Werte zählen - Darlene Cunningham - E-Book

Werte zählen E-Book

Darlene Cunningham

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Beschreibung

In Werte zählen berichtet Darlene, wie Gott Loren und sie berufen hat, um eine der innovativsten und dynamischsten Missionsorganisationen der Neuzeit entstehen, wachsen und wirken zu lassen. Diese Geschichte entfaltet sie anhand der Leben von Menschen und Orten, die Gott durch "Jugend mit einer Mission" geprägt hat. Eingebettet in die Geschichte ist die Entdeckung der Bibel-basierten Überzeugungen und Werte, die sich als grundlegend für das Wachstum dieser Mission erwiesen haben. Wenn du eine Zeit lang Teil von JMEM warst und wieder neu in die Geschichte und die Prinzipien eintauchen möchtest, die diese Missionsorganisation geformt haben, ist dieses Buch genau das Richtige für dich. Dieses Buch ist auch etwas für dich, wenn du gerade erst bei JMEM einsteigst und die Hintergründe der Organisation besser verstehen willst. Vielleicht bist du auch einfach nur neugierig und hast von dieser erstaunlich anderen, unternehmerischen, weltbewegenden Missionsorganisation gehört und möchtest verstehen, wie sie tickt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 457

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Darlene hat viel in mein Leben investiert, seitdem ich als 25jähriger das erste Mal von Burkina Faso zu einem internationalen Leiterschaftstraining von JMEM nach Lausanne in die Schweiz gereist bin. Zu dieser Zeit konnte ich noch kein Englisch, aber sie sah etwas in mir, woran es sich zu glauben lohnte – das ist Teil ihrer Begabung.

Darlenes Lehre über die Grundwerte von JMEM hat mein Leben und meine Leiterschaft stark geprägt, während meine Frau und ich JMEM Zentren in Togo und Nigeria aufgebaut haben, und hat dadurch den afrikanischen Kontinent beeinflusst – besonders unsere Jugend und Kultur. Vor allem der Wert „Gott kennen“ hat das Leben vieler junger militanter Kämpfer in Nigeria verändert, die ihre Waffen niedergelegt haben, um Ihm nachzufolgen und unsere JMEM-Jüngerschaftsschulen zu besuchen. Wir bauen jetzt einen Campus der University of the Nations auf 1.500 Morgen Land, das einst diesen Kämpfern Unterschlupf bot, damit noch viel mehr Afrikaner ausgebildet und in die Mission entsandt werden können.

Paul Dangtoumda

Leiter, JMEM Port Harcourt, Nigeria

Die JMEM-Werte sind wie Meilensteine, die zeigen, wie uns der Herr in der Vergangenheit geführt hat und uns in unsere Zukunft führt, damit wir „der Mission treu bleiben“. Ich traf Darlene zum ersten Mal, als meine Frau und ich an einer Leiterschaftsschule in Barbados teilnahmen. Ihr Gehorsam, wie sie Jesus nachfolgt und aus diesen Werten heraus lebt, schuf einen Platz für meine Berufung in JMEM.

Darlene ist ein Vorbild dafür, wie wichtig es ist, immer die impliziten Fragen zu stellen: „Wer sind wir als Missionsbewegung?“ und „Warum tun wir, was wir tun?“ Dieses Buch zeigt die Antworten auf diese und andere Fragen auf und vermittelt Verständnis dafür, wie wichtig es ist, unsere Berufung zu prüfen und mit unseren Überzeugungen und Werten in Einklang zu bringen.

Heute leiten meine Frau und ich einen Campus der University of the Nations in San Jose, Costa Rica, was weitgehend auf das zurückzuführen ist, was wir durch Darlenes Investition in unser Leben gelernt haben. Auf diesem Campus sagen viele junge Menschen aus Lateinamerika und den Nationen „JA!“ zum Herrn, um seine Stimme zu hören, seinem Ruf zu folgen, und sie verpflichten sich, niemals aufzugeben!

Giacomo Coghi

Mitbegründer der University of the Nations San Jose, Costa Rica

Ich hatte die einzigartige Gelegenheit, in JMEM „mit dem Herrn aufzuwachsen“. Ich machte meine DTS in Lausanne, in der Schweiz, unter der Leitung der Cunninghams. So vieles von dem, woran ich glaube und wie ich unsere Gemeinschaft im Nahen Osten leite, ist geprägt vom Leben und der Jüngerschaft der Cunninghams in dieser Anfangsphase.

Darlene hat uns nun mit diesem Buch Werte zählen ein unglaubliches Geschenk gemacht. Ihr werdet darin die Geschichten lesen, die unsere Mission geprägt haben und die Geburtsstätte unserer Grundwerte waren. Diese Werte sind aus dem Herzen Gottes zu uns gekommen, und wir haben das Privileg, sie von dieser Generation an die nächste weiterzugeben.

Dieses Buch ist eine Pflichtlektüre für alle JMEMer und besonders für Führungskräfte! Werte zählen vermittelt das Herz unserer Mission und entzündet unsere Fackel. Lasst uns mit ihm laufen und die Fackeln der kommenden Generationen entzünden!

Martha M.S.

Lebt und dient im Mittleren Osten

Werte zählen ist eine Pflichtlektüre für jeden DTS Studenten, JMEM Mitarbeiter, JMEM Leiter oder alle anderen Personen oder Familien, die überlegen, in die Mission zu gehen. Darlenes Demut und ihre Bereitschaft, verletzlich zu sein und ihre eigenen persönlichen Geschichten über Gottes Umgang mit ihrem Herzen zu nutzen, um die Grundwerte und Überzeugungen von JMEM zu lehren, haben mich sehr tief geprägt und meine Art zu leiten und Dinge zu tun beeinflusst. Ihr persönliches Leben und die Geschichten, die sie in diesem Buch von JMEMern auf der ganzen Welt erzählt - wie sie die Werte von JMEM leben - werden euer Leben für immer beeinflussen.

Leaula Silo Schmidt

Ein Samoaner, der in Südasien dient

DARLENE CUNNINGHAM

Die Stories hinter den Werten von Jugend mit einer Mission

Mit Dawn Gauslin undSean Lambert Discovery Starters von David Joel Hamilton

© 2021 Darlene Cunningham

Herausgegeben von: © 2022 Jugend mit einer Mission -Deutschlandverband e.V. (https://jmem.de)

Verlagslabel: JMEM Deutschland

ISBN Softcover: 978-3-347-47848-0ISBN E-Book: 978-3-347-47856-5

Druck und Distribution im Auftrag des Herausgebers:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Herausgeber verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Herausgebers, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Titel der amerikanischen Originalausgabe: Values Matter: Stories of the Beliefs & Values that Shaped Youth With A Mission

© 2020 Darlene J. Cunningham

© 2020 David Joel Hamilton: „YWAM Beliefs & Values Discovery Starters.”

© 1991 updated 2003, 2011, 2017 & 2020, Youth With A Mission (a California, USA corporation established 1961): „Das Purpose-Statement, die Glaubensüberzeugungen und Grundwerte von Jugend mit einer Mission” (Anhang 1).

© 2020 Youth With A Mission (a California, USA corporation, established 1961: „Die vier Vermächtnisworte von JMEM (Anhang 3).

Übersetzung: Ulrike Moradi, Priscilla Golling, Marie-Luise Frost, Frank Bauer

Satz: Uli Braun

Alle Bibelzitate, sofern nicht anders angegeben, aus der Neues Leben. Die Bibel © der deutschen Ausgabe 2002 / 2006 / 2017 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Max-Eyth-Str. 41, 71088 Holzgerlingen

„Schlachter“: Bibeltext der Schlachter Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft. Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.

Widmung

Loren, meinem Partner in Leben, Abenteuer und Dienst.

Ohne ihn gäbe es keine Geschichte zu erzählen.

Den Hunderttausenden von JMEMern,deren Leben mich inspiriert und deren Gehorsam Gott Ehre gebracht hat.Ihre Geschichten, ihre Weisheit und ihr Opfer hat Gott und mir große

Freude gebracht(einschließlich meine Kinder Karen, David und Judy).

Und meinen Enkeln Madison, Kennaund Liam und ihrer Generation –in der Hoffnung, dass Glaube,

Werte und die Worte des Herrnin diesem Buch sie leiten werden.

Und ihren Kindern – den nächsten Wellen –…und den nächsten Wellen… und den nächsten …

Besonderer Dank

Mein Dank geht an drei ganz besondere Freunde und Mitarbeiter – dieses Buch hätte ohne euch nicht geschrieben werden können! Wir teilen Vision und Freundschaft; essen zusammen Tacos und lachen zusammen. Ihr seid so wertvoll in meinem Leben!

Dawn Gauslin

Deine beständige Freundschaft, Weisheit und dein Einsatz, die JMEM-Werte zu kommunizieren, waren für mich eine ständige Inspiration. Danke, dass du mir geholfen hast, Worte zu finden, die mein Herz ausdrücken.

Sean Lambert

Du warst es, der aufgestanden ist und gesagt hat: „Es ist Zeit, dass du das Werte Buch schreibst und ich werde dir dabei helfen!“ Dann hast du treu genau das gemacht, in so vielen Bereichen und auf höchstem Niveau.

David Joel Hamilton

Unser Team, das im Laufe der Jahre gemeinsam unterrichtet und Lebenserfahrungen ausgetauscht hat, bereitet mir immer wieder solche Freude. Deine Hingabe für das Prinzip und deine Verpflichtung, alles gründlich nach der Bibel zu erforschen, sind Grundlagen, auf die ich mich zutiefst verlasse.

Danksagungen

Zuallererst erkennen wir die mächtige Hand Gottes als Ursache für jeden fruchtbaren Dienst an, der durch JMEM gekommen ist. Wir waren fruchtbar, weil Er treu war!

„Bleibt in mir, und ich werde in euch bleiben. Denn eine Rebe kann keine Frucht tragen, wenn sie vom Weinstock abgetrennt wird, und auch ihr könnt nicht, wenn ihr von mir getrennt seid, Frucht hervorbringen.“ Johannes 15,4.

Wir möchten unserer breiten internationalen, generationsübergreifenden JMEM-Familie danken und sie segnen, die durch ihre Aufopferung und ihre Hingabe ein Teil dieser erstaunlichen Geschichte ist. Wir danken auch den wunderbaren Leitern und Lehrern, die in unser Leben gesät haben. Und wir ehren die Hunderttausenden von Gebetskämpfern, Freunden und Unterstützern auf der ganzen Welt, die mit JMEM und seinen Menschen zusammenarbeiten. Ihr seid ein großer Teil unserer Geschichte!

Relativ zeitig haben wir Scott Tompkins als Editor in den Schreibprozess involviert. Scott ist langjähriger JMEMer, der die Vision, Überzeugungen und Werte unserer Mission versteht. Sein Beitrag war von unschätzbarem Wert, und es ist schwer vorstellbar, wie Werte zählen ohne ihn hätte vollendet werden können.

Besonderer Dank gilt Marcia Zimmermann für ihre Fähigkeiten im Korrekturlesen des endgültigen Entwurfs. Dank an Craig McClurg, der den Einband gestaltet hat, an Joseph Avakian für die künstlerische Gestaltung des Glaubensbaumes, an Judy Robertson für die Gestaltung der Brillenillustration und an den verstorbenen Russ Gauslin für seine Arbeit, nur eine Woche, bevor er zu Jesus heim ging, um die Richtigkeit aller Schriftstellenverweise zu überprüfen.

Wir wollen auch YWAM Publishing für ihre Partnerschaft in diesem Projekt danken. Wir schätzen die visionäre und demütige Leitung von Tom und Terry Bragg und ihr Team von hingegebenen Mitarbeitern, die unermüdlich daran arbeiten, gute Bücher unter die Menschen zu bringen.

Vorwort von Loren Cunningham

Jugend mit einer Mission (JMEM) wurde 1960 gegründet, aber so richtig los ging es 1963, als ich Darlene heiratete. Sie ist die wahre Mitbegründerin. Ohne Darlene wäre JMEM nicht, was es heute ist. Sie ist die Talente-Entdeckerin, Menschen-Entwicklerin, Team-Ausrüsterin, Gemeinschaftsprägerin und Implementierungsexpertin, die zum Wachstum beigetragen hat.

In den Anfangsjahren sandte Gott uns viele wunderbare Männer und Frauen Gottes, um uns über seine Wege und Prinzipien zu lehren. (Das tut er auch heute noch.) Darlene, die selbst eine ausgezeichnete Lehrerin ist, entwickelte eine geschickte Fähigkeit, den Lehren zuzuhören, sie zu verarbeiten und zusammenzufassen und die Prinzipien an andere weiterzugeben und sie zu lehren, wie sie dasselbe tun können.

Es war Darlene, die dazu beitrug, unsere Kernüberzeugungen und 18 Grundwerte als Mission zu definieren und zu verstehen. Wir bezeichnen dies oft als die „DNA“ von JMEM – den genetischen Code, der JMEM zu JMEM macht. Sie ist die Fahnenträgerin und Verfechterin für die Weitergabe unserer Grundüberzeugungen und Werte.

Werte zählen ist eine wunderbare Quelle für alte und neue JMEMer gleichermaßen. Ich freue mich darauf, wenn dieses Buch in unserer gesamten Mission als hilfreiches Werkzeug im Umlauf ist, damit wir die Wege verstehen, die Gott uns geführt hat und zu denen wir berufen sind. Zu erkennen, wer wir heute sind und wie wir hierher gekommen sind, ist der Schlüssel zu unserer zukünftigen Stärke, Multiplikation und Wachstum. Wir wollen in unserer Mission dem Erbe treu bleiben, das Gott uns in unserer DNA gegeben hat.

Im Johannesevangelium Kapitel 15 werden wir aufgefordert, in Jesus zu bleiben, damit wir Frucht bringen können – Frucht, die bleibt. Wenn wir wieder neu Ja zu ihm sagen, zu der Vision von den Wellen junger Menschen, die die Kontinente dieser Welt mit dem Evangelium erreichen, und zu unseren tiefsten Überzeugungen und Grundwerten, dann glaube ich, werden wir einen exponentiellen Anstieg bleibender Frucht im Reich Gottes in und durch JMEM sehen.

Loren Cunningham

Gründer von Jugend mit einer Mission

Einführung:Die Macht der Geschichte

Wir alle lieben gute Geschichten. Aber was genau fesselt uns daran so? Manche Geschichten unterhalten uns und bringen uns zum Lachen oder Weinen. Manche fordern uns heraus und motivieren uns. Manche geben uns Hoffnung, während andere nüchternes Nachdenken hervorrufen. Manche lehren uns über wahre Werte, während andere vor Gefahren warnen, die vor uns liegen können.

Manche Geschichten verändern uns, indem sie sich in das Innerste unseres Seins einbetten und eine leidenschaftliche Erzählung schaffen, die unser Weltbild prägt, unsere Werte formt und unsere Entscheidungsfindung inspiriert. Wir vertrauen darauf, dass es so sein wird mit den Geschichten unserer JMEM-Überzeugungen und Werte, die wir in diesem Buch festgehalten haben – und das ist nur ein Bruchteil der Geschichten, die wir von Gottes großer Treue erzählen können.

Durch Werte zählen wollen wir Gottes Geschichte unserer grundlegenden Überzeugungen und Werte weitergeben. Die nachfolgenden Generationen sollen sie ihren Kindern und Kindeskindern erzählen können, damit wir uns davor schützen, von den Wegen abzuweichen, auf denen Gott uns geführt hat (Hebräer 2,1). Wir werden Geschichten von der Treue Gottes erzählen, die uns durch Prüfungen und später zum Sieg geführt haben. Aber wir wollen auch transparent sein und die Geschichten unseres Versagens erzählen – wie Gott mit uns umgegangen ist, und wie wir auf ihn mit der Zusage geantwortet haben, auf seinen Wegen zu gehen.

Psalm 78,1-4 erfasst den Grund, warum wir dieses Buch schreiben. Da steht: „Höre, mein Volk, auf meine Lehre. Achtet auf das, was ich euch sage, denn ich will zu euch in Gleichnissen sprechen. Ich werde die Geheimnisse erklären, die seit der Erschaffung der Welt verborgen waren; Geschichten, die wir oft hörten und gut kennen, Geschichten, die unsere Vorfahren an uns weitergegeben haben. Wir wollen diese Wahrheiten unseren Kindern nicht vorenthalten, sondern der nächsten Generation von den wunderbaren Taten des Herrn erzählen, von seiner Macht und den großen Wundern, die er vollbrachte.“

Gott ist ein Geschichtenerzähler

Unser Gott ist der Meister der Kommunikation. Die Bibel bezieht sich mehr auf seine Kommunikationsfähigkeiten als auf jede andere Handlung, die er unternommen hat – fast 3.000 Mal!

Wenn wir einem Meister in der Kunst der Kommunikation zuhören, achten wir nicht nur auf das, was gesagt wird, sondern auch darauf, wie es gesagt wird. Ungefähr 80% des Bibeltextes ist dramatische Erzählung – es ist Wahrheit, die sich in Form einer Geschichte offenbart. Das ist nicht überraschend, denn der Gott, der den biblischen Text inspiriert hat, hat auch jeden Menschen erschaffen. Und für etwa 80% von uns, die wir mündlich lernen, ist die Kunst des Erzählens die bevorzugte Art des Lernens.

Wenn Wahrheiten durch die Erzählung einer fesselnden Geschichte vermittelt werden, beeinflussen sie nicht nur unseren Kopf, sondern auch unsere Emotionen und unseren Willen auf starke Art und Weise. Zum Beispiel wirkt die Geschichte von Sadrach, Mesach und Abednego (Daniel 3) verändernd, weil wir in ihr gewöhnliche Menschen sehen, die außergewöhnliche Dinge tun – und wir werden dazu inspiriert, dasselbe zu tun. Die Geschichte hilft der Wahrheit, auf ganzheitliche Weise in unsere Köpfe und Herzen zu gelangen, so dass wir sie in unserem eigenen Leben anwenden können.

Wir wollen, dass sich die Leser mit unseren Überzeugungen und Werten genauso identifizieren können. Wir glauben, dass diese wahren Geschichten, wie Gott zu uns gesprochen hat und wie echte Menschen diese Überzeugungen und Werte angewendet haben, euch inspirieren und motivieren werden. Und wer wäre besser geeignet, die Geschichte von JMEM zu erzählen, als Darlene Cunningham, die Mitbegründerin unserer Mission? Als geistliche Mutter gibt sie diese wichtigen Wahrheiten und Lebenslektionen treu an uns – ihre Erben – weiter, denn sie hat ihr ganzes Leben lang an die Menschen um sich herum geglaubt und sie ermutigt, alles für Gott zu geben.

Wenn ihr diese Kapitel lest, dann nehmt euch die Geschichten zu Herzen. Ergreift sie. Macht sie euch zu eigen. Lasst zu, dass sie euren Verstand informieren, eure Gefühle berühren und euren Willen leiten. Achtet darauf, wie Gott im Leben der anderen gewirkt hat und werdet Teil der Geschichte.

Hört auf Gott, tut, was er sagt und gebt niemals auf!

David Joel Hamilton

University of the Nations Internationaler Vizepräsident für Strategische Innovation

Warum das Ursprüngliche Testament?

In diesem Buch werden wir die Hebräischen Schriften (1. Mose bis Maleachi) das Ursprüngliche Testament nennen und nicht den traditionellen Begriff „Altes Testament“ verwenden. Das machen wir, weil der Begriff „alt“ etwas bezeichnet, das seine besten Jahre hinter sich hat; etwas, das vielleicht nicht mehr relevant ist und verworfen werden sollte, da es durch das Neue ersetzt worden ist. Aber der Begriff „ursprünglich“ spricht von einem bleibenden Erbe, das eine solide Grundlag darstellt, die geschätzt werden sollte, denn darauf kann das Neue aufgebaut werden.

 

Kapitel Eins

Von einer Generation zurnächsten

„Ich bin die Frucht eures Dienstes!“ Zu Lorens und meiner Überraschung stand ein JMEMer aus der Menge von 3.500 anderen auf, schaute Loren und mich direkt an, und nannte seinen Namen und Heimatland. Dann rief er: „Ich bin die Frucht eures Dienstes!“ Als er sich wieder gesetzt hatte, stand der nächste auf und tat genau das gleiche, und dann der nächste und so weiter.

Als weitere Duzende Menschen Jesus die Ehre gaben, füllten sich unsere Augen mit Tränen. Es war einer der Kloß-im-Hals- und Gänsehaut-Momente heiliger Freude. Wir empfanden so viel Liebe und Dankbarkeit für jeden dieser Menschen, der „Ja“ zu Jesus gesagt hatte, indem er dieser bunt zusammengewürfelten Bewegung namens Jugend mit einer Mission beigetreten war.

Diese Zusagen fanden statt, als wir den 50. Jahrestag von Jugend mit einer Mission auf unserem Campus in Kailua Kona auf Hawaii feierten. Es war Dezember, und Loren und ich hatten das ganze Jahr damit verbracht, 44 Orte in 35 Nationen zu bereisen, wo die 50-Jahr-Feierlichkeiten mehr als 30.000 JMEMer und Freunde zusammenbrachten. Erstaunlicherweise flogen wir 109 Flugabschnitte, und kein einziger Flug wurde abgesagt oder verspätet oder kam in turbulentes Wetter! Der Herr hat wirklich den Weg vor uns in allen Einzelheiten vorbereitet!

Wir hatten das Jahr in Neuseeland begonnen, und als dort das erste Treffen von Menschen aus dem Südpazifik zum Ende kam, dachte ich: Es ist völlig unmöglich, dass die nächste 50-Jahr-Feier genauso gut wird. Damit lag ich aber falsch. Jedes Treffen war anders und reflektierte die Kreativität und Einzigartigkeit der jeweiligen Region der Welt.

Das Thema unserer Feierlichkeiten war „Das Feuer wird weitergetragen". Wir erinnerten uns an Gottes Treue gegenüber unserer Bewegung in den vergangenen 50 Jahren, feierten sein Wirken unter uns in der Gegenwart, während wir gleichzeitig von Glauben für alles erfüllt waren, was er in der Zukunft tun wollte. Als wir von Ort zu Ort reisten, wurde mir erneut bewusst, dass Gott zu uns spricht, wenn wir uns als globale Familie versammeln!

Überall, wo wir hinkamen, begegneten uns Flaggen der Nationen, farbenfrohe Trachten, mehrsprachige Gottesdienste, Geburtstagskuchen, Gelächter, Trommeln, Landkarten, Fackeln, Kinder, Zeittafeln, Essen und Tänze – es wurde immer viel getanzt. Das ist JMEM! Ich war noch nie stolzer auf unsere Familie – oder demütiger gegenüber all dem, was Gott in und durch uns getan hat!

Jedes Treffen wurde unterstrichen von einem Geist der Gastfreundschaft und einem überwältigenden Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber allen, die dazu beigetragen haben, unseren Dienst zu ermöglichen. Wir beendeten jede Veranstaltung, indem wir das Kreuz Christi in den Mittelpunkt stellten, die Gemeinschaft feierten und das Jubiläumsbündnis unterzeichneten, in dem wir uns verpflichteten, die Flamme von einer Generation zur nächsten weiterzugeben. Ich erinnere mich gern an Menschen, die das Jubiläumsbündnis laut vorlasen, manchmal in einer Mischung aus verschiedenen Sprachen – und an kleine Kinder, die ebenfalls Schlange standen, um ihren Namen zu unterschreiben.

Es war atemberaubend und wunderbar, die Geographie von JMEM zurückzuverfolgen, während wir den Erdball durch Großstädte und abgelegene Orte durchquerten – von Argentinien bis Bangladesch, von der Dominikanischen Republik bis Hongkong, von Schweden bis Neuseeland, von Uganda bis zur Mongolei, von Kanada bis Kasachstan und überall dazwischen. Die Eindrücke, Geräusche, Gerüche und das Klima an jedem Ort weckten bei Loren und mir lebhafte Erinnerungen an die Gründungsarbeit.

Eine meiner liebsten Veranstaltungen an jedem Ort war die Zeit der Berichterstattung – wenn Menschen vor Ort ihre Arbeit und die Früchte dieser Arbeit beschrieben. Wir liebten es auch, für die „kleinen JMEMer“ zu beten – junge Kinder, die unsere nächste Generation von Weltveränderern repräsentieren.

Bei jeder der 44 Versammlungen würdigte ich das Engagement aller unserer JMEM-Mitarbeiter und Freiwilligen: diejenigen, die für uns kochten, Teams am Flughafen abholten, in unseren Schulen unterrichteten, Wartung und Verwaltung übernahmen und Menschen auf unserem Campus willkommen hießen. Die Liste des Dankes wurde immer länger. Wir ehrten auch die Millionen, die JMEM und seine Missionare im Gebet, im Geben und in Freundschaft unterstützten.

Bei unserer letzten 50. Feier, der Feier in Kona, sind mir zwei Bilder im Gedächtnis geblieben. Das eine waren die 200 Mitarbeiter und Studenten, die mit den Fahnen ihrer Nationen einzogen. Es war ein solches Bild unserer internationalen JMEM-Familie und ein kleiner Vorgeschmack auf den Himmel, wie er in Offenbarung 7,9 dargestellt ist, wo Scharen aus allen Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen vor dem Lamm Gottes in Anbetung stehen werden. Das zweite war, als Loren und ich mit unseren Kindern, Enkeln und meiner Mutter, die zu dieser Zeit 96 Jahre alt war, auf die Bühne gesetzt wurden. Was für ein lebendiges Bild unseres Bündnisgottes, der in vier Generationen von Pastoren und Missionaren treu gewirkt hat!

Eines Morgens, kurz nach dieser letzten Feierlichkeit, saß ich mit Loren vor unserem Haus auf der Terrasse, wir tranken Kaffee und schauten auf den Pazifik. Ich drehte mich zu ihm und fragte: „Hast du während unserer 44 weltweiten Feiern etwas gesehen, das dich überrascht hat?“

Er schien für den Moment in Gedanken versunken, wahrscheinlich war er immer noch in seinen visionären Gedanken, wie er es so oft ist.

„Ich war so ermutigt, zu sehen, wie gesund unsere Mission auf der ganzen Welt ist. Wir haben so viele dynamische, aufstrebende Leiter. Und ich war begeistert von den ganzen Innovationen, die unsere Arbeit für Gott beschleunigen."

Ich hielt kurz inne und trank meinen Kaffee. „Ja, die Berichte, die wir aus erster Hand gehört haben, sind wirklich beachtlich.“

„Weißt du, Dar, die Menschen haben JMEM immer für einen Haufen von Kurzzeit-Mitarbeitern gehalten. Mittlerweile sind wir aber so viel mehr. Tausende unserer Mitarbeiter sind schon seit Jahrzehnten dabei und dienen immer noch von ganzem Herzen. Unsere Bewegung ist so groß geworden, dass wir sie gar nicht mehr zählen können. Sie verbreitet sich wie ein Lauffeuer.“

„Was mich berührt hat, Loren, war die Begegnung mit so vielen Christen aus historisch nichtchristlichen Nationen, deren Eltern noch keine Christen waren, die sich JMEM angeschlossen haben, und die große Zahl von JMEMern der zweiten und dritten Generation, die wir getroffen haben. Viele Kinder, die in der Mission aufgewachsen sind, haben sich entschieden, selbst Missionare zu werden.“

Loren lächelte: „Ja, das zu sehen war auch für mich ein großer Segen. Ich bin auch dankbar für die Tiefe an Einheit und Zusammenarbeit unter Gottes Volk auf der ganzen Welt.“

Während des ganzen Vormittags staunten wir über die breitere Bewegung ehemaliger und gegenwärtiger JMEMer in den sieben Gesellschaftsbereichen. Dazu gehören Familie, Wirtschaft, Regierung, Religion, Bildung, Medien und Unterhaltung. Diejenigen, die eine JMEM-Jüngerschaftsschule gemacht haben, tragen unsere DNA in die Bereiche, in denen sie dienen, unabhängig davon, ob sie noch bei JMEM angestellt sind – wie unser Sohn David, der als Filmregisseur tätig ist.

Immer wenn Loren von einem ehemaligen Schüler hört, der in einem der Gesellschaftsbereiche Großes leistet, beginnt er zu grinsen und sagt: „Einmal ein JMEMer, immer ein JMEMer!“ Wir dienen einem Gott, der in vielfältiger Weise durch mehrere Generationen wirkt.

Was ist das Geheimnis von JMEM?

Die Leiter anderer Missionsorganisationen, Pastoren oder Unternehmensleiter fragen mich oft: „Was ist die Ursache für das rasante Wachstum von JMEM? Andere Organisationen wachsen lange nicht so schnell wie ihr oder bleiben auch Jahre später noch ihren Gründungswerten treu. Was ist euer Geheimnis?“ Hier ist die Antwort:

• Wir hören auf Gott

• Wir gehorchen ihm

• Wir halten durch

Das Buch Jakobus im Neuen Testament ermutigt alle Gläubigen, Gott um Weisheit zu bitten (1,5), Gottes Willen nicht nur zu hören, sondern auch zu tun (1,25) und durchzuhalten, wenn schwierige Situationen kommen (1,3).

Es klingt fast zu einfach für eine komplexe, internationale und überkonfessionelle Missionsbewegung, die Millionen von Menschen erreicht hat, aber so ist es. Gottes Stimme zu hören, Gehorsam und Durchhaltevermögen haben uns auf Kurs gehalten. Wenn Menschen unsere Überzeugung nicht verstehen, dass Gott zu uns spricht und uns leitet, dann können sie JMEM nicht verstehen! Wir sind eine Missionsbewegung, die von unserer gemeinsamen Vision, unseren Glaubensüberzeugungen, Werten und Beziehungen untereinander zusammengehalten wird.

In diesem Buch geht es um genau diese Überzeugungen und Werte. Ich hoffe, dass jeder, der es liest, dazu inspiriert wird, sie an die nächste Generation weiterzugeben. Ich weiß, dass einige begabte Schriftsteller, Führungspersönlichkeiten und Strategen sich unser JMEM-Dokument „Glaubensüberzeugungen und Grundwerte“ ansehen und sagen werden: „Das sind nicht alles Werte“. Ich stimme zu, dass einige davon als Prinzipien angesehen werden können, aber so hat uns Gott nun einmal geführt. Sie bilden unsere organisatorische DNA – den genetischen Code, der uns zu JMEM macht.

Loren und ich sind nicht die Leiter von JMEM – Gott ist der Leiter! Er hat diese Missionsbewegung geprägt, als Tausende von uns die einfachen Schritte getan haben: ihm zuzuhören, zu gehorchen und durchzuhalten. Unsere jungen Menschen, die mittlerweile schon drei Generationen umfassen, sind der beste Beweis dafür, was Gott durch Menschen in einer aktiven Partnerschaft mit dem Heiligen Geist tun kann. Wir haben gelernt, darauf zu vertrauen, dass sie Gottes Stimme hören können. Und während wir uns für junge Menschen und ihre Gaben und Berufungen eingesetzt haben, konnten wir eine erstaunliche Multiplikation erleben. Es gibt keine andere Erklärung als Gott für die fruchtbringende Arbeit von JMEM auf der ganzen Welt.

 

Kapitel Zwei

Die Gründungsjahre

Vor kurzem hatte ich Geburtstag (ich verrate nicht, den wievielten ). So wie jedes Jahr begann ich den Tag damit, Gott für mein Erbe zu danken. Ich bin gesegnet, solide christliche Wurzeln zu haben. Ich bin in Kanada geboren und entstamme aus einer langen Reihe von Männern und Frauen, deren Lebensberufung es war, Gottes Wort weiterzugeben.

Mein Vater, Ed Scratch, wusste, dass Gott auch ihn in den vollzeitlichen Dienst berufen hatte, aber als junger Mann wollte er davon nichts wissen. Er machte stattdessen eine Ausbildung zum Barbier. Kurz nach seinem Abschluss rief ihn meine Großmutter an und sagte: „Etwas Schreckliches ist mit den Augen deines Vaters geschehen. Er ist völlig blind!“

Papa eilte nach Hause, tief besorgt über die Blindheit seines Vaters. Aber Großvaters große Sorge war nicht, dass er blind war, sondern vielmehr, wer am Sonntag in der Kirche predigen würde. Er sagte meinem Vater: „Sohn, es gibt niemanden außer dir!“ Also sprach mein Vater an diesem Sonntag in ihrer Kirche – wahrscheinlich eine von Großvaters vorbereiteten Predigten. Bald darauf bereute Papa seine mangelnde Bereitschaft, Gottes Ruf anzunehmen. Er war demütig und sagte: „Gott, ich werde Deinen Ruf nicht länger ablehnen! Die Antwort ist ja.“ Innerhalb weniger Tage berührte Gott die Augen meines Großvaters, und er konnte wieder sehen! Ich bin so dankbar für Gottes unermüdliche Liebe, die es den blinden Augen im Herzen meines Vaters ermöglichte, zu sehen!

Statt Haare zu schneiden, wurde Papa also Pastor und predigte mit echter Salbung. Als er eines Tages in einer benachbarten Kirche sprach, traf er die Schwester der Frau des Pastors. Sie war eine zierliche Blondine mit lockigem Haar, die Gott liebte und sich bald in Ed verliebte. Ihre Hochzeit erschuf ein kraftvolles Team für den Herrn.

Meine Mutter, Enid Scratch, wurde in Wales geboren. Ihr Vater starb, als sie sechs Jahre alt war, und die Familie zog nach Kanada, als sie 12 war. Sie waren Kirchgänger, die versuchten, nach der „Goldenen Regel“ zu leben. Aber als sie in Britisch-Kolumbien ankamen, begannen sie, eine Freikirche zu besuchen, in der die Menschen von einer „persönlichen Beziehung“ zu Gott sprachen. Ihr Glaube war ansteckend. Innerhalb eines Monats machten meine Mutter und alle ihre Familienmitglieder radikale Errettungserfahrungen. Jesus wurde für sie zum Mittelpunkt von allem.

Wenn man Gott an die erste Stelle setzt, wird alles andere im Leben in Ordnung kommen. Ich konnte von frühester Kindheit an sehen, wie Gott unsere Schritte lenkt. Meine Eltern liebten es, Pastoren zu sein, und kümmerten sich um die Menschen, denen sie dienten. Sie haben mich nie aus dem Team ausgeschlossen, und dass ich keine Brüder oder Schwestern hatte, hat diese Dynamik wahrscheinlich nur noch mehr intensiviert.

Manche Menschen behaupten, sie wären „in der Gemeinde aufgewachsen“ und meinen damit, dass sie von Kindheit an mit in die Gemeinde genommen worden sind. Ich bin wortwörtlich im Keller einer Gemeinde und im Pfarrhaus neben einer anderen aufgewachsen. Abends wurde ich oft auf dem Kirchenboden „zu Bett“ gebracht, wobei mich die Predigtstimme meines Vaters in den Schlaf wiegte. Es war die Norm, dass Gastprediger und Missionare bei uns zu Hause übernachteten. Während der Mahlzeiten erzählten wir Zeugnisse von Menschen, die Jesus kennen lernten, von Wundern und von exotischen, weit entfernten Orten, an denen sie dienten.

Mit diesen beeindruckenden Männern und Frauen Gottes um mich herum aufzuwachsen, entfachte ein tiefes Verlangen in mir, Gott so kennen zu lernen, wie sie es taten. Ich erinnere mich, dass ich mich einmal unter einer Kirchenbank versteckte, als der große Missionar und Staatsmann in Indien, Dr. Mark Buntain, in unserer Familie wohnte. Ich sah zu, wie er weinend und betend durch den Mittelgang der leeren Kirche schritt und dabei seltsam klingende Namen von Menschen aus seinem geliebten Indien rief und Gott bat, sie zu berühren. Es hat mich tief beeindruckt, dass er – und Gott – diese Menschen so sehr liebte!

Als ich sechs Jahre alt war, hatte ich ein Erlebnis mit Gott und meiner Mutter, das mein Leben geprägt hat. Ein Missionar aus Afrika predigte in unserer Gemeinde und übernachtete bei meiner Familie. In Afrika hatte er eine Tochter in meinem Alter, die, genau wie ich, einen Plattenspieler hatte. Oh, wie ich es liebte, Musik auf meinem Plattenspieler zu hören! Er sagte, seine Tochter höre auch gerne Musik auf Schallplatten.

Eines Tages sagte meine Mama: „Darlene, du hast viele Schallplatten. Vielleicht kannst du ja einige dem Mädchen in Afrika abgeben.“

Ich dachte über ihren Vorschlag nach und entschied: Das war eine gute Idee. Ich ging also zu meinen Platten und zog einige heraus, die ich ihr schicken wollte – diejenigen, die ich am wenigsten mochte. Dann präsentierte ich diese Auswahl stolz meiner Mama. Sie schaute sich die Platten an und fragte dann: „Warum gibst du ihr nicht auch Peter und der Wolf?“

„Oh nein! Peter und der Wolf ist meine Lieblingsplatte!“

„Na wenn es deine Lieblingsplatte ist – denkst du nicht, dass sie das auch gern hören würde? Vielleicht wird das dann auch ihre Lieblingsplatte.“ Meine Mama war schlau genug, mich nicht zu zwingen. Sie stellte einfach die Frage in den Raum. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, aber als ich mich dann durchgerungen hatte, das Beste wegzugeben, empfand ich große Freude. Diese simple Handlung aus Gehorsam heraus wurde zu einem Grundpfeiler der Großzügigkeit in meinem Leben. Gott gab das Beste, was er hatte – und das sollen wir auch tun. Das konnte ich oft beobachten, wenn unsere Familie gemeinsam Fässer mit Waren packte, die an Missionare in Übersee geschickt, oder Kisten mit Leckereien, die an Gefängnisinsassen verteilt werden sollten.

Der ältere Bruder meines Vaters, Clare, beeinflusste ebenfalls mein Leben für die Mission – vielleicht, weil ich der festen Überzeugung war, ich sei seine Lieblingsnichte! Onkel Clare war Missionar in China. Er erzählte mir die erstaunlichsten Geschichten über die Menschen und Orte dort in der Ferne. Ich liebte es, wenn wir in ein chinesisches Restaurant gingen, wo ich ihn mit den Besitzern und Kellnern Mandarin sprechen hörte. Er brachte mir auch bei, mit Stäbchen zu essen – das konnte sonst keiner in meinem Freundeskreis!

Mama erzählte mir die unglaubliche Geschichte, als Onkel Clare nach China gezogen war. „Er hatte einen eindeutigen Ruf von Gott für das chinesische Volk, aber er konnte die Sprache nicht gut sprechen, obwohl er monatelang gelernt hatte.“

Sie fuhr fort: „Eines Tages, als er ein Bergvolk besuchte, war er frustriert, weil er sich mit ihnen nicht in ihrer Sprache verständigen konnte. In diesem Moment begann eine ungebildete Stammesfrau, mit Onkel Clare in „Zungen“ zu sprechen. Sie sprach in perfektem Englisch, einer Sprache, die sie nie gelernt und wahrscheinlich noch nie gehört hatte!“

Ich schnappte vor Überraschung nach Luft! „Und dann?“

„Die Botschaft, die sie Onkel Clare von Gott überbrachte, war, dass Gott versprach, ihm das 'Geschenk' der chinesischen Sprache zu geben. Und von diesem Tag an sprach Onkel Clare fließend Mandarin – ein Wunder Gottes!“

Mein kindliches Gemüt staunte über diesen wundervollen Gott, der jemanden augenblicklich dazu befähigen konnte, eine so seltsame und schwierige Sprache zu sprechen. Das Zeugnis von Onkel Clare gab mir den Glauben daran, dass Gott alles tun kann!

Meine Familie betete täglich für Onkel Clare. Als ich noch klein war, kurz vor dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges, besetzten die Japaner China. Sie nahmen Onkel Clare gefangen und steckten ihn in ein Internierungslager. Er hatte das schon kommen sehen und hatte deshalb dafür gesorgt, dass seine Frau und Kinder sicher nach Kanada gereist waren. Er aber wollte in China bleiben bei den Menschen, die er so liebte, um sie in dieser gefährlichen Zeit nicht allein zu lassen und ihnen zu helfen, Gott noch besser kennen zu lernen. Nach mehr als zwei Jahren im Lager war er kurz vor dem Verhungern. Und dann geschah ein Wunder.

Diesmal erzählte Papa mir die Geschichte: „Eines Tages sammelte dein Onkel Clare alle Kraft zusammen, die er noch hatte und ging an dem Drahtzaun, der die Grenze des Lagers bildete, spazieren. Er betete: 'Gott, wenn du dich jetzt dafür entscheidest, mich heim in den Himmel zu bringen, dann bin ich bereit, für dich zu sterben. Aber wenn Du mir erlaubst, am Leben zu bleiben, werde ich dem chinesischen Volk weiterhin Deine Gute Nachricht überbringen.’ Genau da kam ein Huhn an die andere Seite des Zauns und legte ein Ei!“

Meine Augen wurden rund und mein Kinn klappte herunter.

„Clare griff durch den Zaun, schnappte sich das Ei und aß es – mitsamt der Schale – um auch Kalzium zu bekommen. Von diesem Tag an bis zu seiner Entlassung aus dem Lager hat Gott jeden Tag ein Huhn geschickt, was in Reichweite des Zauns für ihn ein Ei gelegt hat! Das war seine einzige Versorgung mit Protein und hat ihm das Leben gerettet!“

Dieses Wunder wurde ein weiteres Grundsteinereignis auf meinem Glaubensweg. Es erinnerte mich daran: Gott gehen nie die Antworten aus; er hat immer einen Weg!

Die Japaner entließen Onkel Clare nach dreieinhalb Jahren Internierung. Er kehrte mit seiner Familie zurück nach China, um weiterhin als Missionar tätig zu sein. Für mich stand als Kind daher fest: Wenn Onkel Clare bereit war, sein Leben für die chinesischen Menschen zu opfern, dann müssen sie das wichtigste Volk auf dieser Erde sein!

Mein Ruf in die Mission

Meine Familie zog nach Olympia, Washington, als ich noch klein war. Jedes Jahr im Sommer nahm ich an einer Gemeindefreizeit für Kinder und Jugendliche teil. Die Freizeiten hatten viele lustige Aktivitäten und nützlichen geistlichen Input. Als ich neun Jahre alt war, hatte ich eine deutliche Begegnung mit dem Herrn, die ich als meinen „Ruf in die Mission“ empfinde. In dieser Vision sah ich mich in einem strohgedeckten Gebäude und teilte das Evangelium mit Hunderten von schwarzhaarigen asiatischen Kindern, die mir gegenüber auf dem Boden saßen. Von diesem Moment an wusste ich, dass ich berufen war, Missionarin zu werden – und ich ging davon aus, dass es irgendwo in Asien sein würde.

Als ich 13 war, zogen wir von Olympia nach Akron, Ohio und als ich in der High School war, zogen wir noch mal um, diesmal nach Redwood City in Kalifornien. Nach meinem Abitur machte ich eine Ausbildung zur Krankenschwester, denn diesen Beruf wollte ich in der Mission ausüben.

Damals war es üblich, dass Mädchen relativ jung geheiratet haben, manchmal direkt nach dem Abitur. Ich hatte mehrere feste Beziehungen und auch Heiratsanträge, aber anders als die meisten Mädchen war ich nicht besonders scharf aufs Heiraten. Ich denke heute, dass ich immer im Hinterkopf hatte, dass ich ja eigentlich in die Mission wollte, aber das hätte ich damals sicher nicht so ausgedrückt.

Ich liebte Gott und ich liebte auch meine Eltern – und trotzdem war ich immer etwas unkonventionell und testete gern meine Grenzen aus. Mein Vater war ein weiser Mann und stellte mir keine Regeln auf, obwohl unsere Konfession sonst sehr streng war in Bezug auf Aktivitäten, die andere Menschen als „normal“ ansahen. Stattdessen lehrte er mich solide biblische Prinzipien, nach denen ich kluge Entscheidungen treffen konnte. Das war eine große Hilfe für mein Verständnis vom Wesen und Charakter Gottes. Papa kümmerte sich nicht so sehr um äußere Konformität; ihm ging es um Herzensoffenbarung und innere Selbstkontrolle und Führung, aus denen heraus dann die richtigen Entscheidungen und Handlungen resultierten.

Nach meinem Abschluss erkundigte ich mich bei Missionsorganisationen nach der Möglichkeit, in anderen Ländern zu arbeiten, aber ihre Anforderungen machten es schier unmöglich, in die Mission zu gehen. Ich begann also in meinem Kopf, Kompromisse zu schließen. Ich muss nicht nach Übersee gehen, um Gott zu dienen. Das kann ich auch hier.

Je mehr ich darüber nachdachte, desto leichter fiel es mir, eine Beziehung mit einem jungen Mann einzugehen, der so gar keine Leidenschaft für den Missionsbefehl hatte. Ich dachte, ich sei in ihn verliebt und bereit zu heiraten. Meinen Eltern gegenüber hielt ich das aber geheim, da ich wusste, dass sie mit dieser Beziehung nicht glücklich waren.

Die Begegnung mit dem Mann mit einer Mission

Dann rief mich Papa an und bat mich, mit ihm und Mama am kommenden Sonntag zusammen zum Mittag zu essen. Ich dachte nur: Na wunderbar. Hier kommt der nächste Versuch, mich zu überreden, diese Beziehungaufzugeben! Ich wollte meine Eltern aber auch nicht enttäuschen, immerhin liebte und respektierte ich sie sehr. Also sagte ich zu.

Als ich an dem Morgen in die Gemeinde kam, merkte ich, dass sie andere Motive hatten. Sie wollten mir einen gut aussehenden Prediger vorstellen, der auf der Durchreise in Papas Gemeinde predigte. Er hieß Loren Cunningham. Er erzählte von einer Vision1, die ihm Gott gegeben hatte, von Wellen, die auf die Kontinente der Welt hereinbrechen. Während er zusah, verwandelten sich die Wellen in junge Menschen, die von überall kommend überall hin gingen und jeden Kontinent mit dem Evangelium erreichten. Aufgrund dieser Vision gründete er eine Bewegung und nannte sie Jugend mit einer Mission. Seine Botschaft war: „Junge Menschen können Missionare sein! Sie können JETZT gehen.“ Alles, was ich schon immer wollte, wurde mir in diesem Moment von Loren angeboten.

Nach dem Gottesdienst rannte ich zu meinem Auto und fuhr davon. Ich will NICHT mit meinen Eltern und diesem Prediger essen gehen! Aber dann hat Gott mich überführt. Ich konnte nicht damit leben, unhöflich und rücksichtslos gegenüber meinen Eltern zu sein. Also drehte ich um, parkte wieder und schloss mich meinen Eltern und Loren zum Mittagessen an, wobei keiner von ihnen wusste, dass ich "weggelaufen" war.

Wir vier fuhren zusammen zum Restaurant. Während des Essens hatten wir tolle Gespräche, wobei das Hauptthema „Jugend mit einer Mission“ war. Als wir zur Gemeinde zurückkehrten, gingen Loren und ich zu unseren Autos, und stellten fest, dass sie nebeneinander geparkt waren. So begann ein mehrstündiges Treffen, bei dem wir neben unseren Autos auf dem Parkplatz standen.

In diesem Gespräch hielt mir Loren eine kleine Predigt und fragte nach meinem Ruf in die Mission. Dann sagte er: „Weißt du, was dein Problem ist? Du machst zu viele Kompromisse!“

Seine Direktheit verletzte mich, und doch zeigte mir der Heilige Geist, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte!

Warum sagst du nicht Ja?

Nach dem Abendgottesdienst ging Lorens Team zum Abendessen in ein Restaurant und dort redeten wir weiter. Einer seiner Mitarbeiter sagte zu mir: „Darlene, du bist eine Krankenschwester und wir brauchen Krankenschwestern in Liberia. Du bist qualifiziert für diese Aufgabe. Warum sagst du nicht Ja?“

Ich antwortete: „Oh, das kannst du nicht verstehen.“

Aber seine direkte und ausdauernde Art brachten mich zu der Erkenntnis: Mir gingen die Entschuldigungen aus! Mir wurde der Konflikt in meinem Herzen bewusst: Gott hatte mich in die Mission berufen. Lebe ich einen Kompromiss oder gehorche ich?

Später an diesem Abend ging ich vor Gott auf die Knie und gab ihm die Beziehung mit dem jungen Mann ab, von dem ich dachte, dass ich ihn heiraten würde. Ich bekannte mich neu zu Gott und seiner Berufung und sagte: „Gott, ich werde dir gehorchen. Und ich werde den Rest meines Lebens als alleinstehende Missionarin leben, wenn das dein Wille ist.“ Als ich meine eigenen Rechte aufgab und Gott dieses Versprechen gab, erfüllte ein tiefer Friede und Freude mein Herz.

Während der nächsten Monate passierten die seltsamsten „Zufälle“. Es schien, als würde Loren permanent in den Großraum San Francisco eingeladen, wo ich lebte. Wir begannen, viel Zeit miteinander zu verbringen und erzählten uns gegenseitig von unserer Liebe zu Gott und seiner Berufung. Ich bewarb mich bei JMEM als medizinische Missionarin, daher schienen mir diese Gespräche angebracht. Ich bemerkte, dass ich diesen Mann wirklich mochte und er schien mich auch zu mögen.

Der Bewerbungsprozess bei JMEM sah damals anders aus als heute. Neben der schriftlichen Bewerbung hatte ich ein Vorstellungsgespräch mit einer Reihe von Pastoren und christlichen Leitern, die entscheiden mussten, ob ich für JMEM „diensttauglich“ war.

Loren fuhr mich zu dem Vorstellungsgespräch und auf dem Weg sagte er: „Darlene, du musst wissen, dass du mir wichtig bist.“

Ich war entsetzt! Ich hatte mich entschieden, mein ganzes Leben lang als alleinstehende Missionarin zu leben. Ich war auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch, um bei JMEM zu dienen – und Loren sagt mir, dass er mich mag!

„Sag das nicht! Ich bin auf dem Weg zu meinem Vorstellungsgespräch! An so etwas will ich jetzt nicht einmal denken!“

Das Gespräch schien ganz gut zu laufen. Verschiedene Leiter saßen um den Tisch herum und Loren war auch dabei. Einer von ihnen sagte: „Darlene, du hast sehr gute Antworten gegeben. Aber eine Frage habe ich noch. Ich kenne dich, seitdem deine Familie nach Kalifornien gezogen ist und es schien, als wärst du eigentlich permanent in einer Beziehung gewesen. Eine unserer Bedingungen, um kurzzeitig bei JMEM zu arbeiten, ist „keine romantischen Beziehungen“, damit man wirklich zu 100 Prozent auf den Dienst konzentriert sein kann. Bist du momentan in einer Beziehung?“

Meine Gedanken überschlugen sich. Bin ich in einer Beziehung? Oder nicht? Loren saß direkt mit am Tisch. Aber wir hatten noch nicht ernsthaft über Beziehungen geredet.

Ich antwortete also: „Bin ich nicht.“

Dann rasten wieder die Gedanken.

Hab ich gerade gelogen? Oder nicht? Oder doch? Oder doch nicht?

Ich wurde bei JMEM angenommen und begann mit den Vorbereitungen, um als Krankenschwester nach Afrika zu reisen. Loren und ich trafen uns weiterhin und wurden immer bessere Freunde. Nachdem wir wieder einmal einen Abend zusammen verbracht hatten, fuhr er mich nach Hause. Dort stand er neben seinem Auto und sagte: „Darlene, ich wünsche mir, dass wir zusammen dienen.“

Ich sagte so etwas wie: „Natürlich, das hab ich ja auch vor“, in der Annahme, dass es ihm um meine Mitarbeit bei JMEM ging.

„Nein, du verstehst mich nicht. Ich will, dass wir unser Leben zusammen verbringen. Ich möchte, dass du meine Frau wirst.“

Einfach, um ihn etwas auf die Folter zu spannen, sagte ich: „Ich brauche etwas Zeit, um darüber nachzudenken.“

Sein Gesicht war voller Enttäuschung.

Nach einigen Sekunden sagte ich: „Ich habe darüber nachgedacht und meine Antwort ist JA, JA, JA!“

Loren und ich heirateten im Juni 1963. Als sich die Nachricht unserer Hochzeit verbreitete, riefen viele: „Ihr passt so gut zusammen!“ Ich denke, sie sahen und bestätigten unsere gemeinsame Vision, Glaube und Werte im Kontext der Mission.

Wenn ich an mein und Lorens glaubensreiches Erbe denke (er kommt auch aus einer Familie mit Generationen von Pastoren), bin ich so dankbar für alle, die vor uns gegangen sind und uns ihre Beziehung zu Gott vermittelt haben. Wir hätten nicht zu dem werden können, was wir heute sind, noch hätte JMEM zu dem werden können, was es ist, ohne unsere Eltern, Pastoren, Lehrer, Fürbitter, finanzielle Unterstützer – Hunderte von Männern und Frauen Gottes, die in uns investiert haben. Ihr Gehorsam machte unseren Weg des Glaubens und des Gehorsams so viel einfacher.

Wenn du der erste Christ in deiner Familie bist, sagst du jetzt vielleicht: „Mein Familienstammbaum ist aber nicht voller Christen.“ Wie aufregend – dann beginnt das Erbe mit DIR! Du kannst entscheiden: „Ich werde der Neuanfang sein! Ich werde ein göttliches Fundament als Erbe für meine Kinder und Kindeskinder schaffen – als Ebenbild Gottes in der Mission, im Dienst oder in welchem Lebensbereich auch immer, in den er sie beruft.“

 

Kapitel Drei

Das Große Experiment

Seitdem ich Loren das erste Mal getroffen hatte, war mir klar, dass er immer radikal gehorsam gegenüber Gott sein würde. Ja, radikal! Aber gehorsam! Schließlich war alles an der Vision von JMEM jenseits dessen, was 1960 in der Mission üblich war. Es war bis dahin völlig undenkbar, junge Menschen in der Mission einzusetzen, auf Kurzzeiteinsätze zu gehen, sowohl international als auch überkonfessionell zu senden und zu empfangen, und das dann alles auch noch aus dem Glauben heraus ohne Gehalt zu tun.

Relativ am Anfang unserer Beziehung wollten Loren und ich zusammen essen gehen. Wir hatten uns für eine bestimmte Zeit verabredet und er kam zu spät. Ich wartete und wartete und wartete. Schlussendlich entschied ich: Das wars! Ich warte keine Minute länger. Wie rücksichtslos! Ich sprang in mein kleines schwarzes Auto, legte den Rückwärtsgang ein, parkte aus und war kurz davor, mit Vollgas davon zu düsen, als ich im Rückspiegel Loren winkend auf mein Auto zu rennen sah. Ich bremste und öffnete das Fenster. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Luft in diesem Moment mehr als eisig war.

„Darlene, es tut mir so leid, dass du warten musstest. Ich hatte vor, pünktlich zu kommen, aber ich habe mich mit jemandem über seine Errettung unterhalten. Das ist das wichtigste auf dieser Welt.“

Plötzlich schämte ich mich! Ich erkannte, dass dies immer Lorens Priorität sein würde. In diesem Moment entschied ich mich, nicht beleidigt zu sein. Ich sah etwas in Loren’s Sensibilität für Jesus, das sehr anziehend war. Seine Hingabe, auf Gottes noch so leise Stimme zu hören, und sein prompter Gehorsam forderten mich heraus, Jesus genauso radikal gehorsam zu sein!

Diese Vision, junge Menschen in die Weltevangelisation zu entsenden, klang in mir nach. Ich begann zu erkennen, dass Loren zwar derjenige war, der die Vision verkündete, da sie aber in meinem Herzen widerhallte, wurde es auch meine Vision. Sie stimmte mit dem überein, was ich in der Bibel gelesen hatte, von Gott, der junge Menschen wie Samuel, Daniel und Joseph benutzte. Wir machten im Grunde nichts Neues – wir folgten einfach nur Gottes Beispiel aus der Bibel. Und deshalb funktionierte es auch: Es war seine Idee. Gott vertraut jungen Menschen.

Ich denke, ich sah die Vision von Wellen junger Menschen nicht genauso wie Loren. Und trotzdem konnte ich genau sehen, was sie brauchten, wenn sie an den Ufern der Nationen aufschlugen: Verpflegung, Unterkunft, geistliche und kulturelle Einführungen, und so weiter, die ganzen praktischen Dinge eben, um die Mission‘ zu unterstützen.

Diese Vision begann, mir unter den Nägeln zu brennen. Ich wusste tief in meinem Herzen: Wir können das schaffen! Gott wird genau die richtigen Menschen zu dieser Mission berufen, die seine Gaben in sich tragen! Und ich habe die wunderbare Verantwortung, ihnen dabei zu helfen, diese Gottgegebenen Gaben zu entdecken und für sein Reich zu nutzen. Was für eine Ehre!

Als wir unsere Flitterwochen planten, legte Loren eine Weltkarte auf den Boden und begann darüber zu sprechen, wie unterschiedlich Gott die Kulturen geschaffen hatte. „Sie werden Sachen anders machen. Öffne dein Herz und deinen Verstand und sei bereit, von ihnen zu lernen.“ Durch seine Augen konnte ich eine Liebe und einen Respekt für die Nationen erhalten, die seitdem stetig gewachsen sind.

Unsere Rund-um-die-Welt-Flitterwochen führten uns nach Europa, Asien, in den Südpazifik und in die Karibik, wo wir die dienstlichen Verpflichtungen erfüllten, die Loren noch vor unseren Hochzeitsplänen eingegangen war. Wir schliefen auf Pritschen und Kirchenböden; manchmal duschten wir unter einem Gartenschlauch in unseren Badeanzügen; wir aßen, was unsere Gastgeber vor Ort anboten. Für die meisten Paare wären das keine guten Flitterwochen gewesen, aber für uns hat es so genau gepasst.

Wenn ein frisch verheiratetes Paar zu einem lebenslangen Dienst berufen ist, dann ist der beste Weg, sich kennenzulernen, der, gemeinsam Dienst zu tun. Auf unserer Reise beobachtete ich andere Missionare und entschied, wie ich selbst einmal sein wollte und wie ich nicht sein wollte! Die Reise bestätigte meine Liebe zu den Nationen. Und sie überzeugte mich immer mehr, dass es wirklich Gottes Wunsch ist, junge Menschen – auch solche, die noch jünger als Loren und ich waren – in der Mission einzusetzen.

Aufbruch zum „Großen Experiment“

Lorens Vision von Wellen junger Menschen, die in die Nationen gehen, begann sich Mitte der 1960er Jahre zu entfalten, als wir die "Summer of Service"-Einsätze (SOS – auf deutsch etwa: Sommer des Dienstes, Anm. d. Übers.) in der Karibik starteten. Während des Schuljahres zogen wir durch die USA, sprachen und mobilisierten Mitarbeiter. Dann, als der Sommer näher rückte, fuhr Loren mit einem rumpelnden gelben Schulbus quer durch die Staaten, holte junge Freiwillige ab und fuhr sie nach Florida. Dort bildeten wir Einsatzteams, die entweder ausschließlich aus Männern oder aus Frauen bestanden.

Im ersten Sommer, 1964, waren 146 Jugendliche aus den USA und 64 aus der Karibik Teil von SOS in den Bahamas, der Dominikanischen Republik und den Turks- und Caicosinseln. Es war ein raues „Bootcamp“ des Glaubens, das Frucht hervorbrachte, die bis heute fortbesteht. Tausende kamen zum Glauben an Christus, und viele wurden geheilt, als wir von Tür zu Tür und von Insel zu Insel gingen und die Gute Nachricht von Jesus verkündeten.

Ich war ein natürlicher Menschenbeobachter, und ich habe unter den Teilnehmern immer „nach Gold geschürft.“ Ich fragte: „In deiner Bewerbung steht, dass du das älteste Kind einer achtköpfigen Familie bist. Hast du beim Kochen geholfen? Ja? Oh, gut – dann kannst du die Verpflegung des Teams beaufsichtigen.“

„Du hast schon mal ein Zeugnis gegeben? Super, du bist für den Predigtdienst zuständig.“

„Du spielst Fussball? Vielleicht kannst du ein paar Sportteams zusammenstellen?“

Es war wahrscheinlich nicht ganz so einfach, aber man bekommt eine Vorstellung davon, wie das in etwa ablief…

Die jungen Menschen bewiesen, dass sie Verantwortung übernehmen konnten und dass es keine Begrenzung gab, was sie alles tun konnten, wenn sie voll auf Gott ausgerichtet waren. Ehrlich gesagt waren wir alle etwas überrascht, dass Gott tatsächlich uns benutzt hat.

Eine meiner Lieblingsgeschichten von dem ersten Summer of Service verdeutlicht, warum es so eine Freude ist, an junge Menschen zu glauben. Auf einer Insel der Bahamas mit Namen Exuma gingen zwei 17jährige Mädchen los, um von ihrem Glauben zu erzählen. Als sie in der tropischen Hitze auf der Straße unterwegs waren, trafen sie einen Mann mit einem verkrüppelten Arm, der an einer Palme lehnte.

Sie begannen, mit ihm zu sprechen und eine der beiden, Sharon, sagte: „Weißt du, in der Bibel gab es auch einen Mann mit einem verkrüppelten Arm, genau wie du, und Jesus hat ihn geheilt. Sollen wir für dich beten, dass Jesus deinen Arm heilt?“

„Oh ja,“ antwortete der Mann.

Die beiden Mädchen schlossen ihre Augen, Sharon legte dem Mann die Hände auf und bat Gott im Gebet, den Arm zu heilen. Als sie ihre Augen wieder öffneten – siehe da – erhörte Gott ihr Gebet. Der Arm des Mannes schoss heraus, völlig gerade und wiederhergestellt! Sharon war so schockiert, dass sie auf der Stelle in Ohnmacht fiel!

Das ist unser wunderbarer Gott: Er benutzte eine unkonventionelle Gruppe junger Menschen. Und warum? Weil er an uns glaubte! In diesem Sommer erlebten wir Heilungen und Wunder, die Gottes liebevolle Fürsorge zeigten: In mehreren Fällen wurden Lebensmittel und Vorräte vermehrt und Fahrzeuge „geheilt.“ Aber das Wichtigste war, zu sehen, wie sich das Leben der Menschen veränderte, als wir die Geschichte von Jesus erzählten.

Gott bildete in uns die Grundlage für JMEM, während er durch uns arbeitete, damit die Verlorenen zu Christus kommen konnten.

Loren und ich bezeichneten die Idee, dass Gott junge Menschen in der Mission nutzen konnte, als „das Große Experiment“. Oft waren wir in ausweglosen Situationen, völlig abhängig von Gott. Und er bewies seine Treue. Durch unsere Frucht bestätigte er auch den Skeptikern, dass wir tatsächlich von Gott gehört hatten.

Gott hatte uns schon vor jenem ersten Sommer klar gemacht, dass wir denen, die wir leiten, immer Vertrauen entgegenbringen sollten. Wir sollten nicht nach Regeln und Vorschriften leiten; wir sollten nicht die Polizei sein oder wie Eltern handeln (wir waren nur ein paar Jahre älter als die meisten), sondern wir sollten Mitarbeiter und Freunde sein. Wir hatten Richtlinien für unser gemeinsames Leben, aber der Geist hinter den Richtlinien war immer der des Dienens, nicht der der Kontrolle. Gott war in seiner großen Gnade sehr konkret darin, welche Vertrauenskultur er im Fundament von JMEM gelegt haben wollte.

Der Summer of Service war kein netter Karibikurlaub. Wir arbeiteten sehr hart. Nach dem ersten Einsatz waren Loren und ich der Erschöpfung nahe, zum Teil, weil wir es versäumt hatten, zusätzliche Hilfe zu rekrutieren. Wir wurden so dankbar, dass Gott uns zur Arbeit in Teams berief! Er gab uns Weisheit, die andere in unserem Alter nicht hatten. Als wir im nächsten und übernächsten Sommer „das Große Experiment“ fortsetzten, wurde eines offensichtlich: Um Gott den Menschen gegenüber richtig zu repräsentieren, mussten unsere Teilnehmer IHN selbst besser KENNEN. Sie brauchten eine solide biblische Grundlage, um Gottes Charakter und seine Wege zu verstehen.

Loren bemerkte auch, dass wir als Leiter Bedingungen für Wachstum herausfinden mussten. Eines Tages, zurück in Kalifornien, als wir im Auto unterwegs waren, fragte er mich: „Darlene, was stimmt nicht mit meiner Leitungskompetenz?“

„Wovon redest du? Ich finde, du bist ein guter Leiter!“

Er antwortete: „Ja, aber bisher sehen wir nur geringes Wachstum, keine Multiplikation. Menschen kommen für einen Sommer, aber sie bleiben nicht langfristig. Die Vision, die Gott mir gegeben hat, war von Wellen junger Menschen – Hunderte, dann Tausende und Zehntausende – bis in die Millionen. Bei dieser Wachstumsrate werden wir nie die Erfüllung unserer Vision sehen. Wir sind nur ein Rinnsal.“

„Ja, da fehlen wohl noch ein paar Zutaten“, stimmte ich ihm zu.

Kurz nach diesem Gespräch berief Gott Loren, nach Neuseeland zu reisen. Nach vier Ehejahren war das unsere erste Trennung und ich blieb in Kalifornien. In dieser Zeit „operierte“ Gott an meiner Seele, indem er mir Bereiche offenbarte, in denen ich Stolz hatte, oder in denen ich die Wahrheit sehr „flexibel“ handhabte.

Zur gleichen Zeit arbeitete Gott auch in Lorens Leben. In Neuseeland traf er Joy Dawson, eine Hausfrau, die gelernt hatte, die Stimme Gottes mit bemerkenswerter Klarheit zu hören. Sie war zu einer Fürbeterin für Völker und Nationen geworden. Das Vorbild ihres Lebens und wie sie auf Gott hörte und ihm dann im Detail gehorchte, hatte einen erheblichen Einfluss auf Loren.

Zur selben Zeit las ich ein Buch über Frauen, denen Gott in den Gebetszeiten ihrer Gemeinde spezifische Dinge auftrug, die sie für fremde Menschen beten sollten. Meine Reaktion darauf war: „Gott, so möchte ich dich auch hören können.“ Ich war schwanger mit unserem ersten Kind Karen und hatte den Eindruck, dass Gott mich zu dieser Deklaration herausforderte: „Wenn dieses Kind geboren wird, dann wird auch in mir ein neuer Dienst geboren sein – ein Dienst, Gottes Stimme zu hören und Fürbitte zu leisten.“

Loren und ich hatten keine Ahnung, dass Gott zur selben Zeit auch in dem anderen von uns genauso viel umkrempelte. Als er aus Neuseeland zurückkehrte, bestätigte Gott das Wort, was er uns beiden unabhängig voneinander offenbart hatte: JMEM sollte eine Schule starten, in der wir Menschen beibringen konnten, Gott besser kennen zu lernen.

Ausbildung: Ein Multiplikator für die Mission

Als wir über die Gründung einer Schule diskutierten, begannen die Ideen, sich zu überschlagen. Loren sagte: „Ich denke, dass die Durchführung von Schulen der Schlüssel zu dem sein könnte, worum wir Gott gebeten haben – wie JMEM durch Multiplikation wachsen kann. Ich habe das Gefühl, Gott sagt, dass Ausbildung der ‚Multiplikator für die Mission sein kann“.

Während wie verschiedene Möglichkeiten der Ausbildung diskutierten, entschieden wir, dass wir Lehrer einladen wollten, die lebten, was sie lehrten und nicht nur Theorie unterrichteten. Wir entschieden uns auch für ein modulares Schulsystem. Anstatt dass Studenten mehrere Kurse in jedem Semester belegten, wollten wir uns auf ein Modul nach dem anderen konzentrieren.