Who I am - Tobias Teichen - E-Book

Who I am E-Book

Tobias Teichen

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Beschreibung

Applaus und Anerkennung geben, ohne missgünstige Hintergedanken. Sich für den Erfolg der anderen freuen, jemanden für den guten Stil bewundern, ohne Neid. Warum fällt uns das oft so schwer? Tobias Teichen beleuchtet den Kern des Problems: unser Ego! Wir können aus uns selbst heraus nicht selbstlos sein: Stolz und die Angst, nicht gut genug zu sein oder etwas zu verpassen, stehen einer festen Identität im Weg. Im Dialog mit Franziska Anderssohn zeigen die beiden ehrlich und praktisch, wie man in eine unerschütterliche, göttliche Identität hineinkommen kann - und frei werden kann vom eigenen Ego.

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TOBIAS TEICHENMIT FRANZISKA ANDERSSOHN

WHO I AM

WIE DU WIRST,WER DU BIST

SCM R.Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-417-27078-5 (E-Book)

ISBN 978-3-417-00048-1 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© 2023 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-brockhaus.de; E-Mail: [email protected]

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:

Hoffnung für alle ® Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.

Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis - Brunnen Basel

Weiter wurden verwendet:

Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Holzgerlingen

Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung

Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft

Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.

NeÜ bibel.heute

© 2010 Karl-Heinz Vanheiden, www.derbibelvertrauen.de und Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg, www.cv-dillenburg.de

Co-Autoren: Claudia Elsen, Christian Rossmanith

Autorenfoto: © Lisa Volz

Gesamtgestaltung: Néle Schikor, ICF

Titelbild: CC-2206_ICF_IDENTITAET

INHALT

Über die Autoren

00 Einleitung

01 Ein Neuer Wert

1.1 Darf ich vorstellen: Unser Ego!

1.2 Egos Charakterzüge

1.3 Substanz für unser Ego

1.4 Vergleich, Kritik & Stolz – ein Update

1.5 Minderwertigkeit und Stolz

02 Eine Neue Beziehung

2.1 (D)ein göttlicher Vater

2.2 Unverdiente Liebe

2.3 Respekt

03 Eine Neue Kontrolle

3.1 Gute Gefühle, schlechte Gefühle

3.2 Gefühle sortieren

3.3 Ein göttliches Angebot

3.4 Die Power der Bibel

3.5 Die Kraft von Gebet

3.6 Festgetretene Gedankenpfade

04 Eine Neue Vergangenheit

4.1 Was hält dich zurück?

4.2 Löse die Fesseln

4.3 Die Kraft der Vergebung

05 Eine Neue Zukunft

5.1 Trotz und mit meinen Schwächen

5.2 Es geht nicht (mehr) um mich

06 Ein Spickzettel für eine Göttliche IDentität

Next Steps

Danke

Anmerkungen

TOBIAS TEICHEN (Jg. 1977) ist Pastor und Gründer des ICF München. Zusammen mit seiner Frau Frauke und einigen Freunden fing er 2005 an, eine überkonfessionelle und zeitgemäße Art von Kirche in München aufzubauen, in der Menschen Gott neu erleben und in ihrer Beziehung zu Jesus wachsen können. Er hat einen Sohn und lebt in München.

FRANZISKA ANDERSSOHN (Jg. 1996) wohnt mit ihrem Mann Nico in München. Sie leitet die Jugendarbeit im ICF München und steht seit 2021 als Predigerin auf der Bühne. Ihr Herzschlag ist es, junge Menschen in ihren Identitätsfragen zu begleiten und ihr Potenzial freizusetzen.

00. EINLEITUNG

TOBI: »Wie viel Gewicht hält eine Getränkedose aus?« – Wenn du gerade keinen Physiklehrer dahast, um es auszurechnen, kein Problem: Im Netz gibt es dazu die abgefahrensten Videos. Die Antwort: über 300 kg!1 Heißt: Drei Männer (mit Bauch) finden Halt auf ihr, aber auch zwei Gorillas, die jeweils 150 kg wiegen. Hättest du das gedacht? Aber, und darauf kommt es an: Nur wenn die Dose voll ist, hat sie diese Widerstandskraft. Eine leere Dose hält dagegen deutlich weniger aus.

Physiklehrer war ich mal, mittlerweile bin ich aber Pastor einer großen christlichen Gemeinde mit über tausend Besuchern jeden Sonntag. Vor einiger Zeit haben wir die jungen Leute bei uns befragt, welche Themen sie im Alltag am meisten beschäftigen, und kamen auf drei große Oberthemen:

· Sexualität

· Berufung

· Identität

Zu den ersten beiden Themen hast du vielleicht schon unsere Bücher »Love Sex God« und »Fruit Full Life« gelesen. In deiner Hand hältst du jetzt den dritten und letzten Teil der Young-Generation-Buchserie. Hier geht es um ein Thema, das mit den ersten beiden stark zusammenhängt: Identität!

Puh, ein großes theoretisches Wort! Was ist das, Identität? Es geht um dein inneres Ich. Den Kern von dir als Mensch. Um die Frage: Wer bin ich wirklich? Was macht mich aus? Wer oder was definiert meinen Wert? Identität ist die Grundlage für das, was du tust, und dafür, wie dein Leben verlaufen wird.

Dabei gleichen wir einer Getränkedose. Es gibt unterschiedliche Getränkemarken und Geschmacksrichtungen. Vielleicht trägt unsere Dose die coole neue Jacke eines Trendlabels oder fährt Tesla – aber darunter ist die Dose trotzdem eine Dose, leer oder voll? Sieht man nur, wenn man auf die Öffnung schaut. Dabei kommt es gerade auf das Innere an - genau wie bei uns. Wie hoch sind unsere Identitätstanks gefüllt? Wie definieren wir unseren Wert? Ist nur heiße Luft drin, die beim kleinsten Druck verpufft? Oder haben wir uns mit positivem Wert gefüllt, der dem Druck von außen standhält?

Das Besondere an diesem Buch sind die vielen Menschen, die in ihren Storys sehr offen und ehrlich erzählen, wie sie aus den größten Krisen in eine besondere Freiheit gekommen sind. Es sind echte Geschichten, die mich zum Staunen gebracht haben, zum Weinen, zum Nachdenken über mein Leben, aber auch zum Lachen. Es geht um Minderwertigkeitsgefühle und Vergleichen, um Essstörungen und Suizidgedanken, um Leistungsdenken und Mobbing, um Ängste, die in Einsamkeit treiben, und ungesunden Stolz, der sich über Mitmenschen erhebt. Es geht um Depressionen, um Sexualität und den Kampf der Gedanken.

Vielleicht denkst du beim Lesen der einen oder anderen Geschichte: »So was betrifft mich nicht! Ich bin nicht depressiv. Diese Story ist mir zu extrem.« Das ist super, aber viele Identitätsprobleme fangen klein an. Ein falsches Wort, eine Festlegung, ein blödes Erlebnis und langsam verändert sich dein Blick auf dich selbst. Mein Wunsch ist, dass du erkennst: Wenn Daniel aus der Story aus seiner Depression in ein erfülltes Leben gekommen ist, dann kann ich es auch schaffen, meine (vielleicht) kleineren Probleme zu überwinden! Vielleicht magst du den einen oder anderen Bereich deines Körpers nicht, ohne dass es dich stärker belastet. Trotzdem kann die Story von anderen, die mit Selbstablehnung oder einer Essstörung zu kämpfen hatten, für dich hilfreich sein. Denn oft beginnt Selbstablehnung mit einer kleinen Unzufriedenheit, die immer größer wird.

Alle Geschichten in diesem Buch haben eines gemeinsam: Die Menschen haben einen Schlüssel gefunden, wie sie gut mit ihren Problemen umgehen können. Sie wissen, wie sie sich mit einem guten Blick auf sich selbst füllen und eine gesunde Identität entwickeln können, sodass sie ihren Herausforderungen standhalten und nicht mehr crashen. Sie erzählen ihre Storys als Ermutigung für dich und mich. Was sie erlebt haben, ist manchmal recht tough, und dadurch können sie uns besonders motivieren. Denn wenn diese Leute es geschafft haben, sich ihren Herausforderungen zu stellen, dann kannst du das auch, egal wie groß oder klein deine Schwierigkeiten sind!

An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bei allen bedanken, die in diesem Buch ehrlich aus ihrem Leben berichtet haben und uns so ihre persönlichen Learnings zur Verfügung stellen.

Das Experiment mit der Getränkedose ist schon cool. Als Kind konnte ich solche Sachen samstagabends auf dem Sofa bei »Wetten, dass.. ?« bestaunen. Die Fernsehsendung war damals total in und es gab die interessantesten Wetten: »Wetten, dass sich ein Bagger auf mehrere Dosen stellen kann, ohne dass sie kaputtgehen?«

»Wetten WAS???«, denkt jetzt vielleicht der ein oder andere. »Wovon redet der Mann?« Ja, ich bin nicht die Generation TikTok – ich habe noch analoges Fernsehen geschaut, crazy! Und das ist ein Grund, weshalb ich dieses Buch nicht allein schreiben wollte, sondern zusammen mit Franziska Anderssohn. Sie leitet den Youth-Bereich in unserer Gemeinde und ist eine wirklich begabte junge Leiterin, Teacherin und eine echte Powerfrau, die mit Leidenschaft jungen Männern und Frauen hilft, in ihrer Identität zu wachsen. Diese Thematik ist nämlich hochaktuell, und das über die Generationengrenzen hinweg.

Deshalb geben Franzi und ich dir in diesem Buch Tools, biblische Prinzipien und Ideen an die Hand, die deinen Blick auf dein Inneres verändern können. Du wirst feststellen, dass das Thema Identität für dein Leben matchentscheidend ist!

Los geht's, begib dich mit uns auf die Reise, zück deinen Textmarker und erlaube Gott, dieses Buch zu benutzen, um in dein Herz zu sprechen.

01. EIN NEUER WERT

1.1 DARF ICH VORSTELLEN: UNSER EGO!

TOBI: Bist du schon mal aufgewacht und hast gedacht: »Yes! Meine Nase fühlt sich gerade so richtig genial an! Wie verzaubert! Sie will gleich loslegen und an Blumen (oder Kaffee) riechen, um mir ein gutes Gefühl zu geben!«? Oder: »Krass, mein linkes Ohr ist heute ja richtig gut drauf!«? Nein? Ich auch nicht! Das liegt wahrscheinlich daran, dass sich Körperteile im Normalfall nur melden, wenn etwas mit ihnen nicht stimmt.

Einmal bemerkte ich beim Eisessen, dass mein hinterer Backenzahn pochte. Ich wollte das Gefühl verdrängen, denn wer geht schon gern zum Zahnarzt. Aber in den Tagen darauf wurde es immer schlimmer. Jedes Mal, wenn etwas Kaltes oder Süßes meinen hinteren Backenzahn berührte, zuckte der Schmerz so hart durch meinen Kopf, dass ich vor Schreck aufsprang und meine Frau Frauke mich verwundert ansah. Es wurde so schlimm, dass ich abends im Bett nicht mehr einschlafen konnte. Schließlich gab ich nach, ging zum Zahnarzt, und er löste mein Problem.

Wenn wir unsere Körperteile besonders spüren, dann stimmt meistens etwas nicht. Und so ist es auch mit unserem tiefen inneren Ich, unserem Ego.

FRANZI: Unser Ego – ein ziemlich schwieriger Geselle! Wie ein kaputter Zahn meldet es sich ununterbrochen und ehrlich gesagt nervt es damit ziemlich! Ein paar Beispiele gefällig?

In der Matheklausur hast du eine 2,3. Du bist zufrieden, das Lernen hat sich gelohnt! Plötzlich siehst du, dass dein Kumpel eine 1,7 hat. »What! Der ist doch immer schlechter als ich.« Das passt deinem Ego gar nicht und »Weeeooo-weeeooo«, springt die Ego-Alarmleuchte in dir an. Gerade eben warst du noch zufrieden und hast dich über deine Note gefreut, jetzt denkst du: »Wie kann es sein, dass der eine bessere Note hat als ich?«

Oder du verdienst als Berufsanfänger 3200 Euro im Monat. Voll gut für dein Alter, doch beim Grillen erzählt dir dein jüngerer Nachbar in einem Nebensatz, dass er 3900 Euro verdient – plus Bonus bei erfolgreichen Jahresumsätzen. »Weeeooo-weeeooo« – die Ego-Alarmleuchte ist sofort aktiv. Minderwertigkeitsgefühle, Unzufriedenheit und Neid laufen auf vollen Touren.

Und noch ein Klassiker: Checkst du auch erst mal ab, wie du aussiehst, wenn du an einem Spiegel oder einer Schaufensterscheibe vorbeiläufst? Vielleicht hast du gerade eine neue Hose gekauft und denkst: »Oh, mein Hintern ist aber dick, ich habe ganz schön zugelegt.« Und schon schrillt es wieder in dir los.

TOBI: Unser Ego hat wirklich ein Problem, genau wie mein kranker Backenzahn. Irgendetwas scheint mit ihm nicht zu stimmen, weil es sich andauernd meldet und rummeckert. Vielleicht denkst du: »Das ist doch normal! Dieses Vergleichen und die Gefühle von Minderwertigkeit, das machen doch alle Menschen!« Mag sein, aber gestatte mir eine Frage: »Tut es dir gut? Fühlt es sich gesund an?« Vermutlich nicht. Deshalb wollen wir dich in diesem Buch herausfordern, mehr zu erwarten. Du wirst staunen, was alles möglich ist, wofür du eigentlich geschaffen bist und in welcher Freiheit du leben kannst. In anderen Worten: wie ein Leben mit einem gesunden und zufriedenen Ego aussehen kann.

1.2 EGOS CHARAKTERZÜGE

Beginnen wir mit einer kleinen Bestandsaufnahme und checken mal, was unser herkömmliches Ego so ausmacht. Die Ausgangssituation sieht bei den meisten Menschen so aus:

· Unser Ego ist leer.

· Unser Ego ist zerbrechlich.

· Unser Ego ist unersättlich.2

Klingt sehr theoretisch, oder? Deshalb füllen wir die drei Punkte jetzt mit Inhalt, denn sie haben eine große Auswirkung auf unser Leben.

PROBLEM 1: UNSER EGO IST LEER

Dein Ego sieht also von außen aus wie eine Cola-Dose. Die meisten Ego-Dosen sind eher leer als voll, und wenn sie doch gefüllt sind, dann leider oft mit »heißer« Luft, die keine Widerstandskraft hat. Unser Ego will sich deshalb immer wieder mit den unterschiedlichsten Dingen füllen. Das hat Max erlebt:

POSTEN UND POSEN

MAX, 21 Jahre: 2013 flog ich mit einem Kumpel nach Thailand. Am Strand sah ich, dass man dort Jetskis mieten konnte, und dachte sofort: »Wie cool wäre ein Bild auf so einem Ding!« Eine halbe Stunde Fahrt kostete ein Vermögen, nichtsdestotrotz saßen wir ein paar Minuten später auf diesen Dingern. Von den 30 Minuten, die uns zur Verfügung standen, nutzten wir peinlicherweise mindestens 15, um coole Bilder für Facebook zu machen.

Beim Hochladen der mit Filtern bearbeiteten Bilder versuchte ich, meinem Gewissen einzureden, dass ich nur diesen tollen Moment mit meinen daheimgebliebenen Freunden teilen und sie auf dem neusten Stand halten wollte. Innerlich spürte ich aber: Das war Bullshit! Natürlich war mein Hauptmotiv, mit diesen Bildern anzugeben, damit die anderen mich um die geile Zeit, die ich in Thailand hatte, beneiden! Und mal ganz ehrlich: Richtig toll waren diese Momente nicht, da wir die ganze Zeit mit dem Posten (oder besser Posen) beschäftigt waren und das »Real Life« gar nicht richtig genießen konnten. Vor lauter Fotos und Selfies hatten wir vergessen, diese eigentlich unglaublichen Momente auf unserer Reise mit allen Details und Facetten überhaupt wahrzunehmen.

FRANZI: Das Posten von Bildern oder Videos auf Social Media kann ein Weg sein, wie man unterbewusst versucht, die eigene (leere) Ego-Dose mithilfe von Likes und Anerkennung zu füllen. Wie bei Max kann es echt strange werden, wenn man nur noch für die virtuelle Welt lebt und das Hier und Jetzt nicht mehr wahrnimmt.

PROBLEM 2: UNSER EGO IST ZERBRECHLICH

TOBI: Wir leben in einer Zeit, in der wir andauernd bewertet werden. Nichts und niemand ist davor sicher. Sogar der Pazifik muss Bewertungen aushalten – im Netz beschwert sich ein User darüber, dass er ihm zu blau ist!3 Sorry, liebes Weltmeer, aber warum sollte es dir besser gehen als uns Menschen?

Wir werden überall beurteilt. Nicht nur durch Likes auf Social Media, sondern auch außerhalb der virtuellen Welt. »Wie viele Leute waren auf der Party von Lisa? Was nur 15? Die muss echt unbeliebt sein!« »Nele und Laurenz hatten als Hochzeitsauto nur so ´nen ollen Japaner! Peinlich! Die geizen aber auch mit allem rum.«

Letztens hörte ich von einem Pastor, dass bei Beerdigungen die Angehörigen oft enttäuscht sind, wenn nicht so viele Gäste kommen wie erwartet. Wir werden also selbst nach unserem Tod noch bewertet, ob unser Leben besonders oder wichtig war und wir einen Unterschied gemacht haben.

Unser Ego wertet alle Informationen aus, die es bekommt – nicht nur konkrete Bewertungen, sondern generell alles, was mit ihm in Kontakt kommt.

Jeder noch so kleine Erfolg, jede noch so kleine Niederlage hat das Potenzial, uns entweder stolzer zu machen oder uns den Mut zu nehmen.

DR. TIMOTHY KELLER4

Unser Ego reagiert wie ein Seismograf und wird dadurch superempfindlich. Diese Geräte, die vor Erdbeben warnen sollen, schlagen schon bei der kleinsten Erschütterung nach oben oder unten aus. Wie unser Ego innerhalb von wenigen Minuten mehrmals von einem Hoch in den Keller und wieder zurückhüpfen kann, hat Steffen erlebt:

EGO-ERSCHÜTTERUNGEN

STEFFEN, 24 Jahre: Ich durfte ein paar Mal das Maskottchen eines großen Sportklubs vertreten. Du gehst in die Kabine, ziehst dein Kostüm an, gehst wieder raus und plötzlich bist du ein Star! Jeder freut sich, wenn er dich sieht. Sobald du den Bärenkopf aufgezogen hast, kannst du bei Promis auf dem Schoß sitzen, ohne dass sich jemand beschwert. Die hübschesten Frauen, die dich sonst immer ignorieren, kommen strahlend auf dich zu, umarmen dich und wollen ein Foto mit dir. Mein Selbstwertgefühl schoss nach oben und erreichte Höhen wie der Gipfel des Mount Everest.

Kurze Zeit später kam eine Person auf mich zu und fragte: »Hey, Bär, kannst du nicht auch mal was Cooles machen?« In diesem Moment crashte mein Selbstbewusstsein von der Spitze des Mount Everest auf den tiefsten Meeresgrund. Ich dachte: »Ich habe doch schon Handstände gemacht, witzige Moves und eine Breakdance-Einlage geliefert – mehr geht jetzt echt nicht!« War ich einfach nicht gut genug für den Job?

Eine einzige Person von Tausenden Zuschauern, die mich nicht gut fand, hatte ausgereicht, dass ich anfing, alles zu hinterfragen. Als ich danach wieder auf dem Spielfeld stand, wurde ich sehr vorsichtig. Mein verletztes Ego sorgte dafür, dass ich wie gelähmt war und nicht das Potenzial freilassen konnte, das eigentlich in mir steckte.

Gegen Ende des Spiels kam einer der Manager zu mir und sagte: »Steffen, das war der Wahnsinn, du hast das heute als Maskottchen richtig gut gemacht!« Ein Satz reichte und ich ging übermütig mit stolzer Brust Richtung Umkleidekabine – wenigstens bis zu dem Moment, als ich mein Kostüm auszog. All die Prominenten, die Schönen und Reichen, die mit mir im Maskottchen-Kostüm noch Arm in Arm am Spielfeldrand gesessen hatten und Fotos machen wollten, ignorierten mich jetzt auf einmal wieder.

TOBI: Wahrscheinlich erlebst du nicht ganz so schnelle Veränderungen vom Superstar zum Niemand wie Steffen als Maskottchen. Trotzdem gibt es auch in deinem Leben Ups and Downs. Momente, die dir einen Höhenflug schenken, und andere, die dich vor Scham im Boden versinken lassen. Das normale menschliche Ego ist empfindlich und zerbrechlich. Eine Kritik oder ein böses Wort und schon schmerzt es. Ich kenne das auch. Es kommt nicht selten vor, dass ich vor einem großen Publikum predige und merke, wie sich die Menschen angesprochen fühlen und mir eine gute Stimmung entgegenschlägt. Dann schießt eine Person nach meinem Vortrag auf mich zu und sagt: »Also ehrlich! Du hast die Bibelstelle falsch zitiert! Es heißt nicht Hiob 30,10! Sondern Hiob 30,10a!« Das allein kann mich an schlechten Tagen echt ins Grübeln bringen, ob meine Predigt gut war.

Was auch immer für Ereignisse in deinem Leben passieren, egal ob positiv oder negativ, jedes kann dein Ego sehr schnell beeinflussen. Das ist der Grund, weshalb wir aus Angst vor Verletzung vieles erst gar nicht ausprobieren: eine Person nach einem Date fragen, jemand offen von einem persönlichen Problem erzählen, eine neue berufliche Herausforderung wagen, einen Traum aus Angst vorm Scheitern aufgeben.

Stell dir mal für einen Moment vor, in welcher Freiheit du leben würdest, welche Möglichkeiten du hättest, wenn dein Ego, also dein Selbstbewusstsein oder Selbstwert, komplett unantastbar wäre. Wenn dein Selbstwert nie in Minderwertigkeit oder Überheblichkeit rutschen würde, egal was passiert. Wenn nicht jeder kleine Gegenwind dich in Richtung Arroganz oder Zweitklassigkeit wehen würde.

Geht das denn? Bevor wir diese Frage beantworten, kommen wir zum dritten Problem.

PROBLEM 3: UNSER EGO IST UNERSÄTTLICH

TOBI: Weil unser Ego so leer ist, ist es immer damit beschäftigt, sich zu füllen. Sein Bestreben, endlich genug zu sein, hört nie auf. Unterbewusst hoffen wir: Wenn ich ein Sixpack habe wie die Leute auf dem Cover der Zeitschrift, dann bin ich beliebt. Wenn ich doch endlich ein Partner hätte wie in den Nicholas-Sparks-Liebesfilmen, dann wäre mein Leben schön. Wenn ich erst einmal mein eigenes Start-up gegründet und wieder verkauft habe, dann habe ich es geschafft. Wenn ich endlich eine Million Klicks habe – ja, dann bin ich richtig bedeutend! Dann werden mich alle mögen. Dann brauche ich keine Angst oder Sorgen mehr zu haben. Vor allem bin ich dann jemand!

Unser Ego ist also die ganze Zeit busy, sich einen Wert zu verdienen. Wäre es ein Schwabe, würde es nach dem Motto leben: Schaffe, schaffe, Ego füllen! Es meldet sich ununterbrochen wie ein knurrender Magen und verschlingt ein Sandwich nach dem anderen, ohne satt zu werden, denn unser Ego ist unersättlich.

Madonna, die Queen of Pop, kann ein Lied davon singen. Die Sängerin, Songwriterin, Schauspielerin, Autorin, Regisseurin, Produzentin und Designerin gehört mit über 300 Millionen verkauften Platten zu den erfolgreichsten und talentiertesten Musikern, die jemals auf dieser Erde gelebt haben. Menschen auf der ganzen Welt kennen ihren Namen. In ihrer Biografie findest du ein bemerkenswertes und sehr ehrliches Zitat von ihr:

Ich habe einen eisernen Willen. Und dieser Wille ist schon immer ganz darauf ausgerichtet, das schreckliche Gefühl von Minderwertigkeit zu überwinden. Ich kämpfe ständig mit dieser Angst. Ich überwinde eine Phase, in der ich mit Minderwertigkeit kämpfe, und merke, dass ich ein besonderer Mensch bin. Aber dann komme ich wieder in eine andere Phase und denke, ich sei nur mittelmäßig und uninteressant. Also finde ich wieder einen Weg, um mich aus dieser unglücklichen Lage herauszubringen. Was mich im Leben antreibt, ist diese schreckliche Angst, nur mittelmäßig zu sein. Und das hört nicht auf, mich anzutreiben. Denn auch wenn ich jemand geworden bin, muss ich immer noch beweisen, dass ich jemand bin. Mein Kampf hat nie aufgehört und wird wahrscheinlich auch nie zu Ende sein.5

Zusammengefasst sagt Madonna hier: »Selbst wenn ich durch meinen Erfolg jemand geworden bin (und das ist sie ja objektiv längst – sie hat zehn Grammys gewonnen!), muss ich mir trotzdem noch ständig beweisen, dass ich jemand bin.«

FRANZI: Wir »normalen« Leute haben die hoffnungsvolle Illusion, dass wir ankommen werden, wenn wir eines Tages eine Million Follower haben, Superstar oder in einer Leitungsposition sind. Im Gegensatz zu uns ist bei Madonna, Elon Musk, Leo Messi & Co. die Illusion bereits geplatzt. Sie sind die Besten in ihrem Bereich, aber sie fühlen sich trotzdem nicht gut genug. Sie sind uns einen Schritt voraus. Sie sind mega erfolgreich, haben ihre Ziele erreicht, aber es reicht auch ihnen nicht, das nächste Ziel klopft schon wieder an ihrem Ego.

Wir denken, dass uns das eine Ziel vollkommen zufrieden und glücklich machen würde, aber egal was wir unserem Ego geben, egal was wir erreichen oder welche Anerkennung wir bekommen, unser Ego wird nie lange befriedigt sein. Du hast vielleicht heute eine Hoffnung auf das perfekte Leben, doch selbst wenn du dieses »perfekte« Leben erreichst, wirst du plötzlich merken, dass es immer noch nicht reicht.

Es ist, als würde man literweise Flüssigkeit in die kleine Cola-Dose füllen, ohne dass sie voll wird. Die Flüssigkeit verschwindet wie bei einem schwarzen Loch im Nirgendwo. Die Erklärung dafür ist einfach: Wir versuchen, unser Ego mit etwas zu füllen, wofür es nicht gemacht ist. Unser Herz sehnt sich nach etwas, das größer ist als der größte Besitz, der größte Erfolg oder der größte Ruhm dieser Welt.6 Aber gibt es dann überhaupt eine Hoffnung, dieses Verlangen zu stillen?

Wenn du weiterliest, findest du es heraus.

1.3 SUBSTANZ FÜR UNSER EGO

Worauf baust du deine Identität? Um diese Frage zu beantworten, musst du nur überlegen, was dir am wichtigsten ist oder wofür du am meisten Zeit einsetzt (Beziehung, Beruf, Geld, Aussehen, Social Media, Gesundheit, Glück …). Was auch immer es ist, es gibt nichts, was dir nicht von heute auf morgen genommen werden könnte. Nur eins ist für alle Zeiten beständig: Gott.

FÜLLEN, NICHT STOPFEN!

TOBI:Wir versuchen, unser Ego mit etwas zu füllen, wofür es nicht geschaffen wurde.Das, was wir besitzen oder erreichen, unseren materiellen Reichtum oder unseren »Erfolg«, versuchen wir in unser Ego hineinzupressen. Das Füllmaterial ist wie Luft in einem Ballon. Obwohl der Ballon aufgepumpt ist, vielleicht sogar zu platzen droht, ist er in Wirklichkeit leer. Unser Ego braucht eine echte Substanz, mit der es auf gesunde Weise gefüllt wird. Doch was kann das sein? Was kann dieses gefräßige Loch namens Ego ausfüllen?

Timothy Keller bezieht sich auf den dänischen Philosophen und Theologen Sören Kierkegaard, wenn er diese Leere des Egos beschreibt:

Sören Kierkegaard schreibt in seinem Buch »Die Krankheit zum Tode«, es sei der Normalzustand des menschlichen Herzens, dass es versucht, seine Identität auf etwas anderes zu bauen als auf Gott. Stolz im geistlichen Sinn ist die Illusion, wir wären in der Lage, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen, uns selbst unseren eigenen Wert zu beweisen und einen Lebensinhalt zu finden, der unserem Leben Sinn gibt, und wir bräuchten keinen Gott7

Ein befreundeter Pastor sagte einmal: »Das Loch in uns ist gottförmig!« Nur Gott kann es füllen – und hier sage ich bewusst »füllen«, nicht »stopfen«. Denn Gott passt perfekt in diese Leere, während andere Dinge das Loch nur provisorisch bekleiden. Das klingt sehr theoretisch. Deshalb schauen wir uns ganz praktisch an, was es bedeutet, seine Identität auf Gott zu bauen und das Ego-Loch mit ihm zu füllen. Denn nur er erfüllt dich, indem er dich füllt!

NICHT VERZAGEN, PAULUS FRAGEN!

FRANZI: Wenn Paulus heute noch leben würde, dann würde ich ihm die Frage stellen: »Woher kommt dein Selbstbewusstsein?« Der Typ hatte echt eine bemerkenswerte Identität! Obwohl er einer der einflussreichsten Menschen unserer Geschichte war (er prägte maßgeblich das Christentum und damit Milliarden von Menschen), behielt er ein bescheidenes Herz.8