Wenn es lebensgefährlich ist, Christ zu sein - Joachim Feyerabend - E-Book

Wenn es lebensgefährlich ist, Christ zu sein E-Book

Joachim Feyerabend

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Beschreibung

Die Verfolgung von Christen hat weltweit ein erschreckendes Ausmaß angenommen - gerade der hoch entwickelte Westen nimmt dies jedoch überwiegend mit Desinteresse zur Kenntnis. In vielen Staaten ist es längst lebensgefährlich, Christ zu sein: Insgesamt leiden mehr als 200 Millionen Christen, also 80 Prozent aller Menschen, die aus religiösen und ethnischen Gründen verfolgt werden, unter Rechtlosigkeit, Diskriminierung, Vertreibung, Gefängnis, Folter oder werden getötet. Das Recht auf freie Religionsausübung und kulturelle Entfaltung wird meist in islamisch geprägten Ländern beschnitten, aber auch Hindus, Buddhisten, kommunistische und andere totalitäre Regime verfolgen heutzutage Christen sowie andere religiöse und ethnische Minderheiten. Insbesondere der Islam hat nach Abschüttelung der Kolonialherrschaft Kraft geschöpft und breitet sich seither missionarisch aus, während das Christentum der Alten Welt die Mission zugunsten religiöser Toleranz weitgehend aufgegeben hat. Aufgeklärte Dialogbereitschaft und mittelalterlicher Absolutheitsanspruch prallen im Zeitalter grenzenloser Kommunikation in einem drastischen Kulturgefälle aufeinander. Der Autor spürt der Lage der Christen in den betroffenen Ländern nach und fragt nach Ursachen und Zusammenhängen.

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Joachim Feyerabend

Wenn es lebensgefährlich ist,Christ zu sein

Kampf der Religionen und Kulturen

Bibliografische Informationder Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diesePublikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sindim Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-95768-155-3© 2014 Lau-Verlag & Handel KG, Reinbek/MünchenInternet: www.lau-verlag.de© 2010 Olzog Verlag GmbH, München

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigungund Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten.Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form(durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren)ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziertoder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet,vervielfältigt oder verbreitet werden.

Redaktionelle Überarbeitung: Christina Brock M. A., München

Umschlagentwurf: Atelier Versen, Bad AiblingSatz: abavo GmbH, Buchloe

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Islamisches Wiedererwachen

Das Signal des Würfels: Die Renaissance der Fundamentalisten

Die panarabische Klammer: Khomeini trat die Lawine des Radikalismus los

Terrornetzwerke in Asien

Islamisten in Deutschland

Aufeinanderprallen unterschiedlicher Rechtssysteme

Grausamkeit und göttliche Ordnung: Die Regeln des Scharia-Rechts

Die allgemeine Erklärung der Menschenrechte

Die islamkonforme Charta der Menschenrechte

Der Terrorismus – eine Gefahr für die Grund- und Menschenrechte

Gespaltene und geschwächte Christenheit

Zersplitterung der Christenheit: Mehr als 35.000 Denominationen

Via Dolorosa: Christenverfolgung gestern und heute

Der Weltverfolgungsindex von Open Doors

Mit Hammer und Sichel gegen das Kreuz:Die Angst der Diktatoren vor dem Christentum

Nordkorea

Myanmar

Laos

China

Sonderfall Hongkong und Macao

Vietnam

Kambodscha

Religiöse Schatten über dem Fernen Orient:Hier werden die Karten der Weltordnung neu gemischt

Thailand

Malaysia

Indonesien

Missionare mit vollen Taschen:Der Vormarsch des Islam erreicht die Südsee

Von der Chinasee zum Persischen Golf:Zentren der Scharia und des Dschihad

Brunei

Bhutan

Sri Lanka

Bangladesch

Indien

Malediven

Pakistan

Afghanistan

Iran

Irak

Jordanien

Syrien

Libanon

Palästina

Türkei

Russlands traumatisierter Süden:Nach dem Zerfall der Sowjetunion die Rückkehr des Islam

Usbekistan

Kirgisistan

Mongolei

Aserbaidschan

Kasachstan

Turkmenistan

Georgien

Brennend heißer Wüstensand:Kernlandschaften der strengen Scharia

Saudi-Arabien

Jemen

Eritrea

Dschibuti

Somalia

Ägypten

Äthiopien

Sudan

Ostafrika im Schatten der Infiltration:Wem der Halbmond leuchtet

Sansibar

Komoren

Kenia

Uganda

Simbabwe

Im Westen viel Neues:Weh dem, der eine Bibel besitzt

Gambia

Mauretanien

Nigeria

Kamerun

Das Erbe der Kolonialzeit:Nordafrika und seine Minarette

Marokko

Algerien

Tunesien

Libyen

Europas Sonderfall Albanien

Wo der Condor seine Kreise zieht:Lateinamerika – Brutstätte sozialer Konflikte

Stars and Stripes versus Halbmond:Wie sich der Islamismus in den USA etabliert

Kampf um die Seelen

Missionen in der Geschichte

Christliche Mission am Beispiel einiger Länder

Japan: Katholische Märtyrerkirche

China: Jesuitische Mission durch Anpassung

Ozeanien: Amerikanische Kongregationalisten auf Hawaii

Irak: Evangelikale Baptisten auf dem Vormarsch

Islamische Mission in der Geschichte

Christliche Mission heute

Islamische Mission heute

Zwischen Notbremse und Umarmung:Reaktionen des Westens

Militäreinsätze: hilflos und sinnlos

Vorauseilender Gehorsam

Europas Unsicherheit über die richtigen Strategien

Vorwort

Das 21. Jahrhundert wird – da gibt es für mich keinen Zweifel – neben den Bedrohungen der Umwelt ganz im Zeichen eines weltweiten Kampfes der Religionen und Kulturen stehen und die Menschheit wird so gefährlich nahe an den Rand eines Konfessionskrieges geraten.

Der schwelende Konflikt zwischen den Weltreligionen Islam und Christentum prägt schon heute das Klima in weiten und bevölkerungsreichen Teilen der Welt, in denen zunehmend Verfolgungen an der Tagesordnung sind: Pogrome lassen aufhorchen, die jene des antiken Rom längst übertreffen und nicht weniger grausam sind, während gleichzeitig von den Europäern eine schier grenzenlose Toleranz eingefordert wird.

Die Anhänger des Halbmondes gegen die Gefolgschaft des Kreuzes, christlicher Dialog gegen islamistische Infiltration, Hindus gegen Christen, Asiens Diktaturen gegen die Gedankenwelt von Religionen, die den totalitären Machtanspruch der jeweiligen Despoten gefährden – das kennzeichnet die Situation unserer ohnehin unruhigen Zeit nach der Wende zum dritten Jahrtausend. Die globale Vernetzung und sekundenschnelle Übermittlung von Meldungen und Botschaften über Kontinente hinweg ermöglichen zwar schnellen Zugang zu Information und Wissen, ebnen aber auch den Weg für Demagogen, Agitatoren, religiöse Eiferer und Terrororganisationen bis in die letzten Winkel der Erde.

Die Zeit der Unschuld ist endgültig vorbei.

Noch stehen die westlichen Zivilisationen diesen Entwicklungen eher gelassen gegenüber und ignorieren den schleichend zunehmenden Einfluss des Halbmondes in Mitteleuropa und den islamischen Anspruch auf die Weltherrschaft. Sie übersehen dabei die künftigen Auswirkungen auf ihre in Jahrhunderten gewachsene und seit dem Zeitalter der Aufklärung veränderte Kultur, Lebensweise und Weltsicht. Die ungestörte Ausübung jedweder Religion, die Freiheit der Meinung und persönlichen Lebensgestaltung sind gefährdet, aber die gleichgültige Haltung so vieler Bürger auf dem europäischen Kontinent treibt den Prozess einer möglichen explosiven Entwicklung voran. Sie verhindert die friedliche Aufarbeitung des schwelenden Konfliktes und ein sinnvolles Gegensteuern zur rechten Zeit, bis es möglicherweise zu spät ist und panikartige Reaktionen um sich greifen, wie sie so oft in der Geschichte der Menschheit durchlitten werden mussten.

Mir geht es in diesem Buch mit der Schilderung auch meiner persönlichen Erfahrungen – der unmittelbaren und nicht touristisch geprägten Auseinandersetzung mit bis heute den Europäern meist fremden Welten – darum, die derzeitige Lage zu beleuchten und Informationen beizusteuern, die – ernst genommen und abgewogen – vielleicht ein weitgehend emotionsfreies Handeln ermöglichen. Ich will zudem dazu beitragen, die Problematik besser zu erkennen, und dabei helfen, sich persönlich auf der Basis von Fakten auf den längst im Gang befindlichen Kampf zwischen Religionen und Kulturen, Demokratien und Theokratien einzurichten, statt entweder nur zu schweigen oder mit unreflektiertem Fremdenhass zu antworten.

Hamburg im Frühjahr 2010, Joachim Feyerabend

Islamisches Wiedererwachen

Das Signal des Würfels:Die Renaissance der Fundamentalisten

Libyens König Idris machte sich klammheimlich aus dem Staub. Zur selben Zeit flogen in einem strahlend weißen Jet mit goldener Krone auf dem Leitwerk nichts ahnend der bayerische Politiker Franz Josef Strauß, Intendant Walter Steigner von der Deutschen Welle aus Köln und Topmanager Walter Cipa von der Energiefirma Gelsenberg aus dem Ruhrpott in das nordafrikanische Wüstenreich. Ein Flair aus Tausendundeiner Nacht empfing die fremden Besucher – ein Stück morgenländischer Tradition mit afrikanischem Einschlag und buntem orientalischem Leben.

Der Besuch der hochkarätigen Delegation hatte einen wichtigen ökonomischen Hintergrund: Während der Industriemesse in Tripolis sollte das Trio die engen Beziehungen der noch jungen Bundesrepublik zu dem Erdöl-Dorado am Rand des Mittelmeeres ausbauen und zudem den Betrieb einer Sendestation des deutschen Regierungssenders für die nordafrikanische Welt unterschriftsreif machen.

Der gekrönte Verhandlungspartner ließ die Besucher indes ohne Nachricht oder gar Entschuldigung sitzen. Der Monarch hatte sich, so erfuhr die Gruppe schließlich unter der Hand, von einer Kur in der Türkei ins Nachbarland Ägypten abgesetzt.

Wir begleitenden Journalisten, eine Handvoll deutscher Beobachter, horchten auf: Das konnte nichts anderes heißen, als dass da ein Staat aus dem Gleichgewicht geriet!

In der Tat: Die Majestät wusste längst, was die deutschen Staatsgäste schließlich ganz außerplanmäßig überraschte. Der betagte Idris hatte Kenntnis von der Verschwörung gegen seine Regentschaft. Die Militärs des Landes verweigerten ihm die Gefolgschaft und planten den Umsturz. Trotz eines zuvor eilends verkündeten Sozialprogramms zur Befriedung der bitterarmen Bevölkerung (housing program) drohten dem durch den Ölboom schwerreichen orientalischen Potentaten der Verlust seiner Macht und seines Märchenpalastes in der Hauptstadt Tripolis. Denn schon in den nächsten Tagen sollte der junge und ehrgeizige Offizier Muammar Gaddafi als neuer Herrscher dort einziehen.

Die Revolte des strenggläubigen, jedem westlichen Lebensstil gegenüber feindlich gesinnten libyschen Militärbefehlshabers stand also schon bei der Ankunft der deutschen Spitzenkräfte unmittelbar vor der Tür und Idris hatte mit einer wohlgefüllten Schatulle rechtzeitig in Kairo um Asyl nachgesucht.

Im Hotel „Méditerranée“ in Tripolis boten mir sogleich in Libyen lebende nichtmuslimische Geschäftsleute unter dem Tisch Smaragdcolliers und andere Preziosen zu Schleuderpreisen an. Sie wollten für den Ernstfall einer Flucht flüssig sein – im Orient wie in Afrika ein untrügliches Zeichen für bevorstehende politische Erdrutsche. Ich habe Ähnliches später, Ende der Siebzigerjahre, in Ostafrika erlebt, als der vom Machtrausch besessene Diktator Ugandas, Idi Amin Dada, damit begann, die geschäftstüchtigen Inder aus seinem Herrschaftsgebiet zu vertreiben. Die indischen Kaufleute in Kenia fürchteten Ähnliches und machten ihre Juwelen und ihr Gold zu Bargeld.

Die Welt schrieb während der überraschenden Ereignisse in Libyen das Jahr 1967, das Jahr, in dem auch der sogenannte Sechstagekrieg zwischen dem Ägypten Nassers und Israel entbrannte, von den Anwohnern des Nils verloren wurde und einen Niedergang des damals gerade auf dem Höhepunkt befindlichen Panarabismus einläutete. Dieser Krieg schwor gleichwohl aber die islamisch-arabische Welt auf die gemeinsamen religiösen Wurzeln und die Gegnerschaft zum Staat der Juden ein – eine Klammer, die heute mehr denn je die antiwestlichen Kräfte erneut verbindet.

Nicht weit vom alten pittoresken Basar der Hauptstadt Tripolis errichteten Arbeiter derweil ein würfelartiges Gerüst und verkleideten es mit schwarzen Tüchern. Das weckte natürlich meine Neugier. Das provisorische Bauwerk glich in verkleinertem Maßstab der berühmten Kaaba, dem zentralen Heiligtum im saudischen Mekka, der wichtigsten Pilgerstätte des Islam.

Die Ähnlichkeit war gewollt.

Denn während der prowestlichen Industriemesse wurde der düstere schwarze Kubus von Schwärmen klappriger Busse aus der Provinz angesteuert. Von Geistlichen straff organisiert, strömten den ganzen Tag über Hunderte in Burnusse gehüllte Menschen aus den Wüsten und Tafelbergen des nordafrikanischen Staates in den geheimnisvollen Bau. Nach außen und bis an mein Ohr drangen nur erregtes Stimmengewoge sowie gelegentliche wütende Schreie.

Ich schloss mich in jugendlichem Leichtsinn blindlings dem Menschenstrom an und wünschte mir sogleich, es besser nicht getan zu haben.

Die Mitte des hohen, sonst schlichten und fensterlosen Raumes beherrschte ein auf einem erhöhten Sockel thronendes Pult. Hinter ihm hatte sich ein weißbärtiger Imam in dunklem Gewand mit einem langen Zeigestock verschanzt. Er galt er als einer der führenden islamischen Kleriker des Landes und strahlte Autorität aus.

Andere westliche Beobachter wären bei dem, was dort geschah, nicht minder zu Tode erschrocken, als ich es war: Denn am oberen Rand der Innenverkleidung prangten, von Scheinwerfern grell angestrahlt, primitive, handgemalte Bilder des Schreckens. Sie zeigten jüdische Männer, wie sie kleine arabische Kinder schlachteten und verspeisten oder ähnliche, nicht minder scheußliche Gräueltaten an Muslimen und deren Frauen verübten.

Der Kleriker kreischte vor Hass, erklärte den im Kreis bis zum Ausgang geführten „Pilgern“ lautstark und mit flammenden Blicken unter seinen buschigen Brauen die einzelnen Szenen und ließ keinen Zweifel daran, dass dies alles im Staate Israel und bei dessen westlichen und christlichen Verbündeten Tag für Tag so und nicht anders geschehe.

Die primitive Propagandamasche zog: In Sekundenschnelle kochte die Menge.

Der Raum glich einem Hexenkessel; Hassparolen machten die Runde. Die einfachen, kaum gebildeten Besucher aus der Wüste schworen voller Ingrimm Rache, blutige Vergeltung und intonierten entsprechende Sprechchöre, während zeitgleich ein dicklicher Neffe des getürmten Königs die westliche Delegation durch den Palast des flüchtigen Herrschers führte. Für den Abend lud er sie zu einem üppigen orientalischen Gastmahl mit allerlei Tafelfreuden, arabischer Musik und Bauchtänzen in den damals im ganzen Mittelmeerraum berühmten Nachtklub in Wadan ein und präsentierte dort eine scheinbar heile Welt des Luxus.

Ich bangte langsam um mein Leben. Denn mir wurde jäh klar, hätte dieser Fanatiker mit seinem Stock auf mich, den einzigen Fremden in diesem Raum, gedeutet, ich wäre von der aufgebrachten Meute buchstäblich in Sekundenschnelle in der Luft zerrissen worden.

Sehnsüchtig schielte ich nach dem Ausgang.

Hinter den Kulissen – und zu diesem Szenario, so wurde mir klar, gehörte der ominöse Würfel – bereiteten die geistlichen Würdenträger des Landes das Volk bereits auf die kommende Zeit der Herrschaft des „reinen Glaubens“ vor, die mit der Machtergreifung des jungen Offiziers Gaddafi und seinem „Bund freier Offiziere“ wenige Tage später in der Tat begann. Dem prowestlichen luxuriösen Lebensstil von Sidi Muhammad Idris al-Mahdi al-Senussi war damit ein jähes Ende gesetzt. Der greise König hielt sich zu dieser Zeit noch im türkischen Kurort Bursa auf und verbrachte dann sein unfreiwilliges Asyl bis zu seinem Tod 1982 in Kairo.

Sein Reich und die westliche Dominanz endeten fast zeitgleich mit dem „panarabischen“ Machtwechsel Nassers, dem Sturz von König Faruk am 23. Juli 1952 und dem aufkeimenden Führungsanspruch der Baath-Partei im Irak wie auch in Syrien sowie der Neuorientierung der alten Kolonialreiche im Südjemen und im Sudan.

Und sofort nach dem wenige Tage später erfolgten, weitgehend unblutigen Putsch Gaddafis wurde die lateinische Schrift verbannt, das Unterseekabel zum europäischen Kontinent erst einmal gekappt. Das Hotel „Méditerranée“, in dem ich als Staatsgast wohnte – ein Symbol für den westlichen Kapitalismus –, ging in Flammen auf. Mit der letzten Maschine über Rom floh ich mehr oder weniger aus dem Land, einen Film des damaligen deutschen ARD-Korrespondenten Joachim Rassat aus Casablanca im Hemd.

Geldscheine, Münzen, Straßenschilder, Geschäftsnamen waren nur noch für Kenner der arabischen Sprache zu lesen, westliche Musik wurde verboten, ja selbst die Musikinstrumente der verhassten Ungläubigen fielen der Vernichtung anheim. Im italienischen Wohnviertel der Stadt kippten aufgepeitschte Libyer nachts vor den Haustüren der fremden Bewohner Mülleimer aus. Die Amerikaner, die in Wheelus bei Tripolis einen ihrer größten überseeischen Luftstützpunkte unterhielten, mussten als unerwünschte Personen abziehen.

Mir hatte sich eine neue Welt erschlossen – eine, von der das aufgeklärte Europa damals kaum eine Vorstellung hatte, stattdessen noch immer vom friedlichen Miteinander der Religionen und Kulturen träumte. Ich ahnte dagegen angesichts dieses düsteren Würfels bereits, was die Zukunft bringen würde, bekam einen Vorgeschmack vom Flächenbrand eines immer militanter auftretenden Islam auf unserem Globus. In den rauen Wüstenwinden dieser Wirklichkeit vergingen mir schlagartig die romantischen Vorstellungen vom Orient, gespeist aus den Märchen von Tausendundeiner Nacht und der Lektüre von Karl May mit den Abenteuern seines Helden Kara Ben Nemsi.

Der Ruf des Muezzin von den schlanken Minaretten der Altstadt von Tripolis mit ihrem malerischen Basar in der Nähe des alten Hafens – damals noch direkt und unmittelbar und nicht wie heute über Lautsprecher – gewann für mich schlagartig eine andere Bedeutung und dies, obwohl ich schon damals eine ganze Reihe muslimischer Bekannter hatte, darunter den früheren Außenminister des Wüstenstaates Mauretanien.

Bis dahin hatte ich den Ruf zum Gebet, wie er über die engen Gassen von Tripolis schallte und die Gläubigen zur sofortigen Andacht ermahnte, eher als romantisch und geheimnisvoll empfunden. Vielleicht erging es reisenden Muslimen mit unseren Kirchenglocken nicht anders.

Meine dunklen Ahnungen aus den Sechzigerjahren, so muss ich heute – mehr als vierzig Jahre später – feststellen, werden von der Wirklichkeit im ersten Jahrzehnt des dritten Jahrtausends längst übertroffen. Denn die Fanatisierung islamischer Gläubiger in Ländern, deren Bildungsniveau und Bewusstsein noch im Weltbild des Mittelalters verharren, geschieht flächendeckend. Als Medienmann ahnte ich schon seinerzeit, was vor allem zweckentfremdete moderne Kommunikationsmittel – wie bereits Adolf Hitlers „Volksempfänger“ vorexerzierte – bis in die letzten Hütten transportieren können.

Dabei war der Stand der Nachrichtentechnik zu dieser Zeit eher bescheiden: Es gab kein Fax, keine Handys, schon gar kein Internet, keine modernen Nachrichtensatelliten und keine Übertragung von Fernsehprogrammen über die Kontinente hinweg und bis in den letzten Kral von Lesotho oder den letzten Dschungelkampong (Dorf) auf Sumatra. Lediglich Fernschreiber spuckten ratternd die Meldungen der Agenturen aus aller Welt in die Redaktionsstuben.

Mit den heutigen technischen Möglichkeiten der Nachrichtenübermittlung haben Agitatoren wie jener „heilige Mann“ im Würfel von Tripolis aus dem Jahr 1967 allerdings leichtes Spiel. Und es handelt sich gegenwärtig vor allem um streng fundamentalistische Islamisten, die sich diese informelle Basis zunutze machen: Allein in Südostasien sind 2008 in Jahresfrist die Webseiten mit radikal-islamischen Botschaften von 15 auf 117 gestiegen, haben sich also fast verachtfacht.

Ungeachtet des folgenreichen libyschen Umsturzes pumpten deutsche Tanker in den Feldern rund um die Ölstadt Benghazi weiterhin ihre Bäuche mit dem begehrten „schwarzen Gold“ des Wüstenstaates voll. Die ganz auf diese leicht zu verarbeitende Erdölsorte ausgerichteten Raffinerien der Bundesrepublik nahmen zu diesem Zeitpunkt immerhin über 40 Prozent ihres Bedarfs statt von Idris nun eben von Gaddafi ab.

Das Geschäft kennt keine Ressentiments.

Mit den so eingenommenen Dollar-Millionen begann der neue fundamentalistisch orientierte Staatschef in aller Welt muslimische Separatisten und Terroristen zu füttern und teilweise in landeseigenen Camps auszubilden, wie Gaddafi sogar selbst in dem seinerzeit von ihm verfassten „Grünen Buch“ bekannte.

Zu den Nutznießern des religiösen Mäzens gehörte unter anderem die berüchtigte Mordbande der Abu Sayyaf genannten „Schwertkämpfer“ auf den südlichen Philippinen. Ihr Gründer, Muhamed Janjalani, lebte zeitweise im Dunstkreis des Diktators, bevor er den letzten Schliff bei den gegen die Sowjets kämpfenden und vom Westen unterstützten und ausgerüsteten Mudschaheddin („heiligen Kriegern“), den späteren Taliban, in Afghanistan erhielt. Dort adaptierte er von einem der Warlords für seine fernöstliche Dschihad-Kampftruppe den Namen Abu Sayyaf („Vater des Schwertes“).

Freilich geben Bestrebungen wie „A Common Word“, als 2007 zunächst 138, später 167 und schließlich mehr als 300 islamische Professoren, Ayatollahs, Scheichs und andere Würdenträger eine weihnachtliche Grußadresse an die Christenheit richteten und letztlich Besonnenheit in einem friedlichen Miteinander auf der Basis von Gemeinsamkeiten anmahnten, Anlass zur Hoffnung.

Andererseits aber ist die Unterwanderung der unteren, nicht intellektuellen Schichten in den muslimischen Gesellschaften durch militante Prediger – wie etwa sogar in Hamburg und anderswo auf deutschem Boden – nicht zu unterschätzen. Und so bleibt die Frage offen, wer letztendlich die Oberhand behält.

Die Unterzeichner von „A Common Word“ jedenfalls müssten gehalten sein, ihren Worten Taten folgen zu lassen, d.h. in ihren jeweiligen Ländern für eine friedfertige Auslegung des Koran „nach unten hin“ Sorge zu tragen und Infiltrationsversuche militanter Islamisten im Keim zu ersticken. Gerade dies aber scheint mit Blick auf die Gesellschaftsstrukturen und politischen Systeme kaum möglich. In jedem Fall wäre der Bildungsstand der jungen Generation anzuheben und dürfte nicht allein den Koranschulen überlassen bleiben; der fortschreitenden Verzahnung von Staat und Religion wäre zudem eine Absage zu erteilen. Doch viele islamische Länder machen eine Entwicklung unter umgekehrten Vorzeichen durch.

Der ominöse schwarze Würfel von Tripolis zeigte mir schon früh, welcher Herausforderung die aufgeklärte westliche und christliche Welt entgegenzusehen hat, welch gewaltiges Potenzial an blindem, äußerst gewaltbereiten Fanatismus in den kaum entwickelten, gänzlich islamisch geprägten Ländern, wie etwa in Nord-Nigeria, im Sudan, im Irak, im Iran, in Pakistan und Indonesien, schlummert.

Die wenig beachteten Vorgänge während der libyschen Messe, als die Welt noch von einem friedlichen Miteinander der Religionen träumte, machen zudem deutlich, wie mit einfachsten Mitteln über die Institution der Koranschulen sowie die obligatorischen Freitagsgebete in den Moscheen und neuerdings mit noch größerer Breitenwirkung durch Fernsehen, Videobotschaften und das Internet ein Sendungsbewusstsein und Gewaltpotenzial geschöpft wird, das schließlich in der Tat zu einem lodernden Flächenbrand werden könnte.

Die Saat von Gaddafis damaligen panarabischen Gedankenspielen ging zwar nicht sofort auf, doch der Anfang zur Rückbesinnung auf die glorreichen Zeiten muslimischer Eroberungen bis nach Spanien und vor die Tore Wiens war gemacht, die Lunte gelegt. Die heute verbreitete Angst, solche Fanatiker im Besitz der Atombombe könnten die Welt in Schutt und Asche legen, ist vor solchem Hintergrund nicht unbegründet.

Die panarabische Klammer:Khomeini trat die Lawine des Radikalismus los

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sah kaum jemand in der westlichen Hemisphäre im Islam eine drohende Gefahr für die Zukunft Europas. Die arabische und nordafrikanische Welt, mit der der Glaube an Allah im Volksbewusstsein so ziemlich gleichgesetzt wurde, schien nach den glanzvollen Eroberungen der Anhänger des Propheten Mohammed im Mittelalter bis nach Spanien und in der frühen Neuzeit bis vor die Mauern Wiens in einer Art Agonie erstarrt zu sein. Von den mehreren hundert Millionen Anhängern des Korans weiter östlich, etwa im Vielvölkerstaat Indonesien und in Malaysia, nahm im Westen kaum jemand ernsthaft Notiz.

Noch dominierten fast überall die alten großen Kolonialmächte des Abendlandes Nordafrika und das Morgenland von Marokko, Algerien und Tunesien über Ägypten bis ins Gebiet der heutigen Emirate, des Zweistromlandes sowie Persiens. Sie nahmen den Sendboten Allahs jene missionarische Kraft und jenes Feuer, das – wieder erwacht – die Europäer heute ängstigt. Deutlich findet dieses schleichende Unbehagen in einigen Karikaturen seinen Niederschlag, die zum Beispiel einen bedrohlich wachsenden Wald von Minaretten hinter dem Panorama der Alpen zeigen – bereit, überall in der westlichen Welt das Bild der immer noch von christlichen Kirchen, Kreuzen und Glockengeläut beherrschten Städte umzuprägen. Dem Zugreisenden von Stuttgart nach München präsentiert sich bei der Einfahrt nach Augsburg eine prächtige Moschee. Und auch im spanischen Nobelort Marbella beginnen sich die Gebäude mit arabischem Flair zu umgeben, an die Zeiten gemahnend, als der Feldherr al-Tarik über die Meerenge von Gibraltar (Dschebel al-Tarik – „Fels des Tarik“) übersetzte und die Mauren halb Spanien besetzten. Freilich blühte unter den „Moros“ damals auch eine hohe Kultur in der Baukunst, Mathematik, Medizin und Astronomie. Die Bewässerungsanlagen aus dieser Zeit, die bis in unsere Tage, etwa bei Alicante, ihren Dienst tun und üppige Orangenhaine speisen, zeugen heute noch davon.

Der schlafende Riese ist erwacht und reckt seine Glieder, dass es nur so kracht. Die unsichtbare panarabische Klammer, welche die Muslime trotz ihrer Spaltung in Schiiten, Sunniten, Ismaeliten sowie die verschiedensten, untereinander zum Teil heftig zerstrittenen, Sekten, Geheimbünde und politischen Systeme, trotz divergierender Interessen im Hintergrund, in den grundsätzlichen Glaubensfragen eint – sie ist über alle politischen Differenzen hinweg vorhanden. Bei Angriffen auf den „wahren Glauben“ stehen sie zusammen, so wie sie alle vereint während des Hadsch als demütige Pilger die Kaaba in Mekka umrunden und letztendlich die Ungläubigen zur Hölle wünschen.

Natürlich gibt es sie, die gemäßigten Anhänger des Propheten, im Westen ausgebildete, intellektuell geschliffene und in der Diskussion angenehm zurückhaltende Gesprächspartner, die sich wohltuend von den Fanatikern, welche man leider auch sehr oft in deutschen Moscheen antreffen kann, abheben. Sie distanzieren sich von Zeit zu Zeit klar vom Terrorismus und den gewalttätigen Gotteskriegern. Viele müssen es allerdings auch, denn sie leben mitten unter uns und wollen in Ruhe ihren Geschäften nachgehen. Dennoch steht ihre Integration in die westliche Gesellschaft, wie zum Beispiel im benachbarten Frankreich, immer noch auf wackligen Beinen.

Und wer aber blickt schon in die Herzen der Muslime, die neben uns arbeiten, in der S-Bahn sitzen usw., die schließlich alle um den Befehl Allahs wissen, sich die Welt mit dem Koran untertan zu machen. Selbstverständlich kennen sie alle die entsprechenden Passagen ihres heiligen Buches.

Das angewachsene Misstrauen in der einheimischen Bevölkerung ist ohne Zweifel eine der bitteren Früchte der antiwestlichen Hetze Ayatollah Khomeinis und Bin Ladens. Die Erinnerung an den harmlos scheinenden, gut aussehenden und intellektuellen Studenten der Technischen Universität Hamburg-Harburg, den Ägypter Mohammed Atta, der in der kleinbürgerlichen Welt dieses Hamburger Stadtteils niemandem unangenehm aufgefallen war, wird bei vielen Bürgern jäh wieder wach.

Mit geradezu teuflischer Akribie ersann Atta als Kopf einer Gruppe, die in Hamburg studiert hatte, nicht weit vom heutigen glanzvollen Phoenix-Einkaufszentrum entfernt, immerhin die Strategie für die drei Flugzeugbomben auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington – Symbole des westlichen Kapitalismus und westlicher Macht –, schmiedete unerkannt seine konspirativen Pläne und inszenierte ein Meisterwerk des Terrorismus, indem er vermutlich alle Attentäter in den USA koordinierte. Der vierte Anschlag, wahrscheinlich auf das Weiße Haus abgesehen, scheiterte und pflügte mit den unglücklichen, todgeweihten Passagieren „nur“ einen Acker auf.

Dieser unauffällige junge Mann saß schließlich selbst im Cockpit jener Boeing 767 der American Airlines, Flug AA 11, die zur gigantischen Bombe wurde, und steuerte sie vermutlich – Allah preisend – in den Nordturm des World Trade Centers. Gemeinsam mit den anderen Todespiloten löste er den unbeschreiblichen Feuerball aus, der mehr als 3000 Menschen tötete, die Weltwirtschaft, ablesbar an ihrem Börsenthermometer, an den Rand des Zusammenbruchs brachte und schließlich George W. Bush zum militärischen Eingreifen in Afghanistan und zum Krieg gegen den Irak verführte.

Das hat die Integration vieler Muslime in ihren Gastländern um Jahre, wenn nicht Jahrzehnte zurückgeworfen und in Amerika wie in Europa rassistische und neonazistische Gruppierungen gestärkt – in Deutschland wegen seiner Holocaust-Vergangenheit mit einem noch bittereren Beigeschmack.

Die stille Duldung der Verfolgungswelle gegen Christen rund um den Globus seitens des Westens ist gerade vor diesem Hintergrund schwer zu begreifen. Die Militanz jedenfalls schreitet derweil weltweit offensichtlich unbeirrt weiter voran und dringt wie ein wucherndes Pilzmyzel im Untergrund mehr und mehr zudem in die westliche Welt ein. Das Einsickern nach Europa auch fundamentalistischer, islamistischer Kräfte einhergehend mit den steigenden Migrationszahlen, die Radikalisierung arbeitsloser muslimischer Jugendlicher, wie beispielsweise in Paris, sowie zum Islam konvertierte Christen, die sich zu Gotteskriegern und Suizidbombern am Hindukusch und in Nordafrika ausbilden lassen, sind Beweise für die im Untergrund lauernden Gefahren, aber – um im Bild zu bleiben – nur die sichtbaren Fruchtstände eines längst weiter wuchernden Geflechts.

Sensible Beobachter (und dazu gehören deutsche Diplomaten im Ausland in der Regel nicht) können die schleichenden Veränderungen in einem Land oft an relativ einfachen Warnsignalen erkennen. So fiel mir beispielsweise zu Beginn der Neunzigerjahre auf, dass die bestickten Mützen der islamischen Glaubensrichtung der Ismaeliten in Ostafrika plötzlich nicht mehr an Touristen verkauft werden durften – ein Zeichen für die konservative Rückbesinnung. Und prompt erfolgten in Kenia und Tansania auch die ersten Attentate von al-Qaida.

Der Bevollmächtigte des geistlichen Oberhauptes Karim Aga Khan IV. der vorwiegend in Indien, Pakistan, Afghanistan, Tadschikistan, Syrien, Jemen, Iran, Oman, Bahrain, in der Osttürkei sowie in Kenia und Tansania lebenden rund 20 Millionen Ismaeliten, eines schiitischen Zweiges, der sich auf die direkte Nachfolge des Propheten beruft, rief mich Anfang der Neunzigerjahre von dessen Gut Aiglemont bei Gouvieux an, er habe gehört, ich recherchierte über „Seine Heiligkeit“ und wolle ein Buch schreiben. Das solle ich lieber bleiben lassen, drohte er, sonst würde ich schon sehen, was mir passiere! Das waren ganz neue Töne seitens der geistlichen Führung der Ismaeliten, die immer als der friedlichste Zweig des muslimischen Glaubens gegolten hatten. Als Journalist war ich immerhin noch wenige Jahre zuvor bei der alten Begum („Fürstin“), der Gemahlin seines Vaters Aly Khan in Porto Cervo auf Sardinien zum Kaffee eingeladen gewesen und konnte eine rege Unterhaltung mit ihr führen.

Als Ruhollah Musavi Khomeini ironischerweise mit Steigbügelhilfe des Westens, voran der Amerikaner, aus dem Pariser Exil 1979 in den Sattel der Macht gehoben wurde und den prowestlichen persischen Schah Mohammad Reza Pahlavi als Staatsoberhaupt des Iran ablöste, erfolgte die Initialzündung zur Explosion des orthodoxen Islam und seiner oft hassvollen Ablehnung und Bekämpfung alles Westlichen. Khomeini hatte schließlich genug Gelegenheit, im Pariser Exil die Lebensweise des Okzidents zu studieren und einen von seiner französischen Umgebung nicht erkannten Zorn auf den nach seiner religiösen Grundüberzeugung durch und durch dekadenten Westen aufzubauen und zu kultivieren. Nach der Übernahme der Schaltstellen durch islamische Kleriker, der Verhaftung und Hinrichtung der alten schahtreuen Führungskader, Politiker und Militärs und der Ausrufung der „Islamischen Republik Iran“ am 1. April 1979 ging Khomeini mittels Pressezensur, Schließung und anschließend Islamisierung der Universitäten, Verbot gegnerischer Parteien und Verstaatlichung von Banken, Versicherungen und Industriebetrieben daran, im Iran einen theokratischen Staat, „Regierung der Geistlichkeit“ (velayat-e fagih) genannt, zu etablieren. Die einzig zugelassene Islamische Republikanische Partei (IRP), paramilitärische Verbände wie die iranische Revolutionsgarde (Pasdaran) und die Freiwilligenmiliz Basidj sowie die Religionspolizei sollten Khomeinis theokratische Staatsdoktrin und das islamische Rechtssystem der Scharia in allen Lebensbereichen durchsetzen. Hatte die kurzlebige Pahlewi-Dynastie mit Unterstützung der USA dem Land gegen den Widerstand der Mullahs und der Traditionalisten eine zwangsweise „Verwestlichung“ verordnet – ein bürgerliches Gesetzbuch war in Kraft getreten, geistliche Stiftungen hatten ihren Besitz verloren, islamische Schulen waren geschlossen, die Verschleierung der Frauen verboten und ihnen das Tragen westlicher Kleidung vorgeschrieben worden – so drehte Khomeini die Uhr nun überall wieder zurück. Schlagartig änderte sich von da an auch die Außenpolitik des Iran: Die USA und Israel wurden als „großer“ und „kleiner Satan“ erklärte Hauptfeinde des Regimes. Noch im Revolutionsjahr 1979 kam es zur Besetzung der amerikanischen Vertretung in Teheran durch fanatisierte Studenten. Im Überschwang ihres schnellen Erfolgs sannen die Mullahs des Iran bald darauf, ihre Revolution auch in andere islamische Länder zu „exportieren“.

Bedroht fühlen musste sich hiervon der seit dem Sturz der Monarchie 1958 und erst recht seit der Machtergreifung der sozialistischen Baath-Partei betont laizistisch regierte Nachbar Irak mit seiner unterdrückten schiitischen Bevölkerungsmehrheit von mehr als 60 Prozent. Der das Land ab 1979 diktatorisch regierende Saddam Hussein, selber ein Sunnit, kam der Bedrohung durch Einmarsch in den Iran im September 1980 zuvor, wobei er die Tatsache ausnutzte, dass die regulären Streitkräfte des Iran während der islamischen Revolution des Nachbarlandes faktisch zerschlagen worden waren. Nach Zurückdrängung der irakischen Truppen hinter die völkerrechtlichen Grenzen und einem im Gegenzug erfolgten Versuch des iranischen Mullah-Regimes, die schiitischen heiligen Stätten des Irak zu „befreien“, mündete der bewaffnete Konflikt in einen mörderischen Stellungskrieg, der sich bis 1988 hinzog und etwa 1 Million Menschenleben kostete.

Dennoch war die Weltgemeinschaft der Muslime dadurch aus ihrer Lethargie erwacht und wurde seither selbstbewusster. Der Glaube an die Allmacht Allahs und der Anspruch, die einzig wahre Religion zu verkünden und zu verbreiten, erstarkte von Neuem und löste die Agonie der Kolonialzeit ab. Vor allem in Schwarzafrika begann nun ein sehr erfolgreicher Missionszug bis hinunter nach Kapstadt, begleitet auch von immer größerer Militanz. Die berühmten Universitäten in Kairo, Ankara und im philippinischen Zamboanga del Sur sowie in Indonesien wurden von da ab immer mehr von fundamentalistisch orientierten Lehrern der neuen Generation durchsetzt. Selbst sehr gebildete junge Muslime liefen ihnen scharenweise zu.

Im Süden Thailands, wo beinahe jeden Tag eine Gewalttat gegen Andersgläubige stattfindet, werden – um diesen Prozess augenfällig zu machen – nahezu alle Lehrer der Dorfschulen im indonesischen Bundesstaat Aceh ausgebildet, in dem die strenge Scharia gilt. Sie sind nach Angaben der Behörden im buddhistischen Bangkok das Kernübel der sich ausbreitenden Gewalt. Ihr Einfluss auf Tausende von Schülern entfaltet weitere Breitenwirkung, denn diese werden zum Teil wieder Lehrer und dürften die Kluft weiter vertiefen: Der Hydra wachsen immer neue Köpfe nach. Khomeini und seine getreuen Mullahs haben es vorexerziert und damit die Welt verändert.

Mustafa Kemal Atatürk (1881–1938) war es als Machtpolitiker zwar gelungen, die Türkei mit der Abschaffung von Sultanat und Kalifat sowie weitreichenden gesellschaftlichen Reformen auf einen modernen, liberaleren Kurs zu bringen, doch schleichend hat sich auch hier über Koranschulen und Freitagsgebete auf dem flachen Land die alte Mentalität erneut breitgemacht.

Strategische Überlegungen der USA und einiger NATO-Verbündeter, die Türkei als Bollwerk gegen die „Schurkenstaaten“ weiter im Osten des Vorderen Orients zu gewinnen, könnten sich bei genauerer Betrachtung als illusionär erweisen. Der Einfluss militanter Religionslehrer nimmt gerade in diesem Land am Scheideweg zwischen Europa und Asien ständig zu. Staatspräsident Erdogan machte bei seinem letzten Staatsbesuch in der Bundesrepublik im Februar 2008 persönlichen Wahlkampf auf fremdem Territorium und forderte die mehr als 3 Millionen in Deutschland lebenden Türken dazu auf, sich nicht zu integrieren und zu assimilieren, sondern Türken zu bleiben. Unter dem Druck der Basis kann die türkische Politik jedoch vollends in Richtung Scharia abdriften. Der Wunsch nach Aufnahme in die Europäische Union gleicht unter solchen Vorzeichen einem trojanischen Pferd für wahabitisches oder anderes fundamentalistisches Gedankengut. Die Befürchtung ist so abwegig nicht, denn derselbe Erdogan war schließlich als jahrelang stellvertretender Vorsitzender der 1998 wegen ihrer Befürwortung von Scharia und „Heiligem Krieg“ (Dschihad) verbotenen Wohlfahrtspartei (RP), im April desselben Jahres wegen Missbrauchs der Grundrechte und -freiheiten gemäß Artikel 14 der türkischen Verfassung und nach Artikel 312, Absatz 2 des damaligen türkischen Strafgesetzbuches („Aufstachelung zur Feindschaft aufgrund von Klasse, Rasse, Religion, Sekte oder regionalen Unterschieden“) zu zehn Monaten Gefängnis und lebenslangem Politikverbot verurteilt worden. Der Grund war sein Zitieren aus einem Ziya Gökalp zugeschriebenen Gedicht bei einer Rede auf einer Konferenz in der ostanatolischen Stadt Siirt: „Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“

Bereits am 22. März 1945 wurde nach dem Ende der kolonialen Ära in Kairo die Arabische Liga gegründet, der heute einschließlich der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) 22 Staaten angehören. Ihr erster Generalsekretär war der Ägypter Abdel Rahman Azzam Pascha, der erbarmungslos den Kurs gegen den neuen Nahoststaat Israel festlegte: „Über das Geschick von Völkern entscheiden nicht Vernunft und Logik. Völker machen keine Zugeständnisse, sie kämpfen. Mit friedlichen Mitteln oder Kompromissen erreicht man gar nichts. Wenn man etwas erreicht, dann durch Waffengewalt. […] Es ist uns gelungen, die Kreuzfahrer zurückzuschlagen – andererseits haben wir Spanien und Persien verloren. Vielleicht werden wir auch Palästina verlieren. Doch es ist in jedem Fall zu spät, um noch von friedlichen Lösungen zu sprechen.“ Die Arabische Liga erhielt durch den 1950 geschlossenen kollektiven Verteidigungspakt einen militärischen Arm. Auch wenn der Rat der Liga selten einmütige Entscheidungen trifft, sollte nicht vergessen werden, dass er in den existenziellen Fragen des Islam eine einheitliche Front bildet. Das zeigte sich deutlich beim letzten Jahrestreffen Ende März 2009 in Qatar, als sich die Liga klar hinter den wegen des Völkermordes im Sudan mit internationalem Haftbefehl gesuchten Präsidenten Omar Hassan Ahmad al-Baschir stellte und die Entscheidung des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag zurückwies. Es handele sich, so der der syrische Präsident Baschar al-Assad, um einen „Schritt zur Teilung Sudans, um Zugriff auf seine Ressourcen zu bekommen – als Teil der Rekolonialisierung“. Kein Wort verlor die versammelte Liga indes über die mordenden Reitermilizen und den an Völkermord grenzenden ethnischen Konflikt in Darfur.

Uneinigkeit herrscht in der Liga allerdings bezüglich Israels. Während Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad die bedingungslose Unterstützung der palästinensischen Bewegung Hamas bis zum „Kollaps Israels“ fordert, machen sich einige arabische Regierungen Gedanken über „eine gemeinsame Vision für die arabische Sicherheit“ angesichts der iranischen Herausforderung. Zum Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Qatars Hauptstadt Doha im März 2009 wurde der Iran zuerst ein- später jedoch auf Druck des saudischen Außenministers, Prinz Saud al-Faisal, wieder ausgeladen. Der Gefahr einer möglichen iranischen Atombombe stehen die arabischen Kernstaaten noch ratlos gegenüber, jedoch wird es hier vorerst keine Einheitsfront geben, solange Syrien und Qatar mit dem Iran gute Wirtschaftsbeziehungen pflegen. Der Dubaier Sicherheitsexperte Mustafa Alani fürchtet anlässlich der jüngsten Gesprächsbereitschaft von US-Präsident Obama mit dem Iran Zugeständnisse, die die „Sicherheit der Region untergraben“ könnten.

Tel Aviv sorgt indes mit seiner Politik der fortschreitenden Besiedlung von Palästinensergebieten und dem Festhalten am Status quo nach der Eroberung des Gazastreifens und der Golanhöhen weiterhin dafür, dass der Westen generell von vielen Arabern und inzwischen auch anderen Muslimen in Asien und Afrika als Feind betrachtet wird.

Terrornetzwerke in Asien

Als das Telefon kurz nach der Jahrtausendwende in meinem philippinischen Haus südlich Manila klingelte, ahnte ich bereits Böses.

Es war die Zeit der Entführungen und blutiger Auseinandersetzungen im Süden des fernöstlichen Inselstaates. Der Kampf der islamischen Moros gegen die verhassten Christen hatte „mal wieder“ einen Höhepunkt in der fast 300 Jahre währenden Dauerfehde erreicht. Die deutsche Familie Wallert aus Göttingen und der Pekinger Spiegel-Korrespondent Lorenz waren mit etwa 30 weiteren Geiseln von einer Splittergruppe der militanten Muslimrebellen von Abu Sayyaf unter dem Anführer Ghalib Andang, auch „Commander Robot“ genannt, auf die Insel Jolo entführt worden, nachdem man zuvor einige Kirchen und Märkte bombardiert und katholische Priester getötet oder entführt hatte.

Der Name Abu Sayyaf machte in Europa erstmals als Markenzeichen des fernöstlichen Terrors die Runde. So nennt sich eine islamistische militante Untergrundorganisation in der Sulusee, auf den Inseln Tawi Tawi, Jolo und Basilan sowie in den Provinzen Zamboanga del Sur und Sultan Kudarat. Die selbst ernannten Gotteskrieger unter Führung der Sippe Janjalani trieben dort schon seit Anfang der Neunzigerjahre von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbeachtet ihr blutiges Unwesen. Als ihr Anführer Abdurajik Abubakar Janjalani 1998 bei einem Schusswechsel mit der Polizei umkam, übernahm sein Bruder Khadaffy Janjalani die Führung, bis dieser im September 2006 ebenfalls einer Schießerei zum Opfer fiel.

Am Hörer war meine Schwiegermutter Leonila. Ihre Stimme klang tränenerstickt – ihre Cousine war von den Moros umgebracht worden. Der Terror im Namen Allahs hatte nun auch meine Familie erreicht.

Mit Bitterkeit musste ich in den folgenden turbulenten Tagen, in denen die Brüder meiner Frau auf mein Betreiben die Insel Basilan verließen, daran denken, dass ich den damaligen Herausgeber der Zeitung Die Welt schon 1994 auf die Gruppe Abu Sayyaf und deren Verbindung mit dem internationalen Terrorismus aufmerksam gemacht hatte, allerdings mit dem lapidaren Satz abgefertigt wurde, es handle sich um ein unbedeutendes lokales Geschehen, dem sich eine Zeitung von Weltrang nicht widmen könne. Nun musste sie es gezwungenermaßen.

Dabei hatten die philippinischen Muslime schon 1993 mit dem ersten Bombenanschlag auf das World Trade Center in New York zu tun, hatten im Januar 1995 einen Anschlag auf Papst Johannes Paul II. geplant und beherbergten Bin Ladens Schwager, der für die Finanzierung des Terrors verantwortlich war und diese Tätigkeit – als Spenden-Organisation für muslimische Kultureinrichtungen getarnt – von den Philippinen aus steuerte.

Immerhin – und wer weiß das schon – fielen den Massakern und Gegenangriffen des Militärs seit 1960 in diesem tropischen Inselparadies rund 150.000 Menschen zum Opfer.

Radikale Muslime spielten und spielen im Reich von Ex-Diktator Ferdinand Marcos eine weitaus größere Rolle, als dies auf den ersten Blick hin scheinen mag. Der Islam stellt zwar in dem mehrheitlich christlichen Land nur wenige Prozent der Bevölkerung (rund 3 Millionen Muslime stehen mehr als 80 Millionen Christen gegenüber), Islamisten sind aber von hier aus mit den Terrornetzwerken in aller Welt eng verbunden und nutzen das Land aufgrund des publizistischen Schattendaseins als unauffälliges Rückzugsgebiet. Auch einige der am Flugzeug-Attentat auf die Zwillingstürme des World Trade Centers beteiligten Araber hielten sich kurz davor – wie die Unterlagen der Immigrationsbehörde anhand der erteilten Einreisevisa in Manila belegen – in der philippinischen Hauptstadt auf, vermutlich wegen der nötigen Finanzen. Zudem profitieren die Revoluzzer von korrupten Polizisten und Militärs, die so wenig verdienen, dass sie schon mal geheime Informationen gegen ein Dollarbakschisch preisgeben. Unterhändler beim Entführungsfall Wallert, so hörte ich aus einer vertrauenswürdigen Quelle in Manila, sollen die Emissäre von Abu Sayyaf sogar dazu angestiftet haben, ein höheres Lösegeld zu fordern, weil dann auch für sie mehr abfiele.

Der Terror im südlichen Teil des 7000 Inseln umfassenden Staates hatte mit den Brüdern Janjalani eine neue Dimension erreicht und einen bösen Markennamen erhalten. Es floss seither viel Blut in Südchina, der Sulu- und der Celebes See.

Auf das Konto dieser Dschihadisten („heiligen Krieger“) unter dem Banner des Propheten gehen auf dem Staatsgebiet der Philippinen mittlerweile Hunderttausende getöteter Menschen. Der Dollarsegen des Diktators aus Nordafrika hat eine reiche Bluternte beschert – aus radikal-muslimischer Sicht jedenfalls hat sich die Ausbildung gelohnt.

Das Ziel der extrem gewaltbereiten Terrororganisation und ihrer gemäßigteren größeren Schwester Moro Islamic Liberation Front (MILF) ist ein Gottesstaat in Südostasien, ein Kalifat unter der Rechtsordnung der strengen islamischen Scharia, wie sie von Korangläubigen inzwischen überall auf dem Globus gefordert wird – auch wenn dies viele Menschen im Westen nicht so recht wahrhaben wollen oder zumindest in der wahren Bedeutung für ihre Welt und Kultur nicht erkennen. Das kann so simpel aussehen wie 2009 während des Fastenmonats Ramadan in den Emiraten: Zwei europäische Geschäftsleute wurden verhaftet, weil sie über Tag in einem Restaurant gegen das Fastengebot verstoßen hatten, das für sie ja letztlich nicht gilt. Aber die eifrigen Büttel sahen darin eine Störung der öffentlichen Ordnung und einen Versuch der Verführung einheimischer Gläubiger.

Das in Ostasien nach dem Wunschbild der Fundamentalisten und vor allem der kämpferischen Dschihadisten geforderte Mega-Kalifat mit Scharia-Recht, soll Singapur, Indonesien, Malaysia, Süd-Thailand, die Philippinen und selbst die westlichen Staaten des roten China umfassen. Christen und Andersgläubige sollen dann aus seinem Herrschaftsbereich verbannt, notfalls umgebracht werden. Statt des Kreuzes hat nach dem Willen dieser „Sendboten“ über allen Dächern in Zukunft nur noch der Halbmond zu prangen.

Am Ende eines solchen Prozesses der Gewalt steht nach Ansicht der blinden Eiferer paradoxerweise die friedliche Weltherrschaft der Lehren Mohammeds, ganz wie es der Prophet unmissverständlich in einigen Passagen des Koran als von Gott diktierte Botschaft fordert.

Die selbst ernannten Gotteskrieger träumen – und dies nicht nur in Südostasien – von einem Globus ohne Probleme und Völkergemetzel, ohne Hunger und Durst, einem wahren Paradies schon auf Erden. Die Scharia soll dabei ein für alle Mal mit „westlicher Dekadenz“ und Unmoral aufräumen, Religion und Staat sollen eine untrennbare Einheit bilden.

Und dafür lohnt es sich allemal – so predigen inzwischen rund um den Erdball viele Imame –, sein Leben als Märtyrer zu opfern und von Allah mit einem unbeschwerten und freudvollen ewigen Leben im Paradies belohnt zu werden.

Die Vorfälle in der Südchinasee können als Musterbeispiel für die Entwicklung rund um den Erdball gelten:

Sie zeigen die unglaublich raffinierte weltweite Vernetzung des islamisch gesteuerten Terrors bis in die entferntesten Winkel des Globus und die Macht der Imame und Koranschulen über die restlichen, noch nicht radikalisierten Gläubigen mit einer von Generation zu Generation größeren Breitenwirkung. Fundamentalistisches Denken und Fühlen verbreitet sich heute einfacher denn je durch Cellulartelefone, Fernsehen und Internet bis in die letzte Bambushütte.

Sie enthüllen, wie islamische Kernmächte mit Geldern lokale militante Zellen unterstützen und mit den nötigen Waffen und logistischen Mitteln versorgen. Im Fall der südlichen Philippinen geschah dies durch frühere Zuwendungen aus Libyen an das al-Qaida-Netzwerk, später durch die Saudis und durch den gestürzten Präsidenten des Irak, Saddam Hussein, sowie eventuell heute auch aus dem Iran.

Sie führen vor Augen, dass dem Phänomen mit militärischen Mitteln nicht beizukommen ist. Tausende von Soldaten haben es all die Jahre nicht geschafft, die Terrorbande auf den verhältnismäßig kleinen Inseln der Sulusee auszurotten. Einer Hydra gleich wachsen für jeden getöteten Dschihadkrieger aus den Familienstämmen sofort mehrere neue nach. Die Klammer des Glaubens und des ausgerufenen „Heiligen Krieges“, die Verzahnung und Verschwiegenheit der Sippen über Ländergrenzen hinweg sowie die Armut der Bevölkerung, der die Kämpfer Geld zufließen lassen, bilden ein undurchdringliches Geflecht, stellen ein Tarnnetz zur Verfügung, wie es besser nicht funktionieren könnte. Ähnliches gilt ohne Zweifel für Afghanistan. Und nicht ohne Grund prophezeite im September 2009 der im Untergrund lebende Talibanführer Mullah Omar hämisch, dass die NATO – wie zuvor schon Engländer und Russen – im Land der Warlords und Drogenbarone am Fanatismus seiner Gefolgsleute kläglich scheitern müsse. Selbst der Oberbefehlshaber der westlichen Truppen, Stanley McChrystal, sah es zum selben Zeitpunkt ähnlich und forderte mehr Soldaten – vermutlich mit keiner besseren Auswirkung auf die Gesamtlage, als schon die Russen schmerzlich erfahren mussten.

Es erweist sich, dass die Eingeborenen der kolonialisierten Länder wegen der durch Ausbeutung und Unterdrückung erlittenen Schmach auch heute noch in vielen Ländern der Erde nach Rache dürsten und sich unter den Mantel religiöser Eiferer flüchten. Ein Eingreifen westlicher Staaten – vor allem der USA – wird dabei von vielen zudem als Neokolonialismus empfunden und bewirkt eher das Gegenteil einer Solidarisierung der Bevölkerung mit den „Befreiern“. Die kleinen tropischen Suluinseln waren einst Schnittstelle zwischen arabischen und chinesischen Händlern und konnten als wohlhabend gelten. Nach der Übernahme der kolonialen Macht durch die Spanier und im benachbarten Indonesien durch die Niederländer war dies schlagartig vorbei: Seeräuberei und Schmuggel als lukrative Einnahmequellen breiteten sich aus. Überall da, wo Kolonialherren einst die Prosperität der einheimischen Bevölkerung stoppten bzw. verhinderten, die nationale oder ethnische Identität unterdrückten, regt sich heute Widerstand und beflügelt die radikalen Kräfte.

Das gilt gegenwärtig zum Beispiel für Neuseeland, wo sich die Missionare des Halbmondes mit den Autonomieplänen der ehemals geknechteten Maoris, den polynesischen Siedlern aus der Frühzeit, solidarisieren und derzeit jährlich einen zweistelligen prozentualen Zuwachs an Gläubigen einfahren. Den von den Saudis finanzierten Imamen folgen in Indonesien ausgebildete Werber für den „Heiligen Krieg“, wie dies gegenwärtig in der gesamten westlichen Südsee zu beobachten ist.

Islamisten in Deutschland

Der Marokkaner Mohammed al-Fasasi („Ich bin ein Muslim, weiter nichts“) ist ein im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York bekannt gewordener „Hassprediger“. Zu seinen gelehrigen Zuhörern in der Hamburger al-Quds-Moschee zählten drei der damaligen Flugzeugentführer: Mohammed Atta, Ramzi Binalshibh und Marwan al-Shehhi. In seinem Heimatland Marokko sitzt al-Fasasi derzeit eine 30-jährige Haftstrafe ab, weil man ihn für schuldig hielt, die Attentäter der Selbstmordanschläge vom 16. Mai 2003 auf jüdische Einrichtungen und Orte westlichen Lebensstils in Casablanca indoktriniert zu haben. Die Anschläge hatten damals über 40 Todesopfer gefordert und es gab mehr als 100 Verletzte. Die Anklage lautete auf Mitgliedschaft in der Organisation Salafiya Jihadiya („Salafistischer Heiliger Krieg“), einer mit al-Qaida verbundenen islamistischen Terrorgruppierung, und auf Anstiftung zum Mord sowie Teilnahme an der Planung terroristischer Akte. Auch bei der Suche nach den Attentätern der Zuganschläge in Madrid am 11. März 2004, bei denen nach Angaben des spanischen Innenministeriums 191 Menschen ums Leben kamen und über 2000 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden, konzentrierten sich die Fahnder auf Spuren, die nach Marokko wiesen. Bei einem Treffen einer marokkanischen Extremisten-Zelle heimlich aufgenommene Fotos, die Spiegel-TV präsentierte, zeigen deutlich Mohammed al-Fasasi unter den Verschwörern.

Ausgerechnet dieser Mann, der in der Funktion eines Gast-Imams seinen Glaubensgenossen in der Fremde den Dschihad predigte, der auf deutschem Boden zum gnadenlosen Töten aufrief, gibt den Befürwortern eines dauerhaften und friedlichen Dialogs mit der muslimischen Welt jetzt ein Zeichen der Hoffnung und neue – vielleicht auch trügerische – Nahrung für ihre Utopie eines moderaten „europäischen“ oder gar „deutschen“ Islam.

In einem offenen Brief aus dem Stadtgefängnis von Tanger, datiert vom 21. Juli 2009, an seine in Hamburg lebende Tochter und die Muslime in Deutschland, den deutsche Staatsschützer für authentisch halten, schwor al-Fasasi nun dem Hasspredigen und seiner terroristischen Vergangenheit ab: Er habe sich damals „vergaloppiert“ und sei „über das Ziel hinausgeschossen“, Deutschland sei „kein Kampfgebiet“, sondern ein Land zum Lernen, das seine Migranten sogar polizeilich schütze und über Richter verfüge, die für deren Recht sorgen. Daraus folge, dass die Tötung der Bevölkerung im Namen des Dschihad oder der Versuch, Zellen zu bilden, die „die Menschen in Angst und Schrecken versetzen“, einen Vertragsbruch dessen darstelle, worunter man in der Einwanderungsbehörde seine Unterschrift gesetzt habe. Die Ablehnung deutscher oder anderer Außenpolitik müsse durch friedliche Demonstrationen, Streiks und Proteste „weit weg von willkürlichen Attentaten und dem Töten als Kuffar [„Ungläubige“] bezeichneter unschuldiger Menschen“ zum Ausdruck kommen. Ein solches Verhalten verstärke nur die „Rückständigkeit der Muslime und ihr Image als eine Gruppe von rückwärtsgewandten Idioten, deren Platz in Grotten und Höhlen ist und nicht auf den Straßen von Hamburg, Frankfurt, Berlin oder sonst wo“. Es existiere in der Bundesrepublik zudem eine garantierte Religionsfreiheit, „wie es sie in vielen islamischen Staaten nicht gibt. Was Gelehrte und Prediger dort sagen können, kann in manchen islamischen Ländern nicht gesagt werden“. Es gebe in Deutschland kein Verbot friedlicher Werbung für den Islam, resümiert er und wendet sich dabei ausdrücklich an die in der Bundesrepublik lebenden Migranten: „Dass es in Hamburg 46 Gebetsräume gibt, ist an sich schon ein Beweis für die Toleranz des deutschen Staates gegenüber den Muslimen, weil es in keinem islamischen Land eine vergleichbar große Anzahl von Kirchen in einer Stadt gibt.“ Leider sei die Zersplitterung eine „herausragende Eigenschaft der Muslime geworden“, was Verwirrung bei den deutschen Behörden erzeuge und den Dialog mit dem deutschen Staat erschwere. Am Ende seines Briefes betont al-Fasasi, dass die Verteufelung oder Beleidigung der deutschen Regierung eine „Sittenlosigkeit“ gegenüber einem großzügigen Gastgeber sei: „Was ist der Nutzen daraus, die Bundeskanzlerin zu beleidigen und sie als Taghut [„Despotin“] zu beschimpfen? […] Deutschland hat Euch seine Tore geöffnet, Ihr habt aus seiner Schatzkammer etwas erhalten, während Euch zur gleichen Zeit Eure eigenen Leute nichts gegeben haben.“

Noch in den Jahren 1999 und 2000 klang das alles allerdings dramatisch anders: Da rief er als Imam der al-Quds-Moschee im Hamburger Stadtteil St. Georg, ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs, noch dazu auf, „die Herrschaft der Ungläubigen zu beseitigen, ihre Kinder zu töten, ihre Frauen zu erbeuten und ihre Häuser zu zerstören. Sei in dieser Welt wie ein Fremder. Sei kein Gefangener deines Geldes. Dschihad ist die einzige Lösung, die Welt zu verändern“. Und 2001: Es sei „hart für die Ungläubigen, dass unsere Religion uns befiehlt, ihnen die Hälse durchzuschneiden“.

Die Hoffnungen von Sicherheitsbehörden, Islamexperten und Dschihad-Renegaten gründen sich nun vor allem darauf, dass der vom Saulus zum Paulus gewandelte al-Fasasi, der in dschihadistischen Kreisen als echte Autorität galt, möglicherweise andere Salafisten und Muslimbrüder des „Heiligen Krieges“ vor allem im nordafrikanischen Maghreb nachdenklich stimmen könnte.

Salafisten, wie er einer war oder noch ist, nehmen für sich in Anspruch, den alleinigen und wahren Islam, eine Art „Urislam“, dem „Urchristentum“ ähnlich, zu verkünden und zu leben. Al-Fasasi, der sich immer noch als „zu Unrecht Gefangener“ sieht, dem aber das Gefängnis gleichwohl „Gelegenheit zu Betrachtung und zum Nachdenken“ gab, war für seine volksverhetzenden Aufrufe, die auch den Diebstahl bei Christen billigten – da diese die islamische Welt in der Kolonialzeit ausgebeutet hätten –, nie strafrechtlich belangt worden.

2009 übernahm in der berüchtigten Moschee im Hamburger Stadtteil St. Georg der Deutsch-Syrer Mamoun Darkazanli die Leitung des Freitagsgebets. Einen eigenen Imam hat die inzwischen in Masjid Taiba umbenannte Moschee nicht, seit der letzte Imam, Scheich Adam, nach jahrelanger Bedrängung von staatlicher Seite sein Amt niedergelegt hatte und alle für die Amtsnachfolge angesprochenen Islamgelehrten Repressalien befürchten.

Darkazanli, als Schlüsselfigur des Terrornetzwerkes al-Qaida in Europa verdächtigt, sollte im Zusammenhang mit den Madrider Zuganschlägen von 2004 nach Spanien ausgeliefert werden, entging aber aufgrund einer Verfassungsbeschwerde gegen den EU-Haftbefehl im Herbst 2004 der Überstellung. Seit 1997 soll er nach Erkenntnissen spanischer Ermittler ständiger Ansprechpartner von Osama bin Laden in Europa und Mitglied einer spanischen Terrorzelle gewesen sein. Die Bundesanwaltschaft ging davon aus, dass Darkazanli zwischen 1993 und 1998 Kontaktmann verschiedener al-Qaida-Führungsköpfe war und Mitglieder der Hamburger Terrorzelle um die Todespiloten des 11. September 2001 kannte. Die Ermittlungen gegen ihn wurden jedoch 2006 eingestellt, da sich weder ein hinreichender Tatverdacht für die Teilnahme an der Planung der Anschläge vom 11. September 2001 noch dafür bestätigen ließ, dass Darkazanli in Deutschland eine Extremistenzelle gebildet habe.

Die ehemalige al-Quds-Moschee, deren Freitagspredigten auf Arabisch gehalten und nach dem Freitagsgebet auf Deutsch erläutert werden, hatte in der Vergangenheit immer wieder wegen radikaler Töne ihrer Imame von sich reden gemacht. Erst im März 2009 sei nach Angaben von Hamburger Polizei und Verfassungsschutz eine zehnköpfige Gruppe von gewaltbereiten Islamisten und regelmäßigen Besuchern dieser Moschee zu einem Terrorausbildungslager nach Pakistan ausgereist, darunter zwei deutsche Islamkonvertiten. Die meisten von ihnen bezogen bis zu ihrer Ausreise staatliche Hilfen wie Hartz IV, Arbeitslosengeld oder BAföG.

Kritiker stehen denn auch dem Gesinnungswandel al-Fasasis skeptisch gegenüber und bezweifeln eine positive Wirkung auf seine radikalen Glaubensgenossen. Denn sofort nach Bekanntwerden seines mahnenden Briefes tauchten die ersten Internet-Botschaften auf, riefen die Dschihadszene zur Ordnung, weiterhin den „Heiligen Krieg“ gegen die Ungläubigen, den Westen, seine lasche Moral und seinen Neokolonialismus voranzutreiben.

In Deutschland haben islamische Fundamentalisten seit Mitte der Neunzigerjahre deutlich an Einfluss gewonnen. Sie bedienen sich für ihre Agitation nicht nur der Einladungen zum Freitagsgebet, sondern nutzen vor allem intensiv das Internet für Predigten über Video, wie beispielsweise der charismatisch wirkende 1978 in Frechen geborene Konvertit Pierre Vogel alias Abu Hamsa, der mit radikalen Parolen vorwiegend jüngere deutschsprachige Anhänger und Konversionswillige sammelt. Protestantisch getauft und konfirmiert, hatte Vogel eine römisch-katholische Klosterschule besucht und sich bereits als Schüler an der zu freien Bibelauslegung seiner Religionslehrer gestört. 2001 trat er zum Islam über und begann zunächst ein Studium der Islamwissenschaften in Deutschland, welches er jedoch abbrach, um ein Studium an der Umm-al-Qura-Universität in Mekka zu beginnen. Wieder nach Deutschland zurückgekehrt, begann er 2006 mit dem Predigen an der al-Nur-Moschee in Berlin-Neukölln und produzierte zahlreiche Videos, wie beispielsweise „Fünf Fragen an die Christen“. Zwar ist Pierre Vogel laut Verfassungsschutz von Schleswig-Holstein kein Hassprediger, vertritt aber eindeutig die salafistische Version des Islam, geprägt von „antichristlichem Ressentiment“ und der Darstellung der „absoluten Überlegenheit des Islam“.

Ein weiterer sehr bekannter deutscher Islamkonvertit ist der 1946 in Chemnitz geborene Schriftsteller, Publizist und ehemalige Aktivist der Achtundsechziger-Bewegung, Hadayatullah (Paul Gerhardt) Hübsch. 1969 trat er der Glaubensgemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat („Ahmadiyya Muslim-Gemeinschaft“) bei, deren langjähriger Pressesprecher er in Deutschland war. Heute wirkt er ehrenamtlich als Imam Dschuma („Leiter der Freitagspredigt“) in der Nuur-Moschee in Frankfurt-Sachsenhausen. Seine religiösen Schriften basieren auf den Lehren des Ahmadiyya-Islam.

Der erste Brückenkopf der radikalislamischen Muslimbruderschaft in Europa entstand mit dem Bau der Moschee in München-Freimann im Jahr 1973, wo auch heute noch die Fäden verschiedenster islamischer Vereine zusammenlaufen: Die Freimann-Moschee, Mitglied des Zentralrats der Muslime in Deutschland, ist Sitz des Islamischen Zentrums München (IZM) und der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland (IGD) – beide personell eng verwoben mit der Muslimbruderschaft, deren oberster Führer, Mohammed Mahdi Akef, das IZM zeitweise geleitet hat. Die oft auch als „Mutterorganisation des politischen Islams“ bezeichnete Muslimbruderschaft strebt einen islamischen Gottesstaat auf der Grundlage der Scharia an. In Deutschland zählt sie nach Angaben des Verfassungsschutzes mit Schwerpunkt in München etwa 1800 Mitglieder. Die Keimzelle dieser militanten Gruppe in München ist eine Erblast des Dritten Reiches, denn muslimische Sowjetsoldaten hatten an der Ostfront teils als Agenten Hitlers gearbeitet und konnten nach dem Zusammenbruch 1945 nicht mehr in ihre Heimat zurück. Sie schlüpften im katholischen Gemeindezentrum St. Paul in der bayerischen Landeshauptstadt unter und betrieben von da den Bau einer eigenen Moschee, von wo aus die Muslimbruderschaft später agieren sollte. Der oberste Moslembruder Mohammed Mahdi Akef billigt die Selbstmordattentate der Hamas, hetzt gegen Israel und gilt als glühender Verfechter des Kalifats, des Gottesstaates.

Fanatische Töne sind in unseren Tagen mit steigender Tendenz rund um den Erdball zu vernehmen und werden sogar von deutschen zum Islam konvertierten „Gotteskriegern“ angeschlagen. Die sogenannte Sauerland-Gruppe ist dabei nur die Spitze eines Eisberges und einer Organisation, der Islamischen Dschihad-Union, zu der auch der inzwischen getötete Eric Breininger aus dem Saarland gehört, der aus dem Hindukusch immer wieder Videobotschaften mit Drohungen gegen Deutschland verbreitete. Nachahmer fanden sie inzwischen in Einwandererkindern wie den marokkanischstämmigen Brüdern Mounir und Yassin Chouka von der Islamischen Bewegung Usbekistans sowie in zwei weiteren Dschihadisten, dem gebürtigen Iraner Shahab D. aus Hamburg, der auch Abu Askar genannt wird, und dem Afghanen Khojah S. aus Bonn, genannt Abu Safiyya.

Die Fahnder der Republik haben mittlerweile Dutzende Verdächtiger im Visier (allein in der Hansestadt Hamburg etwa fünfzig) und nicht umsonst investierte der Innenminister der letzten Regierung, Wolfgang Schäuble, über 120 Millionen Euro in Abwehrmaßnahmen. Allein im Wahlmonat September 2009 richteten sich gleich mehrere solcher Drohvideos – unter anderem vom meist gesuchten Terroristen Bin Laden selbst – an die Adresse der Bundesrepublik, um einen Abzug der Truppen aus Afghanistan zu erzwingen. Das ausgelassene Oktoberfest in München glich 2009 fast einem Hochsicherheitstrakt, da die Sicherheitsbehörden der Bayern und die Polizei der Landeshauptstadt mit Anschlägen rechneten: Flugzeuge durften die „Wiesn“ nicht überfliegen, die Besucherzahlen stockten. Ein Schneider in Mittelamerika fertigt seit Jahren gar kugelsichere Dirndl aus demselben Material an, aus dem er auch die roten Hemden des umstrittenen venezuelanischen Staatspräsidenten Hugo Chávez näht.