When it's Real – Wahre Liebe überwindet alles - Erin Watt - E-Book

When it's Real – Wahre Liebe überwindet alles E-Book

Erin Watt

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Beschreibung

Unter normalen Umständen hätten sich Oakley und Vaughn wohl nie kennengelernt. Während sich die siebzehnjährige Vaughn seit dem Tod ihrer Eltern um ihre Geschwister kümmern muss, ist das Leben des neunzehnjährigen Oakley eine einzige Party. Als Popstar hat er sich nicht nur eine Bad-Boy-Attitüde zugelegt, sondern auch jede Menge Groupies. Dann beschließt sein Management, dass er dringend ein besseres Image braucht. Vaughn soll ein Jahr lang Oakleys Freundin spielen. Doch die beiden können sich auf den Tod nicht ausstehen. Während die gesamte Presse rätselt, wer das neue Mädchen an Oakleys Seite ist, muss sich Vaughn fragen: Kann sie sich selbst treu bleiben in dieser Welt voller Glitzer, Glamour und Gerüchte?

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Für Margo.Wir haben dich schon geliebt, ehe du dieses Buch eingekauft hast – und jetzt, wo du uns dabei geholfen hast, es in Bestform zu bringen, lieben wir dich noch mehr!Danke, dass du unsere Lektorin bist, unsere Cheerleaderin und unsere Freundin.

Übersetzung aus dem Englischen von Lene KubisISBN 978-3-492-97992-4Titel der englischen Originalausgabe:»When it’s real«, Harlequin Teen, a division of HarperCollins, Buffalo, NY 2017© der deutschsprachigen Ausgabe:Piper Verlag GmbH, München 2018Covergestaltung: FAVORITBUERO, MünchenCovermotiv: rvika/Shutterstock und Kati Finell/ShutterstockDatenkonvertierung: psb, BerlinSämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

Inhalt

1. Kapitel – ER – Bitte sag mir …

2. Kapitel – SIE – Nein …

3. Kapitel – SIE – Ich habe zugesagt …

4. Kapitel – SIE – Ich habe Hunger …

5. Kapitel – ER – Noch ehe ich zum Lift …

6. Kapitel – SIE – Obwohl ich kaum …

7. Kapitel – SIE – Am Freitagabend …

8. Kapitel – ER – Warum hat man mir …

9. Kapitel – SIE – Dus sollst Oakley Ford …

10. Kapitel – ER – Ich starre auf das Foto …

11. Kapitel – SIE – Wenn das hier …

12. Kapitel – ER – Gegen neunzehn Uhr …

13. Kapitel – SIE – Die Einladung zum …

14. Kapitel – SIE – Ich dachte, wir gehen …

15. Kapitel – ER – Wie üblich sind alle …

16. Kapitel – ER – Ich dachte, das vierte Date …

17. Kapitel – SIE – Ist das Abendessen …

18. Kapitel – ER – Der Kuss dauert …

19. Kapitel – SIE – Der Post von …

20. Kapitel – SIE – Katrina besteht darauf …

21. Kapitel – ER – Was zum Teufel …

22. Kapitel – ER – Ty führt mich …

23. Kapitel – ER – Die Wohltätigkeitsveranstaltung …

24. Kapitel – ER – Vaughn benimmt sich …

25. Kapitel – SIE – Also, sagt Oakley beiläufig …

26. Kapitel – SIE – Ich war bis vier Uhr …

27. Kapitel – ER – Vaughn geht es …

28. Kapitel – ER – Mein Herz schlägt so heftig …

29. Kapitel – SIE – Fünf Top-Gründe …

30. Kapitel – ER – Sechs Wochen später …

31. Kapitel – SIE – Trägt deine Mutter etwa …

32. Kapitel – SIE – Bock auf eine Party …

33. Kapitel – ER – Ich schlüpfe aus …

34. Kapitel – SIE – Ich schließe den …

35. Kapitel – SIE – Um sechs Uhr morgens …

36. Kapitel – SIE – Was hälst du davon …

37. Kapitel – ER – Da draußen warten …

38. Kapitel – ER – Ich erinnere mich nicht …

Epilog

1.

ER

»Bitte sag mir, dass jedes Mädchen da drin volljährig ist.«

»Jede da drin ist volljährig«, wiederhole ich artig und sehe meinen Manager Jim Tolson treuherzig an.

Um mal ganz ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, ob das stimmt. Als ich gestern aus dem Studio nach Hause gekommen bin, war die Party schon in vollem Gange. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, irgendwelche Ausweise kontrollieren zu lassen, ehe ich mir mein erstes Bierchen geschnappt habe. Dann habe ich mich mit ein paar übereifrigen Ladys unterhalten, die angeblich so sehr auf meine Musik abfahren, dass sie sie sogar im Schlaf trällern. Kann sein, dass das als eine Art Einladung zu verstehen war, aber ich hatte kein Interesse. Mein Kumpel Luke hat sich ihrer angenommen, und ich bin herumgewandert, um rauszukriegen, ob ich wenigstens ein Viertel der Leute kenne, die sich da in meinem Haus tummeln.

Am Ende habe ich immerhin sieben davon wiedererkannt.

Jim presst seine ohnehin schon strichdünnen Lippen aufeinander und lässt sich schließlich auf eine Liege mir gegenüber plumpsen. Weil schon ein schlafendes Mädchen draufliegt, muss er mit dem Fußende vorliebnehmen. Jim hat mir mal gesagt, dass das größte Risiko an der Zusammenarbeit mit einem jungen Rockstar das Alter seiner Groupies ist. Es macht ihn offenbar ziemlich nervös, neben einem Teenager zu sitzen, der nichts als einen Bikini trägt.

»Merk dir diesen Satz gut, falls dich heute auf der Straße irgendein Klatschreporter darauf anspricht«, schärft er mir ein.

»Geht klar.« Außerdem werde ich mich sowieso von sämtlichen Promi-Hotspots fernhalten. Ich bin wirklich nicht scharf drauf, heute geknipst zu werden.

»Wie lief es gestern im Studio?«

Ich verdrehe die Augen. Als hätte Jim nicht bereits Sekunden, nachdem ich das Studio verlassen habe, die Tontechniker an der Strippe gehabt, um sich meinen neuesten Track vorspielen zu lassen. »Weißt du doch genau. Totaler Mist. Schlimmer als Mist. Ich glaube echt, dass selbst ein bellender Chihuahua besser performt hätte als ich.«

Ich lehne mich zurück und räuspere mich. Mit meinen Stimmbändern ist alles okay, die habe ich vor ein paar Monaten untersuchen lassen. Aber irgendwas hat meinem Gesang gestern … gefehlt. Meine Musik ist momentan irgendwie platt, sie hat keinen richtigen Tiefgang.

Seit meinem letzten Album habe ich nichts Vernünftiges mehr aufgenommen. Ich kann auch nicht wirklich sagen, woran das liegt. An den Lyrics, der Melodie oder am Rhythmus? Keine Ahnung. Es ist alles und nichts zugleich. Egal, wie lange wir dran herumgedoktert haben, es hat nichts gebracht.

Ich streiche mit den Fingern über die sechs Saiten meiner Gibson und weiß, dass man mir den Frust deutlich anmerkt.

»Komm schon, lass uns einen kleinen Spaziergang machen.« Jim deutet auf das schlafende Mädchen. Sie wirkt ziemlich weggetreten, aber vielleicht tut sie auch nur so. Seufzend lege ich die Gitarre auf dem Polster ab und stehe auf.

»Wusste gar nicht, dass du auf Strandspaziergänge stehst, Jim. Wollen wir vielleicht noch ein paar Gedichte rezitieren, ehe du mir den Antrag machst?«, necke ich ihn. Aber es ist wahrscheinlich wirklich schlauer, ein bisschen Abstand zu dem Groupie zu halten. Wäre ziemlich unschön, wenn sie der Klatschpresse etwas über meine Kreativblockade erzählen würde. Über mich gibt es wirklich schon genug Gerede.

»Hast du dir schon die neuesten Social-Media-Zahlen angesehen?« Er hält sein Smartphone in die Höhe.

»Ist die Frage ernst gemeint?«

Am Geländer meiner Dreihundertsechzig-Grad-Terrasse bleiben wir stehen. Ich wünschte wirklich, wir könnten runter an den Strand. Aber der ist nun mal öffentlich, und als ich zum letzten Mal einen Fuß auf den Sand gesetzt habe, hatte ich hinterher eine zerrissene Badehose und eine blutige Nase. Das ist jetzt drei Jahre her. In den Medien haben sie daraus einen Streit mit meiner Ex gemacht, mit dem ich unschuldige Kinder in Angst und Schrecken versetzt habe.

»Du hast von Woche zu Woche weniger Follower!«

»Klingt ja schrecklich.« Nö, eigentlich finde ich das super. Vielleicht kann ich irgendwann ja doch mal wieder in aller Ruhe an den Strand, wenn sich niemand mehr für mich interessiert.

Jims perfekt gemeißeltes, faltenfreies Gesicht nimmt einen irritierten Ausdruck an. »Das hier ist eine ernste Angelegenheit, Oakley.«

»Na und? Was kümmert es mich, wenn mir jetzt weniger Leute folgen?«

»Willst du denn nun als Künstler ernst genommen werden oder nicht?«

Oh nee, nicht schon wieder diese Predigt. Die hab ich von Jim schon hundertmal gehört, seit ich mit vierzehn den Vertrag bei ihm unterschrieben habe. »Du weißt doch, dass ich das tue.«

»Dann musst du dich jetzt aber mal ein bisschen am Riemen reißen!«, schnaubt er.

»Warum?« Und was hat das bitte mit der Qualität meiner Musik zu tun? Vielleicht sollte ich eher mal ein bisschen wilder werden und meine Grenzen austesten.

Aber … habe ich das nicht längst getan? In den vergangenen fünf Jahren habe ich gesoffen, geraucht, Pillen eingeworfen und eigentlich beinahe jede Erfahrung gemacht, die die Welt so zu bieten hat. Bin ich als Popstar etwa schon erledigt, noch ehe ich zwanzig bin?

Bei dem Gedanken läuft es mir eiskalt den Rücken runter.

»Weil dein Label kurz davor ist, dich rauszuschmeißen«, warnt mich Jim.

Bei dieser Neuigkeit kann ich nur träge applaudieren. Mit denen haben wir sowieso schon seit Monaten Ärger. »Lass sie doch.«

»Und was denkst du, wie dann dein nächstes Album veröffentlicht werden soll? Das Studio hat deine letzten zwei Versuche schon abgeblockt. Du willst mit deinem Stil experimentieren? Gedichte als Songtext verwenden? Mal über was anderes schreiben als Herzschmerz und Mädchen, die deine Liebe nicht erwidern?«

Ich starre dumpf aufs Wasser.

Er packt mich am Arm. »Jetzt hör mir doch mal zu, Oak!«

Ich sehe ihn entnervt an, und er lässt mich los. Wir wissen beide, dass ich nicht gern angefasst werde.

»Die lassen dich nicht das Album machen, auf das du Bock hast, wenn du immer wieder dein Publikum vergraulst.«

»Ganz genau«, erwidere ich selbstgefällig. »Was interessiert es mich also, wenn das Label mich abserviert?«

»Man braucht nun mal eines, wenn man Geld verdienen will. Und dein nächstes Album produzieren sie nur, wenn es vermarktbar ist. Wenn du noch mal einen Grammy gewinnen und von deinen Kollegen für voll genommen werden willst, dann musst du dringend an deinem Image arbeiten. Du hast keine Platte mehr rausgebracht, seit du siebzehn bist. Das ist jetzt zwei Jahre her, also eine halbe Ewigkeit in der Musikbranche.«

»Adele hat einmal mit neunzehn und dann erst wieder mit fünfundzwanzig ein Album veröffentlicht.«

»Du bist aber nicht Adele, verdammt noch mal.«

»Stimmt, ich bin erfolgreicher«, sage ich, und wir wissen beide, dass das keine reine Angeberei ist.

Seit ich mit vierzehn mein erstes Album auf den Markt gebracht habe, hatte ich echt absurd viel Erfolg. Jedes Album wurde mit Doppel-Platin ausgezeichnet. Mein nach mir benanntes Album Ford hat mir sogar den Diamond-Award eingebracht, den außer mir bis jetzt erst acht weitere Künstler bekommen haben. In diesem Jahr habe ich dreißig internationale Konzerte gegeben, allesamt in Stadien und komplett ausverkauft. Weltweit gibt es nicht mal zehn Stars, die Stadiontourneen machen. Alle anderen füllen gerade mal Arenen, Säle, Hallen und Clubs.

»Du warst erfolgreicher«, knallt Jim mir erbarmungslos vor den Latz. »Aber die Wahrheit ist, dass du jetzt mit neunzehn eigentlich schon Schnee von gestern bist.«

Jetzt hat er mich. Das ist nämlich meine Horrorvorstellung.

»Glückwunsch, Kid. In zwanzig Jahren sitzt du in irgendeiner Talkshow, und irgendein Kind fragt: ›Mom, wer ist eigentlich Oakley Ford?‹ Und die Mom wird sagen …«

»Ja ja, ich hab schon verstanden«, presse ich hervor.

»Nein, das hast du eben nicht. Deine Existenz als Musiker wird so flüchtig gewesen sein, so unbedeutend, dass sogar die Mutter zu ihrem Kind sagen wird: ›Ich habe wirklich nicht den blassesten Schimmer, wer dieser Oakley Soundso sein soll.‹« Jetzt klingt Jims Stimme beinahe flehend. »Schau mal, Oak, ich will, dass du Erfolg hast mit deiner Musik. Aber du musst auch mit mir zusammenarbeiten. Die Branche wird nun mal von einer ganzen Menge alter weißer Männer dominiert, die voll auf Koks und außerdem an der Macht sind. Die lieben es, Musiker wie dich herumzuschubsen. Das gibt denen irgendeine Art von Kick. Also bestätige sie doch nicht auch noch in ihrer Annahme, dass du ein leichtes Opfer bist. Ich glaube ganz fest an dich, aber du musst eben auch Vertrauen in dich selbst haben.«

»Ich glaube doch auch an mich!«

Ob das in Jims Ohren wohl genauso unglaubwürdig klingt wie in meinen?

»Dann verhalt dich auch dementsprechend.«

Anders gesagt: Werd endlich erwachsen.

Ich ziehe ihm das Telefon aus der Hand. Die Follower-Zahl neben meinem Namen ist immer noch im achtstelligen Bereich. Millionen von Leuten folgen mir und stürzen sich auf all die lächerlichen Infos, mit denen mein PR-Team sie Tag für Tag füttert. Bilder von meinen Schuhen. Meinen Händen. Meine Güte, die Handfotos hatten über eine Million Likes und haben mindestens ebenso viele Gerüchte hervorgerufen. Die Mädels haben echt eine lebhafte Fantasie. Und eine versaute noch dazu.

»Also, was schlägst du vor?«, frage ich.

Jim seufzt erleichtert auf. »Ich habe mir was überlegt. Ich finde, du brauchst eine Freundin.«

»Auf keinen Fall. Die Beziehungsschiene haben wir doch schon ausprobiert.«

Als Ford damals rauskam, hat das Management mich mit April Showers verkuppelt. Ja, sie heißt wirklich so – habe ich mit eigenen Augen auf ihrem Führerschein gesehen. April ist ein angesagter Reality-TV-Star, also dachten wir, sie wüsste Bescheid. Es ging um eine nette Fake-Beziehung, damit unsere Namen weiterhin auf den Magazincovern und in den wichtigen Klatschspalten und Blogs auftauchten. Klar, uns würde auch eine Menge Hass entgegenschlagen – Fans können verdammt eifersüchtig sein! –, aber der Medienrummel und all die Spekulationen würden uns eben auch die erwünschte Aufmerksamkeit garantieren. Selbst in China würde es kein anderes Gesprächsthema mehr geben.

Die Pressestrategie ging perfekt auf. Wir konnten nicht mal niesen, ohne dass jemand ein Bild davon schoss. Sechs Monate lang waren wir Thema Nummer eins des Promi-Klatsches, und die Ford-Tour war dementsprechend ein überwältigender Erfolg. April saß bei mehr Fashion-Shows in der ersten Reihe, als ich es je für möglich gehalten hätte, und konnte schließlich einen Zweijahresvertrag bei einer der wichtigsten Modelagenturen unterschreiben.

Alles lief super, bis die Tour endete. Eins hatten nämlich alle, mich eingeschlossen, vergessen: Wenn man zwei Teenager aufeinander loslässt und ihnen sagt, dass sie einen auf verliebt machen sollen, dann kann es passieren, dass zwischen den beiden tatsächlich was läuft. Das Dumme war nur, dass April dachte, dass es nach der Tour genauso weitergehen würde. Als ich ihr sagte, dass es vorbei ist, war sie ziemlich fertig – und dummerweise hatte sie die perfekte Plattform für ihren Herzschmerz.

»Das wird nicht wieder so eine April-Nummer«, versichert Jim mir. »Wir wollen all die Mädels da draußen erreichen, die schon immer davon geträumt haben, an deiner Seite über den roten Teppich zu laufen, aber gleichzeitig dachten, das sei unmöglich. Wir wollen kein Model oder irgendein Promi-Sternchen. Die Fans sollen nicht mehr denken, du wärst unerreichbar.«

Obwohl ich besser meine Klappe gehalten hätte, frage ich doch nach. »Und wie sollen wir das anstellen?«

»Wir heuern irgendein stinknormales Mädchen an. Sie fängt an, Sachen in deine Social-Media-Accounts zu posten. Mit dir online zu flirten. Die Leute sehen, wie ihr in Kontakt tretet, euch schreibt, dann lädst du sie zu einem Konzert ein. Ihr trefft euch, du verliebst dich unsterblich, und zack. Schon bist du wieder fest vergeben, und jeder kann es an deinem Beziehungsstatus in den Social Media sehen.«

»Aber meine Fans haben April gehasst«, gebe ich zu bedenken.

»Ein paar vielleicht, aber Millionen von ihnen haben sie geliebt. Und es werden dich direkt doppelt so viele vergöttern, wenn du dich in ein ganz normales Mädchen verliebst. Diese Frau ist dann so eine Art Stellvertreterin für all die netten Mädchen von nebenan, die sich nach dir verzehren.«

Ich beiße mir auf die Zunge. »Nein.«

Wenn ich eines hasse, dann sind es Social Media, und deswegen klingt Jims Idee für mich nach der reinsten Folter. Ich bin nun mal damit groß geworden, dass man meine ersten Schritte als Baby fotografiert und an den Meistbietenden vertickt hat. Zu wohltätigen Zwecken, wie meine Mom hinterher behauptet hat. Von klein auf hat man mein gesamtes Privatleben einem riesigen Publikum zum Fraß vorgeworfen. Ich bezahle meinem Team ein Vermögen, dass sie meine Privatsphäre schützen, so gut es eben möglich ist.

»Wenn du auf den Vorschlag eingehst«, meint Jim und macht eine kleine Kunstpause, »dann produziert King dein Album.«

Ich wirble so schnell herum, dass Jim erschrocken zurückspringt. »Ehrlich?«

Donovan King ist der beste Produzent des Landes. Er hat alles gemacht, von Rap bis hin zu Country-Rock, dank ihm wurden Künstler zu echten Legenden. Ich habe mal ein Interview mit ihm gelesen, in dem er gesagt hat, dass er niemals einen Popstar und dessen seelenlose Kommerzmusik produzieren würde, ganz egal, wie viel er ihm dafür bezahlen würde.

Mit King zusammenzuarbeiten ist seit jeher ein Traum von mir, aber bis jetzt hat er mich immer abblitzen lassen.

Wenn er Ford nicht produzieren wollte, warum dann das neue Album?

Jim grinst. So gut, wie das mit seinem Plastikgesicht eben geht. »Ja. Er hat gesagt, dass er interessiert wäre, wenn du wirklich richtig bei der Sache bist. Aber er muss schon sehen, dass du guten Willens bist.«

»Ach, und diese Freundinnennummer wäre der Beweis, oder was?«, frage ich ungläubig.

»›Freundin‹ würde ich das gar nicht nennen. Du gehst ein paarmal mit einer unbekannten, völlig gewöhnlichen Frau aus, das ist alles. Es zeigt, dass du mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehst. Dass du die Musik um der Musik willen machst, nicht wegen des Geldes oder des Fames.«

»Aber genau so ist es doch!«, rufe ich.

Jim schnaubt nur. Dann deutet er mit dem Daumen auf die Fenstertür hinter uns. »Sag mir doch mal, wie das Mädchen heißt, das da halb ohnmächtig herumliegt.«

Um ein Haar wäre ich zusammengezuckt. »Ich weiß es nicht«, murmele ich.

»Hab ich mir schon gedacht.« Er sieht mich stirnrunzelnd an. »Weißt du, in welcher Situation Nicky Novak gestern fotografiert worden ist?«

Sofort wirbelt in meinem Kopf alles durcheinander. »Was hat denn Nicky Novak damit zu tun?« Das ist ein sechzehnjähriger Popstar, den ich noch nicht mal persönlich kenne. Seine Boyband hat gerade ihr Debütalbum veröffentlicht, und es ist ruckzuck an die Spitze der Charts geklettert. Die Band macht One Direction auf jeden Fall harte Konkurrenz.

»Los, frag, was er gemacht hat.«

»Na schön. Was hat Novak gemacht?«

»Er war bowlen.« Mein Manager verschränkt triumphierend die Arme vor der Brust. »Er wurde bei einem Bowling-Date mit seiner Freundin geknipst. Ein Mädchen, mit dem er seit der Middle School zusammen ist.«

»Schön für ihn!« Wieder verdrehe ich die Augen. »Du willst also, dass ich bowlen gehe? Und du denkst, so können wir King überzeugen?!« Es fällt mir schwer, nicht richtig sarkastisch zu klingen.

»Ich habe dir gerade gesagt, worum es mir geht«, knurrt Jim. »Wenn du willst, dass King dein Album rausbringt, dann musst du ihm beweisen, dass du vernünftig geworden bist. Dass du nicht mehr ständig Party mit irgendwelchen Mädels machst, deren Namen du nicht mal kennst. Du brauchst eine feste Freundin, die dich ein bisschen erdet.«

»Das kann ich doch auch einfach behaupten.«

»King braucht aber Beweise.«

Mein Blick wandert wieder zum Ozean, und einen Moment lang sehe ich einfach dabei zu, wie die Brandung an den Strand schwappt. Das Album, an dem ich die letzten zwei Jahre über gearbeitet habe – oder eher das, an dem ich immer wieder gescheitert bin –, scheint plötzlich in greifbare Nähe gerückt zu sein. Mit einem Produzenten wie King könnte ich meine Kreativblockade vielleicht überwinden und endlich die Musik machen, die ich immer schon machen wollte.

Und alles, was ich dafür tun muss, sind ein paar Dates mit einer ganz normalen Frau? Schätze mal, das lässt sich einrichten. Jeder Künstler muss schließlich Opfer für seine Karriere bringen, oder?

2.

SIE

»Nein.«

»Du weißt doch noch gar nicht, was ich sagen will!«, protestiert meine Schwester.

»Muss ich gar nicht. Du hast diesen ganz speziellen Blick.« Ich hole den Speck aus der Mikrowelle und lege vier Scheiben auf jeden Teller.

»Was für einen Blick meinst du denn?« Paisley mustert sich in dem Löffel, mit dem ich gerade unser Rührei zubereitet habe.

»Den, der mir sofort sagt, dass mir nicht gefallen wird, was du mitzuteilen hast.« Ich verstumme kurz und bereite den Rest des Frühstücks für die Zwillinge vor. »Oder dass ich noch zu jung bin, um es zu verstehen.«

»Ha. Weiß doch jeder, dass du mehr auf dem Kasten hast als die meisten Erwachsenen. Ich wünschte, du wärst ein bisschen impulsiver. Das würde es echt leichter machen.«

»Das Frühstück ist fertig!«, brülle ich.

Als auf der Treppe wildes Getrampel ertönt, seufzt meine Schwester. Unsere kleinen Brüder machen unglaublich viel Krach, verschlingen Unmengen von Essen und werden langsam leider immer teurer. Gott sei Dank hat Paisley diesen neuen Job! Wir schaffen es kaum, uns über Wasser zu halten. Und das, obwohl Paisley mit dem bisschen Geld aus der Versicherung, das uns unsere Eltern hinterlassen haben, wahre Wunder vollbringt.

Ein bisschen trage ich zur Haushaltskasse bei, indem ich bei Sharkey’s kellnere, aber wir haben nur selten Geld übrig. Spencer und Shane behaupten felsenfest, dass wir uns um ihre Collegegebühren keine Sorgen machen müssen, weil beide Sportstipendien bekommen wollen, die alle Kosten abdecken. Aber solange es beim Aufnahmetest nicht um ein Wettessen geht, sehe ich da eher schwarz.

Ehe sich die Zwillinge kopfüber in ihr Frühstück stürzen können, schenkt Paisley ihnen noch schnell Milch ein und legt eine Papierserviette neben ihre Teller. Wäre schön, wenn sie sich den Mund dieses Mal nicht am Geschirrtuch abwischen würden.

Ich trinke meinen Milchkaffee und sehe meinen zwölfjährigen Brüdern dabei zu, wie sie die erste ihrer sechs täglichen Mahlzeiten hinunterschlingen. Als sie sich darüber beschweren, wie kurz die Weihnachtsferien sind, denke ich daran, was für ein Luxus es ist, dass ich dieses Jahr überhaupt keinen Unterricht hatte.

»Vaughn«, drängt Paisley mich, »ich muss immer noch mit dir reden!«

»Ich hab doch schon gesagt, dass ich es nicht mache.«

»Ich meine es ernst.«

»Oh, na schön. Dann raus mit der Sprache.«

»Draußen.« Sie nickt Richtung Hintertür.

»Wir hören doch eh nicht zu!«, meint Spencer.

Shane nickt zustimmend, so, wie es ihre Rollenaufteilung verlangt. Spencer spricht, Shane bekräftigt alles, was der Bruder sagt, selbst wenn er nicht einverstanden ist.

»Trotzdem draußen.« Paisley sieht jetzt so unglücklich aus, dass sie mir leidtut.

»Na denn.«

Die Tür mit dem Fliegengitter fällt hinter uns ins Schloss. Ich nehme noch einen Schluck von meinem lauwarmen Kaffee und beobachte Paisley, die um Worte ringt. Das ist gar kein gutes Zeichen, denn sie ist normalerweise wirklich nicht auf den Mund gefallen.

»Okay, aber ich bitte dich, mich erst mal ausreden zu lassen. Keine Unterbrechung, bis ich fertig bin.«

»Sag mal, hast du heute zu viel Red Bull getrunken?« Wir wissen beide, dass Paisley ein bisschen koffeinabhängig ist.

»Vaughn!«

»Okay, okay!« Ich schließe meinen Mund symbolisch mit einem Finger ab und werfe den »Schlüssel« weg. »Ich schweige wie ein Grab.«

Sie verdreht die Augen. »Und wie konntest du den letzten Satz sagen, wenn du eigentlich deinen Mund schon abgesperrt hattest?«

»Ach, sei nicht so kleinlich. Jetzt spuck es schon aus.«

Sie holt tief Luft. »Okay. Du erinnerst dich doch daran, dass sie mir jetzt meine eigene Arbeitsnische zugeteilt haben, damit ich sie mir nicht mehr mit der anderen Assistentin teilen muss?«

Ich nicke. »Sie« sind ihre Vorgesetzten bei Diamond Talent Management. Offiziell arbeitet Paisley in der Marketingabteilung, aber in Wirklichkeit ist sie eine Art überqualifizierte Praktikantin – sie muss Kaffee holen, kopieren und verbringt Unmengen an Zeit damit, Meetings zu koordinieren. Ehrlich, in ihrem Unternehmen gibt es wahrscheinlich mehr Konferenzen als bei der UNO!

»Na, jedenfalls gibt es da diese kleine Pinnwand in meiner Arbeitsnische. An die habe ich ein paar Fotos gehängt. Du weißt schon, das eine von Mom und Dad, das wir so gern mögen, auf dem sie sich auf der Promenade küssen. Dann das von den Zwillingen im Baseball-Lager. Und zu guter Letzt eines von dir, auf dem du neben dem Lagerfeuer am Strand stehst, das wir letzten Monat zu deinem Geburtstag gemacht haben.«

Kann sie vielleicht mal zum Punkt kommen? Meine Güte, das dauert aber wieder.

»Wie auch immer. Jim Tolson kommt also zu mir …«

»Wer ist das?«, frage ich und breche mein Schweigegelübde.

»Der Bruder von meinem Boss. Er managt einige der berühmtesten Musiker der Welt.« Paisley hat vor Aufregung ganz rote Wangen bekommen. »Er kommt also vorbei, sieht das Bild von dir und fragt mich, ob er sich das mal eine Minute ausleihen dürfte.«

»Igitt! Mir gefällt überhaupt nicht, in welche Richtung die Story geht!«

Sie sieht mich entnervt an. »Hey, ich bin noch nicht fertig. Du hast versprochen, erst mal nichts zu sagen.«

Ich schlucke einen lauten Seufzer herunter. »Sorry.«

»Ich sage also: ›Okay, kannst du machen, aber bring es bitte wieder. Das ist mein Lieblingsbild von meiner kleinen Schwester.‹ Er verschwindet damit eine Weile im Büro seines Bruders. Da drin haben sich all die Assistenten versammelt, und alle reden über dein Bild.«

Okay. Es wird immer schlimmer.

»Auf jeden Fall hab ich gemerkt, dass in der Agentur irgendetwas Krasses im Gange ist«, erzählt Paisley weiter. »Ich hatte vorerst keine Ahnung, was, weil ich nun mal nur eine niedere Angestellte bin, aber Mr Tolson war ständig da und hat mit seinem Bruder diskutiert. Außerdem gab es schon die ganze Woche über diese geheimen Meetings im Konferenzraum, und das hat mich echt skeptisch gemacht.«

Wenn sie jetzt nicht gleich zur Sache kommt, drehe ich durch. Das schwöre ich!

»Jedenfalls hat mich irgendwann mein Chef Leo in Jims Büro gerufen, und sie haben begonnen, mir alle möglichen Fragen über dich zu stellen.« Offenbar sehe ich ziemlich besorgt aus, denn sie beruhigt mich sofort. »Nichts richtig Privates. Jim wollte wissen, wie alt du bist, was für Interessen du hast, ob du schon mal Schwierigkeiten mit dem Gesetz hattest …«

»Wie bitte?!«

Paisley schnaubt. »Er will eben sichergehen, dass du nicht kriminell bist.«

Das war’s jetzt mit dem Schweigegelübde. Ich bin viel zu verwirrt, um die Klappe zu halten.

»Und warum will dieser Agent …«

»Manager«, korrigiert sie mich.

»Der Manager also«, meine ich und verdrehe die Augen. »Warum interessiert sich der für mich? Hast du nicht gesagt, dass er Musiker vertritt? Will mich der etwa managen? Ich hoffe, er weiß, dass ich keinen einzigen Ton treffe.«

»Oh, na klar. Er wollte auch wissen, ob du irgendwelche musikalischen Ambitionen hast.« Den letzten Teil des Satzes versieht sie mit symbolischen Anführungszeichen. »Er war ziemlich erleichtert, dass du Lehrerin und nicht Sängerin werden willst.«

»Geht es dann darum, dass er sich an mich ranmachen will? Das wäre supereklig. Wie alt ist der Kerl denn?«

Sie winkt ab. »So Mitte dreißig, denke ich. Und nein, darum geht es nicht.«

»Und worum dann?!«

Paisley hält einen Moment lang inne. »Sie wollen, dass du dieses Jahr so tust, als wärst du die Freundin von Oakley Ford«, sagt sie, so schnell sie kann.

Vor Schreck spucke ich meinen Kaffee auf die Betonstufe. »Was?!«

»Ich verspreche dir, dass es nicht so schlimm ist, wie es im ersten Moment klingt.«

Sie fährt sich mit der Hand durch ihren kurzen, schwarzen Bob, und ich merke, dass ein paar Strähnen seitlich abstehen. Normalerweise ist sie immer perfekt gestylt, vom Kopf bis zu ihren glänzenden Ballerinas, die sie jeden Abend poliert.

»Mr Tolson ist der Meinung, dass du perfekt für diesen Job geeignet wärst«, vertraut sie mir an. »Er meint, du bist hübsch, aber auch nicht übertrieben hübsch. Eher so wie das nette, normale Mädchen von nebenan. Ich habe dich als sehr bodenständig beschrieben, und er meinte, dass diese Eigenschaft super zu Oakley passen würde. Der kann nämlich manchmal ziemlich anstrengend sein …«

»Also nur damit ich dich jetzt nicht falsch verstehe«, unterbreche ich sie. »Geht es hier um die Popikone Oakley Ford? Der Oakley, der so viele Frauennamen auf seinen Körper tätowiert hat, dass er wie ein lebendiges Register ehemaliger Victoria’s-Secret-Models aussieht? Der, der versucht hat, einem Mönch in Angkor Wat die Hose runterzuziehen, und damit einen internationalen Skandal ausgelöst hat? Der Oakley Ford, ja?«

»Jepp.« Sie zieht die Nase kraus. »Der einzige Frauenname auf seinem Körper ist übrigens der seiner Mom.«

Ich ziehe eine Augenbraue nach oben. »Hat er dir das erzählt, oder hast du seinen Körper selbst unter die Lupe genommen?«

Oakley ist neunzehn und Paisley dreiundzwanzig, also wäre es theoretisch möglich, aber trotzdem eklig. Nicht weil er jünger ist, sondern weil Paisley viel zu schade für so einen Typen ist.

»Also ehrlich, Vaughn.«

»Schau mal, selbst wenn du das alles ernst meinst, lautet die Antwort dennoch Nein. Es gibt so viele Gründe dagegen, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann! Der wichtigste ist aber, dass ich Oakley Ford nicht mag.«

»Du hast sein Album doch ungefähr drei Monate lang in Dauerschleife gehört!«

»Ja, mit fünfzehn!« Das war auch nur eine Phase. Genauso ging es mir mit Hannah Montana oder Kettchen mit BFF-Anhängern dran. Außerdem wurden mir seine Eskapaden irgendwann wirklich zu viel. Nach dem zehnten Bild, auf dem er mit irgendeiner Unbekannten in einem Club rummacht, konnte ich ihn echt nicht mehr ernst nehmen.

Paisley fährt sich noch einmal mit der Hand durchs Haar.

»Ich weiß, dass du dir dieses Jahr extra freigenommen hast. Und das gönne ich dir von Herzen, ehrlich. Aber diese Sache würde dich ja gar nicht viel Zeit kosten. Vielleicht ab und an ein oder zwei Stunden. Und vielleicht ein paar Abende. Ein paar Wochenenden. Eigentlich ist es ein bisschen wie Kellnern.«

»Ähm, vergisst du da nicht eine Kleinigkeit?«

Sie blinzelt. »Was denn?«

»Ich habe einen Freund!«

»W?«

»Ja, W.« Aus irgendeinem Grund hasst Paisley ihn. Sie findet seinen Namen bekloppt und ihn auch, aber ich liebe ihn trotzdem. William Wilkerson ist nicht der tollste Name der Welt, aber er kann ja nichts dafür, dass er so heißt. Deswegen nennen wir ihn alle W. »Es muss doch Tausende von Mädchen geben, die liebend gern seine Freundin spielen würden. Warum braucht Oakley Ford überhaupt eine Fake-Freundin? Er könnte wahrscheinlich ganz gemütlich runter zum Four Seasons auf dem Wilshire Boulevard schlendern, auf das erstbeste Mädchen zeigen, das ihm gefällt, und sie innerhalb weniger Sekunden in ein Hotelbett bugsieren.«

»Genau das ist das Problem.« Sie wirft die Hände in die Luft. »Sie haben das mit der Fake-Freundin ja vorher schon mal versucht, aber die hat sich in ihn verliebt, und er hat ihr das Herz gebrochen. Ich schätze mal, die Hälfte der Negativschlagzeilen über ihn kommt daher.«

»Sprichst du gerade von April Showers?« Ich schnappe nach Luft. »Das war nur fake? Oh Mann, dabei habe ich in meiner Pubertät wirklich fest an ShOak geglaubt!« Ich mache mich natürlich auch ein bisschen lustig. Mit fünfzehn hatte ich es nicht leicht, und das nicht nur, weil meine Eltern gestorben sind.

Paisley gibt mir einen Knuff. »Hast du nicht eben gesagt, dass du ihn nicht leiden kannst?«

»Na, jedenfalls nicht mehr, seitdem er April mit diesem brasilianischen Bademoden-Model betrogen hat.« Ich kaue auf meiner Unterlippe. »Fake, Tatsache?«

»Jepp.«

Hmmm. Vielleicht muss ich meine Meinung über Oakley noch mal revidieren.

Das heißt natürlich noch lange nicht, dass ich seine nächste Fake-Freundin sein will, die er dann fake-abserviert und fake-betrügt.

»Du machst es also?«

Ich starre sie an. »Bei Sharkey’s verdiene ich pro Nacht ein paar Hunderter. Und du hast vor Weihnachten gesagt, dass es momentan ganz gut bei uns läuft.« Ich verenge meine Augen zu Schlitzen. »Gibt’s vielleicht was, was du mir nicht erzählt hast?«

Letztes Jahr habe ich Paisley weinend am Esstisch entdeckt. Um zwei Uhr morgens. Sie hat zugegeben, dass Mom und Dad uns nicht gerade mit einem dicken finanziellen Polster zurückgelassen haben. Zu Beginn kamen wir mit der ausgezahlten Versicherung noch ganz gut zurande, aber letzten Sommer musste sie eine zweite Hypothek aufnehmen, um alle Rechnungen bezahlen zu können. Außerdem hat sie darüber nachgedacht, das College hinzuschmeißen, um mehr Geld verdienen zu können. Entsetzt habe ich mich hingesetzt und alles noch mal ganz genau durchgerechnet – sie hatte schließlich nur noch ein Jahr bis zu ihrem Abschluss vor sich. Am Ende habe ich die Highschool dann ein Jahr früher abgeschlossen, indem ich den Sommer über Onlinekurse besucht habe. Außerdem konnte ich dank einer Sondergenehmigung direkt an den Fortgeschrittenenkursen teilnehmen. Und dann habe ich mir einen Job gesucht. Es ist nicht besonders fancy, Steaks und Eisbergsalat zu servieren, aber man verdient damit ganz gut.

Dachte ich zumindest.

»Nein. Wir kommen schon klar. Ich meine …« Sie verstummt.

»Dann mach ich es auch nicht.« All das Showbiz, diese andere Seite von L.A., hat mich noch nie interessiert. Sie erscheint mir so wahnsinnig künstlich, und ich muss ohnehin oft genug so tun als ob.

Ich habe meine Hand schon auf die Tür mit dem Fliegengitter gelegt, als Paisley die nächste Bombe platzen lässt. »Sie würden dir zwanzigtausend Dollar pro Monat bezahlen.«

Ich drehe mich langsam und mit offenem Mund um. »Soll das ein verdammter Witz sein?«

»Jetzt hör schon auf zu fluchen«, sagt sie wie automatisch, aber ihre Augen leuchten vor Aufregung. »Und du würdest gleich für ein ganzes Jahr angestellt werden.«

»Das würde …«

»Die Collegezeit der Jungs finanzieren? Unsere beiden Hypotheken abbezahlen? Uns das Leben leichter machen? Ja.«

Ich puste mir meinen überlangen Pony aus dem Gesicht. Dieser Vorschlag ist doch vollkommen irre. Wer zahlt denn bitte so eine perverse Summe an irgendein stinknormales Mädchen, damit es ein Jahr lang die Freundin eines Popstars spielt? Vielleicht ist das in der Unterhaltungsindustrie ja normal, aber ich bin nun mal mit Eltern aufgewachsen, die Grundschullehrer waren.

Plötzlich frage ich mich, was Mom und Dad zu diesem verrückten Angebot sagen würden, wenn sie noch am Leben wären. Würden sie mich dazu ermutigen, oder würden sie mir eher raten, um mein Leben zu rennen? Ich habe wirklich keine Ahnung. Sie waren auf alle Fälle immer dafür, Chancen zu nutzen und neue Wege zu gehen. Das mochte ich ganz besonders an ihnen, und ich vermisse meine impulsiven, abenteuerlustigen Eltern wirklich sehr.

Vielleicht muss ich aber auch hinzufügen, dass ihre Spontanität nicht ganz unschuldig daran ist, dass wir jetzt solche Geldprobleme haben.

»So eine Gelegenheit kriegen wir nicht alle Tage. Aber natürlich musst du deswegen nicht Ja sagen«, beruhigt mich Paisley, klingt dabei aber alles andere als entspannt.

»Wie lang kann ich denn drüber nachdenken?«

»Jim Tolson hätte die Antwort gern morgen früh. Und wenn du zusagst, möchte er, dass du morgen in die Agentur kommst und Oakley kennenlernst.«

Oakley. Oakley Megastar Ford.

Das ist doch … vollkommen verrückt!

»Schön, ich denke drüber nach.« Ich atme tief aus. »Ich gebe dir morgen früh Bescheid.«

Zwanzigtausend Dollar pro Monat, Vaughn …

Jepp. Ich glaube, wir können uns beide schon denken, wie meine Antwort ausfallen wird.

3.

SIE

Ich habe zugesagt.

Erstens, weil es eine Menge Kohle ist. Und zweitens, weil es eine MENGE Kohle ist.

Heißt das jetzt, dass ich total geldgeil bin? So oder so fühle ich mich überhaupt nicht wohl in meiner Haut, als ich hinter Paisley in den Aufzug steige.

Das Diamond Talent Management nimmt ein ganzes Gebäude in Beschlag. Nicht etwa nur ein paar Stockwerke, sondern ein komplettes verglastes Haus inklusive Aufzug und Security. Die grimmigen, aber gleichzeitig heißen Sicherheitskräfte mit dem Stöpsel im Ohr machen mich etwas nervös, aber Paisley geht einfach an ihnen vorbei und winkt ihnen lässig zu. Ich imitiere ihre Geste. Hätte ich heute Morgen doch bloß nicht noch eine zweite Tasse Kaffee getrunken! Der schwappt jetzt nämlich in meinem Magen herum, und mir ist ganz schön übel.

Die Aufzüge bestehen aus glänzendem Messing, und ein Typ im Anzug scheint keine andere Aufgabe zu haben, als sie immer wieder mit Reinigungsmittel zu besprühen und abzureiben. Er hat einen Kiefer wie ein Tyrannosaurus Rex und einen Knackarsch, der locker mit dem eines Footballspielers mithalten könnte.

Im sechsten Stock steigt Paisley aus.

MUSIKABTEILUNG steht in großen goldenen Lettern auf dem dunklen Holzhintergrund. Die Empfangsdame sieht aus wie ein Topmodel. Wie kann man seine Lippen nur so perfekt nachziehen? Und wie hat sie diesen perfekt geschwungenen Lidstrich hinbekommen?

»Du glotzt«, wispert Paisley mir zu, als wir an der Rezeption vorbeigehen.

»Ich kann nicht anders! Stellt Diamond nur Leute an, die in ihren eigenen Filmen mitspielen könnten?«

»Aussehen ist auch nicht alles«, meint sie leichthin, aber ich glaube ihr kein Wort, weil Diamond die Fotos auf den Bewerbungen sicher besonders gründlich studiert. Man muss wahrscheinlich einfach gut aussehen, wenn man im Showbiz arbeiten will. Selbst wenn man hinter den Kulissen tätig ist.

Wir werden in einen riesigen Konferenzraum geführt, und ich bleibe plötzlich abrupt stehen, weil mindestens zehn Leute am Tisch sitzen.

Ich lasse rasch meinen Blick über sie gleiten, aber ich erkenne niemanden. Und derjenige, um den es geht, ist gar nicht da.

Ein großer Mann mit dunklem Haar und Plastikhaut erhebt sich am Tischende. »Guten Morgen, Vaughn. Ich bin Jim Tolson. Freut mich sehr, dich kennenzulernen.«

Ich schüttle unbeholfen seine Hand. »Freut mich auch, Mr Tolson.«

»Nenn mich doch bitte Jim. Komm, setz dich. Und du auch, Paisley.«

Sobald meine Schwester und ich auf den Stühlen neben ihm Platz genommen haben, geht er um den Tisch herum und stellt alle Anwesenden vor. Es fällt mir ziemlich schwer, ihm zu folgen.

»Das ist Claudia Hamilton, Oakleys Pressesprecherin, und ihr Team.« Er deutet auf eine rothaarige Frau mit riesigen Brüsten und dann auf drei weitere Leute – zwei Männer und eine Frau – rechts und links von ihr. Dann deutet er auf drei Männer mit steinerner Miene, die an der anderen Seite des Tischs sitzen. »Das sind Nigel Bahri und seine Partner. Oakleys Anwälte.«

Anwälte? Ich sehe Paisley panisch an, und sie drückt unter dem Tisch meine Hand.

»Und das hier ist meine Assistentin Nina.« Er nickt der zierlichen Blondine neben sich zu. »Und natürlich ihr Assistent Greg.« Er deutet auf den afroamerikanischen Mann auf seiner anderen Seite. »Und das ist Max.« Jetzt nickt er dem leicht übergewichtigen Mann neben Greg zu.

Himmel. Ist das jetzt der Assistent seines Assistenten?

Sobald die Vorstellungsrunde vorbei ist, kommt Jim sofort zur Sache.

»Also, deine Schwester hat dich ja schon in die Details des Arrangements eingeweiht. Aber ehe ich dir noch mehr darüber erzähle, habe ich ein paar Fragen an dich.«

»Ähm. Okay. Nichts wie los.« In diesem Konferenzraum klingt meine Stimme außergewöhnlich laut. Es gibt ein richtiges Echo.

»Warum erzählst du uns nicht erst einmal ein bisschen von dir«, schlägt er vor.

Ich weiß nicht genau, was er jetzt von mir erwartet. Soll ich meine Lebensgeschichte runterrattern? Also, ich wurde in Kalifornien geboren. Ich lebe in El Segundo. Meine Eltern sind bei einem Unfall gestorben, als ich fünfzehn war.

Oder wollen sie eher den ganz belanglosen Kram wissen? Meine Lieblingsfarbe ist Grün. Ich habe Angst vor Schmetterlingen. Ich hasse Katzen.

Anscheinend merkt man mir meine Verwirrung an, denn Jim kommt mir zu Hilfe. »Wofür interessierst du dich? Was möchtest du nach der Highschool machen?«

»Oh, mit der Highschool bin ich schon fertig«, meine ich.

»Gehst du aufs College?« Die Pressesprecherin Claudia dreht sich um und sieht Paisley ein wenig finster an. »Es kann sein, dass sie ein paar Kurse ausfallen lassen muss. Wie alt bist du noch mal?«

»Siebzehn.«

»Das Mündigkeitsalter liegt in Kalifornien bei achtzehn Jahren.« Diese Anmerkung kommt von den Anwälten.

Claudia winkt ab. »Die beiden haben ja nur Dates, sonst nichts. Außerdem ist der Großteil der Oakley-Fans ziemlich jung. Wenn die Freundin älter wäre, hätte es nicht dieselbe Wirkung.« Sie wendet sich an mich. »Was machst du denn momentan?«

»Ich arbeite. Ich habe mir ein Jahr freigenommen, um meine Familie zu unterstützen.« Ich habe es zwar schon so oft erzählt, aber Moms und Dads Tod zu erwähnen macht mich immer noch sehr traurig.

»Die Eltern von Paisley und Vaughn sind vor ein paar Jahren gestorben«, wirft Jim ein.

Als uns der ganze Tisch mitleidig ansieht, krümmen wir uns ein wenig. Nur eine strahlt übers ganze Gesicht: Claudia.

»Das ist ja wundervoll! Ein intelligentes, tapferes Waisenkind!« Ihre Stimme ist so hoch und schrill, dass es mir in den Ohren wehtut. »Die Hintergrundstory wird immer besser. Das ist genau das Mädel, nach dem wir gesucht haben.«

Wir? Jetzt bin ich aber wirklich verwirrt. Ich dachte, es ginge darum, die Freundin von Oakley Ford zu spielen. Warum sitze ich jetzt also in einem Konferenzraum voller Fremder? Sollte denn nicht mein Fake-Freund in spe auch hier sein?

»Hast du denn vor, aufs College zu gehen?«, erkundigt sich Jim.

Ich nicke. »Ich wurde an der USC und an der Cal State angenommen, aber ich habe den Beginn noch bis zum kommenden Herbst aufgeschoben.« Ich reibe meine verschwitzten Handflächen an der Jeans trocken und lasse wieder einmal meine eingeübte Rede vom Stapel. Lebenserfahrung sammeln, ehe ich aufs College gehe. Lehrerin werden vielleicht. Und so weiter.

Aus dem Augenwinkel erkenne ich, wie Claudias Team sich eifrig Notizen macht. Als ich sage, dass ich gern zeichne, werfen mir die Leute aus der PR-Abteilung interessierte Blicke zu.

»Bist du denn gut?«, fragt Claudia mich geradeheraus.

»Ich weiß nicht. Ich zeichne ganz okay. Meistens mit Bleistift, und normalerweise nur Porträts.«

»Sie ist viel zu bescheiden«, meldet Paisley sich zu Wort. »Vaughns Zeichnungen sind der Wahnsinn!«

Claudias blaue Augen leuchten vor Begeisterung, als sie sich an ihr Team wendet. »Fan-Art!«, ruft sie.

»Ähm, sorry … Wie bitte?«, stottere ich verwirrt.

»Na, so tretet ihr zum ersten Mal in Kontakt. Wir haben schon über all die verschiedenen Möglichkeiten gebrainstormt, wie ihr euch online annähern könntet, aber das klang alles immer so konstruiert! Doch das hier hat wirklich Potenzial. Stellen wir es uns folgendermaßen vor: Du twitterst ein Porträt von Oakley, und er ist so begeistert davon, dass er zurücktwittert!« Oakleys Pressesprecherin wird immer aufgeregter und rudert mit den Armen durch die Luft, als sie die Szene weiter ausmalt. »Seinen Followern wird das natürlich auffallen, weil er selten so schnell auf Tweets reagiert. Oakley schreibt dir, wie sehr deine Zeichnung ihn berührt hat. Sie hat ihm … die Tränen in die Augen getrieben! So twittert ihr also hin und her, und dann …« Sie legt eine Kunstpause ein. »Dann folgt er dir.«

Ihre drei Assistenten schnappen nach Luft.

»Ja!«, sagt eine von ihnen und nickt heftig mit dem Kopf.

»Aber«, meldet ein anderer sich zögerlich zu Wort. »Wir müssen doch auch auf den Geschwisteraspekt eingehen.«

»Richtig«, stimmt Claudia ihm zu. »Hmmmm. Ja.«

Paisley und ich werfen uns einen verdutzten Blick zu. Es kommt mir vor, als sprächen diese Leute eine fremde Sprache.

Jim klärt uns auf. »Der Fakt, dass Paisley für die Agentur arbeitet, wird garantiert aufgedeckt werden. Sobald die Presse darauf stößt, werden sie sich hanebüchene Geschichten darüber zurechtspinnen, wie die ganze Beziehung von Oakleys Management inszeniert wurde …«

Jetzt kann ich ein Prusten leider nicht unterdrücken. Jim scheint die Wahrheit weniger witzig zu finden.

»… das rein zufällig in Verbindung mit der Leitung dieser Agentur steht. Wir müssen also einen plausiblen Grund dafür liefern, dass die Schwester einer Angestellten von Diamond plötzlich mit einem Kunden der Agentur zu tun hat.«

»Wir stellen es einfach als riesigen Zufall dar«, sagt Claudia voller Überzeugung. »Einer von Vaughns Tweets an Oakley klingt dann ungefähr so:« – sie wedelt mit ihrem Finger in der Luft herum – »›OMG! Mir ist gerade aufgefallen, dass meine große Schwester in der Agentur arbeitet, die dich vertritt! Wie cool ist das denn?!‹«

Ich versuche, meine Augen nicht zu verdrehen.

»Das könnte funktionieren«, meint Jim bedächtig. »Und dann wenden wir uns an Paisley und führen ein kleines Interview mit ihr. Darüber, was für eine Rolle sie in der Beziehung spielt.«

»Was für eine Rolle?«, fragt Paisley unsicher.

Claudia kann anscheinend Jims Gedanken lesen, denn sie nickt schon wieder zustimmend. Ein Wunder, dass ihr nicht langsam der Kopf abfällt vor lauter Gewackel.

»Genau, du sprichst darüber, dass du es überhaupt nicht fassen konntest, als Oakleys Manager dich ins Büro seines Bruders gerufen und dir erzählt hat, dass Oakley gern die Telefonnummer deiner Schwester hätte.«

Paisley fängt auch an zu nicken, und ich würde ihr am liebsten eine Ohrfeige verpassen. Warum lässt sie sich bloß auf die irre Logik dieser Leute ein?

»Ich hätte da noch ein paar Fragen an Vaughn«, sagt Jim dann. »Deine Schwester meinte, du hättest einen Freund?«

Mir entgeht nicht, wie Paisley bei der Erwähnung von W den Mund verzieht. Aber irgendwann wird sie leider akzeptieren müssen, dass ich in den Typ verliebt bin.

»Ja, ich habe einen Freund«, erwidere ich unbeholfen. »Und auf meinem Twitter- und meinem Instagram-Account gibt’s auch massig Bilder von uns zu sehen.«

Jim wendet sich an Claudia, die jetzt stumm vor sich hin brütet. Ich kann regelrecht hören, wie es in ihrem Kopf rattert.

»Du verkündest das Ende eurer Beziehung via Social Media«, beschließt sie. »Wir konzentrieren uns dann zwei, drei Wochen auf die Trennung. Der erste Schritt ist das offizielle Aus, danach dokumentieren wir deinen Liebeskummer, deinen Schmerz und …«

»Natürlich die Tatsache, dass du in dieser Zeit permanent Oakleys Album hörst«, beendet einer der Assistenten fröhlich den Satz.

Claudias Augen funkeln. »Ja!« Sie klatscht in die Hände. »Seine Musik holt dich aus dem dunklen Loch heraus zurück ins Licht.«

Wow. Ich muss mich gleich übergeben.

»Und das bringt dich dazu, ihn zu zeichnen. Schwups, schon habt ihr euch kennengelernt.« Sie linst hinüber zu Jim. »Siehst du? Es funktioniert immer noch.«

Er sieht zufrieden aus. »Alles klar. Was sagen wir denn zu Vaughns Aussehen? Wie geht es uns damit?«

Alle Blicke richten sich auf mich, sezieren mich regelrecht. Ich fühle mich, als wäre ich irgendeine seltene Spezies unter dem Mikroskop. Meine Wangen glühen, und Paisley drückt unter dem Tisch meine Hand.

Und schon prasselt die Kritik auf mich ein.

»Der Pony ist zu lang«, meint Claudia. »Den kürzen wir.«

»Überhaupt braucht sie dringend einen neuen Haarschnitt. Und dieser Braunton sieht unnatürlich aus.«

»Das ist aber meine echte Haarfarbe!«, protestiere ich, aber niemand nimmt davon Notiz.

»Die honigfarbenen Augen sind nett. Ich mag die goldenen Sprenkel. Farbige Kontaktlinsen brauchen wir also nicht.«

»Das Shirt ist ein bisschen zu schlabbrig. Trägst du immer so weite Oberteile, Vaughn?«

»Wollten wir nicht ein Mädchen mit einem ganz normalen Look?«, wirft jemand ein. »Wenn wir sie zu sehr aufhübschen, dann können sich die Fans nicht mehr so gut mit ihr identifizieren.«

Ich habe mich noch nie in meinem Leben so gedemütigt gefühlt.

»Oh, da wäre noch eine Sache«, sagt Claudia plötzlich. »Bist du eigentlich noch Jungfrau?«

Und schon beweist sie mir, dass es noch schlimmer geht. Am Tisch wird leise gehüstelt. Jim tut so, als wäre das Treiben draußen auf dem Gang extrem faszinierend, während die Anwälte allesamt ihre steinernen Mienen aufgesetzt haben.

»Muss ich diese Frage beantworten?« Ich werfe meiner Schwester einen finsteren Blick zu, und sie schüttelt den Kopf.

»Das kann ja wohl keine Rolle spielen«, wendet Paisley sich an den Mann, der mehr oder weniger ihr Chef ist.

Jim ignoriert sie. Offensichtlich erwartet auch er eine Antwort.

Am liebsten würde ich Paisley einmal fest drücken, weil sie für mich in die Bresche gesprungen ist. Ich bin mir sicher, dass mein Gesicht mittlerweile genauso feuerrot ist wie Claudias Haar.

»Wenn Sie befürchten, dass es in Vaughns Vergangenheit irgendeine Art von Sexskandal gegeben haben könnte, dann seien Sie unbesorgt«, versichert Paisley der Runde. »Vaughn ist das Paradebeispiel eines braven Mädchens.«

Ich weiß nicht, warum, aber irgendwie versetzt mir Paisleys Bild von mir einen Stich. Okay, ich bin kein Vamp, aber ein ödes Mauerblümchen nun auch wieder nicht.

Claudia zuckt mit den Schultern. »Wir werden nichtsdestotrotz Hintergrundrecherchen anstellen.«

Hintergrundrecherchen?! Meine sexuellen Erfahrungen sollen in irgendeinem Bericht auftauchen? Ich bin kurz davor, vor Wut zu platzen, als Jim wieder das Wort ergreift.

»Alles klar. Ich denke mal, dieses Arrangement klingt vielversprechend.« Er klatscht in die Hände und wendet sich an die Anwälte. »Nigel, warum entwerft ihr nicht schon mal einen ersten Vertrag und notiert sämtliche Verhandlungspunkte, die euch relevant erscheinen? Oakley dürfte so in einer Stunde hier sein, dann können wir letzte Feinheiten klären.«

Ich runzle die Stirn. Wir sollen jetzt also eine Stunde herumsitzen, bis Ihre Majestät sich dazu bequemt, aufzutauchen? Jetzt, wo ich drüber nachdenke: Brauche ich vielleicht auch einen Anwalt? Ich wispere Paisley die Frage zu, die sie direkt an ihren Chef weitergibt.

»Der Vertrag wird sehr klar formuliert sein«, versichert Jim uns. »Ganz grundsätzlich wird er festlegen, dass du in das Dienstleistungsverhältnis eingewilligt hast und das Verhältnis jederzeit beendet werden kann, solltest du deinen Pflichten nicht länger nachkommen können. Alle Güter oder Geldbeträge, die du bis dahin erhalten hast, kannst du behalten.«

Ich beiße mir auf die Unterlippe. Langsam klingt das alles ganz schön kompliziert. Aber ich schätze mal, das ist normal, wenn es um zwanzigtausend Dollar pro Monat geht.

»Ich habe einen Vorschlag«, sagt Jim. »Warum setzen wir uns später nicht mit Oakley zusammen und gehen die Details des Vertrags durch? Dann hast du auch noch mal die Gelegenheit, dir die Vereinbarungen anzusehen, die Nigels Kanzlei entwirft, und kannst entscheiden, wie wir weiter vorgehen sollen.«

»Okay«, meine ich. Klingt halbwegs sinnvoll, auch wenn die ganze Situation vollkommen absurd ist.

Paisley zwinkert mir zu und hält den Daumen hoch. Nicht gerade unauffällig! Ich lächle sie schwach an.

Wenn ich mir immer wieder vor Augen halte, warum ich das hier mache – die Collegeausbildung der Zwillinge, Sorglosigkeit für Paisley und so weiter –, dann hilft das vielleicht gegen die Übelkeit, die sich immer weiter in mir ausbreitet.

4.

SIE

Ich habe Hunger, und mein Bauch grummelt deswegen ganz schön. Leider hat immer noch niemand vorgeschlagen, dass wir eine Pause machen könnten, obwohl es jetzt beinahe Mittag ist und Oakley noch immer auf sich warten lässt. Mittlerweile sind zwei Stunden vergangen. Jim und die Anwälte haben den Raum verlassen, aber alle anderen sitzen noch wie angeklebt auf ihren Stühlen.

»Hier, ein Müsliriegel und eine Cola für dich.« Paisley stellt die Snacks vor mir ab.

»Kein Wunder, dass du gern hier arbeitest«, witzle ich. »Der Gratislunch ist wirklich fancy.«

Weil ich aber fast vor Hunger sterbe, stopfe ich mir sofort den ganzen Riegel in den Mund. Und genau in diesem Moment öffnet Oakley Ford die Tür.

Zwei bullige Kerle mit Armen wie Baumstämme folgen ihm in den Raum. Einer pflanzt sich neben der Tür auf, der andere folgt dem Sänger. Jim und die Anwälte, die jetzt ebenfalls den Raum betreten, nehme ich kaum wahr. Ich bin viel zu beschäftigt damit, Oakley anzustarren.

Er ist größer, als ich dachte. In Hollywood sind nämlich eigentlich alle ziemlich klein. Zac Efron ist kaum größer als ein Meter fünfundsiebzig. Bei Daniel Radcliffe ist es dasselbe, und mit seinen eins dreiundneunzig ist Ansel Elgort schon fast ein Riese.

Oakley hat etwa seine Größe, aber er ist viel muskulöser.

Im wahren Leben ist er sogar noch heißer als auf den Fotos. Das liegt nicht an dem sandblonden Haar, das er im Nacken ganz kurz und vorne hochgegelt trägt. Auch nicht an seinen moosgrünen Augen. Oder seinem fein gemeißelten Kinn. Das Ding ist seine Aura. Davon habe ich schon mal gehört, aber daran glaubt man ja nicht ernsthaft, ehe man es nicht selbst erlebt hat.

Ja, er hat eine Aura.

Und alle Leute im Raum springen darauf an. Sie setzen sich auf, recken das Kinn nach oben. Verschwommen nehme ich wahr, wie Paisley ihr ohnehin schon perfekt frisiertes Haar zurechtstreicht.

Und ich kann nicht aufhören, ihn anzustarren.

Oakleys Jeans sitzt so tief, dass man den Rand seiner Boxershorts erkennen kann, als er nach einer Flasche Wasser auf dem Sideboard greift. Seine Armmuskeln können sich sehen lassen, und ich beobachte fasziniert, wie sein Bizeps sich zusammenzieht, als er den Deckel abschraubt. Sofort muss ich an das oberkörperfreie Foto von ihm denken, das letztens auf einer Doppelseite in der Vogue abgedruckt war. Das ganze Netz war voll von Bildern aus diesem Shooting, weil er auf einem davon nur in Unterwäsche zu sehen war und alle Welt darüber diskutiert hat, ob er sich den Schritt mit Socken ausgestopft hat oder nicht.

Ich merke überhaupt nicht mehr, dass ich gerade einen Müsliriegel esse. Oder dass ich an einem Tisch voller Anwälte sitze. Ich weiß nicht mal mehr, wie ich heiße.

»Sorry. War viel Verkehr«, meint Oakley, ehe er am anderen Ende des Tischs Platz nimmt. Der Bodyguard steht immer noch dicht neben ihm.

Ich nicke, weil es in L.A. wirklich schrecklich viel Verkehr gibt. Natürlich hätte dieser wunderschöne Gott uns Normalsterbliche nicht grundlos warten lassen – Moment, ist sein Haar etwa noch nass? Hat er vielleicht gerade geduscht? Und wieso ist es plötzlich so verdammt heiß hier im Raum?

Ja, das ist Oakley Ford. Ich habe sein Album tatsächlich in Dauerschleife gehört, als ich fünfzehn war, und war tatsächlich ein bisschen verknallt in ihn. Deswegen war ich auch so außer mir, als er seine Freundin verlassen hat. Die ja bloß seine Fake-Freundin war.

Genau das, was ich auch sein werde.

Fake.

Das gefällt mir zwar nicht, aber gleichzeitig bin ich auch ziemlich gut darin. Im Faken, meine ich. Paisley gibt mir einen Knuff.

»Was denn?« Da fällt mir auf, dass mir immer noch der halbe Riegel aus dem Mund hängt.

Sobald ich einen Blick in die Runde geworfen habe, wird mir klar, dass das auch sonst niemandem entgangen ist. Claudia wirkt besorgt, Jim resigniert. Ich will zwar eigentlich nicht zu Oakley gucken, kann es aber nicht lassen. Seine Miene ist entsetzt und fasziniert zugleich. Und den Blick, den er seinem Manager zuwirft, könnte man ungefähr so übersetzen: Das ist ein Witz, oder?

Mir bleibt jetzt nichts anderes übrig, als so zu tun, als wäre alles vollkommen normal und in bester Ordnung. Ich beiße von meinem Riegel ab und beginne zu kauen. Der Riegel schmeckt, wie Müsliriegel nun mal schmecken: nach Pappe.

Alle beobachten mich, und ich kaue noch langsamer. Dann nehme ich einen großen Schluck Cola, ehe ich mir den Mund mit einer Serviette abwische, die Paisley wie durch ein Wunder griffbereit hat. Mittlerweile bin ich wahrscheinlich sogar noch röter als der Lippenstift der Empfangsdame, aber ich tue so, als wäre das alles keine große Sache. Ich bin wirklich eine Meisterin im Vortäuschen!

»Das ist sie also?« Oakley winkt in meine Richtung. Ich habe seine Stimme schon in Interviews gehört, aber im wahren Leben klingt sie noch besser. Tief und rau und regelrecht hypnotisch.

Jim zögert und wirft dann einen Blick auf sein Telefon. Was auch immer er dort sieht, scheint ihn in seinem Entschluss zu bestärken.

»Oakley Ford, das ist Vaughn Benett … Vaughn, Oakley.«

Ich bin schon dabei aufzustehen und meine Hand auszustrecken, halte dann aber inne, als ich sehe, wie Oakley sich zurücklehnt und die Arme hinter seinem Kopf verschränkt.

Okay. Klare Ansage.

Plötzlich sind meine Nervosität und meine Scham wie weggeblasen. Stattdessen macht sich Erleichterung in mir breit. Ich nehme noch einen Schluck Cola. Überraschung! Mr Megastar ist ein Vollidiot.

Einen kleinen Moment hatte ich wirklich Angst, ich könnte seiner magnetischen Anziehungskraft zum Opfer fallen. Dass ich W, das Geld, April Showers und die brasilianischen Supermodels einfach vergessen und ihm vollkommen verfallen könnte. Aber ein Typ, der sich über mich lustig macht, weil ich etwas gegessen habe, während wir seiner Trödelei wegen auf ihn warten mussten? Und der nicht mal den Anstand hat, mir die Hand zu geben?

Auf so jemanden falle ich nie und nimmer rein.

Ich linse hinüber zu Paisley, die leise vor sich hin grinst. Wahrscheinlich gehen ihr ähnliche Gedanken durch den Kopf.

»Reden wir jetzt über die Bedingungen? Meine Arbeitszeiten zum Beispiel?«, frage ich eisig, während ich an meiner Coladose herumfummle.

»Arbeitszeiten?«, wiederholt Claudia, und zwischen ihren Augenbrauen erscheint eine kleine Falte.

»Ja, ist ja schließlich mein Job, oder?«

Sie kichert. »Nun, als Job wollen wir es mal nicht betrachten, eher als …«

»Rolle?«, bietet ihr einer der Assistenten an.

»Ganz genau. Eine Rolle in einem langen romantischen Film. Und ihr zwei spielt die Hauptrolle.«

Jetzt kommt mir wirklich die Galle hoch.

Oakley knurrt ungeduldig. »Kommen wir endlich zu Potte.«

Claudia umreißt in wenigen Sätzen unsere erste Internetbegegnung und den ganzen Twitterkram. Als sie fertig ist, gähnt Oakley.

»Alles klar. Whatever. Du kümmerst dich drum, oder?«

»Nicht ich, aber Amy.« Claudia nickt der schwarzhaarigen Frau zu ihrer Rechten zu.

Amy hebt bestätigend ihr Telefon in die Höhe.

»Super.« Er schlägt mit der Hand auf die Tischplatte. »Dann sind wir erst mal durch?«

Ist das jetzt sein Ernst? Ich habe zwei Stunden mit knurrendem Magen ausgeharrt und mich vor versammelter Mannschaft demütigen lassen – nur damit mir Oakley jetzt in fünf Minuten demonstrieren kann, wie sehr er auf unsere Scharade pfeift? Sieht ja ohnehin so aus, als würde der ganze Fake-Flirt via Twitter nur zwischen mir und einem der PR-Assistenten stattfinden.

Ich wende mich an Paisley, die bedauernd mit den Schultern zuckt.

»Nein, das sind wir nicht!«, bellt Jim vom anderen Ende des Tischs. Oakley und er funkeln sich an, aber anscheinend ist Jim mächtig genug, um ihn vom Gehen abzuhalten. »Lass uns den Rest besprechen.« Er macht eine müde Geste Richtung Claudia.

Sie greift nach ihrem Notizblock. »Also, wir brauchen ein erstes Date. Wir denken nicht, dass ihr euch schon vor dem dritten Date berühren solltet.« Sie sieht ihre Assistenten fragend an. »Oder lieber erst nach dem vierten? Immerhin wollen wir das Ganze als richtige Romanze verkaufen.«

Alle beginnen eine wilde Diskussion darüber, wann und wie der erste körperliche Kontakt stattfinden soll. Jemand meint, er solle mich auf die Stirn küssen. Ein anderer ist dafür, dass er mir die Hand auf den Rücken legt. Es gibt auch eine Stimme fürs klassische Händchenhalten.

Ich ärgere mich gerade darüber, dass wir uns überhaupt berühren müssen, als Paisley, die Verräterin, fragt: »Wann haben W und du denn mit dem Händchenhalten angefangen?«

Noch ehe ich antworten kann, beginnt Oakley auch schon zu glucksen.

»Du hattest mal ’nen Freund, der W hieß?«

»Na und?« Wow. Das erste Mal, dass er mit mir spricht, und dann nur, um meinen Freund zu dissen? Wirkt fast so, als würde Oakley es darauf anlegen, dass ich ihn nicht leiden kann!

»Also auf mich macht das den Eindruck, als wäre er ein wichtigtuerisches Arschloch.« Er lehnt sich zurück und verschränkt die Arme vor seiner Brust. Wieder fällt mir auf, dass sein Bizeps sich dabei zusammenzieht.

Ich wende den Blick ab. »Okay, Mr Ich-benenne-alle-meine-Alben-nach-mir Ford.«

Irgendjemand keucht wegen dieses frechen Spruchs, aber Oakley wirkt vollkommen unbeeindruckt. »Selbst Madonnas Name besteht aus mehreren Buchstaben.«

»W ist aber nicht prätentiös.«

»Wenn du meinst.« Er grinst.

»Ja. Er ist toll. Und süß.«

»Warum hast du dich denn dann von ihm getrennt?«

»Hab ich doch gar nicht«, erwidere ich empört.

Er zieht eine Augenbraue nach oben. »Er hat also dich verlassen?« Er klingt … verwirrt. Als würde das für ihn keinen Sinn ergeben.

»Hat er nicht.«

Jetzt wendet Oakley sich an Claudia. »Meine neue bodenständige, perfekte und stinknormale Freundin betrügt also ihren Freund?« Er runzelt die Stirn. »Wenn das mal gut geht.«

»Ach so, du meinst die Fake-Trennung«, murmele ich. Hatte ich glatt vergessen.

Er sieht aus, als wollte er am liebsten die Augen verdrehen.

»Er wird sie morgen verlassen. Je schneller, desto besser. Nach der Trennung warten wir etwa zwei Wochen, und dann twittert sie das Bild von dir. Anschließend gibt’s eine Reihe von Dates, aber ohne anfassen.« Claudia wendet sich an mich. »In welchem Alter hattest du deinen ersten Kuss?«

»Überhaupt?« Ich ahne, dass das eine blöde Frage ist, aber mich beschäftigt immer noch die Sache mit der Trennung von W. So richtig habe ich das alles noch nicht durchdacht. Ich habe mich so auf die Kohle und all die Probleme, die damit gelöst würden, konzentriert, dass ich ein paar wichtige Details völlig außer Acht gelassen habe.

»Ja. Überhaupt«, sagt Oakley, und dieses Mal verdreht er die Augen wirklich.

So eine persönliche Frage ist doch totaler Mist. »Wie alt warst du denn?«, frage ich und bin gleichzeitig immer noch abgelenkt von meinen Überlegungen zu W. In letzter Zeit wirkt er ziemlich … distanziert. Er gibt mir die Schuld daran, weil ich angeblich nicht erwachsen genug mit unserer Beziehung umgehe. Was er damit meint, ist, dass wir noch keinen Sex hatten.

»Mit Zunge? Ich glaube, da war ich elf. Ich habe mit Donna Foster geknutscht, der Tochter der Affäre meines Dads.«

Ich reiße die Augen auf. Ein Zungenkuss mit elf? Da fand ich Jungs ja noch doof! Wenn Oakley wüsste, dass ich noch Jungfrau bin, würde er sich wahrscheinlich vor Lachen in die Hose machen.

»Und du?«, entgegnet er sofort.

»Ähm …« Jetzt geniere ich mich noch mehr, aber aus einem anderen Grund. »Sechzehn«, murmele ich.

»Sweet. Sweet Sixteen!«

Ich balle meine Hände zu Fäusten. Wenn Claudia und ihr Team nicht zwischen uns säßen, dann würde ich ihm jetzt eine knallen.

Paisley greift nach meiner Hand, wahrscheinlich, um mich zu beruhigen.

Sogar Claudia bemerkt, dass ich mit meiner Geduld langsam am Ende bin. »Lasst uns das mit dem Händchenhalten mal fürs dritte Treffen anpeilen«, meint sie eilig. »Der Kuss kommt dann beim vierten. Die ersten Dates finden noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, aber später lassen wir die Paparazzi davon wissen.«

»Moment mal, wir sollen uns küssen? Aber ich habe einen Freund«, erinnere ich die gesamte Runde. »Davon war nie die Rede.«

»Wir sollen ein Jahr lang zusammen sein und uns in dieser Zeit nicht mal küssen? Warum geben wir nicht von Anfang an offiziell bekannt, dass es nur eine Fake-Beziehung ist?«, gluckst Oakley.

»Aber … aber …« Jepp, ich habe es vorher wirklich nicht genau genug durchdacht. Ich wende mich Hilfe suchend an Paisley.