Wer zuerst lacht, lacht am längsten - Felix Dvorak - E-Book

Wer zuerst lacht, lacht am längsten E-Book

Felix Dvorak

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Beschreibung

Das Lustigste aus der Humorfabrik von Felix Dvorak Felix Dvorak weiß, worüber die Österreicher lachen: Mit der Radiosendung "Humor kennt keine Grenzen" begeisterte Felix Dvorak mit seinem besonderen Gespür für Alltagskomik über Jahrzehnte sein Publikum. In seinen "Neuen Sternstunden des Humors" lässt er die besten Witze Österreichs aus sechzig Jahren Bühne und Fernsehen Revue passieren. Da finden sich die Erlebnisse des legendären Herrn Schreferl, die Dvorak als zwerchfellerschütternde Fixpunkte seiner Soloprogramme benützt, da ist das Geständnis von Scheik Arral Ibn Nabob, wie er der stärkste Konkurrent von Frank Stronach wurde, dazu kommt mit "Fett schwimmt oben" eine wundersame Diätanleitung oder mit der "Genussakademie" die Förderung des Alkoholismus. Im zweiten Teil des Buches setzt er sein erfolgreiches Lexikon der Heiterkeit fort und präsentiert seine Lieblingswitze von A bis Z.

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  Felix Dvorak  

Wer zuerst lacht,

lacht am längsten

Felix Dvorak

Wer zuerst lacht,

lacht am längsten

Neue Sternstunden

des österreichischen Humors

Dieses Buch ist meiner Frau Elisabeth,

meinen Töchtern Daniela und Katja,

meinen Schwiegersöhnen Georg und Tommy

sowie meinen Enkelkindern Mathias, Simon,

Leonie und Moritz gewidmet.

Inhalt

Einleidung

Alt, aber gut

Unter aller Kritik

Schreferl macht Urlaub

Der schöne Sigismund

Genussakademie

Sigismund Schreferl

Eine wahre Geschichte

Was ist was?

Schreferl als Camper

Sprichwörtlich

Schreferl als Schlachtenbummler

Der letzte Test

Schreferl feiert Weihnachten

Wohl Gerüchte Arabiens

Neues aus Absurdistan

Ins Fäustchen gelacht

Froschperspektiven

Was brauch ma de Fremden?

Doktor Kalauers gesammelter Blödsinn

Die schöne Leich

Lebe wohl

Der Hausmeister

Fremdgeführt

Wehrpflicht oder Kür

Welcome to Austria

Erkenntnisse

Schreferl als Werbeträger

Verkehrtes

Fett schwimmt oben!

Das Nationaldenkmal

Schreferl in Afrika

Sternstunden des Humors II

Ich über mich

Einleidung

Liebe Leser!

Ich hoffe, ich darf Sie so nennen, ohne mit Ihnen persönlich bekannt zu sein. Sollten Sie jedoch überzeugt sein, dass diese Anrede unpassend sei, dann täte es mir leid, denn ich habe liebe Leser lieber als nicht liebe Leser. Am liebsten aber habe ich liebe Leser, die dieses Buch nicht nur lesen, sondern auch kaufen.

Sollten Sie aber ein lieber Leser sein, der so lieb war, dieses Buch nicht nur zu lesen, sondern auch zu kaufen, trotzdem aber meine Anrede ablehnt, so tut es mir sehr leid, dass ich meine Anrede nicht mehr zurücknehmen kann, denn das Buch, das Sie jetzt in Händen halten, ist leider schon gedruckt.

Letztere Unbill tragen Sie jedoch nicht allein, sondern zusammen mit anderen Käufern dieses Buches und vor allem mit dem Amalthea Verlag, der sich erhoffte, die Bestsellerzahlen meines epochalen Werkes »Sternstunden des Humors« weit zu übertreffen.

Sollte Sie jedoch oben erwähnte Anrede so stören, dass Ihnen dadurch die ganze Lektüre verleidet wird, so erlaube ich mir, Ihnen den Ratschlag zu erteilen, die Floskel einfach aus dem Buch zu entfernen.

Dazu verwenden Sie entweder einen »Super Marking«-Stift der Firma »Super Marker«, und zwar die Fabrikationsnummer 770, da diese gerade die nötige Breite hat, damit Sie die inkriminierte Stelle verdecken können.

Am besten ist jedoch, Sie überlesen die Anrede, denn es könnte ja sein, dass Sie dieses Buch einem Freund zu lesen geben und dieser über meine Anrede beglückt ist.

Sonst weiß ich keinen Rat mehr. Ich kann nur für das nächste Buch die Konsequenz ziehen und eine andere Floskel verwenden. Aber welche?

»Hochverehrte Leser!« müsste etwa in alpinen Regionen gut ankommen. Jedenfalls in über 1000 Metern Seehöhe.

»Freundliche Leser!« klingt wieder zu verpflichtend, vor allem für Rezensenten.

»An meine Leser!« möchte ich nicht schreiben, denn das klingt wie die Verkündigung einer Kriegserklärung.

Sollten Sie eine geeignetere Formulierung finden, dann übermitteln Sie diese bitte in einem eingeschriebenen Brief an den Verlag. Je mehr solcher Briefe einlangen, desto sicherer können Sie sein, dass Sie keine Antwort mit der Anrede »Lieber Leser« erhalten.

Ich möchte noch erwähnen, dass ich die etwas gestelzte Formulierung »Verehrungswürdige Leser!« wieder verworfen habe, obwohl diese sich sehr gut ins Chinesische übersetzen ließe. Und das liegt daran, dass ich ursprünglich einen Roman schreiben wollte.

Die Idee dazu kam mir bei der Premiere der Freilichtaufführung von Lehárs »Das Land des Lächelns« bei den Seefestspielen am Schotterteich von Schuschlingpanzen. Nachdem Harald Serafin die von ihm so sensationell geführten Seefestspiele Mörbisch nach 20 Jahren aufgegeben hatte und man eine preußische Operettensängerin zu seiner Nachfolge bestellte – mit Billigung der Landespolitiker, was schließen lässt, dass die Burgenländer-Witze doch der Wahrheit sehr nahe kommen –, witterte der zuletzt unterbeschäftigte Operettenbuffo Roman Unterstoisser seine große Chance und tritt nun in den edlen Wettstreit mit dem ehemaligen »Mekka der Operette«.

So lud mich Unterstoisser nun zu seiner Eröffnungspremiere nach Schuschlingpanzen ein, was mich sehr freute, wo doch so wichtige Society-Größen wie Mausi Lugner, Jeannine Schiller, Marika Lichter und Richard Lugner auch als Gäste da waren.

Da ich aber fürchtete, von ihnen vor der »Seitenblicke«-Kamera erdrückt zu werden, tauschte ich mein Ticket in der ersten Reihe gegen einen Sitzplatz in der zehnten und befand mich urplötzlich inmitten einer Autobusladung chinesischer Touristen. Ihr Reisebüro hatte anscheinend keine Karten mehr für das Mozart-Konzert in der Separatistenkirche oder das Volksmusik-Event der Afterlinger Rotzbuam bekommen. Was lag näher, als die Wien-Besucher hierher zu bringen.

Die ganze mit Wohlwollen aufgenommene Vorstellung von »Das Land des Lächelns« lang saßen die Gäste aus Fernost mit aufgerissenen Mündern da, und als der nicht vorhandene Vorhang fiel und frenetischer Applaus einsetzte, blieben die Schlitzaugen wie erstarrt sitzen. Dann plötzlich brachen die Chinesen in derartige Weinkrämpfe aus, dass sie von der Feuerwehr trockengelegt werden mussten.

Ich verließ den neuen Festspielort wie in Trance. Wenn schon eine 90 Jahre alte Operette solche Wirkung zeigte, lag es doch in der Luft, sich diesem Trend anzupassen. Daheim in meinem Dichterstübchen entwarf ich in einer Nacht die Konzeption für eine 1000-seitige Romantrilogie mit dem Titel »Gelbe Tränen«. Schon am nächsten Tag bot ich das Manuskript meiner Verlegerin Dr.Sinhuber an. Sie war daran seltsamerweise überhaupt nicht interessiert und pochte unangenehm darauf, dass nach meinem Bestseller »Sternstunden des Humors« endlich eine adäquate Fortsetzung erscheinen solle.

Das haben die Leser des Amalthea Verlages nun davon.

Alt, aber gut

Ich als Ludwig XIV. in meiner vielfach prämierten satirischen TV-Show »Mad in Austria« (Regie Herbert Grunsky).

Alt ist man erst, wenn man an der Vergangenheit mehr Freude hat als an der Zukunft. So besehen, bin ich schon sehr alt. Ich fühle mich zwar nicht alt, aber ich bin ein gewaltiger Nostalgiker. Ich blicke gern und oft zurück. Und diese Leidenschaft ließ mich dieses Buch entwickeln. Ist es doch ein Rückblick auf mehr als 50 Jahre als Autor.

Am Anfang meiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitete ich oft als sogenannter Ghostwriter und konnte damit in harten Zeiten zum Broterwerb für meine Familie beitragen. So schrieb ich beispielsweise verdeckt für einen deutschen Verfasser von Krimi-Serien. Nennen wir ihn Hinz.

Hinz war stets zufrieden mit meinen abgelieferten Texten. Und ich gab mich zufrieden mit dem Honorar. Als ich dann immer größere Autorenaufgaben für den ORF bekam, musste ich aufhören und bot Hinz einen mir entfernt bekannten österreichischen Journalisten als meinen Nachfolger an. Und bekam bald darauf ein bedauerndes Schreiben von Hinz, in dem er feststellte, dass das, was er bisher geschrieben habe, wesentlich besser wäre.

Ab nun kam ich immer mehr ins Fernsehgeschäft. Die lustigsten Sendungen hießen »Flohmarkt Company«, »Cabaret Cabaret«, »Komiker-Express«, »Humor kennt keine Grenzen«, »Österreich hat immer Saison«, »Varieté-Varieté«, »Mad in Austria« und »Tritsch Tratsch«.

Als ich nun meine Archive durchschaute, fand ich Sketches und Gags von mir, an die ich mich gar nicht mehr erinnerte. Und so verbinde ich damit die Hoffnung, dass es Ihnen ähnlich ergeht. Denn viele Sequenzen dieses Buches sind demgemäß alt.

Alt, aber gut, würde Altmeister Karl Farkas sagen. Und Farkas besaß ein riesiges Archiv der humorvollsten Ideen, die gar nicht alle von ihm waren. Was er auch gar nicht behauptete, aber auch nicht erwähnte.

Ähnlich hielt es sein kongenialer Partner Hugo Wiener. Mit Hugo Wiener war ich persönlich befreundet, und er ließ, obwohl später mit Farkas verfeindet, kein schlechtes Wort über diesen kommen.

Vieles, was ich über den Altmeister des Kabaretts weiß, verdanke ich langen Gesprächen mit seinem Doppelconférence-Partner Ernst Waldbrunn. So auch über jene Tage nach der Rückkehr Karl Farkas’ aus der amerikanischen Emigration.

Farkas, getrennt von Frau und Kind, hielt sich in den USA sehr mühsam über Wasser und wurde in New York von einer in ihn verliebten millionenschweren Kosmetik-Erbin unterstützt. Sehr bald nach seiner Heimkehr folgte sie ihm nach Wien, stieg im »Sacher« ab und lockte Karl mit weitergehender finanzieller Unterstützung in ihr Hotelbett.

Doch dann kam Farkas’ geliebte Ehefrau mit dem behinderten Sohn von ihrem kriegsbedingten Aufenthalt in Tschechien nach Wien zurück und er verließ die Millionärin bei Nacht und Nebel. Die reiche Dame entschwand daraufhin enttäuscht wieder nach Amerika.

Waldbrunn befragte Farkas in einer intimen Unterredung, wieso er denn so vorgegangen war. Und der Kabarett-Großmeister antwortete: »Was hätt’ ich denn machen sollen? Mein Frau hatte ja mein ganzes Archiv!«

Als Waldbrunn Farkas ein andermal darauf hinwies, dass ein Komiker-Kollege rüde mit Farkas-Texten auftrat, meinte dieser: »Lass ihn! Der muss nur aufpassen, dass er nicht Pointen stiehlt, die ich schon gestohlen hab!«

Einmal bekam Farkas vom ORF ein Drehbuch zur Bearbeitung. In der Komödie ging es um einen Millionendieb. Farkas meinte: »Der Text des Autors ist genial. Besonders geglückt ist die Figur des Millionendiebes. Selbst was der spricht, ist gestohlen!«

Sollte Ihnen also so mancher Text in diesem epochalen Werk bekannt vorkommen, darf ich Sie beruhigen. Ich habe nur bei mir selbst gestohlen. Zumindest behaupte ich das, bis mir wer das Gegenteil nachweist.

Unter aller Kritik

Karikatur für mein erstes Amalthea-Buch »Küss die Hand, Herr Hofrat« von Rudolf Angerer.

Die Politikverdrossenheit der Österreicher wird immer ärger, und damit geht es auch mit ihrer Heimatliebe steil bergab. Welche Auswüchse dies zeitigt, möchte ich mit einem kleinen Beispiel untermauern.

Ich saß wieder einmal im »Schreiberhaus« in Neustift am Walde und delektierte mich an dem so vorzüglichen Backhendl meines Lieblingsheurigen. Es war ein Schlechtwetternachmittag im Spätherbst und es regnete in Strömen. Dementsprechend war der idyllische Gastgarten leer, nur in der urgemütlichen holzgetäfelten Stube saßen fünf Gäste.

Drei äußerst unterschiedliche Herren hatten sich um den Tisch neben dem alten, wohlige Wärme verströmenden Kachelofen versammelt. Am Nachbartisch saß ein dunkelhaariger Mann im Schlossergewand und am anderen Tisch war ich. Und so wurde ich unabsichtlich Zeuge einer heftigen Diskussion der drei Herren.

Der mit dem alkoholroten Deix-Gesicht sagte: »Was glauben S’, was mir Landwirte fir Probleme haben! A so a Sauerei! Alles wird teurer! Der Benzin, die Zigretten, und des Bier! De san scho wirklich gaunz deppat mit eahnare Preise in dem Land. Alles wird teurer, was da kaufst!

Gestern ha i an neuchen Flachbildschirm-Fernseher kaufen müssen. Den hab ma scho dringend braucht, weil oan hab ma im Wohnzimmer, oan im Schlafzimmer, de Kinder habn eahnare eigenen in eahnare Zimmer, oan hab ma in da Kuchl, dass ma beim Essen a was sehn. Und oan hab ma im Stall fir de Viecher.

I hab gsagt, de san eh so arm, seits nur mehr de künstliche Befruchtung gibt. Solln s’ wenigstens so a Vergnügen haben, de Viecher. Man muass im Stall nur aufpassn, welchenes Programm ma eistellt, damit de Milch net sauer wird. Aber oft is eh nur a Topfen.

Iberall hab ma an Fernsehapparat, nur am Häusl hab ma no koan ghabt. Und da ärger i mi allerweil, wann i bei an Krimi draußen sitz und versäum den schensten Mord. Drum hab i no an Fernseher kaufen müssen.

Und jetzt frag i mi, wiaso müssen so lebenswichtige Güter so teuer sein in Österreich? I hab ghört, in Japan solln s’ viel billiger sein als bei uns. Viel billiger! Da frag i mi, wiaso können si die japanischen Chineser so viel billiger an Fernseher kaufen als mir in dem bleden Österreich. De tuan Tag und Nacht fernsehen dort. Deswegen habns a scho solchene Augen. Und was haben mir in Österreich – hohe Preise!«

Darauf meinte der elegante Mitvierziger im hellen Prada-Anzug, indem er seine mit Chelsea-Boots bekleideten Füße übereinanderschlug: »Da kann ich Ihnen nur recht geben! Mich enttäuscht dieser Staat auch immer mehr. Die Steuerlast wird ja immer unerträglicher! Wer kann denn da noch mit? Ich frage: Wieso wird unsereiner dafür bestraft, dass er mehr verdient?! Man weiß ja wirklich nimmer, wie man seine Gewinne anlegen soll?! Ich hab schon so viele Sparbücher, dass ich mir dafür einen eigenen Bücherschrank anlegen hab müssen. Weil der schwindlige Karl-Heinz so patschert war, traut man sich ja kein Geld mehr aus dem Ausland einführen. Ob es von der Schwiegermutter ist oder nicht. Wenn die einen ehemaligen Finanzminister so in die Mangel nehmen, was passiert dann mit mir?

In Österreich wird das Geschäftsleben immer unerträglicher. Aber was soll ich machen? Ich kann ja nicht, damit ich mich sanier, zum achten Mal in den Ausgleich gehen. Ich merk mir ja meine Firmennamen nicht mehr. Mit meinen Adressen auf den Seychellen oder auf Samoa hab ich nur mehr Schwierigkeiten, weil ich sie immer verwechseln tu. Wenn ich genau wissen will, was mir gehört, muss ich’s im ›profil‹ oder im ›News‹ nachlesen. Dieses Österreich ist zum Vergessen!«

Jetzt meldete sich der dritte Mann am Tisch zu Wort: »Obwohl i sehr gern solchene Sorgen wia Sie hätt, bin ich ganz Ihnara Meinung! Na, glauben S’, uns Arbeitnehmern geht’s besser?! Was bilden die sich eigentlich ein, da oben? Wo san ma denn?! Mich können s’ alle gernhaben. Die Regierung mitsamt der Opposition! Alles – ein Bund Hadern! De helfen eh alle zsamm! I pfeif auf die ganze Politik! I will mei Ruah haben! I möchte einfach in mein Krankenstand gehen können, wann i will! Ganz ohne an Doktor! I weiß ja selber, wann i krank bin. Mei Oide macht mi immer krank.

Sie können leicht lachen. Sie kennen s’ net. Bevor i sie g’heirat hab, hat’s g’heißen, sie ist eine Frau mit Aussicht auf sehr viel Geld! Aussicht auf sehr viel Geld! Dann hat sich herausg’stellt, sie wohnt vis-à-vis von der Raiffeisenkassa.

Aber Flausen hat s’ im Kopf, meine Frau. Im letzten Urlaub hat sie mich auf eine Schiffskreuzfahrt überredet. Im November durch die Ostsee. Hörn S’, da war’s so neblig, da san sogar die Möwen z’Fuaß gangen. Des hab ich notwendig g’habt. Da setz ich mich lieber in mein Auto und spiel Grand Prix.

Ich sag Ihnen, es gibt nichts Schön’res, als wia der Alonso oder der Vettel mit 200 durch die Ortschaften pledern. Da erschrecken die Gscherten!

Aber überall haben s’ ja die Radarfallen aufgestellt. Wann ich meine acht Viertel intus hab, kann i gar net langsam fahren. Da ist mein Gasfuaß einfach zu rasant. Die Trotteln haben ja keine Ahnung vom Rausch der Geschwindigkeit!

Des ganze Österreich mitsamt seine Politiker g’hört in die Würscht! Oarsch Land!«

Da ist plötzlich der dunkelhaarige Mann im Schlosseranzug aufgestanden, ist zum Tisch der drei Unzufriedenen gegangen und hat, trotz seines schweren Akzents, ganz deutlich gesagt: »Jetzt hab i schon genug von die blede Rederei! Wann Ihnen net gefallt in unsere scheene Esterreich, dann missen eben auswandern!«

Immer vergnüglich – ein Urlaub bei meinem Freund Balthasar Hauser.

Eine als regierungskritisch bekannte Zeitung bekam wieder einmal einen neuen Chefredakteur. Dieser warf sich mit aller Kraft ins Zeug, bis der Sommer ins Land zog und er so wie bisher tagtäglich in der Redaktion war. Eines Tages wurde er gefragt, wann er denn in die Ferien gehen würde, und er gab zur Antwort: »Ich kann mir keinen Urlaub leisten. Denn wenn in meiner Abwesenheit die Auflage sinkt, bin ich entlassen – und wenn sie steigt, gelte ich als überflüssig!«

Ich habe, trotzdem ich in eifersüchtigste Verdrängungswettkämpfe im ORF verwickelt war, immer meine Familienurlaube vollzogen. Meine Liesl und ich versuchten dabei, diese Ferien so weit als möglich kindergerecht zu verbringen. So nahmen wir 1983 das Angebot unseres Freundes Balthasar Hauser an, auf seiner »Stanglwirt-Alm« zu Füßen des Wilden Kaisers unseren Urlaub zu verleben. Es handelt sich dabei um eine urige Holzhütte, die sich, etwaigen Blitzschlägen trotzend, an einen mächtigen Baum schmiegt. Balthasar brachte uns mit seinem Geländewagen in luftige Höhen unterhalb der Baumgrenze. Stolz berichtete er, dass einige Monate vor uns Prinzessin Caroline von Monaco diese abgelegene Absteige bewohnt hatte. So nächtigten wir in den durchlauchtigsten Betten, aßen von den durchlauchtigsten Tellern und genossen den durchlauchtigsten Blick auf die Kitzbüheler Alpen.

Heimgekehrt unterließen wir es, mit unserer neu gewonnenen Nähe zur Grimaldi-Dynastie anzugeben. Es war uns das Erlebnis der Tiroler Bergwelt wesentlich mehr wert. Außerdem haben wir Freunde, denen der Stammbaum ihres Hundes viel wichtiger ist als der ganze Adel.

Fest steht aber, dass der Urlaub für die meisten Menschen als Mehrkampfdisziplin im Wettbewerb mit ihren Nachbarn gilt.

Schreferl macht Urlaub

Das ist mein Urlaubsalbum. Haben Sie auch so viel fotografiert in den Ferien? Ich hab sehr viel. Deswegen hab ich mir einen neuen Fotoapparat gekauft. Sehr günstig. Sonderangebot. Eine ganz komplizierte Kamera ist das. Weitwickelobjektiv.

Kennen Sie das? Weitwickel? Da fotografiert man und es ist nachher weit mehr drauf entwickelt, als man fotografiert hat. Das kommt vom Weitwickel.

Das da beispielsweise, das ist meine Frau. Man sieht zwar nur einen Fuß, aber ich weiß, das ist meine Frau. Ich kenne ja den Fuß von meiner Frau. Wegen ihrer Hammerzehe. Ich hab sie gar nicht fotografieren wollen, aber sie ist drauf auf dem Foto. Weil mit der Blende hab ich mich nicht so richtig ausgekannt.

Nicht, dass Sie glauben, ich bin kein Techniker, aber rechnen Sie sich das einmal aus: eine Sechzehntelsekunde dividiert durch die Entfernung, abzüglich der Lichtgeschwindigkeit … oder so.

Es war ja eine Gebrauchsanweisung dabei – aber auf Koreanisch. Wissen Sie, was auf Koreanisch »unscharf« heißt? Ich auch nicht. Aber unscharf sind die Bilder. Macht ja nix. Ich weiß ja eh, was drauf ist. Wer anderer muss es ja nicht wissen.

Dabei ist es schwer zu merken. Wir haben nämlich keinen normalen Urlaub gemacht. Normal machen eh alle. Was heißt? Das ist ja schon abnormal.

Beispielsweise unsere Nachbarn, die Birnstingls. Kennen Sie die? Sie ist so eine Dicke.

Die Birnstingls, sag ich Ihnen, versuchen uns jedes Jahr in den Ferien zu übertrumpfen. Aber da ist sicher sie dahinter, die Blade, die hat einen Ehrgeiz. Er ist ja nur ein Tschapperl. Passen Sie auf, wie hinterlistig die Birnstingl ist.

Die letzten Jahre waren die Birnstingls und wir immer in Italien. Wir waren in Tschaorle und die Birnstingls waren in Tschesolo. Weil es dort viel eleganter ist, hat die Birnstingl gesagt. Dann sind wir auf der Insel Krk gewesen. Sehr preiswert. Aber die Birnstingls waren weiter weg, die waren in Korfu, das ist in Griechenland.

So sind wir im Jahr darauf noch weiter weg. Wir waren in der Türkei. Und was glauben Sie, wo die Birnstingls waren? Die waren in Ägypten. Frechheit, so was! Dann haben sie uns vorgeschwärmt von den Pyramiden. Sie, die Birnstingl, soll einen Kamelritt gemacht haben. Die Wamperte. Die können einem ja alles erzählen, wenn man nicht dabei war. Die Birnstingl – einen Kamelritt? Man kann ja alles Mögliche über die Araber sagen, aber Tierquäler sind sie keine.

Voriges Jahr hab ich zu meiner Frau gesagt: »Diesmal packen wir sie!« Und wir sind nach Kenia geflogen!

Wie wir zurückgekommen sind, hat die Birnstingl abfällig gesagt: »Kenia, das kenn i ja! Wir waren auf Bali!«

So etwas Blödes. Was brauch ich dort hinfliegen? Nur weil sie dort die Schuhe erzeugen?! Sie haben uns halt wieder erwischt, die Birnstingls. Und da hab ich mir geschworen, dieses Jahr zerschmettern wir sie, die Birnstingls. Ich habe mir im Internet einen Weltatlas gekauft, wo auch Europa drinnen ist. Ich habe also Europa genau studiert, dann habe ich eine Route festgelegt und wir sind losgefahren. Richtung Westen.

Durch Deutschland sind wir durchgefahren. Weil, wenn es dort so schön wäre, kämen die Piefkes ja nicht zu uns.

Erste Station war Bruxelles. Ja, Bruxelles. Ich weiß, die sagen zwar alle Brüssel, aber im Atlas steht Bruxelles. Also, was stimmt jetzt? Die vom Atlas sind ja auch nicht deppert. In Bruxelles haben wir uns das Atomdenkmal angeschaut. Winzig. Unser Atomdenkmal in Zwentendorf ist viel größer.

Dann waren wir natürlich bei dem kleinen Wischler. Goldig ist der. Von dem habe ich viele Ansichtskarten verschickt. Damit alle wissen, wo wir waren. Für Bruxelles anschauen, braucht man eine Stunde, samt Kartenschreiben.

Dann sind wir mit der Fähre hinüber nach Great Brittan. So heißt nämlich England.

Haben Sie gewusst, warum die Engländer so viel Tee trinken? Na, dann kosten Sie einmal denen ihren Kaffee!

England hat mich schwer enttäuscht. Das habe ich natürlich nicht den Birnstingls auf die Karte geschrieben. Denen habe ich geschrieben: »Great Brittan ist wanderful!«

Scheußliches Land. Die ganze königliche Familie, da drinnen im Fuckinghampalast, können sie sich behalten. Wir haben unsere Sissi, und die Mirjam Weichselbraun g’fallt mir a besser als die Kate Middleton.

Und denen ihre Küche! Glauben Sie, dort kriegt man in einem Gasthaus einen richtigen Schweinsbraten?! Nur so eine Mehlspeise kriegt man überall – Cake. Die sagen dazu Kähk, aber es schmeckt nach Kacke.

Wir haben gleich die nächste Fähre genommen und sind nach Frankreich. Dort auf die Autobahn und los. Im Urlaub musst du Gas geben, sonst kommst nicht weiter. Dann waren wir in Paris. Natürlich auch am Eiffelturm. Acht Stunden waren wir angestellt, aber oben war es dann beeindruckend. Ein Glück, dass mein Fotoapparat ein eingebautes Blitzlicht hat. Es war nämlich schon finster, wie wir raufgekommen sind. So habe ich das nächtliche Paris fotografiert. Herrliche Fotos. Man sieht genau, wie finster es schon war. Schwarz!

Meiner Frau zuliebe sind wir dann die Schanzelisee rauf und runter gefahren. Also, die Mariahilfer Straße gefällt mir besser. Bei uns gibt’s ja viel mehr Geschäfte, und die sind alle deutsch angeschrieben.

Auf die Mona Lisa haben wir verzichtet. Weil erstens hat der Louvre bei der Nacht geschlossen, und zweitens weiß ja ein jeder, wie die ausschaut. Die lacht deppert. Den Glöckner von Rotterdam gibt es auch nur im Film.

Also sind wir wieder auf die Autobahn – Richtung Rivera. Dort haben wir alles gesehen. St. Trapez, Kannes, Monte Tscharlo … Nur die neue Frau vom Prinzen Albert, die Tscharlene, haben wir nicht gesehen. Wahrscheinlich war sie schwimmen.

Auf die Caroline hab ich verzichten können. Wie sich diese Funsen auf unserem Opernball aufg’führt hat, schrecklich! Die soll sich ein Beispiel nehmen an der Mausi Lugner oder der Schanin Schiller. Das sind halt Damen, die wissen, wie man sich in der Öffentlichkeit benimmt.

Aber wir waren essen, dort, wo beim Grand Prix die Rennfahrer immer vorbeiflitzen. Also, die haben auch keine Ahnung vom Kochen. Also, denen ihre Fische!

Ich bekenne, ich bin ein Fischliebhaber. Vom Fischessen versteh ich was! Da kann mir keiner was erzählen. So gebackene Fischstäbchen mit Pommes. Die dort machen den Fisch ja in der Suppe. Die heißt Bulibissee. Scheußlich!

Und Deutsch verstehen sie auch nicht, die Franzosen. Nur Französisch. Ungebildetes Volk.

Sind wir sofort nach Italien. Dort war die Verständigung erstklassig. Wo man hinschaut, nur Deutsche.

Italien kenn ich jetzt von unten bis oben wie meine Hosentasche. Bitte, in Neapel waren wir nicht. Meine Frau hat sich nicht getraut. Weil es heißt ja: Neapel sehen und sterben.

Rom? Auch nicht das Wahre. Die Peterskirche ist auch nicht schöner als unsere Karlskirche. Und so eine Schweizer Garde könnten wir uns ja auch leisten. Aber bitte, das Kolosseum – das schaut aus. Da müssen bei einem Fußballmatch die Hooligans gewütet haben. Ein Trümmerhaufen!

Sind wir weiter – nach Florenz. In der Operette singen s’: »Florenz hat schöne Frauen!« Alles nicht wahr. Solche Erdäpfeln!

Natürlich waren wir in Venedig. »Steig in die Gondel, dariradariradara!« In die Gondel sind wir mit einem deutschen Ehepaar gestiegen, die waren aus Gelsenkirchen, aber sonst sehr nett. Mit denen haben wir uns den Preis geteilt.

Das Wasser stinkt wie ein Kanal. Na ja, darum heißt er ja Grand Kanale. Den Deutschen hat das überhaupt nichts ausgemacht. Er ist vorn in der Gondel gestanden und hat gesungen. »Warum ist es am Rhein so schön?« Ich weiß es bis heute nicht.

Das war unsere Europareise in sieben Tagen. Wie wir zurückgekommen sind, habe ich mir gedacht, die Birnstingls werden diesmal schön schauen. Doch stellen Sie sich vor, die haben auch eine Rundreise gemacht. In zehn Tagen um die Welt. Wieder haben sie uns geschlagen.

Aber nächstes Jahr erwisch ich sie. Da machen wir in den Ferien etwas, was die Birnstingls noch nie gemacht haben. Da bleiben wir daheim!

Meine Kinder Katja und Daniela.

Meine väterliche Großmutter erzählte immer wieder gerne denselben Witz: