Wie geht es der Erde? - Petra Pinzler - E-Book

Wie geht es der Erde? E-Book

Petra Pinzler

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Beschreibung

Ist es normal, wenn ein Jahr mit Rekordhitze aufs nächste folgt? Wenn im Sand entlegenster Strände Plastikkörnchen zu finden sind? Wenn ein Hurrikan selbst hartgesottene Meteorologen staunen lässt? Wenn der Mensch mehr Boden umverteilt als alle Flüsse und der Wind? Wenn so viele Arten aussterben wie seit dem Ende der Dinosaurier nicht mehr? Wenn die Hausrinder mehr Lebendgewicht haben als alle wilden Wirbeltiere zusammen? Natürlich ist das nicht normal.Zeit für eine Bestandsaufnahme: Ein Redaktionsteam der Wochenzeitung DIE ZEIT macht die Probe aufs Exempel und widmet sich den folgenden Fragen: Wie geht es den Arten? Wie geht es dem Klima? Wie geht es dem Wasser? Wie geht es dem Boden? Wie geht es der Luft?Durchzogen von zahlreichen Experteninterviews, Streitgesprächen, Diagrammen, Schaubildern und Zitaten bietet dieses Buch einen umfassenden Überblick über den Zustand unserer Erde und zieht Bilanz über den Einfluss des Menschen auf den ursprünglich blauen Planeten.

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Herausgegeben vonPetra Pinzler und Andreas Sentker

WIE GEHT ESDER ERDE?

Herausgegeben vonPetra Pinzler und Andreas Sentker

WIE GEHT ESDER ERDE?

Eine Bestandsaufnahme

Originalausgabe

1. Auflage

© Verlag Komplett-Media GmbH

2019, München/Grünwald

www.komplett-media.de

© Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG

ISBN E-Book: 978-3-8312-7016-3

Bildnachweis:

© Adobe Stock: Tunatura: 153

© Stock Photo: 13; 18/19; 76/77; 174/175; 210/211

© shutterstock: Intertourist: 41; Dabarti CGI: 130/131; Bruce Rolff: 262/263;

2630ben: 67

Titelbild: GettyImages: © leonello

Lektorat: Redaktionsbüro Diana Napolitano, Augsburg

Korrektorat: Redaktionsbüro Julia Feldbaum, Augsburg

Umschlaggestaltung: guter Punkt, München

Satz: Daniel Förster, Belgern

E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de

Hinweis:

Alle in der ZEIT erschienene Artikel wurden für diese Buchausgabe aktualisiert und von den Autorinnen und Autoren überarbeitet.

Dieses Werk sowie alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrecht zugelassen ist, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das Recht der öffentlichen Zugänglichmachung.

INHALT

Vorwort: »Von Kohle und Kühen«

Und wie geht es der Erde?

WIE GEHT ES DEN ARTEN?

Was wir wissen

Was wir nicht wissen

»Menschen, kümmert euch darum!«

Die sterbende Natur

Das letzte Nashorn

Für mich ist Sudan nicht tot

Das obskure Objekt der Begierde

WIE GEHT ES DEM KLIMA?

Was wir wissen

Was wir nicht wissen

»Den Kohleausstieg wollen Sie doch auch, oder, Herr Lindner?«

Es wird heiß

Die Hölle am Himmel

Die Reparatur der Erde

WIE GEHT ES DEM WASSER?

Was wir wissen

Was wir nicht wissen

»Wir leben, als hätten wir fünf Planeten zur Verfügung«

Tropfen für Tropfen

Im Plastik gefangen

Unser täglich Wasser

WIE GEHT ES DEM BODEN?

Was wir wissen

Was wir nicht wissen

»Der Boden ist des Bauern wichtigstes Gut« – »Wenn es so doch wäre!«

Die Haut der Erde

Ein Meter mal ein Meter Erde

Phönix aus der Asche

WIE GEHT ES DER LUFT?

Was wir wissen

Was wir nicht wissen

»Wir brauchen in Städten mehr Mobilität bei weniger Verkehr«

Luft zum Atmen

Die unsichtbare Gefahr

Wie die Luft in Deutschland sauberer wurde

WIE GEHT ES WEITER?

Ausblick: Das Jahrhundert im Schnellvorlauf

Genießen ist nicht unmoralisch

Was wir tun können

VORWORT: »VON KOHLE UND KÜHEN«

Den Menschen geht es gut, der Erde schlecht. Wir müssen sie retten. Wir können sie retten

VON ANDREAS SENTKER

Schwarz. So könnte man den Zustand der Erde symbolisch beschreiben. Schwarz glänzend wie jenes letzte geförderte Stück deutscher Steinkohle, das der Reviersteiger Jürgen Jakubeit am 21. Dezember 2018 auf der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop dem Bundespräsidenten in die Hände legte. Der Sieben-Kilo-Brocken sei »ein Stück Geschichte«, sagte Frank-Walter Steinmeier.

Geschichte mit Folgen. Wenige Tage später wurde das britische Patent Nummer 913 auf James Watts entscheidend verbesserte Dampfmaschine 250 Jahre alt. Zunächst in Europa, dann in den USA, später weltweit hat Steinkohle die Industrialisierung befeuert. In Deutschland hat sie das Wirtschaftswunder angetrieben. Sie hat einige Menschen schwerreich gemacht, sehr viel mehr Menschen hat sie zu Wohlstand verholfen – und die Welt hat sie an den Rand einer Katastrophe gebracht. Denn es sind die Rückstände der fossilen Verbrennung, die das Klima gefährlich aufheizen.

Weiß. So könnte man den Zustand der Erde symbolisch beschreiben. Mattweiß wie das Fell von Alba. Der einzige Albino-Orang-Utan der Welt war im April 2017 in einem Dorf auf Borneo eingesperrt und völlig vernachlässigt in einem winzigen Holzverschlag gefunden worden. Kurz vor Weihnachten 2018 wurde die weiße Affendame im Nationalpark Bukit Baka-Bukit Raya wieder ausgewildert. Jetzt wird das seltene Tier wegen seines auffallenden Äußeren von Wildhütern beschützt.

Zwischen 70.000 und 100.000 Orang-Utans gibt es noch auf der Erde. Und nicht nur die Gier der Wilderer wird ihnen zum Verhängnis. Ihr Lebensraum schwindet so rasend, dass die Existenz ihrer Art bedroht ist. Quadratkilometer für Quadratkilometer Urwald wird für den Anbau von Ölpalmen vernichtet. Das Öl wandert in Seifen und Pizzen, es steckt in jedem zweiten Fertigprodukt, das wir im Supermarkt kaufen. Kohle und Palmöl schaffen Wohlstand – und massenhaft Probleme.

Das gilt für viele Rohstoffe unseres Fortschritts. Für die Produktion von Eiweiß im Futter für die 27 Millionen deutschen Schweine muss der südamerikanische Regenwald dem Sojaanbau weichen. Das Lithium für die Batterien unserer Elektroautos zerstört in Chile wertvolle Biotope und macht aus Feldern wüstenartige Landschaften, weil für den Abbau extrem viel Wasser nötig ist. Alles hängt mit allem zusammen.

Verbote allein sind keine Lösung. Im Gegenteil: Sie provozieren nur Gegenwehr

Nicht nur in den Industriestaaten, auch in Schwellen- und Entwicklungsländern wächst der Wohlstand – und mit ihm der Konsum. 2016 nutzten schon fast 300 Millionen Afrikaner Smartphones, 2021 sollen es mehr als 900 Millionen sein. In China hat der Verzehr von Fleisch rasant zugenommen und auch der Durst auf Milch. Der größte Milchviehbetrieb der Welt entsteht mit russischer Unterstützung im Nordosten des Landes. 100.000 Kühe sollen in Mudanjiang gemolken werden.

Die gute Nachricht lautet: Der Spezies Homo sapiens geht es besser denn je. Nie zuvor hatten so viele Menschen gleichberechtigten Zugang zu sauberem Wasser, ausreichender Nahrung, medizinischer Versorgung und grundlegender Bildung.

Die schlechte Nachricht: All das hat seinen Preis. Und den zahlt oft die Umwelt. Mehr Fleisch- und Milchkonsum bedeuten: intensivere Land- und Wassernutzung. Der Materialverbrauch für technische Produkte bedeutet: höhere Umweltbelastung beim Abbau von Rohstoffen. Wachsender Komfort im Alltag bedeutet: höheren Energiebedarf für Licht und Heizung, fürs Kochen und Kühlen. Lebten alle Erdenbewohner etwa auf dem Niveau der US-Bürger – die Menschheit bräuchte fünfmal so viele Nahrungs-, Rohstoff- und Energieressourcen, wie die Erde zur Verfügung stellen kann. Für den deutschen Lebensstil bräuchten wir immerhin noch drei Planeten.

Wo ist der Ausweg? Er kann nicht darin bestehen, Chinesen das Fleisch zu verbieten, Afrikanern das Handy und Indern den Kühlschrank. Mag der Ressourcenhunger in diesen Gebieten auch derzeit überproportional wachsen, in Anbetracht der historischen Umweltschuld der Industrienationen haben ihre Bewohner noch jede Menge Kredit.

Außerdem lässt sich mit Restriktionen allein die Welt nicht retten. Angesichts der globalen Wachstumssehnsucht läuft politische Verzichtsrhetorik allzu oft ins Leere. Schon die Andeutung eines gesetzlichen Fleisch-, Flug- oder Fahrverbots kann Gegenwehr provozieren. Wer einmal Wohlstand erlangt hat, will sich seinen Konsumstandard nicht wieder nehmen lassen.

Deshalb ist ein grundlegender Perspektivwechsel nötig: Nicht um Verzicht soll es gehen, sondern um Gewinn – den Gewinn an Lebensqualität, den Luxus klarer Luft und sauberen Wassers, den Genuss vielfältiger und lebendiger Natur. Am Ende geht es auch um den Erhalt unserer vom Klimawandel bedrohten Kultur.

Ein anderer Teil der Lösung klingt zunächst genauso kontraintuitiv. Gerade jene Staaten, die sich schon für Vorbilder halten, müssen ihre privilegierte Lage auch künftig nutzen, um den anderen vorzuleben, was möglich ist. Das heißt: Obwohl die Kunststofftrinkhalme Europas nicht entscheidend zur Belastung der Weltmeere durch Mikroplastik beitragen, ist ihr Verbot doch sinnvoll.

Dass neben den sozialen auch technische Innovationen nötig sind und dass auch hier die Industrienationen vorangehen, investieren und ärmere Staaten subventionieren müssen, ist keine Frage mehr.

Wie groß ist das Problem? Wie sehen Lösungen aus? Diesen Fragen widmet sich dieses Buch. Wir fragen: Wie geht es der Natur? Was wissen wir über das Artensterben? Wie können wir dem Untergang der Vielfalt entgegentreten? Wir haben jeweils zwei ausgewiesene Experten gebeten, darüber zu diskutieren.

In den folgenden Kapiteln widmen wir uns dem Zustand von Klima und Wasser, Boden und Luft. Wir versuchen eine knappe, doch detailreiche Bestandsaufnahme – so objektiv wie möglich. Und wir suchen den konstruktiven Streit um die Zukunft. Denn selten gibt es nur die eine gute Lösung, auf die alle sehnsüchtig hoffen.

Es gibt Hoffnung: Der Egoismus des Menschen ist kein Naturgesetz

Blau. Man könnte die Erde als blau beschreiben. So sah sie der deutsche Astronaut Alexander Gerst von der Internationalen Raumstation aus. »Ich schaue auf euren wunderschönen Planeten«, beginnt er seine Botschaft an die ungeborenen Enkel. »Im Moment sieht es so aus, als ob wir, meine Generation, euch den Planeten nicht gerade im besten Zustand hinterlassen werden.« Nicht erst für Gerst scheint die Erde, aus dem Weltall betrachtet, zerbrechlich zu sein und sehr zart die schützende Hülle der Atmosphäre. 50 Jahre ist es her, dass der Astronaut William Anders den Blauen Planeten hinter dem Mond aufgehend fotografiert hat. Seine Bilder trugen zur Entstehung der Umweltbewegung bei. Aufgenommen aus der Apollo 8. Seither sind Bedrohung des Planeten, Ressourcenverbrauch, Umweltzerstörung um ein Vielfaches fortgeschritten.

Doch mit dem Wohlstand muss nicht auch der Egoismus wachsen. Selbstsucht ist kein Naturgesetz. Im Gegenteil: Wohlstand versetzt uns in die Lage zu handeln. Wir haben die Mittel, durch unseren materiellen Reichtum den natürlichen Reichtum zu bewahren. Was sagte Alexander Gerst an die Enkel gerichtet? »Ich hoffe für euch, dass wir die Kurve noch kriegen.«

UND WIE GEHT ES DER ERDE?

Wenn unser Planet ein Patient wäre, wie würden die zentralen Diagnosen für ihn lauten? Höchste Zeit für eine globale ökologische Bestandsaufnahme

VON STEFAN SCHMITT

Ob das noch normal ist? Wenn ein Jahr mit Rekordhitze aufs nächste folgt? Wenn im Sand entlegenster Strände Plastikkörnchen zu finden sind? Wenn ein Hurrikan selbst hartgesottene Meteorologen staunen lässt? Wenn der Mensch mehr Boden umverteilt als alle Flüsse und der Wind? Wenn so viele Arten aussterben wie seit dem Ende der Dinosaurier nicht mehr? Wenn die Hausrinder mehr Lebendgewicht haben als alle wilden Wirbeltiere zusammen? Natürlich ist das nicht normal.

Die Liste der Unnatürlichkeiten ließe sich mit vielen Beispielen fortsetzen, globalen, wie der Ozeanversauerung, oder örtlichen, wie dem Nitrat im Grundwasser. Spielt das eine Rolle, wenn die Deutschen bei der Bundestagswahl kollektiv über ihre Zukunft abstimmen? Kaum. Ökologie kommt im Wahlkampf nur am Rande vor – in Form von Details wie Dieselgate, Glyphosat oder Windstromvergütung. Natürlich gehört das dazu. Aber realisiert man als Verursacher auch, welches Gesamtbild die kleinen und großen Umweltprobleme ergeben? Oder kann das nicht überblicken, wer mittendrin steckt?

Um zu begreifen, wie es der Erde als Ökosphäre geht, hilft es, einen großen Schritt zurückzutreten. Als würde ein Betrachter aus dem Weltall auf das irdische Blau und Grün blicken.

Wildnisverlust – Von der »Natur« zu sprechen ist wohl das falsche Wort, schon weil das Gehirn unwillkürlich ein »unberührt« ergänzt. Die Landoberfläche des Planeten, auf die ein Astronaut hinabblickt, wird zu zwei Fünfteln landwirtschaftlich genutzt (Eisflächen ausgenommen, Holzproduktion noch nicht mitgezählt). Und die globale Waldfläche schrumpft, 2014 und 2015 waren die Jahre mit der größten Abholzung seit der Jahrtausendwende. Aktuelle Daten zeigen, dass der Planet innerhalb eines Jahres eine Fläche Wald verlor, die fast der Großbritanniens entsprach.

Neben den erwähnten zwei Fünfteln für Felder, Äcker und Weiden bedeckt die Menschheit weitere 15 Prozent der eisfreien Landfläche mit Häusern, Straßen, Industrie- und Gewerbegebieten, mit Holzplantagen, Tagebaustätten, Stauseen. Ferner schlagen die Menschen großflächig kahl, lassen den Boden erodieren. Stetig geht fruchtbare Ackerfläche verloren. Insgesamt verändern die Menschen auf diese Weise mehr als die Hälfte der Landfläche des Planeten.

Indem sie etwa Baugruben ausheben, Äcker umpflügen und Riesenfelder bewässern, bewegen Menschen heute mehr Sediment als Flüsse und Wind zusammen. Und es gelangt massenweise Künstliches in die Landschaft: 300 Millionen Tonnen an Kunststoffen werden jährlich hergestellt. Das liegt in derselben Größenordnung wie das Gesamtkörpergewicht aller lebenden Menschen.

Als Plastikmüll und Mikroplastik mischt sich ein Teil dieser Synthetik in Flüsse, Böden, Meere, Strände. Und Beton haben die Menschen bis heute in der unvorstellbaren Menge von einer halben Billion Tonnen hergestellt. Das entspräche bei gleichmäßiger Verteilung einem Kilogramm auf jedem Quadratmeter der Erdoberfläche. All diese Ausmaße sind schwer vorstellbar.

Menschenzeit – Gewiss ist inzwischen: Der Mensch formt die Erde und hinterlässt Spuren für Äonen. In den Gletscherbohrkernen und Gesteinsschichten der Zukunft wird die Jetztzeit deutlich erkennbar sein, als schwarze Linie vom Ruß der Fabriken, von Waldbränden und Auspuffen. Aluminiumablagerungen sind heute ein ebenso weltweites Phänomen wie die lange strahlenden Plutoniumisotope aus oberirdischen Kernwaffentests. Langlebige chemische Verbindungen aus der Landwirtschaft (zum Beispiel Insektizide) und der Industrie (zum Beispiel Dioxine) könnten ebenfalls über geologische Zeiträume erhalten bleiben. Und Versteinerungen dürften künftigen Ausgräbern von den Dünger-Exzessen der Gegenwart künden. Zu finden dort, wo heute Nährstoffe aus Überdüngung in die Meere gelangen und großflächige Algenblüten auslösen, in deren Folge mangels Sauerstoff bundeslandgroße Todeszonen entstehen. Jene erstickten Tiere, die dort massenweise in den Sand des Meeresgrundes sinken, könnten als Fossilien davon künden, wie der Mensch mit Stickstoff- und Phosphat-Düngern den Nährstoffkreislauf aus der Balance gebracht hat.

Im kontinentalen Maßstab sieht man schon heute die Folgen etwa des Anbaus von Soja in Südamerika, das als Futter für jene Schweine nach Europa gelangt, deren Gülle die Nitratbelastung im niedersächsischen Grundwasser hochschnellen lässt.

Vom »Anthropozän«, der Menschenzeit, sprechen Wissenschaftler. In der Vokabel steckt der Gedanke: Wenn der Mensch das Angesicht der Erde so fundamental umformt, markiert das eine neue geologische Epoche? Sie wäre erst einen Wimpernschlag alt und könnte die Ökosphäre doch ähnlich umkrempeln wie jener Meteoriteneinschlag, der am Ende der Kreidezeit das Aus für die Dinosaurier markierte.

Wenn der Mensch sich als ähnlich prägend begreift wie die Äonen währenden Kräfte der Geologie, dann enthält das auch ein fundamentales Eingeständnis: Die Natur ist nicht übermächtig, jeder ihrer Lebensräume ist endlich, und Menschen können sie an diese Grenzen bringen. Das ist also die Postnormalität der Erde. Von einer einzigen ihrer unzähligen Tierarten wird sie dominiert – und demoliert.

Artensterben – Darum der Blick auf die belebte Umwelt: Was verändert sich? In welche Richtung zeigt der Trend? Und wie viel Lebensraum bleibt für welche Lebewesen?

Etwa ein Viertel der Produktion der irdischen Biosphäre beanspruchen die Menschen für sich. Indem sie ernten, fällen, verarbeiten und verheizen, indem sie schlachten und fischen. Galt in den Ozeanen Anfang der siebziger Jahre schon jeder zehnte Bestand als überfischt, ist es heute fast jeder dritte, im Mittelmeer sind es gar 90 Prozent der Bestände. An Land schrumpfen derweil die Lebensräume. Aktuellen Schätzungen zufolge verschwinden auf der Erde jeden Tag Dutzende Arten (41 Prozent aller Amphibienarten, 33 Prozent aller Steinkorallen, 25 Prozent aller Säugetierarten und 13 Prozent aller Vogelarten stehen auf der Roten Liste, weil sie vom Aussterben bedroht sind). Und das ist keine Momentaufnahme: Fast 50 Jahre lang haben Zoologen enorme Rückgänge in vielen Populationen dokumentiert. Längst sprechen sie vom »sechsten Massensterben« der Erdgeschichte.

Es ist ein Verdrängungswettbewerb, denn wenige Arten existieren in grotesker Zahl. So ist die Lebendmasse aller Nutztiere inzwischen mehr als zwanzigmal so groß wie die aller wilden Wirbeltiere. Rinder haben daran den größten Anteil. Und während zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Körpergewicht aller Menschen noch in etwa dem aller wilden Säugetiere entsprach, betrug das Verhältnis zu Beginn des 21. Jahrhunderts schon zehn zu eins – und das Missverhältnis wächst weiter.

Für die große Zahl der Wesen wird der Platz eng. Weil jede Tierart, jede Pflanze eine ökologische Funktion erfüllt, schwächt jede Ausrottung das Netzwerk des Lebens.

Erwärmung – Dieses Symptom ist aus der Astronautenperspektive besonders frappierend, wenn man im Zeitraffer vergangener Jahrzehnte denkt: Viele Gebirgsgletscher sind erkennbar zusammengeschmolzen, auch die Westantarktis und Grönland verloren Eis. Der Meeresspiegel stieg im Durchschnitt seit dem Jahr 1900 um 20 Zentimeter, der Ozean wurde saurer. Schon heute macht die Wärme des Wassers vielen Meeresbewohnern das Leben schwer. Vor Australien hat das Great Barrier Reef seit den achtziger Jahren die Hälfte der Korallen verloren. 2016 und 2017 traten zum ersten Mal in zwei aufeinanderfolgenden Jahren Korallenbleichen auf.

Die Meere haben bisher den Großteil der globalen Erwärmung geschluckt, trotzdem stieg die Lufttemperatur um durchschnittlich ein Grad Celsius im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung. Von den 17 global heißesten Jahren seit 1880 (dem Beginn der Aufzeichnungen) lagen 16 Jahre im 21. Jahrhundert. Die drei vergangenen bilden das Top-Trio, mit 2016 an der Spitze.

Wenn nun gewaltige Wirbelstürme unerhörte Regenmassen bringen (wie Hurrikan Harvey), ihre physikalischen Parameter selbst Meteorologen staunen lassen (wie Irma auf ihrem Weg nach Florida), dann steckt auch in den an sich natürlichen Ereignissen ein Beitrag des Treibhauseffekts: mehr Wärme im Wasser, mehr Wasserdampf in der Luft. Das nährt Wirbelstürme zusätzlich.

Luftmischung – Alle Klimawandel-Folgen, die sich heute beobachten lassen, gehen indes auf den Treibhausgas-Ausstoß der Vergangenheit zurück. Und die Emissionen von heute sind höher denn je. Die Menschheit deponiert Treibhausgase in der Atmosphäre, die lange in die Zukunft hineinwirken werden. Aktuell ist der Anteil von Kohlendioxid in der Luft so hoch wie wahrscheinlich zuletzt Mitte des Pliozäns, das war vor etwa 3,5 Millionen Jahren. Natürlich spross auch damals das Leben. Bloß erscheinen die damaligen Bedingungen aus Menschensicht wenig erstrebenswert, schon weil der Meeresspiegel bis zu 25 Meter höher lag. Damals wandelte sich das Klima langsam, der aktuelle Anstieg von 280 auf 400 Teile Kohlendioxid pro Million Teile Luftgemisch hingegen wurde in kaum mehr als 150 Jahren erreicht.

Tatsächlich steigen die globalen Emissionen immer noch. Dass parallel auch die Energieeffizienz zunimmt, ist das Positivste, was sich über den bisherigen Klimaschutz sagen lässt. Doch schon 2020 sollte es mit den Emissionen abwärts gehen, damit das viel beschworene Ziel von höchstens zwei Grad plus zum Jahrhundertende erreichbar bleibt. Indes wird Deutschland seine Klimaschutz-Zusagen für 2020 verfehlen.

Beim Blick von oben auf die Erde erscheint ein Muster: Die grundlegenden Entwicklungen, welche die Ökosphäre bedrohen, laufen aus dem Ruder. Nicht einmal eine Trendwende ist geschafft, während die Zeit zum Gegensteuern verrinnt. Stellt man sich den Blauen Planeten als Patienten vor, dann als einen, der schwächer wird – bei gleichzeitiger Verschlimmerung der Krankheitssymptome.

Was die belebte Umwelt auf Dauer vertragen könnte und was ihr tatsächlich zugemutet wird, das kann man sich als Kurven denken, die immer weiter auseinanderklaffen.

Bevölkerungswachstum – Als die Menschen sesshaft wurden, gab es schätzungsweise eine Million von ihnen auf der Erde. Um 1800, also grob 15.000 Jahre später, lebten eine Milliarde Erdenbürger. 1960 waren es drei Milliarden, im Jahr 2000 gab es sechs Milliarden, heute sind es siebeneinhalb. Das Bevölkerungswachstum ist die Leitkurve, aus der alle anderen Symptome der globalen ökologischen Krise folgen. Prognosen darüber, wie viele Bewohner die Erde höchstens ernähren könne, haben sich bislang wiederholt als falsch erwiesen. Eine Entwarnung ist das nicht, eilt doch die Fähigkeit des Menschen zur Zerstörung seiner Einsicht voraus, was er da anstellt.

Und auch wenn auf die Einsicht die Absicht folgt, die Lebensgrundlagen zu retten, bleibt da die Trägheit der Leitkurve: Bis 2050 dürfte die Menschheit um ein Drittel wachsen, gleichzeitig muss sich die Nahrungsproduktion verdoppeln. Denn die Zusätzlichen müssen satt werden, und immer mehr wollen besser essen.

Wie das zu den Befunden passt, dass die Menschheit längst zu viel Acker- und Weidefläche beansprucht? Dass weltweit fruchtbarer Boden verloren geht? Dass schon heute ein gigantisches Artensterben die Konsequenz ist? Genau, es passt gar nicht. Und das globale Fieber des fossilen Zeitalters wird den Widerspruch zwischen Essenmüssen und Erhaltenwollen noch zuspitzen.

Immerhin, die Geburtenzahl wirkt im globalen Schnitt fast schon postindustriell mickrig, sodass die Vorhersage einer »Bevölkerungsexplosion« inzwischen überholt ist. Irgendwann gegen 2100 könnte der Zenit erreicht werden, die Kopfzahl dann vielleicht sinken.

Zwischen dann und heute liegt für die Menschen ein Jahrhundert, in dem ihr natürliches Lebenserhaltungssystem lebensbedrohlich erkrankt ist. Wenn das keine globale ökologische Krise ist – in der sich jeder Streit lohnt, über Wandel, Technik und Verteilung. Über die Zukunft.

WAS WIR WISSEN

Es gibt Wörter, die man sparsam einsetzen sollte. Katastrophe ist so eines. Trotzdem taucht es im Zusammenhang mit dem Artensterben und der Zerstörung von Wildnis immer wieder auf. Zu Recht?

VON FRITZ HABEKUSS

Afrikanische Elefanten gehören zu den majestätischsten Geschöpfen, die den Lebensraum Erde mit den Menschen teilen. Als die Europäer Ende des 15. Jahrhunderts begannen, den Kontinent auszubeuten, gab es wohl über 25 Millionen der Tiere. Durch Jagd und Vertreibung war ihre Zahl im Jahr 1800 auf geschätzte drei bis fünf Millionen geschrumpft. Heute wissen wir recht genau, wie viele der Riesen noch auf dem Kontinent umherziehen: Es sind weniger als 350.000. Alle 15 Minuten stirbt ein weiterer durch die Kugel eines Wilderers.

Vor allem bei den großen Arten ist der Niedergang der Fauna so nachvollziehbar dokumentiert. Vom Spitzmaulnashorn gibt es nur noch 4800 Exemplare. 1960 waren es noch 100.000, vor der Ankunft der Europäer sogar 850.000. Tiger haben in bloß einem Jahrhundert 93 Prozent ihres einstigen Verbreitungsgebietes verloren. Bis 1986, als der kommerzielle Walfang endete, hatten Walfänger drei Millionen der gewaltigen Meeressäuger getötet – es waren nur noch so wenige übrig, dass sich das Betreiben von Flotten nicht mehr lohnte. Der kommerzielle Walfang war das größte je da gewesene Schlachten von Wildtieren. Obwohl er seit mehr als dreißig Jahren beendet ist, haben sich viele Populationen bis heute nicht erholt.

Elefanten, Tiger, Wale – es sind die großen, emblematischen Spezies, mit denen Naturschutzorganisationen um Spenden werben. Die Sympathieträger sind gut erforscht, es fließt viel Geld in ihren Schutz, und dennoch zeigt sich überall auf der Erde dasselbe: Die meisten Populationen schrumpfen. Der Living Planet Index, eine Studie des WWF und der Zoologischen Gesellschaft London, zeigt: Allein zwischen 1970 und 2012 sind die globalen Wildtierbestände um 60 Prozent gesunken.

Von den knapp 100.000 Arten, die auf der Roten Liste der Internationalen Naturschutzunion stehen, ist rund ein Viertel akut vom Aussterben bedroht. In Deutschland sieht der Trend sogar noch schlimmer aus. Etwa 30 Prozent aller heimischen Wildpflanzen, Meeresorganismen und Wirbeltiere könnten bald für immer verschwunden sein.

Die Listen zeigen aber auch, dass Arten sich erholen können, wenn Naturschutz durchgesetzt wird. Wenn wertvolle Habitate in Ruhe gelassen werden, Straßen so gebaut, dass sie Ökosysteme nicht zerschneiden, Naturschutzgebiete über Korridore miteinander verbunden werden. Seit man ihre Wälder schützt, geht es den Berggorillas besser. In Deutschland setzen Wolf, Kranich und Biber zu einem Comeback an. Es sind Ausnahmen, aber sie zeigen: Artenschutz funktioniert, wenn er politisch ernst genommen wird. Global gesehen verlieren vor allem Spezies, die an eine bestimmte Umwelt angepasst sind, die sich nur von einer bestimmten Wildblume ernähren oder nur in Höhlen alter Laubbäume vorkommen. Der Juchtenkäfer, der mit den Protesten um Stuttgart 21 Berühmtheit erlangte, ist ein Beispiel, die Nachtigall, die dichtes Gebüsch braucht, ein anderes. Ohne Bäume und Sträucher kann sie nicht überleben.

Das Verschwinden der wilden Tiere aus unserer Umwelt ist so unübersehbar, dass Forscher den Begriff Defaunation für das große Sterben erfunden haben. Wer dem Wort durch die Forschungsliteratur folgt, stößt auf vietnamesische Nationalparks, in denen kaum noch ein großes Tier lebt. Bäume können sich hier nicht mehr verbreiten, weil sie für den Transport ihrer Samen auf tierische Unterstützung angewiesen sind. Defaunation bezeichnet Flüsse, deren Wasser trüb wird, weil Frösche und Molche an eingeschleppten Krankheiten zugrunde gegangen sind und deshalb das Nährstoffgleichgewicht gekippt ist. Er meint Riffe, in denen Korallen unter Algen ersticken, weil zu wenige Fische den Bewuchs abfressen.

Die Beispiele illustrieren das zentrale Problem beim Verlust biologischer Vielfalt. Am Ende geht es nicht um den einzelnen Tiger oder Orang-Utan. Es geht nicht einmal um das Verschwinden einzelner Spezies. Vermutlich kann der Planet ohne Eisbären auskommen – auch wenn die Kampagnen der großen Umweltschutzorganisationen etwas anderes suggerieren. Die Gefahr ist größer und subtiler. Sterben nämlich die Arten, kollabieren ganze Ökosysteme. Das ist sicher – bloß wann es geschieht, ist nicht vorhersehbar (siehe Seite 24 ff., Was wir nicht wissen).

Ohne Natur kein sauberes Wasser, keine Luft zum Atmen, keine Nahrung, keine Wälder zum Durchwandern, keine Medikamente aus Pflanzen. Forscher haben auch das auf den Begriff gebracht – keine »Ökosystemleistungen«. Dieser technische Terminus beschreibt eine banale Gewissheit, die Tag für Tag ignoriert wird. Ohne eine funktionierende Umwelt wird dieser Planet für Menschen unbewohnbar sein.

Forscher haben versucht, jenen Wert zu berechnen, den die Natur der Menschheit pro Jahr zur Verfügung stellt. Sie sind auf 125 Billionen US-Dollar gekommen, eine Zahl mit zwölf Nullen. Das Bruttoinlandsprodukt der EU beträgt 16,6 Billionen. Der Gedanke hinter dieser Rechnung ist einfach. Die Menschheit hängt von einer funktionierenden Biosphäre ab. Jeder Akt der Zerstörung ist nicht bloß ein moralisches Problem, er macht über kurz oder lang das Leben auf dem Planeten schwieriger, vor allem für die Bewohner ärmerer Länder. Sie werden von den Folgen der Zerstörung eher und heftiger getroffen als die Bürger der Industrienationen.

Beispiel Fischerei: Obwohl über 90 Prozent der globalen Fischbestände bis ans Maximum befischt werden, gibt es kein funktionierendes Management. Selbst innerhalb der EU liegen die Fangquoten oft deutlich über den Empfehlungen der Experten. Das Ergebnis lässt sich an den Fangstatistiken ablesen. Obwohl die Flotten größer und effektiver werden, gehen die Wildfänge zurück. Das trifft vor allem jene Fischer, die mit kleinen Booten hinausfahren, um mit dem Fisch ihre Familien zu ernähren.

Aber ist das Aussterben von Arten nicht normal? Die Saurier starben ohne menschliches Zutun aus. Stimmt. In der 3,8 Milliarden Jahre alten Geschichte der Erde sind 99 Prozent aller Spezies wieder verschwunden. Allerdings meist durch Aufspaltung in eine oder mehrere Tochterarten – und nicht wie heute durch Ausrottung. Spezies sterben außerdem heute mindestens hundertmal schneller aus als in der Vergangenheit, vielleicht sogar mehr als tausendmal schneller. Eine solche Beschleunigung des Todes hat es in der Erdgeschichte nur sehr selten gegeben. Wissenschaftler haben fünf solcher Massensterben identifiziert, das letzte und bekannteste liegt 65 Millionen Jahre zurück. Damals schlug ein gewaltiger Asteroid auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán ein und beendete die Ära der Dinosaurier. Am heutigen Artensterben ist kein Himmelskörper schuld. »Der Asteroid sind wir«, schrieb die Pulitzer-Preisträgerin Elizabeth Kolbert. Der Mensch destabilisiert das Erdsystem und führt einen Zustand herbei, in dem es unberechenbar wird. Die Motoren der Naturzerstörung sind bekannt, Wissenschaftler haben sie in einem Akronym zusammengefasst: Hippo.

H: Habitatverlust ist der wichtigste Faktor; etwa Lebensraumverluste durch den Klimawandel, die Abholzung der Regenwälder oder das Fluten von Tälern, um Wasserkraft zu gewinnen.

I: Invasive Arten werden von Menschen über den Planeten verschleppt. Sie verdrängen ansässige Pflanzen und Tiere oder übertragen Krankheiten. Seit zwei Jahrzehnten breitet sich ein Hautpilz über die Welt aus, der 99 Prozent der befallenen Frösche und Salamander tötet. Niemand kann ihn stoppen.

P (pollution): Menschen vergiften Lebensräume. Am anfälligsten sind Süßwassersysteme wie Flüsse und Seen. Aber auch Teile der Ostsee, eines Brackwassermeeres, sind im Sommer tote Zonen.

P (population growth): Im Jahr 2100 dürften elf Milliarden Menschen auf dem Planeten leben. Allerdings geraten Tier- und Pflanzenarten schon heute, bei weniger als acht Milliarden Menschen, unter Druck. Neben der Weltbevölkerung steigt auch das globale Konsumniveau, das all diese Effekte noch potenziert.

O (overhunting): Jagd oder Fischerei sind die direktesten Wege, Arten auszurotten. Ein sprichwörtliches Beispiel ist der Dodo. »As dead as a dodo«, sagen die Briten, wenn sie etwas für mausetot erklären. Der flugunfähige Vogel hatte keine Scheu vor den Seefahrern, die 1598 erstmals nach Mauritius kamen. Die freuten sich über leichte Beute. Der letzte lebende Dodo wurde 1662 gesehen.

Die Daten sprechen eine klare Sprache. Das sechste große Sterben ist in vollem Gange. Und anstatt es zu bremsen, wie es sich die Vereinten Nationen vorgenommen haben, beschleunigen wir es noch immer.

WAS WIR NICHT WISSEN

Gerade unsere nächste Umwelt ist uns überraschend unbekannt. Das macht es schwer, die Ökosysteme zu schützen

VON FRITZ HABEKUSS

Die Erde ist ein unbekannter Ort. Das Rätsel fängt mit der einfachen Frage an, wie viele Arten es eigentlich gibt. Bislang sind circa zwei Millionen Tiere, Pflanzen und Pilze wissenschaftlich beschrieben. Ziemlich gut kennen wir die Wirbeltiere, etwa Vögel (10.000 Arten) oder Säugetiere (5500 Arten). Wir sind uns sicher, dass wir die Vielfalt der Elefanten gut überblicken (drei überlebende Arten) und dass die Zahl der Käfer die 350.000 bisher bekannten Arten überschreiten wird. Wir kennen etwa 100.000 verschiedene Pilze, es könnten aber auch fünf Millionen sein. Die Zahl der Bakterienspezies ist allenfalls Gegenstand grober Spekulationen.

Was wir gemeinhin mit der Vielfalt des Lebens assoziieren, sind die auffälligen Spezies, dabei machen die nur einen winzigen Bruchteil aller Arten aus. Um jeden neu entdeckten Halbweltaffen wird ein Bohei gemacht – wie konnte er uns nur so lange entgangen sein! Aber wie steht es um Rundwürmer, die Seeschnecken oder Quallen?

Wie viele Orchideen, Kakteen oder Zypressen noch zu entdecken sind, darüber streiten sich die Experten. Ihre Schätzungen schwanken zwischen fünf Millionen und 100 Millionen unbekannten Arten, wahrscheinlich liegt die Zahl der Spezies mit Zellkern (wozu Tiere, Pflanzen und Pilze gehören) um die neun Millionen. Die Menschheit hätte also gerade ein bisschen mehr als ein Fünftel beschrieben und deutlich weniger erforscht. Bei alldem sind die Bakterien nicht mitgezählt. Sie könnten nach Expertenschätzungen bis zu eine Milliarde Arten umfassen. Diese Zahl ist so fantastisch, dass sie am besten als Maß unseres Nichtwissens zu werten ist.

Sicher ist: Die Menschheitsaufgabe, die belebte Welt zu erfassen, kann mit der Geschwindigkeit ihres Aussterbens nicht mithalten. Die Taxonomen kommen mit der wissenschaftlichen Beschreibung kaum hinterher. Die ist aber die Grundlage jeder Erforschung von Ökosystemen. Zu beschreiben, was in einem Teich, einer Baumkrone oder auf einer Bergwiese vor sich geht, ist unmöglich, wenn man noch nicht einmal weiß, welche Tiere und Pflanzen dort leben.

Die Erforschung von Ökosystemen wird umso bedeutender, je mehr der Mensch in natürliche Systeme eingreift. Schon heute gibt es auf der Welt keinen Ort mehr, der frei wäre von seinem Einfluss. Plastik liegt am Boden der Tiefsee, die Wälder wachsen kräftiger, weil sie durch das Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre gedüngt werden, in der Arktis schmilzt das Eis durch die Erhitzung der Erde.

Trotzdem gibt es weiterhin große Wildnisgebiete, vor allem im Meer und an den Polen. Und auch die menschengemachten Ökosysteme, etwa industrielle Brachflächen, Palmölplantagen oder durchgeforstete Wälder, sind für den Umweltschutz keinesfalls wertlos. Weil aber viele Forscher die Aufmerksamkeit auf jene fernen Regionen richten, in denen Natur noch halbwegs ungestört und sich selbst überlassen ist, wissen wir über nahe gelegene Orte erschreckend wenig.

Ein Ökosystem kann man sich wie ein Kraftfahrzeug vorstellen: Es hat Räder, Rückspiegel und Zylinderköpfe. Jedes einzelne Element trägt dazu bei, dass es fährt. Auf einige Teile kann man verzichten, auf elektrische Fensterheber etwa oder Radkappen. Andere Teile sind wichtig, aber nicht notwendig, wie der Rückspiegel. Fehlt jedoch der Tank, bleibt das Auto liegen. Bei einigen Teilen hat der Verschleiß Folgen: Ist der Reifen kaputt, leidet die Felge. So können auch Ökosysteme zwar Teile einbüßen und doch mehr schlecht als recht funktionieren. Sie können komplett ausfallen oder – und das ist das wahrscheinlichere Szenario – irgendwie weiterexistieren, bloß deutlich schlechter.

Allerdings hinkt der Vergleich an entscheidender Stelle: Beim Auto lässt sich der Zweck jedes einzelnen Teils benennen. Es lässt sich voraussagen, was sein Fehlen bewirken wird. In der Natur sieht das anders aus. Wenn in einem Teich, einer Hochwüste oder einer Feuchtwiese der Großteil der Arten noch nicht einmal beschrieben wurde, ist es unmöglich zu sagen, was passiert, wenn einzelne Spezies ausfallen.

Was wäre, wenn in Deutschland ein Großteil der Insekten verschwände, ein Trend, den in den vergangenen beiden Jahren alarmierende Studien aufgezeigt haben? Was macht es mit den Lebewesen in einem norwegischen Fjord, wenn sie mit Antibiotika aus einer gigantischen Lachszucht überschwemmt werden? Welche Spezies leidet darunter, wenn eine bestimmte Flechte aus einem deutschen Mischwald verschwindet, weil ihr Schadstoffe im Regen zusetzen? Wir wissen es nicht.

Auf solche Fragen haben selbst Biologen kaum befriedigende Antworten. Trotzdem legt der Mensch Sümpfe trocken, fällt tropische Wälder für Viehweiden, sucht am Boden der Tiefsee nach Rohstoffen. Was genau er damit auslöst, weiß niemand. Aber dass der Schaden oft unumkehrbar ist, wissen viele.

Insofern hilft es nicht weiter, auf den gewaltigen Forschungsbedarf zu verweisen und abzuwarten. Wir wissen wenig über diesen Planeten – doch wir wissen genug, um ihn zu schützen.

»MENSCHEN, KÜMMERT EUCH DARUM!«

Soll die Hälfte der Erde zum Naturschutzgebiet werden, oder hilft eine Kohlenstoff-Steuer? Zwei Biologen, die die Welt auf unzähligen Expeditionen erforscht haben, debattieren über Lösungen

EIN INTERVIEW MIT EDWARD O. WILSON UND ANTJE BOETIUS

DIE ZEIT: Frau Boetius, Herr Wilson, Sie haben beide viele Jahre Erfahrung in der Feldforschung. Sie sehen die Zerstörung der Natur mit eigenen Augen und suchen nach Strategien gegen den Verlust der biologischen Vielfalt. Sie, Herr Wilson, haben vorgeschlagen, die Hälfte der Erde der Natur zu überlassen …

Antje Boetius: … dazu habe ich gleich einmal eine Frage: Wo bleibt bei dieser Idee der Mensch? Denken Sie ihn als Teil der Natur?

Edward O. Wilson: Natürlich sind wir ein Teil des Ökosystems. Doch Menschen gibt es noch nicht lange, gerade einmal 300.000 Jahre, und erst vor rund 50.000 Jahren haben wir begonnen, den gesamten Planeten zu besiedeln – gemessen am Alter vieler anderer Arten ist das ein Wimpernschlag. Der Mensch ist eine Pionier-Art, die alle Lebensräume erobert, andere Arten verdrängt, Habitate zerstört. Aber wir sind weit davon entfernt, unsere Wirkung bei der Zerstörung der Erde genau zu verstehen. Wir kennen ja noch nicht einmal den Großteil der Arten auf dieser Welt.

ZEIT: Wenn wir so wenig wissen, woher wollen Sie wissen, wann wir das Richtige tun?

Boetius: Dieses Argument kenne ich aus Debatten mit Politikern oder Vertretern der Industrie. Das Problem ist, dass wir mit dem Handeln nicht warten können, bis wir alles wissen. Dazu fehlt uns die Zeit. Forschen und Handeln müssen zeitgleich passieren.

Wilson: Es ist wie in der Medizin: Wir wissen auch heute nicht alles über Lungenkrebs, aber wenn jemand daran erkrankt ist, behandeln wir ihn. Genauso ist es mit dem Umweltschutz. Wir wissen ja, wie wir Ökosysteme vor der Zerstörung bewahren: indem wir sie in Ruhe lassen.

ZEIT: Sie wollen dazu die Hälfte der Erde unter Schutz stellen. Das klingt, mit Verlaub, ziemlich ambitioniert.

Wilson: Als ich diese Forderung veröffentlicht habe, bin ich davon ausgegangen, dass ich massiv angegriffen werde. Das Gegenteil ist passiert. Ich war verblüfft, wie schnell mein Ansatz angenommen wurde. Umweltschützer sind hungrig nach einer großen Mission. Auf der Welt gibt es viele Tausende von Naturschutzprojekten. Ich kenne mich aus und weiß von dem Schweiß, den Tränen und sogar dem Blut, mit dem selbst kleinste Projekte erkauft sind. Wir sollten eigentlich immer mehr Gebiete schützen, aber das Gegenteil passiert, wir werden langsamer und langsamer. Es sieht überhaupt nicht gut aus. Deshalb habe ich dieses Ziel ausgegeben: Lasst uns die Hälfte der Erde zu einem Schutzgebiet machen. Damit könnten wir 85 Prozent aller Arten auf dem Planeten retten.

Boetius: Wenn ich diesen Vorschlag zu Ende denke, sehe ich allerdings sofort einen Konflikt: Die Menschheit, gerade in ärmeren Regionen, drängt sich auf einem Teil des Planeten und will an die reichhaltigen Ressourcen der anderen Hälfte. Halten Sie Ihren Vorschlag wirklich für realistisch?

Wilson: Das ist die ultimative Frage: Ist es möglich, eine idealistische Vorstellung von der Welt zu erreichen, in der die belebte Umwelt tief im Glaubenssystem der Menschen verwurzelt ist, genau wie der fundamentale Glauben an die Nation oder die Kultur, genau wie die Religion? Ihren Teil der Welt zu retten müsste für die Menschen so wichtig werden, wie es für manche selbstverständlich ist, sonntags in die Kirche zu gehen.

ZEIT: Wie soll das erreicht werden?

Wilson: Mir fallen ein paar Sachen ein, aber mich interessiert zuerst Ihre Antwort.

ZEIT: Ich glaube, dass dieser Bewusstseinswandel mit etwas sehr Einfachem anfängt: damit, dass man die Natur mit ihren Wundern und ihrer Schönheit ganz unmittelbar erlebt.

Wilson: Darf ich etwas aus der Bibel zitieren, aus der Genesis? Da heißt es: »Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels.« Wir brauchen einen Platz in der Wissenschaft, der die Geschichte der Schöpfung feiert. In meiner Vorstellung von einem idealen System gibt es einen quasireligiösen Respekt vor der Umwelt, dem Land, auf dem wir leben, und vor dem Planeten an sich.

Boetius: Ich bin da skeptisch. Glaubenssysteme sind flexibel und verletzlich, manchmal gefährlich, deswegen würde ich lieber von den realen Werten der Natur sprechen und von den Regeln, die wir brauchen, um sie zu schützen. Das ist ein Unterschied. Es gab ja schon menschliche Kulturen, die nach dem Prinzip gelebt haben, nur das Nötigste von der Natur zu nehmen. Aber sie sind verschwunden, weil ihr Gedankensystem nicht mit dem Wachstumsprinzip unseres kapitalistischen Systems vereinbar war.

ZEIT: Es gibt Versuche, den Wert von Natur zu messen. Wenn wir lernen, was ihre Leistungen wert sind, hören wir auf, sie zu zerstören?

Wilson: Ich war eine Weile lang begeistert vom Konzept der Bioökonomie, ich habe zu all diesen ehrgeizigen Wirtschaftsbossen gesagt: Rettet die Umwelt, und ihr bekommt sehr viel zurück, ein Einkommen, mit dem ihr nie gerechnet hättet. Mittlerweile habe ich verstanden: Der Vielfalt des Lebens einen Geldwert zu geben ist ein sicherer Weg, sie zu töten.

Boetius: Stimmt, denn bei sehr vielen Arten und Lebensräumen funktioniert dieses Argument leider nicht. Wenn ich im Sinne ökologischer Nachhaltigkeit gegen Tiefseebergbau argumentiere, kann ich keinen direkten ökonomischen Nutzen der Würmer und Seegurken am Meeresgrund dagegenhalten. Trotzdem müssen wir auch die Tiefsee schützen – auf der Grundlage des generellen Werts von Natur. Und dazu brauchen wir harte Regeln.

ZEIT: Der Natur ihren intrinsischen Wert zurückzugeben klingt zwar wirksam. Ein solcher Bewusstseinswandel wäre allerdings extrem langsam. Sollten wir wirklich darauf bauen, dass die Menschheit erst neue Werte verinnerlicht, um die Umwelt zu retten?

Boetius: Ich denke seit einiger Zeit darüber nach, ob nicht der schnellste Weg zum Artenerhalt ist, endlich damit aufzuhören, fossile Brennstoffe so billig bereitzustellen und zu verbrauchen. Billige Energie ist eng verknüpft mit dem Verlust von Lebensräumen und Arten und die Ursache für den Klimawandel. Wir gehen so zerstörerisch mit dem Land und den Meeren um, weil es so billig ist, aus Regenwald Ackerfläche zu machen und die Meere leer zu fischen. Deswegen bin ich dafür, den Verbrauch von und die Schäden durch fossile Brennstoffe zu besteuern und Subventionen zu stoppen, wo sie Umweltschäden erzeugen.

Wilson: Ich hoffe, Sie haben recht damit, dass man mit Steuern das Problem der billigen Energie in den Griff bekommt. Hier in den USA ist die ökonomische und individuelle Freiheit des Einzelnen fundamental. In der Geschichte des Landes war es stets eine geheiligte Annahme, dass wir uns an den natürlichen Ressourcen bedienen können, damit es uns und unseren Familien gut geht. Diese Annahme wird nicht hinterfragt, was es Leuten wie Donald Trump leicht macht zu sagen: Klar, Leute, wir wollen die wertvollsten Mischwälder der Welt nicht kahl schlagen, aber leider liegt darunter die Kohle, und die ist immer noch wichtig, weil sie so billig Energie liefert.

ZEIT: Dabei haben die USA den modernen Naturpark erfunden.

Wilson: Ja, und der letztendliche Grund, unsere Umwelt zu schützen, ist, dass sie uns hervorgebracht hat. Sie ist unser Erbe. Wir sollten genauso wenig Land zerstören wie Kunstmuseen niederbrennen – abgesehen davon, dass man Kunstmuseen leichter wieder aufbauen könnte. In den USA hatten wir Anführer mit mutigen Visionen, die große Teile des Landes unter Schutz gestellt haben. Heute sind diese Nationalparks Teil des fundamentalen Wertesystems der Amerikaner.

ZEIT: Die Industrieländer konsumieren am meisten Öl, Kohle und Gas, am stärksten leiden Entwicklungsländer unter den Folgen. Es gibt ein globales Gerechtigkeitsproblem. Je größer die Wohlstandsunterschiede in einem Land, desto eher lohnt es sich für einen Bauern, einen Wald abzuholzen. Müssten Sie das Problem der Armut nicht mitdenken?

Boetius: Ja, mit einer Kohlenstoff-Steuer – wie sie zum Beispiel in der kanadischen Provinz British Columbia und in Norwegen eingeführt wurde – tut man genau das. Zum einen wird der Ausstoß von Emissionen teurer – und damit alternative Energie lohnenswerter –, zum anderen kann man die Steuereinnahmen für den Umweltschutz verwenden oder um die soziale Ungerechtigkeit durch die Verteuerung von Energie auszugleichen. Solche Ungerechtigkeiten sind immer die Basis für Konflikte, auch beim Klima- oder Umweltschutz.

Wilson: Das stimmt, es bräuchte aber sehr viele Kompromisse und eine politische Einigung.

ZEIT: Herr Wilson, warum glauben Sie eher an das Umdenken des Einzelnen als an ein Umdenken der Politik?

Wilson: Natürlich brauchen wir mutige Politiker, die so eine globale Bewegung anführen. Und in einem idealen System hätten sie auch eine klare Vorstellung davon, was nötig ist, um die Umwelt zu schützen. Sie würden Naturschutz als Grundlage einer funktionierenden Regierung begreifen und Arten und Ökosysteme als Teil von dem, was ihr Land ausmacht. Wir brauchen aber auch reiche Individuen, die die nötige Forschung fördern. Es gibt 180 Milliardäre in den USA, wir bräuchten nur ein oder zwei …

Boetius: Wir müssen die Gesellschaft verändern, selbst wenn eine Kohlenstoff-Steuer kommt. Das wird nicht einfach. Genauso wenig übrigens, wie die Hälfte der Erde einzuzäunen. Sie haben für unsere Erde einmal die Metapher eines Raumschiffs gebraucht, Herr Wilson. Es gäbe wohl erhebliche Konflikte, wenn man die Hälfte der Decks für die Crew schließen würde, die auf der anderen Seite ein karges Auskommen hat?

Wilson: Ich sage nicht: Macht die Hälfte der Erde zu einem Reservat, und verjagt die Leute daraus. Sondern: Menschen, die ihr da wohnt, kümmert euch darum! Sodass innerhalb dieser geschützten Zonen die Vielfalt des Lebens oberste Priorität hat.

Boetius: Ich sehe das Problem, dass der Reichtum westlicher Länder historisch auf der Ausbeutung ärmerer Länder beruht und auch auf Sklaverei und Kolonialismus. Wir haben global Schulden gemacht an Mensch und Natur, und diese Schulden behindern die nachhaltige globale Entwicklung, denn andere Länder haben aufzuholen. Die Ungleichheit zu überbrücken muss also Teil eines Konzeptes sein, den Planeten zu retten. Auch deswegen halte ich die Kohlenstoff-Steuer für eine gute Idee. Man hätte sofort Geld, mit dem man arbeiten kann.

ZEIT: Eine Kohlenstoff-Steuer richtet sich in erster Linie gegen den Klimawandel. Wie soll sie dem Flachlandtapir helfen, dessen Überlebenschancen sich verschlechtern, weil sein Regenwald gefällt wird?

Boetius: