparty-DJ sind nicht austauschbar.

Regel #4: Finde dich nie allein mit einem Trauzeugen wieder.

Und zu guter Letzt Regel #5: Rede ihnen immer aus, in einem Pavillon zu heiraten. Immer.

In zügigem Tempo marschiere ich zum Traualtar, um zu verhindern, dass meine Absätze im Gras versinken. Der Teppich kommt in zwanzig Minuten, und ich bin froh, dass ich darauf bestanden habe, denn sonst hätte die Braut ihre Beine hier herausziehen müssen wie aus einem Sumpf.

Meine Fotografin und Lieblings-Ex-Stiefschwester – eine große Inderin, die mindestens zweimal am Tag für Priyanka Chopra gehalten wird – liegt mitten im Park auf dem Bauch, ihre Kamera auf den Pavillon gerichtet, wo meine Assistenten die Rolle von Braut und Bräutigam übernehmen müssen.

»Mar, Süße«, sage ich mit einem aufgesetzten Lächeln, »Jake hat schon einen Job.« Auf mein Fingerschnippen hin eilt Jake – einer meiner Stiefbrüder – die Stufen des Pavillons hinunter und zurück zur Ladezone, wo er die Lieferanten anweisen sollte. »Und ich hab dir Sarah für zehn Minuten ausgeliehen.«

Mar richtet sich zu ihrer ganzen imposanten Größe auf und sieht mich von fünfzehn Zentimetern über meinem Kopf böse an. »Pavillon, Ama?«

»Das Paar hat darauf bestanden. Ich weiß, du kannst es nicht leiden …«

Sie packt mich am Arm, zieht mich an ihre Seite und deutet auf das Vorschaufenster der Kamera. »Gitterwerk. Gitterwerk.«

Ich sehe mir die Fotos an, die sie gemacht hat. Das Dach des Pavillons ist von kunstvollem Gitterwerk durchbrochen, und wie es der Zufall will, ist heute ein strahlend sonniger Tag. Jakes und Sarahs Gesichter sind auf sämtlichen Bildern mit Schatten bedeckt.

Mar beugt sich zu mir herab. »Sie sehen aus wie …«

»Apfelkuchen. Sie sehen aus wie Apfelkuchen«, schnaube ich und sehe grimmig zum Himmel hoch. Im Osten ziehen Wolken auf, aber werden sie rechtzeitig hier sein? »Was hast du im Auto?«

»Einen Haufen Zeug, der bei der richtigen Zeremonie furchtbar aussehen würde.«

Ich nicke, den Blick starr auf den Pavillon gerichtet. Mar weiß, dass ich einen Moment zum Nachdenken brauche. Geistesabwesend fahre ich mir durch meine dunklen Haare, die sich immer noch ungewohnt kurz anfühlen, obwohl es ungefähr zwei Jahre her ist, dass sie mir noch bis über die Schulterblätter reichten. (Eigentlich weiß ich sogar genau, wie lange es her ist, dass ich in den Friseursalon gestürmt bin und meine Haarspezialistin angefleht habe, mich »anders« aussehen zu lassen.)

Ich wende mich an Sarah, die sich auf den Stufen des Pavillons niedergelassen hat.

»Sarah, sobald die Zeremonie anfängt, wirst du Mars Schlüssel nehmen und ihr Auto zur Ladezone fahren. Du wirst alles, worum sie dich bittet, diskret zu dem großen Baum dort drüben bringen, und sobald sich die beiden das Jawort geben, werdet ihr alles aufbauen. Wir werden den Pastor und das Paar aus dem Pavillon komplimentieren und ein paar Bilder machen, die nicht nach Backwaren aussehen.«

Meine Ex-Stiefschwester Sarah, die kein Interesse an Hochzeitsplanung hat, was man ihr deutlich anmerkt, blinzelt mich schläfrig an. »Wer wird dem DJ sein Einsatzzeichen geben?«

»Das muss ich wohl machen.« Ich werfe einen Blick auf die Uhr und sehe mit hochgezogenen Augenbrauen zu Mar auf. Sie nickt zustimmend. »Okay, Mar. Nimm bei der Zeremonie den Kuss und die großen Momente auf, aber konzentrier dich vor allem auf die weinenden Familienangehörigen.«

»Weinende Familienangehörige sind meine Haupteinnahmequelle.«

Da so weit alles geklärt ist, lasse ich die beiden allein und schaue nach der Blumenlieferung. Während die Assistentin des Floristen Rosengirlanden um die Stühle flicht, suche ich nach Blütenblättern, die schon braun werden, und zupfe sie ab. Die Assistentin presst jedes Mal grimmig die Lippen zusammen, lässt mich jedoch machen.

Als das erledigt ist, trete ich zurück und lasse den Blick schweifen. Wir sind fast fertig. Ich muss noch Schilder aufhängen und einen Soundcheck machen, aber allmählich fügt sich alles zusammen. Der Teppich wird von einem grimmigen Mann geliefert, den ich nicht kenne. Er mustert mich von Kopf bis Fuß und fragt, ob ich Ama Torres’ Assistentin bin. Als ich ihn berichtige, ist ihm deutlich anzumerken, dass er mir nicht zutraut, Stühle in einer Reihe aufzustellen, geschweige denn, eine Hochzeit zu organisieren, doch er zuckt nur die Achseln und rollt den Teppich aus.

Während ich zuhöre, wie der DJ mit den Soundeinstellungen herumspielt, piept das Bluetooth-Headset in meinem Ohr – ja, ich bin so eine –, und ich gehe ran: »Hier spricht Ama.«

»Ähm, hi.« Die Stimme erkenne ich nicht. »Du bist die Hochzeitsplanerin, richtig?«

»Ja«, antworte ich so fröhlich wie möglich. »Wer ist da?«

»Erica. Die Cousine des Bräutigams.«

Die Brautjungfer, die letzte Woche beschlossen hat, ihre Haare grün zu färben. »Hi, Erica. Stimmt etwas nicht?«

»Ja … Eloise hat sich in der Ladys Lounge eingeschlossen.« Ich bleibe wie angewurzelt stehen. »Die anderen Mädels wollten dich nicht anrufen, aber sie ist schon eine Dreiviertelstunde dadrin, und eure Visagistin konnte noch nicht mal anfangen, sie zu schminken.«

»Verstanden. Danke, Erica, ich bin unterwegs.«

Ich tippe auf mein Headset wie ein Bond-Bösewicht, mache auf dem Absatz kehrt und eile zu dem Hotel auf der anderen Straßenseite. Die Braut und ihre Freundinnen sind in einem kleinen Konferenzsaal untergebracht, den das Hotel schlauerweise in eine Suite umgewandelt hat, als in der Gegend immer mehr Hochzeiten stattfanden. Ich gehe geradewegs zur Rezeption, wo Bernie, mein Lieblingsconcierge, schon in die Schublade greift.

»Ein Notfall?«, fragt er.

»Nichts, womit ich nicht zurechtkomme.« Ich lächle ihn strahlend an und nehme ihm den Generalschlüssel aus der Hand.

Auf meinen kurzen Beinen eile ich durch die Lobby und direkt in die Suite, ohne anzuklopfen. Sechs perfekt frisierte Köpfe drehen sich ruckartig zu mir um, und Erica tut so, als würde sie meine Ankunft genauso überraschen. Carmen, die Trauzeugin, blickt von ihrem Platz an der Wand neben der Badezimmertür auf, durch die sie mit jemandem redet. Sie wirkt teils erleichtert, mich zu sehen, teils verärgert, dass sie nicht die Rettung sein konnte.

Doch das ist mein Job.

Ich marschiere direkt zu der verschlossenen Tür. »Carmen, alles wird gut. Sorgst du bitte dafür, dass die Visagistin in fünf Minuten für Eloise bereit ist?« Carmen blinzelt mich verblüfft an, doch ich schließe die Tür auf, betrete das Badezimmer und schließe wieder ab, bevor sie etwas erwidern kann.

Das Badezimmer ist im Stil der 1940er designt, mit Tiffany-Lampenschirmen über den Wandleuchtern und Deko-Fliesen. An der hinteren Wand steht eine Wanne mit Füßen, und darin sitzt die zukünftige Eloise Reynolds, so, dass der weiße Chiffon ihres Hochzeitskleids über die Porzellanränder quillt. Sie blickt nicht zu mir auf, starrt reglos in die Luft.

Das Klackern meiner Absätze auf den schwarz-weißen Fliesen durchbricht die Stille, als ich zu ihr gehe und mich mit einem raschen Blick vergewissere, dass sie das Wasser nicht angestellt hat – Gott sei Dank ist das keine Wiederholung des Winchell-Hochzeitsdesasters von 2022. Ich nehme mein Headset heraus, schlüpfe aus meinen Schuhen und setze mich ihr gegenüber in die Wanne.

Ihre Wimpern flattern, als sie meine Anwesenheit zur Kenntnis nimmt. Dann fängt ihre Unterlippe an zu zittern, und ein Wimmern entringt sich ihrer Kehle. Sie vergräbt das Gesicht in den Händen, als die Tränen zu fließen beginnen. Ich sage nichts, bis sie sich ausgeweint hat. Als sie sich die Augen reibt und den Kopf zurücklehnt, um frische Tränen zurückzuhalten, frage ich sanft: »Was ist die eine Sache, die du ändern würdest, damit dieser Tag perfekt wird?«

Sie beißt sich auf die Lippe und starrt an die Wand. »Der Bräutigam.«

Ah, damit kann ich ihr leider nicht helfen. Jedenfalls nicht direkt. Ich nicke verständnisvoll.

Patrick Reynolds ist nicht mein Lieblingsbräutigam. Er hat ihr bei einem Baseballspiel einen Antrag gemacht, mit Großbildschirm und allem, was dazugehört. Ich bekomme immer ein gutes Gespür für ein Paar, wenn ich nach ihrer Verlobungsgeschichte frage. Natürlich will ich nicht behaupten, das wäre eine unfehlbare Methode herauszufinden, ob sie es schaffen werden, aber … die Bräute mit den besten Verlobungsgeschichten mussten mich nicht zweimal ihre Hochzeit planen lassen.

»Willst du abhauen?«, frage ich sie. »Dich durch den Hinterausgang rausschleichen?«

Sie stößt ein tränenersticktes Lachen aus. »Ist das dein Ernst?«

»Ja. Wir können uns aus dem Staub machen. Nur wir beide. Oder nur du und Carmen.« Als die Verwirrung nicht aus ihrem Gesicht weicht, sage ich: »Ich wurde schon bezahlt, was kümmert es mich, ob die Hochzeit stattfindet oder nicht?«

Sie schnaubt und fährt sich mit der Hand übers Gesicht. »Was wäre mit den Lieferanten? Den Caterern, dem DJ?«

»Am Tag der Hochzeit gibt es leider keine Erstattungen mehr. Du wirst die nächsten siebenundfünfzig Tage Hühnchen oder Fisch essen.«

Ihre Lippe zittert. »Ist es seltsam, dass ich die Vorstellung, den Empfang abzusagen, schlimmer finde, als die Hochzeit an sich abzusagen?«

»Nein. Viele Leute freuen sich mehr auf die Party mit all ihren Freunden als auf die Zeremonie.«

»Kann ich die Party ohne die Hochzeit haben?«, murmelt sie und zupft an ihrem Kleid herum. Ich lächle und lasse sie in Ruhe nachdenken. »Ich hasse die Vorstellung, das durchzuziehen, obwohl ich weiß, dass es nicht gut ausgehen wird. Ich will nicht wie meine Eltern enden – es nur so lange durchhalten, bis die Kinder am College sind.« Sie schnieft leise. »Ist es noch schlimmer, zum Spaß zu heiraten, obwohl du weißt, dass es nicht deine letzte Hochzeit sein wird?«

Ich schlucke schwer. Ich habe mir geschworen, dass ich damit aufhören würde – dass ich es nicht mehr so nahe an mich heranlassen würde. Das endet immer – immer – in einem Desaster. Eloise hat mich zu ihrer Brautparty eingeladen, weil ich ihr schon zu nahe war. Doch meine Aufgabe ist es, sie zum Heiraten zu bewegen. Also hole ich tief Luft und halte mich nicht mehr zurück.

»Meine Mom hat sechzehnmal geheiratet.«

Eloise starrt mich an, als hätte ich gerade ihre Hochzeitstorte auf den Boden geworfen. »Wie oft?!«

»Sechzehnmal. Mein Vater war Nummer fünf. Ich bin ihre einzige leibliche Tochter, aber Mar – die Fotografin – ist die Tochter von Nummer neun. Ich habe mehr als zwanzig aktuelle und Ex-Stiefgeschwister in und um Sacramento, unter anderem meine beiden Assistenten heute.«

Ich kann sehen, wie ihr Kopf rattert, Berechnungen anstellt. »Das ist … furchtbar. Tut mir leid, ich will nicht unhöflich sein …«

»Schon okay. Als ich klein war, war das echt schwierig – von einer Stieffamilie zur nächsten zu springen. Aber ich habe ein paar echt coole Leute kennengelernt.« Ich räuspere mich und konzentriere mich wieder ganz auf sie. »Damit will ich sagen: So sehr du dir auch wünschst, dass es deine einzige Hochzeit sein wird, das muss sie nicht sein. Meine Mom hatte jedes Mal eine richtig schöne Zeremonie und einen Empfang – das ganze Programm. Nur eine dieser sechzehn Hochzeiten war standesamtlich. Also wenn du in drei Jahren eine andere Hochzeit planst, werden all diese Leute immer noch für dich da sein. Niemand hat Hochzeiten irgendwann satt. Glaub mir.«

Sie nickt langsam. »Bist du deshalb Hochzeitsplanerin geworden?«

»Kann man so sagen«, antworte ich lächelnd. »Mit achtzehn wusste ich alles, was es über Hochzeiten zu wissen gibt. Ich war schon alles, vom Blumenmädchen über die Trauzeugin bis zum DJ.«

Eloise lacht. »Warst du je verheiratet?«

»Nein«, sage ich, »das hat mich noch nie interessiert.« Bevor ich ihr auch noch erzähle, dass ich nicht an dauerhafte Beziehungen glaube, obwohl ich sie dazu bringen will, eine einzugehen, atme ich tief durch und setze mich anders hin. »Also hast du die Wahl, Eloise. Du hast die Macht. Du kannst da rausgehen, Kuchen essen, tanzen und dein Bestes tun, euer Eheversprechen zu halten. Oder wir können uns durch den Hinterausgang rausschleichen. Und ich lasse meine Assistentin die Hochzeit abblasen.« Ich nehme ihre Hand und drücke sie. »Eine Hochzeit ist keine Ehe. Ehen sind nie perfekt. Sie erfordern immer Arbeit. Aber eine Hochzeit ist nur ein Moment in deinem Leben, der perfekt sein kann. Lass mich diesen Moment perfekt für dich machen, Eloise.«

Eloise kaut auf ihrer Unterlippe und starrt auf ihren Verlobungsring. Als sie aufblickt, weiß ich, dass ich es geschafft habe.

Wir klettern aus der Wanne, und als ich die Badtür öffne, steht Carmen immer noch dort und tritt nervös von einem Fuß auf den anderen.

»Alles gut. Ladys!«, rufe ich. »Wir haben Arbeit vor uns, damit die Hochzeit wie geplant stattfinden kann, und es wird uns nur Zeit kosten, Eloise zu fragen, was los war, okay?«

Ich zwinkere ihr zu, und Eloise nickt dankbar.

Während ich Bernie den Schlüssel zurückgebe, sage ich mir, dass es die richtige Entscheidung war, mich zu öffnen. Heute ist Hochzeitstag. Ein bisschen von sich selbst preiszugeben ist nichts Schlechtes, auch wenn mir das mein Leben lang eingetrichtert wurde.

Als ich in den Park zurückkomme, eilt Jake mit einem fieberhaften Ausdruck im Gesicht auf mich zu.

»Der Caterer hat gerade angerufen«, platzt er heraus. »Er meinte, die Tischdeckenlieferung sei nicht gekommen.«

Verdammt. Vielleicht hätte ich doch keine neue Firma damit beauftragen sollen. Ich falte die Hände vor dem Bauch und spiele an der Kette herum, die zwischen meinen Brüsten baumelt. »Jake, wie viel bezahle ich dir noch mal?«

»Äh, hundert Dollar«, stammelt er.

Jake ist manchmal wirklich ein Trottel. Er studiert Theaterwissenschaften im zweiten Jahr an der CSU Sacramento. Ich hatte auf einen Stage-Management-Profi gehofft, aber anscheinend habe ich einen Drama-Profi bekommen. Er ist mein einziger derzeitiger Stiefbruder, denn sein Vater ist momentan mit meiner Mom verheiratet. Ich sage »momentan«, weil … na ja … es ist nur eine Frage der Zeit.

Ich rufe die Firma in meinen Kontakten auf. Der Anruf wird von meinem Headset an die Linens-and-Love-Rezeption weitergeleitet, und ich sage ohne Umschweife: »Hier ist Ama Torres. Ihre Firma ist eine halbe Stunde zu spät dran mit einer Tischdeckenlieferung. Was können Sie mir darüber sagen?«

Der Mann am anderen Ende der Leitung gerät ins Stammeln. »Der Lieferwagen ist unterwegs. Es ist nur – es gab eine Panne …«

Ich hole meinen Autoschlüssel aus der Tasche. »Kann ich jemanden zu dem Lieferwagen schicken, da mein Catering-Team dadurch aufgehalten wird?«

Er sagt mir, wo der Lieferwagen steht, und ich unterbreche den Anruf, fasse Jake am Arm und ziehe ihn zum Parkplatz.

»Jake, jetzt zahle ich dir zweihundert Dollar, denn du wirst zur Tankstelle in der Howe Avenue fahren, alles in mein Auto laden – ich meine wirklich alles; du wirst Kisten auf dem Dach festschnallen, wenn es sein muss –, dann direkt zum Veranstaltungsort fahren und den Caterern helfen, den Zeitplan einzuhalten. Verstanden?«

Jake will Protest einlegen, doch ich komme ihm zuvor: »Sonst wirst du gar nicht bezahlt. Denn momentan bist du mir nur im Weg.«

Er schluckt, nickt und eilt zu meinem Auto. Sobald er weg ist, gehe ich in den Pavillon zu Mar zurück und schalte mein Headset wieder ein. »Mein Assistent wird zu dem Lieferwagen kommen. Bitte richten Sie Ihrem Fahrer aus, dass er anrufen sollte, wenn sich die Lieferung um eine Stunde verspätet, und sagen Sie Ihrem Manager, dass Ama Torres sehr unzufrieden ist. Ich werde Linens and Love nicht meiner Liste genehmigter Lieferanten hinzufügen.«

Ich lege auf, als der Mann am anderen Ende der Leitung anfängt, sich zu entschuldigen. Dann atme ich tief durch, straffe die Schultern und gehe auf Mar zu, die auf einer Leiter förmlich am Dach des Pavillons hängt, um ein kleines Licht anzubringen. »Ist hier alles in Ordnung?«, erkundige ich mich.

»Was war los?«, fragt sie. »Ich hab gesehen, wie du zum Hotel marschiert bist.«

»Die Braut wäre fast weggelaufen. Ich hab es ihr ausgeredet.«

Mar zieht eine dunkle Augenbraue hoch. »Wie hast du das angestellt?«

»Ich hab ihr von meiner Mom erzählt. Und dass ich nicht an die Ehe glaube, aber an Hochzeiten.«

Mar lacht. »Das war ziemlich kühn von dir.«

»Sie war mit einem Fuß aus der Tür«, erwidere ich achselzuckend. »Ich dachte, da wäre es Zeit für ein bisschen Ehrlichkeit.«

Sie kommt von der Leiter herunter. »Wenn irgendjemand glaubhaft behaupten kann, dass erste Ehen unwichtig sind, dann die Tochter von Cynthia Jones Rutherford Reed Dyer Lee Torres …«

»Ich fasse es nicht, dass du ihren Namen immer noch auswendig kannst.«

»…Smith Smith Nelson Jaswal Matthews Andrews Evans Benjamin … und noch drei.« Sie holt tief Luft, als wäre sie einen Marathon gelaufen. »Ich hab sie mir nur gemerkt, bis Cindy angefangen hat, ein paar Vornamen-als-Nachnamen zu heiraten.«

»Nach deinem Dad ist alles den Bach runtergegangen«, sage ich, und sie hebt die Kamera, um ein Foto von mir zu machen. »Die Mädels sind in zehn Minuten bereit für dich. Braut und Trauzeugin waren noch nicht bei der Visagistin, als ich gegangen bin.«

Mar rümpft die Nase und wirft einen Blick auf ihr Handy. »Werden wir zu spä…«

»Sag das nicht!«, ermahne ich sie mit erhobenem Zeigefinger und eile zum Auto des Pastors, als es am Straßenrand hält.

Die restlichen Vorbereitungen laufen reibungslos, und bevor jemand »ich will« sagen kann, treffen auch schon die Gäste ein. Sobald der Mann vom Parkservice da ist, sehe ich noch einmal im Hotel nach dem Rechten. Als ich in die Suite komme, macht Mar gerade ein Foto von Eloise, wie sie am Fenster steht, in warmes Sonnenlicht getaucht, das durch die Spitzengardinen hereinfällt. Eloise wirft einen Blick über die Schulter und nickt mir lächelnd zu.

Sieht aus, als könnten wir loslegen.

Die Braut schreitet zu A Thousand Years von Christina Perri zum Altar wie so viele vor ihr, während ich ganz hinten neben einem Verwandten mit einem quengeligen Baby stehe und auf das nächste musikalische Einsatzzeichen warte. Als Eloise und Patrick frisch verheiratet an ihren Gästen vorbeischreiten, sehe ich, dass sie ihn mit Freudentränen in den Augen ansieht.

Vielleicht werden die beiden doch glücklich miteinander.

Ich führe sie nach rechts, vom Gästeausgang weg, und bitte sie, dort zu warten, so dass Mar und Sarah alles für unsere gestellten Hochzeitsfotos vorbereiten können. Eine Frau versucht, sich in das private Fotoshooting einzuschleichen, doch auf einen grimmigen Blick von Eloise hin sage ich ihr klipp und klar, dass dies ein Privatbereich ist und der Zugang nur Angehörigen des Brautpaars gestattet ist. Sie schnaubt abfällig und stürmt davon. Wahrscheinlich werde ich demnächst eine vorwurfsvolle E-Mail bekommen.

Nach der Zeremonie geht es entspannt weiter. Der schwierige Teil ist erledigt, sowohl für mich als auch für Braut und Bräutigam, und die Lieferanten machen bei der nächsten Location ihr Ding. Jetzt muss ich nur noch die Hochzeitsgesellschaft von A nach B bringen, was mir immer vorkommt, als hüte ich eine Horde Kleinkinder. Doch wenn Mar als Fotografin arbeitet, duldet sie keine Trauzeugen auf Abwegen oder Familienangehörige, die unerlaubt herumlungern. Sie hat ein Händchen für Hochzeitsgesellschaften, weil sie munter und engagiert genug ist, dass die Brautjungfern sie mögen, aber auch heiß genug, dass die Trauzeugen auf alles hören, was aus ihrem hübschen Schmollmund kommt.

Und genau wie ich vergisst sie nie Regel #4: Finde dich nie allein mit einem Trauzeugen wieder.

Sobald wir in der Empfangshalle eintreffen, ist es Zeit für die Hochzeitstorte. Jake ist aufgekratzt wie ein Junkie, als ich hereinkomme, und redet wie ein Wasserfall. Er faltet die Servietten beinahe richtig und berichtet mir, dass sich der Lieferant für die Verzögerung entschuldigt hat.

Das genügt nicht. Linens and Love kommt nicht in mein Rolodex. (Ja, ich habe ein Rolodex. Es stammt aus den Fünfzigern und ist superschön.)

Ich helfe ihm mit den Servietten, falte die misslungenen neu, und dann ist es so weit.

Was ich an der Arbeit für eine große Hochzeitsplanungsfirma am meisten vermisse, ist, dass ich mich ausklinken konnte, sobald die Hochzeitstorte angeschnitten wurde. Als ich noch bei Whitney Harrison Weddings war, konnten sie immer drei Jakes für den Auf- und Abbau einstellen. Jetzt, da ich mich selbstständig gemacht habe, schufte ich von früh bis spät. Irgendwann werde ich das auch bewerkstelligen können. Irgendwann werde ich samstags drei und sonntags zwei Hochzeiten organisieren wie Whitney. Aber derzeit schaffe ich nur eine am Tag, und ich muss sonntags kleinere Pakete buchen, weil ich am Tag vor der Zeremonie nicht verfügbar bin.

Was ich wirklich brauche, ist ein Artikel in der Martha Stewart oder auf TheKnot.com, wie Whitney ihn schon mit Mitte zwanzig gelandet hat. Die Hochzeit der Tochter des Bürgermeisters katapultierte sie über Nacht ins Rampenlicht und verhalf der Heiratsindustrie von Sacramento zu Ansehen und Bekanntheit. Als ich bei ihr arbeitete, war sie schon fünfundzwanzig Jahre in der Branche tätig und hatte Verbindungen nach San Francisco. Sie ließ sich kaum je persönlich am Hochzeitstag blicken, es sei denn, es handelte sich um eine Heirat mit viel Publicity.

Ich mag Hochzeitstage. Ich mag die aufgeregte Hektik bei der Zeremonie, die kleinen Unwägbarkeiten, den ersten Tanz. Aber ja, ich würde gern eines Tages genug verdienen, um zwei weitere Assistenten einzustellen, damit ich mehr delegieren kann. Dafür müsste ich allerdings einen Teil meines Markenzeichens opfern: moderne Millennial-Finanzierbarkeit mit einem persönlichen Twist.

»Warum siehst du den DJ so grimmig an? Hast du ihn wieder dabei erwischt, wie er sich im Bad eine Line reingezogen hat?« Mar schießt neben mir ein Foto.

»Denkst du ernsthaft, ich arbeite noch mit dem Typen?«, erwidere ich. »Ich habe dafür gesorgt, dass er auf die schwarze Liste kommt. Er arbeitet jetzt nur noch auf Kokain-Hochzeiten.«

»Ausgezeichnet.« Sie tauscht das Objektiv aus. »Denkst du an morgen?«

Bisher nicht. Aber jetzt, da sie es anspricht … »Ich bin nicht nervös«, platze ich heraus.

Sie lacht. »Gut. Du hast auch keinen Grund, nervös zu sein. Entweder wollen sie dich oder nicht. Es gibt nichts, was du noch tun könntest.«

Ich nicke und atme tief durch.

Apropos große Durchbrüche, morgen könnte meiner sein. Hazel Renee, eine Influencerin mit 4,2 Millionen Followern auf Instagram und acht Millionen Abonnenten auf ihrem YouTube-Kanal hat sich in ein Mädchen aus Sacramento verliebt. Ich habe die Bekanntgabe ihrer Verlobung letzten Monat auf Instagram gesehen und dachte mir: Welche glückliche Hochzeitsplanerin in L.A. darf diese Hochzeit wohl organisieren?

Nun, wie sich herausgestellt hat, könnte ich die glückliche Hochzeitsplanerin sein. Hazels Verlobte Jacqueline Nguyen will in ihrer Heimatstadt heiraten. Sie hat mir vor zwei Wochen gemailt, um ein Erstgespräch zu vereinbaren. Ich werde ihnen freiheraus sagen, was ich anbieten kann und was nicht. Selbst wenn sie nicht mehr als dreißig Gäste einladen, gibt es Agenturen, die viel mehr Erfahrung mit der Art Hochzeit haben, die sie vermutlich wollen (sprich: total schick).

Aber wenn ich mich gut mit Hazel und Jacqueline verstehe … Wenn ich eine Hochzeit organisiere, die von Millionen Leuten auf Social Media mitverfolgt wird …

Das ist alles, was ich brauche. Das ist das goldene Ticket zu gehobener (sprich: total schicker), weitreichender Publicity.

Ich muss nur sicherstellen, dass ich dafür bereit bin.

Am Ende des Abends taumelt Eloise barfuß und liebestrunken zu mir, küsst mich auf die Wange und sagt mir, dass ich die beste Wahl ihres Lebens war. Ich schicke sie in ihrer Limo fort und lächle in mich hinein.

Whitney Harrisons kühle blaue Augen kommen mir in den Sinn, und ich höre ihre mütterliche Stimme, die allein mir vorbehalten blieb: Sei vorsichtig, Ama. Du bist ihre Hochzeitsplanerin, nicht ihre Trauzeugin. Wende nicht so viel für Leute auf, die du nie wiedersehen wirst – die sich am Ende des Abends wahrscheinlich nicht mal von dir verabschieden werden.

Tja, was sagst du dazu, Whitney?

Seufzend reibe ich mir über die Stirn. Ich versuche schon länger, klarere Grenzen zu setzen. Der rein professionelle Umgang mit Kunden und Lieferanten war immer meine Schwäche. Ich liebe es, Leute kennenzulernen und herauszufinden, was sie glücklich macht. Aber wenn die Grenzen verschwimmen, gerate ich immer in Schwierigkeiten.

Immer.

2

Ama

März

Die Wahl des richtigen Outfits für ein Treffen mit jemandem, der seine eigene Make-up-Linie und drei bevorstehende Projekte auf IMDb hat und regelmäßig am Times Square zu sehen ist, ist ein Albtraum.

Ich war noch in der High School, als Hazel Renee zum ersten Mal auf dem Cover der Marie Claire war. Wir sind ungefähr im selben Alter, und meine Freundinnen und ich sind ihr schon vor langer Zeit verfallen. Ich folge ihr seit Jahren auf Instagram, also weiß ich genau, was ich zu erwarten habe, wenn sie in einer Stunde in den Coffee Shop kommt, in dem wir uns verabredet haben.

Normalerweise kleide ich mich bei einem Erstgespräch mit dem Hochzeitspaar für die Kunden. Mithilfe von ein wenig Stalking auf Social Media kann ich entscheiden, ob mein Kostüm von Stella McCartney oder mein Boheme-Gypsy-Vibe eher zum Erfolg führt. Hazel und Jacqueline sind jung und trendy. Sie brauchen Stella nicht. Also ziehe ich einen schwarzen Blazer und ein maßgeschneidertes schwarzes Hemd zu Jeans an und schlüpfe in schwarze High Heels. Für mein Make-up nehme ich mir extra viel Zeit, denn ich treffe mich mit Hazel Renee, und ich benutze ihre Make-up-Linie. Hazel hat mir in ihren YouTube-Videos beigebracht, wie man richtig konturiert, und ich befolge immer noch ihre Ratschläge, weil ich mit meinem runden Gesicht oft für ein Kind gehalten werde.

Mit einem Spritzer Parfüm und einem Fauchen meiner Katze mache ich mich an diesem milden Märzmorgen auf den Weg.

Vor ein paar Jahren habe ich mir ein kleines Haus mit zwei Zimmern im schönen Teil der City of Trees gekauft. Damit meine ich: Ich bin in ein Haus mit zwei Zimmern gezogen. Abbezahlen werde ich es erst in etwa vierundachtzig Jahren. In einer Stadt wie Sacramento ist es schwierig, nicht ewig in einer WG in Midtown wohnen zu bleiben. Direkt im Zentrum fühlt sich Midtown ein bisschen wie New York an – eine Bar unter deinem Apartment, ein kleiner Laden an der Ecke, kein Auto nötig. Das macht süchtig. Mar wohnt immer noch in Midtown, aber sie kommt zu mir fünfzehn Straßenblocks weiter östlich, wenn sie »eine Auszeit« braucht. Ich habe entschieden, das Millennial-Klischee nicht weiter zu bedienen, als ich aufgehört habe, Miete zu bezahlen. Aber keine Sorge – ich gebe immer noch sechstausend Dollar im Jahr für Avocado-Toast aus. Ich durfte meinen Mitgliedsausweis behalten.

Um ehrlich zu sein, wenn ich für irgendetwas sechstausend Dollar im Jahr ausgebe, dann für Donuts.

Ich drücke die Tür zu J Street Donuts auf, und Mr Kwon winkt mir über den Kopf der Frau zu, die er gerade bedient. Als ich an die Theke trete, packt er schon mein halbes Dutzend ein.

»Lassen Sie mich raten«, sagt er. »Neue Kunden.«

»Woher wussten Sie das?«

»Sie sind sehr schick angezogen.« Er verschließt die Schachtel und nimmt meinen Zehn-Dollar-Schein entgegen. »Der mit Erdnussbutter ist ganz links, in Papier eingewickelt.«

»Vielen Dank, Mr Kwon.« Ich marschiere wieder hinaus, bevor die Frau vor mir auch nur ihre Kreditkarte zücken kann.

Mr Kwon weiß, dass er das Wechselgeld behalten kann, und er weiß auch, dass ich gegen seinen Bestseller, den Peanut Butter Dream Donut, allergisch bin. Anfangs hat er mir immer ein paar für Kunden in einer extra Schachtel mitgegeben, aber nach ein paar Jahren konnte ich ihn endlich überzeugen, dass es völlig reicht, sie nur zu trennen.

Donuts sind meine Love Language. Ich bringe eine Schachtel zu jedem Buffet, jeder Party, jeder Cocktail Hour mit. Nichts auf der Welt kann nicht mit dem ersten Bissen eines perfekten Donuts gelöst werden. Natürlich sind ernste Weltprobleme nicht miteingeschlossen – allerdings glaube ich, wenn wir uns alle hinsetzen und einen Donut essen würden, könnte vieles anders aussehen.

Außerdem sind Donuts meine Taktik, Kunden besser kennenzulernen. So kann ich herausfinden, welche Frauen eine Diät für ihr Hochzeitskleid machen, welche Männer wollen, dass ihre Verlobte keine Süßigkeiten isst, und welche Paare schon angefangen haben, aus Stress zu viel zu essen. Und während ich meine Kunden kennenlerne, gönne ich mir auch einen Donut. Oder sechs, wenn beide eine Diät machen. Mom hat bei einem Drittel ihrer Hochzeiten völlig verrückte Diäten gemacht, und das verriet mir viel darüber, wie es ihr emotional mit dieser Person, ihren Freunden, dieser Zeit in ihrem Leben ging.

Ich parke vor dem Weatherstone, einem trendigen Café in einem Backsteingebäude, das früher ein Pferdestall war. Ich weiß nicht, wann genau, aber irgendwann früher. Die Baristas hier kennen mich, weil ich ihren Kaffee bei Empfängen ausschenke. Ich habe sogar vor zwei Jahren mal eine Hochzeit mit dreißig Gästen in dem Café organisiert – weshalb der Barista mit dem Goatee auch nichts zu den Donuts sagt, die ich mit reinnehme.

Ich sichere mir einen Platz an dem rustikalen Tisch mitten im Raum und setze mich so, dass ich die Tür im Auge behalten kann. Während ich warte, bestelle ich nur einen Filterkaffee – den bekommt man in einer kleinen Karaffe, damit man sich extra vornehm fühlen kann – statt meines üblichen Cold Brew mit einem Schuss Espresso. Meine Beine wippen so schon unruhig auf und ab.

Noch nie war ich vor einem Erstgespräch so nervös. Außer vielleicht vor meinem allerersten. Doch das ist über drei Jahre her. Whitney hatte die Kunden zu mir geschickt, als sie sich über ihre Preise beschwerten, und auch wenn das klingt wie Almosen, brauchte ich zu der Zeit so viele Almosen wie möglich. Whitney Harrison Weddings zu verlassen, hätte der schlimmste Fehler meines Lebens sein können, aber zum Glück griff Whitney mir etwas unter die Arme.

Um zwei Minuten nach neun öffnet sich die Tür, und im ersten Moment kann ich nicht glauben, dass ich wirklich die Person vor mir sehe, die jahrelang nur in meinem Handy gelebt hat. Ich hatte einen Laufsteg-Look erwartet, doch stattdessen wirkt Hazel wie ein Mädchen von nebenan. Sie trägt Jeans und einen Cardigan, und ihre dunkelblonden Haare sind locker hochgebunden; das Einzige, was sie als Celebrity zu erkennen gibt, ist die Pilotensonnenbrille, die sie selbst drinnen aufbehält. Ihre Finger sind mit denen einer asiatischen Frau mit runden Wangen und klaren braunen Augen verflochten – Jacqueline. Sie sieht mich zuerst winken und macht Hazel auf mich aufmerksam.

»Hi. Ama?« Jacqueline legt ihre Tasche neben mir auf dem Tisch ab und reicht mir die Hand.

»Du musst Jacqueline sein.«

»Jackie reicht völlig«, sagt sie. »Und das ist Hazel.«

Ich schüttle Hazel die Hand. »Schön, dich kennenzulernen.« Sie hat einen festen Händedruck und ein schönes Gesicht, und das Ganze ist so aufregend, dass mir ein bisschen schwindlig wird.

»Mein Gott, deine Haut ist perfekt«, sagt sie, und ich falle fast in Ohnmacht.

Meine Fingerspitzen legen sich wie von selbst an meine Wange. »Oh, danke. Das ist deine Make-up-Linie.«

»Phantastisch! Das freut mich sehr für uns.« Sie schenkt mir ein strahlendes Lächeln und wendet sich an Jackie. »Hazelnut Macchiato?«

Jackie nickt und setzt sich mir gegenüber, während Hazel zur Theke geht. Jackie will gerade noch etwas sagen, als ihr Blick auf die rosa Schachtel zwischen uns fällt. »Wenn das Donuts sind, raste ich aus.«

Grinsend öffne ich die Schachtel. Sie kreischt, als wäre ich mit einem Diamantring vor ihr auf die Knie gegangen, und sucht in dem halben Dutzend nach ihrem Favoriten.

»Wenn Erdnussbutter dein Ding ist, das ist ihre Spezialität. Der hier.« Ich zeige auf den in Wachspapier eingewickelten Donut.

Sie stopft ihn sich ohne Zögern in den Mund, und ich glaube, ich bin ihr schon jetzt verfallen.

»O mein Gott«, murmelt sie mit vollem Mund.

Hazel kommt gerade so rechtzeitig zurück, dass ihre Verlobte ihr mit einem schwer verständlichen »Babydenmusstduprobieren« den Rest des Donuts hinhalten kann.

»Mhm!« Hazels Augen werden groß. »Der ist echt lecker.«

Gut. Gut, ich kann die beiden offiziell mögen.

Ich bevorzuge es, nicht gleich übers Geschäft zu reden. Meiner Erfahrung nach fällt es anschließend allen leichter, über diese sehr persönliche Sache zu sprechen – ihre Hochzeit. Whitney sieht das ganz anders. Sie kam immer gleich zur Sache. Aber wenn man Whitney Harrison ist, hören die Leute auch auf zu reden, sobald man das Wort ergreift.

»Also, Jackie, du bist hier in Sacramento aufgewachsen?«

Jackie nickt, während sie genüsslich ihren Hazelnut Macchiato schlürft. »Ich war an der Rio Americano High School. Abschlussklasse 2015.«

»Oh, im gleichen Jahr wie ich!«

»Echt? In welche Schule bist du gegangen?«

»St. Joseph’s«, antworte ich ein bisschen verlegen.

In Jackies Augen leuchtet eine Erkenntnis auf. »Oh. Wow.«

Meine Mutter ist wohlhabend aufgewachsen, und dieses Geld hat sie für zwei Dinge ausgegeben: ihre Hochzeiten und Privatunterricht für mich. Wenn ich den Leuten erzähle, dass ich an der St. Joseph’s war, einer der vier katholischen Privatschulen in Sacramento, sehen sie mich in einem neuen Licht. Das behagt mir gar nicht. Ich habe nichts von dem Geld meiner Mutter, weil sie es immer noch jedes Jahr für feines Tischgedeck und Streichquartette ausgibt, und ich will nicht darum bitten, wenn ich es nicht dringend nötig habe. Da ich direkt nach der High School bei Whitney angefangen habe, habe ich es nicht nötig. Und außerdem ist die Tatsache, dass ich nicht auf dem College war, ein Schandfleck auf dem ansonsten makellosen Ruf der St. Joseph’s. Das einzig Gute daran, dass ich auf einer Privatschule war, ist, dass meine Freunde und Bekannten alle heiraten. Manche können es sich leisten, zu Whitney zu gehen, aber viele haben mich in den letzten drei Jahren engagiert.

»Und was machst du beruflich?«, frage ich Jackie.

»Ich bin Legislative Director im Kapitol.«

»Cool! Na ja, klingt jedenfalls cool. Ich hab keine Ahnung, was das bedeutet.« Jackie lacht. Ich lächle ihr zu und wende mich an Hazel. »Und ich weiß natürlich, was du machst. Aber was zieht dich nach Sacramento?«

»Jackie«, antwortet sie schlicht. Die beiden sehen sich an, und ihre Wangen röten sich. »Sie wollte immer hier heiraten.«

»Es ist eine schöne Stadt«, stimme ich zu. »Und es gibt ein paar richtig tolle Veranstaltungsorte.« Um zum Thema zu kommen …

»Wir wissen schon, wo die Hochzeit stattfinden soll«, verkündet Jackie strahlend und dreht sich wieder zu mir um.

»Super! Habt ihr schon einen Termin gebucht?«

»Noch nicht«, antwortet Hazel. »Jackie wollte sichergehen, dass dein Terminkalender an dem Tag frei ist.«

Meine Hand erstarrt in meiner Tasche, als ich nach meinem Präsentationsordner greife. »Oh, das ist …« Ich lege den Ordner auf den Tisch. »Also, ich fühle mich sehr, sehr geschmeichelt, dass ihr euch mit mir treffen wolltet. Geschmeichelt ist nicht das richtige Wort – eher total aufgeregt. Das freut echt mich sehr!« Ich sehe zwischen ihren erwartungsvollen Gesichtern hin und her. »Ich will nur sichergehen, dass ihr das Richtige für eure Hochzeit auswählt. Ich weiß noch nicht, wie genau ihr sie euch vorstellt – wie groß, wie schick –, aber es gibt viele Firmen, die sich exzellent mit der Planung von Hochzeiten aller Größenordnungen auskennen. Whitney Harrison Weddings ist eine ausgezeichnete Firma, und ich habe selbst eine Zeit lang dort …«

»Ich habe nicht so gute Sachen über Whitney Harrison gehört«, erwidert Jackie und verzieht das Gesicht.

»Oh, okay.« Ich versuche zu lächeln, zerbreche mir dabei aber den Kopf, wer Whitney schlecht bewertet und es überlebt haben könnte.

»Und im Gegensatz dazu«, wirft Hazel ein, »wurdest du uns in den höchsten Tönen empfohlen.«

Ich öffne den Mund, um das Kompliment anzunehmen, doch darin war ich noch nie gut, darum sage ich nur: »Ja, super!« Ich räuspere mich. »Reden wir darüber, was ich anbieten kann, dann können wir zusammen sicherstellen, dass es genau das ist, was ihr euch für euren großen Tag wünscht.«

Sie nicken beide wie Wackelkopffiguren. Ich drehe meinen Ordner zu ihnen um und schlage die erste Seite auf. Meine Hände zittern leicht. Eigentlich hatte ich nur einen Funken Hoffnung, dass das klappen könnte. Ich weiß nicht einmal genau, ob ich das hinbekommen würde, wenn sie mich tatsächlich engagieren, aber ich weiß, dass ich es versuchen will. Dieser Ordner ist im Grunde ein Pitch für mich selbst, also lege ich los.

»In dieser sehr wettbewerbsintensiven Branche geht es mir in erster Linie um euch. Eure Vision. Eure Hochzeit. Meine Firma bietet sechs verschiedene Pakete passend zu eurem Budget« – ich mache fast einen Witz darüber, dass Geld für sie wahrscheinlich kein Problem darstellt, kann mich aber gerade noch zurückhalten – »und eurem Stil an.« Ich blättere zu meinem Meisterstück, meinem Lookbook – zehn Seiten mit Bildern von den Hochzeiten, auf die ich am stolzesten bin. »Ich kann euch ein erprobtes Design bieten, das genau auf eure Persönlichkeit und eure Träume zugeschnitten ist. Andere Agenturen stellen für eine Zusatzgebühr einen Designer ein oder berechnen mehr für das Design. Das tue ich nicht. Bei mir gibt es alles in einem.«

»Das solltest du aber. Mehr berechnen, meine ich.«

Ich setze gerade an, über Preise zu reden, doch Hazels Worte lassen mich innehalten. Sie blickt von meinen Designbeispielen auf.

»Bitte entschuldige, dass ich dich unterbreche. Ich wollte nur … Du solltest in Erwägung ziehen, mehr dafür zu verlangen. Das ist …« Sie deutet auf ein Bild von meiner absoluten Lieblingshochzeit, dem Willow Ballroom, einer frühlingshaften Farbexplosion in einem umfunktionierten Lagerhaus. »Das ist umwerfend. Besser als all meine Pinterest-Pinnwände zusammen. Du hast Talent, davon solltest du profitieren.«

Hitze steigt mir in die Wangen, während ich mich stammelnd bei ihr bedanke. »Du hast recht. Ich könnte eine Zusatzgebühr einführen. Aber ich liebe diese Arbeit. Und sie hebt mich von der Konkurrenz ab.«

Hazel macht ein nachdenkliches Geräusch und nippt an ihrem Flat White. »Ich habe mich früher selbst für meine Printwerbung geschminkt. Auf meinem YouTube-Kanal hatte ich damals nur Make-up-Tutorials, also kam ich mit fertigem Make-up ans Set, und die Fotografin hat mich einfach machen lassen. Mir ist erst später klar geworden, dass die Visagistin, die sie eingestellt hatten, trotzdem bezahlt wurde. Und unter bestimmten Umständen hat sie die Lorbeeren geerntet.« Sie reibt sich eine Stelle hinter ihrem Ohr. »Offensichtlich weißt du, was du tust. Ich will dir nicht sagen, wie du dein Geschäft führen sollst. Aber als eine Person, die ihren Lebensunterhalt genau wie du in der visuellen Welt verdient, würde ich dir raten: Schönheit hat immer ein Preisschild – du kannst das verlangen, was du wert bist.«

Meine Brust zieht sich zusammen, und meine Haut kribbelt. Das Ganze ist mir fast peinlich, aber das Kompliment macht mich auch unfassbar stolz.

»Sorry«, lacht Hazel. »Das heißt, mir liegt etwas daran, dass dein Geschäft gut läuft, versprochen.«

»Das macht sie immer«, erklärt Jackie und verdreht liebevoll die Augen. »Sie lässt die Unternehmerin raushängen.«

»Nein, alles gut«, versichere ich ihr. »Ich bin nur überrascht. Aber das ist auf jeden Fall eine Überlegung wert.« Ich versuche, mich in meinem Pitch neu zu orientieren, der gerade eine unerwartete Wendung genommen hat, als Hazel Renee mir gesagt hat, dass ich mein Licht nicht unter den Scheffel stellen soll.

Sie merkt anscheinend, wie ich um Worte ringe, denn sie sagt: »Erzähl uns doch von deinen Angeboten.«

»Klar, gern!« Ich blättere um. »Ich mache die Art der Hochzeit nicht von der Anzahl der Gäste abhängig. Ja, das spielt beim Preis eine Rolle, aber wenn ich von Service spreche, geht es mir vor allem um das, was ihr von mir braucht. Wie viel Engagement ihr euch von mir wünscht.«

»Das volle Programm«, unterbricht mich Jackie. »Die kleinen Schritte kannst du überspringen. Ich will, dass du alles designst, dass du die Lieferanten aussuchst und mich zum Altar führst.«

Ich schnaube.

»Ich werde dieses Jahr ziemlich beschäftigt sein«, erklärt Hazel. »Es wurde noch nicht offiziell bekanntgegeben, aber ich wurde für das neue Projekt von Greta Gerwig gecastet. Die Dreharbeiten beginnen nächsten Monat.«

Meine Augen werden groß. »Großartig! Sie kommt ja aus Sacramento.«

Jackie nickt. »Ich freue mich so sehr für Hay« – sie drückt Hazels Arm –, »aber das bedeutet, dass ich viel allein machen muss …«

»Nicht allein«, widerspricht Hazel, und ich liebe den besorgten Ausdruck in ihrem Gesicht. »Du weißt, dass ich dafür jederzeit verfügbar bin.«

»Ja, ich weiß. Aber wir haben beide entschieden, dass wir die Hochzeit nicht noch ein Jahr verschieben wollen. Also muss ich bei den frühen Entscheidungen die Zügel in die Hand nehmen.« Jackie wendet sich wieder an mich. »Und genau deshalb brauche ich dich. Bietest du auch Rund-um-die-Uhr-Nervositäts-SMS an?«

Sie macht Witze. Und ich lache. Aber so etwas habe ich früher wirklich angeboten. Und diese Gewohnheit musste ich dringend ablegen.

Während wir unseren Kaffee trinken, wird mir klar, dass das nicht leicht werden wird. Ich mag sie. Sehr sogar. Mein Herz flattert, als wären wir auf einem exzellenten ersten Date, und ich sehe ihre Hochzeit schon so deutlich vor mir.

»Ich glaube, damit können wir arbeiten«, meine ich. »Sagt mir doch erst mal, welche Details schon festgelegt sind und was für euch Priorität hat.« Ich hole mein iPad aus meiner Tasche und öffne meine Notizen-App. Hazel & Jackie kritzele ich mit dem Finger, und es erscheint getippt mitten auf dem Bildschirm.

»Die Hochzeit soll im McKinley Park Rose Garden stattfinden. Davon träume ich schon, seit ich klein war.« Jackie errötet, und Hazel schlingt den Arm um ihre Taille.

»Der ist wirklich schön«, sage ich, mache mir eine Notiz und verbinde sie in einer kleinen Gedankenblase mit Hazel & Jackie. »Ich habe schon einige Hochzeiten dort organisiert, also kenne ich mich gut aus. Ich wohne ganz in der Nähe. Allerdings sind sie schnell ausgebucht.«

»Stimmt«, sagt Hazel. »Ich habe schon angerufen, und sie halten ein paar Termine für uns frei. Wir wollten warten, bis wir den Zeitplan mit dir abgeklärt haben.«

Ich blinzle sie verblüfft an. Das klingt ganz so, als hätte ich für sie oberste Priorität, was ich mir in meinen wildesten Träumen nicht hätte vorstellen können. Mit glühenden Wangen öffne ich meine Kalender-App und frage: »Was sind die Optionen?«

»Der 7. Oktober ist unsere erste Wahl, aber wir haben auch den 6. April.«

»Diesen Oktober?!«, krächze ich und starre meinen Kalender mit großen Augen an.

Bis dahin sind es nur noch sieben Monate. Nächsten April ist eindeutig die bessere Option, doch bevor ich sie davon überzeugen kann, stützt Hazel mit einem verträumten Lächeln die Ellbogen auf den Tisch und sagt: »Ich wollte immer im Herbst heiraten.«

Und vielleicht liegt es daran, dass sie Hazel Renee ist oder dass ich schon all die Artikel vor mir sehe oder dass Jackie genauso begeistert von Donuts ist wie ich (was im Grunde alles ist, was ich über eine Person wissen muss), aber ich sage ihnen nicht sofort, dass das nicht machbar ist.

Ich kann eine Hochzeit innerhalb von sieben Monaten organisieren. Ich habe schon viele Hochzeiten in weniger als einem Jahr organisiert, und sie waren dennoch phantastisch. Und der 7. Oktober ist in meinem Kalender noch frei.

Ich bin schon zu lange still, starre auf meinen Terminplaner und blättere die großen Hochzeiten durch, die ich für dieses Jahr eingetragen habe. Abgesehen von zwei Hochzeiten im September könnte ich mich nach der hektischen Heiratssaison voll und ganz ihnen widmen.

Als ich zu ihnen aufsehe, kaut Jackie nervös auf ihrer Lippe und Hazel versucht mit angespanntem Gesicht, meinen Kalender auf dem Kopf zu lesen.

»Also … ich kann es machen, aber der Zeitplan ist sehr eng.«

Jackie kreischt vor Freude, und Hazel küsst sie.

»Wir mögen es eng«, keucht Jackie. »Und das ist keine Anspielung auf Sex! Das ist nur was, was gerade aus meinem Mund gekommen ist.«

Hazel bricht in schallendes Gelächter aus, und Jackie versucht sich zu entschuldigen, während sie nach Luft schnappt.

Ich lache mit, sehe zu, wie Jackie knallrot wird und Hazel in ihre Schulter kichert. Ihre Freude ist ansteckend. Verführerisch. Ich kann die nächsten sieben Monate schon vor mir sehen. Ich kann ihre Hochzeit sehen. Ich sehe unzählige Fotos, auf denen ich getaggt bin. Ich sehe einen Artikel über Hazels Hochzeit im People Magazine. Vielleicht auch in der Entertainment Weekly. Ich sehe Journalisten, die mich anrufen, um mich groß rauszubringen. Ich sehe eine Reportage in der Hochzeitssparte der The Sacramento Bee. Und kurz bevor ihr Lachen verklingt und sie sich wieder mir zuwenden, sehe ich vor mir, wie Whitney anruft, um mir zu gratulieren. Es fühlt sich an, als wäre ich von einer starken Strömung mitgerissen worden, einer Welle, die immer höher und höher steigt.

»Ich trage euch am 7. Oktober ein«, sage ich. »Ich kann noch heute im Rose Garden anrufen und uns den Termin sichern. Allerdings gibt es ein paar Sachen, die ihr über den Rose Garden wissen solltet. Dort gibt es keinen Empfangsbereich, den ich empfehlen würde. Wisst ihr schon, wo der Empfang stattfinden soll?«

»Noch nicht«, sagen sie beide gleichzeitig.

»Darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist, aber ich stelle mir die Feier nicht im Park vor.« Mit einem Mal klinge ich viel bestimmter. Ich übernehme das Kommando über diese Hochzeit, rede schnell und lasse mich von dem Adrenalinschub leiten. »Wenn euch der Vibe der Willow-Ballroom-Hochzeit gefällt«, sage ich und deute auf die Seite in meinem Lookbook, das immer noch aufgeschlagen auf dem Tisch liegt, »dann fange ich schon mal an, in diese Richtung zu brainstormen.«

Sie nicken.

»Zweitens: Da es ein historischer Rosengarten ist, darf nur eine Handvoll ausgewählter Floristen dort arbeiten.«

»Ja! Unserer ist genehmigt. Er arbeitet oft dort«, erklärt Jackie.

Die nächsten Worte bleiben mir in der Kehle stecken, und einen Moment bin ich sprachlos. Die Welle, auf der ich gerade noch geritten bin, bricht über mich herein. Die Strömung reißt mich in die Tiefe.

Unter den fünf vom Rose Garden genehmigten Floristen in Sacramento ist nur ein Laden, der von einem Mann geführt wird.

Meine Brust fühlt sich plötzlich zu eng an, und ich bekomme keine Luft mehr. Mit einem gezwungenen Lächeln frage ich: »Ihr habt schon einen Floristen?«

»Ja! Sorry. Florist und Location sind die einzigen beiden Sachen, die uns wirklich wichtig …«

»Habt ihr schon einen Vertrag abgeschlossen, oder können wir uns noch ein bisschen umschauen?« Meine Stimme ist schneidend und schrill.

Jackie blinzelt mich verwundert an. Hazels Kaffeetasse verharrt auf halbem Weg zu ihren Lippen.

Ich fasse mich rasch wieder. »Um den besten zu finden, meine ich.«

»Ich glaube, wir haben schon den besten gefunden«, sagt Jackie lachend. »Das Blooming. Elliot …«

»Wundervoll!« Ich lächle so breit, dass ich das Gefühl habe, mir könnten jeden Moment die Zähne ausfallen. »Und das ist schon fest vereinbart? Ihr habt den Termin im Oktober mit ihm abgesprochen?« Mein Puls schnellt in die Höhe. Sie können ihn noch nicht getroffen haben. Und wenn doch, hätte er sie an einen anderen Hochzeitsplaner verweisen oder ablehnen sollen – genau wie ich es die letzten zwei Jahre getan habe.

»Nein, noch nicht. Aber er ist ein Freund der Familie«, erklärt Jackie. »Ich arbeite mit seiner Mutter im Kapitol.«

Das Bild einer platzenden Blase schießt mir in den Kopf.

»Oh, wie schön.« Und bevor Jackie es ausspricht, weiß ich schon …

»Laura hat dich uns ausdrücklich empfohlen. Du hast vor zwei Jahren ihre zweite Hochzeit organisiert.«

Sektbläschen schwirren mir durch den Kopf. Ein langsamer Tanz und eine warme Hand auf meinem Rücken. Und so schnell wie sie gekommen ist, ist die Erinnerung wieder verschwunden. Und in meiner Brust herrscht wieder eine kalte Leere.

»Natürlich.« Meine Stimme klingt merkwürdig rau. »Senator Gilbert ist eine wundervolle Frau. Und sie war eine vorbildliche Kundin, wenn ich das so sagen darf.« Angst wallt in mir auf. »Ihr wart auf der Hochzeit der Senatorin?« Meine Finger umklammern meine Kaffeetasse.

»Ich habe es leider nicht geschafft«, sagt Jackie und blickt liebevoll zu ihrer Verlobten. »Ich war in Chicago – wo ich Hazel zum ersten Mal begegnet bin!«

»O mein Gott, ja, bitte erzählt mir alles darüber, wie ihr zwei euch kennengelernt habt«, sage ich, erleichtert, dass sie nicht da war, und über alle Maßen dankbar für den Themenwechsel. »Über Lieferanten können wir später noch reden.«

Meine Ohren klingeln, und meine Füße fühlen sich taub an. Ich klappe mein iPad zu und versuche zuzuhören. Hazel und Jackie unterbrechen sich vor Aufregung ständig gegenseitig, diskutieren lachend darüber, wer sich zuerst verliebt hat, und ich sollte mir Notizen machen. Ich sollte jedes Detail ihrer Persönlichkeit in meinem Gedächtnis aufbewahren wie Murmeln in einem Beutel. Ich sollte das Datum auf mein iPad schreiben und es mit ihren Namen in der Gedankenblase verbinden.

Doch stattdessen höre ich zu wie eine alte Bekannte und lasse die Bilder von rustikalen Stallungen und elfenbeinfarbenen Tischdecken aus meinem Kopf rieseln wie Sand durch ein Sieb. Entertainment Weekly und People flattern im Wind davon.

Denn ich werde diese Hochzeit nicht machen.

3

Elliot

Fünf Jahre, vier Monate, drei Wochen und fünf Tage zuvor

Ich hasse Blumen.

Jede zweite Rosenblüte welkt und hängt schlaff vom Stiel, die Blätter schon braun. Ich gehe sie eine nach der anderen an dem großen Tisch im Hochzeitszelt durch, um sicherzustellen, dass der Blickwinkel der Braut und die wichtigsten Kameraperspektiven zumindest akzeptabel sind.

Dad meint, ich werde den Bogen schon noch herausbekommen, aber das will ich gar nicht. Blumen sind sein Ding, nicht meins. Er liebt Blumen. Er ist ein Zauberkünstler im Umgang mit ihnen. Während meiner gesamten Jugend lautete sein Motto: »Blumen sind besser als Menschen.«

Das war eine echt seltsame Aussage.

Doch er erklärte mir, dass Blumen nur drei Sachen brauchen: Licht, Wasser und Aufmerksamkeit. Als ich fünfzehn und wütend darüber war, dass ich so schlaksig und mürrisch war, entgegnete ich: »Menschen brauchen doch genau das Gleiche.«

Darüber lachte er nur. »Könnte man meinen«, war alles, was er sagte. »Könnte man meinen …«

Und jetzt, während ich vor den Augen des Catering-Teams Rosen verstümmle und warte, dass Dad endlich mit dem Rest der Hochzeitsdeko zurückkommt, bin ich mir ziemlich sicher, dass Blumen und Menschen gleich scheiße sind.

Ich richte die Girlande her, so gut ich kann, und versuche nicht daran zu denken, was Dad meinte, als er sagte: »Du bekommst den Bogen schon noch heraus.« Als müsste ich eines Tages all diese Fakten, Gattungen und Anekdoten auswendig können. Ich sollte für meine Abschlussprüfung in Architekturdesign – Theorie & Kritik lernen, doch beim Klang von Dads heftigem Husten heute Morgen erscheint mir das völlig bedeutungslos. Mom hat letzten Monat angerufen und gemeint, Dad habe ausgesehen, als bräuchte er Hilfe, als sie ihn im Laden besucht hat. Doch sie konnte nicht sagen, für wie lange. Die beiden sind geschieden, aber sie sieht immer noch regelmäßig nach ihm – was gut ist, denn ich weiß nicht, wie wir sonst von dem Tumor in seiner Lunge erfahren hätten. Bestimmt nicht von ihm.

Ich fahre mir mit der Hand durch meine dunklen Haare und lasse den Blick noch einmal über den großen Tisch schweifen – ich bin mir nicht sicher, ob ich es besser oder nur noch schlimmer mache.

Ein Lachen hallt durch das Zelt, wird von den Tischen zurückgeworfen und verhöhnt mich. Als ich ihm mit dem Blick folge, sehe ich ein brünettes Mädchen und einen Trauzeugen in nichts als Anzughose und Hemd, die ein Stück abseits stehen. Vor Frustration reiße ich fast eine Knospe ab.

Ich arbeite erst seit fünf Wochen mit Dad auf Hochzeiten, aber ich hasse es, wenn sich die Hochzeitsgäste einmischen. Meinungen sprießen wie Unkraut. Mit argwöhnischem Blick sehe ich zu, wie die Brautjungfer auf den Traubogen zeigt und der Trauzeuge näher an sie herantritt, um »ihn aus ihrer Perspektive zu sehen«. Ich warte auf den unvermeidlichen Moment, in dem er feststellen wird: Du hast recht. Die linke Seite ist ein bisschen schief.

Da sehe ich das iPad in ihrer Hand. Und im selben Moment wird mir klar, dass sie nicht frisiert und geschminkt ist. Jedenfalls nicht für einen Hochzeitsempfang frisiert und geschminkt. Das konnte ich nicht gleich erkennen, weil sie phantastisch aussieht. Bildhübsch.

Ich beobachte sie dabei, wie sie zwischen dem Traubogen und ihrem iPad hin und her sieht, und warte nur darauf, dass sie sich umdreht und »die Person ausfindig macht, die für die Unregelmäßigkeit verantwortlich ist«, deshalb sehe ich, wie er sich zu ihr beugt, ihr etwas ins Ohr flüstert und seine Hand über ihren Hintern gleiten lässt.

Sie zuckt zusammen. Mit weit aufgerissenen Augen blinzelt sie ihn an, und alle Farbe weicht aus ihren Wangen. Sichtlich erschüttert tritt sie zurück.

Er macht einen Schritt auf sie zu. Und ich lasse die Rose fallen, die ich gerade stutze, als er sie mit beiden Händen an der Taille packt und sich über ihre Lippen beugt.

Im nächsten Moment trifft ihn ihre Faust mitten ins Gesicht.

»Fuck!« Der Trauzeuge taumelt zurück und hält sich seine Nase, aus der rubinrotes Blut strömt.

Das Mädchen schlägt erschrocken die Hand vor den Mund. Wie erstarrt sehe ich zu, wie sie sich entschuldigt und sich auf ihn zubewegt, um zu helfen.

»Verdammtes Miststück!«

Meine Hand ballt sich zur Faust.

Sie redet fieberhaft auf ihn ein, ihr Rücken gewölbt wie bei einer in die Ecke getriebenen Katze, während sie Taschentücher aus ihrer Gürteltasche holt und versucht, ihn dazu zu bewegen, seinen Kopf in den Nacken zu legen.

Inzwischen ist das gesamte Personal auf sie aufmerksam geworden. Die Koordinatoren vor Ort eilen zu ihnen hinüber, doch Whitney Harrison ist schneller. In ihren High Heels, mit einem Clipboard bewaffnet, ist sie eine Naturgewalt. Sie schnippt mit den Fingern, und sofort eilt jemand los, um Eis und Handtücher für die blutige Nase zu besorgen. Das Mädchen kauert verängstigt neben ihr.

Der Trauzeuge schimpft auf sie ein und gestikuliert wild. Sobald er nach drinnen gebracht worden ist, wirbelt Whitney herum, packt das Mädchen am Ellbogen, zieht sie ganz nahe an sich heran und faucht ihr ins Gesicht.

Ich verstehe nur zwei Wörter: »Sei professionell!«

Ich stehe immer noch da wie erstarrt und sehe aus der Ferne zu. Ich höre, wie die Leute um mich herum sich leise tuschelnd wieder an die Arbeit machen. Auch ich widme mich wieder den Rosen und verstecke die braunen Blätter. Als ich den Rollwagen aus dem Zelt zurück zum Lieferwagen schiebe, versuche ich, nicht darauf zu achten, wie das Mädchen sich die Tränen von den Wangen wischt und sich mit niedergeschlagenem Blick daranmacht, beim Auslegen der Tischtücher zu helfen.

Whitney richtet ihr Kleid, streicht ihre Haare glatt und setzt ein Lächeln auf. Auf dem Weg zum Lieferwagen erhascht sie meinen Blick und schließt zu mir auf.

»Das tut mir leid, Elliot.« Ihre Stimme ist seidig mit scharfen Kanten. »Vollkommen unangemessen – ich werde mich um sie kümmern.«

»Er hat sich an sie rangemacht«, erwidere ich. »Aggressiv.«

Ihr Lächeln ist steif. »Eine Schande. Leider ist das schon das dritte Mal, dass ich sie daran erinnern musste, mehr Distanz zwischen sich und unsere Kunden zu bringen. Sie ist viel zu involviert.« Mit einem Blick auf das Mädchen, das mit zitternden Fingern eine Serviette faltet, sagt sie: »Um Himmels willen, sie wurde sogar zum Junggesellinnenabschied eingeladen. Bitte denk nicht, dass ich es gutheiße, wenn meine Angestellten mit den Hochzeitsgästen flirten. Dafür wird sie zur Rechenschaft gezogen.«

Ihre Worte hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack in meinem Mund. »Die meisten Leute schlagen nicht denjenigen, mit dem sie flirten.«

Sie wirft mir ein süßes, herablassendes Lächeln zu. »Die meisten Leute hätten inzwischen ihre Lektion gelernt.« Sie drückt meinen Arm. »Grüß deine Mutter ganz herzlich von mir.«

Whitney ist einer dieser Menschen, die denken, sie hätten Einfluss, weil sie mit meiner Mutter, einer Staatssenatorin, in Verbindung stehen. Als würde meine Mom wenn nötig »einen Anruf tätigen«.

Whitney eilt um das Zelt herum und beäugt ihre Assistentin dabei argwöhnisch. Ich stelle die nächste Ladung Vasen auf den Rollwagen und lasse meine Gedanken schweifen. Vielleicht hat Whitney recht. Vielleicht musste das Mädchen diese Lektion auf die harte Tour lernen.

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sie eine Serviette fallen lässt, weil sie sie einhändig falten muss. Ihre rechte Hand hält sie schützend an den Bauch – offensichtlich hat sie sich bei dem Schlag verletzt.

Hochzeiten machen Spaß, Elliot, höre ich meinen Vater sagen. Mach es dir nicht so schwer.

Diese Worte hallen mir im Kopf wider, als ich den Wagen stehen lasse und zur Bar gehe, um eine Handvoll Eis zu holen. Die Eiswürfel brennen auf meiner bloßen Haut, als ich sie ihr bringe. Die anderen machen einen weiten Bogen um sie, und so bin ich der Einzige, der ihr leises Schluchzen hört, als sie die Serviette neu faltet. Sie blickt zu mir auf und wischt hastig eine Träne weg.

»Hi, Elliot. Braucht dein Vater Hilfe?«

Ihre Stimme ist leise und angespannt. Ich hatte keine Ahnung, dass sie meinen Namen kennt. Ich kenne ihren nicht.

Sie wendet sich von mir ab, um das Gesicht zu wahren, und faltet weiter einhändig Servietten. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, also hole ich eins von Dads Stofftaschentüchern aus der Tasche.

»Elliot!«

Erschrocken drehe ich mich um und sehe, wie mein Dad den anderen Lieferwagen neben dem Zelt parkt und mich herüberwinkt. Ich sehe zu dem Mädchen, das bereits zum nächsten Tisch weitergegangen ist. Sie kann nicht viel älter als zwanzig sein.

Ich weiß nicht einmal, was ich ihr sagen soll. Soll ich ihr einfach wortlos ein Taschentuch voller Eis reichen? Ihr sagen, dass sie ihm auch noch einen Tritt in die Eier hätte verpassen sollen? Sie fragen, ob ich ihn verprügeln soll? Oder Whitney?

Als sie sich noch weiter von mir entfernt, gehe ich zu meinem Dad zurück. Meine Hand ist schon ganz taub.

»Alles gut?«, fragt Dad und wuchtet sich mit einem angestrengten Keuchen aus dem Fahrersitz, das mir gar nicht gefällt. »Irgendwelche Probleme mit den Rosen?«

»Ja. Du musst sie dir noch mal ansehen«, murmle ich.

»Wozu brauchst du das Eis?«

Ich sehe auf meine Hand hinunter, die sich vor Kälte rötet. »Für … dieses Mädchen. Whitneys Assistentin. Sie hat sich an der Hand verletzt, also wollte ich …« Ich halte ihm das Taschentuch und das Eis hin. »Ich hole die Gestecke. Kannst du nach ihr sehen?«

Er nimmt das Taschentuch und sieht mich fragend an. »Willst du nicht nach ihr sehen?«

Ich zucke die Achseln. »Ich kann nicht gut mit Menschen, das weißt du doch.«

Auf dem Weg zu ihr grinst er mir zu. »Mit Blumen kannst du auch nicht gut!« Er lacht über seinen eigenen Witz, und ich werfe ihm einen bösen Blick zu.

Während ich den Rollwagen belade, beobachte ich aus dem Augenwinkel, wie mein Dad auf sie zugeht. Schon nach wenigen Sekunden lacht sie über irgendetwas, was er sagt, und ihr Gesicht hellt sich auf. Als er das Taschentuch um ihr Handgelenk wickelt, lacht sie erneut; ein Geräusch wie Blüten, die sich im Frühling öffnen.

Um das restliche Arrangement kümmere ich mich und lasse Dad die Magie wirken, die nur er beherrscht.

4

Ama

März

Ich verlasse das Café mit dem Versprechen, morgen anzurufen, um ein weiteres Treffen zu vereinbaren. Ich habe ihre E-Mail-Adressen. Ich soll ihnen heute Abend eine Liste meiner Lieblingslieferanten schicken.

Was ich nicht tun werde.