Weltengeher: Unsere Reise durch das Leben - David Candeago - E-Book

Weltengeher: Unsere Reise durch das Leben E-Book

David Candeago

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Beschreibung

Vom Urwissen der Menschheit Unser Leben ist eine Reise. Sie beginnt mit der Geburt, endet mit dem Tod und bietet uns unterwegs viele Möglichkeiten, sie zu gestalten. Täglich fällen wir Entscheidungen, die unseren bisherigen Weg ausbauen oder radikal verändern. Seit Jahrtausenden geben die großen Weltreligionen Antworten auf unsere Fragen nach dem Sinn des Lebens. Doch auch in uns wartet immenses Wissen darauf, entdeckt und freigelegt zu werden. Über Meditation und bewusstes Denken können wir darauf zugreifen. Das Urwissen der Menschheit steht uns auch heute noch zur Seite. Viele von uns kennen das Gesetz der Resonanz, aber es gibt noch viel mehr zu entdecken, wenn wir uns auf andere Sichtweisen einlassen. Sind wir bereit? Dieses Buch vertieft die Themen des philosophischen Romans Weltengeher und bietet fundamentales Wissen, das dabei hilft, den Alltag mit anderen Augen zu sehen und das Leben sinnvoller zu gestalten. "Unsere Reise durch das Leben" ist auch ohne Kenntnis des Romans ein wertvoller Begleiter durch das Leben.

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WELTENGEHER

 

 

Unsere Reise durch das Leben

 

Wie wir das Urwissen der Menschheit für unsere Zukunft nutzen 

 

 

 

 

 

David Candeago

 

 

 

 

Meiner Frau,

mit der ich in Dankbarkeit auf wunderbare Jahre zurückblicken darf.

 

Unserem Sohn,

dem eine wunderbare Zukunft bevorstehen möge.

Vorwort

 

 

 

Unser Leben ist eine Reise. Sie beginnt mit der Geburt, endet mit dem Tod und hält in der Zeit dazwischen vielfältigste Möglichkeiten bereit, sie zu gestalten. Täglich fällen wir die unterschiedlichsten Entscheidungen, die unseren bisherigen Weg ausbauen, verändern oder radikal umstürzen können. Mehr oder weniger bewusst erleben wir die Veränderungen, durch die wir gehen.

Doch wie frei sind wir wirklich in unseren Entscheidungen? Wie viel unseres Lebens ist tatsächlich determiniert? Welche Rolle spielt Gott dabei? Und worin letztlich liegt der Sinn unseres Lebens?

Leser, die dem Roman Weltengeher gefolgt sind, haben ihre literarische Reise mit dem Nachwort zum Thema Subjektivität abgeschlossen. Das Ende des Romans soll der Einstieg in dieses Begleitbuch sein, das alle philosophischen Aspekte, die sich in der Liebesgeschichte von Caroline und Josh verbergen, konzentrierter offenlegt. Ohne Handlung, eher systematisch, und dadurch greifbarer.

Jeder von uns ist anders, jeder hat seine eigene Sicht auf die Welt, gebaut aus den eigenen Überzeugungen und Erwartungen. Um das anschaulich zu verdeutlichen, widmen wir uns zunächst kurz der Geschichte der Menschheit und verfolgen den Werdegang bis zur heutigen Zeit.

Aus dem Ganzen heraus betrachten wir den Verlauf des Lebens: unsere Lebensphasen, von der Geburt bis zum Tod, mit ihren unterschiedlichsten Anforderungen und deren Potenzialen für mögliche Krisen.

Wir beschäftigen uns mit dem Aufbau von Materie, unserer Wahrnehmung der Welt, untersuchen Raum und Zeit sowie den Stellenwert des Glaubens darin, schauen uns die Weltreligionen an, erfahren die Meditation als Schlüssel zu uns selbst und entdecken, was Sterbeforscher über Nahtoderfahrungen wissen. Von hier ist es nur ein Schritt, über mögliche Folgeerfahrungen, Reinkarnation und deren Auswirkung auf unser jetziges Dasein nachzudenken.

Im Kapitel Spielregeln des Lebens beschäftigen wir uns mit den Strukturen, die hinter unserem Leben stehen mögen. Wir entdecken die Geist-Materie-Beziehung, das Phänomen der Resonanz, der Polarität, des Rhythmus des Lebens, der in allem zu finden ist.

Diese hermetischen Gesetze sind seit Beginn der heutigen Menschheit in der Antike als Urverständnis des Ganzen bekannt, wurden jedoch über lange Zeit esoterisch behandelt, also nur denen zuteil, die in den Augen ihres jeweiligen Lehrers reif waren für die nächsten Stufen.

Von hier aus ist es nicht weit zu den Ur-Prinzipien, den Basisenergien, die unser Leben durchziehen. Sie spiegeln sich in unterschiedlichsten Systemen, zum Beispiel in der astrologischen Betrachtung des Himmels oder dem Legen von Tarotkarten. Sie sind auch die Basis für das senkrechte Weltbild und die Möglichkeit, unsere Umwelt als Spiegel erkennen zu können, der uns täglich lehrt und fordert.

Von diesen Theorien schlagen wir den Bogen zurück in die Praxis und schauen, was das alles für uns im Alltag bedeuten kann, wie wir dieses Wissen nutzen können, für ein erfüllteres Leben.

Wir denken nach über unsere Auffassung von Glück und Pech, über Bestimmung und Karma, über unser Schicksal und unerwartete Lebenskrisen. Wir stellen uns die Frage: Wann sind wir wirklich glücklich? Was brauchen wir für ein erfülltes Leben?

Auf dem Weg der Bewusstmachung ist die alles umfassende Achtsamkeit ein zentrales Thema, dem wir uns ausführlicher widmen – um uns dann der finalen Frage zu stellen: Worin liegt der Sinn unseres Lebens?

Hier schließt sich der Kreis und macht den Weg frei für das letzte Gedankenabenteuer, das uns bevorsteht: die Vision unserer möglichen Zukunft.

Denn das ist es, worum es geht. Die Gegenwart bewusst wahrnehmen und in den Entscheidungen im Jetzt das Morgen gestalten. Das Außen folgt dem Innen – und so sind es unsere Gedanken und Gefühle, auf die wir zu achten haben. Wir müssen nicht auf andere warten, und schon gar nicht anderen vorhalten, was bei ihnen so alles falsch läuft.

An dieser Stelle sei ein Absatz aus dem Nachwort von Weltengeher erlaubt, der unser alltägliches Dilemma anschaulich auf den Punkt bringt:

Vor etwa 2 000 Jahren sagte einer, der es wissen musste: »Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?« Dieses Zitat aus der Bergpredigt steht für unser Kernproblem, an dem es sich zu arbeiten lohnt. Das, was wir sehen, sind unsere Themen, und deren Bearbeitung muss bei uns, muss in uns erfolgen.

Begreifen wir also die Welt von heute mit den Gedanken des Gestern. Und: Erschaffen wir die Welt von morgen im Denken von heute. Entdecken wir die Möglichkeiten, die in uns ruhen und auf Befreiung warten. Die Liebe ist dabei glühender Anfang und erlösendes Ende zugleich.

Unser Leben

 

 

Die Entwicklung der Menschheit

 

 

 

Unser Leben verläuft in hohem Maße individuell. Jeder von uns hat eigene Ziele, Chancen und Hoffnungen. Wir alle haben geburtsbedingt andere Startsituationen, entwickeln andere Lebensentwürfe, pflegen unterschiedliche Werte und Glaubenssätze, sogar wenn wir im gleichen Kulturkreis leben und aufgewachsen sind.

Probleme oder auch Krisen hat jeder von uns. Wir alle kämpfen mit Widrigkeiten auf jeweils eigene Art, kaum einer von uns geht frei von Sorgen durchs Leben. Das, was dem einen fehlt, hat der andere. Der wiederum vermisst, was ein dritter hat.

Der Reiche wird beneidet von denen, die weniger haben. Er dagegen beneidet den Superreichen, der sich alles leisten kann, was er sich noch wünscht. Dieser wiederum hat viele Freunde um des vielen Geldes willen. Er beneidet die anderen, die sich nicht darum sorgen müssen, welcher Freund aus welchem Grund bei ihnen ist.

Ein dritter hat ausreichend finanzielle Mittel und genügend soziale Kontakte, doch ihm stößt bitter auf, dass er sein Leben im öden Mittelmaß lebt. Alle um ihn herum kommen ihm intelligenter vor, kreativer, selbstbestimmter, erhalten mehr Lob für das, was sie tun.

Wir erkennen – das Haben ist kein Schlüssel zum Glücklichsein, weder materiell noch in Form von Anerkennung. Das Glück muss von innen kommen und ist eine Frage der Einstellung. Doch dazu mehr im hinteren Teil dieses Buches.

Um sich dem individuellen Leben in der heutigen Zeit zu nähern, ist es sinnvoll, sich den Werdegang der Menschheit anzusehen. Weniger in einer Abfolge von Geschichtsdaten als in einem ganzheitlichen Kurzabriss, der ein Gefühl dafür vermittelt, was alles hinter uns liegt, und welchen Stand wir heute haben.

Zu Beginn hilft ein Vergleich, die Dimensionen zu verdeutlichen. Nehmen wir ein Maßband und legen es über 40 000 km auf den Äquator rund um unsere Erde. Betrachten wir dann diese Länge als Zeitleiste für die rd. 20 000 000 000 (20 Mrd.) Jahre, die dieser Planet in etwa existiert.

Vor etwa 2 000 000 (2 Mio.) Jahren entwickelte sich der Urmensch in Ostafrika. In diesen Relationen betrachtet sind das etwa 4 km auf unserem Maßband, eine Strecke, die wir auf der Autobahn in 2 Minuten zurücklegen. Seit Christi Geburt sind gerade einmal 4 m zurückgelegt – und wenn man sich verdeutlicht, welche rasante Entwicklung die Menschheit in den vergangenen 100 Jahren genommen hat, dann betrachten wir hier gerade einmal mit 20 Zentimetern die Länge eines zusammengeklappten Zollstocks.

Dieser Zollstock ist in Relation zur Erdumrundung kaum auffindbar, selbst höchstaufgelöste Kameras in Satelliten würden ihn vielleicht noch erkennen, aber ihm wohl kaum Relevanz zuschreiben.

Oder anders ausgedrückt: Wäre die Entwicklung der Menschheit ein Spielfilm, dann würden wir in diesen zwei Stunden aufmerksam dem Verlauf folgen. Wir würden vielleicht noch 7,2 Sekunden vor dem Schluss die Geburt Christi mitbekommen, aber die letzten 100 Jahre, in denen soviel Entscheidendes passiert ist, würden wir mit ihren 0,36 Sekunden vermutlich verpassen.

Die Geschichte der Menschheit ist bewegt. Folgt man den Erkenntnissen der Forschung, so haben wir als Homo sapiens den Verlauf des Lebens maßgeblich beeinflusst und sind dabei nicht besonders zimperlich mit den Lebewesen umgegangen, die uns dabei im Wege standen.

Es ist bislang nicht erwiesen, wie es dem Homo sapiens gelang, sich gegen Konkurrenten wie den Neandertaler durchzusetzen, der sich in den einsamen Weiten zwischen den spanischen Pyrenäen und den Ausläufern des Altaigebirges in Sibirien ausgebreitet hatte. Vielleicht war er intelligenter und dadurch in Kommunikation, Waffen- und Fallenbau überlegen, oder ihm wurden die stärkeren Gene zum Vorteil, die die des Neandertalers innerhalb von einigen tausend Jahren schlichtweg verdrängten.

Doch ist es ihm gelungen, sich durchzusetzen, ebenso wie es ihm gelang, sich vor etwa 45 000 Jahren der Megafauna zu entledigen. Als geschickter Jäger setzte er erfolgreich den großen, flugunfähigen Säugetieren nach, so dass jedes Betreten eines neuen Gebiets eine massive Veränderung der Fauna nach sich zog. Die Overkill-Hypothese fasst zusammen, dass überall in der Welt das Massenaussterben ganzer Tierarten mit dem Auftauchen des Menschen einherging. Sie wird auch als Überjagungshypothese bezeichnet.

Genau betrachtet sind bereits diese Anfänge der Maßlosigkeit gewidmet. Archäologische Ausgrabungen zeigen, dass vielerorts Tiere massenhaft über Abgründe gehetzt wurden, wobei das Fleisch naturgemäß ohne Kühlung nur zu einem minimalen Teil verwertet werden konnte.

Möglich machte dies u. a. die Zähmung des Feuers. Obwohl schon viel früher genutzt, verlieh es nun der Treibjagd eine ungeahnte Effizienz. Zudem konnte der frühe Mensch nun auch in kältere Regionen vorstoßen und sich weiteren Lebensraum erschließen.

Während die frei umherziehenden Wildbeuter der ersten Generationen noch in relativer Harmlosigkeit mit ihrer Umwelt umgingen, änderte sich das mit zunehmender Domestizierung gründlich.

Der Mensch lernte zu optimieren. Zunächst erkannte er, dass es mühsam war, den Tieren hinterherzujagen. So schuf er Areale, in denen er sie kontrollierter jagen konnte. Das sparte Zeit und Energie. Flächen wurden gerodet und gezielt für den Anbau von Lebensmitteln hergerichtet, man sparte sich so das Umherziehen. Die Menschen wurden sesshaft.

Die Zeit der Umgestaltung begann. Die Wildnis wurde mehr und mehr zurückgedrängt, der Mensch schuf Raum für seine Ansprüche. Mit dem Ausbau der landwirtschaftlichen Strukturen wuchsen zunächst die Möglichkeiten, was der Grund für weitere Investitionen war. Wenn man es genau betrachtet, bestand die Menschheit vor zwei- bis dreitausend Jahren tatsächlich fast nur aus Bauern.

Die Erträge stiegen, doch mit ihnen auch die Abhängigkeiten von eben diesen Vorläufern der heutigen Monokulturen. Das Leben wurde für den Einzelnen eintöniger, er ging nun meist den gleichen Arbeiten nach. Durch die bessere Versorgung wuchs die Menschheit für damalige Verhältnisse rapide, und die ersten Handelsstrukturen entwickelten sich.

Doch was für die Entwicklung noch schwerer wog, war, dass neue Machtstrukturen geboren waren. Wenn es früher zwischen umherziehenden Gruppen zu Streitigkeiten kam, gaben die Schwächeren oder Klügeren nach und zogen eben in das nächste Tal, um dort in relativer Ruhe weiter zu leben.

Mit der Einführung der Sesshaftigkeit jedoch war diese Möglichkeit der Konfliktlösung beendet. Man verteidigte seinen Raum, in den man mit der Familie Zeit und Energie gesteckt hatte, und griff lieber zu Forke oder Schwert, als sich vertreiben zu lassen. Der Grundstein für Kriege jedweder Art war gelegt.

Der Lauf der Dinge war nicht mehr aufzuhalten. Technische Entwicklungen in der Landwirtschaft führten zur Agrarrevolution, die die Ressourcen der Erde in neuem Ausmaße für die Menschen nutzbar machte. Mit immer weniger Aufwand konnte immer mehr erwirtschaftet werden. Vor allem an Flussläufen und an Kreuzungen von Handelsrouten entstanden erste Siedlungen. Aus vielen Mikro-Welten, bestehend aus einzelnen Dörfern, Landstrichen oder versprengten Regionen, wurde eine gesamte Welt. Die Globalisierung war geboren.

Die nächste Evolutionsstufe der Menschheit stellte die Industrielle Revolution dar. Dank der technischen Weiterentwicklung und dem Ausbau der Wissenschaft gelang es den führenden Nationen nach und nach, die menschliche Arbeitskraft durch Maschinen zu ersetzen.

Das Potenzial schien unerschöpflich, keine Grenze in Sicht. Mit dieser Entwicklung gingen auch Veränderungen in der Gesellschaft einher. Berufsstände entwickelten sich, Spezialisierungen auf bestimmte Sparten oder Bereiche waren gefragt. Die Vermehrung des Wissens ging sowohl in die Breite als auch in die Tiefe. Wenn man noch zu Zeiten von Pythagoras hätte vermuten können, dass alles Wissen der damaligen Welt in einem außerordentlich klugen Kopf abrufbar gewesen war, so löste sich diese Vorstellung in den Folgezeiten sehr schnell auf.

Die Geschwindigkeit der Entwicklung nahm dabei rasant zu. Hatte sich die Menschheit noch viele tausend Jahre Zeit gelassen, um sich von der Jagd- zur Agrargesellschaft zu entwickeln, so brauchte es nur hunderte Jahre zur Industrie- und von hier aus wenige Jahrzehnte zur Informationsgesellschaft.

Die Errungenschaften dieser Entwicklung liegen dabei auf der Hand. Während früher die Nahrungssuche mit all ihren Unwägbarkeiten und Problemen im Vordergrund stand und immer wieder Hungersnöte ihre Opfer suchten, so ist seit längerer Zeit eine Versorgung der Menschheit von den Ressourcen her relativ problemlos möglich. Wären keine politischen Kräfte im Spiel, so müsste kein Teil der Weltbevölkerung hungrig zu Bett gehen. Diese Versorgungssicherheit sowie Wohlstand und Freiheit in vielen Ländern der Erde sind weitere Errungenschaften dieser Evolution.

Auf der anderen Seite dieser glänzenden Medaille stehen massive Umweltprobleme, eine beispiellose Unterjochung der niederen Lebensformen sowie eine starke Entfremdung von natürlichen, ursprünglichen Abläufen.

Doch auch gesellschaftlich haben wir uns grundlegend verändert. Wo früher ein winterlicher Ritt in die nächste Siedlung ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang war, sind heute Reisen in ferne Länder oder gar um die Welt kaum noch der Rede wert.

Heute können sich viele Menschen entfalten wie nie zuvor. Bis etwa Mitte des 18. Jahrhunderts waren Familie und dörfliche Strukturen der Halt für die meisten Menschen. Die Romantik dieser Erkenntnis verflüchtigt sich schnell, verdeutlicht man sich die Abhängigkeiten, die daraus entstanden.

Bis zu dieser Zeit gab es keine soziale Absicherung, kaum Arbeit außerhalb dieser Mikrosysteme, keine Polizei, keine Sozialarbeiter, die sich in gesellschaftlichem Auftrag um jene kümmern konnten, die nicht auf Linie funktionierten. Die Alten lebten in den Familien – und das mangels Heimen ohne Ansatz von Freiwilligkeit. Gewalt und Unterdrückung waren innerfamiliär durchaus ein Thema – und ohne die Akzeptanz und den Schutz der Dorfgemeinschaft war man schlichtweg verloren.

Das alles ist heute nicht mehr zwingend. Wir können es uns leisten, in so individuellem Maße zu leben, wie wir uns gut fühlen. Wir können uns mitten in der Stadt als Einzelgänger zurückziehen, brauchen keine Familie zum Überleben, werden mit Arbeitsangeboten, Lebensmitteln und allem anderen, was wir brauchen, durch das System unserer Gesellschaft versorgt. Der direkten Abhängigkeiten haben wir uns entledigt, als moderne Individuen sind wir freier als je zuvor. Das kann man als gesellschaftlichen Fortschritt bezeichnen.

Doch alle Vorteile der modernen Welt, die wir uns in den vergangenen Jahrhunderten erarbeitet haben, bezahlen wir mit neuen Risiken, deren Einflüsse und Auswirkungen immer schwerer abzuschätzen sind.

Fortschritt und Digitalisierung des 21. Jahrhunderts scheinen grenzenlos – doch diesen grenzenlosen neuen Freiheiten stehen ungeahnte Überwachungsmöglichkeiten gegenüber, von denen man nur hoffen kann, dass nicht die Ressourcen vorhanden sind, sie durchgängig nutzen zu können.

Unsere heutige Welt ist voller Möglichkeiten, und das ist eine der herausragendsten Aspekte der Entwicklung. Doch bei all den Handlungsoptionen, die wir heute haben, zahlen wir den Preis für diese immense Vielfalt.

Die Schattenseite dieser Entwicklung ist eine massive Überflutung in allen Bereichen, der wir uns zu stellen haben. Und das ist auch der Grund dafür, warum wir uns von grundlegenden Bewusstmachungen so weit entfernt haben. Denn bei allen technischen, wissenschaftlichen und intellektuellen Entwicklungen haben wir uns zu wenig um unsere soft skills gekümmert.

Laut lateinischer Definition ist der Homo sapiens ein verstehender, verständiger, bzw. weiser, vernünftiger Mensch. Betrachtet man den aktuellen Zustand der Welt, da erscheinen Zweifel, ob wir dem gerecht werden. Es ist in vielen Bereichen durchaus noch Potential zur Entwicklung vorhanden.

Die Frage nach dem Sinn des Lebens, das Reflektieren von Überzeugungen und Taten, die Suche nach einer gerechten Weltethik, die ganzheitliche Überwindung von Trennendem und gleichzeitigem Erkennen von Verbindendem – darin liegen die Aufgaben der kommenden Generationen. Für jeden von uns und zusammen in der großen Erdengemeinschaft.

Doch wie überall liegt der Anfang bei jedem von uns. Grund genug, uns die unterschiedlichen Lebensphasen, deren Übergänge, Bedeutungen und Herausforderungen einmal näher anzuschauen.

Geburt

 

 

»Und allem Anfang wohnt ein Zauber inne. Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.«

Hermann Hesse

 

 

Diese Zeilen aus Hesses Gedicht Stufen passen kaum besser zu einem Ereignis als zu dem der Geburt. Kaum ein Moment ist geeigneter dazu, den Menschen zum Nachdenken zu bewegen als jener, bei dem der lang ersehnte Nachwuchs das Licht der Welt erblicken wird.

Die Geburt ist eine verändernde Erfahrung, für den Neuankömmling, aber auch für die Eltern. Unter normalen Umständen, körperlich betrachtet, wäre eine Geburt ein so belastendes Erlebnis, das niemand herbeisehnen würde. Die Schmerzen, die der Frau bei dem Geburtsprozess zugemutet werden, übersteigen oftmals alle Erwartungen deutlich.

Bei dem ersten Kind wird aus der Zwei eine Drei – und das verschiebt mehr, als man sich zuvor vorstellen konnte. Neben den Aufgaben, die das frischgebackene Elternpaar erwarten, ist es vor allem die neue Erfahrung der Liebe, die alles vergessen lässt, was geschehen ist.

Geraten Liebesbeziehungen zwischen Erwachsenen zuweilen in Schieflage, weil der eine oder andere sich nicht verhält wie erwünscht, so ist das hier grundlegend anders. Die Liebe an das Neugeborene ist bedingungslos, an keine Gegenleistung geknüpft. Es ist die Liebe in einer reinen Form, ganz auf den Moment bezogen, erwartungslos und umso erlebnisreicher.

Auch eher unbewusst lebende Menschen erfahren hier eine Bewusstseinserweiterung, eine intensive Ergänzung zum bisher Bekannten. Die erste Begegnung, die neun Monate lang im Zentrum der Erwartung stand, bleibt wohl jeder Mutter, jedem Vater unvergessen.

Ist die Geburt für die Eltern eine dramatische Situation, so stellt sie sich aus Sicht des Anreisenden in keiner Weise anders dar. Aus der umfassenden Behütung in der Heimat, bei der mit Wärme, Nähe und idyllischer Rundumversorgung alles gegeben ist, was zur Existenz benötigt wird, wird das kleine Wesen von unnachgiebigen Kräften herausgeholt, ohne dass ein Wunsch oder eine Absicht erkennbar wäre.

Die Reise in seine unbekannte Zukunft beginnt in einem dunklen Geburtskanal, der viel zu eng für diesen Weg scheint. Aber es hat keine Wahl. Hat es diesen nach einiger Zeit, mit einiger Mühe durchquert, erwartet es eine hell geflutete Umgebung, in der allerlei Unbekanntes und Unbekannte auf ihn warten.

Es wird hochgenommen, in der Kälte unter vergleichsweise gleißendem Licht untersucht, vom vertrauten mütterlichen Herzschlag getrennt.

In früheren Zeiten war es normal, die Kinder von den Müttern zu trennen. Auf Säuglingsstationen lagen sie neben ihresgleichen, wurden gelegentlich von Schwestern oder Ärzten untersucht und festigten ansonsten ihre Lungen durch kräftige Schreie, wenn sie nicht vor Erschöpfung schliefen. Die Mütter warteten sehnsüchtig auf die Stunden, in denen sie mit ihren Kindern zusammensein durften. Das ist zum Glück vorbei.

In der Reinkarnationstherapie berichten viele Teilnehmer von einem Geburtsschock, was nicht weiter verwundern lässt. Dass das anders gehen kann, zeigen moderne Krankenhäuser oder auch anthroposophische Geburtsstationen mit der sanften Geburt.

Hierbei wird versucht, die traumatisierenden Umstände für Mutter und Kind möglichst gering zu halten. Dazu gehören sanfte Methoden wie Entspannungstechniken, Massagen, die Wassergeburt, Gebärstühle, gedämpftes Licht und Musik, bei der sich alle Beteiligten wohlfühlen.

Auf grelles Begrüßungslicht wird verzichtet, das Baby direkt nach der Geburt der Mutter auf die Brust gelegt, Untersuchungen und Dokumentationen erfolgen quasi nebenbei. Idealerweise steht ein Familienzimmer bereit, in dem die Fenster abgedunkelt werden können, vielleicht sogar durch Vorhänge in Tönen aus Orange und Rot.

So unterscheidet sich der neue Lebensraum des Ankömmlings nicht allzu sehr von seiner heimatlichen Höhle im mütterlichen Bauch, in der er herangewachsen ist.

Lebensphasen selbst stellen meist keine Probleme dar, solange man sich in ihnen befindet. Es sind die Übergänge, die uns in Krisen stürzen können. Veränderungen, die anstehen, für die wir noch nicht bereit sind, machen uns Angst und lassen uns zweifeln an der Sinnhaftigkeit des Wechsels, vor allem aber an unseren Fähigkeiten, sie meistern zu können.

Auf den ersten Blick kann das bei der Geburt nur für die Eltern eine Rolle spielen. Das Neugeborene ist schließlich das unbeschriebene Blatt, unvorbelastet und rein – und nur bereit für die Geschichte des neuen Lebens. Doch so einfach ist das nicht, wie wir später noch sehen werden.

Man kann die Geburt durchaus als erste Krise des Menschen betrachten, nur dass sie soweit zurückliegt, dass kaum jemand von uns sich daran erinnern kann. Die Berichte aus Therapien zeigen eine andere Wirklichkeit. Und so erkennen wir auch hier, wie wir uns von der Ursprünglichkeit, der Natur fortentwickelt haben.

Die klassische Medizin hat viele Chancen im Gepäck und nicht nur Erfolge bei der Sterblichkeitsrate zu verzeichnen, doch auch dieser Siegeszug ist nicht ohne Fallstricke. Die Entfremdung, die wir über Jahrzehnte in Kauf genommen haben, um gesunde, funktionierende Kinder zu bekommen, ist nur eines dieser Probleme.

Begegnen wir also dem Neuankömmling mit Respekt für seine Leistung, es in unsere Welt geschafft zu haben. Und erweitern wir unser Verständnis dafür, wenn die ersten Tage oder Wochen vielleicht nicht ganz so laufen wie geplant. Denn eines ist klar: Stellt die neue Situation die Eltern auch vor viele neue Herausforderungen, so ist die Veränderung des Daseins für das Neugeborene ungleich gravierender.

 

Kindheit

 

 

Während die ersten Monate des Babys von der Entdeckung der unmittelbaren Umgebung geprägt sind, vergrößert sich der Erfahrungshorizont mit jeder weiteren Lebenswoche.

Die neue Welt will ertastet werden, begriffen, erblickt, belutscht und erschmeckt. Alles ist aufregend, das meiste wundervoll, manches nicht so sehr. Dreimonatskoliken, Wachstumsschübe oder das Zahnen sind deutliche Zeichen für die gravierenden Veränderungen in einem Entwicklungsprozess, den wir mit unseren Eltern durchmachen.

Die Welt wird immer größer, und wir gelangen an erste Grenzen. Wir müssen lernen aufzupassen. Manches tut direkt weh und zeigt uns deutlich, dass der Versuch zuvor nicht erfolgreich war; andere sind mit weitergefassten Konsequenzen belegt, die nicht unmittelbar verstanden werden können. Wir lernen, dass unsere Umwelt unfreundlich oder gar mahnend reagiert, wenn wir bestimmte Dinge machen.

Mit Marmelade auf Wände malen, ist nicht erwünscht, das Auskippen des Hundenapfes bringt plötzliche Unruhe ins Leben. Sogenannten Dreck zu essen, ist verboten. Ebenso die kleinen Tiere, die in den Fugen der Terrasse umherlaufen. Nach Feuerzeugen oder Messern zu greifen, lässt die Mutter wie gestochen aufspringen, jedoch mit interessant verzerrtem Gesicht. Sich am Herd aufzustellen, ist verboten, leider auch Papiere aus der Post zu zerknüllen.

Immer mehr lernen wir, dass manche Ideen in unserer Umgebung eher unerwünscht sind. Diese Erfahrungen sind aus Erwachsenensicht natürlich notwendig, aus Sicht von uns Tätern jedoch Grund genug für Trotz und Spucke.

Machtkämpfe nehmen zu, es ist nicht einzusehen, dass manches nicht getan werden soll. Erst wenn es Abend wird, und die Müdigkeit wieder nach uns greift, dann sind wir froh, auf liebevolles Verständnis zu stoßen, dass wir nämlich auf überhaupt keinen Fall jemals wieder ins Bett gehen müssen.

Wir haben Glück, wenn unsere Eltern unsere Entwicklung so locker wie möglich sehen können und nicht allzu viele Regeln und Dogmen aufstellen. Jeder von uns ist anders – und so liegen die einen gerne noch längere Zeit im elterlichen Bett oder flüchten nachts mit springenden Sätzen vor monströsen Ungeheuern zu ihnen, während andere problemlos im eigenen Zimmer durchschlafen.

Andere pflegen ein inniges Verhältnis zu ihrem Schnuller und gehen nur zu Bett, wenn einer im Mund ist und jeweils ein weiterer fest in der Hand gehalten wird. Ins Bett zu machen, ist keine Heldentat. Gut, wenn uns auch hier Verständnis erreicht und uns dabei unterstützt, diese Last von uns zu geben.

Unser Horizont wächst weiter. Schön, wenn wir einen eigenen Garten oder ein nahegelegenes Waldstück haben, in dem wir die Natur entdecken können. So wie alles im Leben kommt auch diese Phase nicht wieder. In Unbeschwertheit und ohne über größere Zusammenhänge nachzudenken, streifen wir durch die Natur und sind einfach nur wir selbst. Hier ein kleiner Staudamm, auf dessen Wasser wir ein Blattboot fahren lassen, dort ein Ameisenhaufen, dessen Betrachtung wir uns über Stunden widmen können.

Im Spiel mit Freunden entdecken wir soziales Miteinander und entwickeln das Zusammenspiel von forschem Willensdrang und nachgiebiger Einsicht, wenn Interessen kollidieren. Das eine oder andere Mal fließen Tränen, wenn wir nicht bekommen, was wir wollen, aber das ist nur gesund.

Wir haben wieder Glück, wenn uns die Eltern Kind sein lassen, auch wenn es um Krankheiten geht. Gegen alles durchgeimpft zu sein, beruhigt vor allem sie und lässt sie in dem Glauben, nichts versäumt zu haben.

Jedoch haben viele Kinderkrankheiten ihren Sinn, das wussten die Generationen vor uns ziemlich genau. Das Durchleben dieser natürlich fiesen Phasen stärkt an anderer Stelle. Sie trainieren uns in der Methodik der Auseinandersetzungen, die wir im späteren Leben gut gebrauchen können.

Wir können froh sein, wenn unsere Eltern mit Weitblick abgewägt haben, welche Impfung tatsächlich Sinn macht, dann nämlich, wenn es sich um wirklich bedrohliche Krankheitsbilder wie die Kinderlähmung handelt. Doch generell gilt – wir können nicht jeden Konflikt vermeiden, und oftmals kommen diese zu späterer Zeit zu uns zurück, mit verschobener Symptomatik.

Spätestens mit dem Überreichen der Schultüte kehrt der Ernst des Lebens ein, der uns von nun an ein treuer Begleiter sein wird. Nun werden wir endlich an das Erwachsenendasein herangeführt – was im Prinzip nicht schlecht sein müsste, würde nicht in Folge meist die Kindheit aufgegeben werden.

Die Laufbahn, die nun begonnen wird, endet oftmals mit dem finalen Rentenbescheid. Wir sind nun aufgenommen als Teil einer funktionalen Leistungsgesellschaft und nehmen den für uns passenden oder auch unpassenden Platz ein. Nur manche von uns schaffen es, sich die Unbeschwertheit und Neugierde aus Kindheitstagen zu bewahren: Lebenskünstler und Glückspilze.

Die Kindheit ist prägend für die Entwicklung unseres Wertesystems. Das, was die Eltern vorleben, wird imitiert. Nicht selten plappern wir nach außen, was innerhalb der Familie Standardmeinung ist. Infrage stellen wir dieses Gerüst erst in der folgenden Zeit, der Pubertät, dafür dann aber umso vehementer.

 

Jugend

 

 

Das Ende der Kindheit sollte in der Pubertät liegen, doch in vielen Bildungssystemen endet sie bereits mit dem Einstieg in die Schullaufbahn. Dem steigenden Druck der wachsenden Lernaufgaben gegenübergestellt, vergessen wir unter Wahrung dieser Pflicht, dass es mehr gibt als systematisches Lernen und logisches Denken.

Für die erfolgreiche Bewältigung der anstehenden Pubertät wäre es hilfreich, sich auch mit geisterweiternden und infragestellenden Fachgebieten zu beschäftigen. Philosophie wird an vielen Schulen noch unterrichtet, aber Ethik oder Achtsamkeit sowie Umweltschutz tauchen nur als Randbegriffe in anderen Fächern auf.

Stattdessen lernen wir eine Mathematik, die die meisten von uns nie mehr brauchen und schulen uns im Lesen alter deutscher Texte, die kaum noch Bezug haben zum aktuellen Geschehen. Das ist für jeden unbefriedigend, für die Zielgruppe der Heranwachsenden aber umso mehr. Denn nicht nur die Fridays for Future–Bewegung zeigt deutlich: Die Jugendlichen treiben andere Dinge um als das, was auf dem schulischen Lehrplan steht.

Die Frage nach dem Sinn des Lebens taucht in dieser Phase auf. Warum sind wir in diese Welt geboren, warum in dieses Land, in diese Familie? Welche Möglichkeiten gibt es, welche Wege können gegangen werden? Die Sehnsucht nach mehr Tiefe treibt uns um. Aber – die Antworten müssen sich von dem unterscheiden, was gemeinhin Meinung ist, vor allem innerhalb der Familie.

Denn - Hinterfragen ist das Motto dieser Zeit. Die Abgrenzung zum Etablierten, Bewährten, zum daheim Gelebten ist der wichtigste Aspekt dieser Zeit und erschwert regelmäßig die Diskussionen.

Wir wollen alles anders machen, besser, zukunftsorientierter. Eine Revolution muss her – und besteht sie auch nur darin, je nach Generation, laute Musik oder Auspuffanlagen, lange Haare oder cooles Abhängen mit möglichst tief sitzenden Hosen toll zu finden.

Wichtig dabei ist, es muss ein Kontrastprogramm sein. Reibung mit dem elterlichen Establishment muss möglich sein. Erst wenn es immer wieder knistert und knallt, dann geht die Strategie so richtig auf.

Dieses Rebellentum erschweren diverse Nebenerscheinungen. Immer wieder aufflammende Unzufriedenheit mit sich und der Welt münden in Aggressionsschübe. Unsere Hormonspiegel steigen und lassen uns mit Akne aus der Haut fahren, die Geschlechtsteile entwickeln sich, aber wir haben mangels Partner noch keine rechte Verwendung dafür.

Bei den Jungs werden Mutproben gesucht, die Stimmbänder neu gestimmt, sie orientieren sich an starken männlichen Idolen mit ordentlich Muskeln, powern sich aus beim Sport. Die Mädchen erliegen den im Netz berühmten Vertreterinnen der Schönheitsideale und begegnen dabei den Themen Magersucht und Bulimie.

Die Spannung steigt, es ist die Zeit des Übergangs. Wir sind keine Kinder mehr und wollen auch nicht so behandelt werden, sind aber auch nicht so richtig bereit, in die anstrengend oder öde wirkende Welt der Erwachsenen zu wechseln.

Wir suchen den eigenen Weg und finden ihn vorübergehend in den Suchtwelten des Tabaks, des Alkohols oder der Drogen. Die Sucht geht mit der Suche einher und zielt nach tieferer Erfahrung, für eine Zeit das Ego hinter sich zu lassen, aus ihm herauszutreten, sich zu transformieren. Begrenzte Selbsterfahrung in Exzessen mit Gleichgesinnten. Dass diese Hilfsmittel nur schale Möglichkeiten im Vergleich zur Meditation bieten, erkennen wir hier meist noch nicht.

Wie immer auch die Pubertät verläuft, sie hat immer ein Ziel: Der gute Kontakt zum Nest muss verloren gehen, sonst kann keine eigene Entwicklung stattfinden. Glück haben jene, deren Eltern das verstehen. Die nicht, modernen Methoden folgend, alles wundervoll finden, was die Jungen so anstellen, sondern auch Reibungsfläche bieten, wenn es an substanzielle Fragen geht. Nicht in autoritärer Version, aber in standfester, wobei es auch ihnen gut zu Gesicht steht, Veränderungen zuzulassen und Neues anzusehen.

Die Phase der Pubertät ist für alle Beteiligten nicht leicht, aber lohnend. Bei allen Kapriolen, die diese Rebellion zu bieten hat, ist auch wieder die Liebe der Schlüssel für ein gesundes Überstehen. Streiten ja, aber in Würde und mit offenem Herzen.

 

Endlich erwachsen!

 

 

Die Kindheit ist geschafft, die Jugend mit all ihren Unstimmigkeiten gut überstanden – und schon stehen wir mitten im Leben, als Erwachsener, mit allen Vorzügen und auch Nachteilen, die das so mit sich bringt.

Wir haben uns das so oft gewünscht, endlich erwachsen zu sein, richtig ernst genommen zu werden und endlich tun zu können, was wir wollen, dass wir vielleicht zunächst überrascht sind, wie normal sich das eigentlich anfühlt.

Wenn ein Ausbruch aus dem System jemals erträumt war, dann ist es jetzt höchste Eisenbahn, denn alles, was nun kommt, baut aufeinander auf und erschwert ein Verlassen des Pfades mit jedem weiteren Lebensjahr.

Die reelle Chance auf eine Weltumrundung ergibt sich meist erst wieder mit dem Eintritt ins Rentenalter. Dann aber sind andere Parameter gesetzt, was Leichtigkeit und Unbeschwertheit angeht, dem Andersartigen, dem Fremden zu begegnen. Die Unvoreingenommenheit anderen Menschen, anderen Kulturen gegenüber ist ein Geschenk an das junge Leben, das noch nicht so viel erlebt und ein anderes Verhältnis zu Komfortverlust und Gefahr hat. 

Plötzlich sind wir also angekommen, Schule und Studium liegen hinter uns, die Arbeit bestimmt unseren Lebensrhythmus. Wir haben Glück, wenn unsere Eltern nicht ihre versäumten oder verpassten Chancen auf uns projiziert haben und uns unseren eigenen Weg finden lassen.

Das erste Verliebtsein ist überstanden, das zweite und dritte auch, der Lebenspartner gefunden, oder der, von dem wir glauben, dass er es ist, auch wenn er vielleicht nur diese Phase mit uns zusammen verbringen wird.

Die Hochzeit markiert einen Höhepunkt im Leben und wird oftmals auch zelebriert: als schönster Tag im Leben. Es bleibt zu hoffen, dass das folgende Zusammensein nicht deutlich weniger glücklich macht, denn das ist es ja eigentlich, worum es geht.

Es ist die Zeit des Aufbaus. Der Weg ist gefunden, nun wird er gefestigt, verbreitert, ausgebaut. Das erste Geld wird verdient, neue Wünsche gleiten in den Horizont und werden greifbar. Das erste eigene Auto wird gegen ein schickeres getauscht, die eigene Wohnung weicht dem Traum vom Eigenheim, der Wunsch nach eigenen Kindern rückt in den Fokus.

Mit den eigenen Kindern findet eine gänzlich neue Rollenverteilung statt. Nun ändern wir die Perspektive, schauen auf das Leben von anderer Seite. Kamen uns unsere Eltern in manchen Dingen viel zu vorsichtig und einschränkend, gar spießig vor, was uns zu so manchem Kampf anspornte, so nehmen wir nun das Ganze aus der anderen Sicht wahr.

Die Sorge um die Kleinen treibt auch uns um. Der Stresspegel belastet auch uns an manchen Tagen mehr als uns guttut. Wir wollen natürlich alles anders machen als unsere Eltern und schaffen das auch in so manchen Punkten, aber letztlich reagieren wir in vielen Situationen vielleicht gar nicht so viel anders, als wir es Jahrzehnte zuvor selbst erfahren haben.

Bei vielen von uns setzt eine gewisse Routine ein, die für die Bewältigung der mannigfaltigen Aufgaben natürlich sinnvoll ist, uns aber gleichzeitig auch Kreativität raubt. Finanzielle Sicherheit wird immer wichtiger, der Verpflichtungen wegen, die wir im Rahmen von Hypotheken- und Darlehensrückzahlungen zu leisten haben. Uns soll es morgen nicht schlechter gehen, dafür arbeiten wir heute.

Bei den meisten von uns liegen die Fragen aus der rebellischen Jugend begraben unter den Aufgaben, die wir zu erledigen haben und der Konzentration auf die Ziele, die wir jetzt erreichen wollen. Zuweilen denken wir zurück an alte Tage und träumen von einer besseren Welt, einem gerechteren System, von größerer Freiheit und spirituellem Wachstum, so wie damals. Dann hören wir die alte Musik, gehen auf wilde Mottopartys und tanzen uns frei oder stöbern in alten Büchern und Briefen, über Themen, die uns so beschäftigt haben, damals.

Doch meist ist es nicht die Zeit, sich tiefer damit zu beschäftigen. Diese kann oftmals erst später wieder zu uns zurückkehren.

 

Midlife

 

 

Volle Kraft voraus: Die Mitte des Lebens steht bevor, und hier ist es vor allem die pure Lebenskraft, die uns antreibt. Die Sonne unseres Lebens steht im Zenit, der Sommer unseres Daseins versorgt uns mit reichlich Energie, die uns für unser Schaffen zur Verfügung steht.

Wir erreichen unseren Höhepunkt im Außen, nach dem Prinzip Macht euch die Erde untertan. Beruflich stehen wir meist an der Spitze unserer Karriere, in der Beziehung läuft es gut, wir haben die Dinge geordnet. Die Kinder sind herangewachsen oder gar schon dabei, das Heim zu verlassen. Finanziell haben wir mehr Freiheiten als jemals zuvor, und wir könnten uns unser Leben trotz aller Anstrengungen nicht schöner vorstellen.