Wer nur ein einziges Leben rettet - Conrad Roth - E-Book

Wer nur ein einziges Leben rettet E-Book

Conrad Roth

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Beschreibung

Dramtische und spektakuläre Rettungsaktionen, die sich zu Lande zu Wasser und in der Luft zugetragen haben

Das E-Book Wer nur ein einziges Leben rettet wird angeboten von Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Rettungen, Wunder, Spannung, Phänomene, lebensrettung

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Seitenzahl: 93

Veröffentlichungsjahr: 2024

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INHALTSVERZEICHNIS

PANIK ÜBER DEN WOLKEN

DER LANGE WEG ZURÜCK

DAS INFERNO

KENIA BETET FÜR EUCH

DAS LETZTE OPFER

DIE GROSSE WELLE

DER WIEDERGEBORENE

DER BOSS WIRD KOMMEN

DIE TITANIC DES HIMMELS

ALLEIN IN DER WILDNIS

WIR MÜSSEN SCHNELL SEIN

DER KRIEG UND DIE MENSCHLICHKEIT

16 MINUTEN BIS ZUR KATASTROPHE

ALLEIN IN DER GRÜNEN HÖLLE

DER VULKAN ERWACHT

14 TAGE ANGST

DER GERECHTE

WENN IHR LEBEN WOLLT

MINUS 45 GRAD

DER EISERNE SARG

GLÜCK AUF

SULLY

DIE WEISSE FAHNE

HALIFAX 9 UHR 04

72 TAGE

12 WUNDER UND DIE GSG 9

Für ein Buch über wundersame Rettungen sind drei Bestandteile nötig: ein unvorhersehbares großes Unglück, ein unfreiwilliger Held mit Mut und Können – und dazu noch sehr viel Glück und Zufall, um all die Rettungen dann auch möglich zu machen.

Der indische Philosoph und Literatur-Nobelpreisträger Rabindranath Tagore hat hierzu, wie ich finde, sehr passende Zeilen geschrieben:

„Wenn Dich ein glücklicher Zufall aus großer Gefahr befreit hat, dann freue Dich darüber. Wenn es zwei glückliche Zufälle waren, die Dich gerettet haben, dann sei dankbar dafür. Waren es aber sogar drei oder noch mehr glückliche Zufälle, denen Du Dein Leben verdankst, dann, ja dann nenne es ein Wunder“.

Folgen Sie mir nun zu all den außergewöhnlichen und heldenhaften Rettungstaten, die dann in ihren Ländern oder sogar weltweit berühmt geworden sind.

PANIK ÜBER DEN WOLKEN

Am 28. April 1988 hat sich der wohl außergewöhnlichste Unglücksfall in der Geschichte der zivilen Luftfahrt ereignet.

Der mit 8500 Flugstunden sehr erfahrene Kapitän Robert Schornstheimer hatte an jenem Tag schon sechs Flüge zwischen den Hawaii-Inseln absolviert. Der Copilot beendete seinen Dienst und um 13:25 Uhr Ortszeit dann startete Schornstheimer mit seiner neuen Copilotin Mimi Tompkins, die auch bereits über eine Erfahrung von 8000 Flugstunden verfügte, mit 89 Passagieren und drei Flugbegleiterinnen von der Hauptstadt Honolulu nach Hilo, der Stadt des Ironman Triathlons auf Big Island.

Als die Maschine für den rund 50minütigen Flug die Reiseflughöhe von 7500 Metern fast erreicht hatte, hörte man im Cockpit plötzlich einen lauten Knall und als die Piloten sich danach umdrehten, konnten sie zu ihrem Entsetzen hinter sich den blauen Himmel erkennen. Was war geschehen?

Auf etwa sechs Metern Länge waren das Dach und auch beide Seitenwände herausgerissen worden, so dass die Passagiere nun völlig im Freien saßen. Die im Gang stehende Kabinenchefin Clarabelle Lansing wurde durch den ungeheuren Sog sofort aus der Maschine geschleudert, ihre Kollegin Jane Tomita wurde von Trümmerteilen am Kopf getroffen, brach bewusstlos und lebensgefährlich verletzt zusammen und wurde gerade noch im letzten Moment von Fluggästen an den Beinen festgehalten, bevor auch sie nach draußen gerissen werden konnte. Die dritte Flugbegleiterin, Michelle Honda, im hinteren Teil der Maschine war nur leicht verletzt und konnte sich auch noch bewegen, doch durch das fehlende Dach gab es nun keine Funkverbindung mehr mit dem Cockpit.

Dabei hatten alle noch Glück im Unglück gehabt, denn nur wenige Sekunden später wären nach dem Erreichen der Reiseflughöhe die Anschnallzeichen erloschen, die meisten Passagiere hätten sich danach losgeschnallt und wären dann unweigerlich nach draußen in die Tiefe gerissen worden. Doch auch so waren die Insassen jetzt in über 7000 Metern Höhe und bei einer Geschwindigkeit von 600 Stundenkilometern dem eisigen Wind ausgesetzt, viele von ihnen saßen komplett im Freien und hatten auch keine Sauerstoffmasken zur Verfügung, da diese ja in der nun fehlenden Deckenverkleidung angebracht waren.

Da aufgrund des ungeheuren Lärms im Flugzeug an einen Funkkontakt mit dem Tower nicht zu denken war, aktivierte der Kapitän den Funknotfallcode für seinen Flug 243. Für die stark beschädigte und in ihrer Stabilität enorm beeinträchtigte Maschine wäre nun eine langsame Verringerung der Höhe am besten gewesen, doch Schornstheimer wusste, dass dies die meisten Insassen nicht überleben würden und entschied sich so trotz des Risikos, dass das Flugzeug dann auseinanderbrechen könnte, für einen extrem steilen Sinkflug, um seine Passagiere in zum Überleben sicherere Höhen zu bringen. Trotz der rüttelnden und schüttelnden Maschine gelang dies zum Glück und bei dann nur noch 3000 Metern Höhe konnte Copilotin Tompkins den Tower auf der zwischen Honolulu und Big Island liegenden Insel Maui über die Extremsituation und die geplante Notlandung informieren. Doch kurz vor dieser war für die Piloten die Lage dann sogar noch schwieriger geworden, da ihre Instrumente anzeigten, dass das Fahrwerk nicht ausgefahren und verriegelt war. zu allem Unglück war dann auch noch das linke Triebwerk ausgefallen.

Da der kleine Flughafen von Maui mit nur zwei Krankenwagen auf einen derartigen Notfall nicht vorbereitet war, mussten für die vielen Verletzten 15 Kleinbusse von einem Touristikunternehmen angefordert werden.

Und als das Flugzeug dann über dem Flughafen zur Landung herein schwebte, standen allen angestellten und Rettungskräften dort die Münder offen, so etwas hatten sie noch niemals gesehen. Und tatsächlich ist ein solch außergewöhnliches Unglück in der Luftfahrt bis heute auch niemals wieder vorgekommen. Nur etwa 15 Minuten nach dem Aufreißen der Maschine gelang es den beiden Piloten dann in einer absoluten fliegerischen Meisterleistung, das so schwer beschädigte Flugzeug dennoch heil zu landen und es dann lediglich mit dem Umkehrschub des rechten Triebwerkes unmittelbar vor dem Ende der Rollbahn zum Stehen zu bringen.

Robert Schornstheimer und Mimi Tompkins sahen sich an, wischten sich den Schweiß von der Stirn und atmeten auf, es war unglaublich, aber sie hatten es tatsächlich geschafft.

Die verletzte Stewardess Michele Honda leitete dann die Evakuierung der Passagiere, bei der dann auch beide Piloten mithalfen.

Erst jetzt wurde das ganze Ausmaß der Katastrophe erkennbar. Von den 89 Fluginsassen waren 65 schwer verletzt, dazu noch weitere acht lebensgefährlich, die genau an der aufgerissenen Stelle gesessen hatten.

Zu Ehren und zum Gedenken der Chef-Stewardess Clarabelle Lansing, die aus 7300 Metern Höhe ins Meer gestürzt und niemals mehr gefunden worden war, wurde am Flughafen von Honolulu ein Landschaftsgarten mit ihrem Namen eingeweiht. Während die Flugbegleiterin Michelle Honda später ihren Dienst wieder aufnahm, hat die andere Stewardess, Jane Tomita, danach nie wieder in einem Flugzeug gearbeitet.

Beide Piloten wurden von Präsident Bush im Weißen Haus empfangen und dort dann mit der höchsten zivilen Auszeichnung der USA, der Freiheitsmedaille des Kongresses geehrt.

Der heute 78jährige Kapitän Robert Schornstheimer ging 2005 in den Ruhestand. Mimi Tompkins wurde später die erste und einzige Flugkapitänin der Aloha Airlines und ist mit heute 69 Jahren immer noch als Copilotin im Einsatz, da man auf ihre große Erfahrung nicht verzichten wollte.

Die Fluggesellschaft hatte als Grund für das Unglück eine durch die kurzen Wege zwischen den Hawaiiinseln und die dadurch so vielen Starts und Landungen hervorgerufene Materialermüdung angegeben. Da dies aber auch für alle anderen Linienflugzeuge dort galt und die Maschine gleich danach verschrottet wurde, ist das Geheimnis um den Unfall von Flug 243 bis heute nie geklärt worden.

Die dramatische Rettung wurde später unter den Titeln „Katastrophenflug 243“ und auch „Alarm im Cockpit“ für die Kinoleinwand wie auch für das Fernsehen verfilmt und ist schließlich unter dem Begriff „Miracle Landing - die Wunder Landung“- in die amerikanische Geschichte eingegangen.

Empfang der Piloten bei Präsident Bush

DER LANGE WEG ZURÜCK

Die nach einem Autounfall querschnittsgelähmte 41jährige IT-Angestellte Tina Hansen fährt an einem ganz normalen Dienstagmorgen mit ihrem Elektrorollstuhl durch die Eingangshalle ihres Bürohochhauses und gelangt dann mit dem Lift hinauf in den 68. Stock zu ihrem Büro, in dem sie dann mit ihrer Arbeit am Computer beginnt.

Tina weiß nicht, dass dieser Tag der dramatischste ihres Lebens werden wird. Denn dieser Dienstag war der 11. September 2001 und das Bürohochhaus das World Trade Center in New York.

Knapp zwei Stunden später schlugen die beiden von Terroristen gelenkten Flugzeuge in den beiden Türmen ein, in denen in den folgenden Stunden dann mehr als 3000 Menschen ihr Leben verloren.

Im 81. Stock hatte der Filialleiter bei Network plus, der 36jährige Michael Benfante, sich gerade einen Kaffee eingeschenkt, als er plötzlich einen Schrei hörte - “Oh mein Gott“ - dann erfolgte eine heftige Explosion über ihnen, Putz und Trümmer fielen von der Decke herab, und Flammenzungen schossen an ihren Fenstern vorbei.

Als sich dann alle halbwegs wieder gefangen hatten, holte Benfante, der an eine Bombenexplosion dachte, seine Mitarbeiter zusammen und forderte sie auf, sofort mit den Aufzügen nach unten zu fahren. Doch da sich diese dann als blockiert herausstellten, schickte Benfante seine Kollegen zum Treppenhaus auf den langen, langen Weg nach unten.

Zusammen mit seinem 22jährigen Mitarbeiter John Cerqueira verließ Benfante als Letzter das Büro.

Als sie dann im verqualmten Treppenhaus im 68. Stock angekommen waren, bemerkte Michael Benfante hinter einer Glastür zwei Frauen, die nicht nach draußen traten. Er öffnete die Tür und fragte, weshalb sie nicht auch nach unten laufen würden. Die beiden Frauen deuteten neben sich auf Tina Hansen, die da traurig in ihrem Rollstuhl saß.

Schon im Jahr 1993 hatte es über die U-Bahnschächte einen Bombenanschlag auf das World Trade Center mit sechs Toten gegeben. Danach wurden für die Gehandicapten im Haus 125 leichte Evakuierungsstühle angeschafft. Auf seine Frage teilten ihm die Kolleginnen von Tina Hansen mit, dass sich der Notrollstuhl zusammengeklappt unter Tinas Schreibtisch befinden würde.

Der 1,90 m große und ehemalige Football Verteidiger handelte sofort, klappte das auf kleinen Rollen laufende Stahlgestänge auseinander, hob Tina Hansen in den Sitz dort und schnallte sie mit den dafür vorgesehenen Gurten fest. Der bei ihm gebliebene John Cerqueira, der Rugbyspieler war, nickte ihm zu und dann begannen die beiden Männer ihren Wahnsinnsweg nach unten.

Auch ein einzelner und gesunder Mensch hätte für den Lauf über fast 70 Etagen eine Stunde gebraucht.

Benfante und Cerqueira schafften es, Tina Hansen in einer Stunde und 35 Minuten bis in die Eingangshalle zu tragen, eine unglaubliche Energieleistung, vor allem, wenn man bedenkt, dass das Treppenhaus von hunderten von ebenfalls fliehenden Menschen überfüllt war, die beiden Männer in gebückter Haltung insgesamt rund 70 Kilogramm über 68 Stockwerke schleppen mussten und zudem das Treppenhaus von all dem Rauch völlig verqualmt war.

Als sie dann nach einer gefühlten Ewigkeit völlig entkräftet ins Freie kamen, konnten sie den dort in der Zwischenzeit eingetroffenen Rettungskräften Tina Hansen übergeben. Und nachdem diese dann ins Krankenhaus gefahren worden war, setzten sich die beiden Retter rund 100 Meter weiter außerhalb des abgesperrten Bereiches erschöpft auf die Eingangstreppe eines Hauses.

Doch sie hatten kaum Platz genommen, als hinter ihnen der Nordturm des World Trade Centers plötzlich in sich zusammenstürzte, sie waren dem Einsturz nur um etwa 10 Minuten entkommen. Benfante und Cerqueira überlebten dann die gigantische Staubwolke, indem sie sich unter ein Müllfahrzeug geworfen hatten.

Michael Benfante und John Cerqueira wurden für ihre heldenhafte Tat dann von Präsident Bush mit der höchsten zivilen Auszeichnung der USA, der Freiheitsmedaille, geehrt. Bei dieser Verleihung war dann auch Tina Hansen mit anwesend.

Und auch heute, 20 Jahre später, sind die Drei noch immer gut befreundet.

Michael Benfante leidet seit jenem 11. September unter Rückenschmerzen, und Tina Hansen hat ihrem Lebensretter daher bis heute in jedem Jahr immer wieder mehrere Gutscheine für Rückenmassagen geschenkt.

Notrollstuhl im World Trade Center

DAS INFERNO

Das Feuer von Rom im Jahr 64 nach Christus gilt bis heute als größte belegte städtische Brandkatastrophe der Geschichte.