Welpentraining mit Martin Rütter - Martin Rütter - E-Book
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Welpentraining mit Martin Rütter E-Book

Martin Rütter

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Beschreibung

Klein, tapsig, mit großen Augen und dicken Pfoten purzeln Welpen in ihre neuen Familien und stellen deren Alltag kurzerhand auf den Kopf. Tischbeine werden angenagt, Besuch angesprungen, und fühlt sich der kleine Kerl verlassen, jault er herzerweichend. Jetzt ist guter Rat gefragt! In seinem SPIEGEL Bestseller zeigt Hundeprofi Martin Rütter, was Welpen in den ersten Wochen lernen sollten – von der Stubenreinheit über das Alleinbleiben, Entdeckungstouren in die Natur und die Stadt bis hin zu den Grundsignalen wie Fuß, Hier, Sitz und Platz. Durch positives Lernen, klare Regeln und viel Geduld wird so aus einem kleinen Hund ein angenehmer Begleiter.

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Zu diesem Buch

Hunde nehmen in unserer Gesellschaft einen immer größeren Stellenwert ein. Sie sind heutzutage Teil der Familie, leben eng mit dieser zusammen und begleiten ihre Menschen auch immer mehr in der Öffentlichkeit.

Die Anforderungen an den Hund sind in der heutigen Zeit also sehr vielfältig: Der Hund soll den Menschen überall begleiten, er soll aber auch allein bleiben können, ohne die Wohnung zu zerlegen. Einige Menschen möchten mit dem Hund lange Spaziergänge machen. Um alle diese Bedingungen erfüllen zu können, muss auf die Auswahl des Hundes großen Wert gelegt werden. „Welche Rasse passt eigentlich zu mir und meinen Bedürfnissen?“

Vorbereitung aufs Leben

Damit ein Hund diese Anforderungen erfüllen kann, ist es wichtig, ihn von Anfang an auf alles vorzubereiten, was ihn später einmal im Leben erwartet. Dies beginnt beim Züchter mit der Auswahl der Mutterhündin und des Deckrüden sowie der Aufzucht der Welpen in den ersten acht bis zwölf Lebenswochen. Gerade in der Anfangsphase des Lebens ist es wichtig, dass die Welpen viele Reize kennenlernen und mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt kommen. Welpen, die im dunklen Keller oder im abgeschotteten Stall aufwachsen, haben keinen optimalen Start ins Leben. Immer wieder erlebe ich, wie Welpen aus Mitleid bei einem Massenzüchter oder Händler gekauft werden. Dass damit aber nur dem Handel mit weiteren Welpen Tür und Tor geöffnet wird, darf man nicht vergessen. Wer keinen Rassehund vom Züchter sucht, kann sich auch an eine seriöse Tierschutzorganisation wenden, um einen Welpen oder Junghund zu adoptieren. Und immer wieder einmal warten auch im Tierheim Welpen auf ihre neue Familie.

Ist es dann endlich so weit und der Welpe zieht in die neue Familie ein, ist die Aufregung auf beiden Seiten groß. Der Welpe lernt eine vollkommen neue Welt kennen und auch für die Familie stehen viele Veränderungen an. Bis sich alles eingespielt hat, dauert es in der Regel einige Zeit. Welche Aspekte du bei der Eingewöhnung deines Welpen in den ersten Tagen beachten musst, erfährst du in diesem Buch.

© Klaus Grittner/Kosmos

Zwischen Mensch und Hund besteht eine ganz besondere Beziehung – von Welpe an!

Richtiges Training von Anfang an

Hast du deinen Welpen abgeholt, dann musst du seine Sozialisierung weiter fortführen. Dein Welpe soll nun deinen Alltag mit allem, was dazugehört, kennenlernen. Angefangen vom Straßenverkehr über den Kontakt zu fremden Menschen bis hin zu den verschiedensten Gegenständen des Alltags – Schritt für Schritt musst du ihn an diese Reize heranführen. Dabei darfst du deinen Welpen natürlich nicht überfordern! Auch ist es wichtig, dass du eine gute Beziehung zu deinem neuen Familienmitglied aufbaust. Dies geschieht über den Aufbau von Vertrauen, dein Welpe soll in den nächsten Monaten lernen, dass er sich in jeder Situation auf dich verlassen kann.

Zudem muss dein Welpe lernen, was bei dir erlaubt ist. Die Grunderziehung beginnt dabei vom ersten Tag an. Wenn du jetzt konsequent bist, hast du in wenigen Wochen einen angenehmen Begleiter, der deine Regeln kennt und sich an dir orientiert. In der heutigen Zeit ist es unabdingbar, dass dein Welpe wichtige Signale wie „Sitz“, „Platz“, „Hier“ oder „Bleib“ erlernt. Nur wenn er diese Signale sicher beherrscht, kannst du ihm ein Maximum an Freiraum ermöglichen. Nur wenn ein Hund in jeder Situation abrufbar ist, kann er ohne Leine laufen.

In diesem Buch lernst du den Aufbau der Signale mit deinem Welpen Schritt für Schritt. Du erfährst zudem, wie du ihn beschäftigen kannst. Spaziergänge sollten immer auch Beschäftigungselemente enthalten, damit dein Welpe von Anfang an nicht nur körperlich, sondern auch geistig ausgelastet ist. Auch die Sozialisation mit Artgenossen steht auf dem Programm, hierfür bietet sich der Besuch einer Welpengruppe an. Du siehst, ein Welpe bedeutet viel Arbeit! Dennoch, genieße diese Zeit mit deinem kleinen Vierbeiner, denn leider ist sie doch immer viel zu schnell vorbei.

Auswahl –Der Weg zum eigenen Hund

© Klaus Grittner/Kosmos

Vorüberlegung und Wahl des Hundes

Die Entscheidung ist gefallen, ein Hund soll die Familie erweitern, ein Welpe soll einziehen. Damit ist bereits der erste wichtige Schritt getan.

Vielleicht stehst du aber auch noch ganz am Anfang deiner Überlegungen? Dann solltest du zunächst einmal darüber nachdenken, ob es wirklich ein Welpe sein muss oder ob nicht doch ein bereits erwachsener Hund, der ein neues Zuhause sucht, infrage kommen könnte.

© Klaus Grittner/Kosmos

Welpe oder erwachsener Hund?

Die Frage, ob ein Welpe oder doch ein erwachsener Hund in die Familie aufgenommen werden soll, muss immer individuell entschieden werden. Beides hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Gerade wenn es um den Einzug eines Welpen geht, werden Entscheidungen aber häufig mit dem Herzen getroffen. Eigentlich wollte man „einfach nur den Züchter besuchen und die Welpen anschauen“, und dann … „Er kam auf mich zu, schaute mich an, und es war um mich geschehen … Er hat mich quasi ausgewählt!“ Viele solcher Besuche enden damit, dass der Kaufvertrag direkt unterschrieben wird. Doch egal, ob es sich bei der Anschaffung eines Hundes um einen Welpen oder einen erwachsenen Hund handelt, Spontankäufe sollte man immer vermeiden. Bevor du eine endgültige Entscheidung triffst, solltest du noch einmal mindestens eine Nacht darüber schlafen und genau überlegen, ob die Wahl, die du nun getroffen hast, auch wirklich richtig ist. Hierzu ist es wichtig, alle Rahmenbedingungen zu überprüfen. Denn nur so kannst du feststellen, ob der ausgewählte Hund auch wirklich in die Familie passt. Schließlich triffst du diese Entscheidung nicht nur für einen Tag, sondern hoffentlich für ein Hundeleben lang.

FAMILIENSITUATION

Damit du die Entscheidung für oder gegen einen Welpen bzw. einen erwachsenen Hund treffen kannst, ist es wichtig, die Lebensbereiche aller Familienmitglieder zu überprüfen. Nur so kannst du herausfinden, ob sich ein Welpe, der gerade in den ersten Monaten eine intensive Betreuung braucht und sich oftmals nicht so leicht in einen familiären Alltag eingliedern lässt, überhaupt für deine Familie infrage kommt.

Ausflüge und Unternehmungen

Der erwachsene Hund kann bereits von Beginn an in so gut wie alle Unternehmungen mit einbezogen werden. Beim Welpen muss man Rücksicht darauf nehmen, dass er noch nicht ausgewachsen ist. Er ist sowohl körperlich als auch geistig noch nicht in der Lage, lange Ausflüge und ausgiebige Trainings mitzumachen. Das bedeutet, dass lange Spaziergänge von mehr als ca. 20 Minuten in den ersten Monaten ausfallen müssen. Bei allen Unternehmungen muss immer überlegt werden, wie diese gemeinsam mit dem Welpen gestaltet werden können, denn Welpen brauchen viele Ruhephasen am Tag. Im Vergleich zum erwachsenen Hund, der ca. 12 bis 14, und manchmal sogar 17 Stunden ruht, brauchen Welpen mindestens 16 bis 18 Stunden Schlaf am Tag, wobei Ruhephasen von bis zu 22 Stunden täglich durchaus möglich sind.

© Klaus Grittner/Kosmos

Ein erwachsener Hund wie der Mischlingsrüde „Herr Nielson“ kann seine neue Familie von Anfang an auf allen Spaziergängen begleiten.

Stubenreinheit und Alleinbleiben

Zudem muss sich der Welpe noch sehr oft lösen, d. h. Pipi machen. Man muss also immer in seiner Nähe sein, um ihm dies zu ermöglichen. Nur so verhindert man, dass er in die Wohnung macht. Auch allein bleiben kann ein Welpe in der Regel noch nicht lange. Dies muss erst in kleinen Schritten aufgebaut werden (siehe hier). Nimmt man einen erwachsenen Hund zu sich, muss man sich über diese Punkte meistens keine Gedanken machen. Man kann ihn von Beginn an überall mitnehmen und es reicht in der Regel, wenn er dreimal am Tag nach draußen kann, um sich zu lösen. Die meisten Hunde lernen zudem – wenn es damit zuvor nicht ein Problem gab – auch sehr schnell, in der neuen Umgebung allein zu bleiben. Dabei wird auch nicht alles, was mit den Zähnen erreichbar ist, zerstört. Für einen Welpen muss man die Wohnung dagegen erst einmal „welpensicher“ machen. Alle für ihn gefährlichen Gegenstände sowie alles, was dir lieb und teuer ist, sollte in der ersten Zeit gut weggeräumt werden.

Wie es scheint, ist ein kleiner Welpe also offensichtlich erst einmal eine große Belastung. Er bedeutet Einschränkungen im gesamten Tagesablauf, das ganze Leben muss an seinen Rhythmus angepasst werden. Warum aber wünschen sich so viele Familien einen Welpen? Hat es auch Vorteile, einen Welpen aufzunehmen?

Optimale Sozialisierung

Wurde der Welpe sorgfältig ausgewählt und passt auch zu den eigenen Bedürfnissen, kann dieser optimal auf das eigene Leben geprägt und sozialisiert werden. Bei einem erwachsenen Hund weiß man nie, was er alles bereits erlebt hat. Natürlich kann ein professioneller Hundetrainer durch gezielte Tests viele Charakterzüge eines Hundes erkennen und den zukünftigen Halter auf vorhandene oder eventuell auftretende Probleme hinweisen. Dennoch treten manche Verhaltensweisen erst auf, nachdem sich der Hund eingelebt hat und sich dann bestimmte Situationen ergeben, die ein problematisches Verhalten beim Hund auslösen. Die Familie muss also bereit sein, den Hund so zu nehmen, wie er ist. Natürlich können viele Probleme mit einem guten Training so weit reduziert werden, dass Mensch und Hund damit leben können. Doch ein Hund ist kein Computer, dessen Festplatte man schnell löschen und neu „booten“ kann.

© Klaus Grittner/Kosmos

Ein Welpe, der beim Züchter viele Reize kennengelernt hat, wird vor Gegenständen wie dem Staubsaugerroboter keine Angst haben.

Es wird immer wieder einmal Situationen geben, in denen alte, längst vergessen geglaubte, problematische Verhaltensweisen wieder gezeigt werden. Denn das problematische Verhalten lässt sich nie ganz löschen, es kann immer nur mit anderen Verhaltensweisen überlagert werden. Zudem lässt sich der Charakter eines Hundes nicht ändern. Ein Hund, der generell ängstlich oder unsicher ist, wird durch noch so viel Training kein souveräner und sicherer Hund werden. Ein Welpe aber kann behutsam an alle wichtigen Situationen des neuen Lebens herangeführt werden. Man kann ihn auf die individuellen Bedürfnisse prägen und sozialisieren und so erziehen, dass er alle für die Familie wichtigen Fähigkeiten beherrscht. Und wenn es dann doch einmal ein Problem gibt, weiß man zumindest, aus welchem Grund sich der Hund so verhält. Denn man hat ihn sein ganzes Leben lang begleitet, kennt eventuelle Unfälle oder traumatische Erlebnisse. Nimmt man dagegen einen erwachsenen Hund auf, kann man oft nur erraten, warum er z.B. in einer bestimmten Situation extrem ängstlich reagiert oder aggressives Verhalten zeigt.

Ein Beispiel: Warum traut sich Border Collie-Rüde Bennie nicht in die Küche? Weder mit Futter noch mit Spiel ist er zu überreden, auch nur einen Fuß in die Küche zu setzen. Mögliche Gründe dafür gibt es viele. Vielleicht hat er vom früheren Halter Ärger bekommen, als er die Küche betreten hat. Oder aber er hatte dort einen Unfall, ist weggerutscht oder hat heiße Suppe über das Fell bekommen, als er den Topf vom Herd ziehen wollte. Da sich die genaue Ursache für ein Verhaltensproblem in solchen Fällen leider oft nicht genau feststellen lässt, wird auch ein Training schwierig. Ist jedoch bekannt, dass die Salatschüssel heruntergefallen ist, als der Welpe gerade neben seinem Menschen stand und konnte man beobachten, dass dieser daraufhin erschrocken aus der Küche floh und sich versteckte, dann kann man gezielt diesbezüglich trainieren. So könnte man den Hund z.B. zunächst im Wohnzimmer aus der Salatschüssel füttern und ihn dann die Schüssel apportieren lassen. In weiteren Schritten nähert man sich dabei immer mehr der Küche an, bis der Hund sich schließlich wieder entspannt in der Küche aufhält und dort aus der Salatschüssel frisst.

  Vor- und Nachteile Welpe/erwachsener Hund

WELPE

ERWACHSENER HUND

Vorteil

Intensiver Aufbau einer Bindung und Beziehung von Beginn an;

Sozialisierung auf alle individuell wichtigen Gegebenheiten;

Training aller individuell wichtigen Fähigkeiten;

bei guter Zucht (!) keine negativen Vorerfahrungen vorhanden, welche die Haltung bzw. das Training erschweren können.

Vorteil

In der Regel stubenrein;

Alleinbleiben über längeren Zeitraum in der Regel von Anfang an möglich;

lange Spaziergänge/Unternehmungen in der Regel von Anfang an möglich;

intensive Trainingsstunden in der Regel von Anfang an möglich;

sowohl beim Rassehund als auch beim Mischling genaue Information über zukünftige Größe/Gewicht und Verhaltensweisen.

Nachteil

Stubenreinheit muss erst erlernt werden, Missgeschicke in der Wohnung müssen in Kauf genommen werden;

häufige Fütterungen;

keine langen Spaziergänge/Unternehmungen;

keine intensiven Trainings;

Welpe kann noch nicht lange allein bleiben, Aufsichtsperson für Zeiten längerer Abwesenheit muss organisiert werden;

Sicherung der Wohnung/des Gartens, um den Welpen vor Gefahren zu schützen und die Einrichtung vor Beschädigungen zu bewahren;

bei Mischlingswelpen keine genaue Information über Größe/Gewicht im Erwachsenenalter sowie zukünftigen Charakter.

Nachteil

Bindungs- und Beziehungsaufbau kann schwieriger sein, da der Hund in seinem Charakter bereits fest geformt ist;

Vorerfahrungen können nicht gelöscht werden;

versäumte Sozialisierung kann nur begrenzt nachgeholt werden;

gegebenenfalls aufwendiger Aufbau benötigter Fähigkeiten, wenn diese nicht bereits vorab trainiert wurden;

eventuell vorhandene problematische Verhaltensweisen können nur bedingt verändert und durch andere Verhaltensweisen überlagert werden.

© Klaus Grittner/Kosmos

Welpe oder erwachsener Hund: Labrador-Welpe Amy (14 Wochen) und Labrador-Hündin Nelly (2,5 Jahre).

Welpen sind so wunderbar

Natürlich gibt es noch einen wichtigen Punkt, der dafür spricht, sich für einen Welpen zu entscheiden: Ein kleines Lebewesen wie den Welpen bei sich aufzunehmen, ihm Schutz und Sicherheit zu bieten, ihn aufwachsen zu sehen und in den ersten so wichtigen Tagen und Monaten seines Lebens zu begleiten, das schweißt zusammen, es entsteht ein ganz besonderes Band. Wenn der kleine, tapsige Welpe mit seinen großen Pfoten auf uns zugelaufen kommt, dann geht uns das Herz auf, dann springen die Muttergefühle an, und selbst die Männer der Familie können sich dem Charme und dem Zauber eines solchen kleinen Fellknäuels nicht entziehen.

Hier hat die Natur gut vorgesorgt. Das Kindchenschema, also ein großer Kopf auf einem eher kleinen Körper, große Augen und weiche Haut – beim Hund mit viel plüschigem Fell – wirken als Schlüsselreiz und lösen beim Menschen sogar artübergreifend Fürsorgeverhalten, also Schutz- und Pflegeverhalten, aus. Man muss ein solch kleines Wesen einfach liebhaben, sich um es kümmern, es beschützen und versorgen.

Was gibt es also Schöneres, als mit seinem Welpen, den man gerade vom Züchter abgeholt hat, auf der Couch zu liegen, den nackten Welpenbauch zu streicheln und einfach nur die Zweisamkeit zu genießen?

Damit aus der Welpenzeit aber auch wirklich eine schöne Zeit wird, an die man sich gern erinnert, auch dann noch, wenn der Hund irgendwann einmal mit vielleicht 15 Jahren und schon grau um die Schnauze neben einem liegt, müssen viele Dinge vorab bedacht werden.

Bist du wirklich bereit, einen Welpen in deine Familie aufzunehmen? Bevor du nun schnell mit „Ja“ antwortest, solltest du die folgenden Kriterien noch einmal überdenken.

MERKMALE KINDCHENSCHEMA

großer, runder Kopf (auffallend groß im Vergleich zum restlichen Körper)

große, runde Augen

kleine Nase

dicke Pausbacken

dicklicher Körper

rundlicher Saugmund

hohes Stimmchen

kurze, dicke Beine

tollpatschige Bewegungen

optisches Signal: Baby

Verantwortung für ein Leben

Tritt ein Welpe in dein Leben, bedeutet das sehr große Veränderungen für deinen bisherigen Tagesablauf. Und das nicht nur in der Welpenzeit, sondern „ein Hundeleben lang“. Wenn du Glück hast, wird dein vierbeiniger Freund bis zu 14 oder auch 16 Jahre alt, das ist eine ganz schön lange Zeitspanne. Und auch wenn du denkst, es passt alles optimal, jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, um einen Hund in die Familie aufzunehmen, musst du dir Gedanken darüber machen, wie das in 10 oder sogar 15 Jahren aussieht. Was ist, wenn sich deine Lebensumstände ändern? Bist du bereit, für deinen Hund dann auch eigene Interessen und Bedürfnisse zurückzustecken? Wie würdest du dich entscheiden, wenn dir auf einmal der Job deines Lebens angeboten werden würde, du deinen Hund dann aber nicht mehr versorgen und damit nicht mehr halten könntest?

Natürlich gibt es immer auch im Leben Situationen, in denen man sich von einem Hund trennen muss. Der Partner stirbt oder man wird selbst schwer krank und kann sich um den Vierbeiner nicht mehr ausreichend kümmern. Hier steht dann die bestmögliche Versorgung des Hundes im Vordergrund. Denn es wäre egoistisch, einen Hund zu behalten, nur weil man sich nicht von ihm trennen möchte, wenn man aber gleichzeitig seine Bedürfnisse nach Auslauf und Beschäftigung dauerhaft nicht erfüllen kann. Hunde können sich auf neue Lebenssituationen einstellen, sodass eine Vermittlung in aller Regel gut möglich ist. Die Entscheidung, einen Hund aufzunehmen, sollte man jedoch nicht leichtfertig treffen. Man übernimmt die Verantwortung für ein Lebewesen, das sich nicht dagegen „wehren“ kann. Du entscheidest für den kleinen Welpen, dass er sein Leben bei dir verbringen muss, und damit bist du auch verpflichtet, ihm ein gutes und artgerechtes Leben zu bieten – bis an sein Lebensende!

© Klaus Grittner/Kosmos

Was könnte schöner sein? Die gemeinsame Kuschelzeit auf dem Sofa genießen Mensch und Hund gleichermaßen.

Wie viel Zeit braucht ein Hund?

Gerade in den ersten Wochen, nachdem der Welpe zu dir kommt, musst du „rund um die Uhr“ für ihn da sein. Das bleibt natürlich nicht so. Wenn du deinem Hund das „Kleine 1 × 1 für Welpen“ beigebracht hast, also Stubenreinheit, Alleinbleiben und die Grundsignale, kannst du deinen Hund guten Gewissens auch 4 bis 6 Stunden am Tag allein lassen. Natürlich ist es für den Hund als „Rudeltier“ schöner, wenn er den ganzen Tag mit seiner Familie zusammen sein kann. Diesen Idealzustand können jedoch nur die wenigsten Menschen ihrem Hund bieten. Daher ist es wichtig, ihn vor und nach dem Alleinbleiben ausreichend zu versorgen. Dazu gehört, dass du morgens, bevor du zur Arbeit gehst, erst einmal noch eine halbe, besser eine Stunde mit deinem erwachsenen Hund nach draußen gehst. Er muss sich lösen, sich bewegen, seinen Bedürfnissen nachgehen und z.B. Spuren erschnüffeln.

Körperliche und geistige Auslasung

Genauso braucht er aber auch geistige Auslastung, du solltest also nicht einfach nur spazieren gehen, sondern dich auch ein wenig mit deinem Hund beschäftigen, mit ihm spielen, ihm kleine Aufgaben stellen. Je nach Wetterlage und Fellbeschaffenheit musst du deinen Hund dann noch sauber machen und abtrocknen. Bekommt er nun noch eine kleine Portion Futter, dann ist er erst einmal versorgt und du kannst guten Gewissens das Haus für einige Zeit verlassen.

Nachdem du wieder zurückgekehrt bist, bleibt erst einmal leider keine Zeit für dich, um auf dem Sofa zu entspannen. Denn dein Hund war die ganze Zeit allein, hat sich ausgeruht und möchte etwas unternehmen. Also heißt es wieder, mit ihm nach draußen zu gehen und einen Spaziergang mit verschiedenen Aktivitäten zu unternehmen. Damit ist bereits die zweite Stunde, die du für deinen Hund täglich brauchst, vergangen.

Fellpflege

Gerade langhaarige Hunde benötigen nun noch ihre tägliche Fellpflege, anschließend ist bereits erneut Fütterungszeit. Dein Hund kann nun glücklich auf seiner Decke liegen und sich von den Aktivitäten ausruhen. Diese Zeit kannst du nutzen, um das Haus in Ordnung zu bringen. Wenn du nun denkst, dass du extra einen kurzhaarigen Hund aufnehmen wirst, damit nicht so viel Dreck in der Wohnung entsteht, wirst du leider enttäuscht werden. Es ist zwar richtig, dass kurzhaarige Hunde weniger Dreck vom Spaziergang mit in die Wohnung bringen, dafür hat man nicht wie bei den langhaarigen Hunden einzelne Fellknäuel in der Wohnung, die man „mal eben“ einsammeln kann. Die kurzen Haare finden sich überall, vor allem dann, wenn der Hund zudem Unterwolle besitzt. Selbst wenn du deinem Hund nicht gestattest, auf dem Sofa zu liegen, wirst du dieses dennoch reinigen und von den Haaren deines Hundes befreien müssen. Ein Hund im Haus bedeutet nun einmal deutlich mehr Dreck. Du musst häufiger saugen und wischen, die Möbel reinigen und natürlich auch die Decken deines Hundes waschen. Auch am Abend benötigt ein Hund Aufmerksamkeit, so heißt es für dich nach einem gemütlichen Fernsehabend nochmals aufstehen und sich mit dem Hund noch ein letztes Mal auf den Weg machen. Bei jedem Wetter, egal, wie spät es ist und ob du vielleicht schon gemütlich in der Jogginghose auf dem Sofa gelegen hast. So sind schnell drei Stunden Zeit zusammengekommen, die du täglich für deinen Hund benötigst. Hier sind zusätzliche Zeiten wie Fahrten in die Hundeschule oder zum Tierarzt noch nicht mit einberechnet.

© Klaus Grittner/Kosmos

Der Labrador Retriever hat viel Unterwolle und muss in Zeiten des Fellwechsels häufig gebürstet werden.

© Klaus Grittner/Kosmos

Hunde mit längerem Fell wie der Australian Shepherd müssen schon als Welpe an die tägliche Fellpflege gewöhnt werden.

Wie viel Platz braucht ein Hund?

Wenn du jetzt denkst, du könntest den Traum vom eigenen Hund sowieso vergessen, da du kein Großgrundbesitzer bist, kannst du dich nun entspannt zurücklehnen. Denn, wie heißt es so schön? „Platz ist in der kleinsten Hütte!“ Und das gilt auch für die Hundehaltung. Um einen Hund zu halten, reicht daher im Grunde genommen auch eine 30 m2 kleine Einzimmerwohnung. Denn die Wohnung ist für deinen Hund sowieso die Ruhezone, hier soll er entspannen und ausruhen. Ein Liegeplatz im Schlafzimmer, einen im Wohnzimmer, eine Stelle für seinen Napf, mehr Platz braucht es nicht.

© Klaus Grittner/Kosmos

Elo-Hündin Naila inmitten ihrer Erstausstattung: Futternapf, Liegeplatz, Bürste, Leine und Geschirr sowie diverses Spielzeug.

Urlaub mit Hund

Überleg dir auch, wie du deinen künftigen Urlaub verbringen willst. Nicht alle Ferienunterkünfte erlauben es, Hunde mitzubringen und Flugreisen sind für den Hund in der Regel mit großem Stress verbunden. So ist der Sommerurlaub auf Mallorca mit Hund dann meist nicht mehr möglich. Bist du bereit, hierauf zu verzichten? Denn gerade in der „schönsten Zeit des Jahres“, wenn ihr endlich einmal so richtig Zeit füreinander habt, möchte dein Hund auch gern bei dir sein.

Natürlich könntest du ihn in dieser Zeit auch in einer Hundepension unterbringen, jedoch sind gute Hundepensionen, in denen der Hund individuell betreut wird, selten und schnell ausgebucht und zudem haben sie natürlich ihren Preis.

Kosten eines Hundes

Begibst du dich nun auf die Suche nach deinem Welpen, wirst du bei verschiedenen Züchtern nachfragen und vielleicht erstaunt über den im ersten Augenblick doch hohen Welpenpreis sein. Ein Welpe von einem seriösen Züchter kostet in der Regel zwischen 1 500 und 3 000 Euro. Wenn dir dieser Preis hoch erscheint, bedenke einmal, was du alles für deinen Hund im Laufe seines Lebens ausgeben wirst. Zunächst einmal brauchst du die Erstausstattung, also Halsband, Geschirr, Leine, Futternäpfe, Decken bzw. Liegeplätze, eine Hundebox für das Auto, Handtücher, Spielzeug, Bürste etc. Hinzu kommen dann noch Kosten für die Versorgung, also Futterkosten, Tierarztkosten (Impfen, Entwurmen, Versorgung bei Krankheiten), Hundesteuer, Haftpflichtversicherung etc. Wenn du deinen Hund erziehen und ausbilden möchtest, fallen Kosten für das Training an. Dies beginnt bei der Teilnahmegebühr der Welpengruppe, geht über Kosten für Trainingsstunden und eventuelle Prüfungen und endet bei Kosten für Ausbildungsgegenstände, die du für das Training benötigst. Plane daher bei der Anschaffung deines Welpen nicht nur den Kaufpreis ein, sondern prüfe auch, ob du dir die monatliche finanzielle Belastung, die bei der Haltung eines Hundes entsteht, auch dauerhaft über das ganze Leben deines Hundes leisten kannst.

  Kosten für einen Hund

EINMALIGE KOSTEN

Kaufpreis Hund

bis zu 3000 €

Halsband, Geschirr und Leine

ca. 150 €

Diverses Spielzeug

ca. 100 €

Bürste, Zeckenzange etc.

ca. 50 €

Liegeplätze

ca. 200 €

Box (für den Welpen bzw. das Auto)

ca. 300 €

Trainingsutensilien

ca. 200 €

Welpengruppe

ca. 100 €

Hundeschule/Monat, in der Regel in den ersten zwei Jahren notwendig

ca. 150 €

Gesamtkosten Anschaffung

ca. 7700 €

 

JÄHRLICHE KOSTEN

Haftpflichtversicherung/Jahr

ca. 60 €

Steuer/Jahr

ca. 100 €

Tierarzt/Jahr (Impfen/Entwurmen)

ca. 150 €

Krankenversicherung (bzw. Tierarztbehandlungen)/Monat

ca. 60 €

Futter (bei einem mittelgroßen Hund)/Monat

ca. 60 €

Gesamtkosten/Jahr

ca. 1750 €

Gesamtkosten in 12 Jahren (durchschnittliche Lebensdauer eines Hundes)

ca. 21000 €

Gesamtkosten für die Haltung eines Hundes:

ca. 28700 €

Diese Summe sollte man bei der Überlegung, sich einen Hund anzuschaffen, genau vor Augen haben.

Fast 30000 €, dafür könntest du dir bereits ein gutes Auto kaufen oder aber mehrere tolle Urlaubsreisen buchen!

Dazu kommt, dass dies nur die minimalen Kosten sind. Dabei ist weder eingerechnet, dass dein Welpe gerade in der ersten Zeit die ein oder andere Leine zerkaut oder die Tapete annagt, noch dass dein Hund schwer krank wird und eine besondere Behandlung beim Tierarzt benötigt.

Der eigene Garten

Natürlich ist es schön, wenn du einen eigenen Garten besitzt, denn so kannst du mit deinem Hund im Garten spielen, kleine Trainingseinheiten durchführen und musst nicht immer raus in den Park oder auf die Wiese. Doch wenn du deinem Hund genügend Auslauf und Beschäftigung am Tag bietest, kommst du auch sehr gut ohne einen eigenen Garten aus.

© Klaus Grittner/Kosmos

Wer keinen eigenen Garten hat, muss sich für die ersten Übungen eine ruhige Stelle im Park suchen.

Transport im Auto

Besitzt du ein Auto, dann solltest du dir überlegen, wie du deinen Hund dort transportierst. Sicherheit ist hier oberstes Gebot und daher reist dein Hund am besten in einer stabilen, ausreichend großen (Tierschutztransportverordnung beachten) Transportbox im Kofferraum deines Autos mit. Sollte dies nicht möglich sein, musst du deinen Hund auf dem Rücksitz durch einen extra dafür vorgesehenen Gurt, der im Gurtschloss befestigt werden kann, und durch ein reißfestes Geschirr sichern. Bei einem Autounfall wird im schlimmsten Fall dein Hund zwar auch schwere Verletzungen erleiden, aber zumindest ist dein Leben dadurch geschützt. Ein Hund, der beim Aufprall durch das Auto fliegt, wird schnell zu einem lebensgefährlichen Geschoss.

Bezugsperson des Hundes

Bevor es nun endlich an die Auswahl des Welpen geht, musst du dir noch überlegen, wer für den Hund die Verantwortung übernehmen soll. Im Idealfall gibt es eine Hauptbezugsperson, die den Hund betreut und die gerade auch in der Welpenzeit und den ersten beiden Jahren für die Erziehung zuständig ist.

Welpe und Kinder

Kinder können diese Rolle nicht übernehmen, da sie zum einen noch nicht reif genug sind, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Zum anderen werden sie aber auch vom heranwachsenden Hund als noch nicht erwachsene Familienmitglieder angesehen und damit in der Regel nicht ernst genommen. So ist klar, es muss eine erwachsene Person sein, die sich um den Hund kümmert. Kinder können zwar in die Erziehung mit eingebunden werden und bei einigen Aufgaben helfen, die Verantwortung liegt jedoch immer bei den Eltern!

© Klaus Grittner/Kosmos

Viszla-Welpe Mailo liebt es, mit den Kindern der Familie herumzutollen. Für seine Erziehung sind jedoch die Eltern verantwortlich.

Alle müssen einverstanden sein

Auch wenn ein Welpe also niemals für ein Kind angeschafft werden soll, müssen doch alle Mitglieder der Familie mit der Anschaffung des Hundes einverstanden sein. Viele Welpen werden immer noch als Überraschungsgeschenk mitgebracht. Und erst dann fällt auf, dass die Überraschung riesengroß ist, da der Wunsch nach einem Welpen nicht wirklich bei allen Familienmitgliedern vorhanden war. Alle Mitglieder der Familie müssen sich mit der Entscheidung wohlfühlen, keiner darf den Welpen als unangenehm empfinden oder sogar Angst vor ihm haben. Gerade wenn Kinder in der Familie leben, muss dies berücksichtigt werden, denn ein ständiges Leben in Angst im eigenen Haus, das doch eigentlich Sicherheit und Vertrauen bieten soll, ist unzumutbar. Außerdem kann es immer einmal vorkommen, dass die Hauptbezugsperson durch Krankheit oder andere Gründe ausfällt, und dann müssen alle in der Familie an einem Strang ziehen und die Versorgung des Hundes zusammen übernehmen.

Wer passt zu wem?

Damit man nicht nur in der Welpenzeit Freude an dem neuen Familienmitglied hat, sondern bis ins hohe Alter des Hundes, muss man sich vorab Gedanken darüber machen, welche Erwartungen der Welpe bzw. der erwachsene Hund erfüllen soll.

Auswahl des Hundes

Die meisten Menschen wählen einen Hund nach dem Aussehen, dem Phänotyp, aus. Für viele kommt z.B. ein großer Hund gar nicht infrage, da er viel zu viel Platz im Auto und in der Wohnung einnimmt. Zudem muss man einen großen, schweren Hund auch in allen Situationen halten können. Natürlich hilft es hier, wenn der Hund gut erzogen ist. Und dennoch, auch ein gut erzogener Hund kann auf einmal zur Seite springen, weil er sich erschreckt. Andere Menschen wiederum können mit kleinen Hunden nichts anfangen, sind genervt von dem eher wuseligen Verhalten.

Manche mögen kurze Haare, weil diese keiner so großen Pflege bedürfen und schneller trocken und sauber sind. Andere wiederum brauchen einen langhaarigen Vierbeiner, weil sie es lieben, den Hund zu streicheln und dabei das lange Fell in der Hand zu spüren. Auch die Farbe des Hundes spielt oft eine große Rolle. Der schwarze Hund, der kleinen Kindern vielleicht eher Angst macht und daher für die Familie nicht infrage kommt, kann für die alleinstehende Frau, die abgelegen auf dem Land wohnt, genau die richtige Wahl sein.

Und natürlich muss ein Hund seinem Halter einfach gefallen. Keiner möchte mit einem Hund zusammenleben und ständig denken: „Meine Güte, ist der hässlich!“ Schönheit liegt dabei jedoch im Auge des Betrachters, hier spielen viele persönliche Vorlieben eine Rolle. Was der eine unmöglich findet, ist für den anderen genau „das Besondere“.

© Klaus Grittner/Kosmos

Hunde unterscheiden sich nicht nur durch äußerliche Kriterien wie Fellfarbe und -länge, sondern auch in ihrem Charakter.

Ein guter Hund hat keine Farbe

Bei der Suche nach dem passenden Welpen wird dir der Satz „Ein guter Hund hat keine Farbe“ immer wieder begegnen. Doch ist an diesem Satz etwas dran? Natürlich sollte die Farbe des Hundes nicht das einzige und allein entscheidende Kriterium sein. Viel wichtiger als das Aussehen sind zunächst einmal die Charakterzüge, die Eigenschaften eines Hundes. Doch viele Rassen gibt es nun einmal in unterschiedlichen Farbvarianten. Den Labrador Retriever gibt es z.B. in Schwarz, Braun und Gelb. Wenn man sich nun für eine bestimmte Linie, für einen bestimmten Wurf entschieden hat und in diesem Wurf stehen Welpen mit unterschiedlichen Farben zur Auswahl, ist es dann verwerflich, sich auf eine bestimmte Farbe festzulegen? Ich finde nicht.

© Klaus Grittner/Kosmos

Labrador Retriever gibt es in drei Farben: Schwarz, Braun sowie Gelb in den unterschiedlichsten Schattierungen.

Solange die Farbe nicht an erster Stelle bei der Auswahl eines Welpen steht, darf sie natürlich auch bei der Entscheidung für oder gegen einen Welpen eine Rolle spielen. Denn letztendlich soll der Welpe ja sein ganzes Leben mit der neuen Familie verbringen. Manchmal spielen gerade in Bezug auf die Farbe auch weitere Aspekte eine Rolle. Hier sind vor allem die eher dunklen Hunde zu nennen, die bei vielen Menschen und auch Kindern einfach durch ihr Aussehen Ängste her-vorrufen. Doch wenn der Hund z.B. zukünftig als Therapiehund eingesetzt werden soll oder aber ein Kind im Haus lebt, das gegenüber schwarzen Hunden sowieso bereits unsicher und ängstlich ist, dann muss man eben auch dem Kriterium Farbe eine größere Bedeutung bei der Auswahl des Hundes beimessen.

Charaktereigenschaften

Bei der Auswahl des Hundes sollen aber vor allem der Charakter und die Eigenschaften eines Hundes im Vordergrund stehen. Hierbei hilft zunächst einmal der Blick in ein Rassehundebuch, in welchem die unterschiedlichen Rassen in Bezug auf ihre ursprüngliche Verwendung und ihre daraus resultierenden Eigenschaften beschrieben werden. Bücher, die nur eine einzige Rasse beschreiben, sollte man heranziehen, wenn man sich bewusst für eine Rasse entschieden hat. Meistens werden sie von einem Liebhaber der Rasse geschrieben und damit fallen unangenehme oder eventuell problematische Verhaltensweisen leider oft unter den Tisch. Dies passiert häufig unbewusst. Der Autor hält oft einen oder mehrere Exemplare dieser Rasse. In sein Leben und zu ihm passen sie perfekt und so fällt es daher manchmal schwer zu erkennen, dass dies nicht unbedingt auch für alle anderen Lebensumstände gilt.

© Klaus Grittner/Kosmos

Berner Sennenhund Pepe liegt gern mitten im Hof und bewacht den Eingang. Kein ungewöhnliches Verhalten für einen Hund, der zur Rassegruppe der Hofhunde gehört.

KINDER IN DER FAMILIE

Auch das persönliche Leben, das Umfeld muss bei der Auswahl bedacht werden. Hat man kleine Kinder in der Familie, bedeutet das in der Regel viel Trubel. Der künftige Hund sollte daher gelassen sein, sich nicht zu schnell aufregen. Aber auch das Territorialverhalten sollte nicht besonders ausgeprägt sein. Wo Kinder leben, ist immer etwas los, und wenn der Hund sich ständig aufregt, weil die Freunde der Kinder im Garten ein- und ausgehen, ist das weder für den Hund noch für die Kinder angenehm.

Ursprüngliche Verwendung

Und natürlich gibt es auch heutzutage immer noch Menschen, die den Hund in seinem ursprünglichen Verwendungszweck einsetzen. Der Schäfer wird daher mit einem Jagdhund nichts anfangen können, der Jäger kann keinen Rottweiler gebrauchen, der aber wiederum z.B. bei einem Schrotthändler, bei dem er das Gelände bewachen darf, seine territorialen Bedürfnisse ausleben kann.

Show- oder Arbeitslinie

Bei einigen Rassen gibt es mittlerweile zwei unterschiedliche Zuchtrichtungen, man unterscheidet zwischen Hunden aus der sogenannten „Showlinie“ und der „Arbeitslinie“. Hunde aus der Showlinie werden überwiegend für Ausstellungen gezüchtet. Sie sollen nach Möglichkeit dem vorgegebenen Rassestandard ideal entsprechen, sollen also besonders schön sein. Aufgrund der Tatsache, dass die ursprüngliche Beschäftigungsform dabei leider keine Rolle spielt, werden viele dieser Hunde nicht mehr in ihren Anlagen, in ihren Fähigkeiten gefördert. Da diese Arbeitsanlagen oft auch nicht mehr in der Zucht überprüft werden, hat dies leider bei einigen Rassen dazu geführt, dass Hunde aus der Showlinie zum einen immer größer und schwerer werden, immer prächtigeres Fell bekommen, aber leider auch immer weniger motiviert in Bezug auf ihre Arbeitsanlagen sind.

Sehr deutlich zeigt sich dieses Phänomen z.B. beim Golden Retriever. Hunde aus der Showlinie sind deutlich kräftiger, sie haben in der Regel längeres Fell, welches oft von der Farbe her kaum noch als „Golden“ zu bezeichnen ist. Die Färbung geht von einem hellen Cremefarben schon fast bis hin zu einem reinen Weiß. Der Retriever trägt seine Berufung schon im Titel. „To retrieve“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „wiederbringen“. Wenn man sich nun anschaut, dass viele Golden Retriever aus Showlinien nur schwer motiviert werden können, überhaupt einem Gegenstand hinterherzulaufen, geschweige denn, ihn zum Menschen zurückzubringen, dann wird schnell klar, dass man in der Zucht hier ausschließlich auf phänotypische Merkmale selektiert hat.

Golden Retriever aus der Arbeitslinie dagegen sind nicht so kräftig, das Fell ist kürzer und die Färbung geht von einem satten Golden bis hin zu einem fast schon rötlichen Mahagoni. Viele dieser Hunde werden erfolgreich in der Jagd und im Dummysport, einer Ersatzsportart für Jagdhunde, bei der anstelle von Wild mit Dummys trainiert wird, geführt. Schon bei Welpen fällt hier auf, dass diese von sich aus häufig Dinge aufnehmen und sie oftmals ohne große Aufforderung dem Menschen bringen. Hier zeigt sich, dass die Zucht nicht nur auf phänotypische Merkmale betrieben wird, sondern auch die Charaktereigenschaften im Vordergrund stehen. Diese Hunde sind in der Regel sehr leicht zu motivieren. Allerdings geht häufig auch eine größere Sensibilität mit der größeren Motivation und dem Bestreben, mit dem Menschen zusammenarbeiten zu wollen, einher. Daher sind diese Hunde dann oft auch schneller verunsichert als Hunde aus der Showlinie.

© Klaus Grittner/Kosmos

Nala (links) aus der Showlinie hat einen viel kräftigeren Körperbau als Nelly (rechts) aus der Arbeitslinie.