Wer sind eigentlich die Eltern von Gott? - Silvia Plahl - E-Book

Wer sind eigentlich die Eltern von Gott? E-Book

Silvia Plahl

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Beschreibung

In diesem Buch denken Kinder über die Welt und das Leben nach. Sie sprechen über Glück, Gott, Geschwister, Gerechtigkeit, Zeit und vieles mehr und regen Kinder wie Erwachsene dazu an, das eigene Staunen wiederzubeleben. Kinder sind die geborenen Philosophen. Eine Katze ist nicht nur süß und braucht Futter, sie wirft auch Fragen auf, etwa: «Wo kommt ihr Schnurren her?» Leider trainieren wir ihnen diese Gabe meist wieder ab und fördern stattdessen die Ansammlung von Wissen, Fakten und Formeln. Wir amüsieren uns über den Kindermund, aber wir nehmen das unerschrockene und unbedarfte Denken der Kinder nicht ernst genug. Die Bildungsjournalistin Silvia Plahl hat als Gastschülerin eine Philosophie-Klasse im dritten und vierten Schuljahr besucht. In diesem Buch dokumentiert sie die Gedanken und Überlegungen der Kinder und zeigt, wie Neun- und Zehnjährige die Welt erleben und wie sie denken. Die Beiträge der Jungs und Mädchen sind oft spontan und gleichzeitig gut überlegt, sie erzählen manchmal absolut Unerwartetes oder Ungewöhnliches. Und so zeigt sich in ihren Aussagen die ganz eigene, wunderliche Weisheit der Kinder. Beispiele: «Gefühle stecken an. Wenn ich ganz fröhlich bin und meine Freundin anstrahle, muss sie auch lächeln, weil ich das irgendwie an sie übertrage.» «Gut ist, dass ich geboren bin. Sonst würde ich ja gar nicht leben.» «Wenn da ein Stein liegt und man stolpert nicht, dann kann man sagen: Da hatte ich jetzt Glück, und darüber kann man glücklich sein.»

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Silvia Plahl

Wer sind eigentlich die Eltern von Gott?

Die Weisheit der Kinder

Ihr Verlagsname

Über dieses Buch

In diesem Buch denken Kinder über die Welt und das Leben nach. Sie sprechen über Glück, Gott, Geschwister, Gerechtigkeit, Zeit und vieles mehr und regen Kinder wie Erwachsene dazu an, das eigene Staunen wiederzubeleben.

Kinder sind die geborenen Philosophen. Eine Katze ist nicht nur süß und braucht Futter, sie wirft auch Fragen auf, etwa: «Wo kommt ihr Schnurren her?» Leider trainieren wir ihnen diese Gabe meist wieder ab und fördern stattdessen die Ansammlung von Wissen, Fakten und Formeln. Wir amüsieren uns über den Kindermund, aber wir nehmen das unerschrockene und unbedarfte Denken der Kinder nicht ernst genug.

Die Bildungsjournalistin Silvia Plahl hat als Gastschülerin eine Philosophie-Klasse im dritten und vierten Schuljahr besucht. In diesem Buch dokumentiert sie die Gedanken und Überlegungen der Kinder und zeigt, wie Neun- und Zehnjährige die Welt erleben und wie sie denken. Die Beiträge der Jungs und Mädchen sind oft spontan und gleichzeitig gut überlegt, sie erzählen manchmal absolut Unerwartetes oder Ungewöhnliches. Und so zeigt sich in ihren Aussagen die ganz eigene, wunderliche Weisheit der Kinder.

Beispiele:

«Gefühle stecken an. Wenn ich ganz fröhlich bin und meine Freundin anstrahle, muss sie auch lächeln, weil ich das irgendwie an sie übertrage.»

«Gut ist, dass ich geboren bin. Sonst würde ich ja gar nicht leben.»

Über Silvia Plahl

Silvia Plahl, geboren 1965, absolvierte nach ihrem Studium des Bibliothekswesens ein Volontariat bei der taz Bremen und arbeitete als Politikredakteurin und Korrespondentin. Seit 2000 ist sie als freie Journalistin in Berlin unter anderem für Deutschlandfunk, SWR, RBB und WDR tätig.

Für meine Großmutter Anna

Vorwort

«Wer sind eigentlich die Eltern von Gott?» – Diese Frage stellte ein neunjähriger Junge im Philosophieunterricht einer Grundschule in Mecklenburg-Vorpommern. Was würden Sie mit dieser Frage anstellen? Wie darauf antworten? Würden Sie zur Bibel oder einem anderen Glaubensdokument greifen? Schnell ins Internet gehen? Wo und wie würden Sie ansetzen?

Die Frage des Jungen zieht unendlich viele weitere nach sich. Sie ist kompliziert, vielschichtig, phantasievoll, tiefgründig und federleicht. Vielleicht ist es auch einfach eine fröhliche Frage eines freien Geistes. Eine typische Kinderfrage, werden viele sagen. Mich erfreut und beeindruckt sie jedes Mal aufs Neue; sie ruft in mir großen Respekt hervor. Sie zeigt, dass schon viel über die Themen um sie herum nachgedacht wurde. Und sie zweifelt das vermeintlich bereits Erkannte noch einmal an, doch ohne Denk-Schranken oder Denk-Verbote. Es ist für mich eine Frage mit Herz und Verstand.

Kinder stellen solche Überlegungen an, und oft fühlen wir uns kaum in der Lage dazu, ihrem Wissensdrang und ihrer Phantasie gerecht zu werden und so ernsthaft und facettenreich mit ihren Fragen umzugehen, wie sie es erfordern.

Ich war als Journalistin zu Gast in der Philosophieklasse im mecklenburgischen Neubrandenburg, und während ich selbst noch über die Frage des neunjährigen Jungen nachdachte, wurde mir bewusst, dass sie fest eingebettet war in die Atmosphäre der Unterrichtsstunde.

Der Junge fragte nach den Eltern von Gott, während er mit seiner Klasse über das Thema Glaube und Glauben sprach, im Schulfach «Philosophie». philosophía bedeutet abgeleitet aus dem Griechischen «Die Liebe zur Weisheit». In der Grundschule ist das Philosophieren «ein Nachdenken über die Welt, über sogenannte Sinnfragen wie: Woher komme ich? Was passiert nach dem Tod? Warum gibt es böse Menschen auf der Welt? Was ist gerecht? Also ein Nachdenken über Fragen, die über das Alltägliche hinausgehen und unser Selbstverständnis als Menschen und das Selbstverständnis der Welt hinterfragen», sagte mir Barbara Brüning, Hamburger Philosophieprofessorin und Didaktikerin für das Philosophieren mit Kindern.

Kinder sind die geborenen Philosophen, davon sind viele Erwachsene überzeugt, wenn sie mal wieder mit einem kniffligen «Warum ist das so?» oder mit einem scheinbar völlig abstrusen Gedankengang konfrontiert sind – und wenn sie den Kindern zuhören. Leider trainieren wir ihnen diese Gabe meist wieder ab und setzen den pädagogischen Schwerpunkt auf die Ansammlung von Wissen und die abrufbare und kombinierbare Kenntnis von Fakten und Formeln. Wir amüsieren uns über den Kindermund, aber wir nehmen das unerschrockene und unbedarfte Denken der Kinder nicht wirklich ernst oder nicht ernst genug.

«Philosophie – eine Schule der Freiheit» betitelte die UNESCO 2007 ihr Plädoyer für das Philosophieren mit Kindern im Vor- und Grundschulalter und den Aufruf, sie in ihrer kindlichen Begabung zu bestärken und ihnen die Möglichkeit zu geben, diese weiterzuentwickeln: Das Philosophieren könne Kinder schon in sehr frühem Alter in ihrer intellektuellen und moralisch-ethischen Entwicklung fördern – heutigen Bildungssystemen gelinge dies nur unzureichend. Das Bildungswerk der Vereinten Nationen attestiert gerade Vor- und Grundschulkindern eine «urphilosophische Haltung» der Neugier und des Staunens und viel umfassendere kognitive Fähigkeiten als vermutet.[1]

Was also macht das Philosophieren mit Kindern aus? Wie erleben dies die Sechs-, Acht- oder Zehnjährigen? Wie philosophieren sie? Im Gespräch mit Johanna Langmaack, Lektorin des Rowohlt Verlags, entwickelte sich die Idee, regelmäßig philosophierende Kinder über einen längeren Zeitraum zu begleiten, gemeinsam mit ihnen nachzudenken und genau dies in einem Buch zu dokumentieren.

Es sind vor allem freie Gruppen und engagierte Einzelpersonen, die das Philosophieren mit Kindern in Deutschland verbreiten. In den Grundschulen wird Philosophie nur als Alternative zur evangelischen und katholischen Religionslehre unterrichtet, manchmal gibt es dort auch das Fach Ethik oder «Lebenslehre». Hier wie dort sollen die Kinder sich mit der menschlichen Existenz auseinandersetzen: Wie weit unsere Erkenntnis reicht, an welchen Werten wir unser Handeln ausrichten. Das Angebot, Philosophie als Ersatz für den konfessionellen Religionsunterricht zu wählen, haben bislang die Hälfte der Bundesländer in ihre Bildungspläne aufgenommen. Mecklenburg-Vorpommern war das erste Bundesland, in dem noch in den neunziger Jahren Philosophieren mit Kindern in der Grundschule flächendeckend eingeführt wurde. Schleswig-Holstein folgte im Jahr 2011. Auch in Nordrhein-Westfalen liegt bereits ein entsprechender Entwurf vor.[2]

Philosophieren mit Sechs- bis Zehnjährigen ziele allerdings ganz konkret auch auf bestimmte Kompetenzen, sagt die Fachdidaktikerin Dr. Christa Runtenberg. Sie ist Mitautorin der Lehrpläne in Mecklenburg-Vorpommern: «Die Welt wahrnehmen lernen, genau beschreiben lernen; die eigenen Antworten sagen und verteidigen und mit anderen darüber streiten; deuten lernen, spekulative, also phantasievolle Ideen entwickeln, aber auch so etwas wie praktische Klugheit; dass wirklich Kinder ihr Leben zu einem gelingenden machen, also selbständig, ermächtigt, ermutigt werden, darin gefördert, ihr Leben zu gestalten.»

In der Grundschule West Am See in Neubrandenburg philosophieren etwa zwei Drittel der Schulkinder regelmäßig eine Schulstunde pro Woche. Sie malen, basteln, hören Märchen und Fabeln und machen Rollenspiele, und sie befassen sich vorher, nachher und währenddessen mit den Themen Gemeinschaft, Konflikt und Toleranz; sie denken über Pflanzen, das Glück oder das Internet nach. Ihre Lehrerinnen sind frei in der Themenwahl, orientieren sich aber mit den Kindern immer an den vier Fragen des Philosophen Immanuel Kant: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?

Petra Tannert, die Leiterin der Neubrandenburger Schule, ist selbst zusatzqualifiziert für das Fach «Philosophieren mit Kindern an der Grundschule». Sie war sofort bereit dazu, sich an dem Buchprojekt zu beteiligen, das Bildungsministerium in Schwerin sowie die Eltern der Kinder gaben ihr Einverständnis.

Ich wurde also sechs Wochen am Ende des dritten Schuljahres und sechs Wochen zu Beginn des vierten Schuljahres Gastschülerin der Philosophie-Kinder der Klasse 3a respektive 4a. Wir folgten im Wesentlichen dem Unterrichtskonzept Petra Tannerts – daneben ging sie auch immer wieder auf meine Wünsche nach bestimmten Themen und gezieltem Nachfragen ein.

Sie dürfen sich den typischen Unterrichtsalltag vorstellen: 45 Minuten pro Woche, in denen 17 neun- und zehnjährige Mädchen und Jungen erst einmal zur Ruhe kommen sollen, die Hausaufgabe besprechen, an ein Thema anknüpfen oder sich in ein neues Thema eindenken, einige Begriffe klären, immer wieder auch zu Aufmerksamkeit und Konzentration ermahnt werden müssen. 45 Minuten voller Lebendigkeit, Gruppendynamik und Chaos, in denen nicht alle mit jedem Gedanken zu Wort kommen können, manche noch mehr Zeit brauchen und doch oft in den Aussagen der Kinder sofort eine Ruhe und Tiefe steckt, die sie selbst einbringen und erzeugen.

Dies ist auch Petra Tannerts Ansatz und ihre Zielrichtung: Die Kinder in ihrem Alltag und in ihrer Welt abzuholen, sie zum Fragenstellen anzuregen, ihnen durch gezieltes Gegenfragen ihre eigenen Gedanken bewusst zu machen, diese mit ihnen zu reflektieren und gemeinsam weiterzudenken. Die Beiträge der Kinder im Unterricht habe ich aufgezeichnet und mich nach der Stunde in der Hofpause jedes Mal mit einigen Freiwilligen noch über dieses und jenes weiter ausgetauscht. Welche Fülle dabei entstehen kann, sehen Sie auf den folgenden Seiten.

Die Kinder formulieren so, wie sie denken, und ihre Aussagen bleiben auch in diesem Buch so direkt und persönlich wie möglich stehen – zugleich dem Wunsch der Eltern nach Anonymität entsprechend. Die Äußerungen der Kinder sind oft spontan und gleichzeitig gut überlegt, sie erzählen manchmal etwas absolut Unerwartetes oder Ungewöhnliches. Zuweilen greifen sie plötzlich einen früheren Gedanken wieder auf und führen ihn fort. Sie kommen vom einen ins andere. Manche bezeichnen dies als das Gedankenspinnen, das Spinnen von Gedanken-Fäden. Und gerade dieses Spekulieren gilt neben dem Analysieren, dem Deuten, Hinterfragen und Argumentieren als wichtiges Element beim Philosophieren.

Das Buch versucht, dem Gedankenfluss der Kinder Raum zu geben und zu zeigen, was Philosophieren für die Kinder ist. Das geht leider nicht ohne ein Glätten und Sortieren der Gedankenfülle und ein sanftes sprachliches Zurechtrücken. Die großen Themenbereiche und die vielen kleinen Aspekte sollen den besonderen philosophischen Blick auf die Welt und den jeweiligen Fokus der Kinder verdeutlichen. Man muss sie exemplarisch sehen. Wobei selbst diese «großen Fragen» oft schon wieder Momentaufnahmen aus dem Denken der Kinder sind.

Natürlich kommen bei Neun- und Zehnjährigen immer wieder die Familie, die Freunde und Freundinnen oder das Streiten und Spielen in den Gedanken und Aussagen vor. Einiges hat man auch selbst schon gehört oder gedacht. Es lohnt sich aber, es noch einmal aufzugreifen – und zu überdenken. Denn ab diesem Augenblick beginnt das Philosophieren.

Im besten Fall wird dieses Buch Sie nachdenklich stimmen, und Sie lassen sich vom Philosophieren und von den Fragen der Kinder herausfordern, um sich mit ihnen auf Augenhöhe Altes und Neues durch den Kopf gehen zu lassen. Dazu muss man immer wieder innehalten und sich Zeit geben. Und man muss sich auf das Gedankenspinnen und die Spontaneität einlassen. Nichts ist jemals zu Ende gedacht. Philosophieren ist weit mehr als nur ein Frage-und-Antwort-Spiel. An jedem erdenklichen Ergebnis gibt es neue Rätsel und mehr Fragen als Antworten.

Die Fragen zum Weiterdenken im Anhang sind ein kleiner Wink von unserer Seite, der Lust aufs gemeinsame Philosophieren machen möchte und zugleich zeigen will, wie sich im Gespräch schöne neue Fragen ergeben können.

Philosophieren

Was ist Philosophieren?

«Philosophieren heißt, dass man darüber nachdenkt, was wir machen, was uns eigentlich zum Denken bringt, was wir überhaupt alles können, was wir noch alles erfinden können, welche Ideen wir haben könnten.»

 

«Philosophieren besteht aus verschiedenen Teilen: Nachdenken, Fragen suchen und Antworten finden. Wenn man sich genug anstrengt, findet man Antworten zu den Fragen.»

 

«Wenn man schnell nachdenkt, kommt man nicht immer auf die guten Ideen, aber wenn man genau nachdenkt, dann kommen die guten Ideen.»

 

«Philosophieren ist, wenn man sein Gehirn anstrengt und darüber nachdenkt, was die Lösung sein könnte. Das Ziel ist, eine Lösung zu finden. Ich kann dafür auch etwas in einem Buch nachschlagen oder in einer Bibel lesen oder mit den anderen reden.»

 

«Philosophieren ist etwas wissen. Aber es ist nicht wie Englisch-Vokabeln lernen.»

Was passiert beim Nachdenken?

«Man findet die richtigen Fragen, indem man nachdenkt, indem man es ausprobiert, indem man nachforscht. Man kuckt einfach überall, wo eine gute Frage steckt.»

 

«Wenn man die Fragen mit den eigenen Worten und Gedanken nicht beantworten kann, dann muss man weitersuchen. Damit man irgendwann mehr weiß, wenn jemand anders oder man selbst eine Frage hat.»

 

«Wenn man einmal nachgedacht hat, will man immer wieder nachdenken, weil man merkt, dass man dabei Erfahrungen sammelt. Man weiß dann mehr.»

 

«Nachdenken macht Spaß. Es ist genau so, wie wenn man in Mathe nach einer Antwort sucht. Man weiß nämlich, dass es immer irgendeine Antwort gibt. Das fühlt sich genauso an, wie wenn man an etwas Schönes denkt. Da ist das Denken schon schön.»

 

«Nachdenken macht auch ein bisschen Arbeit. Wenn man sich diese Arbeit nicht macht, kann man das Denken nicht kennenlernen, und man kann von der Welt gar nichts wissen. Man lernt dann nichts. Aber man möchte ja so viel lernen, wie man kann, weil man sonst nicht schlauer wird. Sonst bleibt man so, wie man ist.»

ERIK, 9 Jahre

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