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Wenn die Liebe den Weg weist Ein Roman von Hein Ennak Er kommt nur wegen eines Auftrags. Sie hat längst verlernt, jemanden an sich heranzulassen. Doch manchmal genügt ein Moment - still, aber unwiderruflich. Als Peter Knifflig nach einem Unfall auf dem Reiterhof Ausspann strandet, ist an Weiterfahrt nicht zu denken. Während er notgedrungen bleibt, gerät er mitten hinein ins raue, herzliche Hofleben - trifft auf eigenwillige Persönlichkeiten, scheue Blicke, offene Arme ... und auf mehrere Frauen, die mehr als nur neugierig auf ihn sind. Zwischen Stallluft, Familienchaos und norddeutschem Schlagabtausch entsteht etwas Unerwartetes: Nähe. Vertrauen. Eine Ahnung von Zuhause. "Wenn die Liebe den Weg weist" ist ein leiser, eindringlicher Roman über das, was bleibt, wenn der Alltag zur Ruhe kommt - über Menschen, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen und dennoch lernen, zu fliegen. Warmherzig. Norddeutsch. Voller Leben. Für alle, die an zweite Chancen glauben. Und an die Liebe, die nicht laut, aber echt ist.
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Seitenzahl: 486
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Wenn du zu viel nachdenkst,
wird das Leben unnötig kompliziert.
Manchmal musst du auf dein Gefühl
hören –
und dann treffen zwei Herzen
aufeinander,
und selbst die Zeit vergisst,
wohin sie unterwegs war.
Hein Ennak Hamburg, im Juni 2025
Die Begegnung
Benno
Opa Wilhelm
Schwarzfeuer
Oma Dorothea
Die Überraschung
Die Nacht
Der Morgen am Sonnabend
Das Frühstück
Stolz und Eleganz
Die Reitstunde
Der Tierarzt
Das Mittagessen
Ungewissheit
Ausritt mit Jennifer
Katjas Geständnis
Der Irrgarten
Jennifers Garten
Der Abend am Sonnabend
Der Morgen am Sonntag
Der stille Deal
Die Käserei
Der Ausritt
Heidi Hirschfeld
Heike und der Hofladen
Der Abschied
Die Fahrt
Die stürmische Rückkehr
Hamburg
Schwesterherz und dicke Mauern
Der Knifflig-Hof
Hamburg
Besuch bei der Tierärztin
Ausspann
Hamburg
Jennifer
Ein Nachmittag an der Elbe
Zwischen Last und Loslassen
Schlaflose Nacht und träumende Zweifel
Der Donnerstag
Ein Cowboy auf Ausspann
Auf der Suche nach Prope
Eine Wendung
Klarheit
Zurück auf Ausspann
Zukunftspläne
Was sonst passierte
Ein neuer Anfang
Nachwort des Autors
Liebe Leserinnen und Leser,
wenn Hein Ennak eine Geschichte erzählt, öffnet sich nicht nur ein Buch – es öffnet sich das Herz. Mit „Wenn die Liebe den Weg weist“ nimmt er uns mit in eine Welt voller Lebendigkeit, Humor und Herzlichkeit, in der jedes Wort tief berührt und uns an das erinnert, was wirklich zählt: die Liebe in all ihren Facetten.
Hein Ennak entführt uns auf den traditionsreichen Hof Ausspann in der malerischen Landschaft Schleswig-Holsteins, wo Menschen, Tiere und die Natur in harmonischem Einklang leben. Hier begegnen wir Menschen wie Peter und Katja, die uns mit ihrer Aufrichtigkeit, ihrer Stärke und ihren liebenswerten Schwächen in ihren Bann ziehen. Durch Hein Ennaks einfühlsamen Erzählstil fühlen wir uns nicht nur als Zuschauer, sondern als Teil der Geschichte.
Diese Erzählung zeigt uns, wie mächtig und zugleich sanft Liebe sein kann. Sie erzählt von Mut und Vertrauen, von Freundschaft und Zusammenhalt, von Herausforderungen und innerem Wachstum. Hein Ennak erinnert uns daran, dass es manchmal nur einen kleinen Schritt braucht, um den richtigen Weg einzuschlagen – wenn wir unserem Herzen folgen.
Lassen Sie sich von dieser wunderschönen Geschichte verzaubern und begleiten Sie die Charaktere auf ihrem bewegenden Weg. Ein Weg, der uns allen offensteht, wenn wir auf unser Herz hören und der Liebe vertrauen.
Ich wünsche Ihnen von Herzen inspirierende und erfüllende Lesestunden,
Ihre Dagmar Mannesmann.
Es war ein Freitagnachmittag im Juli und die Sonne schien endlich wieder. Vor ein paar Stunden war unerwartet ein heftiges Gewitter über das Land gezogen. Der Wetterbericht hatte keinen Sturzregen oder Unwetter angekündigt, sondern nur strahlenden Sonnenschein. Doch das Wetter hier in Schleswig-Holstein, nordwestlich von Hamburg, war in diesem Sommer unberechenbar. Jetzt glitzerten die Pfützen im Sonnenlicht und von den Bäumen tropfte der letzte Regen. Die Luft war frisch, durchzogen vom Duft nasser Erde und feuchtem Gras. Die Natur schien tief durchzuatmen, als hätte sie das Gewitter gebraucht, um sich zu erneuern.
Über dem Hof Ausspann, einem traditionsreichen Pferdehof, lag nach dem Regen eine angenehme Ruhe. Die Gebäude mit ihren roten Backsteinmauern wirkten, als hätten sie das Unwetter abgewartet. Das Kopfsteinpflaster des Hofes glänzte nass im Licht der Sonne, während die Tiere in ihren Ställen langsam wieder zur Ruhe kamen.
Ein Mann betrat den Hof und ging mit gemächlichen, aber entschlossenen Schritten auf das offene Tor einer alten Scheune zu. Das Licht hinter ihm war grell, sodass man von innen nur seine Silhouette erkennen konnte. Der Fremde wirkte wie direkt aus einem Westernfilm entsprungen. Die Sonne, die jetzt nach dem heftigen Gewitterregen durch die Wolken brach, warf scharfe Schatten auf das Kopfsteinpflaster und ließ seine Silhouette wie die eines Gesetzlosen wirken, der in einer mit Staub überzogenen Kleinstadt im Wilden Westen eintrifft. Doch anstatt eines staubigen Saloons lag vor ihm das altehrwürdige Gebäude des Hofes Ausspann.
Das offene Tor der Scheune knarrte leise im seichten Wind, als der Fremde mit seinen schweren Westernstiefeln darauf zuging. Die Stiefel, nass vom Gewitterregen, hinterließen deutliche Abdrücke auf den Steinen. Das Hemd, offen und vom Regen durchweicht, klebte an seiner breiten Brust und flatterte hinter ihm her wie ein Umhang. Auf dem Kopf trug er einen dunklen Cowboyhut, dessen breite Krempe tief ins Gesicht gezogen war, sodass man seine Augen nicht erkennen konnte. Alles an ihm strahlte die ruhige Selbstsicherheit eines Mannes aus, der schon so einiges erlebt hatte.
Hinter ihm schritten zwei beeindruckende Kaltblüter, die sich so selbstverständlich und ruhig verhielten, als hätten sie schon tausendmal solche dramatischen Einmärsche erlebt. Die Pferde, ohne Halfter und nur von einer unsichtbaren Hand gelenkt, folgten ihm treu, ihre mächtigen Hufe klatschten leise auf das nasse Kopfsteinpflaster. Der eine, ein prächtiger Hengst, warf gelegentlich den Kopf in den Nacken und schnaubte, als wolle er die feuchte Luft tief in seine Lungen saugen. Die andere, eine imposante Stute, trottete gelassen neben ihm her, ihre Mähne fiel in nassen Strähnen über den muskulösen Hals.
Die Szenerie hätte perfekt in einen Western gepasst, wäre da nicht das leise Quietschen einer Schubkarre gewesen, die plötzlich aus dem Inneren der Scheune heranrollte. Eine Frau in einem zu großen Overall, der sie mehr wie eine wandelnde Vogelscheuche aussehen ließ, schob die Karre, mit einer Miene, die entschlossen und etwas mürrisch wirkte. Sie warf einen flüchtigen Blick auf den Neuankömmling, stellte die Karre ab, griff nach der Mistgabel darin und legte sie sich wie ein Gewehr über die Schulter. Sie hielt weder an noch zeigte sie die geringste Überraschung.
Der Fremde stoppte direkt im Eingang der Scheune, wo das Licht von draußen sein Gesicht immer noch im Schatten ließ. Für einen Moment schien es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Die ganze Szene hatte etwas Unwirkliches, als ob gleich jemand im Hintergrund eine Mundharmonika anstimmen könnte, um die Spannung weiter zu steigern. Die mächtigen Pferde scharrten sanft mit den Hufen auf dem Kopfsteinpflaster, und ein leises Wiehern hallte in der Scheune wider. Doch statt eines dramatischen Höhepunkts folgte nur ein bedächtiger Schritt des Mannes in das Gebäude.
Ein Hund, der sich bisher im Schatten gehalten hatte, schlich sich vorsichtig näher. Er knurrte leise, schnupperte in der Luft und legte den Kopf schief, als er die fremde Gestalt musterte. Die Pferde schienen ihn nicht zu beunruhigen, aber der Mann selbst wurde mit scharfen Augen beobachtet. Mit wachsam aufgestellten Ohren näherte sich der Hund, bereit, bei der kleinsten verdächtigen Bewegung Alarm zu schlagen. Doch als der Mann stehen blieb und die Pferde gelassen wirkten, beruhigte sich der Hund, blieb allerdings aufmerksam.
„Ist das hier der Wilhelm-Hof?“ Seine kräftige Stimme durchbrach die Stille wie ein tiefer, donnernder Bass, aber mit einem Hauch von Besorgnis, als ob er sich fragte, ob er nicht doch in der falschen Zeit oder am falschen Ort gelandet war.
Die Frau in dem übergroßen Overall hielt inne und stemmte eine Hand in die Seite.
„Nein, das ist Disneyland. Willkommen in der Welt der Märchen“, antwortete sie, den sarkastischen Unterton nicht verbergend. Doch das Lächeln, das sich langsam auf ihrem Gesicht ausbreitete, nahm den scharfen Worten die Schärfe.
Der Mann zog eine Augenbraue hoch, sichtbar überrascht von dieser unerwarteten Antwort. Dann zog er den Cowboyhut ein Stück zurück und enthüllte ein markantes, wettergegerbtes Gesicht. Es war ein Gesicht, das Geschichten erzählen konnte – Sachen von endlosen Wegen, verlorenen Freunden und gewonnenen Kämpfen, doch jetzt war es ein Antlitz, das versuchte nicht in ein Grinsen auszubrechen.
„Natürlich“, begann die Frau, „hier ist der Hof Ausspann. Ihr seid hier richtig. Ich weiß, ihr hattet einen Unfall. Günter hat euch angekündigt und geschickt, oder?“ Die Frau kam näher, die Mistgabel geschultert.
„Genau“, bestätigte der Mann, wobei sein leichtes Lächeln jetzt vollständig sichtbar war. Er schritt weiter in die Scheune hinein, die Pferde immer dicht hinter ihm. Die ganze Szenerie erinnerte an einen Cowboy, der seine treuen Gefährten nach einem langen Ritt sicher auf der Ranch unterbringt.
Als er tief genug in die Scheune getreten war, um vom Licht vollständig erfasst zu werden, wurde sein Aussehen deutlicher. Er hatte ein markantes, wettergegerbtes Gesicht, das von kurzen, leicht grau melierten Haaren umrahmt wurde. Seine blauen Augen wirkten freundlich, aber zugleich durchdringend, als könnten sie einen Menschen bis ins Innerste durchschauen. Der muskulöse Körper, der von Sport geformt war, breite Schultern und kräftige Arme, die ebenso gut mit einem Pferd wie mit einem Stier umgehen konnten. Seine Augen, jetzt deutlich sichtbar, funkelten vor amüsiertem Interesse, als er die Frau in dem unpassenden Overall musterte.
„Und wie schlimm ist es? Braucht ihr den Tierarzt? Aber bestimmt eine Box oder gleich zwei?“, fragte sie, während sie einen prüfenden Blick auf die Pferde warf, die ruhig hinter ihm standen.
Der Mann ließ seine Augen ebenfalls zu den Tieren schweifen. „Nein, kein Arzt erforderlich! Das hier sind Max und Lisa. Die beiden waren noch nie getrennt. Eine große Box reicht, die zwei sind unzertrennlich“, antwortete er mit einem leichten Lächeln, das die Spannung endgültig aus der Situation nahm.
Die Frau deutete mit der Mistgabel auf eine Stalltür. „Gut, dann rein in den großen Laufstall mit ihnen. Und wenn du nach einer Märchenprinzessin suchst, hast du Pech. Hier gibts nur mich – und ich bin weit entfernt von märchenhaft.“
Der Mann lachte leise und schüttelte den Kopf. „Keine Sorge, ich bin auch kein Prinz auf einem weißen Pferd, sondern nur ein Cowboy mit Vollblüter.“
Er ging weiter in die Scheune hinein, die beiden Tiere folgten ihm gehorsam, als ob sie genau wüssten, wohin sie gehen sollten.
Die Frau legte die Mistgabel wieder lässig auf ihre Schulter und musterte die Neuankömmlinge.
Typisch, endlich kommt mal ein ordentlicher Kerl vorbei, und ich sehe aus wie eine wandelnde Vogelscheuche, überlegte sie grinsend, während sie den Overall straffte und versuchte, etwas Haltung zu bewahren.
„Der Laufstall ist großartig, danke“, bemerkte er dankbar. „Und ich nehme an, du bist die Schlossherrin?“
Sie hob eine Augenbraue und erwiderte: „Nenn mich Katja. Und du bist?“
„Peter – freut mich …“
„Ich möchte die Pferde trocken reiben. Hast du ein paar Frotteetücher für mich? Und wenn du hast, hätte ich gerne etwas Pferdesalbe1“, fragte Peter.
„Kein Problem, im Regal drüben findest du alles, was du benötigst. Da sind auch Pferdedecken, falls nötig.“
„Danke, aber Tücher reichen aus.“ Peter ging zum Regal, nahm ein paar Lappen und machte sich daran, die Tiere abzutrocknen.
„Den Laufstall benutzen wir für Pferde, die in Quarantäne müssen oder wenn kranke Tiere behandelt werden. Also keine Sorge, deine beiden sind hier gut aufgehoben“, erklärte Katja, während sie ihm dabei zusah, wie er die Tiere trocken rieb.
Peter bewegte sich geschickt und routiniert, was auf eine tiefe Vertrautheit im Umgang mit diesen Tieren hinwies. Sein Gesichtsausdruck war konzentriert, aber entspannt. Es war offensichtlich, dass er eine Verbindung zu den Tieren hatte, die über die bloße Pflicht hinausging. Katja konnte nicht umhin, Peters sanfte Art und seine geschickten Hände zu bewundern, die mit einer Sorgfalt arbeiteten, die sie beeindruckte.
„Der Stute fehlt was, sie lahmt“, bemerkte Katja, jetzt etwas ernster.
„Eine Zerrung im Hinterlauf vom Sturz, nichts Ernstes. Ich habe sie untersucht. Die Muskeln sind kräftig angeschwollen, aber es ist nichts gebrochen und ihre Sehnen sind heil geblieben, nur überdehnt“, antwortete Peter, während er sich weiter um die Pferde kümmerte. „Ich bleibe hier, bis sie wieder fit ist, oder wir abgeholt werden.“
„Na dann, willkommen auf dem Boden der Tatsachen. Hier gibts kein schickes Schloss, aber immerhin warme Duschen. Apropos, du wirst sicher eine brauchen“, sagte sie mit einem schiefen Lächeln.
„Das wäre tatsächlich großartig“, antwortete er darauf.
Katja, nun besser erkennbar im Licht der Scheune, hatte eine offene und natürliche Ausstrahlung. Sie war etwa 180 Zentimeter groß, mit struppigem, blondem Haar, das ihr lässig ins Gesicht fiel. Ihre Augen waren warm und ausdrucksstark, oft begleitet von einem verschmitzten Lächeln, das ihre humorvolle und sarkastische Art widerspiegelte. Katja war kräftig gebaut, weder schlank noch mollig, sondern gesund und robust, was zu ihrer aktiven Lebensweise auf dem Hof passte.
Sie beobachtete, wie Peter die beiden Pferde abrieb, Lisas Hinterlauf mit der Salbe einrieb und dann in den Laufstall brachte.
„Mein Opa bringt den Pferdewagen mit dem Trecker zum Bauern Heinrichs, damit dieser die Ladung bekommt. Er wird in fünfzehn bis zwanzig Minuten wieder zurück sein. Dann werde ich deine beiden Kollegen zur Bahn bringen, damit sie heute noch nach Hause kommen. Ich habe den Auftrag von Günter bekommen, mich um euch und die Pferde zu kümmern“, sagte Katja, während sie Heu und Stroh verteilte.
Gemeinsam stimmten sie die Futtermenge von Hafer und Gerste ab und brachten frisches Wasser in den Laufstall. Peter konnte die Routine und Effizienz spüren, mit der Katja ihre Arbeit erledigte.
„Ich habe gehört, dass hier gutes Essen serviert wird. Ist das wahr, oder ist das nur ein Märchen?“, fragte Peter, während er sich nach getaner Arbeit aufrichtete.
Katja straffte entschlossen ihren Overall, als wollte sie sich für die nächste Runde wappnen und lachte. „Na, das musst du selbst herausfinden. Vielleicht ist es ja die Rettung für einen verirrten Cowboy.“
Peter grinste und hob leicht eine Augenbraue. „Rettung klingt gut, solange es kein letzter Ausweg ist.“ Er sah sich um und fügte schmunzelnd hinzu: „Aber bisher gefällt mir dieser ‚Wilde Westen‘ ganz ausgezeichnet.“
Katja lachte erneut. „Oft frage ich mich, ob ich mich mehr um die Menschen oder um die Pferde kümmern muss. Manchmal scheint es, als wären die Tiere die einfacheren Gäste.“
Peter nickte zustimmend. „Tiere sind ehrlich in ihren Bedürfnissen. Menschen sind da komplizierter. Aber beide brauchen eine gute Hand.“
Die beiden lachten, und die Stimmung wurde entspannter. Katja bemerkte, dass Peter trotz seiner groben Erscheinung eine sanfte und nachdenkliche Art hatte, die sie faszinierte. Ebenso war Peter von Katjas Mischung aus Sarkasmus und Herzlichkeit angetan.
„Ich mache jetzt dein Gästezimmer fertig. In fünf Minuten ist es bezugsfertig. Du bist klatschnass, hast du Ersatzklamotten? Oder soll ich dir etwas von meinem Vater aussuchen?“
„Ich habe eine Notausrüstung im Rucksack. Danke.“
„Das Gästezimmer Nummer 2 findest du im Neubau, die Treppe hoch, dann rechts. Es ist nichts Besonderes, aber es ist sauber. Ich hoffe, du kommst zurecht.“
Katja zeigte auf den Weg und nahm Peters Rucksack entgegen. Er nickte. „Vielen Dank, Katja. Ich werde das Zimmer finden und mich frisch machen.“
1 Pferdesalbe ist ursprünglich zur Pflege und Regeneration der Muskeln und Gelenke von Pferden entwickelt wurde. Aufgrund ihrer wohltuenden und kühlenden Wirkung hat sie sich auch bei Menschen als beliebtes Mittel etabliert. Pferdesalbe enthält in der Regel Inhaltsstoffe wie Menthol, Kampfer, Rosmarin und Arnika, die zusammen eine kühlende und durchblutungsfördernde Wirkung auf die Haut haben.
Nachdem Peter die Pferde versorgt und Lisas Hinterlauf noch einmal sorgfältig untersucht hatte, machte er eine intensivere Bekanntschaft mit dem Hofhund. Das beeindruckende Tier, das er zuvor nur aus den Augenwinkeln wahrgenommen hatte, trat aus dem Schatten hervor und stellte sich direkt vor ihn. Mit funkelnden Augen fixierte der Hund Peter und begann leise zu knurren – ein schönes Tier, das offenbar nicht besonders erfreut über Peters Anwesenheit war.
Peter blieb ruhig stehen und betrachtete den Hund aufmerksam. „Na, du bist nicht gerade der freundlichste Begrüßer“, sagte er mit sanfter Stimme. Das Tier wich einen Schritt zurück, die Ohren gespitzt, während das Knurren tief aus seiner Kehle kam. Peters Blick wanderte zu den angespannten Schultermuskeln und den leicht angelegten Ohren – ein klares Zeichen, dass der Hund im Notfall reagieren würde.
„Hey, Kumpel, ich bin Peter. Ich gehöre jetzt für eine Weile hierher“, sagte der Mann freundlich und machte einen vorsichtigen Schritt auf den Hund zu. Dieser reagierte sofort, wich ein paar Schritte zurück, bellte laut und zeigte seine beeindruckenden Zähne. Peter bemerkte, wie seine Augen misstrauisch zwischen ihm und den Pferden hin- und herwanderten – als wisse er nicht, ob dieser Fremde eine Bedrohung darstellte.
„Wow, okay, ich verstehe. Wir fangen langsam an“, sagte Peter und blieb stehen, die Hände offen und sichtbar. „Ich will dir nichts Böses.“
Das Knurren wurde leiser, aber ein unterschwelliger Ton blieb – als wäre der Hund noch nicht überzeugt. Er beobachtete Peter weiter, sein Körper angespannt, bereit, im nächsten Moment zu fliehen oder anzugreifen. Um die Situation zu entschärfen, begab Peter sich langsam in die Hocke, sprach ruhig weiter und vermied jede hastige Bewegung.
„Du bist ein schönes Tier. Ich wette, du bist der Chef hier auf dem Hof, oder?“
Der Hund neigte leicht den Kopf zur Seite, als würde er über Peters Worte nachdenken. Er machte einen Schritt nach vorn, dann wieder einen zurück – hin- und hergerissen zwischen Neugier und Vorsicht. Peter bemerkte, wie sich langsam die Spannung im Körper des Hundes löste, auch wenn das Misstrauen noch nicht verschwunden war. An seinem Halsband entdeckte Peter ein Schild mit dem Namen.
„Benno – du hast einen tollen Namen“, sagte Peter lächelnd. „Wie wär’s, wenn wir Freunde werden?“
Benno knurrte noch einmal leise, aber das Bellen blieb aus. Peter setzte sich langsam auf den Boden und lehnte sich gegen die Scheunenwand, um zu zeigen, dass er keine Gefahr darstellte.
„Ich werde hier sitzen bleiben und warten, bis du mir vertraust“, sagte er ruhig.
Während Benno sich langsam näherte, nutzte Peter die Gelegenheit, ihn genauer zu betrachten. Der Hund war ein imposantes Tier – eine auffällige Mischung. Sein Kopf und die Schnauze erinnerten an einen Collie: schmal, elegant, mit ausgeprägter Stirn und wachen, intelligenten Augen. Der Körper war robust und kräftig wie der eines Landseers.
Sein dichtes, langes Fell schimmerte in sattem Schwarz, durchzogen von vereinzelten weißen Stellen an Brust und Pfoten – ein markantes, beinahe majestätisches Erscheinungsbild. Die halb aufgestellten Ohren bewegten sich bei jedem Geräusch, das Peter machte. Das Fell an Ohren und Hals war besonders dicht – fast wie eine Mähne –, was Benno ein löwenhaftes Aussehen verlieh.
Trotz seiner Größe – er reichte Peter bis zum Kopf, während dieser saß – bewegte sich der Hund geschmeidig und beinahe lautlos. Sein Blick war scharf und durchdringend. Diese Augen sprachen von Intelligenz, tief empfundener Loyalität und gleichzeitig von einer natürlichen Skepsis – als wäre Benno es gewohnt, Fremde mit Vorsicht zu betrachten.
Während er sich Peter näherte, fegten seine buschigen Rutenhaare leise über den Boden, und seine kräftigen Pfoten hinterließen deutliche Abdrücke. Jeder Muskel unter dem dichten Fell war sichtbar – Benno war in bester körperlicher Verfassung. Doch bei aller Kraft strahlte er eine gelassene Ruhe aus – die eines Tieres, das sich seiner Rolle und Stärke bewusst ist.
Peter sprach weiter mit ihm.
„Weißt du, Benno, ich hatte auch mal einen Hund. Er hieß Rex und war mein bester Freund“, erzählte er mit einem sanften Lächeln. „Wir haben zusammen gespielt, und er hat mich überallhin begleitet.“
Langsam, Schritt für Schritt, gewann die Neugier die Oberhand. Benno kam näher, die Nase zuckend, als er Peters Geruch aufnahm. Schließlich war er nur noch wenige Zentimeter entfernt. Peter bewegte sich nicht, sprach ruhig weiter, ließ dem Hund Zeit.
„Guter Junge, Benno. Ich weiß, du bist hier der Wächter – und das machst du gut“, lobte Peter ihn. „Aber keine Sorge, ich bin ein Freund.“
Dann geschah es: Benno machte den letzten Schritt, schnüffelte vorsichtig an Peters Hand. Dieser blieb ruhig, machte keine Bewegung. Im Endeffekt legte Benno seinen Kopf auf Peters Knie. Sanft begann Peter, ihn zu streicheln. Das dichte Fell fühlte sich weich und warm an. Er spürte, wie Bennos Körper sich entspannte.
„Na also – wir verstehen uns doch“, sagte Peter und kraulte Bennos Kopf. Der Hund schloss halb die Augen, genoss die Aufmerksamkeit – sein Schwanz begann langsam zu wedeln.
Sie verbrachten eine ganze Weile gemeinsam dort. Peter erzählte Benno von seinen Tieren, seinem Leben auf dem Hof seines Großvaters, von alten Erinnerungen. Es dauerte nicht lange, bis Benno ihm überallhin folgte – als wäre er sein neuer bester Freund. Die anfängliche Anspannung war verflogen, an ihre Stelle trat eine neue Freundschaft.
„Siehst du, Benno? Wir sind jetzt ein Team“, sagte Peter zufrieden und klopfte dem Hund auf den Rücken. „Ich denke, wir werden hier Spaß zusammen haben.“
Benno bellte einmal leise, fast zustimmend und setzte sich dicht neben Peter, als wolle er ihn keinen Moment mehr aus den Augen lassen. Die erste Begegnung, die mit Knurren und Bellen begonnen hatte, war zu einem stillen Versprechen geworden – einer neuen Freundschaft, die gerade erst begann.
Peter hatte die Pferde versorgt und Freundschaft mit Benno geschlossen und machte sich auf den Weg zu seinem Gästeappartement. Benno folgte ihm. Das Appartement befand sich im Neubau des Hofes und war über eine schmale Treppe von der Scheune aus erreichbar. Das Gästezimmer war einfach, aber gemütlich eingerichtet, mit einem Fenster, das den Blick auf die weitläufigen Felder freigab. Die Wände waren in einem warmen, pastellfarbenen Ton gestrichen, der dem Raum eine behagliche Atmosphäre verlieh. Ein schlichtes Holzbett mit sauber bezogener Bettwäsche stand an einer Wand, daneben ein Nachttisch mit einer Lampe und einem Buch darauf. Gegenüber befand sich ein rustikaler Kleiderschrank, der ausreichend Platz für Peters Habseligkeiten bot. Ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen lud dazu ein, dort zu sitzen und den Ausblick zu genießen oder bei einem Getränk zu entspannen. Auf einem Stuhl lag Peters Rucksack.
Benno, der offensichtlich beschlossen hatte, dass er jetzt Peters treuer Begleiter war, ließ sich prompt mitten im Raum nieder. In der idealen Position, um alles im Blick zu haben, verwandelte er sich augenblicklich in eine Mischung aus Wachhund und lebendigem Stolperstein. Während Peter sich im Raum bewegte, fand er sich mehr als einmal dabei wieder, regelrecht um Benno herumzutanzen, der ihn mit einem Ausdruck beobachtete, der deutlich zu sagen schien: Ich bin hier der Chef – pass auf, wo du hintrittst.
Peter genoss die warme Dusche, die den Schmutz und die Müdigkeit der Reise wegspülte. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, zog er neue, bequeme Kleidung an und hängte seine nassen Sachen ordentlich auf, damit sie trocknen konnten. Das Gefühl von Sauberkeit und Frische belebte ihn, und er fühlte sich bereit, den Hof und seine Umgebung weiter zu erkunden.
Ungefähr eine Stunde später ging Peter die knarrenden Holzstufen hinunter und schaute nach den Pferden. Benno folgte ihm – oder besser gesagt: Peter folgte Benno. In der Scheune angekommen, bemerkte Peter nicht, dass sie beobachtet wurden. Sie betraten den Laufstall und näherten sich den beiden Vollblütern. Mit sanfter Stimme sprach Peter zu den Tieren.
„Na, Lisa, wie gehts dir? Der Schmerz lässt hoffentlich bald nach. Max, du musst gut auf sie aufpassen, okay? Ihr seid ein gutes Team, bleibt zusammen“, dabei berührte seine Stirn Lisas Blesse. Es war, als ob er mit alten Freunden sprach, vertraut und ohne Hektik. Die Pferde schienen seine Anwesenheit zu genießen, sie standen ruhig und zuckten nur gelegentlich mit den Ohren, als ob sie ihm aufmerksam zuhörten.
Peter streichelte behutsam die Mähnen der Pferde und stellte sicher, dass sie bequem und gut versorgt waren. Die sanften Bewegungen seiner Hände beruhigten die Tiere, und für einen Moment genoss er die Ruhe, die nur der leise Atem der Pferde und das Rascheln des Heues begleiteten.
Doch nach einer Weile spürte er eine leichte Unruhe in sich aufsteigen, eine Mischung aus Neugierde und dem Bedürfnis, den restlichen Hof zu erkunden. Also erhob er sich, klopfte sich den Staub von den Händen und ging zur Scheunentür. Benno, der mittlerweile beschlossen hatte, dass er und Peter jetzt ein unzertrennliches Team waren, folgte ihm dicht auf den Fersen.
Als Peter das offene Scheunentor erreichte, empfing ihn die frische, feuchte Brise, die nach dem Regen in der Luft lag. Er sog sie tief in die Lungen ein, genoss den Duft von nasser Erde, gemischt mit einem Hauch von Heu und der würzigen Schärfe der Pferde. Die Regentropfen hingen in den Ästen der Bäume und fielen in unregelmäßigen Intervallen auf den Boden. Der Hof lag still da, wie in eine friedliche Trägheit gehüllt, die nur die Zeit nach einem sommerlichen Gewitter mit sich bringen kann.
Direkt vor der Scheune entdeckte Peter eine große Regentonne, die schon viele solcher Sommerstürme überstanden hatte. Sie war alt und etwas bemoost, doch das Wasser darin war klar, und die Oberfläche kräuselte sich leicht, als die letzten Tropfen von der Dachrinne hineinfielen. Benno schnupperte interessiert daran, warf dann einen skeptischen Blick in die Richtung, aus der Peter kam, als wollte er sicherstellen, dass nichts und niemand die Pferde störte.
Nicht weit von der Regentonne stand eine kleine, verlassene Hundehütte, deren Holzwände schon bessere Tage gesehen hatten. Das Holz war verwittert, die Farbe blätterte ab, und das Dach hatte sich an einer Seite ein wenig gesenkt, als ob die Zeit ihre Spuren hinterlassen hätte. Peter stellte sich vor, dass hier einmal ein alter Hund gelebt haben musste, der genauso wachsam wie Benno den Hof bewacht hatte. Doch jetzt wirkte die Hütte, als hätte sie ihre Aufgabe erfüllt und sei in den wohlverdienten Ruhestand geschickt worden. Benno warf der Hütte nur einen kurzen, uninteressierten Blick zu, als wollte er Peter zeigen, dass er keinen Bedarf an solch einem Rückzugsort hatte – er war lieber mittendrin im Geschehen.
Peter ließ seinen Blick weiter über den Hof schweifen. Der Hof war typisch für diese Region Schleswig-Holsteins: weitläufig, aber gleichzeitig in sich geschlossen, als hätte man hier seit Generationen gelernt, wie man das Land am besten nutzt. Weiden erstreckten sich bis zum Horizont, ihr Grün war durch den Regen satter geworden, und an einigen Stellen glänzte das Gras nass im Licht der untergehenden Sonne. Die Weiden waren durchzogen von Hecken, die einen natürlichen Windschutz boten. Auf einer Koppel sah Peter in der Ferne einige Pferde grasen, deren friedliche Bewegungen fast hypnotisch wirkten.
Mehrere Nebengebäude umrahmten den Hauptkomplex des Hofes. Die Scheunen und Ställe, die offensichtlich seit vielen Jahren im Einsatz waren, trugen die Patina der Zeit mit einer gewissen Würde. Die Backsteinmauern waren teilweise mit Efeu bewachsen, das sich in den vergangenen Jahren unaufhaltsam seinen Weg gebahnt hatte. Vereinzelt lugten Giebelfenster aus dem Blattwerk, und Schwalben nisteten in den Ecken unter den Dächern. Aus einem der Schornsteine stieg leichter Rauch auf, ein Zeichen dafür, dass drinnen jemand ein köstliches Abendessen vorbereitete.
Nicht weit von der Scheune entfernt befand sich ein alter Obstgarten, dessen Bäume unter dem Gewicht der reifen Äpfel und Birnen fast in die Knie gingen. Einige Früchte waren zu Boden gefallen und wurden von Insekten belagert, die sich über das süße, reife Fruchtfleisch hermachten. Die Bäume wirkten stark und knorrig, als wären sie schon seit Jahrhunderten hier verwurzelt und hätten unzählige Sommer überstanden. Ihr dichtes Laub bot ein schattiges Plätzchen, und Peter stellte sich vor, dass dieser Garten an heißen Sommertagen der ideale Ort für ein kühles Nickerchen sein musste.
Hinter dem Obstgarten erstreckte sich ein kleiner, aber sorgfältig gepflegter Gemüsegarten. Hier wuchsen, ordentlich in Reihen angelegt, verschiedene Gemüsesorten – von saftig grünen Salatköpfen über buschige Tomatenpflanzen bis zu reifen Zucchini und prallen Kürbissen. Man sah sofort, dass hier mit viel Liebe und Hingabe gearbeitet wurde. An den Rändern des Gartens standen Stangenbohnen, die sich in Spiralen um ihre Stützen wanden, und in den Beeten summten die Bienen, die fleißig von Blüte zu Blüte flogen. Ein kleines Schild am Eingang des Gartens wies darauf hin, dass dieser Bereich Jennifers Reich war – offenbar der Stolz und die Freude eines der Familienmitglieder.
In der Ferne konnte Peter Felder erkennen, die für die Ernte vorbereitet wurden. Das Getreide stand hoch, die Ähren wiegten sich im leichten Wind, und in der Ferne war ein Traktor zu sehen, der gemächlich über das Feld tuckerte, begleitet von einer Schar Möwen, die nach frischer Beute suchten. Es war ein Bild, das die Ruhe und den Rhythmus des Landlebens einfing.
Nahe dem Haupthaus entdeckte Peter einen Teich, der von hohen Schilfrohren umgeben war. Das Wasser war ruhig, und die Oberfläche spiegelte das Rot des Abendhimmels wider. Ein paar Frösche quakten leise, während eine Ente gemächlich ihre Runden zog. Der Teich wirkte wie ein Rückzugsort, ein Platz, an dem man nach einem langen Arbeitstag die Seele baumeln lassen konnte. Benno, der Peter ununterbrochen dicht auf den Fersen geblieben war, ließ sich neben der Regentonne nieder und beobachtete aufmerksam, wie er den Hof erkundete. Der Hund schien jeden Winkel des Anwesens zu kennen und machte sich die Rolle des stillen Begleiters zu eigen, während Peter jeden Teil des Hofes aufnahm, als würde er in eine andere Welt eintauchen.
Dieser Hof, dachte Peter, war ein Ort, an dem die Zeit in einem gemächlichen Takt schlug, und wo die Hektik der Welt draußen keinen Platz hatte. Hier, umgeben von der friedlichen Landschaft und der stillen Arbeit des Hofes, spürte er eine Ruhe, die ihm in seinem Alltag oft fehlte. Und mit Benno an seiner Seite fühlte er sich schon fast wie ein Teil dieser kleinen, in sich geschlossenen Welt.
Dann bemerkte er den Pferdewagen, mit dem er und seine Kollegen unterwegs gewesen waren, als sie den Unfall hatten, bei dem Lisa verletzt wurde. Der Wagen war ein robustes Gefährt, das für den Transport schwerer Lasten ausgelegt war. Er hatte eine breite Ladefläche, die durch eine stabile Holzstruktur verstärkt war. Die Plane, die normalerweise die Ladung schützte, lag ordentlich zusammengefaltet auf dem Bock, dem Kutschersitz. Glücklicherweise war der Wagen bei dem Unfall nicht beschädigt worden, und die Ladung blieb unversehrt. Neugierig ging er näher heran und untersuchte die Details des Wagens. Die Leinen und das Zaumzeug waren in einer dafür vorgesehenen Kiste unter der Fahrzeugplattform verstaut, sorgsam aufgeräumt und bereit für den nächsten Einsatz. Er überprüfte die Bremsvorrichtung des Wagens, eine alte Gewohnheit, um sicherzustellen, dass alles ordentlich gesichert war. Die Bremsen waren angezogen, wie es sein sollte, was Peter beruhigte.
Er schweifte mit seinen Gedanken ab und dachte an den Hof seines Großvaters und seine Kindheit zurück. Er erinnerte sich an die weiten Felder, die Tiere und die lehrreichen Stunden, die er dort verbracht hatte.
In diesen Erinnerungen vertieft, erschrak er, als jemand ihm plötzlich auf die Schulter fasste. Er drehte sich schnell um und sah einen älteren Mann, der ihn freundlich anlächelte.
„Entschuldigen sie, wollte sie nicht erschrecken“, sagte der ältere Herr mit einem breiten Grinsen.
Peter erkannte ihn sofort. Es war der Mann, der nach dem Unfall mit dem Trecker gekommen war und den Pferdewagen zum Bauern Heinrichs gebracht hatte.
„Ich bin Wilhelm Wilhelm“, stellte sich der ältere Herr vor und schüttelte Peters Hand kräftig.
„Nachname wie Vorname, was die Sache nicht einfacher macht! Meine Eltern hatten einen Humor, den nicht jeder versteht.“
Mit seinen achtundsiebzig Jahren und einem Meter siebzig Körpergröße wirkte Opa Wilhelm noch immer erstaunlich kräftig. Sein wettergegerbtes Gesicht zeugte von einem langen Leben im Freien, und seine lebhaften, freundlichen Augen blitzten unter einer abgenutzten Kappe hervor. Er trug eine seltsam zusammengewürfelte Kleidung: eine olivgrüne Latzhose, ein kariertes Hemd und Gummistiefel, die schon bessere Zeiten gesehen hatten. Sein Erscheinungsbild war schrullig, aber er strahlte eine Wärme und Zuverlässigkeit aus, die Peter sofort sympathisch fand.
„Peter Knifflig. Danke Herr Wilhelm, dass Sie sich um den Wagen und um die Ladung gekümmert haben“, sagte er.
„Ach, da nich‘ für, das war nur ein Klacks“, winkte Opa Wilhelm ab. „Der große Blechkasten wurde schon sehnsüchtig bei Heinrichs erwartet. Die hatten einen riesigen Autokran geordert. Hahaha, ich war froh, dass wir nicht das ganze Dorf holen mussten, um das Ding zu entladen.“
„Es soll ein großer Blechtrichter für Holzpellets sein“, erklärte Peter.
„Ja, und die Maschine für den Transport der Holzstückchen“, ergänzte Opa Wilhelm mit einem Augenzwinkern. „Ich soll Ihnen von Herrn Schmitt ausrichten, dass das Gewicht des Trichters nicht neunhundertfünfzig Kilo, sondern eineinhalb Tonnen war. Er will das noch heute mit Günter Sorglos klären. Ihr seid dann wohl unter falschen Voraussetzungen gestartet.“
„Was? Der Anhänger wiegt schon eine Tonne und dazu dann die Ladung. Das sind zweieinhalb Tonnen Gesamtgewicht. Das ist selbst für zwei Kaltblüter zu heftig, besonders in diesem Gelände“, erklärte Peter schockiert. „Ich hatte schon die Bremsen in Verdacht und sie mehrfach untersucht, denn die Pferde haben sich abgemüht.“
„Da hat euch jemand mit dem Gewicht ein Schnippchen geschlagen“, sagte Opa Wilhelm mit einem schalkhaften Lächeln. „Kommen sie rein, Herr Knifflig, ich geb‘ ein Bier aus, und dann schnacken wir weiter.“
„Das klingt gut“, stimmte Peter zu.
„Wollen wir nicht das Siezen lassen? Ich bin Willi“, schlug Opa Wilhelm vor.
„Gerne, ich bin Peter“, entgegnete er freundlich.
Die beiden machten sich auf den Weg zur Scheune. In dem Gebäude, gleich rechts um die Ecke führte eine enge, kaum wahrnehmbare Treppe hinauf zu einer Plattform, die sich in drei Metern Höhe befand. Darunter war ein Verschlag für Gartengeräte. Hier hatte sich Opa Wilhelm eine gemütliche Ecke eingerichtet. Es gab ein altes, aber bequemes Sofa, einen Sessel und einen kleinen Tisch, auf dem eine Lampe stand. Vor der Rückwand befand sich ein Kühlschrank, und in einer Ecke war ein Regal mit diversen Werkzeugen und Kuriositäten.
„Setz dich, Peter“, sagte Willi, während er den Kühlschrank öffnete und zwei Flaschen Bier herausnahm. Er öffnete sie mit einem altmodischen Flaschenöffner und reichte ihm eine.
„Prost, Peter! Auf dass wir einen solchen Blechkasten so schnell nicht wieder sehen!“
„Prost Willi“, antwortete er, nahm einen Schluck und ließ sich auf dem Sofa nieder.
„Dann war euer Transport kräftig überladen?“, fragte Willi.
„Ja, leider“, seufzte Peter. „Wenn ich gewusst hätte, wie schwer die Ladung ist, hätte ich auf einen Vierspänner bestanden. Bei Sorglos hat man mir gesagt, es seien nur neunhundertfünfzig Kilo – so sollte es jedenfalls im Lieferschein stehen. Aber Schmitty hat unterwegs hineingeschaut, und da war überhaupt kein Gewicht vermerkt.“
„Dann hat euch jemand bewusst ein Ei ins Nest gelegt“, erwähnte Willi lachend.
„Ja, das macht mich wütend. Ein Kaltblut kann zwar eine Tonne ziehen, aber mit der zusätzlichen Last und auf dem unebenen Gelände war das viel zu viel. Und es geht nicht nur den Hügel hinauf, sondern auch hinunter. Da muss man aufpassen, dass der schwere Anhänger nicht den Pferden in die Hacken rollt. Dafür hatten wir einen zweiten und dritten Mann auf dem Wagen, das waren Schmitty und Ken. Schmitty war an der Bremse und hatte gut zu tun.“
„Das ist typisch für unsere Gegend, diese leichten Hügel, kleine Seen und Bäche, die durch die Jungmoränen der Eiszeit entstanden sind. Schön anzusehen, immer hoch und runter und für schwere Transporte ein Graus.“
„Jo“, murmelte Peter und hob zustimmend seine Flasche Bier hoch.
„Schmitty hat mir erzählt, dass du die meiste Zeit zu Fuß bei den Pferden gelaufen bist“, fügte Willi hinzu.
„Ja, es ist immer besser, dicht bei den Pferden zu bleiben, insbesondere dann, wenn ein Gewitter aufzieht. Ich beruhigte so die Tiere“, erklärte er.
„Das zeigt, dass du Ahnung hast. Bei Gewitterwetter und in diesem Gelände muss man auf die Tiere besonders aufpassen“, bestätigte Willi anerkennend.
Die beiden Männer saßen eine Weile schweigend da und genossen ihr Bier. Es war eine entspannte Atmosphäre, und Peter fühlte sich willkommen und gut aufgehoben in der Gesellschaft dieses freundlichen, aber leicht schrulligen Mannes.
Willi lehnte sich zurück und musterte Peter mit anerkennenden Augen. „Ich habe von hier oben beobachtet, wie du die Pferde versorgt hast, wie du mit ihnen gesprochen und wie du Freundschaft mit Benno geschlossen hast. Alle Achtung, so etwas sieht man nicht oft. Du hast eine ruhige Hand und ein gutes Gespür für die Tiere.“
Peter nickte dankbar und ließ seinen Blick durch das Gebäude schweifen. Von der erhöhten Plattform aus hatte man eine gute Übersicht über das gesamte Geschehen in der Scheune. Man konnte die Pferde in ihrem Laufstall sehen, ein paar Heuballen, die ordentlich gestapelt waren, und das Sattelzeug, das an den Wänden hing. In der Ferne konnte er sogar einen Teil des Hofes durch das offene Scheunentor erkennen. Es war ein Platz, der für Willi wie ein Aussichtspunkt über sein kleines Reich wirkte.
„Danke Willi“, antwortete Peter. „Ich habe von meinem Opa gelernt, der war Knochenbrecher und Pferdeflüsterer. Knochenbrecher ist ein traditioneller Begriff für jemanden, der ähnliche Techniken wie ein Chiropraktiker anwendet, um Gelenke zu justieren und Verspannungen zu lösen. Es ist ein altes Handwerk, das besonders in den ländlichen Gegenden geschätzt wird.“
Willi nickte wissend. „Ja, das weiß ich. Hier bei uns in der Gegend ist das geläufig, auch wenn die jungen Leute davon immer weniger wissen. Dein Opa war gut darin, das muss ich sagen. Da fällt mir ein, warum mir der Name Knifflig so bekannt vorkam.“
„Du kanntest meinen Opa?“, fragte er überrascht.
„Ja, vom Bauernverband. Er hat dort Vorträge gehalten und uns beigebracht, wie man mit solchen Techniken umgeht. Ein kluger Kopf war er. Aber auch ein wenig eigenwillig, wenn du verstehst, was ich meine. Die Bauern hier in der Gegend haben ihn geschätzt, weil er wusste, was er tat.“
Peter lächelte stolz. „Ja, das klingt nach ihm. Er hat viel Wert auf Tradition und Wissen gelegt. Es freut mich, zu hören, dass er hier bekannt war.“
Willi nahm einen weiteren Schluck von seinem Bier und betrachtete ihn nachdenklich. „Dein Opa hat viele Menschen beeinflusst, mehr als du wahrscheinlich weißt. Seine Vorträge haben nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch den Respekt vor Heilmethoden und der Pflege der Tiere. Das hat mir immer imponiert.“
„Er war jemand Besonderes“, stimmte Peter zu. „Es ist gut, zu wissen, dass seine Arbeit nicht vergessen wurde.“
Die beiden Männer genossen den Moment des stillen Verstehens, der sie durch die gemeinsame Erinnerung an eine bemerkenswerte Person verband. Es war eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die beiden ein Gefühl von Zusammengehörigkeit gab.
Willi trank einen weiteren Schluck Bier und blickte dann wieder zu Peter. „Weißt du, das hier ist keine einfache Scheune, sondern ein Ausspann“, erklärte er. „Früher, zu Zeiten der Personenkutschen im 18. Jahrhundert, fuhr hier regelmäßig eine Postkutsche von Kiel über Neumünster in Richtung Hamburg und zurück. Dies war der letzte Halt vor der Großstadt, und die Gäste stiegen aus und übernachteten hier.“
Peter hörte aufmerksam zu, während Willi weitersprach. „In unserer Gastwirtschaft gab es gutes Essen und reichlich zu trinken. Die Zimmer waren zwar klein, aber komfortabel eingerichtet. Die Kutsche fuhr direkt durch das offene Tor hier herein und hielt im Gebäude. So konnten die Gäste trockenen Fußes aussteigen, selbst wenn es draußen regnete oder schneite.“
Willi zeigte auf das große, offene Tor und dann auf die gegenüberliegende Seite der Scheune. „Die Pferde wurden hier ausgespannt und versorgt. Am nächsten Morgen startete das Gespann mit frischen Tieren von hier aus und fuhr dort auf der anderen Seite hinaus. Es war eine ausgereifte Einrichtung. Hier drinnen musste genug Platz sein, damit eine entgegenkommende Kutsche problemlos passieren konnte.“
Peter war beeindruckt von der Geschichte des Gebäudes. „Das ist faszinierend. Eine durchdachte Logistik für die damalige Zeit.“
Willi nickte. „Ja, es war eine andere Zeit, aber die Leute wussten, wie man Dinge effizient organisiert. Die Pferde wurden hier gut verpflegt und nach zwei Tagen Ruhe wieder an eine andere Postkutsche gespannt. Das war ein System, das allen Beteiligten zugutekam – den Reisenden, den Kutschern und den Tieren.“
Peter betrachtete die Scheune mit neuen Augen. „Man kann die Geschichte des Ortes richtig spüren. Es muss hier damals viel Leben und Bewegung gewesen sein.“
Willi grinste. „Ja, das stimmt. Es war immer etwas los. Die Leute waren froh, einen Ort zum Ausruhen zu haben, und die Pferde ebenso. Heute ist es ruhiger, aber wir versuchen, die Traditionen zu bewahren, so gut es geht. Eine alte Kutsche steht hinten im Stall. Der Große Wilhelm, mein Vater, ist noch mit ihr gefahren. Ist lange her und dementsprechend ist das Gefährt heute nicht mehr für die Straße tauglich.“
Willi lehnte sich zurück und betrachtete ihn neugierig. „Peter, was machst du eigentlich bei der Spedition Sorglos?“
„Mmh, ich bin nur bei Günter, wenn Not am Mann ist, und wenn überhaupt, dann auch nur am verlängerten Wochenende. Richtig arbeite ich als Dozent an der Hamburger Universität, im Fachbereich Betriebswirtschaft mit dem Thema Agrarwirtschaft.“
Willi hob erstaunt die Augenbrauen. „Du machst was?“
„Ja, ich unterrichte an der Uni“, bestätigte Peter. „Ich bringe den Studenten bei, wie man Wirtschaft und Umweltschutz miteinander verknüpfen kann. Es geht darum, nachhaltige Geschäftspraktiken zu entwickeln und umzusetzen. Es ist ein spannendes Feld, und gerade jetzt in Zeiten des Klimawandels.“
Willi schüttelte beeindruckend den Kopf. „Wow, das hätte ich jetzt nicht gedacht. Ein Professor, der nebenbei Pferde betreut und in einer Spedition aushilft. Das nenne ich vielseitig!“
Peter lachte. „Ja, es ist ein bisschen ungewöhnlich, aber ich mag die Abwechslung. Hin und wieder helfe ich auf Opas Hof, den ich verpachtet habe, und die Arbeit mit den Pferden bei der Spedition ist eine schöne Beschäftigung. Es ist ein Ausgleich zur akademischen Welt.“
Willi nickte zustimmend. „Das kann ich verstehen. Es ist gut, wenn man nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit den Händen arbeitet. Da bleibt man bodenständig.“
„Genau“, erwiderte Peter. „Und die Erfahrungen, die ich dabei mache, fließen oft in meine Vorlesungen und Projekten ein. Es hilft mir, den Studenten zu zeigen, dass Theorie und Praxis Hand in Hand gehen.“
Willi lachte leise. „Na, dann haben deine Studenten einen echten Glücksgriff mit dir gemacht. Nicht viele Professoren haben praktische Erfahrung.“
„Haha, ich hoffe, meine Schüler sehen das auch so“, sagte Peter schmunzelnd. „Aber ich genieße es, die verschiedenen Welten miteinander zu verbinden.“ Er lehnte sich etwas zurück, als er ins Schwärmen kam: „Die Arbeit an der Universität macht mir Spaß. Es ist erfüllend, die nächste Generation zu unterrichten und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Es ist für mich nicht nur ein Job, es ist mein Lebensinhalt. Ich genieße es, Wissen zu vermitteln und zu sehen, wie meine Studenten wachsen und sich entwickeln. Aber manchmal muss ich gestehen, sehne ich mich nach der Einfachheit des Lebens auf dem Land, nach den Tieren und der körperlichen Arbeit. Es erdet mich und erinnert mich daran, wo ich herkomme.“
Die beiden Männer saßen eine Weile schweigend da, jeder in seinen Gedanken versunken. Die Stille sprach Bände, sie genossen die Gesellschaft des anderen. Die Atmosphäre war von einem Einverständnis und Respekt geprägt.
„Und jetzt müssen wir etwas tun. Katja wird gleich zurückkommen, und ich hatte den Auftrag, die Pferde von den Koppeln zu holen“, erklärte Opa Willi.
„Okay, kann ich helfen?“, fragte Peter.
„Klar, natürlich. Das wird nicht so einfach, mein Junge. Aber zieh dir mal die Holzschuhe dort drüben an – mit deinen Schlappen hast du auf der Wiese keine Chance.“
Die beiden Männer machten sich auf den Weg zur ersten Koppel, auf der vier Warmblutstuten standen. Benno hatte längst mitbekommen, dass es etwas zu tun gab, und schloss sich ihnen selbstverständlich an.
Willi rief die Pferde, und die vier Stuten kamen sofort angetrabt. Er öffnete das Gatter, und die Tiere liefen zielstrebig in Richtung Stall.
„Die kennen den Weg und wissen genau, wo sie hingehören“, bemerkte Willi zufrieden.
Dann zeigte er auf die benachbarte Weide, auf der ein eindrucksvoller schwarzer Hengst stand.
„Das ist Schwarzfeuer. In letzter Zeit gibts Ärger mit ihm – ist Katjas Pferd. Das Vieh macht im Moment nur Stress. Gestern hätte er mich fast umgerannt. Sogar Katja hatte Mühe, ihn in den Stall zu bekommen.“
Schwarzfeuer war ein imposantes Tier – ein arabisches Vollblut mit außergewöhnlicher Eleganz und Kraft. Sein tiefschwarzes Fell glänzte wie Satin im Licht, und seine dunklen, wachsamen Augen zeugten von Intelligenz, Stolz und einem temperamentvollen Wesen. Unter seiner glänzenden Haut spielten die Muskeln – ein Ausdruck reiner Energie. Doch bei aller Schönheit lag eine Unruhe in seinem Blick, die keinen Zweifel daran ließ: Dieses Pferd war nicht leicht zu zähmen. Schwarzfeuer forderte Respekt und ein tiefes Verständnis seiner wilden Natur.
„Ich schau’s mir mal an“, sagte Peter ruhig und trat in die Umzäunung.
Er ging nicht direkt auf das Tier zu, sondern beschrieb einen weiten Bogen, sprach leise und beruhigend auf den nervösen Hengst ein. Schwarzfeuer warf den Kopf hoch, schnaubte und stieg kurz auf.
„Komm zurück! Der bringt dich um!“, rief Willi erschrocken.
„Immer mit der Ruhe“, erwiderte Peter – mehr zum Pferd als zu Willi.
Er verharrte etwa zwei Meter vor dem Tier und sprach ruhig weiter. Der Hengst blieb wachsam, aber die Spannung wich langsam aus seinem Körper. Peter machte behutsam einen Schritt nach dem anderen, bis er auf halber Strecke angekommen war – und wartete. Den letzten Schritt machte Schwarzfeuer.
Peter legte seine Stirn sanft an die des Tieres und verharrte so – minutenlang. Der Hengst beruhigte sich zusehends.
Dann bewegte sich Peter wieder, legte seine Hände auf den Rücken des Pferdes und begann, es eingehend zu untersuchen – mit einer Ruhe und Präzision, die er einst von seinem Großvater gelernt hatte.
An der rechten Hinterhand entdeckte er eine verletzte Stelle, um die Fliegen schwirrten. Das Pferd schlug ungeduldig mit dem Schweif und riss dabei die Wunde immer wieder auf. Sie war entzündet, geschwollen und fühlte sich warm an – ein klarer Hinweis auf eine Infektion.
Peter beugte sich vor, betrachtete die Wunde genau – ohne sie zu berühren. Dann trat er wieder nach vorn, legte noch einmal die Stirn an das Pferd und blieb einen Moment still. Plötzlich wandte er sich wortlos ab und ging zum Gatter.
Zu Willis Erstaunen folgte Schwarzfeuer ihm wie ein Lamm.
„Das ist beeindruckend“, murmelte Willi. „Wie hast du das gemacht?“
„Geduld und Vertrauen“, antwortete Peter leise. „Er hat Schmerzen. Wir müssen uns darum kümmern.“
Vor der Scheune hielt Peter an. Benno, stets aufmerksam, legte sich demonstrativ in den Eingang – bloß nichts verpassen.
„Ich benötige ein Weckglasgummi, lauwarmes Wasser, Seife und einen weichen Schwamm, um die Wunde zu reinigen. Danach werde ich sie behandeln.“
Willi nickte zögerlich, verschwand dann aber in der Scheune. Kurz darauf kehrte er mit einer Schüssel Wasser, einem großen Schwamm und einem Gummiring in der Hand zurück.
Peter band Schwarzfeuers Schweif mit dem Ring hoch, sodass die Haare nicht mehr an die Wunde kamen. Vorsichtig säuberte er die betroffene Stelle. Dann führte er den Hengst in die Scheune und behandelte ihn dort mit einer antiseptischen Salbe1, die er zuvor im Regal gesehen hatte.
Max und Lisa beobachteten alles aufmerksam aus dem Laufstall. Peter sprach beruhigend mit dem Rappen, während er die Salbe vorsichtig auftrug.
Willi stand daneben, die Arme verschränkt.
„Mensch, Peter – du hast wirklich magische Hände. Ich dachte schon, ich müsste Katja erklären, warum Schwarzfeuer die Scheune in Schutt und Asche legt. Aber du kriegst das ohne Drama hin.“
Peter grinste nur bescheiden.
„Ach ja“, rief Willi plötzlich, „ich muss ja noch die Gästepferde reinholen. Sonst denken die, sie machen Nachtwanderung. Wenn Katja zurückkommt und sieht, dass ich das vergessen habe, gibt’s Ärger und Stubenarrest.“
Mit übertriebener Geste verschwand Opa Willi aus der Scheune.
Peter schmunzelte über den schrulligen, aber liebenswerten alten Mann.
Nachdem er Schwarzfeuer versorgt hatte, stellte er ihn in eine Box direkt neben Max und Lisa. Die Pferde begrüßten sich, schnupperten einander ab und schnaubten leise – ein Zeichen von Neugier und Akzeptanz.
Peter holte Heu und Stroh und versorgte die Box, während er leise mit den Tieren sprach.
In dem Augenblick, als er fertig war, hörte er Schritte hinter sich. Er drehte sich um – Katja war zurück.
Sie wirkte wütend. Ihre Augen blitzten.
„Was machst du da?“, fragte sie scharf. „Warum hast du Schwarzfeuer in die Box gebracht? Und warum behandelst du ihn? Das ist mein Pferd! Außerdem bist du kein Tierarzt!“
Peter hob den Kopf, sichtbar überrascht.
„Ich wollte nur helfen. Er hatte eine entzündete Wunde.“
„Das hättest du nicht tun dürfen!“, fauchte Katja. „Dafür ist der Tierarzt zuständig! Was, wenn du’s schlimmer gemacht hast?“
Ihre Stimme war laut, schneidend. Die Pferde wurden unruhig. Max und Lisa wieherten leise, Schwarzfeuer trat nervös von einem Huf auf den anderen. Benno winselte und verzog sich.
Peter blieb ruhig.
„Ich verstehe deinen Ärger, aber das war ein akuter Fall. Es handelt sich um einen Einschuss – vermutlich eine beginnende Phlegmone1. Die Wunde musste sofort versorgt werden.“
„Du hättest mich informieren müssen!“, fauchte sie weiter.
„Es tut mir leid, wenn ich nicht nach deinen Vorstellungen gehandelt habe. Aber ich wusste, was zu tun ist.“
In diesem Moment betrat Opa Willi wieder die Scheune – und wurde laut.
„Schluss jetzt, Katja! Beruhige dich!“
Peter hatte nicht erwartet, den alten Mann so bestimmend zu erleben. Willi nahm Katja kurzerhand am Arm und zog sie aus der Scheune.
Peter blieb allein zurück – umgeben von aufgewühlten Pferden.
Er ging in den Laufstall, sprach beruhigend auf die Tiere ein.
„Na, das Burgfräulein hat heute wohl eine Extraportion Temperament zum Frühstück gehabt“, murmelte er sarkastisch, während er ihnen über die Mähnen strich.
Langsam kehrte Ruhe ein.
1 Eine antiseptische Salbe ist eine medizinische Creme oder Salbe, die zur Reinigung und Desinfektion von Wunden, Schnitten, Abschürfungen oder Hautinfektionen verwendet wird. Sie enthält Inhaltsstoffe, die das Wachstum von Bakterien, Viren und Pilzen hemmen oder abtöten. Antiseptische Salben werden häufig in der Erstversorgung von kleineren Hautverletzungen eingesetzt.
1 Phlegmone – bei Pferden auch „Einschuss“ genannt – ist eine akute, eitrige Entzündung des Unterhautgewebes, die sich rasch ausbreiten kann. Sie entsteht meist durch das Eindringen von Bakterien wie Streptokokken oder Staphylokokken über kleine Verletzungen, etwa Schnitte, Kratzer oder Insektenstiche.
Nachdem sich die Pferde beruhigt hatten und Benno sich erneut seinem menschlichen Freund angeschlossen hatte, verweilten die beiden noch eine Weile in der Scheune. Peter setzte sich auf die verwitterte Holzbank, und der Hund legte sich treu an seine Seite – ganz so, als gehörte er dorthin. Mit einem leisen Seufzer zog er das Handy hervor und versuchte, Günter Sorglos zu erreichen – vergeblich. Das Signal war zu kümmerlich, die Verbindung kam nicht zustande. Resigniert ließ er das Gerät sinken und lehnte sich zurück. Benno schmiegte sich eng an seine Beine, als wolle er ihm wortlos Zuversicht spenden. Nach Katjas hitziger Reaktion war dies ein stiller Moment der Erholung. In der Ruhe sammelte er seine Gedanken, während der treue Begleiter unbeirrt an seiner Seite blieb – wie ein lebendiger Schatten voller stiller Loyalität.
Der aufkommende Hunger trieb ihn in Richtung Gastwirtschaft. Benno wich ihm nicht von der Seite – selbst an der Tür hielt er nicht inne, sondern folgte entschlossen hinein. Drinnen setzte sich Peter an einen Tisch am Fenster. Draußen vor den Stallungen konnte er sehen, wie Opa Willi und Katja in eine angeregte Diskussion vertieft waren. Unterdessen suchte sich der Hund seinen Platz – direkt unter dem Tisch, dicht an den Füßen seines Freundes. Dort legte er sich friedlich nieder, die Schnauze auf den Pfoten, die Augen wachsam auf den Raum gerichtet, als wolle er persönlich dafür sorgen, dass alles seine Ordnung hatte.
„Du bist bestimmt der Peter Knifflig.“ Eine freundliche Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Peter blickte auf und sah eine ältere Frau an seinem Tisch stehen. Sie grinste, und als sie bemerkte, dass er aus dem Fenster schaute, fügte sie hinzu: „Ja, unsere Katja ist manchmal etwas impulsiv.“
Peter lächelte zurück. „Und sie sind die Frau von Willi?“
„Genau, ich bin Dorothea. Aber alle nennen mich Thea. Und wir sollten gleich beim ‚Du‘ bleiben.“ Sie setzte sich zu ihm an den Tisch, ihre Augen funkelten freundlich.
Dorothea war eine Frau von Mitte siebzig, mit silbernem Haar, das zu einem lockeren Knoten gebunden war. Ihre blauen Augen strahlten Wärme und Güte aus, und ihre sanften Gesichtszüge zeugten von einem Leben voller Lachen und Fürsorge. Sie trug eine schlichte, aber elegante Schürze über ihrem Kleid, die verriet, dass sie in der Küche beschäftigt gewesen war.
„Es tut mir leid wegen Katja. Sie ist sehr beschützend, wenn es um Schwarzfeuer geht“, sagte Thea mit einem entschuldigenden Lächeln.
„Kein Problem, ich verstehe das“, antwortete Peter. „Ich wollte nur helfen.“
„Das weiß ich, und Katja wird es auch bald erkennen. Sie hat nur manchmal etwas Mühe, das zu zeigen.“ Thea zwinkerte ihm zu. „Was möchtest du essen?“
Peter überlegte kurz. „Hast du eine Empfehlung?“
„Oh, wir haben heute leckere Frikadellen mit Bratkartoffeln und Rotkohl. Die würde ich dir empfehlen.“
„Das klingt hervorragend. Dann nehme ich das bitte“, sagte Peter.
„Gute Wahl! Ich bringe es dir gleich.“
Thea stand auf und ging Richtung Küche, während Peter ihr dankbar hinterher sah. Er fühlte sich allmählich immer wohler auf dem Hof und freute sich auf das Essen.
Peter lehnte sich zurück und ließ seinen Blick durch die Gastwirtschaft schweifen. Der Raum strahlte einen besonderen Charme aus, der ihn sofort in eine andere Zeit versetzte. Die Einrichtung war offensichtlich aus den Dreißigerjahren erhalten geblieben, mit einem Hauch von Jugendstil, der sich in den geschwungenen Linien und zarten Verzierungen der Möbel zeigte. Die Wände waren in einem warmen, cremefarbenen Ton gehalten und mit alten Fotografien und Gemälden geschmückt, die Szenen aus dem ländlichen Leben zeigten. Über der Theke prangte ein großes, antikes Bleiglasfenster, das das einfallende Licht in sanften, farbigen Mustern streute. Der Tresen aus dunklem, poliertem Holz glänzte wie frisch gewachst – ein stiller Zeuge jahrelanger, liebevoller Pflege. Darauf standen sauber arrangierte Gläser und Flaschen, ergänzt durch einige handgeschnitzte Holzfiguren, die mit ihrer detailreichen Ausführung einen Eindruck ländlicher Handwerkskunst vermittelten.
In einer Ecke des Raumes befand sich ein großer Kachelofen, dessen grüne Fliesen in der Abendsonne schimmerten. Die Möbel waren solide und rustikal, mit schweren, dunkel gebeizten Stühlen und Tischen, die mit einfachen, aber hübschen Tischdecken bedeckt waren. An den Wänden hingen alte Wandlampen mit floralen Mustern, die warmes Licht verströmten und den Raum in eine gemütliche Atmosphäre tauchten.
Peter konnte den Geruch von altem Holz und etwas Rauch vom Kamin wahrnehmen, vermischt mit den Aromen von frisch zubereitetem Essen, der aus der Küche drang. Es war eine Atmosphäre, die ihn sofort entspannte und ihm das Gefühl gab, willkommen zu sein.
Als er seinen Blick nach draußen lenkte, sah er, wie Opa Willi und Katja noch immer vor den Stallungen standen. Ihre Diskussion schien intensiv zu sein, aber allmählich wurden ihre Gesten ruhiger und weniger aufgeregt. Peter beobachtete, wie Katja die Arme verschränkte und nachdenklich zu Boden sah, während Willi eine Hand beruhigende auf ihre Schulter legte. Es war offensichtlich, dass die beiden versuchten, eine Einigung zu erzielen, und Peter hoffte, dass sich die Situation bald entspannen würde.
Benno lag unter dem Tisch, die Schnauze auf den Pfoten, und beobachtete aufmerksam, was in der Wirtschaft vor sich ging. Ab und zu hob er den Kopf, als ob er die Stimmung im Raum und draußen auf dem Hof überprüfen wollte. Peters Blick wanderte zwischen dem charmanten Innenraum der Gastwirtschaft und der Szene im Freien hin und her, während er auf sein Essen wartete, das ihm sicher genauso gefallen würde wie die Atmosphäre des Ortes.
Thea brachte Peter das Gericht, stellte den Teller vor ihm ab und wünschte ihm einen guten Appetit. „Möchtest du ein Bier dazu trinken?“, fragte sie freundlich.
„Ja, das wäre toll“, antwortete Peter.
Kurz darauf kam Thea zurück. Sie trug zwei Gläser mit frisch gezapftem Bier.
„Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte sie.
„Ja, gerne“, sagte Peter und schmunzelte. Thea setzte sich zu ihm an den Tisch.
In diesem Augenblick konnte man aus dem Fenster sehen, wie Katja ihren Opa in den Arm nahm. „Na, das hat ja nicht lange gedauert“, bemerkte Thea schmunzelnd.
Peter griente und begann, sein Essen zu genießen. „Das ist wahrhaftig lecker, Thea“, sagte er zwischen zwei Bissen.
„Freut mich, dass es dir schmeckt“, antwortete Thea. „Unsere Rotkohlzubereitung ist ein Geheimrezept – wird seit Generationen weitergegeben.“
„Ich kann verstehen, warum. Es ist fantastisch“, erklärte Peter und nahm einen weiteren Bissen.
„Weißt du, Peter, es ist schön, jemanden hier zu haben, der so gut mit Tieren umgehen kann. Das ist eine seltene Gabe“, meinte Thea und nahm einen Schluck von ihrem eigenen Bier.
Peter nickte. „Ich habe es von meinem Opa gelernt. Er war ein Knochenbrecher und Pferdeflüsterer und hat mir alles beigebracht, was ich über die Physiologie und Psychologie der Tiere weiß. Es fühlt sich gut an, dieses alte Wissen anzuwenden und weiterzugeben.“
Thea lächelte warm. „Es ist wichtig, solche Traditionen und Fähigkeiten zu bewahren. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit.“
„Da hast du recht“, stimmte Peter zu. „Manchmal sind die alten Methoden nicht die schlechtesten.“
Thea lehnte sich entspannt zurück und nahm einen Schluck von ihrem Bier.
„Weißt du, Peter“, begann Thea mit einem schelmischen Grinsen und einem Seitenblick auf Katja und Willi, „manchmal frage ich mich ernsthaft, ob wir hier einen Bauernhof oder ein Irrenhaus betreiben.“
Peter zog eine Augenbraue hoch und grinste. „Das klingt nach einer guten Geschichte.“
„Gleich mehrere!“, erwiderte sie und lehnte sich verschwörerisch vor. „Zum Beispiel Willi. Der hat mal entschieden, dass unser Hahn Hugo zu dick sei. Ich wollte ihn auf Diät setzen. Ergebnis: Hugo hat so laut und so beleidigt gekräht, dass die Nachbarn dachten, wir foltern das arme Tier.“
Peter lachte. „Na, das nenne ich Protest auf Hühnerart.“
„Und das war nur der Anfang! Eines Tages ist unser Schwein Trudi ausgebüxt – mitten ins Dorf. Und wo landet sie? In einem Blumenladen! Die Besitzerin dachte, sie hätte eine riesige, rosa Katze im Laden. Hat geschrien wie am Spieß, als Trudi sich an den Orchideen zu schaffen machte.“
Peter lachte laut. „Ich hoffe, jemand hat ein Foto gemacht!“
„Ach was, das war vor den Zeiten von Instagram – aber das Bild hab’ ich im Kopf. Und weißt du, wer Trudi heimholen durfte? Natürlich Willi. Der hat ihr gut zugeredet wie einem Kleinkind: Trudi, du bist ein Schwein, kein Gärtner!“
Peter hielt sich den Bauch vor Lachen. „Ich glaube, ich muss länger bleiben, nur um mehr solche Geschichten zu hören.“
Thea schmunzelte. „Da findest du hier genug Stoff. Langeweile ist bei uns Mangelware. Aber trotz allem lieben wir unser Leben. Wenn abends die Sonne untergeht und der Hof im goldenen Licht liegt, ist das alle Trudis, Hugos und verrückten Ideen wert.“
„Das kann ich mir vorstellen“, sagte Peter und schob sich genüsslich einen Bissen in den Mund. „Und wie habt ihr das alles über die Jahre gestemmt?“
Thea zuckte die Schultern. „Na ja – Willi hat die Muskeln, ich den Überblick. Und wenn gar nichts mehr ging, haben Nachbarn geholfen. Das hier ist keine Firma, das ist ein funktionierender Wahnsinn mit familiärem Zusammenhalt.“
„Klingt nach einem sehr stabilen Chaos“, meinte Peter grinsend.
„So kann man’s auch nennen. Und Durchhaltevermögen. Ohne das geht gar nichts. Manchmal muss man einfach mit der Mistgabel durch die Sorgen.“
Peter nickte. „Das sag’ ich meinen Studenten – Hartnäckigkeit schlägt Talent – meistens jedenfalls.“
Thea hob ihr Glas. „Na dann: Auf hartnäckige Schweine, streikende Hähne und das Leben auf dem Land!“
Peter prostete ihr zu. „Und auf noch viele Geschichten, die ich so schnell nicht vergesse!“
Thea nickte. „Genau so ist es. Und manchmal benötigt man auch einfach jemanden, der einem zur Seite steht, wie du heute mit Schwarzfeuer.“
Peter grinste. „Ich bin froh, dass ich helfen konnte.“
„Das hast du auf jeden Fall. Und wenn du Lust hast, kannst du gerne öfter kommen und uns helfen. Es scheint, als könnten wir deine Fähigkeiten gut gebrauchen“, kam von Thea mit einem Augenzwinkern.
„Das klingt nach einem Angebot“, antwortete Peter und hob sein Bier.
„Auf viele weitere Geschichten und Abenteuer auf diesem Hof! Mal sehen, was die Schlossherrin dazu sagt?“
Thea stieß mit ihm an. „Auf viele weitere Geschichten!“
