Weihnachten auf der Lindwurmfeste - Walter Moers - E-Book
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Weihnachten auf der Lindwurmfeste E-Book

Walter Moers

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Beschreibung

Diese zamonische Weihnachtsgeschichte gehört unter jeden Christbaum!

Als Walter Moers den Briefwechsel zwischen Hildegunst von Mythenmetz und dem Buchhaimer Eydeeten Hachmed Ben Kibitzer sichtete, stieß er auf einen Brief, in dem der zamonische Autor ein Fest schildert, das Moers frappierend an unser Weihnachtsfest erinnert hat. Die Lindwürmer Zamoniens begehen es alljährlich und nennen es »Hamoulimepp«. Während dieser drei Feiertage steht die Lindwurmfeste ganz im Zeichen der beiden Figuren »Hamouli« und »Mepp«, die unserem Weihnachtsmann und dem Knecht Ruprecht verblüffend ähneln. Außerdem gehören zur Tradition Hamoulimeppwürmer, Hamoulimeppwurmzwerge, ungesundes Essen, ein Bücher-Räumaus, ein feuerloses Feuerwerk und vieles andere mehr. Laut Moers, kein Freund der Weihnachtsfeierei, gibt dieser Brief von Mythenmetz einen profunden Einblick in die Gebräuche einer beliebten zamonischen Daseinsform, der Lindwürmer. Nie war Weihnachten so zamonisch.

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Seitenzahl: 86

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Walter Moers

oder

Warum ich Hamoulimepp hasse

VonHildegunst von Mythenmetz

Aus dem Zamonischen übertragen von Walter Moers

Illustriert von Walter Moers und Lydia Rode

Weihnachten auf der Lindwurmfeste

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Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Copyright © 2018 beim Penguin Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München Lektorat: Rainer Wieland Covergestaltung: Walter Moers, Lydia Rode und Oliver Schmitt Layout und Satz: Oliver Schmitt, Mainz Illustrationen: Lydia Rode

ISBN 978-3-641-23470-6 V002

www.penguin-verlag.dewww.zamonien.de

www.randomhouse.de

Inhaltsverzeichnis

HILDEGUNST VON MYTHENMETZHACHMED BEN KIBITZERZAMONISCHER LINDWURMLINDWURMFESTEROSTIGE GNOMEVORWORT DES ÜBERSETZERSTAXONOMISCHE TAFELN
I - INKARNATIONEN VON HAMOULIMEPPII - PFLANSEKTENIII - EDELSTEINE DER LINDWURMFESTEIV - STEINSCHLAGSCHUTZHELMEV - FELSENGEIEREIERVI - HAMOULIMMEPP-BÄUMEVII - TÜREN DER LINDWURMFESTEVIII - ROSTIGE GNOMEIX - LINDWURMSCHUPPENX - SCHUPPENPUPPENXI - MUSIKINSTRUMENTE DER LINDWÜRMERXII - LINDWURMFESTESCHNECKENXIII - BÜCHER-RÄUMAUS-BÜCHERXIV - TELLERGERICHTE DER LINDWÜRMERXV - TRILOBITENSUPPEXVI - FEUERWERKSRAKETE

Hamouli, Hamouli,

Mepp Mepp Mepp!

Hamouli, Hamouli,

Mepp Mepp Mepp!

 

Gesang der Hamoulimeppwürmer

HILDEGUNST VON MYTHENMETZ

Prominentester Bewohner der Lindwurmfeste, erfolgreichster Schriftsteller von ganz Zamonien, bekannt vor allem durch den Bildungs- und Entwicklungsroman „Die Stadt der Träumenden Bücher“. Träger zahlreicher Literaturpreise. Verbrachte die ersten siebzig Jahre seines Lebens auf der Feste und wurde von seinem Onkel Danzelot von Silbendrechsler an seine Bestimmung als Schriftsteller herangeführt.

HACHMED BEN KIBITZER

Buchhaimer Antiquar, langjähriger Brieffreund von Hildegunst von Mythenmetz und Eydeet der Kategorie Drei, Was bedeutet, dass er mit drei Gehirnen ausgestattet ist. Eydeeten sind für ihre enormen Gedächtnisleistungen berüchtigt und leben gerne in möglichst abgedunkelten Verhältnissen, weil Finsternis angeblich ihre geistigen Fähigkeiten stärkt.

ZAMONISCHER LINDWURM

Diese Daseinsform kommt ausschließlich auf dem Kontinent Zamonien vor, steht in einem Verwandtschaftsverhältnis zu den Dinosauriern und kann über tausend Jahre alt werden. Sie ist mit einer natürlichen Begabung zur Dichtkunst und Schriftstellerei veranlagt. Die Lindwürmer spielen für die Literaturgeschichte Zamoniens eine überragende Rolle, da sie nicht nur Urheber einer Vielzahl literarischer Meisterwerke sind, sondern auch zahlreicher belletristischer Verkaufserfolge. Obwohl sie gemeinsam die Lindwurmfeste bevölkern und über ein funktionierendes Sozialwesen verfügen, sagt man ihnen einen Hang zum Einzelgängertum nach. Ihr erfolgreichster Vertreter ist Hildegunst von Mythenmetz.

LINDWURMFESTE

Von Höhlen und Tunneln durchsetzte kegelförmige Felsformation in Westzamonien, die sich unweit vom Vulkanmaar Loch Loch über die Hochebene von Dull erhebt. Die Feste ist bewohnt von aufrecht gehenden und sprechenden Lindwürmern, die sämtlich der Schriftstellerei und Dichtkunst huldigen. Die Lindwurmfeste ist eines der größten Kultur- und Naturwunder Zamoniens. Ihr Gestein birgt nicht nur unzählige urgeschichtliche Fossilien und wertvolle Mineralien, sondern angeblich auch den legendären Lindwurmfeste-Diamanten, weswegen die Bewohner im Laufe der Geschichte zahlreichen Belagerungen trotzen mussten.

ROSTIGE GNOME

Legendäre zamonische Zwergenrasse mit außergewöhnlicher handwerklicher und architeklonischer Befähigung. Rostige Gnome existieren angeblich in der Unterwelt Zamoniens oder sollen dort einmal existiert haben. Sie gelten als die Architekten der Ledernen Grotte, in der die legendären Buchlinge leben, als Konstrukteure der sogenannten „Bücherbahn“, einem Transportsystem in den Katakomben von Buchhaim, sowie anderer technischer Wunder der zamonischen Unterwelt.

VORWORT DES ÜBERSETZERS

Es gibt kein Weihnachten auf der Lindwurmfeste, so wie es auch in ganz Zamonien kein Weihnachtsfest gibt. Dabei existieren in Zamonien mehr populäre Feiertage als unterschiedliche Daseinsformen: Die Holzgnome feiern das Borkenfest, die Nattifftoffen ihr Snörefiesten, die Roggenmumen ihr Kindergruseln, die Nebelheimer ihren Trompaunenvollmond, die Buchlinge ihr Silvester-Ormen, die Wolpertinger ihr jährliches Septemberkämpfen, die Hoawiefs ihr Hoawief, die Gurkenzwerge ihr Essigfest. Die Venedigermännlein begehen ihre Mandolinenwoche, die Buntbären ihr herbstliches Bienenmelken, die Schrecksen ihre Orakelnacht, und die Lindwürmer der Lindwurmfeste zelebrieren eine alljährliche dreitägige Feierlichkeit, die sie Hamoulimepp nennen. Aber ein Weihnachten ist nicht dabei, Als ich jedoch im nahezu unerschöpflichen Briefwechsel von Hildegunst von Mythenmetz mit dem Buchhaimer Eydeeten Hachmed Ben Kibitzer, den ich immer noch bearbeite und zur Veröffentlichung auswerte, einen langen Brief fand, in dem Mythenmetz die Gebräuche von Hamoulimepp ausführlich und kritisch beschreibt, fielen mir dabei viele erstaunliche Parallelen zu unserem Weihnachtsfest auf. Sie waren so frappierend, dass sich dem Übersetzer in mir fast unwiderstehlich die Übertragung von Hamoulimepp in Weihnachten geradezu aufdrängte. Das wäre natürlich ungenau und völlig unwissenschaftlich, daher heißt Hamoulimepp im Folgenden auch jedes Mal Hamoulimepp, wie es sich gehört. Nur im Buchtitel habe ich mir den Hinweis auf diese frappierenden Ähnlichkeiten zu unserem Weihnachten erlaubt.

Dem Leser dieser Übersetzung sei es überlassen, die verblüffenden Übereinstimmungen selbst zu entdecken, was vielleicht einer Steigerung des Lesevergnügens zuträglich ist.

Wem das nicht reicht, der kann diesen Brief auch als völkerkundliche Studie lesen, die einen intimen Einblick in die faszinierende Kultur der Lindwürmer gewährt – bis weit zurück in ihre urgeschichtliche Vergangenheit,

 

Walter Moers

Hachmed, mein liebster Freund,

 

wäre ich in diesen Tagen daheim auf der Lindwurmfeste, dann müsste ich jetzt mit den anderen Lindwürmern gezwungenermaßen Hamoulimepp feiern. Es gehört zu den größten Vorzügen dieser Reise, dass ich mich gerade auf der Insel Eydernorn1 befinde, denn hier ist Hamoulimepp fast noch weniger bekannt als im restlichen Zamonien. Was für eine Wohltat! Nur auf meinem Heimatfelsen zelebrieren meine Artgenossen jetzt dieses vielleicht bizarrste aller Feste – seit Ewigkeiten und leider alle Jahre wieder.

 

Ich bin in meinem Hotelzimmer. Draußen stürmt und schneit es in dicken, nassen Flocken – eigentlich ideales Hamoulimeppwetter. Daher ergreife ich die Gelegenheit, mir endlich einmal den ganzen Irrsinn von Hamoulimepp von der Seele zu schreiben, indem ich diesen hoffentlich erhellenden Brief verfasse. Worin ich dir, bester Hachmed, dem dieses absurde Fest fremdartig und mysteriös erscheinen muss, einmal in allen Einzelheiten zu erklären versuche, was es mit diesem Hamoulimepp eigentlich auf sich hat. Woher es kommt. Warum es sich so erstaunlich hartnäckig hält. Und wieso es immer noch weiterwuchert wie eine invasive Pilzkultur von einem anderen Planeten. Bist du bereit für ein schockierendes Geständnis? Für die Bankrotterklärung der gesamten so hoch geschätzten Lindwurmkultur? Und wenn du schon sitzt, dann setz dich lieber zur Sicherheit noch mal hin! Ich werde kein Blatt vor den Mund nehmen. Dieser Brief wird meine Abrechnung mit Hamoulimepp.

a, es ist nicht nur erstaunlich, sondern sogar bestürzend, wie hartnäckig sich dieser idiotischste aller zamonischen Bräuche auf der Lindwurmfeste gehalten hat und sich sogar von Jahr zu Jahr immer mehr verfestigt. Auf der Feste wird sich gerade in diesem Augenblick – das weiß ich aus langjähriger leidvoller Erfahrung – der zeremonielle Irrsinn zur Vorbereitung der Feierlichkeiten unaufhaltsam dem Höhepunkt nähern. Es ist eine Betriebsamkeit, der sich niemand entziehen kann. Sämtliche Lindwürmer sind bis ins Mark fanatisiert und faseln von nichts anderem mehr als ihrem Hamoulimeppstress und von ihren Hamoulimeppgeschenken.

 

Es ist jedes Mal so, als habe eine Geisteskrankheit in Gestalt einer unsichtbaren Wolke die Lindwurmfeste eingehüllt und sämtliche Bewohner kollektiv um den Verstand gebracht. Mit einer einzigen Ausnahme: Denn ich bin vollkommen gegen Hamoulimepp resistent.

 

Hamoulimepp ist noch vor Festegokken (damit feiern wir alljährlich, dass wir alle Belagerungen der Lindwurmfeste überstanden haben) und Schuppung (eine Art Karneval im Spätherbst, bei dem wir Lindwürmer uns, um unsere periodischen Häutungen zu feiern, mit grellen Naturfarben einreiben und verstörende Masken tragen) das größte festliche Ereignis der Lindwurmkultur. Während Festegokken und Schuppung jeweils an einem einzigen Tag erledigt werden, dauert Hamoulimepp leider drei volle Tage – mit Vorbereitungen und Aufräumarbeiten eigentlich zwei Wochen. Und was das angerichtete Gehirntrauma angeht, vielleicht ein ganzes Leben.

Die gesamte Legende von Hamoulimepp strotzt nur so von Widersprüchen und Ungereimtheiten. Je nach Auslegung ist das Hamouli einmal ein quergestreifter Wolkengeist, ein anderes Mal ein wildes Tier unbestimmbarer Art, dann wieder ein wandelnder Baumstamm oder eine Perücke mit vielen Augen. In manchen Überlieferungen ist es auch ein melancholischer Dämon mit einem Fell aus Gras, ein lebendiger Tropfstein aus dem tiefsten Inneren der Lindwurmfeste, eine verrückte Gämse mit sieben Hörnern oder ein riesiger Blauer Blumenkohl auf drei Beinen, der angeblich singen kann.

Taxonomische Tafel IINKARNATIONEN VON HAMOULIMEPP

siehe hier

a, was zum Henker ist Hamoulimepp denn nun?“, sollte man eigentlich fragen. Aber es fragt niemand. Niemand außer mir, und mir antwortet man nicht. Hamoulimepp scheint bei den meisten Lindwürmern nicht nur das logische Denken, sondern überhaupt jedes kritische Bewusstsein außer Kraft zu setzen: „Ab heute ist Hamoulimepp! Geben Sie widerspruchslos Ihren Verstand an der Garderobe ab und glauben Sie jeden Quatsch, den man Ihnen während der Feiertage auftischt.“

 

Der Mepp ist ebenfalls eine vielfältig interpretierbare Figur, die mal als Knecht oder Knappe des Hamouli, mal als sein Sohn, sein zurückgebliebener Zwillingsbruder oder sein lebender Schatten, mal als Dorftrottel oder als rußgeschwärzter Schornsteinfeger mit blauen Zähnen beschrieben wird. Kein Wunder, dass die Kinder Angst vor ihm haben, wenn sie ihn sich als geisteskranken Schwarzen Mann mit blauem Gebiss vorstellen, der nachts ungebeten in fremde Wohnungen kommt, um ungehorsame Kinder mit der Hamoulirute zu verbimsen! Ich hatte als Kind immer einen Mordsbammel vor dem Mepp und zucke noch heute unter der bloßen Nennung seines Namens zusammen wie unter einem Peitschenknall.

Hamoulimepp wird an den letzten drei Tagen des Jahres gefeiert, weil die Legende besagt, dass das Hamouli angeblich vor langer Zeit zur Jahreswende aus der Lindwurmspitze gewachsen ist, um das Orm über die Lindwürmer zu bringen. Es gibt aber auch Überlieferungen, nach denen das Hamouli aus der Wüste gekommen oder aus einer Kaktusblüte gefallen sein soll. Anschließend soll es je nach unterschiedlichem Mythos entweder

– zehntausend Jahre,– hundert Wochen oder– nur zehn Minuten gelebt haben.

Es hat entweder großes Glück oder zwölf Belagerungen über die Feste gebracht und ist dann entweder gestorben, im Treibsand versenken oder auf einer unsichtbaren Gämse in den Himmel geritten. Da gehen die Meinungen wieder in alle Richtungen auseinander.

Woher der Mepp kam, ist noch ungewisser. Wenn du mich fragst, lieber Hachmed, dann entsprang er ganz einfach dem Bedürfnis nach einer komischen Nebenfigur in dem ganzen Märchen. Lindwürmer sind nun mal professionelle Schriftsteller und wissen, was das Publikum verlangt. Humor! D