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Der Verfasser hat in 64 Meditationen die wichtigsten Heilslehren als Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit, die in Christus der Welt aufgegangen ist, abgehandelt. Die Meditationen zeichnen sich aus durch Tiefe und Klarheit der Gedanken, die in ihrer originellen und geistreichen Weise oft wahrhaft überraschend sind. Sie liefern den Beweis, dass der Verfasser mit den alten asketischen Schriftstellern ebenso vertraut ist wie mit unserer neueren klassischen Literatur.
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Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2025
Wegweiser zum inneren Frieden
WILHELM BESTE
Wegweiser zum inneren Frieden, W. Beste
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
86450 Altenmünster, Loschberg 9
Deutschland
ISBN: 9783988682376
Textquelle: www.glaubensstimme.de
www.jazzybee-verlag.de
1. Von der heiligen Dreieinigkeit.1
2. Die Kugel.3
3. Gott begehrt nicht das Eure, sondern Euch.4
4. Wider die Fleischeslust.4
5. Nie gemein.5
6. Eine Art, den Undank gegen Gott zu erklären.5
7. Verkennung.6
8. Kain.7
9. Satans Unglück.8
10. Vom Tugendmachen.9
11. Vom rechten Maßstabe für uns selbst.9
12. Vom Grunde der Erhaltung in der Erlösung.10
13. Alttestamentliche Weissagungen.11
14. Platonische Christusahnung.11
15. Gott ist die Liebe.12
16. Missverständnis der Liebe Gottes.13
17. Von der Gottheit Christi.14
18. Vom Gottmenschen.15
19. Vom Stande der Erniedrigung und Erhöhung Christi.16
20. Von der Versöhnung des Menschen mit Gott.20
21. Auftauchen mit Christo.22
22. Der richtende Christus.23
23. Christus, der Schönste unter den Menschenkindern.23
24. Vom Wasser des Lebens.24
25. Erlerntes und erlebtes Christentum.25
26. Die drei Gräber.25
27. Des neuen Lebens Anfang.26
28. Die Christusharfe.27
29. Der Durchbrecher aller Bande.27
30. Des Unmuts Tod.27
31. Von der Anschaulichkeit des Christentums.28
32. Die Gläubigen ein Salz der Erde.29
33. Von der Erkenntnis aus dem Herzen.30
34. Heraklit und Demokrit.32
35. Von der Freiheit.32
36. Zeugnislust.34
37. Von der heilsamen Bedrängnis der Sache Gottes.34
38. Meine Beleidiger.35
39. Trost in Leiden.35
40. Erstes oder letztes Viertel?. 36
41. Vom Glück im Beglücken.37
42. Der Blick in die Höhe.37
43. Wesen und Wirken.39
44. Geben.40
45. Nehmen.40
46. Von der Verklärung Gottes.41
47 Heilige Einsamkeit.41
48. Vom Urbilde der Werke.42
49. Die Anziehungskraft und die Schwungkraft.42
50. Hätte ich der Liebe nicht, so wäre ich Nichts.43
51. Hast du ein gutes Herz?. 45
52. Christi Siegesvorboten.48
53. Der Tod der Gläubigen.48
54. Verklärung der Toten.49
55. Die Stimme der Toten.50
56. Unsterblichkeit.51
57. Ewiger Gehalt.51
58. Von der Revolution.52
59. Die großen Erfindungen unserer Zeit.54
60. Bei der Taufe eines Kindes.55
61. Beicht- und Abendmahlsandacht.57
62. Einem Brautpaar, am Trauungstage.61
63. Trost für gläubige Prediger.63
64. Von unserm himmlischen Freunde.64
Was Du bist, o Gott, das bist Du von Ewigkeit zu Ewigkeit. Du bist dreieinig; drum bist Du dreieinig von Ewigkeit. Du bist gut. Gut kann Niemand ohne Liebe sein. Die Liebe aber kann nicht sein ohne einen Gegenstand. Wäre Dein Sohn nicht bei Dir gewesen von Ewigkeit, was hättest Du zu lieben gehabt von Ewigkeit, da doch die Welt erst in der Zeit geworden ist? Öde und leer wäre Dein Sein gewesen ohne Ihn, den Geliebten, mit dem Du Eins warst im heiligen Geiste, ehe der Welt Grund gelegt war. Ja ohne den Glauben an Gottes ewige Dreiheit in der Einheit würde ich hingedrängt zu der Annahme einer Schöpfung der Welt von Ewigkeit her. Denn den Gedanken an eine öde Einheit, an eine unlebendige Alleinheit, die Nichts hat, worauf sie ihre Liebe richtet, kann ich mit meinen Begriffen von göttlicher Vollkommenheit nicht vereinigen und im Herzen nicht ertragen. Ich müsste also annehmen, Gott habe die Welt aus eigenem Bedürfnis, aus innerer Notwendigkeit, also um Seinetwillen geschaffen. Aber Sein heiliges Wort sagt mir, dass Er die Welt in der Zeit geschaffen hat. Gott kann also ohne sie sein und brachte sie hervor aus freier Liebe, damit Wesen außer Ihm da wären, die Freude und Seligkeit genössen. Gott ist selig ohne die Welt und war es vor ihr; denn Er ist allgenugsam. Aber allgenugsam kann Er nur sein, weil Er dreieinig ist. Genüge konnte Er nur haben im Sohne, den Er von Ewigkeit bei sich hatte, auf den von Ewigkeit her im heiligen Geiste Seine Liebe flutete und von dem sie in demselben heiligen Geiste zu Ihm zurückfloss.
Ein Dichter sagt: „Einsam war der große Weltenmeister; fühlte Mangel, darum schuf er Geister.“[1] Der Dichter hat die richtige Ahnung gehabt, dass Gott in liebeleerer Vereinsamung nicht sein kann. Aber, weil er das Licht des göttlichen Wortes nicht hatte, in dem wir allein das Licht sehen, 2) geriet er sofort ins tiefste Dunkel. Denn er setzt in Gott einen Mangel, den Er erst nachträglich befriedigt und hebt damit die uranfängliche Vollkommenheit Gottes auf. Nur der Gedanke, dass der Vater im Besitz des Sohnes von Ewigkeit Befriedigung hat, löst uns das Rätsel der Seligkeit Gottes vor der Welt.
Ich danke Dir, dreieiniger Gott, dass Du Deine ewige Dreiheit in der Einheit offenbart hast in der Zeit. Ich danke Dir, dass Du Dich, o Vater, im Sohne, dem Abglanze Deiner Herrlichkeit und dem Ebenbilde Deines Wesens, enthüllst und mit Deinem heiligen Geiste die Gläubigen erfüllst! Ehre sei dem unsichtbaren Gotte, dem Vater! Ehre sei dem erscheinenden Gotte, dem Sohne! Ehre sei dem mitgeteilten Gotte, dem heiligen Geiste!
Ohne den Sohn hätte ich den Vater nicht; denn Er wäre mir verborgen. Ohne den Geist hätte ich den Sohn nicht; denn Er wäre nur vor mir, nicht in mir!
Nur im Dreieinigen habe ich einen Gott, der nahe ist und doch zugleich in heiliger Ferne wohnt. Die Heiden hatten das lebhafte Bedürfnis nach der Nähe der Gottheit. Aber in falscher Befriedigung dieses Bedürfnisses vermischten sie Göttliches und Weltliches und zogen in ihrem Aberglauben die Götter ins Gemeine, Sündliche herab. Im entschiedenen Widerspruch dagegen haben die Juden ehrfurchtsvoll ihren Jehovah in heiliger Ferne gedacht. Dabei erlagen sie trotz reinerer Ahnung und prophetischer Verkündigung meistens der Gefahr, ihn von der Welt zu trennen.
Die Sehnsucht der Heiden und der Juden wird durch die christliche Lehre von der Dreieinigkeit auf gleiche Weise befriedigt und versöhnt. Wir haben einen Gott, der uns so nahe ist, wie nur die Heiden Ihn ersehnen konnten, ohne dass wir Ihn wie sie, durch Vermischung mit dem Weltlichen entwürdigen. Wir haben Ihn im Menschen Jesus, ja durch den heiligen Geist in innerster Nähe, wir haben Ihn im gläubigen Herzen. Aber wir haben auch einen Gott, der uns so fern ist, wie es die Juden nur ersehnen konnten, ohne dass wir Ihn von der Welt trennen. Wir haben in Gott dem Vater einen Gott, „der da wohnt in einem Lichte, da Niemand zu kommen kann; welchen kein Mensch gesehen hat noch sehen wird“.[2] Aber im Sohne sehen wir Ihn und im heiligen Geiste empfangen wir Ihn. So verehren wir einen von der Welt verschiedenen und doch nicht geschiedenen Gott im Dreieinigen.
Gott hat, wie Luther lehrt, in allen Kreaturen ein Bild seiner Dreieinigkeit abgedrückt. Wie ihn soll mich jede Blume an das himmlische Geheimnis erinnern. Da ist Gestalt, Geschmack und Geruch, und Alles Dreies ist doch eine Blume. Ich sehe ein Licht. Da ist Feuer, Glanz und Wärme, und alles Dreies ist doch ein Licht. Ich weiß wohl, dass diese Bilder das Wahre nicht vollständig treffen, wie denn jedes Gleichnis hinkt; aber sie zeigen doch gegen den gemeinen Einwand, dass Drei und Eins zusammen bestehen können, und für den Christen bedarf es ja auch nur eines schwachen Schimmers von Ähnlichkeit, um an das geliebte Urbild erinnert zu werden.
Wohl uns, dass wir einen Spiegel haben, in dem die heilige, hochgelobte Dreieinigkeit, wenn auch immer noch dunkel, doch so hell wir es vertragen können und heller, als in der Natur wiederscheint. Dieser Spiegel ist die heilige Schrift. Nicht nur an einzelnen Stellen, sondern durch ihr Gesamtzeugnis[3] offenbart sie uns die Lehre von der Dreieinigkeit als Grundlehre des Christentums. Religion ist Gemeinschaft mit Gott, und die christliche Religion ist, kurz bezeichnet, die Gemeinschaft mit dem Vater durch den Sohn im heiligen Geiste.
So Viele dagegen nur den Vater gelten lassen wollen ohne den Sohn, die verehren einen für sie toten Gott. Sie weisen uns hin auf die Natur. Doch die Natur erzählt wohl von Gott; aber göttlichen Wesens ist sie nicht. So werden sie denn hingedrängt zu einem, Gott über den Sternen. Nach der Lehre der Schrift ist man ohne Christus ohne Gott in der Welt.[4]
Die aber den Sohn verehren ohne den heiligen Geist, die verehren einen für sie toten Christus. Denn nur durch den heiligen Geist wird Christus im Menschen lebendig.
„Wird Christus tausend Mal in Bethlehem geboren
Und nicht in Dir, so gehst Du doch verloren.“[5]
Die aber nur vom Geiste reden und nicht vom Vater und vom Sohne, die beten eine Seele statt eines Beseelers, Gedanken statt des Denkers an und haben keine andere Aussicht, als im Meere des Geistes zu ertrinken. Allen diesen Verirrungen wehrt die Grundlehre des Christentums von den drei Personen in dem Einen Wesen.
Möge der dreieinige Gott uns segnen!
Der Herr segne Dich und behüte Dich!
Der Herr lasse Sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig!
Der Herr hebe Sein Angesicht auf Dich und gebe Dir Friede![6]
Mit diesem Segen ist schon Israel gesegnet in Ahnung und Sehnsucht. In der Fülle der Zeiten ist offenbar geworden, wer dieser dreifache Herr sei. Es ist der Urquell alles Segens, der Vater, der den Sohn von Ewigkeit gezeugt hat und mit dem Sohne den heiligen Geist sendet. Das leuchtende Angesicht des Vaters aber ist der Sohn, der da spricht: Wer mich sieht, sieht den Vater! Das Angesicht endlich, das der Herr auf uns erhebt, dergestalt, dass wir Ihn nicht bloß über uns und vor uns sehen, sondern Seiner teilhaftig werden, ist der heilige Geist.
So oft ich den hohepriesterlichen Segen empfange, will ich ihn in dem Bewusstsein genießen, dass er vom Dreieinigen handelt und stammt. Dem Dreieinigen will ich dann jedes Mal aufs Neue mich weihen zum innersten, ewigen Frieden. Herr, Herr, Herr! Hilf dazu durch eben diesen Segen! Amen.
Warum kommt die Kugel so leicht ins Rollen und in Bewegung? Der Stützpunkt, auf dem sie ruht mit ihrer Schwere, hat einen zu geringen Raum. Sie liegt mit einem ganz kleinen Teile ihrer selbst auf diesem Punkte. Deshalb hat sie einen so unsicheren Stand, verliert ihren Stützpunkt leicht und muss sich einen anderen suchen. Daher ihre Unruhe, ihre Beweglichkeit.
Der Stützpunkt des Menschengeistes ist der dreieinige Gott. Wer nicht mit der ganzen Breite seines Wesens, sondern nur mit einem einzelnen Punkte seiner selbst sich auf Ihn stützen will, der ist in ewiger Unruhe wie die Kugel und treibt sich wie sie im ewig wechselnden Suchen, Finden und Wiederverlieren des stützenden Punktes über diese Erdenbahn.
Mit einzelnen Werken lässt Sich Gott nicht versöhnen. Nicht einmal liebende Menschen werden das durch befriedigt. Es kommt vor, dass Jemand einem alten Bekannten, dem er sich verbunden weiß durch empfangene Güte und von dem er sich zurückzog, ein Geschenk beizubringen weiß, in der Absicht, seiner Verpflichtung dadurch sich zu entledigen und in der Meinung, nun ohne Vorwurf ihn vernachlässigen zu dürfen. Elendes Verfahren! Nur gemeine Seelen werden dadurch abgefunden. Jener alte Freund begehrt, wenn er Dich noch liebt, nicht Dein Geschenk, sondern Dein Herz. Es gilt hier das Wort des Apostels: „Ich suche nicht das Eure, sondern Euch.“[7]
Und Du meinst Gott mit einer äußeren Gabe abfinden zu können? Glaubst, Ihn mit einzelnen Werken zu befriedigen? Nein, Gott begehrt nicht das Deine, sondern Dich; Gott begehrt Hingabe Deines Herzens an ihn, d. i. Glauben. Er sieht mehr auf Das, was Du ihm bist, als was Du in Rücksicht auf Ihn tust, und wir könnten das Wort des Dichters
„gemeine Naturen
Zahlen mit Dem, was sie tun,
edle mit Dem, was sie sind“
auch auf unser Verhältnis zu Gott übertragen, wenn wir stark und demütig genug wären, von diesem Gedanken alle Selbstgerechtigkeit abzustreifen. Denn mehr. als das Tun ist das Sein, und die Forderung „gib mir, mein Sohn, Dein Herz“[8] ist umfassender, als die: Gib mir Dies und Das! Aber vergiss nicht, dass Er Dein Herz nur fordert, damit Er es entsündige. Darum will Er Dich haben, damit Er Sich Dir mitteilen könne; darum fragt Er wenig nach dem Deinen, weil es Ihm vor Allem darauf ankommt, Dir das Seine zu geben und Du nicht durch das Deine, sondern durch das Seine selig wirst.
„Ich ermahne euch, als die Fremdlinge und Pilgrimme, enthaltet euch von fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten.“ So spricht der Heilige Geist durch Petrus.[9] Die fleischlichen Lüste streiten wider die Seele. Sie sind der Seele Todfeinde; denn sie wollen die Seele töten. Was ist der Seelentod? Der Tod des Leibes besteht darin, dass die Seele sich vom Leibe trennt. Der Tod der Seele besteht darin, dass der Geist, der heilige, göttliche, sich von der Seele trennt. Der leibliche Tod ist Entseelung des Leibes, der Seelentod ist Entgeistung der Seele. Jede fleischliche Lust arbeitet an der Verzehrung des Geistes und bereitet den Seelentod vor. Die fleischliche Lust ist ein Gift des eigentlichen Gehaltes der Seele, des Gotteswesens in ihr. Die Welt warnt auch wohl vor der Fleischeslust, weil sie den Leib auszehre. Diese Warnung ist berechtigt. Aber das Furchtbarste, was der Fleischeslust folgt, ist nicht die leibliche, sondern die geistliche Auszehrung! Ach, wenn der geistliche Gehalt der Seele verzehrt ist, dann hat sie Das verloren, was sie allein bereitet und fähig macht, im Jenseits, im seligen Jenseits zu leben. Bedenken will ich, dass ich nur ein Fremdling und Pilgrim hienieden bin, an mich zu halten Das, was ich haben muss, um in der Heimat sein zu können. O Herr, lass mich nicht sterben auf der Reise an der Fleischeslust!
Weltliche Menschen, deren Beruf in der Gedankenwelt liegt, vermögen und pflegen die Werkstatt in ihrem Innern zuzuschließen, wenn ihr Tagewerk vollendet ist. Sie treten dann in weltliche Kreise und auf ihrem Treiben ruht kaum ein Hauch von der geistigen Beschäftigung des Tages. Es gibt unter ihnen sogar Solche, die in ungezügelter Jovialität bis zum gemeinen Scherze sich verirren und wohl gar in unsauberer Ausgelassenheit einen wohltätigen, der Erholung förderlichen Kontrast mit dem Tagewerke erblicken. Ein Benehmen der Art hab ich früher milder beurteilt. Aber ich las von einem großen Weltweisen der neueren Zeit, dass in seinen letzten Stunden ein garstiges Lied mit dämonischer Gewalt ihn verfolgte, also, dass er's von seinem Ohr und von seiner Seele zu verbannen außer Stande war. Wäre ihm die unheilige Melodie fremd geblieben im Leben, so konnte sie ihm sich nicht nahen im Sterben. Diese Geschichte hat mich gewarnt. Nur reine Klänge sollen durch meine Seele gehen. Nur lautere Scherze sollen mich belustigen. Zur ungelegenen Zeit könnte mich plagen das Gemeine, wenn ich's an mich kommen ließe in der Stunde, da ich's vertragen. kann. Es könnte mir die heiligen Stunden entweihen; es könnte mir die Sterbestunde schänden, die Vorbereitung auf das Jenseits mir zerstören und meiner Seele das Geleit geben zum Throne des Richters. Herr, gib mir lautere Eindrücke im Leben und eine geweihte, eine Dir geweihte Sterbestunde!
Warum sind wir von Natur so undankbar gegen Gott? Ich vermute, auch darum, weil wir von Ihm so Viel, weil wir von Ihm Alles empfangen, was wir haben. Sehen wir doch auch im Verhältnis der Menschen zu Menschen, dass Diejenigen, welche Nichts verdienen, welche Alles empfangen, welche von Geschenken leben, die undankbarsten Empfänger sind. Eine einzelne, außerordentliche Unterstützung wird insgemein viel dankbarer aufgenommen, als eine laufende, ununterbrochene, bleibende. Mensch gewöhnt sich an letztere als an ein Recht, das er beansprucht, und ein einzelner Ausfall des gewohnten Almosens ärgert und entrüstet ihn mehr, als alle empfangenen Geschenke ihn erfreuen. Ähnlich, wie diese Menschen sich gegen Menschen benehmen, verhalten wir uns gegen Gott. Wir leben Alle von Gottes Geschenken, haben nichts Eigenes und verdienen Nichts. Wir sind Seiner Güte so gewohnt, dass wir von ihr nicht mehr gerührt werden und des Dankes vergessen. Wir haben nur Undank für Das, was Er uns verweigert und keinen Dank für Das, was Er uns gibt. Hüte dich, dass Gott nicht zürne über den unverschämten Armen; erkenne an der Lücke in deinem Besitz, dass dein Besitz nur von Seiner Gnade abhängt und dass Er Macht hat zu tun mit dem Seinen, was Er will!
Es gibt viele gute Menschen, zwar nicht nach dem strengen Begriff (denn diesem gemäß ist Niemand gut, denn der einige Gott[10]