Wenn Gott dich glückselig lächelt - Rolf Kretschmann - E-Book

Wenn Gott dich glückselig lächelt E-Book

Rolf Kretschmann

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Beschreibung

Visionäre Bilder sind ein Dreh- und Angelpunkt dieses Buches. Sie rücken vieles in ganz eigenes Licht, bieten verblüffende Pointen und öffnen, lehren, helfen. Das ist im Buch eindrücklich mitzuerleben. Einschließlich kostbarer Glücksmomente. Auch Heikleres wie etwa Freiheit zum Bösen, Heilung, Prophetie oder Sex ist Thema.

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Seitenzahl: 298

Veröffentlichungsjahr: 2017

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INHALT

Kleine Titelgeschichte

Willkommen in diesem Buch!

Erstaunliches

Annäherung an Gott

Ein heftiges Ultimatum

Nährendes göttliches Feuer

Geheimnisvoller Gottesdienst

Heißes Abenteuer, kühler Alltag

Verblüffendes Selbstbild von Gott

Selbstfesselnde Zweifel

Scheinbare Gottesblindheit

Mehr als herablassende Gnade

Großzügige Geschenke Gottes

Menschliche Gegengaben

Exquisites Liebesbündnis

Bewegendes

Leben mit Gott

Mehr und tiefere Freude

Verstörendes göttliches Feuer

Frust und Krisen – wundervoll?

Nur Mut! Aufgabe und Hingabe

Gespräch mit Gott – gefährlich?

Schneller an Gott heran

Visionäre Bilder – Schritte dahin

Bitteres Schweigen Gottes

Die Freiheit zum Bösen

Die dunkle Größe Gottes

Heilsames

Heilen und heil werden

Heile Welt und gute Laune

Heilsames göttliches Feuer

Größer und heiler werden

Heilung von Schmerz

Befreiung von seelischen Lasten

Befreiung von negativen Gefühlen

Vergebung – in alle Richtungen

Beziehungen bessern und heilen

Himmlischer heilsamer Sex

Heilwerden – Schritte dahin

Prophetisches

Mehr ahnen und wissen

Versprechen und Warnung

Enge Hölle, weiter Himmel

Solidarität mit Gott

Wille zur Prophetie

Prophetie in der Gruppe

Mögliche Zukunft von Kirchen

Zukünftige Theologie

Deutschland in 20 Jahren

Belebende Kunst

Als Lob und Preis

Nachwort

Zum Autor

Kontakt

Kleine Titelgeschichte

Willkommen in diesem Buch!

Das Neue Jahr fängt wunderbar an: Heute morgen begrüßt mich gleich unter der Dusche stürmisch ein hinreißender Buchtitel und sagt: Hier bin ich! Hier will ich sein!

Da laufe ich im alten Jahr suchend vom Computer in die Küche und zurück. Da werfe ich mich zum Denken in den Sessel, stehe auf, nasche etwas. Da halte ich eine erste Idee fest, verwerfe dann auch die zweite und lasse schließlich das Neue Jahr über mich hereinbrechen. Und genau dann, wenn ich mir das erste Mal vom Neuen Jahr den Kopf waschen lasse, da passiert es.

Was ist das: Göttlicher Humor? Ein kreativer himmlischer Flirt? Auf jeden Fall der Appell: Nimm Schweres himmlisch leicht!

Seit sechs Wochen tippe ich mir die Finger wund an einem Buch. Mit vielen Vielleichts, was den Erfolg angeht. Einen Verlag habe ich schon einmal mit ersten Seiten behelligt. Es kam gestern nur ein kurzes Dankeschön zurück, und statt freundlichem Schulterklopfen gab es eher etwas auf die Finger.

Das Ergebnis: Meine Seiten machten mich plötzlich nicht mehr an, sondern sie lachten mich eher aus. Auch der bisherige Titel. Oh Himmel! Irgendwann war ich dann gestern so klein, dass die Idee groß wurde: Ich wende mich mal an eine himmlische Instanz, um – bitte schön! – ein Urteil von höherer Warte zu erhalten. Konkret: Ich fragte Gott.

Und was passierte? Gott gab für mich und das Neue Jahr die Losung aus: Du wirst siegen! Ein grandioses Wort, von ihm gelassen ausgesprochen. Siegen, das ist gut! Aber wann, wie, wo? Und dann pirscht sich doch heute tatsächlich ein erster Sieg an mich heran – an einen nichts ahnenden, wehrlosen Mann unter der Dusche: Ein wunderbarer neuer Buchtitel! Oh mein Gott, was bist du herrlich!

Aber erst einmal bin ich auch sprachlos. Anders gesagt: Es zieht mir einfach die Sprachstiefel aus, mit denen ich vor sechs Wochen angetreten bin. Stattdessen stehen plötzlich ein paar Turnschuhe bereit, und gleich beim Ausprobieren zeigt sich: Mein Text lächelt mehr, er wird lockerer. Ich bin perplex.

Von Haus aus bin ich eigentlich so ernst, dass mein Sessel immer traurig unter mir quietscht, wenn er mich aufnehmen muss. Und das soll nun ich sein, der plötzlich luftiger schreibt? Das ist auch ein Sieg über mich! Und es ist ein mir verschmitzt zulächelndes Wunder.

Wird das etwa auch noch ein Sieg auf der ganzen Linie? Ich habe zig Seiten fertigen Text, der darniederliegt. Ich muss ihm aufhelfen und auf leichtere Füße stellen. Da muss mir aber göttlicher Aufwind kräftig unter die Arme greifen – bitte!

Doch jetzt ist erst einmal wahrhaft glückliches Lächeln angesagt!

Erstaunliches

Annäherung an Gott

Ein heftiges Ultimatum

Liebe Leserin oder lieber Leser, falls nötig jetzt stark sein! Und nicht zittern. Ja, ich habe Gott ein Ultimatum gestellt. Vor sechs Wochen. Und ich habe das damals so festgehalten:

Gott eine Frist setzen. Ihm ein Ultimatum stellen. Ihm mit Übeln drohen. Das hört sich an wie Erpressung. Das geht gar nicht – oder?

Ich habe es trotzdem getan. Mit leicht bebendem Herzen.

Warum? Mein Herzensprojekt war schon länger ins Stocken geraten. Es zeigte an den Rändern erste Risse. Dabei war es doch auch Gottes Projekt – darauf hätte ich zumindest bis vor kurzem noch gewettet. Aber vor einer Woche wurden die Risse zu tiefen Brüchen. Und mein bis dahin schier unendlich langer Geduldsfaden riss. Mir war nur noch nach einem Mark und Bein erschütternden Schrei zu Mute.

Kurz habe ich überlegt: Ja oder Nein? Dann bin ich aufgestanden, habe die Faust geballt und gesagt: Gott, wenn alle Arbeit und Hoffnung immerzu umsonst ist – das haut selbst dem gutwilligsten Glauben die Beine weg. Auch meinem. Und wenn das Projekt jetzt den Bach runter geht, wird mein Glaube mit davonfließen. Irgendein Gully wird ihn schlucken. Gott, sieh doch her: Ich stehe an einer gefährlichen Abbruchkante. Unter mir bröckelt es gewaltig. Und ich verlange von dir, ja, ich fordere von dir, dass du mir bis zu meinem nächsten Geburtstag – der war da noch drei Wochen hin – irgendwie auf tragfähigen Boden hilfst.

Dann ging mein Ultimatum erst einmal seinen eher verborgenen Gang. Aber plötzlich schlug gestern der Blitz ein. Alles wurde noch brisanter: Die Mittel für Unterhalt und Ausbau meines Projektes brachen einfach weg – schlagartiger Entzug. Ich war atemlos.

Damals, als die Mittel reichlich zu strömen begannen, waren sie für mich eine wunderbare Gabe Gottes. Sie waren mir ein großes göttliches Ja zu meinem Herzensprojekt. Eine köstliche Bestätigung. Sollte nun aber das, was meine Träume in handfeste Realität zu verwandeln schien, nur heiße Luft gewesen sein? War das nur ein von mir aufgeblasenes Fantasieprojekt?

Der Boden unter meinen Füßen gab nach. Bis dahin glaubte ich ein von Gott geschätzter Mensch zu sein. War das etwa ein gewaltiger Irrtum? Gab es massive göttliche Vorwürfe gegen mich? Hatte ich vielleicht schwere Patzer begangen, die mich nun einholten?

Wer war ich jetzt überhaupt noch? Wie würden die kommenden Monate und Jahre ohne das Projekt aussehen? Ich blickte in einen Abgrund, dessen Tiefe noch nicht auszuloten war, und hatte für Stunden ein inneres Zittern in mir.

Doch dann ganz plötzlich: Mir legt sich sanft eine Idee in die Hand! Innerlich sehe ich ein Buch.

Ich hatte versucht, Gott Daumenschrauben anzulegen. Aber nun war ich selbst erst einmal unter die Räder gekommen. Das war spektakulär. Aber darüber schreiben – nein, das hätte ich weit von mir gewiesen. Doch nun wird mir von höchster Seite die Buchidee nahegelegt. Ich werde geradezu darum gebeten. Und damit folgt der niederschmetternden Erfahrung wieder Errettung – mitsamt einer Verheißung?

Die Buchidee hat zwar erst einmal etwas Erlösendes. Schon. Aber meine gepflegte Naivität ist hin: Weiß ich noch wirklich, worauf und wohinter Gott steht? Meine Seele ist auf Abstand gegangen.

Nährendes göttliches Feuer

Die Welt ist für mich deutlich unsicherer geworden. So mit meinem angefressenen Gottesvertrauen und mit meiner melancholisch stimmenden Gottesenttäuschung. Das spüre ich durch und durch. Ich eiere irgendwie nur herum. Hilfe!

Ich weiß, man kann sich göttliches Feuer vorstellen: Als lodernde Flammen. Und wenn in einem gerade Angst grassiert, dann hinein damit ins Feuer. Danach schaut man begeistert zu, wie sie aufflammt und in Rauch aufgeht. Und wenn es gut läuft, ist die Angst dann ganz entschwunden.

Taugt so ein Feuer auch für meine Missstimmung? Und für mein Misstrauen gegen Gott, das sich in allen Glieder eingenistet hat? Es kommt auf einen Versuch an. Also gut, ich werde mit meiner ganzen Person in solch ein göttliches Feuer steigen, um hoffentlich durchgeglüht und von allen lästigen Gefühlsparasiten befreit zu werden. Ich schließe die Augen und bin gespannt:

Erst sind mannshohe Flammen da. Ich sehe sie innerlich ein Stück entfernt. Dann gehe ich ein paar Schritte vor und trete mitten hinein. Nein, ich spüre keinerlei Hitze! Aber mitten in den Flammen steigen Gefühle von Kraft und Freude in mir auf. Sie beleben mich, sie durchdringen mich. Und dann ist auch noch mehr da: Eine höhere Gegenwart. Sie wirkt erfrischend. Und sie macht spürbar Mut.

Was für ein überwältigendes Feuer! Da muss ich wieder und wieder hinein!

Später: Kaum denke ich einmal gezielt an das Feuer, ist es schon da. Erst nur innerlich sichtbar, dann immer mehr fühlbar. Und je unsichtbarer die Flammen werden, desto spürbarer wird ihre Gegenwart. Das Feuer ist dabei umwerfend kreativ:

Mal pumpen die Flammen Kraft in meinen Körper. Ich könnte damit männlich gestählt auf die Welt losmarschieren. Dann wieder umschmeicheln die Flammen mich und streichen mir sanft über die Glieder – weiblich-erotisch.

Oder sie zerfließen und formen sie sich zu einem Lächeln über mir. Dann wieder wabern sie wie ein eleganter Reigen von Engeln um mich. Oder sie werden zu steil aufragenden Zypressen, die meinen Blick strikt zum Himmel schicken.

Und spielerisch sind sie auch, die Flammen: Sie umzucken mich neckisch, reichen mir eine Hand und ziehen sie wieder zurück. Sie zupfen mich an den Haaren. Oder sie geben sich so verrückt, dass ich ihnen nur noch amüsiert zusehen kann. Und damit ist plötzlich da: eine Leichtigkeit des Seins.

Ich bin in diesen Flammen nie allein. Ich fühle mich begleitet, von Göttlichem umgeben. Mit ganz viel warmem Lächeln.

Ist das Feuer nun eine Frucht meines Ultimatums? Wenn ja, dann streue ich jetzt ein freudiges Danke in die Flammen, mich dreimal um mich selbst drehend.

Geheimnisvoller Gottesdienst

Drei Tage später: Das visionäre innere Bild mit den göttlichen Flammen ist überholt. Es hat keine Kraft mehr. Aber mein ramponiertes Gottesvertrauen ist glücklich auferstanden. Es ist wieder da! Das göttliche Feuer hat ganze Arbeit geleistet. Respekt!

Jetzt muss aber ein neues Thema her. Ich bitte meine himmlische Instanz um einen zukunftsweisenden Impuls. Und warte.

Dann ist der Impuls da: Morgen ist doch Sonntag. Da ist jetzt das Thema Gottesdienst dran. Sofort erhebt sich in mir Gejammer: Nein, doch nicht das! Wenn schon, dann später. Gottesdienst ist so heikel! Und ich stöhne: Warum jetzt dieses Thema? Ich höre nur lapidar: Ich will es! Oh ja, die Stimme kenne ich und lenke ein.

Also Gottesdienst. Die meisten Gottesdienste sind mir zu fade. Da fehlt mir Gewürz. Oder Saft. Oder auch Süße. Doch ja, es gibt schon die Gottesdienste, die Schauder über den Rücken schicken. Oder Tränen in die Augen. Aber so selten, so selten.

Ich habe eine Idee: Was passiert eigentlich, wenn ich mal den Durchschnittsgottesdienst ins göttliche Feuer schicke? Geht das? Und wenn ja, was verbrennt dann? Ich bitte den Himmel um ein erhellendes Bild:

Ein Engel kommt zu mir, nimmt mich an die Hand und saust mit mir los. Durch die Luft. In der Ferne kommt eine kleine alte Kirche auf einem Berg in Sicht. Wir bleiben davor in der Luft stehen. Ich kann kurz in die Kirche hineinsehen: Da drin sitzen Menschen still und dicht gedrängt. Sie sind schwarz angezogen.

Dann kommt das göttliche Feuer: Ein Meer von Feuer, in dem die Kirche hinter Feuerwänden verschwindet. Schließlich erlöschen die Flammen.

Als die Kirche wieder ins Blickfeld kommt, ist sie fast völlig verschwunden: Alle Wände und der Turm sind weg. Nur die Menschen sitzen noch da. Schwarz und unbeweglich. Und ganz im Freien. Bei genauerer Betrachtung sehe ich: Die Menschen sind jetzt schwarz verkohlte Leichen.

Mich graust es. Das kann doch nicht wahr sein! Mein Gott, was für ein Bild! Ich will ein freundlicheres. Aber nein, es gibt kein anderes. Ich habe ein Bild gewollt, nun ist es genau dieses geworden.

Gut, dann zähneknirschend ans Werk. Was will oder soll uns also dieses Bild sagen? In der Kirche sitzt gerade eine Trauergemeinde? Aber dazu würden Sarg und Friedhof gehören. Die aber fehlen.

Da trifft eine andere Sicht den Nagel besser auf den Kopf: Die gesamte Gottesdienstgemeinde trauert, ja. Aber nicht um einen Toten. Sondern die Menschen trauern um sich selbst: Um das, was sie verpasst haben. Um das ihnen bisher entgangene Leben.

Das Bild stellt damit eine elementare Frage: Wie viele trauernde Menschen füllen eigentlich die Bänke überall in den Gottesdiensten? Und wie viele suchen da Impulse für mehr Leben und Lebendigkeit?

Ich könnte mir die Gemeinde auch anders vorstellen: Farbenfroh gekleidet. Sich lebendig bewegend oder gar tanzend. Von fröhlicher Musik begleitet oder gar von heißen Rythmen angefeuert. Bei solcher Vorstellung wird erst klar, was für ein steifer, trauriger Haufen sich da in der Kirche eingefunden hat.

Warum hat es die trauernden Menschen in diese alte und abgelegene Kirche gezogen? Sie klammern sich offensichtlich an überkommene Rituale und Traditionen. Das ist, was sie kennen. Und das verspricht zumindest ein Stück Sicherheit in einer sich zügig wandelnden Welt. Zwar vermindern die alten Rituale nicht die Trauer, aber immerhin erhöhen sie nicht die Angst.

Eigentlich wollte ich ein Bild mit einem Durchschnittsgottesdienst. Das hier ist aber nicht Durchschnittsniveau, sondern eher unterste Kategorie. Innere Bilder wollen es manchmal drastisch. Sie greifen dann nicht zum Hämmerchen, sondern zum Vorschlaghammer. Damit Entscheidendes nicht weggewischt und unter den Teppich gekehrt wird.

Der zweite Teil des Bildes ist ein gutes Beispiel dafür: Da wird es tragisch, da geht es um ein Massensterben. Was ist da passiert? Mich selbst hat das göttliche Feuer lebendiger gemacht – und hier tötet es? Kann das stimmen?

Zuerst hat das Feuer die alten Mauern des Gotteshauses weggefetzt. Zugleich ist wohl der Feuersturm mitten das traditionelle Ritual gefahren, das gerade ablief. Die Lebendigkeit des göttlichen Feuers brach also voll über die Gemeinde herein. Und verbreitete sicherlich Angst und Schrecken.

Und die Menschen? Sie hätten vermutlich ihren ganzen Mut zusammennehmen, ihre Angst überwinden und aufspringen können. Sie hätten die überraschende Chance packen und sich in eine neue Lebendigkeit hineinwerfen können. Doch sie blieben einfach passiv sitzen. Vielleicht verweigerten sie sich sogar trotzig dem Feuer. Das aber brachte ihnen den Tod.

Eine rabiate Aussage des Bildes! Sich allzu sehr in Traditionen zu flüchten, das kann tödlich enden. Vor allem, wenn das Angebot göttlicher Lebendigkeit nicht geschätzt und angenommen wird.

Aber was soll das? Worauf will das innere Bild letztlich hinaus? Ich rätsele lange herum.

Dann endlich kommt es mir: Es geht, glaube ich, schnurstracks um dich, liebe Leserin oder lieber Leser. Das innere Bild ist an dich adressiert. Hier am Anfang des Buches. Aber es will dir beileibe nichts Böses, sondern es möchte dich stärken. Und zwar darin, dich nicht von Herkömmlichem und von Traditionen festnageln zu lassen. Das kann sonst für dich tückisch werden und tödlich enden, sagt das innere Bild.

Sicherlich ist das erst einmal eine Warnung. Du sollst aufhorchen. Aber vor allem möchte das innere Bild dir raten: Nimm Angebote an, die dich lebendiger machen. Bleib nicht aus Angst sitzen. Lös dich von Strukturen und Menschen, die dir nicht gut tun, auch wenn das vielleicht Mut erfordert. Manchmal ist einfach Aufstehen dran. Oder aus der Reihe Tanzen. Kann es also sein, dass du da gerade gefordert bist? Auch durch dieses Buch?

Heißes Abenteuer, kühler Alltag

Heute ist mein Geburtstag. Heute läuft mein Ultimatum ab. Und gestern habe ich Gott gebeten: Bitte an diesem Tag für mich ein versöhnliches Geschenk!

Und was passiert? Um 8 Uhr 30 drängen sich gut hundert Schafe vor meiner Wohnungstür aneinander. Irgendwo sind sie ausgebrochen. Die Nachbarin telefoniert nach dem Besitzer. Und ich bemühe mich mit einem Stecken, die Tiere auf dem Rasenstück zu halten.

Dann: Das eine oder andere Schaf hebt den Kopf, kommt auf mich zu und schaut mich ganz freundschaftlich an. Unerwartet habe ich eine Herde von lammfrommen und liebenswürdigen Gratulanten zu meinem Geburtstag! Mehr noch: Ich stehe plötzlich als Schafhirte da. Und dann kommt die Eingebung, die mir Tränen in die Augen treibt: Ich bin plötzlich Pastor – übersetzt: Hirte – einer kleinen mir zugelaufenen Gemeinde! Als ich noch jung war, habe ich mal auf Pastor studiert, bis die Umstände gegen mich waren. Und nun heute solch merkwürdige Erfüllung als Geburtstagsgeschenk!

Ja, es gibt sie die abenteuerlichen Situationen mit dem heißen Glücksgefühl: Dann wenn der Himmel die Erde unübersehbar berührt. Da läuft der Glaube zu seiner schönsten Form auf. Es ist ein betörend verrücktes Pingpong, wenn ich den einen Tag eine Bitte gen Himmel schicke, und am nächsten Tag kommt eine Antwort köstlich verpackt und mit Schleife darauf zurück.

Allerdings ist das kostbare Ausnahme. Es ist nicht Alltag mit Gott. Diesen gängigen Alltag möchte ich gern in einem inneren Bild einfangen. Und das hier ist gekommen:

Ich stehe in einem breiten Lichtkegel an einem Strand. Vom Himmel fällt wunderbar wärmendes Licht. Und ich fühle mich schlicht rundum wohl. Da beobachte ich: Hier und da versucht ein schwarzes Schaf in den Lichtkegel einzudringen. Aber das Licht schiebt jedes Tier zurück.

Doch schließlich gelingt mehreren Tieren gemeinsam der Einbruch. Sie umringen mich. Bedrängen mich. Mir wird eng und enger. Da greift eine Lichthand ein, hebt mich auf und setzt mich ein ganzes Stück weiter wieder ab. Der Lichtkegel rückt sofort nach, und die schwarzen Schafe sind wieder außen vor.

Dann patsche ich durch seichtes warmes Wasser. Da liegen weiße Muschelschalen herum. Mit den Füßen schiebe ich sie so zurecht, dass ich sie gut betrachten kann. Ich bin ganz versunken in mein Tun, als ich spüre: Mir wird kalt! Und auch das Wasser wird kühl. Ich schaue auf: Der Lichtkegel ist weitergezogen, und ich bin nicht mitgegangen. Nichts wie hinterher!

Das sollte der Alltag sein: Ein Leben in göttlicher Wärme. Hier im Bild ist es der Ausgangspunkt. Und da zeigt sich: Ab und an wollen schwarze Schafe – ich nenne sie mal Biester – das Wohlbefinden stören. Was sind das für Biester? Es sind etwa Attacken von Ängsten. Aber auch von Zweifeln. Niemand bleibt davon verschont. Ein gestandenes Gottesvertrauen kann sie aber meistens auf Abstand halten.

Doch dann kommt ein Einbruch. Vielleicht dramatisiert sich gerade das Leben – etwa durch Unfall, Krankheit, Verlust. Dann kann der Glaube geschwächt sein, und Ängste und Zweifel haben leichteres Spiel. Sie können beklemmend weit vordringen. Da hilft dann nur noch ein Notschrei zum Himmel – welcher Art auch immer –, und eine göttliche Hand greift ein und packt zu. Ich habe das ja gerade mit meinem Ultimatum durchexerziert.

Die rettende göttliche Hand setzt erst ein ganzes Stück weiter wieder ab, und der Lichtkegel rückt nach: Ein Sinnbild für rasch wachsendes Gottesvertrauen. Jede Not mit göttlicher Errettung bringt es weiter voran, festigt es und gibt ihm mehr Kraft.

Dagegen kann Glaubenswohlstand schwächen: Alles läuft gerade gut. Der Himmel ist dem Anschein nach mit einem. Und der Alltag sorgt für genug kleine Freuden. Darüber aber reißt unerwartet der Glaubensanschluss ab. So wie das Leben immer weitergeht, so ist dann inzwischen auch der Himmel weitergezogen. Scheinbar rigoros.

Das kann passieren. Aber das muss auch ab und an passieren! Glaube ist kein Ding, das man fest in Besitz hat. Er kann durch die Finger rinnen. So wie eine gute Beziehung gepflegt werden muss, um nicht zu versanden, so muss auch der Kontakt zum Himmel immer wieder aufgefrischt werden. Und ab und an braucht es eben den deutlichen Verlust dieses Kontaktes. Nur dann wird handfest spürbar, was man am Glauben hat: Mehr Geborgenheit, mehr Wärme.

Im Übrigen ist es meistens so: Geht es einem gut, fühlt man sich dem Himmel näher. Die Sonne scheint, und das Herz pocht freudig. Anders dagegen ist es, wenn das Leben unangenehmen Widerstand bietet. Wenn es gerade mühsam ist. Dann fühlt man sich dem Himmel ferner. Und das Gottesvertrauen kann schwächeln. Vielleicht sackt es auch einmal richtig durch.

Doch wechselnde Pegelstände des Glaubens sind ganz natürlich. Sie gehören einfach dazu. Dabei kommt es dann nicht so sehr auf das Ausmaß des Glaubens an, sondern auf seine Qualität: Bleibt in allem Auf und Ab immer noch ein Mindestmaß an Geborgenheit erhalten? Gibt der Himmel immer noch Anlass für wärmende Gedanken?

Viele allerdings kennen solch tragende Gefühle und Gedanken überhaupt nicht. Auch mir ist es lange so gegangen. Da frage ich mal: Wie warm ist eigentlich deine Beziehung zum Himmel, liebe Leserin oder lieber Leser? Rede ich hier von etwas, das dir ziemlich fremd ist? Dann sprechen wir jetzt einmal über Gottes Liebe. Ich selbst habe sie früher lange nicht gespürt.

Verblüffendes Selbstbild von Gott

Es gibt viele Gründe, an Gott zu glauben. Ein Grund kann Tradition sein. Man ist damit aufgewachsen. Ein Grund kann die religiöse Umwelt sein. Es wäre dann lästig, aus der Weltsicht der Umgebung auszuscheren und anzuecken. Ein Grund kann Angst sein. Man möchte sich gegen unangenehme Überraschungen im Diesseits und Jenseits wappnen. Ein Grund kann Sinnsuche sein. Man braucht tieferen Sinn im Leben. Und ein Grund kann schließlich auch Gottes Liebe sein. Und das ist der beste Grund.

Gottes Liebe hat mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das hat mit ihrem Empfänger zu tun: Der Mensch kann sich zwar relativ leicht Jenseitiges denken. Aber mit konkreteren Vorstellungen hapert es dann. Und wenn das Bild des jenseitigen Wesens, von dem die Liebe ausgeht, im Kopf des Menschen zerfasert, unangenehm verschwimmt oder gar eher abstoßend wirkt – wie soll dann von göttlicher Liebe bei ihm mehr ankommen als höchstens ein paar Fünkchen?

Der Anteil derer, die an Engel glauben, soll jedenfalls größer sein, als derjenigen, die an Gott glauben. Das erscheint plausibel. Denn Engel lassen sich gut in menschlicher Gestalt vorstellen. Sie werden damit als nahe und nahbar erlebt. Sie sind zudem gut denkbar als dienstbare Geister im Alltag. Und sie wollen nur Gutes tun – das ist gängige Ansicht. Bei ihnen erscheint Liebe zum Menschen als absolut plausibel. Sie sind daher nicht bedrohlich, sondern höchst willkommen. Und werden prompt zurückgeliebt.

Bei Gott dagegen gehen bildliche Vorstellungsversuche ins Leere. Auch abstrakte Beschreibungen helfen nicht weiter. Da fallen dann Begriffe wie etwa Allwissenheit, Allgegenwärtigkeit, Allmächtigkeit. Versucht man sich solche Zuschreibungen nur ansatzweise vorzustellen, ruft das Schwindel hervor. Oder gar Angst und Schrecken.

Was nun? Ein guter Ansatz kann sein, Gott als „Vater“ zu bezeichnen. Da kann so manchen Menschen das Herz aufgehen. Vor allem denen, um die sich ein Vater liebevoll gekümmert hat.

Doch der Ansatz hat Grenzen. Denn angenehme und hilfreiche Väterlichkeit schwingt in dem Wort Vater nicht für alle mit. Es gibt auch unausstehliche Väter. Und die prägen das Gottesbild bei ihren Kindern negativ. Um dann in deren Köpfen das Gottesbild von väterlicher Strenge, Unnahbarkeit oder Unzuverlässigkeit auf Milderes umzupolen: Das braucht Zeit! Das braucht Intensität! Ich weiß, wovon ich rede.

Im Übrigen ist Gott für viele überhaupt undenkbar als ein personales Wesen. Für sie ist er zum Beispiel nur geballte Energie. Also etwas Verschwommenes. Solche Menschen sträuben sich vermutlich unbewusst: Nein, bitte bloß kein Vater oder keine Mutter als Gott! Und bitte auch sonst keine Gestalt, die womöglich gezielt auf mich zugreifen könnte.

Gottes Unsichtbarkeit lässt zu, dass jeder Mensch eine ganz eigene Vorstellung von ihm pflegen kann. Oder auch seine Nichtexistenz propagieren kann. Doch immerhin ist Gott schon hier im Buch innerlich sichtbar in Erscheinung getreten. Er hat sich in den bisherigen inneren Bildern selbst auf eine Leinwand der Seele projeziert. Und zwar in Gestalt von Feuer und Licht.

An dieser Stelle, merke ich, wird es Zeit, ihn um ein Bild von sich selbst zu bitten. Es soll ein Bild sein, mit dem er sich selbst gern vorstellen möchte. Und mit dem er – auf seine Weise – zugleich etwas über seine Liebe zum Menschen sagt. Genau jetzt hier im Buch. Das wird für mich ziemlich spannend. Aber sicherlich auch für dich, liebe Leserin oder lieber Leser.

Ich schiebe das Vorhaben allerdings erst einmal vor mir her. Kann es denn anders enden als in peinlicher Frustration? Schließlich werde ich dann überrascht:

Ich sehe im inneren Bild die Morgensonne über dem Meer aufgehen. Sie ist eine große orangefarbene Scheibe. Sie steht schon leicht über dem Horizont. Mitten in der Scheibe ist schwarz, groß und unübersehbar zu lesen: „ich“.

Ich habe etwas völlig anderes erwartet. Diese Sonne – das ist doch ein allzu simples Symbol! Aber sie war überdeutlich da. Gott findet also sich und seine Liebe zum Menschen mit einer Morgensonne treffend charakterisiert? So etwas!

Eher hätte ich gleißendes weißes Licht erwartet. Eine Art überdimensionale Sonne direkt über mir. Aber es stimmt natürlich: Zu einer Sonne hoch am Himmel darf und kann man nicht aufsehen. Sie ist für die Augen Sperrgebiet. Allenfalls kurzes Blinzeln ist erlaubt, will man nicht erblinden.

Zudem kann tägliche pralle Sonne ganze Landstriche verwüsten. Sie hat dann eine zerstörerische Seite. Und hatte ich nicht schon ein inneres Bild, in dem göttliches Feuer Menschen den Tod brachte?

Die Morgensonne hier im Bild ist das aber gerade nicht: Sie ist nicht tödlich. Sie will es absolut nicht sein. Sie ist vielmehr eine verheißungsvoll milde Sonne. Ihr Licht ist noch sehr gedämpft – gemessen an ihren Möglichkeiten. Und ihre Wärme ist es ebenso. Aber sie wirkt schon anregend. In dieser Gestalt verspricht sie Leben und Fülle. Und man ahnt bereits, dass sie damit auch sehr großzügig umgehen kann.

Die Morgensonne lieben eigentlich alle. Sie beendet Dunkelheit. Sie bringt erste Wärme. Sie vermittelt das Gefühl: Es geht aufwärts. Das Leben – egal wie es bisher war – beginnt ein Stück frisch und neu.

Gott als Morgensonne: Da wirkt er doch absolut liebenswert? Da kann man doch ein richtig gutes und warmes Gefühl zu ihm haben? Ich finde: Ja! Das Bild jedenfalls behauptet: Gottes Liebe kann dem Menschen rundum gut tun.

Und noch eins: Da ist auch noch das Wort „ich“ mitten in der orangefarbenen Sonnenscheibe. Und nur eine Person sagt „ich“ – aber nicht eine abstrakte Energiezusammenballung. Gott stellt sich in diesem inneren Bild also als Person vor. Als ein Wesen, das ein Ich hat, weil es auch das Du kennt. Und dieses Wesen ist für den Austausch mit dem Du offen. Ja, es bietet diesen Austausch direkt an – so zentral, wie mir das „ich“ aus der Sonnenscheibe entgegenspringt.

Dabei hat das „ich“ nur kleine Buchstaben. In der Sonnenscheibe steht nicht „ICH“. Es ist das Angebot eines liebevollen Austauschs von gleich zu gleich. Und nicht von oben nach unten. Es ist das Angebot einer Liebesbeziehung, in der die Dinge gleichrangig miteinander verhandelt werden. Und wo nicht eine Seite dominiert und alles bestimmt.

Unterstrichen wird das vom Stand der Sonne: Sie erscheint dicht über dem Horizont. Da ist sie fast noch greifbar. Man muss nicht etwa den Kopf verrenken, um zu ihr aufzuschauen. Man kann sie einfach von Angesicht zu Angesicht begrüßen und sich von ihr auch so begrüßen lassen.

Das scheinbar simple Symbol der Morgensonne hat also versteckte Raffinesse. Und eine ebenso verdeckte Großartigkeit. Denn Gott stellt sich hier fast auf eine Ebene mit dem Menschen. Und wenn ich mir jetzt – an dieser Stelle – Art und Umfang dieses Angebots wieder einmal vor Augen führe, macht es mich erneut fassungslos. Aber zugleich auch glücklich.

Früher hat man Gott anders gesehen. Da hieß es: Gott thront weit abgehoben über den Menschen. Er verfolgt penibel Verstöße gegen seine göttliche Ordnung. Man muss Buße tun, um ihn gnädig zu stimmen, sonst straft er. Man erlebte ihn als kalten, harten, maßregelnden Gott. Zugleich wusste man nie so recht, wie eigentlich der Stand des persönlichen Gnadenkontos bei ihm war. In hohem Maße hat damals drohende Strafe – und damit Angst – die Menschen zu Gott und in die Kirchen getrieben.

Inzwischen wird Gott erträglicher geschildert. Er ist nicht mehr so hart, nicht mehr so ungnädig. Er ist wohlwollend gegenüber den Menschen. Er hat ein ganz freundliches Wesen. Man braucht keine Angst vor ihm zu haben.

Aber wie viel Distanz ist immer noch da? Wie viele Menschen werden eigentlich wirklich warm mit ihm? Genügt es dafür, wenn Gott als gütig und liebevoll geschildert wird? Und wenn er deshalb sogar in höchsten Tönen gelobt wird?

Nein, das reicht nicht. Absolut nicht! Und damit sind wir bei der Rede über Gott. Man kann über seine Liebe zum Menschen sprechen. Man kann viele Facetten dieser Liebe aufzählen und preisen. Das Ergebnis ist allerdings nur: Es erhellt den Verstand, aber erwärmt nicht die Seele.

Gottes Liebe zum Menschen findet nur tiefere Resonanz, wenn sie erlebbar und spürbar wird. Sie überzeugt nur, wenn sie als Wärme im Herzen ankommt. Nur dann kann der Mensch seinerseits darauf mit Wärme antworten. Und dann kann er Gott von ganzem Herzen lieben.

Noch einmal zum Bild der Morgensonne: Ich stelle mir vor, ein Mensch hat noch nie selbst Morgensonne erlebt. Vielleicht wohnt er ja hinter einem hohen Berg, seine Fenster gehen nach Westen hinaus oder er ist sogar blind geboren. Egal. Beschreibt man solch einem Menschen die Morgensonne, kann er zwar Sehnsucht bekommen. Er kann sogar die Beschreibung an andere weitergeben und auch deren Sehnsucht wecken. Aber die Morgensonne muss erst einmal auf seiner Haut liegen und da zu spüren sein. Er muss sie zunächst mit den eigenen Augen trinken. Dann erst weiß er wirklich, wie tief sie wärmen kann.

An meinem Geburtstag war die Schafherde, die vor meiner Tür aufmarschierte, meine göttliche Morgensonne. Als die Tiere wieder abgezogen waren, blieb ein beglückender Schub von Wärme in mir zurück. Und ein heißes Gefühl von Liebe zu dem, der solch fantasievolle Liebeserklärung macht.

Es braucht solche Liebeshöhepunkte. Sie brennen sich ins Herz ein, sie füllen es mit Liebe ab. Von solch einem Polster lässt sich dann oft lange zehren.

Selbstfesselnde Zweifel

Was wäre: Wenn ich die Gratulation der Schafherde als Zufall abgetan hätte? Wenn ich bezweifelt hätte, dass sie göttliches Geburtstagsgeschenk ist? Wenn ich sie nicht als Akt göttlicher Liebe an mein Herz gedrückt hätte? Ich hätte zwar etwas Nettes erlebt. Und mich an den Tieren erfreut. Ja. Aber es wäre kein furioses Liebesabenteuer geworden.

Mit Zweifeln kann man sich selbst gut fesseln: Etwa an beschränkte oder gar armselige Weltsichten. Und damit lässt man sich dann so einige Freuden entgehen.

Bei zweifelsfreiem Glauben dagegen ist vieles als göttliche Liebesbotschaft zu interpretieren: Etwas Reizvolles am Weg. Eine interessante Begegnung in der Stadt. Ein Anruf oder Brief genau zur rechten Zeit. Eine Bewahrung vor Missgeschick oder gar Unglück.

Ich selbst komme – zu meiner Freude – auch noch in den Genuss spannender visionärer Bilder. Gerade die inneren Bilder, die ich für dieses Buch erbitte, sind oft verblüffend, aufregend, beglückend. Sie sind für mich fast immer fantastische Geschenke. Und nur allzu gern teile ich sie mit dir, liebe Leserin oder lieber Leser.

Zudem behaupte ich: In allem und jedem lässt sich ein göttliches Geschenk entdecken – wenn man will. Die Anleitung dazu bekomme ich in einem inneren Bild:

Mein Engel lässt mich voranschreiten – so wie ich immer meinen Weg gehe. Dann drückt er mir eine Art Blindenstock in die Hand. Und er bittet mich, mit diesem langen dünnen Stock leicht an die Dinge zu schlagen, die gerade vor mir sind. Ich mache das, und die sonst so stummen Dinge geben angenehme Töne und Klänge von sich. Mein Engel nennt diesen Stock den „Liebesstecken“.

Für mich ist klar: Dieser göttliche Liebesstecken entlockt den Dingen etwas, das sich der normalen Wahrnehmung entzieht. Die angenehmen Töne und Klänge symbolisieren kleine göttliche Liebesbotschaften.

Was für Botschaften sind das? Das fragst du mich jetzt sicherlich, liebe Leserin oder lieber Leser. Damit du Beispiele hast, probiere ich selbst den Liebesstecken aus:

Ich tippe die langblättrige Pflanze rechts neben mir an. Sie ist dreißig Jahre mit dir durch meine Wohnungen gewandert – welch ein Weg mit mir: Lächeln! Sie ist immer schöner dabei geworden: Freude! Ein wahrhaft göttliches Geschenk: Leise innere Überwältigung! Ich sehe die Pflanze so beglückt an wie noch nie.

Oder mein Locher links vor mir: Ich tippe ihn an. Er war mir zwar ein eher selten gebrauchter, aber stets bereiter Diener: Lächeln! Er ist noch immer da, löst mir sofort fast jedes Lochproblem: Freude! Was für ein göttliches Geschenk an mich und die Menschheit: Mein Blick ruht still begeistert auf ihm!

Der Liebesstecken funktioniert! Möchtest du nun selbst den Dingen etwas entlocken? Ich zeige dir, wie es geht. Du solltest allerdings möglichst zweifelsfrei glauben, dass der Stecken vorn mit göttlicher Liebe und Kraft geladen ist:

Du stellst dir vor: Du hast einen Liebesstecken. Er ist vielleicht einen Meter lang. Und das Besondere an ihm ist eben: Er ist mit göttlicher Liebe und Kraft geladen – besonders ganz vorn. Wenn du nun mit diesem Stecken Dinge antippst, kommt dir Schönes in den Sinn, was du damit erlebt hast. Und ebenso das Gute, was dir diese Dinge gegenwärtig geben und schenken.

Mit diesem Stecken kannst du auch Menschen antippen. Wenn du dabei an die göttliche Kraft im Stecken glaubst, siehst du die Menschen gleich in wärmerem Licht. Dann fällt dir Gutes ein, was du bisher mit ihnen erlebt hast. Ebenso entdeckst du, welche Vorzüge ihre Existenz für dich gegenwärtig hat. Und vielleicht erkennst du auch noch, was an ihnen speziell ein göttliches Geschenk für dich ist. Du siehst die Menschen sofort mit viel freundlicheren, vielleicht sogar liebevollen Augen an. Selbst ihr Äußeres gewinnt dazu.

Du kannst sogar dich selbst mit dem Liebesstecken berühren – und so prompt dein Verhältnis zu deiner eigenen Person verbessern. Wenn ich das bei mir mache, werde ich gleich netter zu mir selbst ...

Der Liebesstecken funktioniert zwar auch ohne Glauben. Aber die Freude fällt dann magerer aus. Das Erleben ist ärmer. Grundsätzlich lässt sich feststellen: Mit einem zweifelsfreien Glauben an göttliche Liebe erscheint die Umwelt einfach gehaltvoller und freudvoller. Und Menschen und Dinge werden liebenswerter.

Lange Zeit habe ich immer wieder Zweifel an Gottes Existenz gehegt. Mich haben diese Zweifel zwar gestört. Ich wünschte mir einen zweifelsfreien Glauben. Aber trotzdem habe ich die Zweifel auch gepflegt. Ich war hin- und hergerissen.

Damals verdiente ich mein Geld in der sozialwissenschaftlichen Forschung. Den Arbeitstag verbrachte ich in einem Umfeld, das mit Hypothesen arbeitete und sie nüchtern mit Zahlen stützte oder verwarf. Für mich war Gott da nur eine Hypothese. Meine Zweifel an Gottes Existenz fand ich intellektuell redlich. Ja, meine Zweifel hielt ich sogar für notwendig, wenn ich mich ehrlich der ganzen Realität stellen wollte.

Doch zugleich arbeitete ich schon mit visionären inneren Bildern. Was ich darin sah, deutete für mich stark auf direkte Impulse von Gott hin. Und ich wünschte und wollte auch Gottes Existenz. Ich versuchte sogar, sie mit den visionären Bildern zu untermauern. Hätte man mich damals nach der Wahrscheinlichkeit von Gottes Existenz gefragt, hätte ich wohl gesagt: So um die neunzig Prozent. Das war bereits viel.

Heute sehe ich allerdings: Nur zehn Prozent Zweifel am Glauben können schon vieles stören oder gar zerstören: Sie verunsichern dann grundsätzlich. Sie rauben Energie. Sie lähmen den Willen. Sie nagen an der eigenen Identität. Der Umgang mit dem Leben leidet.

Wirklichen Halt gibt nur hundertprozentiger Glaube. Nur mit einem solchen Glauben ist man mit sich selbst im Reinen. Nur er vermag wirklich zu tragen und kann auch mal Flügel verleihen. Im Nachhinein ist mir das sonnenklar.

Ich arbeitete mich dann an einen hundertprozentigen Glauben heran. Wie? Es gab einen Auslöser: Ein Mensch in meiner allernächsten Umgebung rutschte in eine schwere Depression. Und dieser Mensch war von mir abhängig. Seine Betreuung lag ganz auf meinen Schultern. Ich drohte, unter dieser Belastung einzuknicken, ja, womöglich sogar zusammenzubrechen. Mir wurde klar: Jetzt musste etwas geschehen. Unbedingt!

Zu der Zeit wurden wissenschaftliche Daten veröffentlicht: Danach konnte positiver Glaube Halt geben und stabilisieren. Da fragte ich mich: Was habe ich eigentlich von intellektueller Redlichkeit, wenn sie letztlich Untergang bedeutet? Ich beschloss, für mich die Wahrscheinlichkeit für einen liebenden Gott auf hundert Prozent zu setzen. Ich entschied mich gegen alle Zweifel. Mit meinem ganzen Willen. Zwar gelang es mir nicht, die Zweifel auf einen Schlag auszumerzen. Sie suchten immer neu Unterschlupf bei mir. Aber mit der Zeit verloren sie ihre Hartnäckigkeit und gaben auf.