Weihnachten, wie es damals war - Walter Feldkirch - E-Book

Weihnachten, wie es damals war E-Book

Walter Feldkirch

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Beschreibung

Wenn Menschen sich an ihre Kindheit erinnern, dann wird eine Zeit wieder lebendig, die vergessen schien. Diese heiteren und ernsten Weihnachtserlebnisse wecken bei älteren Lesern eigene Erinnerungen und lassen gleichzeitig nachfolgende Generationen an wertvollen Traditionen teilhaben.

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Der SCM Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-7751-7347-6 (E-Book)

ISBN 978-3-7751-5741-4 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

1. erweiterte Auflage (10. Gesamtauflage)Dieser Titel erschien zuvor bei SCM R.Brockhaus, zuletzt unter der ISBN 978-3-417-20589-3.

© der deutschen Ausgabe 2016SCM-Verlag GmbH & Co. KG · Max-Eyth-Straße 4171088 HolzgerlingenInternet: www.scm-verlag.de · E-Mail: [email protected]

Umschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im SchönbuchTitelbild: shutterstock.com

Inhalt

Über den Autor

Vorwort

Die Nacht vor dem Fest

Ein Kind für Maria

Das verborgene Weihnachtswunder

Eine unvergessliche Weihnachtsfahrt

Ein Paar zerrissene Kinderschuhe

War es ein Engel?

Ausgezischt

Weihnachtsgeschenke

Wandas Weihnachtsfest

Kindliches Missverständnis

Die Weihnachtspredigt

Der Götze

Oma ist ein Weihnachtsengel

Frohes Fest, Tippelbruder!

Der arme Opi

Der helle Schein

Sieh doch, ein Stern!

Der Martini-Beutel

Der dritte Wirt

Daniel, der Posaunenengel

Eine schöne Bescherung

Weihnachtsfeier im alten Ostpreußen

Wunderbar gerettet

Windbeutel

Nur ein Hund?

Das rettende Licht

Als das Christkind mit dem Hubschrauber kam

Es fehlten nur zehn Meter

Eisgang vor Weihnachten

Barmherzigkeit – nur einmal im Jahr?

Ein Weihnachtsbesuch

Weihnachten unter Vagabunden

»Tierische« Weihnachtsfreude

Rückfahrkarte

Ein Weihnachtsengel

Die Liebesbrücke

Silvester-Erinnerungen

Abschied von Ostfriesland

Wie im Stall zu Bethlehem

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Über den Autor

Walter Feldkirch, 1912–1999, hat als Pastor in Norddeutschland viel erlebt und diese Erlebnisse gemeinsam mit seiner Frau Margareta aufgeschrieben.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Vorwort

Wenn zu den vielen bereits existierenden Weihnachtsbüchern ein weiteres erscheint, muss es dafür gute Gründe geben, und wir meinen, es gibt sie.

In diesem Buch findet der Leser nicht erdachte, sondern erlebte Geschichten. Was wir in unserer eigenen Kindheit und später mit unseren Kindern und Enkeln sowie in unseren Gemeinden erlebt haben, ist hier aufgeschrieben. Hinzugefügt haben wir außerdem überlieferte Erlebnisse bewährter Gottesboten.

Manche der Geschichten wurden in früheren (und inzwischen vergriffenen) Büchern schon einmal veröffentlicht, und wir haben uns über die positive Resonanz auf diese Bücher sehr gefreut. So schrieb Dr. Veronika Carstens: »Ich habe Ihre Bücher mit großem Gewinn gelesen und wünsche ihnen weiteste Verbreitung.«

Die hier zusammengestellten kurzen Weihnachtsgeschichten sind teils heiter, teils besinnlich und eignen sich gut zum Vorlesen bei Feiern in Familie und Gemeinde. Eine besondere Freude und Ehre war es für uns, als der vor einigen Jahren verstorbene Schauspieler Heinz Rühmann sich in einem handgeschriebenen Brief »für die zu Herzen gehenden Geschichten« bedankte und eine von ihnen bei einer Weihnachtsfeier im Fernsehen vortrug.

Am Ende dieses Buches stehen einige Erinnerungen zum Jahreswechsel, und auch in der letzten Geschichte geht es – wenn auch auf andere Weise – um den Übergang vom Alten zum Neuen. Sie ist gewissermaßen ein persönliches Nachwort zu diesem Buch und zu allem, was wir im Glauben erleben durften.

Walter und Margareta Feldkirch,im Mai 1998

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Die Nacht vor dem Fest

Die Stille rings um das Altenheim im Park schien noch größer zu sein, seitdem in der Frühe des dreiundzwanzigsten Dezembers ein starker Schneefall eingesetzt hatte, der den ganzen Tag über andauerte. Am Morgen hatten die Heimbewohner verwundert in eine verzauberte Welt geschaut. Die Tierfreunde unter ihnen säuberten ihre Vogelhäuschen am Fenster vom Schnee, schütteten reichlich Futter hinein und erwarteten neugierig ihre gefiederten Kostgänger.

Wer das Heim betrat, merkte etwas von dem weihnachtlichen Glanz, der auf allen Dingen lag. In der Eingangshalle stand ein großer Tannenbaum, dessen elektrische Kerzen den ganzen Tag über brannten. Auf den Korridoren hingen leuchtende Adventssterne, und im Speisesaal war eine Weihnachtskrippe aufgebaut, die bei vielen längst versunkene Kindheitserinnerungen wachrief. In jedem Zimmer befand sich ein Adventskranz oder zumindest ein Tannenzweig mit Lametta.

Einige Heimbewohnerinnen luden sich auch an diesem Nachmittag gegenseitig zum Kaffee ein, wo sie beim Schein der Kerzen aus vergangenen Zeiten erzählten. Doch die meisten Frauen saßen im Tagesraum vor dem Fernseher.

Am späten Nachmittag kam eine Schulklasse und musizierte. Die Kinder überreichten den Anwesenden kleine selbst gebastelte Geschenke. Mit dem abendlichen Gesang eines Kirchenchores ging der Tag, der eigentlich gar nicht richtig hell geworden war, friedlich zu Ende.

Als sich die Nacht vor dem Fest still über das Altenheim herabsenkte, konnte niemand ahnen, dass es keine stille Nacht, sondern eine Nacht schreiender Angst werden sollte, deren Schrecken wie eine dunkle Wolke die Festfreude überschatten würde.

Etwa um vier Uhr wurde die nächtliche Stille jäh zerrissen durch lautes Klopfen, das aus dem Zimmer der achtzigjährigen Frau Klein kam. Augenblicke später riss die Gehbehinderte die Tür auf und schrie mit schriller Stimme über den Korridor: »Hilfe! Hilfe! Feuer! Feuer!«

Zwei ältere Diakonissen, die auf der gleichen Etage ihre Zimmer hatten, stürzten herbei. Die eine kümmerte sich um Frau Klein, die ohnmächtig zusammengebrochen war, die andere riss den Feuerlöscher von der Wand und bekämpfte das Feuer, das sich glücklicherweise noch nicht weit ausgebreitet hatte.

Inzwischen waren die Zimmernachbarinnen natürlich alle wach geworden und schauten ängstlich durch die offene Tür auf das Werk der Vernichtung, bevor man sie freundlich, aber energisch wieder auf ihr Zimmer schickte.

Doch wie war es zu dem Brand gekommen? Frau Klein hatte – nachts um vier! – ihren Adventskranz anzünden wollen. Aber die zitternden alten Hände hatten die Kerzen verfehlt. Der durch die Zimmerwärme getrocknete Adventskranz hatte Feuer gefangen und das Tischtuch angezündet. Da der Tisch nahe am Fenster stand, hatten die Flammen schon bald die Gardinen erfasst …

In der Tageszeitung standen am nächsten Tag wenige sachliche Zeilen:

»In dem Altenheim entstand in der Nacht zum 24. Dezember ein Zimmerbrand, verursacht durch den brennenden Adventskranz einer 80-Jährigen. Der Brand konnte aber schnell durch hauseigenes Personal gelöscht werden, sodass eine Katastrophe vermieden wurde.«

Und die Leute, die das lasen, schüttelten den Kopf und sagten: Diese schrullige Alte! Sollte doch nachts schlafen, statt Advent zu feiern. Solchen Menschen sollte man aus Sicherheitsgründen den Umgang mit Feuer verbieten!

Und sie hatten im Grunde recht.

Aber was wussten sie von Frau Klein? Von ihrer Schlaflosigkeit, die sie seit Jahren quälte? Von ihrer Trauer um den Lebensgefährten, der zwei Jahre zuvor, gerade in der Adventszeit, von ihr gegangen war – nach fast 60-jähriger Ehe?

Was wussten sie von der Einsamkeit, die ihr oft das Herz abschnürte? Da blieben ihr nur die Erinnerungen – lebendig und gegenwärtig.

Auch in dieser Nacht hatte sie mit dem Gefährten ihrer langen Ehejahre stille Zwiesprache gehalten.

Und als sie ihn fragend angeschaut hatte – sein Bild stand ja neben dem Adventskranz auf dem Tisch –, hatte sie da nicht deutlich bemerkt, wie er ihr zunickte? Und das bedeutete doch: Ja, zünde die Kerzen an! Lass uns gemeinsam in ihr stilles Licht schauen, wie wir es so oft taten. Musste sie da nicht die Kerzen anzünden?

Aber das konnte sie niemandem erzählen. Stattdessen nahm sie es als Geheimnis mit ins Grab, als ihr von so viel Unruhe geschwächtes Herz kurz nach Weihnachten für immer stehen blieb.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Ein Kind für Maria

In der Morgenfrühe des ersten Weihnachtstages ist für Schwester Maria der Nachtdienst im Krankenhaus beendet. Hinter ihr liegt eine anstrengende »Heilige Nacht«, die eigentlich mehr eine eilige Nacht war. Fast ohne Pause hatten die Patienten der Station nach ihr geklingelt.

Einerseits war ihr das ganz recht gewesen. So kam sie nicht zum Nachdenken. Darum hatte sie sich auch freiwillig zum Weihnachtsdienst gemeldet.

Nur wenige Wochen vor dem Fest war nach einem handfesten Streit der langjährige Freund mit seinen Koffern für immer aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen.

Und die Ursache des Streites? Sie hatte ihm beim Schein der ersten Adventskerze gestanden: »Ich bekomme ein Kind von dir!«

Aber statt sie beglückt in die Arme zu schließen – wie sie es sich heimlich erträumt hatte –, war er grob und ausfallend geworden. Er hatte mit der Faust auf den Tisch geschlagen, dass ein Weinglas umkippte, und ihr erregt deutlich gemacht, dass er sich nicht durch eine Ehe binden wolle und ein Kind sein berufliches Fortkommen gefährdete. Und er war für immer gegangen.

In den folgenden Tagen und Nächten kämpfte Schwester Maria einen schweren Kampf. Das werdende Kind, auf das sie sich – wie jede wirkliche Mutter – anfangs gefreut hatte, wurde mehr und mehr Gegenstand ihrer Ablehnung, ja ihres Hasses. War dieses Kind nicht schuld, dass ihr Lebensglück zerbrach? Und – sollte es ohne Vater aufwachsen?

So fasste sie den unheilvollen Entschluss: Ich werde dieses Kind nicht austragen, sondern abtreiben.

All diese Gedanken und Erinnerungen befallen sie jetzt wieder, da ihr Nachtdienst beendet ist. Aber mit einer Handbewegung vertreibt sie die düsteren Wolken und wischt energisch die aufkommenden Tränen aus den Augen. Sie zieht den Mantel an, öffnet die breite Tür des Krankenhauses und tritt ins Freie, um den kurzen Weg durch die Parkanlage ins Wohnheim zu gehen.

Tief atmet sie durch, denn die frische Luft tut ihr gut. Es ist noch dunkel. Im Schein der Laterne sieht sie, dass es leicht zu schneien beginnt. »Leise rieselt der Schnee« – die Melodie dieses Weihnachtsliedes geht ihr durch den Kopf. Sie bindet den Schal fester, denn ein kalter Wind weht ihr die feuchten Flocken ins Gesicht.

Da hört sie plötzlich ein leises Wimmern.

Was ist das? Wo kommt es her? Sollte jemand einen kleinen Hund als unbequemes Weihnachtsgeschenk ausgesetzt haben?

Sie bleibt stehen und lauscht. Da! Da ist er wieder, der leise wimmernde Ton! Und nun sieht sie es: Dort auf der Bank unter der Laterne steht eine Plastik-Reisetasche. Und aus dieser Tasche kommt der klagende Ton.

Schon hat sie die Tasche geöffnet und hebt das warm verpackte wimmernde Bündel heraus. Ein neugeborenes Kind! Ein hilfloses kleines Geschöpf, von der Mutter verlassen und in der Heiligen Nacht ausgesetzt vor den Toren des Krankenhauses!

Alle Müdigkeit ist wie fortgeblasen, aller Kummer vergessen. Das Kindchen! Es lebt und braucht schnelle Hilfe!

Sie nimmt die Tasche und eilt damit zur nahen Säuglingsstation. Es ist – und nun halte ich mich genau an die Angaben des Polizeiberichtes, denn es ist wirklich so geschehen – es ist ein 4100 Gramm schwerer Junge weißer Hautfarbe, dunkelhaarig und 53cm groß.

Mit klopfendem Herzen schaut Schwester Maria den Säuglingsschwestern zu, wie die Rettung des Kindes gelingt. Der Säugling ist zwar leicht unterkühlt, aber dieses »Christkind« wird liebevoll versorgt und ist bald wohlauf.

Nachdenklich geht Schwester Maria zum zweiten Mal den kurzen Weg durch den Park zu ihrer Wohnung.

Inzwischen ist es draußen hell geworden. Aber auch in ihr Herz ist ein heller warmer Schein gedrungen. Sie summt ein Weihnachtslied, denn nun freut sie sich auf das wachsende Kind unter ihrem Herzen.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Das verborgene Weihnachtswunder